Mühlsteine

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von Hauptmann Daemon Llanddcairfyn (GRUND)
Online seit 16. 06. 2005
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 Außerdem kommen vor: Goldie KleinaxtAteraRobin PicardoSidney

Für eine große Aktion brauchen Dogs und Seals die Hilfe der Rekruten. Da kann ja gar nichts schief gehen.

Dafür vergebene Note: 13

-~ Ein unwillkommener Besuch, eine gute Entscheidung

Es klopfte. Sir Willem Halliburton legte seine Pfeife beiseite und sah auf. Edgar-Lloydd, sein Hausdiener, hatte an diesem Morgen einige Erledigungen außer Haus zu verrichten. Er sollte eine Nachricht zu seinem Geschäftspartner, Marcus Bohan, einem Händler für Delikatessen aus Brindisi, bringen und danach Besorgungen in den Geschäften von Ankh machen. Sicher hätte der Mann seinen Schlüssel für den hinteren Eingang des Anwesens nicht vergessen, er war seit vielen Jahren im Dienst von Sir Willem und war nie unzuverlässig gewesen. Und schon gar nicht hätte er mit solcher Intensität an die Vordertüre geklopft, wie es jetzt geschah. Verwundert legte der Hausherr die Tageszeitung auf den Tisch und stand auf. Während er durch den Salon in die Empfangshalle schritt, schloss er die Knöpfe seiner grünen Hausjacke. Er strich sich über die glatten, straff zurückgekämmten Haare und öffnete die Tür des Anwesens.
"Sie wünschen?", fragte er und schnappte nach Luft, als ein kräftiges Händepaar ihn am Kragen packte und zwei Arme ihn in die Luft hoben. Sir Willem strampelte hilflos und lief rot an.
"Das hier kann ganz schnell vorbei sein", knurrte der Mann am anderen Ende der Arme. Der so grob überraschte Lord keuchte und starrte seinen Angreifer an. Der Mann war unrasiert und wohl auch seit Längerem ungewaschen. Blaue und schwarze Tätowierungen bedeckten seine dicken, behaarten Arme, in der Hauptsache waren Anker und Frauen ohne Kleidung zu erkennen. Der Matrose trug Sir Willem in die Empfangshalle und ließ ihn auf einen Stuhl plumpsen.
"Und jetzt bleib schön ruhig, während wir uns kurz umsehen", brummte er. Eine Anzahl ähnlich beschaffener Männer stürmte in das Anwesen, verteilte sich in verschiedene Räume, man hörte Klirren und wie schwere Möbel verrückt wurden.
"Ich habe meine Gildenabgaben bereits bezahlt!", brachte er hervor, "Seht ihr denn die Plakette am Eingang nicht?", fügte er aufgebracht hinzu. Ein weiterer Mann betrat die Eingangshalle. Er trug hohe Stiefel, in denen jeweils mindestens ein Dolch steckte. Ein Degen hing an seiner Seite, seine Kleidung bestand aus Stulpen, Puffärmeln und einem Hut mit breiter Krempe und einer großen, buschigen Feder.
"Mein treues Mannschaftsmitglied Mister Bugratte hat sie beim Eintreten auf die Vorteile eines ruhigen Verhaltens ihrerseits hingewiesen", begann er und strich sich über seinen blonden Schnurrbart, "Ich möchte sie bitten, diesem Rat Folge zu leisten."
"Es ist völlig unerhört, wie ich hier behandelt werde", erregte sich Sir Willem, "Wissen sie nicht, wer ich bin?" Der Degenträger seufzte leise.
"Sir, ich versichere ihnen, dass", ein weiteres Krachen war aus dem Obergeschoss zu hören, aus dem hinteren Teil des Gebäudes was fröhliches Rufen zu hören, "dass wir nicht an einer Besitznahme ihres Eigentums interessiert sind", beendete der Mann den Satz und überhörte weitere Rufe, welche die Entdeckung einer Liqueurbar verkündeten, "Wir wollen lediglich einen kurzen Blick in jedes Zimmer, in jeden Schrank, unter jeden Teppich und in die Kellerräume dieses Hauses werfen", fügte er hinzu.
"Das ist doch wohl...", begann Sir Willem erneut und strich sich hastig über die in Unordnung geratenen Haare, "Ich bin Lord Halliburton, ich habe großen Einfluss auf alle militärischen Maßnahmen, welche die Stadt ergreift!" Der Andere nickte.
"Seien sie versichert, mein Lord, sie werden unsere Anwesenheit nicht zu lange ertragen müssen", er zog langsam seinen Degen und ging auf Sir Willem zu, der nervös mit seinem Stuhl über das glatte Parkett zurückrutschte, "Sehe ich es richtig, dass ihr Grundstück bis an die Ufer des Ankhs reicht, mein Lord?"
"Ich... es... nehmen sie, was sie wollen, alles, nur lassen sie mich am Leben!", rief der Überfallene. Der Mann mit dem Degen in der Hand schüttelte langsam den Kopf.
"Ihr Grundstück, mein Lord, reicht es bis zum Ufer des Flusses?", fragte er wieder. Sir Willem nickte.
"Ja. Jaja, das tut es. Warum wollen sie das wissen, sie schmutziger Dieb?", er sah ihn zitternd an.
"Mister Bugratte!", rief der Andere, "Suchen sie mit doppelter Intensität!", er sah auf Sir Willem herab, "Sie missverstehen noch immer, mein Lord", er ging einen weiteren Schritt auf ihn zu, "Erstens sind wir tatsächlich an nichts interessiert, was sie ihr Eigentum nennen", Schritt, "Zweitens bin ich keineswegs schmutzig, ich achte sehr auf meine Reinlichkeit. Für die Mitglieder meiner Mannschaft kann ich leider nicht sprechen", der Degen blitzte, als er ausholte, "Drittens, sind wir keine dieser abscheulichen Diebe. Wir sind ehrliche Schmuggler", der goldene, feingearbeitete Handschutz des Degens traf Sir Willem an der Schläfe. Ohnmacht umfing ihn.

-~ Fragen im Keller und Puppen außer Gefahr, ein ungeliebter Auftrag

Grelles Licht fiel in den staubigen Raum, als die Tür geöffnet wurde. Staubflocken wirbelten auf, tanzten in der bis gerade unbekannten Flut hellen Glanzes. Vegeto hustete und stolperte hinter Sidney die kleine Stufe hinunter in die düstere Kammer.
"Tut mir leid, es ist etwas dunkel hier", rief der Chief-Korporal, während er durch den Raum lief und am anderen Ende ein Holzbrett zur Seite schob. Ein Fenster mit dicken Eisenstäben wurde dadurch freigelegt und langsam gewöhnten sich die Augen des Rekruten an die neuen Lichtverhältnisse.
"Normalerweise kümmere ich mich alleine um das Arsenal und soviel Licht benötige ich nicht", Sidney grinste ihn mit beunruhigend großen Zähnen an, "Du bist also beim Tresendienst eingeschlafen und musst jetzt hier helfen, was?", er machte eine Geste, die den ganzen Raum einschloss. Vegeto sah sich um, Regale voller verbeulter Helme und schartiger Schilde waren aufgestellt, krumme Lanzen und abgebrochene Keulen reihten sich schräg und ungeordnet in morschen Ständern, stumpfe Schwerter, rostige Dolche und Morgensterne ohne Griffe lagen in moderigen Kisten herum.
"Man tut, was man kann, aber bei 24 Stunden Einsatz am Tag bleibt nicht viel Zeit übrig, um sich um die Waffenkammer zu kümmern", kommentierte der Werwolf den Anblick, "Ich habe die halbwegs brauchbaren Klingen rausgesucht und wieder flott gemacht, damit die Wächter auf der Straße nicht vollkommen nackt durch die Stadt laufen, aber wenn ich dir einen Rat geben soll: Besorg dir was eigenes. Das eigene Schwert kann dir keine geborgte Klinge ersetzen", der Chief-Korporal nickte und schob den Rekruten um eines der Regale herum in einen anderen Teil des Arsenals.
"Hier habe ich ein paar Schilde rausgesucht, aus denen man vielleicht noch was machen könnte", erklärte er und deutete auf einen Stapel runder, flacher Gegenstände, "Wir sind ja keine Rüstungsschmiede, also wirst du dich nur um eine gewisse Vorbehandlung kümmern."
"Was soll das heißen?", fragte Vegeto mit einem erschrockenen Blick auf die Arbeit, die auf ihn zu kommen würde. Hätte er nur nicht die Beförderung von Übrigens Gernegroß zum Gefreiten noch bis zum bitteren Ende mitgefeiert, dann wäre er bei seinem Tresendienst nicht eingeschlafen und von Hauptmann Llanddcairfyn auch noch dabei erwischt worden. Mit Schaudern dachte er an den zynischen Sarkasmus und die Unzahl rhetorischer Fragen, die daraufhin auf ihn niedergeprasselt waren. Sidney schob ihn jetzt zu einem Stuhl in der Nähe des Schildstapels.
"Das heißt, während ich dort vorne daran arbeite, meine Nahkampftechnik mithilfe der Strohpuppe zu verbessern, wirst du diese Bürste und diese Spachtel nehmen und die Farbreste und verrotteten Lederteile von den Schilden kratzen. Wenn du danach noch mit der Faust dagegen schlagen kannst, ohne durchzubrechen, geht es zum Schmied", der Werwolf überlegte kurz, "Wenn ich so darüber nachdenke: Den Schlagtest werde ich übernehmen, du kümmerst dich einfach nur um die Vorbereitung." Vegeto seufzte. Er sah sich viele Stunden in diesem dunklen Keller sitzen und Farbreste von alten Brettern schrubben, während ein eindeutig Waffenverrückter schwitzend hinter ihm eine Strohpuppe verprügeln würde. Gerade in diesem Moment machte sich Sidney daran, sein Hemd aufzuknöpfen.
"Ääh!", macht der Rekrut schnell, "Chief-Korporal", stotterte er, "Sagen sie. Was...", er stockte, der andere Wächter sah ihn fragend an, "Was sind denn das hier für...", suchend hastete Vegetos Blick durch den Raum, "Ähm... Waffen?", beendete er die Frage, die ihn zumindest noch ein paar Sekunden von Bürste und Spachtel fernhalten sollten. Die Zähne des Werwolfs blitzten. Seine Hände sanken von der Knopfleiste des halboffenen Hemdes, das er bereits aus der Hose gezogen hatte.
"Solche Fragen lobe ich mir", rief er und legte seinen Arm um Vegetos Schultern, "Dann komm mal mit auf meinen kleinen Rundgang." Sie gingen zwischen den hohen Regalen entlang.
"Das Meiste ist natürlich nur alter Plunder, vieles seit dem letzten König nicht mehr getragen oder gar gewartet. Das Leder ist brüchig, das Metall angelaufen, die Kettenhemden löchrig und die Klingen nichts weiter als dünne Stücke nutzlosen Stahls", dozierte Sidney, "Aber ein paar Kleinigkeiten sind schon einen Blick wert", er öffnete eine Truhe, die in einer Ecke stand. Eine Anzahl kleiner, runder Objekte wurde sichtbar, "Wir nennen sie 'Kugeln-die-nach-dem-Werfen-helles-Licht-machen'. Sehr sinnvoll, wenn man irgendwo reinwill, ohne mit Pfeilen gespickt zu werden. Frag mich nicht, wie das Licht da reinkommt, ich weiß, wie man sie benutzt und das hat bisher gereicht", er grinste wieder und zog den Rekruten zu einem Gestell mit Armbrüsten. Der Chief-Korporal nahm eine heraus und legte auf die Holzpuppe am anderen Ende des Regalgangs an. Als er abdrückte, schnellten kurz nacheinander fünf Sehnen vor - Schnappschnappschnappschnappschnapp! Die Waffe tätschelnd legte er sie zurück, "Das ist natürlich eindrucksvoller, wenn Bolzen eingelegt sind", kommentierte er, "Wir vermeiden jedoch in der Regel die Anwendung der 'Burlich und Hammerkopf Fünf-Stich' in geschlossenen Räumen."
"Burlich und Hammerkopf?", fragte Vegeto, "Ich dachte, es hieße Burlich und Starkimarm?!" Sidney nickte.
"Hammerkopf war der erste Partner von Herrn Burlich. Die beiden Zwerge vertrieben eine offensive Produktlinie, die heute in der Mehrzahl der zivilisierten Gegenden der Welt verboten ist. Die meisten Vertriebsgüter der Werkstatt waren auf den effizienten Einsatz gegen größere Menschenansammlungen oder kleiner Trollgruppen ausgelegt. Die Firma löste sich auf, als der Kundenkreis schwand. Herr Burlich gründete bald darauf mit Herrn Starkimarm die Schmiede, die wir heute wegen ihrer Qualität und Kundennähe schätzen", wenn es um Waffen ging, kannte sich der FROG aus, "Jetzt aber genug erzählt, die Schilde warten auf dich", die beiden Wächter wandten sich um.
"Ui!", entfuhr es Vegeto. Durch das kleine Fenster fiel ein Lichtstrahl in die staubige Waffenkammer, stach durch die stickige Luft und brach sich weiß und hell auf der Schneide eines Schwertes, das einzeln auf einer Aufhängung lag. Die Sonnenstrahlen glitzerten auf der Oberfläche, die Klinge war mit rankenartigen Gravierungen verziert, die eigenartig zu glimmen schienen. Die Schneide schien so gleißend, dass es in der Waffenkammer unwirklich wirkte. Der Rekrut trat langsam auf das Schwert zu.
"Was ist das?", fragte er mit glänzenden Augen. Sidney antwortete nah an seinem Ohr.
"Dreieinhalb Fuß rein gegossener Stahl aus den Minen von Ambersia. Man sagt, dort arbeiteten nur Jungfrauen, die mit ihren feinen Händen das Erz aus dem Berg streicheln, es in ihren Schößen waschen und mit ihren Bärten trocknen. In den Schmieden von Meister Flamberg in den Bergen von Überwald geschmolzen und geformt. Neunzehnfach gefalten und hundertfach geschärft von seinen besten Schülern, von denen zwei bei der Herstellung starben, weil sie nur einen kleinen Augenblick unachtsam waren und abrutschten. Poliert und graviert mit Symbolen, deren Bedeutung nur noch ein paar alte Mönche ganz oben in den Gebirgen der Mitte kennen", flüsterte der Werwolf, "Und schließlich in einen hauchdünnen Mantel pursten Silbers gehüllt. Die Klinge ist leicht, flexibel, stabil und die Balance perfekt", er griff nach dem Handgelenk des Rekruten, der die Hand nach der Waffe ausgestreckt hatte, "Der Fellstreichler. Eine kleine Aufmerksamkeit unserer bürgernahen Ermittlungsgruppen von FROG, wenn es um Untote geht. Wir geben diese Art von Waffe im Normalfall nicht aus. Es wäre etwas unhöflich gegenüber den Werwölfen in der Wache, die eine perfekte Klinge weniger zu schätzen wissen als ich, ständig damit herum zu laufen. Außerdem neigen sie dazu, während des Einsatzes verloren zu gehen", fügte er grinsend hinzu.
"Aber jetzt genug mit dem Rundgang, an die Arbeit, Kleiner."

