Alles aus Liebe

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von G Skilla (FROG)
Online seit 03. 08. 2004
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Nach mehr oder weniger erfolgreichen Monaten bei GRUND wechselt Skilla zu FROG und beginnt dort ihre Ausbildung zur Leichten Armbrustschützin...

Dafür vergebene Note: 11

"Komm, komm zu mir, meine Kleine", formte ihr Mund lautlos den unwiderstehlichen Befehl. Zuerst zögerte das Mädchen, doch als der Wunsch verstärkt wurde taumelte sie ihr ergeben entgegen. Die Jagd begann. Drängend bahnten sich tödliche Eckzähne einen schmerzhaften Weg durch ihr Zahnfleisch. Das Raubtier übernahm die Führung. Es blähte die Nüstern, um den Duft des pulsierenden Blutes seines Opfers zu wittern, fauchte mit der kehligen, ungezähmten Stimme eines Wolfes auf dem Sprung und grub sich, die Beute fest umklammert, mit seinen messerscharfen Zähnen einen Weg zur köstlichen Essenz des Lebens. Kaum berührten die ersten Bluttropfen die nur zu bereite, gierige Zunge der Vampirin, verlor ihr Geist sich willig taumelnd in der Tiefe köstlicher, pulsierender Hitze, die sich spiralförmig, von einem tiefen Punkt ihrer Wirbelsäule über den gesamten Körper ausbreitete.
(Jeanine Krock, Wege in die Dunkelheit)

Skilla schreckte aus dem Schlaf und brauchte zuerst einige Sekunden um sich zurechtzufinden. Als sie sich in dem kleinen Raum umsah und erkannte dass sie in ihrem Bett lag, seufzte sie erleichtert. In letzter Zeit hatte sie immer häufiger solche Träume, in denen sie Nachts um die Häuser strich [1] und den Menschen ihr Blut aussaugte [2]. Das merkwürdige daran war, dass sich alles so real anfühlte, die Halb-Vampirin hatte wirklich gespürt wie sie ihre Zähne im Hals des Mädchens vergrub und ihr Blut trank... und ihr hatte es gefallen. Skilla schüttelte sich, und verdrängte diesen Gedanken. Ein Bluttropfen fiel auf ihren Oberschenkel, und vorsichtig tastete sie nach ihrer Unterlippe. Sie hatte sich während dem Traum wohl mit ihren Eckzähnen die Unterlippe aufgeschürft, und nun quoll etwas Blut aus dem kleinen Schnitt. Ohne nachzudenken tupfte sie die Flüssigkeit sorgfältig ab und ließ sie auf ihrer Zunge verschwinden. Gleich!
darauf sprang sie auf und spuckte angewidert mehrmals in den Mülleimer in der Ecke des Raumes. Vampire tranken Blut, Menschen nicht.
Im Namen aller Götter, Skilla! Du bist ja schon paranoid...Nachdenklich öffnete sie das Fenster, nachdem ein kleines schwarzes Etwas dagegen geklatscht war, und etwas anderes kurz davor abbremste. Stoffel und Sumse flatterten herein. Die junge Frau fröstelte als der kühle Atem des Windes über ihre schaudernde Haut strich und schloss das Fenster schnell wieder. Die Flederratten schlugen Skilla mit ihren Flügeln leicht ins Gesicht, für sie eine äußerst liebevolle Begrüßung, für die Gefreite immer etwas das an abgeschwächten Ohrfeigen erinnerte, und beinahe automatisch öffnete Skilla ihre Hand. Stoffel quietschte vergnügt und etwas kleines, Undefinierbares in die Hand ihres Frauchens fallen. Dann ließ sie sich mit ihrem Partner zusammen auf dem kleinen Querbalken unter der Decke nieder, müde von ihrem nächtlichen Ausflug.
Die Wächterin betrachtete das Souvenir, das ihr ihre Haustiere diesmal mitgebracht hatten: Eine kleine Pfote, wahrscheinlich von einer Haselmaus. Die Flederratten hatten sich angewöhnt Skilla einen kleinen Rest ihrer Mahlzeit mitzubringen. Sie wartete einen Moment, bis die Tiere gurrend ihre Augen schlossen und warf das Mitbringsel heimlich aus dem Fenster. [3]
Die junge Halb-Vampirin seufzte tief. Sie hatte nichts gegen ein wenig Blut in ihrer Lieblingsspeise [4], aber ohne andere Zutaten und einfach so.... Sie schauderte erneut. Sie widerstand der Verlockung ihres Bettes und suchte sich nach einem Blick auf den Zeitdämon bibbernd einige Kleider aus dem Wandschrank zusammen. Aus dem Zimmer nebenan hörte sie ein leises Schnarchen und musste unwillkürlich grinsen.

Vor gut drei Wochen hatte sie auf einem Konzert der Untoten Socken [5] die Vampirin Lydia; eine "Stailistin" kennengelernt. Sie hatte sich auf Anhieb gut mit ihr verstanden, zumal sie ihre Vorliebe für Kunst und Parfümkreationen teilte. Lydia hatte ihr ohne zu Zögern angeboten zu ihr zu ziehen, als ihr die neue Freundin von ihrer Wohnungssuche erzählte. Ab sofort wohnten Skilla und ihre Flederratten in einem geräumigen und doch sehr vollgestopften Haus, zusammen mit Lydia, ihrem Sumpfdrachen Zitrone und ihrem blinden Hund Cyril. Die junge Frau war von Anfang an begeistert gewesen von der Wohnung der Vampirin. Sie wurde vollkommen in schwarz gehalten, zerrissene Tücher verhüllten die Fenster, überall standen Teelichter und Kerzen und sie war wunderbar düster. Nur der obere Stock des Häuschens war ein etwas helleres Atelier das für künstlerische Aktivitäten genutzt wurde. Das Flachdach des Hauses war von einem hüfthohen Zaun umspannt und in einer langen Halterung, die an der Wand der direkt angrenzen viel höheren Häuser angebracht war, steckten verschieden lange Stäbe, zwei Schwerte mit geschwungenen Klingen, einige Schilde und allerlei anderes Zeug. Ein weiteres Hobby Lydias waren nämlich diverse Kampfsportarten, in die Skilla umgehend eingeweiht wurde und jeden Tag praktizierte.

