Littera et Explosiva

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von Gefreiter Sebulon, Sohn des Samax (RUM)
Online seit 13. 01. 2009
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 Außerdem kommen vor: Sebulon, Sohn des SamaxNimh ad OrbhFrän FrommBraggasch GoldwartPyronekdan

SUSI meldet eine Briefbombe in einem Umschlag, der in einem neuen toten Briefkasten auf einen RUM-Postboten wartete...

Dafür vergebene Note: 11

SUSI meldet eine Briefbombe in einem Umschlag, der in einem neuen toten Briefkasten auf einen RUM-Postboten wartete ...
Sidney, 29.01.2003 [1]

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"Hier hat auch lange keiner mehr sauber gemacht, Mistverdammich!", polterte es durch die Rohrpoströhre, kurz bevor ein zerknülltes Stück Papier auf dem Tisch von Jack Narrator landete.
Unter Flüchen über den Unrat im System verabschiedete sich der Rohrpostdämon.
Etwas angewidert von der rüpelhaften Art des Dämons entfaltete der Püschologe das Knöllchen und las sich den Inhalt durch.
Dann entschied er, dass das eine Angelegenheit war, die auch andere lösen konnten. Und sie wirkte simpel genug, dass sie auch ein Neuling schaffen konnte. Sogar ein Unbegabter.

*

"Sebulon, bist du hier?", fragte Jack und öffnete die Tür zu dessen Büro.
"Hmm.", machte der Zwerg, ohne von der Apparatur aufzuschauen, an der er herumschraubte. "Was gibt's, Jack?"
"Ich hab hier einen Auftrag, von dem ich denke, dass du der geeignete Zwerg bist, um ihn zu lösen."
Er legte den Zettel des Rohrpostdämonen auf den Tisch und sah sich die Maschine etwas näher an.
Unglaublich, womit dieser Kerl seine Zeit so verschwendet, dachte der Lance-Korporal. Ich möchte gar nicht wissen, wozu dieses Ding gut sein soll ...
"Kann ich sonst noch etwas für dich tun, Sir?", fragte Sebulon kurz angebunden, noch immer an der Mechanik werkelnd.
"Lass mich einfach wissen, falls der Auftrag dir zu schwer sein sollte; ich habe gehört, dass helfende Hände bei Wartungsarbeiten des Rohrpostsystems gebraucht werden. Falls du Hilfe brauchst, weißt du ja, wo mein Büro ist. Meine Tür steht dir jederzeit offen.", entgegnete der Lance-Korporal sanft und verließ den Raum wieder.
In dem exakten Tonfall hätte er auch gönnerhaft sagen können: 'Man hat ja ein Herz, nicht wahr.', dachte Sebulon.
"Als ob.", murmelte der Zwerg und sah sich den Auftrags-Zettel an.

*

"Bist du - moment - Nimh?", fragte Sebulon die strahlende Schönheit, die in der Kantine saß und sich gerade mit einem anderen Zwerg angeregt unterhalten hatte, der ihr gegenübersaß. "Nimh ad Orbh?"
"Ja, in der Tat.", sagte die Frau und sah den Zwerg an, der neben ihr stand. Beziehungsweise in mehreren Richtungen quer an ihm vorbei.
"Ich bin hier drüben.", meinte er und lächelte verunsichert.
"Ich weiß, ich sehe dich doch an. Wie kann ich dir helfen?"
Einen Moment lang sah Sebulon vom einen Auge zum anderen und zurück, dann schmunzelte er und konzentrierte sich auf ihre Stirn.
"Du bist Okkultismus-Expertin, nicht wahr?"
"In Ausbildung. Und wer bist du?"
Der Gefreite salutierte zackig.
"Sebulon, Sohn von Samax, Rum-Püschologe. Hast du etwas Zeit? Ich habe ein paar Fragen, die deinen Fund betreffen."
Sie runzelte die Stirn und sah sich dann zu dem Zwerg um, der ihr gegenübersaß.
"Doris, ist es in Ordnung, wenn wir uns heute Abend noch einmal treffen? In der Trommel?"
"Oh! Ich wollte nicht ...", begann Sebulon, doch der scheinbar weibliche Zwerg strich sich mit der Hand durch den recht kurzen Bart und meinte dann lächelnd: "Arbeit ist Arbeit, nicht wahr? Aber es war schön, mal wieder hier sein zu können. Schade, dass wir nicht noch länger reden konnten - aber das holen wir ja nach. Bis heute Abend in der Trommel, Nimh!"

