Strawberry Cream Bisquits

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von Wächterin Frän Fromm (GRUND)
Online seit 24. 08. 2004
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Für Rekruten (erste Mission):
Auf dem heutigen Ausbildungsplan steht "Das Lenken eines Eselkarrens und einer Kutsche". Als Wächter muss man bei Verfolgungsjagden auf das zurückgreifen, was man gerade findet, aber es ist gar nicht mal einfach so ein Gefährt zu lenken.

Dafür vergebene Note: 10

Die Luft war klar und kalt, wenn man atmete stieß man weiße Wölkchen aus und der Himmel war so klar, dass die Sterne den gesamten Waldweg erhellen konnten. Ein Waldkäuzchen flog vorbei und stieß einen hellen Ruf aus. Drei Meter weiter sollte es gegen einen Baum fliegen und den Stamm hinabrutschen. Im Laub unter diesem Baum raschelte es und plötzlich stieß eine Hand aus dem Laubhaufen heraus. Die Hand lockerte ihre Finger, ein Fuchs beobachte das Ganze argwöhnisch, dann krallte sich die Hand im Waldboden fest. Jetzt raschelte der gesamte Laubhaufen und wurde größer. Der Fuchs beschloss an dieser Stelle, den Schauplatz lieber zu verlassen und verschwand im Unterholz. Eine zweite Hand tauchte kurz darauf auf und wedelte über die Spitze des Laubhaufens, das gesamte Laub fiel ab und man sah eine junge Frau in grünen Kleidern. In ihren roten lockigen Haaren hatten sich Blätter verfangen und Erde hing an ihren Kleidern. Sie schüttelte sich, klopfte die Erde von ihren Kleidern und zupfte dann die Blätter aus ihren Haaren. Dann riss sie ihren Mund auf und gähnte herzhaft. Im Sternenlicht blitzten ihre scharfen, langen Eckzähne gefährlich auf. Plötzlich griff sie sich an den Hals und fing an erstickt zu husten. Sie krümmte sich zusammen und nach längerem Husten und dem Wechsel ihrer Gesichtsfarbe von zartrosa zu knallrot spuckte sie einen Erdklumpen aus.
"Mistwald!" fluchte sie und stapfte mit dem Fuß auf. Noch einmal strich sie über ihre Kleider und ordnete ihre Haare, dann marschierte sie auf den Waldweg und ging in Richtung Fluss.
Spätestens seit den Eckzähnen ist klar, hier handelt es sich um einen Vampir. Genauer gesagt handelt es sich hier um Frän Fromm, eine vergleichbare junge Vampirin. Ja, man könnte sich jetzt fragen, warum schläft eine Vampirin in einem Erdloch und nicht in einem weichen Sarg und warum, zum Kuckuck geht der Vampir dann auch noch an einen Fluss?!
Nun hierzu folgendes:
Frän liebte den Wald - Auch wenn sie ihn des Öfteren verfluchte - und konnte dort sehr gut schlafen. In Sachen Fluss ist zu erwähnen, dass Frän eigentlich nur Fischblut trank, in uneigentlichen Fällen auch mal einen Menschen, Kobolde, etc. aber sie hatte sich geschworen dies nur in Notfällen zu machen [1].
Momentan allerdings schlurfte sie den Waldweg entlang und sah eher einem nassen Sack mit Beinen als einem Vampir ähnlich.
Nach einigen Minuten erreichte sie den Fluss, streckte sich erst einmal und zog ihre Stiefel und Socken aus, bevor sie sich daran machte, in den Fluss zu waten. Nun sie hatte nicht erwartet, dass das Wasser so kalt sein könnte und zuckte zusammen. Sie schüttelte sich und dachte schon daran, wieder ans Ufer zu waten und für heute zu fasten, als sie einen dicken Lachs herumschwimmen sah. Lachse waren schnell, das war ihr bewusst, aber in diesem Moment meldete sich ihr Magen und gab ihr das eindeutige Signal, Probleme zu machen, wenn sie nicht sofort etwas zwischen die Zähne bekam. Mit grummelnden Magen tauchte sie die Hände ins Wasser und bereute diese Entscheidung bereits nach kürzester Zeit. Nun machte sie sich ernsthafte Sorgen darüber, ob ihre Hände oder Füße erfrieren könnten, als sie plötzlich den Geruch von frischem, pulsierendem Blut in die Nase bekam. Der Geruch kam von der Straße und Frän fragte sich was sie wohl erwarten würde. Sie musste zugeben, es roch außerordentlich gut und sie humpelte schnell aus dem Wasser, um besser an diese Delikatesse heranzukommen. Sie hatte sich gerade die Strümpfe angezogen und hatte nur den Gedanken "schneller, schneller, schneller " im Kopf als sie das Knattern von Wagenrädern hörte. So schnell sie konnte zog sie ihre restlichen Sachen an und hüpfte zur Straße.
