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Avalania von Gilgory

19. 02. 2023 18: 30

Die Zwergin hatte sich direkt nach der Ansage vom Feldwebel in ihr Abteil zurückgezogen.
Dort lief sie jetzt unruhig hin und her.
Es war alles zu viel! Sie konnte nicht mehr! Sie muss hier raus. Abenkung... Die Wasserfälle
Ja, das ist eine gute Idee....
Aber wie begründe ich das? Wer kann mich decken?
...Kanndra...
Sie war die einzige, die ES auch hautnah miterlebt hatte. Aber wo war sie? Die Zwergin konnte sich nicht erinnern, sie bei der Besprechung gesehen zu haben.
Na ja, weit kann Sie nicht sein.
Ava schnappte sich ihren Hut und verließ das Abteil Richtung Speisewagen. Mit einem vollen Magen lässt es sich besser nachdenken und es beruhigt.
Ihre Gedanken kreisten nur noch um die Wasserfälle.
Ein super Abwechslung, um den Kopf frei zubekommen. Hauptsache weit weg vom Zug, den Geschehnissen, den Toten.

Rabbe Schraubenndrehr

18. 04. 2023 20: 00

Ophelia hatte die Augen aufmerksam auf den Bahnhofsvorplatz gerichtet.
Rabbe war gerade wieder aus dem Gebäude heraus gekommen. Sie wirkte beunruhigt. Noch mehr als zuvor.
Opehlia beobachtete sie mit Sorge.
Die ganze Sache war lustig gewesen, solange sie als Unbeteiligte hatten eher zuschauen können. Etwas nerven konnten bei einer Mission, bei der für sie selbst nichts auf dem Spiel stand. Die Kollegen an Bord waren schließlich fähige, erfahrene Wächter. Es hatte keinen Grund gegeben davon auszugehen, das sie mit der Lage nicht würden umgehen können, was ihr und Rach die Möglichkeit gegeben hatte dies alles eher entspannt und nicht ohne ein gewisses Amüsement mit anzusehen. Ein kleiner Ausflug in alte Tage, ohne die Verantwortung und der Druck der als früher Verantwortliche mit so etwas in Zusammenhang gestanden hatte…
Aber nun waren zwei Personen tot.
Und vielleicht würden noch mehr sterben. Vielleicht würden Wächter sterben bei dem Versuch, andere zu schützen. Cim war entführt worden. War vielleicht schon tot. Sie hatte nie wirklich etwas mit ihm zu tun gehabt, aber er war auch ein Wächter und ein Teil von ihr, der Teil der viele Jahre in der Wache gedient hatte, war besorgt um ihre ehemaligen Kollegen.
„Es ist nicht mehr dein Kampf.“
Ophelia atmete aus. Etwas von der Anspannung floss ruckartig aus ihr heraus. Sie drehte sich um. Ein sachtes Lächeln spielte um Rachs Mund, trotz der Ernsthaftigkeit die im Hintergrund seiner Augen lauerte. Doch im Vordergrund war.. Zuneigung. Stille Freude darüber, das sie zusammen waren. Trotz aller Schwierigkeiten die sie auf ihrem Weg gehabt hatten, trotz des rapide mehr als katastrophal werdenden ‚Urlaubs‘...war es einfach gut. Zusammen zu sein.
Er nahm sachte ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihre Finger, dann sah wieder in ihre Augen. „Wir können Anteil nehmen, wir können aushelfen wo es geht. Aber meine größte Pflicht ist zu dir. Und du hast keine Pflicht gegenüber den anderen Wächtern mehr. Du musst keine Lösungen finden und du musst nichts verantworten. Lade dir nicht selbst mehr auf als du tragen musst.“
Opehlia trat ein wenig dichter an ihn heran und lehnte den Kopf sachte an seinen. Für einen Moment spürte sie nur seine Gegenwart, seine Ruhe. Sie atmete tief. Ein und aus. Spürte wie sich etwas in ihr ausglich, der unterschwelligen Sorge zum Trotz. Dann verging der Moment und sie traten wieder auseinander.
„Hast du deine Sache erledigt?“
Er nickte geschäftsmäßig. „Wenn Vetinari mich wirklich gezielt hier haben wollte, dann muss ich wissen was er von mir erwartet. Oder zumindest glaubhaft sagen können, das er keine Anweisungen gegeben hat wenn ich mich um welche bemüht habe. Es wäre typisch für ihn, alles in der Luft hängen zu lassen und keine klaren Instruktionen zu geben.“ Ein Hauch Ärger schlich sich in seinen Ton. „Die Frage ist nur. Ob und in welcher Form ich Antwort erhalte.“


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Beißend kalte Luft begrüßte Avalania als sie aus der Kutsche stieg. Das tosen des Wasserfalles hatte sie und die anderen Gäste die letzten fünf Minuten der Fahrt schon stetig begleitet. Leider hatte das monotone Plätschern nicht den beruhigenden Effekt den sie sich soweit gewünscht hatte: Statt sie langsam in Entspannung zu wiegen hatte das Geräusch sie nur noch mehr dazu angehalten, sich den schrecklichen Moment immer wieder vorzustellen…

Das entsetzen in seinem Gesicht als das schreckliche Gift ihn zerfraß…

Das Geräusch…

Der Geruch…
Brandiges Fell, Kohlendes Fleisch…

Avalania hetzte aus der Kutsche und sprang geradezu an den Rand des Geländers-
Tosende Fälle begrüßten sie. Die kalte Luft brannte einen Moment in ihrer Lunge und sie sog immer mehr davon ein, konzentrierte sich auf das Gefühl wie ihre Lunge sich mehr mit der kühlen Luft füllte, achtete auf die Gischt die ihr Gesicht benetzte….

Tief, tief atmen…

Bis sie nur noch die Kühle spüren konnte… sie schmeckte das Wasser auf ihren Lippen… sie öffnete die Augen und sah auf das gewaltige Tosen des Wassers hinab. So viel größer und mächtiger als irgendein Zwerg hätte sein können...

Avalania von Gilgory

23. 04. 2023 14: 53

Mit sichtlich auch entspannter Verfassung sah sich Ava um und beobachtete die Touristen, die ohne zur Kenntnisnahme dieser Naturgewalt nur kurz ein Foto an der Reling machen und dann wieder weiter gingen. Solche Banausen.
Während sie so ihren Blick über die Menge schweifen lies, fiel ihr eine Person auf, die immer wieder nervös zu allen Seiten und hinter sich schaute.
Mh ihre Wächtersinne meldeten sich ...
„Avanlania von Gilgory nicht jeder der sich komisch verhält, ist ein potenzieller Verbrecher …“ wies sie sich leise murmelnd zurecht.
Mittlerweile hat sich der Mann mit dem Trenchcoat und den tief ins Gesicht gezogenen Hut die Reling erreicht. Zwei Meter neben der Zwergin.
Er hatte Mühe seinen Hut festzuhalten durch die starken Böen des Wasserfalls. Er bemerkte nicht, dass Ava sich neben ihn gestellt hatte.
„Erstaunliche Naturgewalt, so ein Wasserfall, nicht wahr? Schade, dass es nicht mehr Leute zu schätzen wissen.“ schrie Ava in Richtung des Unbekannten.
Er zuckte zusammen, den Kopf hastig drehend, Schultern hochgezogen. „Wie?! Was? Oh. Äh. Meinen Sie etwa mich?!“ Er blickte sich kurz um, als ob er noch jemand anderen in der Nähe vermutet hätte.
Ihre Blicke trafen sich und erschrocken, sah er schnell wieder weg.
Schweigend standen sie nebeneinander und Ava war sich nicht sicher, ob es sich um eine peinliche Stille oder stilles Genießen der Wasserfälle mit dem tosenden Rauschen und kühler Gischt im Gesicht handelt. Alle Gedanken, Befürchtungen, Ängste werden von den Wassermassen niedergedrückt und man fühlt sich frei.
Mit einem Seufzer drehte sich Ava um und wollte gerade losgehen, als sie einen, mit hochrotem Kopf und wild gestikulierenden Fremdenführer auf, die sie beide zulaufen sah.
„Oh ich schätze der Ausflug ist vorbei und wir müssen zurück“, sagte sie laut.
Aus den Gedanken gerissen, drehte er sich auch um und lies sichtlich die Schultern hängen.
„Ja leider.“ Zusammen gingen sie zur letzten Kutsche, die sie wieder zurückbrachte.