Die Gefreite beneidete Lydia um ihren Schlaf. Sie hatte erst am Nachmittag einen Termin, bei der sie diverse Damen für diverse, noble Partys, Dinner oder sonstiges schminkte, ihnen Perücken verkaufte und ihnen weismachte, dass ihre Haut mit genau dieser [6] Creme noch viel schöner werden würde. Aber schließlich, so dachte sich Skilla, war heute ihr erster Tag als Leichte Armbrustschützin bei FROG, und dafür würde sie sich auch noch früher aus dem Bett quälen.


Regen fiel aus den großen, dunklen Wolken, die sich dicht an dicht gedrängt am Himmel gesammelt hatten, als Skilla ohne Frühstück [7] unschlüssig im Hauseingang stehen blieb, eine Wasserratte war sie nicht gerade. Sie schlug den Kragen ihres Mantels hoch, zog ihre Nase kraus und machte sich, immer wieder vor dem Nass Schutz suchend an den Hauswänden entlang auf den Weg zum Pseudolisplatz. Sie war ziemlich aufgeregt, bog zuerst falsch ab und vergaß dann beinahe als sie das Wachhaus erreichte Ktrask zu grüßen, der gerade aus seinem Büro kam und sie freundlich begrüßte. Vor der Tür zu Venezia Knurblich's Büro hielt sie kurz inne und holte tief Luft. Sie wollte gerade anklopfen, als die Tür aufging. Chief-Korporal Araghast Breyugar stand vor ihr und blickte sie überrascht an. Die Gefreite salutierte schnell.
"Guten Morgen, Sir!"
"Hallo, Gefreite!" Araghast salutierte ebenfalls. "Gut dass du da bist, ich zeige dir jetzt dein Büro!"
Skilla folgte ihm und er führte sie an einigen Türen vorbei bis sie bei einer recht unscheinbaren angelangt waren. Im Vorbeigehen erhaschte sie einen Blick auf das Büro, welches gleich neben ihrem lag.
Laiza Harmonie, Gefreite und darunter Magane, Gefreite
Araghast hatte die Tür inzwischen aufgestoßen und vollführte mit den Händen eine präsentierende Geste.
"Das wäre dann dein neues Reich", grinste er, "Viel Spaß damit."
Skilla warf einen recht zweifelnden Blick in das kleine Zimmer.
"Danke, Sir... den werd ich sicher haben." Sie pustete einige Spinnweben vom Türrahmen.
"Auf jeden Fall! Deine Uniform ist in dem kleinen Kasten dort drüben, und dein Ausbilder kommt auch bald vorbei... Machs dir bis dahin mal gemütlich." Er winkte ihr zu und zog noch im Davongehen ein recht zerfleddertes Buch aus seiner Hosentasche, welches Skilla als einen Eddie Wollas Roman erkannte.

Die junge Frau unterzog das Inventar einer gründlichen Inspektion. Und wie gemütlich ich es haben werde... Der Raum den Bregs als Büro bezeichnete war sehr klein, und mit einem Schreibtisch, einem recht wackelig aussehendem Stuhl, einer etwas verstaubten Topfpflanze neben dem Eingang und einem Kasten an der Wand rechts vom Schreibtisch ausgestattet.
"Oh ja.. das werde ich." Auf dem Tisch lag ein mitgenommen aussehendes, kleines Buch. "Armbrustschießen leicht gemacht". Die Halb-Vampirin beschloss es später zu lesen. Sie ging zu dem hölzernen Kästchen und versuchte probeweise eine der Schubladen zu öffnen, jedoch ohne Erfolg, sie bewegte sich nur einige Zentimeter weit heraus und steckte dann fest. Sie zog zuerst leicht daran, dann immer fester und am Schluss stemmte sie sich gegen die untere Kastenhälfte und zerrte und riss was das Zeug hielt. Ihr einziger Erfolg war, dass sie recht unsanft auf dem Hintern landete.
"Okay, du vermaledeite Schublade"; zischte sie ,"Ich habe schon ganz andere Sachen aufbekommen, wart du nur."
Die Gefreite probierte, zog, rüttelte, riss und verfluchte die Schublade, den Kasten und ihr ganzes Büro. Am Schluss schlug sie mit der Faust auf die Oberfläche des verwünschten Dinges.
"Oh..."
Die Schublade war ohne weiteres artig aufgesprungen.
"Na dann..."
Sie entnahm ihr eine dunkelgrüne Bluse mit einem aufgestickten Frosch über der rechten Brusttasche und eine dunkle Hose. Kurzerhand beschloss sie die Uniform gleich anzuprobieren, und gerade als sie fertig war klopfte es an die Tür. Nach Skilla's zögerndem "Herein" trat ein unverschämt gutaussehender Mann ein.
Oh mein Gott; welcher auch immer; wieso tut man mir das an?
"Du bist also die Neue", stellte er fest und musterte Skilla von oben bis unten, nicht ohne anerkennend eine Augenbraue zu heben.
Hilfe, von dem kann ich die Finger sicher nicht lassen... Okay Skilla, ganz ruhig, ja! Einatmen, Ausatmen, Lächeln und Antworten
"Ähm... ja, die bin ich; Sir," Sie deutete gehorsam den militärischen Gruß an.
"Gut, dann merk dir gleich mal eines", bemerkte ihr Gegenüber ,"Das Siren und das Salutieren kannst du weglassen. Übrigens, ich bin Sidney, auch Sid genannt, dein Ausbilder."
"Ich.. Ich bin Skilla."
Ihre Antwort wurde mit einem Grinsen quittiert, das gefährlich aussehende Reißzähne erkennen lies. Verstohlen betrachtete die Gefreite den jungen Mann. Seine Augen hatten einen seltsamen Gelbstich, und sie vermutete zurecht, dass er ein Werwolf war.
"So" sagte er lächelnd, "Du hast dich also für die Leichte Armbrustschützin entschieden... Na dann komm mal mit, mal sehen was sich aus dir machen lässt." Er schritt voran und die Gefreite folgte ihm hastig aus dem Büro. Mit weichen Knien.