Einer ihrer vielen Tricks an Nahrung zu kommen, war der, als armes Geschöpf am Wegrand zu stehen und eine möglichst mitleidserregende Miene aufzusetzen. Hierzu stellte sie sich an Straßenränder und setzte den berühmt, berüchtigten Dackelblick auf. Hierbei handelt es sich um einen Blick den vorzugsweise kleine Kinder haben und den sie einsetzten, wenn sie denken es sie wieder "Süßigkeitenzeit". Dazu konnte Frän, wenn sie es wirklich wollte, auf Kommando anfangen zu weinen. Der gesamte Trick an der Sache war also, sich etwas mit Erde einzuschmieren und zu heulen. Kam das Opfer dann näher und hielt an, quiekte Frän ein wenig bis sich der Passagier erbarmte und herausschaute um zu fragen : " Was ist denn, du armes kleines Ding?". Tat er das allerdings war es das Letzte was er tat und fand sich blutleer wieder, besser gesagt ziemlich tot.
Sie war so aufgeregt, dass es ihr schwer fiel, einen traurigen, vereinsamten und gleichzeitig treuherzigen Blick aufzusetzen. In solchen Momenten wünschte sie sich ein Dackel zu sein, denn die konnten das von Natur aus. Der Wagen rollte näher, verlangsamte sein Tempo und blieb auf den Millimeter genau vor ihr stehen. Sie sprang einen Schritt zurück als eine in einen dunkelblauen Mantel gehüllte Gestalt den Kopf heraus streckte. Frän betrachtete den Wagen, er war ihres Erachten nach nicht sehr groß, aus groben Brettern zusammengenagelt und besaß eine leicht zerfetzte Plane, die vor Regen schützen solle (Dieser Aufgabe kam sie allerdings nicht vollständig nach). Der Kutschbock bestand aus abgesessenem Leder und hüpfte bei jedem Kieselstein auf seinen Federn auf und ab. Wegen der Plane konnte man nicht sehen was der Wagen geladen hatte, aber man sah die komische Gestalt auf dem Kutschbock.
"Na Kleines, wo soll's denn hingehen?" sagte ein... ein... Frän wusste einfach nicht was es war. Frän bekam beinahe einen Schock als sie dieses Gesicht sah, es war so verhutzelt und bärtig, dass sie sich sicher war, den würde sie nicht beißen.
"Ähh... also ich weiß nicht nur weg von hier", brachte sie heraus und setze ein zögerndes Lächeln auf. Sie witterte erstmals eine Chance aus diesem Wald wegzukommen in die, wie man sie nannte große, flache Welt.
"Na na, nicht so schüchtern, Kleines. Noch nie einen Zwerg gesehen, wie?" lachte der Zwerg.
"Sie... sie sind ein Zwerg?!", sie glotze den Alten an und wurde sich erst jetzt bewusst, dass sie tatsächlich noch nie einen Zwerg gesehen hatte.
"Als ich das letzte Mal nachgeschaut hab, war es noch so, ja." Der Alte lachte immer noch und fand die Situation sichtbar sehr lustig. "Pass auf Kleine, ich fahre nach Ankh-Morpork, wenn du mit willst, dann spring rein."
Ankh-Morpork hörte sich gefährlich und aufregend an und Frän hatte doch langsam genug von dem beschaulichen Leben im Wald. Also nahm sie das Angebot an und stieg ein.
Nach einiger Zeit grummelte Fräns Magen erneut und deutete nochmals an, dass er gefüllt werden wollte.
"Hunger?" fragte der Alte und reichte Frän im selben Atemzug eine tote Ratte.
Nun man kann sich den Gesichtsausdruck von Frän nur zu deutlich vorstellen, denn sie glotzte den Alten einfach nur verständnislos an.
"Na komm Kleines, hast du denn wirklich gedacht, ich wüsste nicht, dass du ein Vampir bist?", sagte der Alte lächelnd und drückte ihr die Ratte in die Hand.
"Aber wieso ... ähh, ich meine, wie also...?" stotterte Frän und besah sich die Ratte, die ihr sehr fett und nahrhaft vorkam.
"Nun ja, ich liefere regelmäßig an einen Kunden in Ankh-Morpork und der ist Vampir und mit der Zeit kann ich dann ziemlich genau sagen, wer ein Vampir ist. Ja, und du kommst mir ziemlich jung vor und ich dachte, es ist wohl besser dich nach Ankh-Morpork zu bringen, wo du was erreichen kannst, als dich hier zu lassen", erklärte der Alte und klang dabei sehr aufrichtig.
