Dunkelwacht beginnt

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vollendet am 19.10.2014
Zeitmönche haben die Geschichte auf den 03.01.2014 datiert

Der Grat zwischen Gesetz und Verbrechen ist oft sehr schmal. Was passiert, wenn funktionierende, aufrechte Wächter plötzlich den Glauben an die Gerechtigkeit verlieren und ein alter Zorn neues Feuer entfacht.....

Cim Bürstenkinn

Was bisher geschah: Prolog

05.09.2014 20: 29

Rabbe Schraubenndrehr

Rabbe biss ich auf die Lippe als es über ihr unheilvoll donnerte. Es würde bald regnen.
Was sie hier eben gesehen hatte konnte sie beide in enorme Schwierigkeiten bringen. Sie sah kurz zu den Drei Toten auf dem Boden. Sie war nicht sicher ob es gemeldete Assassinen oder Leute von außerhalb waren – so oder so waren sie aber tot, und gemessen daran wie Cim gekleidet war hatte Rabbe keinen Zweifel daran dass er hier nicht als Wächter agiert hatte.
Die Schwarzhaarige stierte einen Moment in den Nachthimmel. Wohin sollte sie nun? Sie befanden sich weit in den Schatten, hier waren ein paar Meuchelmorde nichts ungewöhnliches, manche Dinge änderten sich einfach nicht. Die Wächterin blickte sich schnell um. Ecke Morporkstraße Winterbarrackenstraße, Seitengässchen. Schlachthausdistrikt.
Sie zog sich ihre Mütze tiefer ins Gesicht und achtete darauf alle Haare gut unter selbiger zu verbergen, froh darum in Zivil unterwegs zu sein. Dann steckte sie den Kopf aus der Gasse. Der Wind fuhr ihr durch die Kleider. Man merkte den Herbst schon in allen Knochen obwohl er erst kürzlich angebrochen war.
Um diese Zeit war in diesem Speziellen Teil des Viertels nicht so viel los, die Mitternachtsmetzger machten um diese Zeit meist ihren größten Umsatz und ihre Kunden wollten meist eher ungern gesehen werden. Rabbe hastete schnell um die Ecke und besorgte auf Umwegen eine Schubkarre, eine Tüte Mehl und ein Drei Dutzend ultraleichter Blumentöpfe. Sie kam zurück in die Gasse und packte Cim und sein Schwert in die Schubkarre, die Blumentöpfe über ihn. Als sie sicher war dass man ihn nicht ohne weiteres sehen konnte schob sie den Wächter aus der Gasse auf die Straße, drehte ihren Mantel um und trat zurück. Jetzt kam der kritische Teil. Als sie bei Susi abgeordnet gewesen war hatte sie gelernt dass es gar nicht so schwierig war, unterschiedliches Blut voneinander zu unterscheiden, man musste nur wissen was man tat, und wenn ein Werwolf mit der Ermittlung betraut würde hätte Cim ein Problem, egal wie wenig Spuren er hinterlassen hatte.
Im Normalfall zumindest.
Rabbe kippte das Mehl auf die kleinen Blutreste die von Cim zurück geblieben waren, verrieb sie mit dem Dreck der Straße und versuchte alles, so gut es ging in ihre Tasche zu stopfen. Das Donnern nahm zu. Es begann zu blitzen, aber noch blieb der Regen aus. Rabbe packte sie dem größte der Kerle das Riechstarköl dass sie in einer Ampulle mit sich trug in die Tasche und zertrat sie durch die Kleidung. Dann besah sie sich kurz die Schwerter. Bis auf Cims war an keiner der Waffen Blut. Sie packte die Klinge des größten und drehte sie im herauslaufenden Blut der anderen beiden, wonach sie das Messer achtlos neben ihn fallen ließ. Wenn sie die Zeit gehabt hätte würde sie noch eine Wanne Schweineblut holen und sie über den Tatort leeren... aber sie wusste nicht wer vielleicht noch in der Nähe war. Rabbe blickte noch einmal auf den Tatort, riss einem kleineren dann den Geldbeutel vom Bund, riss ihn auf und streute die Münzen um die Leute herum wonach sie Alkohol über den Männern ausgoß.
Rabbe drehte ihren Mantel zurück und ging betont unauffällig zu ihrer Schubkarre zurück. Sie schlug den Mantelkragen hoch und lief langsam und geduldig in die Unbesonnenheitsstraße hinauf.
„Ach, guten Abend Frau Schraubenndrehr! Stocken sie ihre Pflanzensammlung wieder auf?“, fragte Rabbes Nachbarin fröhlich als die Wächterin eben ihre Haustür aufschließen wollte. Es begann zu regnen.
Die Wächterin bemühte sich, ihr Gesicht unter Kontrolle zu halten als sie sich umdrehte und Frau Geziefer freundlich zunickte. „Ja Frau Geziefer, ich habe neulich ganze entzückende Klatschianische Goldruten gesehen und wollte mich daran versuchen welche zu züchten. Wenn ich soweit bin gebe ich Ihnen gerne wieder ein paar Ableger.“
Die beiden unterhielten sich noch zwei, drei Minuten bevor Rabbe sich unter Bezugnahme auf die späte Stunde und das massiv feuchter werdende Wetter doch verabschieden konnte. Frau Geziefer war um diese Zeit normalerweise mit Kunden beschäftigt, hatte heute aber ihren freien Tag. Wer so lange eine Dame der Nacht gewesen war wie sie, verbrachte auch seine Freizeit gemeinhin lieber nachts.
Rabbe schob die Schubkarre so leise sie konnte die Treppe hinunter. Sie hatte während dem Gespräch stark an sich halten müssen um ruhig zu bleiben. In den letzten Monaten hatte sie sich deutlich mehr daran gewöhnt illegales zu tun. Nicht erwischt zu werden ging inzwischen auch viel leichter, immerhin hatte sie langsam ordentlich Übung darin verhört zu werden. Doch es war etwas anderes wenn man verhindern musste das jemand entdeckt wurde der nicht wusste dass er versteckt wurde.
Rabbe schloss ihren Keller auf, schob die Schubkarre ins Innere. Dann schloss sie die Tür von innen ab und legte den Riegel vor bevor sie eine Lampe entzündete und begann, die Blumentöpfe von ihrem Kollegen herunter zu nehmen.
Als sie fertig war sah sie den Mann seufzend an und schüttelte den Kopf. Was war nur wieder los?

Sie ließ ihn in der Karre liegen, fischte die Blut-Mehl-Dreckreste aus ihrer Tasche und warf sie in den noch glühenden Ofen, in den sie noch ein Holzscheit warf bevor sie den Mantel und die Mütze ganz abzog und achtlos aufs Bett warf. Sie wankte zum Kaffeedämon und stellte eine starke Röstung ein bevor sie den Drachenwhisky aus dem Schrank holte.
Sie hörte ein Stöhnen von der Schubkarre her, fuhr aber fort den Kaffee zu machen bevor sie mit zwei Tassen und dem Whisky zur Schubkarre kam und sich dann auf ihr Bett setzte und geduldig Kaffee und Whisky in beide Gefäße goss und wartete, bis Cim sich langsam aufgerichtet hatte. Rabbe nahm sich erst jetzt die Zeit ihn vernünftig zu betrachten. Er trug eine zweckmäßige, lange schwarze Kutte deren Kapuze ihm gerade vom Kopf rutschte. Sie glänzte innen und schien mit Metall besetzt zu sein, an der Außenseite waren Gurte angebracht an denen verschiedene Ausrüstungsgegenstände der Nacht sichtbar waren.
Der Wächter blutete am Kopf, schien aber erleichtert, Rabbe zu sehen. Die Wächterin reichte ihm wortlos eine der Tassen und blickte ihn abwartend an.
Cim räusperte sich und nahm einen Schluck. Er spürte sofort wie der Alkohol und das Koffein zu seiner Entspannung beitrugen. "Danke." sagte er rau. "Die drei Leute in der Gasse..."
Rabbe schüttelte den Kopf. "Wenn an dem Tatort noch jemand was nachweist lach ich mir'n Ast. Außerdem hat es angefangen zu regnen."
Cim nickte dankbar und trank seinen Kaffee. Er blickte sich kurz in dem spärlichen Keller um, kommentierte die Einrichtung aber nicht. Schließlich stand er auf. "Ich sollte gehen. Ich will niemanden in diese Sache hinein ziehen, die Gefahr ist zu groß."
Rabbe blickte ihn schweigend an und sah zu wie er zur Tür wankte und dort feststellte dass sie abgeschlossen war. Er drehte sich genervt um. "Rabbe! Lass mich hier raus. Ich werde diese Sache alleine durchziehen."

Rabbe trank ihren Kaffee aus, stand auf und stellte die Tasse auf den Tisch. Dann lehnte sie sich an und zog eine Augenbraue hoch. "Ich treffe dich mitten in der Nacht im Schlachthausviertel. Ich sehe zu wie du drei Männer umbringst, in einer Kleidung die mehr zu einem Auftragsmörder als zu einem SEALS-Vektor passt und ich muss feststellen dass dieser Wächter, der eigentlich ein Freund ist, mir nicht sagen will was los ist. Wenn du hier an meiner Stelle stündest, was würdest du tun?"
Bei der Erwähnung seiner bald verschwindenden Bezeichnung blickte Cim sie gleichermaßen bedauernd wie auch wütend an. "Unsere Strukturen wird es bald nicht mehr geben, das weißt du so gut wie ich. Bald wird es eine Wache nach den Vorstellungen des Patriziers geben, weil wir, deren Sinn darin bestehen sollte die Ungerechtigkeit zu verhindern und für Ordnung zu sorgen nicht wichtig genug sind um ein hohes Budget zu verdienen! Weil wir Diebe und Mörder - die Kinder bestehlen und ihnen die Eltern wegmeucheln, freundlich grüßen müssen, statt sie an den Galgen zu bringen! Weil Vetinari kein Geld mehr investieren will, in einer Stadt in der die Gilden das sagen haben und das meiste Verbrechen doch eh gegen genug Steuergelder erkauft werden kann! Wahrscheinlich könnten die Assassinen anfangen die ganze Wächterschaft umzubringen wenn jemand bereit wäre Geld dafür zu zahlen, und es würde niemanden interessieren. Nein, Vetinari wäre wahrscheinlich froh dass die Ausgaben schrumpfen für eine Gruppe von Versagern die sich dauernd beschweren dass sie die wahren Verbrecher nicht einbuchten dürfen."
Rabbe blickte ihn nachdenklich an. Sie setzte an etwas zu sagen als jemand laut an die Tür klopfte. Cim und Rabbe wechselten einen schnellen Blick. Rabbe packte die Armbrust die hinter der Tür hing und öffnete die kleine Klappe die auf Kopfhöhe Sicht nach außen gewährte. "Was zur Hölle soll diese Störung um diese Stunde?", knurrte Rabbe in möglichst autoritärem Ton nach draußen und versuchte so zu tun als hätte sie Tussenelda von Grantick nicht sofort erkannt.
"Lass mich rein, Rabbe. Ich weiß dass Cim bei dir ist! Hörst du, Cim? Ich weiß genau dass du da drin bist!"

05.09.2014 20: 32

Tussnelda von Grantick

Die Wut, die in Tussneldas Schläfen pochte, nahm weiter zu. Störung? Der förmliche Ton von Rabbe beförderte den inneren Aufruhr in neue Dimensionen. Wie konnte die Frau nur Ruhe vortäuschen? Seit Tagen hatte sie von dem Omnier nichts gehört und nichts gesehen. Eine Weile lang hatte sie geglaubt, es läge einfach an ihr. Das er es sich anders überlegt hatte. Ihr aus dem Weg ging. Bis die Gespräche in der Kantine sich um die Umstrukturierungen in der Wache zu drehen begannen. Etatkürzungen, vollständig wegfallende Abteilungen... rasch war ihr klar geworden, dass nicht nur das Wachhaus am Pseudopolisplatz in seinen Grundfesten erschüttert wurde, sondern auch Cims innerste Überzeugungen. Was war ihm sein Leben wert, wenn er nicht VEKTOR sein konnte? Herzlich wenig. Kalte Angst hatte nach Tussis Herzen gegriffen, als sie ihr wichtigstes Licht flackern spürte. Seitdem war sie unterwegs gewesen, hatten ihn verzweifelt gesucht, zunächst in allen Bars und Kaschemmen, die in Frage kamen, dann unter Brücken, bei Wächtern von denen sie glaubte, dass sie mit Cim befreundet waren. Während dieser fieberhaften Suche hatte sie zwei Dinge verstanden: Wäre Cim nicht mehr da, hätte sie nichts mehr, an das sie beim Einschlafen denken könnte. Und auch, dass sie verdammt wenig von dem Mann wusste, der in ihren Gedanken so präsent war, wie nichts anderes. Bis Jargon es erwähnte, war ihr noch nicht mal klar gewesen, wie eng er mit Rabbe befreundet war.
"Befreundet", knurrte sie die Türklappe an. Auf dem Weg hier her erst war ihr der Gedanke gekommen, dass es eventuell mehr als Freundschaft war. Wie sonst sollte sie sich erklären, dass er bei DER war und nicht bei IHR? Und sie wusste, dass er hier war! Verflucht!
Wieder pochte sie zornig gegen die Tür, benutzte beide Fäuste, rief noch mal:
"Mach sofort die scheiß Tür auf!"
Von drinnen hörte sie ein Stöhnen durch die Klappe dringen, sah die grimmig funkelnden Augen von Rabbe.
"Lass sie rein", sagte Cim und klang bedenklich matt, "ist besser so."
"Bei dem Lärm den die macht", murrte Rabbe, entriegelte dann die Tür und zog Tussnelda rasch mit der freien Hand in den Raum.
"Verhalt dich ruhig", sagte sie, eine Armbrust in der Hand.
"Was soll das alles?", fragte Tussi, als sich ihre Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten und sie die Armbrust in Rabbes Hand und Cims desolaten Zustand bemerkte.
Unschlüssig schwiegen die beiden, wobei Rabbe die Armbrust zurück an ihren angestammten Platz lehnte.
"Alles in Ordnung", sagte Cim schließlich und kam einen Schritt auf Tussi zu, "ich wollte sowieso gerade los."
"Oh bitte, ich wollte euch nicht stören", sagte Tussi mit verschränkten Armen, ihren Worte trieften vor Ironie.
"Ich weiß ohnehin nicht, warum ich die letzten Tage so viel Zeit damit verbrachte, nach dir zu suchen. Ich hätte mir ja gleich denken können, dass du bei deiner", Tussis Blick flog verächtlich zu Rabbe, "Freundin bist."
Cim legte den Kopf leicht in den Nacken, wobei sich sein Gesicht schmerzlich verzog. Er atmete tief aus.
"Nelli, hör mal... ich verstehe", setzte er an.
"Gar nichts! Gar nichts verstehst du! Ich dachte wirklich, du...", Tussnelda ließ die Arme sinken und wandte sich zur Tür.
Rabbe beobachtete die Szenerie mit einer Mischung aus Amüsement und Besorgnis. Schließlich trat sie zu Tussnelda und griff nach ihrem Arm.
"Jetzt komm mal runter", brummte sie.
Ruckartig entriss ihr Tussi den Arm.
"Lass mich! Ich werde euch sicher nicht noch mal stören, aber komm mir bloß nicht in die Quere", fauchte sie.
Rabbe zuckte mit den Schultern.
"Dein Patient", meinte sie zu Cim gewandt.
Trotz seiner offensichtlichen Beschwerden trat Cim rasch zu Tussi und griff ihre Hände.
"Nelli, du musst mir einfach glauben, dass das nichts mit uns beiden zu tun hat", erklärte er und blickte ihr eindringlich in die Augen.
Unter dem sanften Druck seiner Hände wurde Tussnelda ein wenig ruhiger, nachdenklich musterte sie seine Hände, die ebenfalls deutliche Kampfspuren aufwiesen und dann wieder sein Gesicht, dass ziemlich mitgenommen war. Sie löste eine ihrer Hände von ihm und zeichnete dann vorsichtig eine Schramme nach, die sich demnächst als weitere Narbe seinem Gesamtbild hinzufügen würde. Atmete langsam aus.
"Also was ist passiert?", fragte sie sehr leise und aus unerklärlichen Gründen hatte sie einen dicken Kloß im Hals. Fast schon war ihr klar, dass das was nun kommen würde mehr sein würde, als die Geschichte einer Liebschaft zu Rabbe oder die einer simplen Kneipenschlägerei.
"Hör mal Cim, schick die lieber ins Wachhaus zurück", schaltete sich da wieder Rabbe ein.
Cim schüttelte leicht den Kopf.
"Nelli wird sich nicht wegschicken lassen", sagte er schlicht, ein leichtes Lächeln umspielte dabei seine Lippen.
Rabbe atmete deutlich hörbar aus, ging dann zu dem kleinen Tisch und nahm einen tiefen Schluck aus einem der beiden Becher.
"Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt", brummte sie dabei, kehrte dann zurück zur Tür und lehnte sich mit verschränkten Armen dagegen.
"Die Gerechtigkeit ist passiert", Cims Mundwinkel zuckten, der müde Ausdruck machte Grimmigkeit Platz. "Und ich wünschte, ich könnte dich da raus halten... aus den gleichen Gründen wie...", Cims Augen huschten kurz zu Rabbe, "Naja, ich würde dich gern raushalten. Aber das wirst du kaum zulassen, ohne die halbe Stadt auseinander zu nehmen, was?"
Kurz funkelten seine Augen amüsiert, um dann sehr schnell wieder ernst zu werden.
"Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie der Patrizier die Stadt vor die Hunde gehen lässt. Ich werde nicht zusehen, wie die Gilden jedes Gefüge von Gerechtigkeit zermartern... und man MIR die Mittel streicht, auf den Straßen für Ordnung zu sorgen. Aber dann nehme ich die Sache eben in meine Hände, wenn es nötig ist. Verstehst du Nelli, wir müssen denen eine Lehre erteilen. Wir müssen ihnen zeigen, dass es eine Linie gibt, die keiner übertreten darf, ohne sich den Zorn der Gerechtigkeit aufzuladen und wenn ich jede Nacht dafür eine dunkle Wache einlegen muss, mich jede Nacht so zurichten lassen muss, dann werde ich es tun."
Tussnelda hob die Augenbrauen und trat einen Schritt zurück.
"Was genau sagst du mir, Cim? Ziehen wir in den Krieg?"

06.09.2014 22: 00

Cim Bürstenkinn

Der Omnier sah sie hin- und her gerissen an. »Das ist genau was ich für dich nicht wollte. Aber ich fürchte das wird es werden.«
Rabbe räusperte sich und zog unweigerlich die Blicke der beiden Wächter auf sich.
»Auf ein Wort, Cim?«
»Ja, sicher wenn du…«, wollte der Vektor antworten wurde aber bereits wie eine Stoffpuppe in die hinterste Ecke des Kellers gezerrt.

»Ist dir eigentlich klar, was du da vorhast? Es ist ja nicht schade um das Diebes- und Mördergesindel und die Art wie das in dieser Stadt läuft gefällt mir auch nicht. Aber glaubst du wirklich, dass du einen Verbrecher nach dem anderen meucheln kannst, ohne erwischt zu werden? Willst du Rechtssprechung, Jury und Exekutive in einem sein? RUM, DOG und FROG werden dich gemeinsam mit den Gilden jagen. Sollte etwas von dir übrig sein, möchte ich mir gar nicht vorstellen was der Patrizier mit dem kümmerlichen Rest machen wird.
»Wenn die Abteilungen nicht vorher aufgelöst werden«, sagte Cim sarkastisch. Sein Ton ließ aber erkennen, dass er nicht leugnen konnte, dass sie recht hatte.
Rabbe ließ sich nicht beirren. »Das System ist nicht gut - aber es ist zumindest eine Grundlage auf deren Basis man versuchen kann organisierter gegen Verbrechen vorzugehen«
Genervt verzog er das Gesicht, legte den Kopf schief und blies Luft durch die Nase. »Ach wirklich? Ist es das? Dann hatten wir zuletzt nicht ständig Versuche von Organisationen, Vampiren oder anderen Kreaturen Schreckensherrschaften hier einzuführen? Hunderte Unschuldige zu opfern, oder die ganze Stadt auszulöschen?«
»Und wie tröstlich ist es für die betroffenen Opfer, dass es keine Bandenkriege gibt bei denen sie getötet werden könnten? Ihr Ehemann, ihr Vater, Bruder, Freund ist immer noch tot. Da wird Geschäft mit hinterhältigem Mord gemacht! Und wir sehen tagtäglich zu! Noch dazu bedeutet es, dass die Reichen dieser Stadt jeden eliminieren können, den sie wollen. Die armen Schlucker können sich einen Assassinen doch ohnedies nicht leisten.«
Rabbe ließ die Schultern hängen und grummelte etwas. [1]
»Du hast recht, aber ich will nicht dass du selbst zu einem Monster wirst. Wenn du dich daran gewöhnst, dass Mord die Lösung ist, unterscheidest du dich kaum mehr von den Assassinen. Du hast dann nur andere Ausreden.«
Cim wollte bereits heftig auf das Wort »Ausreden« reagieren, als er erkannte, dass sie recht hatte.
Zögerlich nickte er.
»Euch ist schon klar, dass ich jedes Wort hören kann!«, sagte Tussnelda und sah interessiert den Lichtschacht nach oben.
»Kein Morden mehr«, sagte Cim und war erstaunt bei dieser Feststellung so erleichtert zu sein. »Wir finden eine andere, intelligentere Lösung, um die Verbrecher aufzuhalten. Seid ihr einverstanden?«
Rabbe grinste und nickte.
Tussnelda zog die Augenbrauen hoch und meinte nur knapp. »Ich finde, das ist eine ganz wunderbare Regelung. Ich hoffe nur, die anderen halten sich auch daran!«
»Wohl kaum! Aber man kann nicht alles haben«, er sah sich kritisch um in Rabbes Keller. Auf eigenartige Art und Weise passte er zu ihr.
»Ich glaube hier können wir nicht bleiben. Erstens weiß die Wache wo Rabbe wohnt und zweitens sieht man von der Straße herunter. Es geht nicht, dass ständig IA vor der Tür steht. Wir brauchen einen sicheren Ort.«
»Ja, ich wäre auch froh wenn ihr euch nicht auf Dauer hier einquartiert«, sagte Rabbe . »Irgendwelche Vorschläge?«
Der Omnier konnte sich ein breites Grinsen nicht verbeißen. »Oh, ich dachte schon du fragst nie! ihr habt keine Ahnung! «

An einem sicheren Ort

Wenig später standen sie in einem langgezogenen Saal, der durch Fackeln erhellt wurde, die einen langen, schwarzen Russ-Schatten an Wand und Decke aus Stein warfen . Der Kalkstein-Boden war glatt geschliffen, von Tausenden von Füßen die hier trainiert haben mussten.
»..und das ist der Trainingsraum. Hier können wir Kampfübungen durchführen, oder Szenarien austesten. Bitte auch die Rüstung am Ende des Saales zu beachten. Das ist ein Sammlerstück! Die meisten anderen Geräte, sowie der Sandsack waren schon da.«
Tussnelda und Rabbe sahen sich vielsagend an.
»Cim, Liebster. Willst du mir jetzt erzählen, dass du das hier einfach zufällig gefunden hast? «,sagte Tussnelda schließlich und fuhr mit der Hand über den weichen, aufwendig geknüpften Teppich der den Hauptteil des Raumes bedeckte, während Rabbe gebannt vor einer Katana - Sammlung stand die an der Wand hing.
»Nun«, begann Cim und sah betreten zu Boden. »Sagen wir, ich bin nicht ganz ohne Mittel. Atera hat die Anlage vor einigen Jahren gefunden. Es war wohl irgendein aus der Mode geratener Kult hier versteckt. Sie meinte damals, es wäre vorerst besser nicht darüber zu reden. Wir hatten damals bei einigen Personen in Uniform ein komisches Gefühl und wollten einen Ort haben, der in keinem Akt steht, und deshalb auch nicht bekannt gemacht werden kann. Im Nachhinein war das wohl eine weise Entscheidung. «
Er sprach nicht darüber, dass die Instandsetzung einige tausend Dollar gekostet hatte – nicht zuletzt weil er nur klatschianische Arbeiter, die nur ihrer eigenen Sprache mächtig waren, durchs Mittelsleute beauftragen ließ und sicherstellte, dass sie nach getaner Arbeit wieder heim fahren mussten. Er sprach nicht von den »Mitteln« die ihm ein fremder Kerl mit absolut fragwürdigen Absichten gegeben hatte, denn er hatte keine Antworten zu den Fragen die sich ergeben würden. Die Unsicherheit, ob er dem Plebejer vertrauen konnte nagte an ihm und er befürchtete, seine Freunde durch ihn in Gefahr zu bringen.
Solange die beiden nichts von ihm wussten, musste sich auch niemand vor ihnen schützen.
Er würde einfach auf der Hut sein müssen, denn es war einfach noch zu früh um darüber zu reden.
Die Gefreite fixierte ihn mit einem eisigen Blick. Sie spürte, dass er nicht alles sagte, entschied sich aber zu diesem Zeitpunkt dagegen weiter zu bohren.
»Was ist hinter dieser Tür?«, fragte die RUM-Ermittlerin und drückte die Türschnalle nach unten und leuchtete in den Raum.
Dahinter lag ein Raum von etwa zehn mal fünf Meter. Sah man von den Kästen ab, in denen Lebensmittel, Becher, Weinflaschen und ähnliches Utensil standen, waren die Wände voller Karten und großen Schiefertafeln vor denen verschiedenfarbige Kreiden lagen. Rabbe entzündete die Wandfackeln und steckte ihre an einen freien Platz.
»Das Planungszimmer!«, erklärte Cim stolz. »Wir können hier Hinweise sammeln, Einsatzpläne besprechen und …«
»Du hast keine Küche!«, sagte Tussnelda trocken.
»Und wo kann mann ….. sich die Hände waschen?«, fragte Rabbe.
Cim verdrehte die Augen. »Das Klo findet sich am Ende des Trainingsraumes - neben dem Verhörraum. Das Thema..hatte ich vergessen und werden wir schrittweise in der Eingangshalle aufbauen. Zumindest ist dort ein Anschluss an einen Kamin möglich.«
Er ging zur anderen Seite des Raumes.
» Zwischen den Kästen hier ist eine Geheimtür, die zu einem alten Kanalisations-System führt. Ich habe noch nicht alles untersucht, aber es gibt auf jeden Fall drei mögliche Ausgänge in der Stadt, sollte es zu einem Notfall kommen.«
»Für den Anfang ganz akzeptabel!«, gab Tussnelda zu und setzte sich an den Tisch. »Bleibt eine Frage. Wie nennen wir uns?«
Rabbe stocherte mit verzogener Miene in den Regalen herum, die voller eigenartiger Rationen und Trockenfleisch waren. »Die Vorräte müssen wir dringend aufbessern! da baust du ein Versteck um - ich will gar nicht wissen wieviel Geld - und dann ist hier nur Abfall. Nicht einmal eine Kaffeemaschine gibt es«
Doch er hörte gar nicht mehr zu. Nachdenklich stand Cim vor der Karte von Ankh-Morpork. Vor wenigen Tagen war er noch zufrieden Streife gegangen, hatte versucht das Leben der Leute ein wenig zu verlängern und das Ansehen der Wache hoch zu halten. »Einmal SEALS für immer SEALS« war ihre Parole. Doch diese Worte würden sehr bald ihre Bedeutung verlieren. Einsparungen machten auch vor jahrelanger Kameradschaft nicht halt.
Es würde bald Morgen werden und der Plebejer würde auf ihn mit Informationen warten. Er musste nur kurz unbemerkt hier raus.
»Also welcher Name?«, Tussnelda riss ihn aus einen Überlegungen und er griff sich ein Stück Kreide.
»Kann losgehen«, vermeldete er übertrieben gut gelaunt und schrieb »NAME« auf die Tafel an der Wand.
Womit auch der Planungsraum eingeweiht wurde.
»Corpus Delicti« - »Das klingt wie ein Zauberspruch«
»Dark Justice« - »Was ist das für eine Sprache? «
»Der Schatten der Nacht« -»Geh bitte, ernsthafte Vorschläge!«
»Die schwarzen Schergen« -»Wollen wir wirklich Schergen sein? Ich dachte wir sind eigentlich die Guten?«
»Nachtwache» - »Gibt es schon!«
»Katze auf dem Tisch« - »Originell, aber warum?«
»Nein«, sagte Tussnelda, »ich meinte, da sitzt eine Katze auf dem Tisch. Gehört die dir?«
Cim zuckt mit den Schultern. »Es waren ein paar Mäuse hier, also hab ich sie von der Straße mitgenommen. Es scheint aber, dass sie sich mit den Mäusen verbündet hat. Auf jeden Fall stört sie die Dunkelheit hier unten nicht. Sie mag Trockenfleisch und wir haben jemand hier, der auf alles aufpasst.
»Dunkelwacht!«, sagte Tussnelda plötzlich und begeistert strahlend.
»Wie jetzt?«, fragte Rabbe verwirrt, »Soll die Katze so heißen , oder unsere Geheimorganisation?«
»Was spricht dagegen, dass Beides, Dunkelwacht heißen soll!«
Artig schrieb der Wächter alles auf, war aber mit den Gedanken längst wo anders.
»Ihr entschuldigt mich kurz!«, sagte Cim und ging durch den Trainingsraum in den Eingangsbereich, öffnete die Geheimtür und stapfte die Stufen nach oben. Er war kaum auf die feuchte Straße vor dem Haus getreten als er hinter sich jemand Atmen und dann reden hörte.
»Du bist spät, Bürstenkinn«, wurde er vor dem Haus begrüßt. Der Plebejer war wie immer vermummt - das Tuch über seinem Gesicht veränderte noch zusätzlich seine Stimme . »Ich dachte schon, du hast es dir anders überlegt!«
Cim schüttelte den Kopf. »Es haben sich nur ein paar überraschende Änderungen ergeben. Was hast du für mich, Plebejer?«
Der Mann humpelte, stellte Cim fest. War das wirklich eine Verletzung oder nur eine Show um ihn auf eine falsche Fährte zu führen.
»Änderungen also«, der Vermummte sah ihn zweifelnd an, reichte ihm aber schließlich eine dünne in Leder gebundene Mappe.
»Morgen Abend soll eine gewisse Frau Helena Streidt inhumiert werden. Eine erstaunlich hohe Summe ist auf den Kopf der alten Dame ausgesetzt und der Kontrakt wurde bereits unterschrieben.
Wahrscheinlich wird ein gewisser Rüdiger den Fall übernehmen. Versuche die Dame zu retten!«
Damit drehte er sich um und wollte gehen.
»Warum?«, sagte Cim lauter, als ihrer geheimen Sache gut getan hätte, und der Plebejer blieb abrupt stehen.
Ohne sich umzudrehen, sagte er: » Erneut Zweifel, Bürstenkinn? Ich bin derjenige mit dem Geld und mit den Informationen. Ich gebe dir nur die Informationen, ob du die Opfer dann sterben lässt oder nicht, ist deine Entscheidung.«
Ohne ein weiteres Wort, verschwand er im steigenden Nebel um die nächste Ecke und ließ einen ratlosen Wächter allein zurück.
Cim warf verärgert einen Blick in die Akte und stellte erstaunt fest, dass er schon einmal von Täter und Opfer gehört hatte. Streidt war eine entfernte, nicht allzu angenehme Bekannte von Frau Willichnicht und Rüdiger ein eher geduldeter Assassine der nach vollbrachter Tat plötzlich ungeschickt wurde. Zumindest sollte das kein dramatischer Kampf werden.
Während er zu den beiden Damen zurückging, hörte er schon von weitem, dass die Diskussion noch heftig und anhaltend war.
»Wächter der Nacht« - »Dunkelwacht!«
Beide sahen Cim an und warteten auf seine Meinung.
Abwesend sagte Cim »Dunkelwacht, geh vom Tisch runter!«
»Ha!«, rief Tussnelda. »Ich wusste er hat einen guten Geschmack!«
»Wir haben Arbeit!«, sagte der Vektor und warf die Akte auf den Tisch. »Drohende Inhumierung von und durch alte Bekannte!«

07.09.2014 2: 23

Rabbe Schraubenndrehr

Rabbe blickte nachdenklich von Cim auf die Akte und wieder zurück. Sie dachte einen Moment nach und griff dann nach der Akte, während Tussi Cim fragend anblickte. "Woher hast du jetzt gerade diese Akte?"
"Einer meiner Informanten hat sie in meinem privaten toten Briefkasten verstaut.", sagte Cim trocken und mied ihren Blick. Er wusste dass ihm das keiner der beiden abkaufen würde, doch er wollte ihnen so wenig verraten wie nur möglich... Wenn sie nichts vom Plebejer wussten konnten sie auch weniger gut auf seine Feindesliste geraten.
Rabbe murmelte etwas und gab die Akte an Tussi weiter. "Ist Helena Streidt nicht eine von den... Damen über die die alte Willichnicht sich gerne auslässt? Ich erinnere mich dunkel mal eine Diskussion zwischen ihr und der Piepenstengel,-" Rabbe brach abrupt ab und sah leicht betreten zur Seite. Sie wirkte als würde sie versuchen, eine unangenehme Erinnerung nieder zu drücken. [2] Die Ermittlerin machte ein grummelndes Geräusch. "Wie auch immer. Gehen wir mal davon aus dass wir Rüdiger wirklich aufhalten wollen - wie sollen wir vorgehen? Nach dieser Akte scheint er ja ein recht geschickter Assassine zu sein.. mehr oder weniger."
Tussi grinste verhalten. "Hängt davon ab wie geschickt man als Assassine ist der direkt nach dem Mord schonmal fertiggebracht hat plötzlich nach perfektem Dschob rückwärts zu stolpern, eine Dachrinne halb abzureißen, an ihr herunter zu rutschen und dann in einem halbflüssigen Fass Gummi zu landen" [3]. Cim scheuchte die Katze weg und setzte sich. "Das ist nicht witzig. Auch wenn er anschließend sehr ungeschickt wird - während des eigentlichen Mordes gilt er als durchaus fähiger Assassine." Cim fragte sich stumm, woher der Plebejer diese Information hatte, bemühte sich aber sich diese Überlegung nicht anmerken zu lassen.
"Also... wie wollen wir ihn fertig machen?"


*8 Stunden später, Wachhaus am Pseudopolisplatz*

Rabbe gähnte und nahm noch einen Schluck Kaffee. Sie war angespannter als es ihr lieb war und ihr Blick fuhr erneut Richtung Uhr, in der Hoffnung dass die Mittagspause näher rückte. Sie hatte keinen Hunger und eigentlich wollte sie auch nicht wirklich mit anderen reden.. aber die Kantine um die Mittagszeit war der beste Ort um unauffällig an Informationen zu kommen. Seit der Sache mit Oberfeldwebel Ziegenberger war RUM nicht mehr eins mit sich, und nun da die Auflösung aller Abteilungen drohte war es nur noch schlimmer. Die Ermittlerin hatte keine Ahnung wer ihrer Kollegen gerade welchen Fall bearbeitete - es konnte theoretisch jeden Moment passieren dass ihr Abteilungsleiter hereinkam und sie fragte, warum sie am Vorabend am Schauplatz eines Dreifachmordes gewesen war, und was sie dort getan hatte. Natürlich hatte sie eigentlich alle Spuren beseitigt. Eigentlich hatte es auch schwer gewittert, weshalb der Regen alle eventuellen Restspuren hätte wegwaschen sollen. Eigentlich war auch das stärkste bekannte Öl am Tatort gewesen, weshalb jeder Werwolf nur Kopfschmerzen bekäme wenn er versuchen würde dort eine Geruchsspur aufzunehmen.
Eigentlich konnte niemand darauf kommen dass Cim diese Morde begangen hatte.
Aber Rabbe war dennoch unruhig.
Es klopfte an. "Herein!", rief Rabbe, vielleicht eine kleine Spur zu hoch. Sie war eigentlich durchaus geübt darin mit der Last von Verbrechen und zum Teil auch von Morden umzugehen, aber aus irgendeinem Grund war sie im Augenblick nervöser als bisher. "Vielleicht weil wir im Augenblick im Begriff sind die Wachestruktur selbst ganz bewusst zu unterlaufen...", ging es ihr durch den Kopf. Als Oberfeldwebel Grauhaar hereinkam hatte sie das Gefühl als wollte ihr Kehlkopf ihren Hals hochklettern. Sie war selten so dankbar für ihre Reflexe gewesen, denn während ihr Inneres einen kurzen Moment in dem Schock badete, der durch das auftauchen ihres Abteilungsleiters geweckt worden war, hatte ihr Körper Haltung angenommen und hatte salutiert. "Sör!" rief sie ebenso automatisch, wobei ihre Stimme nur wenig heiserer klang als sonst.
"Guten morgen Lance-Korporal." der Abteilungsleiter blickte sich kurz um. "Hatscha und Remedios sind nicht da?"
Rabbe grummelte bei der Erwähnung von Remedios' Namen. "Nein Sör... Hatscha wollte irgendetwas bei DOG erledigen, von Remedios weiß ich nichts."
Romulus nickte. "Na gut. Wenn Hatscha wieder da ist, schick sie bitte zu mir."
"Ja Sör..."
Romulus verließ das Büro und Rabbe blickte leicht verwirrt auf die geschlossene Tür.
Offensichtlich hatte niemand etwas bemerkt.


*Einige Stunden zuvor*

"Ich schätze damit sind wir relativ gut vorbereit.", stimmte Rabbe zu und hängte ihre neu präparierte Kutte über einen Bügel. Sie warf einen kurzen, kalkulierenden Blick zwischen Cim und Tussi hin und her. "Ich bin sicher ihr habt noch Dinge zu besprechen. Cim, bringst du mich noch zum Ausgang?"
Cim zog irritiert eine Augenbraue hoch. Es war nicht Rabbes Art so zu reden. Andererseits konnte er sich schon denken worauf dies hinaus lief. Sie gingen durch den Übungsraum zurück in Richtung draußen. Ein Zimmer weiter schloss Rabbe kurz die Tür und blickte Cim nachdenklich an. Dieser starrte grimmig zurück.
"Woher hast du diese Akte wirklich, Cim?"
Der noch-VEKTOR wich ihrem Blick aus. "Von einem Informanten der ungenannt bleiben will."
"Dem du vertraust?" Rabbe zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
Cim sah sie leicht wiederwillig wieder direkt an. "Derzeit vertraue ich niemandem außerhalb der Dunkelwacht."
Rabbe schien diese Worte einen Moment lnag mental zu wiegen und sie dann für ausreichend zu befinden. "Die Diebe sahen nicht aus als wärst du ihnen zufällig über den Weg gelaufen. Hattest du von vorne herein geplant sie zu töten, oder...?"
Cim blickte sie wütend an. "Was soll das hier werden, ein Verhör? Ich habe dir gesagt dass ich dir vertraue - bitte tu mir den gleichen Gefallen. Allein damit dass ich euch schon diesen Ort gezeigt habe seid ihr meine Komplizen geworden - ich will euch nicht in mehr Schwierigkeiten bringen als unbedingt notwendig."
"Ja ich bin sicher das wird mir eine Strafmilderung geben falls herauskommt dass ich Beweise für dich verfälscht habe." Rabbe sah ihn nun ebenfalls wütend an. "Ich will dir helfen Cim, du weißt ich wäre nicht hier wenn ich nicht hundert prozentig hinter dir stünde, und ja, ich vertraue dir, wie du sehr wohl weißt." sie atmete einen Moment durch. "Aber wie ich vorhin schon einmal sagte... du darfst dich nicht in deiner Mission verlieren. Wenn du uns nicht sagen willst woher du die Infos und das Geld für all das hier hast..." sie machte eine umschreibende Geste für den Raum in dem sie standen. "dann ist das in Ordnung. Ich vertraue dir genug um das für den Moment zu akzeptieren. Aber nur wenn du bereit bist anzuerkennen dass es richtig ist diese Dinge in Frage zu stellen. Dass es Sinn macht den oder die Informanten in kritischem Licht zu sehen - denn wer immer es ist den du vor uns geheim hältst, diese Person hätte damit die Möglichkeit uns eiskalt gegen die IA-Wand laufen zu lassen."
Cim blickte die Ermittlerin ernst an und nickte. "Gib mir noch ein wenig Zeit. Dann kann ich offen darüber reden. Zur Zeit... ich bin unsicher, aber IA macht mir am wenigsten Sorgen! »Die drei Diebe wären mir eigentlich egal gewesen. Wie du schon gesagt hast, werden wir nicht durch die Stadt ziehen und jeden kalt machen, der nach Dieb aussieht. Sie waren aber betrunken, haben zuerst zu schimpfen und dann zu pöbeln begonnen. Als ich sie aufforderte die Waffen niederzulegen, haben sie mich angegriffen – und ich hätte keine Chance gehabt, wenn sie nicht stockbesoffen gewesen wären. Das ist diese Geschichte.«"
Rabbe nickte. "Also gut. Eine Sache noch... ich hab die Streifenpläne gesehen, und ich kann mir nicht vorstellen dass du dich die letzten Tage überhaupt im Wachhaus hast blicken lassen, oder?"
"ja. Stimmt.", antwortete er trocken.
"Ist dir mal in den Sinn gekommen dass es keine gute Idee ist auf einen Rachefeldzug gegen das organisierte Verbrechen zu gehen und dabei seinen normalen Dschob total zu vernachlässigen? Könnte vielleicht jemandem auffallen dass Cim Bürstenkinn aufhört zum Dienst zu kommen kurz darauf ein Irrer in 'ner Kutte beginnt Assassinen aufzuziehen und Diebe nieder zu machen?"
Cim blickte sie mehr oder weniger verständnislos an.
Rabbe rollte mit den Augen. "Hör zu.. du solltest dich im Wachhaus blicken lassen. Wenigstens kurz, dass man dich gesehen hat. Betrink dich und fluch darüber dass man dir deine Stellung wegnimmt, dann wundert sich keiner mehr dass du kaum da bist.", sagte sie mit schiefem Grinsen.
Der VEKTOR blickte sie böse an. "witzig.", bemerkte er knapp.


*Gegenwart, Wachhaus*

Rabbe ging betont gemütlich in die Kantine hinunter, ging im Kopf aber erneut durch wann sie wohin musste um sich an ihren Teil des Planes zu halten. Sie wussten dass Frau Streidt um 22 Uhr an diesem Abend ermordet werden sollte, und dass sie dabei auf einem Wohltätigkeitsempfang sein würde. Sie wussten aber nicht, ob der Assasine von außen oder von innen zuschlagen würde. Rabbe hatte an diesem Morgen die Wacheakte des Assasinen geprüft, doch aus dieser ging auch nur hervor wie unglaublich ungeschickt der Assassine wurde sobald er seinen Dschob erledigt hatte. "wenn ich unglaublich ungeschickt wäre würde ich aber auch nicht in einem Raum sein wollen wo ich mich nach dem Mord vielleicht durch mein Ungeschick stillos entblöße... Er hat zwar nicht wirklich etwas zu befürchten, andererseits weiß man aber nie genau wie die Leute außen herum reagieren werden." Rabbe kam zu dem Schluss dass sie selbst, wäre sie ein Assassine, einfach an der Decke des Raumes entlang in den Räum kriechen würde um im richtigen Moment von der Decke zu fallen, das Opfer zu töten und dann so schnell wie möglich abzuhauen. Immerhin war diesen Typen der Stil mehr als wichtig. Das bedeutete, er würde von außen kommen. "Oder er verkleidet sich als Kellner. Passt aber nicht zu seiner Ungeschicklichkeit. Am Ende überfährt er sich selbst mit dem Geschirrwagen..."

Sie lief über den Flur, tauschte einen Blick mit Tussi die ihr gerade entgegen kam, ließ sich aber nichts anmerken. Tussi ging ihrerseits gerade zurück in die Abstellkammer. Sie hatte nicht mehr viel Zeit gehabt zu schlafen nachdem sie ihr Gespräch mit Cim beendet hatte, aber sie waren sich von vorne herein darüber klar gewesen dass sie innerhalb des Wachhauses die Dunkelwacht mit keinem Wort auch nur andeuten dürften. Jeder von Ihnen wurde so schon von IA beobachtet und keiner wollte den Rest des Tiehms in Gefahr bringen.
Sie trat ein und stellte Cim einen Kaffee hin. Er war vor knapp einer Stunde ins Wachhaus geschlendert gekommen und hatte sich bisher bemüht, nach außen hin den Eindruck zu machen als hätte er die letzten Tage in desolater Traurigkeit verbracht. Im Grunde passte sein Aussehen auch gut dazu.
Der nochVEKTOR trug die Spuren des Vortages offen im Gesicht herum, wirkte aber auf merkwürdige weiße heiter seit er im Büro erschienen war.
"danke." er tank einen schluck Kaffee und lächelte ein wenig. Vor ihm lag ein Bericht einer Streife den er nun in die Hand nahm und damit wedelte. "Ein interessanter Bericht. Offenbar gab es einen kleinen Zwischenfall in einer Gruppe lizenzierter Diebe. Die Morgenstreife hat den Tatort untersucht und kam zu dem Schluss dass sich eine Bande von vier Dieben gegenseitig umgebracht hat, was der Auslöser des Streites war ist nicht ersichtlich aber das ganze wird wohl regulär zu den Akten gelegt wenn der Abteilungsleitung nichts widersprüchliches auffällt." er grinste. Rabbe hatte wohl gute Arbeit geleistet. Wenn man nach dem Bericht ging hatte es wirklich nichts mehr gegeben was auf eine weitere Person hingewiesen hatte. Dass der Bericht akkurat sein musste war aber ohnehin selbstverständlich, war schließlich eine reine SEALS-Streife gewesen, die wussten was sie taten. Wenn nicht jemand vorher genau wusste was sie taten.
Er blickte Tussi an die ein wenig betreten drein blickte. Sie hatte bis eben noch nicht wirklich realisiert gehabt dass Cim wirklich gemordet hatte. Vier Diebe... Es war nicht so als ob sie sich mit dem Thema nicht selbst schon auseinander gesetzt hatte, nein, das Thema Mord war für sie durchaus ein vertrauter Gedanke. Dass Cim am Vortag aber dennoch einfach Vier Leute getötet hatte, ohne persönliches Motiv oder tieferen Grund... beunruhigte sie ein wenig.
Tussnelda atmete kurz durch um innerlich ruhiger zu werden. "Ich kann verstehen dass du das positiv siehst, und das ist es sicher auch, aber...", sie sah Cim ernst an. "Rabbe hat absolut recht mit dem was sie gesagt hat. So wie du dich verhältst... wirkt es, als ob die Gefahr besteht dass du dich in dieser Sache verlierst. Und ich bin nicht bereit das geschehen zu lassen."

07.09.2014 11: 05

Cim Bürstenkinn

»Nelli, die Gefahr besteht nicht. Unser Ziel ist der Ungerechtigkeit die Spitze zu nehmen. Die drei Diebe von gestern haben mich zuerst angegriffen. Sie waren stockbesoffen, was mein Glück war, aber hätte ich mich nicht gewehrt wäre ich in der Straße gefunden worden. Wenn du mir vertraust, und nur dann macht die Dunkelwacht Sinn, stell auch nicht meine Beweggründe in Frage. Es sind die gleichen die ich immer ansetze um eine Situation zu bewerten. Auch wenn es um dich geht!«
Sie sah ihn weiter eindringlich an, doch man merkte, dass sie zumindest etwas erleichtert war. Cim nahm ihre Hand und küsste sie.
»Hattest du Probleme wegen der Abwesenheit? Maggie wird in der Ausbildung weiter ein Auge auf dich haben, nehme ich an «, sagte er besorgt, doch sie schüttelte den Kopf.
»Was noch nicht ist, kann ja noch werden«, antwortete sie. »Am besten ich gehe mal selbst zu ihr. Offiziell bin ich alte Akten durchgegangen und war deshalb nicht früher im Dienst.«
Sie drückten sich zum Abschied. »Ach ja, ich weiß schon, dass du den verzweifelten SEALS-Wächter spielen musst, aber ist es notwendig auch so zu riechen? Wir sehen uns dann im HQ!«
Cim schnüffelte an seinem Hemd und rümpfte die Nase.

Nach einem so ausgedehnten wie überfälligen Bad, wollte Cim ins gleich nebenan liegende Archiv. Er musste so unauffällig wie möglich mehr Informationen über Rüdiger herausfinden. Und auch wenn üblicher Weise lizenzierte Morde nicht aktenkundig wurden, übersah doch mancher Ermittler anfangs die hinterlegte Quittung und der Fall wurde erst später geschlossen - und damit aktenkundig.
Als er jedoch den Waschraum verließ stand plötzlich eine Hexe mit rotem Kopf und einem sehr zornigen Gesicht vor ihm.
»Verwandle mich nicht in eine Kröte, mächtige Hexe«, sagte er grinsend und hob die Hände schützend vors Gesicht.
»CIM BÜRSTENKINN!« Er salutierte freundlich und lächelte sie an. »Feldwebel!«, ergänzte er.
Die Hexe hatte am Stand umgedreht, ihre Unterröcke hoch genommen um schneller gehen zu können, und würdigte ihn keines weiteren Blickes.
»Das werden wir noch sehen. Folge mir in mein Büro!«
Artig stapfte Cim die Stufen hinterher, überholte die Abteilungsleiterin schließlich und hielt ihr die Tür auf, um ihr gleich darauf in das Büro zu folgen.
Sie entspannte sich sichtlich und deutete auf einen der Stühle. »Wo warst du, Cim? Ich hab mir ziemliche Sorgen gemacht. Immerhin riechst du ausnahmsweise einmal gut. Aber du hast dich aus allen Schichträdern genommen. Ich dachte schon…«
»Das ich wieder einmal verschwinde?«, fragte Cim und zog einen Flachmann aus der Brusttasche. »Ja, darüber habe ich nachgedacht. Aber ich wollte lieber mal austesten, ob sich das Problem irgendwie wegtrinken lässt!«
Er prostete ihr zu und nahm einen Schluck reines Brunnenwasser – er brauchte heute definitiv einen klaren Kopf.
Sie schüttelte den Kopf. »Was soll das bringen?«
»Sag du es mir!«, er stand auf und war plötzlich mehr als zornig. »Hast du überhaupt einen Versuch gemacht SEALS zu retten? Wir waren eine Einheit. Einmal SEALS immer SEALS! Was wird daraus jetzt?«
»Es gibt eine Überprüfung durch den Inspektor. Sonst ist überhaupt nichts entschieden. Das ist nur eine deiner üblichen Reaktionen. Außerdem sind wir zuerst einmal Wächter. Wir haben eine Pflicht zu ….«
»Erspar mir das!«, unterbrach Cim seine Vorgesetzte. »Ich habe 13 Jahre meine Pflicht erfüllt. Und jetzt werden wir vielleicht von irgend einem Vetinari-Zögling wegrationalisiert, während gleichzeitig….«
Der Omnier hielt inne. Er wollte Rea nicht mit der Nase auf die Tatsache stoßen, dass er ein Problem mit der lizenzierten Kriminalität hatte und auch dabei war etwas dagegen zu tun.
»…gleichzeitig anderswo das Geld raus geworfen wird!«
»Es geht nicht, dass du einfach versickerst und deinen Dienst jemand anderem umhängst.
Ich erwarte, dass du sofort den Schichtplan änderst und deinen »Urlaub« kompensierst.«
»Ja, Sör! Ab Morgen! Den heute werde ich noch einmal versuchen ob der Schnaps nicht doch hilft!«, damit warf er die Tür hinter sich zu und stapfte mit einem Grinsen zum Archiv.

Das Archiv
Wie am Tresen kam im Archiv jeder Rekrut mal dran. Die Tatsache, dass er Daniel Dolch heute hier hatte, konnte Fluch und Segen sein.
»Hallo Feldwebel!«, grüßte er freundlich, »Hast du Llamedos gut überstanden?«
»Daniel! Ja danke alles wieder im Lot. Bist du oft hier unten?«
Daniel Dolch nickte. »Immer wenn es keine Tätigkeiten für einen Schmied gibt und kein Einsatz oder Unterricht ist. Das Archiv ist eine faszinierende, geballte Ladung von Erfahrungen dieses Hauses! Hunderte Wächter, die ihre Erlebnisse in Akten niedergeschrieben und für nachfolgende Generationen verwertbar gemacht haben. Wir könnten tiefgreifende Verbrecherprofile erstellen, die Wahrscheinlichkeiten von Morden und Überfallen ... «
»Ja, eine staubige Angelegenheit!«, Cim hustete übertrieben. »Sag mal, wenn ich die Fälle rund um einen Namen, zum Beispiel den Assassinen Doppler suchen würde. Wie würde ich jetzt am Besten vorgehen? «
Daniel rieb sich die Hände. »Die Fälle sind chronologisch und dann nach zuständigem Autor sortiert. Auf diese Art und Weise also gar nicht!«. Daniel machte eine kurze Pause, die Cim ruhig über sich ergehen ließ.
»Aber! Es gibt eine Referenzliste nach Täter und eine nach Zeuge. Dort solltest du Verweise in die generelle Ordnung finden! Soll ich Dich unterstützen? «
Eifrig nickte Cim, »Das wäre wunderbar. Könntest du mir zuerst einmal ein Glas Wasser vom Brunnen holen? Die Luft hier unten bringt einen um.«
Es folgte ein weiterer Hustenanfall und Daniel rannte so schnell er konnte aus dem Archiv raus.
Schnell nahm Cim den Täter-Index und suchte nach Rüdiger. Nichts!
Wie konnte das sein? Da erst fiel ihm ein, dass ein lizenzierter Mörder kein eigentlicher Mörder sondern ein Zeuge war!
Tatsächlich fand er auf dem Zeugenindex eine lange Reihe von Eintragungen. Cim blätterte so schnell er konnte. »Armbrust, Armbrust, wie unfein für einen Assassinen. Dolch von hinten, Gift, Gift, Gift….«
Alle letzten Eintragungen waren Giftmorde. Die Quittungen lagen immer bei . Und das waren nur jene bei denen die Quittung anfänglich übersehen wurde.
Vielleicht sollten sie Rüdiger nicht unterschätzen. Es könnte mehr in dem tolpatschigen Meuchelmörder stecken, als man auf den ersten Blick erkannte.
Auf jeden Fall wussten sie jetzt wie er es tun würde.
Wollte er mehr wissen, blieb ihm der Weg zu DOG nicht erspart, und er wollte Daemon definitiv nicht in die Sache hineinziehen.
Endlich kam Daniel mit dem Glas Wasser zurück. Cim nippte dankbar daran und sagte: »Daniel, ich hab alles was ich gesucht habe. Dieser Doppler ist wohl doch tot! Da helfen auch die wunderbaren Möglichkeiten des Archivs nicht mehr. Schönen Dienst noch!«
So schnell er ohne Aufsehen zu erregen konnte, ging er nach oben, grüßte den Tresenwächter und verließ das Wachhaus. Sein Kopf fühlte sich leicht, beinahe schwindelig an; er war aufgeregt wie vor seinem ersten Fall, den eigentlich war das Rüdiger auch.
Bis zum Abend musste er eine Menge Vorbereitungen treffen. Er hoffte, dass Rabbe auch ihren Teil erledigt hatte.


07.09.2014 18: 26

Daemon Llanddcairfyn

Er hatte es nicht kommen sehen und als ihm klar wurde, was geschehen war, saß er schon in einem der Büros und die Tür schlug hinter ihm zu. Das Zimmer war dunkel, schmale, grelle Lichtbalken fielen durch die Spalten der geschlossenen Fensterläden, stachen in seine geröteten Augen. Hinter ihm stand der Mann, der ihn am Ende der Treppe in Empfang genommen hatte und mit einigen leisen Worten am Arm in diesen Raum geführt hatte.
"Du sieht schlecht aus, Rekrut", sagte er hinter ihm. "Sollte der Eindruck entstehen, dass Du alkoholisiert zum Dienst erscheinst könnte es", eine Pause, "Probleme mit den internen Organen geben."
Daemon ging um ihn herum und sah zu ihm hinab.
"Das wollen wir doch nicht." Cim setzte zu einer abfälligen Antwort an, doch der Offizier hob die Hand.
"Wächter, die nicht dienstfähig sind, machen Fehler. Fehler, die wir lieber den Verbrechern dieser Stadt überlassen", der Hauptmann nahm ein Blatt Papier aus dem Halbdunkel. "Zurückgelassene Spuren, Fingerabdrücke, öffentliche Drohungen. Indizien und Beweise, die uns auf die Spur der Schuldigen bringen. Sehr nützlich", der Llamedône schmunzelte. "Und die, die schlauer sein wollen, als wir. Die ihre Lektion noch lernen müssen." Cim wusste nicht, worauf der Hauptmann hinaus wollte. Er hielt es für klüger, ihm keinen Hinweis auf seine Gedanken zu geben und besann sich auf seine Rolle. Gedankenverloren tastete er nach seinem Flachmann. Daemon lächelte hintergründig. Er reichte Cim das Papier.
"Drei Straßenräuber treffen ihr Schicksal in einer dunklen Gasse. Kampfspuren, blutbefleckte Messer, keine weiteren Hinweise auf einen Täter", der Offizier trat zum Fenster. "Alles nicht weiter auffällig. Die Schatten halt", er wandte sich um. Cim runzelte die Stirn und nahm einen Schluck.
"Und wie es der Zufall will", ließ Daemon den Anfang des nächsten Satz' zwischen ihnen schweben. "Hat einer von ihnen ein Fläschchen Riechstarköl in der Tasche, das bei seinem Sturz zu Bruch geht."
Er hat mich geholt. Er verdächtigt mich. Er weiß nichts von Rabbe. Er kann nichts wissen. Er hätte sie geholt, wenn er etwas wissen würde. Er rät nur. Er kann nichts wissen. Er KANN nichts wissen.
"Rüdiger Häckselklein", sagte der Gildenexperte. "Der ungeschickte Rudi."
Er WEISS es!
"Lass Dich nicht täuschen. Nur weil jemand bei ein paar unwichtigen Aufträgen ungeschickt ist oder... Ungefährlich wirkt", er nahm eine zweite Akte vom Tisch und drückte sie Cim in die Hand. "Kein Gift. Lies die Akte."
Der Hauptmann ging zur Tür und stoppte noch einmal.
"In der Asservatenkammer liegt ein Schwert, das vor langer Zeit in unserer Waffenkammer hing. Ich glaube kaum, dass sich noch jemand daran erinnert. Vielleicht solltest Du es an Dich nehmen."

07.09.2014 21: 50

Rabbe Schraubenndrehr

Rabbe blickte nachdenklich in die Akte in ihrer Hand. Helena Streidt war schon zweimal mit der Wache in Kontakt gekommen, weshalb es eine Zeugenakte über sie gab. Sie war verwitwet und paranoid, derzeit wohnhaft in der Unvergleichlichen Straße.
Rabbe wälzte den Gedanken in ihrem Kopf herum. Irgendetwas wichtiges war mal in der Unvergleichlichen Straße passiert, sie konnte sich nur nicht wirklich daran erinnern, was es gewesen war. Ihr Blick schweifte über den Zettel vor ihr, wo sie sich alles wichtige notiert hatte. Dann schob sie die Akte wieder in die Mitte des Stapels und legte sie auf einen Haufen mit anderen Akten die sie "zur Hintergrundrecherche" ihrer alten "unvollständigen" Unterlagen angefordert hatte.
Rabbe trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum. Etwas klopfte an die verrostete Stahltür ihres Bewusstseins, aber sie war nicht sicher was es war.
Ihr Blick fiel auf einen Federkiel. "Federn... Wie herrlich Lance-Korporal, ich finde es so schön dass sie trotz dieser Sache...", hallte ihr eine sing-sangartige Stimme durch den Kopf, und auf einmal drängte sich ihr ein allgemeines Gefühl von Pinkheit auf.
"oh nein...", murmelte sie, als ihr bewusst wurde woher sie die unvergleichliche Straße kannte.
Sie zog einen Bogen Briefpapier aus der Schublade und begann zu schreiben.
Offenbar war es Zeit für einen Besuch bei einer alten Bekannten.


*In der Nacht zuvor*

Rabbe lief nach hause. Es war früher morgen. Wenn sie Glück hatte bekam sie noch ein paar Stunden Schlaf bevor sie zur Arbeit ging, sofern sie schlafen konnte zumindest.
Die Ereignisse dieser Nacht waren gleichermaßen unerwartet wie anstrengend gewesen. Sie war nicht sicher was sie von dieser Neuentwicklung halten sollte. Die Effizienzüberprüfung der Abteilungen war offiziell keine beschlossene Sache, auch wenn es jeder für unumgänglich zu halten schien. Rabbe war das ganze relativ egal. Sie als Ermittler blieb Ermittler, egal was geschah. Dass es Cim aufregte dass seine gewohnte Welt möglicherweise verloren ging konnte sie dennoch gut verstehen - wenn sie so lange als Ermittler gearbeitet hätte und dann die Gefahr bestünde dass man ihr das wegnähme würde sie sich wahrscheinlich recht ähnlich verhalten.
"Zumindest scheint er nicht wirklich die Absicht zu haben als eine Art mordender Irrer durch die Stadt zu ziehen.", dachte sie, während sie ihre Haustür aufschloss. Die Vorstellung dass er so etwas vielleicht tun könnte hatte etwas merkwürdig amüsantes für sie - die Überlegung was sie alles mit einem Gefangenen Assassinen anfangen könnten hatte aber auch ihre Reize. Im Grunde konnten sie alles mit ihm machen, so lange sie sicher gingen dass er ihre Gesichter nicht sah.
Die Ermittlerin holte einen großen Tonkrug mit Wasser hervor und trank etwas. Sie würde ihren Alkoholkonsum etwas einschränken müssen. Wenn sie bei der Dunkelwacht-Sache nach Alkohol roch würde sie das auffälliger machen, außerdem merkte sie dass es ihr auf dauer den Kopf zu sehr verwirrte. "Eigentlich sollte ich mit dem Mist irgendwann eh aufhören...", überlegte sie kurz, bevor ihre Gedanken zurück zu künftigen Opfern der Dunkelwacht zurückkehrten.
"Assassinen.", knurrte sie leise. Die lizenzierten Mörder waren immer noch Mörder. Eigentlich die schlimmsten die es gab - Philosophen sagten, dass man nie sagen könnte ob die leben von fünf Erwachsenen Männern wertvoller waren als das eines Kindes. "Immerhin", sagten sie. "Könnte im Kopf des Kindes das Geheimnis des besten Sangria-Rezeptes der ganzen Scheibe ruhen".
Rabbe sah das ganze pragmatischer. Natürlich sagte die Philosophie grundsätzlich das man das Leben von vielen nicht gegen das Leben mehrere aufwiegen konnte oder umgekehrt. Die Wirtschaft hatte aber immer schon so gehandelt. Die Wirtschaft hatte immer so entschieden wie es für den Finanzfluss am besten war, wie am meisten Geld gemacht werden konnte, sei es mit Sklavenhandel, Zwangsprostitution oder Drogenverkauf. Zumal es immer die selben waren die Geld machten - es war nicht so als könnten Arme etwas verdienen in dem sie Drogen verkauften. Entweder sie blieben schlecht bezahlte Handlanger in den Syndikaten oder sie wurden umgebracht. Reiche dagegen konnten Verbrecher werden wie sie wollten. Sie mussten nur teil einer Gilde sein und der Stadt steuern zahlen, und schon wurde alles legal. Also wurden sie reicher und reicher während den Arbeitern ihre Kinder wegstarben. Das Leben einer Person war wertlos wenn sie kein Geld hatte. Immer schon. Assassinen hatten das Preisschild nur festgeklebt. Da gewesen war es schon seit langer Zeit.
Und die Wächterschaft hatte sich mit der offenen Lizenzierung einfach abgefunden. Als Vetinari ins Amt gekommen war, hatte die Wache selbst zwar ohnehin nur aus einem Haufen betrunkener Krachmacher bestanden, aber... war das ein Grund seine ideale den Bach runter gehen zu lassen? Schön, wenn sie an die besten Wächter innerhalb der Wache dachte konnte sie nicht leugnen dass auch diese hoffnungslose, betrunkene Krachmacher waren.
Aber sie konnten ihre Ideale nicht länger untergehen lassen.
Rabbe starrte aus dem winzigen Fenster.
Eigentlich war sie froh das Cim diese Sache losgetreten hatte.
Vielleicht konnten sie sich jetzt wieder für das wohl der Bürger einsetzen.


*Gegenwart*
Rabbe kam aus dem Keller hinauf. Ein Rekrut hatte es fertig gebracht dass ein Gefangener begonnen hatte den Zellengenossen in der nächsten Zelle anzugreifen. Durch das Gitter. Mit seinen Zähnen.
"Nicht zufassen mit was für Leuten wir uns heutzutage als Rekruten abgeben müssen", grummelte sie als sie ins Erdgeschoss trat. Sie überlegte eben ob sie sich noch einen Kaffee holte als Cim auf sie zu geschlendert kam. "Rabbe! Ich habe beim Akten durchsehen festgestellt dass ich bei der Quirm-Mission vor zwei Jahren ein paar Details nicht eingetragen hatte. Kannst du kurz in mein Büro kommen und das mit mir durchgehen?"

*wenig später*
Mit dem Kopf voller neuer Pläne verließ Rabbe kurze Zeit später das Wachhaus und stand vor einem altbekannten Haus.
Sie rang mit sich bevor sie den klebrigen Türklopfer benutze. Er war immer klebrig. Schon als sie vor zweieinhalb Jahren das erste mal hier gewesen war hatte sie dies gestört. Und auch jedes weitere mal dass sie hier gewesen war. Die Tür öffnete sich, und eine bunte Gestalt sah sie überrascht an. "Lance-Korporal! Wie schön dich zu sehen!", entfuhr es ihr, doch Rabbe beutetete ihr sofort mit einer Geste, leiser zu sein. "Shhht. Kann ich reinkommen?"

