Rausch

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von Gefreiter Amok Laufen (RUM)
Online seit 03. 08. 2005
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Ein Mord geschieht und wie so oft gibt es keinen einzigen Hinweis auf den oder die Täter. Nun ist es an Amok Laufen, wenigstens einen passenden Informanten anzuwerben...

Dafür vergebene Note: 10

Rausch


Es war eine klare Nacht, soweit man das sagen konnte, denn durch den wallenden Nebelschleier, der sich dich über ganz Ankh-Morpork gelegt hatte wie eine mit dicken Federn gefüllte Decke, gewährte niemandem einen Blick in den atemberaubend klaren Nachthimmel, der der ganzen Scheibenwelt eine unangenehme Kälte zuzuschicken schien. Die Sterne schenkten der Nacht einen ungeheuren Schein und der volle, runde Mond legte eine üppige Schicht silbernen Glanzes über die Stadt. Jeder hatte bereits seine Tür fest verschlossen, um der Nässe des Nebels jedes Eindringen in die Wohnung zu verwähren. Einige Leute hatten sogar Tücher in die Ritzen unter ihre Türen und Fenster gesteckt, um dem Nebel die Stirn zu bieten. Niemand verließ nun mehr freiwillig das Haus, denn zu sehr nahm einem der nasse, trübe Film die Sicht und sofern es noch möglich war, war es nun noch gefährlicher in den Straßen Ankh-Morporks. Ließ es sich doch nicht vermeiden hinauszugehen, achtete man darauf nie den freien Rücken zu entblößen. Es war eine der Situationen, in denen einem der Urtrieb der Paranoia mit doppelter Kraft zum Verhängnis wurde.
Ufff, hallte ein angestrengtes Stöhnen durch die halbe Stadt, der bewies, dass sich doch noch ein paar Gestalten in der Nähe des Ankhs aufhielten. Ein dumpfer Aufschlag folgte, als würde jemand einen Leib zu Boden werfen.
"Ist alles so, wie ich es wollte?", fragte ein junger Mann man in dickem Mantel und blickte misstrauisch um sich.
"Tot.", antwortete der andere, wesentlich breitschultrige Komplize, plump. Vor ihm lag ein Körper. Den Blick nach unten, wurde das Gesicht, dessen Mund und Augen noch offen gewesen waren und den Ausdruck des Entsetzens und der Furcht noch über die Tatsache des tot seins hinweg in sich trugen, verdeckt. Der körperlich kräftigere von beiden stieß den Leichnam abschätzend mit dem Fuß an.
"Ohne Hindernisse. Schreien hat ihn wohl kaum jemand gehört und niemand hat uns gesehen. Und sein Geld ist im Versteck. Und nun gib ihn mir!", der Mann streckte dem anderen fordernd die Hand entgegen und hob die Lautstärke seiner Stimme.
"Treibe keine Spielchen mit mir Freundchen!", giftete der Dünne den Großen an und musterte diesen mit skeptischen Blicken. Schnell holte der wesentlich Muskulösere eine Münze aus der Hosentasche, was den Dünnen zufrieden stellte.
"Gut.", antwortete er schnell und holte eine Kette aus seiner weiten Jacke hervor, dessen Anhänger einen Schlüssel darstellte. Das Metall glänzte im silbernen Mondlicht und spiegelte sich in den dunklen Augen des großen Mannes. Unachtsam stieß er den Leichnam zur Seite, um sich den Weg freizumachen und wälzte diesen über den Boden, wo er mit dem entsetzen Gesicht nach oben zeigend liegen blieb.
"Ah!", entfuhr es dem Jungen, der alles von einem Versteck hinter der Ecke eines Hauses beobachtet hatte und nun das scheußlich entstellte Gesicht des Ermordeten erspähte. Erschrocken fuhr der Dünne auf, fuchtelte wild mit den Händen und ließ den Schlüssel schnell in seiner Tasche verschwinden. Hektisch blickte er sich um, während der Junge sich bemühte, so still wie möglich im Schatten zu ruhen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und seine Gedanken überschlugen sich. Entweder laufen, oder warten. Würde man ihn entdecken, würde man im folgen; würden er weglaufen, würde man ihm folgen, doch er hätte einen gewissen Vorsprung. Doch würde das reichen, um diesem Monstrum von Menschen zu entkommen? Würde man ihn nicht finden dann--- das Risiko schien zu groß, denn der Blick des Dünnen ruhte, soweit man das erkennen konnte, verdächtig am richtigen Haus.
Jetzt oder nie! schoss es Yunjo durch den Kopf und er rannte los.
"Dort", horte er die panische Stimme des Dünnen vom Ankh her irgendwo in seinem Bewusstsein brüllen.
"Fang ihn, oder du siehst deine Tochter nie wieder!" Yunjo spürte eine leichte Vibration unter seinen Füßen, die sich in regelmäßigen abständen wiederholte, als würde ein Troll hinter ihm her rennen und ahnte, auch wenn seine Gedanken vernebelt waren, dass es nur der zwei Meter Mann sein konnte. Nicht lange und er spürte einen heftigen Schlag in seinem Nacken, gefolgt von einem kalten Schmerz, der ihm einem eisigen Pfeil gleich durch die Glieder fuhr und von den Fußen warf. Seine Sinne schienen betäubt und nach und nach verlor alles seine Bedeutung. Der weiße Nebel, der Yunjo umgab, wich einem Schwarz und der Junge hörte noch wie das Rauschen deines Blutes jedes andere Geräusch verdrängte, als sein Körper nutzlos und tot am Boden liegen blieb.