Am Bahnhof angekommen, schaute Ava unmotiviert aus der Kutsche. Draußen wartete das Hier und Jetzt. Sie war sich nicht sicher, ob sie jetzt schon bereit dafür war. Auch der Fremde, der ihr gegenübersaß, zögerte mit dem Aussteigen.
„Da wären wir wieder. Ich heiße Ava“ sagte sie, um die peinliche Stille zu durchbrechen. Und war auch überrascht, dass sie plötzlich so direkt war. Und streckte ihre Hand entgegen um nicht unhöflich zu sein.
„Oh nett dich kennenzulernen. Ich bb bin Bendschi.“ Antwortete er hastig.
Unsicher und nervös schüttelte er die dargebotene Hand.
Ava fiel sofort eine kleine Tätowierung auf der Innenseite seines Handgelenks auf, dass ein verschlungenes Symbol in drei Farben gestochen war. Von der eine leicht schimmerte.
Ihr Interesse war geweckt und sie sah sich ihr gegenüber so unauffällig wie möglich genauer an.
Unter dem dunkelblauen Trenchcoat sah sie einen silbernen Anzug mit Nadelstreifen, dazu trug er ein hellgrünes Hemd und ein tiefschwarzes Dreieckstuch in der Jacketttasche. Eine etwas komische Kombi, aber nun gut, Geschmack ist ja jedem selber überlassen.
An seiner rechten Wange hatte er drei kleine Narben, die nach Kratzspuren aussahen oder präzise Schnitte von einem Messer, die auch bei Foltermethoden genutzt werden. Sie schienen schon recht alt zu sein, da sie auch recht hell waren.
In diesem Kontext gesehen, konnte man noch mehr Narben von Folterungen in seinem Gesicht entdecken.
Kleine Narben an der Lippe, unnatürlich breite Nase und ein Knick im Nasenrücken, so wie verheilte Platzwunden an Augenbrauen.
Seine Augen waren blau, tiefblau und zuckten ängstlich und nervös.
Unter seinem Hut lugten gelockte, hellbraune Haarsträhnen hervor.
Bendschi sah verlegen weg, als sich die Blicke von ihnen trafen.
Wieder diese peinliche Stille.
„Willst d du mit mir einen Kaffee trinken, im Speisewagen?“, fragte er nervös.
„Ja, sehr gerne.“ Antwortete Ava überrascht und doch etwas froh über die Einladung.
So hoffte sie auch den drohenden Ärger von Rabbe, für unerlaubtes Entfernen aus dem Zug, aufschieben zu können.
Mit einem leichten Lächeln verließ sie mit Bendschi die Kutsche und folgte den Touristen, die aus der Stadt kamen, Richtung den wartenden Wagons.

Kanndra

23. 04. 2023 16: 38

Als sie ihren Wagon gerade betreten wollte, fiel etwas an ihr vorbei und knallte auf den Bahnsteig. Um Haaresbreite hätte es sie erwischt und ihren Hut ruiniert. Stirnrunzelnd bückte sich die Zwergin und betrachtete das Ding. Sie erkannte gleich einen Diamantschneider. Doch wieso zu allen Kerkerdimensionen fiel so etwas von einem Zugdach? Sie blickte auf und reckte den Hals.


*Etwas früher*
Die Späherin hatte Ava hinterher gesehen, wie sie in die Kutsche zu den Wasserfällen einstieg. Gerne sah sie die Kollegin nicht ziehen, hatte aber im Gespräch mit ihr gemerkt, dass die aktuelle Leiche der Gerichtsmedizinerin sehr zugesetzt hatte. Kanndra hoffte, dass die kleine Auszeit der Zwergin gut tat und sie sich anschließend wieder im Griff hatte.
Doch was sollte sie nun tun? Die anderen hatten sich irgendwie verteilt und Rabbe war in den Bahnhof gegangen, so weit sie das mitbekommen hatte. Vielleicht sollte sie die Gelegenheit nutzen, um sich von oben einen Überblick zu verschaffen, so lange der Zug stand. Kurzentschlossen stieg sie aus und folgte dem Feldwebel ins Gebäude. Drinnen sah sie keine Spur von Rabbe, aber das kümmerte sie im Moment nicht. Sie konzentrierte sich darauf, nicht aufzufallen und einen geeigneten Weg auf das Dach zu entdecken. Im obersten Stockwerk ignorierte sie allerdings die bequem neben der Dachluke lehnende Leiter. Diese hätte sie erst anstellen müssen und sie wollte nicht, dass sich jemand fragte, wer auf dem Dachboden war. Stattdessen öffnete sie ein Fenster auf der Rückseite und benutzte die einigermaßen stabil aussehende Regenrinne. Oben angekommen konnte sie am Horizont sogar eine Ahnung der Wasserfälle ausmachen. Ein feiner Nebel hing dort in der Luft. Ansonsten war die Luft klar und so konnte sie alles deutlich erkennen. Zum Beispiel die Gestalt, die sich an das Dach des Zuges schmiegte. Kanndra wusste nicht, was diese vorhatte, aber etwas Gutes war es sicher nicht. Flugs nahm die Späherin den direkten Weg zurück und kletterte stattdessen auf den Wagon hinter der Liegenden.
Elisa merkte, dass etwas nicht stimmte. Vorsichtig drehte sie den Kopf und sprang dann fluchend auf. Sie entschied sich zum Angriff, ehe die Wächterin ihrerseits in Aktion treten konnte. Dabei trat sie versehentlich gegen den Diamantschneider, der vom Dach rutschte.

Rach Flanellfuß

23. 04. 2023 19: 29

Rach musste nicht lange warten, als ein Bote mit der Nachricht kam, allerdings war deren Inhalt sehr viel deutlicher als erwartet. Witwenmacher war in der Stadt nicht weit vom Bahnhof in einer der Lagerhallen und er sollte ihn befreien. Und er sollte jede Ressource, die ihm zur Verfügung stand, in Betracht ziehen? Er war nicht ungeübt im Improvisieren, aber die Chancen standen ungünstig. Es war nicht klar, wie viel Personen zu den Entführern gehörten und ob Witwenmacher überhaupt noch lebte. Von Cim war in der Nachricht nicht ein Wort. Doch jetzt hatte er erstmal andere Sorgen. Ophelia wollte er in diese Aktion nicht weiter hineinziehen. Sie gingen eingehakt zurück zum Zug und sie schmiegte sich an ihn. Erst als sie in ihrem Abteil angekommen waren, brach Ophelia das Schweigen.
„Seine Lordschaft verlangt zu viel!“, sagte sie mit leicht erhobener Stimme. „Gibt es niemand anderen?“
Er hatte ihr keine Details genannt, aber sie konnte sich sicher denken, worum es ging. Er war alles andere als begeistert von der Situation, doch es stand außer Frage diese Anspannung auch Ophelia gegenüber zu zeigen. Stattdessen entnahm er so schnell er konnte, seinem Gepäck weitere Giftpfeile aus einem Geheimfach und packte diese zu dem Blasrohr in der Innentasche seines Jacketts. Im Notfall hatte er auch immer noch die Pfeile im Kragen seines Hemdes. Ein kleines Klappmesser und zwei Wurfdolche nahm er noch für den Notfall mit. Einer seiner Palast-Kollegen, der das Lagerhaus aufgespürt hatte, würde vor Ort sein und die hiesige Wache alarmieren, sobald dies notwendig war. Was bedeutet, dass er keine weitere Hilfe erwarten konnte, wenn etwas schiefging. Seine Frau beobachtete ihn aufmerksam und es war ihm fast schon peinlich.
„Sag mir bitte, dass du nicht allein gehst.“
„Das habe ich nicht vor“, sagte er und drehte sich zu ihr, doch noch wusste er nicht, wen er involvieren sollte und überhaupt konnte.
Rach strich seiner Frau mit einem Lächeln über ihre Wange und gab ihr einen Kuss.
„Ich bin bald zurück, Madame“, verabschiedete er sich mit einem Handkuss und entlockte Ophelias besorgtem Gesicht so doch noch ein Lächeln.
Er machte auf dem Absatz kehrt und durchschritt den Zug bis er im Salon ein paar vertraute Gesichter entdeckte.