08.09.2014 13: 50

Cim Bürstenkinn

Abstellraum,
Es war jetzt ziemlich genau Mittag. Sie hatten noch 10 Stunden Zeit um einen lizenzierten Mord zu verhindern.
Cim sah auf Tussneldas Schreibtisch im Abstellraum. Das Zimmer fühlte sich eigenartig an, wenn sie nicht da war. Beinahe als würde er in ihre Privatsphäre eindringen, als sollte er nicht hier sein.
Er stellte sich ihr Gesicht vor, wenn sie hören würde, dass ihr die Rolle des Dienstmädchen zugedacht war und er kicherte vor sich hin. Eine umfangreiche Schimpftirade war sicher fällig – bevor sie die Schürze umlegen und ihr Bestes geben würde.
Daemons eigenartiger Hinweis hatte tatsächlich alles geändert, eine Perspektive geöffnet und die wollte Cim nicht ungenutzt lassen.
Gleichzeitig erinnerte es ihn einmal mehr daran, dass er sich nicht auf die Informationen des Plebejers verlassen durfte. Nach wie vor hatte Cim keine Ahnung was wirklich hinter den Worten des Vermummten steckte. Geschweige denn, hatte der Wächter irgendeine Ahnung, wer sich hinter der Maskerade verbarg.
Rabbe war mittlerweile schon unterwegs und nun lag es an ihm ein paar Sachen in die Wege zu leitenÂ….

Raum 002
Cim klopfte vorsichtig an Reas Tür und ermahnte sich zu warten. 10 Sekunden, 20 Sekunden,..
»Herein!«, hörte er endlich und trat in das Abteilungsleiter – Büro.
»Cim? Kann es sein, dass du gerade zum ersten Mal darauf gewartet hast, dass ich dich hereingebeten habe? Was brauchst du?«, die Hexe sah ihren Stellvertreter misstrauisch an.
»Na hör mal. Ich bemühe mich einfach nur um ein wenig bessere… ich brauche deine Unterschrift!«, gab er nach einem schwachen Versuch zu.
Die böse Vorahnung grub tiefe Furchen in das für eine Hexe viel zu jugendliche Gesicht, und kurz sah sie tatsächlich wie eine ihrer Zunft aus und streckte die Hand aus.
Der Vektor reichte ihr den Ausfolgeschein und wartete darauf, dass sie las.
»Ein Schwert? Du hast schon ein Schwert. Soviel ich weiß sogar einige«, sie musterte das Papier auf unsichtbare Tinte oder kleingedrucktes.
»Das ist ein besonderes Schwert. Aus Ambersia. Scheinbar haben wir da einen Mörder der schon einige Opfer zu verantworten hat«
Rea wollte gerade antworten, als er hinzufügte:» Und ja, ich arbeite mit Rum und SUSI zusammen! Ich weiß nicht wie effizient das ist, aber ich hab alle Leute an Bord die ich brauche.«
Der Mund der Abteilungsleiterin klappte zu und sie tauchte eine Feder in das Tintenfaß.
»Ok, ich bin die Letzte die eine Verhaltensbesserung nicht zu würdigen weiß. Aber bringe es auch wieder zurück, wenn du mit dem Kerl fertig bist!«
»Und du kriegst einen genauen Bericht!«, sagte er fröhlich, als er zur Tür ging. »Viel Spaß bei , was immer du da im Kessel zubereitest!«
Als die Tür zu und Cim weg war, sah sie nachdenklich auf die Reptilienaugen die im Kessel schwammen. »Sollte ich beunruhigt sein?«
Sie rührte mit einem gewaltigen Kochlöffel um und sah den gewünschten Effekt eintreten.
»Ich sollte beunruhigt sein!«

Raum 110
Erneut klopfte Cim artig und war erfreut sofort »ist offen« zu hören.
»Hallo Silly, Tussnelda!«, die Gefreite saß auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch des Abteilungsleiters und hatte offenbar gerade aus einem Bericht vorgelesen.
Überrascht sah der philosophischte aller Wächter seinen ehemaligen Vorgesetzten an. »Cim! Was bringt dich zu uns?«, hob dann aber die Hand und strich durch seinen Bart. »Du hast einen Antrag bei dir. Das bedeutet, dass du dich entweder hier bewirbst, was eine eigenartige Zeit dafür wäre, oder aber du willst etwas aus der Asservatenkammer!«
Ungeschickt mit dem Antrag winkend, sagte Cim »Ja, eher Letzteres« und reichte den Ausfolgeschein weiter.
»Eigentlich musst Du da mit Magane reden und die Unterschrift von Rea… ooh. Wie überraschend!«, sagte Sillybos als er Reas Unterschrift auf dem Ausfolgeschein sah.
»Alles in bester Ordnung! Damit brauchen wir Maggie nicht belästigen. Tussi , sei so gut und hol unserem Kollegen das Ambersia-Schwert aus der Asservatenkammer – ich nehme an, es liegt auf 24b«
»Aber die ist im dritten …? Oh, na gut!«, Tussnelda beeilte sich aus dem Raum und ließ die beiden Männer allein zurück.
»Ist es nicht wunderbar, wenn man gemeinsam die Stille genießen kann?«, fragte der SUSI-Chef.
Cim genoß die Stille noch etwas mehr, bis er sagte. »Äh, also , nein? Wie geht’s Hegelkant? Ist er bald zurück?««
In diesem Moment kam Tussnelda zurück und hielt triumphierend eine Waffe in einer sehr schlichten Lederscheide gen Himmel. »Hab sie gef… also aus der Aservatenkammer geholt!«
Beinahe andächtig nahm Cim die Waffe entgegen nickte beiden zu und verließ den Raum mit einem »Hat mich wirklich gefreut! Nächstes Mal plaudern wir weiter!«
Sie hatten noch rund neun Stunden um einen lizenzierten Mord zu verhindern und der SEALS machte einen tiefen Schluck aus seinem Flachmann – ehe ihm einfiel, dass Wasser darin war – mit einem angewiderten Gesichtsausdruck machte er sich auf den Weg.

Acht Stunden später, Unvergleichliche Straße
Es war stockfinstere Nacht und Rabbe wartete bereits auf ihn vor dem Haus. »Mann, ich dachte du kommst nicht mehr!«
Cim hob beschwörend die Arme. »Ich bin einem Rekruten in die Arme gelaufen, der unbedingt Vektor werden will. Ich war aber bis zuletzt nicht sicher, ob er aufrichtig ist, oder mich nur veräppeln will.
Ist Frau Streidt instruiert? «
Die Rum-Wächterin nickte knapp. »Wir werden ihr bis zur Düstergutstrasse folgen. Der Empfang findet in einem schönen alten Palais mit 100 Verstecken für einen Assassinen statt.
Wird Tussi da sein?«
Cim nickte. »Wird sie. Nehme ich an – zur Zeit redet sie nicht viel mit mir, wegen dem Kostüm«
Rabbe kicherte, erinnerte sich aber gleichzeitig mit Abscheu an ihre Dienstmädchenzeit.
»Da kommt die Kutsche! Spring auf die Rückseite«, rief sie Cim zu während sie schon los sprintete.
Sie fuhren gemächlich um den Hide-Park herum, am Galgen vorbei - Cim erkannte die gute alte Route 4 wieder, die ihn immer knapp am Haus von Timara vorbei brachte. Dennoch war das eine der häufigeren Streifenrouten, weil die Kriminalität auf dieser Seite des Ankhs ungleich geringer war als in den gegenüberliegenden Schatten.
Der Kutscher hielt vor dem Palais an und öffnete die Tür für Frau Streidt. Ladyhaft schritt die alte Dame auf den Eingang zu, ließ sich von einem Diener die Treppe hoch helfen und flüsterte demselben Lakaien mit einem Blick zurück auf die Wächter etwas zu.
Irritiert folgten sie ihr und der Diener verkündete laut »LADY STREIDT UND IHRE LEIBWÄCHTER!«
»Geht es noch?«, pfauchte ihn Rabbe an, »Wir sind inkognito hier!«
»Lass den Kerl, konnte er doch nicht wissen!«, Cim zog sie weiter über den weichen, roten Teppich, vorbei an Marmor-Säulen, und wertvollen Gemälden, durch Trauben von Menschen die sich allesamt einig waren etwas Besonderes zu sein.
»Darf es etwas zu trinken sein?«, fragte plötzlich eine Bedienung. Cim antwortete ohne Frau Streidt aus den Augen zu verlieren. »Für mich bitte Wasser. Sonst nichts!«, übersah auch die den warnenden Zeigefinger von Rabbe.
»Willst du es lieber über die Hose oder über dein Hemd haben?«
»Ich..wie?«, sehr spät merkte auch Cim, dass Tussi ihn wütend anfunkelte. »Seit zwei Stunden darf ich hier diese LEUTE bedienen, wurde dreimal in den Po gekniffen und habe fünf Einladungen für später bekommen. «
»Ich hätte mit mehr gerechnet«, stellte Rabbe trocken fest.
Tussi nickte zornig. »Genau. Haben die keine Augen im Kopf?«
»Wer ist der Kerl dort?« Cim sah einen jungen Mann, der sich vor Frau Streidt verbeugte und ihre Hand nahm. Sofort stürzte er hin und packte den Arm des Mannes.
»Gib auf Rüdiger! Wir wissen was du vorhast!«
Es wurde kurz sehr ruhig im Saal. Auch die Musik hörte zu spielen auf.
»Lassen sie sofort den Grafen los, sie Dummkopf!«, wetterte Frau Streidt und schlug Cim den Fächer über den Kopf. »Erwin, verzeih meinem Leibwächter. Es ist so schwer gute Leute zu finden. Welches Anwesen hast du gekauft, sagtest du?«
Ein paar verächtliche Blicke der Besucher später spielte auch die Musik wieder und alles ging seinem gewohnten Gang.
»Ich wollte gerade darauf hinweisen, dass Rüdiger ungefähr Deine Frisur hat, etwa 10 Jahre älter als Graf Erwin von Sto Lat ist und dort hinten bei der Nische steht.«
Schnell drehte sich Cim um und sah gerade noch wie Rüdiger durch eine versteckte Tür verschwand.
»Tussi pass auf die Alte … Dame auf! Rabbe kommst du?«
Sie verfolgten den Mann durch die Tapetentür und … fielen die dahinterliegenden, unbeleuchteten Stufen nach unten.
Cim hätte sich gewunschen endlich bewusstlos zu werden, weil er die ständigen Schläge gegen die Steintreppe nicht mehr aushielt doch er schaffte es bis ganz hinunter. Dann durfte er endlich schlafen.

später
»…lein, Wächterlein!« Jemand schüttete Cim Wasser über den Kopf.
»Ah, wer ist denn da wieder unter den Lebenden? Gewöhn dich mal lieber nicht daran!«
»Bist du auch gefesselt, Rabbe?«
»Deine Kollegin war wohl klüger als du«, Rüdiger schenkte sich aus einem Krug eine rote Flüssigkeit ein. ». Auf jeden Fall ist sie nicht die Stolperstiege runter gekullert.« Er bleckte seine Zähne. »Überraschung!«
Cim grunzte und versuchte seinen Kopf wieder klar zu bekommen. »Das ist ungefähr so überraschend wie du hässlich bist. Wir wissen die ganze Zeit schon, dass Du ein Vampir bist!«
Rüdiger sah ihn enttäuscht an. »Oh. Aber dann verrate mir mal ..«
Beinahe in derselben Sekunde schien er die Hand an Cims Kehle zu haben. Zähne gefletscht, die krallenartigen Nägel der Finger gruben sich tief in den Hals des Wächters.
»Warum zum Teufel mischt ihr euch bei einer lizenzierten Inhumierung ein? Egal was ich bin.«
»Krchhhh«, antwortete Cim und Rüdiger ließ ihn angewidert los.
»Besser! Wir sind nicht wegen einer Lizenzsache hier. Wir wollen dich wegen den unlizenzierten Morden in der Kurzen Straße, in der Kickelburstrasse und beim Dunklen Tor verhaften. Wir haben genug Beweise und du kannst dich auf einen netten Prozess freuen!«
»Ha! Unmöglich ich war extrem vorsichtig – seit ich Vampir bin hat auch die verdammte Tolpatschigkeit ein Ende.«
Plötzlich stutzte er. »Aber Moment mal. Ich hab in der Kurzen Straße überhaupt niemand illegal getötet!«
»Noch immer ein wenig langsam, oder?«
Ein tiefes Grollen kam aus der Kehle von Rüdiger. »Zu schade, dass du niemandem von deinen Erkenntnissen erzählen wirst können, Wächterlein!«
Erneut fletschte er die Zähne und … wurde von einem Holzbalken in Rabbes Händen quer übers Gesicht getroffen und nach hinten geworfen.
Hinter sich spürte er plötzlich wie seine Fesseln gelockert wurden. »Hab ich erwähnt, dass du wirkliche tolle Pläne hast? Wären wir eine Minute später da gewesen, hättest du morgen auch so ausgesehen!«
»Habt ihr alles gehört?«, fragte er beinahe flehend. Tussi nickte.
»Cim hast du nicht was mitgebracht?«, rief Rabbe die nun verzweifelt versuchte sich den Vampir vom Leib zu halten.
Der Wächter griff über den Rücken und zog das Schwert erleichtert aus der Scheide. Rüdiger war sich seiner selbst so sicher, dass er ihn nicht einmal entwaffnet hatte.
»Rüdiger, ich verhafte dich wegen unlizenziertem Mord in mindestens drei Fällen. Fahr die Zähne ein und ergib dich!«
Doch die Aufforderung entlockte ihm nur ein lautes, hysterisches Lachen. »Jetzt werdet ihr sterben! Alle!« Damit sprang er auf Cim los und die Waffe schien den Schlag beinahe selbst durchzuführen. Sie leuchtete in einem sanften Gelbton, als sie den verblüfften Kopf des Vampirs von seinen Schultern trennte.
Kurz sprudelte schwarzes Blut aus dem Hals auf den Boden – ehe zuerst alles zu Staub wurde und dann selbst der Staub ohne sichtbare Reste zerfiel.
»Das«, Cim sah die Waffe bewundern an, »ist ein wirklich interessantes Schwert!«
»Lass uns lieber gehen, ich will endlich aus diesem verfluchten Rock heraus!«
Die Musik spielte noch, als sie zufrieden zum Wachhaus zurückgingen.
»Gibst Du es wirklich zurück?«, fragte Rabbe.
»Ja, alles andere wäre doch illegal!«, grinste Cim.

08.09.2014 21: 58

Daemon Llanddcairfyn

Irgendetwas ging vor im Boucherie Rouge. Hauptmann Llanddcairfyn konnte noch nicht den Finger darauf legen, aber hier und da machte sich eine ungewöhnliche Unruhe breit. Der Offizier zuckte mit den Schultern. Sicherliche würde man ihm Bescheid geben, wenn es irgendwelche Dinge gäbe, von denen er wissen musste. Er stieg die improvisierte provisorische Außentreppe hoch in den zweiten Stock und betrat sein Büro.
Er war sich ziemlich sicher, ein tödliches Desaster verhindert zu haben, was auch immer sonst noch los war. Er hatte es vorgezogen, sich nicht in alle Details einzuarbeiten. Jetzt hieß es, lose Fäden zu finden, die andere übersehen hatten. Irgendwo war ein Anfang, den es zu finden galt. Und so, wie sich die Sache bisher darstellte, war dieser Anfang blutrot.
Die Berichte aller aufgefundenen Leichen der letzten Wochen durchzulesen war kaum eine Option, zumal es gut möglich war, dass die Tatorte und Hinterlassenschaften nicht jedes Mal so leicht zu identifizieren wären, wie bei den drei Toten in der Gasse. Also von der anderen Seite. Das war auch unauffälliger.
Seufzend erhob sich der Hauptmann vom Bett und zog die Schuhe wieder an. Kurze Zeit später machte er sich zum zweiten Mal an diesem Tag auf dem Weg zum Wachhaus, um einen Blick auf den Dienstplan und besonders auf die Unterschriften und Fehlzeiten zu werfen.

09.09.2014 8: 25

Sebulon, Sohn des Samax

Sebulon, Sohn des Samax, rückte seine Fliege zurecht.
Das war ein merkwürdiger Ball. Er war durch einen Schergen Vetinaris mit einer goldumrandeten Einladungskarte versehen worden, unter deutlichem Verweis darauf, dass keine Waffen mitzuführen seien. Sebulon fühlte sich mehr als nackt, ohne Axt, Kettenhemd und Helm. Aber es musste seinen Grund haben, dass er hier war. Die Dame, die das bisherige soziale Zentrum der Veranstaltung war, hieß Frau Streidt. Er kannte sie nicht.
Vom reich verzierten Bad mit gewaschenen und parfümgeseiften Händen zurückkehrend, fand er den Raum in einiger Aufruhr. Sich noch umschauend, sah er drei Gestalten den Eingangsbereich verlassen - Moment, war das gerade Tussnelda gewesen, die die Feier verlassen hatte? Sicherlich nicht. Da war eine gewisse Ähnlichkeit, vielleicht.
Der Zwerg trottete durch den menschenüberfluteten Raum, unfähig den Grund der Aufregung ausfindig zu machen. Aus den Nebengesprächen hörte er immer wieder, dass ein gewisser "Rüdiger" aus der Assassinengilde diesem oder jenem Gast vorgestellt werden sollte, aber scheinbar spurlos verschwunden war.
Noch etwas in diesem Raum zog Sebulons Aufmerksamkeit auf sich, wie ein verkehrt herum gestellter Buchrücken im Regal, der die ganze Literatursammlung subtil unordentlich erscheinen ließ. Nachdenklich schloss er die Augen bis zu einem Spalt und ließ seinen Blick schweifen. Was war es - ein Licht, wo keines sein sollte? Nein, eher ein Schatten in der Mauer, den nichts warf ... dort!
Mit flinken Schritten drängte sich der Püschologe durch den Raum. Innerhalb einer Minute war er am Rande des Saales angekommen, an dem die Tapete an einer Stelle unangemessen unvollständig wirkte. Er drückte mit der Hand gegen die Wand und ohne Geräusch schwang sie ein Stück weit in die Wand hinein.
'Potzblitz, eine Geheimtür', dachte der Wächter. Er blinzelte in den dunklen Raum hinein.
"Scheint ganz schön was los zu sein, da unten", sagte ein Kellner mit krächzender Stimme und reichte Sebulon eine brennende Kerze auf wohlgeformtem silbernen Kerzenhalter. "Gerade sind zwei Frauen und ein schwertbewehrter Mann aus diesem Raum herausgekommen. Der werte Herr Rüdiger ist dort vorhin auch hinunter, aber noch nicht wieder zu Tage getreten."
"Tatsächlich? Ist es üblich, dass zu einer solch förmlichen Veranstaltung Dunkelräume eingerichtet werden?", fragte der Agent skeptisch. Als eine Antwort ausblieb, sah sich Sebulon um, doch der Kellner war nirgends zu sehen. Sein Blick fiel auf den Kerzenhalter in seiner Hand. Das Siegel Vetinaris war auf dem Fuß eingraviert.
Der Zwerg spürte sein Herz schneller schlagen. Hatte der Kellner - nein, korrigierte sich der Agent, hatte der Scherge Vetinaris ihn also mit der Nase auf ein Mysterium gestoßen! "Dann wollen wir doch mal sehen, was wichtig genug ist, dass Vetinari nicht offiziellere Kanäle benutzt", brummte Sebulon und setzte vorsichtig einen Fuß in den dunklen Raum.

Eine Viertelstunde später hatte Sebulon eine Brieftaube zum Wachhaus am Pseudopolisplatz geschickt, um nach einem Tatortwächter zu senden. Nach einem unvorsichtigen Fehltritt und einer anschließend äußerst vorsichtigen Abseilung in die Dunkelheit hatte er dank der Kerze einiges vorgefunden, was merkwürdig anmutete: einen nassen Stuhl, dessen Sitzfläche trocken war, Fesselstricke, deren vorherige Benutzung Sebulon sich nicht vorstellen wollte, aber keine Ohnesorges oder dergleichen - und was am Merkwürdigsten war: In einer Ecke des Zimmers war ihm auf dem Boden eine bereits ausgestellte Assassinenquittung aufgefallen. Als Opfer war die noch lebende und sich munter unterhaltende Frau Streidt ausgewiesen. Unterzeichner: Der unauffindbare Assassine Rüdiger, der oben bei der Feierlichkeit vermisst wurde.
Charlie Holm klopfte an die Tapetenwand. "Faszinierend", sagte er.
Sebulon atmete erleichtert auf. "Da bist du ja. Schau bitte, ob hier irgendwelche verwertbaren Spuren zu finden sind - und nimm vor allem diese Kwittung da vom Boden mit. Ich glaube, hier hat sich etwas nicht mit rechten Dingen zugetragen. Vorsicht, die Treppe ist eine trickreiche Falle. Benutz am besten das Seil, das ich da hingehängt habe."
Charlie nickte. "Schicker Anzug, Herr Agent", sagte er von deutlich oben herab und der Zwerg lief rot an.
"Lass mich wissen, welche Spuren du findest. Ich hoffe, du findest etwas. Sonst muss ich unsere Okkultismusexpertin zu Rate ziehen ... ich bin oben, Informationen einholen."
Und ohne weiter den seine Kleidung musternden Chief-Korporal zu beachten, kletterte Sebulon das Seil hinauf und machte sich daran, ein wenig herumzufragen, ob jemand die drei Menschen beschreiben konnte, die vorhin mit dem vom 'Kellner' erwähnten Schwert den Raum verlassen hatten.

"Nein, einen solchen Kellner gibt es hier nicht", sagte Karmella, eine vielleicht dreißig Jahre alte Kellnerin mit rötlichen Haaren. "Und ich kenne sie alle, immerhin habe ich die meisten angestellt. Können Sie bitte ihren Kollegen darauf hinweisen, dass er, sobald er wieder den Souterrain-Bereich verlässt, die Gäste in Ruhe lassen soll?" Sie wedelte ungeduldig mit der Hand, wie um die Wächter aus ihrem Arbeitsbereich fortzuwischen.
"Selbstverständlich", sagte Sebulon. Bisher hatten seine Befragungen wenig ergeben. Der Kellner mit der krächzenden Stimme war und blieb verschwunden, ebenso der Assassine Rüdiger, von dem er mittlerweile herausgefunden hatte, dass es sich um einen Vampir handelte. Fledermäuse hatte auch niemand gesehen. "Dann habe ich noch eine Frage. Vorhin sind zwei Frauen und ein Mann gemeinsam aus dem Raum gegangen. Sie sind mir aufgefallen, weil einer ein Schwert trug und doch in der Einladung stand, dass keine Waffen mitzuführen seien. Könnten Sie mir die drei möglicherweise beschreiben?"
Karmella dachte kurz nach, dann wurde ihr Blick düster. "Elli, oder wie dieses Miststück heißt, ist vorhin mit den Leibwächtern von Frau Streidt gegangen. Als wenn es hier nicht genug zu tun gäbe! So etwas tut man nicht! Eine Frechheit ist das, eine Frechheit." Sie schnalzte mit der Zunge, um der Ungebührlichkeit des Geschehenen den rechten Anstrich zu geben. "Der eine Leibwächter hatte lange Haare und dunkle Haut, großer stattlicher Kerl mit entschlossener Miene. Er hatte Tätowierungen am Hinterkopf. Bestimmt kommt der aus Klatsch oder so etwas. Sie wissen ja, wie die Leute da drüben mit ihren Körpern umgehen!"
Aufgeregt schrieb der Agent auf seinem Notizblock mit, bis die Tätowierungen erwähnt wurden, dann stutzte er. Ein bitterer Verdacht beschlich ihn. "Tätowierungen? Waren es Tiere?"
"Ja, tatsächlich. Einen Hund, ein Pferd oder so etwas und eine Katze meine ich gesehen zu haben. Also hat er doch Dreck am Stecken gehabt, ich wusste es! Schon als er sich derart daneben benommen hat, den Herrn Grafen mit dem Herrn Assassinen Rüdiger zu verwechseln, dachte ich es mir! So ein ungehobelter Flegel!"
Sebulon schluckte schwer. Das klang verdächtig nach Bürstenkinn. "Und die Leibwächterin und diese ... Elli? Können Sie mir etwas über diese beiden sagen?"
Karmella strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. "Elli ist unauffällig aber wohl erzogen. Drückt sich gewählt aus, ist aber kein ... Männermagnet, wenn man das so sagen kann. Eine verlässliche Arbeitskraft, so hatte ich das zumindest gedacht. Etwa so groß, ich könnte Ihnen ein Bild von ihr zeichnen, wenn das hilft."
"Mit tiefer Stimme?"
"Ja, ist sie auch bekannt?"
'Also habe ich vorhin vielleicht wirklich Tussnelda gesehen', überlegte Sebulon. Laut erwiderte er: "Das wird sich zeigen. Und die Leibwächterin?"
In blumigen Worten schilderte die Bedienstete ihr Unwissen.
Dann ließ der Agent sich das Gesicht der Bediensteten zeichnen, bedankte sich eilig und doch höflich, anschließend ging er Charlie Holm aus der versteckten Kammer abholen. Er war mehr als gespannt, was der Spurensicherer noch gefunden hatte.

09.09.2014 14: 44

Cim Bürstenkinn

*nächster Morgen , 8.00 Uhr*
...während LK Rabbe Schraubendrehr versuchte mit einem Holzbalken den Vampir abzuwehren, zeigte sich, dass er wesentlich stärker sein musste als jeder der anwesenden Wächter.
Dennoch nutze die Gefreite Grantick die Chance und befreite mich von meinen Fesseln – versicherte mir auch gleichzeitig, dass sie das Geständnis des Vampirs ebenfalls gehört hatte.
In der ärgsten Not erinnerte mich LK Schraubendrehr, dass ich das Ambersia- Schwert bei mir trug. Ich zog die Waffe und forderte den unlizenzierten Mörder auf sich zu ergeben.
Herr Rüdiger gedachte aber nicht sich zu ergeben, sondern drohte den drei Wächtern pauschal mit dem Tod und griff mich sofort mit gefletschten Zähnen und ausgestreckten Krallen an.
Es gelang mir ihn abzuwehren, doch die speziellen Kräfte der Waffe führten zur Vernichtung des Vampirs, was auch eine weitere Vernehmung verhinderte.
Zufrieden weiteres Unrecht verhindert zu haben, kehrten wir zurück zur Wache, retournierten die Waffe bei SUSI ( befreiter Ausfolgeschein liegt bei) und schrieben diesen Bericht.

Gez,
Fw. Cim Bürstenkinn unter Beisein von
LK Rabbe Schraubendrehr
G Tussnelda von Grantick“

Rea legte das Blatt auf ihren Tisch und nickte anerkennd.
„Saubere Aktion, Cim. Und ausnahmsweise kein Kollege verletzt. Wie seid ihr überhaupt auf Rüdiger gekommen?“
Cim grinste. „Ich hatte Gerüchte gehört, dass Rüdiger zum Vampir geworden war und neben seinem Job wildert. Rabbe konnte bei Rum diese Gerüchte zumindest insofern bestätigen, als einige Morde mit Vampireinwirkung aktenkundig waren.
Gestern Nachmittag habe ich ihn dann bis zur Unvergleichlichen Straße verfolgt und hörte wie er viele Fragen über Frau Streidt stellte – unter anderem wann sie zur Wohltätigkeitsveranstaltung kommen würde.
In Folge haben wir Kontakt zu Frau Streidt gesucht, sie informiert, dass ihr Leben in Gefahr war und wir als ihre Leibwächter auf den Empfang mitkommen würden.“
Rea lachte. „hast Du gewusst, das Sebulon auch dort war?“
Ehrlich überrascht schüttelte Cim den Kopf. „Es ist wirklich schwierig ohne Sebulon auszukommen. Selbst wenn man sich bemüht.“
„Nun ja, wenn du erlaubst werfe ich mich jetzt auf mein Sofa – ich habe heute Abend Streife!“, er salutierte schlampig und ging zur Tür.
„Das war ziemlich gut, Cim“, rief ihm die Abteilungsleiterin hinterher.
„Oh, du weißt ja nicht wie recht du hast“, dachte der Omnier mit einem freundlichen Lächeln.


09.09.2014 20: 08

Rabbe Schraubenndrehr

*Wachhaus*

Cim lief frohen Mutes in die Kantine und holte sich einen Kaffee mit dem er sich zu Rabbe und Tussnelda an den Tisch setzte.
"Und? Hat sies gefressen?", fragte Rabbe und pfriemelte an einem fettigen Päckchen in ihrer Hand.
Cim zog leicht missbilligend eine Augenbraue hoch. "Rea hat unsere Arbeit gelobt, ja."
Tussi trank einen Schluck Kaffee und blickte ihre Kollegen mies gelaunt an. Sie nahm beiden die Sache mit dem Rüschchenkleid noch sehr übel.
"Und.. sie hat erwähnt dass IA gestern Abend ebenfalls dort war.", fügte der Vektor hinzu und Rabbe ließ den eben zum Mund geführten Kaffee wieder sinken.
"Bitte WAS?", entfuhr es ihr, und sie hielt sich einen Moment den Mund zu. Ohne nachzudenken war sie aufgestanden und die wenigen Wächter die sich um diese Zeit hier aufhielten sahen sie verwirrt an. Rabbe setzte sich wieder und beugte sich weiter rüber. "Warum zur Hölle war der Zwerg auf der Gala?", flüsterte sie.
Cim zuckte mit den Schultern. "Hat Rea mir nicht gesagt." er blickte sich schnell um. "Aber ich denke, das wir die Situation.. im Rahmen unserer Arbeit lösen konnten war gut. Wir sollten in Zukunft weiterhin zusehen ob wir dem ganzen so nachgehen können."
Rabbe und Tussi nickten, obgleich letztere noch immer verstimmt wirkte. "Ich bin nur froh das wir rechtzeitig von der Änderung der Mordmethode erfahren haben.", murmelte sie. Der Gedanke was passiert wäre wenn Cim versucht hätte den Vampir zu überwältigen ohne von seiner blutsaugerischen Natur zu wissen gefiel ihr gar nicht. Sie wollte noch etwas sagen als ihr Blick auf die Tür fiel, die sich soeben öffnete, woraufhin der Stammagent herein kam.
Sie winkte mit ihrem Blick in seine Richtung. Cim nickte. "Ein Glück dass wir uns einen Tisch soweit abseits geholt haben."
Rabbe grummelte und ihre Haltung verkrampfte sich. Dass sie Sebulon nicht leiden konnte war kein Geheimnis.
"Wir sehen uns dann später.", grummelte sie, schnappte sich ihren Kaffee und schritt zügig auf die Tür zu.
Cim beobachtete Sebulon aus dem Augenwinkel. Er schien sich einen Kakao zu holen. "Tja, ich schätze wir sollten uns auch wieder an die Arbeit machen...", er schaute wieder zu Tussi hinüber die noch immer leicht säuerlich aussah. "Weißt du... In Rüschchen siehst du echt aufregend aus."
Tussi fauchte ihn wortlos an und stand auf, bevor sie, ihren Freund knapp hinter ihr, aus der Kantine hinaus wieder in Richtung ihres Büros schritt.
Cim lief ihr hinterher und grinste breit. Dass der Stammagent am Vorabend dagewesen war schien etwas beunruhigend, gleichzeitig gab es dem Vektor aber auch eine gewisse Genugtuung. Sie hatten einem lizenzierten Verbrecher das Handwerk gelegt - und IA konnte ihnen dafür rein gar nichts.
Freudig ging er hinter Tussi in die Abstellkammer und schloss die Tür.


*Am Abend*

Rabbe lief in eine Gasse und kaufte Fleisch. Sie mochte Fleisch. Im Grunde aß sie wenig anderes - Fleisch, manchmal Reis oder etwas vom Klatschianer - einmal am Tag zwang sie sich drei Stück Gemüse oder Obst zu essen. Meistens waren es Rüben. Gelegentlich mal ein Apfel. Sie wusste dass es für den Organismus notwendig war, Gemüse zu essen. Ihre Muskeln würden sich sonst irgendwann aus den Knochen lösen, zumindest hatte sie es so einmal gehört.
Die Wächterin ging gemütlich heim, lagerte das Essen ein und begann sich umzuziehen. Es war noch relativ früh. Vielleicht konnte sie beim Krämer noch frischen Dünger bekommen.
Rabbe legte ihre Zivile Kleidung an, legte den Werkzeuggürtel hinter die Tür und hängte sich ihren Langdolch an den Gürtel bevor sie das Haus verließ.
Nebel legte sich über die Stadt.
Sie lief durch die Schatten. Alfred an der Ecke hatte gemeint, das Zeug dass er noch da hatte taugte nichts und sie solle lieber am nächsten Tag wieder kommen. Er erwartete offenbar eine frische Lieferung O-K-Kuhmist aus den Grasländern, unter deren Einfluss klatschianische Goldruten besonders gut wachsen sollten.
Ihre Schritte führten sie um eine Ecke wo eine junge Frau mit schönen, langen Haaren soeben von einem Mann gepackt wurde. Er war größer als sie und sah muskulös und grazil zugleich aus. Rabbe konnte nicht schnell genug reagieren um mehr zu sehen, bevor er ihren Kopf hob und ihr mit einem einzigen glatten Schnitt die Kehle Durchschnitt.
Die Frau wimmerte kurz. Das Blut spritzte. Rabbe keuchte und wollte auf ihn zurennen und ihn angreifen, doch der Schwarz gekleidete ließ sein Opfer zu Boden gleiten und klemmte ihr eine Quittung zwischen die kälter werdenden Finger. Die Wächterin stockte. Der Assassine drehte sich zu ihr und nickte ihr grüßend zu. "Guten Abend." sagte er freundlich und ging an ihr vorbei.
Ihre Fäuste ballten sich. Sie schmeckte Galle, aber sie rührte sich nicht. Sie wusste, wenn sie sich jetzt umdrehte würde sie die Hände nicht mehr von ihrem Dolch lassen können. Wie betäubt ging sie näher an die Frau heran und blickte auf die ausblutende Wunde an ihrem Hals. Es war sinnlos. Der Schnitt war zu tief. Die Frau hatte in ersten Zehn Sekunden wahrscheinlich schon über einen Liter Blut verloren.
Sie sah kaum älter aus als Zwanzig Jahre.
Rabbe zog die Quittung zwischen den Fingern hervor.
Ziel: Emelie Lieblich
Mitarbeiter: Aldabert Zupfgut
Steuernummer: AM-7715950334


Sie senkte den Blick, schob den Zettel zurück und ging davon.
Sie fühlte sich nicht sehr rational.


*Später, an einem sicheren Ort*

Cim hatte an der Tür gewartet und wirkte überrascht als Rabbe, kaum dass sie in ihrem Versteck angekommen war zum Spirituosenschrank lief, eine Flasche Bärdrückers Leckertropfen hervor holte und sich dann mit großem Enthusiasmus dem Inhalt der Flasche widmete. "Hallo Rabbe... willst du nicht versuchen mit der Volltrunkenheit zu warten bis wir unser weiteres vorgehen besprochen haben?", fragte er vorsichtig, denn er wollte den Abend überleben. Die Wächterin hatte ihn ermahnt sich mit seinem Alkoholkonsum einzuschränken und ihm war nicht entgangen dass auch sie sich am Vortag zurück gehalten hatte. Dass sie nun etwas trank war verständlich.
Dass sie soeben eine halbe Flasche Bärdrückers einfach herunter getrunken hatte war es nicht.
Sie setzte ab und starrte ihn mit einer Mischung aus Selbsthass und ausgeprägter Frustration an. "Ich habe mit dem trinken extra gewartet bis ich hier war. Verdammt Cim...", sie senkte den Kopf und schüttelte ihn leicht während sie die Flasche sinken ließ. "Wir müssen die fertig machen... es ist einfach nicht recht dass sie das tun. Es ist nicht recht dass sie jeden umbringen können weil dafür bezahlt wird. Umso schlimmer.. Durch die Tatsache dass man sie bezahlt erhalten sie überhaupt erst das Recht Leute zu meucheln! Das kann doch nicht... Wie kann das gerecht sein? Wenn irgendein wahnsinniger Kinderschänder Assassinen dafür bezahlt dass man seine Opfer umbringt, dann gibt es nie einen zeugen der ihn verpfeifen kann! Wenn bei einer Wahl ein Politiker seinen Konkurrenten assassinieren lässt hat er gewonnen weil sein Konkurrent tot ist, ganz legal! Dann bestimmt ein Mörder über die Leute, nur dass man ihn nicht Mörder nennen darf weil das Rufschädigung ist! Nein, der Mann ist Politiker und Geschäftsmann. War ja ein Handel. Geld für Leben. Oder Unleben. Irgendwie so."
Rabbe trank mehr. Sie lehnte sich an den kühlen Stein und ließ sich langsam ein Stück weit den hellbraunen Schiefer hinab gleiten.
Cim blickte sie besorgt an. "Rabbe... was ist passiert?
"Wenn ein Mädchen... ein junges Ding.. von Wölfen zerfleischt..." Rabbe schüttelte den Kopf. Sie presste sich eine Hand vor den Mund und schien einen Moment mit der Übelkeit zu kämpfen, bevor sie sich mit der Hand durchs Gesicht rieb. Sie schluckte und sah Cim zum ersten Mal seit sie herein gekommen war direkt an. "Ich ging durch eine Gasse. Da war eine Frau, um die Zwanzig. Ein Assassine hinter ihr. Er hat ihr die Kehle durchgeschnitten und sie auf dem Lehmboden ausbluten lassen. Und ich konnte nichts tun. Ich konnte sie nicht retten. Ich dürfte ihm nichts tun." Sie atmete schwer. "Der Mistkerl hat ihr die Kwittung in die Hand geklemmt, mir einen guten Abend gewünscht und ist davon gelaufen! Ich hätte ihn umbringen sollen, an Ort und Stelle! Die Kehle aufschneiden damit er merkt wie sich das anfühlt! Wie kann man sowas tun? Wie kann man sich zum Herr über Leben und tot machen für Geld und noch mehr Geld?"
Rabbe atmete schwer und glitt nun ganz zu Boden wo sie noch einen großen Schluck aus der Flasche trank bevor Cim sie ihr aus der Hand rupfte. "Rabbe, du solltest nicht,-", setzte er an, doch die Ermittlerin war ihm zuvor gekommen.
Ihr Kopf rutschte zur Seite und ein leises Schnarchen entrang sich ihrer Kehle.
"Ja toll." grummelte Cim.
Die Flasche war fast leer.

10.09.2014 0: 22

Daemon Llanddcairfyn

Das Flimmern in seinem Augenwinkel wurde stärker, je näher er der Stelle kam. Den Ort zu finden war einfach gewesen - für einen Wächter, der seit fast einem Jahrzehnt jeden Tag mit irgendwelchen Gildenmitgliedern zu tun hatte, den ein oder anderen Gefallen schuldete und den ein oder anderen Gefallen einfordern konnte.
Das Flackern schob sich immer weiter in sein Gesichtsfeld. Der Ankh, eine recht verlassene Straße, Büsche am Ufer. Er hatte die regennassen Sträucher durchsucht, hatte in die Spalten zwischen den Häusern geschaut. Unrat, Schlick, Schlimmeres hatte er gefunden, doch nichts, was darauf hindeutete, dass hier ein Mord stattgefunden hatte. ETWAS war hier geschehen, aber kein Mord. Etwas, das vielleicht schlimmer sein konnte. Er schloss die Augen, doch das Flimmern blieb, klammerte sich mit Klauen und Zähnen in seinen Augenwinkeln fest. An diesem Ort riss ETWAS an der Welt.
Er wusste, an wen er sich wenden musste, um diese Spur zu verfolgen. Das Flackern nahm ihm die Sicht, um selbst die richtige Richtung zu finden. Der Regen wurde heftiger, als er sich auf den Weg zur Universität machte. Kein Problem. DIESE Spur würde der Wolkenbruch nicht verwischen können.

10.09.2014 10: 35

Tussnelda von Grantick

*An einem sicheren Ort*

Tussnelda von Grantick hatte sich in eines der Schlafzimmer zurück gezogen, auf dem Nachttisch leuchtete eine einzelne Kerze. Sie lag auf dem frisch bezogenen Bett, Lavendelduft in der Nase, die Schwere der zurückliegenden Tage versank in den weichen Federn. Schwindelig fühlte sie sich, irgendwie klamm im Herzen. Durfte sie Cim zeigen, wie sehr sie sich ängstigte? Sie blickte hinüber, sah ihn dort in der Tür stehen, während sie sich aus dem Griff der Toten löste. Oder war er erst später gekommen? Die Gefreite schüttelte den Kopf, das Bild blieb. Hatte sie sich in ihrem Inneren gewünscht, dass die Lady starb? Hatte ihr Bewusstsein nur oberflächlich den Plan formuliert, eigentlich nur ein ausreichendes Geständnis der Lady abzuringen, damit sie einen fairen Prozess durchstehen musste?
"Oder wollte ich sie bestrafen?", wisperte sie und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. Hatte Cim ihr wahres Gesicht gesehen? Und damit eine Idee, wie man mit den Sündern von Ankh-Morpork umzugehen hatte? Gnadenlose Gerechtigkeit? Ein Richter ohne Robe, ein Henker ohne Kapuze?
"Ich hab ihr in die Augen gesehen... ich hab in seine Augen gesehen", murmelte sie, wurde aschfahl bei der Erinnerung an Frederik, der mit Zylinder und gesenktem Speer auf sie stürmte.
"Wer hat das Recht darüber zu entscheiden?", diesen Ruf auf den Lippen, war er in ihr Schwert gestürzt, war sein eigener Richter, sein eigener Henker gewesen. Und doch war sie es gewesen, die das Schwert hielt, sie war es gewesen, die den letzten Blick seiner Augen erduldet hatte. War nicht alles in diesem Moment gegipfelt, alles in dieser Sekunde zerbrochen?[4]
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie schluckte.
"Bin ich für dich dieser Moment?"
Sie legte den Unterarm über ihre Augen, die Mundwinkel bebten angestrengt, als sie versuchte die Tränen wegzudrängen.
"Bleibe klar, bei Io, bleibe klar", sprach sie sich selbst zu und erbebte doch in einem plötzlichen Aufschluchzen.
Mühsam rang sie sich nach oben, die Kerze flackerte, malte Bilder an die Wände, Schemen, Fratzen artige Ungeheuer, die aufeinander zusprangen, die unförmigen Mäuler weit aufgerissen, sich gegenseitig verspeisend und wieder ausspeiend, immer und immer wieder.
Tussnelda ließ sich vom Bett heruntergleiten, setzte sich mit angewinkelten Knien vor das Bett und presste die Hände flach auf den steinernen Boden. Angenehm kühl war er, kalt, ohne jegliches Gefühl. Wie sehr sie sich wünschte, ebenso zu sein. Wie sehr sie sich wünschte, kein einziges Bild mehr zu sein, keine Bewegung mehr dort wahrzunehmen, wo die Erinnerung lauerte. Wie sehr sie sich wünschte, etwas so Nützliches, wie der Boden zu sein. Auf dem die Menschen laufen konnten, ohne dass sie Schaden nahmen. Doch wer ihr begegnete nahm Schaden, verlor seinen Verstand, seine Seele. Jedermann, der ein so unbescholtener Polizist gewesen war. Und nun... Heftig atmete die Gefreite aus, hob die Arme, legte sie über den Kopf.
Wie gut sie es doch verstanden hatte, die anderen mit dem Ärger über Rüschen zu täuschen. Verberge nur so viel, wie nötig. Zeige, was offensichtlich ist, dachte sie und lächelte bitter. Rabbe, sie schien mit solchem Feuereifer bei der Sache zu sein. Mit welcher Leichtigkeit sie zu reagieren vermochte! Als plötzlich bei den Susen getuschelt wurde, Sebulon habe einen einzelnen Tatortwächter zu dem Empfang gerufen, hatte Tussis Herz ausgesetzt, um dann so hart gegen ihre Brust zu schlagen, dass es jeder sehen MUSSTE. Fassung! Ruhe! Welch unendliche Geduld es gebraucht hatte, den Kaffee auszutrinken, bedächtig das "geliehene" Schwert zurück in die Asservatenkammer zu bringen und dann ruhig zu RUM zu laufen. Rabbe hatte nicht gezögert, aus dem Kopf hatte sie die Akten zusammen, in denen von einem unaufgeklärtem Mord von Vampiren auszugehen war. So rasch, so ruhig, war plötzlich eine offizielle Ermittlungen entstanden, mit Abschlussbericht, alles Ordnungsgemäß. Systemkonform.
Tussnelda schüttelte wieder den Kopf, der Gedanke stach. Brannte.
Wie sollten zwei Menschen, die sich außerhalb des Systems aufhielten, jemals in Sicherheit wiegen? Jemals einfach gedankenlos Hand in Hand miteinander durch die Straßen laufen? Wie, wenn es kein Vertrauen gab?
Nun schüttelte Tussnelda energisch den Kopf. Natürlich vertraute sie Cim, rückhaltlos. Und wenn er sich nicht vollständig offenbarte, hatte er gute Gründe. Seine Charakterstruktur war geprägt von dem Wunsch zu beschützen. Er war ein Wächter. Aber vor was glaubte er, sie beschützen zu müssen?
"Nicht nur mich, auch Rabbe", brummte sie.
Es wurde Zeit, dass sie ein sehr intensives Gespräch mit dem Lance-Korporal führte. Vielleicht konnten sie gemeinsam die Puzzlestücke von Cims Verhalten entschlüsseln oder vielmehr, vielleicht konnte sie mit Rabbes Hilfe ein valides Profil über sein Agieren bis hier her entwickeln. Und so verstehen, was genau er vor ihnen beiden so sicher unter Verschluss hielt.
Sie klopfte sich auf die Oberschenkel, erhob sich und zog ihre Kleidung glatt. Mit großen Schritten ging sie in den gemeinsamen Besprechungsraum.

Sie wünschte, sie könnte sagen, sie wäre überrascht. Rabbe saß an die Wand gelehnt und schnarchte. Cim stand direkt neben ihr, eine Flasche Bärendrücker in der Hand. Offenbar stand auch die Lance-Korporal gewaltig unter Druck.
"Was ist passiert?", fragte sie an Cim gewandt, trat auf ihn zu und nahm ihm ohne Widerstand die Flasche aus der Hand. Ein Schluck wäre jetzt nicht verkehrt.
Cims Miene war umwölkt.
"Rabbe ist Zeugin eines Mordes geworden", sagte er sehr knapp, seine Kiefer mahlten.
"Ein ganz junges Mädchen, abgeschlachtet. Mit Kwittung natürlich...", plötzlich wirkte der sonst immer so agile Mann schrecklich müde. "Kannst Du etwas bei ihr bleiben?
Tussi nickte mit besorgten Blick in Rabbes Richtung und wandte sich dann Cim zu, die Augen aufmerksam auf sein angespanntes Gesicht gerichtet. Sie streckte eine Hand aus und streichelte sanft seine Wange, auf der immer noch die Blessuren von neulich Nacht prangten.
"Cim... auch wir können sie nicht alle retten", sagte sie sehr langsam, "Ich kann mich noch gut an die Worte vom Kommandör erinnern. Damals, in meiner Ausbildung. Er sagte zu mir, ich solle immer bedenken, dass die Dinge die scheinbar zuerst passieren, manchmal gar nicht zuerst passieren. Es gibt immer einen Grund... Vielleicht sollten wir lieber versuchen, die Ursachen zu bekämpfen. Nicht das Ergebnis... Wir sind Wächter, wir tun unsere Pflicht."
Cim trat einen Schritt zurück. Blickte sie distanziert an.
"Zweifel? So schnell? Damit hätte ich nicht gerechnet."
Rasch schüttelte sie den Kopf, erschreckt über die Kühle, mit der er sie plötzlich musterte.
"Nein, Cim, nein. Das ist es nicht. Wenn ich an dir zweifeln würde, da könnte ich genauso gut an dem Boden unter meinen Füßen zweifeln", schmerzlich verzog sie für einen Augenblick die Mundwinkel, "Ich habe einfach nur Angst, dass wir auf diese Art und Weise nicht genug tun können. Weil wir das Große nicht im Auge haben..."
"Das Große... ", sinnend starrte Cim zur Tür. "Ich brauch frische Luft. Pass auf Rabbe auf", bellte er dann und verließ zügig den Raum.
Tussnelda presste die Lippen fest zusammen, wieder brannten ihre Augen. Sie wusste genau, einer Idee von Cim im Wege zu stehen, war ein schlechter, ein ganz schlechter Gedanke. Und sie wollte ihm nicht im Wege stehen, wollte der ganze verdammte Wind unter seinen Flügeln sein. Die Gefreite schniefte. Romantik lag ihr nicht sonderlich. Niedergeschlagen ließ sie sich neben Rabbe in die Hocke sitzen und nahm dankbar von den Resten in der Flasche alles, was übrig war.

10.09.2014 18: 07

Rabbe Schraubenndrehr

Tussenelda starrte an die Wand und schwenkte die Flasche gedankenverloren von links nach rechts.
Es war schade dass sie leer war.
Es war schade das nicht noch eine da war.
Sie blickte Rabbe an die immer noch zu schlafen schien. Sie wusste nicht, wie lange sie hier schon saß. Cim war immernoch dort draußen... was auch immer er dort machte. Er war auch beim letzten Mal eine Weile nach draußen verschwunden, und war dann plötzlich mit einer Akte und einem Plan wieder gekehrt.
"Trifft er sich mit einem Informanten? Ist er deswegen raus?", überlegte sie, doch eigentlich kam ihr die Antwort unwichtig vor. Wenn sie sich hier umsah und auch die Vorräte betrachtete, ja, sogar die Flasche in ihrer Hand, so war überdeutlich dass er enorm viel Geld zur Verfügung hatte. In direkter Folge war die Antwort klar - natürlich traf er sich mit jemandem. Aber warum sagte er ihnen nicht, dass dem so war, und wen er dort draußen traf?
Schön, letzteres ergab einen gewissen Sinn. Wenn sie nicht wussten wer es war so stellten sie keine Gefahr da. Dies wiederum bedeutete aber, dass Cim durch diese Person zusätzlichen Risiken entgegen sah.
Tussis Atmung beschleunigte sich wieder. "Ruhig bleiben, Tussi... bleib ruhig!", ermahnte sie sich selbst. Waren in dem Schrank dort drüben nicht noch weitere Flaschen gewesen? Ein wenig mehr zu trinken würde ihr nicht schaden...
Die Wächterin erhob sich schwerfällig und trat das große Möbelstück. Schnarchen erfüllte den Raum.
Sie öffnete die Tür und sah eine Auswahl verschiedener Weine und Whiskys. Sie sehnte sich nach etwas starkem und streckte die Hand nach einer Flasche aus, nahm aber unbeabsichtigt eine der Weinflaschen. Ihr Blickt fiel auf das Etikett und für einen kurzen Moment musste sie lächeln. Sie wusste nicht, wie viele Weinflaschen sie mit Cim über die Zeit geleert hatte, aber es waren sicher nicht wenige gewesen. Müde lächelnd schnappte sie sich noch eine Flasche Bärdrückers Whisky Cream und hockte sich wieder neben Rabbe, deren Schnarchen langsam leiser zu werden schien. Als Tussi sich zu Boden plumpsen ließ, wachte die Ältere auf.
"Huh? Hmrgft?"entfuhr es ihr, bevor ein Hustenanfall sie kurz schüttelte.
"Ah. Du bist wach.", bemerkte die Gefreite, stellte den Whisky hin und entkorkte die Weinflasche.
Nachdem Rabbe aufgehört hatte zu husten, stöhnte sie hingebungsvoll, bevor sie einen Moment lang stur gerade aus starrte. Dann drehte sie sich zu Tussi um. Ihre Augen wirkten leicht glasig, der Blick selbst aber fest und fokussiert. "Sieht wohl so aus." Sie blickte sich kurz um und schien Schwierigkeiten zu haben, sich zu orientieren.
"Wo ist Cim?"
"Draußen..."
Rabbe nickte nachdenklich. Ihre Augen wirkten merkwürdig blutunterlaufen. Sie sah sehr müde aus.
Tussi setzte die Weinflasche an und genoss den säuerlichen Geschmack für einen kurzen Moment, bevor sie sich wieder überlegte wie sie dieses Gespräch am besten begann. Eigentlich hatte sie noch niemals unter vier Augen mit Rabbe gesprochen... Sie wusste auch rein gar nichts über sie, außer dass sie offenbar sehr eng mit Cim befreundet war. Gut genug um ohne zu zögern ein schwerwiegendes Verbrechen für ihn zu vertuschen.
Gut genug damit er sich alle Mühe gab, auch sie zu schützen.
Sie seufzte. "Rabbe?" sie blickte den Lance-Korporal nicht direkt an.
"Hm?", Rabbe starrte ebenfalls wieder Richtung Wand.
Tussi blickte nachdenklich in die Weinflasche. "Cim hat dir nicht gesagt... was er nicht sagt, oder?" Sie kam sich dumm vor. Wie sollte sie dieses Gespräch richtig führen? Rabbe war älter als sie und vertraute ihr wahrscheinlich nicht mehr als sie selbst Rabbe vertraute... wahrscheinlich sogar noch ein bisschen weniger, so wie sie die Wächterin einschätzte.
Selbige starrte gerade aus. Sie seufzte und langte nach der Whisky cream. "Du gestattest?"
Etwas irritiert nickte Tussi und sah zu wie Rabbe die Flasche öffnete und einen kleinen Schluck trank. Dann drehte sich die Ermittlerin ein wenig auf die Seite und blickte Tussi nachdenklich an. "Du machst dir große Sorgen um ihn.", stellte sie fest.
Tussi wurde leicht rot. "Ich... natürlich! Ich meine..."
Rabbe lächelte bitter. "Jaja, ich verstehe schon. Nein, er hat es mir nicht gesagt. Aber das würde ich an seiner Stelle wahrscheinlich auch nicht tun." Sie blickte auf ihre Finger herab und drehte die Flasche hin und her.
Die Gefreite schluckte und nahm noch etwas Wein. "Wie meinst du das? Ich denke du hast ihn auch zur Rede gestellt? Ich denke wir sollten heraus finden was vor sich geht bevor er sich selbst zu sehr in Gefahr bringt!"
Rabbe blickte sie nun wieder direkt an.
Schweigen breitete sich aus. Tussi wartete auf eine Reaktion, aber Rabbe schien sie nur zu beobachten. Eine Ewigkeit verstrich bevor sie erwiderte "Ich habe Cim provoziert und in Frage gestellt, ja. Aber ich tat es nicht weil ich eine Antwort haben wollte, sondern weil ich sehen wollte ob - wer auch immer sein Informant ist - ihn als Menschen korrumpiert hat. Ob sein Urteilsvermögen getrübt ist oder man seine Ideale manipuliert/getrübt hat. Ob er noch immer der ist, als den ich ihn kennen lernte." Sie nahm einen weiteren Schluck Whiskycream. Ihre Augen brannten aber sie beachtete es nicht. "Ich habe keine Zweifel an ihm. Wenn er uns dies nicht verrät, dann hat er dafür einen verdammt guten Grund. Ich will nicht dass ihm etwas passiert - aber so lange wir darauf achten was er tut, genügt das für den Moment um ihn zu schützen. Ihn zu zwingen uns zu sagen was los ist, wäre ein Missbrauch seines Vertrauens. Er vertraut uns genug um uns zu sagen, dass er uns nicht mehr sagen kann - anstatt dass er sich mit einer guten Lüge heraus redet. Wir müssen dem gerecht werden in dem wir auf sein Urteil vertrauen. Wir wissen nicht um was es geht, und das müssen wir auch nicht. In sofern, Tussnelda... wenn du dennoch unbedingt wissen willst was los ist, solltest du dich vielleicht fragen, warum du das eigentlich wissen willst. Woran zweifelst du hier? An Cim und seinem Urteilsvermögen, oder an dir selbst?"
Tussi schluckte. "Was..", sie zögerte. Ihre Stimme klang in ihren Ohren merkwürdig dünn. "Was meinst du damit? ich zweifle nicht an Cim, und auch an mir nicht, ich denke nur..." sie stoppte. Was wollte sie? Vor wenigen Minuten hatte sie noch mit sich gerungen, hatte eben genau mit diesem Problem gehadert - sie hatte eindeutig festgestellt dass sie Cim vertraute. Es gab niemanden dem sie je mehr vertraut hatte. Lag Rabbe mit ihrer Frage doch richtig? Im Grunde war doch genau das Tussis Problem - sie war sich über ihre eigenen Motive nicht vollständig sicher.
Nachdem die Wächterinnen sich eine Weile angeschwiegen hatten stand Rabbe auf und holte eine Flasche Wasser aus dem Schrank die sie zur Hälfte leer trank.
Sie verzog angeekelt das Gesicht. "Schrecklich wenn der gute Alkohol verdünnt wird.", sagte sie, und der bittere Ausdruck in ihrem Gesicht schien seit Beginn des Gesprächs noch wesentlich zugenommen zu haben. Sie setzte sich wieder hin, diesmal ihrer Kollegin gegenüber. "Ich habe vorhin gesehen wie eine junge Frau vollkommen legal umgebracht wurde, Tussnelda." Rabbe machte eine kurze Pause und wartete bis Tussi den Blick aufgerichtet hatte und sie sicher sein konnte dass die Wächterin ihre Worte verstanden hatte. "Ich kann dir gar nichts sagen wie sehr ich mir im Augenblick wünsche da raus zu gehen und jeden verdammten Assassinen umzubringen den ich erwische." Sie schluckte und umfasste mit einer Hand das beruhigende Metall ihres Langdolches. "Dass Cim in der Hinsicht ähnlich empfindet ist für mich absolut verständlich. Ich sage nicht dass morden richtig ist. Wir selbst haben auch nichts das Recht, frei über das Leben anderer zu richten. Aber wenn es niemand sonst tut und wir das Leben anderer damit besser schützen könnten... würde das ausschalten bestimmter Subjekte auf jeden Fall Sinn machen." Rabbe grinste auf einmal. "Von wem auch immer Cim das Geld bekommen hat, es ist sicher noch einiges davon da. Vielleicht sollten wir versuchen ein paar alternative Bestrafungsmethoden durchzusetzen.... so viele Assassinen und Diebe gefangen zu nehmen wie wir können und dann ein Schiff chartern das den Auftrag bekommt all die lieben Leute im Dschungel von Klatsch auszusetzen zum Beispiel, Was hältst du davon?"
Tussi lachte leise. "Keine Schlechte Idee.", stimmte sie zu und trank noch ein Schlückchen Wein.

10.09.2014 23: 38

Cim Bürstenkinn

*irgendwo im Dunkeln*

Cim saß auf dem Boden eines kleinen Kellers – unweit ihres Hauptquartiers. Er war früher aufgebrochen als notwendig, und begründete das vor sich selbst mit der Notwendigkeit sicherzustellen, dass ihm niemand folgte.
Gleichzeitig wusste er, dass es so gut wie unmöglich war, dass ihn jemand auf dem Weg hierher hätte sehen können.
In Wahrheit musste er über die Situation nachdenken. Die beiden Frauen zählten zu seinen besten Freunden. Hatten ohne zu Zögern ihre Karriere und ihr Leben aufs Spiel gesetzt, weil er den Krieg für eine gerechte Sache ausgerufen hatte.
Aber hatten sie das verdient? Das HQ war plötzlich zu einer Insel in einem Meer aus Gefahren, Mord und Schmerzen geworden. Beinahe sehnte er sich selbst wieder nach den klaren Verhältnissen die er ein Jahrzehnt erleben durfte. Die SEALS waren eine Familie, eine Heimat geworden wie er sie nie zuvor gekannt hatte – schon gar nicht in Omnien, das er längst nicht mehr als sein Zuhause ansah.
Und auch wenn er keine Ahnung hatte, welchen Auftrag dieser Inspektor mitbrachte, war er sich doch sicher, dass kein Stein auf dem anderen bleiben würde.
In Wahrheit verblasste der alte Glanz der stolzen oder zumindest störrischen Abteilungen der Wache bereits dadurch, dass ihre Identität in Frage gestellt wurde. Natürlich würde sich etwas Neues daraus bilden, aber würde Bregs noch der Kommandeur der neuen Wache sein? Würde es eine Wache wie er sie kannte überhaupt noch geben?
Nein, es gab wenige Alternativen dazu, tatenlos zuzusehen welches Schicksal sie erwartete – eine gute Alternative war die Dunkelwacht, den sie gab ihnen eine neue Identität während die alte dabei war verloren zu gehen.
»Und es erwischt einmal die Richtigen!«, sagte er unabsichtlich laut und erschrak beinahe am Klang der eigenen Stimme.
»Das ist deine Aufgabe!«
Cim konnte nicht sagen, wie lange der Vermummte schon in der Tür gestanden hatte.
»Du hast gewusst, dass Rüdiger ein Vampir ist!« Es war eine Feststellung, keine Frage.
Als Entgegnung kam vorerst nur ein schlürfendes Kichern.
»Ihr habt das Problem interessant gelöst. Auch wenn ich gehofft hätte, dass ein Zeichen gesetzt wird. Ihr habt ihn als Illegalen zur Strecke gebracht – nicht den grausamen, legalen Assassinen getötet. Ihr habt das System nicht einmal angekratzt, geschweige denn es gefährdet. Der alten Dame habt ihr bestenfalls einen Aufschub verschafft. Es werden andere kommen die den Kontrakt erfüllen.«
Cim stand auf und starrte in der Dunkelheit die Umrisse des Mannes an. »Kann es sein, dass es dir nicht so sehr um die Opfer, als um das System selber geht? Was wäre wenn die geltende Ordnung von heute auf morgen zerbrechen würde? Chaos? Noch schlimmere Willkür?«
Der Vermummte schlug mit der Faust gegen die Wand, und zerbröselte den bis zu diesem Zeitpunkt erstaunlich stabil wirkenden Ziegelstein.
»Du sprichst von Sachen die du nicht verstehst, Bürstenkinn! Wenn du lieber wieder betrunken auf deine Couch kriechen willst und illegale Verbrecher jagst, während die Geschäfte der legalen blendend laufen; nur zu. Aber wundere dich nicht, wenn sie eines Tages so mächtig sind, dass sie hier alles dominieren.«
Er zog ein Kuvert aus dem Umhang und warf es ihm zu. »Dein neues Ziel – nimm es oder lass es bleiben. Der Kerl ist von der übelsten Sorte. Jede weitere Familie die er zerstört, geht ab sofort auf dein Konto.«
Damit wandte er sich um und wollte gehen.
»Warte!«, rief Cim. »Sag mir was das mit Zupfgut sollte. Assassinen arbeiten im Geheimen, mit einer gewissen verabscheuungswürdigen Eleganz. Doch dieser Kerl hat dem Mädchen am helllichten Tag die Kehle aufgeschlitzt und hatte noch die Frechheit eine Quittung zu hinterlassen.«
»Ich habe noch keine Frage gehört«
»Du kennst meine Frage! Warum auf offener Straße, vor aller Augen, bei hellem Tageslicht?«
Der Vermummte hob wie ratlos die Hände :»Vielleicht steht er auf Publicity? Oder er ist nur überzeugt, dass ihm nichts passieren kann.«
Er ging weiter. »Ich melde mich wieder, wenn du deinen Auftrag erledigt hast« Auf dem Weg ließ er einen Beutel fallen, der verdächtig klimperte bevor ihn das absolute Schwarz verschluckt hatte.
Nachdenklich hob er den Beutel auf und band ihn an seinen Gürtel. Geld war dem Plebejer offenbar wirklich egal. Das Kuvert zerknüllte er und steckte es in die Hosentasche.
Sie hatten ihren nächsten Täter bereits. Er brauchte jetzt keine kryptischen Hinweise, die mehr Fallen als Fakten enthielten.
Zupfgut hatte vor Rabbes Augen eine junge Frau ermordet. Alleine dafür gebührte ihm Bestrafung. Und Bestrafung würde er bekommen.

*wenig später , an einem sicheren Ort*
Als Cim ins Hauptquartier kam, empfing ihn gleichmäßiges Schnarchen. Verwirrt sah er zu Boden und sah Tussi und Rabbe – jeder mit einer leeren Flasche in der Hand und weitere zu ihren Füßen liegend – am Boden schlafen. Dunkelwacht, die Katze, lag auf der Bank und sah ihn aus einem halb geöffneten Auge an. Sie waren gegeneinander gekippt und Tussneldas schulterlanges Haar lag teilweise über dem Gesicht der RUM-Wächterin.
Er holte eine Decke aus einem der kleinen Schlafräume und breitete sie über den Beiden aus, bevor er Kuvert und Geld in seinem Geheimfach verstaute.
Sie waren beschädigte Ware – Tussi, Rabbe und er selbst. Zuviel war ihnen schon passiert und zu viel hatten sie gesehen, um jetzt darauf zu warten, was der Inspektor für sie geplant hatte.
Er begrub seine Zweifel, denn sie würden dafür sorgen, dass die Assassinen und andere skrupellose Verbrecher nie wieder sicher sein würden.
»Zupfgut, morgen bist du dran!«, flüsterte er . Erschöpft fiel er auf sein Bett und schlief sofort ein.


12.09.2014 0: 47

Daemon Llanddcairfyn

Daemon lief durch den Regen. Es konnte doch nicht wahr sein. Wie konnte eine ganze Fakultät auf einmal die Stadt verlassen? Gab es keine... Unterrichtsnotfallpläne oder so etwas? Was, wenn einer der Studenten eine wichtige Frage hätte? Der Regen wurde heftiger. Er würde es bei der zweiten Wahl versuchen müssen. Beinahe lief er gegen einen Eselkarren, als er bei diesem Gedanken die Augen verdrehte.