Einige Tage später


Skilla klopfte an Sidney 's Bürotür und trat auf das folgende "Herein!" ein. Der Chief-Korporal hantierte gerade mit etwas, das Skilla als Undefinierbar abstempelte und das er in einer der zwei großen, grünen Umhängetaschen verschwinden ließ, die auf dem Tisch lagen. Wie immer wenn sie ihn sah flatterte ihr Herz, und ihre Selbstsicherheit wurde ganz unverschämt über den Haufen geworfen, wofür sie sich Ohrfeigen könnte.
"Guten Morgen, Skilla!"
"Hallo Sidney.... Und was machen wir heute?" Sie sank auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch den er ihr mit einer einladenden Handbewegung angeboten hatte.
Der Werwolf lächelte leise: "Heute gehen wir in den Wald, in den Hide Park."
Skilla warf zuerst einen zweifelnden Blick aus dem Fenster, und dann einen noch zweifelnderen auf ihn.
"In den Wald? ...Aber es regnet!"
"Wie Bitte?" Er hob eine Augenbraue.
"Es regnet."
"Na Und?"
"Wir werden nass."
"Na Und? Hindert dich das etwa daran deine Ausbildung fortzusetzen?"
"Ich will nicht nass werden...."
"Wir sind 24-stündig bereit, und wenn wir im schlimmsten Sauwetter einen Einsatz haben kannst du auch nicht sagen: Nein keine Lust, es regnet, ich werde nass", sagte Sidney streng.
Skilla seufzte und schlug die Augen nieder.
"Wieso gehen wir denn nicht auf den Schießplatz?" fragte sie und sah in flehend an.
"Dort üben gerade Ktrask und Magane, wir wollen sie ja nicht stören." Sidney grinste anzüglich, "In keinster Weise."
Die Halb-Vampirin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Na dann..."
"Hier!" Sid hielt ihr eine der ausgebeulten Umhängetaschen hin und drückte ihr zwei Armbrüste, ein Standardmodell, das bei der Wache verwendet wurde, und eine andere, viel kleinere, die Skilla nicht kannte, in die Hände.
"Kann ich nicht meine eigene benutzen?", fragte die junge Frau und deutete auf ihre Armbrust, eine Starkimarm Baratte Nummer 5 die sie mit sich trug.
"Du wirst nicht weit kommen, wenn du immer und überall die gleiche Armbrust verwendest... wir sind schließlich vielseitig", grinste ihr Ausbilder ,"..Also komm."

Als die beiden FROG- Mitglieder im Hide Park ankamen war Skilla ein wenig außer Atem. Sidney hatte das Tempo stetig um einiges gesteigert, und am Schluss ein recht ansehnliches Tempo erreicht. Aus dem gemütlichen Trott am Anfang war eine richtige Hatz geworden, und der Regen der beharrlich auf sie hinabprasselte trug auch nicht gerade zur Besserung Skilla's Laune bei. Während der Werwolf auf einige Bäume zuging, um die Zielscheiben zu platzieren, insgesamt waren es drei, darunter auch eine in menschlicher Form, war die junge Frau dankbar für die kleine Verschnaufpause.
"Okay", kommentierte Sidney als er zurückkam ,"Wir haben hier drei Zielscheiben, zwei gewöhnliche, deren Abstand", er taxierte den Abstand zwischen dem Baumwerk und ihnen, "..ungefähr 20 und 30 Meter beträgt, und eine menschliche, deren Abstand 35 Meter beträgt. Wir machen zuerst an der näheren einige Treffübungen, wenden uns dann der etwas weiter entfernten zu, und am Schluss der menschlichen."
Skilla nickte gehorsam und griff nach der Armbrust der Wache, doch Sid bedeutete ihr, dass sie für die ersten paar Schüsse ihre Armbrust verwenden könne. Liebevoll strich die Leichte Armbrustschützin über die sorgfältig gepflegte und gehegte Ware Starkimarm 's, die Regentropfen perlten vom eingefetteten Holz ab und Sidney der die Gefreite musterte konnte in ihren Augen ein merkwürdiges Funkeln erkennen. Er ertappte sich dabei, wie er ihr plötzlich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht streichen wollte. Sie ließ ihm keine Ruhe.. und ihr Lächeln verfolgte ihn nahezu....
Die Armbrust war mit Abstand die liebste Waffe der Halb-Vampirin und schon bei GRUND hatte sie gemerkt , dass sie mit deren Umgang auch recht talentiert war. Sie fischte einige Bolzen hervor, legte den ersten ein, wischte sich den Regen aus dem Gesicht, zielte und wollte gerade abdrücken.
"Unter keinen Umständen ablenken lassen, denk daran!", rief Sidney, der sich lautlos genähert hatte in ihr Ohr.
Skilla zuckte zusammen und der Bolzen bohrte sich über der Zielscheibe in den Stamm des Baumes. Erbost drehte sie sich um: "Wieso hast du das getan?"
"Das"; sagte der Chief-Korporal mit einem breiten Grinsen ,"sollte dir zeigen, dass du dich immer konzentrieren musst, wenn du auf etwas oder jemanden schießt, und dich nicht so leicht ablenken lässt....sonst kann es nämlich zu hässlichen Unfällen führen. Allerdings solltest du auch wachsam sein, an dir könnte man ja mit einem Eselwagen vorbeidonnern ohne dass du es bemerken würdest. Also probier es noch einmal."
Dieses verdammte Grinsen und diese verdammten Augen. Wenn er nur nicht so gut aussehen würde. Und wenn er nur nicht so nett wäre. Und wenn er nur nicht... Skilla, Schluss jetzt!
Grummelnd wandte sich Skilla wieder ihrer Armbrust zu, lud sie und legte an. Ihr Blick fixierte zuerst den Bolzen und wanderte dann schließlich ruhig zu dem schwarzen Punkt auf der Zielscheibe. Unwillig kniff sie ein Auge zusammen, die Regentropfen die sich in dichten Mengen über Ankh-Morpork ergossen beeinträchtigten ihre Sicht und der Wind der aufkam trug das Übrige dazu bei. Schließlich drückte sie ab. Der Bolzen schoss in Richtung des Baumes und bohrte sich in den äußersten Rand der Zielscheibe. Sie probierte es erneut, und diesmal kam sie dem schwarzen Kreis in der Mitte schon näher. Beim dritten Mal hatte sich die Wächterin Wind und Wetter halbwegs angepasst und der Bolzen schlug in der Mitte des schwarzen Punktes ein, was der Werwolf mit einem zufriedenen Nicken quittierte. Skilla prustete sich das Regenwasser von den Lippen und grinste Sid an.
Sie schoss noch einige Male und traf, bis auf eine Ausnahme, den gewünschten Punkt. Anschließend reichte Sidney ihr die Waffe der Wache.
"Die ist sperrig und unhandlich...", maulte Skilla, während sie die Armbrust entgegennahm, "Außerdem verwendest du ja auch deine eigenen!", begehrte sie auf.
"Aber auch ich habe gelernt mit dieser umzugehen."
Seufzend lud sie die Waffe, während Sid die Bolzen einsammelte, zielte, er war bereits wieder weg, und drückte ab. Nach unzähligen Schüssen, und fast ebenso vielen Treffern auf der 20 und auf der 30- Meter Zielscheibe, kamen sie zu der mit der menschlichen Form.
"So", sagte der Werwolf, und drückte ihr eine automatische Armbrust in die Hand ," Die menschliche Zielscheibe... Du solltest es bestmöglichst so arrangieren, dass der Verbrecher nicht mehr davon laufen kann, oder sich nicht mehr bewegen kann....und du solltest ihn auch noch befragen können. Also, wo würdest du hinschießen?"
Skilla murmelte ein leises "Das sagt der richtige", hoffte, dass Sidney es nicht gehört hatte, was er aber sicher getan hatte, zielte und drückte ab.
Nachdenklich betrachtete der Chief-Korporal den Bolzen, der zwischen die Beinen der Zielscheibe gerauscht war, und wünschte sich, dass die junge Frau nie auf ihn schießen würde.
"Ja...das ist natürlich auch eine Möglichkeit, vor allem wenn der Angreifer männlich ist....Aber ..schieße in Zukunft auf die Beine, ja?"
Die junge Wächterin seufzte, strich sich eine klatschnasse Haarsträhne aus dem Gesicht, zielte und drückte ab. Der Werwolf knurrte zufrieden, als sich der Bolzen in das linke Bein bohrte. Später, nach etlichen Treffern - Sidney bemerkte, dass auch Skilla eine Vorliebe für Kopfschüsse hatte- in diverse andere Körperteile, bedeutete er ihr, dass sie die Armbrust weglegen sollte.
"In diesen Taschen hier", erklärte er und deutete auf die Umhängetaschen, die vor dem Regen geschützt unter einem nahen Baum lagen ,"ist unsere Munition. Wir nehmen jetzt einfach an, dass ich ein Verbrecher bin, und du mich verfolgst. Deine Hände sind Armbrüste, deine Wurfkraft die Fluggeschwindigkeit des Bolzens und das Zeug in den Taschen die Bolzen. Du wirst auf mich feuern, und ich auf dich. Wenn du ausweichst hätte ich gerne, dass du einige Rollen machst, das Üben von denen hast du dringend nötig."
"Okay" Skilla zuckte mit den Schultern und wollte ihre Tasche holen gehen, doch Sidney hielt sie zurück. Er schüttelte den Kopf und grinste. "Zuerst machst du einige Liegestütze...50 reichen!"
"Im Matsch??"
"Ich sehe keinen Matsch...Das ist zertrampeltes Gras und nasser, aufgeweichter Boden...also los geht's."
So ein Sadist... wenn nur sein Hemd nicht so nass wäre und an ihm kleben würde...
Während sich die Wächterin fluchend mit ihren Liegestützen abmühte, saß Sidney gemütlich unter einem Baum, der ihn halbwegs vor dem Regen schützte, und musst leise lachen, sobald er sich an den gestrigen Tag erinnerte.