-~ Yogis Lauf und Lilas Geschichte

Yogi Schulterbreit lief durch die Straßen von Ankh. Das musste er sofort seiner Abteilungsleiterin erzählen. Er war im wohlhabenderen Teil der Zwillingsstadt unterwegs gewesen, als eine ganze Anzahl aufgebrachter Bürger auf ihn zugekommen war. [1] Und was sie ihm aufgeregt erzählt hatten, das war keine Lappalie. Das war etwas ganz Anderes. Hier kam ein Einzelner nicht mehr mit zurecht, die Abteilung musste umgehend informiert werden, am Besten musste die ganze Wache Bescheid wissen. Yogi schlidderte um eine Hausecke, wich einem Karren aus und rannte weiter. Die halbe Stadt war in Aufruhr und alle waren zu IHM gekommen, keine Frage: Es war ernst. Die Information musste unverzüglich persönlich überbracht werden, sie duldete keinen Aufschub. Wenn es erst noch zu größeren Tumulten kam, bevor man am Pseudopolisplatz Bescheid wusste, konnte es sogar gefährlich werden. Der Wächter sah im Laufen über seine Schulter. Er konnte Niemanden sehen, der ihm folgte. Er konnte sich keine weitere Verzögerung erlauben und keinem Bürger bei den Kleinigkeiten helfen, die den im Moment belasten mochten, bevor diese Sache nicht erledigt war. Die kleine Stichgasse dort vorne würde ihm den Weg um den ganzen Häuserblock ersparen, er spurtete in die dunkle Passage und sprang über eine umgeworfene Wassertonne. Unglaublich, dass so etwas mitten in Ankh passieren konnte. Dahinter musste mehr stecken. Da mussten einige mächtige Leute ihre Finger im Spiel haben. Leute, denen es vielleicht nicht Recht sein würde, wenn sich die Wache einmischte. Yogi hatte das Ende der Gasse fast erreicht, lief auf den hellen Spalt zwischen den eng beieinander stehenden, hohen Häusern zu, als dort plötzlich ein großer Schatten auftauchte.

Lila Bugratte war Matrose auf der Giulietta, einem der Dutzenden Schmugglerschiffe, die in Ankh-Morpork Geschäfte machten. Sein Leben lang hatte er unter seinem Namen gelitten, hatte sich als Kind die Hänseleien in der Armenschule von Sto-Lat gefallen lassen müssen: Die immer wiederkehrenden Zeichnungen violetter Nagetiere, die spottenden Reime. Schließlich war das zuviel gewesen. Er begann Gewichte zu heben: Steine, Holzbalken, seine Geschwister. Er trieb Sport, er arbeitete hart an sich und schließlich, nach einigen Wochen langer, verregneter Ferien, betrat er die Schule und bekam seine Rache. Jedenfalls rächte er sich an zwei der Jungs. Nachdem diese am Boden lagen, stürzte der Rest gemeinsam auf ihn und verdrosch ihn. Nach diesem Vorfall musste er die Schule verlassen - dreiundvierzig Zeugen sagten einstimmig aus, dass er an der Prügelei Schuld gewesen sei und in keinster Weise provoziert worden war - und ging in das Warenvertriebs-Geschäft. Er lud Kisten und Fässer auf Schiffe und wieder herunter, wobei einige der Behälter von Zeit zu Zeit in besondere Nischen der Laderäume verstaut wurden, die nach dem vollständigen Verladen der Waren nicht mehr zu erkennen waren. Lila Bugratte war schließlich auf der Giulietta gelandet, ein Schiff unter brindisianischer Flagge, nicht zu groß um Zollbeamten und Wächtern aufzufallen. Außer dem Namen hatte nichts an oder auf ihr mit Brindisi zu tun, doch hatte sich bisher Niemand darüber beschwert, was besonders an den Papieren des Schiffs lag, die selbstverständlich auf brindisianisch ausgestellt waren und die ihr Kapitän Liesbert Hellewahn äußerst sorgfältig in seinem Schreibpult neben seinen Schreibfedern und dem Tintenfass aufbewahrte. Die letzten Tage hatten den Matrosen etwas verwirrt, jedoch hatte er sich mit seinen speziellen Fähigkeiten, die besonders das Heben von Gegenständen und Personen beinhalteten, besonders hervortun können. Sie waren in ein paar der besten Adressen der Stadt zu Besuch gewesen. Doch jetzt wurde die Sache langsam heiß und gebracht hatte es bisher auch nichts. Lila war etwas nervös. Und deshalb war er jetzt auf dem Weg zur Und das war der Moment, in dem er an einer dunklen Gasse vorbeiging und ein großer Kerl in ihn hineinrannte.
"Hey, was soll denn das?", rief er und stolperte zurück, "Hast du keine Augen im...?", wollte er den Typen fragen, doch der war schon wieder weiter gerannt.

~ Worum geht es hier?, der Haken an der Sache

Stabsspieß Atera saß in ihrem Büro und reinigte ihren Haken [2]. Atera versuchte gerade zum wiederholten Mal, die feinen Ziselierungen am Schaft sauber zu bekommen, als die Tür aufgerissen wurde und Yogi Schulterbreit in ihr Büro gestürmt kam. Schwer atmend stand er schwankend vor ihrem Schreibtisch, wollte anfangen zu sprechen, schwankte heftiger und fuhr mit den Händen nach vorne auf die Schreibtischplatte, um sich dort abzustützen und ein Umkippen zu verhindern. Ein Schmerzensschrei war die Folge und der Vektor hob die Hand, die jetzt aus einer runden Wunde blutete. 'Na toll', dachte Atera, 'Jetzt kann ich von vorne anfangen.'
"Was ist in dich gefahren, Gefreiter?", rief sie und sprang auf, um ihn am Arm festzuhalten. Die letzten Minuten waren für Yogi nicht sehr erfreulich gewesen, nach dem Zusammenprall mit einem ziemlich dicken und ziemlich stinkenden Matrosen war er weitergerannt, bis seine Seitenstiche sich weit genug ausgebreitet hatten, um sich zu vereinen und einen großen Hort des Schmerzes in seiner Leibesmitte zu bilden. Die Stufen des Wachgebäudes waren keine Freude gewesen und die Verletzung seiner Hand schien seinem nicht gerade kleinen oder gebrechlichen Körper jetzt den Rest zu geben. Der Gefreite schwankte ein weiteres Mal und fiel dann in den Stuhl, der auf dieser Seite des Schreibtisches stand. Atera gab ihm ein paar Minuten, um zu Atem zu kommen, bis sie wieder zu sprechen begann.
"Gefreiter, welche Katastrophe ist im Anmarsch, dass du so in mein Büro gestürmt kommst?", sie rieb wieder mit dem Lappen über die Spitze des Hakens.
"In Ankh", begann Yogi, "Die Schmuggler. Sie gehen von Haus zu Haus und durchsuchen alles." Die Abteilungsleiterin hob eine Augenbraue. Diese war auf die Tischplatte gefallen.
"Sie durchsuchen die Häuser?", fragte sie. Der Vektor nickte.
"Eine Bande stürmt in ein Haus, setzt die Einwohner fest und stellt alles auf den Kopf. Danach ziehen sie zur nächsten Tür", berichtete er, "Ich war in der Nähe des Flussufers unterwegs, als einige sehr aufgebrachte Bürger mich ansprachen." Atera versuchte, durch festes Reiben die Augenbraue wieder an der dafür vorgesehenen Stelle zu befestigen.
"Das ist ungewöhnlich. Solche offenen Raubzüge wird die Diebesgilde nicht hinnehmen. Es könnte zu einem Krieg zwischen Schmugglern und Dieben kommen, jedenfalls wird es sehr unschön, egal zu welchen Maßnahmen Boggis sich entschließt", sie verzog das Gesicht, doch Yogi schüttelte den Kopf.
"Nein, Mä'äm, die Schmuggler stehlen nicht. Außer ein paar Flaschen Likör ist bisher nichts weggekommen. Es sieht so aus, als würden sie etwas suchen."
"Sie nehmen nichts mit?", fragte die Abteilungsleiterin, "Aber worum geht es ihnen dann?"