12.09.2014 11: 56

Rabbe Schraubenndrehr

Die merkwürdige bewusste Leere ihres Kopfes war ein willkommener Geisteszustand als Rabbe am folgenden Morgen erwachte. Auf einer leisen, quasi subgedanklichen Ebene wusste sie dass sie mörderische Kopfschmerzen und vermutlich grässliche Übelkeit erwarteten sobald sie die Augen öffnete oder wagte, sich zu bewegen. Aber für den Moment, indem ihr Bewusstsein sich nur sehr langsam ausbreitete und sie die Realität noch nicht hinter ihre Lider ließ, konnte sie die verstandbetäubenden Nachwirkungen des Alkoholkonsums noch einen Moment lang genießen.
Tragischerweise wurde ihr der Support ihrer Schlafhaltung urplötzlich entzogen. Tussi war zu Bewusstsein gekommen und war relativ plötzlich und verwirrt aufgestanden. "uargh...hmmmm?", machte sie. Sie war offenbar während der ersten Äußerung aufgestanden - die zweite bezog war ein eher überraschter Laut der ihr entfuhr, als sie bemerkte dass durch ihre Handlung Rabbe auf die Seite gekippt war und nun in tiefster Agonie ächzte.
"Uhrg... musste das sein?", presste die Ermittlerin mühsam hervor. Sie hatte die Augen nun fest zusammen gekniffen da das Licht ihr jetzt deutlich unangenehm wurde. Sie richtete sich leicht auf, hängte den Kopf aber gleich wieder weiter nach vorne und kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit. Sie fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht und die Haare bevor ihr ein weiteres Stöhnen entwich. Am Rande nahm sie wahr wie Tussi den Raum verließ, vermutlich um nach Cim zu sehen, doch das war für die Ermittlerin im Augenblick eher unwichtig.
Sie zog sich langsam an der Wand hinauf und lief in unsicheren Schritten zu der Wasserflasche die sie am Abend vorher hatte stehen lassen, und trank den Rest leer, bevor sie eine zweite Flasche aus dem Schrank nahm. Sie wankte ein Stück weiter. In ihrem Kopf erschien dunkel die Erinnerung dass es irgendwo auch etwas zu essen gab, dieser zarte Vorschlag der Nahrungsaufnahme wurde von ihrem Magen jedoch mit akuten Übelkeitswellen abgelehnt. "Verdammt... nachher besorg ich 'ne alte Kaffeemaschine für hier, das ist doch kein Zustand." , dachte sie genervt und ließ sich auf einen Stuhl im Besprechungszimmer plumpsen. Sie hatte einen widerlichen Geschmack im Mund und der Alkohol hatte leider nicht viel getan um die Erinnerung des Vorabends zu verwischen. Der Mord in der Gasse war ihr noch immer schmerzhaft deutlich im Gedächtnis, die Erinnerung noch immer noch unangenehm mit dem Tod ihrer Schwester assoziert.
Rabbe drehte den Kopf ruckartig zur Seite und schnappte nach Luft. Sie dürfte sich in diesem Gedanken nicht verlieren. Dies war etwas anderes. Sie konnten vielleicht etwas gegen den Mörder dieses Mädchens tun, sie mussten nur erst ein paar Dinge herausfinden.
Möglichst unauffällig.
Rabbe trank mehr Wasser als Tussi und Cim wieder hereinkamen. Letzterer sah in diesem Moment aus als wäre er in der vergangenen Nacht nochmal ein paar Jahre gealtert.
Für einen Moment herrschte schweigen.
"Ich werde nachher versuchen mich bei der Familie des Opfers umzuhören. IA kann mir kaum einen Vorwurf daraus machen dass ich mich bei dieser Sache für die Hinterbliebenen interessiere.", sagte Rabbe nach einem Moment.
"Ich komm mit."
"Ich muss leider zur Streife."
Niemandem war danach zu reden. Der vorige Abend hatte an jedem von Ihnen Spuren hinterlassen, manche auf andere Art als andere.
Sie verharrten noch einen Moment bevor sie das Hauptquartier nacheinander verließen.

13.09.2014 15: 37

Tussnelda von Grantick

Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen stand Lord Witwenmacher am Fenster und starrte hinaus in den frühmorgendlichen Nebel Ankh-Morporks. Stille lag noch über der Stadt. Sicherlich würde die Atempause nicht lange sein, die Meldungen kamen jetzt beinahe täglich. Früh am Morgen. Sein Kiefer arbeitete, die Stirn war sorgenvoll in Falten gelegt.
Ich hatte den Stolz der Assassinengilde neu aufgerichtet. Hatte nach Kreuz und Flanelfuß[5] das Versprechen an die Stadt mit neuem Klang gefüllt. So viele Jahre des Friedens. Zerbrechen.
Zusammen mit Havelock hatte er die dunkle Geschichte des Auftragsmordes gelernt, gemeinsam hatten sie verstanden, wie wichtig das Motto der Gilde war: Nil mortifi, sine lvcre[6]. Die Losung schaffte Ordnung, wo früher Chaos geherrscht hatte. Mit ein paar Dollars war es in der alten Zeit möglich gewesen, ein Leben auszulöschen. Niemand übernahm die Verantwortung, niemand konnte zur Rechenschaft gezogen werden. Bis die Gilde erschaffen wurde, um ein Licht in dieser Dunkelheit zu entfachen.
Witwenmachers Lippen verzogen sich zu einem freudlosen Lächeln. Wie schnell die Stadt doch vergaß... Mit den festgelegten Honorar-Untergrenzen konnte es sich kaum jemand leisten, aus dem Affekt einen Tod zu bestellen. Mehr noch - die Reichen und Mächtigen wussten durch die Gilde um den Preis ihres Todes und schlossen Gegenkontrakte ab, ein subtiles Gleichgewicht war entstanden, dass die einfachen und unschuldigen Bürger der Stadt schützte. Die Anzahl der ungeklärten Todesfälle war in den sprichwörtlichen Keller gesunken. Und da es damals kaum Wächter gegeben hatte, war es die Gilde gewesen, die Morde außerhalb des Systems bestraft hatte. So viele Jahre hatte die Organisation des Todes Frieden gebracht.
Nil mortifi, sine lvcre, dachte Witwenmacher grimmig.
Mericet stand an seiner Seite.
"Nach so vielen Jahren dürfte es nicht mehr obligat sein, mich zu beeindrucken", brummte der Präsident den Mann an.
Mericet lächelte dünn.
"Mein Lord, in diesen Zeiten wollen die Traditionen mehr geachtet werden, als für gewöhnlich", erwiderte er und übergab ihm die Akte "Rüdiger Häckselklein".
"Dieser Galgenschwengel."
Mericet nickte beifällig. "Eine Schande für die Gilde, eine Schande für mich ganz persönlich. Schlimmer noch, dass er nicht allein ist."
"Offen gesagt, weiß ich nicht, was mich mehr ärgern soll - dass es nicht gelingen will, die Abtrünnigen mit Stumpf und Stengel auszumerzen. Oder die Liquidation ehrenwerter Mitglieder."
Witwenmacher fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, schleuderte die Akte Häckselklein auf seinen Schreibtisch und bedeutet Mericet, ihm seine Kaffeetasse zu reichen.
"Elric ist ein echter Verlust", setzte Mericet an, "zumindest bis zu dem Augenblick, in dem er sich hat überraschen lassen."
"Es besteht absolute Sicherheit, dass er der Gilde nicht bewusst den Rücken zukehrte?"
"Sicherlich. Er hatte eine große Zukunft vor sich - warum sollte er verschwinden?"
Lord Witwenmacher atmete tief aus. Elric war nicht der erste Assassine, der spurlos von der Bildfläche verschwunden war. Nun kam es darauf an, nichts davon nach außen dringen zu lassen. Wenn publik würde, dass die Gilde von Innen und Außen gleichermaßen zersetzt wurde, wäre Chaos die Folge.
"Ãœberreste?"
Mericet schüttelte den Kopf.
"Zum Glück nichts dergleichen. Unsere Kanäle vermelden auch nichts bei der Wache. Allerdings scheint die Wache sehr dicht an unseren... Problemen dran zu sein. Unter Umständen müssen wir über eine Kooperation nachdenken."
Witwenmacher schnellte herum, die Kaffeetasse klirrte auf ihrem Unterteller.
"Nein! Das wäre der Anfang vom Ende!"

14.09.2014 12: 59

Rabbe Schraubenndrehr

Rabbe trug ein dunkles Leinenhemd, eine dazu passende, ebenso dunkle Hose und einen schwarzen Hut. Tussi trug schlichte graue Kleidung wie sie von vielen Arbeitern bevorzugt wurde. Sie hatten auf dem Weg hierher kaum miteinander geredet. Was hätte es auch zu sagen gegeben? "Hey Rabbe, willst du die Angehörigen befragen bevor oder nachdem du ihnen dein Beileid über ihren Verlust gesagt hast?" klang bereits im Kopf unfassbar dämlich. Das aussprechen einer solchen Frage würde sie beide nur nerven. Die Situation war unangenehm genug ohne derartige Gespräche, also schwiegen sie.
Die Wächter traten auf den Friedhof der geringen Götter und warteten. Sie waren erst in die Gasse gegangen in der das Opfer umgebracht worden war, aber aus den Gesprächsfetzen der Leute in der Gasse war schnell deutlich geworden wann und wo die Beisetzung stattfinden würde.
Bedachte man die Gesellschaftsschicht der jungen Frau war es nicht verwunderlich.
Rabbe zog ihren Hut tiefer ins Gesicht als die kleine Prozession mit dem Sarg näher kam. Der Sarg wurde von einer älteren Frau, einem älteren Herrn und vier weiteren Männern getragen, wobei letztere sichtlich die Hauptarbeit erledigten. Die älteren schienen sich beinahe mehr mitziehen zu lassen als dass sie selbst trugen. Weitere Nachbarn liefen mit der Prozession, alte Frauen, Mütter, Kinder. Es war die übliche Konstellation für Beerdigungen aus der Unbesonnenheitsstraße und Umgebung. Der Sarg wirkte nicht besonders teuer. Durchschnittsqualität. Es war nicht dass billigste, aber es war nicht weit davon entfernt, und Rabbe bemühte sich, gleichgültig zu bleiben. Die Klassentrennung war eine unabdingbare Sache in einer Gesellschaft wie dieser. Egal wie weiße ein Herrscher und wie ehrenwert die Absichten aller angeblich waren - der Wächterin war sehr wohl bewusst dass es immer eine ober- und viele Unterschichten geben würde.
Aber eine solche Frau umzubringen war einfach falsch. Man musste kein Experte sein um zu erkennen dass die alten Leute die halfen den Sarg zu tragen Angehörige waren. Das Mädchen hatte sich wahrscheinlich um beide gekümmert, und es wäre nicht überraschend wenn eines oder mehrere der Kinder in dem Trauerzug gerade ihre Mutter verloren hätten.
Rabbe drehte den Kopf steif weg als Die Prozession sie passierte. Tussi wirkte nach außen relativ ungerührt - sie hatte nach Rabbes beschränkten Kenntnissen aber auch weniger Ahnung davon was es hieß sich um eine Familie zu kümmern oder am 10. des Monats darum zu bangen was man in den nächsten Wochen essen sollte.
Die Beerdigung selbst verlief... routinemäßig. Ein Priester der geringen Götter las die Standardpredigt für ärmlich Verstorbene vor und empfahl ihre Seele den geringen Göttern. Der Sarg wurde in die relativ flache[7] Grube hinunter gelassen. Vereinzelt wurden Blumen oder Unkraut in das hohle Loch geworfen bevor man die Erde aufschüttete und die Zeremonie beendet war.
Rabbe schluckte. Dies war ein kritischer Moment. Nahe angehörige blieben für gewöhnlich länger da als andere oder verschwanden als erste. In ihren Augen waren die nahen Angehörigen der alte Mann, die alte Frau und vielleicht Kinder gewesen. Die anderen Sargträger hatten alle bezahlt gewirkt, also sollte sie am besten die Angehörigen befragen... eigentlich.
"Holen wir uns die Adressen und die Namen der Angehörigen. Vielleicht wissen sie ja etwas", wisperte sie Tussnelda zu, und bevor diese Widerspruch einlegen konnte war Rabbe auch schon auf dem Weg.


Cim Bürstenkinn blickte auf den Dienstplan für Streifen. Menélaos sollte jeden Moment hier auftauchen und dann würden sie Route 3 abgehen. Nachdenklich blickte Cim in den weiten Flur. Er war froh dass er für diese Streife nicht mit IA eingeteilt war. Der Agent ging ihm auf die Nerven und gerade jetzt war er noch angespannter als ohnehin schon. Das letzte was er nun gebrauchen konnte war jemand der jedes seiner Worte auf die Goldwaage legte und in irgendeinem Bericht niederschrieb.
"Feldwebel Bürstenkinn?"
Cim's Nackenhaare stellten sich auf. Er kannte diese Stimme nicht - aber er hatte ein sehr mieses Gefühl als er sich langsam umdrehte und sich der unliebsamen Gestalt Rach Flanellfuß' gegenüber sah. Die Eine-größe-passt-allen-GRUND-Uniform stand ihm mehr schlecht als recht doch er wirkte ansonsten auf den ersten Blick hin beunruhigend ordentlich.
"Der bin ich.", gab Cim widerstrebend zu und blickte den Inspektor durchdringend an. Er gab sich Mühe seine Überraschung zu verbergen. Was wollte der Inspektor von ihm? Hatte er etwas heraus gefunden? Nein... dann würde IA hier vor ihm stehen und nicht dieser... Rekrut.
"Angenehm. Ich bin der Inspektor seine Exzellenz, Rach Flanellfuß. Ich werde heute mit Ihnen Streife gehen."

14.09.2014 18: 23

Cim Bürstenkinn

* Wachehaus Pseudopolisplatz, vor dem Tresen *
Cim musterte den jungen Mann. Es war beinahe unwirklich, dass wegen diesem Grünschnabel die gesamte Stadtwache zitterte und jeder um das bangte was er gewohnt war und als Inhalt seines beruflichen Lebens sah; dass er wegen ihm beinahe sein Leben weggeworfen hätte. Der Helm und die Hellebarde, die er vorschriftsmäßig trug anonymisierten ihn noch weiter – machten den Standard-Grund-Wächter aus ihm, der in der Wache normaler Weise nur am Tresen stehen durfte.
»Ich wurde in Kenntnis gesetzt, dass wir heute die Route 3 auf den Programm haben. Wollen wir?«
Doch Cim hatte keine Lust mit ihm am Patrizierpalast vorbei zu marschieren. Er sollte sehen, was diese Stadt wirklich zu bieten hatte.
»Tut mir leid, Wächter. Wir gehen heute die 1-er Route. Wir können doch nicht zulassen, dass sich die Verbrecher zu sehr auf unseren Plänen ausruhen und entweder auf uns warten, oder gezielt woanders zuschlagen.«
Ohne ein weiteres Wort verließ er das Wachhaus und ging zielstrebig Richtung Messing-Brücke. Zufrieden hörte er, wie der »Rekrut« ihm scheppernd und keuchend folgte.
»Mir ist aufgefallen, dass Sie die vorgeschrieben Dienstausrüstung nicht bei sich tragen, Sir!«, sagte er nachdem er Cim ohne Mühe eingeholt hatte. »Ist das eher nur eine Empfehlung und keine zwingende Vorschrift?«
Cim zündete sich eine Zigarette an. Er hatte wenig geraucht und getrunken die letzten Tage und es juckte ihm in den Fingern seinen mit Wasser gefüllten Flachmann aus der Tasche zu ziehen um den Protest des Inspektors zu hören.
»Ich bin Vektor, junger Freund. Das bedeutet, dass ich im Notfall schnell jemand verarzten, unbewaffnet mit Geiselnehmern reden oder aber verfolgen muss. Hast Du das mit dem Kettenhemd und dem Zahnstocher da schon mal versucht?«
Stumm nickte Rach. »Das würde dann ja aber eine Änderung der Dienstvorschrift sinnvoll erscheinen lassen. Immerhin werden diese Argumente wahrscheinlich nicht nur auf Sie zutreffen!«
Glaubte der Kerl wirklich er könnte ihn so einfach einkochen? Doch Rach ließ das Thema gleich wieder fallen und kommentierte auch nicht, dass Cim am Ankh entlang ging um Patrizierpalast und Assassinengilde nicht zu passieren.
»Wie ich gehört habe, ist ihnen ein sensationeller Erfolg gegen einen unlizenzierten Assassinen gelungen! «, sagte Rach mit ehrlichem Interesse in der Stimme. »Ich finde es ja absurd, dass Internal Affairs trotzdem am Tatort ermittelt hat!«, fügte er leicht empört hinzu.
Wo er recht hat, dachte sich Cim. »Sebulon war zufällig auf der Veranstaltung. IA ist nun mal ein notwendiges Übel, damit sich jeder an die Regeln hält. Ich will mir gar nicht vorstellen , was ohne ihn hier los wäre!«
Ging er schneller als normal, oder kam ihm das nur so vor. »Du redest ziemlich fiel für einen Rekruten! Hast Du bei Grund schon herausgefunden, was für deinen anderen Job von Interesse ist?«
Rach zuckte mit den Achseln und verursachte dabei ein klapperendes Geräusch. »Bisher nicht viel, außer....«
Ein Schrei ertönte – es musste unweit der Lehrergilde gewesen sein und der Vektor lief los.
»Bitte tun sie mir nichts?«, jammerte eine Frau mittleren Alters. Sie hielt ihre Handtasche eng an den Körper gepresst. Die Absicht des Mannes vor ihr war relativ klar.
»Keine Angst,Alte. Ich will nur mal einen schnellen Blick in deine Handtasche werfen und dann bekommst du eine Quittung für meinen Besuch! Tut gar nicht weh«
Der junge Kerl hatte enganliegende Hosen und weiche Lederschuhe an. Eine Lederkappe bedeckte seine Haare völlig und er schien erstaunlich gut trainiert zu sein. Schnell riss er der Dame ihre Tasche aus den Händen und begann den Inhalt zu durchwühlen.
»Ah, waren meine Informationen doch nicht so falsch!«, sagte er und griff hinein.
»Stadtwache von Ankh-Morpork, bitte weisen sie sich aus!«, sagte Cim und baute sich drohend hinter dem Dieb auf.
»Hau ab, Mann ich hab ne gültige Lizenz! Du behinderst eine Gildenaktivität.«
Die Worte hallten in Cims Kopf nach. Er sah die Szene am Ankh-Ufer wieder vor sich. Spürte den Zorn in seinen Schläfen pochen. Doch er wusste auch, dass der Inspektor hinter ihm war und zwang sich zur Ruhe.
»Das ist eine Routine-Kontrolle, mein Herr. Wir haben zuletzt eine Menge Unlizenzierter in der Stadt gehabt. Dein Gildenoberhaupt fordert, dass wir das Problem in den Griff bekommen! Wenn ich also deine Lizenz sehen dürfte?«
Damit nahm er ihm die Handtasche ab und gab sie der Frau zurück. »Bitte verlassen Sie die Stadt nicht. Eventuell werden wir noch Fragen haben.«
Mit den Augen bedeutete er ihr endlich so schnell wie möglich abzuhauen.
»Jaroslav Goldeck, Dieb. Lizenz gültig bis .«, er stockte. Hielt die Lizenz ins schwache Mondlicht, spuckte endlich auf einen Finger und begann darauf zu reiben.
»Da ist irgendein Dreck drauf – man kann das Datum gar nicht lesen.«
Er rieb weiter, bis die Schrift verwischt und und nur noch als graue Wolke sichtbar waren und tatsächlich niemand mehr etwas darauf lesen konnte.
»Tut mir leid, mit dieser Lizenz kann ich sie leider nicht auf den Straßen der Stadt arbeiten lassen.
Ich muss auch ihre Lizenz behalten. Seien sie lieber froh, das nichts passiert ist. Sie wissen, was mit diesen unlizenzierten Verbrechern passiert?«
»Das ist doch wohl….ich werde mich beschweren!«. Wütend stapfte Goldeck davon.
»Darf ich auch sehen?«, Rach hatte sich bisher nicht eingemischt. Vielmehr beobachtet und gewartet.
»Sie haben recht! Das Ding ist jetzt kaum lesbar! Wie sonderbar!«
Wortlos aber grinsend ging Cim weiter. Dennoch war er sicher, das würde eine lange Streife werden.

* Novo Stabhorns Wohnung *
Adalbert Zupfgut saß, mit dem Fuß über der Lehne, in einem Leder-Fauteille und schwenkte eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in einem bauchigen Glas.
»Glaubt ihr wirklich die sind darauf reingefallen?«, fragte er niemand bestimmten.
Wie immer antwortete Novo Stabhorn in solchen Momenten. Er fühlte sich als klarer Anführer ihrer Sub-Organisation im Kobra-Haus, die direkt unter der Nase von Mericet gegründet worden war und von der er nicht einmal eine Ahnung hatte. Doch Sipri [7a] würde sie noch alle beschäftigen!
»Natürlich sind sie das. Auch wenn ich mir mittlerweile schon gut zwanzig mal anhören musste, dass die Inhumierung höchst unprofessionell gelaufen ist.«
»Pfeif drauf!«, sagte Danko Elgir - ein schwarzhaariger, braunhäutiger Mann der aussah, als könnter er sich in seinem eigenen Schatten verstecken. »Wir definieren ohendies neu, was es bedeutet Assassine zu sein!«
»Dann gehen wir über zu Phase 2 ?«, fragte Otto Nassstecher. »Ich habe das Dokument schon vorbereitet!«
Stabhorn nickte. »Wir müssen es ihnen nur noch unauffällig in die Hände spielen, dann locken wir sie in die Falle und können Rüdiger rächen!«
Es wurde kurz still unter ihnen. Jeder mochte den Vampir – er machte aus ihrem Club etwas Besonderes. Auf der anderen Seite, konnten sie den Profit ihrer unlizenzierten Aktivitäten jetzt unter vier teilen.
»Auf Rüdiger!«, rief Adalbert und hob sein Glas. »Auf Rüdiger«, stimmten alle ein und leerten ihr Glas.
»Bald wird das Wächtergesindel bereuen, dass es sich mit uns angelegt hat!«, flüsterte Novo. »Und bald auch Mericet und Wittwenmacher!«

* Friedhof der geringen Götter *
»Hast du etwas heraus gefunden?«, fragte Rabbe ihre Kollegin, die ebenfalls von der Verwandten-Befragung zurück kam.
Tussnelda schüttelte genervt den Kopf. »Nur, dass unser Opfer offenbar eine herausragend tugendhafte Person war. Noch eine halbe Stunde mit denen und ich wäre in ein Kloster gegangen!«
Sie verdrehte die Augen und fuhr fort. »Auf jeden Fall, kennt niemand diesen Zupfgut, und niemand hat auch nur eine Idee, wer ihren Tod wollen würde. Die Herrschaften reden nicht einmal übereinander schlecht!«

Rabbe schlug mit der rechten Faust in die linke Handfläche. »Dann müssen wir uns eben Zupfgut selber vornehmen, wir durchleuchten sein Leben, untersuchen jeden Stein auf den er gespuckt hat, finden raus was hinter dem Mord steckt! Tussi?«
Die Gefreite war mehr als abwesend, den noch während sich die Trauergemeinschaft zerstreute stand ein Mann neben dem Grab von Emilie Lieblich, warf eine Rose und einen Brief hinein. Dann ging er schnell in Richtung Tor.
»Ist das dort Zupfgut?
Rabbes Kopf fuhr herum. »Klar ist er das. Den schnapp ich..«
»Lass ihn!«, sagte Tussnelda und deutete auf das Grab. »Überzeugen wir lieber den Totengräber, davon, dass wir den Brief brauchen, den er ins Grab geworfen hat.
Wenig später im Hauptquartier
»Ich bin mir nicht sicher, dass die Eltern verstehen werden, warum du in das Grab steigen musstest um dich zu verabschieden..:«, stellte Rabbe trocken fest.
»Ja ok, war nicht die beste Erklärung. Aber immerhin habe ich das Kuvert!«
Sie nahm ein Messer und öffnete den Umschlag – zog ein nach Parfum duftendes Blatt Papier heraus und begann zu lesen.

Meine geliebte Emilie,
Ich hoffe du verstehst, dass es nötig war dich zu töten. Ich kann jetzt noch nicht Vater sein. Da draußen sind so viele Leute die dafür büßen müssen, was aus mir geworden ist.
Ach, du fehlst mir sosehr. Ich wünschte, du könntest jetzt neben mir liegen wie so oft. Aber ich werden für immer an Dich denken.
Heute Abend, zwei Stunden vor Mitternacht, treffe ich mich mit P. hier am Friedhof. Sie wird die nächste sein. Ihr Blut wird die frische Erde Deines Graben tränken als Beweis, dass in meinem Herzen nur Du Platz hast!

Dein Dich liebender und verehrender Aldabert.


»Tugend und so!«, sagte Rabbe und nahm Tussnelda den Brief aus der Hand. »Wir müssen etwas unternehmen!«
Grimmig nickte die Gefreite. »Oh, das werden wir!«

14.09.2014 23: 52

Tussnelda von Grantick

Tussnelda musterte den Brief sehr genau und legte ihn dann mit spitzen Fingern auf den Tisch.
"Rabbe, wir haben einen schwerwiegenden Fehler gemacht", murmelte sie, erhob sich und ging zu ihrem STAUB.
"Hm?"
"Wir haben vergessen, dass wir Wächter sind. Wir haben vergessen zu ermitteln", erklärte Tussnelda und suchte dann Pinsel, Kohlestaub, Stempelkissen und einige Belegpapiere hervor.
"Kleine Probe gefällig?", sagte sie, als sie sich wieder umgewandt hatte.
Rabbe verstand. Die Fingerabdrücke.
"Es ist einfach nicht logisch", sinnierte Tussnelda, als sie Rabbe das Stempelkissen reichte. "Er schreibt, es sei nötig gewesen sie zu töten. Er schreibt von einem eigenen, einem persönlichen Motiv. Gleichzeitig aber liegt eine quittierte Inhumierung vor. Ein Kontrakt, der vom Auftraggeber eingelöst wird, verstößt klar gegen die Vorschriften der Gilde... die Sache ist so modrig, wie das Grab von Fräulein Lieblich."
Rabbe drückte ihren Zeigefinger in das Stempelkissen und presste dann den Finger fest auf eines der Belegblätter, welches Tussnelda ihr hingelegt hatte. Die Gefreite wiederholte das Vorgehen bei sich selbst und streifte dann mit einer routinierten Bewegung ihre Handschuhe über.
Sorgfältig bestäubte sie das Kurvert und den Brief mit dem Kohlestaub, legte die Kartusche beiseite und blies ganz behutsam den Überschuss weg.
"Vielleicht haben wir Glück", sagte sie leise und begutachtete das Kuvert, glich die nun sichtbaren Abdrücke mit ihren eigenen, teilweise schon verschmierten Spuren ab. Nichts. Nichts, außer die Fingerabdrücke von Tussnelda von Grantick und Rabbe Schraubendreher. Das Resultat erstaunte Tussi wenig - schliesslich hatte sich Zupfgut nach Abfassen des Briefes gewiss so sorgfältig angekleidet, wie Assassinen dies zu tun pflegen. Hatte schwarze Lederhandschuhe angezogen, deren Rillen Tussi meinte auf dem Kuvert erkennen zu können. Demzufolge hatte er den Brief behandschuht eingepackt.
"Aber einen persönlichen Brief schreibt man nicht mit Handschuhen... man schreibt ihn mit der nackten Hand, streicht vielleicht gelegentlich über das Papier, insbesondere, wenn es ein Abschied ist. Man zaubert in dieses Papier eine direkte Verbindung zum Empfänger", Tussnelda von Grantick lächelte beseelt. Sie sah es vor sich, überdeutlich. Sah Zupfgut an seinem Schreibtisch sitzen, die Feder eintauchen, fein säuberlich jedes Wort schreibend. Säuberlich. Viel zu sauber. Keine Kringel, keine Kritzelei, die auf persönliche Erregung deutete.
Sie nahm den Brief zur Hand, fühlte das Papier, atmete den Parfümgeruch ein. Billig und gewöhnlich. Würde ein Mann von Stand, ein Herr der feinen Assassinenschule nicht sein eigenes Papier verwenden? Teuer und schwer, ohne grobkörnige Fasern? Das Parfüm passte nicht zu dem Papier... nachdenklich hielt Tussnelda das Blatt gegen das Licht. An einigen Stellen schien es klarer durch, als an anderen. Billiges Parfüm, mehr Öl als Essenz. Nachträglich aufgesprüht. Und keine Fingerabdrücke. Außer denen von Tussnelda und Rabbe. Merkwürdig.
"Ob es möglich wäre, Fräulein Lieblich zu exhumieren?", die Gefreite sprach gedankenverloren, mit niemand bestimmten. Sie war ganz allein, allein mit den Fakten.
Eine Exhumierung würde deutlich bestätigen, dass bei Fräulein Lieblich keine Schwangerschaft vorgelegen hat.
Die Gefreite war sich sicher, mit all den Jahren der Tatortanalyse, der Profilerstellung... aber das Gefühl der Sicherheit konnte so schnell trügen. Schon einmal hatte sie geirrt, und der arme Tropf hatte es mit seinem Leben bezahlt... hatte sie mit ihrem Leben bezahlen lassen.
Sie schüttelte sich, unbewusst und legte den Brief gemächlich auf den Tisch.
Ruhig bleiben, mahnte sie sich, wie so oft. Ihre Gedanken tanzten fein säuberlich zurück in die vorgesehene Reihe, ein Lächeln entspannte ihre Züge.
"Buße", sagte sie laut, "Nein. Ein Assassine fühlt sich erhoben, Teil des Sahnekuchens der Gesellschaft. Er fühlt kein Bedauern über seine Rolle, er ist ihr ergeben. Eine Farce, nicht mehr."
Zwischen den Linien stand die Wahrheit des Briefes und diese Wahrheit hatte nichts mit dem Bild gemein, dass die bislang gezeichneten Lebensumstände von Emilie Lieblich offenbarten. Sie hatte in der Unbesonnenheitsstraße gelebt, zusammen mit ihren Eltern. Sie hatte die Eltern gepflegt, für die Tanten im gleichen Haus gekocht und gewaschen. Hatte zwei kleine Kinder gehabt, das jüngste 2 Jahre alt, kaum groß genug, alleine aufs Töpfchen zu gehen. Hatte in der Enge der Armut gelebt, ihren Mann früh begraben. Wie fügte sich der Gedanke, sie könne oft neben einem wohlhabenden Mann gelegen haben? Wie hätte sie Zeit finden sollen, sich hinaus zu schleichen, wie Kraft und Mut sich gedankenlos einer heißen Liebe hinzugeben?
"Gar nicht", Tussnelda schreckte auf, als sie eine Berührung an ihrem Arm spürte.
"Tussi?", fragt Rabbe, "Ist alles in Ordnung mit dir? Doch noch ein bisschen verkatert?"
"Hä?"
"Ob alles in Ordnung ist?"
Die Gefreite knurrte tief aus dem Bauch heraus. Sie war sich nicht sicher warum, aber sie konnte atmen. Frei atmen.
"Alles in Bester Ordnung, Lance-Korporal", sie grinste aus vollem Herzen und schnippte ihrer Kollegin den Brief rüber.
"Dieser Brief ist nicht Fräulein Lieblich gewidmet. Ich habe zwar noch nicht alle Informationen, die ich brauche... aber ich sage dir", die Gefreite schwieg kurz, legte den Kopf schief und sagte dann: "Der ist direkt für uns und unseren neuen Freunde."
"Ach? Jagen wir nach neuen Freunden? Komisch, ich dachte eher, wir schnappen uns die scheiß Assassinen."
Tussnelda lächelte.
"Du ahnst gar nicht, wie recht du hast... aber jetzt brauche ich erstmal die Akte von Zupfgut. Und vielleicht noch ein kleines klärendes Gespräch mit der Verwandtschaft von Fräulein Lieblich. Und heute Nacht", Tussnelda erhob sich und schlug mit der Hand auf den Tisch, "lernen die uns kennen."


15.09.2014 11: 54

Rabbe Schraubenndrehr

Die Streife hatte sich angefühlt als würde sie Jahrhunderte dauern. Der Inspektor hatte ihm dauernd irgendwelche Fragen zu ihren Methoden gestellt die dem Vektor entweder absolut sinnlos erschienen oder darauf abgezielt zu sein scheinen ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen oder irgendetwas deutlich negatives über die Wache, sich selbst oder seine Abteilung zu sagen.
Aber vielleicht kam ihm das auch nur so vor.
Cim lief grummelig in Richtung seines Büros als ihm Damien G.Bleicht entgegen kam und ihm eine Akte in die Hand drückte. "Hier ist der Verkehrskram den du wolltest.", sagte er beiläufig und lief direkt weiter in Richtung Kantine. Der Vektor bemühte sich um Ausdruckslosigkeit, ging in konstanter Grummelschrittart in sein Büro, schloss die Tür
und trat kurz ans Fenster. Er atmete durch und tat so, als würde er ohne Grund einen Moment den Verkehr beobachten während er sich umsah ob irgendwo ein Fernglas aufblitzte oder ein Agent über dem Fenster hing. Dann schloss er den Vorhang, ging zum Schreibtisch zurück und öffnete den Pappumschlag. Zwischen mehreren alten Verkehrsberichten lag ein Zettel auf der Damiens Handschrift deutlich erkennbar war.
"Zupfgut hängt häufiger mit Vier anderen Assassinen im Nokturnen Panoptikum am Haufen herum. Zu Ihnen zählen Rüdiger Häckselklein(den du ja schon kennen gelernt hast), ein gewisser Otto Nassstecher und zwei weitere Assassinen deren Namen ich nicht in Erfahrung bringen konnte. Bis vor sechs Monaten trafen sie sich jeden zweiten Oktotag dort - neuere Informationen habe ich zu ihnen nicht, angeblich kann man sich aber an sie wenden wenn man jemanden inhumiert haben will und sich die Gilde nicht leisten kann."
Cim prägte sich die Informationen ein, zündete eine Zigarette an und verbrannte den Zettel sorgfältig über dem Aschenbecher.
Niemand sollte etwas vom Mitwirken des Szenekenners wissen.


*später, an einem sicheren Ort*

Cim trat missmutig ins Hauptquartier wo ihn der Geruch angebrannten Kaffees begrüßte. Rabbe und Tussi hatten an diesem Tag beide dienstfrei gehabt, daher überraschte ihn nicht dass er offenbar nicht alleine hier war. Er trat in die Küche wo der Lance-Korporal in einen Kampf mit einer manuellen Kaffeemaschine vertieft schien. Sie hatten kurz darüber diskutiert ob Rabbe ihren eingeschworenen Kaffeedämonen von daheim mitbringen würde oder man einen neuen eingeschworenen Kaffeedämon besorgen sollte [9], letztlich kamen sie aber zu dem Schluss einfach mit Filter und Kanne selbst Kaffee herzustellen. Egal wie viel Geld man hatte, es musste nicht mit beiden Händen ausgegeben werden und Rabbes Dämon hätte sich bei ia-eingreifen zwar selbst zerstört, wäre aber aus den Überresten immer noch als Rabbes Dämon identifizierbar gewesen.
"Hallo Rabbe." er trat in die Küche und blickte sich nach Tussi um.
"Hi Cim. Wie gehts Mené? Du hattest Streife mit ihm, oder?"
Cim bemerkte kurz irritiert das Rabbe sich sonst nie nach anderen Wächtern erkundigte, ignorierte es für den Moment aber. "keine Ahnung. Dieser elendige Inspektor hat sich eingemischt und ich musste den Herren durch die Stadt führen." er griff grimmig nach der Kaffeetasse die Rabbe ihm hingehalten hatte.
Rabbe drehte sich um und kniff die Augen zusammen. "Den Flanellfuß", knurrte sie. Es war keine Frage. "Warum zur Hölle musst du mit dem Kerl streife gehen, ich denke der muss erstmal durch GRUND durch?"
"Teil der Inspektion. Offenbar will er sich 'von jedem teil der wache' ein Bild machen."
Rabbe grunzte verärgert. "Dem würde ich an deiner Stelle nicht dem Rücken zudrehen. Wenn du mich fragst kann man dem nie und nimmer trauen."
Cim nickte. Rabbe reichte ihm eine weitere Tasse Kaffee. "Tussi hat sich ein bisschen hingelegt. Schätze es wird ihr lieber sein wenn du ihr den Kaffee bringst."
Der Vektor grinste kurz, nahm den Kaffee und ging hinüber. Die Vorstellung wie Rabbe Tussi Kaffee ans Bett brachte erschien ihm auf merkwürdige Art amüsant.

Nachdem die Dunkelwacht den ersten Kaffee des nachmittags konsumiert hatte kamen sie nach und nach im Besprechungszimmer zusammen.
Sie besprachen die neuen Informationen ein Weilchen und versanken jeder abwechselnd in nachdenkliches Gegrübel - wie sollten sie nun weiter vorgehen? Mehrere Ideen kamen auf und wurden wieder verworfen.
"Hmm.. wir könnten die Infos die wir haben als Tipp an die Zeitung geben... auf diese Weiße kriegt die Assassinengilde die Infos und kann das Problem selber lösen."
"In die Zeitung?", Rabbe zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Dann können wirs gleich an DOG geben, damit wären wir besser beraten. Wir wissen nicht wie hoch die Korruption innerhalb der Gilde geht. Wahrscheinlich könnten wir Witwenmacher persönlich die Informationen sagen und er würde seine Leute auf uns hetzten weil wir ihn ins einer Teepause gestört haben.", brummte Rabbe. "Woher weißt du die Sache mit dem Lokal eigentlich, Cim?"
Der Vektor zuckte mit den Schultern. "Jemand schuldete mir einen Gefallen. Wenn ich nicht sage wer, kann man den Namen nicht aus euch heraus foltern."
Rabbe grinste.
Tussi blickte etwas missbilligend, sagte aber nichts dazu. Sie trank noch einen Schluck Kaffee.
"Ich glaube nicht das Witwenmacher da mit drin steckt.", stellte Cim fest und nippte ebenfalls an seinem Getränk. "Es ist seine Gilde. Als Gildenschäff würde er sich erstens nicht auf so ein Level herab lassen und außerdem hat er zu viel zu verlieren. Außerdem hat er das nicht nötig."
Rabbe grummelte. "Wir können die Gilde trotzdem nicht einschalten. Wir haben nichts in der Hand! Wenn Damiens Info noch aktuell ist, was wir nicht sicher wissen, dann wissen wir nur dass Rüdiger und Zupfgut sich alle zwei Wochen mit drei anderen Assassinen in einem Lokal getroffen haben, was nicht ungewöhnlich ist, und das Zupfgut so tat als hätte er eine Beziehung zum Opfer die er nicht gehabt haben kann. Wir wissen nicht einmal ob er wirklich selbst den Kontrakt aufgesetzt hat, das kann auch einer seiner Assassinenkumpel gewesen sein. Wer von Ihnen den Kontrakt aufsetzt und wer sie umbringt ist ja egal gewesen, eigentlich war ihnen sogar das Opfer egal... wen es trifft wahr wahrscheinlich rein zufällig... nur irgendeine arme die nicht zu hässlich ist um die Überlegung in uns anzustacheln.. um uns zu erwischen... als Rache für Rüdiger..." Rabbe hatte immer langsamer geredet und schwieg nun. Sie hatte das Gefühl als würde sich langsam Säure in ihr ausbreiten.
Sie hatten am morgen heraus gefunden dass der Brief eigentlich an sie gerichtet gewesen war. Dass es ein Hinweis war. Eine Ankündigung eigentlich, dass die Gruppe um den verstorbenen Vampir die Dunkelwacht auf dem Kieker hatte, dass ihre Aktionen Konsequenzen hatten.
Dass die Frau wegen ihnen gestorben war.
Rabbe stand wie betäubt auf. Sie hatte diese Informationen schon vor Stunden erhalten. Aber sie hatte sie bis eben nicht verstanden.
Ihr Kiefer verkrampfte sich. Sie hörte wie Cim irgendetwas zu ihr sagte und ihr die Hand auf die Schulter legte, aber sie verstand in diesem Moment nichts was um sie herum geschah.
Eine junge Mutter war umgebracht worden - um sie in eine Falle zu locken. Ihr Leben nichts als ein Kollateralschaden im Kampf mit der Gerechtigkeit.
Rabbe atmete ein und ließ einen wortlosen Schrei ertönen. Heiße Wut füllte sie. Ein kleiner, sehr leiser Teil in ihr sagte dass sie sich beruhigen musste. Dass sie diese Sache die ganze Zeit gewusst hatte, das es in der Art wie das Mädchen vor ihren Augen ermordet worden war eigentlich bereits klar gewesen war, doch der Schmerz war zu groß. Vernunft hatte hier keinen Sinn mehr. In diesem Moment wollte sie nur noch töten.
Ihr Fuß schnellte vor und traf mehrfach den Tisch, dann die Stühle. Ziellos zerschlug sie knurrend das Mobiliar während sie wütend die Zähne fletschte. Sie holte mit beiden Armen aus, sprang hoch und zerschmettere die Fichtenkommode. Immer noch außer sich drehte sie sich um und hielt nach weiteren Opfern Möbelstücken Ausschau. Cim und Tussi waren so gut es ging immerzu ausgewichen in der Hoffnung, dass sie sich irgendwann beruhigen würde. Rabbes Blick fixierte sich auf Cim. Sie knurrte, holte aus und fror in der Bewegung ein. Ihr Kiefer schloss sich. Die Pupillen schienen sich einen Moment zu fokussieren bevor sie sich plötzlich umdrehte und aus dem Raum stampfte.
Von drüben hörten sie wie die weitere Einrichtung vernichtet wurde.
Cim schluckte. "Das war ... interessant.", sagte er leise.
»Zeit diese Typen fertig zu machen.«

15.09.2014 21: 05

Cim Bürstenkinn

Ankh-Morpork, vorige Nacht

Der Ankh quälte sich knirschend unter der Sentimentalen Brücke durch, auf der sich neben einigen Eselskarren auch zwei Personen befanden.
Vier auffällig kurze Beine baumelten über dem Rand der Brücke und gehörten zu einem Pärchen, dass sich endlich gefunden hatte.
»Wann wirst du es Libelle sagen, Kammillus?«, fragte Yevel und kuschelte sich an seine Schulter [10].
»Gleich wenn ich sie morgen sehe«, antwortete der FROG. »Ich schiebe sowas nicht so gerne auf. Das hat sie nicht verdient! Und du sollst auch nicht länger in Ungewissheit leben.«
Yevel stieß einen glücklichen Seufzer aus.
»Weißt du eigentlich, dass ich ab dem Tag Deines Eintrittes in die Wache ein Auge auf Dich geworfen habe?«, flüsterte sie und küsste seinen rasierten Kopf.
»Ist das so?«, fragte er schmunzelnd und ein wohliger Schauer lief über seinen Rücken.
»Ja, deine blonden Barthaare und die strahlenden blauen Augen, haben es mir sofort angetan!«
»Ich hab leider etwas länger gebraucht und sehr viel Zeit verschwendet!«
Sie drückte seine Hand so fest sie konnte und sagte, »Das holen wir alles nach! Vielleicht können wir wieder in der Stadtwache…oh.«
Ein Schatten legte sich über die Stimmung. Keiner von beiden wusste, welche Änderungen auf sie zukommen würden. Ob man sie hier noch beide in Zukunft brauchen würde. Der geplante Wiedereinstieg schien nun mehr als gefährdet.
»Was wenn sie einen von uns nicht nehmen und den anderen schon?«, fragte die Zwergin.
»Dann gehen wir beide und fangen wo anders ein neues Leben an! Ich kann jederzeit wieder Schimmler werden«, sagte Kamillus zuversichtlich. Er zwang sich dazu optimistisch zu sein, auch wenn er selbst starke Bedenken hatte, denn er kannte die Ängste seiner Liebsten nur zu genau .
»Aber das wird nicht passieren. Du wirst sehen, es ändert sich wahrscheinlich gar nichts. Alles nur Gerede und Gerüchte.«
Zufrieden mit dieser Erklärung lächelte auch Yevel wieder. »Wir müssen zusammenziehen!«, schreckte sie plötzlich hoch. »Wir haben beide so kleine Zimmer, die miteinander soviel kosten wie eine echte Wohnung! Dabei hast du noch Niesbert bei dir! Er kann sein eigenen Kinderzimmer haben.«
Kamillus nickte und lachte bei der Vorstellung. »Eine eigene Wohnung! Ich wecke dich jeden Tag mit einem Stück Brot und Kaffee dazu. Wir können…«, er zögerte, »wenn du es willst, können wir auch eigene Kinder haben!«
»Ach haltet endlich die Klappe!« Das Schwert fuhr tief in den Nacken des ehemaligen FROG-Wächters, durchtrennte wichtige Gefäße und Blut sprudelte über das Zwergenmädchen und auf den Ankh.
Yevel sah den Mann zuerst gar nicht an, sah wie ihr Geliebter die Hand auf den Hals presste, während sich seine Lungen mit Blut füllten und er selbst nur nicht auf den Fluss fiel, weil sie ihn festhielt.
»Warum?«, fragte sie, als das Licht seiner blauen Augen brach und drehte sich langsam zu dem Mörder um.
»Warum nicht?«, kam die spöttische Antwort, bevor der Mann zum zweiten Mal zuschlug.

Am nächsten Morgen wurden die enthaupteten Leichen zweier Zwerge gefunden. Sie saßen Hand in Hand auf der Sentimentalen Brücke und schienen in dieser Form einer gemeinsamen Zukunft entgegen zu sehen. Die Identifikation fiel schwer, gelang aber schließlich auf Basis von Personalaufzeichnungen der Stadtwache von Ankh-Morpork.


16.09.2014 12: 55

Rabbe Schraubenndrehr

*An einem sicheren Ort*

Cim drehte den Brief nachdenklich in den Händen herum, betrachtete ihn von mehreren Seiten so gut es ging. Er trug Handschuhe um nicht noch mehr Fingerabdrücke darauf zu hinterlassen obgleich ihm sehr wohl bewusst war dass dies im Grunde keinerlei Unterschied machte. Der Inhalt des Briefes war merkwürdig. Jeder der diesen Brief las und sich auch nur ein bisschen mit Spuren auskannte wusste, dass der Verfasser mit Sicherheit keine Beziehung zum Opfer gehabt hatte. Und überhaupt - wer würde seine eigene Geliebte wirklich umbringen? Selbst wenn es notwendig gewesen wäre, Zupfgut hätte sich ohne Probleme leisten können einen anderen zu beauftragen.
Alles Tatsachen die auch dem Gildenchef auffallen würden wenn er diesen Brief in die Finger bekäme.
Cim packte den Brief grimmig wieder in den Umschlag zurück und stopfte ihn in eine Tasche. Die Information Witwenmacher zukommen zu lassen war immer noch das sinnvollste was sie tun konnten.
Er blickte besorgt auf eine Tür. Rabbe hatte eine gute Stunde alles zusammen geschlagen was sie in die Finger bekommen konnte. Als er gedacht hatte, sie würde sich endlich beruhigen war sie nach draußen gestürmt und hatte seitdem nichts mehr von sich hören lassen.
"Hoffentlich beschließt sie nicht, auf eigene Faust zu handeln.", dachte er grimmig. Er ging eigentlich nicht davon aus dass der Lance Korporal irgendetwas tun würde was ihn oder Tussi gefährden würde, das hieß aber nicht dass sie sich nicht selbst in Gefahr bringen würde. Cim schluckte. Tussi war vor einer weile wieder gegangen, sie musste wohl noch etwas am Pseudopolisplatz erledigen, hatte ihm vorher aber zugestimmt dass sie sich am besten an DOG wenden sollten... nur nicht an Daemon. Cim wusste nicht, warum, aber der Hauptmann schien in letzter Zeit bestrebt ihm das Leben wenn, dann eher schwerer als leichter zu machen.
Der Vektor trank seinen Kaffee aus und machte sich auf den Weg in die Boucherie Rouge.


*Filigranstraße*
Rabbe trug zivil. Sie trug immer zivil wenn sie hierher kam, denn im Dienst sah sie immer zu dass sie hier nicht ermitteln musste und auch sonst kam sie eigentlich immer nur aus einem Grund hierher.
Sie bestellte noch eine Reihe Kurze.
Na gut. Aus zwei gründen. Rabbe war vor nicht einmal zehn Minuten hier angekommen und hatte seit dem bereits eine menge schlechten überteuerten Alkohols getrunken. Sie war jedoch eigentlich weniger wegen dem Alkohol hier - warum auch. Er war schlecht, verwässert und die Gläser waren mehr als nur dreckig.
Sie leerte drei weitere Schnapsgläser, schnippte sich das vierte und goss es dem muskulösen Kerl neben ihr über den Schädel.
Zwei Zentner von Alkohol leicht fettbeschwängertes Muskelgewebe drehten sich zu der Ermittlerin um. "Was soll das denn, hmmmm?", raunzte er sie an und beugte sich näher zu ihr hin.
"Was das soll? Wars nich genug oder wieso beklagst du dich?", fragte Rabbe, griff nach einem weiteren Glas und schüttete ihm dieses ins Gesicht.
"Jaja, auf gehts!", rief jemand im Hintergund als es losging. Eine Schlägerei in der Trommel mochte an einem Ort in der Kneipe beginnen - doch es war stehts ein virales Ereignis das sich gleich der hartnäckigen Morporkianischen Bierlaus ins Sekundenschnelle in der ganzen Taverne verbreiten konnte.
So auch heute.
Fetzen, Krüge und Beine flogen schnell durcheinander. Messer und Widerhaken wurden gezückt und bohrten sich in Holz- und Tischbeine oder schnitten hier und da ein Gliedmaß ab. Es war genau das was Rabbe gebraucht hatte - eine zünftige Prügelei, ein wildes drauf losschlagen bei dem,-
Rabbe wurde bewusstlos geschlagen. Vielleicht hatte sie sich beim zusammen schlagen von Cims Einrichtung zuvor ein wenig zu arg verausgabt gehabt. Vielleicht war das Problem auch einfach dass jemand sehr gezielt ihren Hinterkopf angepeilt hatte.
Es spielte letztlich keine Rolle. Schön, sie wurde von zwei schwarz gekleideten Gestalten durch die Hintertür hinaus geschleift, aber das war doch egal. Letztlich, dachte Ron sich stumm, hatte sie ja im vorneherein bereits bezahlt.


*Boucherie Rouge*

Cim blickte sich misstrauisch um. Es war inzwischen früher Abend - die Damen der Boucherie bereiten sich gerade wahrscheinlich für das heutige Geschäft vor, es würde sich also hoffentlich niemand groß Zeit nehmen ihn von seiner Absicht abzuhalten.
Der Wächter klopfte an und Estelle, wie so oft in eng anliegendes Leder gekleidet öffnete ihm die Tür. "Guten Abend, was,-"
"Feldwebel Bürstenkinn für Glum Steinstiefel, lass mich durch bitte." , er drängt sich an den missmutigen Blicken der Näherinnen vorbei hinein und die Treppe hoch. Er möchte diesen Ort nicht. Wie konnte man hier nur freiwillig über längere Zeit hin ein Büro benutzen?
Er trat in den ersten Stock und stellte fest dass die Tür zum Büro des Abteilungsleiters weit offen stand und er sich offenbar über etwas aufregte. "...und wegen dieser scheiß Inspektion muss ich jetzt anfragen an die Gilden stellen um mit denen zu klären was wir als unsere Aktivitäten angeben dürfen ohne dass sie sich dagegen wehren und was nicht.", grummelte er Senray an die ihn leiderfüllt anblickte. "Und die Assassinen sind natürlich wieder die aller dreistesten! Die wollen ihre Anfragen noch heute haben weil ihr Buchhalter ab morgen angeblich im Urlaub sind! Unfassbar! Deswegen wirst du da jetzt auch persönlich hinlaufen, und,-"
Cim räusperte sich lauthals. Glum blickte sich verwirrt und verärgert um, doch bevor er etwas erwidern konnte nutzte Cim seine harkte direkt nach. "Ich sehe ihr habt auch viel Spass mit dem Inspektor«
Der DOG Abteilungsleiter sah mordlüstern zu Cim auf.
»Frag mich mal. Ich war schon auf Streife mit ihm....«, der Vektor ließ den Satz wirken bevor er fortfuhr.
»Sag mal Glum, könntest Du das Witwenmacher so schnell wie möglich zukommen lassen?«, er hielt den Umschlag in die Höhe. »Ist ein Detail aus der Sache um den illegalen Assassinen. Hätte eigentlich schon zu Mittag auf seinem Schreibtisch sein sollen und bis ich vorgelassen werde ist es wahrscheinlich Abend«
Nach kurzen Zögern streckte er die Hand aus. »Ist schon egal. Ich schick Senray gleich damit rüber! Wir haben einiges an privaten Nachrichten für ihn.«
Cim sah ihn erleichtert an. »Danke dir! Ich brauche jetzt ganz sicher keine Beschwerde von Witwenmacher!«
Der Zwerg nickte Cim grimmig zu und fuhr fort Senray die Qualen seines Postens zu schildern.

16.09.2014 22: 18

Cim Bürstenkinn

*Novo Stabhorns Wohnung*
An manchen Tagen ekelte sich Novo vor seinen sogenannten Mitverschwörern. Sie hatten rein gar nichts von der Eleganz eines Assassinen an sich, waren hemmungslose Trinker und kümmerten sich einen feuchten Kehricht um Etikette und Stil. Angewidert fuhr er sich über seinen gepflegten Bart und sah zu wie der untersetzte Danko die junge, bewusstlose Frau drangsalierte.

»He wach auf, Kleine«, Danko ohrfeigte die Wächterin die gefesselt und geknebelt auf dem Boden lag [11]. Das Gemisch aus unmäßigem Alkoholkonsum und diversen heftigen Schlägen auf den Kopf, hatten ihr genau gegeben was sie gebraucht hatte.
»Die wird schon wieder!«, sagte Zupfgut und schüttete den Weinbrand in einem Schluck hinunter. »Noch zwei Stunden, dann hat sie es hinter sich, und wir können wieder lohnendere Aufträge annehmen! Die Kleine ist spaßig, aber nur Bares ist Wahres.«
Die beiden hatten tatsächlich keine Ahnung wie lohnend dieser Auftrag eigentlich war und Novo hat nicht vor irgend etwas daran zu ändern. Sein Auftraggeber hatte auch keine Zweifel daran gelassen, dass seine Gefährten eine unangenehme Notwendigkeit darstellten, die es galt bald los zu werden.
Generell verspürte er zuletzt immer mehr das Bedürfnis die beiden zu ihren Vorahnen zu schicken. Es war wirklich ein Wunder, dass sie die normale Ausbildungszeit in der Gilde lebendig überstanden hatten. Auf der anderen Seite, machte sie ihre Dummheit lenkbar und durchaus empfänglich für seine Pläne. Und seine Pläne wiederum machten ihn reich.
Zupfgut stand nun auf und ging zu der Wächterin. »He, du bist langweilig!«
Er fing an, ihr in die Seite zu treten und schüttete ihr sein frisch gefülltes Glas Weinbrand über den Kopf. Prustend und um sich tretend zeigte sich schnell, dass sie längst wach gewesen war und nur auf ihre Chance gewartet hatte.
Wütend starrte sie den muskulösen Mann an und ging gerade die Dinge durch die sie mit ihm tun würde, nachdem die Fesseln gelöst wurden.
»Hört jetzt auf mir die Wohnung zu versauen und holt die Kutsche!«, sagte Novo genervt. »Wir müssen uns langsam auf den Weg machen. Ich will nicht, dass die anderen Wächter vor uns da sind und wir in einen Hinterhalt laufen!«
Zupfgut und Danko standen ohne ein weiteres Wort auf und verließen die Wohnung.
»Du musst den beiden vergeben. Sie sind beinahe aus so schlechtem Hause wie ich. Im Gegensatz zu mir zeigen sie das aber auch ständig. Früher oder später wird sie jemand umbringen nur weil sie ihn nerven. Aber heute..«, er ging zu ihr und wich einem versuchten Stoß mit der Stirn gerade noch aus. »… bist du erstmal dran. Wir können nicht dulden, dass jemand aus unserer Organisation wegen euch dummen Wächter zu Tode kommt. Das verstehst du hoffentlich, oder? Wer lebt oder stirbt, entscheide ich.«

* Drei Stunden vorher, an einem sicheren Ort, dessen Einrichtung etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde *

»Wir können sie nicht einfach in dem Zustand durch die Stadt laufen lassen!«, meinte Tussnelda besorgt und begann Alibi mäßig den zerbrochenen Tisch wieder aufzustellen.
»Stimmt, sie könnte jemand verletzen! Aber so wie sie drauf war, ist das wohl schon passiert«, antwortete Cim säuerlich. Seine Miene zeigte aber, dass er besorgter war, als seine Worte es vermuten ließen.
»Ich glaube wir haben genau zwei Möglichkeiten«, begann der Vektor, aber Tussnelda unterbrach ihn.
»Ja ich weiß, großes Orakel. Entweder ist sie zum Friedhof oder zum Panoptikum wo sich die Mörderbrut ständig getroffen hat. Wer geht wohin?«
Cim behagte die Idee nicht, Tussnelda alleine los zu schicken. Genau genommen behagte ihm schon die Idee nicht selbst alleine zu gehen. Aber sie verloren zu viel Zeit wenn sie beide Orte absuchen mussten und sich nicht trennten.
»Ich nehme den Friedhof, du das Panoptikum. Wer nichts findet geht zum anderen Ort und sieht nach dem Rechten.«, das klang fast wie ein Plan, dachte Cim.
»Na gut, aber wenn wir beide nichts finden , laufen wir sinnlos durch die Stadt«, warf Tussnelda ein. »Wir gehen auf jeden Fall über die Sentimental-Brücke. Da sollten wir uns im schlimmsten Fall treffen, wenn beides Nieten waren!«

Wenig später war Cim mit einem üblen Gefühl auf dem Weg zum Friedhof der geringen Götter. Wie sollte er reagieren, wenn sie Rabbe nicht fanden. Er hatte keine Wahl, als die Wache einzuschalten. Er würde einige Dinge erklären müssen, und Rabbe war wahrscheinlich schon tot, während er noch in einer Verhörzelle saß.
Er verdrängte diesen Gedanken wieder. Er erlaubte es nicht, dass Rabbe etwas passierte. Es würde der letzte Fehler dieser Schurken sein, wenn … er beschleunigte seinen Schritt und bemühte sich außer Atem zu sein, damit das Denken aufhörte.
Wenig später stand er auf dem ärmlichen Friedhof und suchte nach dem Grab von Emilie. Die Beschreibung von Rabbe und Tussi war nicht sehr genau, und er verfluchte sich für seine Dummheit Tussnelda - die das Grab auf Anhieb gefunden hätte - nicht hierher geschickt zu haben.
Endlich fand er frische Erde und ein paar Blumen die so prächtig blühten, dass sie frisch aus einer Gärtnerei stammen mussten.
Er sah sich um und beschloss sich eine der Hecken, die als Sichtschutz zwischen den Gräbern standen, als Versteck zu nehmen.
Es war nun etwa neun Uhr abends. Noch eine Stunde bevor Zupfgut sich mit »P.« treffen würde und keine Spur von Rabbe. Er konnte unmöglich Tussnelda suchen und gleichzeitig um 10:00 wieder hier sein.
Er zündete sich unter vorgehaltener Hand eine Zigarette an und wartete.

Beim Haufen
Natürlich war niemand beim Nokturnen Panoptikum zu finden – außer einem gesprächigen Wirt.
»Zupfgut? So ein Riese von einem Mann? Der begleitet üblicher Weise Novo Stabhorn – ein netter junger Herr mit wirklich guten Umgangsformen! Er wohnt gleich nebenan. Keine Ahnung warum er ständig mit den drei furchtbaren Kerlen unterwegs ist, wo doch….«
Tussnelda hatte genug gehört. »Keine Sorge, einer der furchtbaren Kerle ist mittlerweile tot!«
Sie ließ den verblüfften Wirt sprachlos zurück und ging zur Tür des prächtigen alten Hauses.Das Vorhaus lag völlig im Dunkeln und Rabbe streckte schon die Hand nach der Klingel aus – als sie sich eines besseren besann.
Sie drehte sich mit dem Rücken zur Tür und sah unbeteiligt durch die Gegend, als würde auf jemand warten. Als niemand sonst zu sehen war, hob sie den Fuß und trat mit aller Kraft nach hinten, während sie sich am Handlauf der Stufen abstütze.
»Das hat sicher auch nicht sehr elegant ausgesehen«, dachte sie grinste aber zufrieden, als sie die offene Tür sah.
Im Erdgeschoss waren Blumen bestickte Deckchen vor die Fenster gehängt. Die Wächterin war überzeugt, dass die Besitzerin oder deren Haushälterin hier wohnte, während Novo sicher im ersten Stock lebte. Sie ging die knarrenden Treppen nach oben und hoffte inständig, dass nur taube Leute hier wohnten – und stand vor der nächsten Tür. Gerade wollte sie die Tür erneut auftreten als ihr die kleine Delle in der Türmatte auffiel. Sie bückte sich langte darunter und zog den Schlüssel hervor .
So leise wie möglich sperrte sie auf und betrat die Wohnung.
Es roch nach altem Alkohol, Erbrochenen und leicht nach Blut. Sie sah die Schleifspuren auf dem geölten Boden, und sah beinahe wie Rabbe hier herein und dann wieder hinaus geschleppt wurde.
Fand die Schnapsflecken auf dem Holzboden die einen Umriss nachzuzeichnen schienen. Hier hatte sie gelegen und war aus irgendeinem Grund mit Weinbrand überschüttet worden.
Was immer hier genau passiert war, es war vorbei und Rabbe nicht mehr da. Genauso wenig wie die Sipris. Sie wollte schon aus der Wohnung laufen, zum Friedhof und Cim, als ihr im Bücherregal – das sonst peinlich genau sortiert und gereinigt war – ein sehr schmutziger, abgegriffener Band etwas herausragte.
Sie zog das Buch ganz heraus – oder wollte es zumindest und öffnete damit eine kleine Klappe, versteckt hinter falschen Büchern.
Als die Tür zurück schwang wollte sie ihren Augen zuerst nicht glauben. Diese Novo war wirklich reich.

* Friedhof der Geringen Götter

»10 Uhr und alles ist nicht gut«, flüsterte Cim, der feststellte, dass er keine Zigaretten mehr hatte, als er das Signal von Ferne hörte.
Er würde direkt mit Bregs reden. Der Kommandeur würde zuerst einmal helfen Rabbe wieder zu finden, und erst später auf eine Untersuchung bestehen. Bei der hexe konnte man da nie so sicher sein.
»Wartest du auf jemand?«
Cim sah auf. Ein untersetzter Kerl mit schiefen Augen stand vor ihm und sah ihn fragend weg.
»Sir bitte gehen sie weg! Das ist eine geheime Ermittlung!« , zischte Cim den Mann an.
Erschrocken antwortete dieser: »Oh, das tut mir leid. Sie wollen sicher nicht abgelenkt werden, damit sie hören wenn sich jemand anschleicht.
»Ja, gen….:«
Während Cims Bewusstsein schlummern ging, fragte er sich, warum ihm so etwas passieren musste.

Als er wieder zu sich kam, war er einen Grabstein gefesselt und starrte auf ein völlig unbekanntes, aber frisches Grab, das wohl jenes von Emilie war. .
Darauf lag Rabbe, mit gebundenen Händen und Beinen - Cim war mehr als erleichtert, dass die RUM-Wächterin noch unter den Lebenden weilte.
»Oh, wer ist denn da wach geworden! Gerade zur rechten Zeit!«, lachte Zupfgut. »Novo willst du?«
Er hielt dem Anführer der Sipris ein Messer vor die Nase und trat zurück als er es genommen hatte.
»Viel Spaß! Fang mit den Ohren an. Das sieht immer lustig aus!«.
Novo verdrehte die Augen.
»Tut mir leid meine Liebe«, sagte er freundlich.
»Die beiden Kerle sind wirklich das Letzte. Dennoch fürchte ich, dass dies dein letzter Moment wird.« Er fuhr mit dem Messer ihren Hals entlang und machte sich bereit für den finalen Stoß als Cim spürte wie seine Fesseln gelöst wurden.
»Das wird langsam zur Gewohnheit!«, flüsterte er, bekam aber keine Antwort. Als er Tussnelda auf der anderen Seite des Grabens auf sie zu hetzten sah, war er endgültig verwirrt.
Wer hatte gerade seine Fesseln gelöst?
Doch in den nächsten Momenten passierte alles sehr schnell.
Tussnelda hatte einen Stock nach Novo geworfen, der ausweichen musste und nicht zustechen konnte.
Im nächsten Augenblick löste sich die Starre von Cim und er sprang auf ihn los.
Aus den Augenwinkeln erkannte er , dass Tussnelda Rabbe befreite. Selbt aber von hinten angegriffen wurde.
»Nelli! Da hängt einer an deinem Hintern!«, schrie Cim und trat nach dem Assassinen, ohne Schaden anzurichten.
»Meine Damen und Herren!«, begann Novo, » Ihr werdet nun angesicht, was Assassinen wirklich im normalen Kampf Gegner gegen Gegner vermögen!
Keine Angst meine lieben Kinder – hier sterben nur die Richtigen.«
Eine schnelle Serie von Schlägen traf Cim und warf ihn einige Meter nach hinten. Noch bevor er sich wieder aufrichten konnte, traf ihn ein Tritt am Kehlkopf und Atmen wurde zum Luxus.
Erst jetzt machten sich Zupfgut und Danko daran in den Kampf einzugreifen.
»GENUG, VERRÄTER!« hallte die Stimme Witwenmachers über den Friedhof. »Ergreift sie!«
Mit Entsetzen erkannte Novo, dass der Fallensteller in die Falle gegangen war. Seine Pläne seine Vorhaben-alles würde scheitern. Doch das konnte er nicht zulassen. In diesem Moment beschloss er das Thema ohne Zeugen abzuschließen, zog das Messer quer über Zupfguts Hals und versenkte es im Herzen von Danko, bevor er über Steine und Sträucher springend davon lief.