In einem alten, verlassenen und recht baufälligen Haus, hatte er die junge Frau in die Grundkenntnisse des Spähens eingeweiht. Zuerst ließ er sie einige Zeit lang mit Hilfe verschiedener Dietriche Türen öffnen und schließen, und begab sich schließlich in den dritten und obersten Stock des Hauses. Skilla sollte sich, ohne Lärm zu machen, oder seine Aufmerksamkeit zu erwecken, an ihn heranschleichen. In den ersten Minuten war auch alles ruhig, nicht einmal ein Knarren hörte man, doch dann urplötzlich ein Rumpeln, ein Schrei und lautes Krachen. Als er nachsehen wollte, was passiert war, fand er eine kläglich mit den Beinen zappelnde Skilla, die sich an der Treppe festhielt. Sie war, so berichtete sie mit jämmerlichem Gesichtsaudruck, auf der Treppe gestolpert und hingefallen. Durch den Aufprall war das morsche Holz der Treppe endgültig gebrochen, und ein gutes Stück der Mitte hatte sich zum Boden verabschiedet. Die Halb-Vampirin klammerte sich nun an die verbliebenen Stufen un!
d baumelte hilflos mit den Beinen. Die erste Zeit war Sidney damit beschäftigt gewesen sie auszulachen, danach hatte er ihr lange erklärt, dass auch das restliche Stück bald abbrechen und zu Boden fallen könne, zumal sich schon die ersten Risse zeigten. Den Rest des Vormittages hatte er sie dazu überredet sich fallen zu lassen, was bei der Distanz zwischen ihren in der Luft hängenden Füßen und dem Boden, nämlich einem Meter, nun wirklich eine äußerst waghalsige Entscheidung war.

