Hard Spiced - Stark gewürzt

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von Gefreiter Valdimier van Varwald (FROG)
Online seit 29. 01. 2003
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Endlich steht Valdimier kurz vor der Vollendung seiner Ausbildung zum leichten Armbrustschützen. Er hofft auf einen Abschluss ohne große Aufregung. Doch eine neue Marktidee von Schnapper macht den Tag komplizierter als jedem lieb ist.

Dafür vergebene Note: 11

Langsam erhob sich die Sonne über Ankh-Morpork und tauchte die Stadt in ein triefendes gelbliches gelb. Es gab ein paar Menschen, die behaupteten, dass es eher ein helleres orange gewesen war, aber die meisten von ihnen waren eh Farbenblind.

***


Der Vampir Valdimier van Varwald, Gefreiter der Stadtwache von Ankh-Morpork, verließ die Pension von Frau Kuchen in der Ulmenstrasse und machte sich auf den Weg zum Wachhaus am Pseudopolisplatz.

Als die ersten Sonnenstrahlen in die Strassen von Ankh-Morpork einfielen, setzte er seine Sonnenbrille Marke Ermeni auf und ärgerte sich über die Sonne. Es missfiel ihm tagsüber nicht in seinem Sarg zu liegen. Auch wenn es Möglichkeiten gab den Sonnentod bei Vampiren zu verhindern, verstieß es gegen die Tradition, wenn ein Vampir den tagsüber auf der Strasse herumlief. Was ihn allerdings mehr an der Sache störte, waren die Kosten für Sonnecreme. Mit normaler Sonnencreme hätte ein Vampir in der Sonne Überlebenschancen, die in etwa einem Schneeball in der Hölle entsprechen würden. Er brauchte eine spezielle Creme. Eine, die ihm durch ihre spezielle chemische Zusammensetzung einen besonderen Schutz vor Sonnenstrahlen verschaffte. Das Problem lag darin, dass diese Art von Creme nicht leicht in Ankh-Morpork zu beschaffen war. Valdimier hatte verschiedene Läden abgesucht und selbst auf dem hier gibt's alles Platz fand sich kein Händler, der ihm die Creme verkaufen konnte.

Doch dann trieb ihn das Glück in die Arme von Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper und dafür hätte er dem Glück am liebsten den Hals umgedreht. Er hatte bis dahin nur kurz mit Schnapper Bekanntschaft gemacht und wusste jetzt nicht so recht, was er von dem Verhalten des Stassenhändlers halten sollte.

Noch immer auf dem Weg zum Pseudopolisplatz, spielte Valdimier noch mal das Gespräch vor seinem geistigen Auge ab.

***


"Du hast Glück Vampir. Ich habe hier 2 Flaschen von Sonnenfest 2000, die original Creme aus Überwald.", verkündete Schnapper und hielt Valdimier eine Flasche direkt vor die Nase und wedelte damit hin und her.
"Für dich mach ich ein Sonderangebot. 65 Dollar für 2 Flaschen."
"In Überwald musste ich nur 10 Dollar für eine Flasche bezahlen.", erwiderte der Vampir.
"Ja, du musst verstehen. Der Transport von Überwald bis Ankh-Morpork ist sehr kostspielig. Es sind immer viele Söldner nötig, um die Ware von brutalen Räubern zu schützen.", erklärte Schnapper.
"Also ich bin ohne Probleme nach Ankh-Morpork gekommen. Mir sind keine Räuber aufgefallen." [1]
"Du hattest einfach nur Glück. Da draußen lauern Gefahren, von denen du noch nie was gehört hast."
Schnappers Stimme klang so, als wäre er zu 100% davon überzeugt, was er erzählte.
"Ich sehe schon, du bist ein harter Brocken. Ich mache dir ein besseres Angebot. Ich biete dir nicht eine, nicht zwei, sondern drei Flaschen von Sonnenfest 2000 für sage und schreibe 55 Dollar. Dazu bekommst du noch diese modische Sonnenbrille. Sie ist besonders robust und hat spezial Gläser. Damit sind deine Augen perfekt gegen die schädlichen Strahlen der Sonne geschützt und damit treibe ich mich selbst in den Ruin."
"Ich weiß nicht.", sagte Valdimier. Und das war sein Fehler.

30 Minuten später, waren sie dann bei 40 Dollar für drei Flaschen Creme und der Sonnebrille angelangt. Valdimier war überzeug, dass er ein gutes Geschäft gemacht hatte. Die Überzeugung ließ aber nach, als der Vampir merkte, dass die Sonnenbrille von nicht all zu guter Qualität war.[2] Die Überzeugung machte dann endgültig Feierabend, als Valdimier von seinem Kollegen Leopold von Leermach von einem Laden in der Buchhalter Strasse nahe dem Friedhof erfuhr. Dieser Laden hatte sich auf die untote Kundschaft spezialisiert und bot so ziemlich alles, was man zum "leben" brauchte. Dort kosteten drei Flaschen Creme nur 25 Dollar.
"Tja, bei Schnapper muss man immer auf der Hut sein.", sagte Leopold "Aber wenn es dich beruhigt, es gibt noch viel mehr, die auf ihn oder seine Würstchen reinfallen."
"Danke.", sagte Valdimier verbittert "Das bringt mir mein Geld auch nicht wieder."
Sein Instinkt sagte ihm, dass er Schnapper nochmals aufsuchen sollte um ihm dann zu zeigen, was in Überwald mit solchen Leuten gemacht wurde.

Durch die Kollision mit einem Passanten, wurde Valdimier aus den Gedanken gerissen. Er entschuldigte sich und setzte den Weg zum Wachgebäude fort.

***


Die letzten Tage hatte es so gut wie nie geschneit. Allerdings war dies das einigste, was dem Winter bis jetzt gefehlt hatte. Die Temperatur hatte sich im unteren Bereich des Thermometers eingenistet und die Wache, besonders die Kollegen von SEALS, hatte alle Hände voll zu tun, um die Ordnung in der Stadt aufrecht zu halten.
Wie auch die Jahre zuvor gab es wieder die Sorte Menschen, für die der Winter völlig überraschend kam und sie angeblich keine Vorbereitungen treffen konnten. Dies zeigte sich deutlich an der erhöhten Zahl von Auffahrunfällen, aufgrund von Glatteis. Auch die Anzahl von Knochenbrüchen, die durch Stürze verursacht wurden, hatte sich trastisch erhöht. Valdimier erinnerte sich an die Geschichte von seinem Großvater Heinrich van Varwald. Im Winter war er mal gestürzt und hatte sich dabei beide Eckzähne ausgeschlagen. Dadurch wäre er beinahe verhungert. Nur durch selbst hergestelltes Bluteis am Stiel und den hauseigenen Blutreserven konnte man ihn vor der drohenden Blutarmut retten.

***


Als Valdimier das Wachgebäude betrat, nahm er die Sonnenbrille ab, verstaute sie in seiner Brusttasche und begab sich zum Büro von Venezia Knurblich.