"Ohh, ähh, vielen Dank für die Ratte. Und man kann da als Vampir eine Kariere beginnen, das ist wirklich möglich?" fragte Frän und tat sich dann an der Ratte gütlich.
"Ich schwöre es! Einer der ganz Großen bei der Wache ist sogar Vampir. Da könntest du auch anfangen, dass ist doch besser als diese Gegend hier in Überwald. Die Vorraussetzung ist natürlich, dass du keine Zwerge, Menschen, Kobolde oder ähnliches beißt."
"Nein, das mache ich eigentlich nicht", schmatze Frän.
"Na dann ist ja gut", gluckste der Alte und stieß ein Schnalzen aus worauf sich der Wagen in Bewegung setzte.
"Fast hätte ich's vergessen, ich bin Frubbel und wer bist du?" Frubbel schaute sie aus großen Augen an.
"Oh, ich bin Frän Fromm und, ähh vielen Dank, dass du mich mit nimmst", antwortete Frän schüchtern.
"Na, dann sei mal froh, dass du als Vampir nicht Lamm Fromm heißt", lachte Frubbel und klopfte ihr auf die Schulter. Frän verschluckte sich und hustete heftig.
"Ja, das ist wahr", stieß sie hervor und wusste, dass sie in diesem Moment bestimmt purpurrot wurde. Erst jetzt erlaubte sie sich Frubbel genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Zwerg war etwa 1,25m groß, hatte einen schwarzen Bart, an dem sich schon die ersten grauen Strähnen zeigten und trug einen breitkrempigen roten Hut. Sein Mantel war ebenfalls rot und hatte an beiden Seiten große Taschen, die wie sich später herausstellte mit Nüssen und Zucker gefüllt waren.

Nach einigen Tagen hatte Frän ihr Wissen in folgender Hinsicht bereichert:
Wenn ein Pferd nicht laufen will, läuft es nicht
Katzen tauchen dann auf wenn man es am wenigsten erwartet [2]
Leute die an der Straße stehen, ein Schwert in der Hand halten und wild gestikulieren sind nicht wirklich fahrende Händler
Auch hatte sie erreichen können das Triubald, das Pferd, das den Karren des Zwerges zog, sich ganze 500 Meter weit lenken ließ, bevor er stehen blieb und Gras fraß.
"Ankh-Morpork ist nicht mehr allzu weit... vielleicht noch zwei Nächte. Ist der brave Triubald nicht ein schnelles Pferd", gluckste der Zwerg vergnügt und hüpfte dabei auf dem Kutschbock auf und ab. Frän horchte auf und wurde ganz kribbelig. Bald würde sie da sein und dann...ja dann, nun, wenn sie ehrlich war, wusste sie gar nicht, was sie machen sollte...
"Duhu, Frubbel was soll ich eigentlich machen, wenn ich in Ankh-Morpork bin?"
"Ganz einfach, du gehst zu einer...wie nennen die das... Anmeldestelle glaube ich und meldest dich für den Wachdienst an, ist doch ganz logisch."
"Oh, und mehr nicht?"
"Na ja, du solltest dir vielleicht noch eine Wohnung suchen. Ich kenne da ein paar Leute, die könnten dir bestimmt helfen und mit deinem Lächeln gibt dir bestimmt jeder eine Wohnung", grinste Frubbel. Jetzt ist so ein Zeitpunkt, wo man sich als Leser fragt, wieso die Leute bei einem Vampirlächeln schwach werden und einem jeden Wunsch erfüllen. Nun, hierzu nur dies: Es gibt im Gebiss eines Vampirs einige scharfe und recht furchteinflößende Zähne, die besonders bei einem lachenden Vampir gut zur Geltung kommen. Das einzige, was einem dann noch passieren könnte, ist, dass der Hausbesitzer mit Weihwasser oder Kreuzen kommt. In diesem Augenblick kam die Katze nach vorne [3] und gab ein triumphierendes Mauzen von sich.
"Was ist los Kater, hast du Hunger?", säuselte Frubbel und war nahe dran, Frän die Zügel zu überreichen, als Frän schnell hervorstieß: "Ähhh, ist kein Problem, ich kann sie füttern gehen!" und nach hinten, unter die Plane und auf die Ladefläche verschwand. Kaum war sie hinten angelangt gab sie ein entzücktes "Ohhh" von sich und kletterte wieder nach vorne.
"Sie hat ja Junge bekommen!", sagte sie mit leuchtenden Augen.
