Multi-Mission

Optionen

Du bist nicht korrekt angemeldet!


Zum letzten Beitrag
Zum Foren-Thread zu dieser Multi

Teilnehmer


Anzahl zu zeigender Abschnitte (aktuell alle):
5 | 10 | 15 | alles (85)


Rabbe Schraubenndrehr

21. 11. 2021 0: 42

Es war eine finstere Nacht wie sie in Ankh-Morpork nicht finsterer sein konnte: Der Lärm, der Schmutz und das Licht des Nachtlebens verdrängte den Schutz der Nacht und man konnte auch in der Mitte der größten Dächer noch etwas sehen. Der Mond war hinter Wolken verhangen was zumindest ein wenig Schutz bot, doch die Anziehung des Straßentheaters bot wie immer den größeren Schutz. Auf dem Hier-Gibts-Alles-Platz wurde das Fest der Aufgehenden Sonne des Größeren-Zahns-Als-Aah gefeiert während auf der anderen Seite der Markt der dunklen Olivenbauern stattfand...

Rabbe Schraubenndrehr war in Ihrer Funktion als Dunkelwächter dabei gewesen ein Ziel zu beobachten, als sie aus dem Nichts gepackt und gefesselt wurde. Ihre Gegner waren in der Überzahl und hatten sie gänzlich überrascht, und nach kurzer Zeit fand sie sich gefesselt und geknebelt durch eine Gasse gezerrt. Der Fakt dass ihr Kollege, Cim Bürstenkinn, hinter ihr her gezerrt wurde machte ihr wenig Hoffnung der Situation zu entkommen...

Über Dächer, durch Gassen und durch einen Keller, dann ein schmales Treppenhaus hoch…
Rabbes Schultern brannten doch der Knebel war schlimmer, die Situation war schlimmer. Nach ihrem Orientierungssinn müssten sie im Palast oder einem nahem Gebäude sein. Eine der Gilden? Wenn die Assassinen genug von ihnen hätten wären sie bereits tot, allerdings hatten sie in den vergangenen Jahren mit vielen Assassinen gekämpft und die Männer die sie überwältigt hatten waren besser. Sie hatten sich unsichtbar und leicht wie Rauch bewegt bis sie plötzlich Granit geworden waren…
Sie wurden aus dem schlecht verputzten Treppenhaus in eine Art Vorraum gebracht und Cim machte ein gequältes Geräusch. Wusste er wo sie waren? War dies der Palast? Waren sie im Begriff in die Skorpiongrube geworfen zu werden? Oder zu den Kätzchen!?

Die Tür wurde geöffnet und sie wurden vor Lord Havelock Vetinari gezerrt. Man setzte sie umständlich auf Stühle was sich mit den Ketten als äußerst unbequem erwies.
Der Patrizier schrieb.
Rabbe hatte ihn bisher nur einmal gesehen, und das aus der Ferne. Er sah aus wie ein sitzendes Rasiermesser. Es war vier Uhr morgens und er sah aus, als ob er immer um diese Zeit hier wäre.
Der Patrizier machte eine weitere Notiz und sah dann wie beiläufig auf. Er sah zwischen ihr und Cim hin und her und seufzte leise. “Ist das nötig?”
“Es schien am einfachsten.”
“In der Tat.” Er lehnte sich zurück. “Feldwebel Schraubenndrehr, Oberfeldwebel Bürstenkinn. Es ist bedauerlich das es notwendig war euch zu dieser Stunde hier her zu bringen.”
Rabbe grummelte. Schließlich war es nicht so als hätten sie eine Wahl gehabt.
Der Patrizier machte eine Miene als wäre ihm jetzt erst aufgefallen dass sie gefesselt waren. “Ah. Ihr könnt natürlich nichts erwidern. Siegfried, nehmt ihnen die Fesseln ab, ich bin sicher die Wächter können sich benehmen.”
Ketten und Knebel wurden nicht eben sanft entfernt doch Rabbe wollte nicht wagen den Herrscher Ankh-Morporks sofort zu kritisieren
“Was zur Hölle fällt dir ein uns so hierher zu holen? Wir waren gerade dabei Jemanden dingfest zu machen!” Cim schien keine solche Bedenken zu haben. Er war auf die Füße gesprungen und funkelte den Patrizier wütend an. Dieser blickte kühl zurück. “...ich dachte ihr wärt lebendig geringfügig nützlicher als wenn ich euch direkt wegen Vigilantismus hinrichten lasse. Euch und euer drittes Mitglied. Von dem ich genau weiß wo es ist. Wenn ihr nicht den nötigen Respekt walten lassen könnt ändere ich meine Entscheidung aber eventuell.”
Cim grummelte. Tussi war im Ausland aber die Drohung war offensichtlich. Er trat einen respektvollen Schritt zurück und salutierte mit zusammengebissenen Zähnen. “Oberfeldwebel Bürstenkinn, Härr, Zu Diensten, Härr.”
Vetinari verzog keine Miene, blickte aber zu Rabbe. Sie knirschte mit Zähnen, tat es Cim aber nach.

Vetinari schien befriedigt. Er blätterte kurz in einem Dokument. “Kommen wir zur Sache.” Er schien noch einmal etwas nachzulesen und sah dann wieder auf. “Ihr werdet mit Hauptfeldwebel Samaxsohn, Chief-Korporal Schneidgut und drei weiteren Wächtern eurer Wahl übermorgen den Gennua-Express besteigen und euch in Verkleidung unter die Leute mischen. Im Zug befinden sich wichtige Handelsreisende aus Klatsch sowie einige prominentere Lordschaften aus Ankh Morpork. Eure Aufgabe ist Personenschutz. Wir gehen von regelmäßigen Überfallversuchen ab der Sto-Ebene aus und von gezielten Anschlägen ab Zemphis. Der Stammagent und der Rechtsexperte erhalten gerade Nachrichten über den Auftrag. Wir gehen von konkreten Mordversuchen aus. Hier sind eure Fahrkarten für unterschiedliche Klassen damit ihr euch aufteilen könnt.”
Wie aus dem Nichts schien Drumknott neben ihnen zu erscheinen und drückte Rabbe fünf Fahrkarten in die Hand. Die Karten waren aus gut gearbeiteter Pappe mit gestanzter Schrift und verkündeten in breiten Lettern:

GENNUA EXPRESS – 1./2./3. Klasse
ANKH-MORPORK – STO LAT – ZEMPHIS – BUMS – RIGOUR – GROßER MOULDER SEE - GENNUA


Sie blickte den Patrizier verdattert an. Vor fünf Minuten war sie unsicher gewesen ob sie gleich ins Kittchen kommen würden und nun sollten sie auf einer Mission nach Gennua fahren?!
“Entschuldigung...Was?! Wir sollen…?!”
Der Patizier zog eine Augenbraue hoch. “Personenschutz im Zug betreiben. Habe ich mich unklar ausgedrückt?”
“Äh...nein. Warum wir? Eben sagtest du, du könntest uns hinrichten lassen-”
“Und das kann ich weiterhin jederzeit tun. Aber ihr seid lebend nützlicher. Und habt einen guten Anreiz die Mission gut zu machen.” Er schob eine Akte auf die Seite und Rabbe sah nun das sie Iknographien von ihr selbst, Tussi und Cim bei nächtlicher Patroullie zeigten. Der Patrizier schloss die Akte. Rabbe biss die Zähne zusammen. Lord Vetinari blickte sie neutral an. “Wenn ich den Eindruck habe das ihr den Auftrag nicht ernst nehmt geht diese Akte an euren Kommandeur und den Stammagenten.”
“...und wenn du zufrieden bist?”
“Dann erfährt niemand etwas und ihr erhaltet weitere Aufträge. Der Lohn für gut gemachte Arbeit, Feldwebel, ist mehr Arbeit.”
Cim schüttelte den Kopf und grummelte. “Wenn du uns so gut beobachtet hast, dann weißt du dass wir alleine klar kommen. Warum sollen wir den verdammten Stammagenten mitnehmen?”
“Er ist im Spionierhandwerk ausgebildet. Der Zug hat viele Waggons. Für den Informationsfluss ist jemand wie er unverzichtbar. Leider hat Inspäktor Flanellfuß bereits vor 2 Monaten Urlaub für genau diesen Zeitraum eingereicht, sonst hätte ich ihn euch ebenfalls mitgeschickt. Aber ich bin sicher ihr werdet eure Aufgabe ernst nehmen.” Er schloss die Akte. “Oder es ist eure letzte.”
Rabbe setzte sich wieder. Sie fühlte sich wie erschlagen doch sie versuchte sich zu konzentrieren und sich nicht zu sehr von der Situation als ganzes einschüchtern zu lassen. “...und warum nehmen wir Schneidgut mit?”
“Er ist ein Rechtsexperte und ihr werdet im Ausland arbeiten.” Vetinari wandte sich wieder seinen Notizen zu und schien eine Akte zu lesen. Rabbe blickte zu Cim und zurück auf die Fahrkarten in ihrer Hand und wider zum Patrizier der sie nicht länger zu beachten schien. Sie schluckte. All dies schien surreal. “Wars das? Wir gehen einfach und… ich meine, ist das alles? Äh, Härr?”
Vetinari blickte mit blankem Ausdruck auf. “Ah. Ja. Du hast die Missionsleitung, Feldwebel. Das ist dann in der Tat ‘alles’ wie du es ausdrückst.”


Rabbe und Cim schwiegen bis sie zurück im Hauptquartier waren. Nachdem sie lange und farbenfroh geflucht hatten und sich lange den Kopf zerbrachen wie der Patrizier sie erwischt hatte, fanden sie sich langsam mit ihrer Situation ab und begannen über den tatsächlichen Auftrag nachzudenken.
“...Also schön...also schön...Wen sollen wir noch mitnehmen?”
“Ich denke...jemanden aus der Gerichtsmedizin, jemanden von FROG… und Daemon. Sein Gildenwissen wird uns nützlich sein und wir können uns auf ihn verlassen.”
“Hm. Aus SUSI schlage ich Avalania vor. Von ihr weiß ich wenigstens sicher das sie nicht im Syndikat ist.”
Cim nickte. “Du wirst dich auf der Ebene auch um ein Cover kümmern müssen.”
Rabbe zuckte mit den Schutlern. “Ich sage ihnen wie es ist. Wir werden auf eine Mission geschickt. Niemand muss wissen warum oder was die Hintergründe sind...” Sie fuhr sich entnervt mit der Hand durch das halblange Haar. “FROG hat kaum noch spezialisierte Mitglieder und ich kenne nur Braggasch. Ein Späher wäre gut aber ich weiß nicht ob der Zwerg für so etwas geeignet ist.”
Cim schüttelte den Kopf. “Bessere Option: Wir nehmen Kanndra mit. Sie hat denke ich mehr Felderfahrung und kann auf den Füßen denken.”
“Hm. Ich habe mit ihr noch nicht gearbeitet.” Sie seufzte und blickte auf ihre Notizen. “Wir fahren also mit 5 bunt gemischten Wächtern in den Urlaub und dürfen den Abschaum der Geschäftswelt beschützen. Großartig.”

Cim Bürstenkinn

21. 11. 2021 22: 53

„Wenn der uns für die weiteren Aufträge auch so holen lässt, weiß ich schon was unser neues Ziel ist.“, knurrte Cim.
„Auf jeden Fall wünsch ich Dir viel Spaß dabei zwei Offiziere zu führen, Rabbe.“
Er putzte sich den Dreck von der Dunkelwacht – Uniform. Der Weg zurück war auch ohne Ketten nicht angenehm, weil sie ja schwer beim Haupttor rausmarschieren konnten.
„Ich glaube, er wollte nur unterstreichen, dass wir keine Wahl haben. Wie ist Kanndra so?“, fragte die Ermittlerin und versuchte das wenige zusammenzukratzen, was sie über die Frau wusste.
„Sie kann mich nicht leiden. Das zeigt, dass sie ein gewisses Maß an gesunden Menschenverstand hat. Die Sache mit FROG ist ihr leider zu Kopf gestiegen. Der wirst Du wohl genau erklären müssen, dass der Patrizier Dich zur Schäffin gemacht hat!“
„Und Daemon?“, sie dachte zurück und die Zusammenarbeit war zumindest immer überraschend.
Der Omnier lachte. „Versuch es gar nicht. Ich nehme an, er wird die Mission nicht absichtlich in Gefahr bringen, aber er wird sein eigenes Ding machen. Ich glaube keiner weiß genau was er in der Wache zur Zeit macht.“
Er wurde nachdenklich.
„Auf jeden Fall werde ich mal eine Missions-Vorbesprechung machen“, sagte Rabbe, „wenn jemand den Befehl nicht versteht, kann er das dem Patrizier erklären.“
Cim nickte mit einem sarkastischen Gesichtsausdruck. „Ja genau, Vetinari wird es sicher nicht als Dein Versagen interpretieren, wenn Du es nicht schaffst einen Trupp von fünf Wächtern zu führen. Ich meine, wie könnte er überhaupt…“
„Ja, ist ja gut.“, unterbrach sie ihn zornig, „Sag doch einfach: Du bist erledigt, Rabbe!“.
„Viel schlimmer ist, wir sind beide erledigt!“, antwortete er gleichmütig und versuchte sich eine von Abwasser getränkte Zigarette anzuzünden.

Sebulon, Sohn des Samax

22. 11. 2021 12: 11

Sebulon, der Sohn des Samax, saß in der Kantine und starrte seinen Kakao an.
"Akten", sagte er dem Kakao zum wiederholten Male. Leider gab der Kakao keine Antwort, sondern schwappte nur kühl vor sich hin.
Der Agent hatte sich die Arbeit anders vorgestellt. Unbürokratischer. Abwechslungsreicher. Wächteriger.
"Akten", stimmte Jargon zu.
Sebulon sah überrascht auf. "Wie lange sitzt du hier schon?"
Jargon Schneidgut, Rechtsexperte und beinahe gleich dienstalt wie Sebulon, rechnete kurz. "Fünf Akten und drei Achs, denke ich."
"Ach", sagte Sebulon.
"Vier", korrigierte Jargon.
"Die meiste Zeit machen wir nicht das, wofür wir ausgebildet wurden."
Beide nickten still.
"Manchmal schlendere ich noch, wie damals in der Ausbildung, wenn ich auf Streife gehe", sagte Schneidgut.
"Manchmal habe ich noch eine Axt in der Hand, bevor ich sie im Büro ablege", sagte der Sohn des Samax.
"Eine Holzaxt, wie damals in der Ausbildung?"
"Nein, auch nicht." Sebulon starrte wieder seinen Kakao an.
"Ich habe neulich einem Rechtsanwalt Rechtsbeistand geleistet, während Braggasch einen Tresor geknackt hat."
"Nicht ganz, wie in der Ausbildung", quittierte der Agent. Einen Moment lang überlegte er, ob das ein halbes Geständnis war. "Hast du dich zu mir gesetzt, weil du etwas konkretes wolltest?"
"Eigentlich nicht. Ich hatte Pause, und du wirktest nicht als hättest du gerade viel zu tun. Da wollte ich mitmachen."
Die Wächter schwiegen einen Moment.
"Schau mal", sagte der Rechtsexperte und deutete zur Tür.
"Da ist niemand - aber dem Klang nach kommt gleich Cim um die Ecke", brummte Sebulon.
"Und Rabbe", nickte Jargon. "Da sind sie."
Während sich der Agent ärgerte, dass der andere besser und präziser hörte, betraten Feldwebel Rabbe Schraubenndrehr und Oberfeldwebel Cim Bürstenkinn die Kantine. Sie durchmaßen den Raum zielgerichtet und blieben vor dem Tisch der beiden Freunde stehen.
"Was gibt es?", fragte Sebulon den Oberfeldwebel.
Rabbe verdrehte die Augen. "Befehl für euch beide. Wir haben einen Einsatz. Ziel: Gennua. Vorbesprechung in 10 auf dem Hof. Aufbruch erfolgt zeitnah." Und als Sebulon und Jargon noch einmal Cim fragend ansahen, fügte sie hinzu: "Ich hab die Leitung."
Noch ehe Jargon reagieren konnte, stand der Zwerg auf, kippte sich mit einer fließenden Bewegung den Kakao über den Bart, warf die leere Tasse gekonnt auf das Stellwägelchen mit dem dreckigen Geschirr, und brummte: "Das gibt mir ein paar Minuten, mich um die nötigsten Dinge vor der Abreise zu kümmern." Alsdann verließ er die Kantine in Richtung Abort.
Der Rechtsexperte räusperte sich. "Für ihn scheint das ja nicht so wichtig zu sein, aber ich hätte gern unseren Einsatzbefehl schriftlich gesehen, wenn das keinen Aufwand macht."
Rabbe Schraubenndrehr seufzte. "Akten."

Daemon Llanddcairfyn

25. 11. 2021 14: 21

Der Hauptmann war schwer bei der Arbeit. Wächterarbeit bestand zu fünf Prozent aus Ermittlung und der Rest war Deduktion und Verknüpfung. Dieser Teil konnte quasi überall erledigt werden. Er schob eines der Kissen zurecht und dachte weiter über den interessanten Fall der Lady Kickuras nach. Wie hatte sie das mit den Zwillingsschwestern und dem Spiegel nur angestellt? Er dachte überlegte gerade, ob er zwei der Damen aus dem Erdgeschoß bitten sollte, den Tathergang mit ihm nachzustellen, als die Tür seines Büros geöffnet wurde.

"Geheime Mission. Übermorgen mit der Dampfmaschine bis Gennua. Personenschutz für eine Menge wichtiger Leute. Mit Ärger ist zu rechnen. Wir sind undercover. Bis es los geht sehen wir uns nicht mehr, falls man uns beobachtet." Der Oberfeldwebel schloss die Tür bereits wieder, als er nochmal stockte. "Ach so", er warf einen grauen Papierstreifen zum Bett und war verschwunden. Daemon nahm die Fahrkarte und schaute verschlafen auf den kleinen Pappstreifen.

"Dritte Klasse?!"

Rabbe Schraubenndrehr

26. 11. 2021 12: 59

Die ungleiche Truppe trat auf dem Hof zusammen, mürrisch und teilweise unrasiert. Rabbe blickte von Wächter zu Wächter und sah ihre Chancen auf überleben schwinden. Sie atmete kurz durch und bemühte sich um einen angemessenen Ton. “Guten Morgen zusammen. Danke das ihr alle so kurzfristig her gekommen seid. Tut mir Leid das ich euch alle ein wenig überrumpel musste aber wir reisen morgen ab und ich wollte euch alle so schnell wie möglich informieren damit ihr so viel wie möglich Vorbereitungszeit habt.”
Verzeih mir wenn ich das gleich einwerfe, aber warum hast du die Missionsleitung und warum erfahren wir das nicht vom Kommandeur?” Kanndra schaute kurz abwägend zu den anderen Wächtern und zurück zu Rabbe.
Rabbe biss einen kurzen Moment die Zähne zusammen. Das musste ja kommen.
“...Ich weiß es nicht. Die Frage ist gerechtfertigt, aber ich habe keine klare Antwort-”
“Dann gehen wir zu Breguyar, und-”
“Der Befehl kommt direkt vom Patrizier.”
Es herrschte ein Moment angespanntes Schweigen, dann versuchten alle gleichzeitig etwas zu sagen:
“Warum-”
“Ach.”
“Äh-”
“Hm-”
“Ja-”
Sie unterbrachen sich. Rabbe bemühte sich, nicht die Augen zu verdrehen und die Kontrolle über das Gespräch schnell wieder zu erlangen. “Ja. Hört zu, ich rede mit jedem von euch von mir aus einzeln über bedenken aber ihr braucht alle die gleichen Kerninfos: Wir – das heißt ihr alle, sowie Oberfeldwebel Bürstenkinnd und Hauptmann Llandcairfyn sollen in Verkleidung an Bord des Gennua-Expresses gehen. Der Zug fährt von Ankh Morpork bis nach Gennua und wir mit ihm. Das wird laut Fahrplan 14 Tage dauern. Ich weiß, das ist eine lange Mission aus dem nichts heraus, aber...” Sie unterdrückte ein seufzen. “...der Patrizier lässt uns keine Wahl und von den Wächtern die gerade zur Verfügung stehen seid ihr der beste Trupp den wir gerade zusammen stellen können. Der Zug fährt morgen um 10:00 am Ankh Morpork Terminus los, seid bitte um Punkt 9:30 am Bahnhofsgleis 3. Der Zug ist ziemlich lang, wie lang genau weiß ich noch nicht. Bitte besorgt euch angemessene Verkleidung. Jargon und Sebulon, ihr habt ja schon Fahrkarten und werdet euch ein Abteil in der ersten Klasse teilen. Da wir im Ausland sind werden wir seine Rechtsberatung brauchen. Wenn ihr Fragen habt notiert ihr sie auf einen Zettel und gebt ihn mir, ich leite sie dann an ihn weiter und er wird euch entweder aufsuchen oder eine Antwort notieren.” Sie bemerkte das Jargon sichtlich nervöser und unruhiger wurde und fragte sich, ob er der Aufgabe gewachsen sein würde. Aber sie hatten keine Wahl. Sie fuhrt fort:”...Sebulon ist als Spion ausgebildet und wird daher, wie Jargon auch, in der ersten Klasse sein um leichter zu allen Zugbereichen Zugang zu haben-”
“Was ist denn nun überhaupt unsere Aufgabe?! Du gibst uns all diese Randinfos, aber worum geht es denn überhaupt?!” Ava wirkte ungeduldig und ein wenig unruhig.
“Ah. Entschuldigung.” Rabbe rieb sich kurz den Kopf. Die Situation war entnervend. Sie war nicht gewohnt das Kommando über so viele Wächter zu führen und es war jetzt schon schwierig, professionell zu sein…
“Es geht um Personenschutz. Eine große Gruppe wichtiger Händler aus Ankh Morpork und Klatsch reisen mit dem Zug nach Gennua zur Handelskonferenz. Der Patrizier rechnet mit Angriffen ab Sto Lat und potenziell gezielten Attentaten ab Zemphis. Wir sollen nach Möglichkeit verhindern das irgendjemand allzu schlimm verletzt wird.” Egal wie sehr manche dieser Leute den Tod verdient hätten...
Kanndra schüttelte den Kopf. “Wir sollen über ewig viele Zugteile hinweg Angriffe verhindern?! Zu siebt?”
Rabbe zuckte mit den Schultern. “Ich weiß, die Situation ist nicht ideal, aber wir können davon ausgehen das die wichtigsten Personen sich in der ersten und zweiten Klasse aufhalten werden. Es wird wahrscheinlich nicht zu angriffen in den Bordküchen, in der Lok oder den Personalwägen kommen, das sind schon-mal ein paar Waggons die wegfallen. Zumindest was aktiven Schutz angeht. Präventiv sind das dagegen wahrscheinlich die Bereiche wo sich eventuelle Missetäter vorbereiten würden.” Sie teilte die restlichen Fahrkarten aus. “Einigt euch untereinander wer welche Klasse nimmt, Es bleiben nur noch Karten für die zweite und dritte Klasse. Daemon ist in der dritten Klasse, wer dort ebenfalls ist muss sich die Kabine mit ihm teilen. Die zwei von uns in der zweiten Klasse teilen sich ebenfalls ein Abteil. Denkt euch Hintergrundgeschichten aus, warum ihr zusammen reist. Cim nimmt eine der Fahrkarten die übrig bleiben, er unterrichtet gerade den Hauptmann, sonst wäre er hier. Ich habe bereits mit unserem Kontaktmann von der Hygienischen Eisenbahn gesprochen und werde als Zugbediensteter verkleidet im Personalwagen schlafen. Gibt es noch Fragen?“

Kanndra

26. 11. 2021 17: 39

„Einige“ entgegnete Kanndra sofort. „Die wichtigste ist aber wohl: um welche Personen geht es konkret und was wissen wir über sie?“
Der Stammagent wedelte mit einem Aktendeckel. „Der Palast hat mir einige Informationen zukommen lassen. Es geht wohl vor allem um sechs Personen, die von Mitarbeitern und Ehefrauen und ähnlichem begleitet werden. Also da ist...“
„Äh... Entschuldigung, aber können wir das vielleicht drinnen besprechen?“, der Rechtsexperte schaute unglücklich in den Himmel, aus dem es zu nieseln begonnen hatte.
Die Späherin nickte „Ich habe mich auch schon gefragt, warum wir hier draußen rum stehen. Sowohl SEALS als auch FROG hat einen Bereitschaftsraum und auch im dritten Stock ist noch ein Besprechungsraum.“
„Und nicht zu vergessen, gibt es die Kantine“, warf Ava ein.
Rabbe räusperte sich. Das fing ja gut an, schon schien ihr das Ganze aus der Hand genommen zu werden. „Na gut... dann die Kantine“, gab sie nach, um wenigstens den Anschein zu erhalten, dass sie hier die Entscheidungen traf.

Auf dem Weg hinein machte sich in Kanndras Bauch Grummeln breit und das lag nicht an dem Schinkensandwich zum Frühstück und auch nicht an der Aussicht auf den Kantinenkaffee. Die meisten der versammelten Wächter kannte sie kaum. Und wenn sie auch in ihrer Aufgabe gutes leisteten, wer von ihnen hatte überhaupt Erfahrung im verdeckten Ermitteln oder spähen? Und Hauptmann Llanddcairfyn... glaubte man den Gerüchten, war er im besten Falle nutzlos. Nun ja, Hauptmann eben... Und dann hatten sie zu allem Überfluss auch noch den IA-Agenten mit an Bord. Es war in jedem Falle eine sehr herausfordernde Aufgabe, selbst mit einem FROG-Trupp. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was der Patrizier bezweckte. Hinzu kamen die ganz aktuellen Probleme. Sie musste ihrer Familie erstmal beibringen, dass sie Knall auf Fall vier Wochen weg sein würde. Sie musste packen, sich eine Tarngeschichte ausdenken, die Verkleidung besorgen... nun, da hatte sie schon eine Idee. Und neben all den Sorgen begann sich auch ein klein bisschen Vorfreude breit zu machen. Sie war noch nie mit dieser Eisenbahn gefahren und es ging in ihre Heimat – vielleicht ergab sich die Gelegenheit, noch mal ihre Mutter zu sehen...

Als alle ihr Getränk der Wahl besorgt hatten, machte Rabbe einen neuen Anlauf. „Also gut, dann erzähl mal, Sebulon.“

Avalania von Gilgory

27. 11. 2021 11: 49

Ava setzte sich wenig begeistert an den Tisch zu den Wächtern und schlürfte an ihrem Kaffee.
Während die anderen noch wild diskutierten und Rabbe versuchte Ruhe in die Runde zu bringen.
Na toller Urlaub. Danke Maggi. War ich wohl die einzige entbehrliche von der GeMe.
Ich hätte es merken sollen, es war zu offensichtlich. Aber der ganze Tag war schon merkwürdig...

#---ein paar Stunden früher---#

Ava war gerade beschäftigt ihr Werkzeug für den Spülvorgang zusammenzutragen. Seit einiger Zeit ließ sie dabei den Fahrstuhlschacht nicht mehr aus den Augen.
Der Rohrpost Dämon spähte vorsichtig aus dem Rohr, klemmte sich die Nachricht unter die rechte Achsel und rieb sich mit einem diebischen Grinsen die Hände aneinander.
Das war seine Chance, jetzt oder nie.
Er holte tief Luft und als er gerade mit "BBBBU... Hey pass doch auf." schimpfte er als er unter dem großen Löffel hervorkroch und sich die Reste von irgendwem abschüttelte.
"Du verstehst echt keine Scherze mehr. Du hättest mich treffen können." setzte er nach und sah jetzt erst das die Gerichtsmedizinerin zitternd am Seziertisch abstütze und um Fassung rang.
"Man jetzt flenn doch nicht gleich." er stockte kurz, weil Ava ihn böse anfunkelte.
"Ich habe eine Nachricht von Magane. Du sollst in ihr Büro kommen. Du hast anscheinend etwas ausgefressen." redete er weiter.
"Oh Mist..." flüsterte sie und begann panisch ihre Sachen zurichten und den Helm auf ihre fettigen Haare zusetzten.
"Sie weiß es..." murmelte die Zwergin weiter vor sich hin und wollte gerade ihre Axt an den Gürtel heften,
"Na na na du weißt das das Ding hier bleiben muss..." tadelte sie der Dämon.
Eigentlich hatte er jetzt mit heftigen wieder Worten gerechnet und fluchen, aber stattdessen antwortete sie:" ja klar du hast recht, keine Axt im Büro. Keine Axt..."
Und murmelnd ließ sie den Rohrpost Dämon zurück und verließ die GeMe.
Der Dämon kratzte sich verwundert am Kopf, zuckte mit den Schultern und verschwand wieder im Rohrpostsystem.
Vor der Bürotür blieb sie noch einmal kurz stehen straffte die Schultern und klopfte an die Tür.
Von der anderen Seite kam ein: "Ja?"
Avas Gedanken rasten. Wie konnte Sie es rausfinden. ich habe doch aufgepasst. Nie die Tür aus den Augen gelassen... Den Dämon immer beschäftigt... die Akten... Ava machte große Augen...
".. habe ich etwas in den Akten übersehen?" murmelte sie entsetzt.
"Komm rein", kam es etwas energischer hinter der Tür.
Die Zwergin schreckte aus ihren Gedanken hoch und richtete ihren Helm, Bart und Klamotten, bevor sie eintrat.
"Sie sie wollten mich sehen Ma'am?" fragte sie räuspernd.
Der Oberfeldwebel musterte sie kurz bevor sie antwortete: "Wir müssen reden, Ava."
"Also wenn es um die Akten geht..." preschte die Gerichtsmedizinerin vor und stieß dabei einen Stuhl um. Aber Maggi beachtete sie nicht sondern holte einen Umschlag aus ihrer Schublade, "Hier nimm den Umschlag und schau gleich hinein."
Die Zwergin nahm den Umschlag und öffnete ihn sofort. Sie zog mit zitternden Händen ein Zugticket hervor und schaute fragend zu ihrer Chefin.
"Was soll ich damit?"
"Du wirst Urlaub machen. In letzter Zeit scheinst du nicht mehr du selbst zu sein. Man sieht dich kaum noch in der Kantine oder mit anderen Wächtern. Immer nur im Keller das bekommt dir nicht,… auch wenn du ein Zwerg bist." setzte sie fort, um die Einwände von Ava abzublocken.
Nun sah sie sich das Ticket genauer an. "Was soll ich denn in Genua? Wie lange habe ich denn Urlaub?" fragte sie entsetzt.
"Nein keine Panik, dein Urlaub hat nun, wie soll ich es sagen, einen kleinen Haken."
„Es gab immer einen Haken“, nuschelte Ava leicht genervt.
"Näheres erfährst du von Feldwebel Schraubenndrehr. Ihr habt heute um 10:00 Besprechung auf dem Hof. Sei pünktlich. Und versuch auch ein wenig auf der Fahrt auf andere Gedanken zukommen. Hey, Zweite Klasse ist doch schon mal was. Und nun kannst du gehen um deine Sachen zupacken."
Ava verschwand durch die Tür.
Auf dem Weg zurück in den Keller murmelte sie vor sich hin: "Na super, anscheinend bin ich nicht allein bei diesem "Urlaub"...

"Obergefreite..."
"Obergefreite Avanalia von Gilgory!"
Die Zwergin zuckte zusammen als sie aus ihren Gedanken gerissen wurde. Erschrocken setzte sie ihre Tasse ab und sah sie sich in der Runde um.
"Ah, jetzt habe ich die Aufmerksamkeit von allen..." setzte Sebulon fort.

Rabbe Schraubenndrehr

27. 11. 2021 15: 43

"...Es handelt sich, wie gesagt, um sechs Personen.

Esir, Schleier der Wüstennacht wird auch der Pferedebaron von Nord-Klatschistan genannt", las er aus der Akte und nahm einen Schluck Kakao. "Er ist ein Vampir und hat wohl viele Feinde wegen skrupelloser Geschäftsmethoden."

"Was, ein Vampir aus Klatsch?!" Rabbe beugte sich interessiert über die Akte. Sebulon blickte sie entnervt an. "Das habe ich soeben vorgelesen, ja. Vielleicht kann ich erst die übrigen Personen verlesen bevor wir das diskutieren?"
Rabbe seufzte und nickte. Sie setzte sich wieder und Sebulon fuhr fort:"

Friedrich Immanuel Richard LeFanz lehrt Ökonomie im Bildungsinstitut der Kaufmannsgilde. Er reist zur Konferenz um dort Vorträge zu halten.

Gilbert Pirsch III. reist als offizieller Vertreter der Handelsgilde nach Gennua. Er wird dort wohl allerlei Wörkschopps halten und Verträge aushandeln. Seine Sicherheit hat hohe Priorität, steht hier.
" Und der Rest nicht? Ich denke, wir sollen alle gleichermaßen schützen? Hm...

"Beff Tedzos ist, so steht es hier, nur Mitglied der Kaufmannsgilde weil er es muss, drückt sich aber ständig um Feinheiten der Arbeiterrechte. Er beutet wohl weiterhin Goblins aus..." Sebulon grummelte, konzentrierte sich aber weiter aufs vorlesen. "...Letztes Jahr bekam er bei der Konferenz den Preis als 'Schlechtester Schäff der Scheibe' verliehen und hat wahrscheinlich viele Feinde.

Peter Silberrücken ist ein Großhändler mit Tabak. Er hat seine Plantagen in Gennua aber seine Hauptgeschäftsstelle hier in Ankh Morpork.
" Sebulon blätterte verwirrt. "Mehr Informationen haben wir zu ihm nicht... Hm." Er nahm noch einen Schluck Kakao. Es war selten das er mit so vielen anderen Wächtern zusammen arbeiten musste...
"Und die letzte Person ist Madam Sharn." Er blinzelte kurz, überrascht, und las dann weiter:"Die Besitzerin des 'Schissa', ein bekanntes Modegeschäft für Zwerge mit Hauptfiliale in Ankh Morpork und Außenstelle in Bums. Hier steht ein Hinweis das hier auch mit kleineren Angriffen eher zu rechnen ist, insbesondere in und um Überwald. Das sind soweit alle Personen auf die wir besonders achtgeben sollen..."

Rach Flanellfuß

28. 11. 2021 12: 57

***Währenddessen im Anwesen der Flanellfußes***

Rach begutachtete kritisch seine fertiggestellten Giftpfeile, daneben lag aufgeschlagen das Handbuch von Frau Bradshaw, indem er ihre Route etwas studierte. In der neuesten Ausgabe des Handbuchs war zumindest schon die Strecke nach Bums in Überwald eingezeichnet und der Ausbau nach Rigour, allerdings gab es noch nicht weitere Informationen, bis nach Gennua dafür war die Zugstrecke noch zu neu und vielleicht war noch nicht mal Frau Bradshaw damit gereist. Urlaub ausgerechnet im Gennua-Express! Ophelia hatte dies sich stur in den Kopf gesetzt und Mina und ihn in gewisser Weise vor vollendete Tatsachen gesetzt, indem sie schon Tickets der zweiten Klasse besorgt hatte. Das stimmte nicht ganz, kam ihn in den Sinn, Mina wusste vorher Bescheid, denn Ophelia hatte zumindest gefragt, ob ein Urlaub denn möglich wäre. Dass Ophelia ausgerechnet Gennua als Ziel ausgesucht hatte, war aber auch eine Überraschung für die Vampirin gewesen. Es gab eine hitzige Diskussion, doch sie waren zu dem Schluss gekommen, dass ein Urlaub im Warmen nun genau das richtige sei. Ophelia konnte nicht nur stur, sondern auch sehr überzeugend sein. Der halt in Bums machte ihm dabei allerdings mehr sorgen. Zumindest hatte er mit Ophelia schon ausgemacht, dass sie dort den Zug nicht verlassen werden. Noch dazu kam die Handelskonferenz in Gennua. Der Zug würde gut besucht sein, mit allen möglichen Gestalten.
"Hier steckst du also", hörte er Ophelias Stimme hinter sich und er drehte sich schnell, um ihr Blickfeld auf die Giftpfeile zu verdecken. "Du hast immer noch nicht fertig gepackt, Rach"
Der leicht vorwurfsvolle Ton verleitete ihn zu einer entschuldigenden Geste, als er an seinen noch recht leeren Schrankkoffer in der Ankleide dachte.
"Oder willst du wirklich nur zwei Anzüge mitnehmen?", fragte seine Frau belustigt und kam weiter auf ihn zu. Ihre Stirn zog sich dabei kraus, als Sie seine derzeitige Arbeit doch noch erblickte.
"Machst du dir etwa solche Sorgen…"
"Es ist dir aufgefallen, ja? ", er räusperte sich verlegen ehe er weiter sprach. "Ich werde kein unnötiges Risiko eingehen und diese Reise mit dir unvorbereitet antreten. "
"Rach, ist das wirklich nötig, so viel…", sie zögerte kurz. "Glaubst du etwa, das Stilett im Koffer ist mir entgangen? "
"Du wirst in alter Assassinen-Tradition nichts davon merken. Versprochen, Ophelia!", sagte er aus voller Überzeugung, denn die Giftpfeile und Stilett waren bei weitem nicht das einzige, was er mit sich führen würde.
"Das will ich dir auch geraten haben, wir haben Urlaub. Nur wir beide, Rach! Ist das nicht wundervoll? "
Bei ihren Worten nickte er ihr lächelnd zu und angelte mit einem schnellen Handgriff die Zugtickets aus dem Handbuch. Erstaunt nahm sie die ersten Klasse-Tickets für ein Luxus-Abteil entgegen.
"Ich habe mir erlaubt, die Tickets umzutauschen, Madame", sagte er feierlich und deutete einen Diener an.

Jargon Schneidgut

28. 11. 2021 20: 22

Mist mist mist mist, dachte Jargon während er verzweifelt versuchte ein Fünkchen Information von den Lippen Sebulons abzusaugen. Aber so sehr er sich anstrengte - es kamen in seinem Hirn, das bereits auf Hochtouren lief, nur einzelne Fetzen an.
"...mit kleineren Angriffen eher zu rechnen ist, insbesondere um Überwald..."
Ich habe keine Ahnung von der rechtlichen Situation in Überwald - geschweige denn in Gennua!
Er glaubte zu spüren wir sein eigener Schweiß sein lose anliegendes, verwaschenes Hemd zu tränken begann.
Eine Körperschutz-Mission? Ich? Ich habe noch nie etwas derartiges gemacht!
Die ohnehin schon unangenehme Luft der Kantine erfüllte sich mit Nervositätsschweißgeruch - nicht nur seinem. Mit zittrigen Fingern griff er in seine Jackeninnentasche.
Hintergrundgeschichte ausdenken - sich verkleiden! Ander-kaffer!
Er zog einen grünen Stängel hervor - einer von Astragalus' Kohlzigarillos, den er Jargon freundlicherweise überlassen hatte, in dem Versuch, diesen zur Entwöhnung von Nikotin zu bewegen.
"Potenzielle Angreifer werden also aus diversen Milleus zu kommen", schloss sich Kanndra an Sebulons fertige Vorlesung an. "Von einfachen antikapitalistischen Freiheitskämpfern zu geschulten Assassinen könnte alles dabei sein."
Irgendwie schaffte Jargon es, sein Streichholz zu entzünden. Der tiefe Zug, den er von dem glimmenden Kohlstängel nahm, brachte ihm keinerlei Entspannung. Eher im Gegenteil.
"Wer fährt dann jetzt in welcher Klasse?", fragte Avalania, die - neben ihm - am zweitmeisten nach nervösem Schweiß roch. Das machte sie in seinen Augen (oder eher Nase) direkt zusätzlich sympathisch.
"Wenn Daemon in der dritten Klasse fährt, und Jargon und Ich in der ersten Klasse-" antwortete Sebulon mit Blick auf sein Ticket.
Jargon hustete, sein linkes Augenlid zuckte. Der Geschmack von verbranntem Kohl brannte ihm in der Nase und im Mund. Kurz war es still, Kanndra und Ava sahen sich an.
"Wir beide also zweite Klasse, Cim in der dritten", stelle Kanndra fest.
"Jau", stimme die Zwergin scheinbar fröhlich zu. Ihr war trotzdem deutlich anzusehen dass sie diese ganze Angelegenheit ganz schön aufregte.
Aus einem Gefühl plötzlicher Solidarität legte ihr Jargon die Hand auf die Schulter und ächzte:
"Das wird schon, wird schon."

