Blöd - Der Vampirjäger

Bisher hat keiner bewertet.

von Chief-Korporal Rib (SUSI)
Online seit 09. 03. 2006
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In der Kulisse eine Films eine eigene Geschichte: Ein illegaler Vampirjäger, ein zukünftiger Blutgott und die Entführung eines durchgeknallten Laboranten.
Es gibt klügere Ideen...

Dafür vergebene Note: 11

Übersicht

Akt eins: Eine Feier im Club GeMed
Akt zwei: Post Mortem muss nicht uninteressant sein
Akt drei: Mitternächtlicher Besuch ist selten willkommen
Akt vier: Frost stellt sich kalt
Akt fünf: Ein Untoter erwacht
Akt sechs: Hals- und Einbruch
Akt sieben: Físchers Fritz killt kleine Fische
Akt acht: Weiter im Text
Akt neun: Ein Vorspiel zum Endspiel
Akt zehn: Aufräumen ist angesagt
Akt elf: Ein fairer Tausch
Epilog: Das hat ein Nachspiel!

Vorab ein Wort vom Autor: Ich glaube diese Geschichte ist komplizierter als alles, was ich je geschrieben habe. Kein Wunder, sie ist ja auch dreimal so lang. Leser früherer Geschichten werden alte Bekannte wieder sehen, aber die Geschichte lebt von neuen Figuren, die sich teilweise entwickeln. In dem Text sind Andeutungen versteckt, die das Ende vorausahnen lassen, auch wenn vielleicht anders sein wird, als man erwartet. Wegen dieser und anderer Eigenheiten des Textes glaube ich, macht diese Geschichte nur Spaß, wenn man sie nicht überfliegt, sondern in Ruhe liest. Zu diesem Zweck, damit weiter lesen einfacher gemacht wird, ist die Übersicht in dem Kasten oben eine Link-Liste zu den Kapiteln. Die sich auch in der Farbe fürs 'Blättern' abwechseln. Und wie bei einer Bühne spielt jeder Akt an einem Ort. Ach ja, Kritik ist mehr als erwünscht. Denn ich lerne ja von euch. Selbst dieses Link-System ist nur ein Testlauf für die wirklich langen Geschichten. Viel Spaß!

Akt eins: Eine Feier im Club GeMed

Sanft flüsterte der Wind, der durch die Straßen zog, von beständiger Kälte. Jetzt, im Februar, schien das Winterende zwar nah, auch wenn der Frost sich immer noch verzweifelt in den Böden der Stadt festkrallte. So schnell würden die Revisoren nicht ihren Willen bekommen. Ein Pärchen, von Alkohol leicht beschwipst, ging seinen schwungvollen Gang die Straße herunter, auf der Suche nach der nächsten Party.
"Hey Mädel, un' de' Lade is wirchlich anjesacht?" Stadtbibliothekar Riko Blassini blickte zweifelnd auf das uralte Gemäuer, dessen Grundfarben durch kleine, aber wuchernde Schimmelpilzimperien bestimmt wurden.
Riko fühlte sich fehl am Platz. Knappenhose, Rüschenhemdchen und eine Spitzenkrause zeichneten aus dem jungen Mann einen Menschen, der sich in diversen Modestilen zuhause fühlte. Dummerweise sagte die Kombination ebenso laut, dass dieses Zuhause dringend eines Innenarchitekten bedarf. Rikos Begleiterin stand der schlichte, schwarze Lederdress eindeutig besser. Wenn weniger mehr war, trug sie viel mehr. Und Riko fand das reizend. Aufreizend, um genau zu sein.
"Vertrau Sabine Sanft." formulierten ihre weiblichen Lippen lächelnd. "Dieser Laden ist eindeutig der Bringer."
Sabine Sanft, das war die junge Dame selbst. Und sie hatte noch nie vorgehabt, ihrem Namen alle Ehre zu machen. Mit einer verführerischen Zärtlichkeit strich sie über die auf der Wand gemalten Zeichen. Seit die Wache dafür Spezialisten ausbildete, verzichteten die Inhaber auf die obligatorische Schrift. Sie verwendeten ein abstraktes Symbol, um diese Häuser zu kennzeichnen, nur zur Sicherheit.
'Oh ja: Der Bringer. Jeder bringt was zu Knabbern mit.' sinnierte sie.
Das Portal des Hauses war aus kalt geschmiedetem Stahl gefertigt und mit Silber legiert. Sabines Fingernägel berührten die Tür kaum, als sie die Hand in Krallenform über den zerkratzten Lack zog. Das Geräusch war dennoch infernalisch.
Riko, der drei merkwürdige graue Kapuzengestalten beobachtet hatte schreckte auf. Eiskalt zog das Geräusch weiter seinen Siegeszug die Wirbelsäule hoch. Blassini war erstaunt: Noch nie hatte er jemanden gesehen, der sich so fest an Pflastersteine klammerte. Dieser eiszapfenbehangene Kerl musste einen unglaublichen Willen haben.
In der Tür, etwas mehr als einen Dezimeter über dem Boden, öffnete sich direkt vor der Frau eine fingerdicke Klappe: "Ja?"
Aus dem Loch hämmerten Basstrommeln einen nicht unbekannten Takt.
"Ich bin's. Mach uns auf." flüsterte Sabine.
"Wer?"
"Ich, Sabine."
"Wer?"
"SABINE!"
"WER?"
Sabine legte sich auf den Bauch und blickte durch die Luke. Der Türsteher, ein kleiner blauer Winzling mit mangelhaftem Benehmen und Intelligenz lächelte. Ein toller Ausschnitt - Der Trick mit dem Schwerhören klappte immer.
"Ach, du. Du kommst hier nicht rein." Als kundiger Fachmann der Geflogenheiten verschränkte der Gnom die Arme, um schlechter zuschlagen zu können. "Nicht du, ich mein nur du. Der da bleibt draußen. Mit diesen Schuhen."
Blassini blickte an sich herab. Auch von hier oben sah der Blick auf Sabine nicht unbedingt... unangenehm aus, stellte er fest: "Hey, da' sin'ne echte Denada, aus Quirm."
"Keine Sportschuhe."
"Und wenn er sie auszieht?" Sabine lächelte ihr freundlichstes Lächeln und wurde mit einem Nicken belohnt. Sie drehte sich zu ihrem Gefährten herum. "Gut, also weg damit."
Blassini seufzte und gehorchte. Ballett machte nur halb so viel Eindruck, wie er gedacht hatte. Die Tür schwang auf und der Lärm, vorher nur eine Andeutung, umbrauste sie. Die zwei Besucher begannen, die schier endlose Treppe empor zu steigen.

Schwere, harte Beats vom Blech, gepaart mit infernalischem Gebrauch eines Kontrabasses, pulsierten wie ein lebendes Tier durch den Club. Der inzwischen untote Freddy, handschuhbewaffneter Metzger für besondere Fleischsorten, machte auf einem Teller Platte das kratzende Geräusch des Eingangs dazu nach. Nur Freddys Stahlklauen machten diesen Sound, und nur er war angesagt. Alles andere war billiges Plagiat und billig sollte hier gar nichts sein[1].
Riko presste seine Ellbogen dicht an den Körper und zeigte, sich unrhythmisch wiegend, abwechselnd mit dem linken und rechten Zeigefinger nach oben. Ab und zu verzog er das Gesicht, zum Beispiel, wenn er auf ein Zigarette trat. Er überspielte das Ganze dann durch ein scheinbar lässig wirkendes Deuten auf seine Mittänzer. Lustvoll verbogen sich Körper. Blassini stutzte. Einige ihrer Bewegungen wirkten auf unnatürliche Weise ästhetisch, manche dazu auf elegante Art zu schnell. Der Bibliothekar schüttelte den Kopf. Das war viel schneller, als er das konnte. Anscheinend war viel mehr Alkohol in seinem Körper, als er dachte. Verdammter charismatischer Schnapsverkäufer. Wo war eigentlich Sabine?
Eine von einem Umhang vermummte Gestalt hoppelte rasselnd an ihm vorbei: "KLASSE PARTY, WAS?"
Riko nickte. Jemand rammte im Vorbeigehen seine Schulter. Blassini drehte sich um und direkt in einen Fausthieb hinein. Sein Kopf ruckte nach hinten und zwei Eckzähne flogen ins Ungewisse. Riko hielt sich schmerzhaft den Mund und blickte sich nach dem Übeltäter um. Niemand war zu sehen. Oder besser gesagt, zu viele. Jeder hätte es sein können. Ein weiterer Stoß in den Rücken. Wieder niemand, der sich zeigte. Ein Tropfen auf der Wange, eine Frau, die über sein Gesicht leckte. Sabine. Irgendwer streichelte seinen Nacken. Unbekannt. Etwas Rotes tropfte auf seinen Hemdärmel. Blut.
"HE! Wa'foll des?" Riko blickte nach oben und erblickte ein unter der Decke gespanntes Drahtnetz, auf dem Hunderte von kleinen Wesen saßen. Jeder dieser Kobolde hielt einen Milchkanister in der Hand.
"Fach mal, wat mach'n die da? Waf ift hier lof?" Blassini suchte Sabines Blick und zeigte nach oben. Sofort wurde die Geste von der Umgebung in ihren Tanz integriert. Freddy schrie Silben von irgendwelchen Superlativen. Sabine lächelte verzückt. Und leckte sich über die Lippen. Ein weiterer Tropfen fiel auf den weißen Stoff. Riko schaute wieder hinauf, und ein Kobold zwinkerte herab.
"Pafft doch mal auf! Mein Hemd!" Riko stich über einen der Flecken und führte den Finger mit der roten Farbe zum Mund. Keine Farbe. Blut.
Plötzlich bemerkte er eine Koboldin, eine geborene Anführerin, in der Mitte des Netzes. Sie erwiderte seinen Blick, kalt lächelnd. Dann schweifte ihr Augenmerk seitlich ab, auf einen der mit Blut gefüllten Töpfe.
"Oh...NEIN!" stammelte Riko. "Bitte nicht!"
Die Koboldin fing an zu grinsen. Daumen und Zeigefinger bildeten einen Kreis, der langsam zwischen den Lippen eingeführt wurde. Fast war das tiefe Einsaugen der Luft zu hören.
"Neeeeiiiiin, daf Hemd ist von Lutffiiiiii!"
Und der gellende Pfiff erklang.

Es war wie ein Regen, der aus der Hölle kam, ein Himmel, der seine blutigen Pforten öffnete. Die meisten Pforten über ihm, fand Blassini. Das gute Hemd. Um ihn herum fingen die Leute an, sich genussvoll abzuschlecken, selbst Sabine kam ihm näher. Deutlich erkannte er ihre langen Eckzähne. Irgendwie war das... unangenehm.
"Den hab ich mit gebracht!" rief sie und leckte nochmals über sein Gesicht.
"Ihhh!" Riko schreckte zurück. "Waf ist lof mit Dir? Und waf soll die Feiffe hier? Und AU! Der Kerl da hat mich in die Hand gebiffen! AU! Weg von meinem Bein, Lady. AUA! Verflucht!"
Riko versuchte nach hinten zu taumeln, aber wo er auch nur hinschaute, jedes Lächeln war eine Zahnreihe: "AU! Verdammt! Pfui! AUF! Ich bin doch AU einer GEHT WEG von euch. AUA. Ich AUA MEIN FEH hab nur LAFF LOF einen auf die FähneARGH!"
Rechts neben ihm murmelte jemand "Würde ich auch an deiner Stelle sagen" dem ein weiterer Biss folgte.
"Aber es verdammter Mift ftimmt!"
Plötzlich stand Sabine zwischen den Leuten und ihm, die wunderbare, heldenhafte Sabine.
"Leute, Leute..." versuchte sie die Anwesenden zu beruhigen, "Man spielt nicht mit dem Essen. Man macht es kalt."
Vielleicht war sie doch nicht so heldenhaft, fand Blassini. Dann stürzte sich die Menge auf den Vampir. Und Schmerz bahnte sich einen Weg durch die Menge. [2]
"HMMM....MMM!" Ein Räuspern. Mitten in der Menge ein Mann, in einen schwarzen Ledermantel gehüllt. "Ich würde das nicht tun, wenn ich ihr wäre."
"Er ist es, JENER-DER-AM-TAG-GEHT." raunte jemand aus der Menge, die langsam begann, Abstand zu dem Fremden zu halten. Riko, am Boden liegend riskierte vorsichtig einen Blick. Der Mann, die Haut so dunkel wie die Nacht, hatte ein Schwert in der Hand. Eine Aura der Gewalt umhüllte ihn.
"Laßt uns tanzen." sprach er.