-~ Freundliche Glückwünsche und ein silberloser Judas

"Worum geht's?", fragte Goldie Kleinaxt. Die Gefreite stand aufrecht im Büro ihres Abteilungsleiters und spähte über die Kante seines Schreibtisches. Robin Picardo grinste.
"Ah, unser neuster Dobermann!", er deutete auf den Matratzenstapel an einer Wand des Büros. Die Zwergin kletterte darauf und sah den Oberstfeldwebel aufmerksam an. Der sah sie an. Goldie hatte lange auf ihren ersten richtigen Fall als Dobermann warten müssen und hatte sich dann inmitten eines Gemetzels zwischen Dieben und einer unbekannten Gruppe Eindringlinge wiedergefunden. Robin fühlte sich nicht wohl dabei, sie gleich wieder in eine Situation zu schicken, die schon jetzt eine Bande wild gewordener Schmuggler beinhaltete. Besonders groß war die Wächterin auch nicht. Und besonders eindrucksvoll konnte man auch die Axt nicht nennen, die sie bei sich trug. Und nachdem, was Atera ihm mitgeteilt hatte, handelte es sich um mindestens fünfzehn gewaltbereite Matrosen. Goldie sah den Oberstfeldwebel mit großen Augen an. 'Was war das überhaupt für ein Name: Goldie?', fragte sich der Abteilungsleiter. Für einen Wächter draußen auf der Straße jedenfalls vollkommen ungeeignet. Robin wusste nicht, ob es bei Zwergen so etwas wie Näherinnen gab, aber in dem Geschäft hätte die Wächterin mit ihrem Namen sicher größeren Eindruck gemacht. Aber sie saß nicht im Erdgeschoss des Boucherie Rouge, sondern hier oben bei ihm auf einem kleinen Matratzenstapel und - wie Robin erschrocken feststellte - wippte vor Vorfreude vor und zurück und schlenkerte mit den kurzen Beinchen. Und ein Eichhörnchen saß auf ihrer Schulter!
"Was ist denn los, Herr Obersfeldwebel?", fragte sie jetzt. Robin seufzte und griff nach seiner Uniformjacke, die über der Stuhllehne gehangen hatte. Als Abteilungsleiter trug er die Verantwortung für jeden seiner Leute.
"Folge mir, Gefreite, ich erkläre es dir unterwegs", sagte er und verließ das Zimmer.
"... so etwas kann man den Schmugglern natürlich nicht durchgehen lassen", erklärte Robin, als die beiden Wächter wenig später das Haus der Gilde erreichten, "Und deshalb gehen wir jetzt mal da rein und fragen nach, was diese Überfälle zu bedeuten haben", er schaute an der Fassade hoch. Der Sitz der Schmugglergilde befand sich in einem mehrstöckigem Gebäude, das in eine Lücke in einer wesentlich imposanteren Häuserreihe gezwängt worden war. Die Wand war verschmutzt, die Farbe an den Fensterrahmen war abgeblättert. Robin ging zu der Metalltür und verdrehte die Augen, als er, während er klopfte, den schmalen Schlitz bemerkte, der auf Augenhöhe in das Metall gesägt worden war [3]. Überrascht trat er einen Schritt zurück, als kurz darauf die Tür geöffnet wurde und ein kleiner, dünner Mann heraustrat. Er trug einen fleckigen, dunklen Mantel, der ihm kaum über die krummen Knie reichte und einen zerknitterten, schwarzen Hut mit breiter Krempe. Unter der Krempe sahen kleine, runde Augen den Abteilungsleiter an, die Nase war spitz, die Lippen zu einem Grinsen hochgezogen. Insgesamt wirkte der Mann wie eine Mischung aus Vogelscheuche und Assassine.
"Guten Tag, Oberfeldwebel Picardo", begrüßte er nach einer kurzen Pause den Wächter, "Herzlich Willkommen bei der Gilde der Schmuggler, Marodeure und Transporteure illegaler Güter. Und darf ich hinzufügen: Glückwunsch zu ihrer Beförderung. Ich fürchte, unsere Büros sind nicht rechtzeitig dazu gekommen eine Karte zu schicken", der kleine Mann grinste, während Robin ihm noch immer sprachlos gegenüber stand.
"Der Oberstfeldwebel versteht das natürlich", fuhr Goldie über sich selbst erschrocken auf, "Ihre, ähm, Angestellten haben sicher eine Menge zu, hm, erledigen. Da kann so eine Kleinigkeit schon mal vergessen werden und, ähäm, verloren gehen."
"Schnell ist etwas unter den Tisch gefallen", nickte der Schmuggler, er wandte sich wieder an den Quirmianer, "Ich bin Freund Beuteltasche, Unterboss der Gilde", erklärte er, "Ich denke, ich weiß, weshalb sie und ihre - Assistentin hier sind."
Das Büro des Unterbosses war klein, schmutzig, vollgestellt und düster. Die kleine Fensterscheibe war dreckverschmiert und ließ nur wenig Licht hindurch, das auf den zu niedrigen Schreibtisch fallen konnte. Darauf lagen zwischen Speiseresten, Aschehaufen und fleckigen Trinkgläsern einige Papiere mit halb ausgefüllten Tabellen und gekritzelten Landkarten. Freund Beuteltasche setzte sich auf den zu hohen Sessel, an dessen Rückenlehne Robin große, dunkelrote Flecken erkennen konnte. Der Abteilungsleiter nahm auf einem wackligen Stuhl Platz, für Goldie stand keine weitere Sitzgelegenheit zur Verfügung.
"Unsere Abteilung für Aufklärung hat mir einen Bericht geschickt, in dem einige unglückliche Vorfälle beschrieben werden", begann der kleine Schmuggler und nahm scheinbar wahllos einen der Zettel vom Schreibtisch in die Hand, "Eines unserer Mitglieder hat mit seiner Mannschaft in den letzten Stunden mehrere Überfälle auf verschiedene Anwesen in Ankh verübt", er legte das Papier zurück, Goldie konnte darauf lediglich ein paar ungelenke Zeichnungen von Ankern erkennen. Robin verdrehte die Augen.
"So ist es scheinbar", antwortete er, "Selbstverständlich kann so ein Verhalten der Gilde nicht toleriert werden. Es gibt Gesetze in der Stadt."
"Wir haben die Situation in der Zwischenzeit bereinigt", erklärte Beuteltasche. Robin brummte.
"Wir hätten gerne etwas genauer gewusst, was zu diesen Überfällen geführt hat und", sagte er, "wie diese Bereinigung durch die Gilde aussah. Nicht, dass wir uns in Angelegenheiten der Schmuggler, Marodeure und Transporteure illegaler Güter einmischen wollten; Das große öffentliche Interesse an der Sache, du verstehst", fügte der Oberstfeldwebel hinzu. Der Unterboss grinste.
"Wir haben Kapitän Hellewahn in Gewahrsam genommen. Du kannst ihn jederzeit befragen", antwortete er und erhob sich, "Sicher wirst du dich sehr für seine Motive interessieren", Freund Beuteltasche griff nach seinem großen Hut und ging zur Tür des Büros.
Freund Beuteltasche warf die Tür hinter sich zu und hetzte durch die engen Flure des Gildengebäudes. Schnell stieg er die knarrenden Treppen hinunter und stieß hastig die fleckige Tür zum Hinterhof auf. Auf dem kleinen, von einer unverputzten Mauer umgebenen Platz stapelten sich Unmengen instabiler, dreckiger Holzkisten zu hohen, wackligen Türmen auf dem aufgeweichten, schlammigen Untergrund. Zwischen dem - Transportgut wartete ein beleibter Seemann auf den Unterboss der Gilde. Nervös spähte der Wartende in die feuchten Schatten, seine großen, behaarten Hände drehten unentwegt eine kleine, runde Mütze.
"Was kannst du berichten?", fragte der ankommende Unterboss noch im Laufen. Der Matrose duckte sich unwillkürlich, als er den wesentlich kleineren Mann bemerkte, richtete sich aber schnell wieder auf und begann zu flüstern.
"Was sagst du?", fragte Beuteltasche, der einige Schritte vor dem Seemann stehen geblieben war und diesen ungeduldig unter seiner breiten Hutkrempe ansah, "Du musst lauter sprechen, ich verstehe kein Wort."
"Er", begann der Mann noch mal, "er ist im Gesprungenen Auge."
"Er?", fragte der Unterboss, "Hellewahn?" Lila Bugratte nickte stockend, ein Strahlen erschien auf Freund Beuteltasches Gesicht. "Exzellent", rief er aus und wandte sich ab. Nach wenigen Schritten über den unordentlichen Hof hielt er noch einmal an und sah zu dem unruhigen Matrosen zurück.
"Und du willst bestimmt nicht sagen, warum ihr die Häuser überfallen habt?", fragte er misstrauisch. Lila nickte und schüttelte dann schnell den Kopf, "Es wir doch wohl nicht um einen Schatz gehen, oder?", bohrte der Unterboss, "Die Gilde ist sehr streng, wenn man versucht sie um ihren Anteil an - Ausgrabungen zu bringen", er sah den Seemann scharf an, "Sag es jetzt, dann kann ich vielleicht etwas für dich tun." Doch Lila Bugratte schüttelte den Kopf. Der Schmuggler grunzte feucht.
"Na gut, dann eben nicht", sagte er resignierend und wandte sich zum Gehen, während sich aus den klammen Schatten der Holzkistenstapel grobe Gestalten lösten und auf den zitternden Matrosen zukamen.

Kapitän Liesbert Hellewahn war ein schlanker, aber nicht schmächtiger Mann ein Stückchen jenseits seines dreißigsten Geburtstages. Er trug seine kleinen, blonden Locken schulterlang und dazu einen dünnen Schnurrbart. Seine blauen Augen blitzten unter dem schwarzen Dreispitz mit der buschigen Feder und seine Hände waren halb von den weißen Rüschen bedeckt, in denen die Ärmel seines blauen, halblangen Mantels mit den Goldknöpfen endeten. Der Kapitän trank wesentlich öfter Wein als Bier und aß in den meisten Fällen mit Messer und Gabel. Sein Schiff, die Giulietta, war jedoch mit einer Mannschaft grobschlächtiger, breitgebauter Männer mit flachen Stirnen und markanten Unterkiefern besetzt, die scheinbar überhaupt nicht zum Auftreten ihres höflichen und wohlerzogenen Kapitäns passen wollten. Kurz gesagt: Kapitän Liesbert Hellewahn konnte in keinem Hafen am Runden Meer anlegen, ohne dass sein Frachtraum von den örtlichen Zollbeamten von oben bis unten durchsucht wurde. Oder zumindest der Teil, der den Beamten wie Oben bis Unten vorkam. Manchmal war die Höhe des Frachtraums ein klein wenig geringer, als bei einer genauen Prüfung der Außenmaße der Giulietta der Fall gedurft sein hätte. Eine solche Messung wurde jedoch durch allerlei Auf- und Anbauten auf dem Oberdeck und den Außenwänen des Schiffes, von denen der Kapitän jede Einzelne vollkommen plausibel erklären konnte, erschwert und so fielen ein paar wenige Zoll zwischen Oberdeck und Frachtraum in den wenigsten Fällen auf. Und so kam es, dass die Beamten die Giulietta stets sehr misstrauisch, aber beanstandungslos verließen.
Hellewahn saß in diesem Moment in einer Hafenkneipe in Ankh-Morpork, dem Gesprungenen Auge, einem guten Bekannten und Geschäftspartner gegenüber und wirkte absolut ruhig, wohingegen sein Gesprächspartner aufgeregt gestikulierte und mit gehobener Lautstärke in das Gemurmel der Kneipe lamentierte.
"Ihr hört einfach auf?", sagte er gerade wütend, "Was soll das? Warum sitzt ihr hier herum?", er hieb mit der Faust auf den wackligen Tisch. Liesbert setzte sein Glas auf den Tisch ab und seufzte leise.
"Wir haben zuviel Aufmerksamkeit erregt", erklärte er, "Es tut mir leid, aber es wäre schon ein großer Zufall gewesen, wenn es geklappt hätte." Sein Gegenüber fegte das Glas vom Tisch.
"Das ist alles?", schrie er. Einige der Seeleute an den Nachbartischen, von denen ein paar heute mit Hellewahn unterwegs gewesen waren, sahen ihn mitleidig an und wandten sich wieder ab. Liesbert sah dem Wütenden ruhig in die Augen.
"Ich wünschte, es hätte geklappt, Leuthold", sagte er, "Meine Mannschaft und ich sind ein großes Risiko eingegangen, als wir es versucht haben", er sah an seinem Gegenüber vorbei und brummte kurz, "Wie dem auch sei: Ich fürchte, wir können die Aktion morgen nicht fortsetzen. Es wäre besser, wenn du dieses Lokal jetzt verlässt." Leuthold sah ihn verwirrt an und wandte den Kopf. In der Tür stand ein kleiner, dürrer Mann mit einem großen Hut. Hinter ihm hatten sich einige Kleiderschränke in Seemannskleidung postiert. Die anwesenden Matrosen wichen zu den Wänden der Kneipe zurück und ein Meer von Menschenleere entstand um die kleine Insel des Tisches, an dem die beiden Männer saßen. Der kleine Mann kam mit schweren Schritten seiner großen, spitzen Stiefel auf sie zu.
"Kapitän Liesbert Hellewahn", sagte er, während seine breit gebauten Begleiter ihm folgten, "Die Gilde hätte ein paar Fragen an dich." Der Angesprochene faltete die Hände und legte sie vor sich auf den Tisch.
"Beuteltasche", erwiderte er, "Sehr erfreut, dich zu sehen", er lächelte freundlich, "Welche Fragen hast du an mich?" Der Unterboss der Schmuggler legte eine Hand auf die Schulter von Hellewahns Bekannten.
"Wer ist das? Ein Freund?", fragte Freund Beuteltasche, "Ein Partner?"
"Mein guter Bekannter Leuthold hier hat mich und meine Mannschaft um einen Gefallen gebeten", antwortete der Kapitän und lehnte sich zurück.
"Einen Gefallen?", hakte der Schmuggler nach.
"Einen Gefallen", bestätigte Hellewahn, "Wir haben uns für ihn auf eine Suche begeben."
"Also doch!", entfuhr es dem Unterboss und sah den Kapitän scharf an, "Ihr sucht einen Schatz am Ankh!" Liesbert lachte leise auf.
"Einen Schatz, ja vielleicht. Aber ich würde keine Reichtümer erwarten", er griff schnell an seine Seite und zog mit einem scharfen Geräusch seinen Degen. Ein Raunen ging durch die Seemänner, die zusahen, und Unruhe entstand. Freund Beuteltasche wich einen Schritt zurück. Langsam ließ Liesbert Hellewahn die schimmernde Klinge sinken und legte die Waffe auf den Tisch. Dann stand er auf und sah lächelnd zu dem Unterboss herunter.
"Wir wollen hier kein Chaos anrichten. Ich werde dir die Angelegenheit auf dem Weg zur Gilde erläutern", sein Lächeln wurde keine Spur blasser, als zwei der Begleiter des Schmugglers ihn an den Oberarmen packten und zwischen sich von den Füßen hoben, "So ist es für mich auch viel weniger anstrengend", kommentierte er.