Cim Bürstenkinn

28. 11. 2021 22: 30

Es war finstre Nacht und das Bahnhofsgelände war wie ausgestorben. Mit einem satten Knirschen gab das Fenster dem Druck des alten Schwertes nach und der Omnier stieg durch das Fenster in das Büro hinter dem Ticketschalter.
Es roch nach altem Kaffee, Rotwein und einem nicht näher definierbaren Duft von verschiedenen verdorbenen Lebensmitteln. Seine Augen gewöhnten sich schnell an das Zwielicht und es war klar, dass der Tisch neben dem Eingang die Quelle alle dieser Gerüche darstellte. Überreste hektisch hinuntergeschlungener Mahlzeiten lagen auf und um den Tisch – die einzigen die hier sauber machten waren wohl die Ratten, die ihn feindselig anstarrten.
Schnell fand er was er gesucht hatte und klemmte sich das Bündel unter den Arm.
Cim konnte nicht ignorieren, dass die Organisation hier sehr der Wache ähnelte und zufrieden stand er vor der alten Schiefertafel, die neben dem Fenster an der Wand hing.
Der Schwamm war trocken und das Pulver, dass sich matt leuchtend von dem dreckverschmierten Boden abnahm war Kreidestaub, der den Bereich vor der Tafel bedeckte.
Sto-Lat, Überwald, Gennua! Er suchte nach dem Namen eines Migranten, fand schließlich auch einen Grovar, strich ihn durch und ersetzte ihn durch „Gambo“, ein weit verbreiter omnischer Name.
So gut es ging, verwischte er die Spuren im Kreidestaub, spähte aus dem Fenster, warf das Bündel hinaus und kletterte nach draußen, um es so gut wie möglich wieder zu verschließen.
Als er zurück in seine Wohnung kam, grinste er breit und sagte lachend „3.Klasse!“

Daemon Llanddcairfyn

28. 11. 2021 22: 55

Nachdem die beiden Damen das Himmelblauhe Himmelbeth verlassen hatten, war Daemon einiges klarer als zuvor. So hatte Lady Kickuras es also gemacht. Der Fall war quasi gelöst, den Rest konnte er der Abteilung überlassen. Jetzt war es Zeit, mit dem Packen zu beginnen. Er öffnete den Kleiderschrank und zog einen Koffer hervor, der beinahe ebenso groß war, wie das Möbelstück selbst. Er öffnete das hochkant stehende Reisegepäck und begann, einzelne Kleidungsstücke hineinzuhängen. Graue Hose, dunkelgraue Hose, mausgraue Hose, olifantengraue Hose, schiefergraue Hose und die passenden Hemden und Jacken. Regenmantel, feste Schuhe und sehr feste Schuhe. Nachdenklich starrte der Offizier eine Zeitlang in die Tiefe des Koffers und grinste, öffnete die Schublade seines Nachttischs, nahm den kleinen Kasten heraus und legte ihn zu der ordentlich gefalteten Unterwäsche in das Fach am Boden des Koffers. Dienstmarke, Handarmbrust und sonstige Wächterutensilien verschwanden in dem Geheimfach in der Decke. Der Hauptmann blickte wieder in den Kasten. Da schien noch eine ganze Menge Platz zu sein. Er betrachtete die unscheinbare, auf billiger Pappe gedruckte Fahrkarte auf seinem Kissen. Sie hatte bei den kürzlich in diesem Raum erfolgten Ermittlungen glücklicherweise keine Flecken bekommen.

'Dritte Klasse', der Hauptmann zuckte mit den Schultern. Er sah noch einmal in den geräumigen Koffer.



Nachdem er zwei kurze Nachrichten geschrieben hatte, verließ er kurz darauf gut gelaunt sein Büro.

Jargon Schneidgut

29. 11. 2021 23: 07

Aus irgendeinem Grund lief es darauf hinaus, dass Jargon alles, was er an Gepäck mitzunehmen gedachte, in der Küche auf dem Esstisch platzierte. Den Großteil machten Bücher aus - eine erschreckende Menge seines Vermögens war in den letzten vier Jahren in Bücher geflossen. Vornehmlich Gesetzbücher natürlich. Durch die wechselhafte und teilweise furchterregend detaillierte Art und Weise wie in Ankh-Morpork Gesetze erlassen und aufgehoben wurden musste er als Rechtsexperte immer auf dem neuesten Stand sein. Problem war: außerhalb von Ankh-Morpork war sein Rechtsbewusstsein minimal, geradezu winzig. Er konnte einigermaßen die Rechtslage in Quirm und Pseudopolis einschätzen. Aber Zemphis? Zlobenien? Gennua? Fehlanzeige! Er konnte von Glück sagen dass er die Namen dieser Ortschaften überhaupt schon mal gehört hatte. Und dann noch dieses ganze Debakel mit Ander-Kaffer - diese Gedanken drehten sich in seinem Kopf seit der Besprechung. Jetzt stand er vor seinem Koffer am Küchentisch. Zwei Drittel waren bereits befüllt mit Büchern auf die er keinesfalls verzichten konnte. Dann noch Wechselkleidung, ein Mindestmaß an Hygiene -
"Sieht voll aus", murmelte eine Stimme hinter ihm.
"Sei ruhig", brummte Jargon und überlegte ob er seine Kleidung durch den Service der ersten Klasse waschen lassen konnte.
"Kein Grund gleich eingeschnappt zu sein", murmelte es erneut. "Ich meine ja nur."
Jargon schwieg und versuchte die Stimme zu ignorieren. Sein größtes Problem war, dass er keine Kleidung besaß, die nur annähernd nach erster Reiseklasse aussah.
"Wie lange bist du dann weg?"
"Hinfahrt dauert zwei Wochen", sagte Jargon ungehalten.
"Zwei Wochen?!" Die Stimme wurde lauter. "Das sind ja mindestens vier Wochen insgesamt! Was soll ich denn so lange machen?"
Jargon drehte sich zu seinem Spiegel um. Er hatte an sich nichts gegen seinen Geistgast einzuwenden, aber er hatte nun wirklich andere Probleme.
"Was weiß ich, herumspuken schätze ich!", entfuhr es ihm. Sein Spiegelbild verzog beleidigt das Gesicht und verschränkte die Arme.
"Na ganz toll, ist das der Dank dafür, dass ich dich auf dein Mausproblem hingewiesen habe?"
Jargon stöhnte entnervt. Er war kaum in der richtigen Verfassung, jetzt mit seinem Spiegelbild zu diskutieren.
"Und was machst du dann bei Vollmond, hm? Zwei Wochen hin und zurück, da wirst du mindestens einmal die Verwandlung durchmachen!"
Es durchzuckte ihn eiskalt - das hatte er gar nicht bedacht - er musste sich einen Plan ausdenken. Panisch schaute er zum Fenster raus und stellte fest - spürte - dass es nur zehn Tage bis zum nächsten Vollmond waren.
"...du hast da gar nicht dran gedacht, wie?" Sein Spiegelbild lachte hämisch. "Mal wieder typisch."
Jargon atmete tief durch.
"Jetzt hör mal- äh-"
"Marius. Der blutige, wenn du unbedingt willst."
"...Marius-" Er stockte kurz. Das war das erste Mal, dass sich sein Geistgast so deutlich über sich selbst geäußert hatte. Sobald man den Namen wusste, konnte man gegen Geister einiges machen, wusste Jargon aus Erfahrung. Dieser Geist vertraute ihm?!
"Ja", antwortete sein Spiegelbild, und die Augen blitzten beunruhigend.
"Also, Marius, ich kann auch nichts dafür. Spezialauftrag vom Patrizier. Glaub mir, wenn ich die Wahl hätte würde ich auch lieber hier bleiben." Jargon sah nochmal in seinen Koffer, seufzte und schloss ihn. Wenn er etwas wichtiges vergessen hatte, würde er es schon merken.
"Na schön", murmelte es hinter ihm. "Dann hüte ich solange das Haus."

Daemon Llanddcairfyn

30. 11. 2021 0: 09

Es war kurz nach zwölf Uhr als Roxanne den großen Koffer schloss. Schulterzuckend sah sie zu Lubiljana, der neusten Näherin im Boucherie Rouge, die ihr bei den Verrichtungen zur Hand gegangen war. Wenig später holten zwei grob wirkende Männer das Gepäckstück ab, hievten es über die Außentreppe runter in den ersten Stock und dann ins Erdgeschoss, luden es auf einen Karren und rumpelten durch die Nacht in Richtung des Eisenbahn Terminus.

Kanndra

30. 11. 2021 16: 58

Müde rieb sich Kanndra die Augen und ließ die Nadel sinken. Zufrieden hob sie das Kleid an und betrachtete es. Das war das letzte gewesen, jetzt sollte sie für die Reise einigermaßen ausgestattet sein. Ihre Erfahrung hatte sie gelehrt, dass die beste Lüge immer in der Wahrheit fußte und deshalb hatte sie sich gar nicht erst irgendeine komplizierte Tarngeschichte überlegt, sondern würde einfach eine gennuanische Touristin auf dem Heimweg sein. Glücklicherweise hatte sie das eine oder andere Lieblingsteil noch im Schrank gehabt – allerdings musste da teilweise doch etwas geändert werden.
„Und du bist sicher, dass ich diesem Breguyar nicht doch eine reinhauen soll?“ Julian hatte sich immer noch nicht von der schlechten Nachricht erholt.
„Er hat nichts damit zu tun, das habe ich dir doch schon erklärt. Wenn, dann müsstest du dem Patrizier eine reinhauen. Und dann würdest du die vier Wochen in der Skorpiongrube verbringen“, antwortete die Späherin etwas abgelenkt von ihrer Suche nach dem Rucksack und dem großen Korb, die ihre Gepäckstücke darstellen würden.
„Ich weiß“, lenkte ihr Mann ein. „Ich glaube, ich bin einfach nur neidisch. Warum können wir noch mal nicht mitfahren?“ Er zog Kanndra in eine Umarmung und grinste neckisch.
„Benjamin muss zur Schule und außerdem … muss ich arbeiten.“
Julian wurde plötzlich ernst, weil er seine Frau genau kannte. „Es wird gefährlich, oder?“
Die Wächterin seufzte. „Möglicherweise.“
Einen kurzen Augenblick verharrte das Runzeln auf Julians Stirn, dann sagte er sich, dass er es nicht ändern konnte. Er wusste, er war da machtlos. „Pass auf dich auf, ja? Wir brauchen dich noch.“
Der Lohn war ein schwaches Lächeln. „Du kennst mich doch. Mir passiert schon nichts.“
Liebevoll strich er Kanndra über den Rücken und flüsterte ihr ins Ohr: „Du kannst auch später noch packen. Ich muss schließlich ab morgen vier Wochen auf dich verzichten.“
„Mhmmhm, meinst du, ich sollte erst mal verbergen, dass ich Morporkianisch spreche? Könnte vielleicht nützlich sein...“

Rabbe Schraubenndrehr

30. 11. 2021 21: 28

Rabbe ging unruhig im Büro auf und ab. Verkleidung, Hintergrund, Bewaffnung. Cim war noch unterwegs… Sie hatte in der Frühe bereits mit der Zugleitung geklärt, dass sie als Zugpersonal an Bord sein würde. Die Uniformen lagen zerknittert in einem Beutel in der Ecke. Sie blickte auf die Uhr.

Der Zug würde in 22 Stunden abfahren.
22 Stunden…
Sie würde mit Lars reden müssen. Und sie brauchte einen Weg, Waffen in ihrer Verkleidung unterzubringen. Sie konnte ihre Jitte nicht mitnehmen, die war viel zu auffällig. Vielleicht konnte sie ihre alte Stahlkette mit den Silbersegmenten unter ihrer Jacke verstauen… Der Dolch sollte sich in ihrem Stiefel verstauen lassen. Aber dann hätte sie keinerlei Waffen direkt am Gürtel.

Verdammt. Wenn ich als Edelmann oder sowas auftreten könnte, hätte ich wenigstens offen einen Degen führen können oder sowas...

Sie trat an die Nützlicher-Krams-Schublade heran und suchte kurz darin herum, bis sie einen Schlagring fand. Sie legte ihn zu den Uniformen. Was brauchte sie noch? Sollte sie ihr Gesicht irgendwie verändern? Einen Bart oder eine Brille? Falsche Nasen konnten effektiv sein, wenn sie wirklich gut gemacht waren. Aber man konnte sie nie lange aufbehalten. Eine falsche Brille wäre eine Möglichkeit. Es würde nicht viel tun um ihr Aussehen zu ändern aber es wäre zumindest etwas. Mit der Mütze tief ins Gesicht gezogen sollte es reichen. Ihre Körpersprache würde weit wichtiger sein.
Sie seufzte und blickte in Richtung der Decke. In Richtung eines Büros weiter oben. Sie würde über einen Monat weg sein… Ihr Verhältnis zu Wilhelm war zuletzt ein wenig betrübt gewesen, doch sie empfand es dennoch als angemessen ihm zu sagen, dass sie bis auf Weiteres die Stadt verlassen würde. Und er war wohl die einzige Person der sie gestatten konnte, sich um ihre Pflanzen zu kümmern.
Sie seufzte erneut.
Sie hatte Wilhelm nie gesagt das sie sein Hobby der Botanik teilte. Er würde auf sehr anstrengende Art hoch erfreut sein…


Rabbe klopfte an sein Büro und wurde herein gebeten. Das frische Aroma von Minze, Verbene, Rosmarin und anderen würzigen Kräutern schlug ihr angenehm entgegen. Die Mittagssonne badete das Büro in warme Farben.
Wilhelm saß an seinem Schreibtisch. “Rabbe! Guten Morgen! Ich war gerade dabei mir einen Tee zu kochen.“
„Hast du kurz Zeit? Ich würde gerne kurz etwas mit dir besprechen...”
Wilhelm blickte fragend. „Natürlich, für dich habe ich immer Zeit.“ Er lächelte sachte.
Rabbe seufzte leise. Sie bereute wie selten sie den Vampir sah. Wilhelm war ein guter Freund, trotz allem was zwischen ihnen stand. Sie hoffte, glaubte weiterhin das lediglich die Umstände gegen ihn sprachen, das er unschuldig war…
Sie war unruhig. Niemand außer Alexander und Cim wussten von ihrem Hobby. Es war ihr unangenehm, warum wusste sie nicht. Vielleicht erschien es ihr zu streberhaft, zu unpraktisch…
“Ich... muss für eine Weile aus der Stadt. Für einen Monat, vielleicht länger.”
Wilhelm blickte überrascht. “Oh. Das klingt... ungewöhnlich. Wohin geht es?”
“Gennua.”
Wilhelm hob die Augenbrauen. “Das ist ein gutes Stück weg. Wie willst du in der Zeit überhaupt dorthin kommen? Und was machst du dort?”
“Es... es ist eine lange Geschichte. Aber es ist eine offizielle Mission. Du bist Cim also auch für einen Monat los, denn er kommt auch mit.”
Wilhelm lachte leise. “Einen Monat ohne diesen Griesgram! Nun, das ist positiv, werde ich auch bedauern dich ebenso lange nicht zu sehen.”
Rabbe zuckte die Schultern. Ihr war eher unangenehm, dass es ihr leid tat, Wilhelm so lange nicht zu sehen. Gefühle! Bah! “Jedenfalls… ich werde lange nicht da sein und ich wollte dich fragen...” Sie grummelte leise. Die Worte mussten aus ihr heraus. Es spielte keine Rolle, wie sehr er sie aufziehen würde. “...ob du dich wohl um meine Pflanzen kümmern könntest, während ich weg bin?”
Wilhelm blinzelte verwirrt. “Deine... Pflanzen?” Er schien kurz darüber nachzudenken. “Nun... sicher, gerne. Ich wusste nicht, dass du welche hast. Ich nehme sie einfach in mein Büro und dann wird das kein Problem.”
Rabbe schüttelte den Kopf. “Das kannst du nicht. Es sind inzwischen mehrere kleine Bäume, zwei zwei Meter breite Kübel mit allerlei Kräutern und andere sehr große Pflanzen. Ich kenne die Nachbarn noch nicht und...” Sie zuckte unwohlig die Schultern. “...du bist der einzige dem ich sonst vertrauen kann.”
Wilhelm starrte sie einen Moment überrascht an. Dann breitete sich ein großes Lächeln auf seinem Gesicht aus. “Rabbe! Du gärtnerst richtig?! Ich dachte zuerst du meinst einen Pfennigbaum oder so aber das klingt ja großartig. Du schaffst es doch immer wieder mich zu überraschen! Was für Kräuter hast du? Verwendest du sie für Tees? Hast du Erfahrung mit dem hängenden Bauchbasilikum? Ich kriege ihn einfach nicht dazu, sich richtig hoch zu hangeln...”
“...dünge ihn mit Bananenbrei...” Sie biss sich auf die Lippe, ärgerlich, dass sie einfach geantwortet hatte. Aber Wilhelm grinste noch breiter. Sie grummelte, konnte aber nicht umhin auch ein wenig zu lächeln. Wilhelms Gegrinse war einfach zu ansteckend! Es war zum verrückt werden. Sie verschränkte die Arme. „Jaja, grins du nur!“
"Oh, aber mit Vergnügen! Es bereitet mir durchaus Freude Derartiges über dich zu erfahren."
Rabbe verdrehte die Augen, lächelte aber leicht. "Du weißt jetzt, dass es etwas mehr Arbeit ist. Könntest du dich dennoch darum kümmern? Alle paar Tage sollte genügen. Ich habe ein paar Wasserspeicher angebracht, die die empfindlicheren Pflanzen ein paar Tage lang mit Feuchtigkeit versorgen.“
Wilhelm nickte begeistert. „Aber gerne! Ich freue mich, deine Sammlung zu sehen und damit ein wenig zu arbeiten. Und du sagst also, Bananenbrei würde als Dünger helfen? Sag, wie genau-"
Rabbe seufzte leise. Das würde eine Weile dauern.

Avalania von Gilgory

01. 12. 2021 23: 32

Ava saß in ihrer Gerichtsmedizin und wie so oft in letzter Zeit, schärfte und polierte sie ihre Axt.
So konnte sie einfach am besten nachdenken.
Aber stets hatte sie den Aufzug im Blick.
Der Aasgeier schnorchelte in seiner Ecke, friedlich.
Ander kaffer... was meinen die mit ander Kaffer. Ich kenne keinen Zwerg, der je ander Kaffer gearbeitet hat. Ich mein, als was soll ich mich verkleiden? Einen Troll? Das klappt doch niemals.
Und meinen Bart schneide ich bestimmt nicht ab. Mh...

In gleichmäßigen Kreisen zog sie das Poliertuch über ihre Klappaxt.
...und die Axt ablegen. Beim Barte des… niemals… niemals!
"NIEMALS!" schrie sie und sprang vom Hocker auf.
Selbst von ihrer Reaktion erschrocken, schaute sie sich um, ob ihr jemand zuhörte.
Aber da war niemand.
Nur Saugi hatte kurz ein Auge aufgemacht, um danach gleich wieder weiter zu dösen.
... aber was könnte ich denn dann sonst tun...
Plötzlich hatte sie die Idee.
Sie schnappte sich ihre Umhänge, Tasche, klappte die Axt zusammen und räumte die restlichen Utensilien ein.
Des Rohrpost Dämons Neugier geweckt von dem plötzlichen Tamtam, schaute sich um.
"Und was wird das, wenn es fertig ist?"
Die Zwergin schloss gerade die Schublade und setzte sich ihren Helm auf, knöpfte ihren Mantel zu und ging zur Tür.
"Ich mache URLAUB." Sagte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht und verließ die GeMe.
Der Dämon kratze sich am Kopf, zuckte mit den Schultern und verschwand im Rohpostsystem.

Rabbe Schraubenndrehr

02. 12. 2021 9: 57

Ein strahlend blauer Himmel stand über dem Ankh Morpork Terminus als Rabbe Bahnsteig 3 betrat. Sie hatte die weitläufige Halle hastig durchschritten, die prächtige Fassade des Gebäudes kaum beachtet. Nur widerwillig könnte sie eingestehen das die großen Buntglasfenster den Bahnhof in ein durchaus angenehmes grünliches Licht tauchten...
Sie war die Strecke gelaufen was gute zwei Stunden gedauert hatte, doch sie hatte gewusst das es bis auf weiteres ihre letzte Chance auf ein bisschen Bewegung sein würde. Laufen hatte wie die sinnvolle Wahl gewirkt.
Rabbe trug die Schwarz-blaue Uniform des Zugpersonals. Sie hatte die Mütze tief ins Gesicht gezogen und trug eine strenge Brille mit falschen Gläsern. Ihr Name war Nean Garruk. Sie war als Kind von Sto Helit nach Ankh Morpork gezogen. Sie arbeitete beim Zug weil es einfache Arbeit war und sie das Gefühl des Zuges angenehm fand.
“Nean” blickte sich unauffällig auf dem Gleis um.
Es war 9:25.
Der Bahnhof war voller Leute.

Cim Bürstenkinn

02. 12. 2021 12: 30

Grovar, ein Klatschianer mit schlecht verheilten Narben und einer beeindruckenden Größe von knapp zwei Metern nahm die kurzfristige Abberufung vom Dienst nicht leicht.
„Ich bin Gambo!“, hatte er sich vorgestellt und „Ja, ich bin neu!“ hinzugefügt. Er wartete schon darauf, dass der Hüne ihn attackieren würde, aber tatsächlich sank er auf den verdreckten Boden im Mannschaftsraum und fing bitterlich zu weinen an.
„Wieso Gambo? Das nur ist, weil ich so groß bin. Brauchen ich das Geld für Schaffner. Frauen brauchen Geld. Kinder hungrig!“, stieß er unter Schluchzen hervor.
Auch wenn es wahrscheinlich nur das normale Verhalten von Grovar war, auf eine nichtexistente Familie zu verweisen, packte Cim das schlechte Gewissen – vor allem wenn er die anderen Schaffner sah. Viele von ihnen waren ein unrasiertes, alkoholkrankes Pack das lieber nicht gearbeitet hätte, wie es schien.
Er beugte sich zu Grovar hinab – vielmehr hinüber, weil er sitzend fast so groß war wie Cim und sagte: „Hör zu, komm einfach her, wenn der Zug wieder eintrifft und hol Dir den Lohn. Ich will nicht, dass Deine Familie leidet nur weil ich hier neu angefangen habe.“
Verblüfft hörte Grovar auf zu weinen, sah ihn an und sagte. „Du machst Job, ich Geld?“, er sprang auf und drückte den Omnier gegen seinen Nabel. „Du bist guter, Freund!“
Cim erhielt viel mehr Einblick in die mangelhafte Körperhygiene von Grovar als er vorhatte und befreite sich mühsam. Sein steifer rechter Arm war dabei keine große Hilfe. „Kein Problem“, murmelte er, „Viel Spass mit Deinen Frauen!“
Gravor rannte zufrieden davon und Cim schüttelte sich. Eine relativ gepflegte Frau sah ihn verwirrt an.
„Gibst du ihm echt das Geld, nachdem Du wochenlang den Fahrgästen den Hintern nachgetragen hast?“, fragte sie misstrauisch.
Mit dem strahlendsten Lächeln zu dem er trotz einiger ausgeschlagenen Zähnen fähig war streckte er seine Hand aus. „Na ich will ja länger hier arbeiten. Bevor der Klatschianer auf die Idee kommt, dass er für freie Stellen bei den Schaffnern sorgen könnte, soll er die Kohle haben. Ich bin übrigens Gambo“
Sie sah auf seine Hand und sagte „Du bist ein Idiot!“ und wendete sich ab. Sein Blick blieb auf der Uniform hängen die interessant ausgefüllt war. Vielleicht wurde der Auftrag nicht ganz so langweilig

Gemeinsam gingen sie über den Bahnsteig in Richtung Zug. Zwei junge Kerle fuhren verbissen mit ihrem Trolley gegen eine bereits sichtbar beschädigte Säule und riefen „Wir müssen nach 3 ¾!“, bis sie vom Stationspersonal entfernt wurden.
Traurig schüttelte der Vektor den Kopf und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Zugführer.
„Also Leute! Der Zug ist ziemlich voll. Beschränkt euch bei der Hilfe mit den Koffern auf die ersten beiden Klassen. Die Holzklasse kann selbst schleppen. Und ja, wenn jemand aus der ersten Klasse will , dass Ihr springt, fragt ihr nicht wieso sondern wie hoch. Lady von Filzwiesen in Abteil 3 wird das übrigens sicher machen!
Eine halbe Stunde nach Abfahrt werden die Tickets kontrolliert. Ich erwarte mir dabei Genauigkeit von Euch. Es geht immerhin um das Geld der Bahngesellschaft die Euch bezahlt.
Noch Fragen? Gut.“
Er ignorierte die drei gehobenen Hände und verschwand wieder im Zug.
Cim sah, dass Rabbe sich unauffällig zu der Gruppe gestellt hatte und ihm zuwinkerte. Ob das wirklich die beste Verkleidung war, würde sich zeigen.

Kanndra

02. 12. 2021 17: 32

Obwohl sie noch nicht mit der Eisenbahn gefahren war, kannte Kanndra sich im Bahnhof aus. Man wusste ja nie, ob man nicht mal einen Einsatz dort hatte, deswegen hatte sie sich bei Gelegenheit mit dem Gebäude vertraut gemacht. Daher konnte sie das Gewusel und den Lärmpegel der Reisenden, Händler und Durchsagen ausblenden und zielstrebig den besten Schreibwarenladen hier betreten. Sie ignorierte auch die Verkäuferin, die sie erwartungsvoll anlächelte und steuerte den Ständer mit Ansichtspostkarten an. Den drehte sie langsam und nahm nach dem Zufallsprinzip hier und dort eine Karte raus. Dann eilte sie zur Kasse.
„Ja, es ist doch immer nett, der Verwandtschaft und Freunden aus dem Urlaub ein paar Grüße zu schicken, nicht wahr?“
Mit Erleichterung registrierte die Wächterin, dass ihre Tarnung zu funktionieren schien. „Äh... comment? Äh.. ah oui, oui. Schreibe in Zug, is gleisch.“
Nachdem sie bezahlt hatte, warf sie einen Blick auf die mitten in der Halle angebrachte Uhr. Sie hatte noch etwa fünf Minuten bis zum Treffen auf Gleis 3. Auch den Weg dorthin kannte sie, schaute sich aber dennoch suchend um, als wüsste sie nicht so recht, wohin. An einem der koboldbetriebenen Münzgräber sah sie einen Mann stehen, der verdächtig nach Jargon Schneidgut mit angeklebten Schnurrbart aussah. Er hämmerte gerade dagegen. Schmunzelnd drehte die Späherin sich um und stieß mit einem der fliegenden Händler zusammen.
„Schöne Dame, noch ein Souvenir für die Liebsten daheim?“
So weit wollte Kanndra ihre Tarnung aber doch nicht treiben, dass sie fünf Dollar für ein mit Glitzer beklebtes Ding, das wohl den Kunstturm darstellen sollte ausgab. Zumal sie nicht sicher war, wie die Spesen überhaupt abgerechnet wurden. Sie schüttelte daher nur den Kopf und machte sich auf den Weg zum Gleis.

Daemon Llanddcairfyn

02. 12. 2021 20: 26

Cim sah die Wagenreihe herunter, an deren Ende bereits ein paar seiner neuen Kollegen die kleinen, großen und teilweise sehr großen Gepäckstücke der dritten Klasse recht unsanft in den letzten Waggon beförderten. Von dieser Arbeit würde er sich lieber fernhalten. Er würde versuchen, bei den Einsteigenden offiziell zu wirken. Langsam schlenderte er die Waggons entlang.

In der engen Dunkelheit war Daemon schon einige Male hin und her geschubbst worden. Jetzt wurde es ruhiger. Seine Mission konnte beginnen. Attentäter nutzen die Gunst des Verstecks und der Überraschung. Das Mittel dagegen war eine größere Gegen-Überraschung.

Rhaid i'r sbeis lifo, dachte der Llamedône.



“Nein!” Cim rannte, bevor er wusste, dass er es tat. Überrascht schauten ihm die einsteigenden Passagiere der ersten und zweiten Klasse nach, als er an ihnen vorbei stürmte.

“Nein!”, schrie es in ihm. “Neinneinneinnein! ” Er drängte einen der Passagiere vom Einstieg des letzten Sitzwagens zur Seite, quetschte sich in die Tür und zog sich mit Schwung in die Kabine. Suchend ließ er schnell seinen Blick durch den Wagon blitzen, wo mehr und mehr Fahrgäste ihre Plätze einnahmen. Erste Sitzgruppe, zweite Sitzgruppe, dritte Sitzgruppe.

“Was zu den Höllen?”, entfuhr es ihm. Der Mann, der vor ihm saß, strahlte auf, als er ihn sah, fing seine Gesichtszüge aber schnell wieder ein.

“Oh, hallo Herr Oberfeld-- Schaffner!”, sagte er. “Schon Kartenkontrolle? Ordnung muss sein, so lehrt es uns Seramis in seiner Weisheit und Güte.”

Bruder Laudes hielt dem sprachlosen Cim eine ihm gut bekannte, auf billigem grauen Pappkarton gedruckte Fahrkarte entgegen.

Cim Bürstenkinn

04. 12. 2021 23: 08

Cim nahm verblüfft die Karte und sah zwischen ihr und Bruder Laudes hin und her.
„Du kannst nicht mitfahren!“, stellte Cim fest. Er wusste, welche Konsequenzen ein Scheitern mit sich bringen würden und gerade jetzt war ein Fehlschlag so gut wie sicher geworden.
„Warum sollte das denn so sein, Herr Schaffner?“, fragte er scheinheilig.
Außerordentliche Situationen verlangen nach außerordentlichen Maßnahmen, dachte Cim öffnete das Fenster und warf seine Fahrkarte beim Fenster raus.
„Weil Du keine Fahrkarte hast, Bruder Laudes.“ Zufrieden grinste Cim und wartete darauf, dass sein Gegenüber anerkannte, dass er verloren hatte. Gleich würde die Depression über ihm …
„Aaaauh“, schrie Cim auf und sah verblüfft auf seine Kollegin, die ihn vorhin gerade noch Idiot genannt hatte. Sie hielt sein rechtes Ohr fest zwischen zwei Fingern und zog den ganzen Kopf nach oben. Ihre Augen waren strahlend blau mit sternförmigen grauen Strahlen darin, ihr zornig verzogenes Gesicht wurde von herabhängenden Haarsträhnen eingerahmt. Sie war faszinierend.
„Hast du gerade die Karte dieses guten Mannes beim Fenster rausgeworfen?“, fauchte sie nur 10 cm von seinem Gesicht entfernt. Ihr Atem roch frisch, mit einer Note von billigem Kaffee.
„Ich hab dich was gefragt, Gambo!“
„Nein, Madame, ich meine ja Madame. Es war ein Versehen“.
Wütend starrte sie ihn noch eine Weile an, lies dann endlich sein Ohr los und sah auf die Fahrkarte.
„Damit ist alles in Ordnung, mein Herr. Gute Fahrt“, sie entwertete die Fahrkarte und ging davon ohne Cim noch eines Blickes zu würdigen.
Der Wächter sah ihr wie hypnotisiert nach und hatte auch auf die Probleme vergessen, die ihn gerade noch bewegt hatten.
„Ich glaube ja, ihr seid ein wenig verliebt, Herr Schaffner“, sagte Laudes breit grinsend.

Sebulon, Sohn des Samax

05. 12. 2021 20: 59

Jargon fühlte sich unwohl mit dem angeklebten Bart. Er kratzte sich am Kinn. "Es juckt", raunte er dem Kofferstapel neben sich zu.
"Du hast mein beinahe ungeteiltes Mitleid", brummte der Träger seiner Koffer. "Mein gnädiger Herr, meine ich." Die Koffer wurden mit einer unbeholfenen Bewegung zurechtgerückt. "Und, wenn du erlaubst, dass ich dich darauf hinweise, mein gnädiger Herr, wir sollten den Zug betreten noch bevor er abfährt, mein gnädiger Herr."
Schneidgut blinzelte. Der Schaffner sah bereits mit fragendem Blick zu ihnen hinüber. "Ja. Warte, ich nehme dir eben ..."
"- nein, gnädiger Herr, das wäre unangebracht, dass du das Gepäck deines Dieners trägst. Ich bin direkt hinter dir, gnädiger Herr, und jetzt schwing endlich deinen Hintern in das Abteil. Gnädiger Herr."
Der Rechtsexperte straffte seine Schultern.

Wenige Minuten später setzte der Zwerg das Gepäck im Luxuszimmer in der ersten Klasse ab.
Jargon blickte mitleidig auf seinen Kollegen hinab. "Es tut mir ..."
"Gnädiger Herr", unterbrach ihn sein Gepäckträger, "ich bin dir dankbar, dass du mich in deinem Zimmer mitfahren lässt." Er zog ein gefaltetes Papier aus der Hosentasche und reichte es dem anderen mit verschwitzten Händen hinauf. Dann deutete er zur Tür.
Auf dem Blatt stand: Denk daran, wer wir sind.
"Ja, natürlich, Gon.", sagte Jargon. Er sah zur Tür und schätzte, dass die Wände kaum dicker als Pappe waren. Für die nächsten zwei Wochen war er Nol, der Sohn von Randulph Hirahara, und im Auftrag seiner Familie auf Geschäftsreise. Er gab seinem in grün gekleideten Kollegen das Papier gefaltet zurück.
Sebulon schnaufte leise. "Ich glaube, ich bin noch nie so ... opulent gereist, gnädiger Herr." Mit kritischem Blick auf den nur noch einseitig angeklebten Bart fügte er hinzu: "Und wenn du mir den Kommentar erlaubst, eine Rasur wäre sicherlich deinem Erscheinungsbild dienlich, gnädiger Herr."
"Gon Furikusu", sagte Jargon tadelnd und rückte sich die orangene Krawatte über dem weißen Hemd zurecht, "Sohn von Ging, bedenke deinen Ton, wenn du mit mir sprichst."
"Ja, gnädiger Herr."
Vorsichtig löste Jargon den Rest vom angeklebten Bart von seiner Wange, und verstaute ihn auf einem der Koffer, für später. "Und wenn es möglich ist, sag Nol zu mir."
Beide sahen sich im Zimmer um, während der Zug langsam Fahrt aufnahm.
"Opulent, in der Tat", sagte Jargon.
"Und nichtmal stabil gebaut", erwiderte Sebulon. Mit seinem grünen Schnürstiefel trat er vorsichtig gegen einen Schrank. "Sogar die Schrauben bewegen sich, wenn die einen Stoß kriegen."
"Fahrkarten bitte!", rief es von draußen. Die Tür flog mit Schwung auf. "Oh, ihr seid's", sagte Gambo. "Ich bin Gambo. Schön euch kennenzulernen, wir sehen uns ja heute zum ersten Mal, Zwinker."
"Nol", sagte Nol verwirrt. "Und das ist Gon, mein treuer Diener."
"Alles klar, Sörs" sagte Gambo und deutete einen laschen Salut an. "Rang hin oder her: Fahrkarten bitte, sonst müsst ihr an der nächsten Haltestelle aussteigen."

Avalania von Gilgory

05. 12. 2021 22: 11

Ava konnte es kaum abwarten. Sie war aufgeregt und neugierig. Dieses Gefühl hatte sie schon lange nicht mehr….
Wenn sie es sich so überlegte, dann eigentlich nur zweimal… als sie von Zuhause wegging und das andere Mal als Sie in die Stadtwache eintrat.
Ha, ein schönes Gefühl. Pfeifend, mit Koffer und ihrer Umhängetasche bepackt, betrat sie das Bahnhofsgebäude.
Sie war überwältigt von den vielen Gewusel um sie herum. Die Zwergin musste ein paar Mal regelrecht auf Seite springen, um nicht von zum oder vom Zug hetzenden Leuten überrannt zu werden.
Mh, sie hätte vielleicht mal eher den Bahnhof besuchen sollen, damit sie sich zumindest etwas zurechtfand. An einer Wand standen komische Gerätschaften mit bunten einladenden Schriftzügen, auf denen von wütenden Zugreisenden eingehämmert wurde.
Endlich entdeckte sie ein kleines Häuschen mit der Überschrift „Tickets und Information“.
Sie stieg die Stufen hoch, die extra für Zwerge vor dem Schalter angebracht wurden.
Doch bevor sie etwas sagen konnte, redete der Bahnangestellte mit monotoner Stimme hinter dem Glas schon los.
"Willkommen am Hauptbahnhof Ankh- Morpork, wir begrüßen Sie herzlich bei der Hygienischen Eisenbahn Ankh- Morpork und Sto- Ebene. Wie kann ich ihnen helfen?“
"Ehm..“ stotterte Ava etwas überrumpelt von der Ansprache des Bahnangestellten.
"Ich habe hier eine zweite Klasse ticket…“
"Reisen Sie alleine oder mehreren?“ unterbrach Sie ihr gegenüber wirsch.
"Ähm alleine.“
"Haben Sie Ihr Gepäck dabei oder reisen Sie nur mit Handgepäck?“
"Ich ich hab meinen Koffer und eine Umhängetasche…“
"Ist ihr Koffer mit Namen und Zielort gutlesbar beschriftet?“
"Eh nein. Warum?“ fragte sie
"Ihr Name und Ticket bitte, ehm, Zwerg“ gab er im fast schon Befehlston zurück.
"Zwergin, wenn schon denn schon. Mein Name ist Avalania von Gilgory“ antwortete Sie etwas gereizt, während sie ihr Ticket ihm reichte.
"Was ist der Grund ihrer Reise?“ fragte er und sah sie dabei streng an.
"Das geht sie eigentlich nix an. Aber ich mache Urlaub.“ Gab sie trotzig zurück.
"Sososo“ grinste er belustigt und nahm ihr das Ticke ab, zog es durch ein Gerät und auf der anderen Seite kam das Ticket wieder raus.
Er gab es ihr zurück, „kleben sie das Etikett an ihren Koffer, Mä’am.“ Und deutete rechts neben Ava an die Scheibe.
Jetzt sah sie das da ein Zettel aus dem Schlitz des Tickets Schalter hing.
Sie hörte wie wie der Bahnangestellte ungeduldig mit den Fingern auf seinem Tisch.
Etwas nervös und überfordert nahm sie das Etikett und klebte es auf ihren Koffer, dort las sie folgendes:
Zug: GENNUA EXPRESS
Wagen: 2.Klasse
Abteil: 202
Name: A. v. Gilgory
Rasse: Zwergin
Reisegrund: Privat (URLAUB)
Zielort: GENNUA

„Bitte folgende Sie dem Troll, er bringt Sie zu ihrem Zug auf Gleis 3. Abfahrt ist um 10Uhr, Sie sollten rechtzeitig in ihrem zugewiesenen Abteil sitzen, da anschließend die Tickets kontrolliert werden. Ich wünsche ihnen eine angenehme Fahrt Mä’am.“ Fügte er noch hinzu und zwinkerte verschmitzt.
Ava konnte mit der belustigenden Art nichts anfangen. Sie hatte sogar das Gefühl, das der Bahnangestellte sich über Sie lustig macht. Am liebsten würde sie jetzt ihre Axt ziehen und ihm mal zeigen wer sich über wen lustig macht.
Stattdessen zwinkerte Sie zurück und wendete sich dem Troll zu, der neben dem Ticketschalter aufgetaucht war. Als dieser ihren Koffer nehmen wollte, griff Ava schnell danach.
„Das kann ich allein.“
Achselzuckend trottete der Troll voran. Ava hatte große mühen ihm zu folgen.
Vielleicht hätte ich doch weniger einpacken sollen. Aber man weiß ja nie.
Gerne hätte sie bei Gimmlets eine Ratten-To-Go mitgenommen, aber der Troll lief, ohne Sie zu beachten weiter durch die Zugreisenden und Zugbewunderer zielstrebig zu dem dampfausströmenden Ungetüm. Die Zwergin kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. So sah also ein Zug aus. Mit großen Augen und offenem Mund betrachtete sie, im Vorbeigehen, die große Lok, die in regelmäßigen Abständen Dampf „ausatmete“.
Als sie an einigen Wagen vorbei gingen blieb der Troll plötzlich stehen und Ava macht einen Schritt zur Seite, um nicht in die Beine zu prallen. Stattdessen stieß sie gegen einen der vorbei hastenden Bahnangestellten. Doch, ehe Sie sich entschuldigen konnte, lief dieser schon weiter. Mh irgendwie kam er ihr bekannt vor. Schnell schob sie den Gedanken wieder beiseite.
"Bitte einsteigen, ihr Abteil finden Sie auf der linken Seite, Nummer 202. Wir wünschen ihnen eine angenehme Reise und vielen Dank, dass Sie sich für Hygienischen Eisenbahn Ankh- Morpork und Sto- Ebene entschieden haben.“ Sagte der Troll genauso tonlos wie der am Ticketschalter und hielt ihr die Hand entgegen.
Ava kam der Aufforderung nach und griff nach der Hand, während sie die Stufen zum Waggon erklimmt. Schnell fand sie ihr Abteil. Es sah aus wie ihre erste Wohnung in Ankh- Morpork. Ein schmales Zimmer mit einer langen Liege auf der rechten Seite und auf der linken Seite ein kleines Waschbecken mit Spiegel. Sie fühlte sich direkt wohl. Und quiekte erfreut. Sie sah sich in Ruhe um und entdeckte eine zweite Liege oberhalb der ersten Liege, die noch nach oben geklappt und mit zwei Kofferschnallen an Ort und Stelle fixiert war. Ava legte ihren Koffer und Schlapphut auf die untere Liege und setzte sich daneben ans Fenster, um nach draußen zu schauen und das bunte Treiben auf dem Bahnsteig interessiert zu beobachten.