*

Kurz darauf saßen Nimh ad Orbh und Sebulon, Sohn des Samax, in dem Büro der Okkultismusexperten und tranken einen Tee.
"Entschuldigung noch einmal, dass ich dich und den Zwerg auseinandergerissen habe."
Erstaunt sah Nimh von ihrer Tasse auf und richtete ihren Suchscheinwerferblick in Richtung des Püschologen.
"Ach, du kennst Doris gar nicht? Na, ist nicht schlimm; sie war ja schon vor unserer Zeit hier. Wir haben uns vor zwei Wochen auf dem Hiergibtsallesplatz getroffen und sind über die Wache ins reden gekommen. Sie hatte mal bei RUM die Ausbildung zur Püschologin angefangen."
"Und nie beendet?", fragte Sebulon.
"Im Gegenteil: Sie hat sich selbständig gemacht und arbeitet für die Gilde der Assassinen."
Der Zwerg nickte anerkennend. "Die brauchen immer fähige Leute.", meinte er.
"Aber wir wollten ja über den Fund reden.", sagte Nimh und richtete - vermutlich - ihren Blick auf die Aktenstapel, die auf ihrem Arbeitsplatz verteilt lagen.
"Gefunden hab ich ihn in der Kreiselgasse.", erklärte die Gefreite, während sie suchte.
Sebulon stutzte.
"Moment, da ist doch das ..."
"... Zwergenbrotmuseum, stimmt. Ich war wegen der Sache mit dem gestohlenen Zwergenbrot von Kalvin dem Kürzeren da unterwegs und habe den Sprengsatz im Briefumschlag gewissermaßen nur zufällig ... moment, hier müssen meine Notizen doch irgendwo ..." Mit flinken Bewegungen ging sie vier komplette Akten durch, dann sagte sie "Ah-ha." und reichte dem Zwergen drei Blätter.
"Ich wusste gar nicht, dass wir da auch tote Briefkästen haben.", murmelte Sebulon und begann die Stichpunkte zu überfliegen.
"Du bist bei RUM. Ich mache meinen Dschob und du deinen.", stellte Nimh fest.
Ein Schweigen stand im Raum. Schließlich faltete Sebulon die Blätter zusammen und steckte sie in eine Tasche an seiner Uniform.
"Solltest du jetzt nicht so etwas sagen, wie 'wie fühlst du dich jetzt' oder 'was macht es mit dir, dass du einen Sprengsatz gefunden und entschärft hast'?", fragte die Gefreite und verschränkte die Arme.
"Nun - war der Brief, in dem sich der Sprengsatz befand, an dich adressiert?"
"Nein, er war an einen RUM-Kontakter adressiert. Aber er hatte eine oktarine Randfärbung im interspektralen ..."
"Also gut: Wie geht es dir damit, dass du fremde Post gelesen hast?", fragte Sebulon, zwinkerte der Schönheit schelmisch zu und erhob sich.
"Danke für deine Hilfe, Frau ad Orbh. Ich werde mich mal um denjenigen kümmern gehen, der versucht hat, einen von uns in die Luft zu sprengen."
Mit diesen Worten salutierte er und verließ den Raum.

*

Der Nebel des Ankh war bis in die Kreiselgasse hinaufgekrochen. Drei Bettler saßen an der einen Häuserwand; auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand eine silberne Statue, die einen Zwerg zeigte, auf dessen Schulter ein Gnom stand.
Als Sebulon die Gasse betrat, erlosch die hinterste der acht Laternen, die die Straße derzeit eher düsterer als heller wirken ließen. Sein fester Schritt und das Klappern seines Werkzeuggürtels hallte von den Wänden wider.
Vor Haus Nummer sechzehn blieb er stehen. Er hakte die Daumen im Gürtel ein und betrachtete das Haus kritisch. Es war ein zwei-Familienhaus, heruntergekommen, bestimmt hatte es einmal Stuckverzierungen genossen.
Neben sich bemerkte er eine Bewegung - doch da war niemand, nur die Silberstatue.
Moment: Sie wackelte!
Er trat einen Schritt auf die unförmige Statue zu und sagte: "Guten Tag, die Herren. Ich bin von der Stadtwache und ..."
Mit einem mal sprang der Gnom von der Schulter des Zwergs und beide rannten kichernd davon.
Sebulon schüttelte den Kopf. Die Narren in dieser Stadt wurden immer seltsamer. Sie wollten nicht einmal Geld haben oder eine Quittung ausstellen.
Er ging zur Eingangstür des Gebäudes, überlegte einen Moment lang, ob er anklopfen sollte, klopfte tatsächlich, wartete einige Augenblicke, klopfte erneut und gab dann auf. Vermutlich lebte schon seit Jahren niemand mehr hier.
Mit einem Griff zu seinem Gürtel förderte er Notizblock und Stift zutage. Er schrieb:

  • Wie groß ist eine Ekschplosion?
  • Wer wohnte im Haus?
  • Gibt es lohnende Ziele?

*

"Äh, ..."
"Komm rein, Braggasch.", sagte Sebulon.
Der blondgelockte Zwerg öffnete die Tür und brachte einen stark duftenden Tee ins Zimmer.
"Ich hab Kadwallader getroffen und der hat gemeint, du, äh, wärst noch nicht gegangen, also hab ich dir einen Tee mitgebracht. Was machst du zu der Zeit hier, Gürtel? Äh, ich dachte, du hattest ..."
"... Frühschicht. Ja, hatte ich."
"... Frühschicht. Oh. Äh."
Der Späher stellte die Tasse auf einen Aktenstapel, nahm sich Janders' Stuhl, setzte sich an den Tisch von Sebulon und streckte die Beine aus. Dann sah er seinen Freund an und runzelte die Stirn.
"Sebu?"
"Ja?"
"Äh, was machst du da?"
Der Zwerg sah zum ersten mal seit Beginn des Gespräches auf und lächelte den Obergefreiten Goldwart an.
"Das hier, mein Freund", sagte Sebulon mit weit ausholender Geste über die Papiere, "sind Unterlagen aus den Stadtarchiven - präzise: Stadtpläne. Noch präziser: Pläne von der Kreiselgasse und umgebende Gebiete, inklusive Kanalisation. Und das sind, ohne übertreiben zu wollen, nicht wenige. Hab sie mir gestern besorgt und seitdem sitze ich hier und zirkle."
"Und ... äh ... warum?"
"Ach, Goldi, ich hatte gehofft, das würde etwas Licht in meinen Fall bringen. Wenn hier ..."- er deutete auf einen rot markierten Punkt auf einer Karte -"... der tote Briefkasten ist, und die Sprengkraft etwa fünfzehn Meter umfasst, was wäre dann ein lohnendes Ziel?"
Braggasch beäugte die Karte.
"Äh, wer hat in dem Haus da gewohnt?"
"Niemand. Das Ding steht leer, seit es gebaut wurde. Wollte nie jemand haben, obwohl es wohl mal ganz herrschaftlich konzipiert war."
"Äh, dann keins?"
Sebulon rieb sich die Augen und seufzte.
"Erkenntnis des Tages: Der jüngste Sohn von Burkhard findet die Lösung schneller als der dritte Sohn von Samax - und sie hilft leider noch immer nicht weiter!"
Frustriert hieb Sebulon mit der Handkante auf den Tisch.
Nach einem Moment der Stille fügte Sebulon an: "Entschuldigung, Goldi, war nicht gegen dich."
"Äh, schon in Ordnung. Was hältst du davon, wenn du für heute Schluss machst, Gürtel?"
"Nicht viel, eigentlich, Sir.", sagte er mit einem Schmunzeln.
"Äh, Sir?", fragte Burkhards Sohn unsicher und sah sich um. "Wen meinst du?"
"Du, Goldi. Bist doch jetzt mein Vorgesetzter."
"Ach, vergiss es. Wir sind Zwergenbrüder. Und dass du, äh, aufhören sollst, für heute - das ist nur ein Rat. Von Zwerg zu Zwerg."
"Ja, vielleicht sollte ich.", seufzte der Püschologe. "Seh ich dich in zwei Stunden im Gesprungenen Auge?"
"In Ordnung. Trink deinen Tee. Äh, bis nachher."
Verwundert sah sich Sebulon um, entdeckte dann die Tasse und wollte sich gerade bedanken, als er bemerkte, dass er wieder allein im Raum war.