***


Amok rieb sich den Nacken, als er seine Kiste mit Wertsachen auf den klapprigen Schreibtisch abgestellt hatte und sich in den Stuhl sinken ließ. Er prustete und blickte sich um. Den Raum, den er jetzt sein Büro nennen durfte, war klein, doch hatte er gehört, dass es schon ein Glücksfall war, dass er ein eigenes Büro ergattert hatte. Anders hätte er das wahrscheinlich auch nicht auszuhalten, denn seiner Meinung nach redeten hier bei der Wache alle zu viel. Er brauchte von Zeit zu Zeit seine Ruhe und einen gewissen Abstand von den vielen Wesen und Stimmen bei der Wache. Von der großen Stadt Ankh-Morpork ganz zu schweigen. In letzter Zeit war er wahrlich nicht oft aus den Gebäuden der Wache herausgekommen. Ständig war irgendetwas zu tun, was aber nicht wirklich seine volle Aufmerksamkeit verdient hätte, und die altbekannte 'Unlust' breitete sich in Amoks Gliedern aus, wie eine widerliche Erkältung, die sich nicht abschütteln ließ. Der Gefreite hasste es, wenn er spürte, wie ihm wieder einmal alles egal wurde, denn dann vernachlässigte er seine Pflichten, die er in den letzte Monaten so zu mögen gelernt hatte. Nie hatte Amok gedacht je Spaß an der Wache zu finden, war er doch hauptsächlich wegen des Geldes hier hergekommen. Doch er hatte sich relativ schnell damit abgefunden Vorgesetzten zu gehorchen und sehnte den Tag herbei, an dem er sich von niemandem mehr etwas sagen lassen musste. Sicherlich hatte er gelernt, nicht zu widersprechen und zuzuhören, doch war es gewiss nicht Amoks Art Ja, Sör. Ja Mä'äm zu allem zu sagen, wo es doch so vieles gab, was er anders sah. Er zog die Luft scharf zwischen den Zähnen hindurch und sein Blick blieb an dem geöffnetem Fenster hängen.
"Na wunderbar.", stöhnte er in gewohnt genervter Art und Weise, was meist nur in seiner 'Unlustphase' deutlich zu hören war. Sonst war Amok recht gut darin zu überspielen, oder zu verdrängen, was ihn gerade störte oder nervte. Das Fenster stand offen und ein dünner Nebelfaden hatte bereits seinen Weg in das kleine Zimmer gefunden. Amok ging zum Fenster um es zu schließen, doch fiel sein Blick sofort auf den dicken, runden Mond am Himmel. Ein Lächeln huschte über die Lippen des Gefreiten. Er war so weit weg - der Mond. Die Sterne schienen einen Tanz aufzuführen, als Amok nicht merkte, wie gefährlich weit er den eigenen Körper bereits über das Fensterbrett hinaus gelehnt hatte. Etwas musste geschehen, um seinem Dasein wieder einen Sinn zu geben. Er brauchte einen Rausch, etwas was ihn ablenkte. Vielleicht etwas, was die Sinne betäubte, oder einfach alles vergessen ließ, was sich in den letzten Jahren bei ihm angestaut hatte. Ein Rufen riss ihn aus seinen Gedanken und seine Seele und seinen Oberkörper vom gefährlichen Abgrund weg. Sofort wandte er seinen Kopf in die Richtung, aus der der Schrei kam. Er wartete eine Weile, doch als kein weiterer Ruf folgte, tat Amok es als unwichtig ab starrte wieder in die Leere der Nacht.
Wer ist um diese Zeit denn schon noch unterwegs? dachte er langsam, fast müde. Ein letztes Mal zog er die Kälte scharf über die Unterlippe durch die Zähne und entfernte sich vom Fenster, schloss es jedoch nicht. Er mochte es, wenn die Nacht ihn noch etwas weiter begleitete. Dann machte er sich daran seine Kisten mit Wertsachen auszuräumen. Ein einzelner Schrank im Büro bot genug Platz, denn mehr als ein paar Bücher und Schriftrollen, eine Feder und einem Musikinstrument, dass einer Gitarre ähnelte und dabei aussah wie eine zusammengeschrumpfte Melone, stufte er nicht als wichtig für ihn ein. Ein paar Sachen zum Anziehen, warf er sorgsam auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch, als er ganz unten, am Boden der Kiste ein Bild seines Vaters entdeckte. Eine Weile lang starrte er auf das Bild des Mannes, der immer mehr von Amok erwartet hatte, als es ihm möglich war zu geben. Der ihn vernachlässigt hatte, wie es typisch war, für Menschen aus den Mittländer, doch nicht typisch für Amok wie es schien. Unachtsam warf er das Bild zurück in die Kiste und stellte sie unten den kleinen Schreibtisch, auf dem man wirklich höchstens schreiben konnte. Dann setzte er sich, nahm sich Feder und eine Pergamentrolle und begann in poetischer Form niederzuschreiben, was seine Seele zurzeit kalt berührte. Er brauchte etwas Berauschendes. Trink , sagte eine leise Stimme in seinem Kopf. Trink. Und noch bevor Amok die zweite Strophe, seines Gedichtes niedergeschrieben hatte, breitete sich die Müdigkeit in ihm treibender Alkohol. Benommen kämpfte er gegen die schweren Augelider und der Nebel von draußen schien bedrückend auf seinen Gedanken zu liegen. So sehr sich Amok auch anstrengte, sofort wurde jeder Gedanke im Keim erstickt und wie in Trance schrieb seine Hand scheinbar von selbst, bis die Müdigkeit siegte und Amoks Kopf nutzlos auf dem Tisch aufschlug.

***


Er klopfte, doch im Inneren des Raumes schien sich nichts zu regen. Seltsam fuhren Daemon Llanddcairfyn die Gedanken durch den Kopf. Wieso war niemand da? Misstrauisch schob er die Augenbrauen zusammen und legte die Stirn in Falten.
Nach einer Weile des Wartens entschied er sich dafür die Tür von selbst zu öffnen und stieß sie auf, bis sie laut gegen die blanke Wand knallte.
Der Gefreite am Schreibtisch schreckte auf. Scheinbar hatte er geschlafen, denn ein großer Tintenklecks mitten auf der Stirn zeugte davon, dass er sein Nachtlager wohl in seinem Büro- auf einem Blatt Papier- aufgeschlagen hatte.
Benebelt und scheinbar noch im Halbschlaf versuchte Amok sich zu richten und blinzelte müde in den Raum hinein. Er konnte Umrisse erkennen, doch wer...- es war nicht nötig den Gedanken zu Ende zu führen, denn schon schritt die Gestalt durch den Raum und beäugte Amok grinsend.
Sogleich wusste der Gefreite wen er hier vor sich hatte. Er schreckte vom Stuhl auf und Salutierte- wie immer wankte er dabei etwas.
"Guten Morgen Sör!", grüßte er den Vorgesetzten mit der vom Schlaf noch etwas zittrigen Stimme.
"Morgen.", lachte der Vorgesetzte und deutete auf die eigene Stirn. "Sie haben da etwas. War wohl eine lange Nacht."
Erschrocken fuhr sich Amok über die Stirn. Er fühlte nichts, sah jedoch die Bescherung auf seinen Unterlagen. Mist!, fluchte der Gefreite in Gedanken. Und das muss ausgerechnet jetzt passieren!
"Ähm... arbeit, Sör. Ich habe das Büro..."
"Oh ja...", unterbrach ihn Llanddcairfyn, der sich mit flinken Kopfbewegungen rasch im Zimmer umgeschaut hatte. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf das harmlose Musikinstrument im Regal, von dem er erschrocken den Blick riss. Dann schwenkte sein Gesicht in ein Lächeln um, was Amok etwas verunsicherte. Er hatte schon oft gehört, dass der Abteilungsleiter von RUM seltsame Verhaltensweisen an den Tag legte, doch bisher, war er damit nie so offensichtlich konfrontiert wurden.
"Naja.", schien Llanddcairfyn einen Gedanken zu verwerfen. "Ich habe hier etwas für sie.", er grinste wieder. Erst jetzt fiel Amok auf, dass der Vorgesetzte eine kleine Mappe mitgebracht hatte und sie dem Gefreiten nun unter die Nase hielt
"Ist das..."
"Hatten sie das Fenster die ganze Nacht auf?", wechselte Llanddcairfyn unverhofft das Thema und stellte so unbewusst Amoks Geduld auf die Probe.
"Ähm, ja Sör.", sagte Amok schnell, worauf sein Vorgesetzter lange nachdachte und anschließend nickte
"Ja. Es ist.", platzte es wenig später strahlend aus ihm heraus.
Amok atmete schwer. Sollte das wirklich sein ersten Fall sein? Er hatte wahrlich darauf gewartet etwas zu tun, und schon stieß er auf die alten Gedanken des Vorabends, die ihm seine Unwichtigkeit bestätigen wollten.
Doch das war nun nebensächlich. Im Moment war er nicht unwichtig, im Moment war nichts unwichtig! Nichts was den Fall betraf.
"Und, wieso?" Im Nachhinein hätte sich Amok für die Frage schlagen können, doch im Augenblick herrschte die Verblüfftheit und die Vorfreude vor, um etwas einigermaßen Sinniges sagen zu können.
"Wieso?", fragte Llanddcairfyn verwirrt nach. "Nun ja. Wie soll ich sagen. Wir haben nicht wirklich viele Anwerber und die, die wir haben sind gerade beschäftigt also..."
Amok strahle mehr als zuvor. Es war ihm völlig egal, dass er da hörte, dass er sozusagen die letzte Wahl war. Um genau zu sein hatte er kaum zu gehört und richtete seine Aufmerksamkeit voll und ganz der Mappe. Amok meinte nie ein schöneres Braun gesehen zu haben...
"Interessiert es sie vielleicht um was es geht?", harte Abteilungsleiter nach, als er merkte wie Amok im braunen Ozean der Mappe versank.
Der Gedanke unnütz zu sein und nichts zu tun zu haben, was sinnig sein könnte entschwanden aus dem Gefreiten, als wären diese Gedanken nie da gewesen.
"Ja, Sör." Er straffte sich.
"Nette Kiste.", bemerkte Llanddcairfyn flüchtig zu der Kiste unter dem Schreibtisch. "Direkt am Ankh hat es einen Mord...", er hielt ein. "Wieso erzähl ich dir das eigentlich?", fragte er vielmehr in den Raum als Amok, welcher nur verstohlen die Schultern anhob.
"Naja, hier in der Akte steht alles genau drin. Lies es sorgsam durch."
Er machte Anstalten das Büro zu verlassen und Amok straffte sich noch einmal. Seine Uniform muss schrecklich ausgesehen haben, schoss es ihm durch den Kopf, doch um noch schnell zu bügeln war es jetzt auch zu spät.
"Viel Spaß beim ersten Fall Gefreiter Amok.", wünschte Llanddcairfyn "Ich hoffe unsere Abteilung kann bald mit noch einem gut ausgebildetem Anwerber prahlen." Er grinste.
"Jawohl, Sör. Das hoffe ich auch.", erwiderte Amok.
Der Vorgesetzte verließ den Raum.
"Und schließen sie das Fenster, es ist kalt bei ihnen!"