Rach Flanellfuß

06. 12. 2021 23: 00

Er beobachte jetzt schon eine ganze Weile, die einsteigenden Gäste und notierte sich dabei, wie viel Gepäck diese im Wagen aufgaben und was sie mit in ihr Abteil zu nehmen gedachten. Alles in allem die übliche Klientel, das bei einer solchen Reise zu erwarten war und so wie es aussah, gab es noch Platz für zusteigende in den kommenden Stationen. Beinahe taten ihm die anderen Fahrgäste schon leid, die nur daran dachten, Urlaub oder ihre Geschäfte bei der Handelskonferenz fortzuführen, doch bei dem Plan war er zum Glück nur dafür verantwortlich, wenn nötig für Ablenkung zu sorgen und geeignete Verdächtige zu finden. Neben den Zielpersonen hatte er auch schon den ein oder anderen dafür ins Auge gefasst. Ein Pärchen war besonders früh dran gewesen und direkt in ihr Abteil in der ersten Klasse verschwunden. Der junge Mann hatte es sich allerdings nicht nehmen lassen vorher seine Taschenuhr mit dem Uhrwerk im Bahnhof zu vergleichen, was seine Begleiterin sehr zu amüsieren schieb. Dabei viel ihm auf, dass sie einen Arm nicht nutzen konnte. Eine Verletzung oder Lähmung vielleicht, jedenfalls war Sie somit von seiner Liste gestrichen worden, aber vielleicht war dieser Hinweis ja noch zu etwas anderem nützlich. Eine Zwergin, die allem Anschein nach dem ersten Mal mit dem Zug reiste und eine Gennuanerin mit gebrochen Morporkianisch, markierte er sich als potenzielle Verdächtige und schrieb auf in welchen Wagen sie stiegen. Alleinreisende waren immer ein gutes Ziel. Als allmählich auch das Personal den Zug bestieg, schaute er sich noch mal verwundert um. Er hatte sich extra den Dienstplan angeschaut und in den Personalakten nachgesehen. Grovar, ein Mann aus einfachen Verhältnissen, wäre seine erste Wahl gewesen, um ihn etwas unterzujubeln. Doch kein klatschianischer Schaffner weit und breit. Er schaute noch mal auf seine Notizen. Das würde reichen müssen. Kurz bevor der Pfiff zur Abfahrt ertönte, war er mit seiner kleinen Reisetasche in die Menge der dritten Klasse untergetaucht.

Jargon Schneidgut

06. 12. 2021 23: 40

Mit einiger Nervosität sah Jargon - äh, Nol? - dabei zu wie Sebul- quatsch, Gon! - wie Gon damit beschäftigt war, ihre Kleidung in den Schränken des Abteils zu verstauen. Er saß nervös und peinlich berührt auf einem der merkwürdigen Sessel[1] und sah nach draußen, wo der Bahnhof und das Getümmel der Menschen noch deutlich zu sehen war.
"Weißt du S- ..Gon", setzte er dann an.
"Jaherr" brummelte der Zwerg während er zwei paar Hosen in ein Schrankfach legte.
"Ich- war noch nie so lange weg aus Ankh-Morpork."
Sein sogenannter Diener sah zu ihm, die Augenbraue leicht angehoben.
"Aber gnädiger Herr-"
"Sag Nol, bitte", wiederholte Jargon entnervt und griff in sein Jackett,[2] auf der Suche nach Zigarillos. Es waren natürlich keine drin.
"Hmmhm", brummte Sebulon und sagte "Aber Nol, du reißt doch oft für deinen Vater in der Welt umher."
Sein Blick und seine Betonung machten deutlich, dass er den Wänden und deren sprichwörtlichen Ohren nicht traute. Ertappt verzog Jargon die Miene, erhob sich und stellte sich neben seinen Kollegen. Nein, Diener. Er nahm ein Hemd[3] und hing es auf die Stange die im Schrank angebracht war.
"Ich mein's ernst", murmelte er. "Ich war noch nie so nervös seit- äh- bestimmt einem Jahr."
Der Zwerg neben ihm bewegte gerade, möglichst ohne zu genau hinzusehen, Unterwäsche in eine Schublade. Er seufzte leise. "Mir geht es nicht viel besser."
"Und dieses merkwürdige Zimmer-" Jargon-Nol sah sich um. Alles wirkte plüschig, sauber, warm, nett. Unheimlich.
"Ich fühle mich als hätte mich ein Teddybär gefressen."
Sebulon-Gon brummte wieder, diesmal amüsiert.
Der Koffer war nun kleiderleer. Sie stellten ihn zwischen Schrankende und Außenwand, sodass man bei Bedarf Bücher entnehmen konnte, aber es einem Gast nicht zu offensichtlich sichtbar war was sich darin befand. Jarnol setzte sich probeweise aufs Bett, das mit wenig Lücke vom Schrank im Zimmer stand.
Ihm entfuhr ein Schreckenslaut - Er sank ein! Panisch streckte er die Hand nach Sebugon aus. Mit wenig Mühe gelang es dem heldenhaften Diener seinen Herrn aus dem gähnenden Maul einer weichen Matratze zu befreien. Nol landete auf dem Teppich und schloss, erschaudernd:
"Ich schlafe wenn dann hier drauf."

Rabbe Schraubenndrehr

08. 12. 2021 18: 44

Dies ist Ankh-Morpork.
Unter einem ungewöhnlich strahlend blauen Himmel liegt die rasende, miefende Stadt wie eine seltsames, atmendes Tier, ein Ungetüm das in sich über eine Millionen lebende und wer weiß wie viele wandelnde Tote beinhaltet. Außerhalb der Stadt windet sich das Wunder der modernen Welt; Ankh Morpork Terminus – der Geburtsort des modernen Transports, der Ort von dem die großen Züge – die Flieger, die Güterlasten, die Luxuskarren und der legendäre Eisenpfeil selbst – weit über die Ebene fahren und Lasten wie auch Personen jeder Art in die Berge, nach Quirm, nach Überwald und auch weit meerwärts der großen Gebirge bringen, vorbei an den großen Seen bis ganz nach Gennua…

Der Gennua Express war ein glänzend polierter tiefblauer Zug mit prächtigen Verzierungen, ernstem Personal und hoch-bezahlenden Kunden. Zwischen teuren Anzügen, Ledersesseln und feinen Kleidern scheint die dritte Klasse weit hinten im Zug wie ein ferner Traum. Ein gackernder Wahnsinn von engen Sitzplätzen, gemischten Gästen und einem Schlafwagen der erst pünktlich um 8:00 Uhr abends betreten werden dürfte – wer zu spät kam, so hieß es, bekäme keinen Platz und würde im sitzen schlafen müssen. Der Speisewagen stand technisch gesehen allen Gästen gleichermaßen offen(obgleich Gäste der dritten Klasse je nach Kleidung mit abfälligeren Blicken zu rechnen hatten) – ein eleganter doch pragmatischer Waggon, reich verziert mit spitzen-Tischdecken, edlem Besteck und hochqualitativem Essen für alle die es sich leisten konnten, mit günstigerem Essen zum mitnehmen für jene mit der kleineren Geldbörse. Von Hummer an Rucola zu Pommes in Käsesoße gab es hier alles was ein reisender begehrte und zahlen konnte. Im Salon zog man sich zum rauchen, trinken oder gesellig-sein zurück. Hier säumten weite Ledersofas und Barhocker den Raum. Eine wohl-bestückte Bar gab weitgehende Auswahl über eine Vielzahl von Getränken und reichte auch kleine Happen dazu. Das Personal war gegenüber allen Gästen freundlich – solange sie ihre Fahrkarten dabei hatten. Wer dies nicht hatte konnte schnell lernen das die größtenteils ordentlich gekleideten Kontrolleure und Schaffner auch eine sehr ruppige Art haben konnten.

Die Fahrt in einem solchen Zug könnte für manche Personen das highlight des Lebens werden, und so ertönte lautes Jubeln als der Ankh-Morpork-Gennua Express unter rattern und schnaufen aus dem Bahnhof abfuhr.



Rabbe ging angespannt durch die Abteile. Der Zug fuhr seit einer knappen halben Stunde. Zusammen mit ‘Gambo’ und ihren anderen ‘Kollegen’ hatte sie sich bereits bei den Fahrgästen einschleimen müssen – sie waren durch die dritte und zweite Klasse gelaufen und hatten die Leute an Bord begrüßt, sie auf Verpflegungen und Regelungen hingewiesen sowie darauf das sie in kürze die Fahrkarten kontrollieren würden, und nun war es an der Zeit dies in der ersten Klasse zu wiederholen, nur das sie hier direkt die Fahrkarten prüfen würde.
Sie stand vor einer der Kabinen der ersten Klasse und atmete kurz tief durch. Sie wusste das es sich um die besten Edelabteile handelte. Wer hier unterkam hatte mit Sicherheit Dreck am stecken. Aber es war auch gut möglich das sie gleich einer der Personen ins Auge sehen würde die sie beschützen musste. Und sie dürfte sich nichts anmerken lassen.
Sie riss sich zusammen, zog die Mütze ins Gesicht, rückte die Brille zurück und klopfte an. “Fahrscheinkontrolle.”
Die Tür öffnete sich nach einem kurzen Moment und Rabbe entgleisten die Gesichtszüge. Sie versuchte sich an das Skript in ihrem Kopf zu erinnern. Begrüßen, bedanken dafür das die Leute mit diesem Zug reisten. Ticket kontrollieren. Auf Verpflegung hinweisen. Doch sie war starr im Angesicht der zwei Passagiere in diesem Abteil...

Rach Flanellfuß

08. 12. 2021 21: 27

Rach konnte gerade noch verhindern, dass ihm die Kinnlade runter klappte und seinem Gegenüber schien es ähnlich zu gehen. Ophelia war inzwischen neben ihm und ihre Hand legte sich auf seine Schulter und drückte ihn kurz. Er sah kurz zu ihr und ihr Blick verriet ihm, dass er sich das ganze leider nicht einbildete. Vor ihnen stand die Ermittlerin Rabbe Schraubendrehr. Die Brille und Uniform waren sicher Tarnung genug, aber konnten niemanden täuschen, der sie kannte. Was machte Sie hier? War das ein Einsatz der Wache oder eventuell etwas Inoffizielles, wäre zumindest nicht das erste Mal das sein Gegenüber auf eigene Faust handelte. Rabbe räusperte sich schließlich und nahm ihre Rolle als Schaffnerin wieder ein: "Willkommen… ähm… im Gennua-Express. Wir freuen uns, dass Sie sich entschieden haben mit der Hygienischen Eisenbahn AM und S zu reisen" Während sie ihren Vortrag hielt, nahm er sein Notizbuch aus der Brustasche und schrieb schnell ein paar Worte auf. Solange er nicht wusste, worum es ging, wollte er das ganze so diskret wie möglich behandeln. "Die Fahrscheine bitte!", forderte die Schaffnerin und streckte ihre Hand aus. Ophelia hatte diese schon bereit und reichte sie ihr. Frau Garruk, wie er ihrem Namensschild entnahm, studierte diese länger als nötig, vermutlich in der Hoffnung, sie aus dem Zug werfen zu können. Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck gab Sie die Tickets an Ophelia zurück.
"Danke ich wünsche eine Gute Reise", sagte sie und wollte gehen.
Rach räusperte sich dezent und deutet mit seiner Hand an, dass sie weiter reden sollte. Kurz darauf riss er das beschriebene Blatt aus seinem Notizbuch und steckte dieses wieder an seinen Platz. Rabbe stockte kurz ehe sie sich wieder an ihr Script erinnerte.
"Der Speisewagen ist Rund um die Uhr für Erfrischungen geöffnet ebenso wie der Salon. Für die Hauptmahlzeiten entnehmen Sie bitte die Zeiten in ihrer Broschüre im Abteil."
"Vielen Dank Frau Garruk", sagte er und schielte dabei auffällig auf ihr Namensschild. "Würde es Ihnen etwas ausmachen und uns etwas Champagner bringen lassen?", mit seinen Worten drückte er ihr sowohl Zettel als auch das nötige Geld für die Bestellung in die Hand.
Ihr Blick durchbohrte ihn regelrecht, doch sie blieb gelassen und deutet einen Diener an. "Natürlich nicht der Herr. Ich werde mich sofort nach der Fahrscheinkontrolle darum kümmern."
Rabbe verabschiedete sich, indem sie an den Schirm ihrer Kappe griff und stapfte zum nächsten Abteil.
Rach verschloss die Tür schnell und lies seinen Kopf auf dem Holz ruhen. Er musste rausfinden, was hier los war.
"Wie aufregend!", sagte Ophelia leise hinter ihm. Er drehte sich zu ihr, um in der Hoffnung, die Sorge aus seinem Gesicht verbannt zu haben. Sie hatte sich an das kleine Tischchen am Fenster gesetzt und runzelte nachdenklich die Stirn, "Was meinst du macht sie hier? Ist sie alleine oder werden wir noch anderen Kolle.. also du weißt, was ich meine." Dabei kicherte sie ganz verstohlen und er konnte nicht anders als zu lachen. Ein kleines Abenteuer auf der Reise schien Sie in keinster Weise zu beunruhigen und vermutlich hatte Sie nicht unrecht. Rabbe war alles andere als erfreut sie beide hier zu sehen, also musste man zumindest davon ausgehen, dass egal was sich ergab. Nicht mit ihrem Urlaub zu tun haben konnte und dabei fiel ihm wieder die Handelskonferenz ein. "Was denkst du?", fragte seine Frau und lächelte verschmitzt und er verlor den Faden seiner Gedanken.
"Nun. Es gibt ein paar Möglichkeiten?", sagt er zaghaft und verdrängte dabei, dass der Patrizier dem Urlaub nur zu gerne zugestimmt hatte, während Ophelia darüber redete, ob ein Anschlag auf den Zug selbst oder eine Person wahrscheinlicher war.

Rabbe fluchte innerlich. Ausgerechnet Rach und Ophelia! Schnell fischte sie den Zettel aus dem Geldbündel und überflog die Zeilen.
Bitte achte bei der Flasche Champagner auf ein gut erhaltenes Etikett. Ich hätte, wenn möglich auch die Letze Kritik eines Somaliers und welche Weine desselben Weinguts noch im Zug zu erwerben sind. Umso mehr Informationen zum Weingut umso besser. Vielen Dank RF
Rabbe ließ einen Pfiff entweichen. Dieser arrogante, schmierige, aalglatte…Sie unterbrach sich und atmete einmal tief durch. Sie musste zugeben, dass es schlau war, sie so um weitere Informationen zu bitten. Und noch konnte sie nicht sagen, ob die Anwesenheit der beiden noch von Vorteil war oder die ganze Operation gefährdete. Sie seufzte innerlich und steckte schnell den Zettel weg, bevor sie an die nächste Tür klopfte. Sie hoffte inständig, die nächsten Abteile hielten weniger Überraschungen bereit.

Daemon Llanddcairfyn

08. 12. 2021 22: 33

Sie öffnete die nächste Abteiltür.
"Willkommen im Gennua-Express. Wir freuen uns, dass Sie sich entschieden haben mit der Hygienischen Eisenbahn Ank-Morpork und Sto-Ebene zu reisen", wäre ihr Text gewesen. Stattdessen sagte sie -nichts. Die beiden Herren im Abteil sahen sie fragend an.
"Ah", sagte einer schließlich. "Die Fahrkarten, richtig?" Die beiden reichten ihr die Billets, die Rabbe starrend entgegennahm. Ohne hinzusehen tackerte sie die Karten und gab sie zurück. Sekunden schlichen dahin.
"Sonst noch etwas?", fragte der ältere der beiden. Die verkleidete Wächterin schüttelte den Kopf, trat einen Schritt zurück und schloss die Tür des Abteils.
Schnell schrieb sie eine Nachricht an Jargon.
"Lord Witwenmacher ist an Bord. Darf der außerhalb der Stadt überhaupt arbeiten? Findet den Hauptmann!"

*


In der dritten Klasse hatte der junge Mann ohne Eigenschaften die Szene vor ihm erschrocken mit angesehen. Der Schaffner, der in den Waggon gestürmt war und versucht hatte, den freundlichen Mönch, der ihm gegenübersaß, aus dem Zug zu werfen, hatte ihm Angst gemacht. Fast so viel Angst, wie er vor seiner brutalen Vorgesetzten gehabt hatte, als sie ihn maßregelte, so dass der Bahnangestellte vollkommen sprachlos war. Vor Entsetzen, wie der junge Mann annahm. Das fing ja gut an. Er wollte doch nur weg. Er war eine ganze Nacht lang von Versteck zu Versteck gehuscht und war der Stadtwache entgangen. Jetzt saß er endlich im Zug und der Jurisdiktion der Zwillingsstadt so gut wie entkommen und die Schaffner fingen beinahe eine Prügelei an. Er ließ sich an die Lehne der harten Holzbank sinken.
"Äh. Ja. Hmhm", machte sein Gegenüber. "Seramis möge uns auf unserer Reise schützen. Denn so spricht Bruder Holzmann: Sei nicht verfürchtet und angsterfüllet, wenn Du Dich begebest auf dunkler Wege ungewisser Reise, denn der strahlende Glanz der nur teilweise bedeckten Sonne wird Dich-" Der junge Mann schloss die Augen.

*


Daemon Llanddcairfyn erreichte sein Ziel. Er schüttelte sich kurz, als er abgesessen war, und untersuchte kurz, ob alles dort war, wo es hingehörte. Er brachte das Pferd in den Stall der kleinen Station und begabg sich in das kleine Büro, das zu dem Klackerturm gehörte.

*


Im Laderaum des Gennua Express öffnete sich langsam der Deckel eines sehr großen Koffers.

Cim Bürstenkinn

08. 12. 2021 22: 56

Cim versuchte beschäftigt zu wirken und pendelte immer in Sichtweise seiner Kollegin [4] herum, versuchte ihr ein Lächeln zuzuwerfen, das sie entweder nicht sah oder ignorierte.
Sie begann gerade in der zweiten Klasse die Fahrscheine zu kontrollieren, als sie endlich mit einer freundlichen Miene auf ihn zukam.
„Ich glaube wir haben falsch begonnen: ICH BIN SAUER, LYDIA SAUER, aber du kannst mich ruhig weiterhin Madame nennen.
Wenn du weiter hier rumhängst, ohne was zu arbeiten, fliegst du spätestens in Sto Lat raus. Dort warten immer ein paar ehemalige Schaffner, die gerne einen Job hätten.
Ein Wort zum Zugführer von mir genügt und du bist Geschichte. Dann will ich aber auch sehen, wie du Grovar erklärst, dass er durch die Finger schaut!“
Ertappt nickte Cim und stammelte „Verzeihung, Madame!“ -was war das mit dieser Frau? - und wollte die nächste Kabinentür in der 2. Klasse öffnen, als sie sagte: „Nein, das mach ich. Geh in die 3.Klasse, scheinbar reißt sich niemand darum dort zu kontrollieren.“
Prima! In der dritten Klasse gab es nur keine Personen, die es zu beschützen galt. Um seine Tarnung nicht weiter zu gefährden [5] ging er langsam in Richtung 3.Klasse, als er beim letzten Abteil der zweiten Klasse Schreie hörte.
„Neiin. Bitte nicht!“ - „Halt den Mund, sonst stopf ich in Dir. Du kriegst nur was du verdienst!“
Überrascht, dass es so schnell zu einer Eskalation gekommen war, zog Cim das Kurzschwert das ihm Atera einmal geschenkt hatte aus dem Ärmel. Es war an einem Gummiseil an seinen Schultern befestigt, und war jederzeit einsatzbereit.
Er stieß die Tür auf und rief mit erhobener Waffe „SOFORT…“
Er stockte im Satz; sein Herz setzte kurz aus als er das Bild vor sich aufnahm
Eine etwas vollschlanke Dame in einem Lederkorsett, saß auf dem Bett und hatte die linke Hand zum Schlag erhoben.
Über ihren Knien lag ein Mann mittleren Alters mit vornehm gezwirbeltem Bart und heruntergelassener Hose. Tränen rannen über sein Gesicht. Alle Beteiligten erstarrten und sahen sich verblüfft an.
Instinktiv ließ Cim die Waffe los, die sofort vom Gummiband zurückgezogen wurde und dabei einen langen Schnitt in seinem Handballen verursachte.
„….die,die Fahrkarten bitte!“, versuchte er mit soviel Autorität hervorzubringen wie die Situation erlaubte.
Die Frau griff neben sich auf das Bett, hielt sie ihm hin und sah entsetzt auf das Blut, dass unter dem Ärmel der Uniform auf die Karten rann, als Cim sie entgegennahm.
„Das wars schon. Die Farbe auf den Tickets entwertet sie! Weiterhin gute Fahrt!“, beeilte sich Cim die Karten zurückzugeben und die leicht beschädigte Tür wieder zu schließen.
„Ich dachte, ich sagte du sollst in die 3.Klasse?“, sagte Lydia die aufmerksam geworden war.
„Und ich dachte, wir sind Kollegen und du hast mir gar nichts zu sagen!“, antwortete der Omnier.
Kurz verdunkelte sich ihre Miene und Cim nahm zum ersten Mal war, dass ihre Haare irgendwas zwischen braun und blond waren.
Dann lachte sie und schlug ihm auf die Schulter. „Na bist du doch noch vernünftig geworden! Machen wir die zweite Klasse gemeinsam!“
Verblüfft nickte Cim.
„Hast Du echt ein Schwert unter der Uniform?“
- „Ich will nicht darüber reden!“
„Soll ich Deine Wunde verbinden, oder willst du weiterhin den Teppich versauen?“

Unbemerkt von den beiden, hatte ein junger Mann die Szene durch die angelehnte Tür seines Abteils belauscht. Er trug eine Brille mit dünnem Metallrand und sah wie jemand aus, der seine Zeit sonst nur mit Büchern verbrachte.
Er schloss die Tür ging zu seinem Bett und klappte den Koffer auf. Unter einem doppelten Boden lagen fünf verschiedene Dolche, die geworfen oder gehalten werden konnten, mehrere Fläschchen mit Giften, Knebeln, Handschellen und Totschläger.
Ohne sich umzudrehen, sagte er zu seiner Begleitung. „Ich glaube der omnische Schaffner ist ein Wächter. Er trägt ein Schwert unter dem rechten Uniform-Ärmel“
„Das war zu erwarten“, erhielt er als Antwort. „Vielleicht können wir das für unsere Ziele verwenden!“
Der junge Mann nickte und steckte die Dolche in kleine eingenähte Taschen in seiner Jacke und drehte sich um.
„So, ich bin fertig. Du siehst aber auch bezaubernd aus heute! Wollen wir essen gehen?“, er streckte der Dame die Hand entgegen und sie verließen gemeinsam das Abteil

Kanndra

09. 12. 2021 17: 56

Gerade überlegte die Zwergin, ob sie sich jetzt doch schon mal einen Imbiss im Speisewagen holen sollte, als sich die Abteiltür öffnete und Kanndra herein kam. Diese warf zuerst einen irritierten Blick auf den Hut auf der Liege, fing sich dann aber und meinte: „Bonjour. Ische Kira Merengue. Morporkianisch nische bon.“
„Bon -äh- dings. Sehr erfreut. Avalania von Gilgory mein Name.“ Das fühlte sich irgendwie sehr merkwürdig an. Ava hoffte, dass sie sich an dieses Theaterspielen noch gewöhnen würde. Leise fügte sie an: „ich habe mich schon gefragt, wo du bleibst.“
„Habe mich erst mal umgeschaut“, gab die Späherin ebenso leise zurück. „Einige interessante Mitreisende an Bord.“ Laut fragte sie: „Voulez-vous manger quelque chose?“ Und auf den verständnislosen Blick der Zwergin: „Essen?“

Dieser palavernde Mönch fachte die Flamme seines Zorns an, die in seinem Inneren loderte. Mit Mühe hielt er sie schon seit ein paar Wochen in Zaum und lange konnte er es nicht mehr. Aber das brauchte er auch nicht, nicht wahr? Bald konnte er den gerechten Zorn auf jene loslassen, die sich abgewendet hatten vom Wahren und Reinen. Auch wenn der Priester an eine eher obskure Göttin zu glauben schien, wenigstens glaubte er. Jene, die seinen Zorn zu spüren bekommen würden, hatten sich dem Mammon verschrieben, hatten alles verkauft, was zählte. Bald... Der junge Mann neben ihm riss die Augen auf und starrte ihn erschrocken an, als hätte er gespürt, was in ihm vorging. Schnell sah Takir aus dem Fenster. Der Priester redete weiter.

„Wussten Sie, dass Sto Lat die dritthöchste Zuwachsrate im letzten Jahr zu verzeichnen hatte?“ LeFanz schob seine Brille auf die Nasenspitze und lugte sein Gegenüber über den Rand derselben an.
Schnaufend lachte Silberbrücken. „Ist mir relativ egal, Hauptsache sie rauchen dort wie die Schlote. Und natürlich nur meine Wrap au chou. Schließlich haben wir diese extra für die Sto-Ebene entwickelt.“
„Dann hätten sie vielleicht einen weniger exotischen Namen bekommen sollen.“ Prüfend hielt LeFanz das Glas Rotwein gegen das Licht. Kleingeister hätten wahrscheinlich argumentiert, dass es für Alkohol noch ein wenig zu früh am Tag war, aber wahre Kenner hielt das nicht auf.
„Bei Zigarren kann es nicht exotisch genug sein für die einfachen Leute. Gibt ihnen das Gefühl von Weltgewandtheit und Abenteuer.“ Anerkennend streifte sein Blick den verlängerten Rücken der Gennuanerin, die gerade an ihm vorbei gegangen war und nun zu mit ihrer Begleitung auf einen Tisch in der Nähe zusteuerte. Sogleich schwebte ihm die nächste Werbekampagne vor Augen. Vielleicht konnte er die dunkle Schönheit sogar dafür gewinnen...

Rabbe Schraubenndrehr

10. 12. 2021 23: 35

Rabbe stand in der Vorratskammer des Salons und kritzelte verärgert auf die Rückseite des Zettels.
Sehr geehrter Herr F,
Das Weingut ani Viert hat 6 Flaschen desselben Jahrgangs an Bord deponiert, in unterschiedlichen Tönen. Das Weingut rechnet an Bord mit Konkurrenz und der gleichen Zahl erhaltenswerter Flaschen die nicht zum Verbrauch stehen.
Wir wünschen Ihnen einen ruhigen, zurückhaltenden Aufenthalt.
Nean Garruk


Sie band eine rustikale Schnur an die Notiz und verließ die Vorratskammer und besorgte eine Flasche teuren Champagner welche sie auf Rachs Rechnung schreiben ließ. Sie hatte keine Ahnung ob der Schaumwein etwas taugte aber er war relativ teuer also sollte er sein Geld ja wohl hoffentlich wert sein…


Rach und Ophelia waren in Diskussion vertieft als ihre Erfrischung eintraf. Ein zackiges klopfen an der Tür erschien ihnen beinahe wie die Visitenkarte der Wächterin, war ihre harsche Art doch eine ihrer herausragendsten Eigenschaften.
Rach hob erstaunt eine Augenbraue. Als Schaffnerin wäre es eigentlich nicht Rabbes Aufgabe, derartiges selbst zu servieren, dafür wären Bordkellner zuständig, so zumindest sein Eindruck. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und gab Ophelia mit einer Geste zu verstehen das sie es ihm gleich tun sollte. Sie beide gaben sich betont entspannt und unbeteiligt bevor Rach sie hereinrief. „Herein!“
Die Tür öffnete sich. Rabbe trat ein. Zu ihrer Überraschung trug sie Getränk samt Gläser in absolut korrekter Haltung mit einer ungeahnten Professionalität. „Die Herrschaften müssen entschuldigen, wegen des Mittagsansturms haben mich die Kollegen gebeten das ich Ihnen eben einschenke.“
Das Ehepaar tauschte verdutze Blicke aus als Rabbe ihnen in korrekter Abfolge und mit einer ungeahnten Eleganz einschenkte, bevor sie die Flasche zurückließ und einen Diener andeutete. Einer ihrer Mundwinkel zuckte. „Benötigen Sie sonst noch etwas? Für größere Mahlzeiten empfehle ich Ihnen den Speisewagen, im Salon können Sie jedoch ebenfalls kleinere Happen in dafür größerem Stil genießen.“ Sie wirkte deutlich professioneller als zuvor jedoch konnte sie die beißende Schärfe nicht ganz verbannen. Rach tat einen Moment so als würde er nachdenken. Er warf einen kurzen Blick auf den Zettel der an die Flasche gebunden war, sah dann zu ihr zurück. Sie machte mit dem Kopf eine abwehrende Bewegung. Er nickte. „Danke, das war alles.“
Sie verschwand.

Rach wollte zunächst nach dem Zettel greifen, besann sich dann aber eines besseren. Er erhob sein Glas um zumindest einen Moment darauf zu verwenden, mit seiner Frau anzustoßen...

Daemon Llanddcairfyn

11. 12. 2021 18: 20

"Wer hätte gedacht, dass es so voll sein würde?", sagte der Mann mit den vielen Dolchen in der Jacke fast entschuldigend zu seiner Begleiterin.
"Das muss dieser Mittagsansturm sein, von dem der Schaffner eben gesprochen hat", antwortete sie und übernahm kurzerhand die Initiative, indem sie einige Schritte in den vollen Speisewagen und an einen nur halb besetzten Tisch trat.
"Entschuldigen Sie bitte. Sind diese beiden Plätze noch frei?", fragte sie. Die beiden Sitzenden sahen beinahe erschrocken auf.
"Eh", machte die Zwergin.
"Bien sur", antwortete die Dame ihr gegenüber. "Setzen sie sisch, sil-vous-plait." Lächelnd kam die Fragende der Aufforderung nach und setzte sich zu der Gennuanerin. Ihr Begleiter setzte sich vorsichtig auf die schmale Sitzbank neben der Zwergin.

*


Der Hauptmann hielt sich an der Takelage des schwankenden Turms fest. Wenn er die Augen zusammenkniff, meinte er randwärts die Dampfsäule des Gennua Express' erkennen zu können, der sich Sto-Lat näherte. Er sah zu seinem Gesprächspartner herab, der ihm zunickte.
"Er kommt pünktlich", erklärte Glanz unter Anderem. "Du musst jetzt herabsteigen." Der Hauptmann nickte.
"Zeig ihn mir nochmal", forderte er den Kobold auf. Die kleine Kreatur nickte und richtete einen langen Finger herab auf den Bahnsteig des Sto-Lat Bahnhofs.
"Da. Grauer Mantel, runder Hut", sagte er. Daemon nickte.
"Danke für deine Hilfe", er machte sich an den Abstieg. "Schick die erste Nachricht raus, wenn der Zug losfährt. Achte darauf, wo ich ihn hinlege, damit die Kollegen ihn finden."

*


Takir und der junge Mann neben ihn stießen zusammen, als sie gleichzeitig aufstanden, um die kleine Sitzgruppe zu verlassen. Bruder Laudes unterbrach den Sonnengesang, zu dem er gerade erst angesetzt hatte.
"Ihr müsst euch -ähm- absprechen. Der Waggon verfügt -ähm- -also- nur über ein Nessecarium."
Takir stieß den jungen Mann beiseite, trat in den Gang und stampfte mit wütendem Gesicht in Richtung der Waggontür.
Warum warten? Er konnte es noch vor dem ersten Halt erledigen und in Sto-Lat untertauchen.
Der junge Eiferer hatte noch nie etwas außer Ankh-Morpork gesehen und stellte sich die erste Station des Express' ähnlich groß und ausufernd vor, wie seine Heimatstadt. Fest griff er den Dolch, wechselte über die keine Plattform an der Kupplung den Waggon, lief unbeirrt an den Schlafkojen der 3. Klasse entlang und setzte seinen Weg in Fahrtrichtung fort.
Es wäre gut, wenn er Tedsos erwischen würde, doch letztendlich war jeder in der 1. Klasse ein Verräter und Dieb an der Arbeiterklasse und verdiente den Tod. Hass rann durch seine Adern. Der Tag der Rache war gekommen. Jetzt.

*


Madame Sauer verknotete den Verband an Cims Hand.
"So, damit kannst Du weiter arbeiten", stellte sie fest und verließ das kleine Personalabteil.
"Kein Kuss auf das Aua?", fragte der Omnianer. Er glaubte, das kleinstmögliche Lachen Lydias zu hören, als sie aus seinem Blickfeld verschwand.

Rabbe Schraubenndrehr

16. 12. 2021 22: 18

Von den Flügeln der Rechtschaffenheit getragen rannte Takir durch den Zug. Es war geradezu lächerlich wie einfach es war, niemand hielt ihn auf! Zunächst hatte er noch gehofft im Salon vielleicht schon ein geeignetes Opfer zu finden aber offenbar waren die feinen Herrschaften überwiegend im Speisewagen, da der Salon mehr von Gästen der zweiten Klasse gesäumt schien…
Doch niemand hielt ihn auf. Niemand schien ihn auch nur zu verdächtigen! Ja, da war eine Kontrolleurin in seiner nähe, aber sie schien ihn kaum zu beachten…
...auch wenn sie die ganze Zeit in die gleiche Richtung wie er lief…

Er riss die nächste Tür auf, von Euphorie und Tatendrang getrieben. Gleich! Gleich würde er die unwürdigen bestrafen, würde die Klinge der Rechtschaffenheit in den Rachen des Bösen stoßen-
Takir stürzte Kopfüber zu Boden.
“Oh, ach du meine Güte. Nol, mein Herr, verzeiht mir, ich habe diesen Herren wohl unbeabsichtigt zu Fall gebracht.”
Takir versucht sich aufzurappeln. Man hatte ihm eindeutig ein Bein gestellt! Rasend vor Wut zog er sein Messer noch bevor er ganz aufgestanden war...

Jargon Schneidgut

16. 12. 2021 22: 53

Sie waren auf dem Weg zum Salon gewesen, um sich einen Überblick zu verschaffen und potentiell zu weiteren Wächtern Kontakt aufzunehmen.
Jargon hatte den jungen Mann, der ihnen entgegenkam, ebenso wie Sebulon als alarmierend wahrgenommen - dieser Blick in den Augen, der nervöse, starke Geruch, die deutliche Anspannung des Arms, der in der Innentasche der Jacke steckte - es handelte sich offensichtlich um Jemanden der sich in einem emotionalen Ausnahmezustand befand. Und sowas war nie gut.
Allerdings kam mit diesem Anblick, diesem Geruch auch eine Art Schockstarre - er war Ander-Kaffer! Er konnte nicht "Stadtwache, Halt!", rufen, was sollte er tun?! - bis Sebulon/Gon den klassische Beinstelltrick durchgeführt hatte. Dann waren die Handgriffe, die Konzentration wieder da.
Reflexartig griff Jargon/Nol zu, packte den teilverborgenen Arm, legte einen Arm um den Hals, sagte:
"Sie haben das R- sich hoffentlich- nicht wehgetan- Herr?"
Sebulon/Gon neben ihm: "Verzeihen sie vielmals, lassen sie uns in- äh- unserem Abteil ihre- Blessuren betrachten-"
"Loslassen!", brüllte Takir. Sein angespannter Arm schnellte entgegen aller Kraftanstrengung hervor wie eine gespannte Feder. Gleichzeitig verlagerten sie ihr gemeinsames Gewicht auf seinen Rücken, brachten ihn wieder mit dem Gesicht zu Boden.
Ein schneller Blick umher - noch schaute niemand aus den anderen Abteilen hervor. Nervös und mit großem Energieaufwand holte Jargon mit einer Hand ein paar Handschellen hervor, legte sie an.
"Ihr Kapitalistenschweine! Ich mach euch alle kalt! Loslassen!"
Der Druck auf den Hinterkopf des Mannes dämpfte die Schreie, da seine Lippen gegen den Boden des Zuges gepresst wurden. Gon/Sebulon öffnete rasch die Tür ihres Abteils und eiligst warfen sie ihn hinein und hielten ihn am Boden.
Jemand kam aus Richtung Salon, Schritte - ein Schaffner stand in der Tür des Abteils. Seine Gesichtszüge wirkten merkwürdig vertraut - er trat in ihr Abteil, schloss die Tür hinter sich. Jargon kniete auf dem Rücken des jungen Mannes, starrte als Rabbe - es war Rabbe! - plötzlich innehielt und sagte:
"Jargon - du hast - "
Er sah an sich herab.
"Ach du verfluchter Mist, mein Hemd!"
Im Adrenalinschock hatte er die Schmerzen nicht gespürt, doch da stecke eindeutig ein Messer in seinem Körper. Nicht besonders tief, und es verfehlte alle Organe. Doch es blutete unter seinem Hemd.
Das Gezeter des fremden Mannes wurde durch den Teppich des Abteils deutlich gedämpft.
Rabbe kniete sich zu ihnen und untersuchte routiniert die Wunde, ohne das Messer zu entfernen.
"Das hört gleich auf, denke ich", sagte Jargon hastig, um sie und Sebulon zu beruhigen. "Es ist kein Silber."
Sebulon nickte, realisierte wie Rabbe auch dass keine echte Gefahr für den Kollegen bestand.
"Was machen wir mit ihm?", fragte er dann und nahm ein wenig Druck vom Oberkörper des eigentlichen Messerträgers. Dieser holte tief Luft und schrie:
"Zu Hilfe! Ich werde attackieblblbl-" Rabbe hielt dem Mann so gut es ging den Mund zu. Sebulon versuchte mit seiner Handaxt, die er versteckt bei sich führte, aus einem Stück Teppich eine Art Knebel herauszuschneiden.
"Eine sehr gute Frage, Gon", brummte Jargon verstimmt und sah erneut an sich herab. "Wenn ich das Ding rausziehe macht es noch mehr Dreck!"

Avalania von Gilgory

19. 12. 2021 14: 07

Ava war weniger begeistert als Kanndra die zwei Fremden an ihren Tisch einlud. Kanndra und die Zwergin saßen sich gegenüber auf der Fensterseite und die Fremden setzten sich neben sie zur Gangseite. Nervös zupfte die Zwergin an ihrer Serviette, die neben ihrem Teller lag. Die unangenehme Stille lag sich unerträglich über die kleine Gruppe am Tisch, während von den anderen Gästen im Speisewagen fröhliches gemurmel und geklappert von Geschirr den Raum erfüllte. Betreten sah die Zwergin aus dem Fenster, an dem die Landschaft vorbeizufliegen schien. Die Gerichtsmedizinerin konnte nicht genau sagen, wie lange sie aus dem Fenster gesehen hatte, als ein Bahnangestellte sie aus ihren Gedanken riss.
„Was darf ich den Herrschaften bringen?“ fragte dieser. Rabbe zeigte sich sehr professionell und wenn Ava es nicht besser wüsste, hätte sie die Wächterkollegin nicht erkannt.
„Ähm ich nehme ein Bier.“ Bestellte die Zwergin sofort ohne Nachzudenken und erntet von Kanndra einen verständnislosen Blick.
„Soso ein Bier. Ist es dafür nicht etwas zu früh am Tag?“ fragte der unbekannte Mann mit einem verschmitzten Lächeln.
Rabbe notierte sich die Bestellung mit stoischer Gelassenheit. „Isch nehme un verre d'eau, s'il vous plaît.“ Setzte Kanndra fort, um die peinlichen Stille zu unterbrechen.
„Nun ich habe Urlaub!“ Begründete Ava ihre Getränkewahl.“ Da kann man es sich auch mal gönnen ein Bier vor zwölf zu trinken.“
„Ich nehme ein Glas Champagner. Das hat man sich im Urlaub verdient. Da haben Sie recht“ antwortete sie Fremde Frau und zwinkerte der Zwergin zu.
„Ich nehme ein lieber ein Glas Wasser, bitte.“ Richtete er an Rabbe und lehnte sich dann zu der Zwergin, „und was haben Sie so vor im Urlaub? Seittsieng?“
„ehm… was ist Seittsieng?“ fragte sie direkt zurück.
„Oh ist das ihre erste Zugfahrt? Oh, Verzeihung… wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Wie unhöflich von uns. Also das ist mein Mann Fredo und ich bin Silvana. Wir sind auf geschäftlich unterwegs. Und sie?“ fragte Silvana mit einem verlegenen kichern.
„Bonjour. Ische Kira. Morporkianisch nische bon. Ische besuche ma famille á Gennua“ Antwortete Kanndra und reichte den beiden ihre Hand.
„Hi ich bin Avalania v…“ siehe spürte einen heftigen Schmerz an ihrem Schienbein und verkniff sich mühevoll laut Aua zurufen, v.. von äh aus Ankh-Morpork und mache Urlaub.“
Rabbe beobachtete diese ganze Szenerie aufmerksam und konnte nicht umhin das dieser Fredo und Silvana sehr merkwürdig auf sie wirkten. Hoffentlich verbockt die Zwergin mit ihrem „Urlaub“- Geschwafel nicht alles.
„Ist das ihre erste Zugfahrt, Avalania?“ fragte Fredo direkt?
„Ehm ja.“ Antwortete sie etwas verlegen.
„Nun, was ist unser erster Zwischenstopp?“ fragte er Richtung Rabbe.
„Wir werden in ca. 1 Stunde in Sto Lat. Ankommen und werden dort für ca. 4 Stunden halten, um Kohle und das Lager wieder aufzustocken. Sie werden währenddessen die Möglichkeit haben dort das Schlossmuseum oder geschickte Schlosser & Schmiedekunst zu besichtigen.“ Erläuterte Rabbe und deutete einen Diener an als sie sich vom Tisch entfernte, um die Getränke zu holen.
„und das nennt man Seittsieng. In dem man die Gelegenheiten der Zwischenstopps nutzt, um sich die angrenzende Stadt/ Baudenkmäler/ Museum oder Landschaften anschauen kann.“ Erklärte Fredo euphorisch.
„Das klingt toll. Ja das werde ich machen. Vielen Dank.“ Antwortet Ava und lachte dabei laut.
Mittlerweile kam auch Rabbe wieder mit den Getränken.
„Schön, darauf sollten wir anstoßen… Ah da kommen die Getränke genau zum richtigen Zeitpunkt.“ Sagte Fredo und nahm schon mal das Bier und den Champagner vom Tablet, bevor Rabbe dieses abstellen und die Getränke selbst verteilen konnte.
Rabbe stellte die letzten 2 verbliebenen Gläser vor Fredo und Kanndra und deutete eine Verbeugung an. „Das Essen wird in Kürze von einem Kollegen serviert werden.“ Und damit ging sie zum nächsten Tisch.
Gerade als die vier am Tisch die Gläser hoben haben, um anzustoßen, entdeckte sie ein vertrautes Pärchen, das gerade den Speisewagen betrat und an ihrem Tisch vorbeiliefen. Sie hatte ein Geschirr um in dem der linke Arm festgezurrt ist. Der Mann drehte seinen Kopf zu der Zwegin um und für einen kurzen Moment sah er entsetzt aus. Ava musste plötzlich husten und nahm einen großen Schluck von ihrem Bier.
Ophelia und Rach sind hier. Was wollen die Hier? Wissen die anderen schon Bescheid? Sind sie mit involviert? dachte die Zwergin panisch und versuchte mit Mühe die Ruhe zu bewahren, damit die andern nicht misstrauisch wurden.
„Na da hat jemand aber Durst.“ Kommentierte Fredo belustigt und nahm auch einen Schluck von seinem Glas.