Mericet sah ein wenig gerührt zu Boden. »Echte Assassinen«, sagte der Kobra-Assassine.
Nur Witwenmacher fand es nicht ganz so lustig.

»Ihr also!«, sagte er und musterte das ungleiche Trio.
»Ich erwarte mir, dass ihr Stillschweigen über die heutigen Begebenheiten bewahrt. Ein Wort zu irgend jemand und ich leiste mir persönlich einen Kontrakt für euren schmerzhaften Tod.
»Das kostet«, sagte Cim und sah ihn grinsend an. »Einen Gefallen!«
Witwenmacher sah ihn überrascht an, und fragte «Was?«
»Ein Gefallen – nicht hier und nicht jetzt. Ich würde mich gelegentlich melden! Dafür kriegst du auch in Zukunft Infos davon, sollten wir irgendwelche durchgeknallten Assassinen aufspüren, die direkt unter eurer Nase sitzen!«
Der Chef der Assassinengilde schien nicht belustigt zu sein.


* wenig später an einem sicheren Ort, mit…
Rabbe war sich plötzlich sehr bewusst, was sie getan hatte, und vom Schaden im HQ abgesehen, ihr Leben und das ihrer Freunde aufs Spiel gesetzt hatte.
Sie hatte ihre eigene Art sich mit dem schlechten Gewissen auseinanderzusetzen.
»Aber den Stuhl hier kann man sicher noch reparieren«, meinte sie am nächsten Morgen.
»Viel Spaß dabei!«, meinte Cim, der sich jede Moralpredigt erspart hatte und ging in die Küche um den Umschlag des Plebejers aus dem Geheimfach zu nehmen.
»Ist das der Nächste?«, Nelli war leise herangetreten und sah Cim nachdenklich auf den Umschlag starren. Sie stellte der Katze, die sie bisher hungrig und erwartungsvoll angestarrt hatte ihren Futternapf auf den Boden.
Cim nickte trotzig.
»Ich bin aber noch unsicher, ob ich da reinschauen will. Irgendwann müssen wir über meine Quelle reden. Aber nicht jetzt. Zur Zeit ärgere ich mich maßlos darüber, dass Novo entkommen konnte. Er hätte den Tod vor allen anderen verdient!«
Tussi grinste. »Auf jeden Fall erwartet ihn noch eine böse Überraschung, wenn er sein Geld holen will!«

Novos Wohnung

Der elegante Assassine kam fluchend in seine Wohnung. Er hatte nur wenige Minuten um das Nötigste mitzunehmen und die Stadt zu verlassen. Wie konnte das alles so schnell so schief gehen.
Er nahm seine Reisetasche ging zum Bücherregal und sah sofort, dass das »Buch« sich verändert hatte. Er riss sein geheimes Versteck auf und fand es leer.
Er wurde vollends blass und hörte mittlerweile wie Schritte die Treppen empor kamen. Sie waren da.
Halb blind vor Wut kletterte er aus dem Fenster und entging so der Begegnung mit seinen bisherigen Kameraden.
Allerdings übersah er die lose Schindel - etwas das ihm normaler Weise nicht passiert wäre - und stürzte vom Dach auf die Metallspitzen des Gartenzauns unter ihm.
»Ein...eleganter... Tod!«, ächzte er und starb.
Die Assassinen die ihm auf der Spur waren bekamen eine Belobigung


18.09.2014 0: 21

Rabbe Schraubenndrehr

*Frühe Morgenstunden, Ponsbrücke*

Felix Silberbein führte seine Verlobte vorsichtig zum Rand der Brücke. Die Sonne würde jeden Moment aufgehen und die Kruste würde das neue Licht des Tages auf besonders hübsche weiße brechen. Er freute sich darüber ihr diese Freude machen zu können - seine geliebte Amalie war eine große Bewunderin der Krustenkünste, hatte bisher aber noch nicht die Gelegenheit gehabt sich den Ankh bei Sonnenaufgang anzusehen. "Nur einen kleinen Moment noch Liebste, dann ist es soweit.", flüsterte er, und strich ihr sanft über die Haare. Er hatte ihr die Augen verbunden denn er wollte die Überraschung nicht verderben. Ihre Mutter war immer dagegen gewesen sie nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang aus dem Haus zu lassen... aber die war im Augenblick ja zum Glück verreist. "Ich kann nicht mehr warten... was ist es? Was wolltest du mir zeigen?", fragte die junge Frau und er nahm ihr die Augenbinde ab.
Sprachlos sah sie zu wie die Sonne sich langsam über den Horizont schob und die Dämpfe des Ankh begannen das Licht über der Kruste zu brechen. "Oh Felix...", seufzte sie und packte seine Hand.
Sie standen einige Minuten so da und genossen den Anblick, darum bemüht das besondere Odor des Ankhs nicht zu sehr in sich aufzunehmen. "Felix.. hast du mit meiner Mutter inzwischen geredet, wegen..."
Er hielt ihr spielerisch den Mund zu und lächelte sie an. "Es wird alles gut. Ich habe deinen Vater aufgesucht und er hat uns seinen Segen gegeben. Nächsten Monat werden wir,-"
Ihr Glück wurde jäh unterbrochen als Amalies Hals von hinten mit einer langen Klinge durchbohrt wurde. Felix wollte schreien doch er war zu geschockt als ihr Kopf abgetrennt wurde, ihr Gesicht in einer Maske des Terrors, ihr Todesschrei in seinen Ohren. Bevor er irgendetwas zu dem Angreifer sagen konnte zog dieser seine Waffe zurück und schlug ihm in einer fließenden Bewegung den Kopf ab.
Zwei Stunden später wurden sie von einer Seals-Patrouille gefunden.


*Pseudopolisplatz*

Rabbe tippte sich geistesabwesend auf der Nase herum. Irgendjemand musste ihr gestern einen ordentlichen Schlag darauf verpasst haben... sie war sich nicht sicher ob sie es selbst gewesen war als sie das Hauptquartier auseinander nahm, ob es in der Trommel passiert war oder die Assassinen Schuld waren - aber es tat auf jeden Fall weh.
Sie lief langsam die Treppe hoch und hörte schon kurz vor dem zweiten Stock den Teil eines Gesprächs zwischen zwei Kollegen mit. "Was? Noch einer? Und wir sind sicher dass es der gleiche ist?"
"Nicht unbedingt. Könnte auch ein Nachahmungstäter sein, deswegen würde ich den auch eher... ah, Rabbe da bist du ja."
Genannte trat auf die Kollegen zu und blickte sie abwartend an. "Wer ist ein Nachahmungstäter?", fragte sie und blickte von ihrem Ermittlerkollegen Kolumbini zum Abteilungsleiter vor dem sie knapp salutierte.
Diese musterten ihr Gesicht nachdenklich. "Rabbe... hast du dich geprügelt?", Romulus zog fragend eine Augenbraue hoch.
Rabbe zuckte mit den Schultern. "Ich bin gegen eine Tür gelaufen."
Skepsis blickte ihr entgegen.
Sie verdrehte die Augen. "Ich hab vor ein paar Tagen mit anschauen müssen wie ein Assassine seine Arbeit tut - und das nicht sonderlich diskret. Dass ich mich danach ein bisschen betrunken habe ist finde ich verständlich."; grummelte sie, was ihr ein verständnisvolles nicken von beiden einbrachte.
"Von dem Mord habe ich tatsächlich gehört. Witwenmacher schien nicht so erfreut zu sein dass seine Leute so unschicklich gearbeitet haben.", bemerkte der AL, schien sich nun aber wieder daran zu erinnern warum er hier herum stand. Er drückte Rabbe eine Akte in die Hand. "Mord hin oder her - Gestern früh wurden die Leichen von zwei ehemaligen Wächtern auf der Sentimentalen Brücke gefunden. Man hat ihnen die Köpfe abgehackt. Kolumbini hier ermittelt noch..."
"Gibt aber noch nichts neues oder Teilenswertes.", bemerkte selbiger grimmig.
"Eben. Heute früh wurde auf der Ponsbrücke allerdings ein weiteres Pärchen gefunden dem ebenfalls die Köpfe abgehackt wurden. Wir sind im Moment knapp dran und Kolumbini muss noch Leute aus dem ersten Mord befragen, also kriegst du den hier ab. Wenn du etwas findest was eine Verbindung zu Kolumbinis Fall eindeutig machst kann einer von euch den Fall an den anderen abgeben, das ist mir dann gleich wer es macht - nur gemacht werden sollte es. Wenn es nicht der selbe Täter sein sollte haben wir einen wahnsinnigen Nachahmungstäter... was unschön wäre."
Rabbe wechselte einen Blick mit Kolumbini. Die nickten sich zu und Rabbe salutierte kurz. "Mache mich direkt auf den Weg, Sör."


*Etwas später*

Damien und Cim gingen Streifenroute eins. Sie waren eben erst losgelaufen als sie auch schon auf die Ponsbrücke zukamen und Cim die vertrauten Gestalten von Rabbe Schraubendnrehr, Sillybos und Charlie Holms auffielen. Sillybos schien gerade mit Rabbe zu reden während Charlie Holm Leute von der Absperrung zurück hielt. Als sie näher kamen grüßte Rabbe die beiden Streifengänger mit betonter Kollegialität in Form eines kurzen Winkens um anzuzeigen dass sie alles im Griff hatten. Damien und Cim erwiderten die Geste und bemühten sich dann, weiter möglichst Streifenwächter artig auszusehen. Cim blickte kurz auf die Leichen der Leute die sichtbar am Boden lagen, wandte sich dann aber wieder ganz der Strecke zu.
"Schreckliche Sache das."; bemerkte Damien. "Wir haben gestern morgen schon mal zwei Brückenopfer gefunden."
"Brückenopfer?"
"Auf der Sentimentalen Brücke wurde ein Zwergen Pärchen umgebracht. Köpfe ab. Saßen immer noch Hand in Hand da. Ich glaube Kolumbini ermittelt da noch, warum er den Fall hier nicht auch übernommen hat finde ich komisch. Scheint ja ein ähnliches Muster zu sein."
"Vielleicht ist er mit dem Umfeld der ersten Opfer noch nicht fertig...", erwiderte Cim geistesabwesend. Er hatte das Gefühl als würde sein Unterbewusstsein ihn grade mit einem großen Stiefel treten. Als würde er etwas wichtiges übersehen. Als war in dieser Unterhaltung irgendetwas was ihm auffallen sollte, wo er nachhaken sollte...
Cim nahm einen Schluck zu trinken und lief weiter. Er war froh diesmal wieder mit einem echten Seals streife gehen zu können.

18.09.2014 14: 48

Tussnelda von Grantick

Tussnelda war noch benommen vom Schlaf. Die Ereignisse der Nacht zogen vor ihrem inneren Auge vorbei, wie ein Albtraum, den sie nicht gehabt hatte. Die Gefreite gähnte. Alle Zellen waren belegt gewesen, so dass sie nicht die Ruhe der Zelle 7 genießen konnte, sondern in dem unangenehmen Schlafraum nächtigen musste. Körpergerüche, Schnarchen, Gluckern. Andere Wächter so dicht an ihr, dass es sie anwiderte. Sie schüttelte sich. Früher hatte es ihr nichts ausgemacht, im gleichen Raum wie andere Menschen zu schlafen. Hatte in der seligen Gewissheit geruht, dass ihr nichts geschehen konnte, dass es okay war, ihr Bewusstsein auszuschalten, tief zu träumen und erholt aufzuwachen.
"Früher", nuschelte sie und strich sich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht.
Bevor sie aufgewacht war und über sich einen Brief festgemacht sah, hier in der Wache, hier in diesem Bett. Von dem Mann, der ihre Familie ausgelöscht hatte. Wie so oft erschien sein Gesicht vor ihren Augen, rückwärts lief er vor ihr her, dieser Jedermann, lächelte sie mit seinem Zwirbelbart an und paffte an einer Zigarre, während sie in den Bereitschaftsraum der Susen ging. Sie wedelte mit der Hand.
"Du bist tot Mann", brummte sie, zum Glück war niemand im Flur, der sie hören konnte.
Jedermann grinste nur lässig, lehnte sich an die Wand und ließ sie durch die Türe treten. Fahles Licht drang durch das einzige Fenster des Susen-Bereitschaftsraumes, Jedermann hatte sich lässig auf die Couch zur Rechten gelümmelt, seine Zigarre schmauchte Löcher in den geblümten Stoff.
"Guten Tag Tussi", grüßte Charlie Holm, der beißende Gestank seiner Pfeife vermischte sich mit dem Qualm von Jedermanns Zigarre.
Tussi nickte ihm zu, schlurfte zum Kaffeedämonen und kramte in ihrer Tasche nach einer Münze. Sie schnippte dem schweigsamen Kaffeedämonen schließlich ein 42 Cent-Stück[12] zu und nahm dann einen dampfenden Becher entgegen, dessen Inhalt die Konsistenz sämigen Pechs hatte.
"Schmeckt auch genauso", brummte die Gefreite und setzte sich zu Charlie, der in seinen undurchsichtigen Notizen wühlte.
"Es scheint, du bist ein wenig spät dran heute?"
Tussnelda zuckte mit den Schultern und klopfte dann ihre Taschen nach Zigaretten ab. Das Licht tanzte blau auf den Qualmwaben.
"Späte Schicht", sagte sie dann, schlürfte an dem Kaffee und schloss noch einmal die verquollenen Augen.
"Offensichtlich. Du hast etwas verpasst", meinte Charlie und schob ihr seinen Notizblock entgegen.
Die Gefreite öffnete nur ein Auge, lehnte sich dann noch weiter in den Stuhl und nuschelte: "Erklär´s mir."
Der Tatortwächter räusperte sich.
"Ein wiederkehrendes Tatmuster..."
-"Oh ein Serienmörder?", Tussnelda öffnete nun doch beide Augen.
"Ja, ein Serienmörder! Wie ich die liebe! Da kann man sich immer auf etwas freuen![13]"
Urplötzlich war Charlie aufgesprungen, hatte in die Hände geklatscht und begann nun, ekstatisch im Raum auf und ab zu gehen.
"Immer sind es Pärchen, eine Frau, ein Mann - immer ist es eine Brücke, immer wird enthauptet", freute sich Charlie und Tussnelda konnte nicht umhin, erneut festzustellen, wie sympathisch ihr der hagere Kollege war, der mit einer ganz ähnlichen Logik vorging, wie ein ordentlicher Püschologe. Und in der Tat waren auch der Püschologen liebste Täter die Serienmörder, diese Damen und Herren, die immer neue kleine Puzzlestückchen verteilten, die man Tatort für Tatort zusammensetzen konnte. Bis man direkt vor der Haustüre des Täters stand, der mit gesitteter Kultiviertheit die Wächter erwartete, die Hände entgegen gestreckt für die Handschellen, ein anerkennendes Lächeln auf den Lippen, ein lockerer Spruch und dann: Eine große Anzeige in der Times! Jubel für die geschickten Wächter!
Jedermann begann zu lachen, tief und kehlig lachte er, klopfte sich mit einer Hand vergnügt auf den Oberschenkel.
"Fraulein von Grantick", sagte er mit sonorer Stimme, "Mein liebes Fräulein von Grantick, hatten Sie sich nicht bereit erklärt, dieses unsägliche Kapitel, diese Schmach ihres Daseins zu beenden? Fast schon willig, freudig anzuerkennen, dass Sie es mit einem wahrem Täter nicht aufnehmen können?"
"Schnauze", brummte Tussi und Charlie wirbelte irritiert herum.
"Hab ich etwas falsches gesagt? Nein, an mir kann es nicht liegen. Unmöglich", der Tatortwächter verschränkte die Arme auf dem Rücken, sein viel zu großer Mantel wehte ihm eifrig hinterher. "Du hast schlecht geschlafen, die Augenringe sind augenfällig. Ein ausgeprägter Morgenmuffel möchte man meinen", sinnierte er, verharrte vor ihr und blickte sie aufmerksam mit seinen hellen Augen an.
"Der Mann versteht etwas vom Geschäft", brummte Jedermann und stellte sich neben Charlie Holm, unterzog ihn einer genauen Musterung.
"Das tut er wirklich", musste ihm Tussnelda beipflichten, das Gesicht merkwürdig erschlafft, die Zigarette glühte ungeraucht.
Charlie hob eine Augenbraue, streckte die Hand nach seiner Pfeife aus und paffte ein wenig.
"Ich lass dich mal alleine", meinte er zwischen zwei Zügen, "Sieh dir bitte die Berichte an, dritte Meinung, du weißt... ich muss in die Besprechung mit RUM", der Tatortwächter schritt gemächlich durch Jedermann hindurch, ging ab zur Tür.
"Ähm, Moment", rief ihm Tussi hinterher, erhob sich ein wenig unwillig und ging Jedermann breitflächig aus dem Weg. "Wer hat denn die Ermittlungen?"
Holm zuckte mit den Schultern.
"Typischer RUM-Blödsinn. Den ersten Fall hat Kolumbini, den Zweiten haben sie Rabbe gegeben", kopfschüttelnd verliess nun Charlie den Raum.
"Allein", brummte Tussi, als sich die Türe geschlossen hatte mit einem strafendem Seitenblick auf Jedermann, der sich wieder auf der Couch niedergelassen hatte, sehr vertieft in sich und in das Blasen von Rauchkringeln mit der unerschöpflichen brennenden Zigarre. Die Gefreite indes öffnete das Fenster, drückte ihre Kippe auf dem Fensterbrett aus und ließ sie da liegen. Der Kollege hatte alle Akten da gelassen, sie griff sich das noch so schmale Bündel und verzog sich in ihr Büro. Jedermann hatte sie vorerst abgehängt.

*Abstellkammer*

Tussnelda blätterte durch die Akten. Zunächst begutachtete sie die Sache mit den Zwergen, notierte Spezifismus auf einem Zettel, knirschte unglücklich mit den Zähnen und schrieb dann Wächterhass? FROG? fein säuberlich darunter. Ein Paar, Zwerge, enthauptet, Wächter. Auf einer Brücke. So kurz diese Fakten klangen, so sehr brachten diese in ihr Schemata und Statistiken zum Singen. Jede dieser Verbindungen würde von ihr geprüft werden - denn auch wenn auf den ersten Blick ein Serienmörder wegen der Ähnlichkeit der Fälle nicht auszuschließen war, so würde ein erfahrener Püschologe sie dennoch nicht von Anfang an einschließen. Der Blick musste immer scharf sein. Auch wenn, wie in diesem Falle die Leichen nachträglich "platziert" worden waren... je absonderlicher die Tat, umso merkwürdiger das Verhalten des Mörders nach Durchführung der Tötung, umso wahrscheinlicher war es, dass eine persönliche Beziehung ausgedrückt wurde. Sie unterstrich das Wort dick. Legte die erste Akte beiseite.
Und da lag der Pudel begraben - der zweite Fall war zwar offensichtlich ähnlich, aber eben nur offensichtlich. Wieder war ein Paar vor Tod getreten, wieder war es auf einer Brücke geschehen, wieder wurde enthauptet. Aber ein wesentlicher Punkt unterschied sich, wies eine völlig andere Charakteristik des Täters vor: Die Tat war durchgeführt worden. Nicht mehr, nicht weniger. Keinerlei Zierat, nur kühle Perfektion des Mordens. Tussneldas Instinkte schrie ihr förmlich zu, dass es sich nimmer um den gleichen Täter handeln konnte.
"Sie irren sich, wie Sie das so oft zu tun pflegen."
Ein joviales Grinsen auf den Lippen setzte sich Jedermann auf Cims Stuhl.
"Das ist sein Stuhl", knurrte sie, wandte sich wieder ihrem Block zu.
"Ruhig bleiben, Fräulein von Grantick. Dann mag es vielleicht gelingen, vielleicht werden Sie in der Lage sein, sich noch ein wenig länger selbst zu täuschen." Jedermanns Lächeln gefror, verwandelte sein Gesicht in eine groteske, starre Maske. Der Rauch, der nun unablässig aus seinem Bund strömte, ballte sich, zerfaserte sich, bildete Formen.
Tussneldas Hand tastete in die Innentasche ihrer Jacke. Wie konnte das sein? Gestern noch hatte sie sich so gut gefühlt! Hatte fast schon geglaubt, dass die eisernen Bande um ihr Herz allmählich springen wollten, ihr Kraft und Führung zurück gäben. Tief atmete die Gefreite aus, fuhr sich mit der Hand durchs Haar, blickte zum Boden, nur weg von Jedermann, nur weg vom Rauch.
"Nein", hauchte sie, hörte selbst wie schwach und ungenügend das klang.
"Nein", versuchte sie es noch einmal, "Ich weiß, was ich weiß. Ich bin sicher. Ganz sicher."
Und sie war es wirklich - nicht ein Täter hatte hier sein Unwesen getrieben, zwei waren es gewesen. Kraftlos stemmte sie sich aus dem Stuhl, Jedermann ignorierend, dessen starre Grimasse nach wie vor auf sie gerichtet war. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten, spürte, wie ihr Herz schneller schlug, viel zu schnell, viel zu hart gegen ihre Brust hämmerte. Ihr wurde heiß. Wenn sich dieses Gesicht doch nur abwenden wollte! Wenn es doch nur seinen Ausdruck ein wenig ändern würde!
Sie glaubte, noch nie etwas anstrengenderes getan zu haben, als Jedermann den Rücken zu kehren[14]. Spürte ihren Puls rasen. Plötzlich pumpendes Adrenalin liess ihre Hände zittern, als sie ihren Schrank öffnete. Aus alter Gewohnheit führte sie nach wie vor einen Index ungelöster Verbrechen. Sie hatte diese Angewohnheit als Püschologe von Araghast Breguyar übernommen, lange bevor er Kommandeur wurde. Als er noch ihr Ausbilder war. Als noch alles gut war. Bregs hatte immer gemeint, es sei besser, dies auf einem Blick vor sich zu sehen, statt jedesmal in den Keller, in das gerne unsortierte Archiv zu dackeln. Um Verbindungen zu zeichnen. In knappen Stichworten wurden Tatzeitpunkte und wesentlichste Tatmerkmale notiert. Tussi hatte sich sogar angewöhnt, eine Typisierung mit dazu zu notieren. Gelegentlich half das.
Mit dem Finger fuhr sie über die Liste, in dem sich mit mehr und mehr Qualm füllenden Raum tränten ihre Augen, sie konnte kaum sehen. Heißer Schmerz zog plötzlich durch ihr Herz, die Liste entglitt ihr. Fiel zu Boden.

19.09.2014 9: 35

Rabbe Schraubenndrehr

*Pseudopolisplatz*

Cim ging nachdenklich Richtung Abstellkammer. Diese neuen 'Pärchenmorde', wie Damien sie genannt hatte beunruhigten ihn. Morde an sich waren ja schon gräulich genug, doch warum ausgerechnet Pärchen an Brücken umbringen? Der Vektor schluckte und nahm sich in Gedanken vor sich nie mit Nelli an eine Brücke zu stellen.
Er trat in die Kammer ein wo selbige Dame schwer atmend über den Tisch gebeugt dasaß. Er eilte an ihre Seite und half ihr, sich aufzurichten. "Nelli! alles Okay?"
Sie nickte schwach und fuhr sich kurz mit der Hand durchs Gesicht. "Alles okay, ich... Alles okay." sie fasste sich und sah ihn einen Moment ernst an bevor sie mit einer Hand leicht auf eine Akte tippte. "Hast du das mit den Pärchenmorden mitgekriegt? Offenbar wurden gestern früh Zwei ehemalige Wächter, ein Zwergen Pärchen, ermordet, und heute früh ein weiteres paar, beide je an einer Brücke.", sagte sie schnell, offenbar bemüht über ihren augenblicklichen Zustand hinweg zu täuschen.
Cim blickte sie besorgt an, beschloss aber ihr für den Moment diesen Freiraum zu lassen. Er nickte. "Damien hat es mir bereits erzählt und ich kam an Rabbe vorbei als sie den Tatort geprüft hat."
Tussi stand auf und trat ans Fenster. Sie fühlte sich müde und irgendwie dumpf. Die Wächterin öffnete das Fenster und atmete einen Moment das schleimige Odor der Stadt ein, bis sie wieder mehr das Gefühl hatte im hier und jetzt zu sein. Sie drehte sich zurück. "Ich bin sicher dass es sich um zwei Täter handelt. Ich kann noch nicht sagen warum, aber.. ich bin sicher es war nicht der selbe Täter."
Cim blickte sie nachdenklich an und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß zu wenig über diesen Fall um etwas dazu sagen zu können." Er trat einen Schritt auf sie zu als eine Rohrpostnachricht ins Büro purzelte.
"Aufgrund der ungeklärten Brückenmorde der letzten zwei Tage werden vorübergehend zusätzliche Wachposten in der Stadt (an den Brückän) abgestellt. Betroffene Wächter können ihre Schichten am Schwarzen Brett einsehen. Jeda där dies erhält prüfe ob er/sie eingeteilt ist.
gezeichnet
Araghast Breguyar, Kommandeur

"Na wunderbar.", grummelte der Vektor und ging los um zu prüfen ob jemand auf die dämliche Idee gekommen war, ihn mit einzuteilen.

später

"Irgendwas neues?", fragte Rabbe müde, und lehnte sich an den Türrahmen des Büros 209.
Kolumbini schüttelte den Kopf und gebot ihr mit einer Handbewegung herein zu kommen. "Ich zeig dir meine, du zeigst mir deine?", fragte die Wächterin und wedelte mit der Akte ihres Doppelmordes. Der Kollege nickte und sie tauschten Pappumschläge aus. Für einige Sekunden herrschte schweigen während beide durch die jeweiligen Unterlagen blätterten. "Eintritt der Klinge direkt von hinten... das war bei meinem auf jeden Fall auch.", kommentierte Rabbe. Dass der Hals direkt von hinten durchstoßen wurde statt dass man einfach die Kehle durchschnitt war wichtig - rein statistisch gesehen wäre es damit logisch dass der(oder die?) Täter ein Mann war. Vor allem bei Zwergen war der Nacken eher schlecht zu durchtrennen wenn man nicht ein wenig mehr kraft aufwendete. Die Wächterin blätterte noch ein wenig in den Unterlagen und schob die Akte dann über den Tisch zurück. Sie seufzte. "Sieht nicht so aus als gäbe es besonders viele Hinweise auf unseren Täter."
Kolumbini nickte und reichte ihr die andere Akte zurück. "Bisher können wir nur sagen dass es sich wahrscheinlich um einen Mann handelt. Und das auch nur aus statistischen Gründen. Keine abnehmbaren Fußabdrücke, Schlammspuren, Blutspuren, Tatwaffe oder Fingerabdrücke und niemand hat sich gewehrt." Er blickte frustriert. "Ich bin heilfroh dass man mich für keine von den Nachtschichten eingeteilt hat. Es ist sicher sinnvoll so etwas zu machen um die Präsenz zu erhöhen und den Bürgern ein besseres Gefühl zu geben und so... aber ich würde es trotzdem nicht machen wollen."
Rabbe grunzte und stand auf. "Ich auch nicht. Trotzdem muss ich mich später an die Messingbrücke stellen."
Sie nickten sich noch einmal zu und Rabbe ging.
Sie hatte noch Fünf Stunden bevor ihre Brückenschicht begann. Vielleicht würde sie noch ein wenig schlafen können nachdem sie eine neue Tischgarnitur besorgt hatte.


noch später, an einem sicheren Ort

"Schlaf gut Nelli.", sagte Cim noch einmal bevor er Tussi ihrem Schlaf überließ. Sie hatte noch wenige Stunden Zeit bevor sie zu ihrer Brückenschicht musste - man hatte sie eingeteilt von zwei Uhr früh bis zum Morgengrauen die Salisstraßenbrücke zu bewachen, weshalb sie nun noch versuchen würde etwas Schlaf zu bekommen. Der Vektor ging in das Besprechungszimmer und nahm seine inzwischen kalt gewordene Kaffeetasse wieder in die Hand wobei er den Blick über den neuen Tisch schweifen ließ. Ihm gefiel das neue Möbelstück nicht so gut wie das alte, aber Rabbe hatte sich alle Mühe gegeben möglichst schnell einen Ersatz aufzutreiben und hatte ohne murren alle Schäden wieder beseitigt. nicht dass er etwas anderes erwartet hätte, immerhin war sie diejenige gewesen die alles kaputt gemacht hatte.
Cim ließ die Gedanken schweifen und trat nach etwas nachdenken nach draußen. Die letzten tage waren ziemlich interessant gewesen. Alles schien Schlag auf Schlag zu gehen - Rüdigers Tod, Rabbes Entführung, die Untergrund Assassinen. "Der Umschlag...", murmelte Cim leise, als ihm wieder einfiel dass er den letzten Umschlag des Plebejers noch immer nicht angesehen hatte. War das vielleicht der Ursprung seines merkwürdigen Gefühls am morgen gewesen? Hatten diese morde am ende etwas mit dem Auftrag zu tun? Der Fremde sagte schließlich, dass ihr neues Ziel ganze Familien auslöschte...
"Ihr habt nichts gegen ihn unternommen.", schnitt eine Stimme in seine Gedanken. Cim blickte sich um und sah die hohe Gestalt des Plebejers auf einer Dachzinne stehen.
"Es gab wichtigeres zu tun."
"pah. Wichtiger." Der andere spuckte verächtlich aus und warf dem Vektor einen Umschlag hin. "Das sind die Namen derer, die ihr Leben lassen mussten weil ihr noch nicht eingegriffen habt. Sie hätten nicht sterben müssen hättest du dich an deinen Auftrag gehalten."
Cim wurde böse. Er bereute sicher nicht diese Assassinen zur Strecke gebracht zu haben, und auch nicht dass sie Rabbes Sicherheit Priorität eingeräumt hatten. "Und wieso maßt du dir an das feststellen zu können? Warum hast du nicht eingegriffen und diese Tode verhindert?"
Der Plebejer antwortete nicht sondern starrte ihn nur an. Eine Minute verstrich, vielleicht mehr.
"Wir haben eine Abmachung. ich gebe dir die Mittel für Gerechtigkeit zu sorgen. Du nutzt diese Mittel um sie durch zu setzen. Mach dieser Sache ein ende oder unsere Zusammenarbeit muss zu einem ebensolchen kommen.", sagte er düster. Cim wollte etwas erwidern doch der Mann sprang rückwärts davon und war verschwunden bevor er noch etwas erwidern konnte. "Dieser Mistkerl.", grummelte Cim, packte den Umschlag und ging wieder rein.
Er überflog die Namen.


Yevel Linkefüsse
Kamillus Schimmlersohn
Niesbert Lieb
Felix Silberbein
Amalie Latrat
Selina Latrat


Cim wurde blass. "Nicht schon wieder..."


*Messingbrücke, 1.30 morgens*

Rabbe lief genervt über die Messingbrücke. Sie hatte nur wenig schlafen können und war als Resultat daraus sehr müde, unterdrückte ihr gähnen jedoch tapfer. Sie wusste genau dass ein Wächter der zu Präsenz Zwecken abgestellt war keine Schwäche zeigen dürfte. Immer wachsam sein, immer bereit auf Gefahren zu reagieren und den Bürgern zu zeigen dass alles gut war, egal wie wenig dies der Wahrheit entsprach.
Warum hatte man sie ausgerechnet für die Messingbrücke zuteilen müssen? Es war eine der größten verdammten Brücken Ankh Morporks. Sie wurde regelmäßig an nichtsahnende Touristen verkauft die sich nicht auskannten. Sie war die meist benutzte Brücke denn sie führte direkt vom Wachhaus zum Patrizierpalast - wie wahrscheinlich war es denn schon das hier ein Mord geschah?
Rabbe blickte sich verstohlen um und nahm einen Schluck aus ihrem Flachmann. Sie hoffte inständig dass IA nicht in der Gegend weilte. Die letzten Tage hatten sie genug aufgewühlt dass sie nicht sicher war ob sie dem Zwerg gegenüber treten könnte ohne ihm eine rein zu hauen. Sie schritt weiter über die Brücke und entdeckte die Silhouette eines Pärchens das wirkte als würde es verträumt den Mond anstarren. Beim näher kommen wurde deutlich, dass es sich offenbar um eine sehr zwergischen Zwerg und einen muskulösen jungen Mann handelte. Rabbe stockte einen Moment und debattierte mit sich selbst was sie tun sollte, bevor sie sich zusammenriss und näher trat. Die verbliebenen drei Finger ihrer linken Hand umklammerten die kleine Wächterlaterne fest als sie möglichst autoritär an das Paar herantrat. "Guten Abend meine Herren."
Das Paar drehte sich um. Rabbe unterdrückte ein Schlucken denn der Zwerg sah aus als wollte er ihr gleich an die Gurgel springen. "Zwerge. Typisch.", dachte Rabbe grimmig, bemühte sich jedoch um den Ausdruck eines zuverlässigen, hilfsbereiten Wächters. "In den vergangenen Nächten hat es auf Brücken hier in der nähe etwas unglückliche Zwischenfälle gegeben die teils zu unglücklichen Folgen für die beteiligten führten. Zum Schutz der Bürger stellen wir daher im Augenblick Wachposten an den Brücken ab und möchten sie bitten sich nicht zu lange an selbigen aufzuhalten sondern bitte weiter zu gehen. Vom Haufen aus haben sie eine noch bessere Sicht auf den Mond.", sagte sie, so freundlich es ihr die späte stunde und ihre klammen Finger gestatten.
"Ach? Was soll das hier? Dürfen wir nicht zusammen das Krustenspiel im Mondlicht beobachten? Ist so etwas etwa nur für Paare aus einer Rasse gestattet?", blökte der Zwerg. Im schein der Laterne wurde deutlich dass er deutlich angetrunken war. "Kunibert... beruhige dich...", sagte der Mann leise, doch der Zwerg trat verärgert auf Rabbe zu. "Warum sollte ich? Diese verdammten *hick* Wächter wollen immer nur auf den kleinen rumtrampeln. Die finden nicht richtig dass ein Mensch und ein Zwerg eine Beziehung eingehen und deswegen versuchen sie uns von den schönsten Plätzen einfach zu verbannen!"
Rabbe biss die Zähne zusammen. "Nicht.. aufregen.", beschwor sie sich selbst. Sie hatte nur noch wenige Minuten bis Patrick Nichts sie ablösen würde, dann würde sie sich nicht mehr mit solchen Idioten herum schlagen müssen. "Guter Mann.", sagte sie fest. "Es wurden in den letzten zwei Nächten je ein paar auf unterschiedlichen Brücken umgebracht. Ich habe nur ihre Sicherheit im Sinn, das hat nichts mit ihrer Spezies oder mit der ihres Begleiters zu tun."
"Ach ja? ich,-äh..." Der Zwerg brach ab und taumelte ein wenig, was sein Begleiter als Chance nahm ihn am Arm zu packen und Rabbe entschuldigend zu zu nicken. "Tut mir Leid... er ist heute etwas. mies drauf..."; sagte er zu ihr, und raunte seinem Partner verärgert etwas zu, worauf hin sie davon taumelten.
Rabbe blickte ihnen nach. grummelte fluchend etwas und nahm noch einen Schluck aus ihrem Flachmann.
"Scheinst dich hier ja prächtig zu amüsieren."
Die Wächterin hätte den Alkohol um ein Haar wieder ausgespuckt. Sie zwang sich, langsam zu schlucken ehe sie sich umdrehte.
Sie packte den Flachmann wieder ein und atmete einen Moment lang tief durch. "Verdammt Cim.. im ersten Moment dachte ich schon, IA steht hinter mir." Sie fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und bemerkte seinen ernsten Gesichtsausdruck. "Schlechte Nachrichten?", fragte sie ernst. Er nickte, winkte aber zugleich mit der Hand ab. "Später. Du wirst bald abgelöst, oder?"
Rabbe nickte. "Patrick Nichts sollte jeden Moment hier sein... Hast du die beiden eben mitgekriegt? Ich finde immer wieder unfassbar was man sich anhören muss weil man die Leute beschützen will."
Cim zuckte mit den Schultern. "Nelli hat ab 2 Schicht an der Salisstraßenbrücke. Wir sollten zwischendurch bei ihr vorbei gehen."
Sie tauschten einen Blick, dann zuckte auch Rabbe die Schultern und ging über die Brücke weiter.
Patrick Nichts sollte jeden Augenblick auftauchen.

19.09.2014 17: 24

Cim Bürstenkinn

* Unter der Messingbrücke, 3:30 *
»Sei ruhig, sonst hört dich der nette Wächter oben auf der Brücke!«, flüsterte die junge Frau, die gelinde gesagt unpassend gekleidet war [15], um die Unterseite der Messingbrücke zu erforschen.
»Helen, ich weiß wirklich nicht ob das eine gute Idee ist! Wahrscheinlich ist es sogar illegal«, sagte der sehr korrekt in Anzug und Halstuch gekleidete Mann, »Was ist wenn die Grässliche Gruppe hier auftaucht? Die hängen doch ständig unter den Brücken herum.«
»Ewald, entspann dich! Man merkt, dass Du Dich überhaupt nicht in der Stadt auskennst. Die Grässlichen sind unter der Schlechten Brücke. Nicht unter der Messingbrücke. Jetzt haben wir endlich mal einen Abend jemand der auf Parita aufpasst und du machst dir in die Hose! Apropos Hose!«, sie begann an seinem Gürtel herumzuhantieren, während Ewald ihr nicht in die Augen sah.
»Willst du wirklich hier….?«, der gelernte Buchhalter war nicht begeistert. Beginnend bei den Reinigungskosten für das Kleid, den Schaden den sein Anzug nehmen würde und der Gefahr erwischt, verhaftet, angezeigt zu werden, war er einfach nicht der abenteuerliche Typ.
Er liebte klare Verhältnisse, ordentliche Zahlen und Inventuren die keine Abweichungen ergeben. Aber, vor allem liebte er seine Frau.
»Nun sei kein Spielverderber. Hier ist es trocken, keiner sieht uns, und wenn du schön ruhig bleibst wird zumindest dich keiner hören!«, sie kicherte böse und riss sein Hemd auf.
»Helen, das ist ein Maßhemd!«
»Nein, das war ein Maßhemd und wenn du es nicht gleich ausziehst landet alles im Ankh und du kannst nackt nach Hause gehen. Tu einfach alles was ich sage und niemand wird verletzt. Es tut auch nur ganz wenig weh.«
»Ich befürchte, das ist eine Lüge.«
Ein Degen fuhr knirschend durch den Rücken der Frau, schabte an den Rippen entlang, trat durch die Brust wieder aus und traf den Mann im rechten Lungenflügel.
Ungläubig starrte Helen auf die Klinge, während Ewald vergeblich versuchte mit seiner blutgefüllten Lunge, die durch in den Brustkorb dringender Luft in sich zusammenfiel, vergeblich zu atmen oder zu rufen.
Ein leises »Hilfe« entrang sich seiner Kehle, doch das letzte was er hörte würde die Wahl seines Nachlebens massiv beeinträchtigen.
»Keine Angst, liebe Eltern. Ich hole Parita dann schon ab!«

*Auf der Messingbrücke, 3:45 Uhr*
Patricks Gesicht zeigte unverhohlen wie genervt er war. Der Husky stand missmutig an einen Steinpfeiler gelehnt und starrte zum Pseudopolisplatz, von wo seine Ablöse jeden Moment kommen sollte. Er hasste sinnlose Aufgaben. Hier zu stehen und darauf zu warten, dass sich irgendwelche Liebespaare auf der Brücke töten ließen gehörte mit Abstand zu den sinnlosesten die er in der Wache je zu erfüllen hatte - und es war eine herausfordernde Liste.
Unter normalen Umständen wäre er um diese Uhrzeit längst betrunken in einer Kneipe gelegen um das normale soziale Verhalten seiner Kundschaft zu imitieren.
Es war eine wichtige Fähigkeit in seinem Beruf, betrunken zu sein, aber noch viel betrunkener zu wirken, damit sich die Leute öffneten. Doch stattdessen musste er betrunken hier stehen und warten, dass es 4:00 Uhr wurde.
Er zog die Flasche erneut aus seinem Mantel, prostete der Brücke partnerschaftlich zu und nahm einen tiefen Schluck.
Immerhin würde seine Schicht bald vorbei sein.
»Braggasch könnte wirklich langsam kommen!«, sagte er laut und hörte wie als Antwort ein leises »Hilfe« von unterhalb der Brücke.
Patrick beugte sich über das Geländer der Brücke und hielt sich fest, weil das verdammte Ding scheinbar schwankte. »Ähh, ist das so ein blöder Frog-Witz?«
Doch niemand gab ihm eine Antwort und es blieb still.
»Also gut, wenn es Dir ein Bedürfnis ist, komme ich halt runter. Aber dann werden dir die Witze vergehen, alter Zwerg!«
Er versuchte mit beiden Händen balancierend die Böschung hinabzusteigen, rutschte aus und landete am Flachen Rand des Flusses.
»Bist zu jetzt zufrieden, Braggasch?« Erst jetzt sah er die nackte Frau und den halb bekleideten Mann – beide sehr tot, neben sich liegen. Der Hilferuf war wohl doch kein Scherz? Schlagartig setzte ein Ausnüchterungsprozess ein, als Adrenalin in sein Blut gepumpt wurde - leider nicht rasch genug.
»Wie praktisch, ein Wächterlein!«, sagte der Mann und stieß mit seinem Degen erneut zu – durchbohrte Patricks Seite. »hatte - ich - erwähnt - das - ich - Wächter - nicht - leiden - kann?«
Nach jedem Wort schlug er mit dem Heft auf Patricks Kopf ein; immer wieder – bis sich der Husky nicht mehr bewegte und sein Gesicht kaum mehr als solches erkennbar war. »Mann du stinkst nach Fusel!«

»"Äh...Patrick? äh...Wo Bist du?", der Zwerg sah sich unsicher auf der gut beleuchteten Brücke um. "Äh..."?«
Braggasch blickte nach unten und sah im Schein des Mondes zwei ausgestreckte Beine, die auffällig ruhig da lagen. Während er eilig die Böschung hinunter lief, zog er Armbrust und Dolch, drehte sich suchend im Kreis, doch er fand nur Opfer und keinen Täter.
Er sah das tote Paar, den Wächter dessen Kopf nur noch eine blutige Masse war und ein Schauer lief ihm über den behaarten Rücken.
»Oh nein.«

*Salissstraßenbrück , 4:05 Uhr
Tussnelda wartete mit Rabbe ungeduldig auf ihre Ablöse und auf Cim.
Wie auf ein Stichwort, kamen Jargon und der Vektor aus Richtung des Pseudopolisplatz daher geschlendert.
»Nett, dass ihr endlich auftaucht!«, rief ihnen Tussnelda mit in die Seite gestemmten Fäusten entgegen. »Wart ihr noch auf ein Abteilungs-Bier?«
»Ich freue mich auch dich zu sehen!«, grinste Cim, aber die psychologische [16] Ausbildung wurde man nicht los, und sie erkannte sofort, dass etwas passiert war.
»Sag!«,sie schnappte den Omnier mit dem rechten Arm und Rabbe mit dem linken und führte beide wieder Richtung Pseudopolisplatz.
»Oh, hallo Jargon, keine Vorkommnisse, bis bald!«, ergänzte sie und wiederholte »Sag!«
Cim atmete tief aus. »Ich fürchte die Morde hängen mit einem Täter zusammen der mir von meinem Informanten genannt wurde!«
Rabbe riss die Augen auf. »Oh. Das Kuvert, dass du nicht geöffnet hast!«
»Glaubst du nicht, dass es langsam an der Zeit wäre uns etwas über diesen mysteriösen Informanten zu erzählen?«
Bürstenkinn nickte. »Heute habe ich Teil zwei dazu bekommen«, er griff in die Jackentasche und zog einen Zettel heraus. »Sehr ihr die Namen? Das sind die beiden toten Paare. Nur was mit dem Namen darunter ist, weiß ich noch nicht.«
Die Ermittlerin nahm ihm die Liste aus der Hand. » Der eine Name sagt mir auch nichts, aber das hier….«, sie zeigte auf Selina, »ist die kleine Schwester meiner Toten. Sie wohnt.. sie wohnte bei Amalie und deren Freund Felix.«
»Und warum ist ihr Name auf der Liste?«, fragte Tussnelda. Doch plötzlich sah sie Cim verwirrt an. »Hast du in das Kuvert gesehen? Was für ein Name steht drin?«
Als Antwort zog Cim ein weiteres Blatt Papier aus der Tasche, entfaltete es und reichte es ihr.
»Venis Gabraond? Nie gehört. Das soll unser Killer sein? Ein Schmuggler?«, doch endlich las sie laut weiter.
Hauptfeldwebel Rib, stellte im Rahmen einer Verkehrsüberprüfung fest, dass Diebesgut auf der Ladefläche eines Eselskarren unter einer Plane versteckt war. Der Verhaftung entzog sich der unlizenzierte Dieb, in dem er davonfuhr. Der Hauptfeldwebel erachtete dies als Frechheit und verfolgte Dieb und Esel durch den Verkehr von Ankh-Morpork knapp vor der Eselsbrücke, sprang er schließlich dem Esel auf die Stirn, und rammte ihm den eigenen Kopf zwischen die Augen. Da das Tier nicht wie erwartet reagierte (Der Hauptfeldwebel rechnete damit dass das Tier bewusstlos umfallen würde)kam es zu einer nicht vorhersehbaren Folgereaktion; Das Tier geriet in Panik und rammte in seinem zustand offensichtlicher Verwirrung das Geländer der Brücke. Dies hatte zur Folge dass der Eselskarren mitsamt dem Diebesgut und dem Lenker in den Ankh geschleudert wurden. Hauptfeldwebel Rib konnte sich im letzten Moment retten und hing an mehreren Bandagen knapp über der Ankh-Kruste. Bei dem Vorfall kam eine junge Mutter, Alis Gabraond , und ihr Sohn Valeris bei der Kollision ums Leben. Der trauernde Vater und Ehemann ist angesehenes Mitglied der Schmugglergilde und wurde vom Hauptfeldwebel über den Tod seiner Familie aufgeklärt. Diesbezüglich gibt es auch eine Beschwerde von Herrn Gabraond, wegen seelischer Grausamkeit, die von IA nach Prüfung der Umstände keine weiteren Konsequenzen hatte da dem Hauptfeldwebel keinerlei Schuld angelastet werden konnte. Der beraubte Juwelier wurde über den Aufenthaltsort des Diebesgutes unterrichtet (über Bergungsversuche in diesem Zusammenhang ist nichts bekannt) und der Fall abgeschlossen.
»..glaubt ihr wirklich?«, begann Rabbe doch Tussnelda nickte.
»Klares Zeichen für eine Psychose. Weil ihm seine Familie genommen wurde, will er sie allen wegnehmen.«
»Aber was ist mit dem Mädchen… Selina?«
»Das werden wir nur herausfinden, wenn wir…«, wollte Cim antworten, aber Menelaos kam ihm entgegen gelaufen. »Was ist Mene?«
Der Szenekenner versuchte wieder zu Atem zu kommen.
»Patrick….es ist furchtbar!«

So schnell wie möglich wurde Rea gerufen – das Leben von Patrick Nichts hing buchstäblich am seidenen Faden und es bedurfte einer langen Reihe von Tränken, Beschwörungen und Bandagen, ehe sich irgend jemand unter der Brücke aufatmen getraut hätte.
Endlich sagte die SEALS-Abteilungsleiterin: »Ich glaube die körperlichen Schäden sind nun halbwegs stabilisiert. Aber sein Gehirn hat vielleicht nachhaltigen Schaden erlitten.«
»Was bedeutet das?«, fragte Cim und sah den alten Freund besorgt an.
»Das bedeutet, dass er vielleicht nicht mehr aufwachen wird. Oder aber eine geistlose Hülle sein wird.
Es ist nicht vorhersehbar.«
Cim wusste, dass auch Rea lange mit Patrick befreundet war. Ihm war aber nicht danach jetzt jemand zu trösten.
Die Worte des Plebejers nagten an ihm. Er hätte die Chance gehabt, das zu beenden, bevor all diese Leute und sein Freund Patrick zu Schaden gekommen waren. Aber er hatte ja beschlossen den Hinweis zu ignorieren und ein paar dumme Assassinen-Jungen zu jagen.
Doch jetzt war nicht die Zeit für Trauer oder Reue sondern Vergeltung.
Sie würden diesen durchgeknallten Schmuggler zur Rechenschaft ziehen.
»Ok. Wie es scheint können wir hier nicht sehr helfen«, sagte er schroff. »Bringen wir Patrick in das Wachehaus und lassen wir SUSI ihre Arbeit tun«
Doch wie sollten sie der Wache erklären, woher sie die Informationen hatten. Er beschloss es einfach zu machen.
»Oh sieh mal. Der Zettel scheint ihm aus der Tasche gefallen zu sein!«, sagte Rabbe plötzlich geistesgegenwärtig, als hätte sie Cims Gedanken gelesen.
Tussnelda verstand sofort was ihre Kollegen beabsichtigten.
»Ach ja, ich glaube Patrick hatte etwas gefunden. Sehen wir mal, was auf dem Zettel steht!«
Rea bückte sich und hob ihn auf. Grübelnd las sie den Archivauszug und reichte ihn weiter.
»Zeit ein paar Frogs zu holen!«

* Königsstraße 15, 5:30 *
Venis sperrte erleichtert die Eingangstür hinter sich zu. Das mit dem Wächter war ungeplant aber schon lange fällig. Dennoch spürte er keine Erleichterung. Die Schuld der Wache war unverändert. Genauso groß wie die des Karrenlenkers, des Esels oder jeder anderen Familie in dieser Stadt.
Es verschaffte ihm große Befriedigung den Sterbenden zu sagen, dass er sich um ihre Kinder kümmern würde. Das tat er tatsächlich. Jeder der neuen Sklaven bekam einen neuen Herren, einen neuen Namen und Sklavenarbeit für den Rest ihres Lebens.
Er hatte die Ware nicht so gerne lang im Haus. Aber heute war ein spezieller Tag und es würde nicht mehr lange dauern, bis das tote Kindermädchen auch gefunden wurde. Morgen würde er die Kleine ohnedies an den Meistbietenden weiterreichen.
Bis dahin lag sie geknebelt in seinem Versteck.
Er beschloss ein paar Stunden Schlaf nachzuholen, legte sich hin und schlief wie ein Baby.

20.09.2014 0: 32

Rabbe Schraubenndrehr

*Königsstraße 15, Schlag 6.00*

Der Mörder drehte sich auf die Seite und kuschelte sich an sein Kissen. In seinem Träumen war alles in Ordnung. Seine Frau lebte, Sein Sohn war ein glückliches Kind in einem heilen Haus. Eine Träne presste sich im Schlaf aus seinen Augen, denn die Fransen seines Bewusstseins drängten die Wahrheit immer an den Rand seiner Träume und früher oder später holte ihn immer die Wahrheit ein, dieses unausweichlich scharfe Schwert das sein inneres jeden Tag aufs neue zerschnitt und drohte ihn zu vernichten wie die Pistolenarmbrust die in diesem Moment vor sein Gesicht gehalten wurde.
"Venis Gabraond! Sie sind hiermit verhaftet wegen des Verdachts aus Mordes, versuchten Mordes, Kindesentführung und tätlichen Angriffs auf einen Wächter!", donnerte Breguyar was den angesprochenen entsetzt aufwachen ließ. Er sah sich von Fünf Wächtern umzingelt von denen drei gespannte Waffen auf ihn richteten. "Das ist ungeheuerlich.", zischte er böse. "Ich habe nichts dergleichen getan! Ich werde Beschwerde beim Patrizier gegen sie einreichen! Sie dringen hier ein, in mein Haus, ohne Ankündigung, reißen mich aus meinem wohligen Schlaf und unterstellen mir ich hätte jemanden umgebracht? Ich werde die Wache in Grund und Boden verklagen!"
Der Kommandeur beugte sich zu Venis hinunter und sein Auge blitzte zornig. "Ich kann jeden Bürger dieser Stadt ohne jeden Grund für Vierundzwanzig stunden einsperren, auch den Patrizier. Wir haben guten Grund sie als Täter zu Verdächtigen also kommen sie jetzt sofort mit uns mit zur Wache. Wenn sie sich weigern sind wir befugt Gewalt anzuwenden.", sagte er kalt, Drohung in jedem Wort, jeder Geste.
Venis schluckte, stand grummelnd auf und ließ sich ohne weitere Widerstände abführen. Er hätte gerne etwas geschlafen, das war der Hauptgrund warum ihn diese Sache störte. Er wusste dass ihm die Wache nichts nachweisen konnte. Er hatte keine Spuren hinterlassen und die Ware würden sie nie finden.

Eine Stunde später saß Gabraond hinter Gittern und die Wache in der Patsche.
"Was heißt das, wir haben nichts?"
"Das heißt, wir haben nichts.", wiederholte Charlie Holm der nicht minder genervt schien als der Rest der Besprechungsrunde. Er hatte das Haus mit Sillybos gemeinsam durchkämmt, der danach aber direkt in den Feierabend gegangen war und es Charlie überlassen hatte einem zornigen Kommandeur, zwei frustrierten Ermittlern sowie Cim und Tussi zu erklären dass sie keinerlei Beweise in dem Haus gefunden hatten.
Breguyar ging grübelnd auf und ab. Zwei Ehemalige Wächter ermordet. Ein weiterer ins Koma geprügelt, würde wahrscheinlich nie wieder aufwachen - und sie hatten nichts in der Hand. "Warum", fragte er nach einer Weile in die Runde. "hatte Nichts eigentlich diesen Zettel bei sich? Hat einer von euch ihn gebeten Erkundigungen einzuziehen oder so etwas? Er hätte sonst keinen Grund gehabt mit dieser Sache irgendetwas zu tun zu haben." Er blickte zwischen Kolumbini und Rabbe hin und her.
Niemand schien eine Antwort zu haben.
Für einen Moment herrschte wieder Schweigen bevor Rabbe aufstand und ihr Notizbuch schnappte. "Wir haben noch ein paar Stunden. Bis dahin müssen wir den Kerl überführen."


*wenige Stunden später*

Araghasts Gesicht sah aus wie eine Kriegserklärung als er dem Mann mit einem steifen Grinsen die Hand schüttelte. "Und natürlich bedauern wir dies außerordentlich. Seien sie versichert dass es nicht wieder vorkommen wird." sagte er, konzentriert darauf den Mann vor ihm nicht in Grund und Boden zu prügeln. "Davon bin ich überzeugt. Sie werden noch von meinem Anwalt hören sobald er die Verluste ausgerechnet hat die mir durch nicht getätigte Geschäfte und versäumte Termine an diesem Morgen entstanden sind, an ihre Interne Ermittlung werde ich mich auch noch einmal wenden - die fortgesetzte Falschbehandlung durch die Wache wird Konsequenzen haben."
"Selbstverständlich."
Venis Gabraond verließ das Kommandeursbüro und unterdrückte ein grinsen nur mühevoll. Die Gilde hatte wirklich verdammt schnell reagiert. Er war sich unsicher ob sein Bekannter etwas dazu beigetragen hatte oder nicht, aber er war sich sicher dass ihm die Aufnahme in den Club, nun nahezu sicher bevorstand.
Er ging nach unten und passierte im vorbei gehen die zwei Ermittler von denen er wusste dass sie ihm im Auge behielten. Er lächelte sie freundlich an und ging nach draußen.
Ha! Wächter. Sie konnten ihm nichts. Diese Prüfung war geradezu lächerlich - auch wenn die Chance willkommen war diesen Typen endlich sein Leid heim zu zahlen.
Auf dem Weg nach hause ging er mental seine Kontakte durch. Es war ein hübsches Kind, diesmal, würde sicher einiges einbringen.

Rabbe trat in die Abstellkammer und schloss die Tür hinter sich leise. "Sie haben ihn eben laufen lassen.", sagte sie hohl.
Cim und Tussi blickten sie ernst an. Stille herrschte. Keiner von den Dreien hatte in letzter Zeit viel geschlafen. Keiner würde Ruhe finden ehe dieser Kerl nicht aufgehalten wurde. Rabbe hatte den morgen damit verbracht alle Dinge noch einmal durchzugehen, alle Verbindungen die sie bisher hatten nochmal zu prüfen, im Akkord waren Leute aus dem Bett geklingelt und noch einmal befragt worden.
Das einzig neue was sie hatten war die Leiche eines Kindermädchens, ein verschwundenes Kind und mehrere Drohungen seitens der Schmugglergilde und der Anwaltsgilde.
Rabbe nahm ihren Flachmann und nahm einen langen Zug Whisky, der ihr nur wenig Entspannung verschaffte.
"Wir müssen das Kind finden.", sagte Cim ernst.
Erneute Stille.
Sie hatten die legalen Mittel ausgeschöpft diesen Mörder zu fangen. Sie konnten ihm nichts nachweisen. Ihr wissen dass er es war änderte nichts daran dass sie ihn nicht festnehmen dürften wenn sie keine Beweise fanden, egal wie viele Wächter noch starben oder verkrüppelt wurden.
Es war an der Zeit wieder andere Möglichkeiten zu nutzen.

21.09.2014 13: 07

Cim Bürstenkinn

* In einer Villa, 6:00 Nachmittags *
Er setzte den Korken wieder auf die Flasche und stellte sie auf den Wagen in Form der Scheibenwelt. Zufrieden roch er an dem 30 Jahre alten Rum und ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit in dem bauchigen Glase herumschwappen.
»Rum machen können sie in XXXX.«, vorsichtig nippte er und genoss das reiche Aroma von Zuckerrohr und Eichenfass.
Er fand, dass es durchaus ein Grund zum Feiern war. Er hatte nicht nur den störrischen Bürstenkinn sondern auch seine Freundinnen als Werkzeuge gewonnen. Der Schmuggler hatte ihnen auch gezeigt, was passieren würde, wenn sie seine Aufträge nicht ernst nahmen.
Irgendwann musste er ihnen sagen, dass er ebenfalls am Wohltätigkeits-Empfang war. Er hatte sogar bemerkenswert gespendet.
Einzig eine Sache verwirrte ihn ein wenig – er hatte keine Ahnung wo ihr Versteck war und fragte sich wie Cim es bewerkstelligt hatte, es so unauffällig anzulegen. Er würde beim nächsten Treffen jemand darauf ansetzen um ihn zu verfolgen.
Es war nun endlich an der Zeit, Phase2 seines Plans zu starten und die einzige Unsicherheit die es noch gab, war Gabraonds Rolle in der Zukunft. Der Schmuggler hatte ordentliche Arbeit geleistet, hatte sogar einen Wächter ausgeschaltet ohne Beweise zu hinterlassen.
Er ging durch die Bibliothek, öffnete eine Geheimtür und trat hinein. Der Raum dahinter war schmucklos, kärglich eingerichtet – vor allem im Vergleich zu den Bücherregalen, den Ledermöbeln und Mahagoni-Tischen die er hinter sich gelassen hatte – ausgekleidet mit einfachem Fichtenholz und einer weiteren Tür, die es ihm erlaubte ungesehen das Haus zu verlassen.
Doch er enthielt unzählige Diagramme, Bindfäden die Ikonographien miteinander verbanden, die ihrerseits mit Texten auf kleinen Zetteln versehen waren.
Das Netz enthielt mittlerweile gut 200 Elemente, doch er war sicher, es jederzeit wieder herzustellen, sollte eine der Stecknadeln herunterfallen. Genau genommen machte er das teilweise als Übung, um zu sehen, ob er bei einem Neu-Aufbau zu den gleichen logischen Schlüssen kommen würde, wie zuvor.
Lange stand er dort, studierte die Querverbindungen, die Ableitungen und traf endlich eine Entscheidung. Er zog ein kleines Skalpell aus einem Leder-Etui und durchtrennte den Faden der zu Gabraond führte. Eine Reihe von weiterführenden Möglichkeiten starben mit dieser Entscheidung.
Die sich ergebende Lücke wollte geschlossen werden und er hatte bereits eine sehr genau Vorstellung mit wem.
Summend nahm er von einem Tisch eine Ikonographie und pinnte sie an die Stelle, an der bisher der Schmuggler zu sehen war.
»Ja, sie ist die eindeutig bessere Wahl. Aber das bedeutet ja….«
Akribisch spannte er neue Bindfäden, fügte weitere Ikonographien hinzu bis er endlich grinsend und erleichtert zurück in die Bibliothek humpelte. Das Rum-Glas war mittlerweile leer.

* An einem sicheren Ort, Planungszimmer, 7:00 Uhr Abends *

Mit sehr wenig Liebe zum Detail hatte Cim einen Grundriss von Gabraonds Haus an die Tafel gemalt.
»Wir dringen durch die Hintertür ein. Der Schleichweg ist nachts kaum beleuchtet – die Anrainer beschweren sich immer darüber – und wir haben genügend Möglichkeiten uns zu maskieren.«
»Hat er irgendwelche Alarm-Dämonen?«, fragte Tussnelda die abwesend in den Unterlagen zu Gabraonds Fall blätterte.
»Laut Bregs Einsatzbericht nicht«, antwortete Rabbe, die exakt die gleiche Unterlage am Schoss liegen hatte und an einem Stück Trockenfleisch kaute. »Ein einfaches Schloss, das jedes Kind aufbringt«
»Habt ihr etwas von Patrick gehört?«, fragte Tussi plötzlich.
Cim hatte. Sein alter Freund hatte noch 24 Stunden um zu Bewusstsein zu kommen. Dann würden sich Wassermangel und Vergiftung des Körpers endgültig über ihn hermachen, und Gabraond hatte noch einen Tod zu verantworten.
»Nichts Neues«, sagte er nur knapp und sah seine Tafel an, ohne sie wahrzunehmen.
»Egal was diesem Schmuggler und seiner Familie passiert ist«, sagte Rabbe leise. »Er hat den Tod verdient!«
Cim schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf ihr Vorhaben.
»Dennoch brauchen wir ihn lebend! Wenn wir nicht bald herausfinden wo er sie versteckt hält, wird sie das Schicksal von Patrick… wird sie Probleme bekommen«
»Na gut«, Tussi stand auf und klatschte den Akt auf den Tisch und trank ihren Wein aus. »Bis 11.00 Uhr ist noch eine Weile hin. Ich werde mich mal hinlegen. Immerhin will ich gut aussehen, wenn wir vor den Patrizier gezerrt werden ,weil wir das Verbot Gabraond näher zu kommen missachtet haben!«
Sie verließ den Planungsraum und Cim rief ihr hinterher, »Danke für die optimistischen Worte!«

* Schleichweg , 23:30 *
Es war eine pechschwarze Nacht, den Wolken verdeckten den Mond und nur ein paar vereinzelte Öl-Lampen warfen ihr mattes Licht auf den Schleichweg, das kaum heller als die normale Smog-Beleuchtung aus reflektierten Stadtlichtern die es immer gab. Die drei völlig in schwarz gekleidete Gestalten waren recht dankbar für die Verhältnisse und schlichen knapp an Zäune und Hauswände gepresst in Richtung Königsstraße.
»Heb die Füße beim Gehen, Tussi!«, zischte Cim, » du klingst als würdest du etwas hinter dir her schleifen.«
»Du hast es nötig. Wir laufen 200 Meter und du keuchst wie ein Postkutschenpferd! Kann es sein, dass du schon mal fitter…«
»Seid ruhig! Da kommt jemand! Sind das unsere Leute?«
Doch Cim schüttelte den Kopf. »Die Route 5 ist erst in 90 Minuten dran. Ich glaube nicht, dass Jargon und Nyria schneller hier sein werden. Deshalb habe ich ja die Uhrzeit so gewählt.«
Da sahen sie alle, die alte Dame die auf einen Stock gebückt genau an ihnen vorbeikam.
»Schööönen guten Abend! Ja, ja, es ist schon ziemlich kalt Abends. Ich hätte auch meinen Schal und die Handschuhe mitnehmen sollen. Wenn man sich mal erkältet hat, ist es zu spät!«
Höflich verbeugten sich die drei vor der Dame und wollten nicht darüber nachdenken, welches Bild sie wohl geben mussten in ihrer Vermummung.
Sie redete unaufhörlich weiter aber schließlich war die Alte zur Fleissigen Strasse abgebogen und sie konnten weitergehen.
Tatsächlich hatte Gabraonds Haus nur einen niedrigen Zaun, und eine einfache Gartentür auf der Rückseite des Hauses. So schnell sie konnten, kletterten sie darüber und Rabbe versuchte ihr Glück an dem Schloss.
Ungeduldig klopften Cims Finger an der rauen Hauswand. »Sagtest Du nicht jedes Kind…«, doch das Klicken des Schlosses unterbrach seinen Satz und Rabbe öffnete die Tür.
»Was wolltest du sagen? Versuch du das mal mit den doofen Handschuhen«, sagte Rabbe herausfordernd, mit zusammengekniffenen Augen. Ihr Grinsen sah man hinter Tuch und Kapuze nicht und sie schlichen ins Haus.
Cim deutete nach oben und ging so leise es möglich war über die knarrende Holztreppe. Es ging alles fast zu einfach, doch er rechnete jeden Moment damit von einer geladenen Armbrust begrüßt zu werden.
Endlich erreichten sie das Schlafzimmer und rochen sofort einen altbekannten Geruch: »Blut«
Auf dem Ankleide-Tisch stand eine Öllampe mit beinahe völlig geschlossenen Blenden, die Cim nun vorsichtig öffnete um zu sehen was sich sonst noch im Zimmer befand.
Gabraond lag nackt, mit weit ausgebreiteten Händen auf dem Ehebett. Von den Handgelenken bis halb zum Ellenbogen verliefen zwei beinahe parallele Schnitte aus denen das Blut wie aus Fontänen geschossen sein musste. Wahrscheinlich lag er schon seit Stunden so. Das Messer hatte er immer noch auf der erschlafften Hand liegen.
Zu seinen Füßen lag ein Kuvert mit der Aufschrift »Verzeiht mir«
Vorsichtig zog Cim den Brief heraus und las leise vor.