***


Es dauerte nicht lange bis Amok die dünne Mappe durchgelesen hatte. Erfüllt mit Eifer, hatte er die Buchstaben und Wörter wahrlich verschlungen. Es handelte sich um einen Mord, der am Ankh stattgefunden hatte. Allein die Leiche wurde gefunden, die wahrscheinlich mit einem Schlag in den Nacken getötet wurde. Es handelte sich dabei um einen Mann, der sich in einer finanziell wirklich guten Lage befand und daraus auch nicht wirklich ein Geheimnis machte. Er hatte den Ruf gehabt, dass er seinen Reichtum gern in Form von Ketten und Ringen präsentierte, genauso wie man ihn für seine äußerst geizige Art kannte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand ihn tötete, doch es war ungewöhnlich, dass ausgerechnet niemand mitbekommen hatte, wie ein Mann seines Stellenwertes einfach so verschwand. Amok dachte nach. Wer hätte die Möglichkeit gehabt ihn einfach so verschwinden zu lassen? Eine Stimme in einem Kopf sagte ihm, er sollte weiter lesen und erst ziemlich am Ende des Schriftstücks war in kleinen Buchstaben der eigentliche Fall erwähnt wurden:
Werben sie Informanten an, die uns in den folgenden Tagen berichten können, in welchem Umfeld der Getötete sich aufhielt und wie sich die Lage in nächster Zeit verändert. Des weiteren benötigen wir Zeugen.
Der Gefreite nickte. Er war Anwerber in Ausbildung und deswegen war es umso wichtiger seine Aufgabe gut zu erfüllen, doch wie könnte er an Informanten kommen, die freiwillig über einen Mord berichten, wenn die Mörder noch frei auf den Straßen Ankh-Morporks herumliefen? Nachdenkendlich sah Amok sich um und sein Blick fiel auf das Blatt mit den wenigen Zeilen, die er am Abend zuvor verfasst hatte. Die erste Strophe war kaum zu erkennen, denn genau dort hatte sich der riesige, schwarze tintenfleck- Tintenfleck! Der Gefreite stand auf und bewegte sich zu dem kleinen Waschbecken, das sich in seinem Büro befand (Er machte sich nicht die Mühe darüber nachzudenken, was ein Waschbecken in einem Büro verloren hatte, sondern nutze es einfach).
Nachdem er den Fleck so gut es ging von seiner Stirn entfernt hatte widmete er sich wieder der zweiten Strophe des Gedichtes, das noch keinen Titel trug und von dem er nicht die geringste Ahnung hatte um was es ging. Er musste es am Abend in aller Müdigkeit verfasst haben, was auch die Schrift deutlich bewies:

... ein Rausch nimmt mir die Sinne,
lenkt mich ab vom Schlaf des Tages.
Lenk mich ab vom Leben - lenkt mich weg vom Sein...


Der Gefreite legte die Stirn in Falten. Das war wirklich das Einfältigste das er bisher geschrieben hatte und er schob Papier achtlos zur Seite. Er beschloss sich wieder dem Fall zu widmen und begann seine Überlegung von neuem. Wo konnte man Menschen, oder andere Wesen finden, die lebensmüde genug waren als Informanten im Falle eines Mordes zu arbeiten... Wie ein Blitz schlug es in Amoks Gedanken ein. Er konnte solche Menschen, oder Wesen [1] finden. An einem Ort, wo er einst lange, lange Zeit zugebracht hatte.