Die Stimme löste seine Gedanken von den am Tag zuvor erlebten Ereignissen und brachte ihn wieder zurück ins Hier und Jetzt.
"Fertig"
Sidney blickte auf. Vor ihm stand mit einem zufriedenen Grinsen, nass und matschverschmiert die Person die er ausbilden sollte. Sie sah aus als hätte sie sich am Boden gewälzt, doch er ersparte sich außer einem undefinierbaren Heben seiner Augenbraue und einem seltsamen Lächeln jeden Kommentar.
"Fein...Also hier, deine Tasche und los geht's!"
Er wartete geduldig, bis sich die Wächterin die Tasche umgehängt hatte, und mit zweifelndem Blick die Munition, kleine Stoffbällchen, gefüllt mit Kieselsteinen, Stoff und Bohnen gemustert hatte. Dann lief er los in den Wald.
Skilla wartete bis Sid zwischen den Bäumen verschwunden war, dann rannte sie seufzend los und folgte ihrem Ausbilder. Na wenigstens regnet es im Wald kaum.. auch was positives.. Nach den ersten drei Bäumen traf sie auch schon der erste Ball am Bauch. Der Aufprall tat nicht weh, und so beschloss Skilla auch keine Rücksicht auf den CK zu nehmen...wenn sie ihn fand, denn im Moment war er nirgends zu sehen. Sie schlängelte sich durch drei Bäume und folgte der Richtung, aus der der Ball gekommen war, und prompt landete ein weiterer Ball zielgenau auf ihrer Stirn.
"Jetzt bist du tot!", erscholl die Stimme Sidney 's aus den Bäumen ,"Ich sagte ja, dass du ausweichen sollst."
Skilla rannte los, jetzt allerdings auf der Hut vor weiteren Geschossen. Elegant wich sie einem Baum und einem weiteren "Bolzen" aus, stolperte über eine Wurzel und knallte der Länge nach auf den Boden.
"Nicht hinlegen!", rief Sidney schadenfroh, "Rollen!"
Von wegen Rücksicht nehmen.. ich SEHE ihn ja nicht einmal.. nimm das nächste Mal den Mund nicht so voll...
Murrend rappelte sich die Wächterin wieder auf und entnahm der Tasche einige "Bolzen". Jetzt hatte sie den Werwolf entdeckt, er stand vor einem mächtigen Baum und sah immer noch recht schadenfroh aus. Wütend pfefferte sie ihm drei Bälle entgegen, denen er mühelos auswich und um den Baum verschwand. Skilla schlug einen kleinen Bogen nach links ins Gebüsch und schlich dann vorsichtig um den Baum herum. Sie erspähte einen dunkelgrünen Hemdzipfel, der hinter dem Stamm hervorlugte der sofort mit zwei Geschossen attackiert wurde. Sidney jedoch wirbelte herum, ging leichtfüßig in die Knie um den Bällen auszuweichen und traf Skilla noch währenddessen mit seinem ersten "Bolzen" am Bein. Den anderen beiden entging sie durch eine hastige Linksdrehung.
"Sei ein wenig vorsichtiger, Mädchen!", mahnte Sidney, "Ich hätte in der kurzen Zeit schon oft die Gelegenheit gehabt dich zu töten oder schwer zu verletzen." Langsam wurde Skilla ärgerlich, ein von Anfang an perfekt ausgebildeter Leichter Armbrustschütze war noch nie vom Himmel gefallen und schließlich war sie noch in der Lernperiode. Sie schürzte die Lippen und machte sich daran Sid zu verfolgen, der schon munter im Unterholz verschwunden war.
Die Gefreite bahnte sich ihren Weg durch das Geäst und blickte sich um, ihr Ausbilder war jedoch nicht zu sehen. Es war auch kein verräterisches Knacken von Holz oder raschelndes Laub zu hören. Unschlüssig blieb sie stehen und filzte mit ihren Augen die Umgebung, da fiel ihr Blick auf den Boden. Skilla erkannte Fußspuren, die zum nächsten Baum führten. Über ihr raschelte es und instinktiv warf sie sich zur Seite und rollte sich über die Schulter ab, als Sidney auch schon mit einer weichen Bewegung auf dem Boden landete und zwei "Bolzen" aus seiner Tasche zog.
Die Gefreite und der Chief-Korporal jagten einander noch eine weitere halbe Stunde lang durch den Wald. Skilla war es gegen Ende immer besser geglückt den Geschossen elegant [7a] auszuweichen und ihren Ausbilder auch zu treffen. Nachdem sie anschließend die verschossenen Bolzen wieder eingesammelt hatten, machten sich Sidney und sein Schützling wieder auf den Rückweg zum Pseudolisplatz.


Die beiden FROGs erreichten pitschnass im Wachhaus an, [9] und gerade als sie durch die Tür treten wollten drängte sich ein kleiner korpulenter rotgesichtiger Mann ruppig an ihnen vorbei. An Sidney’s halb empörtem, halb verblüfftem "Hey!" nahm er keine Notiz, er rannte [10] schnurstracks in das Büro der FROG- Abteilungsleiterin Venezia Knurblich. Ohne Anzuklopfen. Wenige Minuten später erscholl auch schon die Stimme des Oberleutnants.
"Alle FROG –Mitglieder umgehend in mein Büro!"
Skilla jubilierte innerlich voll Vorfreude, vielleicht war dies jetzt ihr erster Einsatz! Sie lächelte und folgte ihrem Ausbilder, der stirnrunzelnd etwas wie "..Nicht mal umziehen kann man sich..." murmelte.
Als die beiden Leichten Armbrustschützen das Büro betraten, hatten sich Rogi, Araghast, Skilla’s ehemalige Ausbilderin Kanndra und Maximilian R. Schreckt bereits dort eingefunden. Auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch der Wergnomin saß in sich zusammengesunken der kahlköpfige Mann der Sidney und Skilla vorher angerempelt hatte. Er sah gar nicht gut aus, sein Gesicht war puterrot und er hyperventilierte. Schnell trat der Püschologe der Abteilung, zu ihm und sprach leise auf ihn ein. Als Charlotta und Mindorah in den Raum traten blickte Venezia Knurblich vielsagend in die Runde und hob eine Augenbraue.
"Wo steckt denn der Rest?"
Rogi runzelte die Stirn. "Alfo Laiza hat gefagt daff fie heute den ganzen Tag in ihrem Labor ift. .Magane und Ktrafk haben eine Aufer-Hauf-Trainingfeinheit eingelegt... oder fo ähnlich, Fteven hat gefehen wie fie in Richtung Ktafk’f Wohnung gegangen find ([11]... aber das laffen wir lieber", sagte sie unbehaglich, "Und wo Valdimier ift weiß ich auch nicht."
"Und Felsspalter wollte noch irgendetwas besorgen... für seine M.U.T soweit ich weiß", ergänzte Kanndra.
"Nun gut, wir werden auch ohne sie klarkommen..." Venezia warf einen flüchtigen Blick auf die Gestalt die vor ihr auf dem Stuhl saß und sich Dank Bregs’ Hilfe langsam wieder erholt hatte, allerdings immer noch nicht sprechen konnte, und begann dann wieder von einem Tischende zum anderen zu gehen. "Herr Häusler hier [12] hat eine Geiselnahme gemeldet. Der frühere Freund seiner Tochter hat sich anscheinend mit ihr und ihrem Verlobten im Haus der Familie verschanzt, und droht zuerst die beiden und dann sich selbst zu richten. Und wir holen sie da heil wieder raus!" Venezia nahm auf Charlotta’s Schulter Platz und die FROGs machten sich auf den Weg zum Eselkarren.