Kanndra

19. 12. 2021 16: 58

Arnulf Gregor leckte sich nervös die Lippen, während er darauf wartete, dass sein Chef Arnulfs Notizen las.
„Mhmm.“
Was sollte das heißen? „Wie Sie lesen können, habe ich bereits einige potentielle Verdächtige identifiziert, Härr.“
„Mhmmm.“
Langsam bildete sich eine Schweißperle an seinem Haaransatz. Dieses Stirnrunzeln gefiel ihm gar nicht. Er konnte nur hoffen, dass er Herrn Tedzos nicht enttäuschte. Das bekam niemandem gut, schon gar nicht seinen Angestellten.
Endlich ließ der kahlköpfige Händler die Zettel sinken und sah Arnulf an. „Gut, gut. Bleib am Ball.“
Gregor musste aufpassen, dass er nicht vor Erleichterung auf den Boden des Erste-Klasse-Abteils sank. Hastig verabschiedete er sich und machte sich auf die Suche nach einem Stillen Örtchen.

„Hehehe, ja, ich ähh... habe Durst“, erwiderte Ava etwas lahm. Kanndra wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, als ihr eine Hand schwer auf die Schulter fiel.
„Könnte ich dich kurz sprechen, Schätzchen?“
Kurz huschte der Wächterin ob der herablassenden Ansprache ein ein verärgerter Ausdruck über das Gesicht, schnell hatte sie diesen jedoch wieder unter Kontrolle. Sie musterte den dickbäuchigen Herrn mit seinem silbrig melierten Haar und der Zigarre im Mundwinkel. „Common?“
Silberbrücken wiederholte sein Anliegen auf gennuanisch und Kanndra stimmte zu, mit an seinen Tisch zu kommen. Sie hatte in ihm einen ihrer Schützlinge erkannt.
„Tut misch leid, isch bald surück“, wandte sie sich an die Anderen, vor allem an Avalania.

Rabbe Schraubenndrehr

22. 12. 2021 8: 18

Rabbe strampelte sich hastig zurück in ihre Schaffner-Uniform. Wo zur Hölle war Cim?! Nachdem Jargon angestochen worden war und sie den Angreifer in dessen Kabine eingeschlossen hatten war ihre Sorge groß gewesen das es direkt zu einem weiteren Angriff kommen könnte. Sich schnell als Kellner zu verkleiden hatte ihr mehr Möglichkeiten gegeben näher an die Leute ranzukommen, aber der Speisewagen hatte unverdächtig gewirkt abgesehen von den zwei krummen Vögeln welche Ava und Kanndra offenbar schon im Blick hatten. Der Mann hatte da gesessen wie ein Assassine... Gespannt wie ein Messer mit nur mäßig gut verschleierten Waffen am Körper... Kanndra war eine erfahrene Späherin, sie hatte dies sicher bemerkt, oder? Und Rach war auch dort herum gelaufen, sicher war er auch zu irgendetwas gut...

Rabbe stopfte die Kellneruniform zurück in die kleine Tasche die sie mit sich herum trug und trat zurück in den Bereich der ersten Klasse bevor sie den Zug zügigen Schrittes herunter lief als sich eine Tür öffnete und sie angeblafft wurde:"Schaffner! Bleib stehen!"
Sie verwurzelte auf der Stelle und drehte sich langsam um. Die Stimme war wie Papier. Trockenes, scharfes Papier das einem die Haut aufriss und sofort entzündete...
Herr Schräg schaute aus dem letzten Abteil der 1. Klasse zu ihr herüber, der Blick so mürrisch und durchdringend wie immer. Rabbe war schon einigen Untoten begegnet, aber Schräg war, nun, Herr Schräg...
"Mein Gepäck wurde falsch eingeladen! Ich brauche meine Bücher. Bring sie mir."
Rabbe blinzelte einen Moment verwirrt und nickte dann. "N-Natürlich Herr-" Sie verschluckte das Schräg gerade so. Warum sollte irgendein Schaffner sich kümmern wer dieser alte Zombie war? "Ich kümmere mich sofort darum."

Sie musste weiter. Die Bitte Schrägs würde sie dem nächstebesten echten Schaffner weiter geben müssen. Sie hatte keine Zeit bis zum Ende des Zugs zu laufen um irgendeinen Gepäckkoffer zu finden. aber...Schräg war an Bord! Hatte dies etwas zu bedeuten? Schräg und Witwenmacher im gleichen Zug?! Das kann nichts gutes heißen... Und sie wusste immernoch nicht, ob der Assassine hier arbeiten dürfte... Ob sie Schräg einfach fragen könnte?

Sie wollte sich eben wieder auf den Weg machen als eine andere Person in Schaffner-Uniform an sie herantrat. "...Was macht der verdammte Inspäktor hier?" murmelte ihr Kollege gerade so laut genug das sie ihn hören konnte. Rabbe zuckte die Schultern. "Bin nicht sicher ob er uns überwacht. Er schien ehrlich überrascht. Hat Fragen gestellt." Sie blickte sich um und bemerkte das ein Fahrgast zu nahe an sie heran kam um noch lange vertraulich zu sprechen. "...Jargon hat einen Angreifer in seiner Kabine den wir kaltgestellt haben, Witwenmacher ist an Bord und -ja, Herr Schräg hier in Kabine 101 sagt er braucht seinen Koffer, bitte geh in den Gepäckwagen und hol es für ihn während ich mich um die anderen Gäste kümmere." Der Fahrgast blieb stehen. "Frau Schaffner-"
Rabbe blickte zu ihm und und hielt eine Hand hoch. "Eine Sekunde, der Herr." Sie blickte zu Cim zurück . "Haben wir uns verstanden? Der Daemon steckt im Detail."
Cim nickte unruhig. "Alles klar." Er machte sich auf zum Zugende, beunruhigt das sie nicht länger hatten reden können. Das Daemon eventuell nicht wirklich an Bord war zeigte sich als zunehmend problematisch...


Rabbe rang innerlich um Ruhe. Der Stress dieser Mission war enorm und der verdammte Fahrgast hatte keine Ruhe geben wollen weil es in der zweiten Klasse keine Butler gab. Unglaublich...

Sie betrat den Salon. Der offensichtliche Reichtum schlug ihr wie eine Wolke entgegen. Poliertes Leder, teure Hölzer, der Geruch feiner Zigarren und Alkohol... manche Aromen durchaus verlockender als andere, aber sie hatte hier einen Dschob zu erledigen. Sie suchte den Waggon mit den Augen ab während sie langsam hindurchschritt und den Konversationen um sich herum lauschte...


"Weil ich der offizielle Vertreter der Gilde der Kaufleute bin, Madame Sharn, deshalb geht es mich etwas an!"
"Ich wüsste nicht was das mit irgendwas zu tun hat! Die Gilde Ankh Morporks hat nicht zu kümmern was ich in Überwald tue!"
"Oh, aber doch, aber doch, Madame, vor allem ich, als offizieller Vertreter würde diese Chance gern wahrnehmen ihre andere Filiale zu sehen. Denken Sie doch an die Werbemöglichkeiten für andere Geschäfte wenn Sie bereit wären ihren Laden in Bums zumindest zum Broschüre-auslegen zur Verfügung zu stellen, das Kreuz-Markätting das wir zwischen den Märkten machen könnten...."

Rabbe machte eine mentale Notiz zu den beiden. Damit hatten sie vier der sechs zu beschützenden ausgemacht. Wo waren die anderen beiden? Und wo zur Hölle steckte Daemon bei all diesem Gildenchaos?

Sebulon, Sohn des Samax

28. 12. 2021 18: 48

Die Gäste des Gennua-Expresses bewegten sich als träge Masse aus dem Zug heraus. Verschiedene Stimmen versuchten sich vom geschäftigen Hin und Her der Stadt Sto Lat durch Lautstärke abzugrenzen.
"Seramis möge uns bei unserem Aufenthalt schützen. Denn so spricht Bruder Holzmann: Im Grunde wollen wir doch alle nach Hause ..."
"Geht's noch? Mir hat gerade eine blöde Taube auf den Kopf ..."
"Wann fährt der Zug nochmal weiter, Frau Meerenge?"
"Morporkianisch nische bon. Spät-öhr?"
"Ich bin gespannt, ob ich hier eine Brassika kaufen kann. Im Reiseführer habe ich gelesen ..."
"Vorsicht, hier unten laufen auch Leute!"
"Hier drüben geht es lang!"
"Zum Schloss? Ich will mir das Schloss gar nicht -"
"Und ich habe noch gesagt: Lass uns lokale Währung schon in Ankh-Morpork tauschen."
"Weiterfahrt in 4 Stunden! Ich wiederhole: Weiter..."
"Ach was, in der ganzen Ebene werden Dollars akzeptiert?"
"Ktos chce kielbase? Wer kauft ein Kielbasa? Habe auch Ratte auf Stock - lecker, lecker! Nur drei Dollars, für hohe Leutschaften! Mam zamiar sie zrujnowac ..."
"Offler segne dich!"

Jargon und Sebulon betrachteten die touristische Meute minutenlang amüsiert, die sich langsam entfernte. Ein Mann mit Bauchladen und Schnurrbart, der versuchte, mit warmen Snacks und Mitbringseln Umsatz zu machen, hüpfte Aufmerksamkeit heischend hinter den Leuten her.
"Sieht ein bisschen aus wie Schnapper", sagte Nol.
"Hmm?", machte der Zwerg, der gedankenversunken mit den Augen dem Flug der Taube gefolgt war.
"Der Verkäufer mit dem Bauchladen"
"Ja, mein Herr", sagte Gon. Er wackelte mit den Beinen, die von dem riesigen Koffer aus, auf dem er saß, nicht bis zum Boden reichten. "Und doch hält es dieser ehrbare Diener für unwahrscheinlich, dass eine Verwandtschaft besteht."
Rabbe Schraubenndrehr stieg vom Zug ab und musterte ihre Kollegen skeptisch. "Die Taube mit der Nachricht ist auf dem Weg. Da sind doch sicherlich Luftlöcher in dem Koffer?"
"Sicher", sagte Sebulon und lächelte hintergründig. "Und wir haben ihm auch alle Waffen abgenommen, nachdem er eingeschlafen war."
"Es ist schon beeindruckend, was du alles dabei hast", sagte Jargon zur Teamleiterin.
Diese stemmte die Hände in die Hüften. "Vorbereitung ist -"
Ein Pferdekarren bog um die Ecke. Jemand hatte mit blauer Farbe ein krudes Schild auf den Wagen gemalt. Auf dem Kutschbock saß ein junger Mann von vielleicht 30 Jahren mit smaragdgrünen Augen. Sein Helm war verbeult und seine Zigarette dampfte in dreckigem Grau.
"Nein", hauchten die drei undercover-Wächter gleichzeitig, als die Pferdekutsche zum Stehen kam.
"Wache von Sto Lat", sagte der Mann in gebrochenem Morporkianisch. "Grüße, hundert mal. Haben Nachricht von Taube erhalten. Das ist der Koffer?"
"Ja, in der Tat", sagte Jargon deutlich hörbar, und fügte viel leiser zu Sebulon gewandt hinzu: "Meinst du, er hat spitze Eckzähne?"
Gemeinsam hoben sie den schweren Koffer auf die Ladefläche des Pferdewagens. Leises Schnarchen war aus dem Koffer zu hören.
"Keine Brandnarbe auf dem Handrücken", wisperte Rabbe. Laut sagte sie: "Du willst ihn doch sicher einmal ansehen, dass wir dir nicht irgendwen geben."
Der Wächter schüttelte seinen Kopf und richtete den Helm, der dadurch verrutschte, erneut.
"Aber ein goldener Ohrring", murmelte Sebulon.
"Zu viel von Arbeit." Der Wächter aus Sto Lat hielt seinen Kollegen ein Klemmbrett mit einem unsauber ausgefüllten Formular hin. "Einmal Unterschrift von Akte für Ubergabe von Gefangenem. Mach-mach, habe bald Pause."

Zehn Minuten später waren alle Formalitäten geklärt und die Pferdekutsche wieder zum lokalen Wachhaus aufgebrochen.
"Verrückt", sagte Jargon.
"Und doch scheint es mir unwahrscheinlich, dass eine Verwandtschaft besteht", brummte Sebulon.
Rabbe knurrte leise. "Unser Breguyar hätte sich den Gefangenen wenigstens angesehen." Sie sah ihre Kollegen an. "Wir müssen unseren Plan deutlich verbessern. Das hätte schlimm ausgehen können, wenn ihr nicht zufällig ..."
Sebulon nickte und ließ seine Kollegin reden. Nichts am in-Gewahrsam-nehmen dieses Kerls war Zufall gewesen. Sie hatten ihn kommen sehen, konnten sogar ihre Deckidentität beibehalten. Aber es schien ihm besser, Rabbe so motiviert reden zu lassen. Lieber eine echauffierte und motivierte Teamcheffin, als eine, die den Eindruck hat, man würde sie vorführen wollen.

Avalania von Gilgory

04. 01. 2022 14: 41

Ava zupfte nervös an ihrem Hemd und richtete den gutsitzenden Hut zurecht. Es fühlte sich richtig und ungewohnt zugleich an. Sie hatte sich vorgenommen neues auszuprobieren und war vor der Abfahrt extra noch beim Schmied gewesen, um ein dünneres Kettenhemd erstellen zulassen, das man unter dem schön farbenfrohen Palmenhemd nicht sieht. Das einige Leute sie komisch ansahen, damit hatte sie gerechnet. Allerdings der entsetzte Blick von Sebulon hat die Zwergin etwas verunsichert. Naja, jetzt hatte Sie sich ja schon umgezogen und stand auch schon in der Warteschlange, um das Schlossmuseum zu Besichtigen. Silvanna hatte darauf bestanden, dass Ava die beliebtesten Sehenswürdigkeiten von Sto Lat anschaut. Leider konnten die Beiden nicht mit, Sie hatten noch dringende Dinge mit einem Herrn SO-UND-SO zu klären, den Sie am Bahnhof trafen. Aber mit dem Stadtplan, den das Zugpersonal beim Aussteigen verteilten, war das kein Problem. Darauf wurden diese rot Markiert. Ein letztes Mal zupfte sie ihr Hemd zurecht als schon die nächste 5er Gruppe aufgerufen wurde.

Rach Flanellfuß

15. 01. 2022 18: 04

Rach versuchte, die Ruhe zu genießen. Der Speisewagen war inzwischen so gut wie leer, da die meisten schon aufgebrochen waren, um die Sehenswürdigkeiten Sto Lats anzusehen. Ophelia wollte aber noch in Ruhe essen, dass die beiden Verdächtigen ebenfalls noch hier waren, schien einen Teil dazu beizutragen. Die Waffensammlung im Jacket des Mannes war nicht nur ihm aufgefallen und dieser Urlaub fühlte sich inzwischen stark nach Arbeit an. Kanndra und Avalania saßen schon eine Weile nicht mit den beiden am Tisch, doch was auch immer das Paar nun besprach, war nicht zu verstehen.
"Rach, wollen wir uns nicht auch die Stadt ansehen?", sagte Ophelia und war schon aufgestanden.
Er blickte kurz hinter sich und stand ebenfalls auf, als er sah, dass soeben auch die beiden Verdächtigen den Speisewagen verließen.
"Gerne, wir haben schließlich nicht viel Zeit", sagte er und zum vorbeilaufenden Ober gewandt, "Können wir den Nachtisch bitte in unserem Abteil serviert bekommen?"
Der Kellner nickte verstehend, nachdem noch einmal ein Dollar Trinkgeld in dessen Hand gelandet war. Ophelia hatte unterdessen schon längst die Verfolgung der beiden Verdächtigen aufgenommen und Rach beeilte sich zu ihr aufzuschließen.
"Du hast eindeutig zu viel Spaß an der Sache!", flüstere er ihr zu und sie kicherte leise.
Er sprang schnell vor ihr auf den Bahnsteig und half ihr mit dem Ausstieg. Ophelia hakte sich gleich bei ihm ein und gemeinsam nahmen Sie die Verfolgung auf. Bei dem Gedanken musste er schließlich auch grinsen und er war gespannt, wie gut Sie zusammenarbeiten würden. Sie kniff ihn kurz in den Arm, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen und folgte ihrem Blick. Die Verdächtigen verschwanden in ein angrenzendes Souvenir-Geschäft und aus diesem kam niemand anderes als Daemon Llanddcairfyn. Ob der Hauptmann sie ebenfalls gesehen hatte, war nicht klar, denn er schien es eilig zu haben. Rach blieb mit Ophelia bei der Auslage mit den Postkarten stehen und sah von dort in den Laden. Die beiden Verdächtigen blieben bei einem Mann, der einen rundem Hut tief ins Gesicht gezogen hatte, stehen und Rach griff schnell nach einer Karte, um diese im Laden zu erwerben und griff noch nach einem Souvenir in der Auslage des Tresens. Ophelia löste sich unterdessen von ihm und er ließ sie nur widerwillig ziehen. Während dessen zahlte er und bekam eine Papiertüte mit dem Wappen Sto Lats ausgehändigt. Sie ging beiläufig weiter in den Laden und betrachtete die verschiedenen Auslagen von Kohl bis sie in der Nähe des Trios stand. Er spürte regelrecht, wie sich seine Anspannung steigerte und er ging im Kopf alle Handgriffe für den Notfall durch, doch anscheinend war die Unterhaltung vorüber. Der Mann mit Melone ging schnellen Schrittes aus dem Laden und hatte dabei seine Hände tief im grauen Mantel vergraben. Das verdächtige Paar bewegte sich ebenfalls auf den Ausgang zu und Rach sah aus den Augenwinkeln ebenfalls eine Tüte mit dem Stadtwappen in der Hand des Mannes und er setzte sich schnell in Bewegung.

Fredo war nicht glücklichen über den Austausch. Er hatte sich das ganze etwas aufregender vorgestellt. Aber zumindest haben Sie nun ihren ersten Auftrag in der Hand, doch den Inhalt der Tüte würde er erst im eigenen Abteil erkunden. Als Sie den Ausgang erreichten wurde er allerdings zu Boden gerissen. Der scheinbar betrunkene Mann hatte mit seinem vollen Gewicht auf ihn gestürzt und er versuchte sich noch im Fall von dessen Griff zu befreien.
"Hey, aufpassen Mann!", schrie er auf, während seine Begleiterin sich umsah.
Auf dem Kopfsteinpflaster stieß er den Mann von sich, doch dieser blieb auf der Hand, in der er die Tüte hielt, liegen.
"Verzeihung", murmelte dieser und richtete sich unbeholfen auf, dabei traf er genau einen Nerf, sodass sich sein Arm wie mit Ameisen gefüllt anfühlte.
"Ach verzeihen Sie meinem Mann, wir hatten schon etwas viel Champagner heute Morgen und der Wein beim Mittagessen… ", kam anscheinend dessen Frau in sein Blickfeld und räusperte sich verlegen. "Nun, verzeihen Sie die Umstände. Ich bringe ihn besser zurück in unser Abteil."
Jetzt erkannte er auch das Ehepaar, dass auch mit ihnen im Zug reiste. Das Armgeschirr war zwar dezent, doch sowas sah man nicht jeden Tag.

Silvana setzte sich mit verschränkten Armen an die Bettkante ihres Abteils. Und beobachtete, wie Fredo immer noch seinen Arm rieb.
"Das lief ja nicht so wie erwartet"
"Nun immerhin hat der Austausch geklappt, lass und mal sehen, was in der Tüte ist", sagte er etwas genervt und rückte seine Brille zurecht. Scheinbar war bei dem kleinen Sturz das Gestell etwas verbogen worden.
Sie griff neben sich und schaute verdutzt in die Tüte. Ohne weitere Worte kippte sie den Inhalt neben sich auf das Bett.
Eine knittrige Postkarte, eine kleine Tüte mit getrocknetem Rosenkohl und ein Schlüsselanhänger mit ebenfalls einem Kohlkopf aus Metall.
"Das darf nicht wahr sein! Wo ist der Umschlag?"

Daemon Llanddcairfyn

16. 01. 2022 11: 37

"Nicht schlecht, mein Lieber", schmunzelte Ophelia, als sie die Abteiltür hinter ihnen schloss.
"Du warst aber auch nicht schlecht", antwortete Rach und setzte sich hin. Seine Frau glaubt fast, einen Hauch kindischer Freude über das gelungene Manöver an ihrem Mann zu erkennen.
"Dann wollen wir doch mal sehen", verkündete er und ließ den Inhalt der Tüte auf den Tisch neben die leere Champagnerflasche purzeln.
"H'", machte Rach und schaute nochmal in den jetzt leeren Behälter, ob noch etwas darin war. Ophelia stieß mit spitzen Fingern an die Gegenstände auf dem Tisch.
"Zwei unbeschriebene Postkarten. Ein aus einem Salatstrunk geschnitztes Modell des Schlosses", zählte sie auf. "Und ein Shirt, auf dem etwas steht." Rach nahm Nase und Blick aus der leeren Tüte und sah interessiert zum Kleidungsstück.
"Ich war in Sto-Lat und alles, was was ich gefunden habe war Kohl", las er vor. "Ob es sich um einen Code handelt?" Die beiden sahen sich ratlos an.

*

Cim lief durch den Zug in Richtung Kofferabteil. Er war sich sicher, dass Rabbe nicht mit der Hälfte des Teams den Zug verlassen würde, um einen bewusstlosen Gefangenen abzugeben, während sechs Zielobjekte aufgrund des Zugaufenthalts wesentlich angreifbarer waren, als während der Fahrt. Wenigstens hatte er den Mönch vorm Fenster schwadronieren hören. Vielleicht konnte er bei der Abfahrt loswerden. Er Erreichte den letzten Wagen und öffnete die Dunkelheit hinter der Waggontür. Im besten Falle war Herr Schrägs Koffer mit seinem Namen beschriftet und in einem Regal, das mit "101" beschriftet war, untergebracht. Der Wächter seufzte, merkte sich aber, dass dieses dunkle, abgeschiedene Kämmerchen auch noch für andere Treffen dienlich sein könnte.
"Fräulein Sauer, Sauer, Sauer", sang er leise vor sich hin, als er zwischen die Koffer und Kisten trat und zu suchen begann. "Küss mich im Dunkeln auf mein Aua." Er spähte auf eines der Messingschilder an den Regalen, als aus einer dunklen Nische eine ihm bekannte Stimme antwortete.
"Da ist wohl einer schwer beeindruckt von seiner - hah - Kollegin", hörte er.

*

Im kleinen Bahnhofsgebäude war Daemon an der Reihe.
"Einmal nach Gennua", lächelte er die junge Dame hinter der Glasscheibe an.
"Welche Klasse?", fragte sie, ohne groß aufzusehen. "Zweite oder Dritte?"
"Wenn in der zweiten noch ein Plätzchen frei ist, greife ich gerne zu."
Er bezahlte, nahm Fahrkarte und Platzreservierung entgegen und machte sich auf den Weg zum Zug. Locker schaukelte die Tüte mit dem darauf gedruckten Wappen der Stadt in seiner Hand.

*

Der Stadtwächter war sauer, dass seine Pause sich weiter verschob. Kaum hatte er den schnarchenden Koffer abgeladen, damit er auf den nächsten Zug nach Ankh-Morpork gehen konnte. Hatte sein Chef ihn losgeschickt, den nächsten Verdächtigen zu holen. Irgendwer hatte eine Klacker-Nachricht gesendet, wo der zu finden sei. Und das vom Klackerturm des Bahnhofs. Das war praktisch neben der Dienststelle. Manche Leute hatten zu viel Geld.
Er erreichte den kleinen schuppen, der in der Nachricht beschrieben war und holte den bewusstlosen Mann darauf hervor, um ihn auf seinen Karren zu laden. Die Melone blieb auf dem Boden zurück.

*

Auf den Zinnen von Schloss Sto-Lat, also nicht sehr hoch über der Ebene, aber doch mit weiter Aussicht zu den Bergen von Llamedos und Hergen, waren zwei Personen sehr zufrieden mit den Entwicklungen. Einer, weil er eine äußerst hübsche Dame dazu hatte überreden können, nicht nur das Essen, sondern auch diesen Ausflug mit ihm zu verbringen, die andere, weil sie sehr nah an ihrem Schutzobjekt dran war. Auch wenn ab und an eine Hand weggeschoben werden musste.

*

"OOoooh nein!", rief Rabbe und hielt den Passagier, der gerade an ihr vorbei die kleine Treppe in den Waggon der zweiten Klasse besteigen wollte, am Arm fest. Die Wächterin schluckte nach diesem Ausbruch mühsam die Wut herunter, die sich nach diesem ganzen Tag komplett auf den vor ihr Stehenden fokussierte. Dieser spürte, dass Rabbe vor Wut zitterte, als sie mit dem gefährlichsten Lächeln der Scheibenwelt in ihre Rolle zurückfand.
"Ich müsste bitte ihren Fahrschein sehen", knirschte sie. Der andere lächelte freundlich und reichte ihr sein Billet für die zweite Klasse.
"Ich bringe sie kurz in ihr Abteil", lächelte Rabbe zuckersüß. Keine Minute später stieß sie den Hauptmann in den leeren Personalraum, schlug die Tür hinter sich zu und zischte den Offizier keine drei Zentimeter vor dessen Gesicht an.
"WO bist Du gewesen?"
Daemon schob sie vorsichtig etwas von sich und antwortete: "Beruhige Dich. Ich habe schon mal die erste Machenschaft vereitelt."
"WIR haben gerade die erste Machenschaft vereitelt", zischte die Wächterin zurück.
"Wie dem auch sei", tat der Hauptmann den Einwand ab. "Vielleicht gibt uns der Inhalt dieser Tüte Aufschluss auf die nächste", er reichte ihr die Souvenirtüte. "Außerdem habe ich euch ja nicht ohne Unterstützung im Zug losfahren lassen." Rabbe nahm misstrauisch sie Tüte an sich und sah ihn dann wieder böse an.
"Du meinst doch wohl nicht ernsthaft, dass Bruder Laudes eine Unterstützung ist." Daemon lachte kurz auf, als er an seinen kleinen Scherz mit dem Mönch dachte.
"Nein, Frau Teamleitung, ich meine nicht Bruder Laudes."

*

Cim und Freund Beuteltasche klammerten sich in der Dunkelheit aneinander und hielten sich ihre Klingen gegenseitig an sehr empfindliche Stellen.
"Ich sehe ein, dass es nicht klug war, Dich zu erschrecken", sagte der Schmuggler sehr, sehr vorsichtig.

Cim Bürstenkinn

16. 01. 2022 14: 27

Fredo hetzte durch den Bahnhof, rannte Leute um, Koffer platzen auf und verstreuten Ankh-Morpork-Andenken die in gebrauchte Socken gesteckt waren um sie sicher zu transportieren.
Hinter ihm ließ er eine überraschte und schimpfende Menge von Reisenden zurück, die ihm egal sein konnten. Er musste wissen, wer das Ziel ist. Auch wenn es noch irgendjemand anderer wusste.
Ihr Kontaktmann konnte noch nicht weit sein – wenn er Glück hatte…
Er hatte Glück. Der ältere Herr der gerade noch eine Melone getragen hatte, lag auf einem Karren und wurde von einem Stadtwächter Richtung Aufsichtsgebäude gebracht.
Fredo hetzte zu ihm – flüsterte dem Stadtwächter „Ich bin von der Wache aus Ankh-Morpork und muss den Verdächtigen noch einmal befragen!“ ins Ohr.
Der Mann setzte genervt den Karren ab und sagte: „Könnt ihr Euch mal einig werden? Ich finde es sehr rücksichtslos, dass Ihr auf Kosten meiner Pause ständig die Pläne ändert!“
Fredo nickte verständnisvoll. „Weißt Du was – ich befrage ihn und liefere ihn dann dort ab, wo er hingehört. Du gehst in Deine verdiente Pause!“.
Überrascht, aber erfreut lächelte der Wächter, klopfte Fredo auf die Schulter und sagte: „Ihr seid ja doch nicht so übel!“ Damit war er auch schon weg.
„Wer ist die Zielperson?“, fragte Fredo hektisch zum Ohr des gerade Aufwachenden und hörte aus der Entfernung das Pfeifen, das eine baldige Abfahrt signalisierte.
„Was ist passiert? Wo ist meine Melone?“, begann der Alte verwirrt und wollte ihn noch darauf hinweisen, dass es ein Prozedere für solche Beauftragungen gab. Dieses schloss unter anderem die mündliche Übermittlung aus.
Der Dolch der durch seine Kleidung hindurch bereits seine Haut verletzt hatte und nun zwischen zwei Rippen darauf wartete weiter zugestoßen zu werden, ließ ihn dennoch innehalten.
„Ich habe keine Zeit, mein Freund. Wenn wir den Auftrag nicht erledigen, sind meine Freundin und ich tot. Deshalb habe ich auch nicht so viel zu verlieren und werde sicherstellen, dass ihr unser Schicksal teilt“.
Der Alte hob beschwichtigend die Hand und deutete auf seine Brusttasche, bevor er hinein griff und eine Zigarre daraus hervorholte.
Danach zupfte er an seinem Mantel, der mit Rosshaaren gefüttert war und wickelte ein einzelnes Haar um die Zigarre – bevor er sie Fredo überreichte.
„Beide?“, fragte er überrascht und sah den Alten nicken. Er stach endgültig zwischen die Rippen – durchbohrte das Herz und der am Karren liegende Mann sah ihn überrascht an.
„Tut mir leid, es darf nicht bekannt werden, dass jemand in der Lage war uns das Kuvert abzunehmen.“
Er ließ den Sterbenden mitten in der belebten Bahnhofshalle zurück und rannte zum Zug.
Ja, auch die beiden „Betrunkenen“, die ihm den Umschlag abgenommen hatten, mussten verschwinden. Sein Ruf musste makellos bleiben.

„Die Sache läuft so, Beuteltasche!“, begann Cim und ignorierte die Klinge zwischen seinen Beinen.
„Wir holen jetzt Deinen Koffer und Du steigst aus, bevor wir abfahren. Niemand kommt zu Schaden, niemand wird verhaftet, weil er sicher irgendwas nach Gennua schmuggeln will.“
Beuteltasche lachte, schielte aber auf das Kurzschwert, das der Wächter an seinen Hals hielt.
„Ich hab da ja keine Verpflichtungen, Bürstenkinn. Aber Fräulein Sauer wird enttäuscht sein, wenn Dir wesentliche Teile Deiner Anatomie abhandenkommen. Aber vielleicht steht sie auf platonisch?“
„Der Zug ist voller Wächter“, antwortete der Omnier, „Du hast Dir leider den falschen Tag ausgesucht.“
„Also gut, also gut“, sagte der Schmuggler und zog seine Klinge zurück. „Ich war ohnedies schon lange nicht mehr in Sto-Lat. Ein Pfeifen verkündete die baldige Abfahrt und der Mönch zog sich etwas von Cims Waffe zurück.
Damit rannte er zum Ausgang und bevor er auf den Bahnsteig sprang, rief er: „Viel Spass noch, Schaffner. Und gib acht! In Lydia steckt mehr als Du erwartest!“
Damit war er verschwunden und versickerte in der Menge der einsteigenden Passagiere.
Cim schüttelte den Kopf und erinnerte sich wieder an den eigentlichen Auftrag. Endlich fand er den Koffer von Schräg und schleppte ihn nach vorne. Was hatte der Mann eigentlich mitgenommen? Ziegelsteine?

Rabbe Schraubenndrehr

20. 01. 2022 10: 27

Rabbe hatte die Arme verschränkt und seufzte. “Freund Beuteltasche? Ausgerechnet?” Sie verdrehte die Augen, beschloss aber, das dies für den Moment Nebensache war. Daemon blickte unschuldig, als ob er nicht genau wusste wie zweifelhaft jene Person war.
Rabbe öffnete die Tüte. Darin fand sich ein paar billige Kostüm-Vampirzähne und eine runde silberne Scheibe. Sie starrte für einen Moment und knurrte dann verärgert. “Verdammt. Der Vampir und der Werwolf. Ausgerechnet...”
Daemon hob die Brauen. “Wir haben einen Vampir und einen Werwolf zu schützen? Man sollte meinen das die selbst auf sich aufpassen können.”
“Untot-heit schützt vor Dummheit nicht. Ich würde mich nicht darauf verlassen. Man hört immer wieder von Stadtvampiren die aus versehen durch Zahnstocherunfälle umkommen und so einen Blödsinn. So Leute sind noch unvorsichtiger als normale Bürger weil sie sich für unverwundbar halten. Und du weißt selber wie die reichen Schnösel drauf sind…” Sie massierte sich kurz die Nasenwurzel.
“Nun… ich bin sicher du kommst klar, Frau Missionsleitung. Ich werde jetzt erst mal meine Kabine aufsuchen und-”
“Du wirst mir zunächst mit deiner Erfahrung aushelfen. Herr Witwenmacher ist an Bord! Und Schräg. Weißt du ob Witwenmacher hier arbeiten darf?”
“Ah. Nun. Da fällt mir eine Interessante Anekdote ein...”


-----------------


„Nol, Sohn von Randulph Hirahaha“ saß mit seinem Diener „Gon Furikusu“ im Speisewagen.
Die Wunde in seiner Seite juckte immernoch, trotz des Salbenzeugs das Rabbe ihm darauf geschmiert hatte, doch sie waren hungrig gewesen und hatten die Gelegenheit nutzen wollen etwas zu essen, nun da die meisten Gäste in die Stadt gegangen waren. So war der Zug zumindest ein wenig weniger voll als vorher. Einige wenige andere Mitfahrer hatten die Chance ebenfalls genutzt und so saßen die beiden nun in weniger Privatsphäre als ihnen recht gewesen wäre im edlen Abteil.
Jargon blickte mit vagem Entsetzen auf sein Essen. Er hatte sich für den „Probierer“ entschieden da sämtliche Gerichte die man ihm vorgeschlagen hatte ihn ein wenig verstört hatten. ‚Probierer‘ klang so einfach, so simpel. Es klang nicht wie eingelegte Oliven mit gefüllter Paprika auf Rucola, oder wie fein geschnittene Fleischscheiben oder ein kleines, edel aussehendes Tartlette oder das Fischfilet mit 4 unterschiedlichen Soßen…
Das kleine Tablette mit 6 unterschiedlichen Miniaturgerichten starrte ihn an wie einen Klassenverräter.

Sebulon empfand die Bordküche als geringfügig zu übertrieben. Das Essen war durchaus lecker, aber warum war alles so klein gehalten? Dies machte es schwieriger, das Essen überhaupt auf die Gabel zu bekommen. Vielleicht war das Teil des Zweckes…
Er ließ den Fokus seines Blick größtenteils auf seinem Teller und auf seinem Mitreisenden ruhen während er die Augenwinkel, die Ohren und sein allgemeines Gespür für den Raum verwendete um die Umgebung im Auge zu behalten. Es waren 7 andere Gäste anwesend sowie zwei Kellner im Abteil. Unter den Gästen fand sich eine ältere Dame mit einem Hund der gelegentlich kläffte, eine junge Frau in edler Kleidung mit einem männlichen Begleiter der wie ein Wächter wirkte, sowie ein glatzköpfiger Mann den er von dem Briefing als eine ihrer zu-Schützenden Personen erkannte. Tedzos wurde von einem persönlichen Bediensteten flankiert welcher respektvoll schräg hinter ihm stand während der Geschäftsmann zu Mittag aß. Ihm gegenüber saß eine andere Person von Interesse – Gilbert Pirsch III. war leicht zu erkennen da er ununterbrochen von irgendwelchen geschäftlichen Interessen brabbelte und seine Beziehungen zur wichtigen Gildenpersonen ständig hervorhob.
Tedzos wirkte gänzlich uninteressiert. Sebulon fiel auf, das er jedes Mal etwas entnervt aufblickte wenn der Hund bellte. Es klang wirklich ein wenig merkwürdig...

Avalania von Gilgory

19. 02. 2022 14: 02

Endlich war Ava dran, in das Schloss gehen zu dürfen. Ungeduldig zupfte sie immer noch an ihrem Hemd und strich sich durch ihren Bart.
Der Museumsführer stellte sich kurz vor und zeigt auf seinem knallgelben Regenschirm, der zur Wiedererkennung der Gruppe galt.
Bereits an ihrer ersten Station verlor Ava das Interesse, es ging nur um Kohl. Kohl hier Kohl da Kohl bla bla bla. Sie konnte die Faszination nicht teilen und bog in einem unbeobachteten Moment links ab und betrat einen großen Saal mit goldverzierten Wänden. Das war schon eher ihr Ding. Fasziniert über die teilweise detaillierten Schwünge, Formen und Muster, strich sie ehrfürchtig über die Wand. Es war ein Meisterwerk der Schmiedekunst, das sie so noch nicht gesehen hatte.
„Was machen Sie denn hier? Wo ist ihr Museumsführer.“ Hörte sie plötzlich eine tiefe dröhnende Stimme hinter sich.
Als Ava sich umdrehte, war sie überrascht ein bekanntes Gesicht in der Gruppe zusehen.
„Oh! isch in Ordnung, Mon Cher. Sie isch meine colocataire.“ Beschwichtigte Kanndra den Silberrücken und legte sanft ihre Hand auf seinen Unterarm.
In der gespannten Stille hörte man gedämpft den Zug pfeifen.