***


Die Sonne schien mächtig vom Himmel. Es war ein besonders heißer Tag in der Stadt gewesen, in deren Straßen man heute nur wenige Menschen antraf. Es war einfach zu warm gewesen, als das sich ein normaler Mensch aus dem Haus gewagt hätte, und so hatten zwei Schurken die Möglichkeit ihre grausame Tat fortsetzen. Der Spaten hatte gute Dienste erwiesen und Ushnok war froh seine Arbeit endlich beendet zu haben. Der Schweiß rann ihm von der Stirn und brannte wild in den Augen. Bald hätte er es geschafft und seine Aufgabe wäre erledigt gewesen. Dann würde er endlich den Schlüssel zu dem Geheimversteck bekommen, in dem sich seine Tochter befand. Erst dann würde er sie wieder sehen und er war bereit alles dafür zu tun. Er war bereits außer sich vor Sorge, doch der kleine, dünne Mann, wessen Namen Ushnok noch nicht erfahren hatte- und ehrlich gesagt interessierte es ihn auch nicht welchen Namen er trug - hatte den Schlüssel immer bei sich. Natürlich hätte ihn Ushnok mit einem Schlag außer Gefecht setzten können, schließlich war er einst für so etwas ausgebildet worden, doch dann würde ihm die Information fehlen, wo genau sich das Versteck befand.
Der stämmige Mann saß in der Falle und er schämte sich für seine Dummheit. Wieso war er auf so einen Plan hereingefallen? Er hätte so einfach leben können. Sein alter Job war zwar nicht gerade gut bezahlt gewesen, bot jedoch einen sicheren Arbeitsplatz - solange der Reiche lebte. Zu spät hatte er daran gedacht.
Wütend schlug sich Ushnok gegen den Kopf. In den Jahren körperlichen Trainings hatte er seine geistigen Fähigkeiten nachhaltig vernachlässigt. Ja, er war wirklich keine Leuchte und so sah er sich gezwungen den grausamen Plan des Dünnen in blutige Tat umzusetzen.
"Hey, ich brauch dich noch!", hörte er die verhasste Stimme hinter sich und er biss die Zähne zusammen, während er die Hände zu Fäusten ballte.
"Wieso? Das war die letzte Aufgabe, die ihr vorgesehen hattet. Das habt ihr mir selbst gesagt. Und jetzt her mit dem Schlüssel!" Ushnok versuchte bedrohlich und sicher zu klingen, auch wenn er wusste, dass er zu tun hatte, was man ihm befahl und trat beängstigend nah an den Dünnen heran, wo er sich zu seiner vollen Größe aufbäumte und die Brust wölbte. Der Dünne jedoch schien sich keineswegs beirren zu lassen und ein fieses Grinsen umspielte seine Lippen.
"Du hast wirklich gute Arbeit geleistet." Er beäugte den flachen Erdhügel. Sicher war es kein gerade praktischer Zustand, dass noch jemand umgekommen war, doch für Zeugen hatte er jetzt wirklich keine Zeit. Noch dümmer war es, dass die Leiche am Tag beseitigt werden musste, doch das heiße Wetter erwies sich als hilfreich und hielt Menschen fern, die um diese Zeit sowieso nicht den Ankh aufsuchten, wo er die Leiche von dem Dicken verscharren ließ. Er war wirklich dumm gewesen, dachte sich der Dünne immer wieder und spielte mit dem silbernen Schlüssel in seiner Tasche des Mantels. Er wiegte sich in wohler Gewissheit, als sich plötzlich und unerwartet etwas unter dem Hügel zu bewegen schien. Ushnok dachte seine Sinne spielten ihm einen Streich und ignorierte das geschehene. Doch dann stierte auch der Dünne wieder und wieder auf den Haufen. Er hatte es auch bemerkt, ganz ohne Zweifel. Wieder drückte etwas die Erde nach oben und auf einmal schoss eine dreckige Hand an die Oberfläche. [2]
"Was...", setzte der Dünne an und seine Augen weiteten sich ungläubig. Langsam kämpfte sich der junge Körper an die Oberfläche und selbst das Treten des Dünnen konnte ihn nicht vor dem Aufsteigen abhalten. Schon bald war der Oberkörper des Jungen zu erkennen und müde öffnete er die Augen.
"Wo bin ich?", kam über die ausgetrockneten Lippen.
"Was soll das- Wo bin ich!?", schrie der Dünne hysterisch, seine kalte Art hatte er nun völlig abgeworfen.
"Du bist tot!"
"Ich?"
"Ja, natürlich, oder wieso meinst du steigst du aus der Erde!?" Der Junge schien zu überlegen, doch fasste sich bald müde an die Stirn.
"Mein Kopf.", stöhnte er.
"Was hast du gemacht?!" Der Dünne krallte sich an Ushnok fest und blickte ihm giftig in die Augen, wobei er den Kopf starr in den Nacken legen musste.
"Ich habe es gemacht wie bei...", antwortete der Große nervös.
"Bist du sicher, dass der Junge nicht schon tot war?"
"Nun ja, er hat keine Körperteile verloren, als ich ihn erschlug. Also..."
"Mist!", fluchte der Dünne, der sich hektisch umschaute, bevor er den Puls des Jungen befühlte.
"Er lebt! Wie kann er leben? Hilf ihm raus!" Stille folgte und der Dünne lief aufgeregt auf und ab.
"Das ist mir noch nie passiert. Er lebt! Mein guter Ruf- beschmutzt und das nur wegen dir!", er deutete auf Ushnok, der dem Jungen gerade auf die Beine half.
"Lassen wir es wenigstens so aussehen, als hätte es funktioniert!", schrie er weiter und bedeutete seinem Komplizen das Grab zu zuschaufeln. Nach verrichteter Arbeit wartete Ushnok geduldig, während der Dünne angestrengt nachzudenken schien. Auf seiner Stirn hatte sich eine dicke Ader hervorgehoben, die nun hektisch pulsierte.
"AH!", schrie plötzlich der Junge. "Ihr wolltet mich umbringen. Und ihr habt IHN umgebracht!" Die Erinnerung schien wahrlich zurückzukehren.
"Halt den Mund", fluchte der Dünne leise und sah sich um. "Oder willst du noch einmal sterben?!" Der Junge schwieg und machte keine Anstalten zur Flucht, denn Ushnok fixierte ihn scharf. Wenn der Junge auspacken würde, wäre auch er fällig und seine Tochter würden vielleicht in dem Versteck... er wagte nicht daran zu denken und sein Herz krampfte sich bei dem Gedanken zusammen seine Tochter nie wieder zu sehen. Nach einer Weile schien sich der Dünne etwas gefasst zu haben und machte langsame Schritte auf den Jungen zu. Er fixierte ihn scharf und grinste.
"Nun, dann wirst du uns eben begleiten. Und wenn du ein braver Junge bist...", der Dünne machte eine Pause und musterte den Jungen scharf. "Es ist viel zu gefährlich dich jetzt umzubringen, aber wer weiß ob du die Nacht überstehst." Er drehte sich um und ging ein paar Schritte voran. "Ushnok. Los, in die Trommel, ich muss nachdenken. Und pass auf unseren Neuzugang auf."

***


Amok war schon eine ganze Weile unterwegs gewesen. Irgendwie fand er sich im nüchternen Zustand nicht so in der Stadt zu Recht wie er es sich erhofft hatte und so irrte er nun schon eine ganze Weile durch die Straßen. Endlich strahlte ihn das Schild an, auf dem das Bild zu sehen war, was die geflickte Trommel auszeichnete. Es war wahrlich nicht das beste Viertel und nicht die beste Lokalität für einen Wächter und genau darum hatte Amok auch diesmal auf seine Wächteruniform verzichtet, auch wenn es vielleicht gegen einige Regeln verstieß, doch Amok wollte seinen Job so gut machen wie er konnte. Hektisch tastete er noch einmal nach seiner Dienstmarke, um sich zu versichern, dass sie immer noch da war, wo er sich hingestreckt hatte, als das Schild umbarmherzig näher rückte. Amok atmete tief durch und spürte, wie ihm das Herz heftig gegen den Brustkorb stieß. In seinem Bauch schien sich alles in Luft aufzulösen und er begann zu gähnen, wie er es immer tat, wenn er aufgeregt war. Dann nahm er allen Mut zusammen und stieß die Tür zur Trommel auf.
Sofort rollte ihm eine Welle des wohlbekannten Gestanks entgegen. Es fiel ihm schwer dem Geruch des Bieres zu widerstehen. Wie gerne hätte er sich eins genehmigt, doch er war im Dienst und es war mehr als verboten im Dienst zu trinken.
Das hier ist die Trommel..., wisperte wieder die Stimme in seinem Kopf. Man kommt her um zu trinken. Alles andere wäre verdächtig! Das war ein Argument, doch Amok nahm sich vor so lange zu widerstehen wie es ging. Er biss sich auf die Lippe und schaute sich um. Tage hatte er hier schon zugebracht, in seiner Zeit vor der Wache, und es hatte sich nichts verändert. Die Fenster waren neu, wie immer, denn ständige Schlägereien kamen dem dünnen Glas nicht gerade zu gute. Amok meinte sogar ein paar Gesichter wieder erkannt zu haben, doch die dazugehörigen Körper hielten sich leblos an irgendwelchen Tischen und Stühlen fest, so dass es schwer sein würde, jemanden von ihnen zur Zusammenarbeit mit der Wache zu überzeugen. Der Gefreite blickte sich kurz um und ein Tisch mit vier Stühlen, von welchen aber nur drei besetzt waren, fiel ihm ins Auge.
Na dann, gehen wir es an. , sprach er sich in Gedanken mutig zu und näherte sich dem Tisch. Noch im Gehen schlug er sich in Gedanken dafür. Wieso hatte er sich nicht erst einmal ein Tisch ausgesucht, an dem sich nur Einer aufhielt? Wieso gleich drei Männer, von dem der eine ausgereicht hätte um den jungen Wächter das Licht auszupusten?! Doch nun war es zu spät um umzukehren, denn schon hatte Amok den Tisch erreicht und setzte ein hartes Gesicht auf.
"Ist hier noch frei?", wollte er wissen und gab sich alle Mühe das Zittern in der Stimme zu verbergen, was ihm recht gut gelang. Zwei der Drei blickten sich um und beäugten mehr als deutlich die vielen freien Plätze. [3]
"Es sind genug Plätze frei, wie haben etwas zu bereden verschwinde!", ausgerechnet der Dünnste der Drei ergriff das Wort. Insgesamt schienen sie dem typischen Gaunertrio zu entsprechen, was man so kannte. Der eine war dünn, das konnte vielleicht der mit dem scharfen Verstand gewesen sein. Der zweite war bemerkenswert groß und muskulös- der klassische Schläger, doch den dritten wusste Amok ganz und gar nicht einzuordnen. Verschüchtert und ängstlich saß er auf seinen Platz und schaute mit von Sand verdrecktem Gesicht verstört zu Boden. Der Gefreite war froh die drei angesprochen zu haben, denn alle anderen hier sahen verflucht brutal aus. Er riskierte alles und setzte sich. Der Dünne rollte mit den Augen und hob die Stimme.
"Hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe? Verschwinde!" Doch Amok ließ sich nicht beirren. Irgendetwas sagte ihm, dass er relativ sicher hier war, so weit man das in der Trommel sein konnte. Der Dünne stöhnte, ohne Amok eines weiteren Blickes zu würdigen.
"Ushnok.", sagte er schlicht und wartete darauf, dass der kräftigste der drei etwas tat. Doch dieser rührte sich nicht.
"Sind denn heute alle verrückt?", fragte er mehr sich selbst als alle anderen mit wütender Stimme. Doch der, der scheinbar Ushnok hieß nickte in Amoks Richtung, sodass es der vermeidliche Bandenführer nicht übersehen konnte. Sofort fuhr er auf.
"Oh."