Während der doch recht rasanten Fahrt [13] überlegte Venezia kurz. Zuerst sollte Bregs mit dem eifersüchtigen Geiselnehmer sprechen, vielleicht ließ der sich auf diese Weise ja umstimmen. Falls dies jedoch nicht der Fall war, schien es ihr am Besten in dieser Situation einen Leichten Armbrustschützen hineinzuschicken. Val war nicht hier. Bei Sidney musste sie nur an seine vielen Disziplinarstrafen denken, er könnte total ausflippen und den eifersüchtigen ehemaligen Freund der Tochter, der laut Häusler Klaus Eggner hieß, sofort über den Haufen schießen. Und Skilla war eindeutig zu unerfahren. Also würde doch Sidney das Haus betreten. Dann aber mit der Gefreiten zusammen, aus Praxis-Erfahrungen lernt man schließlich am Besten.
Sie lächelte freudig als sie in ihrer Tasche noch einen kleinen Zipfel eines berühmt-berüchtigten Schnapper-Würstchens fand und kaute begeistert darauf herum. Dabei wanderte ihr Blick über die verschiedenen Gesichter. Herr Häusler, der die Augen geschlossen hatte und unverständliche Worte vor sich herbrabbelte, Mindorah, Max, Skilla, und ihnen gegenüber Rogi, Araghast, schließlich Charlotta, auf deren Schulter sie immer noch saß, und Sidney. An ihm blieb sie hängen und lächelte leicht. Er lehnte an der Wagenwand und betrachtete schon die ganze Zeit versunken die Frau die ihm gegenübersaß. Skilla. Venezia beschloss, dass es wirklich das Beste war, wenn sie die Halb-Vampirin mit dem Chief-Korporal in das Haus hineinschickte. Dann riss Sid sich am Riemen, denn er hatte dann ja etwas, auf das er aufpassen konnte. [14]

Von vorne ertönte Kanndra’s Stimme: "Zwei Straßen weiter steht das Haus, wir sind gleich da!" Sidney zog seine Armbrust und kontrollierte sie. Als Skilla ihm interessiert zusah bedeutete er ihr das Gleiche zu tun. "Es ist nicht gut, mitten im Schlachtfeld zu stehen und herauszufinden, dass deine Waffe defekt ist. Oder dass du die Munition vergessen hast.", erklärte er. Er zog seine Munitionsstreifen aus den Oberschenkeltaschen und sah nach, ob genügend Bolzen darin waren.

Ungeduldig trat Skilla von einem Bein auf das andere. Ihr aller erster Einsatz! Endlich konnte sie ihre Bolzen einer lebendigen Person schmackhaft machen, nicht nur Sid's Zielscheibe. Sie konnte es kaum erwarten, und zappelte auch im Eselkarren umher. Kurz bevor sie das Haus erreichten stieß sie einen langen Seufzer aus. Er konnte ihren Enthusiasmus wohl nicht so ganz nachvollziehen. "Es ist nicht gut, mitten im Schlachtfeld zu stehen und herauszufinden, dass deine Waffe defekt ist. Oder dass du die Munition vergessen hast."
Und wirklich zog er seine Munitionsstreifen aus den Oberschenkeltaschen und sah nach, ob noch genügend Bolzen darin waren. Skilla folgte seinem Beispiel und dann kam der Eselkarren rumpelnd zum Stillstand.

Die Gefreite kletterte aus dem Wagen, die Fahrt hatte ihrem Sitzfleisch nicht wirklich gut getan, aber wenigstens hatte es aufgehört zu regnen. Ihre anfängliche Vorfreude wich nun einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, sie war ziemlich aufgeregt.
Venezia stand breitbeinig auf Charlotta’s Schultern und wollte sich gerade an die Truppe wenden, als Herr Häusler zum Leben erwachte. Panik breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Meine Tochter ist da drinnen und wird von einem geisteskranken überaus gefährlichen Psychopathen festgehalten! Tun Sie doch was! Wozu ist die Wache denn da wenn sie nur rumsteht? Er ist einfach in unser Haus gestürmt und hat mit dem Schwert rumgefuchtelt! Er ist betrunken! Ich konnte durch das Fenster entkommen, aber meine Tochter!! Das Leben meiner Tochter ist in Gefahr.. das ihres Freundes zwar auch, aber vor Allem das meiner Tochter!! Ich..." Sein Gesicht begann sich wieder rot zu verfärben und er holte tief Luft. Diesmal trat Rogi zu ihm und beruhigte ihn.
Stirnrunzelnd wandte sich Veni wieder den FROGs zu.
"Wir werden zuerst mit dem Thüpen da drin verhandeln und sehen, was er überhaupt will....Und wenn das zu nichts führt, schleichen sich Sidney und Skilla in das Haus rein....Aber halte dich zurück, Sidney! Und pass auf Skilla auf, ich will keine tote FROG hier haben!"
Der Werwolf nickte brav und verdrehte insgeheim die Augen. "Haben wir einen Plan von dem Gebäude?"
"..Ja, haben wir" Venezia hielt ihm ein recht zerfleddert aussehendes Stück Papier hin, auf dem der Vater der Tochter während der Fahrt mit fahrigen Bewegungen das Haus skizziert hatte. Die Wergnomin runzelte die Stirn. "Der Entführer, Klaus Eggner, befindet sich mit seinen zwei Geiseln, Kornelia Häusler und Elias Erhold im zweiten Stock...anscheinend im Wohnzimmer. Dorthin gelangt ihr aber nur, wenn ihr vorher ..durchs Badezimmer geht."
"Wer baut denn das Wohnzimmer hinters Bad?", wunderte sich der Werwolf.
"Sid, du sollst dich nur darum kümmern, die Geiseln möglichst lebendig und unblutig rauszuholen und nicht die Architektur hinterfragen", meckerte Venezia.
"War ja nur ne Frage..."