Als er das Büro erreichte, kontrollierte er noch mal den Sitz seiner Uniform und klopfte an.
"Herein!!", ertönte es auf der anderen Seite.
Der Vampir öffnete die Tür und betrat das Büro des Leutnants.
Venezia saß an ihrem Tisch und studierte eine Akte. Als Valdimier herantrat, sah er, dass es seine Personalakte war.[3] Als er den Tisch erreichte, blickte der Leutnant zu ihm auf.
Valdimier salutierte.
"Melde mich zum Weiterführen der Ausbildung zum leichten Armbrustschützen", brachte er hervor.
"Sehr gut", sagte sie "Setz dich. Ich will schnell noch was nachlesen und dann sag ich dir, was dich heute erwartet."
Valdimier setzte sich und wartete. Venezia blätterte noch etwas durch die Akte und kommentierte gewisse Stellen mit einem "aha", "oh" oder sogar einem "gutgut".
Dann klappte sie die Akte zusammen.
"Also", ihr Tonfall hörte sich so an, als würde jetzt ein Haufen negative Kritik auf ihn hereinbrechen.
"Du stehst kurz vor der Vollendung deiner Ausbildung. Die Theorie hast du soweit hinter dir und bei der Praxis hast du heute die letzten Übungsstunden."
"Ja Ma'am. Ich kann es kaum erwarten, in Aktion zu treten."
"Es gibt allerdings auch etwas, was mir nicht sehr gefällt", ihre Mine verfinsterte sich etwas.
"Auch wenn du mit der Armbrust geübt wirst und im Ernstfall auch töten darfst, solltest du nie vergessen, das unser oberstes Ziel ist, eine Krise möglichst unblutig zu beenden."
Valdimier überlegte kurz, warum der Leutnant ihm das jetzt sagte. Er hatte im Training nie übertrieben reagiert und irgendwelche Massaker an den Zielscheiben angerichtet. In den menschenförmigen Scheiben steckte immer nur ein Bolzen.
"Gibt es einen bestimmten Grund, warum sie mir das jetzt sagen Ma'am?" fragte Valdimier.
"Den gibt es. Ich hab mir mal deine letzten Ergebnisse bei den Schießübungen angeschaut. Du hast anscheint eine Vorliebe dafür, den Scheiben in den Kopf zu schießen."
"Ach, es geht darum, wo der Bolzen in den Scheiben steckte."
"Ich bin immer davon ausgegangen, dass der Gegner mit einer geladenen Armbrust vor mir steht und dass mein Leben in unmittelbarer Gefahr schwebt", versuchte sich der Vampir zu verteidigen. Kurz darauf wurde ihm klar, wie dämlich sich ein Vampir dabei fühlen musste, wenn er Angst um sein "Leben" hat.
"Das mag sein. Aber auch hier gibt es Möglichkeiten, die Sache weniger..." Venezia überlegte kurz. "...aufdringlich zu erledigen. Wir wollen bei FROG keinen Rämbo haben. Das gibt nur schlechte Schlagzeilen in der Times und er bringt schnell die anderen Mitglieder in Gefahr."
Valdimier wollte was sagen, allerdings kam Venezia ihm zuvor.
"Und das wird auch heute Thema der Abschlussaufgaben deiner Ausbildung sein. Ich habe Sidney befohlen, mit dir ein paar Schießübungen zu machen. Du triffst dich mit ihm in 30 Minuten auf dem Schießstand."
"Jawohl Ma'am."
"Das wäre dann alles", sagte Venezia und schenkte der Akte wieder ihre volle Aufmerksamkeit.
Valdimier salutierte noch und verließ das Büro des Leutnants.
"Hoffentlich hat er das verstanden", hörte man Venezia noch sagen, als sich die Tür hinter Valdimier geschlossen hatte.

***


"Wir wollen bei FROG keinen Rämbo haben", hörte Valdimier die Stimme in seinem Kopf herumgeistern, als er die Bürotür schloss.
Wie sollte er sich sonst verhalten, wenn jemand mit einer geladenen Armbrust vor ihm Stand und Anstalten machen würde, ihn zu erschießen? Ihm als Vampir, konnte nicht viel passieren, aber ein Risiko bestand immer und das wollte er nicht eingehen.
Außerdem war Rämbo eine Romanfigur, die ganze Armeen im Alleingang besiegt hatte, sich Wunden mit Pulver Nummer 1 ausbrande und fähig war ca. 20 Liter Blut zu verlieren ohne dabei zu sterben. Rämbo war eher der Man fürs grobe. Wenn Venezia ihn schon mit einer Romanfigur verglich, dann hätte sie lieber Ku-Fung-Fett nehmen sollen.
Ku-Fung-Fett war die Hauptfigur in den Romanen von John Boo. Im Gegensatz zu Rämbo hatte Ku-Fung Stil. Er trug immer einen langen Mantel und hatte selbst mitten in der Nacht eine Sonnenbrille auf. Seine Bewaffnung bestand immer aus zwei Pistolenarmbrüsten, mit denen er vorzüglich umgehen konnte und meistens gleichzeitig verwendete. Wenn er in einen Kampf verwickelt wurde, dann bestritt er ihn, ohne seine Klasse zu verlieren.

Gerade als Valdimier das Wachhaus verlassen wollte, ertönte eine Stimme hinter ihm.
"Hey, Val!" rief jemand.
Valdimier drehte sich um und sah den Obergefreiten Araghast Breguyar, der gerade mit einer Tasse Kaffee aus der Kantine kam.
"Hallo Bregs", antwortete der Vampir. "Wie geht's? Wieder an einem Fall, bei dem du in die Püsche eines verknotetem Gehirn eintauchen musst?"
"Nein, zurzeit ist alles ruhig.[4]" Der Tonfall des Püschologen machten einen gelangweilten Eindruck.
"Wie lange dauert deine Ausbildung eigentlich noch?" fragte er nach einer kurzen Pause.
"Wieso schlägst du mir nicht gleich den ganzen Zaun auf den Kopf?" fragte sich Valdimier. Allerdings war er es von Bregs gewöhnt, das er eine direkte und sehr zynische Ader hatte. Und ganz unbegründet war die Frage auch nicht.
Nach ihren Aufgaben bei der Fuhsball Meisterschaft[5], waren Valdimier und Araghast zu FROG gewechselt. Bregs hatte seine Ausbildung schon abgeschlossen und wurde sogar schon zum Obergefreiten befördert, während sich Valdimier immer noch in der Ausbildung befand und nur ein Streifen sein Abzeichen schmückte.
"Nicht mehr lange. Wenn alles nach Plan läuft, ist dies mein letztes Training."
"Wird auch langsam mal Zeit", sagte Bregs und zwinkerte mit seinem verbleibenden Auge.[6]
"Es sei denn, Venezia kommt zu dem Entschluss, dass ich mich wie Rämbo benehmen würde."
Der Püschologe schaute den Vampir fragend an.
"Erkläre ich dir später. Wie wäre es nachher bei einem Drink in der Bahre?" fragte der Vampir. "Vielleicht gebe ich auch einen aus. Je nachdem wie es auf dem Schießstand lief."
"Dazu sag ich natürlich nicht nein", sagte Bregs. "Viel Glück."
"Danke, dann sehen wir uns nachher", sagte Valdimier, setzte seine Sonnebrille auf und verließ das Gebäude.