Akt zwei: Post Mortem muss nicht uninteressant sein

"Üble Sauerei. Was glaubst du ist hier passiert?" Rascaal Ohnedurst, Kommandant der Stadtwache Ankh-Morpork war ziemlich ungehalten. Irgendjemand hatte aus einer freundlichen Festivität ein Schlachtfest gemacht. Dieser Kerl hatte mit seinem Schwert reihenweise wertvolle Mitglieder der Gesellschaft ermordet. Andere, wie dieser Blassini, standen unter Schock. Klar, dass der Kommandant, als Vampir quasi ein Mitleidener, hier selbst die Ermittlungen überwachte. Derzeit unterhielt er sich mit dem Hauptgefreiten Jack Narrator, einem durchaus erfahrenden Gerichtsmediziner. "Schon irgendwelche Fakten?"
Narrator zuckte mit den Schultern: War er froh, den Mantel draußen gelassen zu haben. Unglaublich, wie hoch das Blut hier stellenweise stand. Im Hintergrund klagte ein überlebendes Opfer über die zerschlissene Garderobe. Der Hauptgefreite fand das mehr als unpassend. Es war schon ekelhaft genug, diesem Weinerling zuhören zu müssen, musste der Junge sich auch an irgendwelchen Pfützen bedienen?
"Sir? Könnten sie das lassen? Stellen Sie bitte das Glas weg. Das ist Beweißmaterial. Ja, auch die Pfützen. Nein, auch dieses vom-Boden-lecken gilt nicht. Wo sind denn die Tatortwächter? Leute, bringt diesen... Ballerini vor die Tür." Jack blickte Rascaal entschuldigend an und deutete mit seiner Hand in den Raum. "Ich sehe hier nicht, was ich ausrichten könnte. Keine Leichen und nur zwei handelsübliche Bolzen in der Wand. Ich werde sie mitnehmen, aber für den Rest ist wohl eher das Labor zuständig. Rib? RIB? Könntest du mal aufhören, in den Pfützen herum zu springen? Wir müssen hier arbeiten."
Rascaals Augen weiteten sich, als er seinen ranghöchsten Laboranten entdeckte.
"PITSCH!" machte es, als die Mini-Mumie in eine weitere Pfütze sprang. Und noch mal: "Pitsch!"
Normalerweise waren Mumien schwer zu übersehen, aber diese spezielle rühmte sich, die kleinste Mumie der Scheibenwelt zu sein. Weshalb man sie eine "Gnumie" nannte, nach der minimalkleinen Rasse der Gnome. Sie war so klein, fand Rascaal, dass sie perfekt unter einen Schuhabsatz passte.
"Rib!" kommandierte er.
"Moment noch, Chef, nur noch ein Mal... Chef?" Chef-Korporal Rib M'Laut erstarrte mitten im Sprung und fiel der Kürze nach hin. Es klirrte leise aus dem selbst gebastelten Ranzen, den er fast ständig aufhatte. "Oh... äh... Chef... äh... Hallo, Sir. Lang nicht mehr gesehen, was für ein Glück... äh... oh..."
Die Gnumie hielt lieber den Mund und rappelte sich auf. Nach kurzer Überlegung salutierte sie. Das wussten alle Wächter, selbst der einfachste Rekrut lernte es schnell: Salutieren kann nie falsch sein. Es war allerdings auch nie herausragend gut, wie der Blick des Kommandanten bewies.
Der Exkobold redete lieber schnell weiter: "Das hier war... Blutspritzeranalyse, genau. Junge, spritzt das Zeug hier gut, Sie würden es nicht glauben, wie gut. Chef. Deubel noch eins, wie wäre es, wenn ich davon was mit nach Hause... äh nein? Na gut... jedenfalls, was ich noch sagen wollte... Muss sie ja hart treffen, wenn ihre Leute mal einen auf die Nuss...äh...egal...Was kann ich für sie tun, Boss?"
Rascaal wunderte sich. Nicht mal eine Minute im Gespräch mit der Gnumie und schon hatte er Kopfschmerzen: "Chief-Korporal, reißen sie sich zusammen. Was haben sie für mich?"
Rib überlegte und die Edelsteine, die ihm als Augen dienten, nahmen dabei ein türkise Tönung an. Jemanden-auseinander-reissen, darin waren Mumien Spitze. Aber Zusammen-reissen? War das eine Art Körper-kleben? Dennoch Kommandant war Kommandant und wenn der alte Beißer etwas verlangte, so bekam er es in der Regel auch.
"Äh...Haben? Was? Oh... Klar doch." versuchte er also die Situation zu retten. "Jungs, bringt dem Chef mal ein Glas von der Brühe hier. Er hat wohl Hunger. Nein, nicht das von dem Blödelini, ein frisches... WAS?... Dann zapft jemanden unter euch an, was weiß ich. Zeigt mal Opferbereitschaft."
Plötzlich war Rib sich sicher, mal wieder etwas falsch verstanden zu haben. Diese roten Schlieren in den Augen und die zornige Ader an der Stirn seines Vorgesetzten war ein deutlicher Hinweis. Besser für Rib, er lenkte das Gespräch erst mal in unbedenkliche Bahnen.
"Gut... Blutspritzeranalyse. Kommen sie mal mit." Rib ging auf Blassini, der immer noch in einer Ecke auf dem Boden saß, zu und deutete auf das zerrissene Hemd. "Der Junge hier konnte noch nicht viel aussagen, steht wohl noch unter Schock. Naja, vielleicht hatten die Jungs von RUM auch bisher auch keine Lust zu fragen... Wer mag's ihnen verdenken? JUNGS, BRINGT DOCH MAL DEN KERL HIER RAUS! Sitzt hier heulend rum und trinkt Kunstblut... Hm? Was? ... Ja, Kunstblut. Besteht aus Tomaten, Mehlschwitze, roter Tonstaub und Katzenpisse. GEFREITER RABE! NIMM DIESEN KERL WEG. Fängt der hier an zu würgen, ruiniert mir wichtige Beweise. Tse, so was.
Wo war ich? Ah ja. Also der Attentäter steht ungefähr hier und schlägt seinem ersten Opfer, einer..."
Rib blätterte in seinem Notizbuch zwei Seiten weiter: "...sogenannten Susi Sanft den Kopf ab. Scheint magisch gewesen zu sein die Waffe. Jedenfalls, die junge Dame war wohl selbst überrascht. Knallt also hin ins Blut und verdampft zu Asche. Aber ist ja nicht so schlimm, die junge Dame ist ja Vampir. Ist sozusagen flugs wieder in Fleisch und Knochen da, allerdings liegen ihre Klamotten noch auf dem Boden. Was das männliche Gedränge um sie herum ablenkt. Sah anscheinend ziemlich... lassen wir das. Der Schwertheini nutzt das aus und 'Schnippel, Schnippel', sieht's hier aus wie auf einer entgleisten Swingerparty. Nur ohne fettleibige Mittfünfziger. Die trockenen Stellen, da hat die Asche das Blut aufgesogen. Das hier ist also quasi umgekehrte Blutspritzersache."
"Moment", warf der Jack ein, "hast du nicht gesagt, das hier wäre Kunstblut? Wie kann ihr das helfen?"
Als Gerichtsmediziner wusste Jack, nur echtes Blut löste die Widerbelebung eines Vampirs aus.
"Hab ich? Kann mich gar nicht daran erinnern. Manchmal bin ich ein ganz, ganz schlimmer Junge. Flunkere Mitbürger nur so zum Spaß an." Rib freute sich über den Tatort, an dem wirklich nur Personen waren, die dort auch was zu suchen hatte. Bis auf Ras, aber den bekam man so schnell nicht weg. "Egal, nachdem also er irgendeinen Nackten zum ungefähr zum zwanzigsten Mal umgehauen hat, kommt unserem Täter der Gedanke, das er irgend etwas falsch macht. Er flieht also Richtung Herrentoilette. Da ist es gefliest und im Gegensatz zur Damentoilette liegen hier keine Blutproben auf Stoff herum."
"Ich dachte, Mumien hätten nichts gegen Binden." Feixte Jack dazwischen.
"Haha, sehr witzig. Achtung, Stufe." Rib deutete auf die offene Tür.
Der zumeist weiße Raum dahinter war geradezu gigantisch groß und fast kreisrund. Das Wasser stand in ihm kniehoch. Jack griff in seine Arzttasche und zog ein vorbereitetes Papierboot und einen extralangen Schaschlikspieß hervor. Rib beäugte die beiden Sachen sorgfältig.
"Prima gefaltet. Danke, Jack." Rib ließ das Boot sachte in die Feuchtigkeit gleiten und stieß sich damit vom Treppenufer ab. Mit ruhigen Stößen des Spießes fuhr er in die Mitte des Raumes hinaus. Ab und zu hielt er den Arm in das hineinlaufende Wasser und wrang das Körperteil dann über Bord wieder aus. Es dauerte also eine Weile bis er auf der gegenüberliegenden Seite ankam, wo die Mauer einige Verunreinigungen aufwies.
Er fing an, ziellos in der Gegend herum zu deuten: "Wie man sieht, ist die Einrichtung hier der Mehrzahl der Besucher angepasst. Keine Toilettenkabinen, aber dafür massig Platz zum Herumstehen und Miteinander-Reden. Macht diesen Raum hier zum saubersten Scheißhaus, das ich je sah. Na ja, jedenfalls vorher, bevor dieser Kerl kam."
"Was ist passiert?" harkte Rascaal nach.
Rib suchte einen so genannten Glasträger aus dem Ranzen heraus und strich etwas ascheartigen Dreck von der Wand darauf. Dann hielt er den Träger hoch in Augenhöhe und betrachtete ihn genau. Seine Augenfarbe flackerte bläulich vor Erregung. Die Gnumie versank geradezu in ihrer Konzentration.
"Rib?"
"Hmm?"
"Wie ging's weiter?"
"Hmmm... Oh...Oh ja. Also, nach den Fußabdrücken, den Ascheresten, Brandspuren und so weiter ist hier folgendes passiert:
Der Schwertkämpfer tritt gegen die Schwingtür und macht eine Rolle in den Raum hinein. Er zögert, hat er doch zumindest ein oder zwei Personen hier drinnen erwartet. Doch die Gäste sind alle draußen, um die Show zu genießen. Lebende genießen es weniger, aber werden zum Bleiben animiert. Also...jedenfalls...sucht sich der Kerl eine gute Verteidigungsposition, was, wie er feststellt, in einem runden Raum ohne Möbel gar nicht so einfach ist. Er stellt sich also an die der Tür gegenüberliegende Wand, dort neben das Waschbecken, um den Rücken frei zu haben.
Und schon stürmen sie heran, zuerst zu sechst. Vampire, unsterbliche Kreaturen der Nacht. Doch diesmal wartet der Schnitter auf sie.
Der erste Vampir ist zwar der Schnellste, aber nicht der Hellste. Sonst wäre er ja auch nicht voraus gelaufen. Er versucht den Fremden anzuspringen, was gegen einen Schwerkämpfer nicht wirklich eine gute Idee ist. Durch die neu entstandene Aschewolke sieht der Vampirjäger schon Ziel Nummer zwei und drei, die immerhin ein Messer tragen. Er stellt sich in Position, die linke Hand zum Gegner gestreckt, den Schwertarm in einer diagonalen Linie über dem Kopf. Vielleicht winkt er die Gegner heran oder verhöhnt sie mit einer Geste, ich weiß nicht. Sie jedenfalls rennen gleichzeitig auf ihn zu. Er geht in die Hocke. Mit einem Beinfeger wirft er beide zugleich zu Boden und schlägt in einem Bogen von oben auf sie ein. Er ist ein Profi mit Klinge und riskiert nichts. Sie verbrennen hier und hier. Aus den Augenwinken schleicht sich Nummer fünf heran, der sich nun gute Chancen ausrechnet, jetzt, wo unser Mörder nicht mehr an der Wand steht. Ein gerader Stich nach hinten belehrt ihn eines Besseren. Nummer sechs ist der Klügste von allen. Er wartet an der Tür auf Verstärkung. Was wenig nutzt. Der Jäger zückt diese seltsame Armbrust, schießt und jagt diesen silbernen Bolzen da drüben diesem Kerl durchs Herz. Da oben in der Tür, Sir, der Bolzen steckt noch wie man sieht. Muss teuer sein, so ein Ding aus Edelmetall. Ich wette, Zwergenhändler können uns da weiterhelfen, den letzten Käufer zu finden. Mit diesem Schuss nagelt er also ihn an die Tür, die ein weiteres Mal aufgeht. Diesmal sind die Angreifer besser bewaffnet. Aber unser Schwertschwinger wartet nicht ab. Er rennt, die Klinge über dem Kopf hoch erhoben, auf sie zu.
Nachdem Prinz Berserk nun sich also durch die Reihen gemetzelt hat, schaut er sich verwundert um. Alle Vampire sind weg, geflohen. Bis auf die Reste auf dem Toilettenboden. Na ja und dem Kerl, der an der Tür hing. Aber da er inzwischen durch die Lüftung stiften gegangen ist, freut sich unser Experte, das Silber so gut klappt. Und damit diesmal tot bleibt, was er geschnitzt hat, stopft er eine der hier nun herumliegenden Socken in den Ausguss des Spülbeckens. Und dann stellt er sich an die Wasserpumpe und malocht wie blöd."
"Bitte warum?" fragte Jack verdutzt. Er trat einen Schritt an die Pumpe heran. Fingerabdrücke waren auf dem Griff.
"ARGH! Mach weniger Wellen!"
"Tschuldigung. Also, was war?"
"Na, damit passieren kann, was passiert ist. Die Aschehaufen werden teilweise abgetragen, ja sogar vermengt. Tja, das war's so im Großen und Ganzen. Natürlich ist das hier erst mal vorläufig, aber mehr als ein, zwei Drehungen seines Körpers sind mir wohl nicht entgangen. Soweit es geht, hat Gefreiter Rabe hier ikonographiert, was an Beweisen da war. Nachdem ich ihm eine Kiste samt Dämon geliehen habe. Wieder mal. Wahrscheinlich hat er in Wirklichkeit keine eigene Kamera. Sei's drum. Wir sammeln noch ein paar Reste auf und packen dann ein."
"Hmm. Bestenfalls können wir sie gar nicht wieder beleben, in schlimmsten Fall läuft hier jemand dann mit acht Armen herum, dafür aber ohne Mund." meinte der Gerichtsmediziner. "Gut, immerhin haben wir diesen Paulo."
"Riko hieß er." verbesserte Rib. "Mein ich."
"Dann eben Riko. Ich flicke den Zeugen noch einmal etwas zusammen und dann kann RUM ihn mit in den Verhörraum nehmen."
Ras nickte: "Wir ermitteln also in einem Mordfall. Gute Arbeit, Rib. Blutmuster, soso. Das war beeindruckend und von deiner Seite... sehr überraschend. Ich werde jetzt mit der Presse reden."
"Gut, Sir." Rib salutierte kurz, schaute herab und fing wieder an zu schöpfen.
"Warten Sie, Sir. Ich würde mit ihnen gern noch über ein paar Sachen unterhalten, mein Urteil zum Beispiel." Jack zeigte Rib die Geste 'Daumen hoch' und lächelte, als er ging.
Rib strahlte geradezu unter seinen Binden. Die Beförderung zum Offizier dürfte ihm nun bald sicher sein. Vielleicht sogar eine eigene Abteilung. Eine solchen Profili...
Der Chiefkorporal schaute den beiden Wächtern hinterher, als eine Art Garn von der Decke herabrollte. Eine kleine blaue Figur seilte sich in das Boot herab: "Sind Sie weg?"
Rib M'laut nickte und schlug spielerisch mit seiner Faust auf die des Kobolds: "Ja. Danke, Mann. Mit dem Wasser hier hätte ich so gut wie nichts in der Hand gehabt."
"Schon in Ordnung. Einmal MacLaut, immer MacLaut." Der Kobold grinste und amte die Geste nach. "Hauptsache, du erwischt ihn und findest heraus, wie er den Schaden bezahlen kann. Einer von uns ein Wächter, ich fass es nicht."
Und kichernd kletterte das blaue Wesen wieder das Seil hoch. Wenn gleich nicht vom selben Stamm, war man immer noch vom selben Clan. Man sorgte füreinander, für die Toten, für die Lebenden und für die, die sich dazwischen nicht entscheiden konnten.
Rib hoffte nur, keiner erzählte es seiner Mami.