*

In der Nacht, als er aus der Kneipe den Weg heim mit Mühe gefunden hatte, träumte Sebulon.
Er sah sich, in grünlicher Hose, mit Jacke und Mütze, wie er in die wabernd-rote Kreiselgasse ging. Sich umsah. Er tippte jeden Laternenpfahl mit der Fingerspitze an. Es waren fünf. Er drehte sich nach rechts und steckte in den Ritz des verfallen Hauses von Nummer Sechzehn einen dicken Briefumschlag. Anschließend sah er sich um, juckte sich am Arm und ging weiter die Straße entlang. Fortwährend berührte er die Laternenpfähle.
Plötzlich blieb er stehen und drehte sich zu ihm um und er konnte ihm in seine großen, wahnsinnig geröteten Augen sehen.
Dann hörte er ihn zu sich sprechen: "Du folgst mir? Ich werde dich lehren!"

Schweißgebadet wachte er auf.

*

"Frän, kann ich dich kurz stören?", fragte Sebulon, nachdem er in das Büro der Püschologin eingetreten war.
"Ich bin nicht mehr deine Ausbilderin - aber wenn ich dir helfen kann, klar. Setz dich.", sagte sie und deutete auf die Püscho-Couch. "Es ist gerade wenig los und die anderen machen Mittagspause."
"Ich habe eine fachliche Frage, oder besser: eine Menge davon.", sagte Sebulon und setzte sich entgegen der Einladung auf einen Stuhl. "Weißt du, warum Wesen Bomben in Briefumschlägen hinterlegen?"
"Um Orte oder andere Wesen in die Luft zu sprengen. Naheliegenderweise."
Die Augen von Sebulon wurden groß.
"Wesen! Wächter! Verflixt, warum habe ich daran nicht gedacht? Ein Brief wird ja nicht auf der Straße geöffnet!"
Mit sachlicher Neugier sah Frän den Zwerg an.
"Ich hab einen Fall übernommen.", erklärte Sebulon. "Und danke, du hast mir sehr geholfen."
Er salutierte und sprintete aus dem Büro.

*

"Warum bist du nicht gleich zu mir gekommen, Sebulon?", fragte Korporal Pyronekdan. "Nun, es gibt eigentlich nur zwei Kontakter von RUM: Thask und mich. Andere Leute klappern die toten Briefkästen in der Regel nicht ab."
Sebulon nickte. Seine Hände zitterten etwas.
"Kann ich dir etwas anbieten?", fragte der Kontakter und nahm die Pfeife aus dem Mund. "Einen beruhigenden Tee oder so?"
"Nein, dann schlafe ich vermutlich ein.", entgegnete der Zwerg. "Trotzdem Danke. Also seid ihr beiden potentiell gemeint."
"Wie meinst du das?", fragte Pyronekdan.
"Es wurde eine Bombe in einem toten Briefkasten gefunden. Ich hab den Auftrag bekommen ..."
"Warum wird so etwas nicht an mich gegeben? Frechheit. Ich werde mich bei der Wacheleitung beschweren!"
Pyronekdan stand wutendbrannt auf. Beschwichtigend hob Sebulon die Hände.
"Vielleicht ist das nur im falschen Rohr ..."
"Papperlapapp, falsches Rohr! Es ist doch nicht zuviel verlangt, dass mein Rohr benutzt wird, wenn es um tote Briefkästen geht! Den Kontakter aus seinem Fall raushalten ... das geht zu weit."
"Frag mich nicht. Ich hab den Auftrag doch nur von Jack gereicht bekommen."
"Pah.", meinte der Kontakter und schüttelte wütend den Kopf.
"Also, wenn du gerade etwas Zeit hast, dann erkläre ich dir die Sache und was ich bisher herausgefunden habe."
Der Korporal stapfte durch den Raum, griff nach einer unbeschrifteten, gläsernen Flasche, nahm einen tiefen Schluck daraus, stellte die Flasche wieder ins Regal, seufzte und setzte sich anschließend zurück auf seinen Platz.
"Also gut. Schieß los. Was hat es mit der Bombe auf sich?"

*

"Soso, in der Kreiselgasse.", schloss Pyronekdan die Ausführungen des Zwergen.
Er stützte den Kopf mit der linken Hand ab und sah dem Zwerg in die Augen.
"Aber weißt du, was das seltsame ist?", fuhr er fort. "Dieser tote Briefkasten wird nicht mehr benutzt. Schon seit mehreren Jahren nicht. Wer auch immer die Bombe hinterlegt hat, war nicht gut informiert."
Sebulon blinzelte müde.
"Es gibt tatsächlich tote Briefkästen, die - tot sind?", fragte er.
"Tja, so ist das. Wir müssen mit der Zeit gehen, nicht wahr."
Er fuhr sich mit der Hand durch den Vollbart.
"Ich mache dir einen Vorschlag, Sewallon."
"Sebulon."
"Ja, richtig. Sebulon. Mein Vorschlag: Ich kümmere mich darum, lasse meine Kontakte etwas spielen - und du kommst morgen früh in meinem Büro vorbei. Ich leg dir, wenn ich etwas herausfinde, eine Nachricht auf meinen Schreibtisch." Er lachte humorlos. "Es wäre doch gelacht, wenn ich nicht herausbekommen kann, welcher Idiot es auf Thaski oder mich abgesehen hat."
"Das wäre großartig, Sir.", strahlte Sebulon. "Kann ich dir irgendwie dabei helfen?"
Der Mann lächelte den Zwerg an und nickte.
"Ich habe die ideale Aufgabe für dich. Geh nach hause und schlaf dich aus. Wenn ich etwas herausfinden kann, ist morgen noch genug Zeit, um dir darüber Gedanken zu machen."