Im Kopf den Dünnen rasten die Gedanken hin und her und überschlugen sich fast. Ein Wächter! Er hatte sich gut getarnt und spielte tatsächlich eine perfekte Rolle als normaler Bürger - hätte seine Dienstmarkte nicht aus seiner Brusttasche, im Inneren des Mantels den er trug, geschaut. Nicht lange war die Marke zu sehen gewesen, doch der kurze Augenblick hatte ausgereicht, um zu erkennen, wen der Dünne hier vor sich hatte. Die Wache war schneller als er dachte. Von nun an musste er auf der Hut sein. Aber jetzt musste er erst einmal diesen hier loswerden und er hatte auch schon eine Ahnung wie, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen. Er warf dem Thekenmann einen Blick zu, der sofort verstand.

Amok war erleichtert und atmete so leise er konnte auf. Es war ihm egal, wieso ihn die Drei plötzlich so einfach Platz nehmen ließen, sondern hoffte nun keinen Fehler zu machen und die gute Situation zu nutzen. Er ließ sich in den Stuhl sinken und blickte sich um.
"Trinkst du gar nichts?", raunte der Dünne Amok plötzlich die Frage zu, die der Gefreite die ganze Zeit gehofft hatte umgehen zu können.
"Ich bin etwas... knapp bei Kasse.", log Amok perfekt.
"Kein Problem, ich lade dich ein mein Freund. Du warst mir gleich sympathisch.", grinste der Dünne, der scheinbar auch der Kommunikativste von allen war, und bedeutete dem Thekenmann ein Bier zu bringen.
Bier! Amok sehnte sich danach und er merkte wie seine Gedanken abschweiften (Wahrscheinlich ignorierte er sein inneres Misstrauen dem Dünnen gegenüber- zu sehr war er darauf fixiert die ihm gestellte Aufgabe zu lösen). Er durfte sich nicht beirren lassen von dem kühlen, leckeren Getränk, das bald darauf vor ihm auf dem Tisch stand. Der Dünne wartete geduldig darauf, dass Amok den ersten Schluck nahm. Trink! flüsterte ihm die Stimme zu. Oder sie erkennen dich. Hier kommst du garantiert nicht lebend raus, wenn sie deine Tarnung aufgedeckt haben. Und Amok setzte an. In einem Zug lehrte er den Krug und er spürte dabei, wie die leicht prickelnde, kalte Flüssigkeit seinen Mundraum erfrischend ausfüllte und seine trockene Kehle hinab rann. Dazu kam der herrliche Geschmack, den er nur zu gut kannte.

Es verlief wie es der Dünne geplant hatte. Der Wächter musste einfach Trinken, denn er musste damit rechnen, dass die drei seine Tarnung erkannten. Egal ob ihm bewusst war, dass sie wussten, dass er Mitglied der Wache war. Ein Grinsen umspielte die Lippen des Dünnen, während Amok trank. Ja, trink es aus. Und danach gleich noch ein paar...

***


Amok torkelte etwas auf dem Stuhl. Schon sein viertes Bier hatte er vertilgt und war noch nicht einen Schritt weiter gekommen. Seine Gedanken flogen wüst durcheinander und immer, wenn er versuchte einen Gedankenfaden zu erwischen, zischte ihm dieser durch die Finger. Es war fast unmöglich noch klar zu sprechen und langsam verschwand die Umwelt in einem wallenden Nebel. Das konnte kein gewöhnliches Bier gewesen sein, jemand musste ihm etwas hineingemischt haben. Jemand musste seine Tarnung erkannt haben! Jemand musste... sein Gedanke riss ab. Er merkte, wie die drei Gestalten vor ihm sich erhoben und in Richtung der Theke gingen. Der Dünne holte aus der Tasche in paar Münzen und legte sie dem Thekenmann auf den Tisch.
"Für die Hilfe.", zischte er und deutete mit einem flüchtigen Kopfnicken auf Amok. Der Thekenmann nickte und schaute den Dreien hinterher, wie sie die Trommel verließen. Amoks Kopf knallte auf dem Tisch auf.
M...i...s...t... hallte es durch seinen Kopf, als er in die Welt des Unbewussten eintauchte.