***


"Na endlich", knurrte Sidney als Valdimier den Schießstand erreichte. "Wird Zeit das du hier auftauchst Valdi."
Valdimier war sich ziemlich sicher das er nicht zu spät gekommen war. Sidneys schlechte Laune ergab sich wohl eher daraus, dass er schon etwas früher da war und die Kälte ihm doch zu schaffen machte. Valdimier störte sich nicht sehr an seinem Ton. Dafür war es etwas anderes, was ihn alles anderer als glücklich machte.
"Tut mir leid. Aber ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich nicht Valdi nennen würden", bat Valdimier.
"Und warum nicht?" bellte Sidney.
"So nennt fast jede Oma ihren Dackel. Halt nur mit W. Wie würdest du reagieren, wenn ich dich Siddi nennen würde, Korporal?"
"Ich würde dich in den Knast werfen und warten bis du verhungerst bist."
Sidneys Laune schien noch weiter gesunken zu sein.
"Also?"
Valdimier wartete auf die Reaktion.
Der Werwolf hielt einen kurzen Moment inne und schien drüber nachzudenken.
"Naja", antwortete er schließlich "Lassen wir das. Wir sind hier um deine Ausbildung abzuschließen."
Sidney widmete sich einem Tisch, auf dem eine Armbrust, ein paar Bolzen und ein Koffer lagen.
"Ich bin ehrlich gesagt froh, dass es endlich einen zweiten Armbrustschützen bei FROG zur Unterstützung gibt. Zu zweit stürmt es sich besser."
Sidney nahm die Armbrust vom Tisch und drückte sie Valdimier in die Hand. Es war eine der Standartarmbrüste, die bei der Wache verwendet wurden.
"Hier."
"Und jetzt?"
"Abwarten."
Sidney öffnete den Koffer und entnahm zwei weitere Armbrüste. Sie waren kleiner als das Modell, das Valdimier in den Händen hielt und machten einen handlicheren Eindruck. Sidney konnte problemlos in jeder Hand eine tragen. Auch das Holz, aus denen sie gemacht waren, schien viel edler zu sein.
"Schick", kommentierte Valdimier "Was für Modelle sind das?"
"Das..." Sidneys Augen blieben auf die Armbrust gerichtet "...sind zwei Starkimarm Baratte Nr.5s. Mit den normalen Waffen der Wache arbeite ich nicht."
"Warum nicht?"
"Zu sperrig. Es wundert mich, dass du das noch nicht gemerkt hast. Wenn man stillsteht und in Ruhe zielen kann, dann macht es keinen großen Unterschied. Aber wenn du mal in Bewegung sein solltest und schnell zielen musst, dann kann dich das wertvolle Sekunden kosten."
"Aha", war das einzige, was Valdimier antworten konnte.
"Nun ja. Dann lass uns mal Anfangen. Wie ich hörte, wurdest du zurechtgewiesen, weil du anscheinend eine Schwäche dafür hast, immer ein Stück zu hoch zu zielen?"
Der Werwolf blickte zu dem Vampir rüber.
"Ah, Ja."
Valdimier wusste nicht was er davon halten sollte. Wer ein Verbrechen verübt, musste damit rechnen, das er Bekanntschaft mit einem Bolzen macht.[7]
"Hm, Dann wollen wir mal. Wie du siehst, hab ich dort hinten ein paar Zielscheiben aufgestellt. Wir werden jetzt erst mal ein paar Probeschüsse abgeben und dann werd ich mal testen was du so auf den Kasten hast, wenn du unter Zeitdruck stehst."
Sidney übergab Valdimier ein par Bolzen und lud seine Armbrust.
"Also, wenn man auf einen Verdächtigen schießt. Dann sollte man es so tun, das er sich 1. nicht mehr wehren kann und 2. er trotzdem noch dazu fähig, etwaige Fragen zu beantworten."
"Das wurde mir auch schon in der Ausbildung gesagt", sagte Valdimier genervt.
"Und warum enden dann immer deine Zielscheiben mit einem Bolzen im Kopf? Punkt 1 wäre damit geklärt, allerdings ist mir nicht klar wie du Punkt 2 hin bekommen willst. Oder kennst du einen Weg mit Toten zu reden?"
"Ich könnte ihm jetzt sagen, dass ich das gerade tue."
"Nein."
"Dachte ich's mir. Also fangen wir an. Machen wir erst mal eine leichte Aufgabe. Unser Ziel ist es, den Gegenüber an der Flucht zu hindern."
Sidney zielte mit einer Waffe und schoss einen kurzen Moment später. Der Bolzen bohrte sich in das linke Bein der Figur.
Der Werwolf knurrte zufrieden.
"So, mit einem Bolzen im Bein kann man in der Regel nur schwer wegrennen und es sollte einem schwer fallen sich zu wehren. Jetzt du."
Valdimier lud die Armbrust und legte an.
"Nur an der Flucht hindern und kampfunfähig machen?", fragte der Vampir.
"Genau."
Der Abzug klackte, der Bolzen flog durch die Luft und bohrte sich in die Scheibe.
Sidney schaute sich den Treffer kurz an und wandte sich dann Valdimier zu. Sein Gesicht zeigte keinerlei Emotion.
"Das soll wohl ein Witz sein. Oder?"
"Wieso? Ich denke nicht, dass der Gegner noch in der Lage ist wegzulaufen oder zurück zu schießen."
Sidney betrachtete die Figur noch etwas länger.
"Fast wie Willem Bell. Er hatte mit der Armbrust ein Ei vom Kopf seines Sohnes geschossen."
"Ich glaube das war ein Apfel", antwortete Valdimier.
"Auch gut. Jedenfalls, ich merke, du hast es einigermaßen begriffen, worum es geht. Nur sollten wir daran arbeiten, das der Gegner noch in der Lage ist Nachwuchs zu zeugen."
Ein kurzer Moment des Schweigens verstrich.
"Und was machst du außerdem, wenn der Gegner weiblich ist?"
"Dann ziehe ich das Bein vor", antwortete der Vampir.
Valdimier spannte seine Armbrust und legte einen neuen Bolzen ein.

***


Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort, sah man Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper mit seinem Bauchladen durch die Strassen von Ankh-Morpork ziehen. Er suchte einen geeigneten Platz, um seine neue Kreation an den Mann zu bringen.
Nun, neu war nicht viel dran. Es waren die schnappertypischen Würstchen mit einem neuem Gewürz. Er hatte es von einem klatschianischem Händler gekauft, der ihm versicherte, dass es seinen Würstchen den besonderen Pep geben und seine Kunden darauf fliegen würden. Es hieß Wachmöhn und war in Klatsch sehr beliebt.
Schließlich fand Schnapper einen, seiner Meinung nach, geeigneten Platz am Gänsetor. Er hoffte darauf, das er ein paar Neuankömmlinge, die durch das Hinkendes Tor kamen, als Kunden gewinnen konnte.[7a].
"Heiße Würstchen", rief er.
"Kommt und esst Schnappers heiße Würstchen im Brötchen und ganz neu mit exotischem Gewürz aus fernem Lande."
Schon nach kurzer Zeit kam der erste Kunde.
"Kommen Sie her, kommen Sie her", rief Schnapper. "Probieren Sie meine köstlichen Würstchen. Nur heute mit einem ganz speziellem Gewürz, was ihrem Gaumen Freude bereiten wird. Für nur 2 Dollar und damit treibe ich mich selbst in den Ruin."
"OK. Ich nehme eins", sagte der Mann.
Schnapper bereitete ein Würstchen mit Brötchen vor und bestreute es mit dem Gewürz.
Der Kunde biss ein paar Stücke ab und schluckte sie hinunter.
"Schmeckt doch wunderbar, oder?" fragte Schnapper hoffnungsvoll.
Es kam recht selten vor, das jemand nach 2 Bissen noch senkrecht stand und sich nicht übergeben musste.
Der Mann hatte das Würstchen gerade fertig gegessen und wollte was sagen, als er sich plötzlich mit beiden Händen an den Hals fasste und nach Luft japste.
Schnapper war verwundert. So eine Reaktion hatte er noch nie auf seine Würstchen erhalten.
"Muss wohl am neuem Gewürz liegen", sagte er laut "Oder steckt ihnen was im Hals?"
Der Mann antwortete nicht, sondern brach einfach nur in sich zusammen und blieb regungslos auf der Strasse liegen.
Durch die Erstickungsgeräusche angelockt, näherten sich ein paar neugierige Zivilisten und bildeten einen Kreis um Schnapper und dem, auf der Strasse liegendem, Mann.
"Ist er tot?" hörte man jemanden Fragen.
"Er hat eins von Schnappers Würstchen gegessen", sagte eine Stimme.
Man konnte mehrere Zuschauer ein leises "Armes Schwein" sagen hören.
"Jemand sollte die Wache verständigen."
"Aber aber", rief Schnapper "Wir wollen doch nichts überstürzen. Tod ist er sicher nicht. Wie jeder sehen kann atmet er doch noch. Ich bin sicher er wacht gleich wieder auf und..."
Schnapper wurde unterbrochen, als der ohnmächtige aufsprang, sich panisch umschaute und zu schrieen anfing.

***


Valdimier und Sidney waren gerade dabei, die Bolzen aus den Scheiben zu ziehen.
"Das war schon mal nicht schlecht", sagte Sidney "Venezia wird sicher zufrieden sein."
"Das hoffe ich mal", antwortete Valdimier.
Er hatte keine Lust, die Ausbildung zu vergeigen, weil er angeblich zu brutal vorgehen würde.
"Allerdings solltest du nie vergessen, dass es Situationen gibt, wo ein tödlicher Schuss nicht mehr vermeidbar ist."
Sidneys Ton wurde mahnender: "In unserem Job kann man schnell in eine Gelegenheit kommen, wo eine schnelle Entscheidung von Nöten ist."
"Ich weiß. In den taktischen Hilfsbüchern, die ich während meiner Ausbildung lesen musste, wurden verschiedene Situationen beschrieben und auch passende Lösungswege vorgeschlagen."
"Ja, das mag sein. Doch wenn der erste Bolzen an deinem Kopf vorbeifliegt, dann verabschiedet sich die Theorie durchs Fenster und du bist auf deine Intuition angewiesen."
Valdimier wollte gerade was sagen, als sine Aufmerksam auf etwas anderes gelenkt wurde.
"Ich glaub wir bekommen Besuch", sagte er und deutete auf eine Taube, die gerade zum Landeanflug ansetzte.
"Mal sehn was man von uns will", sagte der Werwolf, als er die Nachricht entrollte, die die Taube hinterließ.
Nachdem er sie kurz überflogen hatte blickte er zu Valdimier.
"Was gibt's?"
"Wie es aussieht, kannst du heute gleich zeigen, was du gelernt hast. Wir sollen schnellstmöglich in die Gänsetorstrasse kommen."
"Na dann los."