*

Am nächsten Tag lag nichts auf dem Schreibtisch des Kontakters. Sebulon entschied sich, dass er Berichte abfertigte, die ohnehin überfällig waren.
Auch am Tag darauf hatte Pyronekdan keine Nachricht hinterlegt. Mimosa war zufällig da und versicherte, dass sie den Korporal an sein Versprechen erinnern würde.
In der Nacht hatte Sebulon einen weiteren Traum.

Er kniete. Vor ihm auf dem Boden lag eine blutüberströmte Leiche. Sie hatte eine Pfeife in der Hand. Das Gesicht konnte er nicht sehen. Er sah sich um und richtete sich auf. Wer konnte den armen Kerl erstochen haben?
Plötzlich bemerkte er ein Gewicht in seiner Hand. Da war Messer. Es war blutüberströmt.
"Das kann nicht ... ich ... ich war das nicht ...", flüsterte er.
In seiner Verzweiflung kniete er sich wieder vor die Leiche.
Da sah er ihr Gesicht.
"Als ob.", sagten die toten Lippen von Jack Narrator.

Der Schrei, den Sebulon ausstieß, begleitete ihn in die Realität.

*

Er hatte sich entschieden, es nicht noch einmal mit Schlaf zu versuchen, stattdessen hatte er einen ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt unternommen. Trotzdem war es noch früh, als Sebulon am Zimmer von Pyronekdan klopfte.
"Herein!", rief Mimosa.
"Oh, du bist allein.", meinte Sebulon enttäuscht. "Kannst du auch nicht schlafen?"
Mimosa lachte herzlich.
"Nein, ich bin gerade vom Ermitteln zurück und hab mir noch fix ein paar Notizen gemacht. Willst du was von mir?"
"Nein, von Pyronekdan."
"Na dann viel Glück, ich hab ihn heute Nacht nicht gesehen.", meinte Mimosa und ging zur Tür. "Viel Spaß beim warten."
"Oh, danke. Und gute Nacht.", meinte Sebulon und salutierte.
Als er allein war, setzte er sich an den Tisch.
Er hat mich bestimmt vergessen, dachte er.
Oder er will mir absichtlich nichts sagen. Vielleicht hat er etwas herausgefunden, was viel zu gefährlich ist?
Unsinn, dachte er.
Warum nicht? Er ist seit Tagen nicht hier gewesen.
Sebulon stutzte.
"Ach ja?", murmelte er. "Und was ist dann das hier?"
Er hob einen Zettel auf, auf dem in kleiner, ordentlicher Handschrift stand: "Für Sewallon." Neugierig drehte ihn der Zwerg um. Auf der Rückseite las er:

  • Irrtum: Kreiselgasse Nr. 6 wurde lange nicht benutzt.
    Nr. 16 ist neu.
  • Hinter mir sind mehr Leute
    her, als ich gedacht hätte.
  • Gruß P.

    PS: Untersuch den Brief, könnte helfen.

Warum hatte er den Brief nicht untersucht? Ihm unterliefen gerade deutlich zu viele Anfängerfehler. Und er war noch immer müde. Oder schon wieder?
Er brauchte jemanden, mit dem er seine Gedanken austauschen konnte. Hoffentlich hatte Frän Zeit.
Unachtsam ließ er den Zettel fallen und lief zurück zu Nimhs Büro, um den originalen Umschlag zu erbitten.

*

"Natürlich habe ich Zeit, Sebulon. Komm rein. Wie läuft's denn mit deiner ..."
"Bombe? Bombig.", meinte der Zwerg, trat ein und legte schwungvoll den Umschlag auf den Tisch. "Gut, dass du Zeit hast. Ich würde mir gern mit dir dieses Kuwäh besehen."
"Kuwäh?", fragte Fränn mit ausdrucksloser Miene.
"Diese ... Briefhülle hier.", sagte er lächelnd. "Kuwäh ist fremdländisch, hat Braggasch mir erzählt."
"Ah. Deine Hände zittern. Ist dir kalt?"
Verlegen steckte er die Hände in die Hosentaschen. "Ich glaube, ich bin nur etwas übermüdet. Kann nachts nicht so gut schlafen. Aber bestimmt ist das heute Abend anders ..."
"Darüber hatten wir doch geredet, Sebulon. Schlaf ist wichtig.", sagte Frän nüchtern.
Der Zwerg nickte resignierend.
"Können wir uns erst das Ding besehen und dann weiterstreiten, bitte?"
Die Gefreite strich den Umschlag glatt und holte dann eine Lupe aus dem Schubfach.
"Also ... hier kann man Striche erkennen. War der Briefumschlag schon im Labor?"
"Ja, aber die haben nur innen geguckt. Das Ding besteht aus normalem morporkianischen Papier, hat mir Nimh ad Orbh gerade gesagt."
"Findest du sie schön?"
Sebulon sah zu seiner ehemaligen Ausbilderin auf, die ihn ernst musterte.
"Was?"
"Ich habe gefragt, ob du die Gefreite Nimh ad Orbh schön findest."
"Oh. Wie kommst du darauf?"
"Ich habe mich nur gefragt, wie du sie findest. Viele erzählen mir, dass sie sie schön finden."
"Nun - ja, ich finde sie schön."
"Auch attraktiv?"
"Was? Hmm ... nein, eigentlich nicht. Ich glaube, sie ist nicht mein Typ."
"Du bist nicht in sie verliebt?"
Verwirrt sah der Zwerg zuerst auf den Briefumschlag und dann zu seiner Ausbilderin.
"Warum, bei allen Göttern, nimmst du das an?"
"Gefühle interessiert mich, und du es ist nicht üblich, dass Männer sich in ihrer Gegenwart normal benehmen können. Du bist eine erstaunliche Ausnahme."
Der Zwerg errötete. Wie konnte er Frän sagen, dass er gerade sie schön und attraktiv fand?
"Können wir zurück, äh, zurück zum Umschlag kommen, bitte?", sagte er und räusperte sich. "Was sind das für Linien? Wonach sehen sie aus?"
Die Gefreite kniff die Augen zusammen und starrte durch die Lupe. Dann nahm sie ein Blatt und einen Bleistift zur Hand und begann zu zeichnen, während sie noch immer den Umschlag musterte.