Venezia nickte Bregs zu, er räusperte sich und trat näher zum Haus heran. Er glaubte nicht wirklich daran mit einem Betrunkenen sinnvoll zu reden, aber er musste es versuchen.
Skilla konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als Bregs das Kinn vorreckte und die Stimme gegen das Haus erhob:" Hier ist die Stadtwache von Ankh-Morpork! Wir wissen, dass sie sich in diesem Haus befinden, Klaus Eggner! Sie haben eine gewisse Kornelia Häusler und ihren Verlobten Elias Erhold als Geisel genommen... Was wollen sie denn damit erreichen?"
Im zweiten Stock wurde das rechte Fenster einen Spalt geöffnet. Eine Gestalt war jedoch nicht zu sehen.
"Sie hat mein Herz gebrochen!", tönte es weinerlich vom Haus her ,"Ich liebe sie und sie hat unseren Pakt gebrochen!"
Der Püschologe warf Venezia einen kurzen Blick zu und fragte dann: "Welchen Pakt denn?"
"Wir haben uns geliebt! Wir haben uns versprochen zu heiraten! Und jetzt heiratet sie diesen widerlichen Wurm! Sie hat alles zerstört!!"
Aus dem Hintergrund erklang die wütende Stimme von Kornelia . "Herrje, Klaus! Das war vor 7 Jahren! Vor 7 langen Jahren! Ich möchte nicht wissen wie viele Frauen du inzwischen schon...", sie verstummte als man hörte wie eine Armbrust geladen wurde. Anscheinend war Klaus Eggner nicht nur mit dem Schwert gekommen.
Venezia bedeutete den beiden Leichten Armbrustschützen sich nun auf den Weg zu machen. Das Haus war trotz der zwei Stockwerke recht klein, wurde jedoch von einem Zaun und zwei Hecken auf jeder Seite abgegrenzt. Im Schutz und Schatten dieser Hecken nun, schlichen sich Sidney mit dem Plan in der Hand, und Skilla nach hinten. Die Halb-Vampirin hörte, wie Bregs sein Gespräch mit dem Geiselnehmer fortsetzte, konnte aber nicht genau verstehen was er sagte.
"So"; murmelte Sidney leise ,"Hier ist eine Hintertür... allerdings verschlossen. Shit! Hast du einen Dietrich?" Skilla verneinte bedauernd. Das fing ja schon mal gut an, sie standen vor einer verschlossenen Tür und keiner von beiden hatte einen Dietrich. Ob sie noch mal zurück gehen sollten? Allerdings würde sie das kaum in professionelles Licht rücken. Sie kramte in ihrer Tasche. "Nein, ich hab wirklich keinen...Ich gehe zurück und hole Max. Der kann die Tür öffnen." Sidney seufzte leise. "Bitte versuch es so unauffällig wie möglich zu machen. Soweit ich mich erinnern kann, zwar nur recht dunkel, hat Veni was gesagt, dass die Hintertüre meistens verschlossen ist... und, dass wir Geräte zum Öffnen mitnehmen sollten..."
"Ich bemüh mich."
Sidney lächelte sie merkwürdig an, und sofort verspürte Skilla wieder das vertraute und fast immerwährende kleine Hüpfen in der Magengegend und den Sprung im Brustkorb. Sie seufzte leise und schlich zur Hecke zurück. Sie erkannte Charlotta, Venezia, Kanndra, Araghast, Rogi und Mindy, die vor dem Zaun standen und zu ihrem unglaublichen Glück den schwarzen Mann, der auf und ab schlenderte. Die Gefreite zwängte sich lautlos durch die Hecke und huschte zum Straßenrand.
"Max!", rief sie leise und winkte ihm, "Max komm mal her.. aber unauffällig bitte!"
Erstaunt Skilla hier und jetzt zu sehen sah er sie kurz verwundert an und schlenderte dann ganz normal weiter bis zur Hecke, hinter der er verschwand.
"Was gibt’s denn, Skilla? Wieso bist du nicht im Haus?"
"Du musst uns helfen, Max, bitte! Die Hintertür ist verschlossen und wir haben keinen Dietrich mitgenommen, obwohl Veni erwähnt hat, dass wir das tun sollen!"
Der schwarze Mann grinste.
"Kein Problem, ich komme mit."
Er folgte Skilla durch die Hecke und zum hinteren Teil des Hauses, wo Sidney schon ungeduldig wartete. Max zückte lächelnd eine Hand und betrachtete die lange, scharfe Kralle. Er führte sie ins Türschloss, stocherte ein wenig herum und nach wenigen Handgriffen öffnete er die Tür.
Die beiden Leichten Armbrustschützen bedankten sich und Max verschwand lautlos wieder zu den anderen FROGs. Sie hatten nichts bemerkt. Zumindest hoffte Skilla das. Sidney räusperte sich, warf noch einen umständlichen Blick auf die Karte und betrat dann das Haus. Er blickte sich kurz um und lief dann leichtfüßig die Treppe hinauf in den oberen Stock. Ein leiser Schrei ertönte. Skilla eilte hinterher. Mit weichen Knien.

