Selbsthilfegruppe: Zukunft mit Recht

Bisher hat keiner bewertet.

von Wächterin Magane (GRUND)
Online seit 31. 03. 2004
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 Außerdem kommen vor: Humph MeckDwarfAraghast BreguyarRascaal OhnedurstLaiza HarmonieKtrask

Die Rekrutin Magane wird dazu verurteilt einer Gruppe von festgenommenen, unlizensierten Dieben in einem einwöchigem Kurs unter Aufsicht von Hptm. MeckDwarf ein praktisches Verständnis für die Gesetze (Strafgesetz und Gildengesetz) zu vermitteln und ihre Erfahrungen dabei in einer Strafsingle niederzuschreiben.

Dafür vergebene Note: 12

Vorbemerkung:
Obwohl ich für diese Single etwas länger gebraucht habe als geplant, handelt sie von der Woche direkt nach dem zu Grunde liegenden Urteil (vom 1. 3. 2004), also noch vor Bregs Beförderung und bevor Laiza eine FROG wurde.



Prolog


Es gibt schlechte Tage, an denen baut man Mist und es gibt noch weit schlechtere Tage an denen man die Konsequenzen tragen muss. Normalerweise reichten schlechte und schlechtere Tage aus um Maganes Leben zu beschreiben... aber seit neuestem gab es eine dritte Kategorie: die extrem schlechten Tage...
Sie hatte gerade eine Woche solcher Tage hinter sich und konnte niemandem außer sich selbst dafür die Schuld geben. Sicher, es war nicht klug gewesen sich vor einem Vorgesetzten mit einer Mitrekrutin zu prügeln, natürlich hatten sie die darauf folgende Strafe verdient gehabt, aber dann dabei ein echtes Verbrechen zu begehen, das war ein Fehler gewesen.
Magane hatte es wirklich übertrieben, "vorsätzlicher Einbruch, Diebstahl, Sachbeschädigung und Urkundenfälschung" und sie war schuldig... zumindest hatte die Jury so entschieden. Mag sah das natürlich geringfügig anders, sie hatte während des Verhörs zu zeigen versucht, dass sie die Kontrolle über sich verloren hatte und dass das Opfer sie extrem provoziert hatte -- Argumente die nicht die Kraft gehabt hatten den Agenten Ohnedurst von ihrer Unschuld (oder zumindest von mildernden Umständen) zu überzeugen, wie hätten sie dann die Jury überzeugen sollen? Urteil und Strafmaß waren absehbar gewesen, nach diesem Verhör hatte sie nichts anderes erwartet.

Montag


"...wird dazu verurteilt einer Gruppe von festgenommenen, unlizenzierten Dieben in einem einwöchigem Kurs unter Aufsicht von Hauptmann MeckDwarf ein praktisches Verständnis für die Gesetze, also Strafgesetz und Gildengesetz, zu vermitteln...", Laiza Harmonie stand vor dem schwarzen Brett und las das Urteil laut vor, sie schien sich dabei wirklich gut zu amüsieren, natürlich, sie hatte schließlich von der Tat profitiert war aber noch nicht einmal als Zeugin vernommen worden, "...ferner wird es für nötig gehalten, dass sich die Rekrutin Magane einer püschologischen Sitzung bei Korporal Breguyar unterzieht, um ihren diebischen Drang Herr zu werden...", an diesem Punkt war es um ihre Beherrschung vollkommen geschehen, sie prustete vor Lachen laut los und es war ihr dabei offensichtlich total egal wer sich außer ihr noch im Raum befand.
Nie ist ein Ausbilder da, wenn man einen braucht dachte Mag die zusammengesunken hinter dem Tresen saß und durch Tresendienst gezwungen war alles mit anzuhören, zu gerne hätte sie Laiza erklärt, dass sie außer dem diebischen Drang noch weitere kriminelle Energien hatte, sie war zum Beispiel durchaus in der Lage einen Mord zu begehen, wenn man sie ausreichend provozierte... aber -- und da war sie bereit ihren ganzen Monatssold drauf zu verwetten -- wenn sie jetzt aufstehen und zum schwarzen Brett herüber gehen würde, stände sofort ein Ausbilder, vielleicht sogar der Schäff persönlich auf der Matte. [1]
Der Aushang war über Nacht hier aufgetaucht, zumindest hatte er schon da gehangen als Magane um sechs ihren Tresendienst angetreten hatte. "Was geht das die anderen an", hatte sie sich (und das schwarze Brett) gefragt, da es nicht antwortete und sie nicht schon wieder Ärger riskieren wollte, hatte die junge Frau beschlossen die Tatsache als gegeben hinzunehmen. Sie konnte ja eh nichts daran ändern.