Der Zwerg beobachtete, wie Rach sich einen Weg über die Fassade nach oben zum Lagerhaus suchte und fragte sich noch immer warum ausgerechnet er mitgekommen war. Doch wenn es um Diskretion ging, war der Hauptmann unberechenbar und Jargon war in seinem Aufzug eine Attraktion für sich. Rabbe war mit der Koordination mit der Bahnhofsleitung beschäftigt und von weder Kanndra noch Avalania waren im Zug auffindbar. Sebulon umrundete das Lagerhaus so bald Rach über der Dachkannte verschwunden war. Er hatte schnell einen Einstiegspunkt entdeckt. Der Plan war es das Rach so viele wie möglich mit seinen Giftpfeilen ausschaltete und wenn nötig half er mit seiner Axt nach. Wenn möglich gab es keine verletzen, es sollte noch etwas zum Verhören übrigbleiben.

Lord Witwenmacher befand sich in einer ungewohnten Situation. Mit einem Strick um den Hals im diffusen licht saß er auf einem Hocker. Seine Hände waren auf den Rücken verbunden und seine Entführer waren nicht zu erkennen. Er hörte Schritte näher kommen und die Öllampen wurden weiter aufgedreht.
Ein Bild eines jungen Mannes wurde vor seine Nase gehalten.
„Erinnerst du dich an ihn?“, fragte eine unbekannte Stimme. „Es ist schon ein paar Jahre her, aber du hast ihn umgebracht“
„Wenn dem so ist, so hat das seine Richtigkeit…“
„In Ankh-Morpork vielleicht“, spuckte ihn sein Gegenüber direkt ins Gesicht.
„Ich weiß nicht wovon du redest.“ Entgegnete das Gildenoberhaupt so gelassen er konnte. Wenn er sich an jeden Auftrag den er jemals ausgeübt hatte erinnern könnte, wäre in der falschen Profession.
„Es reicht. Die Sache wird hier und jetzt beendet.“
Sein Entführer deutet nur ein kurzes Kopfnicken an dem Hocker auf dem er noch eben saß wurde unter ihm weggerissen. Seine Beine wurden gleichzeitig nach vorne weggeschlagen, sodass sich die Schlinge nun fest um seinen Hals zog. Seine Beine lagen zwar am Boden aber mit der Schlinge fest um den Hals und den verbunden Rücken hatte er keine Chance sich aufzurichten. Hier ging es nicht um einen schnellen Tod, er sollte elendig ersticken. Er blinzelte und zählte die Sekunden.
1…2…3
Wie lange konnte er das aushalten?
4…5…6
Was war das für eine Vendetta gegen ihn?
7…8…9
Wenn das einer von Vetinaris schlechten scherzen war…
10…11…12
„Hey was machst du hier?“, sagte einer seiner Peiniger.
13…14…15
Ein kurzen Pfeifen ging durch die Luft.
16...17...18
Er kannte das Geräusch. Giftpfeile!
19…20...21
Kurz darauf ertönte mehrere dumpfe Aufschläge.
22…23…25
Schnelle Schritte kamen schlitternde neben ihm zum Halt.
26…27…28
Die Schlinge lockerte sich und er schnappte nach Luft. Kurz darauf lösten sich die Fesseln um seine Handgelenke und ihm wurde auf die Beine geholfen.
„Kannst du gehen, Herr?“, fragte ihn eine Stimme unter ihm.
Lord Witwenmacher blinzelte dem Zwerg entgegen.
„Ja“, krächzte er und musste husten.
„Bring du ihn hier raus, ich hole Cim“, sagte eine weitere Stimme.
Das Gildenoberhaupt schaute sich schnell um und sah, wie jemand die Giftpfeile bei seinen Opfern wieder einsammelte und kurz darauf, zielstrebig den Raum verlies.
Der Zwerg brummte etwas das sich wie: „Wer ist hier der Vorgesetzte?“, anhörte und führte ihn in die Entgegengesetzte Richtung.

Rach rannte in die Richtung des Raumes, in dem er Cim von dem Dachfenster aus hatte ausspähen können und um ihn war es ebenfalls nicht gut bestellt. Lord Witwenmacher hatte aber die höhere Priorität und vermutlich war die Rettung von Cim nicht mal gewollt. Aber das war nicht sein Problem zumindest nicht hier und jetzt. Er kam langsam der Tür näher und lauschte, während er durch das Schlüsselloch versuchte, die Lange zu erkennen.
Er sah Cims geschundenes Gesicht und zwei Gestalten daneben. Der Wächter war ähnlich gefesselt wie Lord Witwenmacher, doch ohne Schlinge und an die Wand gelehnt. Vielmehr hatte Rach vom Dach aus auch nicht gesehen.
„OK versuchen wir es nochmal“, sagte eine Frauenstimme und blies den Rauch ihrer Zigarette in Cims Gesicht. „Wieviel Wächter sind mit an Bord des Zuges.“
„Nur ich Schätzchen, warum glaubst du mir n….?“, weiter kam der Vektor nicht, als ein weitere hieb ihm die Luft aus den Lungen presste.
„Typisch Wächter, glaubt immer einen für dumm verkaufen zu können.“
„Oh du glaubst gar nicht wie oft das funktioniert“, sagte Cim und lächelte ihr entgegen.
Rach musste unwillkürlich grinsen, während er zwei Pfeile vorbereitete.
„Wenn du es so haben willst, gerne. Wieso bist du im Zug?“
Der dunkle Sekretär drückte langsam die Klinke herunter, während geredet wurde und setzte das Blasrohr an. Den zweiten Pfeil hate er zwischen Finger und Blasrohr geklemmt.
„Schon mal was von Underkafer gehört?“
Die Frau gab einen entnervten laut von sich: „Und ich dachte wirklich du bist anders, das hätte was werden können. Du und ich“
Sie beugte sich zu Cim vor um den Wächter zu Küssen und Rach sah den Moment gekommen einzugreifen. Er öffnete mit einen Ruck die Tür und der erste Pfeil sauste dem Handlanger entgegen. Die Frau drehte sich überrascht zu ihm um und der nächste Pfeil verlies das Blasrohr.
„Scheiss timing“, fluchte Cim halb auf klatschianisch. „Aber was erwarte ich auch von einem Schnösel wie dir…“
„Ein einfach Danke würde reichen, Sir“, sagte Rach nur, während er Cims Fesseln löste.