*

Sebulon schreckte hoch, als die Tür knarrte und eine Stimme sagte: "Ich bin zurück!"
"Willkommen zurück, Jack.", meinte Frän.
"Hmm.", machte der Zwerg unwillig.
"Na so was.", wunderte sich der Lance-Korporal. "Was macht denn unser Sebulon hier?"
"Sitzen. Sir.", kam es von dem zurück.
"Na so was.", wiederholte Jack, nun aber mehr zu seinem Schreibtisch. Es raschelte und er murmelte etwas. Dann sah er sich zu seiner Kollegin um und sagte: "Frän, wann sind die drei Rohrpostknöllchen reingekommen?"
"Vor ner Stunde hat's gerappelt und geflucht.", sagte sie geistesabwesend. "Warum?"
"Es gab drei Explosionen, gestern und heute. Ich frag mich, warum das bei mir abgeliefert wird. Soll ich da jetzt etwa sauber machen? Meine Güte, ich bin Püschologe und kein Putzmädchen."
"Wo gingen die Sprengsätze denn hoch?", fragte Sebulon.
Der Lance-Korporal hob eine Augenbraue.
"Sir?", fügte der Zwerg an.
"Zu deiner Information, Gefreiter: sie explodierten in den Schatten, an der Stadtmauer und neben der Bäckergilde."
"Wenn es in Ordnung ist, kann ich sie zu Pyronekdan bringen, Sir.", meldete sich der Zwerg bereitwillig und stand auf um zu salutieren.
"Hmm. Naja, gut. Danke, Gefreiter."
"Bringst du mir die Zeichnung vorbei, wenn du fertig bist, Frän?", fragte er die Vampirin, die jedoch nur geistesabwesend nickte.

*

"Darf ich reinkommen?"
"Natürlich, sei mein Gast.", sagte Pyronekdan.
"Ich habe hier ... sieh selbst."
Der Kontakter kam ihm entgegen und besah sich die drei Knöllchen.
"Explosionen am ... zweiten Turm randwärts, in der Hallmann-Gasse ... am Io-Platz ... und in der Wurzelgasse? Wo hast du die her?", fragte er mit hochrotem Kopf.
"Von Jack. Das korrespondiert mit dem Auftrag, den ich ..."
"Warum wird so etwas nicht an mich gegeben?", unterbrach ihn Pyronekdan schroff. "Frechheit. Ich werde mich bei der Wacheleitung beschweren!"
Beschwichtigend hob Sebulon die Hände.
"Bestimmt sind sie nur durch das falsche Rohr ..."
"Papperlapapp, falsches Rohr! Es ist doch bestimmt nicht zuviel verlangt, dass mein Rohr benutzt wird, wenn es um Explosionen geht!"
Der Zwerg blinzelte und schüttelte den Kopf. Hatte er das nicht schon einmal gehört?
"Aber ich war doch bei dir und hab dir von dem Fall erzählt ..."
"Von welchem Fall?"
"Du hast mir einen Zettel hinterlegt, dass du untergetaucht ..."
"Blödsinn! Ich bin seit einer guten Woche nicht hier gewesen, weil ich einen dringenden Außeneinsatz hatte. Wer auch immer dir einen Zettel hinterlegt hat, hat sich einen Scherz erlaubt. Und jetzt entschuldige mich, ich muss an der Stadtmauer, am Io-Platz und in der Wurzelgasse ermitteln gehen."
Niedergeschlagen ging Sebulon zur Tür, dann drehte er sich noch einmal um.
"Sir, aus reiner Neugier: gibt es einen toten Briefkasten in der Kreiselgasse Nr. 6?"
"Ja, aber der wird schon länger nicht mehr benutzt."
"Ah. Gute Ermittlungen, wünsche ich."

*

Über eine Karte der Stadt gebeugt, hielt sich der Zwerg die Augen zu.
Ich werde wahnsinnig, dachte er. Ich habe Halluzinationen! Wahnsinnig! Wie in Alexander Kleinbein's Buch 'Das Dunkel in Dir', ganz genau so!
Reiß dich zusammen, Mann, meldeten sich seine rebellischen Gedanken.
Und ich höre Stimmen!
Sei nicht albern. Du hörst nur deine eigenen Gedanken. Und das auch nicht seit gestern.[2] Rumjammern kannst du später noch. Jetzt schau dir erstmal die Karte an.
Er zwang sich dazu, die Hände von den Augen zu nehmen und blickte auf die vier roten Wimpelchen herunter, die er auf die Karte versteckt hatte.
Es klopfte an der Tür. Sebulon zuckte zusammen.
"He-herein?", stotterte er.
"Dein Briefumschlag.", sagte Frän und legte ihn vor dem zitternden Zwerg auf den Tisch. Mit fragendem Blick musterte sie die Wimpel. "Du meinst, die drei Knöllchen haben was mit deinem Fall zu tun?"
"Schuss ins Blaue.", murmelte Sebulon und zog einen Schraubenzieher aus seinem Gürtel, um seine zitternden Hände zu beschäftigen.
"Ach so, und die Zeichnung.", meinte die Vampirin und zog ein Blatt aus der Tasche, das sie sorgsam entfaltete und vor ihm auf den Tisch legte.
"Was ist das?", fragte Sebulon. "Das sind doch nur wirre Linien mit kleinen Buchstaben drin."
"Das ist dein Fall.", entgegnete seine ehemalige Ausbilderin trocken.