Etwas später erreichten sie das schmale Gebäude, in dem die Schmuggler untergebracht waren. Die Schläger der Gilde hatten den Gefangenen nach einigen Sätzen von dessen Erklärungen auf Freund Beuteltasches Befehl heruntergelassen, so dass Liesbert Hellewahn neben dem Unterboss hatte herlaufen können. Immer wieder kratzte sich der Schmuggler am Kinn und brummte, während er die Geschichte hörte, die zu den Überfällen geführt hatten. Als sie die Tür des Quartiers der Schmuggler, Marodeure und Transporteure illegaler Waren erreicht hatten, befand sich der Unterboss in einer Zwickmühle: Er war sich sicher, dass die Gilde keine Maßnahmen gegen den Kapitän einleiten würde, auch wenn die Diebe so etwas fordern würden. Andererseits konnte er Hellewahn auch nicht weiter machen lassen und musste es im Moment zumindest so aussehen lassen, als würde die Gilde hart durchgreifen. Er ließ seine Begleiter vor sich in das Gebäude treten und schloss gedankenversunken die Tür hinter sich. Jetzt hieß es: Alles bedenken und Nichts zu vergessen. Freund Beuteltasche stand in dem dunklen Eingangsflur des Gildenquartiers und wünschte, es gäbe Jemanden, auf den er dieses ganze Problem einfach abwälzen könnte. Sein lauter Seufzer wurde von lautem Klopfen an die Tür hinter ihm unterbrochen. Erschrocken wandte sich der Schmuggler zur gerade verschlossenen Metalltür um. Vorsichtig lugte er durch eine kleine, unauffällige Öffnung daneben, durch die man heimlich Leute beobachten konnte, die vor dem Gebäude standen und darauf warteten, dass sich der Schlitz in der Tür öffnete. Ein leises Kichern entfuhr Freund Beuteltasche, schnell schob er den großen Riegel beiseite und öffnete.
"Guten Tag, Oberfeldwebel Picardo.", begrüßte er nach einer kurzen Pause den Wächter.

-~ Worum es geht und ein Abend am Hafen

"Ihre Tochter geht also auf die Schule für gut gebildete aber dennoch standgerechte junge Mädchen", stellte Oberstfeldwebel Robin Picardo fest. Die Mutter nickte. Sie saß ihm gegenüber auf einer beigen Couch und presste sich ein Taschentuch vor den Mund.
"Sie soll dort alles lernen, was sie später nicht benötigt", ergänzte der Vater, der daneben saß und nervös versuchte, sich eine weitere Zigarette zu drehen. Schwer und unangenehm hing der Geruch von Rauch in dem großen Zimmer, halb Wohnraum, halb Empfangssalon. Dem Mann entglitt das kleine Papierstück und Tabakbrösel fielen auf die glatte, glänzende Platte des niedrigen Tisches, der vor der Couch stand. Der Vater brummte und lehnte sich zurück, "Finden sie meine Tochter. Koste es, was es wolle, nur finden sie unser Mädchen wieder." Robin nickte.
"Es befand sich vor vier Tagen bereits auf dem Rückweg von der Schule hierher", las er von seinem Notizblock ab, "als sie verschwand. Haben sie eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte? Jemand aus dem Umfeld der Schule oder", der Oberstfeldwebel warf einen Blick um sich durch den mit schweren und teuren Möbeln und kleinen und noch teureren Dekorationsgegenständen eingerichteten Raum, "ein besonders aggressiver Geschäftkonkurrent?" Die Mutter schluchzte auf. Der Mann seufzte tief.
"Wir haben darüber nachgedacht, Jemanden gesucht, der dazu fähig wäre", er schüttelte mit dem Kopf, "Unser Geschäft ist wohl kaum weniger hart, als jedes Andere, aber Jemand mit solchen Methoden wäre unter meinen Geschäftspartnern bekannt. Und die Schule wird von einer kleinen Gruppe Betschwestern geleitet, die irgendeine Göttin für Haushaltsunfälle verehren."
"Geradenochmal, die Göttin wackelnder Trittleitern und rutschiger Badezimmerfliesen", nickte Robin Picardo mit einem Blick auf seine Notizen, "Und als sie selbst nichts mehr unternehmen konnten, haben sie sich an die Gilde der Schmuggler gewandt, um die Häuser und Anwesen entlang des Schulweges ihrer Tochter zu durchsuchen, anstatt die Wache zu informieren."
"Kapitän Hellewahn ist ein Bekannter. Er, er gehört quasi zum erweiterten Kreis meiner Geschäftspartner. Die Gilde hat nichts mit der ganzen Sache zu tun, Liesbert hat die Leute selbst zusammengeholt. Auf meine Bitte!", fügte er schnell hinzu, "Sie durchsuchten daraufhin einige Häuser am Ankh. Die Schmuggler kennen ihre Tricks am Besten und sie suchten besonders nach Stellen, wo man das Mädchen mit einem Boot fortgeschafft haben könnte."

"Ein Mädchen sollen wir für dich suchen?", der Schmuggler Lila Bugratte lachte dreckig, "Warum suchen? Nimm doch einfach eins von denen, die hier rumlaufen", er grinste mit schwarzen Zähnen und deutete auf eine Anzahl von Frauen, die sich in der Kneipe befanden, "Worauf steht dein Freund hier denn? Blond? Rot? Kahl?", er lachte wieder laut durch den niedrigen, verrauchten Raum. Einige der Seeleute und Arbeiter nickten und hoben die Bierkrüge in seine Richtung. Der Kapitän der Giulietta Liesbert Hellewahn legte die Hand auf den Arm von Leuthold neben sich, der die Fäuste geballt hatte. Mit finsterer Mine stand er auf und ging auf Lila Bugratte zu.
"Tumber Idiot", sagte er laut und deutlich. Die Schmuggler sahen auf, sie hatten keinen weiteren Akt erwartet. Dem Angesprochenen war anzusehen, dass er hin- und hergerissen war zwischen dem Ansehensverlust, den er erleiden würde, nähme er diese Beleidigung hin, und den Problemen mit der Gilde, griffe er einen Kapitän an. Bevor er sich entscheiden konnte, hatte Liesbert die kleine Ikonographie hervorgeholt, die er von Leuthold bekommen hatte.
"Ich habe keines von euren billigen Hafenmädchen gemeint", er schob das Bild zu Lila, der es ansah und den Bierkrug auf halben Wege zum Mund festhielt. Einer der grinsenden Trinker grabschte nach der Ikonographie und warf einen Blick darauf. Das Bild ging von Hand zu Hand und wo es hinkam, wurden die grinsenden Münder ernst und die Krüge wurden abgestellt. Stille herrschte in der Hafenkneipe. Kapitän Hellewahn sah von Einem zum Anderen.
"Also", sagte er, "Werdet ihr uns helfen?"

"Kapitän Hellewahn könnte mit seinen Männern entscheidende Spuren zerstört haben. Es kann sein, dass unsere Suche nach ihrer Tochter jetzt sehr viel schwieriger, vielleicht sogar unmöglich geworden ist", Robin sah die Eltern an: Die Mutter mit roten Augen voller Tränen, zitternd in den Armen ihres Mannes und er, auch nicht viel besser, aber auch noch in eine Rolle gezwungen, in der er stark und hart sein musste. Er beschloss, den Vorwurf herunterzuschlucken und sagte stattdessen:
"Wir werden nun im Rahmen unserer Möglichkeiten mit den Ermittlungen beginnen. Leider konnten wir Kapitän Hellewahn bisher nicht davon überzeugen, uns über die Details seiner Suchaktion aufzuklären. Wenn sie auf ihn einwirken könnten, wäre es möglich, die - Erkenntnisse seiner Maßnahme in unsere Ermittlungen einfließen zu lassen." Der Vater nickte.
"Gut", sagte der Abteilungsleiter, "Dann benötige ich noch einige Informationen über das Mädchen für die Suchmeldung, sie wissen schon, Haar- und Augenfarbe, Kleidung, besondere Merkmale", er schrieb etwas auf, "Zunächst der Name, den haben wir bereits, dann die Grö..." Die Mutter fuhr auf und griff nach dem Block in der Hand des Wächters.
"An das Ende des Nachnamens gehört ein E... oh", sie sank zurück an die Lehne der Couch, "Sie haben es bereits. Entschuldigen sie, die meisten Leute schreiben es nicht mit." Robin lächelte sie freundlich an.
"Man hört es mir wohl nicht mehr an, aber ich bin in Quirm aufgewachsen. Die Suchmeldung wird jedoch auch eine... einfachere Form zeigen, für eher gradlinige Leser. Also, die weiteren Daten. Wie groß ist ihre Tochter ungefähr?"

Nette Männer ~-

"Hab keine Angst, du wirst nicht lange hierbleiben. Bald werden einige Männer kommen, um dich anzuschauen. Einer von ihnen wird dich schon mitnehmen."

-~ Übungen im Schnee, genaue Befehle. Ausnutzung klimatischer Bedingungen durch silikate Lebensformen.