***


Schnapper saß in der Ecke eines Raumes und hatte Angst um sein Leben. Was für ein Gewürz hatte er denn da verkauft bekommen? Der Klatschianer hatte ihn nicht drauf hingewiesen, dass man dadurch allen Anschein die Nerven verlieren kann.
Er versuchte immer noch aus den vorherigen Ereignissen schlau zu werden. Der Mann war aufgesprungen und schrie aus vollem Halse. Dann erinnerte sich Schnapper nur noch, wie eine Faust auf ihn zuraste und es dunkel wurde.
Als er wieder zu sich kam, stellte er fest, dass er gefesselt war und sich in einem Antiquitätenladen befinden musste. Auch stellte er entsetzt fest, dass sein Bauchladen verschwunden war. Die Fenster waren mit schweren Vorhängen verdeckt und hinderten so das Sonnenlicht daran den Raum zu betreten. Ein paar brennenden Kerzen standen im Zimmer verteilt. Es waren verschiedene Podeste aufgebaut, auf denen Vasen und anderer Gegenstände aufgestellt waren. An den Wänden hingen viele Bilder, die auf Schnapper einen teuren Eindruck machten. Als wenn das nicht schon schlimm genug für ihn war, kam noch hinzu das der Mann, der ihn KO geschlagen hatte, im Raum immer auf und ab lief. In seiner Hand hielt er eine geladene Armbrust.
Schnapper hatte schon versucht mit ihm Kontakt auf zu nehmen, doch als er ein "Äh" raus brachte, bohrte sich ein Armbrustbolzen dicht neben seinem Kopf in die Wand.
"Sei ruhig Dämon", schrie der Mann. "Der nächste Bolzen wird treffen, wenn du noch ein Wort sagst."
Was Schnapper am meisten Angst machte, war die Panik, die er in den Augen des Mannes sah.