*

Sebulon saß in der Kantine, hatte den Kopf auf beide Hände gestützt und starrte auf die Zeichnung.
Es machte alles keinen Sinn!
Waren die Linien Verbindungen? Nein, das konnte nicht sein: nicht alle Buchstaben waren durch die Linien verbunden. Oder war es doch ein Bild? Was sollten dann die Buchstaben darin?
Warum zeichnete jemand auf dem Umschlag einer Bombe - nein, das stimmte nicht, es waren nur die Abdrücke zu sehen gewesen. Also: Warum zeichnete jemand über dem Umschlag einer Bombe wirre Linien?
Vielleicht waren einige Linien erst nachträglich eingefügt worden. Oder es waren mehrere Zeichnungen übereinander. Aber welche?
Er schreckte auf, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.
"Keine Angst, ich bin's nur. Nimh."
"Oh. Äh. Ja. War nur in Ge-gedanken.", stotterte der Zwerg. "Setz ... setz dich doch."
Mit anmutigen Bewegungen nahm sie Platz und schielte dann in beiden Richtungen an ihm vorbei.
"Ich bin mit Doris von Zitti verabredet. Sie wollte in ihrer Mittagspause vorbeischauen."
"Das war doch ... die Püschologin bei den Assassinen?"
"Stimmt. Worüber brütest du denn?", fragte sie.
"Das hier ... hier unten ... das hier ist eine Zeichnung, die ich auf deinem Umschlag gefunden habe."
"Ach. Das ist ja seltsam.", sagte die Gefreite und besah die Linien, den Tisch und die Stühle in näherer Umgebung mit ihrem Suchscheinwerferblick.
"Schau mal hier.", meinte sie dann und deutete auf ein K. "Es ist verkehrt herum."
"Was?"
"Der Buchstabe ist gespiegelt. Ist aber auch unauffällig, weil die anderen Buchstaben", sie deutete auf die Buchstaben 'H', 'W', 'M' und 'I' "auch gespiegelt richtig aussehen. Und hier", sagte sie und deutete auf die Kreuzung von drei Linien, "sind Punkte aber kein Buchstabe. Drei Punkte. Das ist eine herrlich unpräzise Zeichnung, scheint mir."
Der Zwerg legte die Stirn in Falten.
"Nein, ich glaube, die Zeichnung ist präzise. Nur ist vielleicht derjenige, der auf dem Umschlag gezeichnet hat, nicht ganz richtig im Kopf. Er hat sich schon einmal in der Hausnummer geirrt."
Er sah die Gefreite an, die seinen Blick in vielfältige Richtungen erwiderte.
Nicht ganz richtig im Kopf ist eine Ironie der Situation, schoss es ihm durch den Kopf.
"Danke für deine Hilfe, Frau ad Orbh. Ich bin in meinem Büro.", sagte der Zwerg, erhob sich und salutierte.

*

Auf der Karte mit den Wimpeln liegend, war Sebulon über seinen Gedanken eingeschlafen.
Er stand auf dem Stadtplan und lief auf ihm entlang.
"Ein W links", sagte eine Stimme und ein riesiges rotes Fähnchen fiel aus dem Himmel auf die Wurzelgasse. Holz splitterte und der Wimpel blieb in einem schwarzen Loch stecken.
"Ein I rechts und ein H dahinter", fuhr die Stimme ungerührt fort und zwei weitere Fähnchen ließen den Boden erbeben, auf dem Sebulon das Gleichgewicht zu halten versuchte.
"Und das K ist dort.", sagte die Stimme.
Ein Pfeifen kündigte das fallende Fähnchen an und Sebulon sah sich um.
Mit Schrecken erkannte er, dass das Pfeifen von direkt über ihm kam.
Er hob den Kopf.

Schreiend wachte er auf und hielt sich das rechte Auge zu.

*

Vier Buchstaben. Aber auf der Zeichnung waren fünf, dachte er.
Er ging die Treppen des Wachhauses hinauf und hinunter, bereits seit einer Viertelstunde.
Wofür kann das 'M' stehen? Wofür? Denk nach, Sebulon.
Er blieb stehen.
Das war zu einfach. Das war zu offensichtlich.
Das musste stimmen.
Er stürmte hoch in das Büro von Jack.
"Jack, schick sofort jemand in den Mondteichweg!"
"Was?", fragte der Püschologe, von seiner Arbeit hochgeschreckt.
"Vertrau mir. Mein Auftrag und deine drei Knöllchen ... es hängt zusammen ... die nächste Bombe wird im Mondteichweg ..."
Es fluchte und rumpelte in der Rohrpostleitung.
Jack fing mit der linken Hand das Knöllchen auf und entfaltete es. Dann sah er mit wütendem Blick den Zwerg an.
"Gefreiter, du musst mir einiges erklären. Und zwar schnell."