***


"Hey, wir sind kein Wirtshaus!", dröhnte eine äußert laute Stimme und holte Amok in den Tag zurück. Müde blinzelte er durch den Raum, als sich vor ihm langsam wieder Konturen vom trüb-braunen Hintergrund abhoben. Es waren die Umrisse eines wohlbeleibten Thekenmannes.
"Ich gebe dir zehn Minuten." Er wollte wohl gnädig erscheinen, doch dem Gefreiten war es mehr als egal, was dieser Mann von ihm dachte. Vielmehr kämpfte er mit einem betäubenden Schmerz, der wie wild von innen gegen seine Stirn hämmerte und drohte, den Schädel auseinander zu sprengen. Was hatten ihm diese Männer nur gegeben? Wieso hatten sie so gehandelt? Hatten sie seine Identität etwa trotz der guten Tarnung erkannt? Aber wieso hatten sie dann nicht gleich eine Schlägerei angezettelt? Amok fasste sich an die Stirn, als würde dies den beißenden Schmerz in seinem Kopf lindern. Jeder Gedanke zog sich in endlose Längen und verwirrte den Geist des Gefreiten nur noch mehr. Es war fast unmöglich klar zu denken und Amok entschied sich vorerst in seinem Büro weiterzuarbeiten [4]
"Das ist doch! Nee oder? Kann das sein?!", gellte eine Stimme von hinten durch die gesamte Trommel und traf auf Amoks Kopf wie eine Bombe. Die Stimme war unverkennbar und der Gefreite rollte mit den Augen um sich anschließend mit einem gespielten, übertriebenen Lächeln umzudrehen.
"Hayno!", schrie er mit falscher Freude und streckte mutig die Arme nach vorn aus.
"Amok! Dann bist du es tatsächlich. Meine Jüte, du hast sich ja mal verändert." Hayno sprach für gewöhnlich von Zeit zu Zeit mit einem grausamen Dialekt von welchem Amok noch nie auf die Herkunft des Menschen schließen konnte. Er war eine der Personen, die nicht merkten, wenn sie einen zu Tode nervten, was bei Amok ziemlich schnell ging, besonders, wenn er eigentlich einen Kater auszuschlafen gehabt hätte. Der Gefreite kannte Hayno noch aus früheren Zeiten in der Trommel. Beide waren Stammgäste gewesen - wahrscheinlich welche von denen, die in den hinteren Ecken herumlungerten und sich an Stühlen und Tischen festkrallten - und um ehrlich zu sein hatte Amok diesen Kerl nie so richtig leiden können. Scheinbar hatte Hayno gedacht, es wäre nicht schlecht sich mit jemandem anzufreunden, was schließlich ja auch größtenteils von seiner Seite ausging, und seit diesem Tag war er Amok fast nicht mehr von der Seite gewichen. Wenn der Gefreite tiefer in sich hineinhorchte, war Hayno vielleicht sogar einer der Gründe gewesen die Stadtwache Ankh-Morporks aufzusuchen. Doch nun war er wieder hier und erst jetzt fiel Amok auf, dass er die Tür benutzt haben musste, denn er war dem Gefreiten vorher nicht ins Auge gefallen. Das musste bedeuten, dass er tatsächlich die Trommel verlassen haben musste!
"Nein.", stieß Amok aus und schüttelte den absurden Gedanken ab.
"Hast du etwas jesacht?", hakte Hayno äußerst scharfsinnig nach.
"Nein.", wiederholte der Gefreite die Aussage, nur diesmal deutlich genervter. Schon allein die Stimme von diesem Menschen verursachte ein wildes Brennen in Amoks Ohren.
"Na dann ist ja gut. Mensch nur erzähl ma', wie jeht's denn so? Immer noch der alte Säufer von früher? Hab dich ja lange nich mehr jeseh'n. Wo wars'te denn?" Amok fasste sich wiederholt an die Stirn. Diesmal allerdings nicht der Schmerzen wegen.
"Ich war draußen. Frische Luft und Licht tut ab und zu ganz gut.", sagte Amok überspitzt.
"Naja, Licht wirs'te jetzt wohl kaum finden. Is stockdunkel draußen." Der Gefreite horchte auf. Wie lange hatte er hier bereits gelegen? Stunden? Tage? Wochen!? Doch für Panik war Amok zu genervt und müde und stattdessen schlug er mit dem Kopf immer wieder auf die Tischplatte. Er war überrascht wie beruhigend und entspannend der Schmerz wirkte, der nun die Schmerzen innerhalb seines Kopfes einen Hauch übertönte.
"Na dit sollteste aber ma lieber schnell wieder einsteckn.", sagte Hayno fast flüstern und erlangte für einen winzigen Moment Amoks Aufmerksamkeit, indem er auf die Dienstmarke deutete, die glänzend auf dem Tisch lag.
"Die is dir aus der Tasche gefallen, als dein Kopf zum vierten Mal aufschlug." Amok dachte nicht weiter darüber nach, wieso Hayno zählte, wie oft Amoks Kopf die Tischplatte küsste - es schien ihm genauso absurd wie die Tatsache, dass Hayno den Gefreiten trotz seiner übermäßigen Unfreundlichkeit und offensichtlicher Ablehnung, nicht in Ruhe ließ - und ließ die Dienstmarke hektisch in der Tasche verschwinden.
"Bei der Wache arbeiteste also, ja?", wollte Hayno, neugierig wie er war, wissen.
"...ähm...", der Gefreite sah sich in der Falle. Würde er ja sagen, würde Hayno vielleicht eine Schlägerei anzetteln (Amok vertraute grundsätzlich keinen Menschen, die er im Rauschzustand kennen gelernt hatte...), würde er die Frage verneinen, müsste er die Dienstmarke erklären.
"...jedenfalls brauchst du mir erst gar kein Bier anbieten!" Diese Antwort schien Amok plausibel. Zugeben wusste Hayno damit nicht so viel anzufangen wie der Gefreite doch scheinbar gab er sich damit zufrieden.
"Dit tu ich janz sicher nich. Trinke nämlich selbst nicht mehr."
Amoks Augen weitete sich.
"Bitte?!", er lachte. "Entschuldige, ich habe gerade verstanden du trinkst nicht mehr." Und Amok tat den Gedanken mit einer Handbewegung ab, als würde er ihn abschütteln.
"Nein, nein. Du hast schon ganz richtig verstanden.", bestätigte Hayno Amok, welcher sehr überrascht davon war, dass sein 'Freund' sogar normal sprechen konnte.
"Wieso das", wollte Amok wissen, "du warst früher der größte Schluckspecht, den ich kannte."
"Gleich nach dir.", grinste Hayno. "Einige führt es eben zur Wache und anderen überall hin, außer zum Alkohol. Als du plötzlich weg warst, wurde mir bewusst, dass es andere Beschäftigungen geben muss, als den süßen Geschmack von Wein und Bier zu genießen... Besonders wenn das Geld knapp wird.", fügte er hastig, fast unterschwellig hinzu. Amok nickte.
"Was macht man denn so für sein Geld?"
"Ähm.." Nun schien Hayno im Bedrängnis und Amok machte sich einen Spaß daraus seinen Bekannten mit fragenden Blicken zu sticheln. "Wie soll ich sagen... Ich arbeite bei der Assassinengilde." Amok schob die Lippen nach vorn und nickte mit weit aufgerissenen Augen. Er hatte natürlich bereits von dieser Art Gilde gehört, hatte sie aber immer nur für ein Gerücht gehalten.
"Na super, jetzt willst du sicher nichts mehr mit mir zu tun haben.", stöhnte nach einer Weile der Stille auf Hayno auf und schob seine Stuhl nach hinten, als wollte er gehen. Amok indessen biss sich auf die Lippe, um ein Genau richtig zu unterdrücken. Irgendetwas sagte ihm, dass er an diesem Mann dran bleiben musste.
"Nein, das macht doch nichts. Jeder muss sehen wo er bleibt.", log er äußerst überzeugend. "Und wie läuft das Geschäft?" Amok versuchte bei der Frage zu klingen, als würde er sich über das Geschäft eines Rosenhändlers erkundigen. Auch wenn dieser Händler hier weiße Blumen verkaufte.
"Nun ja.", begann Hayno. "Es läuft nicht gerade gut. Am Ankh geschah vor kurzer Zeit ein Mord. Oder zumindest wurde eine Leiche gefunden. Vielleicht hast du davon gehört. Unlizenziert natürlich. Und eigentlich war das Opfer mein Opfer, wenn du verstehst. Und jetzt muss ich gucken, wo ich bleibe. Natürlich bekomme ich vorerst keine Arbeit mehr. Es macht keinen guten Ruf her, wenn jemand anderes schneller war. Und dazu noch unlizenziert..." Wieder nickte Amok, während seine Gedanken rasten. Sprach er von dem Mord am Ankh?
"Na das ist ja wunderbar!", stieß Amok freudig hervor und vergaß für einen Bruchteil einer Sekunde seine Kopfschmerzen. Hayno indessen, schaute fragend und entsetzt drein.
"Wunderbar!? Ich bin sozusagen ruiniert!"
"Nein, so meinte ich das nicht.", erklärte Amok die Sachlage. "Du bist sicher sauer auf diese... Mörder" Und er hoffte, dass er sich richtig ausdrückte "und es würde deinen Ruf sicher aufbessern, wenn DU an deren Festnahme beteiligt wärst."
"Ich komme garantiert nicht zur Wache! Du preist das ja gerade an wie eine Sekte.", unterbrach Hayno seinen Bekannten und schien sich seiner Worte mehr als sicher, denn er unterstrich sie mit einer abweisenden Handbewegung.
"Nein, hör mir doch mal zu. Du hilfst mir und somit auch der Wache, mit ein paar Informationen die Täter zu finden. Und schon hast du an der Lösung des Falls mitgewirkt und deine Konkurrenz wäre ein für alle mal hinter Gitter... oder so." Amok wusste nicht, was mit Mördern geschah. "Und zusätzlich hättest du dich als ehrenwerter Bürger erweisen. Das muss natürlich niemand wissen.", beendete Amok sein Angebot und grinste Hayno an. Hinter dessen Stirn schien es mächtig zu arbeiten und nach einiger Zeit lachte der Mensch laut.
"Gut, ich helfe dir.", verkündete er feierlich. "Gibst du einen aus?"