"Ah... Ohhh... hm...", machte Frubbel und als erfahrener Zwergenkenner würde man jetzt sagen: "Diese Chance nutzt er schamlos aus". Aber Frän war kein Zwergenkenner und im Augenblick sowieso im Katzenbabyrausch.
"Ja, weißt du, ich kann sie leider nicht behalten... ich werde sie wohl töten müssen. Sie machen mir einfach zu viel Arbeit", verkündete Frubbel wehleidig.
"Was?!?!", schrie Frän entsetzt und das war genau die erhoffte Reaktion.
"Ja, Kindchen, was soll ich den machen.?"
Hier wird jetzt erwartet, dass der Gegenüber sagt: "Ich kann sie ja nehmen!" und man hat das Problem gelöst.
"Wenn, dann nehme ich sie, aber nur alle mit Kater!", sagte Frän.
"Ähh.", ja genau das hatte er nicht erwartet, aber eine Katze bekam man überall, warum also nicht?
"Na gut, aber du musst dich gut um sie kümmern und.", weiter kam er gar nicht mehr denn Frän hatte sich ihm um den Hals geschmissen, beide waren vom Kutschbock gefallen und Triubald trabte unbeeindruckt einige hundert Meter weiter bevor er bemerkte, dass irgendwas fehlte.
Die Reise ging noch einige Tage so weiter und im Blickpunkt aller standen die Kätzchen [4], die mittlerweile in einem geräumigen Korb saßen und sich um nichts kümmerten, außer zu trinken, ab und zu ein Mauzen von sich zu geben (wenn sie Hunger hatten) und zu schlafen (wenn sie satt waren). Nach einer Weile beschloss Frän, dass sie diese Katzen für immer behalten wollte und nach kurzer Absprache mit den Katzen [5] machte Frän die Katzen zu Vampirkatzen und sie schienen wirklich damit einverstanden zu sein, denn sie gehorchten Frän auch danach nicht.
In einer kalten Nacht erreichten sie Ankh-Morpork und Frän war zutiefst beeindruckt, denn einen solchen Gestank kannte sie bisher nur aus dem Zimmer ihres Bruders und das war schon einige Jährchen her. Der Zwerg sog gierig die Luft ein:
"Richtiger Ankh-Morpork-Duft, den gibt es sonst nirgends. Genieße diesen Duft, Kindchen!"
"Dieser Duft stinkt mir gewaltig!", stieß Frän hervor.
"Ach so, stimmt, du warst ja noch nie hier... keine Angst daran gewöhnt man sich."
Frubbel klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. Der Zwerg lenkte seinen Wagen um so viele Ecken und in so viele Seitengassen, dass Frän beinahe die Orientierung verloren hätte. Dann kamen sie in einer kleinen düster wirkenden Gasse an, der Zwerg sprang vom Kutschbock und bedeutete Frän, dass sie ihm folgen sollte. Er ging zielstrebig auf ein kleines, verwittertes und etwas krummes Häuschen zu, das schwarze Fensterläden und eine schwarze Außenverkleidung hatte. Es wirkte, fand Frän, recht anziehend. Der Zwerg klopfte an die Tür und nach kurzer Zeit öffnete eine alte Frau, gebeugt, einen strengen Knoten im Haar und ein schwarzes Kleid tragend, die Tür.
"Wer issn das jetzt... Frubbel!!", jauchzte die Alte und gab Frubbel einen Kieselstein aus ihrer Tasche.
"Danke und Hallo, Bernadett!", grinste der Zwerg und ließ den Kieselstein in seine Hosentasche gleiten.
"Ich hätte hier ein Mädchen, das dringend ein Zimmer braucht. Sie würde länger bleiben und sie ist wie du ein Vampir."
"Ähä ähä... lass mal sehen...", murmelte Bernadett und kam zu Frän, dann nahm sie ihre schrumpelige Hand, vollführte eine auffordernde Geste und sagte: "Mach mal den Mund auf Kindchen!"
Frän tat wie ihr geheißen, stellte sich dann zügig vor und alles kam so, wie es kommen musste. Sie wurde ins Haus gelassen und man gab ihr ein Zimmer mit Aussicht auf ein Fenster im gegenüberliegenden Haus. Obwohl das Haus von draußen düster wirkte, war es im Innern sehr modern eingerichtet. Das Wohnzimmer war voller rosa Sessel und einem Tisch mit rosa Decke und überall hingen Rüschchen. Frän fand das einfach nur kitschig aber Bernadett sagte das sei gerade total in. Fräns neues Zimmer war ganz in grün gehalten (und auch hier war alles voller Rüschchen), in einer Ecke war sogar ein riesiger grüner Katzenkorb, allerdings rüschchenfrei.