Schnee lag auf dem Hof hinter dem Wachhaus in der Kröselstraße. Hellgrau lag die dünne, eisverkrustete Schicht auf dem Platz, auf dem die Rekruten ihre Übungen absolvierten. In die Ruhe des bleichen, scharfen Morgennebels knirschend gruben sich die Stiefel des Hauptmanns in die gefrorene Decke, als er langsam auf die Doppelreihe der angehenden Wächter zuging, die an diesem eisigen Morgen mit Sicherheit eine Theoriestunde im Schlafssaal des Wachhauses über Vorbildliches Auftreten einer Wächterpatrouille während revolutionshafter Unruhezuständen dem Antreten auf dem Hof vorgezogen hätten. Kleine Nebelwolken vor den Mündern entlarvten die Lebenden und die Untoten gleichermaßen und Jene, die sie vor sich hertrugen, rieben sich verstohlen hinter dem Rücken die roten Hände. Der Ausbildungsleiter zupfte an seinen Handschuhen und richtete seinen dunkelgrauen Mantel, als er vor den Rekruten stehen blieb. Auch Daemon Llanddcairfyn konnte sich für so einen klaren und bitterkalten Tag bessere Beschäftigungen denken, als erst zwanzig Minuten durch das Morgengrauen vom Boucherie Rouge zum Wachhaus zu laufen und nach einer halben Tasse Kaffee wieder in der Kälte auf dem Übungsplatz zu stehen, jedoch war dieser Morgen eine Gelegenheit, die er sich für die Ausbildung der Wächter nicht entgehen lassen wollte. Er legt die Hände in den Rücken und sah die vordere Reihe der Rekruten entlang.
"Guten Morgen, Rekruten", begrüßte der Hauptmann die Angetretenen.
"Gu'n Mor'n, 'rr H'ptmann", kam die Antwort.
"Heute Morgen wollen wir zwei wichtige Punkte besprechen, die euch im späteren Wachealltag von großem Nutzen sein können", verkündete Daemon, "Nachher wird es um die Fachgerechte Vorbereitung der persönlichen Ausrüstung bei nierdertemperaturiger Witterung gehen, sicher werdet ihr in den kommenden Wochen die dort vermittelten Inhalte sinnvoll anwenden können", er sah noch einmal die durchgefrorenen Rekruten an und fuhr schnell fort:
"Zunächst jedoch eine Frage an euch", der Hauptmann klatschte in die Hände und bereute es sofort, als seine eiskalten Handflächen aufeinander schlugen, "Wer von euch hat schonmal einen intelligenten Troll gesehen?", fragte er und sah in verständnislose Gesichter, der Ausbildungsleiter seufzte, "Viele glauben, dass Trolle von Natur aus dumm und langsam sind. Doch dies", begann er zu dozieren, während er sich die Finger rieb, "ist ein Irrtum. Im Gegenteil ist ein Großteil unserer enorm großen Freunde zu geistigen Leistungen fähig, die denen eines klugen Menschen gleich kommen", ein Kichern war aus der hinteren Reihe der Rekruten zu hören. Der Ausbildungsleiter öffnete die Tür des Nebengebäudes, in dessen Inneren ein großer Troll sichtbar wurde.
"Ich möchte euch Großstein vorstellen. Er ist vor ein paar Tagen in der Stadt eingetroffen und ich hatte das Glück, ihm auf meinem Heimweg gestern zu begegnen. Großstein möchte euch etwas über das Konzept der Zeit erzählen", der Hauptmann wich einen Schritt zurück, als der tonnenschwere Troll vortrat.
"Guten Morgen", begann der und setzte zu seinem Vortrag an, "Wir Trolle sind der Meinung, dass wir uns rückwärts in der Zeit bewegen. Diese Theorie erklärt uns, weshalb wir die Vergangenheit kennen, die Zukunft jedoch nicht. Stellt euch vor, ihr seht eine Straße hinab:", er grub mit seinem riesigen Zeigefinger eine Linie in den angefrorenen Schnee, "Direkt vor euch seht ihr die Straße sehr genau, je weiter ihr sie entlang schaut wird sie jedoch undeutlich und verschwindet schließlich ganz in der Ferne. Hinter eurem Rücken wißt ihr gar nichts über die Straße. Jetzt stellt euch die Straße als Zeit vor und-"
"Die Kälte!", rief Arton Fürdiekatz plötzlich, "Er ist so schlau, weil es so kalt ist!" Hauptmann Llanddcairfyn grinste.
"Nicht ganz", begann er, "Großstein ist-"
"Er ist immer so schlau", erklärte Ilona Feldacker, "Aber sein Gehirn läuft nur wenn es kalt ist so schnell, dass man es auch merkt." Daemon nickte anerkennend.
"Sehr gut, Rekrutin. Seht ihr? Von ihr kann sich Jeder von euch eine Scheibe abschneiden." Die Rekrutin wurde rot und griff in ihre Tasche, um ein kleines Buch herauszufischen, in das sie schnell einige kurze Notizen schrieb, während der Hauptmann sich an den Troll wandte, "Dankeschön. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so schnell drauf kommen." Großstein nickte.
"Das macht gar nichts", antwortete er, "Allerdings werde ich mich jetzt wieder auf den Weg in die Berge machen. Die Wärmeproblematik wurde zu Hause nie bedacht und ich hatte wahrscheinlich Glück, gerade in dieser Kälte in die Stadt zu kommen", er nickte den Rekruten zum Abschied zu und verließ das Trainingsgelände. Dabei grüßte er freundlich die Zwergin, die schnell herangelaufen kam und auf den Ausbildungsleiter zulief.
"Gefreite Kleinbeil.", begrüßte er Goldie Kleinaxt, die verwirrt zu dem Troll zurückblickte, "Was verschafft mir diesen Besuch?" Die Zwergin salutierte schnell.
"Ich habe eine Nachricht von Oberstfeldwebel Picardo, Herr Hauptmann", begann sie. Der Angesprochene nickte.
"Also gut, Rekruten", wandte er sich ab, "Ihr geht in den Schlafsaal und wärmt euch etwas auf, ich komme gleich nach und fahre mit der Ausbildung fort." Erleichtert setzten sich die Wächter in Bewegung und betraten zügig das Wachgebäude. Daemon sah zu Goldie herunter.
"Dann mal raus damit, Gefreite", forderte er und ging langsam auf die Tür zu, durch die die übrigen Wächter verschwunden waren.
"Wir müssen eine groß angelegte Suchaktion durchführen", begann die Zwergin, "Ein Kind wurde entführt, die Seals haben uns einige Akten zu solchen Fällen gegeben, wir brauchen jedoch mehr Leute." Der Hauptmann runzelte die Stirn.
"Wollt ihr die ganze Stadt Haus für Haus durchsuchen?", fragte er und blieb vor der Tür stehen, "Soviele Helfer könnte ich euch nicht liefern." Goldie schüttelte den Kopf, kleine Eissplitter flogen aus ihrem Bart.
"Die Frau Stabsspieß konnte aus verschiedenen – Quellen diverse Aufzeichnungen zur Verfügung stellen. Wir haben eine Liste von Verdächtigen, allerdings ist die ziemlich lang." Daemon öffnete den Hintereingang des Wachhauses.
"Da wird sich sicher etwas machen lassen", versprach er, "Ich nehme an, du willst die Rekruten sofort ha-"
"Hauptmann! Schnell!", schrie es ihm aus dem Gebäude entgegen. Hauptmann und Gefreite stürmten hinein und rannten in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war: Dem Schlafsaal der Rekruten. Goldie rammte mit der Schulter die angelehnte Tür und kugelte in den Raum in ein recht unübersichtliches Durcheinander in dessen Mitte Rekrut Vegeto auf dem Rücken von Ilona Feldacker saß. Der Rekrut hielt ein großes Messer in der Hand, an deren Gelenk mehrere andere Rekruten hingen und es festhielten.
"Was! geht hier vor?", fragte Hauptmann Llanddcairfyn, als er mit langen Schritten den großen Raum betrat. Vegeto stand auf, Ilona entfernte sich schnell in eine Gruppe anderer Wächter und funkelte den Angreifer böse an.
"Sie haben doch gesagt, wir sollten uns eine Scheibe abschneiden", erklärte der Mann mit dem Messer. Daemon stöhnte.
"Zu meiner Zeit wurden Befehle wesentlich ungenauer ausgeführt", grinste Goldie im Hintergrund.

Ein Wunsch geht in Erfüllung ~-

"Warum weinst du denn? Du hast doch gesagt, du möchtest eine Spielkameradin."

-~ Späte Suche und die üblichen Verdachte

Nachdem die Aufregung im Schlafsaal beseitigt worden war, wies der Ausbildungsleiter die Rekruten an, sich zum Wachhaus am Pseudopolis-Platz zu begeben. Jeden Tag fanden in der Zwillingsstadt Ankh-Morpork dutzende Totschläge, Morde und Selbstmorde statt, unzählige Prügeleien und Diebstähle. Die Wächter waren daran gewöhnt und in der Regel wenig enthusiastisch. Das Verschwinden eines kleinen Mädchens hinterließ jedoch düstere Ahnungen.
"Wehe der Herde, die ihre Brut nicht schützt", murmelte Einer auf dem Weg leise und bekam dafür einige böse Blicke zugeworfen. Im Wachhaus wartete bereits einige Wächter auf die Rekruten. Feldwebel Picardo nickte Goldie zu, die die Gruppe begleitet hatte. Die Einsatzbesprechung erledigte jedoch Stabsspieß Atera.
"Ihr wisst, worum es geht", begann sie, "Es ist ein Schuss ins Blaue, aber da wir auch nach Tagen, die das Mädchen verschwunden ist, keinen Erpresserbrief erhalten haben und kein - ... Anzeichen von ihr in der Stadt gefunden wurde, müssen wir dort ansetzen, wo wir die größten Chancen haben, etwas zu finden", sie warf einen Blick über die anwesenden Wächter von Dog, Seals und Grund und legte ihren Haken auf einen hohen Aktenstapel auf dem Tisch vor sich, "Hier haben wir alle Fälle, die ein – ähnliches Profil aufweisen." Ein Schnauben war zu hören. Atera ignorierte es. "Dadurch kennen wir eine Reihe von Leuten, die schon einmal in solche Fälle verwickelt waren." Ein Knurren kam aus der selben Richtung, wie das Schnauben zuvor. Die Abteilungsleiterin verdrehte die Augen: "Ja, Rekrut? Hast du irgendwelche Anmerkungen zu machen?" Vegeto zuckte zusammen, als er die plötzliche Aufmerksamkeit aller Anwesenheiten auf sich spürte.
"Ich frage mich, warum so viele solcher Typen noch frei rumlaufen", erklärte er. Atera sah auf den hohen Stapel vor sich herab.
"Das soll weder dein, noch mein Problem sein", antwortete sie ausweichend und fuhr fort: "Um möglichst Niemanden im Voraus zu warnen, werden wir folgendermaßen vorgehen: Jeweils zwei Leute werden sich eine Adresse vornehmen, den Betreffenden festnehmen und zum Wachhaus schaffen. Sobald dies geschehen ist, kehrt ihr zur Wohnung zurück und schaut euch dort um", sie begann, einzelne Akten an die Umstehenden zu verteilen, "Solltet ihr an einer der Adressen Probleme bekommen, gebt ihr dem nächsten Semaphorenturm das Signal Froschtritt, um alles Weitere wird sich dann gekümmert."
"Und wir dürfen die Wohnungen einfach so durchsuchen?", fragte Patrick Nichts. Cim Bürstenkinn, der bisher mit verschränkten Armen im Hintergrund gestanden hatte, trat einen Schritt vor.
"Da wir zwar Verdachtsmomente haben, jedoch gegen Keinen der Betreffenden etwas Konkretes in der Hand, müsst ihr bei den Durchsuchungen subtil vorgehen. Hinterlasst nicht unbedingt eine Chaoslandschaft. Aber schließlich suchen wir ein kleines Mädchen, keine Stecknadeln."
"Zwei kleine Mädchen", sagte Jemand von der Tür her. Die Anwesenden wandten sich um. Humph MeckDwarf stand im Türrahmen.
"Während ihr hier rumgestanden habt, ist eine neue Vermisstenmeldung eingegangen. Ein weiteres Mädchen ist auf dem Nachhauseweg verschwunden, dasselbe Alter", erklärte der Hauptmann. Atera nickte.
"Es wird Zeit loszulegen. Jeder Seal und Dog schnappt sich einen Rekruten und fängt an!"

"Wer ein einz‘ges der Kleinen fängt,
Für den wäre es besser, er würde versenkt
Mit einem Eselsmühlstein auf dem Meeresgrunde."
[4]


Die Tür zersplitterte und kalte Luft fuhr in den Raum. Schwert und Zähne blitzten, als der Werwolf durch die Öffnung wirbelte. Die Armbrust suchte ihr Ziel, schwang hin und her, als der Schütze sich durch den Raum drehte. Kräftig stieß er sich ab, drückte mit der Schulter die Tür auf, riß den Mann dahinter im Fall mit sich und setzte ihm die Klinge an den Hals. Kurz darauf betrat Will Passdochauf langsam die Wohnung, stieg bedächtig über die Trümmer des Türrahmens und kam, schüchtern gefolgt von einem Rekruten, auf die Beiden zu.
"Wie ich bereits vorhin sagte, als sie uns so rüde die Tür vor der Nase zuschlugen: Ich fordere sie auf, uns zum Wachhaus zu begleiten."