***

Wütend stampfte Fredo in das Abteil in dem Silvana bereits wartete, sie schreckte hoch und zog gleichzeitig ihren versteckten Dolch. „Du solltest dich nicht so anschleichen, sonst ist das deine letzte Lebenssekunde.“ Rief sie ihm barsch entgegen, doch Fredo hatte andere Sorgen, während er seine Ausrüstung nach einer geeigneten Waffe durchsuchte und die benutzte Mordwaffe in ein eilig mit Alkohol getränktes Tuch abwischte und anschließend ein wickelte.
„Wir haben ein Problem. Ich habe den Hinweis bekommen und wir müssen schnell handeln bevor unser beider Lebenssekunde zu Ende sind.“ antwortete er verärgert.
„Ok, wer ist unser Ziel. Hast du es herausbekommen?“
„Ziele! Es sind zwei.“ Antwortete er und gab Silvana die Zigarre mit dem umwickelnden Haar.
„Was…? Zwei auf einmal?“, knirschte sie mit den Zähnen, während sie die Hinweise untersuchte, „Ok, ich habe mich während deiner Abwesenheit informiert, wo die anderen Gäste sind. Natürlich unauffällig. Diese zwei Schaffner haben sich darüber unterhalten, wer ausgestiegen ist und wer nicht.“
„Gut, dann lass uns keine weitere Sekunde verschwenden und losziehen. Der Zug fährt bald wieder los. Die Tatwaffe werden wir unterwegs los. Das sollten mittlerweile keine Spuren mehr zu finden sein.“

Kanndra

19. 02. 2022 17: 30

Sich die letzten Reste des Kohlsandwichs (mit viel Speck) aus den Zähnen pulend schlenderte Garas Bulgurya zurück zu seinem Karren. Besser, er erledigte die Sache selbst, irgendwelchen Fremden war ja doch nicht zu trauen, auch wenn sie behaupteten, Stadtwächter aus Ankh-Morpork zu sein. Gerade, wenn sie behaupteten, Stadtwächter aus Ankh-Morpork zu sein, verbesserte er sich gedanklich. Außerdem kam eigentlich nur er mit dem Esel richtig zurecht. Er war ein besonders störrisches Exemplar seiner Gattung, die sich ja sowieso nicht gerade durch Kooperationsbereitschaft auszeichnete. Wie er es sich schon gedacht hatte, stand der Karren auch noch an seinem Platz und von dem angeblichen Wächter war keine Spur zu sehen. Daher holte er die rote Runkelrübe aus seiner Tasche, die die Lieblingsspeise von Sturi war und kümmerte sich zuerst um das Tier. Dann warf er einen Blick auf die Ladefläche, auf der noch immer der bewusstlose Verdächtige lag. Garas seufzte. Um den Papierkram würde er wohl nicht herumkommen. Und wie es aussah, würde sich dieser vervielfachen, denn mitten auf dessen Brust hatte sich ein großer Blutfleck gebildet.
Ohne Eile machte er sich auf den Weg zum Bahnhofsvorsteher. Dieser Zug würde nicht so bald irgendwo hinfahren.

Mit kritischem Blick sah sich der Werwolf um. Das Ambiente gefiel ihm, all das Gold hatte was Edles, aber zu seinem exotischen Modell wollte es nicht so recht passen. Nein, da musste eine andere Kulisse her. Trotzdem... „Heribert, notier das als Location für die Edelstumpen. Und organisier irgendeinen Prinzen oder so“, wandte er sich an seinen Assistenten. „Keine Sorge, für dich finden wir auch noch das Passende“, beruhigend tätschelte er Kinna-oder-wie-sie-hieß die Hand. Mit einer herrischen Geste zu seinen Begleitern beschied er: „Abflug!“
Nach diesem Auftritt hatte auch Ava keine Lust mehr, sich noch weiter umzuschauen und schloss sich der Gruppe an. Es wurde ja auch langsam Zeit, zum Zug zurück zu kehren. Kurz bevor sie den Bahnhof erreichten, wurde sie von der Späherin in die Seite gestupst. Kanndra deutete mit ihrem Kopf unauffällig nach hinten. Die Zwergin drehte sich leicht zu Seite und sah aus dem Augenwinkel Fredo aufholen. Der Ausdruck in dessen Gesicht gefiel ihr gar nicht...

Währenddessen war Alberto mit dem Koch des Speisewagens aneinander geraten. Es war unfassbar. Er hatte schon bei der Buchung der Fahrt explizit darauf hingewiesen, dass er jeden Tag gegen vier Uhr nachmittags einen Topf mit Stutenmilch erwärmen musste. Wo bitte sollte er das sonst tun, als in der Küche? Sein Herr würde es nicht akzeptieren, sein Frühstück kalt zu sich nehmen zu müssen. Zumal sich die Mischung mit kalter Milch als...unvorteilhaft herausgestellt hatte. „Passagieren ist das Betreten der Küche nicht erlaubt“, wiederholte der Koch gebetsmühlenartig. „Wie ich bereits sagte...“ setzte Alberto an, als er von einer weiblichen Stimme unterbrochen wurde. „Kann ich helfen?“ Überrascht drehte sich Esirs Butler mit dem Topf in Hand zu der jungen Dame um. „Nun, das ist sehr freundlich, aber ich glaube nicht.“ Aufgrund seiner schwachen Augen sah er nicht, wie Silvana heimlich Knoblauchpulver in die Milch streute. „Dieser Koch will mich nicht in die Küche lassen, obwohl das vor der Reise so vereinbart war.“
„Oooch, lassen Sie den armen alten Mann doch kurz rein“, wandte sich Silvana an den Koch. „Wenn es ihm doch soooo wichtig ist.“
Dem Lächeln und dem Augenaufschlag konnte der Koch dann doch nicht widerstehen. Schnell schaute er nach links und rechts. „Na gut“, gab er nach, „aber nichts anfassen!“

Rabbe Schraubenndrehr

12. 03. 2022 15: 11

Rach und Ophelia traten bestimmten Schrittes in den Gang. Wo würde Rabbe sein? Wie schnell mussten sie handeln? Wahrscheinlich mussten sie in den Personalwagen…
Sie gingen den Gang hoch als ihnen ein Mann mit einer Kanne auf einem Tablett entgegen kam. Er trug einen merkwürdigen, ledrig dunkel-blauen Mantel. Der Schnitt war Edel, er hatte jedoch das typische Gebaren eines Dieners und ging zügig an ihnen vorbei. Rach schniefte und versuchte den Geruch zu identifizieren der an ihnen vorbei geweht war, dann tauschte verwirrt einen Blick mit seiner Frau. “War das…?”
Ophelia nickte. “Knoblauch würde ich sagen.”

Sie gingen zügig durch den Speisewagen in Richtung Personalwagen. Im vorbei gehen bemerkten sie Jargon und Sebulon an einem Tisch sitzen. Tedsos aß an einem anderen mit dem Botschafter der Kaufmannsgilde zu Mittag...
Wo genau mochte Rabbe wohl sein?

---------------------------------------


Rabbe massierte sich die Nasenwurzel. Sie hatte wirklich versucht Daemons Geschichte zu folgen, aber…

“...also hat er den Esel zurück gebracht. Aber der Goblin blieb dennoch im Wiewunderland. Und daran können wir einfach nichts ändern gerade, andere Möglichkeiten haben wir nicht.” Daemon nickte noch einmal und schwieg dann, so als wäre nun alles klar.
Rabbe starrte ihn an.
Sie versuchte die Geschichte mental zu rekapitulieren aber sie ergab keinen Sinn, sie erkannte keinerlei Zusammenhang zu ihrer eigentlichen Frage und ihr Gehirn schien die ganze Aufgabe einfach abzulehnen. Sie seufzte. “Dae… Sag mir einfach ganz simpel….Ja oder Nein: Kann Witwenmacher legal im Ausland arbeiten?”
“Ah.” Der Hauptmann hob einen Finger als wäre er im Begriff etwas zu erklären, dann ließ ihn sinken und schloss seinen Mund noch einmal, bevor er antwortete. “Ich...weiß es nicht.”
Du weißt es nicht?! Du bist unser Gildenexperte!”
“Ja, und wenn du über die Details des Schmugglerkompotts letzten Monats Bescheid wissen wollen würdest könnte ich dir viel dazu erzählen aber darum geht es hier ja nicht. Eine solche Frage lässt sich nicht so einfach beantworten.“
Rabbe grübelte einen Moment doch sie musste nachhaken:“Du meinst...das Schmugglerkomplott, richtig?“
„Nein?“ Er schaute verwirrt. „Kompott. Die Schmuggler hatten ihr jährliches Gilden-essen. Kompott. Günstig und vielseitig...“
Rabbe seufzte und schüttelte den Kopf. „Das Problem an sich. Wie können wir herausfinden ob er hier arbeiten darf?“
„Ich denke es ist davon abhängig ob er einen konkreten Auftrag hat und an welche Bedingungen er gebunden ist. Ich fürchte Assassinen sind nicht mein Spezialgebiet… Wir könnten versuchen ob wir seine Dokumente einsehen könnten. Oder ich setze am nächsten Turm eine Nachricht an einen meiner Kontakte in der Gilde ab. Ein Mitglied könnte uns wohl mehr sagen. Ob und was sinnvoll oder notwendig ist, musst du entscheiden, Frau Missionsleiterin.”

Rabbe grummelte frustriert.
Dies war nicht gut.
Nichts war je simpel.
Sie überlegte kurz was sie machen sollten als die Tür auf einmal aufging. Sie drehte sich alamiert um, doch es war nur der Inspäktor. Mit seiner Frau. Er nickte und kam mit ihr herein, dann warf einen Blick auf die Tüte. Er schien einen Moment nachzudenken, dann drückte Daemon eine identische Tüte in die Hand. “Ich glaube, das gehört dir...”


------------------------------

Cim kam endlich bei dem Abteil an. Er setzte den Koffer ab und seufzte erschöpft, dann klopfte er an die Kabine des Zombies. Es dauerte nur einen kurzen Moment, dann öffnete sich die Tür. „Ah. Haben Sie meine Bücher?“
„Ja, Herr Schräg.“ Er präsentierte den Koffer. Herr Schräg blickte von ihm zu dem Koffer und grummelte. „Das ist der falsche Koffer!“
„Was?! Herr Schräg, haben Sie mehrere Bücher-koffer dabei?! Das müssen eindeutig Bücher sein!“
„Nein. Sind es nicht. Das ist der Ziegel-Koffer.“
„Was?!“ Cim blickte entsetzt. Schräg war nicht für seinen Humor bekannt. Herr Schräg nickte erbost. „Sie können mir keinen Ziegelkoffer bringen wenn ich einen Bücherkoffer verlange.“
Cim zog in Erwägung einfach zu gehen. War sein Cover diesen Blödsinn wirklich wert?
Ein lautes, verärgertes Knurren ertönte aus der nebenliegenden Kabine. „GAAAH?! WELCHER CRETIN WAGT ES?!“
Cim blickte verwirrt hinüber, Schräg momentan vergessen. Ein Mann der ein Gesicht hatte und gekleidet war wie ein riesiger Aasgeier stürmte aus seinem Abteil, offensichtlich in großem Ärger. Er stapfte unmittelbar in Richtung Speisewagen…
Cim realisierte das es sich um eine der Zielpersonen handelt und wollte ihm hinterher doch herr Schräg rief ihn zurück:“Augenblick! Sie müssen meinen Ziegelkoffer nach hitnen bringen und meinen Bücherkoffer holen!“
Cim seufzte. „Herr Schräg. Warum haben Sie einen KOFFER VOLLER ZIEGELSTEINE?!
„Das geht Sie überhaupt nichts an!“


-----------------------------------------


Silvana wartete geduldig in der kleinen Spalte zwischen der Bordküche und der Außenseite des Waggons. Sie hatte sich mit einer Viktorianischen Maske und einer schwarzen Kutte maskiert. Ihre Dolche waren in Gift getränkt.
Sie wusste, der Vampir würde von der Milch im besten Falle nur geschwächt werden. Sie war sich aber auch sicher das er spätestens im Abgang merken würde was sich in sein Getränk verirrt hatte. Sobald er herkam um sich zu beschweren würde sie zuschlagen.
Sie hatte den Weihwasser getränkten, dreifach gesegneten Vampirkiller-Pflock 3000b in der linken Hand. Sie hatte einen Hammer in ihrer Jacke, mutmaße aber das es besser gehen würde den Pflock mit beiden Händen durch seinen Rücken zu treiben. Aber der Hammer war im Set dabei gewesen…
Sie sah Esir, den Schleier der Wüstennacht in den Speisewagen treten. Sie konnte durch die Glasscheibe sehen wie er hastig näher kam. Sie drückte sich in die Spalte zurück damit sie nicht sichtbar werden konnte…

„Was zur Hölle fällt Ihnen ein?“ Esir war wütend und und aufmerksam als er die Köche durch die durchreiche anschrie. Der Durchgang zum Speisewagen war wieder geschlossen. In der Bordküche waren nur die Köche. Im äußeren Durchgangsbereich nur der Vampir und sie selbst. Silvana schlich sich rasch an-
„Wie können sie es wagen SO ETWAS mit meiner kostbaren Stutenmilch zu tun?!! Ich-“
Silvana war hinter ihm angekommen. Ihr Opfer war ganz in seine Wut vertieft. Sie zögerte keinen Moment. Sobald sie hinter ihm ankam hob sie den Pflock und stach zu.

Jargon Schneidgut

15. 03. 2022 19: 43

"Ich- ich glaube ich bin satt", murmelte Jargon und legte sein Besteck auf den Teller. Sein Gesicht war rot, er schwitzte. Ihm war dies alles sehr unangenehm. Die anderen anwesenden Gäste wagten es noch nicht, den Blick von ihm abzuwenden. Tedzos und der Hund starrten zu ihm hinüber, Sebulon versuchte seit einigen Minuten, sich sein Lachen zu verkneifen.
"Entschuldigung", murmelte er und wollte aufstehen, doch in diesem Moment legte ihm jemand die Hand auf die Schulter. Erschrocken blickte er auf und sah einen äußerst massiven Schnurrbart - fast so massiv wie sein ursprünglicher Tarnbart. Nur knapp konnte er einer spontanen Augenektomie qua Spitzbart entegehen.
"Äh, hör mal- ich-", setzte er an, in dem Versuch sein Verhalten zu erklären, doch bevor er etwas sagen konnte wurde er durch einen unerwarteten Tränenfluß unterbrochen.
"Endlich! Endlich mal jemand der meine Kochkunst wirklich zu schätzen weiß!" Der Spitzbartträger lachte und schluchzte gleichzeitig, wobei seine Kochmütze auf dem Boden des Speisewagens landete. "Siehst du all diese gefühlskalten Fassadenträger, junger Herr?" Der Koch deutete ausschweifend auf die anderen Speisenden. "Nichts hört man, vielleicht mal ein Lob an den Koch, vielleicht mal ein 'Ja, ganz ausgezeichnet', aber-"
Er wurde von einer erneuten Welle aus Schluchzern geschüttelt.
"Aber noch nie hat jemand solche Geräusche von sich gegeben, beim Essen der simplesten Speise! Noch nie hat jemand so gestrahlt in den Augen beim probieren der Spinatfüllung!" Von tiefer Emotion bewegt legte der Koch Jargons Hand an seine Brust. "Oh ich bin dir so dankbar! Danke dass du den Anstand hast zu zeigen dass du das Essen mochtest!"
Nun herrschte eine äußerst peinliche Stille. Jargon spürte die Essensreste auf seiner Wange, die Reste der Oliven-Knoblauch-Einlage unangenehm kühl an seinem Kinn.
Er hatte es alles verschlungen. Er hatte nicht an sich halten können, und die Geräusche die ihm entfahren waren - als wäre der Werwolf in ihm zu Wort gekommen. Die Schluchzer des Kochs wurden langsamer, und hilfesuchend wandte Jargon den Blick zu Sebulon. Doch der war nicht da.

Sebulon hatte während dem Aufruhr mit dem Koch bemerkt wie ein sehr aufgebrachter Esir durch den Speisewagen in Richtung Küche gestürmt war, und hatte sofort die Verfolgung aufgenommen. Eine Ablenkung, hochkochende Emotionen - das wirkte wie die perfekte Gelegenheit für ein Attentat! Er spähte durch das Türfenster. Im Zwischenbereich war wie befürchtet niemand außer Esir anwesend - doch! Eine äußerst verdächtig wirkende Frau schlich sich an den Pferdebaron an!
Sebulons Hand schloss sich um die kleine Handaxt, die in seiner Westeninnentasche an einer Schlaufe hing. Dann riss er die Tür auf.
"Was machen Sie denn da?!", brüllte er so laut er konnte während er lautstark in das Abteil stapfte.
Silvana hielt kurz inne, ein Schockmoment - diese Sekunde reichte Esir um den Angreifer zu bemerken. Als Silvana dann trotzdem zustieß - sie hatte keine Wahl! - konnte der knoblauchgeschwächte Vampir einem Herztreffer ausweichen und der Pflock bohrte sich stattdessen in seinen Arm.
Er schrie, Silvana schrie, Sebulon schrie - dann stürzte sich der Zwerg hinterrücks auf die Attentäterin. Die beiden gingen polternd zu Boden. Es klirrte, als mehrere spitze Gegenstände auf ein ungewöhnlich dichtes Kettenhemd klirrten.
Die Ringe sind genau dort verstärkt wo ich reflexartig hinsteche, realisierte Silvana. Dieser Zwerg ist kein einfacher Diener! Ein schmales, aber sehr stabiles Stück Holz traf sie am Kinn, dann eine Faust. Den nächsten Schlag konnte sie abwehren und konterte mit einem gemeinen Tritt - doch auch hier traf sie auf ungewöhnlichen Widerstand.
Stadtwächter!, ging es ihr durch den Kopf. Dann lag sie auf dem Bauch, den Arm im Polizeigriff auf dem Rücken. Mit verdrehtem Kopf konnte sie erkennen, wie Esir am Boden kauerte, seinen rauchenden Arm umklammernd und lautstark fluchend.
Was haben die mir denn da für Weihwasser verkauft? Das taugt ja gar nichts!
Dann kam eine weitere Person dazu, ein kleiner Mann mit Essensresten im Gesicht und einem unglaublich dämlichen Anzug. Er musste den Lärm gehört haben, schaute verduzt auf den rauchenden Vampir und den kämpfenden Zwerg.
Mit einer großen Kraftanstrengung schaffte Silvana es, ihren kleineren Angreifer von sich herunterzuwälzen und sprang auf, in Richtung Tür. Der Mann im dämlichen Anzug, der ihr im Weg war, sah plötzlich sehr entschlossen aus. Sie warf zwei Sorten Giftmesser in sein Gesicht, und er duckte sich reflexartig weg.
Noch so einer-! Sie stieß ihn zur Seite und öffnete die Tür. Hinter sich hörte sie Stoff reißen, doch sie schaute nicht zurück sondern rannte im besten Assassinensprint, den sie beherrschte, davon.
Jargon knurrte, schüttelt sein Jackett ab und nahm die Verfolgung auf.

Rach Flanellfuß

15. 05. 2022 12: 10

Krumbeil und Erik Schüffler, die beiden Lokführer standen auf dem Gleis neben ihrer Lok und warteten auf ein Anzeichen darauf, wann es weiter gehen würde. Denn kaum hatten Sie an der Pfeife gezogen, die die Passagiere zurückrufen sollte, kam der hiesige Bahnhofswärter mit einer Nachricht der Stadtwache von Sto Lat. Der Zug würde bis aus weiteres stehen bleiben müssen und leider wussten Sie nicht für wie lange, also hieß es den Kessel weiter auf minimale Betriebstemperatur befeuern und hoffen, dass nicht zu viel Kohle verschwendet wurde.
"Wir sind erst in Sto Lat und schon isses mit dem Zeitplan dahin", sagte Krumbeil und trat genervt gegen einen imaginären Stein.
Erik nickt nur mürrisch und dreht sich eine Zigarette. Während er beobachte, wie mehrere Stadtwächter das Bahnhofsgelände betraten. Eine Verzögerung im Zeitplan bedeutet meist Überstunden und darauf hatte nun wirklich keiner Lust. Und bei dem Anblick der Wächter verfinsterte sich seine Laune erheblich. Was auch immer vorgefallen war, es würde dauern. Aufruhr auf dem Gleis entstand als jemand in einer schwarzen Kutte aus dem Speisewagen sprang, kurz gefolgt von einem Hund? Nein Wolf!? Erik und Krumbeil sahen sich kurz verdutzt an. Die Gestalt warf die Kutte ab und der Wolf verfing sich nur kurz darin und wurde nicht lang aufgehalten. Mehrere Personen kamen aus dem Zug, um das Schauspiel zu beobachten. Ein Schaffner pfiff laut in die Pfeife und schrie über das Bahnhofsgelände.
"Bitte begeben Sie sich, zu ihrer eigenen Sicherheit, wieder in den Zug!"
Erik und sein Kollege ließen es sich nicht zweimal sagen, was nicht auf den durchschnittlichen Ankh-Morporkianer zutraf und davon waren leider einige mit an Bord. Aber die beiden Lokführer wussten auch, dass man vom Führerstand einen viel besseren Blick hatte. Jetzt fehlte nur noch was zum Knabbern.

Avalania von Gilgory

06. 06. 2022 12: 06

Fredo hatte sich eine gute Strategie zurechtgelegt und diese Kanndra spielte perfekt in seine Karten, indem sie seine Zielperson ablenkte, ob bewusst oder unbewusst war ihm egal. In seiner rechten Hand, verdeckt vom Mantelärmel, hielt er seine Mordwaffe bereit nahe am Körper. Kanndra hatte es mittlerweile geschafft sie Beide in die Mitte der großen Touristengruppe zu bewegen, in der Hoffnung diesen Fredo von der vermeintlichen Aufmerksamkeit abzuschrecken. Um sich sehend hakte Kanndra sich in den Arm von Silberrücken. Überrascht lehnte dieser sich zu ihr herunter: "Ist alles in Ordnung, meine Liebe?"
"No, no isch... Isch weis eh nur nicht wo isch zu erscht hinschauen soll. So viele Interessande eh Dinge," antworte sie verlegen und legte ihren Kopf an seine Schulter In dem Moment trat ein Mann auf die belebte Straße mit einem Bauchladen und bot heiße Würstchen so günstig an, dass es ihn selbst in den Ruin treibt. Lauthals pries er seine Ware an und zog dabei die Aufmerksam der Touristen auf sich. Fredo hatte mittlerweile zu der Touristengruppe aufgeschlossen und arbeitete sich langsam durch die Leute zu seinem Ziel. Als Silberrücken in die Richtung des Souvenirshops zeigte, packte Fredo die Gelegenheit beim Schopf und drängelte sich zu ihm durch, schlug dessen Arm grob nach unten, wobei er gleichzeitig eine Flüssigkeit injetierte" Hey passen Sie doch auf" rief er dabei und drängelte sich eilig weiter durch die Touristengruppe in Richtung Souvenirshop. Kanndra, die jetzt erst sah, dass es Fredo war, der sich vorbei gedrängelt hatte, blieb stehen und drehte sich vor Silberrücken, um ihn auf Verletzungen/Wunden zu prüfen. Sie legte ihre flache Hand an seine Brust und fragte mit besorgter Stimme: „allesch in Ordnung, moin cher? Da sie Beide plötzlich stehen blieben, stockte die Touristengruppe und mussten um die Beiden herum laufen. Ava, die sich in der nähe des Souvenir Ladens auf die Lauer gelegte hatte, ließ Fredo zu keiner Zeit aus den Augen.
Und sah wie es sich an Silberrücken
vorbei gedrängelt hatte. Als dieser bei ihr vorbei kam, huschte sie aus der dunklen Ecke und zog Fredo an die Hauswand und hielt ihn mit ihrer Axt in Schach. "keine Metzchen, Fredo. Was hast du getan und wer ist dein Auftraggeber!" zischte sie ihn wütend an, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
"Wa... was? Ich? Was soll das? Ich wollte doch nur in den Souvenirshop, meiner Mutter ein Andenken mitbringen." misstrauisch schaute Ava um die Ecke Richtung Kanndra und Silberrücken, der immer noch aufrecht und scheinbar unverwundet mit Kanndra mitten auf den belebten Straße stand. Wieder zu Fredo gewandt : „Oh da. Da hehe habe ich mich wohl ehm getäuscht. Ehm, Sir." stammelte sie verlegen und packte ihre Axt schnell weg.
„Das will ich auch meinen, Sie können froh sein, dass ich sie nicht anzeige, wegen wegen Belästigung." schnaubte Fredo und ging an der erröten der Zwergin vorbei, wobei er Sie absichtlich beim Vorbeigehen an der Schulter traft, weiter Richtung Bahnhof.
Ava war noch sichtlich verwirrt als sie
zurück auf die Straße ging.
Kanndra sah zu ihr rüber und die Zwergin hob fragend die Hände..

Rabbe Schraubenndrehr

06. 07. 2022 20: 04

Silvana hetzte über den Bahnhof.
Wo war Fredo?
Wieso war ihr ein verdammter Werwolf auf der Fährte in einem Moment wo ihr Partner die ganze Werwolfkiller-ausrüstung hatte?
Sie hörte es hinter sich knurren und Angst drückte ihr in die Kehle. Sie sprang über eine Bank, rannte im Slalom um Fußgänger, sprang über einen Mülleimer und kickte ihn hinter sich-
Der Wolf heulte kurz auf, Leute grummelten und ärgerten sich-
“Augenblick, was-” Der Mann versuchte sie zu packen doch sie duckte sich und machte eine Rolle über den Boden und rannte weiter. Der Atem stach ihr in der Kehle-
Sie sah Fredo auf der anderen Seite des Bahnsteiges auf einer Bank stehen. Er hatte sein Blasrohr an die Lippen gesetzt und nickte ihr ernst zu. Sehr gut! Jetzt musste sie nur noch-
Jemand rammte seitlich in sie und warf sie zu Boden. Silvana war kurz benommen, fühlte sich wie von einem Karren getroffen, da wurde sie auch schon auf den Bauch gedreht. Ihre Reflexe trafen ein und sie versuchte mit dem Dolch in ihrer Hand auf den Angreifer einzustechen doch er wurde ihr rasch aus der Hand gedreht. “Argh! Lass mich los! Loslassen! Ich habe überhaupt nichts getan!”
Der Angreifer blieb stumm und sie fühlte Handschellen um ihre Hände schließen. Sie strampelte einen Moment hilflos und tat dann so als ob sie keine Kraft mehr hätte.
Um sie herum murmelten die Schaulustigen…
Wenn die Person – wahrscheinlich noch ein Wächter? - sie aufrichtete, könnte sie vielleicht bis zu Fredo durchkommen. Dann hatte sie noch eine Chance-
Der Wächter setzte sich ihr auf den Rücken und rührte sich nicht. Silvanas Verzweiflung wuchs. “Hey, du kannst dich doch nicht einfach auf mich daraufsetzen! Ich bin keine Parkbank!”
“Und ich bin nicht blöd.” die Stimme war rau. “Wir haben gesehen was du getan hast und du wirst dafür büßen. Tu dir selbst einen gefallen und halt die- argh!”
Silvana spürte fremdes Blut auf sich selbst herunter tropfen und sah ihre Chance. Sie nutze welche Kraft sie noch hatte und übte so schnell so viel druck gegen den Boden aus wie sie konnte, versuchte ihren Angreifer von sich zu werfen. Die Person schlug ihr mit Wucht gegen ein Hüftgelenk. Der Schmerz war enorm doch offenbar war der Angreifer destabilisiert denn Silvana konnte sich befreien. Sie sprang mühsam auf die Füße und versucht wieder los zu rennen als eine starke Hand sie am Fuß packte und festhielt. Silvana riss einen letzten Dolch aus ihrer Tasche um sich zu befreien doch scharfe Zähne verfingen sich in ihrem anderen Bein.
Verdammt! Verdammt, nein!
Sie ging zu Boden, heiße Tränen in ihrem Gesicht als die plötzliche Ausweglosigkeit sie übermannte. Jeder Fluchtversuch verdorben, beinahe jedes Messer verbraucht…
Sie hielt die Hand fest um das Messer gegriffen doch mehr Personen umzingelten sie…
Es war vorbei.


----------------------------


Eine Stunde später


Die Truppe war in ein Personalabteil gequetscht wo sie halbwegs in Ruhe sprechen konnten.
Der Zug hatte wieder Fahrt aufgenommen.
Jargon trug frische Kleidung aus seinem Koffer. Rabbe war durch ein Wurfmesser eine Halswunde zugefügt worden. Cim hatte die Wunde genäht und sie trug nun einen straffen Verband um die Wunde. Silvana hatten sie den lokalen Wächtern übergeben und nach etwas Druck durch diverse wichtige Geschäftsleute an Bord hatte die Wache zugestimmt, den Zug weiter fahren zu lassen.

Fredo war entkommen.

Die Truppe war um einen kleinen Tisch versammelt wo eine Karte der Fahrstrecke ausgebreitet war.

“Zemphis.” Begann Rabbe. “Ist ein Hort von Banditen, Wegelagerern, Mördern und des organisierten Verbrechens. Neben Ankh-Morpork vielleicht die größte Kriminellenstadt die es gibt. Wir müssen um Zemphis herum mit den meiste Überfällen rechnen. Eventuell auch mit einer größer angelegenen Operation. Wir müssen präventiver vorgehen um unsere Zielpersonen zu schützen. Achtet auf neu zugestiegene, auf Gruppen die zusammen sitzen. Beulen in Jackentaschen, ihr kennt die Zeichen. Seid wachsam. Wann immer ihr jemanden seht der verdächtig sein könnte, macht eine Notiz, faltet den Zettel und zeichnet eine Laterne darauf. Derart markierte Nachrichten könnt ihr jedem Schaffner geben um sie an mich weiter zu leiten wenn Cim und ich nicht direkt zur Verfügung stehen sollten. Wie ihr wisst wurden zwei unserer Zielpersonen bereits angegriffen: Der Vampir und der Werwolf. Wir müssen ein besonderes Auge auf sie haben. Daemon hat eine Anfrage an seine Kontakte gestellt ob Witwenmacher hier arbeiten darf. Es wird drei Tag dauern, bis wir in Zemphis sind. Habt ihr irgendwelche Fragen?”
“Ja.” Cim verschränkte die Arme vor der Brust und wies mit den Augen in Richtung Rach, der neben der Tür stand. “Was macht der Spitzel hier?”

Rach Flanellfuß

16. 07. 2022 17: 07

"Ich mache meinen Job, Oberfeldwebel", entgegnete Rach abwertend, "Ich habe mir erlaubt, das Abteil von unseren Attentätern zu durchsuchen, dabei sind einige Waffen und Gifte aufgefallen und ich habe Lord Witwenmacher gebeten mir dabei behilflich zu sein diese zu identifizieren."
"Du hast was?", presste Cim zwischen seinen Lippen hervor und ballte die Fäuste.
"Habt ihr etwa ein transportables Labor hier?", konterte Rach gelassen und sprach weiter als keine Antwort kam, "Dachte ich mir. Silvana und Fredo werden sich sicherlich auf ihre Opfer vorbereitet haben. Wir wissen allerdings auch, dass der Auftrag erst in Sto Lat erteilt wurde."
Der Hauptmann nickte bestätigend.
"Wir sollten also herausfinden, welchem Verbrechernetzwerk die beiden angehören", sprach der Inspektor weiter.
"Wir werden in Zemphis wieder mit der Wache von Sto Lat Kontakt aufnehmen und RUM wurde ebenfalls schon per Klacker benachrichtigt, um die Ermittlungen zu unterstützen", ergänzte Rabbe Rachs Ausführungen.
Cim knirschte noch immer mit den Zähnen und sah von Rach zu Rabbe und fixierte sie regelrecht.
"Du bist also einverstanden, dass wir mit Lord Witwenmacher zusammenarbeiten?"
"Wir können uns nicht immer aussuchen, mit wem wir zusammenarbeiten, Cim", winkte Rabbe ab und wendete sich wieder an alle: "Wenn nun alles geklärt ist, sollten wir uns wieder unseren Aufgaben zuwenden."
"Wir sehen uns", sagte Rach mit einem Lächeln uns verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Abteil.
"Bin ich etwa der einzige, der dem Kerl einfach nur eine herunterhauen will?", schnaubte der Omnianer, "Wie überheblich und arrogant kann man sein?"
"Glaub mir Cim, ich hätte ihn nicht dazu geholt, wenn ich es nicht für nötig gehalten hätte."

Arnulf Gregor hatte seinen nächsten Bericht vorgelegt und Tedzos brummte wieder nur unverständlich vor sich hin.
"Mh. Mh. Mmmh."
"Nun, ich denke, nach dem Tumult am Bahnhof, konnte ich meine Liste an Verdächtigen erweitern. Sehen Sie, es waren, glaube ich, mindestens drei bis vier Personen bei dieser Verhaftung beteiligt.
"Drei oder Vier?", sagte sein Boss und fixierte ihn mit seinem Blick. "Glaubst Du?"
"Ich nun…also", stammelte Arnulf erschrocken. "Ich weiß nicht genau wer beteiligter oder schaulustiger war und ich meine einen Werwolf gesehen zu haben, es ging alles recht schnell. Ich werde die Lage natürlich weiter beobachten. Aber wichtiger ist noch, dass Herr Silberrücken und der Schleier der Wüstennacht einem Attentat entkommen sind."
"Hmmm"
"Härr?"
"Glauben kannst Du im Tempel, komm wieder, wenn Du mehr Information hast."
"Natürlich, Härr", sagte Arnulf und verschwand so schnell es ging aus Tedzos Abteil.

Kanndra war wieder mit Ava in den Salon gegangen, um nach Silberrücken zu sehen. Diese ganze Werbekampagne war sicher noch nützlich und solange der Werwolf noch Interesse an ihr hatte. Allerdings war er diesmal nicht nur in Gesellschaft seiner Assistenten, sondern dem Werwolf gegenüber saß ein junger Mann mit einem Notizbuch und schrieb fleißig womit der Tabakhändler zu sagen hatte. Die Späherin seufzte innerlich als ihr klar wurde, dass es sich um einen Reporter handeln musste. Silberrücken hatte sie in dem Moment auch schon gesehen und winkte sie zu sich. Ava nickte ihr zu und ging zur Bar, um von dort alles im Blick zu behalten.
"Emil Ehrlich, Ankh-Morpork Times", sagte der Mann wie zur Bestätigung als sich Kanndra zu ihnen setzte. "Was sagen Sie zu dem Attentat auf Herrn Silberrücken?"
"Attentat? Mond Dieu?"
"Ja Schätzchen sag ihm wie es abgelaufen ist. Der Kerl hat wohl nicht gewusst, dass ich ein Werwolf bin oder hat es mit der Angst zu tun bekommen. Niemand kriegt mich so schnell klein."
"Was sagen Sie dazu, dass der Täter entkommen ist? Haben Sie Angst?"
"Der soll ruhig kommen, schade um die Frau die verhaftet wurde, sie hätte auch ein gutes Model abgegeben", sagte der Werwolf und wandte sich ihr zu. "Nichts für ungut, meine Liebe."
Kanndra nickte und lächelte und spielte ihre Rolle. Dem Tabakhändler schien es hier einzig und allein um die Aufmerksamkeit zu gehen. Der Reporter wiederum würde ihnen ihre Arbeit sicher weiter verkomplizieren.

Sebulon, Sohn des Samax

22. 07. 2022 13: 10

Rabbe unterdrückte ein weiteres Mal den Impuls, einen Zettel wegzuwerfen. Heute waren es schon über dreißig nicht-so-hilfreiche Hinweise von anderen Wächtern oder Zugpersonal, dass Leute im Zug angeblich verdächtige Dinge getan hätten.
Sie seufzte und sah aus dem Fenster, hinter dem die Landschaft gemächlich vorbeizog.
'Da wohnen überall Leute', dachte Rabbe, 'und genießen ihr Leben.'
Der Zug fuhr durch ein kleines Wäldchen. Beim Ausblick wechselten sich Baumstämme und Lichtung ab.
Die Leiterin der Mission seufzte und nahm wieder einen Zettel in die Hand. Darauf stand: "Etwas rummpelt verdechtig im Zimmer fon Ofehlia. 10 Uhr." Dieser Zettel konnte getrost zerknüllt werden. In dem Zimmer war nicht zu befürchten, dass jemandem etwas gegen den eigenen Willen angetan wurde. Sicherlich waren das nur die üblichen Geräusche, wenn jemand ein Korsett schnürte oder was auch immer die Ziegenberger und ihr Partner tagsüber taten. Karten spielen oder so.
Der Zettelball flog mit Schwung in den Papierkorb.
Mit kritischem Blick betrachtete Rabbe einen weiteren Zettel. "Verdächtiger Mensch in Zug-Uniform ist bedrohlich durch Aptail drei gelaufen, Mordlust! in den Augen, und hat übber gebürstete Schraubben geschimpft. Sabbotöhr?!" Der Zettel war von Zugpersonal eingereicht worden. Oh, wie so eine Fahrt doch die Fantasie der Erschreckten und die Paranoia anregten. Hinweise auf Schraubbendrehr und Bürstenkinn im gleichen Satz - die Wahrscheinlichkeit war groß, dass einfach ein Kollege vor sich hingebrummelt hatte.
Mit grimmigem Lächeln schrieb sie den Kommentar 'Cim informieren' auf den Zettel, und nahm ein neues Papier in die Hand.
"Där Zombie aus Abteil fünnf gibt mit den Augän Gehheimzeichn." las sie auf dem nächsten Zettel. Sie runzelte die Stirn. War das der Zombie, der Cim gestern seine Augentropfen gezeigt hatte, weil die Vermutung bestand, dass es eine gefährliche Flüssigkeit sein könnte? 'Was bin ich dankbar lebendig zu sein', seufzte die Feldwebel verdrießlich. Sie beschloss, den Zettel auf den Stapel für Sebulon zu legen. Zombies befragen, das klang nach einer Arbeit, die ihn gebührend nerven konnte. Immerhin ein Lichtblick.
Sie machte eine Notiz auf dem Zettel und nahm den nächsten. Sie las ihn. Sie las ihn erneut. Schweiß trat ihr auf die Stirn. Sie stand auf und ging zur Tür. Viele Dinge waren bei einer Zugfahrt wirklich kritische Faktoren: Der Abort, die Sicherheit der Schienen, ... - Der Zettel war aus der Küche eingereicht worden. Der Hinweis war so vage, das musste nichts bedeuten - aber ihr Wächterinstinkt schlug deutlich Alarm. Welcher Kollege, welche Kollegin war nochmal dort eingeteilt?

Daemon Llanddcairfyn

30. 07. 2022 21: 07

Irgendwie hatte er ihn wieder gefunden. Nach dem Halt in Sto-Lat und dem Aufruhr auf dem Bahnsteig hatte er versucht, sich irgendwo im Zug zu verstecken. Aber mit seinem Ticket für die dritte Klasse konnte er sich nur begrenzt bewegen. Und kaum hatte er sich umgesehen, hatte der Mann wieder vor ihm gestanden. Der Zug war offensichtlich voller Wächter. Sie schienen nicht hinter ihm her zu sein, aber trotzdem durfte er nicht auffallen, um seine Flucht nicht zu gefährden. Nur von der Sto-Ebene runter, dann war er aus ihrer Jurisdiktion und konnte verschwinden. Doch dafür musste er noch bis Überwald. Bis Überwald. Und nicht auffallen. Mit ihm. Er sank tiefer in seinen Sitz.
"Und am dritten Tage trat Bruder Holzmann WIEDER aus seinem Zelt und WIEDER sah er die Sonne und WIEDER sang er die vierunddreißig Verse der Meteorologie: Hoh Ey Joh! Hrom va Rey! Joh hey Rah…", berichtete sein Gegenüber weiter.



Daemon hatte sich auf den aktuellen Stand bringen lassen. Kanndra passte auf Silberrücken auf. Jargon und Sebulon blieben in der ersten Klasse in der Nähe der übrigen Zielpersonen. Avalania pendelte zwischen zweiter Klasse und Speisewagen hin und her und behielt dort alles im Auge. Rabbe und Cim waren als Personal im Zug ständig unterwegs und hatten Einblick in alle Hinterkabinen und unzugänglichen Bereiche. Er selbst würde sich im Moment lieber nicht bei Witwenmacher oder Schräg sehen lassen, besser, wenn man selbst auch mal die Überraschung auf seiner Seite hatte.
Offenbar waren derzeit keine weiteren Angriffe aus dem Inneren des Zugs zu erwarten. Es wurde Zeit, sich auf Angriffe von außen vorzubereiten. Er erhob sich, nickte der Dame, die seit Sto-Lat die Kabine mit ihm teilte und leider nur furchtbar langweilige Gesprächsthemen wie die Geschichte der omnischen Stickereien der Le-Lo-La-Dynastie oder die besten Materialeigenschaften einer Zwieback-Teigrolle einbrachte, freundlich zu und verließ das Abteil. Möglichst unauffällig öffnete er ein paar Türen weiter ein kleines, leeres Personalabteil, hing seine Jacke an einen Haken und nahm eine Mütze der Eisenbahngesellschaft von der Ablage. Auf den ersten Blick beinahe wie ein Schaffner wirkend ging er ungerührt weiter Richtung Gepäckwagen. Mal sehen, was seine Verstärkung im Zug an Informationen liefern konnte.
Elsa Jehezabella Hartholz von Altenglanz-Wieselfiesel verdrehte die Augen und schloss die großen Klaspen ihrer Eliza Jehezabell Hardwood von Elderglamour-WeaseldeazleHandtasche. Endlich war dieser Langeweiler verschwunden und drängte ihr nicht mehr irgendwelche Gespräche über Regenrinnen aus Kupferlegierungen oder Standardisierungen von Trinkgefäßen auf. Sicher würde er in den Speisewagen gehen, was ihr Gelegenheit gab, endlich gewisse Dinge in Bewegung zu setzen. Sie zog eine Nadel aus ihren zusammengesteckten Haaren und prüfte die aufwendig bearbeitete Spitze des Metallstücks. Lächelnd steckte sie sie zurück und erhob sich. Sie zog ihre elegante Reisejacke aus, setzte das Hütchen ab und öffnete zwei Knöpfe ihre Bluse. Deutlich weniger elegant als zuvor verließ sie das Abteil. In dieser Aufmachung sollte sie keine Probleme dabei bekommen, unauffällig durch die dritte Klasse zum Gepäckwagen zu kommen.