Gleich am nächsten Tag meldete sie sich bei der Wache und wurde, was sie sehr erstaunlich fand, angenommen. Frubbel hatte sie zum Wachhaus geführt, wo sie sich anmelden konnte und hatte nach Eintragen ihrer persönlicher Daten und einigen anderen Dingen eine Arbeitsstelle. Frubbel hatte sie auch wieder zum Haus zurückgeführt, worüber Frän sehr glücklich war, denn sie hätte sich hoffnungslos verlaufen. Sie fragte sich wie sie es schaffen sollte pünktlich zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen. Ihre erste Ausbildungsübung würde in zwei Tagen stattfinden..
Der Zwerg verabschiedete sich noch am selben Abend, was hieß drei Stunden nach dem Frän sich angemeldet hatte und einer Weizenkeimsuppe mit Zwergenbrot.
"Tschö Frän! Pass gut auf die Katzen auf und wir sehen uns in fünf Monaten vielleicht mal wieder." Mit diesen Worten sprang er auf seine Kutsche und bevor Frän noch etwas sagen konnte, war er auch schon um die nächste Ecke gefahren.
"Erstaunlich schnell, dieser Zwerg", gluckste Bernadett und zog Frän in die Küche, wo sie ihr freundlich den Putzlappen in die Hand drückte und ihr genau 30 Minuten gab, um das Geschirr zu spülen. Die Neuen hatten am ersten Abend immer Geschirrspüldienst.
Zu Bernadett folgendes: Sie war 350 Jahre alt und hatte sich nach eigenen Angaben erstaunlich gut gehalten. Ihre Lieblingsfarben waren rosa, rosarot und mit rosa angehauchtes orange. Ihre Kleidung war schwarz, denn sie sagte das flößte den Menschen eine gewisse Portion Respekt ein und es würde sich so schön von der Küche abheben (die wohlgemerkt gelb war). In ihren früheren Jahren hatte Bernadett sich damit vergnügt, jungen Männern den Kopf zu verdrehen und ihre Adern etwas zu leeren, dann jedoch bekam sie Rheuma, einen krummen Rücken und verdrehte sich unwiderruflich ein Bein. Sie lief immer mit einem Stock, einem Schal und Rheumasocken herum [6]. Bernadett befand, Frän sei stark verschmutzt, wie sie es ausdrückte und steckte sie erst in die Wanne und dann in ein schwarzes Nachthemd. An diesem Abend tapste Frän müde, frisch gebadet und mit nassen Haaren ins Bett.
Der nächste Tag wurde für Frän zur Tortur, sie war so aufgeregt, dass sie hektisch herumlief wie eine Irre. Ihre Katzen machten sich aus dieser Tatsache nicht viel, sie gingen ihrem Tagesablauf wie eh und je nach [7]. Bernadett sagte, hierfür sei das beste Mittel, Fische zu schuppen, doch das machte Frän nicht ruhiger sondern nur schuppig, so dass Bernadett sie schon wieder badete.

Endlich war der große Tag gekommen, die erste Übung stand vor der Tür.
Die Rekruten fanden sich auf einem Platz unweit der Wache ein, der sehr rund war und in einer Rundung parkten erstaunlicherweise verschiedene Arten von Karren und Wagen.
Dann trat Kanndra vor:
"Rekruten, stillgestanden! Ihr befindet euch hier zu eurer ersten Übung! Nun, hierzu folgendes: Ihr seid bei der Wache und das heißt, ihr müsst auch mal Verbrecher verfolgen. Wie würdet ihr das tun? Rekrutin Fromm, hätten sie eine Idee?" Frän war von einer Motte abgelenkt worden und zuckte zusammen.
"Ähhhh... ich würde hinterherlaufen...", brachte Frän hervor.
"Rekrutin Fromm... du willst also einem Viergespann, das wohlmöglich die schnellsten Pferde Ankh-Morporks hat, hinterherlaufen?", hakte Kanndra nach.
"Nein Ma'am. Das ginge natürlich nicht...", sagte Frän kleinlaut und lief rot an.
"Nun, dann solltest du vielleicht eine andere Methode in Anspruch nehmen."
"Ja Ma'am."
"Nun gut. Der Grund, weshalb wir heute hier sind, ist folgender: Wenn ihr einen Verbrecher verfolgt, müsst ihr auf jedes Transportmittel, dass euch zu Verfügung steht, zurückgreifen, damit ihr den Verbrecher einholen könnt. Hierzu einige Grundinformationen zum Lenken einer Pferdekutsche..." Kanndra erklärte alle Arten der Verfolgungstechnik per Gefährt und schließlich teilte sie jedem einzelnen ein Gefährt zu und erwartete eine Vorführung des theoretisch erlernten Stoffes. Frän bekam eine Eselskarre zugeteilt und die Art, wie der Esel vor sich hinstarrte, kam der Vampirin beängstigend vor.