Überall in Ankh und Morpork klopften Wächter an Türen. Es waren einfache Wohnungstüren in mehrstöckigen Gebäuden, großartige Türen von Herrenhäusern und in einem Fall nur ein Türrahmen, da die Tür fehlte. Im Wachhaus sammelten sich Festgenommene, die in die Zellen gesteckt und der Reihe nach vernommen wurden. Hier und dort mussten die Frogs weitere kleine Einsätze durchführen. Am Ufer des Flusses näherten sich zwei Wächter einem kleinen Haus in einer Reihe anderer kleiner Häuser, die dort eng zusammengedrängt hinter kleinen Vorgärten standen.
"Ganz ruhig, ja?", sagte die Wasserspeierin an den sie begleitende Rekruten gewandt.
"Ich bin ganz ruhig", erwiderte Vegeto.
"Gut", Sallien klopfte. Es dauerte einige Zeit, bis die Tür geöffnet wurde. Ein dürrer Mann mit einem großen Schnurrbart stand ihnen gegenüber. Die Gefreite bemerkte, wie der Rekrut neben ihr unruhig wurde, schnell begann sie.
"Guten Tag", begrüßte sie den Mann, "Wir sind von der Stadtwache und möchten sie bitten, uns für eine kurze Befragung zum Wachhaus zu begleiten." Der Mann runzelte die Stirn.
"Worum geht es denn?", fragte er.
"Nur eine kleine Unstimmigkeit wegen ihrer, ähm, letzten Vernehmung. Kein Grund zur Beunruhigung." Ihr Gegenüber nickte.
"Einen Moment, ich hole nur meinen Mantel, es ist heute ja sehr kalt draußen", sagte er und verschwand im Haus.
"Wenn er so umgänglich ist, werde ich ihn allein zum Wachhaus bringen", erklärte die Gefreite, "Dann kannst du direkt die Durchsuchung vornehmen, wir wollen schließlich keine Zeit verlieren." Der Rekrut nickte.

Kein Wasser, kein Brot und die Gesetze der Stadt ~-

'Ich hätte ihnen etwas zu essen da lassen sollen. Wer weiß, wie lange ich weg bin.'

-~ Verhöre

Das Wachhaus war ein Hexenkessel. Männer riefen, schrien, forderten Freilassung. Jeder wusste von den Anderen, weshalb der mit ihm in der Zelle saß und er wusste, dass Jeder der Anderen es auch von ihm wusste. Zum Teil recht fadenscheinige Verhöre wurden durchgeführt, einfache Angaben überprüft, Formulare ausgefüllt, Zeit verschwendet, bis die Semaphoren die abgeschlossene Durchsuchung eines weiteren Hauses meldeten und ein weiterer Verdächtiger entlassen wurde. Und mit jeder Meldung sank die Zahl der übrigen Wohnungen und Häuser, in denen die Mädchen noch gefunden werden konnten. Venezia Knurblich sah auf, als sich die Tür des kleinen, dunklen Zimmers öffnete.
"Ah, Herr...", sie runzelte die Stirn, als sie auf die Akte sah, "Dot... Dux... na, ja, setzen sie sich doch", begrüßte sie nachlässig den schnurrbärtigen Mann. Dieser setzte sich.
"Einiges los heute", verkündete die Gnomin, "Dadurch hat es etwas länger gedauert." Ihr Gegenüber nickte.
"Wir sind bei der Archivarbeit auf ihre Akte gestoßen und leider ist uns dabei eine kleine Unregelmäßigkeit aufgefallen", erzählte die Püschologin, "Scheibar ist es so, dass-", das Gesicht der Gnomin wurde finster, als sie den Aktendeckel aufschlug und die Beschuldigungen las.
"Ja bitte?", fragte der Mann. Die Gnomin schloss die Akte.
"Was empfinden sie bei dem Gedanken, eine Katze zu streicheln?", fragte sie langsam. Ihr Gegenüber sah sie irritiert an.
"Eine Katze?", er zuckte mit den Schultern, "Was soll diese Frage?" Venezia ging über den Tisch langsam auf ihn zu.
"Und wenn ich frage, was sie sie darüber denken, die Haare eines Kindes zu streicheln?" Der Mann wich vom Tisch zurück.
"Hören sie. Die Anschuldigungen konnten nie bewiesen werden", rief er.
"Was für eine interessante Formulierung", knurrte die Gnomin und bleckte die Zähne, "Sie hatten nur Glück, dass man die Konten nie gefunden hat, auf die-" Die Tür öffnete sich und Sallien von Seherr Dertief steckte den steinernen Kopf in den Raum. Venezia sah sie finster an, die Wasserspeierin nickte leicht.
"Verschwinden sie", forderte sie den Mann auf, der sich erhob und den Raum verließ.

-~ Wieder zu Hause. Und erste Zweifel.

Im Wachhaus in der Kröselstraße war es sehr ruhig geworden, nachdem die Rekruten es verlassen hatten. Die übrigen Ausbilder hatten sich entweder sowieso schon frei genommen oder waren unterwegs, um Ausbildungsstunden vorzubereiten. So war Hauptmann Llanddcairfyn allein zurück geblieben. Die Kälte zog durch die Fensterscheiben in das Gebäude, so dass der Ausbildungsleiter sich eine Decke um die Schultern gelegt hatte und in dem großen Zimmer auf und ab ging. Nachdem er ein paar Mal diesen Weg gegangen war, stoppte er und sah an sich herunter. Schüchtern räusperte er sich, dann breitete er die Arme aus und begann laut die Zeilen eines llamedônischen Theaterstücks zu rezitieren. Nach einer Weile wurde seine Erinnerung an den genauen Wortlaut zu bruchstückhaft, so dass er den freien Vortrag und die ihn begleitenden großartigen Gesten einstellte und sich schweigend an das Fenster stellte. Während er auf die schmutzig-weiße, zertretene Schneefläche draußen blickte, begann er leise zu summen und kurze Zeit später wirbelte die Decke um ihn herum, während er sich lustig um die eigene Achse drehte und ein heiteres Lied über einen Tag fast vollständig ohne Niederschlag sang. Es war ziemlich genau dieser Zeitpunkt, zu dem der Kommandeur der Wache, Rascaal Ohnedurst, mit finsterem Blick in den Türrahmen des Büros trat.
"Ich möchte es mal so diplomatisch ausdrücken, wie ich kann, Hauptmann: Ich habe mich gerade bei diesem Anblick mit mir zusammen in einen Halbkreis gesetzt und habe einstimmig beschlossen, dass es so langsam wohl an der Zeit ist, einen neuen Ausbildungsleiter zu benennen, da du deinen Rekruten immer mehr zu ähneln scheinst... und nicht umgekehrt, wobei ich nicht unbedingt sicher bin, dass dies so wünschenswert wäre", knurrte er. Der Hauptmann schluckte.
"Ähm... vielleicht sollte ich nach meinen Rekruten sehen. Wer weiß, was sie anstellen", antwortete er schnell, griff hastig nach seinem Mantel und schob sich vorsichtig an dem Vampir vorbei durch die Tür.

Die Situation am Pseudopolis-Platz hatte sich beruhigt, war aber immer noch chaotisch. In der Tür kam dem Ausbildungsleiter ein wütender Mann entgegen, der schnaubend an dem Wächter vorbei lief. Im Wachhaus fand Daemon einige seiner Rekruten vor. Sie standen in einer Gruppe am Tresen, an dem ein Bürger stand, der offensichtlich eine Anzeige aufgeben wollte und sich sehr über die Vorgänge um ihn herum wunderte.
"- und als wir dann sagten, wir wollten ihm im Wachhaus nur ein paar Fragen stellen, wollte er die Tür zuschlagen. Aber Gefreiter Kleinaxt hatte schnell den Fuß dazwischen und die Tür, die gegen einen Zwergenstiefel ankommt, muss erst noch gebaut werden", erzählte der Gnom Esus gerade, als der Offizier zu den angehenden Wächtern trat.
"Gefreite Kleinaxt", korrigierte er. Ein Teil der Rekruten nahm Haltung an, als sie ihren Vorgesetzten bemerkten. Der Hauptmann nickte kurz.
Nun? Ward ihr erfolgreich?", fragte er.
"Bisher wurde jeder Verdächtige wieder laufen gelassen", berichtete Tatsächlich Bluse, eine kleine, fast puppenhaft wirkende Rekrutin – wie Daemon bemerkte, "Wir haben bei den Durchsuchungen nirgends etwas wirklich Belastendes gefunden. Scheinbar sind diese Leute sehr - vorsichtig." Ein erheblicher Lärm entstand, als die Tür des Wachhauses aufgerissen wurde und mit einem eisigen Luftzug mehrere Frogs eintraten, die ihre Waffen sicherten und die große Treppe hinaufstiegen. Ihnen folgte eine Frau, die an den Tresen trat und ebenfalls eine Anzeige aufgeben wollte, was zu einem Streit mit dem bereits anwesenden Bürger führte. Herold Ruth, der gezwungenermaßen Tresendienst leisten musste, schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
"Wir durften ja auch nichts wirklich durchsuchen", erklärte Vegeto dem Hauptmann.
"Ho, ho!", machte Kcor Kopfschüttler, "Du hättest sehen sollen, was wir in der Wohnung veranstaltet haben", er grinste durch seinen Bart, "Die Seals wissen wohl, was Feldwebel Bürstenkinn meint, wenn er von subtiler Durchsuchung spricht. Wir sind jedenfalls ganz sicher gegangen, dass wir überall nachgesehen haben." Vegeto runzelte bei diesen Worten des Zwerges die Stirn.
"Wirklich?", fragte er, "Ich musste allein die Wohnung untersuchen und war extra vorsichtig, keine Unordnung anzurichten." Der Rekrut neben ihm schüttelte den Kopf.
"Mal wieder die Befehle Silbe für Silbe befolgt. Typisch Vegeto", tadelte Kcor. In diesem Moment kam ein weiterer Mann die Treppe herunter und stürmte grußlos durch die Eingangshalle aus dem Wachhaus.
"Das war der Letzte", kommentierte Esus. Kochend vor Wut kam kurz darauf Venezia Knurblich herunter.
"Nichts!", schrie sie, "Stundenlang muss ich mich mit diesen Mistkerlen beschäftigen und was kommt dabei heraus? Nichts!", die Gnomin funkelte die Anwesenden böse an, als wäre jeder Einzelne von ihnen Schuld an dem Misserfolg der Aktion. Die streitenden Bürger am Tresen sahen sich wortlos an. Die Frau beschloss, ihre Anzeige zu einem späteren Zeitpunkt aufzugeben. Am besten schriftlich per Post. Schnell verließ sie das Wachhaus. Der Mann drückte sich nah an den Tresen und Herold war froh, sich in eine Standard-Prozedur vor dem Zorn der Gnomin flüchten zu können.
"Ähm, Hauptmann?", fragte Tatsächlich Bluse und korrigierte sich schnell, "Herr Hauptmann, Sir. Können wir – bitte – zur Kröselstraße zurück gehen?" Der Angesprochene nickte.
"Ich komme bald nach, Rekrutin", antwortete er. Die angehenden Wächter atmeten etwas auf und machten sich auf den Weg.
"Moment mal, Rekrut", rief Daemon ihnen hinterher, "Rekrut Vegetarier! Warte einen Moment." Vegeto blieb wie angewurzelt stehen, während die Anderen sich schnell aus dem Staub machten, um nicht ebenfalls noch aufgehalten zu werden. Der Rekrut sah den Augenblick der Strafe gekommen, die er für den 'Angriff' auf Ilona am Morgen noch erwartete. Würde der Ausbildungsleiter ihn bei der grässlichen Gnomin Bericht erstatten lassen? Ein Zittern lief durch seinen Körper, als der Offizier zu ihm ging.
"Sag nochmal, wie das mit deiner Hausdurchsuchung war", forderte der ihn auf.
"Gefreite von Seherr hat den Verdächtigen alleine hierher gebracht", erklärte der Rekrut langsam, "Der Mann war sehr kooperativ und wir wollten keine Zeit verschwenden."
"Und hast du in dem Haus etwas gefunden?", bohrte Daemon.
"Der Feldwebel hat gesagt, wir sollen keine Unordnung machen", verteidigte sich Vegeto, "Also habe ich nur gut umgeschaut." Daemon ballte kurz die Fäuste, atemtete dann aber durch und blieb ruhig. Der Mann am Tresen unterschrieb die Anzeige und verließ hastig die Eingangshalle.
"Wessen Haus hast du so – durchsucht, Rekrut?", fragte er langsam. Der Gefragte nannte ihm den Namen. Der Hauptmann warf einen Seitenblick zu Venezia, die dem Gespräch zugehört hatte. Die Offizierin zog die Augenbrauen zusammen und fletschte die Zähne. Langsam nickte sie. Der Hauptmann holte tief Luft.
"Wie lange ist der Kerl schon wieder auf freiem Fuß?"
"Zwei Stunden, vielleicht länger", antwortete die Püschologin, "Der ist lange wieder bei sich zu Hause."
"Ich kümmere mich darum", außer dem Hauptmann befand sich nur noch die Gnomin, Herold Ruth und sein Rekrut in der Halle. Er seufzte.
"Geh in die Waffenkammer und besorg dir eine Klinge, Rekrut. Wir beide werden nochmal nachsehen", forderte er Vegeto auf, der lief schnell zur Kellertreppe rannte.