Rabbe Schraubenndrehr

04. 08. 2022 14: 24

Rabbe träumte von unseligen Dingen…

Koffer, die von der Zugdecke regneten während lila Tentakeln aus ihnen hervor barsten…
Sitzreihen gesäumt von Zähnen…

Herr Schräg wurde angestochen und Rabbe wetzte dem Täter nach während der Zombie von den Prozesskosten wetterte… Sie hetzte durch den Zug, in die Lok vor und dort öffnete sich die Tür des Hochdruckofens und Lord Vetinari sah sie an, ungerührt der Flammen die um ihn herum flackerten. “Ah. Feldwebel. Es wird doch die Skorpiongrube, nicht?”

Sie wurde wach als sie an der Schulter geschüttelt wurde, als die Skorpione ihr noch über die Wangen krochen…
“Hhhhhhhhh!” sie atmete verschreckt, verwirrt, sah sich um.
“Deine drei Stunden sind um.”
Rabbe sah zu Cim auf und nickte. Der Zug konnte zu jeder Tages- und Nachtzeit angegriffen werden, aber gelegentlich mussten ein paar Stunden Schlaf sein. “...irgendetwas neues?”
“Nur dass der elende Inspäktor sich verhält als wäre er mehr als ein unseliger Gefreiter. Ehrlich Rabbe, warum hast du ihn in die Ermittlungen einbezogen?”
Rabbe seufzte. “Du weißt warum. Wir brauchen mehr Augen und Ohren als wir haben… Außerdem bin ich sicher das Vetinari wusste das der Kerl an Bord ist. Ich glaube er würde es gegen uns auslegen wenn wir nicht jede Ressource nutzen würden.”
Cim grunzte ein verärgertes aber zustimmendes Geräusch und setzte sich schwer auf den aufklappbaren Stuhl in dem kleinen Personalbereich. “...Vetinari wird alles auf den Kopf stellen. Auch wenn wir Erfolg mit der Mission haben wird er uns nicht mehr in Ruhe lassen.”


---------------


Sebulon saß mit seinem gnädigen Herrn Nol erneut im Speisewagen und versuchte die Welt im Blick zu behalten.
Es war… geringfügig schwieriger als früher am Tag.
Die Nacht war herein gebrochen und mit der Dunkelheit war den Passagieren offenbar zunehmend nach Feiern zumute weshalb sich sowohl Salon als auch Speisewagen zunehmend mit ausgelassenen Passagieren gefüllt hatten, und mit dem steigenden Alkoholpegel bewegte sich die allgemeine Lautstärke in gleiche Richtungen.
Sicher nicht seine einfachste Mission soweit.

Jargon aß mit tränenden Augen sein Dessert. Er hatte es geschafft, diesmal weniger Geräusche zu machen, und jene die ihm beim Abendessen entfleucht waren wurden von anderen Gästen übertönt. Und doch linste der Koch auch diesmal freudestrahlend durch das kleine Fenster zu ihnen herüber und ergötzte sich an der Miene des Rechtsexperten.
Ein wenig eigenartig, all dies.
Allerdings bot sich durch das Interesse des Kochs vielleicht auch eine unauffällige Gelegenheit mit dem Küchenpersonal zu sprechen. Sebulon rief mental das Bild des Hinweiszettels in sein Hirn.
Es werden verdächtige Flaschen im Küchenschrank gelagert die sonst nicht dort sind

Daemon Llanddcairfyn

20. 08. 2022 0: 44

Wer hatte nur dieses blöde Schloss angebracht? Daemon fuhrwerkte bereits eine Weile an dem Schließmechanismus herum. Sicher war sein Freund bereits aus dem Koffer gekommen und sein Proviant war aufgebraucht. Er brach einen weiteren vollkommen ungeeigneten Dietrich ab.
"Benötigen sie Hilfe?", fragte eine bekannte Stimme. Die schmale Gestalt der Elisa Jehezabella Hartholz von Altenglanz-Wieselfiesel trat in den engen Gang hinter ihm und und griff sich in die Haare. Der Hauptmann schluckte.

Herr Silberrücken war naturgegeben nachtaktiv. Doch in dieser Nacht gingen ihm gewisse Dinge durch den Kopf, die ihn auch wachgehalten hätten, wäre er der große Relaxo gewesen. Er stand auf, zog seinen Hausmantel an und verließ sein Abteil. Was hatte sie noch gleich gesagt, wo sie mit dieser Touristin untergekommen war?

Rach und Ophelia schliefen friedlich in ihrem Bett und ließen sich sacht vom Schaukeln des Zuges in schönen Träumen wiegen. Lord Witwenmacher lächelte zufrieden auf die beiden herab.

"Nicht -schlecht", kommentierte der Llamedone, als das Schloss aufsprang. "Und was wollen sie im Gepäckwagen, Mylady?" Das Lächeln der Dame war einen Hauch zu hinterhältig. Er wich zurück, doch da spürte er schon den Stich der Nadel.

Jargon Schneidgut

20. 08. 2022 18: 39

Mit ungeübten Bewegungen wischte sich Nol, der Sohn von Randulph Hirahara den Rest der Mussoschokolaa aus dem Kinnbart. Die Synapsen seines Hirns bildeten neue Verbindungen, und die ungewohnten Impulse der letzten Tage brachten endlich so etwas wie... Gewöhnung, wenn auch in sehr geringem Maße, an die Expertise der Kochkünste im Gennua-Express. So bemerkte er wie sein Diener Gon ihm einen vielsagenden Blick zu warf. Er erwiderte diesen so unauffällig er konnte und zog die Brauen hoch. Gon nickte in Richtung Küchenausgabe, wo der verzückte Koch noch immer die Reaktion seines Herrn beobachtete.
"Dreh dich nicht um", raunte er, "aber-"
Jargon wandte sich um bevor er registrierte was Sebulon versuchte ihm mitzuteilen und sah den begeistert winkenden Küchenchef, der grinste wie ein Sirupminenkarrenpferd.
"Herr- äh- Hirahara!", rief er, und Jargon erinnerte sich vage ihm seinen Decknamen bei der letzten Begegnung eiligst zugemurmelt zu haben. Der Koch der, wie sich Jargon erinnerte, selbst Ronaldo Haarbick hieß, schaute verschwörerisch nach allen Seiten [6], was ihm noch mehr Aufmerksamkeit bescherte wie zuvor. Dann fügte er genausolaut, aber flüsternd hinzu:
"Nur für dich habe ich noch ein kleines Blech Zuckerkringel nach Hausrezept zubereitet!"
Alle Blicke der anwesenden, angeheiterten Fahrgäste schauten zurück zu Jargon alias Nol. Der fühlte sich in seinem ausgeliehenen Anzug äußerst unwohl, nickte freundlich und sagte: "Das ist äußerst freundlich, aber-"
Das war Gons Moment. Sebulon sprang von seinem Stuhl auf, stellte sich hinter seinen Herrn und murmelte leise: "Wir gehen rein!"
Jargon, äußerst verwirrt, wurde von dem Zwerg aus dem Stuhl bugsiert und unter wachsamen Blicken in Richtung Küchentür geschoben. Gon gab dabei einen durchaus überzeugenden Leibwächter, mit einer Hand um Nol gelegt und mit der anderen an seinem Axtkopf.
"Ich werde selbstverständlich vorkosten", raunte er ähnlich laut wie zuvor Ronaldo Haarbick, und während die anderen Fahrgäste zwar weiterhin interessiert zuschauten, so akzeptierten sie diesen Vorgang als durchaus gewöhnlich und gaben sich damit zufrieden auf eventuelle Zuckerkringel zu verzichten.
Während er ihn durch die Tür schob brummte Sebulon, diesmal leise, "Du lenkst ihn ab, ich schaue mir den Kühlschrank an!"
"Äh, na schön-", antwortete Jargon. Sie wurden direkt von Haarbick empfangen, der sich verstohlen umsah und sie an einen Tresen führte. Darauf stand ein Blech mit frittierten Teigkringeln, die dann mit flüssiger Schokolade glasiert worden waren.
"Ich hatte gerade kurz Zeit - die Schokolade müsste gleich fest genug sein - äh, es würde mich sehr ehren, Herr Hirahara, wenn diese Schokoladenkringel von mir annehmen würden."
"Ich-", setzte Jargon an, bevor Sebulon ihn unterbrach.
"Haben sie diese Kringel im Kühlschrank gekühlt?", fragte er in einem professionellen Tonfall.
"Ja, sicher, warum-"
"Ich werde kurz den Kühlschrank auf Gefahrstoffe prüfen." Sebulon eilte davon und wich anderen Küchenarbeitern aus, die ihn ignorierten.
Jargon stand kurz ratlos da, bevor ihm einfiel was seine Aufgabe war.
"Sehr- interessant, Herr Habick. Äh. Ich habe durchaus ein wenig Erfahrung mit Zucker- und Schokoladenkringeln." Er betrachtete das beladene Blech und musste feststellen: "Diese sehen äußerst professionell und schön zubereitet aus."
Er leckte seine Lippen, von plötzlichem Appetit erfasst. Sein Speichelfluss verstärkte sich rasch und er musste erst deutlich Schlucken bevor er hinzufügte:
"Woher haben sie das Rezept?" Es wäre so einfach, jetzt zuzugreifen, zuzubeißen, das Knacken der kühlen, dünnen Schokoladenschicht, der volle, wohltuende Biss in frittierten Teig, voller Würze und saftigem, fettigem Geschmack-
"Von einem Bekannten aus Ankh-Morpork, ein alter Kollege, er heißt Sikra-"
"-tes!", vollendte Jargon seinen Satz. Er griff zu. Kein Sebulon der Welt konnte ihn davon abhalten, jetzt zuzubeißen.
"Aber Herr Hirahara, ihr Leibwächter-"

Sebulon war zielstrebig zum Kühlschrank geeilt und öffnete ihn. Das Personal um ihn herum versuchte ihn zu meiden, doch schon nach einem kurzen, eiligen Blick spürte er, dass jemand hinter ihm stand und sich erwartungsvoll räusperte.
Milch, Sahne, Gemüse, ein leeres Fach, in dem vermutlich das Blech zum abkühlen gestanden war, diverse Fleischprodukte-
"Herr", sagte jemand hinter ihm, mit deutlicher Nervosität. Sebulon ließ sich nicht beirren und setzte seine Untersuchung fort. Dort, im untersten Fach, diverse Flaschen - was war das? Tfignettar? Nesra? Ilakanyz? Und danaben, ein kleines, weißes Fläschchen das merkwürdig silbrig glänzte. Er prägte sich alles ein, dann machte er einen Schritt zur Seite.
"Bitte", murmelte er und beobachtete wie die junge Küchenhilfe eine Flasche Milch herausholte. Dann hielt er sie fest und fragte:
"Was sind das für Flaschen?"
"Äh, Lord Witwenmacher hat uns aufgetragen hier seine privaten Spirituosen zu kühlen-"
"Und das hier?" Er zeigte auf die kleine silberne Flasche.
"...das weiß ich nicht- äh-"
"Danke." Er ließ sie los. Sie eilte mit rotem Kopf davon, offensichtlich aufgeregt. Dann griff er ohne weiter nachzudenken zu, nahm die kleine Flasch an sich, und eilte zurück.
"Nichts verdächtiges- äh-"
Jargon drehte sich mit schokoladenverschmiertem und knallrotem Gesicht schuldbewusst zu ihm um.
"Ich habe versucht ihn aufzuhalten, ich schwöre es!", platzte Habick heraus.

Avalania von Gilgory

20. 08. 2022 18: 48

Ava warf wütend ihren Hut auf die Matratze. Sie kam gerade im Nachthemd aus dem Bad „So ein Mist..“ rief sie wütend. „ich war mir sicher dass er einen Versuch wagen würde. Kanndra bist du dir sicher das Fredo nichts gemacht hat? Ein Kratzer? Etwas in die Tasche gesteckt?
„Nein, nein wie oft denn noch, da war nichts. Er ist nur gegen den Arm gerannt. Silberrücken war nur etwas müde und wollte sich etwas ausruhen als wir wieder in den Zug eingestiegen sind.“ Antwortete sie.

Silberrücken hatte erst ein paar Meter hinter sich gebracht und fühlte sich schon erschöpft. Das war er nicht gewohnt. Normalerweise war er nicht so schnell außer Atem. Aber seit der Sightseeing tour fühlte er sich komisch. Jetzt eine Erkältung war ein ungünstiger Zeitpunkt. Eigentlich hatte er etwas anderes vor, bei dem Gedanken musste er grinsen.
Er räusperte sich und setzte seinen Weg fort.
Nachdem er den Salon hinter sich gebracht hatte lockerte er seinen Morgenmantel und tupfte mit dem Ärmel seine Stirn. puh wann ist es hier so heiß geworden? Er sollte dringend mit einem Schaffner sprechen, das in den Gängen nicht mehr geheizt wird.
Die ersten Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn. Zwei Abteile vor seinem Ziel bekam er einen heftigen Hustenanfall.
Es fiel ihm immer schwerer einen Gedanken zu fassen. Als er gerade an Kanndras Abteiltür klopfen wollte, öffnete sich diese und der Zwerg lief in ihn hinein. Silberrücken stolperte nach hinten und landete seufzend auf dem Boden im schmalen Gang.. Ava konnte sich noch abfangen und stütze sich mit den Händen über Silberrücken am Fenster vom Gang ab. Ihre Gesichter waren sehr nah beieinander. Kurz trafen sich ihre Blicke. Ava lief rot an und richtete sich ruckartig auf, sie schnürte ihren Morgenmantel verlegen etwas enger.
Während Ava versuchte Silberrücken, hoch zu helfen, schauten neugierige Zuggäste aus den Nachbarabteilen aus ihren Türen. „Waaas fffääähhllllt ihhhnen ein. Misch sooo zuuu überfallen.“ Lallte Silberrücken und fuchtelte dabei wild mit dem freien Arm.
„Nu kommen se erstmal rein, bevor sie noch alle hier im Abteil aufwecken.“ Und zog ihn mit einem Ruck hoch, tauchte unter seinem Arm weg und ließ ihn ins Zimmer auf die Matratze stolpern.
Er setzte sich auf die Matratze und begann heftig zu husten.
„Ava kannst du ihm nicht helfen? Du kennst dich doch mit Medizin aus. Ihm scheint es nicht gut zu gehen.“ Silberrücken schien nicht bemerkt zu haben das Kanndra nicht mehr mit Dialekt sprach.
„Peter sag doch was?“ Kanndra schüttelt ihn an den Schultern.
Ava zog Kanndra weg von ihm und flüsterte: „ Ich bin Gerichtsmedizinerin, keine Ärztin. Ich kenn mich nur mit toten Personen aus.“
„Ich glaub ich sollte gehen, mir geht’s nicht so gut.“ Siberrücken wollte gerade aufstehen, als Ava ihn mit Leichtigkeit wieder zurück auf die Bank schubste.
„Sie glühen und haben Fieber. Und einen ungewöhnlichen hohen Puls als Werwolf.“ Antwortete Sie während sie mit der einen Hand seine schweißnasse Stirn fühlte und mit der anderen sein Handgelenk festhielt und lautlos mitzählte. Plötzlich krümmte sich Silberrücken und heftig und begann laut zu schreien. Mit Müh und Not fixierten Kanndra und Ava ihn bis und stopften ihm ein Handtuch in den Mund. Blanke Panik lag in seinen Augen.
Nachdem Sie ihn mit den Gurten der Koffer einigermaßen fixiert hatten, begann Ava ihre Sachen nach brauchbaren Werkzeugen zu durchsuchen, dabei rief sie Kanndra zu: „Gehe und hole Rabbe, schnell.“
Unverzüglich zog sie sich ein Morgenmantel an und huschte aus dem Abteil.
„Aghnnnn Aghhnnn Eeemmm Bbreeeeemmmpf.“ Kam es von Silberrücken.
„Ja, gleich. Ich muss nur noch meine Messer finden.“ Murmelte Ava mit dem Rücken zu ihm.
Als sie plötzlich etwas Komisches roch, nach verbranntem Fleisch und Fell. Alamiert drehte sie sich um und sah mit Entsetzen wie Silberrücken von der Hüfte abwärts sich in einen Werwolf verwandelte heftig zuckte und beißender Dampf von seinem Körper aufstieg.
Nachdem er sich heftig aufbäumte unter den Gurten wurde er plötzlich stumm und sein Körper blieb reglos liegen. Keine Sekunde später stürmten Rabbe und Kanndra ins Abteil. Beide hielten sich die Nase zu.
„Oh Scheiße“, entfuhr es Rabbe.

Rabbe Schraubenndrehr

20. 08. 2022 20: 45

Rabbe starrte fassungslos auf die schwelenden Überreste des Modemonarch AD.
Sie konnte nicht anders, als sich das groteke Spektakel detailreich vorzustellen, das sich hier soeben ereignet haben musste. Es wäre schnell gegangen. Und doch, schien es sich vor ihren Augen jetzt noch abspielen.
Einen Moment hatte es gewirkt, als hätte sein Körper von innen heraus geleuchtet. Schreckliches, groteskes Feuer wäre aus ihm hervor gebrochen und dieses seltsame, kreischige Geräusch welches sie auf dem Flur vernommen hatte, schien noch jetzt in dem kleinen Abteil wieder zu hallen.
Rabbe hatte schon einmal Personen den Flammen überlassen. Aber dies war etwas anderes. Dies war kein nötiger Tod gewesen, keine Hinrichtung eines Monsters...
Die drei Wächterinnen starrten auf die brandigen Überreste, tief schockiert über das so eben geschehene.
Es klopfte an der Tür, dann öffnete sie sich direkt und ein unauffälliger Herr sah herein.
Unauffällig, abgesehen von dem aufdringlechen Hut mit dem kleinen Schild: "Presse".
Rabbe stockte, starrend, versuchte irgendeine Form von koharäntem Gedanken im Angesicht dieser Situation zu fassen, da ging es auch schon los.
"Guten Tag! Ankh-Morpork Times! Verzeihen Sie die Störung, aber ich habe gehört dass-" Er hob seinen Notizzettel hoch, ungeachtet der drei fassungslosen Wächterinnen, ungeachtet der qualmenden Leiche auf dem Bett, und las vor: "...'erstickte, schrille Schmerzens- oder Verzweiflungsschreie' von hier ertönten, dann 'ein hochfrequentes, schrill-kreischiges Geräusch' das klang als, Zitat, so ihr Nachbar, 'klang als würde jemand mit einem gefrorenen Hecht, sehr schnell zu Tode geprügelt'" Er blickte neugierig, von den dreien zu der Leiche, scheinbar ungerührt von der Tragweite der Situation. "Könnten Sie dazu wohl einen Kommentar abgeben? Es scheint sich wohl eher um spontane Kohlentzündung zu handeln?"

Rabbe starrte. Und starrte.
Dann schaltete sich ihr Polizistenhirn an und trat gegen die Zunge. Automatisch antwortete sie: "Gehen Sie weiter. Hier gibt es nichts zu sehen."

Daemon Llanddcairfyn

20. 08. 2022 22: 34

Der Wind blies kalt über die Zwillingsstadt am Ankh. Die frohen Rufe des Festes auf dem Hier-Gibts-Alles-Platz drangen zu Cim hoch, der sich in den schwarzen Mantel gehüllt zwischen zwei Statuen auf dem Dach der Opfer zurückgezogen hatten. Was für eine blöde Idee der zugezogenen Omnianer, ihre Zelebration nicht an die Klimazone des Abhaltungsorts anzupassen. Doch um die Anhänger des Größeren-Zahn-als-Aah ging es nicht. Er spähte zum Wintermarkt der dunklen Olivenbauern. Dort war die Kanaille irgendwo. Heute würden sie ihm das Fell über die Ohren ziehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Endlich würde wieder wahrer, edler, blutiger Vigilantismus herrschen. Er konnte es kaum abwarten, endlich wieder an den Regeln der Wache, die immer gut zu ihm gewesen war, zu verstoßen, und das Recht in die eigene Hand zu nehmen. Es trat vor und wollte zur Leiter hinab.
"Das werden Sie verschieben müssen", sagte der Sekretär des Patriziers, als das sandgefüllte Säckchen mit Schwung den Hinterkopf des Wächters traf.

"Zemphis", murmelte der Flüchtling. "Beinahe geschafft." Nur noch eine Station, dann war er der Jurisdiktion der Stadt entkommen. Und -ihm.
"Dann aber ging Bruder Holzmann mit neuer Freude ein weiteres Mal zu den Leuten und wollte wieder künden, was er zu künden hatte, doch ah. Wie zuvor, so auch dieses Mal wiesen sie ihn harsch ab. So dass er am nächsten Tag wiederum-"

Daemon wachte wieder in der engen Kiste auf. Ein weiteres Mal hatte sie ihn betäubt. Wiedermal war das nagende Hungergefühl verschwunden, doch noch immer war er gefangen. Aber sicher würden die Kollegen ihm bald zu Hilfe kommen. Er musste ja schon mindestens vier Stunden weg sein. Immer noch hörte er die Lady an irgendetwas herumschrauben und leise murmeln.

"Wo ist der verdammte Hauptmann?", fragte Rabbe. Cim zuckte mit den Schultern. Wer weiß, welchen Alleingang er mal wieder durchführt.

Cim Bürstenkinn

21. 08. 2022 0: 09

--Anhöhe zwischen Sto Lat und Zemphis--

Es war eine sternklare Nacht und er ließ seine an die Dunkelheit gewohnten Augen über die Ebene unter ihm streichen.
Hier war er aufgewachsen und er hatte Zemphis seinen Stempel aufgedrückt. Jeder zitterte, wenn er den Namen Ibrahim Zelotis hörte und die Exekutive war schlau genug ihm nicht in die Quere zu kommen.
Ohne es verhindern zu können stahl sich das Gesicht seines Bruders Josua in seine Gedanken. Sie hatten alles geteilt, gemeinsam die Organisation aufgebaut, Widerstände aus dem Weg geräumt, Reichtum angehäuft. Bis er in Ankh-Morpork…. Er biss sich auf die Unterlippe bis er Blut schmeckte und zwang sich auf die bevorstehende Aktion zu konzentrieren.
„Prof. Dumboldt? Seid ihr soweit?“, fragte er ohne den Blick auf den neben seinem Pferd sitzenden Gelehrten.
Der kleine Mann trug noch einen geblümten Pyjama und eine Schlafhaube. Die Blessuren in seinem Gesicht zeigten, dass er wohl erst überredet werden musste um mitzukommen.
„Aaa.aaalso wenn man den Reibungswiderstand mitberücksichtigt, die Beschaffenheit des Geländes und ein Gefälle von rund 20 Grad..“, der Professor wurde jäh von Zelotis unterbrochen.
„Mach das es geht und sag mir nicht wie!“
„I..ich muss aber schon darauf hinweisen, dass sich ei..eine gewisse Unschärfe einschleicht, weil das Objekt keine perfekte Kugel ist!“
„Wenn es nicht klappt werden wir einfach ein paar Messer auf Dich werfen – mit einer gewissen Unschärfe werden wir Dich nicht treffen!“
Dies ist der Tag der Rache, dachte sich Zelotis, er würde endlich mit dem Verlust abschließen können und den Schritt nach Sto Lat machen können.
„Taksis, Pereno, haltet Ausschau nach dem Signal!“
Der Professor ging ohne ein weiteres Wort den Abhang hinab und untersuchte ihn auf Unebenheiten, die einen Strich durch seine Berechnungen machen könnten. Zum ersten Mal in seinem Leben bereute er es, sein Leben der Mathematik gewidmet zu haben.

--Gepäckwagen, Zug nach Gennua--
Schweißüberströmt schleppte Cim den Koffer voller Ziegel zurück in den Gepäckwagen. Als er an Lydia vorbeikam versuchte er bewusst unbeschwert zu gehen, als würden ihm 40 kg Ziegelsteine nichts ausmachen.
Sie schien keine Kenntnis von ihm zu nehmen und leuchtete mit einer Laterne durch das Gangfenster in die vorbeihuschende Landschaft. Cim dachte kurz darüber nach, sie darauf hinzuweisen, dass die Reflexion des Glases nicht hilfreich war, wenn sie etwas sehen wollte. Fand es aber wichtiger weiter zu atmen.
Endlich konnte er das verfluchte Ding abstellen und suchte nach dem Bücherkoffer von Herrn Schräg, als ihm auffiel, dass ein Kiste ihren Platz gewechselt hatte.
Er fragte sich noch, welcher arme Kerl das Ding wohl hierhergeschleppt hatte, als ihm auffiel, dass ein Stück Stoff zwischen Deckel und Kiste eingeklemmt war. Die Farbe und Textur erinnerten ihn an etwas, aber es war dann der vergehende Geruch von verschiedenen aufdringlichen Parfums die ihm klar machten, wer da in der Kiste war.
Er hämmerte sein Schwert unter den Deckel und hob ihn an, bis er polternd zu Boden fiel.
Erbost, dass der Hauptmann hier gemütlich herumlag, während er Baumaterialien schleppen musste, wollte er schon zu einer Schimpftirade ansetzen, als der Llamedonier erstaunlich behende aus der Kiste sprang und „Das hat ja gedauert, Gefreiter! Ich hätte mich darauf verlassen, dass du mich vor zwei Stunden befreist!“, sah sich kurz um und verließ den Gepäckswagen.
„Aber es ist trotzdem..“, begann er schwach, zuckte aber schließlich mit den Schultern und suchte nach dem Bücherkoffer von Schräg.
--Lok des Zuges nach Gennua--
Krumbeil sah neidisch auf den schlafenden Erik neben sich und zählte Kohlenstücke um nicht einzuschlafen. Das gefährlichste war, wenn ihnen das Feuer ausging, den auf der Strecke gab es in dieser Nacht keinen Gegenverkehr. Er hatte natürlich auch schon Spinner gehabt, die sich vor den Zug stellten und zu furchtbaren Verunreinigungen im Frontblech führten die sehr schwer zu reinigen waren. Er richtete sich auf und reckte sich und beinahe zufällig fiel dabei sein Blick auf die schnurgerade Strecke und … er rieb sich die Augen, den im Licht des Mondes sah er, dass ein großes Objekt quer über den Schienen lag.
Kurz raubte ihm die Aufregung den Atem. Das hatte er schon immer machen wollen. Mit der linken hielt er sich am Haltegriff vor sich fest, drückte die Schuhe nach vorne bis er an das Blech der Kabine stieß, ging leicht in die Hocke, drückte den Hebel der den Dampf ins Freie entließ ohne die Lok anzutreiben und zog die Bremse.
Ein gewaltiger Ruck ging durch den Zug und Funken stoben als die Radsätze der Lok blockierten, von den Wagons aber weiter nach vorne gedrückt wurden.
Erik war kurz wach geworden als er durch die Logführerkabine geschleudert wurde, schlug mit dem Kopf aber gegen die Ofentüre und schlief sofort weiter.
Mit großen Augen sah Krumbeil wie der Baumstamm näher kam. Zuerst glaubte er, die Geschwindigkeit wäre immer noch unverändert, aber langsam nahm der Funkenflug ab, die Bahnschwellen vor ihm – bisher nur verschwommen zu erkennen, konnte man plötzlich zählen.
Er machte es sich zur besonderen Aufgabe, genau bis zum Hindernis auszugleiten und nahm langsam die Bremse zurück und der Zug stand – wenige Zentimeter vor dem Baumstamm. Mit breitem Grinsen schüttelte er ohnen Erfolge seinen Kollegen der das alles verpasst hatte und zündete sich eine Zigarette nach der Vollbremsung an. In dem Moment sah er aus dem rechten Fenster und sie fiel ihm wieder aus dem Mund.
„Erik? Erik, da kommt …“

--1.Klasse, Abteil von Herrn Schräg—
Cim stellte fest, dass er eine Beule hatte, auf einem Berg Bücher lag und darunter Herr Schräg.
Er hatte davon geträumt ihm den Koffer auf den Kopf zu schlagen, aber er war sicher, dass er mit der Umsetzung nichts zu tun hatte.
Verwirrt stand er auf und wollte gerade den Wagon verlassen, als ein beinahe kreisunder Felsbrocken von drei Meter Durchmesser in den mittleren 1.-Klasse-Wagon krachte.
Er sah nach unten und stellte fest, dass der Bolzen, der die Wagons miteinander verbinden sollte fehlte und nur noch die Ketten für die Verbindung mit dem restlichen Zug sorgten.
Beim Aufprall verformte sich der mittlere Wagon in eine Banane aus Metall, Holz und Glassplitter die Ketten rissen durch den plötzlichen Ruck und beförderten den Wagen in das Feld neben den Gleisen.
Auf der anderen Seite sah er Rach in der offenen Tür liegen. Scheinbar war er von der abreißenden Kette getroffen worden und lag am Boden, aber bei Bewusstsein. Auch auf seiner Seite musste der Bolzen entfernt worden sein.
Noch immer leicht benommen sah Cim einen Reiter mit einem zusätzlichen Pferd neben dem Wagon auftauchen und Lydia Sauer, die den bewusstlosen Witwenmacher aus dem Abteil zerrte und über den Rücken des zweiten Pferdes zu werfen und vor ihm aufzusteigen.
Rach, der eine hässliche Wunde an der Stirn hatte, zog einen Dolch, erlaubte sich einige Sekunden um das Ziel genau anzuvisieren und warf. Er traf den Reiter genau im Genick und er fiel zu Boden.
Lydia sah was passiert war und gab ihrem Pferd die Sporen.
Cim und Rach sahen sich an, der Agent zuckte mit den Schultern und deutete mit dem Kopf auf das Pferd, was er sofort bereute als der stechende Schmerz durch seine Stirn schoss.
Dem Omnier hätte klar sein sollen, dass Lydia zu gut war um wahr zu sein, fluchend sprang er vom Wagen neben die Gleise und versuchte das Pferd einzufangen, während irgendwo am Hügel ein kleiner Mann über seine Rechenkünste jubelte .

Weder der erste noch der dritte Wagon der ersten Klasse waren wirklich beschädigt worden.
Krumbeil schob mit der Lok den Baumstamm langsam von den Gleisen und setzte dann zurück um die beiden 1.Klasse Wagons wieder mit einem Bolzen zu verbinden.

Daemon Llanddcairfyn

21. 08. 2022 9: 18

Der Gepäckwagen war- in Unordnung geraten. Der Hauptmann hatte nach dem Mechanismus gesucht, an dem sich Elsa zu Schaffen gemacht hatte, als er von Hutschachteln und Koffern angegriffen und an die Wand des Wagons geworfen worden war.
"Beuteltasche! Zu Hilfe!", rief er, als an besonders hinterhältiger Sack mit Briefen an die Lieben jenseits der Sto-Ebene zu einem fiesen Schwinger ausholte.

Im Galopp stürmte der Omnier der Verräterin hinterher. So ja wohl nicht. Die würde er ja gleich haben. Schließlich war sie ja jetzt allein. Also- war sie doch, oder?
Gehörte Witwenmacher überhaupt zu den zu schützenden Personen? Und wohin führte dieser Ritt? Und wer hatte diesen Sattel konstruiert?

Der Flüchtling zog sich ein Huhn aus der Jacke. Hatten sie ihn erwischt? War der Zug gestoppt worden, weil man ihn jetzt heraus ziehen und tot schlagen würde? Er krabbelte zwischen und über durcheinander Liegenden Richtung Ausgang. Dann kam der Aufschlag, der Waggon wankte, alle gerade wieder ruhig Gewordenen schrien wieder auf. Der Mann wurde von einem aus der Ablage fallenden Holzkasten getroffen und verlor das Bewusstsein.

Cim Bürstenkinn

21. 08. 2022 20: 27

Rabbe kratze sich am Kopf und fragte sich wie der Patrizier das wohl aufnehmen würde. Arnulf kniete weinend in dem auf der Seite liegenden völlig verbogenen Wagon und hielt Tedzos linke Hand. Der Rest des Kaufmannes sah bis zur Hüfte relativ unbeschädigt. Ab dem Bauch waren Innerein, Knochen und der ganze Rest von Tedzos in eine plankonkave Form gebracht worden. Kleine Glatzenstückchen gaben Hinweis, dass er es wirklich gewesen war.
Seine rechte Hand hatte sich im Tod noch um einen Bericht gekrallt, den er nicht mehr zu Ende lesen durfte.
„War das nun eine Attacke auf Tedzos oder Lord Witwenmacher?“, dachte Rabbe laut.
„In keinem Fall wird der Patrizier amüsiert sein“, sagte Rach, der sich ein feuchtes Tuch auf die Stirn drückte und zurück in den Wagon kletterte.
„Verdammter Besserwisser“, knirschte Rabbe zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, wusste aber, dass er recht hatte.
„Junge Dame“, rief Erik, dessen Beule das Wappen des Ofenschmiedes gespiegelt wiedergab, „Wenn wir dann weiterfahren könnten? Die Leiche wird mit den Resten des Wagons abgeholt.“
Sie nickte und packte Arnulf am Kragen. „In den Zug, Herr Arnulf! Wir können für ihn nichts mehr tun“.
Schluchzend folgte er ihr die kleine Treppe nach oben und mit einem lauten Pfiff fuhr der Zug weiter.

Cim war schon viel geritten und liebte das Klappern von Hufen auf dem Pflaster von Ankh-Morpork. Doch nichts hatte ihn auf einen Querfeldeinritt vorbereitet. Das Pferd einzufangen war relativ einfach und als er sich an die Verfolgung machte, hatte es offenbar einen eigenen Ehrgeiz das andere Tier einzuholen. Der unebene hügelige Untergrund schien ihm wesentlich weniger auszumachen als dem Wächter der ständig aus dem Sattel gehoben oder in ihn hineingedrückt wurde.
Die Zügel hatte er bereits sehr früh aufgegeben und hielt sich nur noch am Sattelknauf fest. Von den ständigen Schlägen in diverse Weichteile war ihm speiübel, aber immerhin sah er, dass er aufholte.
Lydia hielt an um auf ihren Verbündeten zu warten und erst jetzt merkte sie, dass sie einen Verfolger und keinen Begleiter hatte.
Gemächlich zog sie eine Armbrust aus der Satteltasche und begann sie zu spannen.

Daemon Llanddcairfyn

21. 08. 2022 21: 18

Es war das pure Durcheinander. Bruder Laudes hievte den Bewusstlosen in seinen Sitz. Sicher würde er dem Mönch dankbar sein, dass er ihn bei seiner Weiterfahrt unterstützte. Um ihn herum wurden Körbe, Kisten und Koffer zurück unter Bänke und in Gepäckablagen geschoben. Erschöpft ließ sich Bruder Laudes auf seinen Sitz fallen.
"Außergewöhnlich, ähm, wie ihr es geschafft habt, bei der Bremsung und dem Aufprall in Eurem Sitz geblieben zu sein", wandte er sich an den vierten Passagier in ihrer Sitzgruppe, der seit Ankh-Morpork schweigend bei ihm, dem jetzt Bewusstlosen und dem jungen Mann, der vor ein paar Tagen aufgestanden und nicht vom Klo zurückgekommen war, gesessen hatte. Wortlos nickte der Mann mit dem großen Vollbart unter der breiten Krempe seines Hut. Bruder Laudes überlegte, wo er diese Augen schon einmal gesehen hatte.

***

Der erste Bolzen ging an ihm vorbei. Mal ehrlich: Rückwärts mit einem ungesicherten Lord Witwenmacher über dem Sattel auf einem galoppierenden Pferd auf einen Reiter mehrere Dutzend Meter weiter schießen. Was hatte sich diese Schaffnerin dabei nur gedacht? Seiner Anatomie keinerlei Rücksicht gewährend trieb Cim sein Reittier an. Die Hübsche würde er sich schnappen und zur Rede stellen.

***

"Sieh es doch mal positiv", sagte Rach, als die Wagen mit hallenden Hammerschlägen wieder aneinander gekoppelt wurden. "Je weniger Zielpersonen es gibt, desto einfacher sind sie zu beschützen." Er lächelte Ophelia an, die ihn leicht tadelnd ob seiner Grausamkeit mit einem Kopfschütteln bedachte. Das leichte Zwinkern in ihren Augen verriet sie jedoch. Rabbe ließ die Schultern noch weiter sinken.

***

Jargon und Sebulon aktualisierten die Liste der aktuellen Ermittlungsstände. Bisher war nur auf eine Person kein direkter Angriff verübt worden. Doch diese näherte sich mit jedem Schnaufen der Lok ihrem ganz persönlichen Gefahrengebiet.

Kanndra

22. 08. 2022 17: 28

Mittlerweile hatte sich der halbe Zug im 1. Klasse-Abteil versammelt, weil alle wissen wollten, was der Lärm und die Vollbremsung zu bedeuten hatten. Die meisten waren direkt aus dem Bett an den Ort des Geschehens geeilt und auch Gerald Pirsch III. war - in Nachthemd, Nachtmütze und Pantoffeln - plötzlich hinter den drei Wächtern aufgetaucht.
„Was ist hier eigentlich los? Als offizieller Vertreter der Handelsgilde verlange ich, das ich über alles relevante ins Bild gesetzt werde!“ Neben ihm stand der unvermeidliche Emil Ehrlich und machte sich unermüdlich Notizen.
„Welche Konsequenzen wird die Hygienische Eisenbahn aus diesem Vorfall ziehen?“, wollte er von Rabbe wissen. „Werden die geschädigten Passagiere eine Entschädigung bekommen? Woher...“
Das Wort Entschädigung brachte Rabbe auf die Idee, wie sie die Passagiere dazu bringen konnte, den Gang der 1. Klasse wieder frei zu machen. „Bitte beruhigen Sie sich“, versuchte sie das aufgeregte Stimmengemurmel zu übertönen, „und begeben Sie sich in den Salon. Dort wird eine Erfrischung auf Kosten der Eisenbahngesellschaft serviert.“ Das ließen sich die Leute nicht zweimal sagen.

Ava und Kanndra, deren alte Kabine nun nur noch dazu taugte, Silberrückens Überreste bis zum nächsten Bahnhof zu beherbergen, hatten Glück gehabt, dass noch eine andere frei gewesen war. Sie hatten sich gerade erst wieder eingerichtet gehabt, als die starke Bremsung und der darauffolgende durchdringende Lärm sie aufschreckte. Wie alle anderen waren sie daraufhin in Richtung der Ereignisse gerannt. Während des allgemeinen Aufbruchs zum Salon packte Gregor Arnulf Kanndra am Ellbogen und raunte ihr zu: „ich weiß, dass du von der Stadtwache bist. Ich habe da was zu erzählen.“

Cim war es mittlerweile gelungen, Lydias übrigen Bolzen auszuweichen und sie einzuholen. „Ich bin ein wenig enttäuscht“, keuchte er, „dass du mich wegen eines anderen sitzenlässt.“
„Ich mag halt keine Männer, die mir hinterher rennen“, konterte sie.
Da sein Pferd, nun da es in Gesellschaft war, sein Tempo drosselte und etwas ruhiger ging, wagte er es, hinüber in Lydias Zügel zu greifen. Kaum war es ihm gelungen, das Leder zu fassen, hörte er hinter sich weiteren Hufschlag. „Hey, Lydia. Hast du das Schwein?“, rief jemand.
„Klar. Und zusätzlich einen Esel,“antwortete sie und ließ die Armbrust auf Cims Handgelenk herunter krachen.

Eine halbe Stunde später, nachdem Rabbe das Salonpersonal an die Arbeit gescheucht hatte, trafen sich alle Wächter bis auf den Hauptmann (der mal wieder nicht aufzufinden war) und Cim wiederum im Personalabteil, um die Lage zu besprechen.
„Was für eine Nacht...“, seufzte Kanndra.

Rabbe Schraubenndrehr

27. 08. 2022 16: 08

Rabbe massierte sich die Nasenwurzel. Sie hatte starke Spannungsgefühle im Kopf. Die aktuelle Situation war mehr als einfach nur 'nicht gut'. Sie war katastrophal. Aber konnte man ihr wirklich einen Vorwurf daraus machen? Wie hätte sie den Abschuss eines verdammten drei-meter Felsen auf den Zug verhindern sollen? Sie hatte mit dem übrigen Personal geredet. Die anderen Schaffner und vor allem die Kellner waren zutiefst verstört von dem Geschehenen. Derartiges war nie zuvor passiert und manch einer hatte davon gesprochen eventuell kündigen zu wollen oder Gefahrenzulage zu verlangen...
Rabbe konnte es ihnen nicht verdenken. Eigentlich hätten sie halt machen und die Lage untersuchen müssen doch die Zugführer hatten darauf beharrt das sie schon genug Verspätung hatten und das die Eisenbahngesellschaft dies nachträglich sicher erledigen würde.
Harry King ließ nicht mit sich spaßen wenn es um sein größtes Unternehmen ging.