***


"Oh, wir haben ja ein zahlreiches Publikum", sagte Sidney, als er und Valdimier die Gänsestrasse erreichten.
Auf der Strasse hatte sich eine nicht zu verachtende Menschenmenge gebildet. Die zwei Wächter bahnten sich einen Weg durch die Menge, bis sie an eine Absperrung der Wache kamen.
"Leute weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen", rief einer der Wächter und versuchte die Menschen zurückzuhalten.
"Rekrut", sagte Sidney. "Was ist hier passiert?"
Der Rekrut salutierte und erzählte.
"Weiß ich nicht genau Sir. Ich habe nur gehört, dass jemand auf offener Strasse durchgedreht ist, nachdem er eins von Schnappers Würstchen gegessen hat. Er hat Schnapper KO geschlagen und hat sich mit ihm im 2. Stock des Antiquitätengeschäft verschanzt hat."
"Normalerweise verschanzen sich die Menschen nur auf dem Abort, wenn sie eins von Schnappers Würstchen gegessen haben", sagte Sidney.
"Hey, da hinten sind die andern", sagte Valdimier.
Ein paar Mitglieder von FROG hatten sich schon vor dem Eingang des Geschäfts versammelt und waren gerade dabei einen Plan auszutüfteln. Etwas weiter Abseits stand eine Person, die sich mit Venezia unterhielt und dabei wie wild mit den Armen in der Luft rummfuchtelte.
"Hier kommt die Kavallerie", sagte jemand, als sich ihnen die zwei Armbrustschützen näherten.
"Kann uns einer mal erklären, was hier los ist?" fragte Sidney.
"Jemand hat Schnapper als Geisel genommen und hat sich im 2.Stock des Ladens verschanzt", erklärte Charlotta. "Zeugen sagen, das er kurz vorher eins von Schnappers Würstchen gegessen hatte und dann durchgedreht sei."
"Er schrie immer irgendwas davon, dass überall Dämonen seien und ihn holen wollten."
"Hat schon jemand versucht, mit dem Kerl in Kontakt zu treten?" fragte Valdimier.
"Ja, allerdings war es nicht sehr produktiv", antwortete Araghast. "Er schreit immer was davon, dass wir Dämonen seien und wenn wir in den Raum kommen würden, würde er unseren Freund erschießen."
"Damit meint er wohl Schnapper", sagte Sidney. "Ist Zaddam schon in Position gegangen?"
"Ja, allerdings sind alle Vorhänge zugezogen und auch anderweitig haben wir keine Einsicht in den Raum. Ein gezielter Schuss ist nicht möglich. Außer wir locken ihn raus", erklärte Kanndra.
"Gibt es nur einen Zugang zum 2.Stock?" fragte Valdimier.
"Ja, und den hat der Mann verbarrikadiert. Er scheint zwar durchgedreht zu sein, allerdings ist er nicht blöd."
"Von wem hat er eigentlich die Waffe?"
"Keine Ahnung, die muss er schon vorher bei sich gehabt haben."
"Ja, hatte er", ertönte eine Stimme hinter ihnen.
Ein Mann kam auf die Wächter zu. Er war recht groß und sein Körper war mit Muskeln bepackt. Er hatte langes blondes Haar und auf seinem Rücken trug er ein Schwert mitsamt Schild.
"Entschuldigung, aber wer sind Sie denn?" fragte Sidney.
"Mein Name ist Carlos von Unkelberg", sagte der Mann. "Der Mann, der sich dort oben verschanzt hat, ist mein Partner."
"Aha, und was machen sie hier in Ankh-Morpork?" fragte Kanndra.
"Wir sind Abenteurer und sind nur auf der Durchreise. Wir wollten eigentlich nur die Nacht hier verbringen."
"Können Sie sich erklären, warum ihr Freund sich so aufführt? Passiert das öfters, dass er die Nerven verliert und Geiseln nimmt?"
"Nein, noch nie. Ich war nur kurz in der Schmiede dahinten, als ich Joe schreien hörte. Als ich wieder hierher zurückkam, waren er und dieser komische Straßenhändler verschwunden. Der muss ihn wohl so verrückt gemacht haben."
"Nicht direkt", sagte Charlotta. "Es lag wohl eher an den Würstchen, wenn man den Zeugen glauben darf, aber so eine Reaktion gab es noch nie."
"Ein paar Zeugen behaupten, Schnapper hätte was von einem neuem Gewürz verkündet. Vielleicht hat es damit was zu tun?"
"Wie soll das denn gehen?" fragte Araghast. "Meinst du Schnapper hat seine Würstchen mit Platte gewürzt?"
"Vielleicht wusste er ja nicht, was er da als Gewürz verwendet hat", antwortete Kanndra trotzig.
"Na ja, das soll jetzt auch nicht Thema der Unterhaltung sein. SUSI kann sich ja mal das Gewürz später genauer anschauen. Wir sind jetzt hier, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen", sagte Sidney "Und ich habe auch schon eine Idee."
Er drehte sich zu Carlos.
"Was für Waffen hat denn ihr Freund immer bei sich?"
"Nur seine Armbrust, aber mit der kann er vorzüglich umgehen. Er hat bis jetzt noch nie daneben geschossen."
"Vielleicht lag es auch an den Gegnern", murmelte Valdimier.
Der wütende Blick des Kriegers, zeigte ihm, dass er anscheinend nicht leise genug gemurmelt hatte.
"Gegen ihn hättest du keine Chance Vampir", zischte Carlos.
"Vielleicht finden wir das ja gleich heraus", erwiderte Valdimier.
"Wie auch immer", unterbrach Sidney das Gespräch "Wie viele Bolzen hat den Joe? Vielleicht sitzt er ja da oben und hat keine Munition mehr."
"Also er hat immer mindestens 20 Stück bei sich."
"Verdammt."
Sidney runzelte die Stirn, als er für einen kurzen Moment überlegte.
"Ich würde folgendes Vorschlagen. Wir lenken seine Aufmerksamkeit für einen kurzen Augenblick auf die Fenster. Malachit öffnet dann mit der M.U.T den Zugang zum Raum und Valdimier und ich erledigen den Rest."
Er blickte zu Valdimier.
"Bereit für deinen ersten Einsatz?"
"Aber immer doch", antwortete der Vampir und warf Carlos noch mal einen kurzen Blick zu.
"Ich glaube da gibt es aber ein kleines Problem", sagte Kanndra.
"Und das wäre?" fragte Sidney
Kanndra deutete auf die Person, die sich mit Venezia unterhielt.
"Wer ist das?"
"Das dürfte der Inhaber des Ladens sein."
"Und was will er?"
"Soweit ich das mitbekommen habe, spricht er sich gegen ein gewaltsames Eindringen in den 2. Stock aus."
"Aha. Den sollten wir uns mal genauer anschauen und mal hören, was er will."
Die FROG Mitglieder begaben sich zu Venezia, die sich mitten in der Diskussion mit dem Inhaber des Geschäfts befand.
"Und ich sage es ihnen noch mal", hörten sie den Mann fluchen. "Ich werde es nicht zulassen, dass meine teuren Antiquitäten oder irgendetwas anderes in meinem Geschäft von ihnen zerstört wird."
"Aber verstehen Sie doch Herr Porzelen", erwiderte Venezia. "Wie sollen wir denn sonst in den 2. Stock kommen? Es gibt sonst keinen anderen Weg, um in den Raum zu kommen."
"Das ist nicht mein Problem."
"Da oben befindet sich jemand in akuter Lebensgefahr."
"Na und? Das ist mir doch egal. Hauptsache er fast da oben nichts an."
"Wir könnten einfach stürmen", sagte Sidney.
"Wenn Sie das wagen, dann werde ich mich persönlich beim Patrizier dafür einsetzen, dass sie alle ihren Job verlieren."
"Aber der Patrizier ist gerade nicht hier", sagte Sidney und näherte sich Herrn Porzelen. "Sie können ja schon mal zu ihm gehen und sich beschweren."
"Netter Versuch. So leicht werden Sie mich nicht los", antwortete Porzelen. "Und wenn Sie glauben, Sie können mich hier einschüchtern. Das können Sie gleich wieder vergessen."
Valdimier verdrehte die Augen und trennte sich von den andern Wächtern um sich das Gebäude noch mal anzuschauen.
"Das darf doch wohl nicht wahr sein. Da oben ist einer mit einer Armbrust und droht jemanden abzuschießen und hier wird über altes Porzellan verhandelt."
"Was wird das wenn es fertig ist?" hörte Porzelen rufen. "Versuchen Sie erst gar nicht ohne meine Zustimmung in das Haus zu kommen."
"Nein Sir. Ich versuche nur einen anderen Weg zu finden, um in das Gebäude zu kommen", antworte er, als er den Laden betrachtete.
Das Gebäude hatte zwei Stockwerke und wahrscheinlich ein Dachgeschoss. Die Fenster im zweiten Stock waren alle zugezogen, außer das letzte auf der rechten Seite. Anscheint war dies ein anderes Zimmer, was an den Ausstellungsraum angrenzte.
Man könnte versuchen durch das Fenster in den Nachbarraum zu kommen. Allerdings würde Joe dadurch alarmiert werden und das würde Schnapper keinen Vorteil bringen. Als er das Dach betrachtete, viel ihm etwas auf.
"Warum eigentlich nicht?"
Er ging zurück zu der Gruppe und wand sich an Herrn Porzelen.
"Entschuldigen Sie bitte Herr Porzelen. Was für ein Zimmer grenzt an den Ausstellungsraum an?"
"Das ist mein Schlafgemach. Warum fragen Sie."
"Der Kamin, der zu dem Kaminsims auf dem Dach gehört, befindet der sich in diesem Zimmer?"
"Ja. Was haben Sie vor?"
Die Blicke seiner Kollegen und des Antiquitätenhändlerswaren nun auf ihn gerichtet. Auf Sidneys Gesicht bildete sich ein leichtes Grinsen.
"Sidney und ich könnten durch den Kamin.."
"Das können Sie gleich vergessen", unterbrach ihn Porzelen. "Es ist nicht das erste Mal, das jemand versucht durch den Kamin in mein Geschäft einzubrechen. Deswegen hab ich den Kamin an ein paar Stellen verengen lassen. Da passt kein Mensch mehr durch."
"Ich schon", antwortete Valdimier.
"Neinnein, das kommt überhaupt nicht in Frage", rief Venezia "Du bist noch in der Ausbildung und hast noch keinen richtigen Einsatz hinter dir. Es ist zu gefähr..."
"Wenn Sie einen besseren Vorschlag haben..." fiel ihr Porzelen ins Wort. "...wenn er es versuchen möchte, dann soll er doch. Immer noch besser, als wenn Sie mit ihrer gesamten Mannschaft reinstürmen."
"Genau, und wenn ich beim Versuchen über die Klinge spring, dann steht sicher auf meinem Grabstein "Hier ruht Valdimier van Varwald. Er hatte es versucht und leider nicht geschafft"sehr ermutigend"
"Ich würde es gerne versuchen. Aber nur mit ihrer Erlaubnis Leutnant."
"Mach doch was du willst."
"Wenn ich das überlebe, dann steht das schlimmste wahrscheinlich noch vor mir."
"Also gut. Herr Porzelen, die Frage mag zwar jetzt etwas komisch klingen, aber wann wurde ihr Kamin das letzte Mal gereinigt?"
"Vor ungefähr 2 Monaten. Warum? Angst schmutzig zu werden?"
"Ich nicht, aber mein Umhang", sagte Valdimier und löste den Umhang um seinen Hals. "Rußflecken lassen sich nur sehr schlecht entfernen."
"Willst du uns auf den Arm nehmen?" fragte Venezia ungläubig.
"Nein. Für einen Vampir gibt es nichts Schrecklicheres als einen versifften Umhang", verteidigte sich Valdimier.
Er legte den Umhang sauber zusammen und drückte ihn Araghast in die Hand.
"Den will ich nachher wiederhaben", sagte er dabei.
"Das hoffe ich", antwortet Bregs. "Und vergiss nicht, dass du später noch einen ausgeben wolltest."
"Mal sehn ob das Bleichgesicht da wieder heil rauskommt", ertönte eine Stimme direkt hinter ihm.
"Ups. Der Knebel muss sich gelöst haben."
Araghast nahm Magnarox zur Hand und setzte den Knebel neu an.
"Hey, was soll HMPF..." verstummte das Schwert.