-~ Pulverfass im Heuhaufen, Schwerter unter Mänteln

Als die beiden Wächter aus dem Gebäude traten, traf sie die eisige Kälte wie ein Schlag. Der Himmel war mittlerweile zugezogen, es wurde Abend und somit dunkel und ein kräftiger Wind blies harte Flocken über den großen Platz, auf dessen Mitte als dunkler, mächtiger Schatten die Oper stand.
"Hast du eine Waffe, Rekrut?", rief der Hauptmann durch das Pfeifen, dass der kalte Wind zwischen den Säulen am Eingang des Wachhauses erzeugte. Der Rekrut nickte. Er war in einen dicken, wenn auch mehrfach geflickten Umhang gehüllt und hatte diesen fest um sich geschlossen. Daemon bleckte die Zähne.
"Dann nichts wie los!", er lief los, beugte sich gegen den Wind und schlug die Richtung zum Fluß ein. Nach nur wenigen Metern stand er vor einer großen Gruppe finster blickender Gestalten. Zitternd richtete sich der Hauptmann auf und blinzelte durch das heftiger werdende Schneetreiben.
"Uns ist zu Ohren gekommen, dass sie einen konkreten Hinweis haben, Herr Hauptmann", sagte der kleine Mann, der vor seinen übrigen, wesentlich größeren und breiteren Begleitern stand. Die Krempe des großen Huts, den er trug, legte einen tiefen Schatten auf sein spitzes Gesicht.
"Was kümmert dich das?", fragte Daemon und zuckte zusammen, als eine heftige Böe ihm ins Gesicht schlug.
"Meine –Partner und ich wollen sicher gehen, dass das Ergebnis ihrer Untersuchung dem öffentlichen Interesse entspricht. Du verstehst", erklärte der Mann und trat langsam auf ihn zu.
"Vergiss es, Schmuggler. Keine Selbstjustiz heute", rief der Offizier durch das scharfe, eisige Pfeifen des Windes, "Der Kerl wird einen ordentlichen Prozess bekommen." Sein Gegenüber beugte sich vor.
"Gehen sie nur vor, Herr Hauptmann. Wir sind kurz hinter ihnen."
"Mae dy fam ti yn ast salw", knurrte der Llamedône. Freund Beuteltasche grinste.
"Ich werde es meiner Mutter ausrichten, Herr Llanddcairfyn", antwortete er freundlich. Daemon sah ihn kurz böse an. Dann wandte er sich ab und gab dem Rekruten hinter sich ein Zeichen, ihm zu folgen.

-~ Ein entschuldigter Besuch und letzte Entscheidungen

Die beiden kleinen Gestalten kämpften vornüber gebeugt gegen den eiskalten Wind, der durch die Straßen fegte und ihnen weißen Wolken stechenden Eises entgegenschleuderte. Wann immer sich Einer von ihnen umsah, konnte er dunkle Schemen hinter ihnen sehen, de Schmuggler gaben sich keine Mühe, sich zu verbergen. Schließlich erreichten sie die Reihe kleiner Häuser am Ankh, aus deren Fenstern unheimlichen Irrlichtern gleich bleiche Schimmer in den weißen Eisnebel in den Abend dämmerten. Schaurig hing ein kalter Dunst winziger Schneeflocken ruhig in der Luft, durchzog die Kleidung der Hindurchgehenden, ließ sie schaudern. Mit klammen Fingern fuhr sich der Hauptmann durch die Haare. Er warf einen Blick auf den Rekruten neben sich, der mit rot verfrorenem Gesicht aus der Kapuze seines dicken, fest zugezogenen Umhangs schaute. Kräftig klopfte er an die Haustür über der eine angezündete Laterne hing, die eine kleine, schwankend flackernde Insel Helligkeit in dem schnell dunkler werdenden Schneetreiben erzeugte. Es dauerte eine Weile, bis die Türe geöffnet wurde. Unwillig sah der Mann mit Schnurrbart die Besucher an.
"Was ist denn wieder?", fragte er, als er die Abzeichen auf dem Mantel des Offiziers sah, "Ist ihnen noch eine Frage eingefallen?"
"Wir würden gerne kurz die Gastfreundschaft eines guten Bürgers dieser Stadt in Anspruch nehmen, um vor diesem furchtbaren Wetter zu fliehen", Daemon wollte einen Schritt vorwärts machen, doch der Mann blockierte den Durchgang.
"Ich werde sie nicht in mein Haus lassen."
"Ich betrete dieses Haus", knurrte der Hauptmann, "Lassen sie mich durch!"
In diesem Moment geschahen mehrere Dinge: Der Schnurrbärtige versuchte die Tür zu schließen, als aus dem Inneren des Hauses ein Mädchen etwas zu rufen schien. Daemon griff in die Tür und bemerkte ein helles Gleißen neben sich, als Vegeto seinen Mantel öffnete.
"Was ist das für ein Schwert, Rekrut?", fragte Hauptmann Llanddcairfyn, als er heftig zur Seite gestoßen wurde und der Mann an ihm vorbei rannte. Ein weiterer Hilfeschrei ertönte und der Rekrut zog dreieinhalb Fuß reinstes Stahl, gehüllt in poliertes Silber.
"Du Schwein!", schrie Vegeto und wirbelte mit wehendem Umhang herum. Weiß blitzte der Fellstreichler in seiner Hand, als er noch vor dem Befehl des Hauptmann, den Mann aufzuhalten, in den finsteren Schneewolken verschwunden war. Der Llamedône rappelte sich auf und folgte ihm in die undurchsichtige Dämmerung, suchte in dem eiskalten dunst, horchte durch das Wehen frostigen Windes, als er das Blitzen sah. Er lief darauf zu und fand Vegeto. Mit finsterem Blick stand er über dem Körper des Schnurrbärtigen. Wortlos starrte der Hauptmann auf die Szenerie im dichten Schneetreiben, grau in grau und schaurig. Hell gleißte das befleckte Schwert in der Hand des Rekruten und mit einer Intensität, die das Unwiderrufliche zum Dogma der Realität erklärte, glänzte das Rot des Blutes im Schnee.
"Was hast du getan?", flüsterte Daemon tonlos und ging langsam auf ihn zu. Vegeto ließ die Waffe fallen. Dumpf und lautlos landete das Schwert auf der Schneedecke.
"Er... er hatte es verdient", erklärte der Rekrut.
"Was - hast du - getan?", der Hauptmann schaute noch immer auf den vor ihm liegenden Körper.
"Er tat, was er für richtig hielt", sagte eine Stimme. Freund Beuteltasche trat zu ihnen, hinter ihm eine Reihe finsterer Schemen, "Und wenn sie ehrlich sind, Hauptmann: Auch was sie für richtig halten", der Unterboss der Schmuggler sah die Leiche an, "Natürlich verstehen wir, dass sie solch ein Vergehen wegen des Gesetzes nicht unterstützen können. Unabhängig, was sie in Wahrheit darüber denken. Doch welche Strafe hätte diesen Mann erwartet? Sie wissen - oder werden erfahren -, was er getan hat. Sie werden erkennen, Hauptmann, dass keine Strafe, die sie hätten erwirken können, hoch genug für ihn gewesen wäre", der kleine Mann mit dem großen Mann stieß den erkaltenden Körper mit dem Fuß an und sah Vegeto an, der wie erstarrt war, "Natürlich wäre es angebrachter gewesen, wenn die Gilde diese Angelegenheit erledigt hätte. Unser junger Freund hier dürfte seine Laufbahn bei der Wache gerade beendet haben."
"Er wird angezeigt werden", kommentierte der Hauptmann, "Totschlag. Im Dienst. Und dann noch einen Unbewaffneten. Was immer dieser Mann getan haben mag, es wird keine Rolle spielen. Er wird lange Zeit im Kerker verbringen", Daemon warf einen Blick den Schmuggler.
"Wir beide wissen, dass er das nicht tun wird, Herr Hauptmann", sagte Beuteltasche, "Das Schneetreiben ist zu dicht, als dass irgendwer etwas gesehen haben könnte", er trat zu Vegeto, nahm ihm am Arm und führte ihn zu seinen Begleitern. Die Schmuggler zogen den ehemaligen Rekruten zu sich, hinter sich und zogen sich zurück, verschwanden in der Düsternis.
"Sie sind dem Rekruten gefolgt, konnten ihn aber nicht mehr finden", sagte Freund Beuteltasche, "Natürlich wird die Wache nach ihm suchen, ich fürchte jedoch, dass dies nur geringen Erfolg haben wird."
"Ich nehme an, dass die Giulietta trotz des Wetters noch in dieser Nacht auslaufen wird", stellte der Ausbildungsleiter fest. Der Schmuggler sah ihn ernst an. Kurze Zeit standen sie sich bei der Leiche im Schneegestöber gegenüber.
"Ich denke, sie haben etwas zu erledigen", antwortete Beuteltasche schließlich, nickte dem Wächter leicht zu und ging langsam fort.

Daemon Llanddcairfyn erreichte das Haus des Getöteten. Vorsichtig betrat er den ersten Raum. Er sah sich um. Der Flur war kaum eingerichtet. Eine Tür weiter hinten stand offen. Der Hauptmann zog sein Kurzschwert und betrat den Raum dahinter. Eine Luke stand darin offen. Vorsichtig beugte sich der Wächter herunter, stieg die schmale Treppe hinab. Seine Augen gewöhnten sich an das Halbdunkel des Kellers, er entdeckte ein Gitter am Boden. Er kniete sich daneben, legt das Schwert zur Seite. Fest umschlossen seine Hände die Stäbe und hoben das Gitter an. Er spähte in die Finsternis darunter und sah sie schließlich. Zwei kleine, weiße Gesichter, die mit großen, dunklen Augen zu ihm hochsahen.
"Sabine?", fragte Daemon.
[1] Es gab zwar einige Abteilungen und Spezialisierungen innerhalb der Wache, die sich selbst als bürgernah bezeichneten, doch nur die Seals schienen es in die Berufsbeschreibung gestempelt zu haben, dass Bürger aller Stände sie mit nichtigen Problemchen belästigen durften, ohne dass sie es an einen Kollegen weitergeben konnten. Tatsächlich waren Seals irgendwie dafür da, sich der kleinen und kleinsten Probleme aller Einwohner der Stadt anzunehmen. Katzen auf Bäumen, falsch eingestellte Waagen beim Händler in der Nachbarschaft; Das war des Straßenwächters täglich Brot. Streit über einen Apfelbaum auf der Grundstückgrenze, eine Magenverstimmung nach dem Verzehr von Schnappers Würstchen; Hier war der Seal auf seinem Gebiet. Tante Elfrieda, die das Lästern nicht lassen kann und der kleine Thom, der eine Birne stibitzt hat; Die treuen Gefährten jeden Abteilungsmitgliedes.
So sah jedenfalls die Meinung der meisten Wächter anderer Abteilungen aus, die kaum einen Teil der Arbeit der Seals mitbekamen, der darüber hinausging, falschparkende Eselskarren aufzuschreiben. Was die Seals selber dachten, war mitunter etwas ganz Anderes. In Wirklichkeit war das Feld der Aufgaben ihrer Abteilung um einiges größer, als es zunächst den Anschein hatte und beinhaltete nicht nur bloßes Streifegehen und Ordnung Aufrechterhalten, sondern auch Diebstähle, Prügeleien, unlizenzierten Schmuggel und nicht zuletzt all die Verbrechen, die nachts geschahen, wenn die übrigen Abteilungen gerade ihrem Dienst nicht nachgingen. Dann mussten Seals die Wogen glätten, Zeugen vernehmen, Tatorte sichern, Spuren entdecken, Beweise sammeln und - wenn möglich - den Täter fassen, ohne auf die zuständigen Spezialisten zurückgreifen zu können. Alles in Allem war es eine Schande, dass die Seals nicht den Respekt und die Hochachtung von ihren Kollegen erhielten, die ihnen bei der Bewerbung versprochen worden waren.