*

"... und der Mondteichweg liegt hier, darum dachte ich, es würde passen.", schloss Sebulon den Bericht und sah seinen Vorgesetzten an, der die Zeichnung und die Karte mit den Wimpeln musterte und bedächtig einen weiteren Wimpel in den Mondteichweg setzte.
Frän war mitgekommen, hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und musterte nun die beiden Püschologen.
"Also sind wir jetzt da, wo wir angefangen haben. Wir haben keinen weiteren Hinweis auf eine Bombe.", sagte Jack.
Er spricht im 'wir', dachte Sebulon. Als wenn er bisher etwas getan hätte.
Immerhin hat er schon einen Wimpel gesetzt, korrigierte er sich.
"Das stimmt nicht.", meinte Frän kühl.
Zwei interessierte Wächter drehten sich zu ihr um.
"Erstens", begann sie in belehrendem Tonfall, "haben wir fünf Explosionen, bei denen niemand gestorben, ja nicht einmal schwer verletzt worden ist."
Verwirrt sah Sebulon Jack an. Der nickte.
"Zweitens haben wir die Zeichnung, die zeigt, dass der Täter sich unsicher ist, was die korrekte Schreibweise von gewissen Buchstaben angeht. Was uns zu fünftens bringen wird."
"Und drittens und viertens?", fragte der Zwerg.
"Nicht ungeduldig werden, Sebulon. Drittens haben wir eine weitere Unsicherheit: Er hat, wenn ich mich recht erinnere, die falsche Hausnummer gewählt. Viertens sind viele Hilfslinien auf der Zeichnung."
"Hilfslinien?", meinte Jack.
Sebulon schlug sich mit der Hand auf die Stirn. "Hilfslinien! Das sind sie! Die verdammte Zeichnung besteht fast nur aus Hilfslinien."
"Fast nur, gut bemerkt. Auf der Zeichnung ist nämlich unser nächster Hinweis."
Die beiden Püschologen am Schreibtisch beugten sich über die Zeichnung.
"Die drei Punkte?", fragte Jack.
"Richtig. Symmetrie. Unser Täter liebt Symmetrie. Darum hat er alles vorgezeichnet. Die Punkte hübsch angeordnet. Und sogar für das T hat er Punkte vorgezeichnet, damit er präzise arbeiten kann. Und hier endet meine Theorie."
Einen Moment später umarmte Sebulon die Vampirin dankbar, und noch einen weiteren Moment später war er, begleitet vom Klappern seines Gürtels, bereits aus dem Zimmer gespurtet.

*

"Noch einmal persönlich: Herzlichen Glückwunsch, Sebulon.", sagte Pyronekdan und klopfte seine Pfeife aus. "Wir haben ihn erwischt und er hat gestanden."
Mitleidig fügte er hinzu: "Verkappte Mathematiker."
Sebulon blinzelte und schüttelte kurz den Kopf.
War dieser Pyronekdan echt?
"Danke, Sir. Es gab aber auch nur eine wirkliche Möglichkeit, was einen Straßennamen mit 'T' am Anfang angeht, wenn man weiß, dass die Orte symmetrisch angeordnet sind."
"Richtig. Doch deine Äkschpertiehse muss man hier ja mal loben. Das wäre nicht jedem eingefallen."
"Du solltest auch Jack und Frän danken. Ohne die beiden ..."
"Trotzdem sollte in Zukunft mein Rohr benutzt werden, was tote Briefkästen angeht. Um die Beschwerde bei der Wacheleitung werde ich nicht herumkommen."
"Oh."
"Tja, dann wünsch ich dir noch einen schönen Tag. Ich geh besser einen Bericht schreiben, obwohl ich noch nicht recht weiß, was ich eigentlich notieren soll -"
Müde gab Sebulon dem Kontakter einen Ordner.
"Ich habe da etwas vorbereitet.", murmelte er.
Der Ordner fiel auf den Boden.
Dieser Pyronekdan bewies traurigerweise einen eklatanten Mangel an Substanz.
Sebulon legte seufzend den sorgfältig ausgearbeiteten, vorläufigen Bericht auf den Schreibtisch des Kontakters und beschloss, für heute Schluss zu machen.


Epilog

Es klopfte. Sie öffnete.
Der Zwerg aus der Kantine mit dem Werkzeuggürtel stand ihr gegenüber.
"Ich habe deine Adresse von Nimh. Nimmst du Privatkunden an?", fragte er Doris.
"Um wen geht es denn?", fragte sie ihn.
"Um mich."
Sie musterte ihn.
"Du wirst wahnsinnig?"
"Ja."
"Komm rein."
[1] Falls dies jemand liest, der nichts mit dem Begriff "Toter Briefkasten" anfangen kann: "Ein toter Briefkasten ist ein Versteck, das der Übermittlung geheimer Nachrichten dient. Der Tote Briefkasten ist (im Gegensatz zu einem normalen Briefkasten) nur dem Absender und dem Empfänger als solcher bekannt und damit vor Entdeckung durch Nichteingeweihte geschützt." Weiteres dazu bei Wikipedia.

[2] Sondern seit Beginn seiner Ausbildung. Nachzulesen in der zugehörigen Single
"Wenn du denkst, dass du denkst ...".

Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Valdimier van Varwald

20.01.2009 12:22

Eine interessante Geschichte, die nett ausgearbeitet ist. Gerade die "Wahnsinnsszene" hast du sehr gut ausgearbeitet. Was mir allerdings etwas gefehlt hat war ein großes Finale.

Von Kanndra

20.01.2009 12:22

Mir hat da etwas ganz entscheidendes gefehlt: Der Täter! Wer war der Täter und was war seine Motivation? Gut, es ging ihm um Symmetrie, aber das allein ist ja noch kein Motiv. Warum Briefbomben? Warum die toten Briefkästen? Und woher kannte er die überhaupt?Ich denke, aus der Vorlage hätte man mehr machen können. So wirkte die Geschichte nur als Hintergrund für Sebulons private Probleme.

Von Ophelia Ziegenberger

20.01.2009 12:22

Du hast einige der seltener beschriebenen Kollegen-Charaktere von R.U.M. mit eingebracht, was mir sehr gut gefallen hat. Es war prima, mal wieder etwas von Doris zu hören! ;) Netter Schreibstil, eine gut ausgeschöpfte Vorlage und ein ordentlicher Schuss Sebulon. Also alles Zutaten, die ich gerne lese. Einziges Manko: das Motiv des Täters. Ich weiß, ich reite da nur zu gerne drauf herum aber klassischer Wahnsinn oder schlichtweg das Fehlen einer Motivation reißen für mich dann doch immer wieder selbst ziemlich gute Plotideen oder atmosphärisch dichte Singles runter. Trotzdem... immer weiter so, Gefreiter! :)

Von Kannichgut Zwiebel

20.01.2009 12:22

Am besten hat mir gefallen, wie du mit der Kill-Reservierung umgegangen bist. Dafür gab's nen Extrapunkt. :)

Von Braggasch Goldwart

20.01.2009 12:22

Eine herrlich verkappte Geschichte mit einem herrlich irren Sebulon. Ich habe sie verschlunge - circa drei mal. Ganz konnte ich deine Gedankegänge nicht nachvollziehen, aber das ist mir ehrlich gesagt auch nicht wichtig - das machts mythologisch! Ich freue mich auf weitere, phsychisch gestörte singels! :)

Von Menélaos Schmelz

20.01.2009 14:06

Toll durchdachte Story und wirklich gutes Charakterplay. :) Deine, meiner Meinung nach, bisher beste Story.