»Geschätzte Mitmenschen,
Die Schwere meiner Vergehen lastet schmerzhaft auf meinen Schultern. Nicht nur habe ich zahllose Kinder in die Sklaverei verkauft, die ihre Heimat mit Sicherheit nie wieder sehen werden, ich habe auch ihre Eltern ausnahmslos getötet, und einige unschuldige Kindermädchen und einen Wächter gleich noch mit.
Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Wache einen Beweis dafür findet, und deshalb mache ich lieber gleich Schluss. Doch vorher muss ich noch ein paar Sachen richtig stellen.

1. Das Mädchen Parita findet ihr im Keller eines Hauses in der Zimperlichgasse 5. Hinter dem Wein regal ist eine versteckte Tür. Sie sollte dort wohlbehalten sein.
2. Ich habe die Eltern von Parita kaltblütig getötet – wie all die Anderen. Doch im Gegensatz zu den anderen Kindern ist ihr die Sklaverei erspart geblieben. Ich vermache ihr hiermit dieses Haus und meine sämtlichen Güter zur Wiedergutmachung des Schadens den ich an ihr angerichtet habe.
3. Theodor Bester, dazu gehören auch die 200 Dollar, die du mir seit dem Kartenspiel noch schuldest. Bring sie also gelegentlich der neuen Besitzerin.
4. Auf der Rückseite findet ihr eine Liste mit Namen und Sklavenhändler der 25 Kinder die ich in den letzten Jahren verkauft habe. Vielleicht gibt es für sie noch Rettung.
Für mich ganz sicher nicht. Glaubt mir, es tut mir alles sehr leid.

Gez. Venis Gabraond, Schmuggler.«

»Verdammt«, entfuhr es Rabbe, »glaubt ihr der hat sich echt selbst umgebracht?«
Doch Tussnelda hatte Cim bereits den Brief aus der Hand genommen und die Handschrift mit einem anderen Papier verglichen.
»Das hat eindeutig die selbe Person geschrieben. Wenn ich allerdings versuchen würde von der Schrift auf die Person zu deuten….«, Tussnelda hielt den Brief näher zur Lampe.
» Ein handschriftliches Dokument ist das Resultat menschlichen Handelns und Verhalten, das psychologisch untersucht werden kann.«
Cim war überrascht. »Und wie hilft uns das jetzt?«
»Wesenszüge des Schreibers in fließen in die Schreibbewegung ein, deshalb kann man bei der Merkmals Auswertung aus der fertigen Schrift auf die Schreibbewegung und von dieser auf die in sie eingegangenen Wesenszüge des Schreibers zurück schließen«, Tussnelda war definitiv in ihrem Element.
Nicht so Cim, »Oh verzeihe mir, ich hätte deutlicher sein sollen: Wie hilft uns das jetzt?«
Tussnelda richtete sich auf. »Der Schreiber dieser Zeilen war definitiv selbstmordgefährdet, aber gleichzeitig so eingebildet, dass meine persönliche Vermutung wäre: Er würde sich niemals selbst töten.«
»Vor Gericht würde das aber niemals halten, oder?«
Tussnelda schüttelte den Kopf. »Wird eher genutzt um zu verstehen mit welcher Person man es zu tun hat, als direkt einen Fall zu lösen.«
»Gut. Dann können wir wieder weg hier«
Rabbe brauchte relativ lange um die Tür wieder zu verschließen aber endlich hörten sie wieder ein erlösendes Klicken und das Schloss war versperrt.
»Geht ihr voraus ins HQ Ich muss noch etwas erledigen?«
Tussnelda sah ihn prüfend an. »Was hast du vor? «
Diesmal grinste Cim in sein Tuch. »Ich werde zwei SEALS-Wächter zu Helden machen!«
Rabbe hielt ihm ein Fläschchen hin. »Das wirst Du brauchen, Cim!« Überrascht pfiff der Vektor. »Nyria!«

* Königsstrasse 1:05 Uhr *
»Oh Mann, ich hab Kohldampf!«, die kleine Gefreite spuckte Tabakreste von der frisch gedrehten Zigarette aus und zündete sie an.
»Kann ich Deine Taube echt nicht haben? Dauert nur einen Moment«
»Vergiss es Nyria! Es ist schlimm genug, dass Du keine mitnehmen kannst, weil die klugen Tierchen spüren was du mit ihnen vorhast. Vielleicht brauchen wir Verstärkung – dann würden wir heftig bereuen, dass Du unsere einzige Rettung aufgefressen hast!«
Etwas klirrte und die beiden Wächter blieben abrupt stehen.
»Sei leise, sonst hört uns noch die Gilde!«, hörten sie eine hohe Stimme sagen und zogen ihre Schwerter.
Sie schlichen zum Zaun hinter dem sie das Geräusch gehört hatten und sahen, dass ein ebenerdiges Fenster eingeschlagen war.
»Das sind Unlizenzierte!«, sagte Nyria aufgeregt. »Dreh dich kurz um. Cim zieht mir das Fell ab, wenn ich schon wieder eine Uniform zerreiße.«
Gleich darauf stürmten ein Wolf und – ein wenig zurückhaltender - ein Wächter auf das Grundstück und traten die Eingangstür ein.
Mit gezogenem Schwert und gefletschten Zähnen schlichen sie durch das Haus; stärker als alles andere spürte die Wölfin den Geruch nach Blut und lief die Treppe nach oben. Sie fanden den Leichnam des Schmugglers, den Abschiedsbrief, das Messer in Gabraonds Hand.
»Wir müssen sofort die Kollegen verständigen«, sagte Jargon. »Und ein Mädchen retten!«.


* An einem sicheren Ort , 2:00 Uhr *
Cim ging erschöpft ins Planungszimmer um sich noch einen Schlummertrunk - in seinem Fall Wasser - zu genehmigen – erfreut stellte er fest, dass beide Damen noch wach waren.
»Hat alles geklappt?«, fragten sie unisono, und prosteten sich zu, als Cim sagte: »Ich denke schon! Ich hab die beiden im Haus verschwinden gesehen.«
»Hoffentlich gehen sie auch nach oben. Sonst wird Parita nie gerettet.«, sagte Rabbe und trank zufrieden einen Schluck Wein.
»In ein paar Stunden werden wir es genau wissen.«
»Bleibt nur die Frage, wer Gabraond wirklich getötet hat«, ergänzte Tussi. Sie beharrte nach wie vor darauf, dass es kein Selbstmord war.



21.09.2014 22: 31

Tussnelda von Grantick

Und sie glaubte guten Grund zu haben. In Gedanken ließ sie nochmals den Text auf sich wirken, konzentrierte sich auf das Schriftbild, auf die Farbe der Tinte. Es war gute Tinte gewesen, dick und tropfig, tiefblau auf dem Papier. Der Schwung der Buchstaben, die Art wie sich die Großbuchstaben unnatürlich nach oben reckten und dann leicht zur rechten Seite abfielen, wie die Bögen der klein geschriebenen "g"´s und "p"´s in die Tiefe stürzten, alles untrügliche Zeichen einer narzisstisch geprägten Persönlichkeit. Dick und tropfig. Die Gefreite schloss die Augen, rief sich das Bild des Tatorts zurück, fügte Nuance für Nuance alles plastisch zusammen, das flackernde Licht der Öllampe, die Cim aufdrehte, die gedrechselten Pfosten des überbreiten Ehebettes, der nackte Mann darauf, das saphirrote Blut auf der weißen Bettwäsche. Warum hatte er sich auf das Ehebett gelegt? Warum hatte er sich ausgezogen? Tussnelda zog nachdenklich die Stirn kraus. Bei etlichen Tatorten hatte sie die erste Spurensicherung durchgeführt. Das Verhalten des Mannes passte in keine Statistik - die Pulsadern schnitten sich für gewöhnlich die Frauen auf, zwei mutige Schnitte, in der Badewanne, damit der Tod sie samt einlullen kann, sanft in sie einfließt. Widerwillig schüttelte sie den Kopf. Männer zogen sich noch einmal anständig an, verhüllten sich in ihren besten Kleidern, kein Wunsch, sich zu offenbaren, sondern mehr: Ein letztes Mal den Mann stehen, selbst bestimmt sterbend.
Wie hatte der Mann das Messer in der Hand behalten können? Wäre es nicht sacht aus seiner Hand geglitten, auf den Boden geklirrt? Wie stark konnte jemand ein Messer umklammern, dessen Blut aus den Venen wummerte?
Und dann wieder: Dick und tropfig. Sicherlich war es düster in dem Raum gewesen, aber wären da Tintenflecke an seiner Hand gewesen, Tussnelda hätte es bemerkt, hätte bemerkt, wenn Tinte unter den Nagel des rechten Zeigefingers gedrungen wäre. Auch der Text selbst hatte nicht richtig gewirkt.
Die Gefreite atmete tief aus.
"Hört mal", setzte sie an, "ich denke, wir sollten sehr genau darüber nachdenken, was Gabraonds Tod für uns bedeutet. Die ganze Sache ist so verkehrt, wie ein Hirsch ohne Geweih..."
Abwartend blickte sie die beiden an. Ihr war klar, dass ihre beiden Freunde wenig mit Püschologie anfangen konnten. Offenbar hatte sie jedoch einen günstigen Augenblick erwischt, die Müdigkeit beider machte sie wohl ein wenig zugänglicher - oder sie hatten einfach nicht mehr die Energie sich zu wehren. Tussnelda zuckte mit den Schultern.
"Ich glaube, wir sollten uns diesen Theodor Bester mal vornehmen. Seine Nennung ist der einzige, echte persönliche Aspekt im Schreiben. Er scheint zwar einfach nur Teil des Testaments zu sein, dass unser Mann hier runterrasselte, aber vielleicht hat er sich doch mehr dabei gedacht... ich persönlich habe nämlich den Verdacht, dass dieser Brief viel früher aufgesetzt wurde. Keine einzige Spur von Tinte an den Händen des Toten, ein sauber geschriebener Brief ohne Erregungskurve ohne Patzer... Vielleicht war der Brief eine Lebensfairsicherung. Vielleicht wurde der Brief viel früher geschrieben, unter dem wachsamen Auge eines Anderen.... und vielleicht hat Gabraond deswegen eine Winzigkeit eingebaut, eine Kleinigkeit, die im Falle des Falles... naja", Tussnelda brach ab. Eben war sie noch so sicher gewesen, aber der Blick von Rabbe war immer mehr verschwommen, ganz so, als habe sie geistig abgeschaltet. Auch Cim entwickelte plötzlich großes Interesse an seinen Fingernägeln[17].
Cim blähte die Backen auf, als er Tussneldas forschenden Blick bemerkte und ließ die Luft ganz langsam entweichen.
"Meinst du wirklich?", fragte er langsam, den Zweifel nur behelfsmäßig verbergend.
"Ich meine wirklich", schnappte Tussi, erhob sich ruckartig und ging zum Schrank, um sich einen großen Schluck "Hustensaft" zu holen. Sie klapperte verärgert mit einer Blechtasse, unschlüssig, wie es jetzt eigentlich weitergehen sollte. Unschlüssig, ob das hier überhaupt so viel Sinn machte. Seit Tagen jagten sie einem Mord, nach dem anderen hinter her. Als würden sie Wild aufstöbern, wie kleine fette Jagddackel, damit es ein anderer vor die Flinte nehmen konnte. Kam es ihr nur so vor oder wurde der Wahnsinn immer mehr? In wenigen Tagen waren mehr Menschen gewaltsam gestorben, als ansonsten in einem Monat. Und immer hatten sie ganz knapp gelegen - knapp davor, knapp dahinter. Dafür musste es doch einen Grund geben, einen Auslöser.
"Ich meine wirklich", sagte sie nochmal, wandte sich mit der gefüllten Tasse um und musterte Cim. Sah ganz genau, wie er den Rücken aufrecht hielt, wie angespannt seinen Kiefermuskel waren. Seine blauen Augen blickten müde durch den Raum, ohne echten Fixpunkt. Zu gerne wäre sie zu ihm hinüber gegangen, hätte sich auf seinen Schoss gesetzt, ihm sanft über die Wange gestreichelt und gesagt: "Ich bin bei dir." Der Kloß in ihrem Hals sagte ihr aber überdeutlich, dass der Mann, nach dem sie sich so sehr sehnte, hundert Meilen entfernt war. Grollend zog sie die Mundwinkel herunter, stellte die Tasse knallend auf den Tisch und verschränkte die Oberarme.
"Ansonsten weiß ich nicht, wie wir hier weiter machen sollen", sie blickte kurz zu Rabbe, sah das mahnende Blitzen in den Augen der Älteren und wusste, dass sie jedes weitere Wort später bereuen wurde. "Oder was sagt uns unser unbekannter Meister? Wer wird als nächstes sterben? Wer steht als nächster auf der Liste der Gerechtigkeit?", Tussnelda war lauter geworden, das Gesicht deutlich härter. "Verdammt Cim, wird es nicht endlich Zeit, dass wir wirklich verstehen, was hier abläuft? Ich meine - anstatt dem Verbrechen einen Schritt voraus zu sein, hinken wir ständig wie Marionetten hinter her! Schau Dir Patrick an! Wer ist als Nächstes fällig? Scheiße, ich hab keine Lust, bei Rogi im Keller zu liegen.... oder...", die Gefreite brach ab, verdeckte mit einer Hand kurz ihr Gesicht und ging dann zurück zum Schrank. Ein Becher war nicht genug. Sie nahm die ganze Flasche, stürzte einen tiefen, einen sehr tiefen Schluck. Ein Bild hatte sich ihr in die Innenseiten der Pupillen gebrannt, eines, dass sie kaum ertragen konnte. Die Schultern der Gefreiten bebten, als sie versuchte, die Idee zu verscheuchen. Eine grauenhafte Falle. Und Cim tappte genau hinein.
"Sag´s jetzt endlich!", stieß sie plötzlich hervor, schnellte herum und sah wie Rabbe überrascht zusammen zuckte. "Erklär uns, wofür du hier deinen Arsch verwettest!"



22.09.2014 10: 45

Rabbe Schraubenndrehr

Theodor Bester, genannt "Kuckuck" trat langsam und bedächtig in den Raum und schritt gemessenen Schrittes zum hinteren Tisch im privaten Separee des Etablissmoos. Er trug heute nicht die offizielle Kleidung des Gildenchefs, sondern eine silbrig graue Anzugweste über einem graublauem Hemd mit einer passenden Krawatte. Am heutigen tage hatte er auf ein Jackett verzichtet, er trug jedoch einen breitkrempigen schwarzen Herrenhut und fühlte sich sehr stilvoll als er zu den Kollegen von der Diebes- und Assassinengilde hinüber ging. "Schönen Guten Abend, Lord Witwenmacher, Herr Boggis.", er nickte beiden höflich zu bevor er sich setzte. Es war nicht ihre Art sich in einem solchen Rahmen zu treffen - außerhalb der normalen Besuchszeiten zu einem inoffiziellen Treffen zusammen zu kommen könnte den falschen [18] Eindruck erwecken, weshalb man auch dieses eher unerkannte Lokal als neutralen Treffpunkt gewählt hatte.
"Ja... Guten Abend Herr Bester. Schön dass sie es auch noch geschafft haben.", sagte Witwenmacher säuerlich. Ihm behagte diese Sache nicht. Er selbst war es gewesen der dieses Treffen einberufen hatte, dies bedeutete aber nicht dass ihm dies gefallen musste. "Wie wir alle wissen häufen sich in letzter Zeit die außergildischen Aktivitäten in der Stadt. Ich werde nicht im Detail darauf eingehen was es bei uns für Vorfälle gab - ich weiß aber dass es bei euch beiden ebenfalls mehr Probleme gab und ihr wisst selbiges sicher auch über mich." Er musterte die Vorsitzende der zwei weniger wichtigen großen Gilden abwartend. Besters Gesicht verriet nichts außer einer Art leichtem Amüsement, Boggis wirkte in seinem Blick etwas einfältig. "Warum sollte uns das beunruhigen? So haben wir wenigstens immer frische Wetterfahnen.", sagte er näselnd und schnäuzte sich hörbar die Nase.
Bester und Witwenmacher tauschten einen Blick.
Warum ist dieser Kerl ein Gildenoberhaupt?
Weil er alles darstellt was Diebe sind.
Ach ja, richtig..

"Wir dürfen dieses Problem nicht ignorieren, Herr Boggis. Wie du zweifellos erfahren hast gab es eine Subgruppe in der Assassinengilde die,-"
"ptscht", unterbrach Witwenmacher ihn verärgert und machte mit der Hand eine abwürgende Bewegung. "Wir müssen es nicht aussprechen. Wer weiß wer in der Nähe ist. Zweifellos hast du auch von dem werten Herrn gehört der kürzlich verhaftet und auf Herrn Besters drängen wieder freigelassen wurde und sich dann als Sklavenhändler und Wächter-Mörder herausstellte."
Bester warf ihm einen verärgerten Blick zu, sagte aber nichts. Er wusste dass es sinnlos war mit Witwenmacher darüber zu streiten, dass die Schmugglergilde offensichtlich die mächtigste und wichtigste Gilde war, weshalb er schwieg.
"Die Frage ist nicht, warum solche Dinge in unseren Häusern passen, sondern warum sie plötzlich öffentlich werden. Diese Sache ist jedenfalls kein Zufall. Meine Quellen sagen dass hier jemand ein neues Spiel angefangen hat, und ein Gefühl sagt mir, dass wir schnellstmöglich die Regeln lernen sollten." Witwenmacher sah die beiden an. "Wir können nicht zulassen dass sich jemand in unsere Kreise einmischt."
Boggis begann einen relativ geistlosen Kommentar zu formulieren den keiner der anderen beiden wirklich wahrnahm. Als der Assassinenchef die letzten Worte formuliert hatte war ihm der wissende Ausdruck auf Besters Gesicht zu viel geworden.
Sie starrten sich an. Beider wusste dass der andere etwas verbarg was für die Situation von großer Wichtigkeit war.
Und beide wussten dass es keiner zugeben würde.
"...weshalb ich denke wir sollten die Sache erstmal ruhen lassen.", schloss Boggis und blickte erwartungsvoll zwischen den anderen hin und her.
Sie blickten ihn schweigend an und gingen.
Es gab nichts mehr zu sagen.


*An einem sicheren Ort*

Die Zeit fühlte sich an als würde sie einfach nicht vergehen wollen. Im seltsamen Zwielicht aus der Nacht die durch die Mauern herein zu sickern schien und der Helligkeit der Lampen franste die Wahrnehmung aus. Tussis Reaktion war verständlich. So wahnsinnig verständlich. Sie hatte Angst und war doch zornig. Verzweiflung sickerte aus ihr heraus wie Farbe aus dem Fell eines billigen Pferdes. Cim sah sie an. Er wollte nicht dass sie ihn so ansah. Er wollte zu ihr gehen, sie in die Arme schließen und so verharren bis all dies vorbei war - aber das ging nicht. Die Distanz zwischen ihnen schien so unüberwindbar groß dass er in diesem Moment nicht einmal sicher war ob er seine Stimme finden würde. Für den Moment blickte er seine Freundin einfach an.
Nach gefühlten hundert Jahren seufzte er. Es hatte keinen Sinn mehr noch Geheimnisse vor den beiden zu haben. Sie waren genauso willens gewesen den Schmuggler umzubringen wie er auch. Wenn es jetzt noch keinen Sinn machte sie in alles einzuweihen, so würde sich das nicht mehr ändern, falls sie irgendwann erwischt würden und zum Galgen geführt wurden.
Der Vektor sah kurz zu Rabbe. Sie zuckte mit den Schultern, nickte dann aber verstehend und ging einen Moment in die Küche um frischen Kaffee zu machen.
Cim stand auf und ging langsam auf Tussnelda zu, blieb fast zwei Meter vor ihr stehen und ließ den Kopf hängen. Er fühlte sich furchtbar weil er nicht früher die ganze Wahrheit gesagt hatte. Natürlich war es nur gewesen um sie zu schützen - aber vielleicht hätte er ihr Leid ersparen können wenn er anders gehandelt hätte? Mehr noch - vielleicht wäre ihr etwas aufgefallen was er übersehen hatte und sie hätten einen dieser schrecklichen Todesfälle sogar verhindern können.
Er schüttelte in Selbstverneinung des Gedankens kurz den Kopf und schluckte. Er wusste es hätte nichts gebracht. Den Toten zumindest nichts.
Nur langsam schaffte er es wieder den Blick zu heben. Tussis Augen wirkten gerötet und gehetzt. Sie brauchte dringend Ruhe, Schlaf, Frieden.
Alles angenehme Dinge die sie nicht haben konnten. Noch nicht.
Sie starrten sich einen Moment an bis Cim es nicht mehr aushielt. Er ging zu ihr und umarmte sie, spürte ihr leichtes Zittern und versuchte irgendwie ihr Sicherheit zu vermitteln. Dass er nicht in all dem verloren ging. Dass das was sie hatten nicht einfach unter all dem untergehen würde sondern überdauerten würde.
Der Fakt dass er sich dessen nicht ganz sicher war half nicht. "Okay.", sagte er irgendwann leise. "Ich erzähle dir alles. Aber... mach dir vorher bewusst dass dies vorbei gehen wird. Dies ist eine schwierige Situation, nicht nur für uns beide, aber...", er löste sich von ihr und hielt ihre Hände "wir kommen da durch. Es ist wichtig dass du dir das vor Augen hältst, okay?" Er sah sie bittend an, nicht wissend ob sie ihm gleich eine Ohrfeige geben oder in Tränen ausbrechen würde.
Tussi nickte als auffällig lautes Scheppern ankündigte dass Rabbe bald wieder kehren würde.
Beinahe augenblicklich schien es, als würde Cim sich plötzlich von ihr distanzieren. Er zog sie mit sich zum Tisch und setzte sich wieder hin, mied aber ihren Blick.
Nun war er wieder meilenweit weg.
"Wir brauchen wieder Zucker." sagte Rabbe und kam mit drei Kaffeetassen herein.

Nachdem die Wächter einen Moment schweigend Kaffee getrunken hatten räusperte Cim sich und begann zu erzählen: "Vor 11 Tagen..", er rechnete mental nochmal nach, nickte dann aber. "Ja, vor Elf Tagen... war die Besprechung bei der Bregs verkündet hat dass der Inspektor vom Patrizier kommen würde. Dass es eine Effizienzüberprüfung geben würde, unsere ganze Arbeit auf Herz und Nieren gecheckt wird weil in Zweifel gezogen wird wie wichtig wir sind.", er pausierte kurz um gegen das Abscheu anzukommen dass ihn in diesem Moment leicht überkam. Dass man ihre Arbeit so geringschätze würde ihm niemals einfach runter gehen. "Ich ging aus diesem Treffen hinaus und fühlte mich als hätte man mir mein ganzes Sein unter den Füßen weggezogen. Soweit wisst ihr das ja eigentlich schon." Er blickte zwischen Tussi und Rabbe hin und her. "Am selben Tag ging ich durch die Stadt und... ich sah mit an wie ein lizenzierter Dieb eine Frau überfiel. Er.. hatte eine Lizenz. Sie flehte ihn an dass sie kaum Geld hätte und ihr Kind ernähren müsste, aber ihm war das egal und er nahm ihr Geld. Ich habe mich aufgeregt und ihn aufgefordert jemand anderen zu überfallen, aber...", er lachte kurz bitter. "Ihr wisst ja wie das ist. Wir haben einem Dieb nicht in sein Geschäft hinein zu reden." er machte kurz Pause, griff nach der Flasche und stellte sie nach einem Blick darauf wieder unberührt auf den Tisch bevor er fortfuhr. "Ich habe für die Frau eingekauft und sie heim gebracht. Dann zog ich mich um, ging ins Hafenviertel und schnappte mir den Dieb." Cim sprach langsam und deutlich, den Blick stur gerade aus gerichtet. Er wusste, er musste diesen Teil eigentlich nicht erzählen, immerhin hatte dies nur indirekt mit dem Plebejer zu tun... aber er wollte es. beide hatten verdient die ganze Wahrheit zu erfahren. "Ich habe ihn gestellt. Er hat mit seiner Plakette gewinkt und darauf beharrt dass er nur seinen Dschob macht. Ein Wort ergab das andere, ich ertrug seinen höhnischen Spott nicht mehr. Im nächsten Moment war er tot."
Für einen Moment herrschte Schweigen. Tussis leicht krampfhaft klingende Atmen war das einzig hörbare Geräusch im Zimmer. "Kurz darauf hat mich jemand angesprochen. Eine schwarz gekleidete Gestalt der feststellte dass die Wache "doch nicht so unnütz ist wie es aussah. Ich sagte ihm erst er solle mich in Ruhe lassen, ich hatte bereits beschlossen mich zu stellen... aber er hat mir ein Angebot gemacht. Er hat mir die Mittel zur Verfügung gestellt um das hier" er machte eine kreisende Handbewegung. "aufzubauen wenn ich ihm im Gegenzug helfe den lizenzierten Verbrechern den gar aus zu machen. Von ihm.. habe ich die zusätzlichen Informationen und das Geld bekommen, und er ist es auch von dem ich mich selbst im Augenblick immer mehr fragen muss, welche Ziele er wirklich verfolgt."
Cim ließ die Arme sinken und stand auf merkwürdig zusammen gesunkene Art da. Es hatte ihm gut getan dies zu teilen, das spürte er.
Aber nun kam eine grässliche Angst in ihm auf.
Die Angst vor der Reaktion auf den nun furchtbar dumm klingenden Hintergrund dieser Sache. Auf den Fakt wie naiv er hier klang. Wie deutlich es schien dass der Plebejer eigentlich absolut nicht vertrauenswürdig war und er sie alle in Gefahr gebracht hatte.
Er blickte die Tischplatte an und erwartete, dass jemand etwas sagte während sich die Stille weiter ausdehnte, den Raum füllte.
"Cim...", begann Rabbe und sah ihn aus müden, traurigen Augen an. Er konnte ihren Blick nur schwer halten.
"Gib mir mal den Schnaps rüber."

22.09.2014 21: 17

Cim Bürstenkinn

Cim ließ die Flasche über den Tisch rutschen.
»Er nennt sich Plebejer, wahrscheinlich um einen Kontrast zum Patrizier zu bilden«
Er zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief. »Ihr solltet auf keinen Fall direkt mit ihm in Berührung kommen. Ich möchte ihn weiter in dem Glauben lassen, dass ihr nicht über ihn Bescheid wisst!«
Tussnelda schüttelte den Kopf. »Du hast in Wirklichkeit keine Ahnung mit wem oder womit du es zu tun hast. Wen du unterstützt und aus welchen Gründen er dir seine Kandidaten liefert?«
Cim nickte wortlos.
»Tatsache ist aber auch, dass wir es bisher nur mit üblem Gesindel zu tun hatten. Tatsächlich der Zielgruppe der Dunkelwacht. Was ist schlecht daran, sein Geld zu nehmen und in unserem Sinne einzusetzen?«, versuchte Rabbe die Situation zu entspannen.
»Ihr habt beide recht«, sagte Cim Leise und balancierte die Asche auf der herunter gebrannten Zigarette.
»Bisher haben wir nur getan, was wir als notwendig und Aufgabe der Dunkelwacht empfunden haben. Der Plebejer hat uns Personen geliefert, die weg gehören aus dieser Stadt und sich bisher im Schutz der Gilden bewegten.«
Er steckte sich eine neue Zigarette an und sah Tussnelda überrascht an. Sie hatte ihm das Ding aus dem Mund genommen und rauchte es nun selbst, während sie im Planungszimmer auf und ab ging.
»Darf ich euch daran erinnern, dass wir hier keine besondere Lüftung haben? Einige von uns würden gerne hin und wieder atmen.
Cim stand auf, drückte auf den versteckten Öffner der Geheimtür und öffnete die Verbindung zum Gang dahinter. Der Geruch dahinter war nicht unbedingt frisch, aber der Rauch hatte ein Chance sich zu verziehen.
»Heute Abend werde ich ihn wieder treffen. ich schlage vor, wir besprechen die weitere Vorgangsweise, wenn wir wissen, was unser nächster Auftrag ist. Dann können wir entscheiden, ob uns der vorgeschlagene Kandidat gefällt oder nicht.
»Zumindest bin ich froh, dass du uns alles gesagt hast! Wir haben eine viel schlechtere Chance das alles zu überstehen, wenn wir Informationen vor uns geheim halten!«, sagte Tussnelda und trat die Zigarette aus.
»Na dann bin ich ja gespannt, was wir im heutigen Kuvert finden werden«, sagte Rabbe und nahm noch einen Schluck vom Schnaps.


* Büro von Kommandeur Araghast Breguyar , 7:00 Uhr *

SUSI und RUM hatten schnell gearbeitet. Er las den Bericht zum wiederholten Male durch und konnte das aufsteigende Gefühl eines Triumphes nicht unterdrücken.
Soviel zu einer Klage, zu vergangenen Verlusten und falschen Anschuldigungen durch die Wache.
Die Handschrift war überprüft worden - es war eindeutig die von Gabraond.
Das kleine Mädchen, das nun plötzlich auch ein reiches Mädchen wurde, war tatsächlich in dem Keller gefunden worden - was wohl als stärkster Beweis für die Schuld des Schmugglers gewertet werden konnte - und hatte bei einer gleich darauf folgenden Gegenüberstellung [19] bestätigt, dass er der Entführer war, der darüber hinaus ihr Kindermädchen vor ihren Augen getötet und damit geprahlt hatte ihre Eltern kaltblütig hingerichtet zu haben.
»Fall Abgeschlossen«, schrieb er auf den Akt und legte ihn zu den Unterlagen die weitergegeben werden sollten.
Dann machte er sich grinsend daran, einen Bericht für den Patrizier und Theodor Bester zu schicken.
Manchmal musste man auch Glück haben und erfahrene Demütigungen waren dazu da, sie doppelt zurückzugeben.

* In den Schatten *

Am Boden einer kleinen Einzimmerwohnung, saß eine in Lumpen gehüllte, junge Frau und spießte die Kakerlaken mit ihrem Dolch auf. Ihr Gesicht war schmutzig, als hätte sie sich am staubigen Boden im Unrat gewälzt, doch ihre Hände und Finger waren fein manikürt, als würden sie zu jemand anderem gehören.
»Bleib ruhig, Lizzy, hat er gesagt. Versteck dich und warte! Bald kommt dein großer Tag. Bald darfst du ihnen so richtig weh tun. Warte bis übermorgen!«
Ihre Augen glänzten bei der Erinnerung an diese Worte. Der Plebejer gab sich sehr nett, auch wenn er ständig sein Gesicht verhüllte. Wahrscheinlich war er einfach nur hässlich und schüchtern. Auf jeden Fall wollte er sie benutzen, sie zu seinem Werkzeug machen. Es schadete nichts, wenn er sie unterschätzte
»Ich zeige Dir einen Weg, wie du Leuten weh tun kannst, ohne dass Dir etwas dabei passiert!«
Er hatte Wort gehalten. Die Sache mit dem Schmuggler war ein Spaß. Umso spannender, weil sie einen privaten Bezug zu ihm hatte und keine Spuren außer die gewollten zurück gelassen hatte. Es war so ein schöner Plan gewesen.
Ãœbermorgen. Sie putzte die Kakerlaken von der Klinge und warf die Waffe gegen die Wand.
Exakt traf sie die Ikonographie eines Mannes der freundlich lächelnd zu ihr sah.
Aber er war nicht freundlich. Und er würde auch nicht mehr lächeln, wenn sie mit ihm fertig war. Der Plebejer hatte ihn als ihre Belohnung auserkoren und die würde sie sich holen. Nach ihrem nächsten Opfer.
Mit einem Seufzer erhob sie sich und streifte die dreckigen Lumpen ab. Ohne zu zögern nahm sie den bereitstehenden Eimer mit kaltem Wasser und goß ihn über ihren Kopf, ließ nur genug darin um sich das Gesicht und Dekolletee zu waschen. Dann ging sie zur Tür, nahm das hellblaue Kleid mit den weißen Spitzen vom Haken und zog es an. Schlüpfte in die hübschen, weiß lackierten Schuhe mit dem etwas frechen Absatz und setzte ihre Baumwoll-Haube auf den Kopf, nachdem sie die Haare zu einem Knödel gedreht hatte.
»Zurück zur Arbeit«, seufzte sie und schloss die Tür hinter sich zu. Wenig später betrat sie das Haus der Familie Enitol.




23.09.2014 14: 55

Rabbe Schraubenndrehr

*In der vorigen Nacht*

Cim kam wieder herein und wedelte mit der Akte. "Wieder eine Mörderin. Offenbar eine Piratin, ein lizenziertes Mitglied der Diebesgilde... 'Lissy Ente' heißt sie. Tötet scheinbar ohne Muster... Familienväter, allein stehende Frauen, ledige junge Männer, verwitwete... alles dabei." Er zog einen zusammen gefalteten zettel hervor der sich leicht aufklappte. "Und sie hat schon ziemlich viele erledigt scheint mir." Er blickte nachdenklich auf die Namensliste während Tussi die Informationen zur Person las die der ältere ihr gereicht hatte. Rabbe war auf dem Tisch eingeschlafen. "Weißt du... ich finde ja wirklich sinnvoll dass wir gegen das organisierte Verbrechen vorgehen." sie legte das Papier auf den Tisch. "Aber dass wir eigentlich andauernd DOG-Akten bräuchten um mehr über die Leute heraus zu finden ist wirklich lästig."
Cim nickte. "Stimmt schon. Allerdings sollte es kein Problem zu sein die entsprechenden Mordfälle zu prüfen - Die Sachen gingen entweder als Unfälle, Selbstmorde oder ungeklärte Mordfälle zu den Akten,liegt also alles in meinen Akten oder im rum Archiv."
Tussi nickte. Sie war nach dem früheren Gespräch sehr erschöpft. Es hatte sie erleichtert endlich zu wissen was hier wirklich vorging - auch wenn damit wieder mehr Besorgnis einher ging weil der Plebejer eine eindeutige Gefahr war - aber immerhin musste sie sich jetzt keine sorgen machen dass Cim etwas vor ihr verheimlichte.
Zumindest hoffte sie das.
Sie redeten noch einen Moment über den Fall bevor sie sich gute Nacht sagten um ins Bett zu gehen.
Rabbe blieb bis zum Morgen auf dem Tisch liegen.


*flussaufwärts*

Mingolin Dosbert trat leicht torkelnd auf die Straße und sog glücklich die betäubenden Ankh-Dämpfe ein. Er hatte in dieser Nacht so einiges an interessanten Kräutern und Säften konsumiert und fand sich in überaus beschwingter Laune als er begann die Straße herunter zu taumeln, nicht wissen in welche Richtung er sich am ehesten wenden sollte um all die funkelnden Farben und Lichter zu begutachten. Er atmete tief ein, und aus, ein und aus, so tief - die Dämpfe machten ihn noch nebliger doch das Odor über dem Fluss war ihm als würde ihm ein würziger Dampf alles gute was ihm je widerfahren war durch die Sinne tragen, einatmen, Blumen als Kind, Freiheit, Licht Freude, ausatmen, einatmen, Ankh-duft, Schlag-die-Ratte-tot, herrlicher Kuchen, ausatmen, einatmen Ankhdämpfe, Chloroform, seine erste Näherin ach war das schön...
Dosbert brach zusammen, wurde hastig auf den Rücken gedreht. Sein Hemd hoch gerissen und der Bauch seitlich auf beiden Seiten geöffnet. Nach etwas Gewerkel verschwanden zwei Nieren in einem Beutel Eis. Die Gestalt blickte sich hastig um, machte dann zwei weitere Schnitte von den Schlüsselbeinen aus zum Brustbein und hinunter zum Bauchnabel woraufhin sich das Bauchfell rasch aufrollte und die anderen Organe entnommen werden konnten. Zu guter letzt löste er noch die Arme aus den Schultergelenken - prägte sich sicherheitshalber noch einmal die komplexe Führung der Sehnen und Muskeln an, bevor er sie durchtrennte. Eines nach dem anderen wanderte in verschiedene Eistüten die kleine Fische aufgemalt zu haben schienen, bevor der Körper auf den Ankh gerollt wurde, die Gestalt hinterher sprang und eine Schaufel zückte.
Die nächsten Minuten wäre wenig zu hören gewesen außer beständigen graben und eine gemurmelten "Nun beweg dich fon, du verdammte Krufte" - aber es war ohnehin niemand hier der dies hörte, darum Spiel es auch keine Rolle. Der Mörder schnappte sich seine Sachen, kletterte wieder hoch und verschwand in einer Seitengasse.
Hier würde ihn nie jemand finden.


*am nächsten morgen, Wachhaus am Pseudopolisplatz*

Rabbe rieb sich das schmerzende Genick. Es war nicht das erste mal dass sie die Nacht auf einem Tisch verbracht hatte, aber sie kam mit den unangenehmen Verspannungen einfach nicht mehr so gut klar wie es vor zehn Jahren mal gewesen war. Sie ging eben nach draußen um ein wenig zu trainieren als Cim an ihr vorbei hereinkam und äußerst gehetzt aussah. Für einen kurzen Moment zog sie in Erwägung hinterher zu gehen um zu fragen ob er dienstlich oder außerdienstlich im Stress war, entschied sich aber dann dagegen.
So oder so würde sie den Grund sicher bald erfahren.
Im Hof waren nur wenige Wächter anwesend was dem Lance-Korporal sehr recht war. Sie begann ihre Nahmkampf- Fitnessrouutine und beobachtete nachdenklich die Wächter die zum dienst erschienen. Es schienen auffällig viele Seals auffällig genervt auszusehen, Aber vielleicht, überlegte Rabbe Sehe ich das auch nur so weil ich zu wenig schlafe. Dann wirkte jeder gleich doofer..
Sie zog ihre Nahkampfwaffe und begann nach einem Trainingspartner Ausschau zu halten.

25.09.2014 11: 20

Cim Bürstenkinn

* Haus des Plebejers, Ort unbekannt *

Der Plebejer sah zufrieden wie seine Fäden ineinander griffen. Lizzy war ein genialer Schachzug gewesen. Er wollte unbedingt näheren Kontakt zu ihr, den die Organisation in Klatsch, der sie angehörte, war eine sehr hilfreiche Partnerschaft, unterstützte seine illegalen Schmuggler Tätigkeiten – und darüber hinaus hatte sie ihre privaten Gründe hier zu sein.
Er war schon sehr gespannt wie die Dunkelwacht mit ihrem gegenwärtigen Auftrag umgehen würden. Er hatte Bürstenkinn erneut einen Batzen Geld gegeben um Hindernisse aus dem Weg zu räumen und fügte die Ikonographie der Geldübergabe seiner Sammlung hinzu.
Bürstenkinn am Ankh, Bürstenkinn im Kampf gegen die betrunkenen Diebe, Bürstenkinn bricht ins Haus von Gabraond ein und Bürstenkinn bei der Übergabe des Geldes von einer vermummten Person.
Würde er diese Bilder erst veröffentlichen, war es der erste Schlag gegen die Wache und die Rache für das, was Bürstenkinn noch tun würde.
Er wusste, dass er es theoretisch verhindern könnte. Aber welche Genugtuung konnte er daraus ziehen, dass es ein Hosenbein gab, in dem seine Frau und sein Sohn nicht starben, wenn er wusste, dass sie in allen anderen – vor allem seinem eigentlichen – tot waren.
Viel besser war es doch, wenn die Verantwortlichen dafür büßen mussten. Auf eine Art die viel mehr schmerzte und ihnen zuvor alles weggenommen wurde.
Wenn er erst fertig war, würde es eine neue Ordnung in Ankh-Morpork geben. Und nichts davon hatte mit der Effizienz-Überprüfung der Wache zu tun.
Was ihn mittlerweile wirklich nervte, war die Frage des Hauptquartiers der Dunkelwacht, wie sich die Vigilanten eitel nannten. Der Plebejer hatte versucht durch gezielt festgelegte Treffpunkte auf den Ort zu schließen, von dem Bürstenkinn immer kam. Die sich ergebenden Standlinien waren alles andere als konklusiv. Er mochte es nicht, wenn seine Werkzeuge Geheimnisse vor ihm hatten.
Auch beim Igor war er unsicher was er vor hatte. Der Auftrag hatte gelautet ein Paar Arme aufzutreiben, die passend erschienen, und nicht die Leiche auszuweiden.
Ein Surren sagte ihm, dass Emmerich heranrollte. Der Plebejer streckte seine Hand aus und nahm den Tee der richtig positioniert und temperiert neben ihm abgestellt wurde.
»Bring unseren Gast zu mir, Emmerich! Sei bitte sanft - seine Arme sind neu und wir wollen sie nicht gleiche wieder beschädigen«


* Am Dache des Fachgeschäftes für magische Ausstattungen *
Cim und Rabbe lagen auf dem Dach des Fachgeschäftes und beobachteten Lissy Ente bei der Arbeit. Das war herausfordernd genug, weil ständig irgendwelche Dinge durch das Rohr aufstiegen, die üblicher Weise schnell zerplatzten. Von der ständigen Ablenkung abgesehen, war ihr Rücken mittlerweile in sehr unruhiges Protoplasma getränkt, das sich nur langsam auflöste.

Die Diebin lauerte in einer kleinen Seitengasse und hatte bisher fünf Kunden überfallen, doch vier davon hatten bereits gültige Quittungen und kamen ohne weitere Verluste davon.
Sichtlich betrübt legte sie sich wieder auf die Lauer und wartete auf das nächste Opfer.
»Die ist ungefähr so spannend, wie ungesalzene Suppe«, sagte Rabbe. »Überfällt nur die reichen Knülche und von denen hat sich jeder der denken kann ohnedies ein jeder eine gefälschte Quittung gekauft«
Cim konnte ihr nur zustimmen. »Sogar ich würde diese fetten Typen überfallen, wenn ich nicht hier liegen müsste«, er deutete einen immensen Bauch an. »Jeder von denen scheint mehr Verbrecher als Lissy zu sein!«
»Aber warum steht sie auf der Liste?«, fragte Rabbe, als sie einen neuen Kandidaten sah.
»Irgendein reicher Schnösel«, stellte sie fest. »Aber was will der in der Seitengasse?«
Mit vorgehaltenem Messer durchsuchte die Diebin ihr Opfer und zog endlich eine kleine Schachtel aus der linken Seitentasche des Mannes.
Überrascht hüpfte sie zurück als sie sah, was in der Schachtel war, beeilte sich mit der der Quittung und rannte weg.
»Ok, ich glaube, dass war echt wertvoll«, sagte die RUM-Wächterin.
»Wäre interessant, was sie da gefunden hat, wenn sie gleich Feierabend macht!«
»Verdammte Diebin, mein Verlobungsring!«, schrie der Mann und Cim konnte nicht umhin festzustellen, dass die Stimme ihm bekannt vorkam.
Aber für diesen Tag reichte es ihm. »Lass uns Schluss machen – hier spielt sich heute nichts mehr ab.«
Morgen versuchen wir mehr aus dem Archiv herauszufinden. »Oder andere Kanäle«, wie er in Gedanken hinzufügte.
»Ich denke ich folge ihr noch eine Weile!«, sagt Rabbe und sie trennten sich.

* 23:00 Uhr, Weberstrasse, Haus der Enitols *

Lizzy war immer noch fasziniert davon, dass ihre Verwandten sie nicht erkannt hatten, als sie sich als neue Magd vorgestellt hatte. Natürlich waren beinahe zehn Jahre vergangen, seit sie von dem Schmuggler weggebracht worden war, aber sie war überzeugt sich kaum verändert zu haben.
Natürlich war sie nur eine Dienstmagd und die reiche Lady Enitol sah ihr Gesicht wahrscheinlich nicht einmal. Zumindest, solange sie ihre Aufgaben erledigte.
Aber sie war überzeugt, dass es an der Zeit war, das zurückzuholen, was vom Reichtum ihrer Familie übrig war.
Wann kam diese dumme Diebin endlich - sie wollte im Plan fortfahren und sie war eine Schlüsselperson dazu.
Genervt saß sie im Wohnzimmer, bis endlich eines der Fenster hoch geschoben wurde und Lissy Ente herein stieg.
Prompt stieß sie gegen einen Kasten, und das Porzellan-Geschirr spielte ein kleines Konzert, das normaler Weise Tote zum Leben erweckt hätte.
Lissy erstarrte und atmete erleichtert aus, als es ruhig im Haus blieb. Es ging alles sehr schnell - Lizzy war von hinten an sie herangeschlichen, hatte ihr einen Lappen mit Betäubungsmittel über Mund und Nase gehalten und nur darauf gewartet, bis die junge Frau ohnmächtig wurde.
»Tut mir leid, Kleine. Keine Ahnung was der Plebejer gegen dich hat. Kann es sein, dass Du den Falschen bestohlen hast?«
Nun ging es darum, Spuren im ganzen Haus zu verbreiten, die einem nicht völlig blinden Ermittler zeigten, dass sie hier gewesen war. Eine zerknüllte, nicht unterschriebene Quittung hinter einem Kasten, Haarsträhnen, unzählige Fingerabdrücke im ganzen Haus.
Zu guter Letzt war nur noch der Dienstvertrag offen. Lizzy übertrug die Unterschrift von einer gültigen Quittung auf das Dokument auf dem bereits der Name »Lissy Ente« stand.

Sie schlich in das Schlafzimmer der Enitols, in dem Frau Enitol gegenwärtig alleine schlief, weil ihr Mann ein übler Schnarcher war. Legte den Vertrag in eine Schublade und ging zu dem Bett, in dem früher ihre Eltern geschlafen hatten.
Sie kletterte auf das Bett, setzte sich über sie und presste ihr die Hand auf den Mund ihrer Tante und zückte einen kleinen Dolch mit bösartig gebogener Klinge. Damit ritzte sie die Wange ganz sanft ein und Frau Enitol wurde wach.
Verwirrt wollte sie um sich schlagen, wurde aber von Lizzys Knien aufs Bett gepinnt.
»Hallo Tante, erinnerst du dich noch an mich? Ich bin es deine Nicht Lizzy! Die verrückte Lizzy, die wir-stecken-sie-in-ein-Schiff-Lizzy, die wirklich-wirklich-böse-Lizzy! Erinnerst du dich?«
Panisch sah Frau Enitol zwischen den grausam glänzenden Augen ihrer Nichte, und dem Dolch hin und her.
Sie wollte flehen, betteln, um Verzeihung bitten, bekam aber keine Gelegenheit mehr dazu.
Lizzy bedauerte wirklich, dass sie nichts Unterhaltsameres mit ihr machen durfte, aber sie wollte keinen privaten Bezug erkennen lassen. Eine Diebin war eingestiegen, hatte die aufwachende Frau und in der Folge deren Mann und die beiden Söhne getötet. War mit der Diebesbeute entkommen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe - dann würde man weiter sehen.

* Zwei Stunden später *

Rabbe hatte mittlerweile mehrfach bedauert der Diebin gefolgt zu sein. Tatsächlich war sie in einem der prächtigen Häuser am Schlummerhügel eingestiegen. Aber seither war absolut nichts passiert. Die Wächterin lag zwischen einigen Sträuchern versteckt und war ein paar Mal eingeschlafen, hätten sie nicht Spinnen und Ameisen immer wieder geweckt.
»Es reicht jetzt«, sagte sie halblaut und richtete sich auf, als plötzlich lautes Gerumpel zu hören war und Lissy Ente panisch aus dem Fenster kletterte, das Tor aufriss und weg lief. Auf dem Weg verlor sie Juwelen und Goldmünzen, kümmerte sich aber nicht darum sondern wollte offenbar nur weg. Im Mondlicht sah Rabbe nun die gänzende Spur die sie hinterlassen hatte. Sie beugte sich auf den Boden und roch frisches Blut.
Ihr Instinkt sagte ihr, sie sollte im Haus nach dem rechten sehen. Ihr Kopf sagte ihr, »Geh nicht allein in dieses Haus!«
Schließlich siegten ihr Instinkt und die Tatsache, dass jemand offenbar verletzt war. Sie betrat das Grundstück und schloss das Tor hinter sich.




28.09.2014 0: 04

Rabbe Schraubenndrehr

Rabbe starrte das Anwesen an und dachte einen Moment nach. Eigentlich brauchte sie Verstärkung - die nächste Streife dürfte um diese Zeit aber ein Stück entfernt sein und Cim war inzwischen auch zu weit weg um ihn dazu zu holen. Sie blickte auf die Blut-Schmuckspur, schluckte und zog ein Messer. Wenn mich so irgendjemand eindringen sieht halten die mich für einen Mörder..., dachte sie kurz, huschte aber dennoch zur Regenrinne und begann hoch zu klettern um zu dem Fenster zu gelangen das Lissy offen gelassen hatte.

Lizzy Pemmbruck stand auf dem Dach und sah der Wächterin nachdenklich dabei zu wie sie sich Zugang verschaffte. Alles war ganz ausgezeichnet verlaufen - dass Lissy schon so früh aufgewacht war fand sie zugegebenermaßen nicht so gut, aber es war kein Problem - ihre Spuren waren überall im Haus verteilt, es würde für die Wache trotz aller Inkompetenz sicher leicht möglich sein die Diebin als Mörderin zu identifizieren. Lizzy war nicht sicher ob die Gestalt die eben ins Haus geklettert war ein weiterer Dieb oder ein Wächter war, sie glaubte aber eher an letzteres.
Diebe und Assassinen waren meist etwas eleganter und fluchten weniger.

Rabbe blickte sich um. Der Blutgeruch war durchdringend. Sie lauschte, konnte aber niemanden atmen hören und nahm auch sonst wenig Geräusche wahr. Im fahlen Mondeslicht das durchs Fenster schien nahm sie eine Gestalt im Bett und eine am Boden war - als sie näher herantrat stellte sie fest dass man beiden die Kehle durch geschnitten hatte. Jede Hilfe kam zu spät. "Verdammt.", fluchte Rabbe leise und so scharf die Luft ein. Deswegen stand Lissy also auf ihrer Liste. Aber sie sah so panisch aus... Wenn sie eine normale Mörderin ist, warum sah sie so panisch aus?, schoss es ihr durch den Kopf, was sie für den Moment aber zur Seite schob. Fakt war - Lissy Ente war in diesem Gebäude gewesen als diese Leute starben. Das Blut war noch warm, sie starben offensichtlich erst vor wenigen Minuten.
Rabbe stieg vorsichtig über die Leiche und ging kurz in andere Räume in der Hoffnung dort vielleicht überlebende zu finden. Sie fand zwei junge Männer ermordet in ihren Betten, sonst niemand weiteres.
Sie biss die Zähne zusammen. Es gab keine Quittung, dies war also eindeutig unlizenziert. Sie ging hastig zum Ausgang zurück wo sie schnell ihre Kutte und das Tuch das ihr Gesicht verbarg abstreifte und in eine Tasche stopfte die sie bei sich trug, dann holte sie ein Absperrband der wache aus ihrem Gürtel, trat nach draußen und sperrte provisorisch den Tatort ab bevor sie zum nächsten Klackerturm sprintete.

Ganz woanders
Der Mann strich sich ungeduldig durch die weißen Barthaare als der Diner zurück kehrte. "Es tut mir Leid, mein Herr, aber der Meister wünscht dass sie morgen zurück kehren, er ist nach dem langen Tag erschöpft."
"Erschöpft? ich kann nicht einfach jeden Tag hier auftauchen, dass weiß er ganz genau, ich habe eine Deckung zu wahren! Ich will jetzt meinen Lohn haben und ich will wissen wie lange es noch dauert verdammt! Ich will dass sie alle vernichtet werden, alle in Ungnade fallen! Chaos für alle! Chaos und Blut!", regte er sich auf und wedelte mit einer Mappe herum die er eigens zusammen gestellt hatte.
"Es tut mir Leid, aber der Meister hat bereits einen Besucher, und,-"
Vielbert stieß den Mann mit seinen prankengleichen Händen weg und drang ohne weiter abzuwarten in den Raum ein. Zwei Gestalten drehten sich zu ihm um. Ihre Köpfe bleiben im Schatten. "Ach... Vielbert. Es tut mir Leid, ich hatte nicht damit gerechnet dass du heute noch kommst." Der Mann stand auf und kam näher. Im Feuerschein wirkte er älter als er war, doch Vielbert hatte ohnehin ein schlechtes Sehvermögen - er erkannte sein gegenüber vor allem an der stimme und am Geruch.
"Ich habe die neuen Informationen besorgt, ich will dafür entlohnt werden! Und warum ist die Wache immer noch bestehen? Die Operationen läuft doch schon über zwei Wochen!"
"Und es wir noch ein paar Wochen mehr dauern, vielbert."; sagte sein gegenüber jovial und gab ihm einen Beutel Geld als er ihm die Mappe abnahm. "Und ich bin dir weiterhin sehr dankbar dass du diese Aufgabe übernommen hast und dich so um Verschwiegenheit bemühst."
Der weißhaarige blickt gierig auf den Beutel Geld in seiner Hand. Er konnte es kaum abwarten es auszugeben, es schien ihm schon so lange her zu sein dass er zuletzt Gelegenheit für etwas Spaß gehabt hatte.
"Aber den Mädchen passiert nichts, stimmts?", fragte er plötzlich als sein Kopf unkontrolliert hoch zuckte.
"Aber nein, natürlich nicht.", der andere legte ihm kameradschaftlich den arm über die Schulter und führte ihn langsam zur Tür zurück. "Wir kümmern uns nur um die Wächter, mit den Mädchen wird alles gut."
Vielbert schnupperte und sein Kopf zuckte zurück in Richtung der anderen Gestalt. "Wer ist das? Er riecht seltsam!"
Der Druck auf seiner Schulter verstärkte sich. "Niemand der dich interessieren muss. DU hast dein Geld und diene Befehle, bitte halte dich daran.
"Aber,-"
"Auf wiedersehen, Vielbert." sagte er mit Nachdruck und drückte den jüngeren nach draußen bevor er die Tür schloss und sich zurück drehte. "Wo waren wir?"


Rabbe trat ungeduldig von einem Bein auf das andere als nach einer gefühlten Ewigkeit endlich Charlie Holm mit Tussnelda im Schlepp antrat. Beide sahen sehr, sehr müde aus. "Hättest du den Mord nicht morgen früh finden können?", klagte Tussi als sie näher kam, während Charlie direkt an ihnen vorbei ins Haus ging um sich einen Eindruck zu verschaffen. Rabbe biss die Zähne zusammen. Sie hatte mit äußerster Dringlichkeit die zwei Tatwortwächter angefordert und war, während sie gewartet hatte selber nochmal durch den Tatort gegangen und hatte einige Lampen angemacht damit sie selbst sich ein genaueres Bild von allem machen konnte. Eigentlich wollte sie nur so schnell es ging Lissy verhören - aber sie hatte in die Klackernachricht weder ihren Namen hinein schrieben können, noch ihre Beschreibung. Es wäre ein Problem zu erklären woher sie wusste wie die verdächtige hieß, und hätte sie eine Täterbeschreibung einer blonden, durchschnittlich großen Frau angegeben hätte sie beim wieder ein treffen im Wachhaus wahrscheinlich den diensthabenden Tresenrekruten vorgefundenen der Stolz verkündet hätte ein Dutzend verdächtiger auf der Straße festgenommen zu haben. Sie schauderte als sie Tussi ihren Finger für einen Abdruck hinhielt. Natürlich waren ihre Abdrücke aktenkundig, es machte die Arbeit vor Ort meist aber doch noch einmal einfacher alle Informationen vor Ort zu haben. "Ich hab soweit schon alles angeschaut was für mich wichtig ist - aber ich hab unsere Zielperson vorhin herausgehen sehen und mache jetzt noch ein paar Nachforschungen. Wenn jemand fragt - ich gehe mich daheim umziehen und kümmere mich dann darum die Fahndung rauszugeben.", sagte sie leise, während brav die Abdrücke auf die Unterlage presste. Tussi nickte ernst. Ihr war wohl bewusst wie kritisch die Lage war - Rabbe konnte nicht zugeben dass sie wusste wie die mutmaßliche Täterin hieß, gleichzeitig war auf Basis der ungefähren Beschreibung aber wenig machbar. Sie gingen noch ein paar Formalitäten durch bevor Rabbe den Tatort den Tatortwächtern überließ und in die Nacht verschwand.

Lissy Ente schlug panisch die Tür ihrer Kajüte hinter sich zu. Ihr war schwindlig, schlecht, ihr Kopf hämmerte und sie hatte Angst. Ihr Blick fuhr durch den Raum aber von Wilhelm war keine Spur zu sehen - bis auf eine kleine Notiz auf dem Tisch die darauf hindeutete dass er offenbar noch einmal raus gegangen war um etwas zu erledigen. "Verdammt, Wilhelm... Warum gerade jetzt?", murmelte sie und sank aufs Bett. Sie konnte sich nicht recht erklären was passiert War. Sie erinnerte sich dass sie in das Haus eingestiegen war um einige Juwelen zu entwenden und dann war das nächste was sie wusste wie sie neben zwei toten zu sich gekommen war.
Sie war sich nicht einmal ganz sicher ob sie eine Quittung hinterlassen hatte, so panisch war sie gewesen.
Lissy war sich darüber im klaren das so etwas ärger geben konnte - wenn sie wirklich vergessen hatte die Quittung hin zu legen würde das Ärger geben und sie musste wieder Nachreichungsgebühr bezahlen. Aber was hätte sie tun sollen? Als sie die beiden Toten gesehen hatte hatte sie genommen was sie kriegen konnte und war gerannt.
"Aber hab ich eine Quittung da gelassen oder nicht? Und was macht mich für die wache verdächtiger, wenn eine da liegt oder wenn keine da liegt?", murmelte Lissy nachdenklich und ging auf un ab. An der Kommode machte sie halt, holte eine Flasche Bärdrückers hervor und genehmigte sich einen langen Zug. Beruhigt setzte sie sich wieder. Der Alkohol half ihr wieder zu Ruhe zu finden.
"Lissy Ente.", knurrte eine tiefe Stimme und die Diebin fuhr entsetzt herum.
Im Fenster stand eine vermummte Gestalt - eine weite Kutte verhüllte die Statur und den Kopf, ein Halstuch schien den Mund zu verdecken. Die Augen waren unter der Kapuze nicht auszumachen. Bevor Lissy weiter reagieren konnte sprang das etwas vor, packte sie und presste sie fest gegen die Wand. "Du warst eben in der Weberstraße im Haus der Lady Enitol! Was hast du dort getan?"
Lissy wimmerte panisch etwas unverständliches.
"WAS HAST DU DORT GETAN?!", grollte die Gestalt und stieß ihren Kopf gegen die Wand.
"Bitte tu mir nichts! Bitte!", jammerte sie und begann zu weinen. "Ich bin eine lizenzierte Diebin , ich...Ich wollte doch nur ein wenig Schmuck stehlen, das ist mein Dschobb! Ich kam rein und dann wurde ich irgendwie ohnmächtig! Ich wachte auf und da lag diese Frau und ein Mann und sie waren tot und überall war Blut! Ich hab doch dringend einen Erfolg gebracht, die ganze Nacht hab ich kaum Beute gemacht und die Gilde wirft einen raus wenn die Quoten zu schlecht sind! Ich könnte doch nie.. ich hab doch, ich...", sie brach in unkontrolliertes Geschluchze aus und der druck nahm ab. Sie sank gen Boden und zitterte.
Als sie endlich wagte wieder aufzusehen war die Gestalt verschwunden.

Rabbe setzte sich auf auf ein Dach und dachte nach.
Lissy war vollkommen aufgelöst gewesen. Sie wirkte nicht wie eine Mörderin - und Rabbe glaubte auch nicht dass sie den Mann der offenbar versucht hatte sich zu wehren so einfach hätte überwältigen können. Als sie die Frau an die Wand gepresst hatte war sehr deutlich geworden dass die Frau zwar durchtrainiert aber nicht allzu kräftig war.
Rabbe fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Die Sache passte vorne und hinten nicht zusammen. In der ganzen Art wie die Frau handelte und wirkte kam einfach nicht der Eindruck auf dass sie besonders skrupellos war. Die Leute die sie überfallen hatte waren allesamt reiche Schnösel denen der ein oder andere Überfall gelegentlich sicher mal ganz gut tat. "Also hat ihr jemand den Mord unter geschoben.", murmelte Rabbe leise und richtete sich wieder auf. Sie würde sich nun schnell umziehen und im Wachhaus eine Fahndung nach einer blonden, durchtrainierten Frau rausgeben. gegen Mittag würde sie die Frau noch einmal als Wächterin konfrontieren. Sie hatte sich bemüht ihre Stimme zu verstellen und die Frau hatte ohnehin unter Schock gestanden. Die Chancen dass sie ihre Stimme wieder erkannte war gleich null.
Und selbst wenn doch... beweisen könnte sie gar nichts.


Kommender Morgen, 8.00

"Uuuuhrg...", stöhnte Rabbe als sie sich streckte. Sie machte ein paar Dehnungen mehr als es an der Tür klopfte und Sebulon hereinkam. "Guten Morgen Rabbe.", sagte er freundlich. Rabbe blieb stehen, sagte aber nichts sondern nickte nur ernst als Zeichen dass sie ihn gehört hatte und seine Worte keine Bedrohung für sie darstellten.
"Ich habe eben mit Charlie Holm gesprochen der mir von dem Mordfall erzählt hat dem du letzte Nacht über den weg gelaufen bist."
Erneutes nicken.
"Ich habe eine kurze Frage dazu. Wie du sicher verstehen kannst habe ich meinen Aufnahmedämon bei mir, meine Frage und auch deine Antwort wird aufgezeichnet, natürlich nur für die Vollständigkeit der allgemeinen Aktenlage. Ich habe mich, als ich deinen Fahndungsaushang vorhin las nur gefragt ob du mir kurz schildern könntest was genau dich letzte Nacht dazu bewogen hat im Schlummerhügel spazieren zu gehen und was sich im weiteren abgespielt hat."
Rabbe blickte ihn abschätzig an, ging zurück hinter ihren Schreibtisch und setzte sich, Sebulon nahm ihr gegenüber platz und stellte den Dämon auf den Tisch.
Der Lance Korporal schien einen Moment über die Möglichkeiten dieser Situation nachzudenken bevor sie antwortete. "Ich bin durch die Stadt spaziert weil ich nicht schlafen konnte. Kommt mal vor. Schlummerhügel ist eine Schöne Gegend, ich bin über den Haufen gelaufen und wollte dann durch Schlummerhügel zurück Richtung Stadtmitte."
Der Zwerg nickte. "Und als du durch die Weberstraße gingst...?"
Rabbe blickte genervt, antwortete nach einem Schluck Kaffee aber. "...sah ich eine Frau aus einem Haus stolpern. Sie wirkte leicht panisch also prägte ich mir ihr aussehen genau ein, zumal sie noch verdächtiger erschien als mir auffiel dass sie Geld verlor. Als ich näher kam war die Frau schon weg, die Sachen die sie verloren hatte waren aber blutbefleckt. Ich befürchte einen illegalen Raub und ging zum Schutz der Personen in das Gebäude um nach dem rechten zu sehen."
Sebulon notierte sich etwas und sah sie nachdenklich an. "Du bist in das Gebäude hinein gegangen?"
Rabbe nickte. "Ich ging erst an de Tür, klopfte an und klingelte und rief, nach Vorschrift, dass ich von der Stadtwache bin. Als niemand öffnete bin ich, zum Schutz der Personen durch das Fenster hinein gegangen dass die Verdächtige offen ließ. Drinnen fand ich dann die Leichen. Kannst du übrigens auch alles meinem Bericht entnehmen." Sie warf ihm selbigen hin.
Er blickte von ihr zum Bericht und blickte skeptisch. Dann las er einen Moment und nickte.
"Die Frau die du gesehen hast...", er zog einen Zettel aus seinen Unterlagen und las vor. "ist ein mittelgroßer Mensch, blond, trug ein kleines Abzeichnen der Diebesgilde, hat ein Tattoo in Form eines roten Ankers auf ihrem Unterarm und trug relativ teure Stiefel." Er schaute sie abwartend an.
Für einen Moment herrschte schweigen bei dem sich beide fragend ansahen. "Ja, so sah sie aus." bestätigte Rabbe nach einer Weile, unschlüssig was er wollte.
"Und da bist du dir sicher?"
"Absolut."
"Kannst du mir das Modell deiner Laterne sagen? Sie scheint ausgesprochen gut zu sein."
Rabbe bemühte sich um Ausdruckslosigkeit. Sie hatte den Namen der Diebin bewusst verschwiegen um zu verhindern dass zu offensichtlich wurde dass sie bereits wusste um wen es sich handelte. Dass sie überhaupt das Symbol der Gilde getragen hatte war eine direkte Lüge gewesen um dafür zu Sorgen dass sie auf legalem Wege schneller eine Verbindung zu ihr herstellen konnte - wenn Rabbe nur von einer blonden, tätowierten Frau gesprochen hätte wären mehrere tausend Menschen in frage gekommen.
"Ich habe extrem gute Augen. Jahrelange Bergwerkarbeit - ihr Zwerge wisst doch dass das die Nachtsichtfähigkeit irgendwann verbessert."
Sebulon zog eine Augenbraue hoch. "Ich bin sicher dieses Wissen steht nicht nur Zwergen zur Verfügung.", sagte er spitz, verzichtete aber auf einen weiteren Kommentar. "Möchtest du zu dieser Sache noch etwas bemerken?"
"Ist das jetzt schon ein Verhör oder was? Ich habe mein möglichstes getan um den Opfern in dem Haus zu helfen. unter den Umständen unter denen ich agiert habe wäre alles andere unterlassene Hilfeleistung gewesen.", knurrte die Ermittlern, verärgert dass man ihr scheinbar wieder aus allem einen Strick drehen wollte.
"Es scheint so. Wenn du nichts weiter bemerken willst schalte ich den Dämon jetzt aus.", sagte der Zwerg, tat eben dies und packte seine Unterlagen wieder ein. "Ich danke dir für deine Auskunft, Lance Korporal. Das macht die Aktenlage um einiges deutlicher. Einen Schönen Tag noch" er ging und schloss die Tür hinter sich.
"Ja, du mich auch du mieser, kleiner...", grummelte Rabbe und trank noch etwas Kaffee.