Akt drei: Mitternächtlicher Besuch ist selten willkommen

Achtundvierzig Minuten und zwanzig Sekunden später betrat Chief-Korporal Rib M'laut den Sezierraum. Flackernd leuchteten die Kerzen, die das einzige Licht in diesem fensterlosen Raum spendeten. Dieser Ort war selten auf Gäste eingerichtet. Gäste wie Blassini. Notdürftig verbunden und ziemlich verängstigt versuchte Riko, seine Blößen zu bedecken, um sich keine zu geben.
"Immer mal ruhig mit den jungen Trollen." murmelte die Mini-Mumie. Anscheinend ging ihr der Kerl auch im Trockenen an die Nerven. "Nur weil du in Binden gehüllt bist, muss ich nicht gleich auf dich anspringen. Hier ist die Gerichtsmedizin, da haben wir so was tausendfach gesehen... wenn auch nicht zuckend. Wo ist eigentlich Jack?"
Rib überprüfte seine Ausrüstung, eine extra scharfe Spitzhacke und ein Stirnband, mit dem er ein Insekt an seiner Stirn befestigt hatte. Er zurrte den Alchimikalien-Ranzen fester. Nein, Fingerabdrücke konnte man an den seltsamsten Orten finden.
"Wer?" fragte Blassini. Auch wenn seine Eckzähne wieder zu wachsen begannen, fühlte er derzeit sich nicht wirklich sicherer. Und NIE wieder würde er Gossenslang nachmachen, schwor er sich.
"Jack. Der Gerichtsmediziner, der dich zusammenflicken wollte." erklärte die Gnumie. "Der Kerl, der in meinem Labor zwischen parkt."
"Was? Ach der... er holt noch weitere Flaschen Jod. Hat gesagt, er hat noch nie so viele schlecht verheilende Bisse gesehen. Äh... was haben Sie vor?"
"Wer, ich? Nur ein Routinetest. Neue Ausrüstung für Gnome." Rib deutete zuerst sein Equipment, dann auf die Leiche eines Trolls. "Spitzhacke, Glühwürmchen. Und jetzt hol ich mir eine Stuhlprobe. Hilfst du mir kurz, den Berg da zu entblättern?"
Riko hört nicht zu. Das war seinem Gesicht sehr gut anzusehen. Rib hörte ein Rasseln, dann ein Klack. Dieser Ausdruck von Furcht in Rikos Gesicht. Die Gnumie sah, wie ein oktarines Licht über sie hinwegströmte. Sie fühlte sich so... schwach. Zum ersten Male fühlte er sich schwach. Langsam entglitt ihm die Spitzhacke. Sie war sowieso viel zu schwer. Vampirhände griffen nach ihm. Licht. GRELL. Ein Schwert ... Blassini! Rib fiel mit der Hand zu Boden und wurde wieder aufgehoben. Licht. SCHMERZ. Dunkle Hautfarbe. Jack. SO VIEL OKTARINES LICHT! Jack ist... da... er ruft um Hilfe. Dunkle Person rennt... in den Gang, hat immer noch Rib. Wirft...Springt aus den Fenster. Dunkel. Alles Dunkel.

Ein kurzes Aufflackern eines kleinen Geistes. Rib, der kaum etwas wahrnehmen konnte, sah ein Schwert auf einem Schwertständer. Er selbst lag anscheinend neben dem Ding. Der Exkobold streckte die Hand nach der riesigen Waffe aus. Ein kleiner Ring drehte sich am Knauf surrend im Kreis. Es machte Klack und vier rasiermesserscharfe Klingen ruckten kurz an den Ecken des Griffes heraus.
"Au Mann", bemühte sich Rib einen matchoiden Spruch zu formulieren, der diese Sicherheitsvorrichtung beschrieb. Aber dann kam das oktarine Licht. Und ihrem Gefolge die Finsternis.

Es war mehr ein Stöhnen, mit dem Rib erneut aufwachte. Eigentlich eine typisch vitalistische Handlung. Rib fand, das er sich als Untoter schämen sollte, so schamlos eine Auszeit zu nehmen. Und vielleicht hätte er sich auch einen anderen Zeitpunkt wählen sollen.
Der Exkobold hatte das Gefühl, in der Zeit, während er 'weggewesen' war, einem Hund als Kauknochen gedient zu haben. Mittelgroß schätzte er... und mit Mundfäule.
'Die Augen bleiben zu.' beschloss der Untote. 'Auch ein Wächter darf sich mal hängen lassen.'
Rib hatte wirklich keine Lust, nun herauszufinden, wo er war. Oder mit wie vielen Armen oder Schnittwunden.
'Na ja.' dachte er weiter. 'Immerhin kein Organhändler. Als Mumie weiß ich das sicher.'
Sich hängen lassen. Das beschrieb gut seine Situation. Anscheinend hing er tatsächlich. Die Gnumie beschloss die Augen zu öffnen, als ihr einfiel, dass sie gar keine besaß. Auch Augenlieder fehlten.
'Oh... Scheiße. Ich bin blind.' Moment. Das war definitiv nicht möglich. Oder war er Opfer eines Edelsteindiebstahls geworden?
Rib schüttelte den Kopf. Es rasselte leise, als ein paar vergessene Mumifizierungswerkzeuge an ihren Platz kullerten. Langsam, erst verschwommen, dann immer klarer, kehrte sein Blickfeld zurück. Er hing an einer Art...
"BINDFADEN?" Rib zerrte entsetzt an der Schnur, aber sie wollte nicht reißen. Welch Unverschämtheit! Was war hier los?
Rib blickte sich entsetzt um. Der Faden, an dem er hier hing, hielt sicher keine Zugkraft von einer Tonne aus. Aber das musste er auch nicht. Rib wog nur 200 Gramm und daher war jede Muskelanspannung in seiner Lage nichts weiter als ein Klimmzug. Es schien, als hätte man ihn aufgeknüpft in einem...
"HASTERKÄFIG? MIT LAUFRAD?" Rib fing wieder an zu strampeln. "Ihr tickt doch nicht mehr richtig. Lasst mich runter."
"Immer mal ruhig mit den Pferden." murmelte eine Stimme von oben. "Noch können wir dich nicht losmachen, Kleiner."
Der Mann war alt, richtig alt. Eine durchschnittliche Koboldfamilie hätte eine Woche in seinen Falten verstecken üben können. Aber das Gesicht sah sehr nett aus. Rib beschloss, das als ein Zeichen zu nehmen, wie man sich in Gesichtern täuschen könnte. Das bewies schon das Laufrad. Was die sonstige Aufmachung anging, sie war ... gewöhnungsbedürftig. Welcher erwachsene Mann lief sonst in kurzen Hosen und Schuluniform herum? Rib hatte da einen üblen Verdacht. [3]
"Hallo." meinte der Fremde. "Mein Name ist Whistler."
"Whistler." Rib stutzte. Als KommEx hatte er vor einem halben Jahr Sprachen gebüffelt. Dies klang wie ein Dialekt jener Gruppe von Bibliothekaren, die jenes versteckte randweltliche Atoll in der Nähe von Quirm bewohnte. "Hmmm, übersetzt hieß das..."
"Pfeiffer. Mit drei 'F', eins vor dem Ei, zwei hinter dem Ei.... Und so nennen mich auch die meisten. Hast du Durst, willst du was trinken?"
"Was hast du denn?"
"Irgendeine Bowle."
"Nein danke, ich trinke nicht." Das war als Untoter nicht mal gelogen. "Aber wenn du mich losbinden würdest?"
"Tut mir leid, noch nicht. Erst müssen wir sicher sein."
"Sicher wovor?" Rib hoffte nicht, das es 'sicher vor ihm' bedeutete. Denn er hatte es sich gerade zum Ziel gemacht, das dieser Kerl niemals sicher sein würde. "Wir? Hast du mich nicht hierher gebracht?"
"Das war er." Pfeiffer zeigte in eine dunkle Ecke, in der nur ein menschlicher Umriss zu erkennen war. "Er ist Blöd."
Rib nickte: "Ich dachte, das wär' nur meine Meinung."
"Nein, das ist sein Name. Er ist Blöd, der Vampirjäger."
Ribs Augen leuchteten etwas heller, als er versuchte, auch die kleinste Kleinigkeit in der Ecke wahrzunehmen. Seine Augen waren immer noch nicht so gut, wie sie sein sollten.
"Blöder Name." meinte er.
"Eben."
Die Gestalt mit der dunklen Hautfarbe richtete sich auf und verließ in einer geschmeidigen, fast schleichenden Bewegung den Schatten.
"Entschuldige." meinte er bedauernd. "Aber wir müssen sicher gehen."
Rib beäugte das metallene Ding. Diese Nadel war für Menschen gemacht worden, also lang wie sein Unterarm und dick wie sein Daumen. Pfeiffer kippte etwas Alkohol auf einen Wattebausch und begann, die Spitze damit abzureiben.
"Äh..." meldete Rib sich zu Wort, "Jungs... was habt ihr vor?"
"Wie gesagt, wir gehen auf Nummer Sicher. Du bist vielleicht von einem Vampir gebissen worden."
"Häh? Was? Wie kommt ihr denn auf das schmal Brett?"
"Der Raum in dem wir dich fanden..."
"Die Gerichtsmedizin." warf Rib ein.
"Mag sein. Er roch nach Blut. Und du bist bandagiert wie nach einem Biss.
Rib blickte seinen Gesprächspartner an. So blöd konnte... Die Gnumie begriff langsam das Geheimnis der Namensgebung. Anscheinend war er die einzige intelligente Lebensform in diesem Zimmer. Und bei einem Exkobold bzw. einer Mumie waren beide Begriffe schon weit gedehnt worden.
"Hört mal." fing er an. Rib versuchte langsam und deutlich zu sprechen. Es gab nicht viele Momente in seinem Leben, in denen er etwas wie Furcht verspürte. Mit Wahnsinnigen umgehen, so was war des durchschnittlichen Wächters täglich Brot. Aber Bekloppte? "Ich bin eine Mumie. Zugegeben, eine kleine, aber durchaus untot. Wir Mumien haben es so an sich, keine Körperflüssigkeit zu besitzen. NULL. Nada. Nijet. Nischte. Und zwar mit Absicht. Also hab ich gar kein Blut in mir, was ein Vampir saugen könnte. Wie hätte das auch ausgesehen? Aufgespießt auf den rechten Zahn?"
"Der rechte Zahn also." Blöd lächelte. "Mumien in Koboldgröße. Na klar. Ihr Protovampire werdet immer ausgefuchster."
Pfeiffer hob seine Hand und öffnete die Käfigtür. Vorsichtig griff er den Exkobold in der rechten, während seine linke Hand eine gläserne Spritze drückte, so das aus der Nadel etwas Flüssigkeit austrat. Der alte Mann nickte zufrieden und blickte seinen Partner an.
"Was nun, soll ich ihn auspacken?"
Der Vampirjäger schüttelte den Kopf: "Hau sie einfach rein."
"He, wartet mal." Rib fuchtelte mit den Händen. "Ihr könnt doch nicht..."
"Das wird jetzt weh tun." murmelte der alte Mann.
"Das auch." Die Mini-Mumie griff den Daumen des Mannes und fing an, den Knochen nach hinten zu reißen...