***


Kurze Zeit später waren Valdimier und Sidney auf dem Dach.
"OK. Gehen wir die Sache noch mal durch. Sobald du in dem Raum bist, geben wir dir drei Minuten, um Joe kampfunfähig zu machen und Schnapper in Sicherheit zu bringen. Dann stürmen wir, egal was drinnen gerade passiert", erklärte Sidney "Araghast wird noch mal versuchen mit Joe zu reden und ihn so von der Tür abzulenken. So müsstest du ihn Überraschen können. Wenn du ihn überwältigt hast, dann gib uns ein Zeichen."
"Und nebenbei muss ich noch drauf achten, dass da drin kein alter Plunder zu Bruch geht, ich nicht erschossen werde und am besten sollte Joe auch nicht das zeitliche segnen", antwortete Valdimier sarkastisch. "Wenn's nur das ist."
"Du kannst es dir noch anders überlegen."
"Nein, ich schaff das schon."
Valdimier wollte keine Schwäche zeigen.
"Also dann. Wir sehen uns nachher."
"Viel Glück."
Mit einem *PLOP* verwandelte sich Valdimier in eine Feldermaus und flog langsam den Kamin hinunter.
"Schnapper. Warum muss es ausgerechnet Schnapper sein? Der Schnapper der mich erst vor kurzen betrogen hat, sitzt nun in einem Raum fest und bekommt vielleicht sein Lebenslicht ausgeblasen und ich soll nun seinen Allerwertesten retten."
Als Valdimier am Ende des Kamins angekommen war, klammerte er sich kopfüber an einen Mauerstein und schaute vorsichtig in den Raum.
Das Fenster bot genug Licht, um das Schlafgemach vollkommen auszuleuchten. Nachdem er sich kurz versichert hatte, dass er alleine war, flog er in das Zimmer und verwandelte sich zurück.
Unter dem Fenster stand das Bett von Herrn Porzelen. Gegenüber befand sich ein Schreibtisch mit einem Stuhl davor.
Damit war auch schon das Mobiliar des Raumes vollständig aufgezählt.
Durch die Tür zum Ausstellungsraum hörte er eine gedämpfte Stimme. Da es nicht Schnappers war, konnte sie nur Joe gehören.
Er betrachtete noch einmal den Kamin.
"HO HO HO, Joe. Waren wir auch schön artig?"
Valdimier spannte seine Pistolenarmbrust und legte einen Bolzen ein. Dann schlich er zur Tür.
Valdimier lauschte an der Tür. Wahrscheinlich war Bregs schon dabei mit Joe zu reden.
"Ich sage es euch noch mal ihr Dämonen", hörte er Joe durch die Tür schreien. "Wenn auch nur einer hier reinkommt, dann erschieße ich erst ihn und dann ist euer Freund dran." Valdimier nahm seine Sonnebrille ab, steckte sie in seine Brusttasche und öffnete vorsichtig die Tür.
Allerdings wusste er nicht, dass die Tür schon sehr alt war und Herr Porzelen noch nie die Scharniere geölt hatte.
"HO HO.." KNNAAAARRRTTTZZZ "OH OH!!"
Er sah wie Joe herumwirbelte und seine Armbrust hochriss.
Valdimier schlug die Tür zu und drückte sich an die Wand. Wenige Millisekunden später durchschlug ein Bolzen die Tür und blieb in der Gegenüberliegenden Wand stecken.
"Beim Blut meines Vaters. Der Kerl ist schnell."
Valdimier trat gegen die Tür, welche mit einem lautem Krachen aufflog und sprang in den Ausstellungsraum.
Im Sprung schoss er auf die Stelle, wo sich Joe noch vor kurzem befand. Doch der Bolzen flog ins lehre und bohrte sich in die Wand.
Valdimier rollte sich ab und ging hinter einem Podest in Deckung.
"Stirb du Dämon. Ich habe euch gewarnt", schrie Joe.
"Ich bin kein Dämon", rief Valdimier und lud dabei seine Armbrust neu.
"Du lügst. Du gehörst doch auch zu den Dämonen, die dort draußen auf mich warten und mich töten wollen."
"Wovon redest du eigentlich Joe?"
"Dämonen, überall sind Dämonen."
"Hoffnungsloser Fall"
Valdimier schaute vorsichtig um das Podest herum. Joe war nirgends in der spärlich beleuchteten Dunkelheit zu sehen. Wahrscheinlich versteckte er sich hinter einen der Aufsteller. Dafür erkannte Valdimier Schnapper in der gegenüberliegenden Ecke sitzen. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen hatte er schon mit seinem Leben abgerechnet und wartete nur noch darauf, dass ihn ein Bolzen traf.
Valdimier verlies seine Deckung und lief geduckt nach rechts und ging hinter einem anderen Podest in Deckung.
"Wo ist der Kerl?"
Valdimier schaute zu Schnapper. Zwischen den beiden lagen zirka 15 Meter und es standen nur zwei Podeste in der Nähe, die Valdimier als Deckung benutzten konnte.
Gerade als er seine Deckung verlies, sah der Vampir einen Schatten durch das Kerzenlicht huschen.
Valdimier zielte im Laufen und drückte ab.
Der Bolzen zischte los und bohrte sich in das Podest, hinter dem Joe verschwand.
Valdimier hatte die erste Deckung fast erreicht, als er im Augenwinkel Joe hinter seiner Deckung hervorschnellen sah.
"Verdammt!"
Er warf sich zu Boden, hörte das Klicken einer Armbrust und kurz darauf bohrte sich ein Bolzen in die Wand, wo er noch eine Sekunde zuvor gestanden hat.
Valdimier stieß gegen das Podest, was dazu führte das die Vase darauf anfing bedrohlich hin und her zu wackeln und schließlich ihren Weg Richtung Boden antrat. Valdimier schnellte hervor und fing sie gerade noch ab.
Er hört ein leises klicken und spürte kurz darauf einen stechenden Schmerz an seiner linken Schulter. Hinter ihm ertönte ein lautes PLOCK.
Valdimier kroch zurück hinter das Podest und betastete seine Schulter. Er spürte wie Blut an seinem Arm herunter lief.
"Nur ein Streifschuss. Eine Vase. Du Idiot wärst beinah für eine Vase drauf gegangen. Was hast du dir dabei nur gedacht?"
In seinem Kopf hallten Sidneys Worte: "Wenn der erste Bolzen an deinem Kopf vorbeifliegt, dann verabschiedet sich die Theorie durchs Fenster und du bist auf deine Intuition angewiesen."
Er spannte die Armbrust und legte einen neuen Bolzen ein. Joe musste sich hinter dem Podest gegenüber befinden.
"Was ist los Joe?" rief er. "Dein Freund sagte du könntest mit der Armbrust vorzüglich umgehen. Ich lebe aber noch."[9]
"Ich werde dich töten", ertönte es hinter dem Aufsteller. "Niemand hat sich bisher mit Joe Zuckfinger angelegt und hat es überlebt."
"Viel Zeit bleibt dir nicht mehr Joe. Wenn ich erst mal meinen Freund in Sicherheit gebracht hab, bist du dran."
Valdimier sprintete aus seiner Deckung und warf sich auf den Boden. Ein Bolzen schlug vor ihm in die Wand ein. Er sah wie Joe ebenfalls zum nächsten Podest lief.
Immer noch auf dem Boden liegend, zielte er und drückte ab. Im Kerzenlicht konnte er erkennen wie der Bolzen das Bein des Gegners traf.
Joe schrie auf und stürzte.
"AARGHHH", schrie er "Du Schwein hast mich getroffen. Niemand verletzte Joe Zuckfinger und überlebt dies."
Valdimier sprang auf und lief, an dem Deckung gebenden Podest vorbei, zu Schnapper. Er saß in der Ecke und hatte die Augen zugekniffen.
Als er Valdimiers Hand auf seiner Schulter spürte, schlug er, die Augen immer noch geschlossen, wie wild um sich. Anscheinend dachte er, dass sein Leben nun zu Ende gehen würde.
"Schnapper lass das!" Valdimier hatte seine Probleme damit, einen Arm des Händlers zu fassen zu bekommen. "Ich bin von der Wache und..."
Schnapper traf mit einer Hand die Armbrust von Valdimier, welche in hohen Bogen in Richtung Dunkelheit flog und verschwand.
"Verdammt. Der Idiot bringt uns noch beide um."
Valdimier packte Schnapper und warf sich mit ihm zur Seite.
Ein Bolzen schlug an der Stelle in die Wand, wo vor kurzem noch Schnappers Kopf war.
Valdimier zerrte Schnapper hinter die nächste Deckung und drückte ihn gegen das Podest.
"Mach die Augen auf!!" brüllte er und gab ihm eine Ohrfeige.
Schnapper riss die Augen auf und schaute den Vampir verwundert an.
"Was? Wie? Ich kenn dich doch. Du bist nicht dieser Irre mit der Armbrust", fragte er verwundert.
"Das ich keine Armbrust mehr habe, hab ich dir zu verdanken", antwortete Valdimier.
Er konnte seine Armbrust nirgends sehen. Und auf der anderen Seite hatte Joe sicher schon einen neuen Bolzen eingelegt und wartete schon auf ihn.
"Was ist los Dämon?" rief Joe.
Ein leichtes Zittern lag in seiner Stimme. Anscheinend kämpfte er gegen den Schmerz in seinem Bein.
"Keine Munition mehr? Oder ist das deine Waffe die hier liegt?"
"Perfekt."
"Du wirst sie mir sicher nicht zurückgeben oder?" fragte Valdimier.
"Natürlich nicht. Es wird mir ein Vergnügen sein dich und deinen Freund zu erlegen."
"Was machen wir jetzt?" fragte Schnapper ängstlich.
Valdimier schaute vorsichtig an dem Podest vorbei und sah wie Joe aus seiner Deckung heraustrat. Die Armbrust in seiner Hand zitterte.
"...und du bist auf deine Intuition angewiesen."
Er durfte nicht zulassen, dass Joe noch näher kam.
Valdimier schloss die Augen und atmete tief ein.
"Wenn er jetzt trifft, ist es aus."
Valdimier öffnete die Augen und sprang mit einem Hechtsprung aus seiner Deckung heraus. Joe riss die Armbrust hoch und drückte ab.
Zu früh.
Der Bolzen bohrte sich vor Valdimier in den Boden.
Der Vampir rollte sich ab und sprintete auf den Schützen zu.