"Also gut, Leute..." sie schüttelte den Kopf. Wie sie es hasste in so einer Situation Kommando zu führen. "wie ihr inzwischen alle wissen dürftet haben wir zwei Tote. Ich hoffe ich schocke niemanden wenn ich euch mitteile das Beff Tedzos und Peter Silberrücken leider beide verstorben sind."
"Silberrücken?! Ich dachte bei dem Angriff wäre nur Tedzos gestorben?" Jargon blickte ein wenig verunsichert. Nicht das er den Zigarrenhändler allzu gerne gehabt hätte oder so, aber er war nunmal auch ein Werwolf. Als solcher sollte man eigentlich nicht allzu leicht auszulöschen sein...
Rabbe nickte grimmig. "Wir wissen noch nicht wirklich.." Sie seufzte bei der Erinnerung an das Geschehene. "...was...wirklich mit ihm passiert ist. Er ist von innen heraus verbrannt. Ava, hattest du etwas Zeit ihn dir anzuschauen?"
Ava nickte. "Es ist...ziemlich heftig. Viel ist ja nicht von ihm übrig, aber... von dem was ich sagen kann sind seine Zellen in Brand geraten. Der einzige Weg wie das passiert sein kann ist Silber. Aber ich habe so etwas noch nie gesehen. Es ist, als hätte das Silber seinen ganzen Körper auf einmal angegriffen. Im moment frage ich mich, ob man ihm flüssiges Silber injeziert haben könnte, aber mir fehlen die Werkzeuge für eine genauere Untersuchung."
Rabbe nickte grimmig. "Das geben wir dann denke ich an die Wache in Zemphis ab. Danke für die Einschätzung soweit. Vielleicht wurde er in Sto lat injiziert. Das würde aber nicht erklären, warum es so lange gedauert hat...Nungut. Sebulon, habt ihr den Hinweis in der Küche untersuchen können?"
"Ja..." Der Zwerg blickte kurz auf seine eigenen Notizen. "Ich habe Giftflaschen von Witwenmacher im Kühlschrank gefunden. Rattengift, Arsen, Zyankali. Außerdem eine silberne Flasche mit unklarer Flüssigkeit."
"Hmm. Gut. Ich werde die Wache in Zemphis bitten eine Probe zu nehmen oder das Fläschchen ganz zu beschlagnamen. Vielleicht ist das unser mysteriöses Silber? Das würde aber die ganze Bordküche verdächtig machen...gnargh." Rabbe raufte sich die haare und schüttelte dann den Kopf. "Okay, gute Arbeit. Ich habe den Patizier und die Wache in Zemphis bereits verständigt als die Zugführer am Klacker gehalten hatten um der Leitung wegen des Waggon bescheid zu geben. Ich nehme an, das wir in Zemphis neue Anweisungen erhalten. Wir sollten in etwa drei Stunden dort ankommen. Ist sonst noch jemand etwas aktuell relevantes aufgefallen? Außer dem riesigen Felsbrocken der den Waggon zerstört hat, meine ich?"

Avalania von Gilgory

22. 10. 2022 15: 04

Zögerlich, aber bestimmt, meldete sich die Gerichtsmedizinerin erneut zu Wort.
Dabei zog sie ihren Morgenmantel, den sie sich über ihre legere Kleidung geworfen hatte, fester.
"Mit Verlaub, warum war es mir nicht erlaubt, die Leiche von Tedzos zu begutachten? Wie können wir ausschließen, dass er wirklich nur von dem Felsen getötet wurde und nicht schon früher und dass damit nur vertuscht werden soll? Auch wenn ich hier „im Urlaub“ bin", dabei stellte die Zwergin die Gänsefüßchen pantomimisch dar, "widerstrebt mir das doch sehr."
Leise fügte sie hinzu: "und es hätte mich von dem Tod von Silberrücken abgelenkt." Allein bei dem Gedanken lief ihr schon ein Schauer über den Rücken.
Rabbe rieb sich erneut den Nasenrücken und seufzte: „Ich verstehe deine Beweggründe, aber bei der Aufmerksamkeit, die dieser Anschlag verursachte, ist es das Risiko aufzufliegen nicht Wert gewesen. Wie schon gesagt, sollen das die Wächter aus Zemphis machen. Wenn sonst nichts weiter ist, geht zurück in eure Abteile und verhaltet euch unauffällig," ergänzte sie mit einem genervten Unterton.

Rabbe Schraubenndrehr

18. 11. 2022 16: 02

Strahlender Sonnenschein brach seinen Weg durch die Zugfenster als der Gennua Express nach Zemphis einfuhr. Rabbe sah aus müden Augen auf das Zeltviertel der Stadt – einer der Teile des Gebietes mit der höchsten Kriminalitätsrate der ganzen Stadt. Zemphis war einer der gefährlichsten Städte auf der Ebene, übertroffen nur von Ankh Morpork. Die Händlerstadt war ein Knotenpunkt der 4 größten Handelsrouten auf der Scheibe. Händler aus aller Herren und Damen Länder trafen sich hier um sich, wie es unter Geschäftsleuten üblich war, gegenseitig über den Tisch oder ins Grab zu ziehen um sich danach mit den Habseligkeiten der anderen davon zu machen.
Rabbe rieb sich die Augen, trank einen Schluck Wasser und stand wieder auf um den Zug zu patrouillieren. Wo sie auch durch den kam machte Personal ansagen über das Verhalten und die


Situation in Zemphis:

- Aufenthalt war aus Sicherheitsgründen auf zwei Stunden beschränkt

- Allen Gästen wurde dringend empfohlen das Bahnhofsgelände nicht ohne angeheuertes Sicherheitspersonal zu verlassen

- Tickets für die gepanzerte Kutsche zu den Zemphis Fällen konnten beim Personal erworben werden

- Verpflegung, Souvenirs und Herdentiere wurden am Bahnhof verkauft welcher von Bahnpersonal zu jedem Zeitpunkt gesichert war

- Drachen waren an Bord weiterhin verboten


Rabbe lief wie zufällig zum Abteil erster Klasse und ging dann wie beiläufig in das Abteil Herrn Witwenmachers. Nach der Entführung des Gildenoberhauptes hatten sie beschlossen seine Instrumente für weitere Ermittlungen zu nutzen bis er wieder aufzufinden war. Die tatsächliche Verfolgung seiner Person war für sie selbst gerade keine Option. Sie hatte seine Entführung bereits vorab per Klacker gemeldet und hatte ein Treffen mit einem lokalen Vertreter der Zemphis Wache angefordert.

Sie konnte nur hoffen das die lokalen Wächter ihr Handwerk verstanden. Sobald man Ankh Morpork verließ nahm die Integrität der lokalen Wachen meist ab und die Korruption zu – doch es war kaum so als hätte sie derzeit eine Wahl bei der Suche nach Verbündeten. Sie wusste das Lord Vetinari viel an dieser Mission lag, daher mutmaßte sie das auch hier im Verborgenen seine Agenten agierten. Doch wie viel konnte ihr dies nützen? Der Patrizier war kein gnädiger Herrscher. Geholfen wurde den Tüchtigen, effizienten, und nur so weit damit sie nicht während der Mission verreckten denn sonst konnte der Patrizier einen ja nicht mehr in die Skorpiongrube werfen…

„Derrrrrr Zuuuuuuuug hääääääälllltttt!“, bellte die Stimme des Zugführers von weiter vorne. Rabbe schenkte ihr nicht allzu viel Aufmerksamkeit. Sie wandte sich an den Inspäktor, welcher soeben von seinem giftigen Arbeitsplatz aufsah. „Wie siehts aus, Rach. Weißt du jetzt was zur Hölle mit dem Kerl passiert ist?“ Sie hatte sich nur mühsam das dreckiger Spitzel verkneifen können, aber derart kindisches verhalten konnte sie sich gerade nicht leisten…
„Ja. Ich habe es bereits gefürchtet als Avalania über das gesehene berichtet hatte aber nun bin ich mir ziemlich sicher. Ich habe winzige Reste von Silber in seinen Überresten gefunden. Überall in seinen Überresten, das deckt sich also mit Avalanias Beobachtung. Ich habe auch einen Begleitstoff gefunden um den es mir eigentlich ging. In seinen Überresten zeigen sich Überreste von Salpetersäure und Erdnussöl. Das Silber wurde wahrscheinlich in der Säure gelöst und dann in flüssiger Form über das Öl in ihn getragen. So wird das Silber erst zeitverzögert im Körper des Opfers freigesetzt. Ich habe von dieser Einsatzform gehört sie aber nie persönlich in Aktion gesehen. Ziemlich effektiv, muss ich zugeben.“
Rabbe nickte ernst. Sie war nicht sicher ob sie ihm glaubte das er es nie selbst gesehen hatte, aber es spielte auch keine Rolle. Sie war froh gegenüber den Zemphis‘ Wächtern nicht ganze ohne Informationen dazustehen. „Danke für deine Arbeit. Das sind wertvolle Informationen.“
Ein herablassendes Grinsen spielte um das Gesicht des Inspäktors. „Aber selbstverständlich Feldwebel. Ich konnte deine Bitte kaum ausschlagen.“
Rabbe biss die Zähne zusammen. Sie nickte ihm knapp zu, drehte sich weg, besann sich und drehte sich zurück. „Ihr werdet den Bahnhof hier nicht verlassen, oder?“
Rach lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Warum nicht? Ich denke wir können auf uns selbst aufpassen. Und ich glaube meine liebste Ophelia hätte vielleicht vergnügen daran die Zemphis Fälle zu sehen…“
Rabbe knirschte mit den Zähnen. Dieser verdammte…!
Er will dich nur provozieren! Wahrscheinlich denkt er nicht im Traum daran das Risiko einzugehen, egal was die Ziegenberger sagt…
Sie nahm einen tiefen Atemzug, nickte ihm knapp zu und ging, tief im Innern wieder und wieder den verdammten Inspäktor verfluchend.


------------------------------------------


Avalania blickte durch das Fenster auf den sich tummelnden Bahnhof.
Eigentlich würde sie die Zemphis Fälle gerne sehen.
Eigentlich war sie im Urlaub! Urlaub! Den sie dringend nötig und wohl verdient hatte!
Wie gefährlich war Zemphis wirklich?
Aber die Gruppe jetzt alleine lassen…

Ungebeten zuckte die Erinnerung des brennenden Silberrücken durch ihren Kopf. Sie hörte sein Röcheln und seine Schreie…
Ava vergrub das Gesicht in den Händen.
Wie konnte irgendjemand von ihr erwarten jetzt gerade einfach weiter zu machen als wäre nichts gewesen?
Sie brauchte Abstand von allem.


-----------------------------------------


Jargon litt.

Sie waren im Salon. Sebulon hatte gesagt er könne ‚die feinen Kreise seines Herren nicht zu sehr stören‘ und hatte sich aus der Unterhaltung entfernt. Er saß nun an der Bar und unterhielt sich mit einem Goblin welcher einen offensichtlich maßgeschneiderten Anzug trug.

Jargon beneidete seinen Kollegen.

„…jedenfalls kann ich kaum glauben das von MIR erwartet wird unter diesen Umständen einfach auf Informationen zu warten. Ich! Es ist einfach unfassbar was man mit Herrn Tedsos gemacht hat. Die Wache hat versagt, VERSAGT, sage ich! Als Vertreter der Handelsgilde kann ich nur immer wieder betonen-„

Jargon wünschte, er wäre im Speisewagen geblieben. Er ließ den Blick zu Daemon schweifen der soeben hereingekommen war. Der Hauptmann wirkte als hätte er einen Geist gesehen. Er setzte sich an die Bar und Jargon sah wie er das nächstbeste Getränk umgehend in sich hineinschüttete und um mehr bat.
Damit waren drei von ihnen in einem Abteil.
Dies war nicht ideal.


-------------------------------


Cim erwachte in Klebrigkeit.

Er hatte einen Knebel im Mund. Es war dunkel und sein Kopf tat weh. Seine Hände waren zusammengebunden.
Vor ihm.
Heh. Trottel!
Er bemühte sich, mehr Informationen über seine Umgebung heraus zu finden ohne zu zeigen das er wach war. Licht schien durch seine geschlossenen Augen. Er roch Terpentin und Maschinenöl. Rost. Er hörte in der Ferne Menschen laut miteinander reden. Aber es war weit entfernt. Eine Markthalle oder so etwas?
Der Wächter konzentrierte sich auf seinen Körper und versuchte festzustellen ob er verletzt war.
Sein Kopf tat immer noch weh. Gut. Das hatte er bereits festgestellt. Na schön, was noch? Kopfschmerzen. Ja gut, okay. Dominant aber nichts was einen Wächter wie ihn zu sehr beschäftigen sollte. Er versuchte seine Beine zu bewegen und sie gingen in Flammen auf. Verdammt, offenbar waren auch diese zusammengebunden. Kein Wunder lag er in so unbequemer Position an der Wand. Was war mit der Wand, konnte er irgendwas daran feststellen?
„Wurde auch Zeit.“ Eine Frauenstimme.
Cim stockte, dann erinnerte er sich daran, dass er so tun musste als ob er schlief. Er hörte jemand anderen näherkommen und dann wie etwas auf Stein traf und schlitterte. „Hier ist das Zeug. Hat etwas gedauert, Entschuldigung.“
„Wenigstens haben wir jetzt was… Habt ihr den Mörder aufgehängt?“
Cim horchte gespannt. Meinten die Witwenmacher? Hatten sie ihn getötet? Nicht das er ihm eine Träne nachweinen würde, aber der Patrizier würde ihnen sicher die Schuld geben…
Doch eine verbale Antwort bleib aus.
„…dann lass uns was essen. Wir überlegen später wie wir am meisten aus der Sache machen. Für einen Wächter kriegen wir bestimmt ein gutes Lösegeld. Oder ein Kopfgeld. Vielleicht können wir herausfinden, wer er ist.“


-------------------------------


Rabbe war nervös. Sie war in das lokale Büro der Hygienischen Eisenbahn gegangen und lief nun in den hinteren Bereich wo die Putzsachen gelagert wurden.
Die anderen Wächter unter ihrem Kommando behielten die Ziele im Auge. Leder war Rabbe keine Zeit geblieben in Erfahrung zu bringen ob eines von ihnen vorhatte Zemphis zu besuchen. Natürlich müssten sie absolut verblödet zu sein, laufende Geldtaschen die solche Bürger doch darstellten, aber leider brachte ein gewisser Reichtum oft auch eine gewisse Naivität mit sich…
Der gang wurde immer schäbiger je weiter sie sich von den öffentlich zugänglichen Bereichen entfernte. Ihr begegnende hier kaum jemand aber es war essentiell keine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie ging in lässigem Polizistenschritt bis sie die Putzkammer erreichte wo sie zielstrebig zum vorletzten Schank auf der linken Seite ging. Sie blickte sich kurz um, dann öffnete sie den Schrank, trat hinein und schloss ihn rasch hinter sich.
Es war.
Eklig.
Sie war in einen Schrank voller Putzlumpen und Putzmittel gestiegen. Muff, Schimmel und Essig brachten ihr die Augen zu Tränen.
„Dienstmarke.“
Rabbe fingerte nach ihrer Marke und gab sie unruhig von sich. Eine ledrige Hand nahm sie einen Moment und reichte sie dann zurück. Im nächsten Moment wurde eine kleine Öllampe aufgedreht und der muffige Schrank war von düsterem Licht erhellt. Sie sah sich mit einem Mann in braunem Regenmantel und breitkrempigen, billigen braunen Hut konfrontiert der auf der anderen Seite des Schrankes saß. Auf seinen Knien hatte er ein Brett mit Notizen an das er auch die Lampe gehängt hatte. „Nimm Platz.“ Er deutete auf einen umgedrehten Eimer der auf ihrer Seite stand. Verwirrt und ein wenig entnervt kam seiner Aufforderung nach. Dieses Szenario fühlte sich verdächtig nach einem schlechten Centroman an. „Ich habe nicht viel Zeit.“
„Ich auch nicht, Feldwebel. Kommen wir also gleich zur Sache. Wie viel Leute haben Sie derzeit an Bord?“
Rabbe zog die Brauen zusammen.
Sie wusste nicht sicher zu welcher Partei diese Person gehörte. Nur das er ein Gesandter oder Mitglied der Zemphis‘ Wache war. Aber das schloss weder Korruption noch Verbrechertum oder Agenten Dasein aus. Sie sah ihn entschlossen an. „Das werde ich Ihnen nicht sagen. Im Grunde haben Sie alle relevanten Infos bereits. Zwei Personen sind tot. Es ist meine Aufgabe andere Personen an Bord zu schützen. Der Schutz dieses Zuges hat höchste Priorität für weiterhin gute Handelsbeziehungen mit Ankh Morpork und der Hygienischen Eisenbahngesellschaft.“
Der Mann zeigte die Zähne. „Na schön…“ Er kritzelte eine kurze Notiz, holte dann einen Taschendämon hervor und wisperte ihm ein Wort zu. Ein blauer Schemen sprang aus der box und verschwand mit der Nachricht. Dann nickte ihr der Mann zu. „Nungut, ich denke wir sind fertig.“
Rabbe blinzelte. Sie hatte nicht erwartet…
„…Werden Sie die Leichen abholen lassen? Was ist mit den Geiseln?!“
„Ist alles bereits veranlasst. Wir sehen uns dann an Bord.“
„Moment, was?!“
Sein Gesicht war ausdruckslos. Er zeigte ihr seine eigene Dienstmarke. „Ich komme natürlich mit. Marschall Dirk Sanftpfote, zu Diensten.“

Daemon Llanddcairfyn

14. 02. 2023 17: 44

"Mal grob zusammengefasst", begann Daemon aufzuzählen, während der Zwerg aufsah, "fehlen mir mindestens drei Personen in diesem Zug, die schon vor unserer Ankunft in Zemphis abhanden kamen."
"Zwei sind to-", wollte Sebulon einwerfen, doch der Hauptmann kam ihm dazwischen.
"Meine Abteilnachbarin, die irgendwas im Gepäckwagen zusammengebaut hat und dann damit verschwunden ist, ohne auch nur eine Spur im Zug zu hinterlassen. Mein eigener Spion an Bord, der offenbar nie bei Euch in Erscheinung getreten ist und sich auch bei mir nicht gemeldet hat. Und- ah ja: Cim! Dem vielleicht irgendwer mal besser hinterhergeritten wäre, als er die Verfolgung der Entführer von Lord Witwenmacher aufnahm", fahrig nahm er den Schnippsel mit der Klackerturm-Nachricht an, den ihn wortlos einer der Schaffner in dem Moment reichte, und las ihn.
"Ah", machte er. "Eins von drei ist doch gar nicht schlecht." Er gab die Nachricht rüber. Sebulon las schnell.
-- Dein kahler Kollege hat mich aus dem Zug geworfen. -- Bin dabei, ihm näher zu kommen. -- Aufenthalt in Z sollte verlängert werden. -- F.B.

*

Es war alles zu viel! Er konnte nicht mehr! Ständig passierte was. Aber er konnte nicht einfach hier aussteigen und die Ebene zu Fuß verlassen. Nur noch ein paar Tage. Dann war er dem ganzen Entkommen. Sein Gegenüber erzählte weiterhin ausdauernd von etwas. Vielleicht könnte er ihm zur Abwechslung mal zuhören. Während sein ständiger Sitznachbar seit Ankh-Morpork kein Wort gesprochen hatte. Nur noch eine Station.

*

Elisa Jehezabella Hartholz von Altenglanz-Wieselfiesel drückte sich eng an das Dach des Wagons. Der Aufenthalt im Bahnhof war der gefährlichste Zeitpunkt, ein unachtsames Aufrichten und sie könnte vom Bahnsteig aus gesehen werden. Vorsichtig drehte sie weiter die winzige Kurbel der Apparatur, die eine etwas größere Scheibe drehte, die über mehrere flach aufeinanderliegenden Übersetzungen immer größere Scheiben in immer langsamere Rotationen versetzte und die kleine Diamantschneide beinahe unmerklich in unfassbar kleinen Schritten immer noch etwas mehr in das Dach des Wagons grub.

Avalania von Gilgory

19. 02. 2023 18: 30

Die Zwergin hatte sich direkt nach der Ansage vom Feldwebel in ihr Abteil zurückgezogen.
Dort lief sie jetzt unruhig hin und her.
Es war alles zu viel! Sie konnte nicht mehr! Sie muss hier raus. Abenkung... Die Wasserfälle
Ja, das ist eine gute Idee....
Aber wie begründe ich das? Wer kann mich decken?
...Kanndra...
Sie war die einzige, die ES auch hautnah miterlebt hatte. Aber wo war sie? Die Zwergin konnte sich nicht erinnern, sie bei der Besprechung gesehen zu haben.
Na ja, weit kann Sie nicht sein.
Ava schnappte sich ihren Hut und verließ das Abteil Richtung Speisewagen. Mit einem vollen Magen lässt es sich besser nachdenken und es beruhigt.
Ihre Gedanken kreisten nur noch um die Wasserfälle.
Ein super Abwechslung, um den Kopf frei zubekommen. Hauptsache weit weg vom Zug, den Geschehnissen, den Toten.

Rabbe Schraubenndrehr

18. 04. 2023 20: 00

Ophelia hatte die Augen aufmerksam auf den Bahnhofsvorplatz gerichtet.
Rabbe war gerade wieder aus dem Gebäude heraus gekommen. Sie wirkte beunruhigt. Noch mehr als zuvor.
Opehlia beobachtete sie mit Sorge.
Die ganze Sache war lustig gewesen, solange sie als Unbeteiligte hatten eher zuschauen können. Etwas nerven konnten bei einer Mission, bei der für sie selbst nichts auf dem Spiel stand. Die Kollegen an Bord waren schließlich fähige, erfahrene Wächter. Es hatte keinen Grund gegeben davon auszugehen, das sie mit der Lage nicht würden umgehen können, was ihr und Rach die Möglichkeit gegeben hatte dies alles eher entspannt und nicht ohne ein gewisses Amüsement mit anzusehen. Ein kleiner Ausflug in alte Tage, ohne die Verantwortung und der Druck der als früher Verantwortliche mit so etwas in Zusammenhang gestanden hatte…
Aber nun waren zwei Personen tot.
Und vielleicht würden noch mehr sterben. Vielleicht würden Wächter sterben bei dem Versuch, andere zu schützen. Cim war entführt worden. War vielleicht schon tot. Sie hatte nie wirklich etwas mit ihm zu tun gehabt, aber er war auch ein Wächter und ein Teil von ihr, der Teil der viele Jahre in der Wache gedient hatte, war besorgt um ihre ehemaligen Kollegen.
„Es ist nicht mehr dein Kampf.“
Ophelia atmete aus. Etwas von der Anspannung floss ruckartig aus ihr heraus. Sie drehte sich um. Ein sachtes Lächeln spielte um Rachs Mund, trotz der Ernsthaftigkeit die im Hintergrund seiner Augen lauerte. Doch im Vordergrund war.. Zuneigung. Stille Freude darüber, das sie zusammen waren. Trotz aller Schwierigkeiten die sie auf ihrem Weg gehabt hatten, trotz des rapide mehr als katastrophal werdenden ‚Urlaubs‘...war es einfach gut. Zusammen zu sein.
Er nahm sachte ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihre Finger, dann sah wieder in ihre Augen. „Wir können Anteil nehmen, wir können aushelfen wo es geht. Aber meine größte Pflicht ist zu dir. Und du hast keine Pflicht gegenüber den anderen Wächtern mehr. Du musst keine Lösungen finden und du musst nichts verantworten. Lade dir nicht selbst mehr auf als du tragen musst.“
Opehlia trat ein wenig dichter an ihn heran und lehnte den Kopf sachte an seinen. Für einen Moment spürte sie nur seine Gegenwart, seine Ruhe. Sie atmete tief. Ein und aus. Spürte wie sich etwas in ihr ausglich, der unterschwelligen Sorge zum Trotz. Dann verging der Moment und sie traten wieder auseinander.
„Hast du deine Sache erledigt?“
Er nickte geschäftsmäßig. „Wenn Vetinari mich wirklich gezielt hier haben wollte, dann muss ich wissen was er von mir erwartet. Oder zumindest glaubhaft sagen können, das er keine Anweisungen gegeben hat wenn ich mich um welche bemüht habe. Es wäre typisch für ihn, alles in der Luft hängen zu lassen und keine klaren Instruktionen zu geben.“ Ein Hauch Ärger schlich sich in seinen Ton. „Die Frage ist nur. Ob und in welcher Form ich Antwort erhalte.“


------------------------------------------


Beißend kalte Luft begrüßte Avalania als sie aus der Kutsche stieg. Das tosen des Wasserfalles hatte sie und die anderen Gäste die letzten fünf Minuten der Fahrt schon stetig begleitet. Leider hatte das monotone Plätschern nicht den beruhigenden Effekt den sie sich soweit gewünscht hatte: Statt sie langsam in Entspannung zu wiegen hatte das Geräusch sie nur noch mehr dazu angehalten, sich den schrecklichen Moment immer wieder vorzustellen…

Das entsetzen in seinem Gesicht als das schreckliche Gift ihn zerfraß…

Das Geräusch…

Der Geruch…
Brandiges Fell, Kohlendes Fleisch…

Avalania hetzte aus der Kutsche und sprang geradezu an den Rand des Geländers-
Tosende Fälle begrüßten sie. Die kalte Luft brannte einen Moment in ihrer Lunge und sie sog immer mehr davon ein, konzentrierte sich auf das Gefühl wie ihre Lunge sich mehr mit der kühlen Luft füllte, achtete auf die Gischt die ihr Gesicht benetzte….

Tief, tief atmen…

Bis sie nur noch die Kühle spüren konnte… sie schmeckte das Wasser auf ihren Lippen… sie öffnete die Augen und sah auf das gewaltige Tosen des Wassers hinab. So viel größer und mächtiger als irgendein Zwerg hätte sein können...

Avalania von Gilgory

23. 04. 2023 14: 53

Mit sichtlich auch entspannter Verfassung sah sich Ava um und beobachtete die Touristen, die ohne zur Kenntnisnahme dieser Naturgewalt nur kurz ein Foto an der Reling machen und dann wieder weiter gingen. Solche Banausen.
Während sie so ihren Blick über die Menge schweifen lies, fiel ihr eine Person auf, die immer wieder nervös zu allen Seiten und hinter sich schaute.
Mh ihre Wächtersinne meldeten sich ...
„Avanlania von Gilgory nicht jeder der sich komisch verhält, ist ein potenzieller Verbrecher …“ wies sie sich leise murmelnd zurecht.
Mittlerweile hat sich der Mann mit dem Trenchcoat und den tief ins Gesicht gezogenen Hut die Reling erreicht. Zwei Meter neben der Zwergin.
Er hatte Mühe seinen Hut festzuhalten durch die starken Böen des Wasserfalls. Er bemerkte nicht, dass Ava sich neben ihn gestellt hatte.
„Erstaunliche Naturgewalt, so ein Wasserfall, nicht wahr? Schade, dass es nicht mehr Leute zu schätzen wissen.“ schrie Ava in Richtung des Unbekannten.
Er zuckte zusammen, den Kopf hastig drehend, Schultern hochgezogen. „Wie?! Was? Oh. Äh. Meinen Sie etwa mich?!“ Er blickte sich kurz um, als ob er noch jemand anderen in der Nähe vermutet hätte.
Ihre Blicke trafen sich und erschrocken, sah er schnell wieder weg.
Schweigend standen sie nebeneinander und Ava war sich nicht sicher, ob es sich um eine peinliche Stille oder stilles Genießen der Wasserfälle mit dem tosenden Rauschen und kühler Gischt im Gesicht handelt. Alle Gedanken, Befürchtungen, Ängste werden von den Wassermassen niedergedrückt und man fühlt sich frei.
Mit einem Seufzer drehte sich Ava um und wollte gerade losgehen, als sie einen, mit hochrotem Kopf und wild gestikulierenden Fremdenführer auf, die sie beide zulaufen sah.
„Oh ich schätze der Ausflug ist vorbei und wir müssen zurück“, sagte sie laut.
Aus den Gedanken gerissen, drehte er sich auch um und lies sichtlich die Schultern hängen.
„Ja leider.“ Zusammen gingen sie zur letzten Kutsche, die sie wieder zurückbrachte.

Am Bahnhof angekommen, schaute Ava unmotiviert aus der Kutsche. Draußen wartete das Hier und Jetzt. Sie war sich nicht sicher, ob sie jetzt schon bereit dafür war. Auch der Fremde, der ihr gegenübersaß, zögerte mit dem Aussteigen.
„Da wären wir wieder. Ich heiße Ava“ sagte sie, um die peinliche Stille zu durchbrechen. Und war auch überrascht, dass sie plötzlich so direkt war. Und streckte ihre Hand entgegen um nicht unhöflich zu sein.
„Oh nett dich kennenzulernen. Ich bb bin Bendschi.“ Antwortete er hastig.
Unsicher und nervös schüttelte er die dargebotene Hand.
Ava fiel sofort eine kleine Tätowierung auf der Innenseite seines Handgelenks auf, dass ein verschlungenes Symbol in drei Farben gestochen war. Von der eine leicht schimmerte.
Ihr Interesse war geweckt und sie sah sich ihr gegenüber so unauffällig wie möglich genauer an.
Unter dem dunkelblauen Trenchcoat sah sie einen silbernen Anzug mit Nadelstreifen, dazu trug er ein hellgrünes Hemd und ein tiefschwarzes Dreieckstuch in der Jacketttasche. Eine etwas komische Kombi, aber nun gut, Geschmack ist ja jedem selber überlassen.
An seiner rechten Wange hatte er drei kleine Narben, die nach Kratzspuren aussahen oder präzise Schnitte von einem Messer, die auch bei Foltermethoden genutzt werden. Sie schienen schon recht alt zu sein, da sie auch recht hell waren.
In diesem Kontext gesehen, konnte man noch mehr Narben von Folterungen in seinem Gesicht entdecken.
Kleine Narben an der Lippe, unnatürlich breite Nase und ein Knick im Nasenrücken, so wie verheilte Platzwunden an Augenbrauen.
Seine Augen waren blau, tiefblau und zuckten ängstlich und nervös.
Unter seinem Hut lugten gelockte, hellbraune Haarsträhnen hervor.
Bendschi sah verlegen weg, als sich die Blicke von ihnen trafen.
Wieder diese peinliche Stille.
„Willst d du mit mir einen Kaffee trinken, im Speisewagen?“, fragte er nervös.
„Ja, sehr gerne.“ Antwortete Ava überrascht und doch etwas froh über die Einladung.
So hoffte sie auch den drohenden Ärger von Rabbe, für unerlaubtes Entfernen aus dem Zug, aufschieben zu können.
Mit einem leichten Lächeln verließ sie mit Bendschi die Kutsche und folgte den Touristen, die aus der Stadt kamen, Richtung den wartenden Wagons.

Kanndra

23. 04. 2023 16: 38

Als sie ihren Wagon gerade betreten wollte, fiel etwas an ihr vorbei und knallte auf den Bahnsteig. Um Haaresbreite hätte es sie erwischt und ihren Hut ruiniert. Stirnrunzelnd bückte sich die Zwergin und betrachtete das Ding. Sie erkannte gleich einen Diamantschneider. Doch wieso zu allen Kerkerdimensionen fiel so etwas von einem Zugdach? Sie blickte auf und reckte den Hals.


*Etwas früher*
Die Späherin hatte Ava hinterher gesehen, wie sie in die Kutsche zu den Wasserfällen einstieg. Gerne sah sie die Kollegin nicht ziehen, hatte aber im Gespräch mit ihr gemerkt, dass die aktuelle Leiche der Gerichtsmedizinerin sehr zugesetzt hatte. Kanndra hoffte, dass die kleine Auszeit der Zwergin gut tat und sie sich anschließend wieder im Griff hatte.
Doch was sollte sie nun tun? Die anderen hatten sich irgendwie verteilt und Rabbe war in den Bahnhof gegangen, so weit sie das mitbekommen hatte. Vielleicht sollte sie die Gelegenheit nutzen, um sich von oben einen Überblick zu verschaffen, so lange der Zug stand. Kurzentschlossen stieg sie aus und folgte dem Feldwebel ins Gebäude. Drinnen sah sie keine Spur von Rabbe, aber das kümmerte sie im Moment nicht. Sie konzentrierte sich darauf, nicht aufzufallen und einen geeigneten Weg auf das Dach zu entdecken. Im obersten Stockwerk ignorierte sie allerdings die bequem neben der Dachluke lehnende Leiter. Diese hätte sie erst anstellen müssen und sie wollte nicht, dass sich jemand fragte, wer auf dem Dachboden war. Stattdessen öffnete sie ein Fenster auf der Rückseite und benutzte die einigermaßen stabil aussehende Regenrinne. Oben angekommen konnte sie am Horizont sogar eine Ahnung der Wasserfälle ausmachen. Ein feiner Nebel hing dort in der Luft. Ansonsten war die Luft klar und so konnte sie alles deutlich erkennen. Zum Beispiel die Gestalt, die sich an das Dach des Zuges schmiegte. Kanndra wusste nicht, was diese vorhatte, aber etwas Gutes war es sicher nicht. Flugs nahm die Späherin den direkten Weg zurück und kletterte stattdessen auf den Wagon hinter der Liegenden.
Elisa merkte, dass etwas nicht stimmte. Vorsichtig drehte sie den Kopf und sprang dann fluchend auf. Sie entschied sich zum Angriff, ehe die Wächterin ihrerseits in Aktion treten konnte. Dabei trat sie versehentlich gegen den Diamantschneider, der vom Dach rutschte.

Rach Flanellfuß

23. 04. 2023 19: 29

Rach musste nicht lange warten, als ein Bote mit der Nachricht kam, allerdings war deren Inhalt sehr viel deutlicher als erwartet. Witwenmacher war in der Stadt nicht weit vom Bahnhof in einer der Lagerhallen und er sollte ihn befreien. Und er sollte jede Ressource, die ihm zur Verfügung stand, in Betracht ziehen? Er war nicht ungeübt im Improvisieren, aber die Chancen standen ungünstig. Es war nicht klar, wie viel Personen zu den Entführern gehörten und ob Witwenmacher überhaupt noch lebte. Von Cim war in der Nachricht nicht ein Wort. Doch jetzt hatte er erstmal andere Sorgen. Ophelia wollte er in diese Aktion nicht weiter hineinziehen. Sie gingen eingehakt zurück zum Zug und sie schmiegte sich an ihn. Erst als sie in ihrem Abteil angekommen waren, brach Ophelia das Schweigen.
„Seine Lordschaft verlangt zu viel!“, sagte sie mit leicht erhobener Stimme. „Gibt es niemand anderen?“
Er hatte ihr keine Details genannt, aber sie konnte sich sicher denken, worum es ging. Er war alles andere als begeistert von der Situation, doch es stand außer Frage diese Anspannung auch Ophelia gegenüber zu zeigen. Stattdessen entnahm er so schnell er konnte, seinem Gepäck weitere Giftpfeile aus einem Geheimfach und packte diese zu dem Blasrohr in der Innentasche seines Jacketts. Im Notfall hatte er auch immer noch die Pfeile im Kragen seines Hemdes. Ein kleines Klappmesser und zwei Wurfdolche nahm er noch für den Notfall mit. Einer seiner Palast-Kollegen, der das Lagerhaus aufgespürt hatte, würde vor Ort sein und die hiesige Wache alarmieren, sobald dies notwendig war. Was bedeutet, dass er keine weitere Hilfe erwarten konnte, wenn etwas schiefging. Seine Frau beobachtete ihn aufmerksam und es war ihm fast schon peinlich.
„Sag mir bitte, dass du nicht allein gehst.“
„Das habe ich nicht vor“, sagte er und drehte sich zu ihr, doch noch wusste er nicht, wen er involvieren sollte und überhaupt konnte.
Rach strich seiner Frau mit einem Lächeln über ihre Wange und gab ihr einen Kuss.
„Ich bin bald zurück, Madame“, verabschiedete er sich mit einem Handkuss und entlockte Ophelias besorgtem Gesicht so doch noch ein Lächeln.
Er machte auf dem Absatz kehrt und durchschritt den Zug bis er im Salon ein paar vertraute Gesichter entdeckte.

Der Zwerg beobachtete, wie Rach sich einen Weg über die Fassade nach oben zum Lagerhaus suchte und fragte sich noch immer warum ausgerechnet er mitgekommen war. Doch wenn es um Diskretion ging, war der Hauptmann unberechenbar und Jargon war in seinem Aufzug eine Attraktion für sich. Rabbe war mit der Koordination mit der Bahnhofsleitung beschäftigt und von weder Kanndra noch Avalania waren im Zug auffindbar. Sebulon umrundete das Lagerhaus so bald Rach über der Dachkannte verschwunden war. Er hatte schnell einen Einstiegspunkt entdeckt. Der Plan war es das Rach so viele wie möglich mit seinen Giftpfeilen ausschaltete und wenn nötig half er mit seiner Axt nach. Wenn möglich gab es keine verletzen, es sollte noch etwas zum Verhören übrigbleiben.

Lord Witwenmacher befand sich in einer ungewohnten Situation. Mit einem Strick um den Hals im diffusen licht saß er auf einem Hocker. Seine Hände waren auf den Rücken verbunden und seine Entführer waren nicht zu erkennen. Er hörte Schritte näher kommen und die Öllampen wurden weiter aufgedreht.
Ein Bild eines jungen Mannes wurde vor seine Nase gehalten.
„Erinnerst du dich an ihn?“, fragte eine unbekannte Stimme. „Es ist schon ein paar Jahre her, aber du hast ihn umgebracht“
„Wenn dem so ist, so hat das seine Richtigkeit…“
„In Ankh-Morpork vielleicht“, spuckte ihn sein Gegenüber direkt ins Gesicht.
„Ich weiß nicht wovon du redest.“ Entgegnete das Gildenoberhaupt so gelassen er konnte. Wenn er sich an jeden Auftrag den er jemals ausgeübt hatte erinnern könnte, wäre in der falschen Profession.
„Es reicht. Die Sache wird hier und jetzt beendet.“
Sein Entführer deutet nur ein kurzes Kopfnicken an dem Hocker auf dem er noch eben saß wurde unter ihm weggerissen. Seine Beine wurden gleichzeitig nach vorne weggeschlagen, sodass sich die Schlinge nun fest um seinen Hals zog. Seine Beine lagen zwar am Boden aber mit der Schlinge fest um den Hals und den verbunden Rücken hatte er keine Chance sich aufzurichten. Hier ging es nicht um einen schnellen Tod, er sollte elendig ersticken. Er blinzelte und zählte die Sekunden.
1…2…3
Wie lange konnte er das aushalten?
4…5…6
Was war das für eine Vendetta gegen ihn?
7…8…9
Wenn das einer von Vetinaris schlechten scherzen war…
10…11…12
„Hey was machst du hier?“, sagte einer seiner Peiniger.
13…14…15
Ein kurzen Pfeifen ging durch die Luft.
16...17...18
Er kannte das Geräusch. Giftpfeile!
19…20...21
Kurz darauf ertönte mehrere dumpfe Aufschläge.
22…23…25
Schnelle Schritte kamen schlitternde neben ihm zum Halt.
26…27…28
Die Schlinge lockerte sich und er schnappte nach Luft. Kurz darauf lösten sich die Fesseln um seine Handgelenke und ihm wurde auf die Beine geholfen.
„Kannst du gehen, Herr?“, fragte ihn eine Stimme unter ihm.
Lord Witwenmacher blinzelte dem Zwerg entgegen.
„Ja“, krächzte er und musste husten.
„Bring du ihn hier raus, ich hole Cim“, sagte eine weitere Stimme.
Das Gildenoberhaupt schaute sich schnell um und sah, wie jemand die Giftpfeile bei seinen Opfern wieder einsammelte und kurz darauf, zielstrebig den Raum verlies.
Der Zwerg brummte etwas das sich wie: „Wer ist hier der Vorgesetzte?“, anhörte und führte ihn in die Entgegengesetzte Richtung.

Rach rannte in die Richtung des Raumes, in dem er Cim von dem Dachfenster aus hatte ausspähen können und um ihn war es ebenfalls nicht gut bestellt. Lord Witwenmacher hatte aber die höhere Priorität und vermutlich war die Rettung von Cim nicht mal gewollt. Aber das war nicht sein Problem zumindest nicht hier und jetzt. Er kam langsam der Tür näher und lauschte, während er durch das Schlüsselloch versuchte, die Lange zu erkennen.
Er sah Cims geschundenes Gesicht und zwei Gestalten daneben. Der Wächter war ähnlich gefesselt wie Lord Witwenmacher, doch ohne Schlinge und an die Wand gelehnt. Vielmehr hatte Rach vom Dach aus auch nicht gesehen.
„OK versuchen wir es nochmal“, sagte eine Frauenstimme und blies den Rauch ihrer Zigarette in Cims Gesicht. „Wieviel Wächter sind mit an Bord des Zuges.“
„Nur ich Schätzchen, warum glaubst du mir n….?“, weiter kam der Vektor nicht, als ein weitere hieb ihm die Luft aus den Lungen presste.
„Typisch Wächter, glaubt immer einen für dumm verkaufen zu können.“
„Oh du glaubst gar nicht wie oft das funktioniert“, sagte Cim und lächelte ihr entgegen.
Rach musste unwillkürlich grinsen, während er zwei Pfeile vorbereitete.
„Wenn du es so haben willst, gerne. Wieso bist du im Zug?“
Der dunkle Sekretär drückte langsam die Klinke herunter, während geredet wurde und setzte das Blasrohr an. Den zweiten Pfeil hate er zwischen Finger und Blasrohr geklemmt.
„Schon mal was von Underkafer gehört?“
Die Frau gab einen entnervten laut von sich: „Und ich dachte wirklich du bist anders, das hätte was werden können. Du und ich“
Sie beugte sich zu Cim vor um den Wächter zu Küssen und Rach sah den Moment gekommen einzugreifen. Er öffnete mit einen Ruck die Tür und der erste Pfeil sauste dem Handlanger entgegen. Die Frau drehte sich überrascht zu ihm um und der nächste Pfeil verlies das Blasrohr.
„Scheiss timing“, fluchte Cim halb auf klatschianisch. „Aber was erwarte ich auch von einem Schnösel wie dir…“
„Ein einfach Danke würde reichen, Sir“, sagte Rach nur, während er Cims Fesseln löste.