Akt vier: Frost stellt sich kalt

Riko rannte durch die Straßen der Stadt, auf der Flucht vor einem Schatten, der ihn vielleicht nicht einmal verfolgte. Lange schon hatte er den Überblick verloren, wo er war.
'Oh, verdamm'ich noch eins. Scheiße, scheiße, scheiße. Was mach ich nur?' Riko blickte sich hilflos um.
Selbst im Haus der Wache war man nicht sicher. Der Vampir wusste nicht, warum diese unumstößliche und allseits bekannte Tatsache ihn so beunruhigte. Vielleicht, weil er sich als Jäger sah, nicht als Gejagter. Hierfür hatte ihn die Natur einfach nicht vorgesehen.
Riko hatte den Angreifer erkannt. Der Mörder aus dem Club hatte ihn letztendlich gefunden. Blassini glaubte nicht an einen Zufall. Niemals war dieser Mensch im Wachegebäude gewesen, um sich dem Recht zu stellen. Stattdessen wollte er das Gesetz brechen, Rückenwirbel um Rückenwirbel.
Riko fröstelte und drückte sich dennoch tiefer in den Schatten. Dann kam die Erinnerung. Er saß in der Wache, unten im Keller. Eine klitzekleine Mumie redete irgendwelche Belanglosigkeiten. Aber Riko... Er schaffte es nicht sich zu konzentrieren. Seit einer halben Stunde fühlt er sich da schon beobachtet. Nein, nicht beobachtet, berührt. Als ob etwas, das noch geschehen wird, schon jetzt Auswirkungen zeigte. Frieren, das war so... menschlich. Schwach.
'Ursache und Wirkung, Baby!', formulierte der Vampir zynisch.
Kalt... Kalt und finster hatte die Silhouette im Türrahmen gewirkt. Der Vampir sah die Szene immer noch vor sich: Die Gerichtsmedizin, die Mini-Mumie und IHN, den Schnitter mit seinem unbarmherzigen Schwert. Dieses Ding, totes Metall, das auf einmal schwach bläulich aufleuchtete, irgendwie... grausam wirkte. Und dann, ohne das Riko genau bestimmen konnte, wie es anfing, begann diese Schwäche. Der Vampir erinnerte sich, wie die Beine nachgaben, die Knöchel wegknickten. Tief im Schatten der Häuserecke erinnerte Blassini sich, dieselben Auswirkungen bei diesem kleinen Ding gesehen zu haben, nur das es sich auch noch schreiend die Augen hielt. Der Lichtschein des Schwertes schien für es heller gewesen zu sein als ein Feuerspan in Auge.
Nicht mal als er lebte, hatte Riko sich wirklich um andere gesorgt. Alles was ihm damals wichtig erschien, hatte die Form eines klassischen Gedichtes in einem alten staubigen Band. Dennoch hatte er in dieser Minute zugegriffen und versucht, diese Mumie zu schützen. Es blieb die Frage wieso. Der Vampir hielt nicht viel von sich, aber diese eine Tat musste doch von der Lady belohnt werden? Nur ein klein wenig Glück, mehr brauchte er nicht. Zumindest heute Nacht. Blassini bemerkte, das er immer noch voller Furcht zitterte. Zitterte, wie ein Mensch. Wie eine Beute. Was genau hatte das Schwert ihm angetan?
'Bitte, lass ihn die Spur verlieren.' Riko machte sich nichts vor, seine Tat hatte er ohne Nachzudenken begangen. Wahrscheinlich auch nur, weil die eigenen Beine nichts mehr taugten. Aber er hatte dafür etwas geopfert, als dieser Verbrecher den Raum betrat.
Der Vampir merkte, dass er nicht aufhören konnte, das Geschehene vor seinen Augen ablaufen zu lassen. Er hielt sich den blutleeren Stumpf. Etwas, das nun seinen rechten Unterarm darstellte. Der Vampirschlächter hatte nach der abgeschlagenen Hand gegriffen, das schlaffe Bindending herausgepult und belustigt vor den eigenen Augen hin- und her gependelt. Die ganze Szene hatte etwas irreales, wie eine Geschichte über wahnsinnige Hypnotiseure, von einem hinkenden, halbbetrunkenen Barden erzählt.
Ein weiteres Fragment von Erinnerung. Derselbe Wächter, der eben Riko untersucht hatte, stand plötzlich in dem freigewordenen Türrahmen. Ein Mensch, nicht Vampir, erinnerte Blassini sich. Jack, so war der Name, knüpfte gerade ein frisches Hemd am Hals zu, den braunen Lederkittel über den Arm geschwungen, als sich seine Augen weiteten.
"Was machen sie hier?" Der Wächter wirkte irritiert, aber nicht beunruhigt. "Und vor allem: Was machen sie mit Rib?"
Jacks Augen schweiften auf der Suche nach einer erreichbaren Waffe herum. Dann hatte er nach Fröschen gerufen. Riko war noch nicht klar, was eine gute Suppe bei einem Vampirjäger ausrichten sollte. Aber anscheinend wirkte es: Der Unhold setzte zur Flucht an.
Blassini beobachtete das ganze von seiner Position unter dem Schreibtisch. Zusammengekauert, den Armstupf haltend rief er die Götter an, die er kannte und schätzte. Was nicht viele waren. Riko fühlte den ängstlichen Fast-Schmerz im Bauch. So war er und so würde er bleiben. Helden mögen andere werden.
Wie dieser Wächter. Blassini konnte nur seinen Rücken sehen, aber der Körperausdruck sprach Bände. Mit irgendetwas schien Jack nun bewaffnet zu sein. Der Jäger rammte dem Gerichtsmediziner die Schulter ins Gesicht. Der Fremde warf etwas mit der rechten Hand. Die Mumie, erkannte Riko, wurde zum Fenster öffnen genutzt. Und Jack sah nicht so aus, als könne er eine Flucht verhindern. Er umklammerte den vorbeistürmenden Schwertkämpfer. Beide fielen aus dem Fenster. Und Riko kauerte weiterhin unter dem Tisch und weinte. Er hörte kaum, was draußen auf der Straße geschah. Riko wartete fünf Minuten, bis er den Raum verlies. Er begann zu zittern. Seine Schritte erst langsam, wurden immer schneller. Aus dem Schleichen wurde ein Gehen, aus dem Gehen ein Laufen, aus dem Laufen ein Rennen. Irgendjemand schrie ihm nach, aber Riko konnte, wollte nicht anhalten. Nur rennen.
Es lag nicht an dieser Schwäche in seinem Körper. Auch fast fehlenden Eckzähne waren es nicht gewesen: Er hatte zugelassen, wie der kleine Wächter wie ein Ball durch die Scheibe geworfen wurde. Dieser Jack war wahrscheinlich auch schon tot. Sie beide hatten versucht zu helfen und Riko Blassini hatte im Gegenzug keinen Finger gerührt. Es war nicht diese neue Schwäche, die in seinen Knochen lagerte. Er war schlichtweg ein Hasenfuß. Der Vampir lehnte sich gegen eine rotgetünchte Häuserwand, ein neu gebautes Haus in dessen Fenster Eisblumen dabei waren, sich zu bilden.
"Ich habe es so satt." Riko wusste nicht, ob er seufzen oder weinen sollte. "Ich habe es so furchtbar satt. Ich will so nicht mehr weiterleben."
"Da sind wir schon zwei."
Riko zuckte zusammen. Plötzlich erkannte er neben sich einen Mann, mit Schal und Schlapphut, der dabei war, ein weiteres Scheibenglas mit diesen Eismustern zu verzieren. Blassini erkannte den Mann als jenen, der vor dieser Vampirfeier sich so komisch aufgeführt hatte. Und im selben Moment bemerkte er, das seine Schuhe am Straßenpflaster angefroren waren.
"Gestatten?" lächelte der Unbekannte. "Frost. Der Frost. Das ist mein Name. Manche nennen mich auch den Gevatter, aber ich finde, das macht so alt."
Am leicht bläulichen Bart und an den Augenbrauen des Mannes bildete sich Schneereif, taute wieder und formte sich sofort aufs Neue. Blassini hatte von solchen Personen gehört. Solche Figuren nannte man dingsdamorphe Erscheinungen, Wesen, die sprichwörtlich machten, was das Sprichwort besagte. Frost war eben der personifizierte Eishauch des Winters.
Was immer noch nicht erklärte, warum Riko Frost sehen konnte. So etwas stand nur Zauberern und ähnlichen Personen zu. Tod konnte man der Sage nach sehen, bevor er einen holte... aber der Vampir konnte sich nicht recht vorstellen, was dieser Gevatter hier wollte. Rikos Verwandlung in einen Eiswürfel vielleicht? Und dann ab in eine schmierige Bar mit noch übleren Gästen? Verdiente sich diese Erscheinung so ein Zweitbrot?
"Du fragst dich sicher, was ich hier von Dir will." grinste Frost unverschämt. Riko fand das Benehmen irgendwie bewundernswert... kühl, auch als das Wesen weiter sprach. "Mir geht es wie dir. Ich habe es gestrichen satt. Aber im Gegensatz zu Dir, werde ich mir nehmen, was ich will."
Die Gestalt berührte den Vampir nur leicht, aber sofort, aufgrund der mangelnden Wärme, bildeten sich Eisblumen auf dessen Haut. Riko stöhnte auf.
"Ich werde dich vor eine Wahl stellen, die ich so nie gehabt habe." Frost lächelte. "Je mehr ich drüber nachdenke: Vielleicht auch nicht."


Akt fünf: Ein Untoter erwacht

Rib hörte auf, sich den wunden Hintern zu reiben, als plötzlich Licht wieder in den Käfig floss. Irgendwann würde er es diesem verdammten 'Pfeifer' zeigen, wie das ist und ihm eine Blockflöte in den Allerwertesten rammen. Nein, besser eine Altflöte, denn die waren größer. Bei Sankt Tobsucht, die Rache würde sein werden. Rib wollte sich da auf alte Traditionen berufen, zum Beispiel Polizeigewalt.
Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Ein durchschnittlicher Kobold konnte mit drei Freunden eine Kuh anheben und damit losrennen. Über Hunderte von Metern weit. Als Mumie hatte sich seine Kraft gesteigert, so dass Rib M'laut auf seine Kumpel verzichten konnte. Doch hier hielt ihn ein Mensch fest und stach ihn in den... Die Gnumie wollte nicht daran denken. Also entweder war dieser alte Sack hier ein Golem in echt guter Verkleidung oder ein gewisser Bindenheini hatte an Kraft eingebüßt. Rib stand auf, ging, etwas watschelnd, auf die Käfiggitter zu und riss daran herum. Sie hielten perfekt.
Rib seufzte: 'War ja klar gewesen. Mist.'
Frustriert trat er noch mal nach. Das Ergebnis verbesserte nicht gerade seine Laune.
"Oho, der Patient ist aufgewacht. Na, hast du dich wieder eingekriegt?" Ein weißer Bart war plötzlich über dem Käfig zu sehen, Brotkrumen fielen auf den Schädel der Mini-Mumie herab. Rib zog den Kopf ein. Schmierkäsebelag. Igitt. "Oder soll ich den Käfig abdecken?"
"Dreckige Scheiße, ihr seid alle verhaftet. Ihr hab das Recht, ungehindert in eine parkende Faust zu fallen. Ihr habt das Recht, Geld zu sparen, indem ihr auf einen Anwalt verzichtet. Ihr habt das Recht auch unschuldig Straftaten zu gestehen, die ich vom Tisch kriegen will. Auch wenn ihr nichts sagt, wird das vor Gericht gegen euch verwendet. Solltet ihr euch keinen Anwalt leisten können, euer Pech. Habt ihr alle diese Recht..." Rib würde denen schon zeigen, das er kein Vogel war. Und wer ihn als nächstes mein Spatz nennen würde, bekäme auch was zu hören. Mit nonverbaler Kommunikation.
Pfeiffer griff eine neben dem Käfig liegende Spritze und drehte Rib den Rücken zu. Die Gnumie stellte auf praktische Weise fest, dass ihre Arme zu kurz waren. Hinter dem Greis hatte der Vampirjäger auf einem alten, schimmeligem Lehnstuhl Platz genommen. Sein rechter Arm war abgebunden, damit die Adern besser hervortraten. Der alte Mann nahm schielend Maß und stach die Nadel in das Fleisch. Wider Erwarten war der glückliche Versuch, eine Vene zu erwischen unter den ersten zehn.
"He, wieso bekommt der das in den Arm?" Rib deutete mit dem Daumen hinter sich. "Äh...Quatsch, eure Spielchen, eure Sache. Ich mein', warum hab ich das in den... Ach Mist: Also, warum ich?"
"Jetzt komm mal wieder runter... wir haben dir das Leben gerettet. Wir haben Dir Knoblauch gespritzt."
"Knoblauch?" Rib roch an seinem Ärmel und zuckte im Geiste mit den Schultern. Ohne Geruchssinn war es kein Kunststück, nichts wahrzunehmen. Wahrscheinlich stank er wie ein Iltis und das auf Wochen.
"Knoblauch?" wiederholte er. "Ihr Schweine. Als Laborant will ich euch mal was über euren verdammten Knoblauch sagen..."
"Schau dir die Reaktion an. Du hättest ihn umbringen müssen." murmelte Pfeiffer. Bei diesen Sätzen stockte Rib etwas.
"Ich weiß, Kopf abschlagen und dann verbrennen. Untote müssen sterben." Blöd schaute tief in die Kristallaugen der Gnumie und wartete darauf, dass sie ihren Satz beendete. Die ihre Binden wiederum anschaute, ihre pechgetränkten Binden.
"Was wolltest du sagen?" fragte der Vampirjäger.
"Öh... nichts. Äh... tolle Arbeit, das mit dem Knoblauch und so. Super Idee, ja. Fühle mich wie neugeboren, geheilt sogar." Zum Beweiß machte Rib ein paar Kniebeugen. "Und die Binden... direkt nach dem Biss hab ich die bekommen. Wie sollte ich da jemanden beißen, haha. Also alles toll bei mir."
"Sieh nur Pfeiffer, gesteigerte Koordination und Körperkraft. Typische Vampirkräfte."
"Was? Wie? Äh...au... JA, genau, AU! Hab mir das Arm verknackst, nein, den Rücken, ist glaubwürdiger. AU! ÄH... Mann, tut das weh!" Rib fing zusätzlich an, auf dem rechten Bein zu humpeln. Argwöhnisch betrachtete Pfeiffer ihn noch einen Augenblick, bis er sich an seine Aufgabe erinnerte. Sein Gesicht wandte sich seinem Gefährten zu.
"Das wird jetzt auch etwas wehtun." bedauerte Pfeiffer und drückte den Inhalt der Kanüle aus der Spritze heraus.
Schmerz verzerrte Blöds Gesicht. Rib wusste als aus seiner Zeit als Giftexperte, das musste sich anfühlen, als ob die Nerven in Feuer gebadet wurden. Er drehte den Kopf weg. Der Vampirjäger litt. Seine Arme verkrampften sich an der Lehne, die Schuhe trampelten im Stakkato auf dem Boden. An einer Bodenfliese sprang eine kleine Ecke heraus. Blöd keuchte vor Schmerz, bis er ein röchelndes Geräusch von sich gab. Außer Atem schaute er zu, wie mit zitterigen Händen die Fesseln gelöst wurden. Dann stand er auf und ging aus dem Raum. Er vermied es auffällig, jemanden dabei anzusehen.
"Wurde er auch gebissen?" Rib sah dem Irren verwirrt hinterher. "Vampirismus ist ja selten freiwillig."
"Wenn jemand sich das nicht ausgesucht hat, dann er. Und das Schlimme ist, ich befürchte, das Zeug wirkt bald nicht mehr." Pfeiffer schaute Rib plötzlich interessiert an. "Was sagtest du... äh... sagten Sie, was ihr Beruf wäre? Laborant? Können Sie uns nicht noch etwas Stärkeres brauen? Im Austausch erzähl ich ihnen, was damals passiert ist."
"Hab ich das richtig verstanden? Ich soll was Fieses brauen, das er sich in die Blutbahn spritzt? Irgend etwas sein Vampirblut?" Rib war nicht entgangen, dass er nun gesiezt wurde.
"Nicht nur er wird es sich spritzen. Sollte mich mal so ein Vieh beißen, nehme ich es auch."
"Klar kann ich das." antwortete die Gnumie und rieb sich den Hintern. "Aber dafür brauch ich etwas Ausrüstung... und einen Freiwilligen zum Testen." [4]

"Halt doch mal still." Rib stemmte sich eine Weile später mit vollem Gewicht gegen die Spritze. Endlich gab der Inhalt nach und rauschte durch die Nadel heraus. "Wenn Knoblauch eben nicht mehr wirkt, finden wir etwas anderes."
"Hargh!" machte Pfeiffer und rieb sich den Arm. "Die Postblitzsoße scheint mir auch nicht ganz einleuchtend. Ich dachte, du bist Laborant und nicht Quacksalber."
Rib sah nicht ein, warum er nicht beides sein konnte. Das klappte bei den Alchimisten ja auch. Sein Testobjekt machte indes sich langsam Sorgen. Seit dem "Extra-scharfen-Senf-für-Kenner" zuckte der linke große Zeh so komisch. Und ein gewisses Herzklopfen war auch nicht von der Hand zu weisen. Irgendwie fing Pfeiffer an, dem Laboranten zu misstrauen. Diese Schweißausbrüche nach dem roten Pfeffer... Das war bestimmt nicht nur die Aufregung gewesen. Die Gnumie dagegen...
"Ein bisschen Respekt vor dem Herrn Doktor." DAS klang gut. Doktor Rib. Wenn er hier jemals herauskam, musste er sich einmal erkundigen, wie so ein Titel zu bekommen war. Wenn es einen siebten Laborantenhimmel gab, war er hier. Endlich ein Kandidat, der freiwillig zu einem kam. Kein nerviges, sich immer wiederholendes 'Schnauze, Rekrut' störte den Ablauf.
Langsam kam er in die Testphase, die gemeinhin als 'Pökeln' bekannt war. Und ausgerechnet jetzt wollte das Testobjekt abbrechen. Rib hoffte auf dagegen immer noch auf einen Erfolg, die Möglichkeiten waren ja noch nicht ausgeschöpft. Irgendwo in der Küche stand noch Porree. Man musste nur noch herausbekommen, wie man diese Stange unbeschadet in die Spritze bekam. Rib machte sich deswegen keine großen Sorgen: Beim Zimt hatte das ja auch geklappt.
"Also, Pfeiffer mit drei F. Du wolltest über diesen Blöd reden. Er ist also was Besonderes. Kann am Tag rumlaufen. Super, das können eine Menge Vampire, wenn sie sich eincremen." Der Laborant hielt die Blutprobe gegen das Kerzenlicht. Durch Ruhe und Zeit hatte sich das Blut in drei Ebenen abgesetzt, zwei üblichen, die Wässrige und die zähe Braune, aber eben nun auch eine Dritte. Rib nannte sie Marinade. Es war erstaunlich, was der menschliche Körper aushielt.
Der Angesprochene schüttelte den Kopf: "Dieser nicht. Er kann wirklich am Tag herumlaufen. Denn er wurde geboren von einer menschlichen Frau. Nie wurde er gebissen."
"Aha." Rib war von dieser Eröffnung nicht sehr begeistert. "Reich mal die Schale links. Wie kommst du darauf, dass er nie gebissen wurde?"
"Es war halt so." Pfeiffer zuckte mit den Schultern. "Ich erinnere mich an den Tag, als wäre es damals gewesen. Es war einen Tag vor meiner Schulabschluss-Prüfung. Der Siebenundzwanzigsten, wenn ich mich richtig erinnere..."
Rib griff zum nächsten Reagenzglas.