***


Hayno hatte Recht behalten. Die Nacht war tatsächlich schon in Ankh-Morpork eingezogen und besetzte Straßen und Häuser. Die Sterne funkelten klar und diesmal konnte man ihre volle Pracht bestaunen, ohne dass man die Augen zusammenkneifen und durch eine dicke Schicht aus milchigem Nebel blinzeln musste. Es war eine recht kühle Nacht und Amok zog wie gewöhnlich genüsslich die eisige Frische über die Unterlippe. Er konnte spüren, wie die Luft pulsierend in seine Lungen strömte und ein wahres Feuerwerk entfachte. So frei hatte sich er sich schon lang nicht mehr gefühlt. Auch wenn er sich gerade in einer schmalen Gasse befand, an wessen Seiten Häuser in die Höhe wuchsen. Schnell fand er wieder in die Wirklichkeit zurück und beschleunigte seinen Schritt. Amok ignorierte den Gedanken, dass es sowieso nichts mehr bringen würde so spät noch zu arbeiten, denn was sollte man als Anwerber in so einer Nacht schon großartig tun, wenn man bereits einen Informanten angeworben hatte. Die Kopfschmerzen waren fast verflogen, und Amok ärgerte sich darüber, dass er nicht früher, als er noch jeden Tag mehr oder weniger betrunken war und immer Kopfschmerzen deswegen hatte [5], schon mal an die frische Luft gegangen war. Er wäre dem Teufelskreis des Alkohols sicher entkommen. Doch wenn er es sich recht überlegte, hatte es für ihn damals dafür gar keinen Anlass gegeben. Das Trinken hatte er nie als etwas Schlechtes angesehen. Es war ihm auch nicht lästig von etwas fast abhängig gewesen zu sein. Der Alkohol war einfach eine gute Methode gewesen, überschüssige Gefühle zu betäuben und andere Menschen, oder dergleichen zu ignorieren. In einer Stadt wie Ankh-Morpork achtete man nicht besonders auf Gefühle. Es war sicher nicht so schlimm wie in der Mittländern, doch anders als es sich Amok erhofft hatte, hatte er auch hier nicht die Erfüllung in Gesprächen gefunden, die er sich erhofft hatte. Man war verloren, wenn man Schwäche, oder Gefühlsregungen zeigte und von Zeit zu Zeit fühlte Amok eine eisige Kälte in sich aufsteigen, die ihm verriet, dass er das Gefühl von Wärme vermisste. Dann trank er - und es wurde warm. Ganz in Gedanken verloren hatte er nicht gemerkt, und er war deswegen umso überraschter, als er es merkte, dass er das Haus, in dem sich sein Büro befand, längst erreicht hatte. Schnell war er die Treppen hinaufgestiegen und hatte die Tür zu seiner kleinen Räumlichkeit geöffnet. Die Dunkelheit strömte aus dem kalten Zimmer – er hatte das Fenster immer noch nicht geschlossen - und weckte in dem Gefreiten neue Lebensgeister. Aus seinem Regal nahm das merkwürdig aussehende Musikinstrument und schlug ein paar Saiten an. Er spielte irgendetwas, nichts Bedeutendes, denn er hatte das Instrument erst kürzlich erworben und nicht die geringste Ahnung wie man es spielte. Doch schnell hatte er begriffen wie die verschiedenen Töne angeordnet waren und welche Akkorde man daraus bilden konnte. Er klimperte und versank dabei in Gedanken. Seine Aufgabe war erfüllt. Er hatte einen Informanten angeworben - wenn es auch ein paar Anfangsschwierigkeiten gab. Eigentlich hätte er zufrieden sein müssen, dass er seine Aufgabe erfolgreich und relativ gut bewältigt hatte, doch irgendwas hielt ihn davon ab. Etwas, was er nicht genau festmachen konnte sagte ihm, dass die Aufgabe noch nicht abgeschlossen sei. Etwas würde passieren.
Nach einer Weile stoppte er sein Spiel. Er zündete eine Kerze an, stellte sie behutsam auf seinen Schreibtisch und ließ sich in seinen Stuhl fallen, das Instrument legte er behutsam auf den Boden. Sofort fiel ihm das Gedicht vom Vortag auf und wieder zog die eine Strophe seine ganze Aufmerksamkeit auf sich.

... ein Rausch nimmt mir die Sinne,
lenkt mich ab vom Schlaf des Tages.
Lenk mich ab vom leben- lenkt mich weg vom Sein...


"Ja.", sagte er schlicht und ein trockenes Lächeln huschte über sein Lippen, als er über die Tragweite der Worte nachdachte, die er verfasst hatte. Der Rausch hatte ihn wirklich abgelenkt - hätte ihm fast seine Aufgabe ruiniert.
"Der Rausch lenkt uns weg vom Sein - Wie schön.", nichts von dem was Amok sagte, meinte er sarkastisch oder zynisch.
Er löschte die Kerze.

***


Unsicher drang ein kleiner Faden Sonnenlicht in das sonst dunkele Büro und schien auf eine Einladung zu warten. Kein Vogelgesang war zu hören und überhaupt war es auffallend ruhig für diese Uhrzeit auf den Straßen. Plötzlich zerstörte ein wildes Hämmern an der Tür die romantische Idylle und riss Amok aus einem äußerst ungewöhnlichen Traum. [6] Der Gefreite runzelte die Stirn und überprüfte seine Handflächen. Sie waren sauber. Noch einmal hämmerte jemand mit den Fäusten gegen die dünne Holztür und erst jetzt nahm es Amok wahr. Sofort erhob er sich und öffnete.
"Amok!", stieß Hayno erleichtert aus und breitete seine mit verkrustetem Schlamm verklebten Arme zu einer Umarmung aus. Dann stürmte ins Büro.
"Komm doch erst einmal herein.", bot der Gefreite einer unsichtbaren Gestalt an und gähnte lautlos. Dann schloss er die Tür.
"Ich habe Neuigkeiten, die dich umhauen werden!"
"Ja, das ist toll - doch eigentlich solltest du die Informationen an die Ermittler weiterleiten. Ich kann..."
"Nein.", unterbrach Hayno Amok lauthals. "Ich fühle mich bei Ermittlern so... seltsam. Wenn ich daran denke, dass ich Leute umbringe, deren Leichen sie nachher bergen..." Er machte eine Geste, als wäre er von irgendetwas angewidert, wessen Ursprung Amok jedoch nicht so ganz nachvollziehen konnte.
"Na dann...", sagte er schlich, "...erzähl's mir."