***


Nach Beendigung ihres Tresendienstes machte Magane einen kleinen Nachdenkspaziergang, der sich mir der Zeit zu einer ausgewachsenen Stadtwanderung ausdehnte. Immerhin erfüllte er seine Pflicht... Mag dacht über alles nach, nicht nur über Schuld und Sühne sondern auch über die Entscheidung Wächterin zu werden... hatte ich mir das so vorgestellt? Nein ich wollte anständig werden... das was ich jetzt habe, hätte ich auch schon vorher haben können... sie kickte einen Stein in eine Pfütze und sah den entstehenden Wellenlinien zu, auf einmal war da ein unbestimmtes Gefühl, dass es sich bei der Strafe nicht um eine Strafe, sondern vielmehr um eine Chance handelte, die sich ihr bot, um nicht nur ihr Leben, sondern auch das der Kursteilnehmer, grundlegend zu verändern... "fragt sich nur, wie ich das anstellen soll", weder Pfütze noch Stein schienen eine Antwort zu wissen, die herumfliegenden (und -laufenden) Tauben waren auch nicht unbedingt eine große Hilfe und der Hauptmann würde, wenn sie ihn fragen würde nur sagen, dass es ihre Aufgabe sei und nicht seine.
Mag fand Ankh Morpork nachmittags weder besonders schön, noch besonders interessant, es hatte, wie fast immer, den Charme einer aufplatzenden Pestbeule, die zudem auch noch schrecklich laut war. Nachts war es besser... sie würde auf den Straßen keine Antworten finden, deswegen blieb sie stehen um sich zu orientieren. Nach einigen Momenten, des Umschauens und Suchens bekannter Punkte, erkannte sie, dass sie sich in der Unheilstraße befand ...wie bin ich denn hier hin gekommen... seltsam... und dass der Pseudopolis Platz damit nicht mehr weit war, es musste ungefähr eine Stunde vor Dienstschluss der nicht im Schichtdienst Arbeitenden sein, sagte ihr Zeitgefühl -- eine gute Gelegenheit um einen Termin mit Korporal Breguyar zu machen.

***


So gut sie sich auch inzwischen im schwarzen Wachhaus an der Kröselstraße auskannte, am Pseudopolis Platz war Magane absolut verloren. Wie macht man einen Termin mit jemandem, dessen Büro man nicht finden konnte? Dass dieser Püschofritze ein Büro haben musste, war klar, schließlich waren Püschologen Schreibtischtäter, ganz besonders dann, wenn sie zudem stellvertretende Abteilungsleiter waren.
Nachdem sie das halbe Wachhaus auf den Kopf gestellt hatte, fand sie endlich das Büro von Korporal Breguyar, schluckte einmal hart, hob ihre Hand zum Klopfen und zögerte.
Erste Regel für einen guten Eindruck beim Schäff: Nicht unangenehm auffallen... zu spät, um nicht unangenehm aufzufallen müsste ich schon einiges rückgängig machen, nicht zuletzt den Grund dafür überhaupt hier zu sein...
Zweite Regel für einen guten Eindruck beim Schäff: Mach ihm nicht mehr arbeit als die Andern... er hat mit Sicherheit genug zu tun, auch ohne dass ich auftauche und... andererseits ist das sein Dschopp und wenn die Jury und Agent Ohnedurst der Meinung sind, dass ich darüber mal mit einem Püschologen reden sollte, dann muss ich das auch tun.