Rabbe Schraubenndrehr

08. 06. 2023 20: 55

*gleichzeitig auf dem Zugdach*

Kanndras Körper reagierte bevor ihr Hirn verstand warum sie plötzlich auf die Seite sprang. Elisas Dolch zuckte an ihrer Schulter vorbei und Kanndra nutze den Schwung ihrer eigenen Drehung- Sie packte den Arm ihrer Gegnerin gegensätzlich, riss ihn zur Seite und trat ihr gleichzeitig in die Kniekehle. Die Frau stolperte mit einem Fluchen und keuchen als ihr Bein einknickte. Kanndra bemühte sich direkt nachzulegen- Sie versuchte ihre Arme zu packen um sie in einen Klammergriff zu nehmen doch die andere hatte aus dem nichts heraus ein Messer in der Hand-
Kanndra sprang zurück und verfluchte innerlich das sie noch immer das elendige Kleid ihrer touristischen Tarnung trug. Keine gute Kampfkleidung! Ihre Hand glitt zu ihrer Hüfte wo sie normalerweise ihre Pistolenarmbrust hatte, doch natürlich war sie nicht da sondern in ihrer Handtasche die unpraktisch um sie herum schlenkerte...
Die Frau schrie sie an:“Zieh Leine! Das ist meine Tour hier! Verpiss dich!“ Sie drehte das Messer in klassisch Straßen-räuberischer Manier in der Hand und sprang wieder vor. Kanndra wich ihr aus und bemühte sich, wieder Distanz zwischen sich und die Angreiferin zu bringen, bemühte sich, einzuschätzen wie sie die Situation mit möglichst wenig Blutvergießen zum Ende bringen könnte während sie langsam ihre Tasche öffnete, jederzeit auf die Bewegung der Angreiferin achtend.
Normalerweise würde sie sich jetzt als Stadtwächterin zu erkennen geben und die andere klar und deutlich zur Aufgabe auffordern. Aber das war keine echte Option unter diesen Umständen…

Sie schloss die Hand sicher um ihre Armbrust und lief in langsamen Schritten seitlich über den Zug, entgegen gesetzt zu den kreisenden Schritten die ihre Gegnerin machte… Sobald diese sie wieder angriff könnte sie ihr ausweichen und dann-
Sie bemerkte wie jemand auf der anderen Seite den Kopf über den Rand des Waggons streckte und alle Alarmglocken gingen in ihren Kopf los.
Zivilist! Nein! Das ist ja Ava!
Kanndra bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen während ihr Hirn eine blitzschnelle Kalkulation machte ob ein Armbrustbolzen oder eine Axt der Gegnerin mehr Langzeitschäden machen würde als die Fremde etwas vor sie auf den Boden warf und mit einem Mal Rauch über dem Zug aufstieg-
„Verdammt!“ Kanndra hechtete vor und machte die Hände frei, hastig darum bemüht die Fremde im Rauch nicht zu verlieren
„UMPF!“

----
Auf seltsame Art hatte die ganze Frustration und Anspannung des Tages sich in diesen Schlag entladen. Ava blickte auf die schattigen Umrisse der japsenden Person herunter soweit es durch den Qualm möglich war, zufrieden mit dem präzisen stumpfen Axtschlag den sie der Fremden wuchtig von unten in die Körpermitte verpasst hatte. Zufrieden faltete die Zwergin ihre Klappaxt wieder zusammen und verstaute sie, als Kanndra zu ihr aufschloss und die Niedergengange bewunderte. „Wow. Du hast sie eiskalt erwischt.“
Ava grinste. „Nur gut das ich gerade herkam… wer ist das? Hat sie den Diamantschneider fallen lassen?“
„...keine Ahnung.“

Daemon Llanddcairfyn

26. 08. 2023 12: 31

Nachrichten flogen durch die Luft. Hin. Her. Eine Anfrage, was zu tun sei. Eine Weiterleitung. Eine Antwort hin. Die Antwort wurde weitergeleitet. Durch den Zug liefen die Schaffner und verteilten kleine Papierstreifen In der ersten Klasse. Und woanders. Der dunkle Sekretär wusste Bescheid. Es war alles im Fluss. Durch die schmutzigen Fenster konnte man sehen, dass verloren geglaubte Passagiere zurück kehrten. Aus den kleinen Papierstreifen ging hervor, dass ein weiterer bereits heimlich zurück gekehrt war. Eine kurze Nachricht wurde auf einen Streifen geschrieben. Niemand hätte erkennen können, was sie in Wirklichkeit befahl. Eine Nachricht ging über die Ebene hin. Kam zurück. Das dünne Lächeln zog nur kurz über das Gesicht des Mannes, als er sah, wie einer der Schaffner durch den Waggon stürmte und die Durchgangstür zum Frachtwagen öffnete. Man durfte es den Schmugglern nicht zu leicht machen.

Ava und Kanndra schauten zwischen sich herab.
"Was genau hatte sie da oben vor?"
"Schauen wir nach."

Es leises Zetern, ein Rumpeln, dann zog der Schaffner einen kleinen, ungelenken Mann in dreckigem, schwarzen Mantel aus dem Frachtabteil in die dritte Klasse.
"Schon gut, schon gut", schüttelte Freund Beuteltasche seinen Entdecker ab. "Hier, ich bezahle ja. Dritte Klasse, dass das klar ist." Der Schmuggler drückte dem Schaffner Geld in die Hand, sah sich kurz um und ging zur Sitzgruppe, in der Bruder Laudes' Platz frei war. Erschöpft ließ er sich auf den Platz gegenüber dem nervösen Mann plumpsen.
"Was für ein Tag", begann er eine kleine Tirade und sah seine beiden gegenüber an. Der junge Mann wirkte etwas unruhig. Hoffentlich machte der keinen Ärger. Und am Fenster saß noch so ein Kauz. Die ließen wirklich jeden im Zug mitfah-
"Sohn einer Mutter!", entfuhr es ihm, bevor er sich zurückhalten konnte.
Ein weiteres kurzes Lächeln huschte über ein Gesicht.

Witwenmacher wurde in ein Abteil geführt, Sebulon und Cim waren bei ihm geblieben. Rach würde eine weitere Nachricht schicken, die wesentlich weiter unterwegs sein würde, als er zu wissen glaubte. Danach würde er zurück kehren, damit sie Witwenmacher zusammen befragen konnten.

Daemon lehnte sich im plüschigen Sitz zurück. Zum Glück hatte er das jetzt alles mal zusammengefasst und die Lage war klar. Von diesem Zustand aus konnte man in Ruhe planen.

Jargon Schneidgut

26. 08. 2023 13: 36

"Die ökonomische Implikation von Tedzos' Herangehensweise ist aber doch, dass er langfristig auf lebende Arbeiter verzichten muss", sagte ein emotional aufgehitzter Jargon, mittlerweile neben seinem Tisch im Salon stehend. "Wenn man bedenkt dass er die Leute, die für ihn arbeiten-"
"Gearbeitet haben-"
"Ja, mutmaßlich, haben - dass er die weder fair bezahlt noch andere sinnvolle Leistungen für sie bringt."
"Erbracht hat", korrigiert Gilbert Pirsch III. ihn erneut und nippte an seinem Getränk. "Aber ganz ehrlich Herr- ähm-"
"Hirahaha" erinnerte sich Jargon mittlerweile zum Glück reflexartig, fast ohne zu blinzeln, und versuchte direkt weiterzureden. "...nachhaltig ist seine-"
"-das ist eben unsere Art in Ankh-Morpork Geschäfte zu führen-"
"-ohne zu berücksichtigen, dass Lebende und Untote eben auch körperliche Bedürfnisse haben-"
"-haben wohl schlicht andere Kulturen als bei uns, da freuen sich alle Arten von Lebewesen-"
"-weiß selbst wie es ist, in einer finanziell prekären Situation zu leben-"
"Ankh-Morpork-Times, guten Tag!"
Die neue Stimme ließ sie innehalten. Jargons Nase war nur noch wenige Zentimeter von der Pirschs entfernt. Sein Gesicht glühte rot, sein Puls war schnell, seine Zähne blitzten beunruhigend. Pirsch blickte finster drein, aber seine Augen ließen nichts als kühle Professionalität durchblicken. Neben ihnen stand Emil Ehrlich, einen eben betätigten Ikonographen sinken lassend.
"Dürfte ich euch beiden ein paar Fragen stellen?"
Jargon räusperte sich und überlegte fieberhaft wie er das Thema wechseln konnte. Er war grade schon viel zu nahe daran gewesen sich zu verplappern und/oder Pirsch zu beißen.
"Natürlich", brummte Pirsch sonor. "Als offizieller Vertreter der Gilde der Händler und Kaufleute bin ich immer offen dafür, offizielle Statements abzugeben."
"Wundervoll Herr Pirsch!", sagte der Reporter und zückte seinen Notizblock. "Wie wird es nun mit der Tedzos-Firma weitergehen, jetzt da er tot ist?"
"Kein Kommentar." Damit hatte Pirsch nicht gerechnet.
Kurz herrschte Stille. Jargon nahm plötzlich einen ungewöhnlichen Geruch wahr - es roch nach Ava, aber irgendwie mit mehr... Dings. Aufregung? Anspannung? Metallpolieröl?
Er sah sich um und sah tatsächlich die Zwergin und ihren Hut auf dem Weg durch den Salon, auf dem Weg zum Speisewagen.
"Ähm", entfuhr es ihm unprofessionell, "Ava, äh, aha, ein sehr schöner Hut, den du da trägst, Frau Zwergin!" Er versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen und sie drehte sich tatsächlich kurz um, mit einem ertappten Gesichtsausdruck der gleichzeitig ausdrückte: Was soll das denn?!
"Ah, du! Sie!", entfuhr es dem Reporter. "Sie habe ich doch gestern gesehen, als Silberrücken gestorben ist!"
Avas Augen verengten sich und sie warf Jargon einen äußerst giftigen Blick zu, was ihn ein wenig überraschte.
"Herr Pirsch, ich komme gleich wieder!" Ehrlich rannte der fliehenden Ava hinterher. Als sich Pirsch III. umdrehte um seinen Gesprächspartner weiter mit seiner Meinung zuzulabern musste er feststellen dass Hirahaha verschwunden war.
"Typisch", brummte er und suchte sich ein neues Opfer einen neuen Gesprächspartner.
Jargon rannte durch die Wagen der ersten Klasse. Er fühlte sich extrem aufgekratzt, und merkwürdig schuldig weil er Ava in diese Situation gebracht hatte. Andererseits waren sie ja auf gemeinsamer Mission hier - und er hatte für den Moment dringend eine Pause verdient. Aber dass er fast Pirschs Kehle herausreißen hatte wollen - er hatte schon das Fleisch und die Adern an seinen Zähnen gespürt - das machte ihn sehr nervös. Das passte nicht zu seinem Pflichtbewusstsein. Oder? Er musste dringend Sebulon finden und mit ihm reden. Wo konnte er nur sein?

Avalania von Gilgory

26. 08. 2023 15: 04

Schnellen Schrittes ging Ava durch das Abteil und versuchte die lästige Zecke von Reporter loszuwerden.
Was hat sich Jargon dabei gedacht, wie konnte er nur!
Emil Ehrlich hetzte hinterher und rief seine Fragen:
"Frau Zwergin, ich brauche nur eine Minute ihre Aufmerksamkeit, um ihnen ein paar Fragen zu der Nacht von Silberrückens Tod. Äh... Das wäre eine super Storie für die Titelseite. Wollen Sie nicht berühmt werden. Warten Sie doch... Das wäre ihre Chance. Geben Sie mir Einzelheiten, alles kann helfen.
Warum waren Sie überhaupt in diesem Abteil? Warum war er überhaupt dort? Hatten Sie ein heimliche Aff...."
Weiter kam er nicht, denn die Zwergin blieb plötzlich stehen und der Reporter lief direkt in sie hinein.
Wie konnte er nur so eine Frage laut im Zug herumposaunen? Hat er sie noch alle?
Ava war sauer. Sie war richtig sauer.
Sie stand vor der Tür des Speisewagons, aber mit dieser Zecke wollte sie Bendschi nicht verschrecken. Und sie selbst wollte nicht länger diese falschen, beschämenden Fragen anhören müssen.
Sie drehte sich schnaubend mit geballten Fäusten zu dem zurücktaumelnden Reporter um.
Sie ging auf ihn zu.
Ehrlich hatte keine Zeit seine Arme zum Schutz hochzuheben, als Ava ihm eine schallende Ohrfeige verpasste, die ihn auf seinen Hosenboden beförderte.
Wütend funkelte sie ihn an: „Wie können Sie es wagen, so etwas zu fragen. Es ist ein Men… Werwolf qualvoll gestorben. Sie gefühlskalter Aasfresser. Wagen Sie es ja nicht mir weiterzufolgen, sonst ziehe ich hier andere Seiten auf.“ sagte sie mit Nachdruck und legte eine Hand auf ihre Gürteltasche, in der die zusammengeklappte Axt ruhte.
Der Reporter rutschte überrascht mit einer Hand seine rote Wange und nickte hastig.
Ohne sich weiter um die Schabe zu kümmern, drehte sich um, blieb kurz vor der Tür des Speisesaals stehen, atmete einmal tief durch und verschwand in den Speisesaal.
Sie ließ ihren Blick durch den halb gefüllten Wagon streifen, als sie ziemlich weit hinten Bendschi verhalten winken sah.
Bevor sie losging, warf sie sicherheitshalber einen Blick hinter sich, aber anscheinend hat der Reporter die Andeutung verstanden.
Mit einem leichten Lächeln setzte sie sich gegenüber von ihrer neuen Bekanntschaft und bestellte beim Ober einen heißen Tee.
„Ich dachte schon, du versetzt mich, Ava.“ Begrüßte er sie leicht verunsichert, aber mit einem erleichterten Lächeln.
"Tut mir leid", begann sie als der Tee schon vor ihr abgestellt wurde, "ich wur... war noch schnell auf Toilette" antwortete sie.

Rabbe Schraubenndrehr

26. 08. 2023 15: 39

„...hier lang Herr Witwenmacher, hier- Hey! Herr Witwenmacher, du kannst- nicht direkt in dein Abteil zurück!“ Sebulon versuchte entnervt, den Gildenchef in die richtige Richtung zu bugsieren, doch dieser ging unbehelligt starren Schrittes zurück zum erste-Klasse Waggon.
„Und ob ich das kann! Ich habe für die erste Klasse bezahlt und die nehme ich auch wahr! Es war unbequem genug bei diesen Delinquenten.“
„Bitte nimm zur Kenntnis, das du dich damit potenziell in größere Gefahr begibst. Eventuelle Mittäter erwarten dich eben dort- in deiner eigenen Kabine.“ Rach sprach in gezieltem Ton, doch eigentlich war es ihm egal. Es gab ein Limit, wie viel Verantwortung er für die Starrsinnigkeit anderer zu tragen bereit war. Und eigentlich wollte er gerade nur noch zu Ophelia zurück...
Sie liefen dem Gildenchef in sein Abteil nach. Cim hatte sich bereits mit den Worten verabschiedet, er würde Rabbe Bericht erstatten und sich dann ausruhen.
Witwenmacher drehte sich entnervt um. „Würdet ihr mich wohl endlich in Ruhe lassen? Ihr habt mich gerettet, besten Dank, das war ja aber auch euer Dschob! Nach diesem Chaos brauche ich erst mal meine Ruhe, das ist ja wohl nicht zu viel verlangt.“
„Gleich.“ Rach schob sich in das Abteil. Der Stammagent schloss die Tür hinter Ihnen.
„Bevor wir dich in Ruhe lassen, wäre noch die Frage, wer deine Entführer waren, Herr. Hast du sie erkannt? Weißt du etwas darüber, wer sie waren oder warum sie dich überfallen haben? Es scheint, das sie den Zug bewusst angriffen um dich zu entführen. Dabei haben sie andere Verletzte und Tote in Kauf genommen. Es muss ihnen ernst gewesen sein.“
Der Assassine warf entnervt die Arme hoch bevor er sich schließlich auf das Tschess-Lonsch fallen ließ. Arrogant, aber doch erschöpft von der Erfahrung. „Woher soll ich das wissen? Habt ihr eine AHNUNG wie viele Feinde ich habe? Es könnten die Cousins der Wesling-Zwillinge sein, Auftrag vor 12 Jahren. Es könnten die Anhänger von Erez-Ukuth gewesen sein, Sonderauftrag vor 2 Jahren. Es könnten Sediment, Kleber oder Felix gewesen sein, allesamt Söhne unterschiedlicher Aufträge in den letzten 20 Jahren. Der Kult der glitschigen Teppichweber ist schon ewig hinter mir her. Mir würden auf Anhieb wahrscheinlich noch 20 mehr Leute oder Organisationen einfallen die etwas auf mich abgesehen haben könnten. Ich hatte eine lange Karriere! Die meisten löschen sich nach und nach immer gegenseitig aus weil sie sich in die Quere kommen!“

Avalania von Gilgory

29. 10. 2023 19: 19

Das sanfte Rütteln des Zuges, der mittlerweile wieder die Fahrt aufgenommen hatte, was eine beruhigende Wirkung auf die meisten Fahrgäste hatte, kam bei der Zwergin noch nicht an. Ihre Hände zitterten, als sie die warme Teetasse umfasste.
Schnell schaute sie zu Bendschi, der sie mit einem besorgten anschaute.
Ihre Blicke trafen sich, Ava wendete erschrocken ihren Blick ab. Oh, man wie peinlich, hat er es bemerkt?
Warum glühen meine Wangen denn so... oh Gott oh Gott oh Gott.
Plötzlich spürte sie seine Hände auf ihren. Als sie hochschaute, lächelte er sie ebenfalls an. Erleichtert stellte Ava fest, dass auch er leicht gerötete Wangen hatte.
Auch wenn er nicht wissen konnte, was gerade passiert ist, beruhigte sie diese Geste von ihm sichtlich.
Normalerweise hätte sie reflexartig ihre Hände weggezogen, aber das fühlte sich irgendwie wohltuend und gut an.
„Hättest du gerne ein Stück Kuchen zu deinem Tee?“, fragte er unvermittelt.
„Ähm Ja, gerne. Aber keinen mit Obst bitte.“ gab Ava zurück.
Den restlichen Nachmittag verbrachten sie beide im Speisewagen, tranken viele Tassen Tee und probierten sich durch sämtliche Kuchenvariationen, redeten und lachten über alles Mögliche zusammen.
Die Zeit verflog wie um Flug und als es draußen dämmerte und die Lichter im Speisewagen angingen, tippte jemand der Zwergin bestimmt auf die Schulter.
Ava lachte gerade über einen Witz, als sie ihren Kopf zu der störenden Person umdrehte und erstarrte augenblicklich. Eine sichtlich wütende Rabbe stand neben ihr und zischte durch Zähne: “Ma’am, ich sollte Sie daran erinnern, dass nach Dusch-Plan ihr Intervall beginnt. Sie hatten sich auch extra noch die 5 Minuten heiße Wanne mit Euk...”
mit hochrotem Kopf stand Ava sofort auf und machte sich drauf und dran Rabbe zu folgen.
Drehte sich aber noch mal zu Bendschi um, “Entschuldige, ich... ich muss gehen. Wir sehen uns, ähm, bestimmt. Hier im Zug. Tschau.”
Und mit diesem Worte ließ sie ihn zurück, mit einem flauen Gefühl im Magen, ob er ebenso diesen Nachmittag genossen hat und folgte Rabbe aus dem Speisewagen.

Rach Flanellfuß

29. 10. 2023 22: 35

Rach starrte aus dem Fenster, während er eigentlich seinen Bericht an Lord Vetinari fertigstellen wollte. Ophelia saß ihm gegenüber und nutze die Zeit, um die vorbeiziehende Landschaft zu zeichnen. Und diese veränderte sich langsam und es war deutlich, dass sich der Zug Überwald näherte. Es war schon vor Beginn der Reise klar, dass die Route durch Überwald gewisse Gefahren barg, schließlich war Racul, Peiniger und Entführer seiner Frau dort im Exil. Zumindest war das die Informationen, die er bekommen hatte und er wünschte sich derzeit nichts sehnlicher, dass diese Information falsch war und der Vampir weit weg auf einer Insel mitten im Drehwärtigen Ozean war. Er wandte sich wieder seinen Notizen zu und wippte mit dem Stift zwischen seinen Fingern. Bevor die Fahrt weiter gegangen war, hatte es noch mal etwas Tumult am Zemphiser Bahnhof gegeben. Die Klackertürme waren regelrecht verstopft mit Nachrichten an die Eisenbahngesellschaft und einige Passagiere hatten sich entschieden den nächsten Zug zurück nach Ankh-Morpork zu nehmen, zumindest die, die es sich leisten konnten und keine wichtigen Geschäfte in Genua erwarteten. Und dann war da natürlich noch der zerstörte Waggon und somit fehlten ein paar Abteile für die erste Klasse, unter anderem das von Herrn Schräg. Das Oberhaupt der Anwaltsgilde hatte gleich die Gelegenheit ergriffen und der wütenden Menge seine Dienste angeboten. Womit zu den Erstattungsforderungen noch Rufe nach Schmerzensgeld laut wurden. Rach strich sich kurz über die Stirn, wo ihn die Kette erwischt hatte, und war froh, dass er so glimpflich davongekommen war. Der Lokführer hatte es so eilig weiterzukommen, dass es unwahrscheinlich war, dass der beschädigte Waggon genauer untersucht worden war.
Verdächtig, wenn man genauer darüber nachdachte.
Ob Rabbe schon die Passagierliste durchgegangen war?
Er runzelte bei dem Gedanken kurz die Stirn und bereute es sofort. Er war zwar glimpflich davongekommen, aber die Kopfschmerzen würden ihn sicher noch eine Weile begleiten. Er legte den Stift ab. Seit sie Zemphis verlassen hatten, verlief die Fahrt recht ereignislos und er fühlte sich so nutzlos. Die Diebin oder Attentäterin wurde der Wache in Zemphis übergeben, und Sie würden erst im Bahnhof von Bums Nachrichten beim Klackerturm abrufen können. Rach konnte also keine Informationen beschaffen und musste sich auch noch auf seine Kollegen in Zemphis verlassen. Bei dem Gedanken musste er kurz lachen und strich sich frustriert durch die Haare. Die Wächter waren seine Kollegen und so komisch der Gedanke auch noch immer war, der Witz ging auf seine Kosten.
"Was ist so amüsant, wenn ich fragen darf?" Ophelia sah von ihrer Zeichnung auf und er hatte ihre volle Aufmerksamkeit.
Er räusperte sich schnell und sah auf seinen Bericht.
"Was meinst du, wie seine Lordschaft auf die Nachricht reagiert, dass schon zwei der Handelsvertreter gestorben sind? Dass dem Zug ein ganzer Wagon fehlt? Dass Lord Witwenmacher entführt wurde…"
"Und gerettet wurde", unterbrach Ophelia ihn. "Ich weiß nicht, was daran komisch sein soll. "
"Natürlich nichts, aber ich habe mir schon überlegt, was Jules dazu sagen würde", grinste er seine Frau nun an und tatsächlich amüsierte ihn auch der Gedanke an seinen besten Freund und wie er die Situation wohl handhaben würde.
"Ah so ist das also", entgegne Ophelia nun ebenfalls mit einem Lächeln, "Was für eine Wette hast du dir ausgedacht?"
"Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen?", fragte er gespielt empört und sie zwinkerte ihm nur zu, "Die Wette lautet leider, dass unser oder zumindest mein Urlaub spätestens in Bums vorbei ist und glaub mir, Jules Schadenfreude kennt keine Grenzen"
"Dann sollten wir das Beste aus dem restlichen Urlaub machen, oder etwa nicht?"
Ophelia war bei ihren Worten aufgestanden und streckte ihm auffordernd ihre Hand entgegen und er ließ sich sicher nicht zweimal bitten.
"Wie du wünschst, Madame"

Rabbe Schraubenndrehr

01. 11. 2023 19: 54

Es wurde kälter.

Der Zug rollte durch die Landschaft, pflügte seinen Weg über Felder, durch Wälder, vorbei an Flüssen und kleineren Ortschaften…

Der Himmel war grau.

Die Tage zogen dahin und die Wachsamkeit der Wächter ließ mit jedem Tag nach. Nach Silberrückens Tod waren sie sicher gewesen, das weitere Angriffe kommen würden, das der Zug überfallen würde, Witwenmacher erneut angegriffen werden würde, die Berge für einen Hinterhalt genutzt werden würden…

Der Zug rollte stetig auf Überwald zu. Alkohol wurde serviert, die Passagiere beruhigten sich nach und nach und Bedzos grausiges Ende wurde zu einer weiteren Geschichte während einer langen Zugfahrt in einer interessanten Welt…


Rabbe klebte den Umschlag zu und legte ihn in eine Mappe. Im Grunde hatte sie Wilhelm aus reiner Langeweile geschrieben. Es war schwierig, die ganze Zeit die Verantwortung über so eine Mission zu haben, wenn ein Notfall den anderen jagte, doch es war noch schwieriger wenn gar nichts passierte.
Sie blickte aus dem Fenster.
Dicke Flocken fielen vom nächtlichen Himmel. Vor wenigen Stunden hatten sie durch Zweihemden gefahren und natürlich hieß Überwald sie mit Schnee willkommen.

Sie stand auf um sich einen Kaffee zu holen als sie plötzlich quer durch den Raum geworfen wurde und der Zug ein gewaltiges Pfeifen ertönen ließ.

Es war als wären alle Sorgen auf einen Schlag in plötzliches, dringendes Handlungsmomentum umgeschlagen. Rabbe rannte durch den Zug, vorbei an panischen Leuten, mit zunehmender Schwierigkeit über herunter gefallene Gepäckstücke und zunehmenden Ärger vorbei an jenen besser betuchten die sich in dieser Situation über mangelnden Service beschwerten…
Rabbe sprang aus dem Zug. Jargon hatte sich ihr in Werwolfgestalt angeschlossen und sie rannten an die Nase des Metall-Umgetüms-
Wo die Schaffner auf einen großen Troll einredeten. „Nein! Wollen wir nicht! Bitte gehen Sie endlich vom Gleis runter! Sie befinden sich auf Gelände der Hygienischen Eisenbahn, das ist strafbar!“
Der Troll grummelte unverständliche Dinge, bis Rabbe endlich in Hörweite war. Als sie näher kam, blickte er erfreut zu ihr herab. „Ah! Mensch! Wolle Rose kaufen?!“

Rach Flanellfuß

27. 01. 2024 19: 30

Igor wurde unsanft aus seinem Mittagsschlaf geweckt, als der Zug mit einer ziemlichen Vollbremsung zum Stehen kam und seine Kiste regelrecht auf den Boden krachte. Nun lag er zusammengestaucht in der Box und fluchte ausgiebig.
"Wiffen nicht mal wie man einen richtig fichert!"
Gedanklich zählte er die Tage, die sie schon unterwegs waren, schmatzte kurz an einem seiner Finger und steckte diesen aus einem der Luftlöcher der Holzkiste. Es war deutlich kälter geworden und seine Nähte sagten ihm, dass es nicht mehr weit war. Er hatte genug Unannehmlichkeiten durchgemacht und an der Zeit nach Hause zu gehen. Kurzentschlossen packte er sein Brecheisen und hebelte die Kiste von innen auf. Der Igor streckte sich ausgiebig, bevor er sich im Halbdunkel des Gepäckwagens umsah.
Seine Kiste war von einer größeren Box gerutscht und allgemein herrschte einiges an durcheinander.
"Nicht ein Feil wurde hier benutzt, unfaffbar!"
Er verschloss seine Kiste wieder mit seinem restlichen Hab und Gut und benutze das Brecheisen als Hammer. Die Kiste war noch gut und das Porto schließlich bezahlt, also sollte diese auch zu Wir sind Igors geliefert werden.

Als der Zug ein weiteres Mal ungeplant stoppte, hatte Rach kein gutes Gefühl. Er war zu der Zeit mit Ophelia im Salon gewesen und froh, dass die Sessel so gut gepolstert waren, sonst hätte er sich vermutlich die nächste Kopfverletzung zugezogen. Kurz darauf war Rabbe oder "Nean Garruk" korrigierte er sich an ihnen vorbeigerannt und nun stapfte er ebenfalls durch den Schnee. Mit jedem Schritt merkte Rach, wie Wasser in seine Schuhe drang und seine Füße zu regelrechten Eisklumpen wurden.
"Da geht das paar Schuhe dahin", seufzte er und kickte den Schnee vor sich her.
Als er wieder aufsah, konnte er langsam erkennen, was bei der Lok los war. Rabbe diskutierte mit einem riesigen Troll, der einen großen Strauß roter Rosen in der Pranke hielt. Der Troll hatte eine dunkle Färbung mit hellen Einschlüssen, die fast wie glitzernde Knoten aussahen. Neben ihr saß Jargon in seiner Wolfsgestalt. Die beiden Lokführer hingegen waren in der Lok am warmen Feuer und rauchten.
"Was ist los?", fragte Rach nur als er zur Gruppe aufgeschlossen hatte, und Rabbe drehte sich zu ihm um.
"Der Troll hier, Knotenschiefer, sieht nicht ein, die Gleise zu verlassen."
"Wolle Rose kaufen?", fragte der Troll und blickte nun ihn, als potenziellen neuen Kunden an.
"Da so geht das schon die ganze Zeit! Man könnte meinen, bei der Kälte wäre die Kommunikation mit einem Troll leichter." Bei ihren Worten umarmte Rabbe sich selbst und rieb ihre Oberarme, um wieder warmzuwerden.
"Wolle Rose kaufen?"
"Es ist schon beachtlich, dass du seinen Namen bekommen hast."
"Ich Knotenschiefer! Wolle Rose Kaufen?!"
"Find wir fon an Bad Fchüfchheim vorbei?", fragte jemand hinter ihm die Lokführer, denen kurz ein Schrei entfuhr.
"Uff nur ein Igor", sagte einer von ihnen.
"Wo kommt der auf einmal her?", fragte der Andere.
"Ich war im Gepäckwagen", sagte der Igor nur, "Und find wir fon an Bad Fchüfchheim vorbei?"
"Verstehst du, was er sagt, Erik?"
"Bad Schüschein sein viele viele viele eins Kilometer von hier", antworte der Troll zur Überraschung aller anwesenden.
"Sieh an, er kann doch noch mehr sagen", sagte Rach amüsiert, doch Rabbe fluchte nur und warf die Arme nach oben. Jargon neben ihr knurrte zustimmend.
"Alfo etwa fehn Kilometer?", fragte nun der Igor direkt den Troll.
Knotenschiefer schien kurz nachzudenken und nickte langsam, bevor wieder seine altbewährte Frage stellte: "Wolle Rose kaufen?"
Rach sah wie Rabbe mit den Zähnen knirschte und er kannte den Anblick nur zu gut, denn dieser Blick galt oft genug ihm.
Der Igor achtete nicht auf die Frage, sondern deutete nur mit seiner Hand wage in die Richtung, aus der der Troll gekommen war und als Knotenschiefer ein weiteres Mal nickte, setzte der Igor sich in Bewegung.
"Nun, was kostet denn der ganze Strauß?", fragte Rach an den Troll gewandt und erntete ein breites funkelndes Lächeln.

Jargon Schneidgut

17. 03. 2024 13: 46

Nach und nach wurde Jargon bewusst, dass es vielleicht nicht die beste Idee gewesen war, sich direkt in seinen speziellen Pelzmantel zu werfen.
Klar, eine Vollbremsung des Zuges stellte ja eine Ausnahmesituation dar - und klar, er war jetzt seit Tagen quasi in seiner Kabine und seiner dummen dummen dummen nervigen aaaargh Rolle gefangen - und klar, er war jetzt in Überwald, einem Land dass nicht nur durch die eigene Geografie- und Ökologie an seinen Werwolfhaaren zerrte, sondern auch durch seine persönliche Geschichte - und klar, Vollmond war nur wenige Tage hin - und klar, es war mittlerweile unerträglich geworden jeden Tag den unglaublich nervigen Gesprächen seiner Mitfahrenden Erste-Klasse-Fahrgästen zu lauschen- äh-
Aber.
Aber?
Der Troll sagte: "Einhunderttausend Ankh-Morpork-Dollar in bar."
Jargon entfuhr ein Bellen.
Dann herrschte kurz bedröppeltes Schweigen.
"Einhunderttausend Dollar?" fragte Rach dann und leckte sich die Lippen. Wie tötet man am schnellsten einen Troll-, dachte er.
"Ist guter Strauß!", sagte der Troll und hielt ihn hoch. Bei genauerer Betrachtung (und, in Jargons Fall, Beriechung) stellte sich der Strauß als ein grün-rot-bemalter Knüppel aus Holz heraus. Die Farbe war an einigen Stellen abgeplatzt. War das rote Farbe? Alle Beteiligten hofften es.
"Soviel Geld haben wir nicht", sagte Rach schlicht, in der Hoffnung dass dies den Troll dazu bewegen würde seinen Posten aufzugeben. "Wenn du nun also bitte Platz machen würdest für den Zug..."
"Muss aber Rose verkaufen!", beharrte der Troll, "Ist einzige Einkommensquelle, ich haben Familie und Energiekosten für Firma immer teurer werden, du wissen schon."
Rabbe wandte sich an die Lokführer. "Wie weit ist der nächste Sicherheitsposten weg?"
"Der Klacker funktioniert nicht", sagte Krumbeil kopfschüttelnd, und deutete auf den in weiter Ferne zwischen den Bäumen herausragenden Turm. "Ich hab's schon versucht." Er kratzte sich am Kopf. "Äh, vielleicht könnten wir eine Art Kollekte von den Fahrgästen sammeln und-"
Erik, sein Kollege, musste lachen. "Das wär' dann ja wie'n Überfall!"
Knotenschiefer hatte das wohl gehört, wie auswendig gelernt begann er zu rezitieren: "Nein, kein Überfall oder Raub. Ich nur verkaufen. Ich niemanden überfallen, nie, ich nur verkaufen meine Rose. Ich kein Verbrecher, ich nur Verkäufer. Ich nie nichts getan, niemals. Kein Überfall. Nur Verkaufen."
Rach und Rabbe und Jargon sahen sich an und erkannten überdeutlich eine klassische Ankh-Morpork-Straßenräuber-Strategie. Jargon winselte, dann knurrte er leise.
Knotenschiefer spürte eine subtile atmosphärische Veränderung. Er fügte hinzu: "Also du jetzt bezahlen, sonst ich muss mündliche Abmachung einfordern per, äh." Das Gesicht des Trolls verzog sich in angestrengter Nachdenklichkeit. Er sah sich um, sah die vielen Bäume. "Wald." Er hielt kurz inne. "Gewalt!"

Rabbe Schraubenndrehr

17. 03. 2024 15: 06

„Was ist hier los?“
Jargon blickte zu dem Neuankömmling auf, welcher eben wohl von Rabbe hergeholt worden war. Groß, roch nach Fisch und billigem Tabak. Sein schlecht sitzender beiger Mantel war muffig und hatte Senfflecken. In seiner Hand glänzte eine Dienstmarke.
„Wolle Rose kaufen?“
Jargon kämpfte gegen den Drang, dem Troll ins Bein zu beißen. Es könnte ihn die Zähne kosten wenn er dem nachhinge und würde den Troll nicht im geringsten Interessieren. Der Geschmack wäre wahrscheinlich auch nicht angenehm…
„Rosen? Nein! Herr Troll, du stehst diesem Zug unrechtmäßig im Weg! Nach Besitzrechten der Hygienischen Eisenbahn und überländlichen Passierrechten großer Eisenrösser und deren Fahrgäste ist dein Verhalten als Wegelagerei anzusehen!“
Jargon hörte sich selbst leise Jaulen. Überländische Passierrechte großer Eisenrösser? Was?
„Ich keine Wege verkaufe mit Lager nich’, verkaufe Rosen! Ihr nur Rosen kaufen, ich gehen. Mein Verkaufsstand war vor euch auf diesem Gleis.“
Marschall Samtpfote stemmte seine Hand in die Hüfte was einen merkwürdigen Influx an Fischbrötchengeruch hervorrief. „Herr Troll, du bist ausdrücklich aufgefordert das Gelände der Eisenbahn zu räumen, dies ist Privatbesitz. Wenn du dich dem widersetzt werde ich dich festnehmen!“
Der Troll ließ ein dröhnendes Lachen ertönen. „Du zeigen Gesetz das ich nicht können verkaufen Dinge in meinem Garten. Mein Garten vor Eisenbahn hier war. Und wer wollen mich verhaften? Ihr kleinen Kiesel gegen richtigen Troll?“

Rach beobachtete die Situation angespannt.
Der Zug musste weiter. Aber Marschall Samtpfotes Bemühungen schienen ihm, als würden sie die Situation nur verschlimmern. Er wechselte dazwischen, wahllos regionale, dubios klingende Gesetzte aufzuzählen („Paragraph 3 der Bad Schüscheiner Platzverordnung verweist Steine von der Fähigkeit, Eigentum zu besitzen“ oder auch „Nach dem Pakt der Sto Ebene mit Überwald 1837 dürfen wandernde Händler bestehende Handelsrouten nur dann selbst überfallen wenn alle Beteiligten Teil der internationalen Handelsgilde sind und dadurch keine Fischwaren verzögert werden…“), und dem Troll unsinnig zu drohen, wenn dieser seine Aussagen entwertete, ignorierte oder auslachte. Indes war Jargon noch immer in Wolfsgestalt zwischen ihnen, abwechselnd knurrend und wimmernd, und inzwischen so schien, als wollte der den Wächter aus Zemphis selbst angreifen um seiner Litanei ein Ende zu machen. Von Rabbe war keine Spur mehr zu sehen und Rach sah sich erneut in der Position, mental durchzugehen, welche Gifte er dabei hatte und welche davon eventuell einen Troll ausschalten könnten…

Jargon merkte auf und lief auf einmal hinter den Zug. Rach folgte ihm mit den Augen und wenige Minuten später trat er wieder hervor, menschlich, in eher schlampig wirkenden, losen Klamotten die eher hastig angezogen schienen. Er schritt zügig und offensichtlich verärgert auf die streitenden zu.
„So! Erstens! Die Bad Schüschein Verordnung hat allen Silizium-basierten Lebensformen das Recht EINGERÄUMT Besitz zu haben! Zweitens, geht es beim Überfall der Handelsrouten um FRISCHWAREN, zu denen Fische zwar zweifelsfrei gehören, die aber auf der Ebene eher selten Transportgut sind! Und drittens, Herr Troll, über sämtliche Rechte mit dir können wir nur verhandeln wenn du im Zentrum deines Eigentums bist. Wir wollen deine Rechte respektieren, stelle dich also bitte im Wald auf das Zentrum deines Landes. Wir fahren dir dann mit dem Zug hinterher damit wir eine faire Abmachung treffen können, einverstanden?“
Der Troll starrte einen Moment nachdenklich und nickte dann zustimmend. „Das richtig klingt. Ich immer ge-wald bereit bin. Und dann ihr kaufen Rosen!“
„Genau, Herr Troll. Bis gleich, wir machen uns sofort bereit.“
„Moment, ihr könnt doch nicht-“
Rabbe packte den Marschall von hinten und hielt ihm den Mund zu während sie den protestierenden fortzog. „Bis gleich Herr Troll!“

[1]  Die Sessel sahen schön und weich aus, aber wenn man sich draufsetzte fühlten sie sich an wie Spanplatten, die man mit einem alten Teppich bezogen hatte.

[2]  Das rot-weiß-gestreifte, das er auch zu Ophelias Hochzeit getragen hatte.

[3]  Das einzige, neben dem weißen das er trug, das er für ordentlich genug erachtete um es in der Öffentlichkeit Ander-Kaffer zu tragen.

[4]  und er dachte dabei an die Schaffnerin und nicht Rabbe

[5] oder zumindest redete er sich das ein

[6]  Ja, auch nach oben.