Akt sechs: Hals- und Einbruch

Sabine scherte sich nicht wirklich um den toten Wachmann. Aber diese Heulsuse neben ihr ging ihr verdammt noch mal auf die Nerven. Dies war eine Leihbücherei und da hatte man gefälligst still zu sein. So wie der Tote hier eben.
"Wer zum Geier noch mal ist auf die Idee gekommen, dich im Club zum Vampir zu machen?" knurrte sie.
Blassini machte seinem Namen alle Ehre. Er fühlte sich wirklich nicht gut. Konnten Vampire überhaupt krank werden? Oder so frieren, wie er es tat? Riko schaute seine Partnerin an, aber er versuchte nicht mehr, ihr zu widersprechen. Sabine würde nie glauben, dass er schon lange ein Untoter gewesen war. Wenn ihm nur nicht so kalt wäre... verdammtes Schwert. Riko hörte der keifenden Furie nur mit halbem Ohr zu.
"Wenn ich dich nur nicht brauchen würde." zischte das Fräulein Sanft. "Wenn ER dich nicht brauchen würde."
"Hoppla, hoppla. Immer schön geschmeidig bleiben..." Wohlgeformte Modulationen schwangen sich hinter der Vampirin hervor. Frost, ihr Urheber, lächelte beruhigend. Dieser Blassini hatte komische Bekannte. Komisch, aber hilfreich. Und er selber war auch noch vonnöten, wenn Frosts Plan gelingen wollte.
Sabine, sie war so... hungrig. So durstig. Nach Blut, nach Leben, nach etwas Aufregung.
"Das hier war dein Arbeitsplatz??" fragte der neu geschaffene Untote.
Riko nickte. Dieser Frost machte ihm Angst. Eigentlich machte ihm in letzter Zeit alles Angst, aber der hier besonders. Was trieb ein personifiziertes Sinnbild dazu, seine Unsterblichkeit aufzugeben? Und durch die Art und Weise, wie das geschehen war... Riko fühlte sich in einer selbst dafür pervertierten Hinsicht vergewaltigt. Frost hatte das Aussehen eines Menschen und Opfer durften Jägern SO ETWAS nicht antun.
"Gut, wo ist das Buch?" Jede Zeile in Frosts Körpersprache war eine Drohung, unausgesprochen, aber wirksam.
Riko ging vor, zum achten Regal. Dann suchte sein Blick die achte Reihe ab. Dort, als wiederum achtes Buch, stand die Lektüre, die er suchte.
"Vampirlegenden." las er den Klappentext vor. "Unter besonderer Missachtung und Abbildung archaischer und vollkommen unverständlicher Texte."
Blassini wusste immer noch nicht, was Frost mit diesem Schriftwerk wollte: "Mein Lieblingsbuch."
"Ich weiß." Der Anführer des kleinen Trupps lächelte. "Morgen für morgen malte ich an deine Fensterscheiben. Du solltest bei übersetzen nicht so laut reden."
"Nur ein unbedeutendes Steckenpferd. Nicht mehr als eine Fleißarbeit."
"STECKENPFERD?" Frosts Rückhandschlag beförderte Riko durch den halben Raum. "Ich hatte Recht, du hast es gar nicht verdient, ein Vampir zu sein. DUMMER NARR!"
"Pssst!" mahnte Sabine.
Doch Frost war nicht zu bremsen: "Am liebsten würde ich dich umbringen! Wenn nur nicht..."
'Wenn nur nicht WAS?' Riko wischte sich das Blut aus dem Mundwinkel. Immer mehr menschliche Unarten überkamen sein körperliches Selbst. 'Was hat dieser Kerl mit mir vor. Warum lebe ich noch, wo er alles von mir hat?'
Der Exbibliothekar war sehr verwirrt. Er dachte, es würde um den L-Raum gehen, um Reisen an ferne Orte des Multiversum. Unter den Meistern seiner Zunft herrschte ein Gerücht von einem Ort, ein Sagen umwobenes 'Butzbach', in dessen Räumen gut gefeiert werden konnte. So etwas konnte Blassini sich vorstellen. Das konnte man wollen. Aber dieses sinnlose Stück Papier voll theologischer Unsinnigkeiten? Es sei denn, was darin stehen würde, wäre wahr... Aber das konnte gar nicht sein. Undenkbar.
"Du wirst mir das ganze noch einmal übersetzen. Zeile für Zeile. Und wehe, ich finde einen Fehler." Frost bückte sich, um das fallen gelassene Buch aufzuheben. Als er den Bodenstaub von dem Einband abwischte, schmolz fast unmerklich frisch gefrorener Reif. Und kam nicht wieder.
'Ich hab Körperwärme.' Frost musste lächeln. Und gedachte dem blutleeren alten Mann zwei Straßen weiter.


Akt sieben: Fischers Fritz killt kleine Fische

An einem anderen Ort, in einer verlassenen Lagerhalle, saßen Rib und sein Bewacher vor einem Haufen Reagenzgläsern. Pfeiffer hatte begonnen Rib davon zu erzählen, wie er Blöd kennen gelernt hatte. Immer, wenn er nicht winselte. Wenn Pfeiffers Erinnerung richtig waren, befand er sich damals, wie an den meisten Tagen in seinem Leben, in der Schule. Er war sehr viel älter als die meisten seiner Mitschüler, aber das war schon lange nichts Neues mehr. Seine Freunde aus der ersten Schulzeit waren inzwischen gut situierte Geschäftsleute, aber er drückte immer noch die Bank. Und die drückte schmerzhaft zurück. Als Erwachsener auf solchen Stühlen zu sitzen war halt kein Vergnügen.
Zu diesem speziellen Zeitpunkt war Alchimiestunde. Pfeiffer sortierte gerade seine Beine unter dem Tisch. So etwas erforderte präzise Berechnungen, damit die Blutzufuhr überhaupt auf die Idee kam, dass es noch Verbindungen unterhalb des Knies existierten. Pfeiffer war inzwischen ein Meister in angewandter Geometrie: Mochte es mit der Theorie auch hapern, in der Praxis konnte er einen Drittklässler durch ein Mauseloch drücken. Zum Herausholen brauchte man allerdings ein Stemmeisen. Alchimie war sehr praxisnah, weshalb die Alchimisten oft wechselten. Zumeist verließen sie aus eigenem Ermessen die Schule, besser gesagt, mit eigenem Vermessen. Durchschnittlich wurde dieses Labor öfter von Unfällen heimgesucht als das Gildenhaus. Was dem Durchschnitt einer ganz gewöhnlichen Schule irgendwo im Multiversum entspricht.
Der Neue, Diplom-Alchimist Fast Perfekt, war derzeit dabei, die Herstellung von Alkohol zu erklären.
"Aber jeda nur einen winzigän Schlock!" hatte der er ausgerufen. Und Pfeiffer hatte sich zum siebenundzwanzigsten Mal aufgestellt, bis es dem Lehrer auffiel. "Pfeiffer, äklären sie sich."
Nach siebenundzwanzig Gläschen Schnaps in vier Minuten musste Pfeiffer einfach darauf antworten: "Wie soll isch mich erklär'n? Hamm nich aufgepasst deine Eltern. Nee, meine."
Gut, das hätte vielleicht alles noch überzeugend gewirkt... Man hätte sich ja immer als Klasse damit rausreden können, dass man so tat. Das nahm einem ja jeder ab. Aber der dicke Willi nicht in diesem Moment eine Wiedersehensparty für sein Mittagessen gefeiert hätte. Auf Majas Schuhe. Was sollte Pfeiffer da noch sagen? Dieser Geruch zwang ja geradezu zur Solidarität.

Da alles besser war, als wirklich zum Direktor zu gehen, hatte sich Pfeiffer aus ein paar Matten ein Lager auf dem Dachboden des Hauses gebaut. Immer wenn er Ärger bekam, begab er sich dorthin. Seine Lehrer wären erstaunt gewesen, wenn sie gewusst hätten, dass dank ihrer Unterstützung der Junge ein Bücherwurm geworden war. Wenn auch zu keinem, der es mit dem Gesetz sehr genau nahm. (DAS wiederum hätte sie nicht erstaunt.) Derzeit las er in einem Buch, das er in einem Bücherantiquariat gestohlen hatte. Es ging um einen kleinen Jungen namens Attreiju, der im Namen einer kindlichen Kaiserin auszog, das Böse zu bekämpfen. "Malleus maleficarum" war der Titel, der langsam auf dem Einband verblasste. Es war in einem fernen Land namens Omnien verfasst und schien irgendwie magisch.
Heute war das Buch nicht allein, als er es besuchte. Es lag nicht in seinem 'Geheimfach' unter den lockeren Dielenböden, sondern ruhte sich auf dem Schoß eines anderen Jungen aus, wie Pfeiffer bemerkte. Und was seltsam war: Der Junge war unbekannt... Pfeiffer, der König der Streiche, hatte gedacht, er würde alle Kinder hier kennen. Der Schüler kletterte leise durch die Dachluke.
"Schund." murmelte der andere Junge, der noch nicht mal seinen Kopf gehoben hatte. Durch das Dachfenster fiel ein einzelner Lichtstrahl, der durch die staubige Luft wie eine goldene Segnung erschien. "Nur Schund."
Pfeiffer stockte der Atem. Nie würde er so mit einem Buch sprechen. Viel zu riskant. Als sein Besitzer fühlte sich der kleine Dieb außerdem genötigt, hier mal zu widersprechen.
"Was weißt du denn schon davon?"
Der fremde Junge lächelte leise, machte aber ansonsten keine Anstalten, ertappt zu wirken: "Alles. Hör dir das einfach an, was hier als Methoden gilt: Bleigießen, Wachsbilder und Amulette herstellen. Wenn Hexen all das hier können, wie bei Io bekomme ich sie auf ein Brett geschnallt?"
Der Junge kicherte etwas und klappte das Buch zu.
"Ich bin grad bei der Stelle, wo sie behaupten, Trolle wären ein Unterspezies der Kobolde." meinte er und seine Augen bekamen eine Intensität. "Noch nie habe ich größeren Schwachsinn gelesen. Weißt du, was wirklich die Gefahr ist?"
"Was?" Pfeiffer wusste selber nicht warum, aber seine Stimme war atemlos.
"Vampire. Glaub dem alten Rüdiger, ständig lauern sie dir auf. Erwarten dich in dunklen Ecken."
Pfeiffer dachte an den Direktor. Dennoch harkte er nach: "Rüdiger?"
"Mein Name. Rüdiger von Schlotterfels."
"Ah... Gut, ich heiße Pfeiffer. Äh... Hi!"
"Was machst du hier?" fragte Rüdiger.
"Findest du nicht, dass ich das fragen sollte? Ist schließlich mein Platz."
"Oh, na ja... Gut, mach mal."
"Häh?"
"Frag mich, was ich hier mache."
"Also, was machst du hier?"
"Sag ich nicht."
Pfeiffer verdrehte die Augen. SO kam er nicht weiter. Ob Schüler oder nicht, jemand um die Vierzig sollte anders behandelt werden. Außerdem bekam dieser jemand gerade Kopfschmerzen. Pfeiffer dreht sich um und schickte sich an, die Luke wieder herabzusteigen.
"Ich bin ein Halbvampir." murmelte es hinter ihm. Pfeiffer blieb stehen.
"Meine Mutter wurde kurz nach der Geburt gebissen. Von meiner Tante denke ich. Meine Schwester Anna hatte es auch erwischt. Aber die hatte noch stumpfe Milchzähne." erklärte Rüdiger. "Wenn ich Recht überlege, hatten sie alle stumpfe Zähne, musste so was wie ein Defekt gewesen sein. Unter dem ich übrigens auch leide."
"Ohoh. Schlimm." Der Schüler schaute den zukünftigen Jäger bedauernd an. Defekt... das klang nach was Fiesem.
"Du sagst es. Und nun bin ich auf der Suche nach weiteren Vampiren, um ihnen so zu helfen, wie meiner Familie."
"Oh! Unser Direktor ist einer. Wie hilfst du denn?" fragte Pfeiffer.
"Wirst schon sehen, komm mit. Der Direktor? Hast du ein Glück, mich getroffen zu haben... Sag mal, ich wollt mir noch so einen Heldennamen zulegen. Rüdiger klingt so gewöhnlich. Was hältst du von Geiermeier?"
"Geierwas? Nun ja, dann würde ich annehmen, du wärst blöd."
"Echt? Klingt unglaublich kühl. Na los, komm. Gehen wir ins Rektorat."