Mag fasste sich ein Herz und klopfte [2], strich sich ihre Kleidung glatt -- wenn man schon keine Uniform trug, sollte wenigstens die Zivilkleidung sitzen -- und wartete auf ein "Herein!"... und wartete... als nichts geschah klopfte sie noch einmal etwas lauter.
"Ja?" Sie öffnete leise die Tür, trat ein und bemerkte am Rande wie ein Buch unter dem Tisch verschwand, das ihr flüchtig bekannt vorkam, sie war sich sicher es vor nicht allzu langer Zeit in einer Buchhandlung als "Krimi des Monats" gesehen zu haben. [3]
"Nabend Sör..."
"Ähm... hallo?" Korporal Breguyar machte deutlich den Eindruck keine Ahnung zu haben wer vor ihm stand.
"Ich bin hier um dich um einen Termin für meine Püschositzung zu bitten."
"Jaa?"
"Du hast keine Ahnung, wer ich bin und worum es geht..."
"Aber du wirst es mir mit Sicherheit gleich verraten", er hatte noch immer die Hand unter dem Tisch und Mag war sich sicher das einer seiner Finger als Lesezeichen fungierte... jederzeit bereit das Buch wieder aufzuschlagen sobald sie den Raum verlassen hatte.
"Ja Sör... ich bin Daurerrekrutin Magane und es geht um... wie nannte er es noch gleich... unlizensierten Diebstahl, Sachbeschädigung, Urkundenfälschung und Einbruch -- nicht unbedingt in der Reinfolge -- und darum, dass ich Schwierigkeiten damit habe meinen alten Beruf aus meinem neuen rauszuhalten."
"Ach die Intelligenzbestie, die ihre Dienstmarke bei einem Einbruch verliert... Glückwunsch... sowas ist selten."
"Ja Sör... ähm Sör, ich hatte mich nicht unter Kontrolle, sonst wäre das nicht passiert."
"Und jetzt willst du einen Termin an dem wir ausführlich darüber reden."
"Ja Sör... obwohl, lieber wär's mir wenn ich drum rum käme... aber JA ich will einen Termin."
"Gut... nächste Woche geht nicht... übernächste Woche Dienstagnachmittag um 4, sei pünktlich."