"OK", sagte Venezia zu den restlichen FROG Mitgliedern. "Die drei Minuten sind um und noch kein Zeichen von ihm. Gehen wir vom schlimmsten aus."
Sie wurde durch ein lautes Klirren, gefolgt von einem spitzen Schrei über ihr unterbrochen und kurz darauf regnete es Glasscherben auf die Wächter.
Etwa 3 Meter von ihnen entfernt schlug ein Knäul bestehend aus schwarzer Gardine auf der Strasse auf und rollte dort wie wild hin und her.
"Ein fliegender und sprechender Vorhang?" fragte Malachit.
"Stirb Dämon", ertönte es aus dem Knäul.
"Komm schon Joe, ist das alles was du kannst?"
Die anderen Wächter eilten zu dem Bündel und versuchten den Vorhang aufzurollen.
Die Tatsache, dass zwei Personen darin versuchten sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, machte es nicht einfacher.
Als sie es schafften den Vorhang zu öffnen sahen sie Valdimier auf Joes Bauch sitzen und gerade zu einem Schlag ausholen. Doch zu dem Schlag kam es nicht.
Als das Sonnenlicht auf den Vampir viel, schlug er einen Arm vor seine Augen und schrie laut auf. Für die Augen eines Menschen war es schon unangenehm, wenn sie sich von Dunkelheit auf das Sonnelicht umstellen mussten. Für die Lichtempfindlichen Augen eines Vampirs war dies eine Tortur.
Valdimier sprang auf, stolperte zwei Schritte zur Seite und viel neben Joe auf die Knie. Verzweifelt versuchte er mit seinen Händen die weißen Flecken wegzuwischen, die sich in seinem Blickfeld gebildet haben.
Joe Zuckfinger versuchte sich aufzurappeln, wurde aber von Sidney auf den Boden gedrückt.
"Lasst mich los", brüllte er. "Ihr werdet mich niemals lebend bekommen."
"Ift allef in Ordnung mit dir?", ertönte es neben Valdimier. Rogi Feinstich stand neben ihn und legte ihre Hand auf seine Schulter.
"Es geht schon", antwortete Valdimier. "In ein paar Minuten ist es vorbei."
Er versuchte zu blinzeln. Seine Augen tränten und er konnte nur mit Mühe was erkennen. Sein Kopf schmerzte als hätte er letzte Nacht zuviel getrunken.[10] Er stand auf und trottete zum Antiquitätenladen. Dort setzte er sich auf die Strasse und lehnte sich mit dem Rücken an die Hauswand.
Er konnte erkennen, wie die anderen Mitglieder von FROG versuchten Joe zu beruhigen. Er wehrte sich mit jedem Körperteil gegen die Wächter, doch er hatte keine Chance.
Valdimier griff in seine Brusttasche und zog seine Sonnenbrille heraus. Zu seiner eigenen Überraschung hatte sie den Sturz unbeschadet überstanden.
"Du Blutest."
Araghast tauchte vor ihm auf.
"Ist nur ein Streifschuss. Die Wunde ist gleich wieder verschwunden."
Valdimiers massierte seine Schläfen.
"Wie fühlst du dich?" fragte Bregs.
"Wie jemand, der gerade aus dem Fenster gestürzt ist."
"Interessante Vorgehensweiße", lästerte Araghast und begutachtete das Loch im 2.Stock, wo vorher noch ein Fenster war. "Wirksam, aber vielleicht einen Tick zu übertrieben."
"Mag schon sein. Aber ich lebe noch und Schnapper geht es auch den Umständen entsprechend gut."
"Fast wie Ku-Fung in dem Roman "Ein schlechteres Gestern"."
Bei dem Gedanken musste Valdimier anfangen zu lächeln.
"Allerdings ist da das Haus explodiert."
Araghast hielt Valdimier eine Hand hin, an der er sich der Vampir hochzog.
"Hier. Ihm ist nichts passiert."
Er gab Valdimier seinen Umhang zurück.
"Danke", antwortete der Vampir, als er sich den Umhang mit einer möglichst eleganten Armbewegung umlegte.
Er zögerte kurz.
"Wie gehts eigentlich Joe?"
"Wie es aussieht wurde er erst mal ruhig gestellt."
Sie sahen Joe völlig erschöpft, an Händen und Füßen gefesselt auf der Strasse liegen. Er hatte keine Kraft mehr um sich irgendwie zu wehren. Rogi nutzte dies um sich die Wunde an seinem Bein genauer anzuschauen. Carlos von Unkelberg kniete neben seinem Partner und versuchte mit ihm zu sprechen.
"Was ihn wohl so Verrückt gemacht hat?" fragte sich Valdimier.
"Also das nenne ich einen gekonnten Auftritt", ertönte Sidneys Stimme.
Der Werwolf verließ gerade den Laden und kam auf ihn zu.
"Nur das nächste Mal solltest du doch lieber die Tür nehmen. Herr Porzelen ist nicht gerade sehr darüber erfreut, dass er jetzt den Glaser kommen lassen darf."
"Er sollte sich lieber freuen, dass nichts von seinem alten Plunder zerstört worden ist. Für eine seiner Vasen, hätte ich beinahe das Zeitliche gesegnet."
"War sie alt und wertvoll?"
"Sag mir, wenn ich lachen soll", erwiderte Valdimier genervt. "Was macht Schnapper?"
"Er befindet sich noch im Laden und wird von Venezia befragt."
"Über das Gewürz?"
"Nehme ich mal an. SUSI wird sicher herausbekommen, was es damit auf sich hat."
Valdimier schaute zu Joe.
"Würde mich schon interessieren, warum er so durchgedreht ist. Entschuldigt mich für einen Augenblick."
Valdimier ging zu dem auf dem Boden liegenden Joe. Rogi legte ihm gerade einen Verband an. Der Bolzen der vorher im Bein von Joe Zuckfinger steckte, lag in einer kleinen Blutlache auf dem Boden.
"Wie gehst ihm?" fragte er Rogi.
"Wird fon wieder. Nichtf wirklich ernftef. In ein paar Tagen ift er wieder auf den Beinen."
"Und sein geistlicher Zustand? Wird er immer so verrückt bleiben?"
"Weif ich nicht. Allerdingf sollte Bregf mal verfuchen mit ihm fu reden. Vielleicht kann er ja waf herausfinden."
Valdimier blickte zu Carlos. Er kniete noch immer neben Joe und sagte kein Wort.
Als er die Blicke des Vampirs auf sich spürte, hob er den Kopf und nickte Valdimier zu.
Er erwiderte die Geste indem er ebenfalls mit dem Kopf nickte.
"So", hörte er Sidneys Stimme hinter sich. "Unsere Arbeit hier scheint getan zu sein."
"Und was machen wir jetzt?" fragte Valdimier.
"Jetzt gehen wir zurück ins Wachhaus und dort kannst du dich in eine weitere Aufgabe der FROGs stürzen."
"Und das wäre?"
Sidney grinste breit.
"Die aufregende Aufgabe des Berichte Schreibens."
"Klingt nicht sehr aufregend."
"Das Beste kommt noch."
"Und das wäre?"
"In 3facher Ausführung."