"Also, über die Architektur dieses Hauses verliere ich kein Wort", flüsterte Skilla. Die Treppe endete vor dem Durchgang zum Badezimmer. Aus dem Nebenraum konnte man Stimmen vernehmen. Klaus Eggner hatte das Fenster anscheinend wieder geschlossen, denn jetzt sprach er viel leiser und auch entschlossener.
"Dafür was du mir angetan hast, Kornelia, gibt’s keine Entschuldigung! ... Und du, halt den Mund!" Anscheinend wollte gerade Kornelia’s Freund Elias zu Wort kommen.
Der Mann ist betrunken... bewundernswert, dass er noch normal reden kann... Skilla! Konzentrier dich!
"Okay, wie’s scheint kommt er jetzt langsam zu Ende", wisperte Sidney, "Ich gehe jetzt da rein, halte ihn in Schach, du schleichst dich unbemerkt rein und befreist die Geiseln. Dann sehen wir weiter was wir mit Klaus anstellen" Der letzte Satz wurde von einem grinsenden Blick auf die Armbrust begleitet. "Und los geht’s!"
Sidney richtete sich aus der Kauerstellung auf in der sie verharrt hatten und schlich sich zur Tür.
Der Spiegel! Wenn der Thüp auch nur einen Blick durch den Durchgang ins Bad wirft sieht er Sidney im Spiegel und es ist aus mit den Geiseln! Zum Glück war Klaus Eggner viel zu sehr damit beschäftigt Kornelia und ihrem Freund noch einmal vorzuklagen wie sehr sie ihn hintergangen hätten.
Der Chief-Korporal sprang in den Raum. "Stadtwache von Ankh-Morpork!", rief er ,"Legen Sie die Armbrust und das Schwert langsam auf den Boden und drehen sie sich um." Im Spiegel konnte Skilla die Szene verfolgen. In dem kleinen Wohnzimmer saßen Kornelia und Elias in der hinteren linken Ecke des Raumes, an der Wand gegenüber von ihnen stand ein hagerer, erbleichender Mann der Klaus Eggner war. Er war voll auf Sidney konzentriert, schenkte weder den Geiseln noch der Badezimmertür Beachtung. Skilla ließ sich auf alle viere nieder und robbte lautlos zum Durchgang und ins Wohnzimmer hinein.
"Ich habe gesagt Sie sollen Ihre Waffen auf den Boden legen und sich umdrehen!", wiederholte Sidney scharf und hielt die Armbrust weiterhin auf Klaus’ Kopf gerichtet. Zwischen den beiden standen einige Ohrensessel und ein kleiner Tisch. Die Halb-Vampirin hob leicht den Kopf. Neben ihr die Holzwand, kurz vor ihr etwas mehr rechts ein Sofa. Und am anderen Ende des Raumes die Geiseln. Skilla robbte schnell weiter und verharrte kurz hinter dem Sofa. Sie hörte wie eine Armbrust zu Boden gelegt wurde. Dann ein Schwert. Sie atmete tief ein und robbte weiter. An der Couch vorbei. Da entdeckte sie Kornelia. Die gefesselte Frau stieß ein verwundertes Quietschen aus als sie Skilla entdeckte und die Gefreite hätte ihr am liebsten den Hals umgedreht. Aber es war bereits zu spät. Klaus Eggner wich in letzter Sekunde dem Bolzen Sidney’s aus den dieser abgefeuert hatte als der Geiselnehmer die FROG entdeckt hatte. Mit einem einzigen Satz war er bei ihr, zog sie in einer fließenden Bewegung hoch und wirbelte herum. Jetzt benutzte er Skilla als lebendes Schutzschild. Der Mann zückte einen Dolch und grinste Sidney höhnisch an, der wütend knurrte. "Jetzt töte ich zuerst deine kleine Freundin hier, Wächter!" Das letzte Wort spuckte er mit soviel Abscheu aus, dass es Skilla schaudernd den Rücken hinunterlief. "Und es gibt nichts, absolut gar nichts was du dagegen tun könntest!", fuhr er fort. Skilla senkte kaum merklich den Kopf. Klaus Eggner stand halb hinter, halb neben ihr und hielt ihre beiden Hände hinter ihrem Rücken mit einer Hand eisern fest. Mit der anderen strich er mit der Dolchspitze Skilla’s Hals entlang hinunter Richtung Schulter. Eine dünne Blutspur zeichnete sich ab und die Halb-Vampirin zuckte zusammen. "Mach dir keine Sorgen, meine Kleine. Das war nur ein Vorgeschmack."
"Bei allen Göttern, Klaus hör auf mit dem Mist! Ich verspreche, ich werde zu dir zurückkehren!!", flehte Kornelia aus dem Hintergrund. Der Angesprochene lächelte traurig. "Zu spät!" Er setzte den Dolch wieder an Skilla’s Rücken. In ihrem Kopf nahm ein verzweifelter Plan Gestalt an. Sie musste es versuchen. Hoffentlich hatte sie in all den Stunden in denen sie mit Lydia komplizierte Kampfsportarten, Verteidigungstaktiken und Ausweichmanöver geübt hatte auch wirklich etwas behalten. Sie sah Sid fest in die Augen und sofort wurde ihr warm in der Herzgegend. Sie hob eine Augenbraue und nickte kaum merklich mit dem Kopf.
"Ich liebe dich", stellte sie fest.
"Ich weiß, Ich dich auch."
Die Gefreite drehte sich blitzschnell zur Wand rannte an ihr einige Schritte entlang hoch, bis sie die Waagrechte um ein gutes Stück überschritten hatte und stieß sich dann kraftvoll mit den Beinen ab. Im gleichen Moment schoss Sidney, und der verblüfft Klaus der keine Zeit hatte um zu reagieren, sank zu Boden. Sidney hatte ihn in den Hals geschossen. Skilla landete hinter ihm sicher auf ihren Beinen. Perfekt, besser hätt’s nicht sein können! Sie knickte um.

Sidney war mit wenigen Schritten bei ihr, zog sie hoch und schloss sie in seine Arme.
"Hey, du erdrückst mich ja", protestierte Skilla lächelnd. Erschrocken lockerte er seine Umarmung ein wenig. Die Gefreite seufzte zufrieden und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals.
"Entschuldigt bitte", erklang die klägliche Stimme von Elias Erhold ,"Aber die Fesseln schneiden gar arg in unsere Hand,- und Fußgelenke."
Sidney ließ es sich nicht nehmen die junge Frau zu küssen bevor er Kornelia und Elias befreite.
Auf den Werwolf gestützt humpelte Skilla die Treppe hinunter, sie hatte sich nach ihrem gewagten Stunt den Fuß verstaucht. Die Sonne schien als die beiden FROG Mitglieder hinter Kornelia und Elias das Haus verließen. Die nassen Straßen trockneten.

ENDE
[1] Was sie sowieso schon tat

[2] Was sie zum Glück nicht tat

[3] Früher hatten Stoffel und Sumse darauf bestanden, dass Skilla die Pfoten und Ohren und sonstiges in einer Schublade hortete. Auf den Gestank den die Accessoires nach wenigen Tagen verbreiteten und der ihr Frauchen übel werden ließ nahmen sie keine Rücksicht, deshalb hatte Skilla angefangen die Körperteile zu beseitigen. Seit sie ihr vor Empörung beinahe die Haare ausgerissen hatten war die frischgebackene FROG stets darauf bedacht sich nicht von den Flederratten erwischen zu lassen. Sie konnten extrem beleidigt sein.

[4] siehe Mission "Verfolgungsjagd"

[5] das allerdings recht bald wegen Randale abgebrochen wurde, worauf sich die Randale noch verstärkte

[6] ganz zufällig sündhaftteuren

[7] das ihrer Meinung nach den Tag verdirbt

[7a] und mit Rollen und anderem Schnickschnack

[9] Skilla brachte in ihren Haaren ein wenig Wald mit

[10] sofern man dies bei einer derartigen Gestalt so nennen kann

[11] extrem starkes Stirnrunzeln von Venezia

[12] sie konnte nicht vermeiden, dass sich ein leicht bissiger Unterton in ihre Stimme schlich

[13] Skilla wusste nicht recht ob sie Kanndra’s Fahrkünsten volles Vertrauen schenken sollte, ihr Magen war dagegen

[14] Oder musste, oder eher durfte. Wie immer man das sehen will.




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