Rabbe Schraubenndrehr

08. 06. 2023 20: 55

*gleichzeitig auf dem Zugdach*

Kanndras Körper reagierte bevor ihr Hirn verstand warum sie plötzlich auf die Seite sprang. Elisas Dolch zuckte an ihrer Schulter vorbei und Kanndra nutze den Schwung ihrer eigenen Drehung- Sie packte den Arm ihrer Gegnerin gegensätzlich, riss ihn zur Seite und trat ihr gleichzeitig in die Kniekehle. Die Frau stolperte mit einem Fluchen und keuchen als ihr Bein einknickte. Kanndra bemühte sich direkt nachzulegen- Sie versuchte ihre Arme zu packen um sie in einen Klammergriff zu nehmen doch die andere hatte aus dem nichts heraus ein Messer in der Hand-
Kanndra sprang zurück und verfluchte innerlich das sie noch immer das elendige Kleid ihrer touristischen Tarnung trug. Keine gute Kampfkleidung! Ihre Hand glitt zu ihrer Hüfte wo sie normalerweise ihre Pistolenarmbrust hatte, doch natürlich war sie nicht da sondern in ihrer Handtasche die unpraktisch um sie herum schlenkerte...
Die Frau schrie sie an:“Zieh Leine! Das ist meine Tour hier! Verpiss dich!“ Sie drehte das Messer in klassisch Straßen-räuberischer Manier in der Hand und sprang wieder vor. Kanndra wich ihr aus und bemühte sich, wieder Distanz zwischen sich und die Angreiferin zu bringen, bemühte sich, einzuschätzen wie sie die Situation mit möglichst wenig Blutvergießen zum Ende bringen könnte während sie langsam ihre Tasche öffnete, jederzeit auf die Bewegung der Angreiferin achtend.
Normalerweise würde sie sich jetzt als Stadtwächterin zu erkennen geben und die andere klar und deutlich zur Aufgabe auffordern. Aber das war keine echte Option unter diesen Umständen…

Sie schloss die Hand sicher um ihre Armbrust und lief in langsamen Schritten seitlich über den Zug, entgegen gesetzt zu den kreisenden Schritten die ihre Gegnerin machte… Sobald diese sie wieder angriff könnte sie ihr ausweichen und dann-
Sie bemerkte wie jemand auf der anderen Seite den Kopf über den Rand des Waggons streckte und alle Alarmglocken gingen in ihren Kopf los.
Zivilist! Nein! Das ist ja Ava!
Kanndra bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen während ihr Hirn eine blitzschnelle Kalkulation machte ob ein Armbrustbolzen oder eine Axt der Gegnerin mehr Langzeitschäden machen würde als die Fremde etwas vor sie auf den Boden warf und mit einem Mal Rauch über dem Zug aufstieg-
„Verdammt!“ Kanndra hechtete vor und machte die Hände frei, hastig darum bemüht die Fremde im Rauch nicht zu verlieren
„UMPF!“

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Auf seltsame Art hatte die ganze Frustration und Anspannung des Tages sich in diesen Schlag entladen. Ava blickte auf die schattigen Umrisse der japsenden Person herunter soweit es durch den Qualm möglich war, zufrieden mit dem präzisen stumpfen Axtschlag den sie der Fremden wuchtig von unten in die Körpermitte verpasst hatte. Zufrieden faltete die Zwergin ihre Klappaxt wieder zusammen und verstaute sie, als Kanndra zu ihr aufschloss und die Niedergengange bewunderte. „Wow. Du hast sie eiskalt erwischt.“
Ava grinste. „Nur gut das ich gerade herkam… wer ist das? Hat sie den Diamantschneider fallen lassen?“
„...keine Ahnung.“

Daemon Llanddcairfyn

26. 08. 2023 12: 31

Nachrichten flogen durch die Luft. Hin. Her. Eine Anfrage, was zu tun sei. Eine Weiterleitung. Eine Antwort hin. Die Antwort wurde weitergeleitet. Durch den Zug liefen die Schaffner und verteilten kleine Papierstreifen In der ersten Klasse. Und woanders. Der dunkle Sekretär wusste Bescheid. Es war alles im Fluss. Durch die schmutzigen Fenster konnte man sehen, dass verloren geglaubte Passagiere zurück kehrten. Aus den kleinen Papierstreifen ging hervor, dass ein weiterer bereits heimlich zurück gekehrt war. Eine kurze Nachricht wurde auf einen Streifen geschrieben. Niemand hätte erkennen können, was sie in Wirklichkeit befahl. Eine Nachricht ging über die Ebene hin. Kam zurück. Das dünne Lächeln zog nur kurz über das Gesicht des Mannes, als er sah, wie einer der Schaffner durch den Waggon stürmte und die Durchgangstür zum Frachtwagen öffnete. Man durfte es den Schmugglern nicht zu leicht machen.

Ava und Kanndra schauten zwischen sich herab.
"Was genau hatte sie da oben vor?"
"Schauen wir nach."

Es leises Zetern, ein Rumpeln, dann zog der Schaffner einen kleinen, ungelenken Mann in dreckigem, schwarzen Mantel aus dem Frachtabteil in die dritte Klasse.
"Schon gut, schon gut", schüttelte Freund Beuteltasche seinen Entdecker ab. "Hier, ich bezahle ja. Dritte Klasse, dass das klar ist." Der Schmuggler drückte dem Schaffner Geld in die Hand, sah sich kurz um und ging zur Sitzgruppe, in der Bruder Laudes' Platz frei war. Erschöpft ließ er sich auf den Platz gegenüber dem nervösen Mann plumpsen.
"Was für ein Tag", begann er eine kleine Tirade und sah seine beiden gegenüber an. Der junge Mann wirkte etwas unruhig. Hoffentlich machte der keinen Ärger. Und am Fenster saß noch so ein Kauz. Die ließen wirklich jeden im Zug mitfah-
"Sohn einer Mutter!", entfuhr es ihm, bevor er sich zurückhalten konnte.
Ein weiteres kurzes Lächeln huschte über ein Gesicht.

Witwenmacher wurde in ein Abteil geführt, Sebulon und Cim waren bei ihm geblieben. Rach würde eine weitere Nachricht schicken, die wesentlich weiter unterwegs sein würde, als er zu wissen glaubte. Danach würde er zurück kehren, damit sie Witwenmacher zusammen befragen konnten.

Daemon lehnte sich im plüschigen Sitz zurück. Zum Glück hatte er das jetzt alles mal zusammengefasst und die Lage war klar. Von diesem Zustand aus konnte man in Ruhe planen.