Hab auch grad eben nochmal drüber gelesen, da gibts ne Menge Dinge, die ich mir einfach gedacht habe. aber das ist okay imo

Von Sebulon, Sohn des Samax

20.01.2009 14:11

Tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen:

1) ich habe keine Kill-Reservierung auf Doris von Zitti

2) ein großes Finale mit 'Sebulon findet den Täter und bekommt ein volles Geständnis' konnte es schon aufgrund der Anlage der Single nicht geben - am ehesten wäre das große Finale ein 'der Täter ist sein eigenes letztes Ziel gewesen'

und schließlich:

3) wieviel von dem beschriebenen ist wirklich passiert?



Mal schauen, wie viele der Fäden ich noch entwirren kann, bevor Sebulon ...



PS: Danke. :) Ich hab mich über das viele Lob gefreut.

Von Araghast Breguyar

20.01.2009 14:35

Ich muss sagen, ich fand die Geschichte ziemlich verwirrend und musste mich stellenweise wirklich durchkämpfen, da der Fall immer neue Fragen aufwarf, die nie beantwortet wurden. Ich bin un mal ein sehr Fall-fixierter Leser und Fan einer logisch aufgebauten Handlung ;) Das Ende hat mich ein wenig enttäuscht. Ich finde es immer wieder schade, wenn Fälle damit enden, dass der Täter 'einfach so ein Verrückter ohne wirkliches nachvollziehbares Motiv' war. Für mich hat so etwas immer den Beigeschmack von 'Mir ist jetzt nichts mehr eingefallen, wie ich den Fall lösen kann, also ist der Täter einfach mal ein Irrer'.

Von Kanndra

20.01.2009 15:29

Ähm. Also ich konnte noch nicht mal eindeutig rauslesen, dass der Täter "wahnsinnig" ist und eine "Wahnsinnsszene" konnte ich auch nicht entdecken? Woran erkennt ihr das?

Von Valdimier van Varwald

20.01.2009 23:46

Vielleicht habe ich mich etwas falsch ausgedrückt, was das Finale angeht. Ich hätte mir ein etwas ausführlicheres Ende gewünscht, als es um die Aufklärung und die Ergreifung des Täters ging.

Von Ruppert ag LochMoloch

27.01.2009 15:43

Hmm, obwohl ich Deinen Schreibstil wirklich mag, beginne ich allmählich den Faden zu verlieren.

Ich habe jetzt drei Geschichten mehr oder weniger hintereinander gelesen und sie ähneln sich in gewisser Weise sehr. Während in "Auf den Hund gekommen" Sebulon eigentlich noch relativ normal zu sein scheint, beginnt er in "Wenn du denkst, dass du denkst ..." allmählich merkwürdig zu werden. In beiden Geschichten geht es eigentlich gar nicht so sehr um einen Fall, sondern um Sebulon allein, der zwar sehr viel mit anderen Figuren zusammenarbeitet, aber letztlich eigentlich kaum etwas als Wächter tut. Das war in Ordnung um die Figur auszuarbeiten.



In diesem Fall jetzt bekommt er von Jack einen "Auftrag" weitergereicht. Von wem kam der eigentlich ursprünglich? Welche Aufgabe hat Sebulon zu erfüllen? Kein Wort davon in der Geschichte. Er versucht ein psychologisches Profil zu erstellen. Aber von wem eigentlich? Auf welcher Grundlage? So wie er ermittelt, ermittelt kein Psychologe, sondern ein Ermittler (wo ist mein Thesaurus? :wink: ).

Am Ende wird ein Täter verhaftet, weil Sebulon genau im richtigen Moment erkennt wo die Bombe hochgeht. Mehr erfahren wir nicht.

Ich vermute ja, dass Du mit Sebulon auf etwas Bestimmtes herauswillst. Aber lass darunter bitte nicht den Wachealltag und die Fälle leiden. :(

Und was hat es eigentlich mit den in jeder Geschichte vorkommenden Clowns oder Narren auf sich?

Mann, bin ich froh, dass ich nicht zum Bewerten gekommen bin. Ich hätte ein Riesenproblem gehabt ...

Von Sebulon, Sohn des Samax

27.01.2009 20:16

@ Ruppert: Ich hab mir die Regeln in der Rekrutenzeit gründlich durchgelesen - mehrmals - und habe die Stadtwache als 'hier kannst du schreiben, der Rahmen ist folgender' begriffen. Ich kann mich in der nächsten Zeit wieder mehr mit Fällen befassen, allerdings hab ich in der allerersten Zeit gemerkt, dass Sebulon zu mächtig ist. Nuja. Jetzt hat er nen ordentlichen Knacks weg; mal schauen, wann er wieder arbeitsfähig ist.

Ach so ... die Narren ... das wird sich lüften, wenn die Coop mit Septimus endlich ein Ende findet. ;) (Und ja, da freue ich mich sehr drauf.)

Von Ruppert ag LochMoloch

28.01.2009 10:23

Nicht, dass wir uns missverstehen, Sebulon: Du kannst und darfst schreiben was immer Du willst. Einschränkungen gibt es nur wenige, Vorschriften über Inhalte und Themen keine. Zum Glück!

Was ich geschrieben habe war einfach mein Eindruck nach dem Am-Stück-Lesen von drei Singles.

Ich bin jetzt noch mehr gespannt wie es mit Sebulon weitergeht. Vielleicht begegnet er ja mal Ruppert ... ;)

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