***


Vielleicht sollte ich noch schnell... im rausgehen... einen Blick auf meine Kursteilnehmer werfen, Gedanken versunken stand die Rekrutin vor der Tür des Püschologen und dachte über ihre weiteren Schritte nach. Es war ziemlich unfair eine Aufgabe so zu formulieren, dass sie einem zwar auf der einen Seite kaum Freiheiten ließ, dabei aber auf der anderen Seite so wenig konkret war, dass man eigentlich nur daran scheitern konnte, ganz egal was man tat. Sie schlenderte los, trotz ihren leichten Anflug von Verärgerung hatte sie die Hoffnung, dass die eingesperrten Diebe kooperativ waren und nicht zu viel Ärger machten. Genauso gut hätte sie hoffen können einen Einbruch in Lord Witwenmachers Haus zu überleben.
Um eine Ecke biegend sah sie die beiden Schäffs von denen sie eigentlich im Moment gründlich die Nase voll hatte, was wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit beruhte [4], denn schließlich hatte sie zu genüge genervt und dem andern Arbeit gemacht. Kurz: sie sah wie die Tür des Büros des Agenten Ohnedurst aufging und selbiger, noch ins Gespräch mit dem ihm folgenden Hauptmann MeckDwarf vertieft, auf den Flur trat. Ein kurzer Blick auf die dämonbetriebene Uhr am Ende des Ganges -- Dienstschluss... verdammt -- dann stellte sie sich den beiden in den Weg (nicht dass sie ein großes Hindernis gewesen wär, aber so konnte man Bitten effektiver vorbringen), salutierte mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen und sagte, als sie erkannte, dass die beiden nicht einfach weitergehen würden: "Nabend Sörs, ich weiß, mein Timing ist extrem schlecht, aber hättest du eine Minute Zeit für mich Schäff?" Normalerweise fixierte Mag beim Reden den Punkt zwischen den Augen ihres Gegenübers, aber jetzt gerade schaute sie verstohlen am linken Ohr des GRUND-Abteilungsleiters vorbei und versuchte möglichst unauffällig den Agenten zu beobachten, wobei sie natürlich hoffte, dass er es, für den Fall dass der Blick doch auffiel, für die normale Reaktion gegenüber eines I.A.-Agenten hielt.
"Was passiert wenn ich Nein sage?"
"Dann dauert alles nur länger und ich muss dich morgen früh damit belästigen und ich werde mich bis dahin schon sehr mit der Idee die ich hatte beschäftigt haben und es würde für mich nur noch sehr viel mehr Arbeit bedeuten wenn du morgen früh 'nein' sagtest und wenn du nicht nein sagst kann ich das heute Abend noch abklären und morgen früh sofort anfangen", schwer keuchend kam sie zum Ende, das waren verdammt viele Worte gewesen, mit viel zu wenigen Pausen.
"Du solltest zwischendurch atmen", er drehte sich zu dem Agenten um, "Ras geh doch schon mal vor und halt Veni vom Zinken ab", er wartete bis der Vampir an der Treppe war und fragte dann: "Was gibt's?"
"Nun Sör, ich hatte da eine Idee zu meiner Strafe, ich weiß nur nicht ob das durchführbar ist...", sie sah ihm einen Moment fest in die Augen, "... ich brauche dazu Hilfe... Schäff, bevor du was sagst, ich weiß, dass das meine Strafe ist und dass ich dieses Problem alleine lösen soll, aber du weißt wie ich zu den Gesetzen stehe und dass ich eigentlich keine Ahnung davon hab... und wie soll ich ein praktisches Verständnis für etwas vermitteln, das ich kaum kenne. Also hab ich mir gedacht ich zeige stattdessen die Konsequenzen und Alternativen von unlizenziertem Diebstahl."
Hauptmann MeckDwarf seufzte, vor 10 Minuten hatte er beschlossen gehabt, für heute Abend die Tatsache zu ignorieren, dass er einen Flohzirkus [5] befehligte, keine Chance, womit hatte er das verdient? "Wieso brauchst du dazu Hilfe und an wen hat du gedacht?"
"Ich brauche dazu Hilfe, weil ich das alleine nicht schaffe, ich brauche einen Einheimischen, jemanden, der hier geboren und aufgewachsen ist, wie zum Beispiel Tibor, er wäre ideal, ist in den Schatten geboren und aufgewachsen und hat genau wie ich die Seite gewechselt, als er zur Wache kam..." ganz davon abgesehen würde ihm der Kurs auch nicht schaden, dem Gauner, ergänzte sie den Satz in Gedanken. Sie wollte ihn nicht in die Pfanne hauen, aber es war zumindest unter den Rekruten bekannt, dass er sich nicht immer vollständig auf der Sonnenseite des Gesetzes aufhielt.
Der Hauptmann dachte einen Moment darüber nach -- zumindest schien es so als würde er den Gedanken ernsthaft in Erwägung ziehen... "Nein, du machst das allein, die Gründe kennst du, das hätte ich nicht besser formulieren können als du in deiner Einleitung", er sah auf die Uhr, "und ganz davon abgesehen wartet man auf mich. Von mir aus kannst du gerne die Nacht durcharbeiten, Hauptsache du kommst am Ende der Woche zu einem positiven Ergebnis", er wandte sich zum gehen, drehte sich aber dann noch mal um, "und wenn ich dir einen Rat geben darf: manchmal kommen einem die besten Ideen im Gespräch mit Freunden, nach Feierabend."