Jargon Schneidgut

26. 08. 2023 13: 36

"Die ökonomische Implikation von Tedzos' Herangehensweise ist aber doch, dass er langfristig auf lebende Arbeiter verzichten muss", sagte ein emotional aufgehitzter Jargon, mittlerweile neben seinem Tisch im Salon stehend. "Wenn man bedenkt dass er die Leute, die für ihn arbeiten-"
"Gearbeitet haben-"
"Ja, mutmaßlich, haben - dass er die weder fair bezahlt noch andere sinnvolle Leistungen für sie bringt."
"Erbracht hat", korrigiert Gilbert Pirsch III. ihn erneut und nippte an seinem Getränk. "Aber ganz ehrlich Herr- ähm-"
"Hirahaha" erinnerte sich Jargon mittlerweile zum Glück reflexartig, fast ohne zu blinzeln, und versuchte direkt weiterzureden. "...nachhaltig ist seine-"
"-das ist eben unsere Art in Ankh-Morpork Geschäfte zu führen-"
"-ohne zu berücksichtigen, dass Lebende und Untote eben auch körperliche Bedürfnisse haben-"
"-haben wohl schlicht andere Kulturen als bei uns, da freuen sich alle Arten von Lebewesen-"
"-weiß selbst wie es ist, in einer finanziell prekären Situation zu leben-"
"Ankh-Morpork-Times, guten Tag!"
Die neue Stimme ließ sie innehalten. Jargons Nase war nur noch wenige Zentimeter von der Pirschs entfernt. Sein Gesicht glühte rot, sein Puls war schnell, seine Zähne blitzten beunruhigend. Pirsch blickte finster drein, aber seine Augen ließen nichts als kühle Professionalität durchblicken. Neben ihnen stand Emil Ehrlich, einen eben betätigten Ikonographen sinken lassend.
"Dürfte ich euch beiden ein paar Fragen stellen?"
Jargon räusperte sich und überlegte fieberhaft wie er das Thema wechseln konnte. Er war grade schon viel zu nahe daran gewesen sich zu verplappern und/oder Pirsch zu beißen.
"Natürlich", brummte Pirsch sonor. "Als offizieller Vertreter der Gilde der Händler und Kaufleute bin ich immer offen dafür, offizielle Statements abzugeben."
"Wundervoll Herr Pirsch!", sagte der Reporter und zückte seinen Notizblock. "Wie wird es nun mit der Tedzos-Firma weitergehen, jetzt da er tot ist?"
"Kein Kommentar." Damit hatte Pirsch nicht gerechnet.
Kurz herrschte Stille. Jargon nahm plötzlich einen ungewöhnlichen Geruch wahr - es roch nach Ava, aber irgendwie mit mehr... Dings. Aufregung? Anspannung? Metallpolieröl?
Er sah sich um und sah tatsächlich die Zwergin und ihren Hut auf dem Weg durch den Salon, auf dem Weg zum Speisewagen.
"Ähm", entfuhr es ihm unprofessionell, "Ava, äh, aha, ein sehr schöner Hut, den du da trägst, Frau Zwergin!" Er versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen und sie drehte sich tatsächlich kurz um, mit einem ertappten Gesichtsausdruck der gleichzeitig ausdrückte: Was soll das denn?!
"Ah, du! Sie!", entfuhr es dem Reporter. "Sie habe ich doch gestern gesehen, als Silberrücken gestorben ist!"
Avas Augen verengten sich und sie warf Jargon einen äußerst giftigen Blick zu, was ihn ein wenig überraschte.
"Herr Pirsch, ich komme gleich wieder!" Ehrlich rannte der fliehenden Ava hinterher. Als sich Pirsch III. umdrehte um seinen Gesprächspartner weiter mit seiner Meinung zuzulabern musste er feststellen dass Hirahaha verschwunden war.
"Typisch", brummte er und suchte sich ein neues Opfer einen neuen Gesprächspartner.
Jargon rannte durch die Wagen der ersten Klasse. Er fühlte sich extrem aufgekratzt, und merkwürdig schuldig weil er Ava in diese Situation gebracht hatte. Andererseits waren sie ja auf gemeinsamer Mission hier - und er hatte für den Moment dringend eine Pause verdient. Aber dass er fast Pirschs Kehle herausreißen hatte wollen - er hatte schon das Fleisch und die Adern an seinen Zähnen gespürt - das machte ihn sehr nervös. Das passte nicht zu seinem Pflichtbewusstsein. Oder? Er musste dringend Sebulon finden und mit ihm reden. Wo konnte er nur sein?

Avalania von Gilgory

26. 08. 2023 15: 04

Schnellen Schrittes ging Ava durch das Abteil und versuchte die lästige Zecke von Reporter loszuwerden.
Was hat sich Jargon dabei gedacht, wie konnte er nur!
Emil Ehrlich hetzte hinterher und rief seine Fragen:
"Frau Zwergin, ich brauche nur eine Minute ihre Aufmerksamkeit, um ihnen ein paar Fragen zu der Nacht von Silberrückens Tod. Äh... Das wäre eine super Storie für die Titelseite. Wollen Sie nicht berühmt werden. Warten Sie doch... Das wäre ihre Chance. Geben Sie mir Einzelheiten, alles kann helfen.
Warum waren Sie überhaupt in diesem Abteil? Warum war er überhaupt dort? Hatten Sie ein heimliche Aff...."
Weiter kam er nicht, denn die Zwergin blieb plötzlich stehen und der Reporter lief direkt in sie hinein.
Wie konnte er nur so eine Frage laut im Zug herumposaunen? Hat er sie noch alle?
Ava war sauer. Sie war richtig sauer.
Sie stand vor der Tür des Speisewagons, aber mit dieser Zecke wollte sie Bendschi nicht verschrecken. Und sie selbst wollte nicht länger diese falschen, beschämenden Fragen anhören müssen.
Sie drehte sich schnaubend mit geballten Fäusten zu dem zurücktaumelnden Reporter um.
Sie ging auf ihn zu.
Ehrlich hatte keine Zeit seine Arme zum Schutz hochzuheben, als Ava ihm eine schallende Ohrfeige verpasste, die ihn auf seinen Hosenboden beförderte.
Wütend funkelte sie ihn an: „Wie können Sie es wagen, so etwas zu fragen. Es ist ein Men… Werwolf qualvoll gestorben. Sie gefühlskalter Aasfresser. Wagen Sie es ja nicht mir weiterzufolgen, sonst ziehe ich hier andere Seiten auf.“ sagte sie mit Nachdruck und legte eine Hand auf ihre Gürteltasche, in der die zusammengeklappte Axt ruhte.
Der Reporter rutschte überrascht mit einer Hand seine rote Wange und nickte hastig.
Ohne sich weiter um die Schabe zu kümmern, drehte sich um, blieb kurz vor der Tür des Speisesaals stehen, atmete einmal tief durch und verschwand in den Speisesaal.
Sie ließ ihren Blick durch den halb gefüllten Wagon streifen, als sie ziemlich weit hinten Bendschi verhalten winken sah.
Bevor sie losging, warf sie sicherheitshalber einen Blick hinter sich, aber anscheinend hat der Reporter die Andeutung verstanden.
Mit einem leichten Lächeln setzte sie sich gegenüber von ihrer neuen Bekanntschaft und bestellte beim Ober einen heißen Tee.
„Ich dachte schon, du versetzt mich, Ava.“ Begrüßte er sie leicht verunsichert, aber mit einem erleichterten Lächeln.
"Tut mir leid", begann sie als der Tee schon vor ihr abgestellt wurde, "ich wur... war noch schnell auf Toilette" antwortete sie.

Rabbe Schraubenndrehr

26. 08. 2023 15: 39

„...hier lang Herr Witwenmacher, hier- Hey! Herr Witwenmacher, du kannst- nicht direkt in dein Abteil zurück!“ Sebulon versuchte entnervt, den Gildenchef in die richtige Richtung zu bugsieren, doch dieser ging unbehelligt starren Schrittes zurück zum erste-Klasse Waggon.
„Und ob ich das kann! Ich habe für die erste Klasse bezahlt und die nehme ich auch wahr! Es war unbequem genug bei diesen Delinquenten.“
„Bitte nimm zur Kenntnis, das du dich damit potenziell in größere Gefahr begibst. Eventuelle Mittäter erwarten dich eben dort- in deiner eigenen Kabine.“ Rach sprach in gezieltem Ton, doch eigentlich war es ihm egal. Es gab ein Limit, wie viel Verantwortung er für die Starrsinnigkeit anderer zu tragen bereit war. Und eigentlich wollte er gerade nur noch zu Ophelia zurück...
Sie liefen dem Gildenchef in sein Abteil nach. Cim hatte sich bereits mit den Worten verabschiedet, er würde Rabbe Bericht erstatten und sich dann ausruhen.
Witwenmacher drehte sich entnervt um. „Würdet ihr mich wohl endlich in Ruhe lassen? Ihr habt mich gerettet, besten Dank, das war ja aber auch euer Dschob! Nach diesem Chaos brauche ich erst mal meine Ruhe, das ist ja wohl nicht zu viel verlangt.“
„Gleich.“ Rach schob sich in das Abteil. Der Stammagent schloss die Tür hinter Ihnen.
„Bevor wir dich in Ruhe lassen, wäre noch die Frage, wer deine Entführer waren, Herr. Hast du sie erkannt? Weißt du etwas darüber, wer sie waren oder warum sie dich überfallen haben? Es scheint, das sie den Zug bewusst angriffen um dich zu entführen. Dabei haben sie andere Verletzte und Tote in Kauf genommen. Es muss ihnen ernst gewesen sein.“
Der Assassine warf entnervt die Arme hoch bevor er sich schließlich auf das Tschess-Lonsch fallen ließ. Arrogant, aber doch erschöpft von der Erfahrung. „Woher soll ich das wissen? Habt ihr eine AHNUNG wie viele Feinde ich habe? Es könnten die Cousins der Wesling-Zwillinge sein, Auftrag vor 12 Jahren. Es könnten die Anhänger von Erez-Ukuth gewesen sein, Sonderauftrag vor 2 Jahren. Es könnten Sediment, Kleber oder Felix gewesen sein, allesamt Söhne unterschiedlicher Aufträge in den letzten 20 Jahren. Der Kult der glitschigen Teppichweber ist schon ewig hinter mir her. Mir würden auf Anhieb wahrscheinlich noch 20 mehr Leute oder Organisationen einfallen die etwas auf mich abgesehen haben könnten. Ich hatte eine lange Karriere! Die meisten löschen sich nach und nach immer gegenseitig aus weil sie sich in die Quere kommen!“