Akt acht: Weiter im Text

Rib zog die Nadel der Spritze aus dem Mundbereich. Während Pfeiffer geredet hatte, hatte die Mumie dieses Eisen genommen und sich ein Loch zwischen die Lippen gebohrt. Er nahm den Spiegel und betrachtete das Ergebnis. Tatsächlich. Heute, zum ersten Mal nach seinem Tod kam er wieder an den Mundinnenraum heran. Sobald Rib allein war, beschloss er sich auszuwickeln. Aber so lange hieß es: Nur den Mund halten und nett nicken. Dann würde ein gewisser Chief-Korporal schon irgendwie hier herauskommen.
"Und so wurde ein neuer Stern am Jägerhimmel geboren. Sein Name war 'Blöd'. Ich selber hatte in diesem Jahr eine Affäre mit einer Mitschülerin und schloss mich ihm an, um der Justiz zu entgehen.[5]" beendete Pfeiffer seine Erzählung. "Seitdem bin ich sein treuer Gefährte und Bastler."
"Echt?" Ribs Herz schlug höher. Wo immer es auch sein mochte. "Was bastelst du denn? Was explodierendes?"
Pfeiffer zeigte auf eine kleine Tür, die Rib bisher für einen Belüftungsschacht gehalten hatte: "Da drin ist meine Dampfmaschin'. Meine Erfindung."
"Da drin ist was?"
Der Bastler amte seinen ehemaligen Lehrer nach: "Wat is'ne Dampfmaschin'? Da stelle ma uns mal janz dumm, und sagen, en Dampfmaschin' iss ne große, runde, schwarze Raum..."
"Aha. Und weiter?"
"Weiter bin ich noch nicht gekommen. Aber wenn das Ding fertig wird, kann es nur gut werden."
Rib kletterte in den Schacht hinein. Soweit stimmte die Beschreibung. Pfeiffers Dampfmaschin' war wirklich ein schwarzer Raum. Sonst nichts. Und zu nichts nütze. Eine ausgesprochene Blödheit. Jäger und Gehilfe schienen sich gut zu Ergänzen. Und eine bestimmte Mumie musste hier schnell raus. Ganz schnell raus.
"Gut", meinte der Laborant. "Gehen wir jetzt auf die harte Art vor. Gib mir mal eine blöde Probe."
Bandagierte Hände nahmen die Blutprobe des Jägers entgegen und vergossen einen Tropfen davon in eine Petrischale. Rib fing an das Van-Hälschen-Pulver in konzentrischen Kreisen darüber auszustreuen, Prise für Prise. Das erwartete Zischen blieb aus. Es gab überhaupt keine Reaktion.
"Nanu?" Ribs Augen fingen an, leicht grün zu schimmern.
Das war zwar zu Erwarten gewesen, aber Klappern gehörte nun mal zum Handwerk.
Pfeiffer beugte sich vor: "Hast du ... äh haben Sie was?"
"Vielleicht. Gib mir nun das Vampirblut."
Rib warf ein paar Körner des Pulvers in das zweite Behältnis. Das Blut fing an zu brodeln und zu sieden.
"Jep." sagte der Laborant zufrieden. "Das Blut des Jägers reagiert nicht auf den Test, mit dem wir bei der Wache Vampirblut nachweisen."
"Und was soll uns das nützen?"
"Hast du nicht gesehen, was mit der Vampirprobe passierte? Das Zeug ist genau das was ihr wolltet. Tötet alles Vampirische in ihm ab."
Rib bemerkte, das plötzlich ein Schatten auf ihn fiel, als sich etwas zwischen ihn und die Sonne schob.
"Habt ihr, was ich brauche?" Der Jäger stand direkt hinter ihm.
Rib nickte und hob ein Säckchen empor: "Hier. 200 Gramm. Dosierung müsst ihr selber spitzkriegen. Ihr habt, was ihr wollt. Kann ich jetzt gehen?"
"Sicher." Pfeiffer stand auf und schob einen Wandteppich zur Seite. Fest in die Wand eingelassen, erkannte Rib jetzt, war eine Tür mit drei Riegeln.
"Ich bin nicht mehr... entführt? Ihr haltet mich nicht gefangen?"
"Keineswegs." Der alte Mann schob den ersten Riegel zur Seite. "Wir mussten nur sicher sein. Das Sie nicht einer von ihnen werdet. Sie sind überall. Hominis nocturni. Vampire. Sie lauern uns auf. Sind überall, an den Schaltzentralen der Macht. "
Rib nickte. Das IA-Büro war ein beliebter Ort, um einen Vampir in der Wache zu finden: Den Kommandanten. Und der lauerte immer einem auf. Mit so nebensächlichen Regeln wie 'Erst fragen, dann schlagen'.
"Du bist also gewarnt. Wenn du morgen noch leben willst, versteck dich. Aber so oder so wird dich jemand töten. Um ihr Geheimnis zu wahren." Pfeiffer löste den zweiten Riegel.
"Geheimnis?" Rib versuchte verwirrt zu schauen.
"Das Geheimnis ihrer Existenz. Wir ziehen von Stadt zu Stadt, jagen sie, erlegen sie. Während der Rest der Welt, der Zuckerguss der Torte, nichts von ihnen weiß. "
"Ah ja." Die Mumie nickte. Fast hätte sie vergessen, wo sie war: In der Hand von Irren. Niemand wusste von den Untoten? Die inoffizielle Gewerkschaft der Friedhofgärtner beschwerte sich alle zwei bis drei Wochen, das ihr Grundstück aussah wie Schweizer Käse. Es gab Untotenkneipen und Imbissstuben mit Blutproben zum Mitnehmen. (Vor kurzem hatte sogar ein Striptease-Lokal in der Fischgasse aufgemacht, aber das war nur für hart gesottene Gemüter zu empfehlen. Die Dame auf der Tanzfläche wusste einfach nicht, wann sie aufhören musste.)
"Hauptsache die Spritze. Weil ich ein Vampir werden könnte." führte Rib laut an.
Der letzte Riegel wurde weggeschoben: "Sie werden empfindlich gegen Tageslicht werden. Kaufen sie sich eine Klinge. Und wenn sie ihren Nachbarn anschauen und denken 'Ich hab Durst', dann setzen sie sich das Ding an den Hals und ziehen daran entlang."
Rib nickte nochmals. Alles, solang er hier nur wegkam: "JA. Äh... klar. Also macht's gut Leute. Und viel Spaß noch. Ihr wisst schon Schwert- und Pflockbruch. Haha..."
Und mit ein paar Verbeugungen rannte die Gnumie hinaus. Pseudopolisplatz, und damit Verstärkung, war nur einen Steinwurf entfernt. Wenn man ein auf der Straße angesprochner Troll war. Und es mit dem Wort "Stein" nicht allzu genau nahm.

Okkultismusexperte i.A. Ruppert von Himmelweiß staunte daher nicht schlecht, als ein absonderliches Geschoss die Fensterscheibe durchschlug. Ein Pflasterstein, das war ja nichts Neues. Aber einen Wächter?
"Rib." seufzte er. "Schon wieder ein Flugexperiment? Was war es diesmal? Zwille, Katapult oder ein Rohr voll Pulver Nummer eins?"
"Pulver Nummer eins?" Rib lächelte unter den Binden. Mitwächter kamen immer auf die besten Ideen. Wenn man genügend davon nahm und sich mit einer Art Ritterrüstung gegen die Hitze schü... Rib schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn, um das Inspirationspartikel abzuschütteln. Er hatte dafür keine Zeit.
"Ich hab dafür keine Zeit." sagte er deshalb. Und das stimmte. "Hör zu. Ich bin entführt worden. Von so einem Irren. Ich weiß, wo er wohnt. Aber er weiß, dass ich das weiß. Zum Glück weiß ich aber auch, dass er weiß, dass ich das weiß. Ich weiß allerdings ziemlich sicher, weil er weiß..."
Rib stockte. Der Gesichtsausdruck seines Gegenübers zeigte nur eine gähnende Leere fehlenden Verstehens. So etwas passierte Rekruten sonst nur während der Abschlussprüfung. Dafür hielt sich das Gefühl dann die Dienstzeit hindurch.
"Gib mir einfach einen Zettel für die Rohrpost. Das ist ein Auftrag für unsere Frösche und ich will, dass danach kein Stein mehr steht. Weder auf noch neben dem anderen." knurrte die Gnumie, "Nicht mal eine Fliege soll sich trauen zu summen."
Ruppert reichte seinem Vorgesetzten Zettel und Stift. In für ihn riesigen Buchstaben fing die Mumie an, eine Nachricht an Mindy, die KommEx der Spezialeinheit der Wache zu formulieren.
"Rib, äh... Sir." fing der Okkultismusexperte an. So richtig hatte er sich noch nicht an den Gedanken gewöhnt, mit Rib eine Abteilung teilen zu müssen. "Sie wollten doch informiert werden, wenn sich etwas in der Bibliothek tut, in der Sie ..."
"... Gestorben sind." murmelte der Chief-Korporal. "Sprich es ruhig aus. Wächter sollten sagen, was sie denken. Und im Übrigen, bei meinem Aussehen, ist es auch kein großes Geheimnis."
"... Gestorben sind." Die zwei Worte kamen trotzdem nicht wirklich flüssig aus Rupperts Mund. Der Gefreite zeigte auf eine Akte. "Hier, diese Anzeige kam heute. Ein gestohlenes Buch. Wenn auch keins, das Sie interessieren dürfte, Sir. Dafür aber in Verbindung mit einem Mord."
Rib blickte kurz auf und verharrte in der Bewegung: "Was???"
"Sir, ist es das Buch? Das wodurch Sie...?"
Rib beendete diesmal den Satz nicht. Das Buch ging um Vampirsagen. Hastig zückte er sein koboldgerechtes Notizblöckchen und schrieb den Titel auf. Dann schaute er hoch.
"Hmmm? Was?" Rib blickte mehr in sich hinein, als wirklich in die Außenwelt. "Achso, nein. Aber ich glaube, ich weiß, wer das war. Der selbe Irre wie vorhin und auch wie gestern im Club."
Dem Chief-Korporal fiel noch etwas ein.
'Bringt eine Altflöte mit.' notierte er.
"Ein Irrer, Sir? Ich denke nicht. Schauen sie auf Seite Sieben A des Berichtes. Es scheint sich um das Werk von Vampiren zu handeln." Diesmal Ruppert blickte ins Leere, weit über die Gnumie hinweg: "Der Irre... wie sah er aus? Ledermantel, Schwert und so?"
Rib nickte. Was diese Okkultismusheinis so konnten. So sah Blöd aus. Na ja, er und wahrscheinlich jeder dritte andere Möchtegern-Held. Zugegeben, es war keine besonders gute Beschreibung. Aber was wollte man ohne Ikonographen machen?
Die Gnumie zückte noch mal den Stift: "Mal sehen. Das muss doch auch so gehen. Punkt, Punkt, Komma, Strich... fertig ist das..."
"Der Irre, ist er ziemlich dünn?"
Rib nickte. Die gezeichnete Linie für den Körper deutete eine Schlankheit ja auch geradezu an.
"Ungefähr zwei Meter groß?"
Unter seinen Binden lächelte die Gnumie. Sie war als Künstler eindeutig zu etwas Höherem berufen. Der Federstrich für das rechte Bein war noch nicht fertig und die Größe war dennoch schon abschätzbar.
"Silberknöpfe an dem Mantel?" Rupperts Tonfall hatte etwas Angewidertes.
Rib dreht sich langsam herum. Eine bekannte Silhouette stand im Türeingang.
"Ich wusste, du würdest zu deinem Herrn gehen. Schade." murmelte Blöd, die Armbrust in der Hand. "Sie gehen alle zu ihrem Meister."
"Redet er von Ras?" fragte Ruppert verwirrt. Rib hatte den Kommandanten schon vieles genannt, aber 'Meister' war noch nicht darunter gewesen. Da war sich der Gefreite sicher.
Der Jäger schaute auf: "So, dienst du ihm auch?"
Ruppert nickte, allerdings zögerlich und übersah damit das Winken und Kopfschütteln der Mumie. Er hörte ein Klacken eines Auslösers. Er spürte, wie ein Ruck ihn von den Beinen riss. Und er fühlte wie etwas in seiner Schulter ihn an den Schrank hinter ihm nagelte.
"Nicht verwandeln!" schrie Rib, bevor der Schütze ihn wieder ergriff.
Langsam, schoss es der Gnumie durch den Kopf, hatte es Gewohnheitswert. Sie fühlte sich langsam wie ein Kuscheltier, dachte sie bei sich, während sie in Blöds Hand die Wachstube verließ. Dann hörte er langsam den Auslöser des Schwertes rasseln. Ruppert selbst schaute an sich herab und erkannte den Grund der Warnung. Der Bolzen war aus Silber. Eine Verwandlung wäre vielleicht tödlich geworden.
'Ich bin verletzt', dachte der Werwolf sinnigerweise. Warm lief sein Blut den Bauch herab. 'Ich bin verletzt und ein anderer Wächter ist bald tot. Aber nicht mit mir.'
Es sprach für Ruppert, dass er bei Rib, der ihn so drangsalierte, immer noch an einen Wächter dachte. Sein Blick fiel auf das Blatt Papier, die Rohrpostmeldung, die Rib geschrieben hatte. Eine Adresse, soweit der Gefreite das sah. Ruppert stöhnte auf. Er wusste was er zu tun hatte: Er musste sich selbst aus dem Bolzen ziehen und Hilfe rufen.
"Das wird mir bestimmt keinen Spaß machen." murmelte der Gefreite. Mit einem Ruck lehnte er sich vor. Er schrie.



Akt neun: Ein Vorspiel zum Endspiel

"Alles klar?" Frost schaute seine Mitverschwörer an. "Es gibt nichts zu bedauern."
Riko sah das ganz anders. Ihm fiel eine Menge ein. Zumindest zitterte er jetzt nicht mehr. Warum auch immer. Der Vampir nahm noch einmal einen Spiegel zur Hand und betrachtete sich selbst. Die Zähne waren stumpf nachgewachsen, wie er feststellen musste. Und seine Hauttemperatur war trotzdem eindeutig nicht menschlich.
Immerhin war es hier in dieser ehemaligen Schlachterei nicht geheizt. Warum auch immer, Blassini hatte seit kurzen das Gefühl in warmen Räumen... fehl am Platze zu sein.
Riko hatte davon gehört, das Wächter es gewesen waren, die dem Betrieb so viele Schwierigkeiten gemacht hatten. [6] Noch unverständlicher, das dieses Tunnelsystem schon früher einmal in der Hand eines Vampirgeheimbundes gewesen war. Hier also würde die Zukunft der lebenden Welt beendet werden.
Riko fragte sich, auf welcher Seite er speziestechnisch enden würde. Dieser Gedanke machte ihm wieder Angst. Wie immer.
"Packt die Leute hier her." Frost grinste. Riko hasste dies Gesicht, obwohl ihn zum ersten Mal auffiel, wie ähnlich er dem Anführer dieses 'Kultes' sah. Wenn man sich die ganzen Frostzapfen am eigenen Körper wegdachte, hieß das. Blassini brach einen kleinen Eiszapfen von seinem Revier an und warf ihn in die Ecke. Das empfand Riko als die schlimmste Ungerechtigkeit: Nicht mal frisches Blut half ihm mehr. Frost dagegen schon. Dessen Revier war höchstens als feucht zu beschreiben.
Sabine und ihre Freunde vom Club malten Runen auf Geheiß dieses angeblichen Messias, des Erlösers, der nun der neue Blutgott werden würde.
"Alles läuft nach Plan." murmelte Frost und zündete bestimmte Seiten des Buches an, um sie brennend in eine Schale zu werfen. Feuer... Wärme...Er genoss das. Obwohl ihm da als Vampir natürlich Grenzen gesetzt waren.
"Sagst du das, um dir selber Mut zu machen oder weil die Leute dir glauben sollen?" Riko konnte nicht fassen was er da gerade gesagt hatte. Aber er konnte nicht aufhören. "Denen muss doch klar sein, das du sie benutzt. Wie du alle benutzt hast, selbst mich."
"Ach, schau an." grinste Frost. "Hasenfuß fasst endlich Mut. Sag mir, Kleiner, wo hast du den denn gefunden? Unter einem Müllhaufen?"
"Was hast du mit mir gemacht?" Blassini deutete auf den Boden, wo sich ein schneeartiger Überzug bildete. "Und warum ist mir nicht mehr kalt? WAS geht hier vor? Sterbe ich bald?"
Blassini drehte sich um sich selbst und versuchte dabei die Mitverschwörer anzuschauen: "Meint ihr, euch wird es besser ergehen? Glaubt ihr das?"
Frost griff ihn am Wickel und warf ihn einem der anderen zu: "Sperr ihn unten ein. Irgendein kleiner Schacht, bei den Küchenabfällen. IHR DA! Genauer zeichnen!"
Frost ballte die Finger zur Faust und öffnete sie ein paar Mal. Junge, war der Kleine kalt geworden. Und viel schneller als gedacht.
"So, sieht alles schon ganz gut aus. Ihr wartet hier." lächelte er, um sich selbst zu beruhigen. "Ich geh die letzte Zutat holen. Jenen, der am Tag gehen kann."