Noch während Hayno Bericht erstattete weiteten sich Amoks Augen und die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich.
"Also waren es wirklich die drei?!", harkte Amok ungläubig nach.
"Nun ja. Ich denke es waren beiden Älteren.", gab Hayno zu bedenken. "Ich habe gesehen, wie der Dünnere dem Giganten aufgetragen hat, dass er den Jungen umlegen soll, weil er wohl zu viel gesehen hatte. Er hat es tatsächlich gemacht, was mich nicht wundert...", er machte eine Pause und schien nachzudenken. "Wie dem auch sei. Jedenfalls waren sie gerade dabei den Jungen im Ankh zu versenken, als dieser die Augen wieder auf machte." Amok runzelte die Stirn.
"Ja! Der Junge war einfach nicht totzukriegen. Sie versuchten es gleich ein zweites Mal und diesmal schien der Schlag des Dicken gehörig gesessen zu haben. Sie versenkten ihn im Ankh." Hayno strahlte wie ein Honigkuchenpferd, während Amok auf das Ende der Geschichte wartete.
"Und weiter?"
"Achso. Als sie weg waren bin ich natürlich gleich zum Fluss - konnte mir ja denken, dass der Junge nicht einfach tot sein konnte - und wühlte im Schlamm herum, bis ich ihn gegriffen und herausgezogen hatte. Ich musste nicht oft fragen, bis er mir erzählte, was er gesehen hatte." Hinter Amoks Stirn arbeitete es. Wie konnte er nur die ganze Zeit über so blind gewesen sein?
"Dann waren sie es wirklich!?" Mit der flachen Hand schlug er sich gegen die Stirn.
"Natürlich! In der Trommel. Sie haben mich enttarnt und wieso haben sie genau das nicht ausgenutzt um eine Schlägerei anzuzetteln? Weil sie keine Aufmerksamkeit erregen wollten! ARGH!" Er hätte sich ohrfeigen können. Die Kopfschmerzen hatten ihn jeden weiteren Gedankengang am Vorabend verwehrt und erst jetzt war er dazu fähig gewesen die vielen kleinen Details zu einem ganzen zusammenzufügen. Scheinbar schenkte auch er den kleinen Dingen des Lebens zu wenig Beachtung. Er entschied sich das zu ändern, doch vorher war etwas anderes zu tun.
"Wo ist der Junge?", fragte er bestimmt.
"Bei den Ermittlern - er sagt gerade aus."
"Dann helfen wir die beiden zu stellen. Weißt du, wo die beiden hin sind?"
"Der Größere hat etwas von seiner Tochter erzählt, und dass er nun alles getan habe. Dann sind sie zu einem Versteck ganz in der Nähe des Ankhs."

***


Epilog

Es hatte wahrlich nicht lange gedauerte, bis man das Versteck der beiden Täter gefunden hatte. Die beiden Männer waren gerade dabei gewesen die Tür zu öffnen, als drei Ermittler das Erdloch stürmten und die Übergabe verhinderten. Der Kräftigere der beiden fluchte laut und es war wahrhaftig schwer ihn zu bändigen und mit zur Wache zu nehmen. Ständig rief er etwas von 'Tochter' und er hätte 'keine andere Wahl gehabt'. Später ergaben weitere Ermittlungen, dass er für die Sicherheit des reichen Mannes zuständig gewesen war. Sein Motiv war vermutlich der Neid auf den Reichtum des Alten. Der Dünne hatte den Schlüssel zur Tür in den Ankh geworfen und konnte fliehen. Die Ermittlungen über ihn dauern bis zum heutigen Tage an. Es wurde vermutet, dass Wertsache im Versteck gewesen sein mussten - die Tür blieb verschlossen, denn sie war zu gewaltig, als das man sie ohne passenden Schlüssel hätte öffnen können. Der Größere der beiden Täter war längst nicht mehr fähig gewesen etwas Sinnvolles über den Inhalt der Erdhöhle zu sagen - zu gewaltig war der Schock darüber gewesen, dass der Mord oder vielmehr der Mord und die versuchten Morde aufgeflogen waren.

Amok schwieg. Seine Aufgabe war erfüllt, doch noch immer fühlte er sich schlecht. War alles richtig gelaufen? Wenigstens ein Täter war gefasst wurden, doch irgendetwas bedrückte Amok. Er konnte nicht festmachen, was es war. Etwas war falsch gelaufen - etwas fehlte - immer noch.

Nichts ist perfekt. Perfektion ist nichts.
[1] Ja ja, ich will nun mal keine Minderheiten beleidigen und vernachlässigen...

[2] Eine der typischen Horrorfilmszenarien, nur eben am Tag bei strahlendem Sonnenschein, anstatt in einer Vollmondnacht...

[3] Es war heiß, doch nur wenige trauten sich ausgerechnet in die Trommel, um ihren Durst zu löschen. Abgesehen davon war es ein Grund Opfer einer Massenschlägerei zu werden, bestellte man etwas Nichtalkoholisches, denn das galt als mehr als verdächtig und deutete darauf hin, bei der Wache tätig zu sein.

[4] Was er da genau tun wollte wusste er natürlich nicht. In erster Linie ging es ihm darum weg von der lauten Umgebung zu kommen.

[5] Natürlich trank er immer mehr, um die vorhergehen Kopfschmerzen zu betäuben

[6] Er befand sich auf einer Wiese und wollte Blumen pflücken, doch immer, wenn er eine in der Hand gehalten hatte, verwelkte diese sofort, zerfiel zu Asche und ein lauer Wind trieb die kleine Partikel fort.

Kritik wahrscheinlich erwünscht.

Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Amok Laufen

26.08.2005 15:47

hat denn keiner was zu meckern? :D

Von Timotheus Trobar

26.08.2005 16:40

Die sind alle weg und ich muss zu meiner schande gestehen, dass ich sie nicht gelesen habe und jetzt auch, mangels Zeit, nicht lesen kann *g*

Von Ophelia Ziegenberger

26.08.2005 18:20

Lob: An deiner Geschichte gefiel mir gut, dass nicht alles glatt lief. Gleich zweimal hintereinander aufzufliegen, sollte einem Wächter zwar stark zu denken geben, kann aber gerade in der Anfangszeit einer Anwerber-Spezialisierung gewiss passieren.

Kritik: Leider wies die Geschichte ansonsten starke Defizite auf, weswegen ich sie auch schlechter gewertet habe, als die erzielte Endnote wurde. Am leichtesten zu korrigieren dürften davon noch die Rechtschreibung und die Grammatik sein. Um Beispiele zu nennen: häufige Kleinschreibung eines Nomens (z. B. abständen, niemand, arbeit etc.), eingeschobene Satzteile die entweder nicht zu Ende geführt wurden oder in falscher Form (z. B. "...Ein einzelner Schrank im Büro bot nicht genug Platz [...] stufte er nicht als wichtig für ihn ein..."), falsche Präpositionen (z. B. "...richtete seine Aufmerksamkeit voll und ganz der Mappe...") oder auch keine durchgängig genutzte Zeitform (z. B. "...Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand ihn tötete..." - Der Mord war hier aber schon geschehen). Die durchgängige Anhäufung dieser grammatikalischen Fehler ließ bei mir weder Lesefluss, noch dementsprechende Lesefreude aufkommen. Ein weiterer Kritikpunkt waren widersprüchliche Wendungen, durch die eine vorige Aussage unbeabsichtigt relativiert wurden (z. B. "Na wunderbar.", stöhnte er in gewohnt genervter Art und Weise, was meist nur in seiner 'Unlustphase' deutlich zu hören war. Sonst war Amok recht gut darin zu überspielen [...] was ihn gerade nervte...). Doch auch vom inneren Aufbau her konnte die Geschichte mich nicht überzeugen. Wie konnte der Erpresser die "Tochter" versorgen, wenn er doch stets mit deren Vater unterwegs war und den Schlüssel mit sich trug? Was für ein Zufall, dass Amok gleich in die richtige Kneipe ging und dort sowohl auf die Täter, als auch auf einen Informanten und sogar auf den Kronzeugen traf! Unglaublich! Die unschuldige Tochter des Mittäters am Schluss sterben zu lassen, weil dieser sich plötzlich nicht mehr genügend artikulieren konnte, schien mir ein sinnentleertes, sensationsheischendes Ende zu sein. Erst recht, wenn man die Trolle und Zwerge in der Wache bedenkt, die sich garantiert nicht von einer (egal wie dicken) Tür ohne Schlüssel davon abhalten lassen würden, einen Ort aufzusuchen, der Beweismittel bergen müsste!

Vielleicht hilft es, beim nächsten Mal erst einen Plot auszuarbeiten, der auch die Motivationen der handelnden Figuren berücksichtigt?

Von Amok Laufen

01.09.2005 13:36

scheint ja nichts mehr zu kommen.
danke für die kritk.
zur kenntnis genommen, kann jedoch nicht alles so anerkennen wie du es meinst. aber vieles stimmt wohl. werd ich mir merken.

p.s.: plot war da, hat wohl nichts gebracht- also das nächste mal ohne!? *lol

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