Avalania von Gilgory

29. 10. 2023 19: 19

Das sanfte Rütteln des Zuges, der mittlerweile wieder die Fahrt aufgenommen hatte, was eine beruhigende Wirkung auf die meisten Fahrgäste hatte, kam bei der Zwergin noch nicht an. Ihre Hände zitterten, als sie die warme Teetasse umfasste.
Schnell schaute sie zu Bendschi, der sie mit einem besorgten anschaute.
Ihre Blicke trafen sich, Ava wendete erschrocken ihren Blick ab. Oh, man wie peinlich, hat er es bemerkt?
Warum glühen meine Wangen denn so... oh Gott oh Gott oh Gott.
Plötzlich spürte sie seine Hände auf ihren. Als sie hochschaute, lächelte er sie ebenfalls an. Erleichtert stellte Ava fest, dass auch er leicht gerötete Wangen hatte.
Auch wenn er nicht wissen konnte, was gerade passiert ist, beruhigte sie diese Geste von ihm sichtlich.
Normalerweise hätte sie reflexartig ihre Hände weggezogen, aber das fühlte sich irgendwie wohltuend und gut an.
„Hättest du gerne ein Stück Kuchen zu deinem Tee?“, fragte er unvermittelt.
„Ähm Ja, gerne. Aber keinen mit Obst bitte.“ gab Ava zurück.
Den restlichen Nachmittag verbrachten sie beide im Speisewagen, tranken viele Tassen Tee und probierten sich durch sämtliche Kuchenvariationen, redeten und lachten über alles Mögliche zusammen.
Die Zeit verflog wie um Flug und als es draußen dämmerte und die Lichter im Speisewagen angingen, tippte jemand der Zwergin bestimmt auf die Schulter.
Ava lachte gerade über einen Witz, als sie ihren Kopf zu der störenden Person umdrehte und erstarrte augenblicklich. Eine sichtlich wütende Rabbe stand neben ihr und zischte durch Zähne: “Ma’am, ich sollte Sie daran erinnern, dass nach Dusch-Plan ihr Intervall beginnt. Sie hatten sich auch extra noch die 5 Minuten heiße Wanne mit Euk...”
mit hochrotem Kopf stand Ava sofort auf und machte sich drauf und dran Rabbe zu folgen.
Drehte sich aber noch mal zu Bendschi um, “Entschuldige, ich... ich muss gehen. Wir sehen uns, ähm, bestimmt. Hier im Zug. Tschau.”
Und mit diesem Worte ließ sie ihn zurück, mit einem flauen Gefühl im Magen, ob er ebenso diesen Nachmittag genossen hat und folgte Rabbe aus dem Speisewagen.

Rach Flanellfuß

29. 10. 2023 22: 35

Rach starrte aus dem Fenster, während er eigentlich seinen Bericht an Lord Vetinari fertigstellen wollte. Ophelia saß ihm gegenüber und nutze die Zeit, um die vorbeiziehende Landschaft zu zeichnen. Und diese veränderte sich langsam und es war deutlich, dass sich der Zug Überwald näherte. Es war schon vor Beginn der Reise klar, dass die Route durch Überwald gewisse Gefahren barg, schließlich war Racul, Peiniger und Entführer seiner Frau dort im Exil. Zumindest war das die Informationen, die er bekommen hatte und er wünschte sich derzeit nichts sehnlicher, dass diese Information falsch war und der Vampir weit weg auf einer Insel mitten im Drehwärtigen Ozean war. Er wandte sich wieder seinen Notizen zu und wippte mit dem Stift zwischen seinen Fingern. Bevor die Fahrt weiter gegangen war, hatte es noch mal etwas Tumult am Zemphiser Bahnhof gegeben. Die Klackertürme waren regelrecht verstopft mit Nachrichten an die Eisenbahngesellschaft und einige Passagiere hatten sich entschieden den nächsten Zug zurück nach Ankh-Morpork zu nehmen, zumindest die, die es sich leisten konnten und keine wichtigen Geschäfte in Genua erwarteten. Und dann war da natürlich noch der zerstörte Waggon und somit fehlten ein paar Abteile für die erste Klasse, unter anderem das von Herrn Schräg. Das Oberhaupt der Anwaltsgilde hatte gleich die Gelegenheit ergriffen und der wütenden Menge seine Dienste angeboten. Womit zu den Erstattungsforderungen noch Rufe nach Schmerzensgeld laut wurden. Rach strich sich kurz über die Stirn, wo ihn die Kette erwischt hatte, und war froh, dass er so glimpflich davongekommen war. Der Lokführer hatte es so eilig weiterzukommen, dass es unwahrscheinlich war, dass der beschädigte Waggon genauer untersucht worden war.
Verdächtig, wenn man genauer darüber nachdachte.
Ob Rabbe schon die Passagierliste durchgegangen war?
Er runzelte bei dem Gedanken kurz die Stirn und bereute es sofort. Er war zwar glimpflich davongekommen, aber die Kopfschmerzen würden ihn sicher noch eine Weile begleiten. Er legte den Stift ab. Seit sie Zemphis verlassen hatten, verlief die Fahrt recht ereignislos und er fühlte sich so nutzlos. Die Diebin oder Attentäterin wurde der Wache in Zemphis übergeben, und Sie würden erst im Bahnhof von Bums Nachrichten beim Klackerturm abrufen können. Rach konnte also keine Informationen beschaffen und musste sich auch noch auf seine Kollegen in Zemphis verlassen. Bei dem Gedanken musste er kurz lachen und strich sich frustriert durch die Haare. Die Wächter waren seine Kollegen und so komisch der Gedanke auch noch immer war, der Witz ging auf seine Kosten.
"Was ist so amüsant, wenn ich fragen darf?" Ophelia sah von ihrer Zeichnung auf und er hatte ihre volle Aufmerksamkeit.
Er räusperte sich schnell und sah auf seinen Bericht.
"Was meinst du, wie seine Lordschaft auf die Nachricht reagiert, dass schon zwei der Handelsvertreter gestorben sind? Dass dem Zug ein ganzer Wagon fehlt? Dass Lord Witwenmacher entführt wurde…"
"Und gerettet wurde", unterbrach Ophelia ihn. "Ich weiß nicht, was daran komisch sein soll. "
"Natürlich nichts, aber ich habe mir schon überlegt, was Jules dazu sagen würde", grinste er seine Frau nun an und tatsächlich amüsierte ihn auch der Gedanke an seinen besten Freund und wie er die Situation wohl handhaben würde.
"Ah so ist das also", entgegne Ophelia nun ebenfalls mit einem Lächeln, "Was für eine Wette hast du dir ausgedacht?"
"Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen?", fragte er gespielt empört und sie zwinkerte ihm nur zu, "Die Wette lautet leider, dass unser oder zumindest mein Urlaub spätestens in Bums vorbei ist und glaub mir, Jules Schadenfreude kennt keine Grenzen"
"Dann sollten wir das Beste aus dem restlichen Urlaub machen, oder etwa nicht?"
Ophelia war bei ihren Worten aufgestanden und streckte ihm auffordernd ihre Hand entgegen und er ließ sich sicher nicht zweimal bitten.
"Wie du wünschst, Madame"

Rabbe Schraubenndrehr

01. 11. 2023 19: 54

Es wurde kälter.