Akt zehn: Aufräumen ist angesagt

Rib verhandelte um sein Leben, denn es sah nicht so aus, als ob er hier noch einmal herauskam: "Hört mal... Jungs... Ihr bringt euch in Schwierigkeiten. Meine Kollegen wissen, wo ich bin."
Sein Blick wanderte auf diese Eisentonne in der munter-lustig ein Feuer entzündet worden war. Neben ihr standen schon eine Menge gepackter Taschen und Rucksäcke. Derzeit hielt Pfeiffer den Wächter wie ein Jojo an einem Faden fest, der um Ribs Handgelenke gewickelt war.
"Schwierigkeiten?" fauchte Pfeiffer Rib an, während er mit der anderen ungeschickt einen Koffer packte. "Was für Schwierigkeiten? Meinst du wir fliehen das erste Mal vor der Wache?"
Der Chef-Korporal sah die Hast in den Augen des Verbrechers und war versucht 'ja' zu sagen. Die brennende Tonne hielt ihn davon ab. Außerdem gab es ja noch das Laufrad.
"Genau." rief Blöd, der seine eigene Tasche füllte. "Das einzige, was wir wissen wollen, ist welcher Vampir führt euch?"
Für den klitzekleinen Moment einer Sekunde war Rib verführt, die Wahrheit zu sagen. Nie wieder Dienstaufsicht.. Dann kam er zu dem Schluss, dass man selbst zu Pfeiffer und Blöd nicht so gemein sein sollte.
"Ich hab was Besseres, glaub ich." feilschte die Mumie. "Ein Diebstahl von einem Buch, über Vampirsagen. Es muss so wertvoll gewesen sein, dass sich ein Mord lohnte."
Der Jäger hörte auf, löcherige Unterwäsche in einen Beutel stopfen. Er ging zu einem der schon gepackten Koffer und fing an, darin herumzuwühlen.
"Hey!" wandte Pfeiffer ein. "Der ist schon fertig."
Blöd achtete nicht auf seinen Gehilfen. Er zog ein Buch heraus. Es war Runen beschrieben und sah ziemlich alt aus.
"Das hier?" fragte er.
Rib hatte keine Ahnung. Aber er hing in der Nähe einer brennenden Tonne und sagte deshalb schlicht: "Ja."
"Verdammt. Zu spät." murmelte der Jäger. "Deswegen bin ich nach Ankh-Morpork gekommen. Wegen der letzten Abschrift."
Neugier wuchs in der Mini-Mumie heran: "Wieso, worum geht's?"
"Um das Entstehen des Neuen Gottes Der Vampire. Des Blutgottes."
"Ach? Na ja." Rib war nicht gerade begeistert. Die meisten Götter der Scheibenwelt machten nicht viel her. Er wusste das. Er war selbst mal einer gewesen. [7] Um genau zu sein: Ein Hoffnungsloser Gott. Und diese Berufung hing ganz eng mit dem örtlichen Tempel zusammen.
Der Tempel der Hoffnungslosen Götter hatte ein Problem: Es gab viel mehr hoffnungslose Menschen, Zwerge, Gnome und intelligentes Birnbaumholz, als für sie Götter bereitstanden. Man musste also dringend neue auftreiben. Manchmal warfen sie ekelig riechende Holzer, manchmal lasen sie in den Eingeweiden ihrer Kollegen und manchmal sagten sie einfach: "Der da!"
Aber das ganze hatte ein Ziel: Neue Götter der Hoffnungslosigkeit zu finden. Und deshalb hielten die Priester immer Ausschau nach Personen, die ein hoffnungsloses Leben führten. Um sie zu Göttern zu erheben, meinten die Priester. Um ihnen das Leben noch gründlicher zu versauen, meinte Rib.
Damals hatte der noch lebende Kobold bei FROG gedient und hantierte mit Giften herum, ohne im Geringsten vorbereitet gewesen zu sein. Klar, es gab Lehrbücher, aber Kobolde können nicht lesen. Den Beruf des Giftexperten hatte er gewählt, um Geld zu verdienen. Das brauchte er, um aus einem Knebelvertrag mit der Alchimistengilde herauszukommen, die ihn einmal die Woche umsonst als Testdummie missbrauchen konnten. Kenntnisse über Geheimtinte wären damals hilfreich gewesen. Unterschrieben hatte er um die Frau und acht Kinder ernähren. Erstgenannte hatte die komplette Ehe über Kopfschmerzen gehabt und der Rest der Familie war auch nicht von ihm.
Kurz und gut, Ribs Leben war nicht nur im Eimer gewesen, es ging immer weiter abwärts.
Hoffnungslos genug, um ihm einen eigenen Priester zur Seite zu stellen, der bei jeder von Ribs Handlungen kräftig mit dem Gong schlug. Was Ribs Chancen, jemanden zu verhaften...hoffnungslos machte. Wie sollte man sich an Verbrecher heranpirschen, wenn ständig gewarnt wurde?
Rib hielt also nicht viel von Göttern. Außer Sankt Tobsucht selbstverständlich, bei dem die Gnumie eine Art Seelenverwandtschaft spürte.
Dennoch... dieser Blutgott... Rib spürte die Lust, Fragen zu stellen. Aber bevor er die Stimme erheben konnte, ergriff jemand anderes das Wort.
"Achtung, Achtung." rief eine Stimme durch das Lagerhaus. "Das Gebäude ist umstellt und Schützen haben ihre Position eingenommen. Geben sie auf und sie bekommen einen fairen, wenn auch kurzen Mordprozess."
Rib zuckte zusammen. Man merkte, das Tussnelda, die Püschologin der FROGs, noch nicht viel Erfahrung hatte. Erwartungsgemäß wurde die Mini-Mumie dann auch über das brennende Fass gehalten.
"Zieht euch zurück!" brüllte Pfeiffer und blickte ziellos in die Runde. "Zieht euch zurück! Sonst werde ich... "
Rib hätte gerne die Optionen genannt bekommen, die Pfeiffer so hatte. Wahrscheinlich lief es auf ein 'Ihn fallen lassen' hinaus. Rib krallte sich verzweifelt an der Hand fest, als der Exschüler neben dem Fass zu Boden ging. Ein leichter Bolzen ragte aus der Stirn. Rib erkannte die Bauart: Er tippte auf den FROG-Schützen Vladimir. Ein klassischer finaler Rettungsschuss.
'Immerhin ein Vampir.' dachte Rib. 'Pfeiffer hätte das wahrscheinlich gewollt.'
Der Mini-Wächter stand auf und rannte auf den Jäger zu. Hastig versuchte er das blöde Bein heraufzuklettern, als er sah, dass seine Zielperson das Schwert zog. Es rasselte.
'Ich bin nicht schnell genug.' dachte sich Rib. 'Nun erfahre ich, wie man das Ding sicher anschaltet.'
Es klackte. Rib erfuhr es nicht. Es war widerlich. Auch wenn die Ohnmacht hundertstel Sekunden später kam.
Blöd bekam von all dem wenig mit, da er eine Art Schachtdeckel aufstemmte. Außerdem suppte er nun aus dem Handgelenk.
'Irgendwann, irgendwann.' dachte er. 'Lerne ich wie das Drecksding funktioniert.'
Jemand warf einen Reagenzkolben in den Raum und Rauch strömte plötzlich von dessen Aufschlagstelle. Ein riesiger Armbrustbolzen sprang die Tür. Blöd ergriff sein Schwert mit der anderen Hand und schaute in die Lukenöffnung. Dann sprang er mit den Füssen zuerst in die Finsternis hinab. Subjektiv dauerte der Fall ewig. Zwei Meter tiefer rollte er sich bei der Landung ab. Der Jäger, nun ein Gejagter, schaute nach oben. Wie durch goldenes Licht wallte den Nebel von der Öffnung herab.
"Pfeiffer, komm!" rief er und versuchte das Dunkel zu durchspähen. Dies war ein unterirdischer Schmugglergang, vor zwei Wochen von seinem Gehilfen entdeckt.
"Halt! Stehen bleiben! Kommen Sie dem Loch nicht zu nahe!" hörte man von oben, dann sprang eine Gestalt mit grauen Haaren durch das quadratische Loch.
"Pfeiffer? Wo hattest du die Fackeln angebracht?" fragte der Jäger. "Pfeiffer?"
Doch statt einer Antwort bekam er einen Schlag ins Genick, der auch ihm die Sinne raubte. Als ihm die Sinne schwanden, fiel dem Jäger ein, was er in den letzten Sekunden verdrängt hatte: Pfeiffer war tot.
'Da war schön blöd von mir.' waren die letzten Gedanken.


Akt elf: Ein fairer Tausch

Rib wachte auf.
'Als Untoter sollte so was nicht zur Gewohnheit werden lassen.' dachte er bei sich.
Er steckte in einer Art Hosentasche. Die der liegende Besitzer wohl noch am Leibe trug. Den Ranzen neben sich kannte er auch.
'Moment', dachte die Gnumie bei sich, 'Den Stoff kenne ich.'
Vorsichtig kletterte die Mumie aus der Tasche heraus. Blöd schlief wohl noch. Rib ging an dem liegenden Mörder vorbei und untersuchte das Ganze. Der Jäger lag auf einem Altar, offene Augen, kein Puls. Dafür war die Kehle durchgeschnitten. Die Mini-Mumie wanderte den Weg zwischen den beiden großen Zehen bis zum Ende und trat zu. Auch keine Reaktion.
"Eindeutig und endgültig tot." seufzte Rib. "Mann, Rüdiger, was hast du aus Dir gemacht? Was hast du dir angetan, dein Leben lang? Wie konnt Dir nicht klar sein, wer du bist?"
Rib wanderte an der Leiche entlang. Nur weil man glaubte, ein Untoter zu sein, oder nur ein halber, musste man nicht herumlaufen und gesetzestreue Bürger umbringen. Man schaue sich nur Bregs an: Der hatte seine eigene Strategie entwickelt, mit dem halbvampirischen Dasein fertig zu werden. Hömopathisch, sozusagen. [7a]
Dennoch: Irgendwie hatte die Leiche ein paar Worte verdient.
"Der-am-Tag-gehen-kann. Pah. Weder Licht noch Knoblauch wirkten bei dir. Dein ach so magische Schwert..." Rib schaute umher, bis er Bruchstücke liegend auf dem Boden entdeckte. "... wirkte auch nicht bei dir. Selbst mich Mumie haute es um. Aber du, du musstest dich ja in etwas verrennen. Nicht mal mein Pulvertest machte dich stutzig. Dein blöder Rachefeldzug, dem du deine Familie geopfert hast. Die Mutter, kurz nach der Geburt gebissen..."
Rib sprang den Altar herunter und nahm das Heft in die Hand und verbog es, ohne sich anzustrengen. Die Mumie nickte befriedigt sich selbst zu. Endlich war alles beim Alten.
Dann drehte sie sich noch mal um: "NACH der Geburt. Damit war doch klar, dass du als Mensch geboren warst. Idiot."
Der Chief-Korporal schämte sich etwas dafür, aber er konnte nicht anders: Ohne Bedrohung hätte Rib ihn warnen können.
Rib betrachtete den Altar. Eine Rinne und ein abschließendes Loch ließ das Blut des Jägers in den unten liegenden Raum fließen. Dort, wo just in diesem Moment die Schmerzensschreie begannen. Der Wächter rannte in Richtung des Lärms.

Frost stand in der Mitte des Raumes, die Arme wie ein Kreuz zu beiden Seiten ausgebreitet. Auf die nach oben geöffneten Handflächen fiel das Blut von Jenem-der-tagsüber-ging. Frost verteilte es abwechselnd auf seinen Wangen.
Um ihn herum standen seine neuen Jünger, auf mit Zeichen bekritzelten Steinen positioniert. Hinter jedem von ihnen brannte eine Fackel, die gespenstische Umrisse in die Mitte des Raumes malte. Dort wo Frost stand, der diese Schatten in sich aufzusaugen schien. Nahrung. Je mehr diese unheimliche Osmose in Gang kam, je mehr Dunkelheit in die Seele ihres angeblichen Befreiers einfloss, desto unschärfer wurden die Konturen der Anbeter. Es war, als verblichen sie, wie billige Ikonographien, wenn sie lange in der Sonne liegen. Selbst das Schreien fing an leiser zu werden. Und es baute einen Hall in sich auf, als käme es von einem fremden Ort.
Frost schaute nur zu Boden. Aber die Riten, die er rief, erklangen immer lauter. Seine Jünger... sie hatten seinen Namen gerufen. So voller Hass. Nun ja, vielleicht hatte er nicht alle Details des Rituals erwähnt.
Der Raum war Dutzende von Metern hoch und das Geräusch klang nicht besser, als es Rib dort oben auf einer Art Empore begegnete. Die Gnumie schaute herab. Leute ihrer Größe konnten leicht so tief springen, zumal wenn sie tot waren. Rib fragte sich nur, ob er das tun sollte.
'Warum nicht?' mit diesem Gedanken warf Rib seinen Ranzen schon mal voraus. Allzu viele Dinge, die explodieren konnten, waren ja nicht darin. Der Laborant ging ein paar Schritte zurück um Anlauf zu nehmen.
"AUFHÖREN! STADTWACHE!" schrie Rib und sprang voran. Jetzt, wo er wieder Kraft hatte, gab es keinen Grund leise zu treten. Mitten im Sprung wurde ihm bewusst, dass er sein altes Draufgängersein vermisst hatte. Leise für sich hatte die Gnumie den Wunsch, noch einmal zuzutreten. Vielleicht spürte dieser Jäger ja doch was.