28.09.2014 13: 17

Daemon Llanddcairfyn

Daemon wachte auf. Er war noch immer angeschlagen, aber mittlerweile drehte sich der Raum, wenn er aufstand, nur noch in eine Richtung gleichzeitig. Der Besuch bei den Alchemisten war im Nachhinein betrachtet keine gute Idee gewesen. Beim nächsten Mal würde er einen Helm tragen. Er hatte den Überblick verloren, wie viele Tage er außer Gefecht gesetzt war, die Damen des Boucherie Rouge hatten sich glücklicherweise um ihn gekümmert. Er stand auf, hielt sich am Pfosten des Himmelbetts fest und sah sich um. Was sollte schon passiert sein, in der kurzen Zeit, in der er nicht im Dienst war? Es würde schon nicht irgendwer die ganze Stadtwache umstrukturiert haben. Er ging einen Schritt und stellte fest, dass dieses Unterfangen gut gelang.
Kurze Zeit später stand er gewaschen und in der grauen Uniform der Dienststelle im Flur der ersten Etage und sah sich um. Offenbar waren alle unterwegs. Die Wächter der Dienststelle konnten ihm derzeit sowieso nur wenig behilflich sein, es sei denn, sie hätten spontan umfangreiches Wissen im Bezug auf die Grundfesten der Realität angesammelt. Er ging die Treppe hinunter zum Erdgeschoss.
Die Scheibenwelt war eine ausbalanzierte - nun - Scheibe. Wurde eine Seite zu schwer, kam alles ins Kippen. Er vermutete, dass es sich mit den Kräften AUF der Welt genauso verhielt. Je wichtiger eine Konvention wurde, desto mehr wurde sie zu einem Baustein der Realität. Und wenn plötzlich etwas an einem dieser Bausteine rüttelte.. oder gleich an mehreren davon... Gleichgewicht, Konvention, Narrativum, Naturgesetze, Magie, Schmetterlinge. Und ehe man sich versieht, kommt es zu Rissen. Immer, bis einer weint. Der Hauptmann trat auf die Straße.
"Schön, sie wieder im Dienst zu sehen", begrüßte ihn Freund Beuteltasche.

30.09.2014 15: 11

Cim Bürstenkinn

* Hafen von Ankh-Morpork, Murmel (Schiff von Lissy und Wilhelm Sprinter), Kapitänskajüte *

Lissy hatte ein halbe Flasche Schnaps leer getrunken und ihre Hände hörten endlich auf zu zittern.
Was war eigentlich passiert? Sie hatte diesen wundervollen Tipp bekommen, über ein Haus voller Reichtümer, doch es hätte niemand zu Hause sein sollen. Im Gegenteil wurde sie scheinbar schon erwartet dort, wurde niedergeschlagen, hatte keine Ahnung was wirklich passiert war und war in einem Haus voller Toten aufgewacht.
Sie war ihrem Schicksal dankbar, dass sie niemand gesehen hatte - aber wenn sie der eigenartigen Gestalt vor dem Fenster glauben schenkte wusste jemand das etwas passiert war. Aber gleichzeitig - gab es auch keinen Hinweis WAS sie gemacht hatte. War das vielleicht nur ein übler Scherz von Wilhelm?
Langsam wurde sie wieder zuversichtlicher. Sie war nun sicher keine Quittung zurückgelassen zu haben, also gab es auch keine Spuren die zu ihr führten. Sie würde sich jetzt ganz sicher nicht stellen, sondern den kleinen Extra-Profit für nicht registrierte Ware behalten - wie sie es schon hunderte Mal gemacht hatte.
»Besser ich gehe arbeiten, sonst fällt meine Abwesenheit noch auf!«, sagte sie leise zu sich selbst und ignorierte den Fakt, dass sie beim Gehen leicht schwankte. Hatte sie wirklich so viel getrunken?
Als sie die Tür öffnete stand eine junge Frau barfuß in einem abgerissenen Nachthemd voller Blutflecken vor ihr, die braunen Haare wirr ins Gesicht hängend, mit Dreck bis zur Unkenntlichkeit beschmiert und mit absurd wirkenden weißen Lederhandschuhen. In jeder Hand hielt sie einen Krummdolch mit Schneiden auf beiden Seiten der Klinge.
»Hallo Lissy! Ich hab mich schon gefragt, wann du endlich die Tür aufmachst! Klopft man auf einem Schiff eigentlich an?«
Lizzy gab der Diebin einen Stoß der sie zurück in die Kajüte warf und schloss die Tür hinter sich.
»Eigentlich kannst du nichts dafür, aber du bist einfach so eine ideale Ablenkung von alledem was gerade passiert, dass der Plebejer auf deinem Tod besteht. Außerdem hast du ihm etwas persönliches weggenommen.«
Lizzy hielt das Messer in ihrer linken Hand knapp vor die Kehle der Diebin und beugte sich zu ihrem Ohr.
»Wo ist der Ring?«, flüsterte sie leise und ließ die Klinge des rechten Messers ganz zart über ihre Haut streifen, ohne sie zu verletzen.
Lissy war verwirrt. War das ein unlizenzierter Diebstahl? Sie dachte eher einen irren Mörder zum Opfer zu fallen, aber einen Ring…
»Ich weiß nicht was du meinst«, antwortete sie knapp. Plötzlich war ihre Angst völlig verschwunden. Man beraubte keinen Dieb. Das war fast so wie einem Verkehrsexperten einen Strafzettel zu verpassen. Wo war überhaupt Wilhelm? Er sollte längst wieder da sein.
Sie beschloss die Sache selbst in die Hand zu nehmen und rammte ihr Knie in Lizzys Magengrube. Als ihre Arme frei wurden, versetzte die Diebin ihrer Gegnerin einen Schlag mit der Elle ihrer linken Hand der sie nach hinten warf.
»Ich weiß ja nicht wer du bist«, keuchte Lissy zornig und richtete sich auf, »aber du wirst noch bereuen, dass du eine Piratin überfallen hast!«
Lizzy rieb sich das Kinn und verzog das Gesicht. »Guter Schlag, aber…«, ein Grinsen stahl sich in ihr Gesicht, die Augen drückten eine bösartige Freude daran aus, was gleich passieren würde.
Du bist in Sachen verwickelt die du nicht verstehst. Jetzt gib mir den Ring, den du in der vorigen Nacht dem Mann auf der Straße abgenommen hast.

Die hohle, unirdische Stimme erschreckte Lissy. Was war dieses Mädchen? Da verwandelte sich die schlanke, unscheinbare Form in ein dreiköpfiges Monster, ein Drachenkopf, ein Ziegenkopf und ein Löwenkopf.
Weißt du was wirkliche Schmerzen sind? Das sind jene in deinem Kopf! Ich zeige es dir

Plötzlich schrie Lissy laut auf. Schrie primär wegen der furchtbaren Bilder von Folter, Mord, Hunger und Krankheit vor ihrem geistigen Auge, die sich tief in ihr Gehirn fraßen.
Der Ring? Jetzt?

Lissy wollte nur noch das es aufhört. »Unterste Lade in der Kommode. Sie hat einen doppelten Boden!«
Gemächlich ging Lizzy zu dem Möbelstück und zog die Lade auf. Lissy schrie und bettelte, sank auf die Knie und presste die Hände auf die Augen, schlug mit den Fäusten auf ihre Stirn, doch die Schmerzensbilder hörten nicht auf.
Unter einem Haufen schmutziger Wäsche gab es tatsächlich einen doppelten Boden, unter dem eine große Anzahl netter Kleinode zu finden war.
Da lag auch der Ring. Wunderschön poliertes Rotgold, mit Rubinen in der Form eines Oktogrammes. Der Ring war wertvoll aber nichts unglaublich teures. Wahrscheinlich war er eine Spezialanfertigung für eine sehr spezielle Dame. Lizzy steckte den Ring, gemeinsam mit dem anderen wertvollen Zeug in einen kleinen Lederbeutel, und band ihn an ihr Nachthemd.
Soll ich es beenden? Das muss ja furchtbar unangenehm sein

»Ja bitte, mach es weg. Es soll weg gehen!«
Lizzy näherte sich der Diebin – ihre Gestalt hatte sich nie geändert, doch Aeshmas Bild gepaart mit Dingen die er getan hatte, waren genug um furchtbare Schmerzen in ihrem Kopf zu verursachen, den aufkeimenden Willen zum Widerstand zu brechen und Schlimmeres.
Auf Zehenspitzen ging sie langsam näher, nahm Lissys Kopf zärtlich in ihre Hände und streichelte ihn mit ihren weißen Lederhandschuhen.
»Alles wird gut«, flüsterte sie wieder mit normaler Stimme, zog eine lange Nadel aus dem Saum ihres Kleides und drückte sie tief in das Ohr der Diebin.
Etwa dreißig Minuten später kam Wilhelm Sprinter auf das Schiff. Es war ein erfolgreicher Tag gewesen und er rechnete ihm Kopf nach, was ihm nach der Abführung der Abgaben bleiben würde.
»Ich bin wieder da Lissy«, schrie er die Treppe nach unten ohne eine Antwort zu bekommen. Er zurrte noch sicherheitshalber das Seil am Steg fest und ging dann unter Deck.
Das Bild das sich ihm bot, als er die Kapitänskajüte betrat ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Lissy saß mit einem breiten, eingefrorenen Lächeln am Schreibtisch, die Augen waren weit offen und sahen in Richtung der Tür. Ein Bein war über das andere geschlagen und sie hatte ein Buch auf dem Schoß.
Wilhelmstürzte zu ihr, schüttelte sie, küsste sie, doch sie blieb tot – kein Tropfen Blut war an ihr zu sehen. Keine Verletzung die erklärt hätte, warum sie gestorben war.

* Lizzys schäbige Wohnung *
Lizzy saß in ihrer schäbigen Wohnung und wippte sanft vor und zurück.
Du hättest sie foltern können. Wir sind nun so viele Jahre zusammen und du hast das Prinzip von Grausamkeit noch immer nicht verstanden

»Da hast du wohl recht, mein Freund. Aber es ist einfach nicht mein Stil. Außerdem habe ich mit allen abgerechnet die auf meiner Liste standen. Ich will jetzt mein Haus und mein Leben zurück. Glaubst du wirklich der Plebejer ist geeignet? «
Kurz schwieg Aeshma, als müsste er eine Entscheidung überdenken.
Mir wäre es lieber, du würdest mich nicht verlassen. Aber ich glaube, du hast deine Entscheidung schon getroffen

Lizzy zog das verdreckte Nachthemd und die Lederhandschuhe aus und warf sie in den brennenden Ofen, der das Zimmer in ein unstetes Licht hüllte.
Sie zog eine Bluse mit aufgetickten Blumen, ein normales Kleid an, streifte ein paar weiche Lederstiefel über die nackten Füße und samtene Handschuhe über die Hände.
Eine kurz geschnittene Jacke und ein schräg sitzender Hut über den geflochtenen Haaren machten gemeinsam mit einem kleinen Schirm die Erscheinung der jungen Lady perfekt.
Sie legte den Verlobungsring auf den kleinen Esstisch und ließ die Wohnung und die verrückte kleine Lizzy hinter sich – kehrte als Elzbeth Pemmbruck wieder in die Welt zurück.


* Wachhaus Pseudopolisplatz *
Cim musste für Chi einspringen, der sich unwohl gefühlt hatte und nicht Streife gehen konnte.
»Wie verdammt nochmal kann sich ein Vampir überhaupt unwohl fühlen?«, hatte er geknurrt und war mit Menelaos die zweite Route gegangen. An diesem Tag war nur mühsamer Kleinkram, häuslicher Unfrieden der einerseits nicht das befriedigende Gefühl vermittelte wirklich etwas gegen das Böse getan zu haben und andererseits sehr müde machte.
Er hatte aufgehört zu zählen wie oft sein Kollege an diesem Abend den Geruch gewechselt hatte – die einzige Abwechslung der Streife.
Er freute sich regelrecht nach Dienstende zurück ins HQ gehen zu können und war gespannt was seine Kolleginnen heraus gefunden hatten.


01.10.2014 16: 44

Rabbe Schraubenndrehr

*Büro 213*

Rabbe hörte ein Kichern und ein ploppendes Geräusch als eine Rohrpost ins Büro plumpste und einen klebrigen Fleck an einer Wand hinterließ. Sie war zu müde um sich über die Dämonen aufzuregen, ging zu der Kapsel und hob sie mit einem Tuch auf - sie war komplett mit einer Art grünem Schleim bedeckt. "Diese Elendigen Dreckschleudern...", murmelte sie als sie die Röhre abwischte und mit einem anderen Tuch den Fleck von der Wand so gut es fing wegwischte. Die Nachricht selbst war eine kurze Mitteilung von der DOG die ihr mitteilte dass es vier Personen gab die auf ihre Beschreibung genau passten - eine davon war Lissy Ente. Heh. Jetzt muss ich nur noch 'zufällig' als erstes die Ente befragen und von ihr eine Bestätigung kriegen dass sie vor Ort war., dachte die Ermittlerin und grinste kurz. Sie war viel zu müde um ordentlich nachzudenken. Susi hatte ihr inzwischen mitgeteilt dass der ganze Tatort voller Fingerabdrücke und Haare gewesen war. Falls es sich tatsächlich um Lissy Entes Spuren handelte würde Rabbe die Frau erst mal festnehmen müssen. Kann ja eigentlich auch gut sein dass sie es war... Sie wirkte zwar nicht wirklich wie eine Mörderin aber letztlich stand sie ja wohl nicht ohne Grund auf der liste vom Plebejer...
Rabbe starrte auf die Namen auf dem Zettel. Es fiel ihr schwer ihre Gedanken zusammen zu halten. Wie lange war sie jetzt wach[20]? 30 Stunden? 32? Zu lange um vernünftig zu arbeiten, so viel war sicher. Die Wächterin streckte sich, packte ihre Ausrüstung zusammen und stopfte den zettel in eine ihrer Gürteltaschen bevor sie aus dem Büro wankte. Sie würde Lissy Ente überprüfen, von ihr hoffentlich eine Bestätigung bekommen dass sie am Tatort war und dann in den frühen Feierabend gehen - Es brachte niemandem etwas wenn sie verschlafen zu viele Zeugen vernahm und am ende noch unhöflich gegenüber einem Gildenmitglied war. Außerdem weiß ich dass es Ente war die vom Tatort weg ist. kann ich nur keinem sagen. Dieses ganze Dunkelwachtsache hat halt auch ihre Nachteile., dachte sie und stolperte durch den Gang. "Hey Rabbe! Rabbe!", Kolumbini winkte vor ihrem Gesicht herum. Rabbe schreckte hoch. Er hatte sie offenbar schon mehrmals versucht anzusprechen doch sie war einfach stehen geblieben und war für einen Moment im stehen eingedöst. "Ja?" sie blickte ihn verwirrt an.
"War das die Frau die gestern Nacht aus dem Gebäude raus ist?" Der Kollege hielt ihr eine Ikonographie hin und Rabbe musste zweimal hinsehen bevor sie verstand was sie dort sah. Das Bild zeigte eine junge Frau - blond, tätowiert, grinsend und augenscheinlich tot. es waren keinerlei Verletzungen erkennbar doch die Augen waren leer und die Notizen am Rand der Ikonographie waren ebenfalls recht deutlich. "Ja... Ja das ist sie.", sagte Rabbe leise. Etwas an dem Bild kam ihr ungeheuer grässlich vor, sie war sich aber nicht sicher ob es an dem geisterhaften Ausdruck auf dem Gesicht der Toten lag oder schlicht daran dass Rabbe viel zu müde war.
Kolumbini nickt. "Ich denke dann haben wir unsere Mörderin. Susi meinen dass die Frau auf diesem Bild die gleiche sein muss deren Fingerabdrücke überall in der Wohnung der toten Familie zu finden waren die du letzte Nacht gefunden hast."
Rabbe starrte ihn an. Die Bedeutung dessen was er eben gesagt hatte wurde ihr nur langsam klar. "Also...", sprach sie langsam. "...ist die Hauptverdächtige tot."
Kolumbini nickte.
"Das heißt... wir müssen im Grunde von vorne anfangen."
"Nicht unbedingt, es kann gut sein dass sie trotzdem die Mörderin war, ihre Todesursache ist noch unklar. Wir müssen erst den Autopsiebericht abwarten bevor wir mit irgendetwas anderem weiter machen können."
Rabbe starrte ihn an.
"Ist alles okay, Rabbe? Du schwankst."
Rabbe nickte langsam und hob einen Finger für einen Moment, sah ihn beinahe überrascht an und ließ ihn wieder sinken. "Fred... in dem Fall gehe ich jetzt ins Bett. Will sagen, mache Feierabend. Vor morgen früh kriegen wir den Susi-Bericht eh nicht. Den... Wie heißt die Tote überhaupt?"
"Lissy Ente. und ja, das ist mein Fall." Kolumbini grinste leicht. Soweit er wusste war Rabbe seit irgendwann spät nachts Im Dienst gewesen. Er wusste selber nur zu gut wie einen Schlafmangel mitnehmen konnte.
"Gut. Sag mir morgen irgendwann vielleicht Bescheid wie... das alles.. aussieht und so."
Kolumbini nickte und grinste verschmitzt. "Alles klar." Er ging ins ein Büro und Rabbe begann die Treppe hinunter zu taumeln.


Tussnelda von Grantick las die Akte erneut und kratzte sich am Kopf. Der tot ihre Ziels beunruhigte sie. Im Grunde nagte gerade alles an ihr endlich Feierabend zu machen um ein wenig zu schlafen. Eigentlich hätte sie sich das wohl verdient, immerhin war sie irgendwann mitten in der Nacht zusammen mit dem Kollegen Holm ausgerückt um den Tatort zu untersuchen den Rabbe aufgetan hatte.
Dass der Ort aber über und über voll war mit den Fingerabdrücken der jungen Frau die seit weniger als einer Stunde in der Pathologie lag machte ihr zu schaffen. Es war offensichtlich Lissy Ente, daran hatte kein zweifel bestanden. Die Zielperson die der Plebejer ihnen zugeteilt hatte. Aber sie hatten sie nicht umgebracht, oder? Rabbe war sowie Tussi wusste die ganze Zeit im Wachhaus gewesen... oder? Es war nur schwer nach zu vollziehen wann genau Rabbe die Fahndung rausgegeben hatte - wäre genug Zeit für sie gewesen um Lissy Ente noch aufzusuchen bevor sie ins Wachhaus kam? Und selbst wenn - hätte Rabbe wirklich zu dem Mittel gegriffen die Frau kaltblütig umzubringen wenn sie nicht sicher sein konnte ob sie die Familie umgebracht hatte?
Aber vielleicht hat Rabbe mir gestern Nacht nicht alles gesagt was sie gesehen hat... oder sie hat die Dieben konfrontiert und etwas heraus gefunden was sie die Kontrolle hat verlieren lassen., überlegte Tussi besorgt. Sie konnte Rabbe noch nicht so gut einschätzen aber es war offensichtlich dass sie ein leichtes Problem damit hatte, ihr Temperament im Zaum zu halten. Die vorigen morde hatten sie sehr aufgeregt - waren ihr diesmal die Nerven gerissen und sie hatte die Arbeit selbst in die Hand genommen?
Die Wächterin stützte den Kopf in die Hände und seufzte tief. Es brachte nichts darüber nachzudenken. Das einfachste war, Rabbe einfach danach zu fragen.

01.10.2014 19: 18

Daemon Llanddcairfyn

"Wie dir bekannt ist", begann der Schmuggler nach einiger Zeit des Nebeneinanderhergehens. "Gibt es von Zeit zu Zeit Berührungspunkte in den Aufgabengebieten der Gilden."
"Ich vermute, Du meinst nicht die Bäcker und die Konditoren", brummte Daemon. Freund Beuteltasche schnaubte.
"Den beiden darf man auf dem Gildenball nicht in Quere kommen, wenn sie sich zanken", er schüttelte den Kopf. "Nein, die meinte ich nicht. Stell Dir vor, eine junge Frau ist sowohl als lizenzierte Diebin in der Stadt tätig, als auch im... Romantisch-maritimen Geschäftsumfeld."
"Keiner könnte sich leisten, beide Gildenbeiträge zu bezahlen", erklärte der Hauptmann. Der Schmuggler zündete sich im Schatten der breiten Hutkrempe eine Zigarette an.
"Die junge Dame hat es verstanden, von uns eine Sondererlaubnis zu bekommen." Daemon grinste.
"Du hast wohl einen persönlichen Gefallen von ihr eingefordert, um diese Erlaubnis auszustellen", stellte er fest. Der Schmuggler rümpfte die Nase.
"Wie du weißt, bin ich an solcherlei - Gefallen nicht interessiert", antwortete er kühl und fuhr fort. "Die junge Dame ist heute Abend zu mir gekommen, weil sie glaubt, in eine unangenehme Sache verwickelt worden zu sein."
"Sie ist zu Dir gegangen?", fragte Daemon ungläubig. "Warum hat sie sich nicht an Boggis gewandt, wenn er schon ihre Beiträge bekommt?" Ein sprödes Lachen war die Antwort. "Verstehe."
"Ich habe ihr versichert, dass ich an den offiziellen Kanälen vorbei versuchen werde herauszufinden, was vor sich geht. Das", der grinste, "wärst dann wohl du."
"Und wohin gehen wir jetzt?", fragte der Hauptmann.
"Ich kenne dich", antwortete der Schmuggler. "Du wirst sie kennenlernen wollen, um sicher zu sein, dass du auf der richtigen Seite stehst und nicht auf einen", er lächelte schwach, "Schmugglertrick reinfällst. Wir sind gleich bei ihrem Boot."
"Scheinbar haben wir mittlerweile einen Weg gefunden, miteinander zu arbeiten", sagte Daemon zufrieden, als sie um die Ecke bogen. "Ach Mist", murmelte er, als er die Absperrbänder am Kai sah.
"Tut mir leid. Ich hätte sie gerne gerettet", flüsterte der Schmuggler, als er verschwand, bevor ihn jemand mit dem Wächter zusammen sah.

01.10.2014 20: 34

Rabbe Schraubenndrehr

*An einem sicheren Ort*

Cim trat ins Hauptquartier und wurde von einvernehmlichen Schnarchen begrüßt. Bei näherem überprüfen der Lärmquellen bemerkte er, dass es vor allem Rabbe war die schnarchte - Tussi schlief in einem anderen Raum und war verhältnismäßig leise. Der Vektor beobachtete sie einen Moment bevor er in die Küche schlich um Kaffee zu kochen. Tussi hatte ihm noch von Lissys Tod erzählt bevor sie hierher gekommen war und er hatte die Gelegenheit genutzt um in seinem Büro ein wenig zu schlafen. Wenn sie alle gleichzeitig aus dem Wachhaus weggingen würde es auf Dauer zu auffällig, und so viel Schlaf hatte er in der vorigen Nacht auch nicht bekommen.
Cim nippte an der schwarzen Flüssigkeit und trat in den Trainingsraum. Sah man einmal davon ab, dass Rabbe die Einrichtung zwischendurch kurz und klein gehauen hatte und sie danach ersetzen musste hatten sie bisher nur wenig wirklich trainiert. Meist benutzten sie hier vor allem die Betten und den Besprechungsraum.

Besprechungsraum...
Der Tod von Lissy irritierte den Vektor enorm. Sie hatte auf ihrer Liste gestanden, hatte aber nicht gewirkt wie die typische skrupellose Verbrecherin. Dann wurden ihre Fingerabdrücke am Schauplatz eines brutalen Mordes gefunden und wenige Stunden später wurde ihre Leiche gefunden. Es passte zu gut zusammen und das beunruhigte ihn. Mal sehen was der Plebejer mir wieder erzählen wird... Wahrscheinlich wird er denken dass wir Lissy umgebracht haben... überlegte er, als ihm ein anderer Gedanke kam.
...wenn er es nicht selbst war...


*Boucherie Rouge*
Vielbert schlich durch die Haupthalle, vorbei an einem Wächter der eben Richtung Treppe taumelte, stets bedacht in der nähe der wand zu bleiben. Es roch merkwürdig heute. Stärker nach Desinfektionsmittel, aber auch nach Kuchen als es normal der Fall war. Hatte jemand gebacken? Er krabbelte unter ein Regal als Lance-Korporal Glum Steinstiefel mit einer großen Kuchenschachtel an ihm vorbei kam. Der Zwerg hatte ihn offensichtlich gesehen, denn er streckte den Kopf kurz in Nähzimmer fünf und sagte wahrscheinlich Lieselotte Bescheid dass sie sich um ihn kümmern sollte. Wie erwartet trat seine Angebetete kurz darauf aus dem Zimmer und kam mit angenehmen Bewegungen auf ihn zu. Er ließ sich gerne von ihr hochnehmen und wieder in die Nähkammer tragen. tatsächlich hatte er ihr am Vortag bereits in anderer Form Gesellschaft geleistet und war zwar froh wieder von ihr getragen zu werden aber auch traurig dass er dasselbe nicht mehr mit ihr tun konnte.
Zurück im Nähzimmer setzte Lieselotte ihn aufs Bett und sie sich selbst daneben um ihn ein wenig zu streicheln. Er brummte zufrieden. Er verdiente sehr gut mit seinem gegenwärtigen Auftrag und es gab ihm eine enorme Genugtuung Informationen über die Wache weiter zu geben. Schön und gut - er konnte eigentlich nur in den frühen Abend- und späten Morgenstunden Informationen aus den Büros einsehen, aber das war immerhin mehr als so manch anderer Spion könnte. Es war bisweilen kritisch den Zeitpunkt abzupassen zwischen dem ein Wächter einschlief, aus dem Dienst oder in den Dienst ging und gleichzeitig Lieselotte schlief oder ihn nicht benötigte.
Doch dass war es wert. Hätte er in seiner Kaninchengestalt grinsen können hätte er es nun getan.
Der Plebejer bezahlte ihn sehr gut für seine Informationen, was ihm wiederum Möglichkeiten gab die wenigen Tage die er als Mensch zubringen konnte neuerdings wesentlich angenehmer zu verbringen. Oh Lieselotte... Du bist so anmutig... Wie schade dass ich dich mit anderen teilen muss..., dachte er wehmütig als er sich dichter an die Näherin kuschelte. Es machte ihm einen immensen Spaß die Wache auszuspionieren. Der Plebejer sagte ihm nie etwas über seine Motive , doch die Abscheu auf die Wache war ihm anzumerken. Vielbert war sich sicher - Dieser Mann wollte die Wache zerstören - und er würde ihm dabei helfen.
Leise brummelnd schlief er ein.

02.10.2014 8: 19

Cim Bürstenkinn

Magistrat der Stadt Ankh-Morpork, Nachlassenschaften

»….freuen wir uns vorbehaltlich weiterer Identitätserhebungen festzustellen, dass Fräulein Elzbeth Pemmbrucks Rechtmäßigkeit belegt werden konnte und sie nicht länger als »verschieden« gilt.
»Das freut mich sehr«, sagte Lizzy und sah den Beamten lächelnd an.
»Wäre es möglich jetzt den Schlüssel zu meinem Haus zu bekommen?«
Der Magistratsbeamte sperrte eine kleine Schatulle auf und holte Papierwerk und einen Schlüssel daraus hervor.
»Ich hoffe, Sie verstehen, dass wir ihnen den Schlüssel und Zugang zum Haus nur bis auf weiteres übergeben können. Die Überprüfung der Umstände des Todes ihrer Verwandten ist noch am Laufen und eventuell benötigen wir noch Details bezüglich Ihrer Rückkehr von Hersheba!«
Lizzy setzte ein verbindliches Lächeln auf. »Das ist doch selbstverständlich«. Sie stand auf und nahm den Schlüssel und die Auflistung ihres Vermögens vom Tisch.
Sie hielt ihm die Hand für einen höflichen Kuss entgegen und er schüttelte sie verlegen. »Was immer ich noch tun kann um Sie zu unterstützen … bitte kommen sie einfach auf mich zu!«
Mit lauten Schritten und schwingenden Hüften verließ sie das kleine Büro und nickte den Wachen beim Verlassen des Patrizierpalastes gnädig zu.
Gib zu, dass du den Kerl am liebsten ausgeweidet hättest!

Sie zuckte mit den Schultern und stieg in ihre Kutsche. »Das ist ein Beamter. Jeder normale Bürger dieser Stadt, hat das Bedürfnis das zu tun«, antwortete sie in ihrem Kopf. Sie wollte den Kutscher nicht unbedingt verwirren. »Was zählt ist das Ergebnis. Ich habe mein Haus wieder. Jetzt brauche ich nur noch Bedienstete und muss mir einen Überblick verschaffen, was vom Geld meiner Eltern noch übrig ist.«
Ich will, dass mein Kult in dieser Stadt offiziell eingeführt wird. Hast du dafür schon Pläne gemacht?

Lizzy schwieg kurze Zeit. »Können wir das nicht auf die Zeit nach dem Wechsel verschieben? Der Plebejer wird dafür geeigneter sein, als Fräulein Elzbeth Pemmbruck!«
Du hast eine Verpflichtung übernommen und ich bin noch nicht völlig überzeugt, dass meine Einigung mit dem Plebejer so einfach wird wie mit dir. Er könnte eigene Ideen haben. Und ich hoffe, er neigt eher zur Grausamkeit als du.

Sie nickte stumm. Eventuell hatte sie eine Chance dem Kult eine etwas sanftere Färbung zu geben, als der Vermummte das tun würde. Bisher hatte er unglaubliche Skrupellosigkeit an den Tag gelegt. Lissy musste nur sterben, weil sie dem falschen Mann einen Verlobungsring abgenommen hatte.
»Also gut«, sagte sie laut, »Gründen wir den Aeshma-Kult in Ankh-Morpork neu!«

* Schatten - eine Sackgasse *

Wären seine Pläne nicht so wunderbar gelaufen, hätte er sich in diesem Moment massiv über die Unpünktlichkeit von Bürstenkinn geärgert.
Seine Organisation hatte erfolgreich den Sklavenhandel mit Kindern von Gabraond übernommen, war mit unglaublichem Profit in die unlizenzierte Inhumierung eingestiegen und auch der Diebstahl mit gefälschten Quittungen , sowie der Handel mit gefälschten Quittungen florierte.
Er hatte sogar seinen Verlobungsring zurück und konnte ihn sich selbst mit einer Entschuldigung zuspielen.
Gleichzeitig zählte er die Tage bis - es passieren würde. Bei all der Arbeit rund um den Aufbau seiner Organisation vergass er manchmal warum er in die Vergangenheit zurück gekehrt war.
Es war nun an der Zeit sich dieser ganzen Wächterbande zu entledigen und dafür hatte er das richtige Mittel bei sich.
»Du bist spät dran!«, sagte er als er den typischen Wächterschritt näher kommen hörte.
»Jetzt bin ich ja da!«, antwortete Bürstenkinn und sah den Vermummten misstrauisch an.
»Auf jeden Fall habt ihr die Sache mit Lissy Ente sehr gut erledigt! Keine Spuren, keine Zeugen. Ehrlich gesagt, bin ich ein wenig beeindruckt.«, er zog einen klimpernden Beutel aus der Manteltasche.
»Das hier werdet ihr wohl für den nächsten Kandidaten brauchen! Er ist etwas herausfordernder und gleichzeitig auch das Schlimmste Subjekt in dieser Stadt. Ihr werdet Ankh-Morpork von einem Schandfleck befreien, der seines gleichen sucht.«
Damit überreichte er ihm eine Mappe um die zwei Gummibänder gespannt waren.
»Ihr müsst euch etwas beeilen. Das Leid, dass er täglich anrichtet ist kaum zu ertragen, wie ihr feststellen werdet«
Damit drehte er sich um und ging.
Cim wartete, bis er verschwunden war und löste die Bänder von der Mappe.
»Verdammt!«, entfuhr es ihm, als er sah, wer der Kandidat war.

* Später im Hauptquartier *

Müde kam er in ihr Versteck zurück und stopfte Geld und Unterlagen in sein Geheimversteck. Dann setzte er sich in den Planungsraum und entkorkte eine Flasche Rum. Das war der richtige Zeitpunkt seine Abstinenz zu beenden.
Er wollte keine Geheimnisse mehr vor den Beiden haben, aber sollte er sie wirklich auf diesen Gegner loslassen? Andererseits – wenn nur die Hälfte von den Verbrechen von ihm begangen wurden, brachte er unsägliche Schmerzen und Kummer über die Menschen dieser Stadt. War eigentlich, der Grund für das Existieren der Dunkelwacht.
Erfolglos versuchte er weiter, das Problem mit Alkohol zu bekämpfen.


02.10.2014 10: 19

Daemon Llanddcairfyn

Kolumbini drehte die Akten in seinen Händen. Der Hauptmann musste sich große Mühe geben, nicht einfach danach zu greifen.
"Ich will Dir den Fall ja nicht wegnehmen", erklärte er. "Aber ich kann vielleicht etwas zur Lösung beitragen."
"Es steht nicht mehr drin, als ich Dir gesagt habe", antwortete der Andere. "Lissy Ente wurde gestern von Rabbe beim Verlassen eines Mordtatorts gesehen. Kaum war die Fahndung raus, wurde sie auf ihrem Boot tot aufgefunden. Ihr Mann hat uns bestätigt, dass von der Beute aus dem Mordhaus keine Spur zu finden sei, er kenne alle Verstecke, die sie auf dem Boot nutzten. Derzeit vermuten wir, dass noch jemand anderes als Rabbe sie gesehen hat und sich unlizenziert die Beute geholt hat", er öffnete die Akte.
"Ungewöhnlich sind nur die nicht ermittelbare Todesursache und die Art, wie man sie gefunden hat. Sieh selbst", er reichte dem Offizier einige Ikonographien und den vorläufigen Bericht von SuSi.
"Ich habe Hinweise bekommen, dass Lissy Ente in diese Sache nur hinein verwickelt wurde", erklärte der Llamedône. Kolumbini stutzte.
"Merkwürdig. Rabbe hat etwas ähnliches gesagt, als ich ihr sagte, dass wir den Mordfall abschließen können", er machte eine Pause. "Ich denke jedenfalls, dass sie so etwas meinte. Sie war etwas - müde."
"Vielleicht sollte ich mir ihr sprechen", schloss Daemon. "Ich werde mal sehen, ob ich sie finden kann." 'Gleich nachdem ich mich um eine andere Sache gekümmert habe', beendete er den Satz in Gedanken.

02.10.2014 10: 46

Rabbe Schraubenndrehr

Nachdem der Vektor eine Weile lang über die Problemlösung gegrübelt hatte und die Flasche dabei recht zügig immer leerer geworden war, hörte er irgendwann Schritte näher kommen. Zu müde und betrunken um sich umzudrehen wartete er ab bis Rabbe sich ihm gegenüber setzte. Sie gähnte.
Er starrte sie aus glasigen Augen an. Normalerweise würde er sich jetzt wahrscheinlich über die Ungeheuerlichkeit ihrer Situation auslassen - aber er war zu betrunken. Wortlos wankte er zu seinem nicht mehr ganz geheimen Versteck und holte die Mappe. In einem wilden Zick-zack-Kurs kehrte er zurück und schob ihr den Umschlag über den Tisch. Dann widmete er sich wieder voller Hingabe dem Rest in der Flasche.
Rabbe rieb sich die Augen, warf einen leicht nachdenklichen Blick auf ihr Gegenüber und öffnete die Akte.
Sie machte schockiert den Mund auf und ließ ihn einen Moment offen während die Informationen die sie hier las nur langsam zu ihr durchdrangen. Sie legte die Unterlagen hin, blickte zum betrunkenen Cim, der begonnen hatte die nun leere Flasche herum zu drehen und sah zurück auf die Akte. Dann stand sie auf und holte noch zwei Flaschen, stellte eine vor Cim ab und genehmigte sich selbst einen ordentlichen Schluck.
"Verdammter Mist", stellte sie dann fest und knallte die Flasche deutlich hörbar auf die Tischplatte. Cim nickte müde.
Rabbe lief ein paar Minuten auf und ab, sichtbar mit Aggression ringend. Nach ein paar Minuten blieb sie stehen und schaute Cim an. "Eigentlich können wir uns fast freuen." sie nickte grimmig. "Jetzt haben wir endlich ein Ziel das sich wirklich lohnt! Im Palast läuft alles zusammen - wenn wir Drumknott erledigen bringen wir wahrscheinlich eine ganze Reihe anderer dazu sich zu verraten oder einfach ihre Zelte abzubrechen. Zumindest... wenn das stimmt was hier steht." Rabbe setzte sich wieder und bemühte sich, Cim ernst anzusehen, doch er hatte inzwischen sehr viel getrunken. Er blickte sie fragend an. "Das hier ist unser kritischster Punkt. Rüdiger war offensichtlich schuldig und er hätte uns getötet wenn wir ihn nicht erwischt hätten - die SiPri wurden von den Assassinen erledigt, waren aber auch eindeutig schuldig. Lissy dagegen... Lissy wirkte nicht wirklich bösartig. Wir wissen nicht wirklich ob sie die Leute umgebracht habe, auch wenn der Susi Bericht sagt dass sie es tat. Selbst wenn - sie starb sehr plötzlich bevor wir sie erreichen konnten und dass du mir hier eine neue Akte präsentierst und dich halb bewusstlos trinkst sagt mir, dass der Plebejer uns ihren Tod zuschreibt. Wir müssen sehr genau alle Umstände ermitteln bevor wir etwas gegen Drumknott tun. Er ist zu wichtig um bei ihm einen Fehler zu machen."
Cim nickte. "Wir sollten die Familien befragen. In den Schatten." Mehr schien er nicht dazu bemerken zu wollen denn sein Blick schweifte erneut ins leere.
Rabbe blickte wieder in die Akte. Politiker waren nach ihrer persönlichen Sichtweise grundsätzlich korrupt und gewissenlos. Deren Sekretäre dürften nicht viel anders sein.
Dennoch gefiel ihr diese Sache nicht.
Sie nahm ihre Flasche zur Hand und leistete Cim weiter beim trinken Gesellschaft.

02.10.2014 14: 32

Cim Bürstenkinn

Am nächsten Morgen wurden sie relativ unsanft von Tussnelda geweckt, als sie neue Fackeln in die Halterungen steckte und anzündete.
»He, Ihr macht hier auf Party ohne mich zu wecken? Wie egoistisch ist …..«, während Rabbe und Cim zusammenzuckten und vom Tisch hochfuhren nur um gleich wieder darauf nieder zu sinken, zog Die SUSI-Wächterin die Mappe aus einer Lache aus Rotwein, Schnaps und weniger erfreulichen Dingen und klopfte sie ab.
»Drummknott!«, entfuhr es ihr und als sie weiter las konnte sie nur noch ungläubig den Kopf schütteln.
»Wir müssen die Familien überprüfen, bevor….«, begann Rabbe und stöhnte beim Klang ihrer eigenen Stimme.
»….wir irgendetwas unternehmen!«, ergänzte Cim, schluckte schwer und suchte vergeblich seinen Flachmann.
»Was meint ihr mit unternehmen? Wollt ihr tatsächlich Drummknott ans Leder? Habt ihr völlig den Verstand verloren? Hatten wir nicht darüber gesprochen, dass der Plebejer uns eine Falle stellen wird? Das mit Lissy – ich bin nicht überzeugt, dass sie wirklich die Mörderin war! Eventuell läuft der noch irgendwo da draußen herum!«
Rabbe nickte. »Wir auch nicht. Aber wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, was in der Evidenzliste steht, dann können wir das nicht einfach ignorieren!«
Cim brummte bestätigend. »Erpressung, Falsche Anklage, Mord – alles um der Führungsschicht das Leben einfacher zu machen, unangenehme Kontrahenten aus dem Weg zu räumen oder für eine erstaunliche hohe Spende für »wohltätige Zwecke«. Ich kenne Drummknott, und ja – ich traue es ihm zu! Vielleicht sogar mit Unterstützung des Patriziers!«
Tussnelda setzte sich und stellte schnell fest, dass der Alkohl auch seinen Weg auf die Sitzfläche der Stühle gefunden hatte.
»Wieder eine Uniform im Eimer. Aber jetzt verstehe ich, warum ihr das Bedürfnis hattet euch volllaufen zu lassen!«, seufzend nahm sie die Evidenzliste aus der Mappe und las vor.

»Emilia Meucheltrost, 2 Kinder unter 10 Jahren. Ihr Mann Norbert war vor 2 Jahren als aufsteigender Stern der Assassinengilde bekannt. Man munkelte, dass er Witwenmacher bald ablösen könnte, doch dann gab es eine überraschende Anzeige wegen unterschlagener Abgaben und illegalem Inhumierens. Der Prozess ergab, dass sämtliches Vermögen der Meucheltrosts auf dieser Basis entstanden sein könnte und sie wurden enteignet, während Norbert in einer Skorpiongrube endete. Seither schuldet Witwenmacher dem Sekretär einen Gefallen.«

»Hans Alban, musste sein Unternehmen um einen Spottpreis verkaufen, weil Vorwürfe gegen seine Frau Theresa vorlagen, dass sie mit magischen Künsten den Tod mehrerer Männer herbeigeführt hätte.
Alban wurde nahegelegt, die Milde der Gesetzgebung herbeizurufen, wenn er seinen Handelskontor der Stadt verkaufte.
Nach dem Verkauf wurde Theresa dennoch hingerichtet. Alban, lebt jetzt in den Schatten!«

»Albert und Grete Maisbaum, waren die Kinder von Emmerich und Natalie Maisbaum, beide stark in einer Widerstandsbewegung gegen das legale Verbrechen engagiert.
Vor den Augen der Kindern wurden sie in der Nacht von Palastwachen aus ihrer Wohnung geholt und sind seither verschollen. Die Kinder sind 12 und 13 und leben seit einem halben Jahr unter Brücken und in den Schatten.«

»Das geht endlos so weiter!«, schrie Tussi zornig und schlug mit der Faust auf den Tisch, was die Lachen etwa einen Zentimeter hoch springen ließ. »Fangen wir an! Ich nehme die Kinder!«

* Viehmarkt, 9:00 *

Es hatte nicht lange gedauert Hans Alban zu finden. Der frühere Großzüchter hatte den Viehmarkt so lange dominiert, dass ihn beinahe jeder hier kannte.
Und auch sein Schicksal.
Cim war den Geruch der Stadt wirklich schon lange gewohnt, aber es war einfach kein Zufall, dass keine der SEALS-Routen hier vorbeiführte. Der penetrante Gestank von Urin und Fäkalien fraß sich in die Nasenschleimhäute, die Kleidung und allfällige Haare. War man eine Weile hier, stumpften klassische Geruchs- und Geschmackssinne einfach ab. Aber einerseits bildete man sich auch Tage später noch ein, Scheiße zu riechen und andererseits trug man selbst einfach genauso lang das Odeur an sich.
Der Wächter hatte nie verstanden, was im Leben eines Mannes passieren musste um tagein tagaus hier zu arbeiten, oder noch schlimmer: die Stinkekarren zu beladen, auf denen die Exkremente der Tiere aus der Stadt gebracht wurden.
Als er Alban sah, erkannte er an seiner Miene, dass er hier war um sich selbst zu bestrafen. Der Markt hatte beinahe ihm gehört, sein Name war Legende gewesen. Nun stand er bis zu den Knien im Rindermist und schaufelte ihn von der Grube auf einen der bereitstehenden Wagen, während andere unglückliche Gestalten mit breiten Schaufeln immer wieder neuen Dung von den langen Reihen der ausgestellten Tiere zu ihm schoben.
»Das ist als würdest du versuchen den Ozean leer zu trinken!«, sagte Cim ohne eine Reaktion bei dem Mann herbeizurufen.
Verbissen, hasserfüllt starrte er auf die braun-goldene Masse aus Stroh und Stoffwechselergebnissen und kämpfte einen vergeblichen Kampf.
»Ich müsste kurz mit ihnen reden. Wann machen sie hier Schluss?«
Alban schaufelte verbissen weiter.
Schließlich antwortete er, »Was hätte die Stadtwache mit mir zu reden? Ich weiß nichts, außer was ich mit dem Mist zu tun habe.«
»Gibt es ein Problem?«, der »Vorarbeiter« war zu ihm getreten. Es war ein beinahe zwei Meter großer Kerl mit Schultern und dem Gesicht eines Trolles, was bei einem Menschen unvorteilhaft aussah.
»Ihre Mutter hätte das nicht tun sollen!«, sagte Cim ernst, was ein verwirrtes Blinzeln bei dem Mann hervor rief.
»Ich muss ihren Mitarbeiter kurz befragen«, fuhr der Wächter fort, bevor sein Gegenüber realisierte, dass er gerade beleidigt worden war. »Ist das möglich?«
Der Vorarbeiter schüttelte den Kopf. »Die Schicht hat vor zwei Stunden angefangen. In vier Stunden hat er seine Pause, dann kannst du...«
»Dann wende ich mich doch lieber an ihren Vorgesetzten. Ich wollte ohnedies ein paar Sachen prüfen, zu denen wir sonst nie kommen. Aber wenn ich schon extra ins Büro muss, können wir ja Dienstverträge, Zeitaufzeichnungen und Umsätze gleich mit checken. Ihr habt ja sicher nichts zu verbergen.«
Eine lange unangenehme Pause trat ein. Natürlich hatte sein Chef so einiges zu verbergen. Wenn der Wächter nun die Bücher prüfte nur weil er ihn nicht mit Alban reden lassen wollte, würde er am Morgen in der Mistgrube stehen.
»Hans. Du hast fünf Minuten Pause. Nicht länger, sonst zieh ich dir das vom Lohn ab.«
Alban schaufelte weiter. »Ich will gar keine Pause!«
»Komm sofort da rauf und red mit dem Wächter, sonst landest du selbst auf dem Karren!«
Widerwillig steckte er die Mistgabel weg und kletterte nach oben zu Cim.
»Das war sehr hilfreich, mein Herr!«, sagte Cim zum Vorarbeiter der grunzend weiterging.
»Wollen sie mich in Schwierigkeiten bringen, oder was bringt sie zu mir?«
Alban hatte eine klare, deutliche Art zu reden, formulierte die Konsonanten sehr hart und hielt Blickkontakt beim Reden.
»Mein Herr ich muss ihnen ein paar Fragen stellen. Es geht um die Ereignisse die sie hierher gebracht haben!«

* Schlachtadler *

Cim hatte gehofft, in dem Lokal einen etwas besseren Geruch als draußen vorzufinden, aber er war einfach nur abgestandener und vermischte sich mit altem Alkohol und Erbrochenem.
Über sein Bier gebeugt, vor Schmutz starrend saß Hans Alban ihm gegenüber und schwieg.
»Wir überprüfen gerade die Umstände die sie zum Verkauf ihres Unternehmens gezwungen haben erneut. Können Sie mir kurz schildern, was da passiert ist?«
Die zusammengepressten Lippen von Alban zuckten. Er nahm einen tiefen Schluck, dann knallte er das Glas auf den Tisch und stand auf.
»Da gibt es nichts zu erzählen. Meine Pause ist zu Ende!« und wandte sich zur Tür.
»Wollen sie nicht, dass ihrer Frau und ihnen Gerechtigkeit zuteil ...«, doch eine dreckverkrustete Hand schnappte Cim am Kragen und zog ihn so schnell hoch, dass er nichts mehr dagegen tun konnte.
»Gerechtigkeit? Wie willst du den für Gerechtigkeit sorgen Wächterlein? Hast du überhaupt eine Ahnung von wem wir reden? Versteht du eigentlich, dass ich am einzigen Ort bin, an dem ich in dieser Stadt noch geduldet werde?«
Aus dieser Nähe war der Geruch des Mannes wirklich umwerfend und Cim musste ein paar mal schlucken um sich nicht zu übergeben.
»Ich nehme an, der Mann von dem sie sprechen sitzt nicht weit vom Büro des Patriziers, oder?«
Alban ließ ihn los und setzte sich wieder.
»Er hat nie direkt mit mir gesprochen«, sagte er plötzlich seine ablehnende Haltung völlig fallen lassend.
»Er hat mir Kontaktleute geschickt, die mir gesagt haben wie es um meine Frau steht, was ihr droht, wenn ich das Unternehmen nicht so schnell wie möglich an Cristoff von Auberlin verkaufe.«
»Warum Auberlin?«, fragte Cim, und nippte an seinem Bier um es gleich wieder von sich wegzuschieben - der letzte Ausrutscher war dumm genug gewesen und man erkannte am Bier wo es ausgeschenkt wurde.
»Er ist ein Freund des Sekretärs. Stammt aus Sto Lat und wollte unbedingt seine Geschäfte in der Stadt ausweiten. Was war da passender als mein Viehunternehmen.«
»Haben sie jemals direkt mit Drumknott über die Sache geredet? Oder wer war ihr Kontaktmann?«
Alban schüttelte den Kopf. »Es war ganz anders. Ich erhielt einen Brief. Darin stand, dass der Herr von Auberlin gerne mein Unternehmen erwerben würde und damit auch die Sache mit meiner Frau aus der Welt geschafft wäre. Die 100 Dollar würde ich am nächsten Tag erhalten!«
»Hundert Dollar für das ganze Unternehmen?«, fragte der Wächter ungläubig.
»Ja, ich lachte mich krumm und dämlich darüber, warf den Brief ins Feuer und erzählte meiner Frau davon.«
Er leerte sein Bier und griff dann nach Cims Glas.
»In der Nacht kamen die Palastwachen, führten Helene ab und ich hab sie nie wieder gesehen. Sie wurde wegen Einsatz von magischen Artefakten und Kräften angeklagt und der Tod von 5 Männern wurde ihr angelastet. Meine Helene hat noch nie irgendwas mit Magie zu tun gehabt. Doch plötzlich soll sie auf dem Weg zum Verhör Feuer auf die Palastwachen regnen lassen haben. Sie floh, wurde aber wieder festgenommen und sofort schuldig gesprochen!«
Er leerte Cims Bier und winkte dem Wirt der nickte und zwei neue vorbereitete.
»Am nächsten Tag habe ich von Auberlin kontaktiert, verkaufte ihm mein Unternehmen auch wenn er so tat als wüsste er gar nichts vom Fall meiner Frau.«
»In der gleichen Nacht »besuchten« mich drei Männer mit Masken, schlugen mich zusammen und sagten mir, dass es jetzt zu spät war. Helene war bereits hingerichtet worden und wenn ich nicht das selbe Schicksal erleiden wollte, oder den Rest meiner Familie gefährden, sollte ich den Mund halten und einen möglichst einfachen Job annehmen. Das habe ich gemacht. Seit einem Jahr arbeite ich hier und wohne in der Tabarstrasse! Alles was ich hatte wurde im Zuge des Verfahren gegen meine Frau konfisziert - angeblich um den Familien Wiedergutmachung zukommen zu lassen.«
Er stand auf und ignorierte das volle Bier, das der Wirt mittlerweile gebracht hat.
»Passen sie auf, mit wem sie es zu tun bekommen, wenn sie gegen diese Leute ermitteln. Mehr kann ich ihnen nicht raten!«
Er stapfte zurück zu seine Mistgrube und Cim saß betroffen am Tisch. Während er langsam das stinkende Bier schlürfte, realisierte er kopfschüttelnd, dass Drumknott tatsächlich ein Verbrecher war.




02.10.2014 18: 21

Rabbe Schraubenndrehr

Zur gleichen Zeit, Pseudopolisplatz

"Uuuurgh", stöhnte Rabbe und massierte sich den schmerzenden Schädel. Sie hatte eindeutig zu viel getrunken und zu wenig geschlafen. Die Details über den neuen Fall waren dennoch scharf und klar in ihrem Kopf. Sie würde sich alibimäßig um ihren Papierkram kümmern und in ein paar Stunden, wenn die Schmerzen etwas nachgelassen hatten, angeben ein paar Befragungen zu machen und dann Emilia Meucheltrost aufsuchen um sie zu befragen. Es fand sich bestimmt irgendein kleineres Verbrechen in der Nähe wegen dem sie einen Verkäufer oder sonstigen Zivilisten in der nähe befragen konnte. Irgendetwas gab es immer.
Die Wächterin zwang sich etwas Wasser zu trinken. Sie bevorzugte Kaffee. Sie bevorzugte immer Kaffee... oder Whisky. Aber bei einem solchen kater war sie gemeinhin besser dran wenn sie eine Flasche Wasser vor dem ersten Kaffee trank.
"Du hast Lissy Ente beim verlassen des Gebäudes gesehen, oder?", fragte Daemon von der Tür her plötzlich.
Rabbe schreckte auf un hielt sich die Ohren zu bevor sie sich ihm zuwandte. Als sie ihn erkannte stöhnte die Ermittlerin. "scheint so. Warum?"
"Ich habe mich nur gefragt wie du den Umstand findest dass sie nur wenige Stunden darauf tot aufgefunden wurde, ohne dass man sagen könnte was passiert ist."
Rabbe blickte den Hauptmann abschätzig an. "Tragisch. Unglaublich unglücklicher Zufall. Ich hätte sie gerne dazu befragt was genau sie in dem Haus gemacht hat."
Daemon überlegte was Rabbe nicht sagte. Ihm schien offensichtlich dass sie nur einen Teil der Wahrheit sagte, war aber nicht sicher woran das lag.
"Fred meinte es käme dir komisch vor..."
"Klar. Komisch ist es. Was soll man machen. Susi sagte die Frau starb ohne Grund. Ihr Herz wäre stehen geblieben oder sowas. Kann man nicht ändern." Rabbe blickte klarer, stand auf und sah Daemon skeptisch an. "Was interessiert dich das? Lissy Ente war zwar Gildenmitglied, ich kann mir aber nicht vorstellen dass euch das wirklich tangiert gerade."
Daemon sah sie ausdruckslos an. Er hatte vor allem bei der Mission in Llamedos vor ein paar Monaten mit ihr zu tun gehabt, doch sein Gedächtnis ließ ihn in letzter Zeit öfter im Stich. Er hatte kaum eine Ahnung wie Rabbe einzuschätzen war. Nachdenklich kratzte er sich am Kopf. "Wir hatten einen Hinweis bekommen dass sie vielleicht nur.. in etwas hinein gezogen wurde. Mehr kann ich dazu nicht wirklich sagen aber vielleicht wollt ihr euch den Tatort nochmal ordentlicher anschauen." Daemon nickte ihr zu und verließ das Büro ohne eine weitere Antwort abzuwarten.
Rabbe starrte noch einen Moment auf die Tür und kehrte zu ihrem Schreibtisch und den vorigen Gedanken zurück.
Emilia Meucheltrost befragen...


Wenige Stunden später

Rabbe wanderte durch die Schatten. Sie hatte am Vormittag noch eine kurze Besprechung mit Kolumbini gehabt die mit dem Beschluss geendet hatte den Mord an Frau Enitol und ihrer Familie zu den Akten zu legen. Alles deutete weiterhin auf Lissy Ente hin, es gab keine anderen Spuren und es gab keine reale Begründung davon auszugehen dass es jemand anders gewesen war.
Egal wie sehr Rabbes Verstand an der Sache nagte. Dass sie Lissy in der Nacht noch befragt hatte dürfte sie offiziell niemals zugeben, aber vielleicht würde es im Laufe der anderen Ermittlungen noch hilfreich werden.
Betrug-und-Shwindelstraße... Nummer 16... Rabbe blieb stehen. Vor ihr stand ein merkwürdiges kleines Haus mit zwei Stockwerken von dem beide aussahen als wären sie irgendwie zu klein. normalerweise sah man solche Häuser eher in den Wohnvierteln die von Zwergen dominiert waren - hier sah es aus als wäre das Haus mehrmals demoliert und dann wieder geflickt worden.
Mit steifer Haltung trat Rabbe an die Tür und klopfte feste an. Es dauerte ein paar Minuten bevor Geflüster auf der anderen Seite der Türe laut wurde. Rabbe klopfte noch einmal und hörte jemanden scharf die Luft einsaugen bevor sich die Tür einen Spalt öffnete.
Rabbe erstarrte. Ihr gegenüber, stand ein kleiner junge, irgendwo zwischen sieben und acht Jahren alt in dreckige, zerrissene Klamotten gekleidet. Er war trotz der späten Jahreszeit barfuß und hielt eine alte, gespannte Armbrust in zittrigen Händen. "Was wollen sie?", fragte er mit rauem, trotzigen Tonfall.
Die Wächterin ging in die Hocke um mit de Kind auf einer Ebene zu sein woraufhin er erschreckt die Armbrust fester umklammerte. "Ich drücke ab! Glauben sie nicht, ich würde nicht abdrücken!"
"Ganz ruhig Junge. Ich bin Rabbe. Ich bin hier um mit deiner Mutter zu sprechen. Wie heißt du?"
"Meine Mutter hat nichts unrechtes getan! Wir sind unschuldig!", rief er verzweifelt. Tränen liefen ihm über das verhärmte Gesicht doch er blickte fest.
Rabbe hob beschwichtigend die Hände. "Ich glaube auch nicht dass ihr etwas unrechtes getan habt. Ich glaube eher dass euch unrecht getan wurde, verstehst du? ich möchte euch helfen. ich verspreche dir, ich werde euch nichts tun, niemandem von euch. Deiner Mutter nicht und auch deiner Schwester nicht."
Der Junge verzog schmerzhaft trauernd das Gesicht. "Der können sie eh nichts mehr tun."
Für einen Moment blickte sie den jungen nur an. Das Mädchen war also wohl gestorben oder weggebracht worden. Rabbe biss die Zähne zusammen. Sie beugte sich schnell auf die Seite und drehte dem jungen in einer fließenden Bewegung die Waffe aus der Hand bevor sie sich ins Haus drückte und die Türe schloss. Der Junge stürzte sich sofort auf ihr Bein und versuchte sie raus zudrücken, schrie dass sie gehen sollte doch Rabbe packte den jungen, hob ihn hoch und hob ihm den Mund zu. Er zuckte und strampelte weiter und es kostete Rabbe alles, ihn einfach nur hochzuhalten und zu warten. Er war schrecklich leicht für seine Größe.
"Was hältst du von einem Geschäft. Ich gebe dir Geld von dem du Brot kaufen gehst und dafür hörst du auf zu zappeln und lässt mich mit deiner Mutter reden."
Der Junge starrte sie an und schien zu der Erkenntnis zu kommen dass er nichts gegen sie ausrichten konnte. Er nickte und Rabbe ließ ihn wieder hinunter. "Aber du tust uns nichts! Versprich es!"
Rabbe nickte. "Ich verspreche es. Wo ist deine Mutter?"
Der Junge blickte unglücklich zur Seite und zeigte auf einen Vorhang. "da drin...."
Rabbe verstand. Sie gab ihm zwei Dollar und schob ihn zur Tür. Geh in den nächstbesten laden, entferne dich nicht zu weit. Wenn dir jemand in die Quere kommt merk dir genau wie derjenige aussieht, wehe dich aber nicht zu arg. Immer nur so dass du dich selbst nicht wirklich gefährdest." Er nickte und ging.
Rabbe blieb in dem deprimierenden Raum zurück. Der Boden war gestampfter Lehm und recht uneben gehalten. Ein Tisch nahm einen Teil des Raumes ein, drei Stühle waren da. Seitlich ging der weg zu einer kleinen Küche ab.
Die Ermittlerin seufzte und trat an den Vorhang. "Frau Meucheltrost, sind sie wach?" Sie lauschte. Ein leichtes Geräusch erklang, als würde jemand länger ausatmen. Dann ertönte das Rascheln von Stoff. "Frau Meucheltrost?"
"J-Ja? Wer ist da?" erklang eine heisere Stimme.
"Ich bin Lance-Korporal Schraubendnrehr von der Stadtwache, ihr Sohn hat mich herein gelassen. Darf ich herein kommen?"
"Stadtwache? Aber... ich habe nichts getan!", der Vorhang ging zur Seite und eine dürre Frau blickte Rabbe panisch an. Es war schwer zu sagen in welchem Alter sie war - sie könnte Anfang dreißig sein und viel zu wenig schlafen, vielleicht aber auch Anfang oder Mitte vierzig. Ihre Kleidung war ordentlich aber billig. Hinter ihr an der Wand hing ein Kostüm das typisch für die unlizenzierten Damen der Nacht war. Billig und Funktionell würde es das wenige was Frau Meucheltrost hatte bestmöglich zur Schau tragen.
"Sie sind nicht in Schwierigkeiten, es ist alles in Ordnung." Rabbe hasste sich plötzlich weil sie das so gesagt hatte. Alles war nicht in Ordnung, das war offensichtlich. Die Frau wirkte als hätte sie alles verloren. Wenn die Ermittlerin überlegte wie viel Fleisch sie und ihr Sohn an den Knochen trugen war dem offenkundig auch so.
"Können wir uns einen Moment setzen? ich hätte ein paar Fragen über ihren Mann..."
Das zuvor ängstlich wirkende Gesicht der Frau verwandelte sich in Stein. "Mein Mann ist seit zwei Jahren tot. Alles was ich zu seinen Geschäften sagen konnte ist bei der Palastwache vermerkt."
"Dessen bin ich mir bewusst, darum geht es aber nicht. Wir führen eine interne Ermittlung,-"
"Ich bin eine hart arbeitende Frau die sich nichts zu schulden kommen lässt. Alles über meinen Mann ist vermerkt. Ich brauche meine Ruhe um später ausgeruht zu sein, wenn sie also keinen anderen guten Grund haben mir Fragen zu stellen verschwinden sie gefälligst!"
Rabbe starrte die Dame an. Irgendwann einmal war sie sicher glücklich gewesen. Dann hatte man ihr den Mann und das glück genommen. "Ich weiß dass ihr Mann unschuldig war."
Frau Meucheltrost schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. "Ich... Ich darf nicht darüber reden! Mein Phillip.. sie bringen ihn auch noch um, und ich hab doch nur noch ihn!" Sie brach in unkontrolliertes Schluchzen aus während Rabbe ihr hilflos auf die Schulter klopfte.
Nach einer Weile kam ihr Sohn wieder - offensichtlich glücklich etwas zu essen zu haben und doch sauer auf Rabbe weil sie ihre Mutter unglücklich gemacht hatte. Die Ermittlerin ließ noch etwas Geld da und beschloss später noch Lebensmittel für die Familie vorbei zu bringen.
Sie fühlte sich gleichermaßen leer und zornig. Ein Mitarbeiter im Palast hatte die Aufgabe mit für das wohl der Bürger zu sorgen.
Stattdessen machte der größte Abschaum seine Geschäfte mit dem Leben der Armen.