Die zu bewältigende Strecke führte einmal um den gesamten Platz und am Ende musste man eine Strohfigur von einem Sockel stoßen, damit hatte man den Dieb erfolgreich gefangen genommen. Bevor Frän an der Reihe war, kam eine gewissen Olga-Maria Inös an die Reihe.
Leider hatte Frän keine Zeit gehabt, sich mit ihr bekannt zu machen und konnte sie nur beobachten. Sie fand Olga-Maria beeindruckend, denn sie schien so unscheinbar und trotzdem hatte Frän das unbestimmte Gefühl, dass sie viel leisten konnte. Olga-Maria stieg auf einen schwarzen Hengst, der ihr zugeteilt worden war. Dieser drehte den Kopf und beäugte die blonde Rekrutin misstrauisch. Dann wurde das Kommando zum Start gegeben. Olga-Maria gab dem Hengst einen Klaps und schnalzte, damit er loslief und tatsächlich bewegte sich der Hengst vorwärts.
"Vielleicht ein bisschen schneller, Rekrutin Inös, der Dieb ist ja längst weg!", rief Kanndra. "Natürlich Ma'am!", rief Olga-Maria und trat dem Hengst sanft in die Seiten. Der Hengst schien das gar nicht komisch zu finden, machte einen Satz nach vorne und Olga-Maria musste sich krampfhaft festhalten. Nun hatte der Hengst beschlossen, sie loszuwerden und galoppierte in einem Affenzahn über die Rennstrecke. Das Gesicht von Olga-Maria wurde grün. Als sie endlich an der Puppe vorbei kam, kippte sie sich seitlich vom Pferd und klammerte sich an der Puppe fest. Der Hengst lief aus Übereifer an eine Wand.
"Sehr gut, Inös!", lobte Kanndra sie und fuhr fort " So Fromm, jetzt zeig du mal, was du draufhast." Während Kanndra sprach, ließ Olga-Maria die Puppe los und torkelte zu einer Sitzbank am Rand. Frän bestieg den Eselskarren. Der Esel schaute sie gelangweilt an und drehte sich wieder zurück, um weiter das Gras vom Boden auszureißen. Frän nahm sich an Olga-Maria ein Beispiel und schnalzte. Den Esel interessierte das absolut nicht.
"Fromm, was ist denn los? Jetzt beweg dich mal!"
"Natürlich Ma'am", stieß Frän hervor und tätschelte den Esel. Nun wollen wir die Perspektive wechseln, um zu sehen, was der Esel in diesem Moment dachte.
Mö, der Esel, war schon immer recht störrisch gewesen und er hatte diese Störrischkeit immer mehr perfektioniert und erstaunlich weiter entwickelt und bewegte sich jetzt fast gar nicht mehr. Als Frän ihn jedoch tätschelte, durchfuhr ihn das reinste Grauen, so etwas kaltes und lebloses wie diese Vampirhand, hatte ihn noch nie angefasst, er zuckte zusammen und lief los. Frän war erstaunt über den plötzlichen Start und nahm die Zügel gerade noch rechtzeitig in die Hand. Der Esel wand den Blick und sah das Wesen, was ihn da angefasst hatte, es saß auf einem Ding hinter ihm und wirkte recht zufrieden, Mö wurde panisch und da, schon wieder bekam er einen Klaps. Er wurde jetzt völlig irre und lief noch schneller weiter. Frän bekam es mit der Angst zu tun, der Esel war vollkommen durchgedreht, aber das schlimmste, sie saß im Kutschbock hinter diesem Esel! Sie überlegte kurz und kam zu dem Entschluss, dass sie die Verbindung zwischen Esel und ihr lösen musste, damit sie anhielte, denn der Esel würde das so schnell wohl nicht tun. Sie beugte sich vor und suchte nach dem Verbindungsstück. Schließlich fand sie es am unteren Ende des Kutschbocks. Es war ein einfacher, dickerer Nagel, der durch ein anderes... die genaue Funktionsweise verstand Frän auch nicht, sie zog einfach an dem Nagel, es machte "RUMMS" und der Wagen trennte sich vom Esel. Er fuhr eine Kurve und genau in die Strohpuppe hinein. Der Wagen rammte den Pflock an dem sie Strohpuppe um und Frän wurde durch den Aufprall gegen die Strohpuppe geschleudert. Sie hing an den Überresten der Übungspuppe und spuckte Stroh, als Kanndras Kopf neben ihr auftauchte.