[2] Ein Haken anstelle einer Hand hat einige interessante Aspekte. Zunächst einmal ist er eine grausame Behinderung, die nicht nur die feinmotorischen Möglichkeiten des Trägers bzw. der Trägerin einschränkt, sondern auch einen optischen Effekt erzielt, den man nur als negativ bezeichnen kann. Glücklicherweise stand Atera als Zombie über solchen kleinlichen Ansichten. Nach der dritten Naht im Gesicht begann auch der oberflächlichste ehemalige Mensch die inneren Werte zu schätzen.
Des Weiteren schränkt ein Haken die Auswahl an Kostümen ein, die man zu Karnevalveranstaltungen tragen kann. Die Leute erwarten geradezu einen Piraten vom Träger des Hakens, alles andere ist undenkbar. Auch daraus machte sich die Abteilungsleiterin der Seals nichts. Wäre es tatsächlich einmal zu einer Einladung zu solch einem Maskenball gekommen, hätte Sir Henry einen Abend als Papagei dienen müssen, um vom Fehlen jeglicher Motivation seiner Besitzerin, an der Veranstaltung teilzunehmen, abzulenken.
Der dritte Aspekt eines Hakens anstelle einer Hand ist jedoch: Er ist cool. Das mag an den Piraten liegen. Beispielsweise kann man während eines Verhörs mit vollkommen unsinnigen Drohungen wie "Rede oder ich schlitze dich mit meinem Haken auf" wesentlich besser durchkommen, wenn man einen Haken vorweisen kann.

[3] Zuschiebbare Schlitze in der Eingangstür gehören zu jedem zwielichten Gebäude, das etwas auf sich hält und zu verbergen hat, wo käme man schließlich hin, wenn man Jeden rein ließe, ohne ihm vorher mysteriöse Passwörter entlockt zu haben und mindestens einmal "Hau ab!" zu zischen und die Klappe geräuschvoll zu schließen.

[4] Reinhard Mey, Der kleine Wiesel aus dem Album Rüm Hart

Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Cim Bürstenkinn

23.06.2005 15:31

Technisch, stilistische und sprachliche Perfektion kann man Dir nicht abstreiten.
Aber wie ich Dir schon gesagt habe: Du hast die Tür zum Bösen zu weit geöffnet. Du hast den Schrecken zu genau beschrieben, du hast die Wirklichkeit aus den Kerkerdimensionen in die Scheibenwelt gelassen, und ich finde nach wie vor, dass sie dort nicht hingehört.

Cu, Cim.

Von Romulus von Grauhaar

23.06.2005 15:36

Dem hab ich nicht viel hinzuzufügen... vielleicht noch, dass das Ende der Single irgendwie ein wenig plötzlich kam.

Von Übrigens Gernegroß

23.06.2005 22:22

Da kann ich dir nur zustimmen.

Mir hat das Lesen aber trotzdem Spass gemacht, auch wenn ich erstmal die auftretenden Rekruten suchen musste ;)
Vor allem die Fußnoten waren vorbildlich :D

Von Ophelia Ziegenberger

24.06.2005 17:26

Lob: Dir ist gelungen, was mich immer wieder, wenn es denn gelingt, beeindruckt. Du hast mit Kapitän Hellewahn einen Charakter geschaffen, der einen noch längere Zeit über begleiten wird. Es gäbe sicherlich noch vieles Positives zu deiner Geschichte zu sagen, unter anderem war sie sehr gut zu lesen; die amüsanten Beschreibungen brachten immer wieder zum Schmunzeln.

Kritik: Tjaaaa... ich musste beim Lesen eben nicht nur Schmunzeln, sondern auch schlucken. Die Schwere des Grundthemas hinterließ am Ende der Geschichte ein ungutes Gefühl. Und ich bin immer noch zwiespältig, denn prinzipiell bin ich immer dafür (gewesen?), gerade kontroverse/schwierige Themen schreiberisch anzupacken. Auch wenn der Vergleich im Grunde unnötig ist: Wenn ich bedenke, wie intensiv Pratchett über Krieg, Mord und Folter geschrieben hat... Du hast pädophile Neigungen jedenfalls weder verklärt noch anderweitig positiv dargestellt, sondern die mit solch einem Missbrauch zusammenhängende Wut und Ohnmacht dargestellt. Du hast es sogar geschafft, sie dabei ebenfalls im Leser auszulösen - Hochachtung! Schade fand ich allerdings die einfache "Lösung" - aber das hängt wohl eher mit dem Wunschdenken zusammen, in der Realität gäbe es in solchen Fällen auch irgendeine "saubere" und konsequente Art, damit umzugehen.

Von Daemon Llanddcairfyn

25.06.2005 14:01

Hi.

Mir wurde nahegebracht, dass ich mich doch äußern solle. Kann ich natürlich machen.

@Cims Beitrag: Na, Perfektion würde ich es noch nicht nennen, aber ich glaube, der Teil bis zum Winter-Troll ist ganz gut gelungen. Allerdings verstehe ich nicht ganz, was du mit 'zu genau beschrieben' meinst, habe ich doch die 'problematischen' Szenen äußerst abstrakt gelassen, was im Wesentlichen daran lag, dass mir ein weiteres, näheres Befassen der inneren Vorgänge nicht möglich war (Was mir nicht wirklich unrecht ist.) Ich erinnere mich im Gegenteil an einen Rat, dass ich eben diese Beschreibungen doch größer mache - und Alltagsszenen mit Dissonanzen verwenden könnte. Der Ratschlaggebende wird sich an meine Reaktion auf den Vorschlag erinnern, den Täter doch ein bißchen menschlicher und näher am Lesenden zu machen. Es GAB den Plan, die drei Szenen auszubauen, in der Art vom 'Schweigen der Lämmer' (Irgendwas mit ".. es wird die Lotion auf seine Haut blah..." ?). Nach etwa vier Monaten wurde mir klar, dass diese Absätze nur die Erwartungshaltung der Leser befriedigen würden. Zwischeneinschübe aus der Sicht der Täter/Opfer gehören so sehr ins Repertoire, dass es quasi kaum noch Singles gibt, in denen sie vorkommen. Die entstehenden Absätze wären allerdings a) grottenschlecht geworden, da ich keinerlei Kraft/Motivation fand, mich dort hinein zu versetzen und b) nicht hilfreich gewesen wären. Dort war Niemand, der davon erzählt hätte, wieso also alle Leser an die Hand nehmen zur großen Tatortbesichtigung? Die drei zwischengeschobenen Sätze unterstützen die Sicht auf den Täter rudimentär, sie geben Einblick in das Motiv und halten die Sache dabei sogar noch 'sauber', wie es während der Korrektur ausgedrückt wurde. Ich hatte nicht das geringste Interesse daran, den Täter menschlich darzustellen, ihn etwa noch als "ganz normalen, unauffälligen Mitmenschen" zu zeigen, noch schön der alten Frau über die Straße helfend.

@Romulus' Beitrag: Wenn dieser 'Nichts hinzuzufügen'-Satz jetzt schon in der zweiten Antwort kommt, müssen wir Cim ab sofort zwangsverpflichten, seine allumfassenden Kritiken zu schreiben ;o)
Es ist total blöd, Moderator und Autor gleichzeitig zu sein, wie man hier sehr schön sehen kann.
Das Ende kam wahrscheinlich so plötzlich, wie es geschrieben wurde ("Oh nein, Ende des Monats bin ich gar nicht mehr GRUND-AL!!!!"), ab dem Winter-Troll ging es nur noch abwärts.

@Übrigens' Beitrag: Ich verstehe den 'ich musste die Rekruten suchen'-Teil nicht, was meinst du damit? Aber ja: Die Fussnoten können von nun an als leuchtendes Vorbild dienen. He, he.

@Ophelias Beitrag: Kapitän Hellewahn? Wirklich? - - - Mit dem habe ich mir sowas von keine Mühe gegeben... vielleicht mache ich das von jetzt an immer.
Es tut mir leid, wenn die die Lösung des Ganzen zu einfach schien, aber die Geschichte wurde für dieses Ende geschrieben. JEMAND sagte mir: 'Poste, warum die Geschichte geschrieben hast.' Ich habe nicht vor, mich darüber lang und breit auszulassen, denn irgendwie habe ich das gerade 12 Seiten lang getan. Zusätzlich steht nur eben dieser Satz: Die Geschichte wurde geschrieben, damit sie zu diesem Ende kommt.

1,5 Seiten über die Waffenkammer um das Schwert einzuführen und monatelanges Würgen an der Ausbildungszene damit klar wird, dass Vegeto jeden Befehl silbengenau ausführt mussten irgendwie drumherumgebaut werden. Und wahrscheinlich habe ich viel viel Vorlauf gehabt, bevor klar wurde, worum es überhaupt geht (Wodurch das Gewicht nach vorne gekippt ist). Und wie ich bemerke, ist einiges Pulver literarischer Einfälle auch noch an anderen Stellen nutzlos verschossen worden, da das Grundthema wohl tatsächlich alles maskiert hat (Yes, it IS fishing for compliments!)

Ich wurde kurz nach dem Online-Stellen der Single mit einem sehr konkreten Beispiel gefragt, ob der Bezug auf die Realität so stark hatte sein müssen. Es gibt fünf solcher Stellen (Corrections welcome), wobei ich eine noch versaut habe und mindestens eine so abstrakt ist, dass sie wahrscheinlich nicht einmal Robin aufgefallen ist, obwohl ich ihn vorher deswegen über seinen Charakter gelöchert habe. Ich verstehe, dass bei einigen Lesern schon wegen ihrer eigenen Situation die Schmerzgrenze solcher Thematiken wesentlich schneller erreicht ist. Dennoch bin ich weder sder Meinung, dass ich den Bezug hätte weiter abschwächen sollen, da er eindeutig bestand und die Geschichte dahingehend aufgebaut war. Es gab im übrigen eine Single, in der wurde der Realitätsbezug auf die aktuelle Politik einer bekannten Weltmacht als äußerst genial gelobt. Ich bin auch nicht der Meinung, dass der Bezug zu stark betont wurde, auch bei der im Chat zitierten Stelle nicht. Das war nun einmal die Stelle, an der es auch der Letzte merken sollte, was hilft es, die Leute im Dunkeln stehen zu lassen (außer, man schreibt eine Rätsel-Single ;o)?

Soviel von mir.
- dae

Von Cim Bürstenkinn

25.06.2005 14:05

und weil es ja Dein großes Vorbild ist :

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B0001N5G2S/028-7445525-6214150

Guck mal was unter FSK steht, und erklär mir wie Du dem mit Deiner Single gerecht werden willst

Das Problem ist, dass mich Fußnoten und Charaktere anbetracht dessen einfach nicht mehr interessieren.

Cu, Cim

Von Daemon Llanddcairfyn

25.06.2005 16:59

[img:cb429d4f38]http://www.zeugenberg.de/liesbert.jpg[/img:cb429d4f38]

Von Robin Picardo

25.06.2005 21:27

[quote:5b38e48caf="Daemon Llanddcairfyn"].....so abstrakt ist, dass sie wahrscheinlich nicht einmal Robin aufgefallen ist, obwohl ich ihn vorher deswegen über seinen Charakter gelöchert habe. [/quote:5b38e48caf]

@ gelöchert: Wenn dann nur hintergründig.
Ich könnte mich ned erinnern, dass du mich im Zusammenhang mit dieser SIngle irgendwann mal was gefrag hättest.
LG Robs

Von Ophelia Ziegenberger

26.06.2005 09:06

:D @ Deamon: Dankeschön! Aber die Figur ist doch für einen allein viel zu schade. :wink: *trotzdem gerne nehm*

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