05.10.2014 18: 37

Tussnelda von Grantick

Tussnelda von Grantick hatte die Uniform gewechselt und zog nun ihre Lederjacke über. In der Innentasche ihrer Lederjacke gluckerte es, Whiskey, wie immer. Mit einer geübten Handbewegung zog sie die Flasche hervor und schraubte den Verschluss mit zwei Fingern auf. Es gelang leicht. Es war so leicht, eine Flasche zu öffnen. Die Gefreite seufzte. "Wenn man sie doch nur genauso leicht schließen könnte", dachte sie und nahm probeweise einen Schluck. Bitter.
"Trink nur", Elasia trat mit diesen Worten an ihre Seite und legte ihr die kostbar beringte Hand auf die Schulter. "Mein erster Mann hat das auch immer gemacht", sie kicherte leise, "Umso leichter war es da für ihn zu sterben... Willst du sterben, Kindchen?"
Ein müdes Lächeln glitt über Tussneldas blasses Gesicht. "Wirklich? Höre ich da ein Quäntchen Sorge?"
Der faltige Mund von Elasia verzog sich zu einer Grimasse. "Wir erwarten dich hier, glaube es mir, Kindchen. Können es kaum noch erwarten, dich hier bei uns zu haben."
Tussnelda setzte noch einmal an, tiefer diesmal. Kurz schloss sie die Augen, als sie das scharfe Getränk die Kehle herunter rinnen ließ. Für einen kostbaren Augenblick stellte sie sich vor, dass Elasia verschwunden wäre. Tot und begraben.
"Albert und Grete Maisbaum, ausgesprochene Querulanten, wenn du mich fragst."
"Deine Meinung ist nicht gefragt", entgegnete Tussi und öffnete die Augen, blickte direkt in das so tief vertraute Gesicht von Lady Elasia.
"Dann tanze ruhig weiter deinen Husarenstreich", kicherte die Dame und folgte der Gefreiten auf dem Fusse, als sie den Raum verließ. Draußen erwartete sie schon Jedermann, der sich ihnen beiden stumm und rauchend anschloss. Derart geleitet trat Tussnelda von Grantick in den Trubel des Pseudopolisplatz, bahnte sich ihren Weg durch die Menge, vorbei an Händlern, ließ sich den Wind durch die Haare streifen und lauschte dem so fern klingenden Rumpeln der Kutschen. Sie spürte kaum, wie die Zeit verstrich, wie die Häuser sich allmählich wandelten, von hell getüncht, zu tristem Grau bis in die tiefe Schwärze der vielen Brandruinen in den Schatten. Selbst zu dieser Tageszeit legte sich die kratzige Decke der Düsternis über die Schatten, verwandelte jeden Schemen an der Wand in einen möglichen Feind. Doch die Gefreite spürte es nicht, spürte nur hinter sich die Bewegung von Jedermann, von Lady Elasia und nun auch die schleppenden Schritte von Frederick, der sich ihnen ohne ein Wort angeschlossen hatte, sich schwer auf seinen Bruder Jonathan lehnend, der wie üblich seinen Speer im Takt auf den Asphalt schepperte. Sie flüsterten miteinander.
Dann hatte sie endlich die Brücke erreicht, unter der sie die zwei Kinder der Maisbaums vermutete. Eine einfache Backsteinbrücke, die sich in zwei Bögen über den Ankh zog. Eine schmale Treppe führte an das Ufer, so ausgetreten war sie, dass die Stufen schrägt und glatt waren. Einen Fuß vor den anderen setzend, kletterte Tussnelda herab.
Wieder stiegen Gesprächsfetzen an ihr Ohr, sie hoffte, dass dieses Mal echte Menschen hier miteinander über den Inhalt einer Suppe stritten. Und tatsächlich, an einem Dreibein baumelte ein rostiger Topf über einem qualmigen Feuer. Davor kauerten sich ein Junge und ein Mädchen, vertieft in eine Diskussion, ob man Schuhe tatsächlich essen könnte.
"Mahlzeit", sagte Tussnelda und war mit raschen Schritten an die Feuerstelle getreten, hatte sich im Schneidersitz zu den Kindern gesetzt und zog einige Lakritzschnecken aus der Tasche. "Mag jemand?"
Die Kinder musterten sie irritiert. Nach einigen Sekunden aber wanderte ihre Blicke zur ausgestreckten Hand mit den Süßigkeiten. Beherzt griffen sie zu.
"Wer bist´n du?", wollte der Junge wissen.
"Ich bin Tussi. Und ihr?", sie deutete mit dem Finger auf die beiden.
"Bin Marvin, das ist Tessa", erwiderte der Junge und stopfte sich die Lakritze in die Backen.
"Ihr seid die Kinder von den Maisbaums?"
Das Mädchen zuckte zusammen. Marvin nickte nur, stellte darüber aber das Kauen nicht ein.
"Du trägst eine Uniform", sagte er.
"Du nicht", erwiderte Tussi und versuchte sich mit einem Grinsen.
"Wir haben nichts angestellt! Sie haben kein Recht uns hier wegzuschicken", stieß Tessa hervor.
"Hat ja auch keiner vor", Tussi grinste, "Oder glaubst du im Ernst, ich komm her, setz mich an euer Feuer, teile meine Lakritze mit euch und führ euch dann ab?"
Tessa sah zu Boden, zu ihren strumpfigen Füßen.
"Man weiß nie, wen der als nächstes schickt... vielleicht... ist es... "
Die Gefreite legte den Kopf schief.
"Wer? Wer ist denn dieser geheimnisvolle Jemand, der mich geschickt haben soll, hm? Die Zahnfee vielleicht?"
Marvin grinste augenblicklich, seine Zähne hatten ob der Lakritze eine herrlich braune Färbung angenommen.
"Och, so geheimnisvoll iser nicht", setzte er an, wurde dann aber von seiner Schwester unterbrochen, die an seinem Ärmel zog und kaum artikulierte, flehende Geräusche von sich gab. Die Einwände der Schwester völlig ignorierend, einen fast schon seligen Gesichtsausdruck zur Schau stellend, sagte er absolut fröhlich
"Der Drummknott. Der kommt uns alle holen. Der Drummknott, so wie es der Papa gesagt hat, der kommt uns holen. Und dann überwalzt er die ganze Stadt. Jawohl!"



06.10.2014 22: 17

Cim Bürstenkinn

Haus der Pemmbrucks
Lizzy Pemmbruck, knallharte Killerin, Inkarnation eines uralten Dämons stand in ihrem Salon und weinte. Der Lidschatten hatte sich aufgelöst und eine dunkle Spur über ihre Wangen gezogen. Sie nahm eine Serviette und korrigierte im Spiegelbild auf einem silbernen Messer was zu korrigieren war.
Die beiden Mädchen, Diana und Ferry, hatten alles perfekt vorbereitet, kein Staubkorn lag auf den dunkelbraunen, geölten Möbeln, frische, fein bestickte Tücher waren über den Esstisch und die Kommoden gebreitet und der Kronleuchter strahlte über der Szene auch wenn es draußen hell war und erzeugte funkelndes Feuer in den neuen Kristallgläsern.
Es hätte sie nicht überrascht, wenn ihr Vater jetzt freundlich lächelnd in den Raum gekommen wäre oder ihr Bruder ein Dienstmädchen umgestoßen hätte, dass die Wäsche dann nochmal bügeln musste. Während ihre Mutter kritisch alles beäugte und die letzte Falte glatt streifte oder den letzten Schleier vom Silberbesteck putzte.
Kannst Du damit aufhören? Es ist schlecht für mein Image und außerdem wird mir gleich übel

»Ob das damit zu tun hat, dass du sie alle getötet hast?«, fragte sie leise in ihrem Kopf. »Du hättest sie verschonen können, weißt du?«
Besorgt sah Lizzy noch eine blutige Stelle am Boden neben der Tür und winkte Diana um das wegzuwischen.
Wie oft willst du darauf noch herumkauen? Ich war damals überzeugt, dass es notwendig ist dich zu isolieren und bin es heute noch. Sieh zu, dass du einen willigen Wirt findest und du bist mich los

Wie auf ein Stichwort läutete die Glocke an der Eingangstür.
»Na dann sehen wir mal«, sagte sie und wartete darauf, dass Ferry ihren Gast hereinholte.
Tatsächlich kamen drei Männer, zwei omnisch aussehende Muskelpakete mit langen Breitschwertern positionierten sich links und rechts vom Eingang zum Salon, während ein Mann, der in schwarz gekleidet war und dessen Gesicht bis auf die Augen verhüllt war, sanft hinkend näher kam.
Prüfend sahen sich Lizzy und der Plebejer an, ohne ein Wort zur Begrüßung zu sagen. Musterten sich abschätzig – die junge Frau ohne Gesichtsregung, der Mann verborgen durch ein Tuch. Beinahe gleichzeitig nickte der Plebejer seinen nubischen Wächtern zu und Lizzy sagte: »Ihr könnt jetzt gehen. Ihr habt den restlichen Tag frei!«
Die beiden ungleichen Paare verließen den Salon und gleich darauf das Haus.
»Darf ich ihnen etwas anbieten? Den Tee können sie durch das Tuch hindurch trinken.«
Der Plebejer rührte sich nicht bei dem Versuch eines Scherzes, sagte aber schließlich: »Was sollte mich daran hindern, ein kleines lustiges Mädchen einfach zu töten?«
Die Tatsache, dass du den Versuch nicht überleben würdest, Plebejer

Die Stimme hallte in seinen Ohren nach, klang nach Grausamkeit und Macht.
Schließlich enthüllte er sein Gesicht und streifte die Kapuze nach hinten und setzte sich an den gedeckten Tisch. »Vielleicht nehme ich doch noch einen Tee.«
Lächelnd schenkte Lizzy ihm ein, während sie ernsthaft darüber nachdachte ihm mit der Teekanne das fette Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. Ohne ihn näher zu kennen, wusste sie, dass sie ihn hasste.
Sie hatte der Grausamkeit von Aeshma sehr oft einen Riegel vorgeschoben, hatte seine Pläne so abgewandelt, dass sie nicht zur völligen Katastrophe für die Betroffenen wurden. Was würde diese Mann mit den Möglichkeiten des Dämons tun?


Zur gleichen Zeit im Patrizierpalast
Graf Cristoff von Auberlin schritt stolz den langen Gang auf dem Weg zum Büro des Patriziers entlang. Seine genagelten Stiefel klackten bei jedem Schritt, sein goldverbrämter Gehrock schien jeden seiner Schritte mit einer wallenden Bewegung zu kommentieren.
Es war ein anstrengender aber erfolgreicher Tag gewesen. Aber nach einigen Überredungsversuchen gehörte das riesige Lagerhaus am Perlendock endlich ihm. Es war das fehlende Puzzleteil in seinem Imperium und löste ärgerliche Diskussion bei jeder Lieferung die seine Schiffe in die Stadt oder von hier wegbrachten.
Im Wartezimmer stellte er zackig die Füße zusammen und klopfte überflüssiger Weise an die offene Tür von Drumknotts Büro. »Rufus? Alle Akten klar?«
Drummknot sah von der Akte hoch, an der er arbeitete und setzte ein breites Grinsen auf. »Cristoff! Du bist früh hier!«, der Sekretär stand auf und schüttelte ihm die Hand.
»Ich bin etwas früher gekommen um dir von dem Gespräch mit Sendelholm zu erzählen! Er hat mir die Lagerhalle endlich verkauft!«, erzählte er freudestrahlend, »Damit bin ich einen Schritt näher an meinem Ziel der größte Steuerzahler von Ankh-Morpork zu werden!«
Drumknott nickte anerkennend. »Wahrscheinlich hat das auch damit zu tun, dass Herr Sendelholm nun jeden Dollar braucht um seinen Sohn vor dem Galgen zu retten! Dem Mann bleibt nichts erspart!«
Auberlin hob hilflos die Hände. »Man sagt ja, der Apfel fällt nicht weit vom Korb , oder so! Und bevor das Lagerhaus wieder von jemand anderem gekauft wird, der weniger ehrenwerte Absichten hat, schlage ich lieber zu!«
Drumknott streckte beruhigend den Arm nach ihm aus. »Kein Problem. Das ist einfach nur Geschäft. Wenn du was brauchst melde dich!«
Da wurde die Tür zum Rechteckigen Büro aufgerissen, und ein wütender Lord Witwenmacher kam mit seinem Sekretär heraus und warf die Tür hinter sich zu.
Obgleich sehr aufgebracht, schaffte er es doch seinen Begleiter flüsternd anzuschimpfen und war bald mit ihm gemeinsam verschwunden
»Du kannst jetzt reingehen«, erwähnte Drummknott freundlich und machte eine einladende Geste zum Büro des Patriziers.


Zwei Stunden später, in einer Villa
Der Plebejer ließ den Weinbrand in seinem Glas tanzen und dachte über das Angebot von Aeshma nach. Es würde alles verändern, er wäre nicht mehr vollständig Herr seiner Möglichkeiten, aber gleichzeitig würden sich diese umfangreich erhöhen - vielleicht konnte er sogar abwenden was sonst unweigerlich passieren würde, was er selbst bereits gesehen hatte. Seinen Tod, herbeigeführt von diesem dummen Wächterlein.
Er würde einen mächtigen Verbündeten haben, der vor keiner Grausamkeit zurückschrecken würde. Konnte endlich diese Stadt in Schutt und Asche legen, ihre Einwohner auf den Aeshma-Altaren opfern und die zehn Jahre des Kontraktes dafür nutzen um die halbe Scheibenwelt in seine Spielwiese zu verwandeln.
Ja, er würde das Angebot wohl annehmen, denn zu verlieren hatte er nichts.



08.10.2014 0: 36

Rabbe Schraubenndrehr

Nachmittags

Rabbe lief mit einer Papiertüte voller Lebensmittel durch die Straße. Sie hatte so was noch nie gemacht zumindest nicht in dem Umfang. Lebensmittel willkürlich für Bürger einzukaufen... Ihr war zu bewusst dass es technisch gesehen kaum einen Unterschied machte. Menschen würden weiter jeden Tag über den Tisch gezogen werden, die Leben unschuldiger grausam zerstört. Viel mussten Hunger leiden während andere im Überschwang lebten - das war nach Rabbes Meinung die Natur des Lebens. Die bösen gewannen immer. Man schwamm dagegen an, tat sein bestes um irgendwie zu helfen, kleine Dinge zu verändern, aber irgendwann überrollte einen das böse. Entweder man wurde sein Opfer oder man wurde Teil davon.
Rabbe klopfte an und Phillip öffnete ihr die Tür. Er sah nicht mehr ganz so ängstlich aus wie am morgen, was ihn aber nur begrenzt weniger bemitleidenswert wirken ließ. "Hallo Phillip. ich weiß du magst nicht wenn ich deine Mutter aufrege, aber ich hätte noch ein paar fragen an sie." Rabbe hob die Tüte für Effekt hoch. "Und ich hab euch Pizza mitgebracht."
Die nächsten Minuten verbrachte Rabbe damit, zu zu sehen wie Mutter und Sohn über zwei Pizzen herfielen und dabei aussahen als hätten sie seit Ewigkeiten nichts derartiges mehr gegessen. Wahrscheinlich haben sie das auch nicht., überlegte die Ermittlerin und schob die Tüte mit den restlichen Lebensmitteln in die Küche. Nachdem die Familie gegessen hatte wirkte die Mutter auf einmal peinlich berührt. Sie hatte zuerst gezögert noch mehr Wohltätigkeit von Rabbe anzunehmen, als diese ihr dann aber die Schachtel unter die Nase schob und sie der vollen Olfaktorie von Käse, Gemüse und Fleisch ausgesetzt war hatte sie sich nicht zurückhalten können.
"Ich... Ich danke ihnen Lance-Korporal. Es ist lange her, seit wir zu letzt,-"
Rabbe machte eine abwinkende Bewegung. "Lassens sies gut sein. Und nennen sie mich Rabbe, ich bin außer Dienst." Rabbe setzte sich an den Tisch. "Und außerdem können sie sich vielleicht denken... dass ich ihnen doch noch ein paar Fragen stellen muss. ich verstehe dass sie vorhin zu sehr aus der Fassung waren, und ich weiß dass es nicht einfach für sie ist - aber ich brauche eine Aussage von ihnen. Niemand wird je erfahren dass sie mit mir darüber geredet haben, das schwöre ich ihnen. Aber wenn sie mit mir sprechen können wir die Leute vielleicht immer noch erwischen die ihrem Mann und Ihnen so übel mitgespielt haben."
Für eine Weile herrschte schweigen. Während Rabbe gesprochen hatte war Emilia leicht hin und her geschwankt und hatte irgendwann angefangen einen kleinen Anhänge herum ihren Hals zu umklammern. Sie atmete langsam und schien genau darüber nachzudenken, in wieweit sie Rabbe vertrauen konnte. Irgendwann nickte sie.
"Sie... können mich auch gerne Emilia nennen." Sei seufzte. "Ich wage zu bezweifeln dass sie wirklich etwas tun können, aber ich will ihnen helfen soweit ich kann, Rabbe."
Diese nickte. "Bitte sagen sie mit alles was sie wissen im Bezug auf den... Niedergang ihres Mannes. Was die Umstände waren, wer ihrer Meinung nach dafür verantwortlich ist, wie es sich abspielte."
Emilia nickte und umklammerte weiter ihren Anhänger. Sie sah zu Phillip. "Mein junge, geh doch ein wenig nach draußen spielen. ich will nicht dass du diese Geschichte so mit anhörst."
Philipp sah unsicher zwischen Rabbe und seiner Mutter hin und her, ging dann aber zögernd nach draußen.
Emilia räusperte sich. "Bis vor gut zwei Jahren.. war mein Mann ein sehr erfolgreicher Assassine. nicht nur in seiner Arbeit selbst, er war vor allem sehr gut mit organisatorischen Dingen. Besser geordnete Schichtpläne, weniger Ausgaben mehr Gewinne, effektivere Methoden. Er wurde häufiger befördert und machte schnell einen guten Ruf für sich. nebenher haben wir unser Leben weiter aufgebaut, Phillip und... Gretchen.", sie sog einen Moment scharf die Luft ein, fasste sich aber wieder. "Ja, also.. die Kinder und ich wir richteten zusammen das neue Haus ein, mit den Kinderzimmern und... es war alles sehr schön. Dann jedoch... Wurde mein Norbert unruhig. Er meinte man würde ihn verfolgen und dass er bedroht worden war. Er hatte sich gewehrt. Er hat gesagt der Sekretär des Patriziers, Drumknott, hätte es wohl auf ihn abgesehen wollte ihn zwingen dass er sich in der Gilde dumm anstellt und dass wir unsere Besitztümer abtreten. Er wollte schon zur Wache gehen als sie auf einmal zu ihm kam. Er wurde abgeführt und... in die Skorpiongrube geworfen. Uns wurde alles weggenommen. Das Haus, alles Geld... wir haben alles verloren. Mein Gretchen war krank als es passierte und es dauerte bis ich... diese Unterkunft hier besorgen konnte.... Es dauerte zu lange. Die kalten Nächte unter der Brücke, die wenige Nahrung, der Schock... es war zu viel für meine Kleine..." Die Frau hatte ihre Arme umklammert und wippte langsam vor und zurück. Sie hatte alles mit sehr monotoner, gleichbleibender Stimme erzählt.
Rabbe trat zu ihr und strich ihr etwas hilflos über den Rücken. "Ich danke ihnen dass sie mir das erzählt haben, Emilia. Ich bin sicher das ist Ihnen sehr schwer gefallen."
Die Frau nickte nur noch.
Damit war das Ziel klar. Wenn die anderen Geschichten genauso deutlich waren bestand kaum ein Zweifel an Drumknotts Schuld.
Sie mussten handeln.

08.10.2014 20: 30

Tussnelda von Grantick

Nachdenklich musterte Tussnelda die beiden Kinder. Ihr erster Impuls war es gewesen, den Jungen für ziemlich dumm und das Mädchen für unfassbar verängstigt zu halten. Es hatte eine Weile gedauert, bis ihr klar wurde, dass sie sich täuschte. Die beiden waren geimpft. Tussnelda von Grantick runzelte die Stirn und rief sich noch einmal die Evidenzliste in Erinnerung. Passage für Passage schob sich vor ihr inneres Auge, während sie geräuschvoll an einer Lakritzrolle mümmelte und ganz den Eindruck gab, sich in einer lockeren Unterredung mit den Halbwüchsigen zu befinden. In ihrem Kopf ratterte es ununterbrochen, immer wieder wanderte sie die wenigen Zeilen durch. Ein zynischer Gedanke durchzuckte sie: "Immer werden wir emotional beteiligt. Immer werden Kinder involviert, tiefstes Unrecht, dass unser geheiligtes System ad absurdum führt. Ist das Verbrechen tatsächlich so wenig beliebig?"
Die Gefreite unterdrückte das Zucken ihrer Mundwinkel. Dieser letzte, dieser dritte Hinweis passte in so vielerlei Weise nicht in das Bild, wie die zwei vor ihr. Die Konstruktion wackelte.
"Drummknott also?", meinte sie dann kauend und grinste die Kinder leutselig an. "Ja, das dachte ich mir schon. Der Drummknott hat jede Menge Dreck am Stecken, den sollte sich mal jemand vorknöpfen", fuhr sie dann fort, erhob sich und klopfte sich den Staub von der Uniformhose.
"Und ich weiß auch schon, wer das machen könnte... Jaja, oh ja, ich habe da eine ganz ausgezeichnete Idee."
Die Kinder blickten für einen Augenblick unbeteiligt, dann zeigte sich ein vorsichtiges Lächeln auf dem Gesicht von Marvin.
"Schön! Dann wird jetzt alles gut", rief er aus, in einem kindlich klingendem Singsang, der so gar nicht zu seinem jugendlichem Alter passen wollte.
Tussnelda nickte bekräftigend.
"Und ihr kommt klar, soweit?"
Beide nickten rhythmisch. "Sicher", sagten sie unisono.
Tussnelda tippte sich grüßend gegen die Stirn und lief zurück zu der kleinen Treppe, an der ihre kleine Gesellschaft rücksichtsvoll gewartet hatte. Geräuschvoll erklomm sie die glatten Stufen und stapfte dann über die Brücke davon. Zumindest dem Klang ihrer Schritte nach. Tatsächlich verbarg sie sich in einem unweit gelegenen Hauseingang, schmiegte sich eng an die abgewetzte Holztüre, während Jedermann ganz ungeniert auf der Straße stand, an seiner Zigarre dampfte und auf den Fluss starrte. Er war sehr ruhig geworden, seit sich ihnen Elasia hinzugesellt hatte. Auch die brüderlichen Scherze von Jonathan und Frederick schienen ihm wenig zu gefallen, wie sie sich gegenseitig mit ihren Lanzen piekten oder die Zylinder durch die Luft wirbelten. Tussnelda gefiel es ganz gut so - solange sich die vier untereinander beschäftigten, hatte sie eine Atempause und konnte ermitteln. Und dieses Mal war wirklich äußerste Konzentration angebracht - die unbeteiligten Kinder, dieser letzte fehlerhafte Eintrag, wollte tiefer ergründet werden. Tiefer als es in den Zeiten von Dunkelwacht gemeinhin möglich war, wenn sie, Cim und Rabbe innerhalb kürzester Zeit eine Entscheidung zwischen Gut und Böse treffen mussten. Diesmal nahm sie sich vor, mehr Ruhe walten zu lassen. So stand sie ganz still und lauschte den Geräuschen, den der Fluss ihr zutrug. Die Jugendlichen schienen zu plaudern, ganz fröhlich und unbedarft. Nun hörte sie die Schuhe der beiden über die Stufen rutschen, ein Scheppern von dem Kessel, den sie augenscheinlich mit sich trugen. Vorsichtig spähte Tussi um die Ecke - tatsächlich, der Junge wuchtete mit behandschuhten Fingern den Kessel vor sich her, das Mädchen folgte hintendrein, augenscheinlich schmollend. Rasch zog sie sich in ihre Ecke zurück, als sie bemerkte, dass sich die beiden augenscheinlich umsahen. Nach ihr.
"Sie ist weg", brummte der Junge und seine Stimme hatte nun wieder einen tieferen und nebenbei bemerkt, deutlich natürlicheren Klang angenommen.
"Die ist so dumm wie lang", brummte das Mädchen verdrießlich.
Marvin kicherte.
"Wächter eben. Pah! Das war leicht verdientes Geld..."
Die beiden schepperten davon.
Tussnelda von Grantick folgte auf leisen Sohlen, während Elasia einen lauten Streit mit Jedermann vom Zaune brach.

***Eine Stunde später***

Tussnelda atmete aus. Sie war ziemlich hungrig nach der Tour durch die Schatten und dem anschließenden Auf-der-Lauer-Kriechen vor dem Haus, in das die beiden verschwunden waren. Viel hatte sie nicht herausgebracht, eigentlich nur, dass die beiden offenkundig nicht allein dort lebten. Ob mit ihren Eltern oder sonst wem, hatte sie nicht bemerkt, aber es war ihr auch egal. Ihr war nur ziemlich klar, dass die letzte Geschichte überhaupt nicht passte - und damit ein völlig anderes Licht auf die Situation warf. Sie war reichlich gespannt, ob ihre Kollegen eine direktere Beteiligung des Herrn Drumknott ermittelt hatten, oder ob auch hier eher der Eindruck entstand, dass jemand absichtlich Schmutz auf den Sekretär des Patriziers warf. Was sollte sie tun, wenn Rabbe und Cim daran festhalten würden, dass er der Auftrag war, der irgendwie erledigt werden musste? Sie schüttelte müde den Kopf. Es hatte bereits zu viele Tote gegeben. Jeder einzelne war genau genommen zu viel. Wie würde ihr Vater reagieren, wenn sie ihm erzählte, dass sie der Welt der Gesetze den Rücken zugekehrt hatte? Unehrenhafte Entlassung wäre wohl noch das mildeste Urteil. Ihr Magen knurrte stärker und sie zog schnell die Flasche hervor, schluckte noch schneller und hoffte, den Hunger zu vertreiben.
Nein, nicht die Dunkelwacht hatte sie dazu gebracht, mit dem Gesetz zu brechen. Die Mörder um sie herum waren es gewesen. Kaltblütig hatten sie ihr das Ideal aus dem Herz geschnitten, hatten es ihr als bittere Mahlzeit serviert, die sie selbst auch noch bereitwillig verschlungen hatte. Und dies hier, all die Geschehnisse der letzten Nacht waren nur das götterverfluchte Dessert.
Die Gefreite prostete sich selbst zu und trank noch mal, mehr und mehr, bis sie den ganzen Whiskey in sich hinein geschüttet hatte. Deutlich spürte sie jetzt die Wirkung des Alkohols. War es das? Sollte es das sein? Sollte ihr Leben so ablaufen? Was versprach es ihr? Rache! Endlich, uneingeschränkte Rache. Streng musterte sie die Gesichter ihrer Geister. Schemenhaft schoben sich inzwischen auch die Gestalten der sieben durch ihre Schuld ermordeten Geiseln dazwischen, schwach zwar nur, wie durchsichtig. Aber dennoch lauerten sie. Jedermann paffte zufrieden, mit einer Hand hatte er Elasias Haar gepackt, die er nun hinter sich her zog, wie es ihm gefiel. Das verkrampfte Lächeln der Lady zeigte dabei nur wenig Missfallen. Frederick und Jonathan waren dazu übergangen, sich gegenseitig mit den Lanzen zu durchbohren, wieder und wieder. Sobald ihr Blut auf den Boden tropfte, verblasste es.
"Isch weiß, dassir alle nich reeeeeeaaal seid", nuschelte sie und versuchte mit der Hand die Bilder der Toten fortzuwedeln. "Haut ab! Endlisch!"
Ruckartig erhob sich die Gefreite jetzt und torkelte sich ihren Weg durch die Schatten. Erstaunlicherweise trugen sie ihre Füße nicht ins Wachhaus am Pseudopolisplatz, sondern ins Boucherie Rouge. Irgendeine stark geschminkte Dame an die sie sich schon fünf Sekunden später nicht erinnern konnte, führte sie in das Büro des Hauptmanns, wo sie krachend auf einem Stuhl zum Sitzen kam, sich einen Sekundenbruchteil später wieder erhob und aus vollem Halse auf sein Bett kotzte.

08.10.2014 21: 37

Rabbe Schraubenndrehr

*Später, an einem sicheren Ort*

Rabbe und Cim waren beinahe gleichzeitig im Hauptquartier angekommen. Sie hatten ihre Ergebnisse abgeglichen und überlegten nun schon eine Weile wie man Drumknott ausschalten könnte. Ihn im Schlaf zu erledigen wäre schwierig - Drumknott schlief wahrscheinlich im Palast, und in diesen einzubrechen war keine Option. hinein zu kommen wäre wohl nicht so schwer wie den Ort wieder zu verlassen. ihn unter tags bei seiner Arbeit mit dem Patrizier zu erwischen wäre auch schwierig, zumal sie dann in Gefahr wären dass der Patrizier selbst sie erledigte.
Ein Gedanke der keinem von beiden gefiel.
"Er muss irgendwann auch mal alleine wo unterwegs sein. Ich denke wir sollten ihn beschatten.", sagte Rabbe eben als ein klapperndes Geräusch Tussis Ankunft ankündigte. Die beiden Wächter tauschten einen Blick als die Kollegin in den Raum taumelte und sich am Türrahmen festhielt.
"Tussi..."
Die Wächterin hob einen Zeigefinger nun d schien einen Moment mit ihrem Magen zu ringen. Sie atmete tief durch und stützte sich weiter ab. "Drumknott... wurde uns vorgeschoben!"
Die anderen beiden wechselten einen Blick. "Wie meinst du das?"
"Ich meine..." sie schwankte, was Cim zum Anlass nahm, sie am Arm zu nehmen um sie zu einem der Stühle zu führen. "Ich meine... Ich habe die Kinder überprüft. Albert und Grete Maisbaum... Die angeblich unter einer Brücke leben würden! Alles Humbug! Ich hab die befragt, die haben gesagt "Der Drumknott überrollt alle!" - als ich die beiden aber schließlich verlassen hab bin ich da geblieben und hab sie beobachtet weil sie echt komisch drauf waren! Echt komisch! Hab erst gedacht die sind einfach nur dumm, aber dumme Kinder überleben nicht allein unter einer Brücke. Ich bin ihnen also hinterher und die sind in ein Haus gegangen wo die offensichtlich eigentlich wohnen. Ich hab nicht rausgekriegt wer da sonst noch ist, aber die wohnen nicht unter der Brücke und die haben sehr auffällig versucht deutlich zu machen dass der bööööööse Drumknott alle nieder macht! Drumknott ist eindeutig ein Blindziel! Vor unsere Nase gesetzt damit wir uns strafbar machen!" sie keuchte einen Moment bevor sie auf den Tisch sank und den Kopf in die Arme legte.
Für einen Moment herrschte schweigen.
"Das heißt... die Kinder sind von jemandem angeheuert worden?", fragte Rabbe langsam. Sie hatten die letzten zwei Stunden damit verbracht ihre Ergebnisse zu vergleichen und Pläne gegen Drumknott zu schmieden - dass er nur der Sündenbock für die verbrechen einer anderen Person sein sollte erschien ihr als unangenehmes Konzept.
Tussis Kopf schnellte wieder nach oben. "Japp! Und dann hab ich Daemon aufs Bett gekotzt!" Ihr Kopf sank zurück.
"Warum hast du... was hast du überhaupt in der Boucherie gemacht?"


An einem anderen sicheren Ort

Ein lautes Klacken ertönte gefolgt von einem Rummsen und einer Art WuuuuuuschWuuuuusch und einem Glockenschlag. "Diese elendige Apparatur! Funktioniere doch wieder du elende Box du!" Der Mann trat verärgert gegen die Konsole aber es rührte sich nichts.
"Mein Herr, ihr follt euch noch nicht fo anftrengen!", ermahnte Igor der soeben hinter ihm aufgetaucht war. Kupferfeld drehte sich leicht erschreckt um. Dieser Igor war dem Plebejer augenscheinlich treu ergeben, zumindest hatte er ihm dies immer wieder versichert, aber nach seiner letzten Begegnung mit einem Igor war Dahvid noch immer ein wenig steif was die nahtigen Leute anging. Er atmete einen Moment durch und nickte. "Ich weiß, Igor, aber ich will diese Maschine unbedingt wieder zum Laufen bringen. Sie ist absolut einzigartig und..." er überlegte einen Moment und entschied sich dann, dem Igor nichts weiter über die Maschine zu sagen. Wer wusste schon, wie weit er ihm überhaupt trauen konnte? Und wie weit dem Plebejer?
"Wie auch immer. ich kann auf mich aufpassen - Bitte lass mich nun alleine, Igor."
Beunruhigt sah Kupferfeld zu wie der Igor davon schlurfte. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen und rieb sich geistesabwesend über die nahte an seinen Armen.
Die Sidrat-Box war und blieb ein Wunder der Technik. Vor wenigen Monaten hatte man sie ihm anvertraut, um einen bemerkenswerten Raubzug durch zu ziehen: Er hatte den Blupper aus der Königlichen Bank Ankh Morporks entwendet [21] damit sein Auftraggeber dem Fluss der Wirtschaft zu seinen Gunsten manipulieren könnte.
Dahvid trat genervt erneut an die Konsole als er sich erinnerte was danach passiert war. Diverse Wächter hatten ihn verfolgt. Hatten letztlich dafür gesorgt dass er gefangen genommen, misshandelt wurde, dass ein Igor ihm irgendwann die arme abschnitt und ihn in der Urzeit absetzte. Das Wegrennen vor riesigen Krabben war keine angenehme Sache für ihn gewesen, ganz und gar nicht. Als die Sidratbox wie ein Wunder zu ihm zurück gekehrt war hatte er nicht gezögert. Schnell zurück in die jetzt zeit, wo die Situation überschaubarer und die Leute leicht über den Tisch zu ziehen waren.
Krabben... urgrh...
Aber er war nicht direkt nach Haus gekommen. Er hatte versucht die Box so ein zu stellen dass er ein wenig in seine eigene Vergangenheit kommen könnt, das Jahr des neurotischen Geziefers zum Beispiel. Er wusste eine Menge über die wirtschaftliche Entwicklungen der letzten Jahre - es wäre sicher leicht gewesen mithilfe seines Wissens über die zukünftigen Ereignisse schnell relativ viel Geld zu machen... dann hätte er immer noch das Haus in Sto lat kaufen können...
Aber es hatte nicht geklappt. Kupferfeld hatte es wieder und wieder versucht aber er schaffte es nicht, seine eigene Zeitlinie zu kreuzen. Der nächste Zeitpunkt der ihm möglich gewesen war war circa vier Jahre in seiner eigenen Zukunft gewesen. Ankh Morpork. Anders als er es kannte und doch so ähnlich wie früher. Nur hatte er sich noch fremder gefühlt als er es vor seiner ursprünglichen Abreise getan hatte. Er war ja eigentlich auch nicht aus Ankh Morpork, aber es er hatte die Stadt immer mit einem gewissen wohlwollen betrachtet war immer der Meinung gewesen dass die Näherinnen hier ihr Handwerk gut verstanden und dass der Curry Garten immer noch für gelbe scharfe Pampe gut war.
Aber es war bitter durch Ankh Morpork zu gehen. Er wusste nicht wohin. Er hatte kein Geld, kein Haus, keine Arme. Alles was er hatte war eine wirre Box die durch Raum Zeit reisen könnte - wenn sie nicht so bockig wäre - und einen ungemeinen Gräuel auf die Stadtwache Ankh Morporks.
Kupferfeld zog an einem Hebel und ließ Dampf aus der Kammer.
Heute hatte er wieder Arme. In einer kleinen Bar an einem künftigen Ort hatte er eine schicksalhafte Begegnung gehabt. Er hatte einen bemerkenswerten Mann getroffen - mit sehr nützlichen Kenntnissen und recht interessanten Kontakten. Ein Mann der gewusst hatte welche Wächter für Kupferfelds Verfolgung zuständig gewesen waren und der einen Plan hatte wie man gegen sie vorgehen könnte.
Ein Mann mit den Mitteln, die Welt zu übernehmen. langsam. Schritt für Schritt.
Kupferfeld lachte leise und dann immer lauter. Sie hatte die Box nicht ganz reparieren können, aber es war ihnen beiden - Dahvid und Cristoff - gelungen sie hierher zurück zu bringen. An einen Ort wo ihr wissen hilfreich war um sehr schnell viele Reichtümer und viel macht hervorbringen konnte. Wo sie die Möglichkeit bekämen Rache zu üben.
Natürlich war die Sidratbox für den Moment leicht unbrauchbar geworden - sie konnte nur noch zwischen dieser Zeit und dem Ort hin und her reisen an dem sie zuletzt gewesen war - was von hier aus etwa zwei Jahre in der Zukunft lag.
Was genau das Problem war an dem er gerade zu beißen hatte. Er wollte Rache. ganz eindeutig. Er, Dahvid, wollte Rache nehmen an Cim Bürstenkinn und dem Rest seiner damaligen Truppe. Der Plebejer wollte das auch, ging allerdings nicht ins Detail darüber, warum, was man ihm getan hatte. Sie würden also Rache nehmen, aber, was dann? Der Plebejer wirkte auf Kupferfeld nicht wie jemand der bereit war, macht zu teilen. Er hatte ihm Arme besorgt damit er die Box reparierte da sie nützlich sein könnte bei dem Versuch 'Den Machtbereich auszuweiten' wie er es formuliert hatte.
Aber eigentlich wollte Kupferfeld nur weg. Er traute dem Plebejer nicht und sobald Bürstenkinn tot war würde er verschwinden und nie wieder kehren.

Wenn er nur die elendige Box zum laufen bekäme.

09.10.2014 13: 32

Cim Bürstenkinn

* In einer Lagerhalle *

Mit breitem Grinsen sah sich Auberlin in der mächtigen Lagerhalle um. Sie war zur Hälfte mit Ware gefüllt, die er praktischer Weise gleich miterstanden hatte, weil der bisherige Eigentümer keine Zeit mehr gehabt hatte, sie auszuräumen.
»Lasst niemand rein!«, sagte er zu den beiden Trollen die den Eingang bewachten und sich wie eine lebende Mauer vor die Tür stellten, nachdem er sie verschlossen hatte.
Vergnügt wanderte er über die Perlendocks und zündete sich eine Zigarre an . Nach und nach würde er alle Gilden übernehmen, das unlizenzierte Verbrechen organisieren und irgendwann auch den Patrizier und seinen verhassten Sekretär aus dem Weg räumen.


*Haus der Pemmbrucks*

Bist du bereit für Wechsel?

Lizzy goss sich Tee in die kleine Keramikschale und war überzeugt nicht bereit zu sein.
»Tun wir das Richtige? Ich meine vielleicht finden wir einen Geeigneteren als den Plebejer«, sie hatte das Gefühl einen bösen, feuerspeienden Drachen, den sie bisher ordentlich versperrt hatte, auf die Welt los zulassen. Unzählige Male hatte sie sich für Gnade statt Willkür, für Großzügigkeit statt Brutalität entschieden.
Ganze Dörfer in Klatsch wären ausgelöscht worden wenn nicht jemand Aeshma Einhalt geboten hätte. Sie war auch überzeugt, dass sie ihn beeinflusst hatte, dass er milder geworden war, weniger grausam.
Eine temporäre Schwäche, sowas wie eine erkältung
, antwortete der Daemon. Er hatte wie immer ihre Gedanken gelesen, was Lizzy nicht mehr erschütterte.
»Sehe ich es richtig, dass ich genau die Möglichkeit habe weitere 10 Jahre dein Gefäß zu werden, oder aber die Rolle an ihn abzugeben mit der Konsequenz einen unglaublich mächtigen, völlig durchgeknallten Massenmörder aus euch zu machen«, fragte Lizzy und fühlte den Konflikt schwer auf ihren Schultern liegen.
Ich glaube so kann man es ausdrücken. Du hast noch etwa eine Stunde um dich zu entscheiden.

Doch Lizzy hatte sich entschieden. »Lass uns gehen. Ich will nicht zu spät sein«.
Aeshma kicherte in ihrem Kopf, doch als sie zur Tür ging, griff sie in einen alten Eimer der an der Wand stand und holte einen kleinen schmutzigen Ball aus Stoff daraus hervor.


* Dunkelwacht Hauptquartier *

Viel Kaffee [22] und einige Zeit später war die Einigung auf den nächsten Kandidaten erfolgt. Nachdem klar war, dass der Plebejer nun daran ging Fallen für sie aufzustellen, wollten sie nicht mehr länger darauf warten, was ihm als nächstes einfiel.
Sie bereiteten sich auf das Treffen mit ihm vor, und stapften wenig später schwer bewaffnet durch die nächtliche Stadt zum vereinbarten Ort nahe der Seilstrasse.
»Besser wir sind früher da«, sagte Cim, »Es würde mich nicht wundern, wenn er eine Überraschung für uns parat hat!«
»Wir hätten nicht so lange warten und ihn sofort ausschalten sollen«, sagte Rabbe und machte plötzlich ein Gesicht als würde ihr etwas einfallen. »Achso! Das war ja nicht möglich, weil Herr Bürstenkinn uns nichts von ihm erzählt hat!«
Die Gefreite Grantick produzierte ein Geräusch, das am Ehesten als »Grunzen« verkaufbar gewesen wäre. »Rabbe, es ist noch früh für Sarkasmus. Schalten wir ihn aus und gehen schlafen!«
Der Vektor hob plötzlich die Hand und deutete nach vorne.
Im Mondlicht sahen sie wie ein Steinbrocken an einem Seil nach oben gezogen wurde. Zwischen den gegenüberliegenden Häuserfronten war ein Balken befestigt der offenbar als Seilzug herhalten musste, und eine kleine Eisenrolle sorgte für die Führung des Stricks das im Fenster des Hauses verschwand.
Ein vermummter Mann tauchte auf und sah prüfend nach oben – trat einen Schritt zurück und nickte zufrieden. Der Mann im Haus schien offenbar auf ein Kommando zu warten um den Brocken nach unten fallen zu lassen.
»Nette Falle. Üblicher Weise haben wir uns eine Weile unterhalten und sind dabei nebeneinander gestanden. Seid ihr bereit? Tussnelda, kannst Du Dir den Kerl im Haus vornehmen? Rabbe und ich schnappen uns den Plebejer!«
»Ja, klar!«, pfauchte sie und hielt sich den Kopf, lud aber ihre Armbrust.
Cim nickte und sie rannten los.
Einige Zeit tat sich nichts, doch dann hörte der Vermummte, dass Geräusch der Stiefel und sah die Bewaffneten auf sich zukommen.
»Verdammt!«, fluchte er, drehte auf dem Absatz um und lief weg.
Rabbe und der Omnier verfolgten ihn, während Tussnelda sich in das Haus schlich.
Ihr schwindelte leicht, aber sie unterdrückte die Benommenheit und ging langsam den Eingangsflur entlang, der zu einer alten Holztreppe führte.
»Das Ding wird knarren wie ein altes Ehebett«, dachte die Gefreite und bemühte sich ihre Schritte am Rand, wo die Bretter an der Wand befestigt waren zu setzen, was nicht so schlecht funktionierte.
»Alles ok, Cris?«, flüsterte der Mann oben, laut genug für die Wächterin die nun die Mitte der Treppe erreicht hatte.
Doch erneut erfasste sie ein Schwindel und sie stampfte ungebremst auf die Mitte der nächsten Stufe – was ein langgezogenes Knarren beim Drauftreten und Heruntersteigen verursachte.
Vor Schreck ließ der Mann das Seil los und der Steinbrocken knallte auf die Strasse vor dem Fenster.
»Hände hoch! Stadtwache, du bist festgenommen!«, sagte Tussnelda und der Mann hob tatsächlich die Hände. »Wie heißen sie? Und vor allem, was tun sie hier?«
»Mein Name ist Dahvid Kupferfeld«, sagte er und reckte die Arme noch weiter in die Höhe. »und ich bin..«, er klatschte in die Hände und zog mit den Fingern einen Lichtbogen so grell, dass er sich bis in die letzte Faser des Sehnerves ein brannte erstrahlte, auseinander.
Tussnelda hielt schützend die Hände vor die Augen, die Armbrust fiel zu Boden und entlud sich ungefährlich mit einem Schuss gegen die Wand. Sie spürte wie der Magier an ihr vorbei rannte und, geblendet wie sie war, streckte sie einfach ein Bein aus und hörte zufrieden wie Kupferfeld die Treppen runter stürzte.
Sie sah noch immer den grellen Bogen, auch wenn er längst erloschen war, aber die Umrisse des Raumes, der nur von einer Kerze erhellt war wurde nun auch wieder sichtbar.
»Ich kenne ihren Namen«, schrie sie nach unten. »Wir haben sie schon einmal gejagt, als sie den Blubber gestohlen haben!«
Ein Stöhnen kam als Antwort, aber Tussnelda hörte auch, dass er sich wieder aufrichtete. Sie beeilte sich nach unten und die Halbblinde verfolgte den Humpelnden durch die Stadt.


* Unweit der Perlendocks *

Fluchend rannte der Plebejer weiter. Er konnte diese Probleme jetzt nicht brauchen, den in einer Stunde würde er sich mit Aeshma vereinen. Er wollte Bürstenkinn los sein, bevor er sich in eine höhere Existenzform verwandeln würde, aber nun würde er wohl erst nach der Vereinigung mit dem Dämon mit dem verfluchten Wächter und seiner Kumpanin aufräumen.
Gleichgut. Er würde ihn brennen lassen, ihn geistig und körperlich foltern; er würde sein Schicksal ändern und nicht am heutigen Tag sterben!
In freudiger Erwartung wollte er Richtung Perlendocks laufen, als plötzlich ein Mädchen in einem sehr schmutzigen Nachthemd vor ihm stand und ihm einen Stoß gab, der ihn gegen die nächste Wand warf. Von herabfallenden Putzresten halb begraben, lag er am Boden und sah sie verwirrt an.
»Aber ich dachte…«, doch er sah den Irrsinn in ihren Augen glänzen. Das war nicht mehr Elzbeth Pemmbruck , die wohlsituierte Erbin eines umfangreichen Anwesens. Vor ihm stand die irre Killerin, die auch für ihn gemordet hatte – und er machte sich leichte Sorgen.
»Das Problem ist, dass du ihn nicht verstehst!«, sagte Lizzy und leckte die Klinge ihres Dolches ab.
»Er ist nicht absichtlich böse – er wurde so geschaffen und die Aufgabe des Gefäßes ist nicht seine schlechten Angewohnheiten zu verstärken sondern sie zu kontrollieren!«
Blitzschnell zuckte ihr Arm vor und Blut floss am verhüllenden Tuch vorbei auf die Straße. Er versuchte wimmernd von ihr weg zukriechen.
Dir ist schon bewusst, was du da tust?
, fragte Aeshma in ihrem Kopf.
Ich bin übrigens auf eigenartige Art geschmeichelt und beleidigt, von dem was du gesagt hast.

Doch Lizzy war noch mit ihrem Opfer beschäftigt, genoss es den Richtigen aus dem richtigen Grund zu töten und knapp bevor er auf es auf die Seilstraße geschafft hätte, zog sie ihm die krumme Klinge noch einmal quer über die Kehle.
Röchelnd starb der Plebejer, so wie er es eigentlich erwartet hatte.
Grinsend kletterte Lizzy dann die Hauswand hoch und setzte sich aufs Dach um zu warten was weiter passieren würde.

* Seilstrasse *

»Dort vorne muss er in die Gasse gebogen sein, sonst würden wir ihn noch sehen!«, sagte Rabbe keuchend und beschleunigte noch ihr Tempo.
Zwei Schritte hinter ihr folgte Cim, der sich geistig gegen die Erkenntnis wehrte, dass Rauchen offenbar doch die Lungenfunktion beeinträchtigte.
Mit seiner Atmung beschäftigt, hätte er beinahe nicht bemerkt, dass die Wächterin abrupt stehen geblieben war, blieb aber endlich keuchend auf seine Knie gestützt vor ihr stehen.
»Was…ist…los?«, fragte er und bemühte sich seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen.
»Er ist tot!«, antwortete Rabbe und deutete auf den Mann der in einer Blutlache, die im Mondlicht beinahe idyllisch glänzte, am Boden lag.
Der Vektor trat näher, drehte ihn auf den Rücken und zog das Tuch weg. Er sah sofort, dass nichts mehr zu retten war. Halschlagader durchtrennt, die ganze Kehle, inklusive Luft und Speiseröhre durchtrennt. Der Plebejer war längst tot.
Just in diesem Moment kam ein pfeifender, Zigarre rauchender Kerl vorbei der fragte. »Na ist ihm schlecht gewo…..«
Auberlin sah auf das Gesicht des am Boden Liegenden sah Cim und Rabbe an und blieb wie eine Salzsäule stehen.
Dann ging er zitternd ein paar Schritte rückwärts und begann zu stammeln.
»Ihr habt mich getötet! Aber… wie …wie ist das möglich? Ich meine…«
Auch Cim und Rabbe sahen nun, dass Auberlin und der Plebejer exakt gleich aussahen. Nicht nur ähnlich, sondern gleich. Haare, Augen, ein Leberfleck unter der Nase, eine kleine Narbe über der Augenbraue.
»und jetzt wollt ihr sicher nochmal….Das könnt ihr nicht mit mir nicht ….das werdet ihr sehen, ihr…«, in diesem Moment stellte Auberlin fest, dass es keine gute Idee auf den vernachlässigten Straßen hier beim Hafen rückwärts zu gehen ohne einen Blick darauf zu werfen, wohin man schritt. Ein Loch im Kopfsteinpflaster wurde ihm zum Verhängnis, er stieg ins Leere, stürzte und knallte mit dem Kopf auf den harten Untergrund.
Cim fühlte sich eigenartig, als er den gleichen Mann erneut untersuchte, stellte aber erleichtert fest, dass er noch lebte und nur bewusstlos war. Er durchsuchte ihn und fand ein Eigentumszertifikat für ein Lagerhaus das auf Cristoff von Auberlin ausgestellt war. Seine Gedanken überschlugen sich, doch er hatte nun keine Zeit weiter darüber nachzudenken.
Er steckte das Papier zurück und stellte erleichtert fest, dass Rabbe mittlerweile aus einer alten Tür eine Trage gebaut und den Leichnam darauf geschoben hatte.
»Lass ihn uns wegbringen und Tussnelda suchen. Bis Sonnenaufgang sind es nur noch 3 Stunden!«

* Ankh-Brücke *

Tussneldas tränende Augen spielten immer noch nicht ganz mit, aber sie hatte zumindest gemerkt, dass sie dem Mann über die Ankh-Brücke gefolgt war. Nun befanden sie sich in einer sehr netten Villengegend, und sah wie Kupferfeld in einem Haus verschwand.
»Das könnte auch eine Falle sein«, dachte sie sich, ergänzte aber gleichzeitig, »Eine von Grantick hat vor einer Falle keine Angst!«
Sie zog ihr Schwert und betrat langsam das Haus, Vorsicht die überflüssig war, den sie hörte Kupferfeld schon von weitem Befehle schreien.
»Lade alles ein, Igor! Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
Sie sah in den Innenhof, wo ein kleiner blauer Schrank stand, den sie aus den Berichten des Blubber-Falles als Sidrat-Box kannte.
Ein Igor schleppte unaufhörlich riesige Kisten durch die schmalen Türen, und längst hätte nichts mehr reinpassen dürfen.
»Die Letzte noch, Igor, dann verschwinden wir wieder in die Gegen..«, als er plötzlich eine Klinge an der Kehle spürte.
»Jetzt erzählst du mal schön was hier eigentlich los ist!«, sie riss ihn zu Boden. »Und wenn du auch nur den Hauch eines Zauberspruches von dir gibst, hol ich mir die Antworten aus deinen Eingeweiden.«
»ist ja gut, ist ja gut«, sagte Kupferfeld, während der Igor unschlüssig an der Tür stehen blieb.
»Also von vorne!«
Er begann zu erzählen, wie er mit der Box entkommen war, ohne Arme, in einer beschädigten Sidrat-Box die nur noch zwischen zwei Orten und damit verbundenen Zeiten hin und her springen konnte.
»Dann habe ich Cristoff von Auberlin kennengelernt. Er schaffte es die Menschen zu begeistern, selbst mich interessierte er für seine Geschäftsmöglichkeiten, war aber gleichzeitig von einem Hass auf alles in dieser Stadt durchsetzt, der ihn beinahe auffraß.
Irgendwann erzählte er von der Begegnung mit Bürstenkinn und einer Wächterin namens Schraubendreher oder so. Wie er sah, dass dieser Wächter ihn getötet hatte, obwohl er gleichzeitig unversehrt in der Straße stand. Er war hingefallen, und als er wieder zu Bewusstsein kam, waren Wächter und Leiche verschwunden. Ich zeigte ihm die Sidrat-Box, erzählte ihm, wie ich Arme und den Blubber verloren hatte und wir erkannten, dass wir die gleichen Feinde hatten. Der Plan war schnell geschmiedet. Er besorgte mir einen Igor, wir würden die Zukunft aufrollen und Bürstenkinn und die Wächterin töten. Gleichzeitig wollte er seine Pläne endlich in die Tat umsetzen und ein Imperium aufbauen – auf der Asche von Ankh-Morporks Häusern und auf den Leichen seiner Bewohner. Er war ziemlich erfolgreich, was nicht zuletzt Euch zu verdanken war.«
»Warum hat er die Sache mit den illegalen Verbrechern begonnen? Er hätte Cim doch einfach töten können!«, fragte Tussnelda, die verwirrt die Blaue Kiste ansah.
»Er wollte mit ihm spielen. Sich rächen und ihn zum Teil seiner Pläne machen. Er sprach zwar immer vom Zeitpunkt seines Todes, aber er war wild entschlossen das Schicksal zu ändern. Kannst du die Klinge vielleicht nicht ganz so fest an meine Kehle pressen.«
»Hat der Meifter noch Befehle?«, Tussi fuhr herum. Sie hatte auf den Igor völlig vergessen bei der Erzählung des Magiers. Das ausdruckslose Gesicht war genau vor ihr und war das letzte was sie sah, bevor der breite Stock aus Eichenholz sie am Kopf traf.
»Foll ich ihre Erfatfteile mitnehmen, Herr?«
Kupferfeld richtete sich auf. Seine Arme würden bald absterben, mussten durch neue ersetzt werden, doch er wusste, dass der Tod der Wächterin weitere Probleme nach sich ziehen würde, Verfolgung und Rache, und schüttelte den Kopf.
»Wir haben alles was wertvoll war in der Sidrat-box. Lass uns verschwinden! Aber zuerst ....«
Er zündete ein Streichholz an, warf es auf die Spur aus Pulver und Öl, sah zu wie die Flamme ihrem vorbereiteten Pfad folgte und im Inneren des Hauses eine Explosion auslöste. Er fragte sich, wer wohl all die kriminellen Unterorganisationen übernehmen würde, nachdem der Plebejer verschwunden war. Wahrscheinlich würde es nur einige Tage dauern, bis die Lücke gefüllt war.
Damit traten sie durch die schmalen, blauen Türen und waren nach ein paar pfeifenden Geräuschen verschwunden.

Wenig später schlug auch Tussnelda wieder die Augen auf und rieb sich die Beule am Kopf. Hatte sie das alles wirklich gesehen, oder war das nur die nächste Stufe auf dem Weg zum verrückt werden; ein weiteres Hirngespinst wie ihre Geister. Doch gleichzeitig sah sie die Spuren im Gras des Innenhofes, den Stock mit dem sie niedergeschlagen worden war und den Abdruck der Sidrat-Box am Boden des Innenhofes. Nicht zuletzt brannte das Haus lichterloh, Flammen schlugen aus den Fenstern, das Dach brach ein - verzweifelt dachte sie an ihr Elternhaus, sah wie gelähmt ihren sterbenden Vater und das verbrannte Fleisch ihrer Mutter vor sich. Sie hatte keine Ahnung wie lange die Starre gedauert hatte, bis sie endlich in der Lage war aufzustehen und durch die den schmalen Korridor auf die Straße zu fliehen.
Keuchend und hustend stand sie auf der sicheren Straße und sah wie das Haus nach und nach von den Flammen verzehrt wurde.
»Was ist das für ein bescheuerter Tag!«, sagte sie und ging zurück, um Rabbe und Cim zu suchen.

Vor den Stadtmauern von Ankh-Morpork

Zwei Stunden später verließ ein Eselskarren mit drei eigenartigen »Bauern« die Stadt durch das Latschende Tor. Die Rekruten die Dienst am Tor hatten, sahen kaum auf. Nichts war auffällig an einem Haufen Bauern.
Nach zwei Meilen war die schwere Kruste des Flusses zerbrochen; echtes Wasser glänzte im untergehenden Mond. Sie warfen den Leichnam in das Wasser und sahen zu wie er schnell davon trieb.
»Ist das wirklich notwendig?«, fragte Rabbe zum wiederholten mal. »Wir hätten ihn einfach mit einem Stein um den Hals bei einer der Brücken versenken können«
Cim schüttelte den Kopf.
»Die Leiche soll unter keinen Umständen gefunden werden. Auberlin lebt, den Plebejer hat es offiziell nie gegeben, und es interessiert mich einen feuchten Kehrricht, wem wir das plötzliche Verscheiden unseres Informanten zu verdanken haben.«
Tussnelda sah ihn zweifelnd an. »Jemand tötet ausgerechnete den Kerl, hinter dem wir her sind. Schon wieder! Und die willst mir sagen, dass dich nicht interessiert wer das war?«
Der Omnier schwieg, schob seinen alten Strohhut tiefer in die Stirn, rückte seine Latzhose zurecht und stieg wieder auf den Eselskarren.
»Die Sonne geht auf! Lass uns zur Stadt zurück. Die Tore sollten jetzt offen sein!«

* Auf einem Dach, mit Sicht auf das Latschende Tor *

Lizzy stand am Dach eines Hauses am Schweinestallhügel und fuhr sich mit sanftem Druck der Spitze ihres Krummdolches über dem Arm. Eine kleine kaum sichtbare Spur aus Bluttropfen bildete sich und schloss sich sofort wieder . Es blieb keine Spur einer Verletzung. Die Sonne war schon beinahe aufgegangen, als der Eselskarren mit den drei Bauern wieder in die Stadt fuhr und klappernd in die Bescheidene Straße fuhr.
Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Leute wie Auberlin neigen dazu ihre eigene Vernichtung herbeizuführen. Was eventuell auch meine Vernichtung zur Folge gehabt hätte.

Lizzy sah auf. »Dann habe ich wohl doch einen Fehler gemacht. Es wäre gut dich zu vernichten.«
Ja, aber wärst du bereit gewesen den Preis dafür zu bezahlen. Wie auch immer, in zehn Jahren hast du ja wieder eine Chance.

DIE IRRITATION IST VERSCHWUNDEN!

Lizzy fuhr herum, als sie den Knochenmann neben sich stehen sah. Ihr Dolch lag kampfbereit in ihrer rechten Hand und sie ging leicht in die Hocke.
TOD winkte mit der Klinge seiner Sense und schien wenig beeindruckt.
DU SOLLTEST NUR WISSEN, DASS ICH DICH BEOBACHTE AESHMA. KEINE GESCHICHTEN, DIE UNSERE REALITÄT GEFÄHRDEN SONST…DU KENNST JA DEIN JENSEITS

Damit war er auch wieder verschwunden.
»Freund von dir?«, fragte Lizzy und richtete sich wieder auf.
Ja, ein sehr alter. Lass uns gehen.

Im Morgenrot ging eine junge Frau mit einem sehr schmutzigen Nachthemd langsam Richtung Ankh-Brücke.


11.10.2014 22: 55

Sebulon, Sohn des Samax

Es war ein herrlicher Morgen. Mysteriös, fand Sebulon. Er hob seine Kakaotasse und spülte die letzten Krümel des quirmianischen Frühstücks die Kehle hinab.
Was für ein großartiger Morgen. Der Wind wehte lau, die Hunde bellten leise und es war noch kaum Verkehr am Tor Ankh-Morporks ...
Es war eine verwegene Idee das neue Lokal »Viehduft« am Schweinestallhügel auszuprobieren, aber hin und wieder musste man ein Risiko eingehen.
Er rümpfte die Nase. Der Wind trieb ihm den intensiven Duft von des Viehmarktes entgegen, vermischt mit Alkohol und Zigarettenqualm von den Gästen die eine andere Vorstellung von Frühstück hatten als er, in die Nase. Angewidert wandte er sich ab, und sein Blick fiel auf einen einsamen Eselskarren der soeben an ihm vorbei fuhr. Drei Bauern saßen darauf und unterhielten sich angeregt. Zwei Frauen und ein Mann, alles Menschen. Es war kaum etwas von ihnen zu erkennen, den ihre Köpfe waren unter großen Strohhüten so gut wie verborgen und die Krägen ihrer Arbeitsmäntel waren hoch gestellt. Aber die Art, wie sie sich beim Reden bewegten, die Art, wie die eine Frau seitlich ausspuckte ...
Er kannte den RUM-Fundus, aber diese Bauernverkleidung kannte er nicht. Er hätte schwören können, dass sich Cim, Rabbe und Tussnelda in der Verkleidung versteckten und spürte eine brennende Neugier darauf, was sie nun schon wieder ausgeheckt hatten, und wozu sie extra eine neue Verkleidung angeschafft hatten.
"Kellner!" Hastig griff der Stammagent in die Tasche und legte eine Handvoll Münzen auf den Tisch, mehr als genug um das Frühstück zu bezahlen. Dann sprang er auf, als gerade der Ober kam und die weitere Bestellung aufnehmen wollte, griff unter dessen verwunderten Blicken seine Siebensachen, salutierte, wünschte einen angenehmen Tag, und rannte los.
Der Eselskarren hatte bereits einen beträchtlichen Vorsprung – es gab noch keinen Verkehr der ihn aufhalten hätte können. Aber Sebulon war entschlossen herauszufinden was seine drei üblichen Verdächtigen wieder vorhatten.


12.10.2014 10: 00

Rabbe Schraubenndrehr

Der Stammagent überlegte schnell wie die Straßen im Augenblick zu befahren waren. Ein Karren wie dieser hielt sich für gewöhnlich auf den größeren Straßen um so besser in den hinteren Teil des Viehmarktes zu gelangen. Die nächste Seitenstraße war gesperrt also würden sie, sofern er recht hatte, eine Parallelstraße zu jener Strecke nehmen die er in diesem Moment hastig hinab sprintete. Links in die nächste Gasse und wenn er recht gehabt hatte müsst,-
"Aha!", entfuhr es ihm leise. Der Karren kam gerade auf ihn zu. Er linste erwartungsvoll an die Seite wo er kurz zuvor die drei Gestalten gesehen hatte und sah einen kleinen Jungen da sitzen der die Beine baumeln ließ und einen großen Strohhut auf hatte. "Verdammt.", entfuhr es ihm willkürlich. Er hastete zu dem Jungen und versuchte seine plötzlich schmerzenden Rippen zu ignorieren. "Hey du! Wo hast du den Hut her?"
Der Junge schob den Weizenhalm auf die andere Seite seines Mundwinkels. "Hat mir so 'n Kerl gegeben. Is mit seinen Freundinnen an der Ecke abgesprungen."
Sebulon nickte dankbar. Blieb stehen und schnappte für ein paar Sekunden hingebungsvoll nach Luft bevor er weiter hastete.
Nachdem er eine weitere halbe Stunde investiert hatte um in der Gegend nach den Gestalten Ausschau zu halten gab er für den Moment auf, behielt das geschehene aber deutlich im Hinterkopf. Vielleicht würde er zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas über diese Sache herausfinden.


*An einem sicheren Ort*

"Ufff.", entfuhr es Rabbe als sie das Hauptquartier endlich betraten. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und hängt sich über die Lehne wie ein nasser Mehlsack. Tussi schien unentschlossen ob sie den kalten, noch übrigen Kaffee hinunter stürzen sollte oder abwarten würde bis frischer fertig gekocht war. Cim saß da und zündete sich gleich wieder eine Zigarette an.
Für ein paar Minuten gab sich jeder seinen eigenen Gedanken hin. Tussi trank den kalten Kaffee und machte frischen. Cim rauchte die erste Zigarette in Rekordgeschwindigkeit fertig und zündete sich gleich die nächste an. Rabbe schien sich für den Moment aufs atmen zu konzentrieren.
"Wir sollten Cristoff von Auberlin finden und im Auge behalten.", sagte Tussi nach einer Weile und setzte sich mit frischem Kaffee an den Tisch. Cim nickte stumm. Rabbe rappelte sich langsam auf und stützte sich auf den Tisch. "Cim... ich finde wir sollten herausfinden wer den Plebejer umgebracht hat."
Tussi nickte, doch der angesprochene verzog nur das Gesicht. "Wenn ihr das unbedingt herausfinden wollt, macht doch. Mich interessiert das nicht. Er ist tot, das ist das wichtigste."
"Ich denke wir dürfen es uns nicht so einfach machen. Er hat ziemlich viele Informationen gehabt - zu viele um sie alleine besorgt zu haben. Wenn er mit Kupferfeld gearbeitet hat ist es gut möglich dass er schon vor Jahren hier in der Stadt aufgetaucht ist und ein riesiges Verbrechernetzwerk aufgebaut hat. Immerhin hat er uns auf die Assassinen und so angesetzt, dafür muss es einen Grund gegeben haben. Vielleicht war die Subgruppe bei den Assassinen eigentlich Teil einer viel größeren Geheimorganisation - der des Plebejers nämlich." Rabbe schnappte sich eine Tasse und trank ihrerseits einen Schluck Kaffee. Tussi überlegte ob sie etwas dazu sagen sollte, blickte aber leicht beunruhigt in Cims Richtung. Er wirkte nicht sehr begeistert von der Idee, weitere Nachforschungen anzustellen. "Wahrscheinlich kommt er sich doof vor weil er dem Plebejer erst so in die Hände gespielt hat..., überlegte sie, war aber nicht sicher.
Der Vektor blickte nachdenklich auf den Tisch und schwieg.


Im Palast

"Ich sage dir Rufus, er war ich! Weißt du wirklich nichts über dieses Sache? Eine Kloneinrichtung? Eine Zeitreiseagentur? Ein Paralleluniversum? Führt ihr ein Verzeichnis über geheime Zwillingsbrüder?"
Drumknott drückte Cristoff auf einen Stuhl und reichte ihm etwas zu trinken. "Nun beruhige dich doch. Bist du sicher dass das wirklich das ist was du gesehen hast? Du meintest doch, als du zu dir kamst waren keinerlei Spuren zurück geblieben. Wenn sie wirklich jemanden getötet hätten, wären da doch Blutspuren oder irgend etwas anderes gewesen. Und du sagtest du glaubst dass du einen Schlag auf denn Kopf bekommen hast. Manchmal hat man die seltsamsten Träume wenn einem solche Dinge passieren."
Der Sekretär des Patriziers sah seinen Freund besorgt an. Cristoff von Auberlin war vor wenigen Minuten in sein Büro gepoltert gekommen - durchnässt, mit einer kleinen Wunde am Kopf und in einem Zustand ziemlicher Verwirrung hatte er davon gesprochen gesehen zu haben wie ein Mann und eine Frau ihn umgebracht hätten. Nach mehrmaligem erzählen erschien die Geschichte nicht logischer als beim ersten Mal. Er ließ sie sich noch einmal erzählen und legte dem Freund schließlich eine beruhigende Hand auf die Schulter. "Was hältst du davon wenn du einen Moment hier wartest und ich den Palastarzt mal eben bitte dass er sich deinen Kopf mal ansieht?"