"Sehr beeindruckend, Rekrutin Fromm... doch eigentlich hätte es gereicht, den Dieb festzuhalten. Das Umfahren und Zerstören der Strohpuppe war nicht nötig", sagte sie in einem tadelnden, aber auch leicht amüsierten Ton. Frän brachte ein entschuldigendes Lächeln hervor. Doch es half nichts, Frän bekam eine Menge Stroh in die eine und Bindfaden in die andere Hand gedrückt und musste den Dieb wieder flicken. Der Esel brachte derweil alle übrigen Tiere in Verzweiflung, als er nicht nur die Karren aus Sicherheitsgründen zerstören wollte, sondern auch allen Tieren Gruselgeschichten von der kalten Hand erzählte. Gerade als Frän fertig war und sich der nächste zur Probe aufstellte, rannte ein echter Dieb in die Arena. Er sah sich verdutzt um, gab ein leises "Mist" von sich und schwang sich auf den wieder reparierten Eselskarren, den Frän benutzt hatte. Er gab dem Esel einen Hieb und der... blieb einfach stehen. Mö bewegte sich nicht. Er hatte den Dieb analysiert und war zu der Erkenntnis gekommen, dass er keine kalte Hand hatte, was ihm dann auch keinen Anstoß zur Flucht liefern würde. Währenddessen kam Kanndra gefährlich lächelnd auf den Dieb zu.
"Moin! Na, wie geht's dir denn heute so?", fragte sie noch immer lächelnd.
"Ja ja schon gut...", murrte der Dieb, schüttelte einige Beutel aus, die mit Geld gefüllt waren und hielt Kanndra die Hände entgegen.
"War das alles oder sollen wir dich noch durchsuchen?"
"Oh Mann! Ihr nehmt es aber genau..." motzte der Dieb und spuckte ein silbernes Gebiss aus. "Waf foll ich jetzt nur meiner Frau erfählen?" Mö ging derweil durch. Er war begeistert, dass der komische Mann mit dem Gummihahnenkamm auf dem Hut, den braunen Schuhen und der herzbestickten Hose Gold spucken konnte und beschloss, kriminell zu werden. Er fing an zu rennen und einige Beobachte behaupteten später, er hätte gelächelt. Der Esel rannte also los. Kanndra starrte ihm nach und fragte sich wie ein Esel kriminelle Eigenschaften entwickeln konnte. Doch sie reagierte sofort.
"Inös, Fromm! Nehmt den Pferdekarren und verfolgt den Dieb! Aber sofort!"
"Ja, Ma'am! " riefen beide gleichzeitig und salutierten. Dann wurden sie sich ihrer Pflicht bewusst und sie liefen los und auf den Karren zu. Sie erreichten ihn in etwa gleichzeitig und sprangen auf. Olga-Maria nahm die Zügel in die Hand und Frän schnalzte mit der Zunge. Die Pferde, beide sehr pflichtbewusst, liefen sofort los. Als sie aus dem Tor hinausfuhren sahen sie gerade noch die Rückwand des Eselkarren hinter einer Ecke verschwinden. Sie folgten ihm. Der Dieb währenddessen sah sich gehetzt um und bekam es mit der Angst zu tun. Er saß auf einem kriminellen Esel, der in einem Affenzahn durch die Gassen Ankh-Morpork raste, und hatte sein Gebiss verloren.
"Sowaf paffiert auch nicht jedem. Aber mir muff ef natürlich wieder paffieren." schmollte der Dieb und klammerte sich am Kutschbock fest. Olga-Maria und Frän holten derweil auf und kamen dem Wagen immer näher.
"Hatte Kanndra nicht etwas über das Springen von Wagen zu Wagen gesagt? " fragte Frän Olga-Maria hoffnungsvoll.
"Du willst doch nicht etwa...? " fragte Olga-Maria, doch als sie Fräns Gesicht sah wusste sie sie wollte, "Also... ähh ja hat sie. Man muss auf das vordere Pferd klettern, sich dort hinstellen und dann, nun ja springen. Glaubst du wir schaffen das?"