Der Zug rollte durch die Landschaft, pflügte seinen Weg über Felder, durch Wälder, vorbei an Flüssen und kleineren Ortschaften…

Der Himmel war grau.

Die Tage zogen dahin und die Wachsamkeit der Wächter ließ mit jedem Tag nach. Nach Silberrückens Tod waren sie sicher gewesen, das weitere Angriffe kommen würden, das der Zug überfallen würde, Witwenmacher erneut angegriffen werden würde, die Berge für einen Hinterhalt genutzt werden würden…

Der Zug rollte stetig auf Überwald zu. Alkohol wurde serviert, die Passagiere beruhigten sich nach und nach und Bedzos grausiges Ende wurde zu einer weiteren Geschichte während einer langen Zugfahrt in einer interessanten Welt…


Rabbe klebte den Umschlag zu und legte ihn in eine Mappe. Im Grunde hatte sie Wilhelm aus reiner Langeweile geschrieben. Es war schwierig, die ganze Zeit die Verantwortung über so eine Mission zu haben, wenn ein Notfall den anderen jagte, doch es war noch schwieriger wenn gar nichts passierte.
Sie blickte aus dem Fenster.
Dicke Flocken fielen vom nächtlichen Himmel. Vor wenigen Stunden hatten sie durch Zweihemden gefahren und natürlich hieß Überwald sie mit Schnee willkommen.

Sie stand auf um sich einen Kaffee zu holen als sie plötzlich quer durch den Raum geworfen wurde und der Zug ein gewaltiges Pfeifen ertönen ließ.

Es war als wären alle Sorgen auf einen Schlag in plötzliches, dringendes Handlungsmomentum umgeschlagen. Rabbe rannte durch den Zug, vorbei an panischen Leuten, mit zunehmender Schwierigkeit über herunter gefallene Gepäckstücke und zunehmenden Ärger vorbei an jenen besser betuchten die sich in dieser Situation über mangelnden Service beschwerten…
Rabbe sprang aus dem Zug. Jargon hatte sich ihr in Werwolfgestalt angeschlossen und sie rannten an die Nase des Metall-Umgetüms-
Wo die Schaffner auf einen großen Troll einredeten. „Nein! Wollen wir nicht! Bitte gehen Sie endlich vom Gleis runter! Sie befinden sich auf Gelände der Hygienischen Eisenbahn, das ist strafbar!“
Der Troll grummelte unverständliche Dinge, bis Rabbe endlich in Hörweite war. Als sie näher kam, blickte er erfreut zu ihr herab. „Ah! Mensch! Wolle Rose kaufen?!“

Rach Flanellfuß

27. 01. 2024 19: 30

Igor wurde unsanft aus seinem Mittagsschlaf geweckt, als der Zug mit einer ziemlichen Vollbremsung zum Stehen kam und seine Kiste regelrecht auf den Boden krachte. Nun lag er zusammengestaucht in der Box und fluchte ausgiebig.
"Wiffen nicht mal wie man einen richtig fichert!"
Gedanklich zählte er die Tage, die sie schon unterwegs waren, schmatzte kurz an einem seiner Finger und steckte diesen aus einem der Luftlöcher der Holzkiste. Es war deutlich kälter geworden und seine Nähte sagten ihm, dass es nicht mehr weit war. Er hatte genug Unannehmlichkeiten durchgemacht und an der Zeit nach Hause zu gehen. Kurzentschlossen packte er sein Brecheisen und hebelte die Kiste von innen auf. Der Igor streckte sich ausgiebig, bevor er sich im Halbdunkel des Gepäckwagens umsah.
Seine Kiste war von einer größeren Box gerutscht und allgemein herrschte einiges an durcheinander.
"Nicht ein Feil wurde hier benutzt, unfaffbar!"
Er verschloss seine Kiste wieder mit seinem restlichen Hab und Gut und benutze das Brecheisen als Hammer. Die Kiste war noch gut und das Porto schließlich bezahlt, also sollte diese auch zu Wir sind Igors geliefert werden.

Als der Zug ein weiteres Mal ungeplant stoppte, hatte Rach kein gutes Gefühl. Er war zu der Zeit mit Ophelia im Salon gewesen und froh, dass die Sessel so gut gepolstert waren, sonst hätte er sich vermutlich die nächste Kopfverletzung zugezogen. Kurz darauf war Rabbe oder "Nean Garruk" korrigierte er sich an ihnen vorbeigerannt und nun stapfte er ebenfalls durch den Schnee. Mit jedem Schritt merkte Rach, wie Wasser in seine Schuhe drang und seine Füße zu regelrechten Eisklumpen wurden.
"Da geht das paar Schuhe dahin", seufzte er und kickte den Schnee vor sich her.
Als er wieder aufsah, konnte er langsam erkennen, was bei der Lok los war. Rabbe diskutierte mit einem riesigen Troll, der einen großen Strauß roter Rosen in der Pranke hielt. Der Troll hatte eine dunkle Färbung mit hellen Einschlüssen, die fast wie glitzernde Knoten aussahen. Neben ihr saß Jargon in seiner Wolfsgestalt. Die beiden Lokführer hingegen waren in der Lok am warmen Feuer und rauchten.
"Was ist los?", fragte Rach nur als er zur Gruppe aufgeschlossen hatte, und Rabbe drehte sich zu ihm um.
"Der Troll hier, Knotenschiefer, sieht nicht ein, die Gleise zu verlassen."
"Wolle Rose kaufen?", fragte der Troll und blickte nun ihn, als potenziellen neuen Kunden an.
"Da so geht das schon die ganze Zeit! Man könnte meinen, bei der Kälte wäre die Kommunikation mit einem Troll leichter." Bei ihren Worten umarmte Rabbe sich selbst und rieb ihre Oberarme, um wieder warmzuwerden.
"Wolle Rose kaufen?"
"Es ist schon beachtlich, dass du seinen Namen bekommen hast."
"Ich Knotenschiefer! Wolle Rose Kaufen?!"
"Find wir fon an Bad Fchüfchheim vorbei?", fragte jemand hinter ihm die Lokführer, denen kurz ein Schrei entfuhr.
"Uff nur ein Igor", sagte einer von ihnen.
"Wo kommt der auf einmal her?", fragte der Andere.
"Ich war im Gepäckwagen", sagte der Igor nur, "Und find wir fon an Bad Fchüfchheim vorbei?"
"Verstehst du, was er sagt, Erik?"
"Bad Schüschein sein viele viele viele eins Kilometer von hier", antworte der Troll zur Überraschung aller anwesenden.
"Sieh an, er kann doch noch mehr sagen", sagte Rach amüsiert, doch Rabbe fluchte nur und warf die Arme nach oben. Jargon neben ihr knurrte zustimmend.
"Alfo etwa fehn Kilometer?", fragte nun der Igor direkt den Troll.
Knotenschiefer schien kurz nachzudenken und nickte langsam, bevor wieder seine altbewährte Frage stellte: "Wolle Rose kaufen?"
Rach sah wie Rabbe mit den Zähnen knirschte und er kannte den Anblick nur zu gut, denn dieser Blick galt oft genug ihm.
Der Igor achtete nicht auf die Frage, sondern deutete nur mit seiner Hand wage in die Richtung, aus der der Troll gekommen war und als Knotenschiefer ein weiteres Mal nickte, setzte der Igor sich in Bewegung.
"Nun, was kostet denn der ganze Strauß?", fragte Rach an den Troll gewandt und erntete ein breites funkelndes Lächeln.