12.10.2014 19: 36

Cim Bürstenkinn

* Haus der Pemmbrucks *

Lizzy stand wieder in ihrem Wohnzimmer und fragte sich ob sie dieses Doppelleben auf Dauer hin bekommen würde. Sie musste die irre Mörderin für Aeshma sein, wollte aber auch Ms. Elzbeth Pemmbruck darstellen.
Beim Wort Doppelleben fiel ihr etwas ein - sie ging ins Arbeitszimmer und öffnete die oberste Schublade des riesigen Schreibtisches.
Es war ein Umschlag, den der Plebejer ihr gegeben hatte, als sie alles für den Wechsel des Dämons besprochen hatten.
»Sollte etwas schief gehen, gib das bitte bei der Wache ab! Es ist sowas wie meine späte Rache«, hatte er gesagt. Für ihn war eine Menge schief gegangen.

An die Stadtwache von Ankh-Morpork.
Stand auf dem Kuvert.

Sie öffnete es und fand eine Reihe von Ikonographien und einen kurzen Brief.

Sehr geehrte Damen und Herren der Stadtwache,

anbei finden Sie Beweismaterial, dass Fw Cim Bürstenkinn, Lk Rabbe Schraubendrehr und G Tussnelda von Grantick verschiedenster Verbrechen schuldig sind.
....


Lizzy legte den Brief weg und sah die Fotos durch. Es waren Bilder mit Leichen, Bilder die während des Einbruches in ihr Haus gemacht worden waren. Auf einem war die große junge Frau gerade dabei den dunkelhäutigen Kerl von einer Szene mit Toten im Hintergrund wegzukarren. Und die zweite Frau verscharrte irgendwas in einem Grab...
Es waren noch viele mehr und Lizzy dachte darüber nach, was sie damit tun sollte.
Der Plebejer wollte diese Leute vernichten. Das sprach generell für sie, egal was die Fotos zeigten.
Doch was würde passieren, wenn sie das Zeug tatsächlich einem Wächter unter dem Türschlitz durchschieben würde? Eventuell würde man sie dabei beobachten.
Man würde ihre Identität herausfinden, eine Verbindung zum Plebejer aufbauen, eine Verbindung zu unerklärten Morden und anderen unlizenzierten Aktivitäten herstellen.
In Wirklichkeit gefährdeten diese Bilder sie wesentlich mehr, als die Wächter - die sich wahrscheinlich irgendwie herausreden konnten.
Entschlossen packte sie das ganze Zeug, Umschlag, Brief und Ikonographien und marschierte damit ins Wohnzimmer wo im Kamin ein beinahe kitschiges Feuer brannte.
Nacheinander warf sie die Beweise hinein und sah zu wie sie von den Flammen verzehrt wurden.
Danach türmte sie weiteres Holz darauf und ging in die Küche um sicherzustellen, dass für den Abendempfang alles vorbereitet war.


* HQ der Dunkelwacht *

Tussnelda und Rabbe waren zurück zur Wache gegangen, während Cim nacheinander alle Fackeln löschte.
Statt dessen machte er Feuer im Küchenofen, öffnete die Ofenplatte und warf die Akten des Plebejers auf das glühende Holz. Schnell legte er die Guss-eiserne Platte wieder in ihre Halterung um nicht zuviel Rauch in den Raum zu lassen.
Es waren noch eine Menge ungeklärter Fragen offen und leider wussten sie viel zu wenig über die sonstigen Machenschaften des Mannes.
Aber was sagte es ihnen über Auberlin, einem Mann der in der Gesellschaft hoch angesehen war, in zwei Jahren aber in die Vergangenheit zurückkehrte um sie alle auszulöschen? Scheinbar hatte er ihnen nur solche Kandidaten geliefert, wo er auch ein unmittelbares Interesse hatte, deren illegales Geschäft zu übernehmen.
Geschmuggelte Kinder, unlizenzierte Morde, Diebstahl.
Der Vermummte würde sie noch einige Zeit beschäftigen, war Cim sicher und ging durch den Geheimgang nach oben.







12.10.2014 19: 58

Daemon Llanddcairfyn

Daemon Llanddcairfyn war nicht zufrieden. Er fand keinen Anhaltspunkt, den Tod der Diebin aufzuklären, der offenbar kein natürlicher gewesen war. Ein junges Mädchen stirbt beim Lesen eines Buchs. Er schnaubte und stapfte weiter durch den Regen.
Wenigstens schien sich an der anderen Front alles beruhigt zu haben. Das Flackern im Gewebe der Welt hatte aufgehört. Er war noch einmal alle Stationen abgelaufen und hatte nichts Auffälliges mehr bemerken können. Offenbar hatten sich die fundamentalen Ideen der Scheibenwelt geeinigt, Ankh-Morpork noch eine Weile stehen zu lassen.
Der Hauptmann erreichte Ankh und folgte den wesentlich besseren Straßen tiefer in die Villenviertel. Er ging ungern über Kolumbinis Kopf weg, aber er konnte dem Kollegen schlecht erzählen, dass ein hochrangiger Kontakt einer Gilde ihm unter der Hand als Gegenleistung für andere Gefälligkeiten gesteckt hatte, dass hinter dem Tod von Lissy Ente mehr steckte. Er würde ein wenig selbst ermitteln und wenn es etwas zu berichten gab, den Fall zurück an RUM geben. Sicher doch.
Daemon brummte, als der Regen stärker wurde. Er freute sich schon darauf, sich nachher in sein kuscheliges Bett zu werfen.
Er kam bei dem großen Herrenhaus an. Hier sollte Lissy Ente angeblich ein paar schreckliche Morde verübt haben. Er würde mit den Bewohnern reden. Offensichtlich war jemand zu Hause, aus dem Kamin sah er schwachen Rauch in das Unwetter steigen.

13.10.2014 17: 03

Cim Bürstenkinn

Hauptmann Llanddcairfyn öffnete das Gartentor und ging zum Eingang des prächtigen alten Hauses.
Ein Klingelknauf in Form einer Weinrebe hing von einem Hebel und sah aus, als wäre er frisch montiert worden. Als er daran zog ertönte ein harmonisches Klingeln mehrerer kleiner Glocken im Inneren des Hauses und Daemon hörte wie sich kleine, hurtige Schritte näherten.
Ferry öffnete die Tür und hatte ein breites Grinsen auf ihrem pausbäckigen Gesicht. Der Knoten in den roten Haaren hatte sich beinahe aufgelöst und einem wirren, feurigen Durcheinander platz gemacht, als sie sagte.
»Sie sind der Erste!«
Daemon versuchte eine Weile die Bedeutung dieses Satzes nachzuvollziehen, was ihm aber auch nach einigen Sekunden nicht gelang.
»Ich bin der …?«
Erschrocken schlug sie die Hände ins Gesicht, eine Gewohnheit, die wohl zum Teil ihre roten Backen erklärte.
»Willkommen im Haus Pemmbruck, mein Name ist Ferry! Und sie sind der Erste der die neue Klingel betätigt hat! Ist sie nicht wundervoll?«
Der Hauptmann setzte versuchsweise ein zurückhaltendes Lächeln auf.
»Mein Name ist Hauptmann Daemon Llanddcairfyn, wäre es möglich mich ein wenig im Haus um zusehen? So viel ich weiß sind hier einige Verbrechen geschehen.«
Ferry dachte kurz nach. »Ich glaube das würde in Ordnung gehen. Ich muss nur kurz die Herrin fragen, was sie dazu sagt. Warten Sie hier bitte kurz!«
Damit rannte sie davon und hetzte die Treppen nach oben.
Daemon schob mit dem Fuß unauffällig die Tür ein Stück weiter auf und spähte in den Raum dahinter. Eine hübsche Kommode aus lackiertem Eichenholz, ein Boden aus verschiedenen Holzarten die durch Farbe und Anordnungen ein Sternmuster ergaben, dass von der Treppe wegführte.
Darauf lagen nach dem Eingangsbereich dicke rote Teppiche, die sich auf die Stufen hinauf zogen.
In diesem Moment hörte er wie erneut Schritte die Treppe heruntergepoltert kamen und Ferry wieder auftauchte.
»Die Herrin«, keuchte sie außer Atem und mit roten Ohren – sie sah immer mehr aus wie ein Streichholz - »Die Herrin bittet euch…. In der Bibliothek auf sie zu warten. Kommen Sie bitte mit!«
Nichts was er sah, sprach überhaupt für ein Gewaltverbrechen, keine Blutflecken, keine Verwüstung im Rahmen eines Kampfes.
»War es denn schwierig die Spuren des Mordes zu beseitigen, Fräulein Ferry?«, fragte er Ferry beifällig.
Das Mädchen legte den Kopf schief und stieß die Luft mit den Lippen vibrierend laut aus.
»Das kann man wohl sagen«, antwortete sie schließlich und deutete auf einen Lederarmsessel der vor einem kleinen Tisch, neben einem anderen Stuhl stand. »Im oberen Stockwerk war überall Blut. Als ihre Kollegen den Tatort freigegeben haben, hat die gnädige Frau sofort uns hier eingestellt um nach dem rechten zu sehen. «
»Hast du dem Hauptmann den schon etwas zu trinken angeboten, Ferry?«
Daemon sah zum Eingang der Bibliothek, wo eine junge Dame stand, die einfach … schön war. Nun war er diesbezüglich einiges gewohnt aus der Boucherie, aber es war doch etwas anderes jemand völlig neu zu treffen.
Lizzy trug ein ein braun-goldenes Kleid, das ihre Oberweite betonte ohne aufdringlich zu wirken. Es war streng tailliert und erneut mit einem goldenen Gürtel umbunden, mehr als Akzent ihrer Figur, als aus praktischen Nutzen. Ihre Füße steckten in hellbraunen, vorne geschlossenen Schuhen und einem Absatz, der hoch genug war um ihre Waden muskulös und dünn erscheinen zu lassen.
Dazu gesellte sich allerlei zierlicher Schmuck und ein Hauch von Rouge auf ihren Wangen ergänzte die dunkel gefärbten Augenbrauen.
»…«, versagte Daemon vorerst die Stimme, bis er sich räusperte. »Ein Glas Wasser wäre nett, Ferry!«
Das Dienstmädchen schwirrte davon und die Herrin des Hauses trat mit ausgestreckter Hand näher.
Sie erwartet zumindest nicht, dass ich ihr die Hand küsse, dachte sich Daemon und schüttelte sie vorsichtig.
»Ich hoffe ich störe Sie nicht all zu sehr, Frau Pemmbruck! Mein Name ist …«
»…. Hauptmann Llanddcairfyn, ich weiß. Aber setzen wir uns doch!«
Sie schlug elegant die Beine übereinander während Daemon sich bemühte Augenkontakt zu bewahren.
»Haben Sie denn etwas neues zum Tod meiner Familie herausgefunden?«
Daemon hob entschuldigend die Hände. »Leider noch nicht, deshalb würde ich mir dann auch gerne noch einmal den Tatort ansehen, wenn sie erlauben!«
Lizzy sah ihn erstaunt an. »Sie können gerne nach oben sehen, aber wir haben die Spuren des Überfalles so gut wie möglich beseitigt. Ich hatte die Maler da und die Mädchen haben sich die Hände wund geschrubbt um alle…Flecken zu beseitigen! Der freundliche Herr von der Wache… er hatte eine andere Uniform als sie.. meinte, dass sie eine Verdächtige gefunden hätten.«
Daemon nickte. »Der Tod dieser Verdächtigen wirft leider ein paar neue Fragen auf, die wir gegenwärtig nicht beantworten können. Wäre es ihnen sehr unangenehm, wenn ich ihnen einige Fragen zum Verhältnis mit ihrem Onkel und ihrer Tante stellen würde?«
Sie schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Schießen sie los!«
»Ihre Verwandten wohnen in diesem Haus, seit dem Tod ihrer Eltern, wenn ich recht informiert bin. Wie kommt es, dass sie gerade jetzt zurückgekehrt sind?«
Lizzys Züge wurden etwas härter aber freundlich. »Ich werde zuerst ihre Frage beantworten und dann weiter darüber nachdenken ob ich mich darüber ärgern sollte.«
Ferry kam mit einem Glas Wasser und einer Tasse Tee für Lizzy.
Nachdem das Mädchen wieder verschwunden war, fuhr sie fort.
»Sicher wissen sie, dass ich als Kind entführt, nach Klatsch verkauft wurde und letztendlich von einem wirklich schlechten Menschen erworben wurde. Ein Priester namens Aeshma half mir sehr in dieser schweren Zeit, schenkte mir Trost und zeigte mir einen Ausweg in einem neuen Glauben, der von Friedfertigkeit aber Stärke geprägt war.
Wir waren eine Handvoll Gläubiger und als Aeshma unter der Peitsche starb gab es einen Aufstand. Der Sklavenhalter wurde selbst eingesperrt, und wir gründeten den »Kultus von Aeshma«, der heute in weiten Teilen von Hersheba der primäre Glaube ist.
Seit Jahren habe ich mir geschworen, den Funken der Hoffnung und des Friedens auch nach Ankh-Morpork zu bringen – umso mehr als meine Familie immer noch hier lebte und wohl jede Hoffnung aufgegeben haben mussten mich je wieder zu sehen.
Ich hatte befreundeten Mönchen des Ordens von Wen versprochen ein paar Tage bei ihnen zu bleiben, als ich vom Tod meines Onkels und meiner Tante erfuhr.«
»Erscheint es nicht sehr praktisch, dass ihre Familie«, Daemon betonte das Wort, als würde er es stark bezweifeln, »just zu dem Zeitpunkt verstirbt, als sie wieder in der Stadt sind?«
Lizzy stand auf und sah mit hochgezogener Augenbraue auf ihn herab. »Ja, ich denke ich sollte mich tatsächlich ärgern«.
Mit auf dem Rücken verschränkten Händen ging sie rund um Daemons Stuhl.
»Zum Einen, befand sich das Haus zu jedem Zeitpunkt in meinem Besitz. Ich hätte nur ein Wort sagen müssen um meine Familie los zu werden. Zum Anderen ist mir nicht klar, welchen Grund ich haben könnte meinem Onkel und seiner Familie übel mitzuspielen! Sie haben sich als einzige Menschen in dieser Stadt um mich gekümmert, nachdem alle die mir sonst etwas bedeutet hatten gestorben waren. Denken Sie eigentlich nach, bevor Sie Ihre Fragen stellen, oder wollen Sie nur altes Leid wieder auffrischen? «
Sie ging zum Tisch und nahm das Wasserglas, das noch unberührt da stand und schüttete es dem Hauptmann über Kopf und Uniform.
»Desweiteren«, sie stellte das Glas vorsichtig wieder auf den Tisch, »halte ich es für angebracht, dass sie jetzt gehen. Bitte melden sie sich, wenn es Hinweise gibt und verschwenden sie nicht mehr meine Zeit oder meine Geduld mit dummen Anschuldigungen!«
Daemon stand recht steif auf – mehr wegen der Worte, denn das Wasser war er durchaus gewohnt – und verbeugte sich knapp vor Lizzy.
»Mrs. Pemmbruck, es war mir ein Vergnügen und ich hoffe ich habe Sie nicht nachhaltig beleidigt!« und wandte sich um zu gehen.
Ferry stand schon beim Ausgang und winkte ihm zum Abschied, bevor sie die Tür hinter ihm zumachte.
Lizzy sah durchs Fenster des Wohnzimmers zu, wie der Hauptmann durch den Regen zum Gartentor ging und es hinter sich schloss.
»Kein unsympathischer Kerl, aber etwas steif!«, sagte sie laut und Ferry antwortete : »Ja Miss, sehr sympathisch!«

Priester der Friedfertigkeit und Stärke? Wirklich?
Aeshma lachte noch eine ganze Weile.


13.10.2014 22: 05

Daemon Llanddcairfyn

Er schüttelte sich. Zum Glück hatte er nur um Wasser gebeten. Der Hauptmann entfernte sich schnell von dem Haus, dass offensichtlich voller schöner, junger Frauen war, und machte sich eine geistige Notiz, diesem Umstand zu einem späteren Zeitpunkt nochmals gesondert Aufmerksamkeit zu schenken. Jetzt war sein Ziel klar. Die Tatsache, dass die junge Hausdame in genau dem Augenblick wieder auftaucht, zu dem ihre Familie umkommt - ein Geistesblitz, der ihm erst in dem Moment gekommen war, als er ihr gegenüber saß -, war etwas zu groß, um einfach darüber hinweg zu gehen. Insbesondere mit dem Hinweis Beuteltasches. Er würde den Schmuggler kontaktieren müssen, sein Abgang war etwas zu plötzlich gewesen. Es musste mehr aus ihm heraus zu bekommen sein. Der Offizier erreichte das Viertel der Gildengebäude. Er musste eine Vereinigung besuchen, die schlimmer war, als die Assassinen. Vielleicht sollte er schnell zur Hauptwache gehen und Jargon hinzuziehen. Aber eine kleine Auskunft, ein kurzes Nachschlagen im Archiv, wann genau der Besitz am Herrenhaus auf Fräulein Pemmbruck übergegangen war, würde sicherlich nicht zu viel Mühe machen. Bestimmt würde einer der Notare ihm die entsprechende Akte vorbringig werden lassen.

14.10.2014 9: 47

Rabbe Schraubenndrehr

*In einer dunklen Gasse*

Vielbert ging missmutig auf und ab. Er hatte außerhalb des normalen Zeitplans eine Nachricht seines Auftraggebers erhalten. Zwei Wochen früher hier treffen. Zusage einer großen Entschädigung für die außergewöhnlich problematischen Umstände.
Das Kaninchen kratzte sich mit eine Pfote hinter dem Ohr. Es war ihm in diesem Augenblick völlig unmöglich seine menschliche Gestalt anzunehmen, die Nachricht hatte aber dringend geklungen und an Geld mangelte es ihm immer, egal in welcher Gestalt.
Sein Fell juckte. Er war nicht gerne hier draußen auf der schmutzigen Straße. Abgesehen von dem simplen Umstand dass ihm außerhalb der Boucherie eine enorme Gefahr drohte kam hinzu dass Lieselotte immer so sauer auf ihn war wenn er sich dreckig machte. Sie steckte ihn dann in eine tiefe Wanne und zwang ihn, schrecklich lange Zeiten darin auszuharren bis sie ihn abschrubbte. Außerdem dürfte er in der Nacht danach nie in ihrem Bett schlafen, und er hasste es außerhalb des selbigen zu nächtigen.
"Hab dich.", erklang eine seltsame Stimme über ihm als zwei dreidaumige Hände ihn packten und hochhoben. Vielbert zappelte unkontrolliert und biss herzhaft in einen der Finger, das schien den Besitzer des selbigen aber nicht großartige zu stören denn das Werknachen wurde einfach weiter getragen.
"Ich habe ihn erwift Meifter.", rief Igor als er die Sidrat Box wieder betrat. "Folln wir nun noch ein paar Erfatfteile beforgen?"
"Gleich Igor. Bitte setze unseren Gast auf dem Tisch und gib ihm etwas zu trinken." Kupferfeld selbst saß bereits und hielt einen Cognacschwenker in seiner Hand. "Bitte versuch nicht zu fliehen, Vielbert, ich weiß sehr genau wer du bist und ich versichere dir dass du von mir nichts zu befürchten hast... so lange dich an mich hältst könnte es ogar äußerst rentabel werden." sagte er, während das Kaninchen erst versucht hatte vom Tisch zu krabbeln, nun aber inne hielt. "Bitte schau mich einen Moment an, Vielbert."
Das Kaninchen tat wie geheißen und sah ihn aus großen Kaninchenaugen an. Der Kerl wirkte ganz schön hässlich und irgendwie roch er nach Verwesung. Aber was hatte er zu verlieren wenn er den Mann anhörte?
Dahvid lächelte und trank einen Schluck während Igor ein Schälchen Cognac vor dem kleineren abstellte. "Vielbert, der Plebejer ist bedauerlicherweise von uns gegangen. Traurig aber leider nicht zu verhindern gewesen. Er wusste auch dass es passieren würde und er konnte es dennoch nicht verhindern. Leider hat er ach sein Werk nicht vollendet - die Stadt steht, die Wache ist noch da, die Infrastruktur der Gesellschaft intakt. Ich weiß dass deine Ziele primär waren etwas Geld zu machen und dabei der Wache zu schaden - Hier mein Vorschlag: Du sammelst weiterhin alle Informationen die du innerhalb der Wache bekommen kannst, nur arbeitest du nun für mich. Du wirst regelmäßig gut für deine Arbeit bezahlt werden wofür du weiterhin im geheimen agierst. Sollte dich doch einmal jemand dabei erwischen was du wirklich bist erwarte ich absolute Geheimhaltung von dir über mich, den Plebejer und natürlich dass du die Wache ausspionierst. Was hältst du davon?"
Er sah das Kaninchen erwartungsvoll an, dass zwar nachdenklich wirkte aber natürlich nicht antworten konnte.
"Ach Entschuldigung, natürlich... lass es mich anders sagen, bist du mit der grundsätzlichen Idee einverstanden so klopfe bitte zweimal mit der rechten Pfote auf."
Zweifaches Klopfen.
"Wunderbar. Dann beginnen wir mit den Honorarverhandlungen..."

Igor ging in die Küche und prüfte seine Tasche. Ein Igor hatte immer eine Tasche bereit falls der Meister zu verrückt wurde und der Igor nicht gefunden werden wollte. Er hörte den Meister mit dem Kaninchen streiten und seufzte. Warum war er nicht in Überwald geblieben? Wo die Blitze stark und der Donner laut war schlugen ihm die Herzen sonst so schön langsam.
Wenigstens würde er diese Nacht wieder ein paar Ersatzteile besorgen können. Allein dieser Gedanken schenkte ihm Trost. Der Meister würde einen Teil der zerfallenen Organisation übernehmen. Langsam. Über lange Zeit, so dass es nicht auffiel. Sie würden die Bewegungen der Dunkelwacht weiter im Auge behalten, sich aber bemühen im Schatten zu bleiben und erst dann zu handeln wenn man sie längst wieder vergessen hatte.
Und sie würden die wache langsam immer mehr von innen erkunden lassen. Es würden sich Wege finden. Sobald sie soweit waren konnten sie sich das gleiche mit dem Palast machen - irgendwann wäre genug da, irgendwann konnte man die ganze Stadt auseinander nehmen.
Bis dahin gab es aber erstmal frische Leber.

Nach einer Weile kehrte Igor zu Dahvid zurück der ihn nach ende der Tarifverhandlungen gerufen hatte um Vielbert wieder nach draußen zu bringen. Das Kaninchen wirkte sehr zufrieden und Igor hing wieder einmal der Überlegung nach, ob es möglich wäre enormen Masse unterschied zwischen Kaninchen und Mensch irgendwie näher zu erforschen um den Vorgang für andere Massenumkehrungen einzusetzen: Es war so ein faszinierender Gedanke. Er setzte das Tier draußen ab und kehrte zum wartenden Kupferfeld zurück.
"Igor... Wir gehen einkaufen. Ich brauche ein paar neue Arme, ich spüre meine Finger schon wieder nicht."
"Ja Meifter!


*Im Palast*

Drumknott kam nachdenklich in das Rechteckige Büro zurück wo Vetinari interessiert von seinen Akten aufsah. "Ah. Drumknott. Geht es Lord Auberlin besser?"
Der Sekretär schüttelte betrübt den Kopf. "Er redet immer noch davon dass er seinen eigenen Tod gesehen hat."
Vetinari nickte. "Ja. Das muss beunruhigend sein. Hältst du für möglich dass er vielleicht genau das gesehen hat?"
Augenbrauen zogen sich zusammen und hoben sich verwundert. "Das halte ich für eher unwahrscheinlich."
Der Patrizier nickte noch einmal und lächelte seicht. "Wenn du seinen Zustand für zu bedrohlich halten solltest lass ihn ins Sanatorium Sandelholz überwiesen. Ansonsten kann er demnächst nach Hause gehen denke ich."
Drumknott nickte und ließ den Tyrannen wieder allein der nun aufstand und aus dem Fenster blickte.
Lord Witwenmacher hatte sich sehr aufgeregt als er deutlich gemacht hatte dass er sicher keinerlei Schritte gegen das ungebührliche Verhalten gewisser Wächter unternehmen würde die ihm gegenüber angeblich unverschämt gewesen waren. Insbesondere da Lord Witwenmacher nicht bereit war zuzugeben, was Vetinari ohnehin schon wusste. Dass die SiPra seine Gilde zu unterwandern versucht hatte um Illegal mehr Morde durchzuführen. Dass er es nicht gemerkt hatte und nur durch die tüchtige, inoffizielle Mitarbeit von drei Wächtern darauf gekommen war.
Ein weiteres kleines Lächeln huschte über Vetinaris Gesicht. Er hatte den Stammagenten der Wache zu jenem Empfang geschickt um auf das Problem innerhalb der Gilde aufmerksam zu machen. Dass sich ein paar andere bereits engagiert um das Problem zu kümmern schienen hatte ihn überrascht und amüsiert.
So sehr dass er bereit gewesen war die restlichen berichte über mögliche inoffizielle Aktionen der beteiligten zu ignorieren.
Der Patrizier summte ganz leise und trat wieder an seinen Schreibtisch. Es war Zeit, weiter zu arbeiten.

14.10.2014 16: 57

Tussnelda von Grantick

Wie viel Komfort man doch mit einigen Dollar kaufen konnte! Minutenlang genoss die Gefreite von Grantick das köstliche Gefühl, in einem Meer aus Kissen zu schweben, sog den köstlichen Lavendelduft ein, der sie subtil an ihre verehrte Großmutter erinnerte. Tagelang hatte sie unter Ohrensausen gelitten, unter tauben, gefühllosen Fingern, tagelang hatte ihr Herz wie verrückt geklopft und sie getrieben, unbarmherzig wie ein Feind. Jetzt war es still in ihrem Kopf, wunderbar still. Versonnen spielte sie mit einer Strähne ihres Haares, die noch feucht und duftig war. Sie lächelte in den sie überspannenden Himmel aus rosefarbenem Leinen.
"Was für eine Farbe", flüsterte sie, beinahe schon amüsiert, als sie merkte, dass es ihr gefiel. Es gefiel ihr auch, in einem echten Bett zu liegen. Es gefiel ihr, sauber zu sein, Ruß und Asche von der Haut geschrubbt zu haben. Es gefiel ihr, dass es still war. Wann war es in ihrem Leben das letzte Mal so still gewesen?
"Hilft ja nichts", murmelte sie schließlich verdrießlich und schob die Beine über die Bettkante. Auf dem Nachttisch neben ihr lag frisch gewaschen, die dunkle Kleidung, die sie für die Dunkelwacht stets bevorzugt hatte, die schwarze Hose, eine dunkle Tunika, eine schwarze Gugel dazu. Mit spitzen Fingern fischte sie die Gugel hervor und betrachtete die Kopfbedeckung mit gerunzelter Stirn.
"Gekleidet wie ein Verbrecher....", sprach sie zu sich selbst und wartete auf die Antwort ihrer Begleiter. Sie blieb aus, kein Jedermann, keine Lady, keine Brüder. Durch das spaltbreit geöffnete Fenster waren nur die dumpfer werdenden Geräusche Ankh-Morporks zu vernehmen, herunterklappernde Fensterläden, Schritte, die eilig den Heimweg antraten, früh angetrunkene Taugenichtse. Keine Schreie, keine Flüche - das Quartier, das sie sich für diese Nacht geleistet hatte, lag in einer der annehmbaren Gegenden der Stadt. Warum sie dem Impuls nachgegangen war, sich eine eigene Zuflucht zu nehmen, warum sie Rabbe eher mit einem knappen Kopfnicken verlassen hatte, warum sie Cim letztlich sich selbst überlassen hatte, wusste sie nicht sicher. Ach! Geliebte Lüge! Natürlich wusste sie, warum sie sich so zurück gezogen hatte! Verärgert griff sie nach der Wasserflasche, beruhigte ihren ausgedörrten Hals mit einem tiefen Schluck. Zuviel auf einmal war geschehen, schwindlig war ihr davon. Das sich ewig hinziehende Urteil der Jury über ihre Schuld oder Unschuld.
"Und natürlich bin ich schuld", brummte sie und setzte die Wasserflasche ab. Wäre es nicht eine Wohltat, wenn diese innere Haltung in einer äußeren Handlung Substanz finden würde? Wäre es nicht erlösend, "Ja" zu rufen, sich zu bekennen und jede Strafe reumütig anzunehmen? Sie seufzte tief und starte auf den Boden. Die eben noch gespürte Leichtigkeit wurde nun von schwerem Druck in ihrer Brust erstickt, ihre Kopfschmerzen setzten erneut ein. Was würde es schon ändern? Das Unrecht konnte nie wieder ungeschehen gemacht werden und dennoch - die Lady hätte ihre Strafe niemals erhalten, in jedem Gericht der Welt hätten einige Dollars aus Unrecht Recht gemacht.
`Das hätte ich nicht ertragen, noch viel weniger, als das jetzt. Auch wenn es meinem Seelenfrieden wenig zuträglich ist. Auch wenn ich einfach nicht glauben darf, dass es richtig ist, was ich tat. Aber habe ich es jetzt besser gemacht? Habe ich nicht wieder das Recht in meine eigenen, in meine so unfähigen Hände genommen? Oh nein, Cim, nicht nur du bist einer Lüge aufgesessen. Wir wollten alle glauben, wollten es so sehr glauben, dass wir das System überwinden.... aber tatsächlich haben wir es nur noch schwächer, schlechter gemacht. Haben denen in die Hände gespielt, die nur sich kannten.`
Widerwillig schlüpfte Tussi aus dem Bademantel und zog die dunkle Kleidung über. Betrachtete sich in dem hohen Standspiegel, das Schwarz schien sie förmlich zu verschlucken, nur das blond ihrer noch feuchten Haare und der helle Fleck ihres Gesichts wirkte vertraut. Eine steile Falte grub sich in ihre Stirn, als sie an die letzte Vernehmung bei dem Stammagenten dachte.
'Noch ein Fehltritt.... Aber Rabbe verraten? Unmöglich... auch wenn das Damoklesschwert jetzt auch über mir hängt.`
Zumindest schien sicher, dass er keinen Funken Inspiration hatte über die Geschehnisse der letzten Nächte - auch wenn Tussi sich wenig Gedanken um sich selbst machte, sondern mehr über die anderen Beiden, denen sie einen Eid geleistet hatte. Ginge es nur nach und um sie, stünde sie im Augenblick im Büro des Stammagenten, um sich selbst anzuzeigen und die ganze Farce ihres Wächterlebens endgültig zu beenden. Ein schmerzhafter Stich durchzuckte ihr Herz. Kein Wächter mehr sein... Was wäre dann noch von ihr Selbst übrig? Fast so wenig, wie jetzt, in den schwarzen Klamotten der Dunkelwacht. Und hatten sie nicht oft genug im Rahmen der Wachekompetenz ermittelt?
`Mag sein. Aber wer kann überschauen, wer gerechtfertigt vor Io getreten ist und wer nicht? Wer weiß, wie viel Leid wir vielleicht im Namen des Plebejers verursacht haben... Nein! Das muss aufhören!`
Kritisch musterte sich die Gefreite im Spiegel, die fast schon violetten Ringe unter den Augen, der leicht glasige Blick, die aufgesprungenen Lippen, die fahle Haut. Mit einem Ruck zog sie die Gugel über den Kopf und glitt dann hinüber zum Fenster. Von der Fensterbank aus führte ein schmaler Sims nach rechts zu dem nebenstehendem Haus, auf dessen Dach sie metallene Trittstufen - vermutlich für den Schornsteinfeger - erkennen konnte. Diese führten über das Rist hinweg und mit ein wenig Glück irgendwann wieder hinunter. Sicherlich, die Gefreite von Grantick könnte auch den offensichtlicheren Weg nutzen, hinab gehen zur Rezeption, dem Concierge mitteilen, dass sie noch ein wenig an die frische Luft wolle und dann, nach einer geschäftigen Stunde zurückkehren. Jedoch hatte Tussnelda einen guten Grund, warum sie mit ihrem eigenen Namen in diesem Hause eingezogen war. Zumindest auf den ersten Blick, und für einen zweiten gab es wenig Anlass, mochte ein jeder denken, dass sie die ganze Nacht hier gewesen war. Sie hatte noch eine Figur auf dem Feld.
"Und damit endet das Spiel", murmelte sie, zog die Gugel vor das Gesicht und schwang sich aus dem Fenster.

***Auf dem Friedhof der geringen Götter***

Finsternis und Grabsteine. Der Geruch frisch aufgeschütteter Erde. Nicht ganz das Bild, in dem sich Tussi wohl fühlte, auch wenn es sich eigentümlich vertraut anfühlte. Es war wenige Tage her, dass sie das Geld hier verborgen hatte. Genau genommen, hatte sie sich damit auch noch den Tod von Novo auf die Schultern gelandet, wenn die Schuld sie auch nur indirekt traf. Sie schüttelte den Gedanken ab und blickte auf das Grab vor sich. Ein unangenehmer Gedanke kribbelte in ihr. Was, wenn jemand den Stein zur Seite geschoben hatte, um die Bündel Hundertdollarscheine an sich zu bringen? Sie schüttelte sich - warum sollte jemand auf den Gedanken kommen? Doch auch ihre Hand blieb untätig, unschlüssig blickte sie sich um. Wohin sollte sie das Geld bringen? Die einfachste Lösung würde sein, es körpernah mit sich zu führen und es am nächsten Morgen direkt seiner Bestimmung beizubringen. Ein bitteres Lächeln umzuckte ihre Mundwinkel - ob Rabbe und Cim böse sein würden? Das sie so eigenmächtig handelte? Das sie dem gemeinsamen Weg damit schon fast den Rücken zuwandte? Sie zuckte müde mit den Schultern und stemmte sich dann schließlich doch gegen den Grabstein, der sich nur sehr langsam bewegen ließ. Darunter war... genau die Mulde, die sie gegraben hatte. Der Jutebeutel. Das Geld. Ohne zu zögern griff Tussi danach und barg es unter ihrer Kleidung. Müde wie sie war, schob sie den Grabstein zurück an seinen angestammten Platz und musterte die zerstörte Grasnarbe. Gefährlich. Sie blickte sich rasch um und ging dann einige Schritte weiter, zu einem anderen Grab und hob mit dem mitgeführten Schwert dort ein Stück Gras heraus, brachte es zu Emilies Grab und setzte es an die passende Stelle. Dann erst verließ sie den Ort, nach einem letzten Blick.

***Im Gebeutelten Rochen***

Abgesehen vom Durcheinander der maritimen Deko war es recht still in der Taverne, die einst ein beliebter Seefahrerstreffpunkt gewesen war. Nur die blutige Elly becherte fleißig mit Schnürrsenkel Willy, die zwei anderen Gäste hatten sich in einem Separee einander gegenüber gesetzt, der guten Ordnung halber nicht ohne jeweils einen Becher des furchtbar schmeckenden Hausbieres bestellt zu haben, die nun unberührt vor ihnen standen.
"Die Sache ist also klar?"
Der Junge nickte und steckte das Geld mit zittrigen Händen ein.
"Ich fahre mit drei Freunden hin. Ich werde sie gut auswählen, keine Sorge", sagte er mit ernster Stimme und sah sie aus seinen dunklen Augen groß an.
"Ich weiß", Tussnelda lächelte leicht und widerstand der Versuchung, Arif durchs Haar zu wuscheln. Dafür war er inzwischen viel zu groß und trotzdem er schockiert war, hielt sein Blick den ihren stet fest mit einer Klarheit, die sie anrührte.
"Wenn du zurück bist und was übrig ist, machst du zwei Haufen. Einen überweist du an den Witwen und Waisenfond der Stadtwache", sie machte eine kurze Pause, "den Rest behältst du."
Der Klatschianer machte große Augen.
"Behalten?"
Die Gefreite zuckte mit den Schultern.
"Klar. Mach was draus. Aber zu erst die Kinder", sie schob ihm eine Liste zu, auf der sie akribisch die Namen und alle sonstigen verfügbaren Daten notiert hatte. Sie hatte sich geschworen dafür zu sorgen, dass die Kleinen wieder sicher nach Hause kamen. Und Arif kannte sich in Klatsch aus, sprach die Sprache und besaß genug Anstand für die Sache. Und er würde sie niemals verraten, zu treu war er ihr ergeben, zu eng war das Band zwischen den Beiden geknüpft.
Arif beugte sich vor und flüsterte: "Warum kümmerst du dich nicht darum?"
Tussnelda zuckte zusammen, lehnte sich dann zurück und erwiderte ungewöhnlich kühl:
"Ich bin Wächterin. Ich bin im Dienst. Keine Zeit für Einzelaktionen"

15.10.2014 23: 05

Daemon Llanddcairfyn

Daemon war auf dem Weg zu den Docks. Die Archivare der Notare war zunächst nicht bereit gewesen, ihm den Vorgang hervorzuholen, er musste erst daran erinnern, was das letzte Mal geschehen war, als die Notare versucht hatten, die Wache mit ihrem Archiv in die Bredouille zu bringen [23]. Lizzy Pemmbruck hatte mehr oder weniger die Wahrheit gesagt: Sie war als Kind als Erbin des Herrenhauses und aller Besitztümer ihrer verstorbenen Familienmitglieder eingesetzt worden. Die Tatsache, dass sie zehn Jahre verschwunden war und ihr Onkel das Haus trotz dessen weiter besetzt hielt, änderte daran nichts. Es gab Vorbehalte, vorläufige Übertragungen und andere Klauseln, die nur Anwälte verstanden, aber im Großen und Ganzen hatte es für Fräulein Pemmbruck keinen materiellen Grund gegeben, den Rest ihrer Familie beiseiteschaffen zu lassen. Blieben noch persönliche Anlässe. Er würde irgendwie herausfinden müssen, wo sich die junge Dame in den letzten zehn Jahren aufgehalten hatte. Da er sich in der nächsten Zeit nicht mehr bei ihr vorzustellen brauchte, ohne direkt zur Tür gewiesen zu werden, würde er so lange eine andere Spur verfolgen. Freund Beuteltasche würde er erst abends in irgendeiner Kneipe erwischen. Blieb der Witwer von Lissy Ente.

16.10.2014 9: 33

Rabbe Schraubenndrehr

*An Bord der "Ockergelben Murmel"*

Wilhelm Sprinter blickte traurig aus dem Fenster. Lissy war erst kürzlich von ihm gegangen doch es fühlte sich an wie eine Ewigkeit seit er sie zuletzt in den Armen gehalten hatte.
Warum war sie gestorben? Er konnte nicht glauben dass es wirklich natürliche Ursachen gewesen waren. Die Wache hatte gesagt dass sie nichts gefunden hatte, aber... wie konnte dass sein? Sie hatte einen so seltsamen, erschreckenden Ausdruck auf dem Gesicht gehabt als er sie gefunden hatte... War sie vor Angst gestorben? War jemand hier gewesen und hatte ihr etwas angetan?
Wilhelm saß auf dem Boden und hielt ihr Kopfkissen fest. Es roch noch immer nach ihr. Die Crew hatte er für eine Weile vom Schiff gejagt - sie sollten sich irgendwo in der Stadt herumtreiben bis er wieder soweit war an etwas anderes zu denken als das schreckliche Grinsen auf ihrem Gesicht und den leeren Ausdruck ihrer toten Augen.
Er beugte sich vornüber und schluchzte leise. Es war einfach unfair dass sie so früh gestorben war.


*Wachhaus am Pseudopolisplatz, Büro 213*

Rabbe starrte auf den Papierbogen vor ihr. Eigentlich versuchte sie den Abschlussbericht über die Ermittlungen der kürzlichen Morde fertig zu stellen, aber ihre Gedanken trieben immer zu den Ereignissen um die Dunkelwacht zurück. Irgendwie war das alles so schnell gegangen. Noch vor kurzem hatten sie Pläne geschmiedet den Sekretär des Patriziers zu ermorden und nun hatten sie ihren Auftraggeber ermordet und einen wesentlichen Antrieb ihres bisherigen Handelns zerstört.
Rabbe stand auf und trat an das Fenster. Ihr Blick streifte über den Platz in den blauen Himmel hinauf.
Sie machte sich nichts vor. Sie hätte ebenso viel schuld daran getragen wenn sie auf die Falle reingefallen wären wie Cim. Der Plebejer hatte sie allesamt reingelegt und beinahe wäre es ihm gelungen sie ein wirklich ungerechtfertigtes Verbrechen begehen zu lassen. "Wo stünden wir jetzt wenn Tussi nicht gemerkt hätte dass die Kinder gekauft waren? Hätten wir Drumknott umgebracht? Hätte man uns erwischt? Würden wir jetzt schon am Galgen baumeln oder würden wir noch verhört?"
Die Ermittlerin wusste dass sie keine Antworten auf diese Fragen bekommen konnte, dennoch empfand sie es als sinnvoll sich die Dinge so zu überlegen. Es würde ihnen helfen beim nächsten mal vorsichtiger zu sein. Die Dunkelwacht als solche war sinnvoll und musste weiter bestehen, davon war Rabbe überzeugt - aber sie würden sich mehr beherrschen müssen. Rüdiger Häckselklein umzubringen war richtig gewesen, daran hatte sie keine Zweifel wie auch die Auslöschung der Reste SiPras korrekt gewesen war. Dennoch war dies vielleicht nicht immer der Weg. Man konnte viel tun wenn man jemanden einfach für eine Weile in Urlaub schickte.
Rabbe grinste. Für einen Moment gab sie sich der Vorstellung hin den Stammagenten gefangen zu nehmen und jemanden dafür zu bezahlen ihn im Dschungel von Klatsch auszusetzen. Es war ein amüsanter Gedanke.
"Aber irgendwann käme der Kerl bestimmt trotzdem zurück... ich müsste darauf achten keine Spuren zu hinterlassen..." Sie schmunzelte noch einen Moment über den Gedanken bevor sie ging um sich einen neuen Kaffee zu holen. Derartige Pläne würde sie nie durchführen, das wusste sie. Die Dunkelwacht war eine sinnvolle Sache um gegen die wirklich bösen vorzugehen gegen die sie als Teil der Wache nichts tun konnten. Sie dürfte nicht aus niederen Motiven für anderes Missbraucht werden.

17.10.2014 10: 14

Daemon Llanddcairfyn

Ein Haus voller Blut und Leichen. Eine Verdächtige, die ohne Ursache kurze Zeit später stirbt. Eine Erbin, die überraschend wieder auftaucht. Und er saß hier mit dem einem Menschen, der zu der Sache rein gar nicht beitragen konnte. Daemon reichte Wilhelm Sprinter ein weiteres Taschentuch. Das Gespräch war bereits nach wenigen Sätzen zuende gewesen, danach war es mehr zu einer Betreuung geworden. Etwa eine halbe Stunde später verließ der Wächter das Boot, mehr denn je davon überzeugt, dass Lissy Ente ein unschuldiges Opfer war. So unschuldig man als lizenzierte Diebin sein konnte. Alles, was er noch tun konnte war, ihre Unschuld zu beweisen. Für sie oder ihren Mann konnte er nichts mehr tun. Die Umstände, das Wirken von Anderen hatte dazu geführt, dass sie unvermittelt auseinander gerissen worden waren. Ohne ein Wort, ohne einen Abschied. Wie immer schien Freund Beuteltasche seine Gedanken zu erraten, als er aus einer Gasse vor ihm auftauchte.
"Vielleicht sollte sich die Wache wieder mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren", erklärte er. "Während Du in Herrenhäusern herumsitzt, haben meine Assoziierten in den Kneipen der Stadt die Ohren offen gehalten." Der Schmuggler trat näher. "Es ist alles ungemein kompliziert. Am besten wäre es, Dich gar nicht mehr an die Sache heran zu lassen." Der Hauptmann grunzte.
"Ich erkenne sehr wohl, wenn ein Spiel verloren ist. Irgendetwas war von Anfang an dagegen, dass diese Sache gelöst wird. Als wäre die Geschichte schon geschrieben und wir laufen ihr einen Tag hinterher." Freund Beuteltasche lächelte und nickte.
"Wir werden nichts mehr ändern können. Fräulein Ente bleibt tot und alles Übrige nimmt seinen Lauf. Vielleicht wirst Du irgendwann Gelegenheit bekommen, ihren Mörder zu finden. An den kommen nicht einmal wir heran. Aber", der Unterboss der Schmugglergilde schien noch immer zu zweifeln, ob er weiterreden solle. "Ich kann es mir nicht erlauben, in dieser Sache weiter gesehen zu werden. Von Dir ist bekannt, dass Du Gefühlen nachgibst und ein hoffnungslos dummer Romantiker bist. Es wird niemanden wundern, wenn Du Dich für Lissy und Wilhelm einsetzt."
"Für die beiden? Wie soll das gehen?"
Freund Beuteltasche reichte ihm einen dicken Umschlag.
"Ich habe den Auftrag bereits aufgeschrieben und meinen Teil in den Umschlag getan", erklärte er. Oder erklärte er auch eben nicht. "Ich denke, Du solltest die Summe verdoppeln, damit er es auch wirklich tut." Er wandte sich um und verschwand in der Dunkelheit. Der Wächter öffnete den Umschlag und nahm die beiden Zettel heraus, die bei dem großen Bündel Banknoten lagen. Die Instruktionen waren sehr merkwürdige. Der erste Zettel war an Wilhelm Sprinter gerichtet und gehörte zu dem Geld, das Freund Beuteltasche ihm gegeben hatte. Die anderen Anweisungen ergaben noch weniger Sinn.
"Wenn sie dies lesen, werden sie bereits auf dem Weg sein. Es wird Ihnen daher keine wesentlichen Unannehmlichkeiten bereiten, unsere Bitte zu erfüllen. Nehmen sie als Dank im Voraus die beigefügte Hälfte ihres Lohns..."
Eine Stunde später warf er einen weiteren, dicken Umschlag in den Schlitz einer merkwürdigen, blauen Kiste im Hof eines Herrenhauses. Er sah in der beginnenden Dämmerung die Mächtigen Mauern empor. Er würde sich die Adresse merken und später zurück kehren, um heraus zu finden, was hier los war. Jetzt musste er verschwinden. Beuteltasches knappen Sätze an ihn waren sehr klar gewesen. Später würde er dieses Haus auseinander nehmen, bis er Antworten hatte.

* Zwei Jahre zuvor *
Lissy Ente kletterte die Fassade herunter und hüpfte auf den Gehweg. Das war wieder einmal gut gegangen. Wenige Schritte später hörte sie die Pfeifgeräusche.
"Die Wache?", dachte sie. Das war natürlich Unsinn. Wächter machten nicht auf sich aufmerksam. Und außerdem hatte sie eine Lizenz.
"Guten Abend, junge Dame", sagte jemand hinter ihr. "Hätten Sie Lust, mich einwenig zu begleiten? Es dauert nur einen Augenblick." Die Worte klangen merkwürdig. Doch als Lissy sich zu einer schnippischen Antwort umdrehte, traf sie ein Stück Holz, das so binnen weniger Minuten und Jahre gleich zwei junge Frauen zur Ohnmacht brachte.

* Zwei Jahre später *
Wilhelm Sprinter saß auf dem Deck der Murmel. Seit den Ereignissen mit Lissy war er allein auf dem Schiff, hatte nach und nach alle Mannschaftsmitglieder fortgejagt und machte heute gerade soviel, um die Gildenquote zu erfüllen und zu überleben. Er setzte die Flasche an.
"Du siehst nicht gut aus,", sagte sie hinter ihm. Er erstarrte. Langsam wandte er sich um. Lissy Ente stand auf dem Deck und sah ihn unsicher an.
"Lissy?", krächzte er und stand langsam auf.
"Ja", antwortete sie und blieb unschlüssig stehen. Wilhelm ging auf sie zu. Im gingen einige Möglichkeiten durch den Kopf, was gerade geschah, doch keine davon war wichtig. Seine Lissy stand vor ihm.
"Wie ist das möglich?", fragte er.
"Ich weiß es nicht", antwortete sie und strich sich die Haare aus dem Gesicht. "Man sagte mir, es sei eine Menge Magie im Spiel. Mir wurde gesagt, wir würden die Energie einer ganze Sonne verbrauchen, nur damit ich-", ihre Stimme versagte.
"Was, Lissy? Damit du was?"
"Damit ich Lebewohl sagen kann", beendete sie den Satz.
Die beiden nahmen sich an die Hand. Es vergingen mehrere Minuten und am Ende ging Wilhelm unter Deck und holte aus dem Geheimfach, in dem die beiden stets ihre Beute aufbewahrt hatten, einen Umschlag hervor. Schließlich verabschiedeten sie sich.

* Gegenwart *
Daemon war äußerst unzufrieden. Aber noch war er nicht am Ende. Es würde noch Gelegenheit geben, Lizzy Pemmbruck zu sprechen. Und in Kürze würde er mit einem Susi-Trupp in ein gewisses Herrenhaus einfallen - er konnte nicht wissen, dass genau diese Villa in diesem Moment auf seine Grundmauer herunter brannte. Er freute sich schon darauf, diesem Fall seine Geheimnisse zu entreißen. Doch für heute war es genug. Er suchte den Weg durch den dunklen Flur, öffnete seine Tür seines Büros und warf sich ohne einen Moment zu warten - oder auf den merkwürdigen Geruch im Raum zu achten - in sein Bett.

* Zwei Jahre zuvor *
Lissy Ente erwachte mit brummenden Schädel in ihrer Kabine. Sie erfuhr nie, wie sie dorthin gekommen war und erzählte niemanden von dem verwirrten Traum, den sie während ihrer Ohnmacht gehabt hatte.

18.10.2014 23: 46

Cim Bürstenkinn

* Gegengewichtkontinent – auf der Spitze eines Berges im Jahr 2016*

Kupferfeld überprüfte zum dreißigsten Mal die Schaltkreise der SIDRAT-Box, ohne einen nennenswerten Unterschied in der Reaktion der komplexen Apparatur herbeizuführen.
Genervt drückte er die Stirn gegen die Schaltautomatik, der er nicht einmal ansatzweise verstand und sich so fühlte wie ein Rabe der einen Sextanten auf eine Nuss fallen lässt um sie aufzuknacken. Der Zweck war erfüllt, aber was er da eigentlich tat verstand er kaum.
Immerhin hatten sie es aus dem Jahr 2014 weg geschafft – er schwor sich Ankh-Morpork nie wieder zu betreten; zu groß waren die Gefahren dort in eine der um sich schlagenden Paradoxen verwickelt zu werden. Als dann noch der Hauptmann an seine Tür klopfte, war er sich sicher, dass es keine Zukunft für ihn in dieser Stadt gab. Umso mehr als er dort schon einmal versteckt war.
Wenn bloß das dumme Ding richtig funktionieren würde, wäre er nicht in dieser schleife zwischen 2012 und 2016 gefangen. Wütend gab er der Schaltautomatik einen Tritt und plötzlich wurde es dunkel und ruhig.
»Hej, jetzt sein nicht sauer! Wenn du wenigstens eine Benutzeranleitung hättest, könnte ich dich …«
»Meifter, ich glaube ich habe den Fehler gefunden!«, kam der Igor freudestrahlend zu ihm. »Ich habe jetft einen Refet durchgeführt. Mit etwaf Glück, follte gleich wieder allef funktionieren!«
Kupferfeld zog die Augenbrauen erstaunt nach oben und sah den Diener ungläubig an.
Doch da höerte er auch schon das lang gezogene Geräusch der okto-hydraulischen Pumpen, sanft vibrierten die Energiekristalle im Bauch der Maschine und die Anzeige sprang zurück auf das letzte Datum vor dem Reset – 2014. Ort – Ankh Morpork.
»NEEEEINN!«, schrie Kupferfeld als er die Tür aufriß und in den Hof der abgebrannten Villa starrte.


Ein Zelt auf dem Haufen, Ankh-Morpork, 2014

Lizzy wartete geduldig bis der Schneider Roxy ihr das letzte Stück aus der traditionellen Tracht von Hersheba umlegte.
Mit den geschminkten Augen, den aufgeklebten Spiegeltränen und den Henna-Tattoos sah sie tatsächlich aus wie eine fremdländische Prinzessin, die dabei war vor ihr Volk zu treten.
Sie nahm den silbernen Morgenstern dessen Kopf sternförmig mit Dornen besetzt war und mit einem eigenen Licht zu strahlen schien. Es war eine Bauernwaffe, die in Hersheba zu Aeshmas Symbol geworden war und nun auch der Gemeinde in Ankh-Morpork gezeigt werden sollte.
Du siehst angemessen aus
, stellte Aeshma fest.
»Danke«, dachte sie. »Wir werden sehen ob das jemand beeindrucken wird. Gespannt bin ich was der Patrizier zu meiner Anfrage sagen wird. Immerhin wollen wir Menschen opfern!«
Aeshma klang gleichgültig als er antwortete.
Was tun wir anderes als die Assassinengilde? Noch dazu mit dem Einverständnis des Opfers. Außerdem, kann Vetinari den 10% des Erbanspruches die dann der Stadt gehören sicher nicht widerstehen. Wir liefern nicht nur eine Quittung sondern einen vollständigen Vertrag ab.
, stellte er fest.
»Ich hab das Gefühl, dass mich das alles viel mehr aufregen sollte, aber ich nehme an, das wird es erst in 10 Jahren wieder«, stellte sie fest ohne auf eine Antwort zu hoffen.
»Fertig«, sagte Roxy, »Ihr seht, wenn ich mir das zu sagen erlauben darf, bemerkenswert aus!«
Es stimmte, alles passte mit den Überlieferungen überein und sie nickte langsam.
»Habt Dank, guter Schneider. Wenn ihr der Zeremonie nicht beiwohnen wollt, könnt ihr jetzt gehen!«, sie nahm einen Geldbeutel von einer Kommode und hielt ihn ihm hin.
Mit einer tiefen Verbeugung griff Roxy danach.
»Ich habe zu Danken, Lady Pemmbruck, auch für die Einladung. Aber Religion und ich sind keine guten Bekannten. Ich wünsche Euch viel Erfolg und wenn etwas nicht passen sollte, schickt einfach nach mir.«
Hastig stopfte er seine Handwerkszeug in seine abgegriffene Ledertasche und eilte aus einem kleinen Loch in der Zeltwand.
Lizzy nickte den beiden Sklaven neben dem überdachten Haupteingang des prächtigen Zeltes zu und sie zogen die Plane auf beiden Seiten zurück.
Sofort erklangen Trommeln mit einem dreimal kurz, zweimal lang Takt zu schlagen, sie trat ins Freie und Feuer wurden entzündet.
Auch wenn sie ähnliches schon einige Male erlebt hatte, beeindruckte es sie selbst immer wieder, wenn ein Drehbuch perfekt umgesetzt wurde.
Einige Hundert Gläubige oder zumindest Interessierte, die sich bald in Erstere verwandeln würden, standen am Hügel rund um das Zelt verteilt und sahen gebannt zu Lizzy.
Meine Familie! Aeshma grüßt Euch! Seid gewiss, dass heute ein großer Tag ist!


* Hier-gibtÂ’s-alles-Platz *
»Sind heute weniger Leute da als sonst?«, fragte Tussnelda und sah sich verwirrt um.
Rabbe nickte. »Am Haufen ist eine angemeldete Veranstaltung einer neuen Religionsgemeinschaft, vom Aschenmann oder so«.
Tussnelda verdrehte die Augen. »Ja, genau was wir brauchen – noch ein neuer Gott!«
»Hört zu!«, flüsterte Cim, die Kapuze nach vorne gezogen, damit niemand seine Lippen lesen konnte.
»Wir haben einiges Gute geschafft. Und auch wenn der Plebejer anderes vor hatte, haben wir niemanden etwas angetan, der unschuldig war.«
»Aber es war knapp!«, konnte sich Rabbe nicht verkneifen und Cim sah sie säuerlich an.
»Ja, es war knapp«, fuhr er weiter fort, » Zu knapp sogar, und obwohl wir erfolgreich jemand ausschalten konnten, der alles noch schlimmer machen wollte, sollten wir den Rest wieder innerhalb der Wache erledigen.«
»Eigentlich hat ihn jemand..«, wollte Rabbe sagen, verstummte aber und wollte Cim weiterreden lassen.
»Kupferfeld sprach von Kinderschmuggel und illegalen Morden«, übernahm Tussnelda das Wort. Es war noch zu früh den beiden alles von ihrer »Spendenaktion« zu erzählen. »Wir wissen also wonach wir suchen – jetzt müssen wir nur noch herausfinden wer der Schurke ist.
»Wir dürfen auch Auberlin nicht vergessen. Er wird sich in den nächsten zwei Jahren zum Plebejer entwickeln. Und er hat sich selbst tot am Boden liegen sehen«, ergänzte Rabbe.
»Dürfte spannend sein, was das in ihm auslöst!«, nickte Cim. »Auf jeden Fall, kann ich die Verantwortung für Eure Sicherheit ohne Rückhalt durch die Wache nicht mehr übernehmen. «
Rabbe und Tussnelda sahen sich an und zuckten mit den Schultern. »Wer hat dir denn die Verantwortung über uns gegeben?«
Kurz blieben Cim die Worte weg, bis er stotternd. »W..w..was ich sagen will, wir müssen die Dunkelwacht auflassen, bevor noch jemand der Beteiligten dabei zu Schaden kommt!«
Rabbe nickte. »Finde ich gut. Wir haben ja ein ziemliches Arbeitspaket an »normaler« Arbeit mit dem Plebejer. Warum sollten wir jetzt alles alleine machen?«
»Immerhin sind wir Wächter«, ergänzte Tussnelda und sah etwas verwirrt aus, als sie mit verzerrten Blick ins Leere starrte. »…sind wir Wächter«, wiederholte sie und sah Cim wieder an.
»Gut dann sind wir uns also einig!«, sagte Cim mit einem Lächeln. »Allerdings….«
Er machte eine Pause und sah die beiden nachdenklich an.
»ja«? - »Sag schon!«
»Ich will, dass wir das Geheimnis des HQ für uns behalten. Vielleicht kommt irgendwann wieder eine Zeit, wo wir die Dunkelwacht brauchen! Niemand außer uns soll wissen wo es liegt.«
»Man weiß ja nicht, was die Sache mit Rach bringt!«, warf Rabbe ein. »Außerdem schadet ein Ort wo man sich vor dem Schnüffler-Zwerg verstecken kann generell nicht.
»Lasst uns schwören!«, sagte Tussnelda plötzlich. »Lasst uns schwören, dass wir das Geheimnis der Dunkelwacht niemanden erzählen, das wir auch in Zukunft darauf acht geben, dass uns niemand folgt, wenn wir hingehen. Und dass wir zusammentreffen wenn einer von uns der Meinung ist, dass wir als Dunkelwacht gebraucht werden!«
Kurz sahen sich die drei schweigend an.
»Da drüben kommt Sebulon!«, sagte Rabbe und sah an Cim vorbei Richtung Patrizierpalast.
»Ich schwöre!«, sagte Cim schnell und streckte die Hand aus.
»Ich schwöre!«, sagte Tussnelda und legte ihre darauf.
»Bin dabei!«, sagte Rabbe und nach einem genervten Blick aus vier Augen, sagte sie . »Ja doch, ich schwöre«, und legte auch ihre Hand darauf!
»Na, wenn das nicht meine üblichen Verdächtigen sind!«, rief ihnen der Stammagent entgegen. »Was treibt ihr hier am helllichten Tag?«
Lächelnd drehte sich Cim um. »Wie immer nach dem Rechten sehen, Sebulon. Du weißt ja, wir echten Wächter haben eine Verantwortung gegenüber den Bürgern dieser Stadt! Du scheinst ja eher deine Antipathie gegen die Alkoholindustrie auszuleben.«
»Vergesst bloß nicht, dass ich immer einen Schritt hinter euch bin!«, sagte der Zwerg mit einem zornigen Unterton und sah einen nach dem anderen an. »Irgendwann kriege ich euch für ein Vergehen!«
»Sebulon«, Cim nahm ihn freundschaftlich bei der Schulter, »Kann es sein, dass dein Aufnahmedämon, dein einziger Freund ist?«
Damit ging er in Richtung des Fachgeschäftes für magische Ausstattungen davon.
»Hm!«, sagte Rabbe und stolzierte Richtung Universität davon.
Tussnelda sah zum Himmel und ging in Richtung Platz der Gebrochenen Monde.
Nach einer Weile blieb sie stehen und rief.
»Hey, ihr zwei. Zur Wache geht es hier lang!«

* 200 Meter über der Stadt *
Kupferfeld sah aus der geöffneten Tür auf die Stadt hinunter. Menschen waren wir Ameisen und er sah auch wie drei von ihnen sich mit 120° Winkel voneinander entfernten. Eine Ameise blieb stehen und schien unschlüssig zu sein.
Aus dieser Höhe sah der Kunstturm noch brüchiger aus als sonst. Als wäre er ein Symbol für den Zustand dieser Stadt, den Zustand dieser Leute.
»Ihr Götter, ich hasse Ankh-Morpork!«, sagte der Zauberer. »Igor, sieh irgendwann nach, wie wir dieses Loch im Lokationsmenü sperren können. Aber zuerst flieg uns nach 2017! Ich muss mir die Sportergebnisse des Gegengewichtskontinents von 2016 besorgen! Wir werden reich sein!«

**EPILOG **
Der Inspektor hatte begonnen jede Funktion der Wache unter die Lupe zu nehmen – nicht nur die SEALS und Cim sah, dass sie vielleicht viel gröbere Probleme hatten, als nur eine Abteilung zu verlieren.
Langsam ging er durch die Trainingshalle, sah in das angeschlossene Verhörzimmer dahinter und polierte über die Oberfläche der Rüstung.
Er hatte ein Gefühl, dass es nicht lange dauern würde, bis er seine rot-goldenen Farben wieder gegen schwarz wechseln würde.
Rabbe hatte recht – Auberlin würde zum Plebejer werden. Wahrscheinlich dachte er sogar, sie hätten etwas mit dem Tod des Plebejers zu tun.
Und dann waren da natürlich noch die anderen Opfer von Auberlin, die der Plebejer eigentlich Drumknott in die Schuhe schieben wollte.
Sollten sie die einfach vergessen?
»Hat nicht lange gedauert!«
Cim fuhr herum und sah die große RUM-Wächterin mit einer Flasche in der Hand aus dem Planungszimmer kommen.
»Auf jeden Fall muss ich in Zukunft auch einkaufen!«, sagte Cim und grinste. »Außerdem muss jemand die Katze füttern!«
»Führ heute Abend sollte es mal reichen!«, sagte Tussnelda und sah hinter einer Tüte hervor aus der Brot und Käse ragte.
»Verdammt außer Dienst trinke ich doch normaler Weise nicht!«, sagte Cim - der Abend dauerte noch ein wenig länger.


* Anhang *

1. Timeline von Cristoff von Auberlin:




2. Das HQ der Dunkelwacht:



19.10.2014 19: 41

[1]  Was angesichts der Breite der Schultern immer noch bedrohlich aussah

[2]  nämlich ihre kurze aber schreckliche Zeit als Haushalthilfe bei Piepenstengels

[3]  In der Zeitung hatte zu dieser Meldung kein Name gestanden. Damals war nur die Rede von einem Assassinen mit unverschämtem Missgeschick und dass es eine Schande für die Zunft wäre. Doch jeder wusste, dass es nur einen Assassinen gab, der SO ungeschickt war

[4] Siehe Single-Mission: Blutiger Schnee

[5] den vorherigen Präsidenten der Assassinengilde

[6] kein Mord ohne Bezahlung

[7]  Denn der Sarg würde dort nicht sehr lange verweilen.

[7a]  Sicariorum Primordialis ; die ursprünglichen Meuchelmörder

[9]  Eingeschworene Dämonen waren auf ihren Nutzer sehr fest verschworen und konnten so eingestellt werden dass sie ihr Gedächtnis löschten sobald ein unautorisierter Nutzer sie berührte. Sie waren aber auch dreimal so teuer wie normale Dämonen.

[10]  Die Tatsache, dass der Assbässt-Stoff des Mantels mit einer Stahlschicht durchwirkt war, störte sie dabei kaum

[11]  was ihn die Tatsache, dass Rabbe einen Kopf größer war als der Assassine leichter ignorieren ließ

[12] Nein, für ein 42 Cent-Stück gibt es keine vernünftige Erklärung. Verschiedene Philosophen haben sich an der Frage probiert, haben sie gedreht und gewendet und haben dann festgestellt, dass es zumindest auch keinen vernünftigen Grund für die Nicht-Existenz von 42 Cent-Stücken gibt.

[13] Anmerkung: Wörtliches Zitat, Sherlock, Study in Pink

[14] Und dabei hatte Tussnelda einmal eigenhändig einen Wolf getötet, siehe http://www.stadtwache.net/phps/zeigemission.php?art=L&nummer=209

[15] genau genommen war sie unpassend unbekleidet, da Rock, Bluse und Schuhe bereits hinter ihr lagen

[16]  Oh, I know ;)

[17] Die sicher mal wieder geschnitten werden könnten, herzlichen Dank auch

[18]  zum Beispiel einen freundschaftlichen

[19]  bei der Gabraond aus verständlichen Gründen liegen blieb

[20] Von den Käferdurchbrochenem Gedöse beim Beschatten abgesehen

[21]  Siehe Mission Kolibri

[22]  den sie in Tussnelda geschüttet hatten

[23] Wer möchte, kann sich die Single ja raussuchen. Kurz und gut: Die Anwälte, Notare und mit in der Sache steckenden Gilden hatten keinen Erfolg.


Wörter:

Sebulon, Sohn des Samax   1608
Daemon Llanddcairfyn   3588
Tussnelda von Grantick   10565
Rabbe Schraubenndrehr   30197
Cim Bürstenkinn   30395



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