"Ich weiß nicht, aber sonst können wir ihn nicht festnehmen, glaube ich." Sie versuchte aufmunternd zu lächeln. Der Dieb währenddessen fing an zu beten:
"Du da oben, ef ift daf erfte mal, daff ich zu dir bete aber ich bitte dich nur um einen kleinen Gefallen! Bitte, bitte laff mich verhaftet werden oder laff wenigftenf den Wagen kaputtgehen, daff ich hier runter kom... ooooomm..." weiter kam der Dieb nicht den der Esel bog scharf in eine Seitenstrasse ein und der Dieb hatte nun alle Hände voll damit zu tun sich wieder auf den Wagen zu ziehen, den er nur noch mit einer Hand festhielt. Olga-Maria und Frän hatten es derweil geschafft auf die Pferde zu klettern und waren nun dabei sich zum Sprung aufzustellen, als der Wagen um die Ecke bog und die Pferde ihm folgten. Sie schwangen beide nach links und dann wieder nach rechts zurück, doch sie hatten es geschafft sich festzuhalten. Nun waren sie wieder auf einer geraden Strasse und stellten sich auf die Pferde. Einige Passanten dachten es handelte sich um eine Vorführung und klatschten anerkennend, als die Passanten beschlossen sich die Akteure genauer anzuschauen waren diese jedoch schon zwei Strassen weiter. Olga-Maria sah Frän an, dann sprang sie. Sie flog, verzog das Gesicht und landete auf dem Eselskarren. Frän war beeindruckt und sprang hinterher. Sie landete genau auf dem Dieb, der es gerade erst geschafft hatte sich wieder hochzuziehen. Der Dieb ächzte und fragte sich womit er diesen Tag verdient habe. Mö rannte weiter.
"Wir müssen von dem Wagen runter Frän!" rief Olga-Maria und beobachtete ängstlich die näherkommende Straßenkreuzung. Frän rollte sich von dem Dieb runter und nickte zustimmend. Sie packten den Dieb unter den Achseln und sprangen, nach kurzem Zögern vom Wagen. Alle drei knallten auf die Pflastersteine und rollten sich halbwegs ab. Der Dieb küsste die Pflastersteine.
"Danke Gott! Nun weif ich, daff ef dich gibt." Seine Augen leuchteten, einerseits vor Glück und andererseits tränten sie aufgrund des scharfen, ätzenden Geschmacks der Pflastersteine. Olga-Maria und Frän hatten mittlerweile wieder Luft in den Lungen und legten dem Dieb Handschellen an. Da Olga-Maria sich besser als Frän in Ankh-Morpork auskannte als Frän, überließ sie ihr die Führung und nach zwei weiteren Stunden erreichten sie das Wachhaus, wo Kanndra sie bereits erwartete.
"Ihr habt ihn gefasst! Sehr gut gemacht Inös und Fromm. Ich bin stolz auf euch aber... wo ist der Esel?" Kanndra begrüßte sie freundlich und sie war ehrlich stolz.
"Nun ja, den konnten wir nicht festnehmen..." fing Frän an und Olga-Maria vollendete den Satz mit den Worten: "Er war einfach zu schnell und nun ja...wir konnten ihn nicht fassen."
"Nun ja, daran kann man nichts ändern aber ich denke er wird wieder zurückkommen, wenn er Hunger hat. " lächelte Kanndra deren Freude nicht getrübt werden konnte und lud die zwei erst einmal zu einem Glas Mich ein. Wenn sie gewusst hätte, wie sie sich getäuscht hätte.
In den nächsten Tagen wurden einige Sahnebäcker, eine Zuckerwarenherstellerin und ein Alkohollager überfallen. Die Wache hatte alle Hände voll zu tun, bis man den Esel am Ende mit einer prächtigen Eselsstute in die Falle locken konnte. Er wurde zu fünf Jahren Mehlschleppen und nur einer Karotte in der Woche verurteilt.
Frän ging zurück zu Bernadett und nahm dort erst einmal ein heißes Bad und einige Fische zu sich, bevor sie ihre Katzen fütterte und müde in die Kissen sank und schlief. Was eine Stadt dachte sie noch und war eingeschlafen. Nachts träumte sie dann von fliegenden Eseln, die Dattel aßen und Samtvorhänge stahlen.
[1] Bleibt eben nur die Frage was ein Notfall ist

[2] Der Zwerg hatte tatsächlich eine Katze, was sie allerdings erst nach dem dritten Tag mitbekam, obwohl es sie eigentlich hätte wundern müssen, wenn er von jemandem sprach und dabei immer wieder betonte, wie schön weich und warm sein Fell war und was wohl in einigen Tagen sein würde und was er dann bloß machen sollte, und all das gab Frän eine Menge Rätsel auf.

[3] sie hieß dank großem Erfindungsreichtum und einer kleinen Verwechslung Kater

[4] Zwei Kater und eine Katze

[5] sie deutete das Miau als "Ja, bin einverstanden"

[6] alles schwarz, bis auf die Rheumasocken die waren geringelt und rosa

[7] mit der Ausnahme von Kater, sie flog die Mäuse fangen und außerdem zerfetzte sie alle Rüschchen




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