***


Ein paar Stunden waren vergangen und die Abenddämmerung fing an sich langsam über Ankh-Morpork zu legen.
Die gesamte FROG Mannschaft hatte sich im Labor von Isis, zu dieser Zeit Laborantin in der Ausbildung bei SUSI, eingetroffen.
Valdimier hatte seinen Bericht fertig geschrieben und musste ihn nur noch Venezia übergeben. Er hoffte, dass er die Ereignisse in dem Antiquitätenladen nicht zu übertrieben geschildert hatte. Es war ihm schwer gefallen es so zu schreiben, dass sich sein Bericht nicht wie ein billiger Actionroman lesen würde.
"Ach Valdimier."
Venezia kam auf ihn zu.
"Ja Ma'am?"
"Ich hab dir noch gar nicht zu deinem ersten Einsatz gratuliert."
"Danke Ma'am."
"Allerdings solltest du nächstes Mal wirklich die Tür benutzen."
Ein Grinsen bildete sich auf Venzias Gesicht.
"Ja Ma'am."
Valdimier seufzte.
"Das wievielte Mal hast du das jetzt gehört?"
"Nun sind die FROGs komplett", antwortete Valdimier nur.
"Dürfte ich kurz um ihre Aufmerksamkeit bitten meine Damen und Herren?" unterbrach Isis. "Ich weiß zwar nicht wie es mit ihnen aussieht, aber ich habe noch andere Sachen zu erledigen."
Isis zeigte den FROGs eine kleine Schale, in der etwas von dem Gewürz lag.
"Also, das was Schnapper als Gewürz für seine Würstchen genommen hatte, nennt sich Wachmöhn und stammt aus Klatsch."
"Was bewirkt es?", fragte Venezia.
"Bei Einname ruft es bei seinem Konsumenten leichte Glücksgefühle hervor."
"Eine neue Droge?"
"So würde ich es nicht ausdrücken. Normalerweise hat es keine Nebenwirkungen und der Konsument verliert nicht den Sinn für die Realität."
"Und was hat dann Zuckfinger zu durchdrehen lassen?" fragte Valdimier.
"Nun. Ich habe ein paar Versuche durchgeführt und bin auf folgendes gestoßen. Wenn man mir bitte folgenden würde?"
Sie führte die Wächter zu einem kleinen Tisch, auf dem drei Käfige standen. Valdimier konnte erkennen, das sich in jedem eine kleine Ratte befand.
"Der Ratte in Käfig Nummer 1 hab ich etwas Wachmöhn zu fressen gegeben", erklärte Isis.
Die Wächter betrachteten die Ratte.
"Sie wirkt sehr zufrieden", kommentierte Araghast.
"Stimmt genau", antwortet Isis. "Die typische Reaktion auf Wachmöhn. Kommen wir nun zu Käfig Nummer 2. Dieser Ratte habe ich etwas von Schnappers Würstchen gegeben."
Die Wächter schauten in den Käfig.
"Scheiße", sagten die FROGs wie aus einem Mund.
"Genau das ist es. Die typische Reaktion auf Schnappers Würstchen. Totaler Verlust über die Darmfunktion. Kommen wir nun zu Ratte Nummer 3. Ihr hab ich auch was von Schnappers Würstchen gegeben, allerdings hab ich es vorher mit Wachmöhn bestreut."
Die Blicke der Wächter wanderten in den Käfig.
"Ratte sieht tot aus", antwortete Malachit.
"Exakt."
"Aber Joe lebt noch. Woher kommt das?" fragte Kanndra.
"Er hat wahrscheinlich ein starkes Herz", antwortete Isis. "Die Ratte ist nicht an dem Würstchen gestorben. Schaut euch die hier an."
Isis überreichte den FROGs ein paar Ikonographien.
"Die hab ich von der Ratte gemacht, als ich ihr das Würstchen gegeben hatte."
"Großer Gott", entfuhr es Bregs, als er die Bilder sah. "Sie muss durch die Hölle gegangen sein."
Valdimier betrachtete eines der Bilder.
Die Ratte drängte sich verzweifelt in die Ecke des Käfigs. In ihren Auge erkannte Valdimier den gleichen Ausdruck von Panik, den er auch bei Joe gesehen hatte.
"Soll das heisen, dass die Ratte vor Angst gestorben ist?" fragte Venezia.
"So wie ich das sehe, war der Stress einfach zuviel für ihr Herz", antwortete Isis.
"Aber warum?"
"Es liegt an dem Fett."
"Bitte?"
"Das Fett, was Schnapper verwendet, ist schon durch so viele Generationen gegangen, dass sich daraus schon ein völlig anderer Stoff entwickelt hat. Dieser Stoff mit Wachmöhn verbunden, ruft schwere Halluzinationen und Wahnvorstellungen hervor."
"Deswegen hat Joe auch immer von Dämonen geredet. Er war in einer völlig anderen Welt", antwortet Bregs.
"Ich hoffe Schnapper hat nichts mehr von diesem Wachmöhn, oder?" fragte Valdimier Venezia.
Die Vorstellung, das bald wieder jemand in Ankh-Morpork durchdreht, stimmte ihn nicht sehr fröhlich.[11]
"Wir haben seinen Vorrat vorsorglich Beschlagnahmt", erwiderte Venezia.
"Wie lange hält dieser Zustand eigentlich an?" fragte Kanndra.
"Nach den Ergebnissen die ich hier habe, dürfte sich die Person nach 6 Stunden wieder vollkommen beruhigt haben."
"Dann sollte mit Joe ja bald wieder alles in Ordnung sein. Dann kann er auch aus seiner Zelle entlassen werden."
"Das ist anzunehmen. Hat sonst noch jemand eine Frage?"
Kurzes Schweigen.
"Nein? Gut. Dann last mich wieder an meine Arbeit gehen. Ich hab noch ein paar Tests dich ich für Lady Rattenklein durchführen soll."
"Gute Arbeit Isis", antwortet Venezia aber Isis war schon mit einem neuen Experiment beschäftigt.

"Soll Wachmöhn jetzt verboten werden?" fragte Kanndra, als die Wächter durch den Flur des Wachgebäudes gingen.
"Ich denke es reicht, wenn wir Schnapper bitten es nicht mehr als Gewürz für seine Würstchen zu verwenden. Außerdem werden wir uns mal mit dem Gewürzhändler unterhalten und ihn bitten das Zeug nicht mehr an jeden zu verkaufen", antwortete Venezia.
"Und was machen wir jetzt?" fragte jemand.
"Da wir jetzt Dienstschluss haben", begann Valdimier.
"Ein FROG ist immer im Dienst", unterbrach ihn Venezia.
"Da zu Zeit niemand von uns benötigt wird. Wer kommt mit in die Bahre? Ich gebe einen aus."
Schnell rechnete Valdimier in Gedanken seine augenblickliche Finanzielle Lage aus und fügte dann noch den Satz: "Wenn sich jeder von euch mit einem kleinen Bier zufrieden gibt" dazu.
"Na ja, der Wille ist da", antwortete Bregs. "Aber zu einem Gratis Drink sage ich nicht nein."
Auch die restlichen Wächter willigten ein und so verbrachten sie den Rest des Abends in der Bahre, um dort den Tag auf eine ruhige Art ausklingen zu lassen.

***


Joe Zuckfinger wurde am nächsten Morgen aus seiner Zelle entlassen. Seine Wahnvorstellungen waren verschwunden und er konnte sich an nichts von dem, was am vorherigen Tag passiert war, erinnern.
Er und sein Freund Carlos von Unkelberg verließen auf dem schnellsten Weg Ankh-Morpork und reisten weiter auf der Scheibenwelt umher und bestritten gemeinsam noch viele Abenteuer.

Hätte sie jemand dabei beobachtet, dann wären daraus vielleicht sogar ein paar Geschichten entstanden. Doch so blieb es nur bei den typischen Prahlereien in den Kneipen, die ihnen eh niemand abkaufte.

[1] Was daran gelegen hat, dass Valdimier die meiste Zeit geflogen war

[2] Kurz: Sie überlebte die nächsten 10 Minuten nicht. Und das obwohl sie nur in der Tasche getragen wurde

[3] Allerdings in einer Spezialversion für Gnome

[4] Was sehr merkwürdig in Ankh-Morpork war

[5] Siehe Multimission: Nach dem Mord ist vor dem Spiel

[6] Was bei einem Einäugigen recht seltsam aussah.

[7] Oder einem Dolch, Schwert, Morgenstern, klatschianischem Flammenwerfer usw..

[7a] Menschen die schon länger in Ankh-Morpork wohnten, würden lieber den Freitod wählen, anstatt eins von Schnappers Würstchen zu essen

[9] OK. Das war gelogen.

[10] In seinem Fall etwa 2 Bier

[11] Wobei fast jeden Tag jemand in Ankh-Morpork durchdreht. Allerdings nicht so schlimm.




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