Jargon Schneidgut

17. 03. 2024 13: 46

Nach und nach wurde Jargon bewusst, dass es vielleicht nicht die beste Idee gewesen war, sich direkt in seinen speziellen Pelzmantel zu werfen.
Klar, eine Vollbremsung des Zuges stellte ja eine Ausnahmesituation dar - und klar, er war jetzt seit Tagen quasi in seiner Kabine und seiner dummen dummen dummen nervigen aaaargh Rolle gefangen - und klar, er war jetzt in Überwald, einem Land dass nicht nur durch die eigene Geografie- und Ökologie an seinen Werwolfhaaren zerrte, sondern auch durch seine persönliche Geschichte - und klar, Vollmond war nur wenige Tage hin - und klar, es war mittlerweile unerträglich geworden jeden Tag den unglaublich nervigen Gesprächen seiner Mitfahrenden Erste-Klasse-Fahrgästen zu lauschen- äh-
Aber.
Aber?
Der Troll sagte: "Einhunderttausend Ankh-Morpork-Dollar in bar."
Jargon entfuhr ein Bellen.
Dann herrschte kurz bedröppeltes Schweigen.
"Einhunderttausend Dollar?" fragte Rach dann und leckte sich die Lippen. Wie tötet man am schnellsten einen Troll-, dachte er.
"Ist guter Strauß!", sagte der Troll und hielt ihn hoch. Bei genauerer Betrachtung (und, in Jargons Fall, Beriechung) stellte sich der Strauß als ein grün-rot-bemalter Knüppel aus Holz heraus. Die Farbe war an einigen Stellen abgeplatzt. War das rote Farbe? Alle Beteiligten hofften es.
"Soviel Geld haben wir nicht", sagte Rach schlicht, in der Hoffnung dass dies den Troll dazu bewegen würde seinen Posten aufzugeben. "Wenn du nun also bitte Platz machen würdest für den Zug..."
"Muss aber Rose verkaufen!", beharrte der Troll, "Ist einzige Einkommensquelle, ich haben Familie und Energiekosten für Firma immer teurer werden, du wissen schon."
Rabbe wandte sich an die Lokführer. "Wie weit ist der nächste Sicherheitsposten weg?"
"Der Klacker funktioniert nicht", sagte Krumbeil kopfschüttelnd, und deutete auf den in weiter Ferne zwischen den Bäumen herausragenden Turm. "Ich hab's schon versucht." Er kratzte sich am Kopf. "Äh, vielleicht könnten wir eine Art Kollekte von den Fahrgästen sammeln und-"
Erik, sein Kollege, musste lachen. "Das wär' dann ja wie'n Überfall!"
Knotenschiefer hatte das wohl gehört, wie auswendig gelernt begann er zu rezitieren: "Nein, kein Überfall oder Raub. Ich nur verkaufen. Ich niemanden überfallen, nie, ich nur verkaufen meine Rose. Ich kein Verbrecher, ich nur Verkäufer. Ich nie nichts getan, niemals. Kein Überfall. Nur Verkaufen."
Rach und Rabbe und Jargon sahen sich an und erkannten überdeutlich eine klassische Ankh-Morpork-Straßenräuber-Strategie. Jargon winselte, dann knurrte er leise.
Knotenschiefer spürte eine subtile atmosphärische Veränderung. Er fügte hinzu: "Also du jetzt bezahlen, sonst ich muss mündliche Abmachung einfordern per, äh." Das Gesicht des Trolls verzog sich in angestrengter Nachdenklichkeit. Er sah sich um, sah die vielen Bäume. "Wald." Er hielt kurz inne. "Gewalt!"

Rabbe Schraubenndrehr

17. 03. 2024 15: 06

„Was ist hier los?“
Jargon blickte zu dem Neuankömmling auf, welcher eben wohl von Rabbe hergeholt worden war. Groß, roch nach Fisch und billigem Tabak. Sein schlecht sitzender beiger Mantel war muffig und hatte Senfflecken. In seiner Hand glänzte eine Dienstmarke.
„Wolle Rose kaufen?“
Jargon kämpfte gegen den Drang, dem Troll ins Bein zu beißen. Es könnte ihn die Zähne kosten wenn er dem nachhinge und würde den Troll nicht im geringsten Interessieren. Der Geschmack wäre wahrscheinlich auch nicht angenehm…
„Rosen? Nein! Herr Troll, du stehst diesem Zug unrechtmäßig im Weg! Nach Besitzrechten der Hygienischen Eisenbahn und überländlichen Passierrechten großer Eisenrösser und deren Fahrgäste ist dein Verhalten als Wegelagerei anzusehen!“
Jargon hörte sich selbst leise Jaulen. Überländische Passierrechte großer Eisenrösser? Was?
„Ich keine Wege verkaufe mit Lager nich’, verkaufe Rosen! Ihr nur Rosen kaufen, ich gehen. Mein Verkaufsstand war vor euch auf diesem Gleis.“
Marschall Samtpfote stemmte seine Hand in die Hüfte was einen merkwürdigen Influx an Fischbrötchengeruch hervorrief. „Herr Troll, du bist ausdrücklich aufgefordert das Gelände der Eisenbahn zu räumen, dies ist Privatbesitz. Wenn du dich dem widersetzt werde ich dich festnehmen!“
Der Troll ließ ein dröhnendes Lachen ertönen. „Du zeigen Gesetz das ich nicht können verkaufen Dinge in meinem Garten. Mein Garten vor Eisenbahn hier war. Und wer wollen mich verhaften? Ihr kleinen Kiesel gegen richtigen Troll?“

Rach beobachtete die Situation angespannt.
Der Zug musste weiter. Aber Marschall Samtpfotes Bemühungen schienen ihm, als würden sie die Situation nur verschlimmern. Er wechselte dazwischen, wahllos regionale, dubios klingende Gesetzte aufzuzählen („Paragraph 3 der Bad Schüscheiner Platzverordnung verweist Steine von der Fähigkeit, Eigentum zu besitzen“ oder auch „Nach dem Pakt der Sto Ebene mit Überwald 1837 dürfen wandernde Händler bestehende Handelsrouten nur dann selbst überfallen wenn alle Beteiligten Teil der internationalen Handelsgilde sind und dadurch keine Fischwaren verzögert werden…“), und dem Troll unsinnig zu drohen, wenn dieser seine Aussagen entwertete, ignorierte oder auslachte. Indes war Jargon noch immer in Wolfsgestalt zwischen ihnen, abwechselnd knurrend und wimmernd, und inzwischen so schien, als wollte der den Wächter aus Zemphis selbst angreifen um seiner Litanei ein Ende zu machen. Von Rabbe war keine Spur mehr zu sehen und Rach sah sich erneut in der Position, mental durchzugehen, welche Gifte er dabei hatte und welche davon eventuell einen Troll ausschalten könnten…

Jargon merkte auf und lief auf einmal hinter den Zug. Rach folgte ihm mit den Augen und wenige Minuten später trat er wieder hervor, menschlich, in eher schlampig wirkenden, losen Klamotten die eher hastig angezogen schienen. Er schritt zügig und offensichtlich verärgert auf die streitenden zu.
„So! Erstens! Die Bad Schüschein Verordnung hat allen Silizium-basierten Lebensformen das Recht EINGERÄUMT Besitz zu haben! Zweitens, geht es beim Überfall der Handelsrouten um FRISCHWAREN, zu denen Fische zwar zweifelsfrei gehören, die aber auf der Ebene eher selten Transportgut sind! Und drittens, Herr Troll, über sämtliche Rechte mit dir können wir nur verhandeln wenn du im Zentrum deines Eigentums bist. Wir wollen deine Rechte respektieren, stelle dich also bitte im Wald auf das Zentrum deines Landes. Wir fahren dir dann mit dem Zug hinterher damit wir eine faire Abmachung treffen können, einverstanden?“
Der Troll starrte einen Moment nachdenklich und nickte dann zustimmend. „Das richtig klingt. Ich immer ge-wald bereit bin. Und dann ihr kaufen Rosen!“
„Genau, Herr Troll. Bis gleich, wir machen uns sofort bereit.“
„Moment, ihr könnt doch nicht-“
Rabbe packte den Marschall von hinten und hielt ihm den Mund zu während sie den protestierenden fortzog. „Bis gleich Herr Troll!“