Ebenfalls während Rib im Fallen war, erreichte das Ritual seinen Höhepunkt. All das Blut, gesammelt in den letzten Tagen, floss nun auf das Zentrum hinzu und vereinigte sich mit der darin stehenden Person. Lautlos vergingen die anderen Vampire. Rib krachte mit einem Knall auf dem Boden auf, zerschlug eine Steinplatte und grub sich ein klein wenig in die Erde. Sein Rucksack, aus dem einige Ampullen heraushingen, hing selbst an einem nachgemachten Wasserspeier. Rib hoffte, das der Kerl nachgemacht war. Arbeit gab es derzeit auch so genug.
Die Gnumie stand auf und schüttelte den Staub ab. Sie hasste es sich zu verschätzen. Der Kerl da vor ihr, fand sie, hatte kaum Ähnlichkeit mit dieser Fenster bemalenden Gestalt, die Rib des öfteren wegen Spannerei einsperren wollte. Nicht mehr als jeder andere Robenfatzke. Warum hatten ihn dann seine Opfer so genannt?
Frost hörte auf zu Boden zu starren und blickte den Wächter an: "Nun sind nur noch wir beiden da, Herr M'laut"
Die Umwandlung schien perfekt. In den Augen des Gottes schwamm Blut als Flüssigkeit. Nichts mehr erinnerte an seine vorvampirische Existenz und jede Kälte war aus ihm gewichen.
'Erstaunlich.' dachte sich Rib bei sich. 'Das man durch die Suppe noch was sehen kann. Igitt. Das ist irgendwie... unhygienisch.'
Der Exkobold fing instinktiv an seinen Gegner zu umkreisen, obwohl er wusste, das er kein Mittel zu Hand hatte dieses Wesen zu stoppen. Sein Gegner kreiste mit.
Frost Lächeln war widerlich selbstzufrieden. Den unnötigen, aber obligatorischen Ritualdolch reckte er in die Luft.
"Du kannst mich nicht aufhalten. Nicht den Blutgott. Ich habe mehr als nur die Fähigkeit, am Tag zu wandeln." Zum Beweis ritzte der Gott sich mit dem Dolch in die Hand. Die Wunde verschwand fast sofort. Das anschließende Lachen fand Rib irgendwie krank.
Er nahm wieder ein paar Anlauf, rannte aber überraschend seitwärts. Ein Sprung brachte ihn auf einen der Opfersteine. Die Mumie setzte sich und ließ die Beine baumeln. Als Laborant und Wissenschaftler holte sie eine Sanduhr zum Stoppen aus dem Ranzen hervor. Eine Pfeife wäre ihr lieber gewesen. Rib tastete nach der Lücke in seinen Mullbinden am Mund. Sie war immer noch da.
"Stark!" meinte Rib nur. "Memo an selbst: Tabak kaufen."
Er zupfte den Stoff zu Recht, um das Loch weniger auffällig zu machen. Niemand blickte gerne in einen zahnlosen Mund, wie mochte es erst sein, wenn die Zunge fehlte?
Verwirrt besann Rib sich darauf, nicht allein zu sein. Der Ritualmörder. Die Mumie schaute freundlich hoch. Anscheinend wurde eine Antwort erwartet. Was hatte dieser Frost noch mal gesagt? Ach ja...
"Stimmt." meinte der Chief-Korporal fröhlich. "Das kann ich nicht. Willkommen in Ankh-Morpork, Herr Blutgott. Wenn sie eine Herberge suchen, ich kenne da ein paar günstige. Ansonsten verweise ich auf die neu gegründete Touristeninformation in der Nähe des Palastes. Die können Ihnen bestimmt weiterhelfen."
Rib klopfte bedauernd seinen inzwischen sehr mitgenommenen Laborkittel ab: "Du hast nicht zufälligerweise eine Gnomenpfeife dabei?"
"Äh was?" Das Wesen, das einmal Frost gewesen war, wirkte etwas irritiert. "Du willst mich nicht vernichten?"
Der Blutgott kam lauernd näher. Irgendwo hatte dieses kleine Ding ein As im Ärmel, soviel war sicher.
Der Gott zeigte auf den Spalt mit den Ampullen: "Du wirfst nichts nach oben, damit die Medikamente herunterfallen?"
"Warum sollte ich das tun?" Chief-Korporal Rib versuchte ganz Wächter zu sein. "Du bist der selbsternannte Gott der Vampire. Wer weiß, wie mein Boss dazu steht?"
"Ha! Ich habe von Wächtern wie Dir gehört. Erst nett und dann ZACK! Die Medikamente fallen herab, du einen gewagten Sprungtritt. Plötzlich fliegen diese Glasdinger in meine Richtung spießen mich auf. Mitten in die Stirn. Und in ihnen ist dieses Zeug, das Vampire tötet."
"Hört sich nett an, aber ich lehne dankend ab." Rib bedauerte, das man sein Grinsen nicht sehen konnte. Das hätte diesen Frost zur Weißglut getrieben. "Ich merke es mir für einen echten Schurken."
Der Vampirgott kam zögernd näher. Alle Selbstsicherheit war von ihm gewichen. Er hatte etwas... Respekt erwartet.
"Ich habe Leute umgebracht." Der Gott breitete die Arme aus. Ascheflocken tanzten immer noch durch die Luft. "Vampire. Untote."
Rib überlegte, ob ein vorgetäuschtes Gähnen übertrieben wirken würde.
"Ich nehme an, sie sind als Gott Oberhaupt ihrer Religion. Damit haben sie so eine Art diplomatischer Immunität." führte er. Ihm fiel auf, dass sich sein Gesprächspartner zwischen ihn und seinen Ranzen schob. Feigling.
"Was?"
"Das hier waren rituelle Gebräuche. Vielleicht mit einer Weigerung, geopfert zu werden. NA UND? Wer sich weigert, ist dank Recht ein verdammungswürdiger Straftätern macht, der gegen eigenen Willen geopfert werden darf. [9] Das ist wie mit der Meuchlergilde. Währenddessen kann ich was machen, aber nachher... Ich bekomm doch noch eine Quittung?" Rib kratzte sich kurz am Kopf. "Ich weiß gar nicht ob ich eine brauche. Das ist mir jetzt peinlich. Können wir das nachher klären?"
Die Mumie war nach außen ruhiger, als sie selbst glaubte. Innerlich kochte sie. Zu viele Straftäter hatten sich durch Anwaltsschliche freigekauft. Aber hier... hier würde die Gerechtigkeit auf unerwarteten Wegen wandern. Wenn sein Gegenüber klug genug war, keinen Wächter anzugreifen.
"Äh...Was?" wiederholte der Gott. "Ich mein... äh... und was ist mit diesem... diesem Blöd?"
"Hat er sich gewehrt?"
"Na klar. Harhar"
Rib hielt nicht viel von diesem Gott. Aber er war ja auch kein Vampir, da spielte das wohl kaum eine Rolle. Aber seiner Meinung nach ließen Götter Laborantenrucksacke nach Wunsch verschwinden und wimmerten nicht voller Furcht herum.
"Er glaubte an deine Existenz und hat sich gewehrt. Ergo: Hier ist nicht der Hauch einer Straftat." Rib starrte sein Gegenüber an. "Übrigens, Allwissenheit, DAS wollen die Leute sehen. Ich weiß wovon ich rede."
Rib hatte damals zwar keine Allwissenheit besessen, (nicht mal in Ansätzen, wenn man seiner Abteilungsleitung glauben schenken mag,) aber das hatte seinen Priester nicht davon abgehalten, sie zu vermarkten. Rib bemerkte da bei Frost einige Mängel im Management.
"Wie redest du mit mir?" Der Blutgott indes kam sich nun merklich verspottet vor. "Ich bin der EINE, die Hoffnung der Vampirheit. Ich vollführte das Ritual, dessen Zeitpunkt nur alle 500 Jahre stattfinden kann."
Rib nickte. Diese Jahresregel war werbungstechnisch gesehen ein Evergreen. Schritte erklangen im Gewölbe.
"Zu dumm." meinte er. "Fünfhundert Jahre, damit hättest einen guten Start gehabt. Die Leute mögen so etwas. Wenn's denn klappt."
Rib stand auf und stemmte die Hände in die Seiten: "Super, blitzschnell heilen. Und Tageslicht abkönnen. Sag mal ich weiß nicht, von wann das Ritual ist, aber heute gibt es SONNENCREME. Und ich kenn nicht einen Vampir, der es nicht benutzt."
Die Mumie schüttelte den Kopf. Da verlangte also jemand Anbetung, weil er eine Art Babypuder nicht mehr nötig hatte. Aber immer noch Schiss hatte vor Weihwasser, Knoblauch, linken Socken und ähnlichem. Ganz toll.
Scheinbar abwesend stand die Gnumie auf und klopfte sich den Staub von den Beinen. Er hatte die Nase voll von diesem Popanz. Der Idiot war nicht mal in der Lage, das Original zu opfern. Den echten Halbvampir. Hauptfeldwebel Promille. Der ihm wie der Willi auf die Schuhe gekotzt hätte. Die Schritte waren nur noch Meter entfernt.
"So, ich geh jetzt." meinte Rib. "Bevor es hier zu laut wird. Und ich kenn das Ganze ja auch schon."
Hinter ihm, durch den Haupteingang, traten Mönche in zerlumpten Kleidern ein. Rib nickte einem von ihnen, den er besonders gut kannte, freundlich zu. An der Schwelle blieb er noch einmal stehen und lauschte einem Gongschlag. Alles in allem war das ein hoffnungsloser Anfang für einen hoffnungslosen Gott geworden. Oder sollte man sagen 'Hoffnungslosen Gott'? Rib lächelte. Wenn er sich doch nur an den Namen seines Priesters erinnern könnte...
Das Lächeln wurde ein Grinsen. Die Mimi-Mumie sah viele heilige Symbole vor ihrem Auge. Symbole, die der Priester damals getragen hatte. Für einen Vampir hieß das: Ein Unleben in Furcht. Und neben einem Gong.
'Nicht mehr lang und der Kerl hier benimmt sich wie dieser... wie hieß er doch gleich? Ah, ja, Vasellini.' dachte Rib.

Dann öffnete er leicht die Lippen unter seinen Binden und wünschte dem Blutgott flüsternd eine gute Jagd.

Epilog: Das hat ein Nachspiel!

Der Frost, Unwissende würden ihn den Neuen Frost nennen, malte Eisblumen an das Fenster, sorgfältig und rein. Diese Kunst musste er vor kurzem neu entwickeln. Sauber Eisblumen zu zeichnen war schwerer als man gemeinhin dachte. Frost zog die Augenbrauen zusammen, als er darüber nachdachte, warum er das tun musste. Reif bildete sich auf den Härchen und verschwand sofort. Er konnte sich an das Leben als Blassini nicht mehr erinnern, aber eins wusste er: Er hatte keine Angst mehr. Und das war ein schönes Gefühl.


[1] Einige Gäste sprachen sich dafür aus, bei Frauen eine Ausnahme zu machen, scheiterten jedoch am Widerstand des Managements.

[2] Diese Personifizierung war immer schon ein Rüpel gewesen, aber im Moment bemühte sie sich um eine Beförderung in die 'berittene Truppe'. Da hieß es, sich besonders gut anzustrengen.

[3] "Onkel, Onkel! Ich mag diesen Wald nicht. Hier ist es so finster und unheimlich."
"Schnauze! Was soll ich denn sagen? Ich muss allein zurück."

[4] Hier ist eine Anmerkung des Autors notwendig: Niemand will etwas brutale Experimente, um Gnade winselnde Testopfer und verrückte Laboranten lesen. In Ordnung: Im Grunde wollen wir das alle. Weil, wie Pfeiffers Lehrer sagen würde: "Bah! Watt habt'er für 'ne fiese Charakter!" Aber diesen Text lesen auch Minderjährige, deshalb überspringen wir die nächste halbe Stunde. Sagen wir einfach, jemand kam einer Beförderung einen großen Schritt näher.

[5] DAS steht nie in der Fernsehzeitung.

[6] Aktuell laufende "Gabi"- Multi, im Zeitablauf aber schon ein Jahr her.

[7] Rib-Single: "Das Monster aus der Tiefe"

[7a] Übersetzung: Er säuft wie ein Loch.

[9] Nur zur Klärung: Das Gesetz stammt vom Meister daselbst. Ich wende es nur an.




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Feedback:

Von Laiza Harmonie

18.03.2006 01:11

Mhh... manchmal ist die benotung seltsam.
Es gibt Geschichten von Rib, die waren "schlechter" als BdVJ und haben eine bessere Note bekommen.
Meine Bewertung lag deutlich über dem Endegebniss. Unteranderem weil mir die Darstellung von Rib super gefallen hat. Es hat mir spaß gemacht diese Single zu lesen und in meiner momentanen "DerWinterdauertschonzulangeNullBock"Phase war es erstaunlich das ich sie verschlungen habe. Klar gab es einige Punkte wo ich dachte "Naja..." wie zb die Szene in der Rib durch das Blut hüpft. Danach hätte er aussehen müssen wie ein benutzer Tampon, aber nichts der gleichen hast du erwähnt, während er in der überfluteten Toilette ein Boot benutzt ...
Aber das waren Kleinigkeit. Ich fand sie sehr interessant und amüsant, freue mich das es wieder einen lustigen, frechen, Rib gibt wie ich ihn zu anfang kennen gelernt habe. Dein Schreibstil war wie immer super und an Humor hats der Single auch nicht gefehlt. Schade das es kein Bronze Ribbon geworden ist, ich hätte es dir gegönnt!

Edit: Ach ja und Riko fand ich vorallem toll, sehr schön und lebendig dargestellt.

Von Rib

18.03.2006 09:11

Diesmal würd ich wirklich gerne wissen, was los ist.
Ich bekomme anscheinend von einigen Leuten ziemlich unterdurchschnittliche Noten. Und ich würd gerne wissen warum.

Gerade mit der Konkurrenz. Scolios recht fehlerbehaftete (du bekommst noch von mir eine Kritik) und dazu noch reine "Wie komme ich an einen Helfer"-Geschichte, in der sein Troll zwar dank Wärme mit der Sprache Probleme hat, aber philosophische Glanzleistungen vollbringt hat, ebenfalls eine Elf bekommen. (Ich nehm das als Vergleichsmaßstab weil es zur selben Zeit die gleiche Anzahl an Bewertungen hatte.)

Und warum gab es wieder keine Patchberechtigung?
Es gibt ganze Kapitel, die Blutspritzanalysen und alchemistischen Experimenten gewidmet sind.

Wochenlanges Herumfeilen, mehrere Testleser - es spielt überhaupt keine Rolle, on ich Dinge aus Unlust hinrotze oder mir Mühe gebe.
Ich persönlich finde das Ganze im Moment sehr demotivierend und sinnlos.

@Laiza: Rib schwillt nicht an, weil er im Dienst sich mit Gummimilch einreiben muß. Den Punkt hast du selbst im Bewerbungsgespräch aufgebracht.

Von Cim Bürstenkinn

18.03.2006 11:07

Ich hab noch nie erlebt, dass ein Autor so tief gesunken wäre im eigenen LOB-Kritik-Forum einen anderen anzugreifen, und im Punkte-Neid herabzusetzen.

Mehr sag ich hier auch gar nicht dazu.

Ich würde mir aber vom Moderator dieses Forums erwarten, mit Rib über seinen Beitrag zu reden, und wenn er hinfällig wird meinen zu löschen.

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