***


Zur gleichen Zeit nicht allzu weit entfernt:
Seit ein paar Tagen war er nun in der Stadt -- Städte waren groß und kompliziert, damit hatte er gerechnet, aber dass eine Stadt dermaßen groß, kompliziert, unübersichtlich, laut und gefährlich sein konnte. Dabei hatte er immer noch alles womit er Ankh-Morpork betreten hatten, niemand hatte auch nur versucht ihn zu überfallen.
Sicher, man hatte ihm käufliche Leibe angeboten, ihn mit Broschüren über diverse Glaubensgemeinschaften überhäuft und ihm ein Würstchen, das diesen Namen nicht verdiente, in einem altbackenem Brötchen, zu einem überzogenem Preis, verkauft. Aber ansonsten war ihm nicht viel passiert. Langsam begriff er was es mit dem Gildensystem auf sich hatte, daheim in seinem Heimatdorf hatte es so was nicht gegeben.

***


Feierabend, was dachte der sich? Sie konnte sich doch jetzt nicht in den Eimer setzen, trinken, Drachenpoker spielen und mit Freunden quatschen, sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen... und das möglichst schon vorgestern. Vielleicht würde sie später noch in den Eimer gehen, aber erst wenn sie alles erledigt hatte weswegen sie hergekommen war. Außerdem sah es ihrer Meinung nach nicht gut aus, wenn sie den beiden Hauptmännern folgte (sie konnte natürlich nur vermuten, dass die Herren auf dem Weg in den Eimer waren).
Den Zellen im Erdgeschoss des Wachhauses haftete der unangenehme beißende Geruch von Schnappers Würstchen an. Magane wurde schon von der Erinnerung an ihr erstes und einziges Würstchen dieser Art schlecht. vor elf Jahren war sie an ihrem ersten Tag in Ankh Morpork [6] sofort Schnapper in die Arme gelaufen. Und hungrig wie sie damals gewesen war hatte sie von dem bisschen Geld, das sie gehabt hatte, eins dieser ungesund leuchtenden Würstchen gekauft. Schlechtes Essen gewöhnt und wie gesagt hungrig hatte sie es auch gegessen -- und bereut.
Für einen Moment war sie froh niemals eine Wachezelle von innen gesehen zu haben, obwohl die Wache, das wusste sie nur zu gut aus ihrer aktiven kriminellen Zeit, nicht wirklich gefürchtet war. Als Dieb hatte man hier nicht viel zu befürchten, da Diebe zu unwichtig waren um mit den Haustieren des Patriziers vertraut gemacht zu werden, und im Normalfall wurde man ach nicht der Diebesgilde übergeben. Im Großen und Ganzen fürchtete der ankh-morporksche Normalkriminelle nicht die Wache sondern die Verpflegung in den Zellen.
Mag hatte nach wie vor nicht viel Ahnung was sie tun sollte, vielleicht würde ihr was einfallen wenn sie sich ihre Kursteilnehmer genauer ansah. Während es im Wachhaus erstaunlich still geworden war -- man hörte nur noch die Auseinandersetzungen der Tresenschicht, die um den Sold der vergangenen Woche pokerten -- wahrscheinlich amüsieren sich grade alle besser als ich -- war es in Maganes Kopf im Moment extrem laut.
Mindestens vier Stimmen stritten sich zwischen ihren Ohren [7]. Die momentan lauteste Stimme gehörte zu ihrem Instinkt, der von langen Jahren jenseits des Gesetzes so geprägt war, dass niemals auch nur in die Nähe von Zellen kommen wollte und vehement zur Flucht riet.
Allerdings war da auch die langsam erstarkende Stimme der ehrgeizigen Wächterin, die schon viel zuviel Zeit in GRUND verbrachte und langsam eine Anzeige wegen Trödelns riskierte. Sie lachte gehässig in sich hinein, ein I.A.-Verfahren weil sie wegen einer Strafe GRUND nicht verlassen konnte... hatte sie bestimmt, dass ihre Ausbildung nicht mehr beendet sein würde...
Die dritte Stimme in ihrem Kopf gehörte einem kleinen Mädchen, dass sich unterm Bett versteckte um mit schwarzen Männern und Monstern zu kuscheln, weil sie alle gemeinsam Angst vor ihrer Tante hatten [7a]. Dieses kleine Mädchen hatte schon immer ihre Vernunft verkörpert, sie hatte nicht nach Ankh-Morpork gewollt, damals war Mags Wille stärker gewesen. Magane hatte aber in der Vergangenheit auch gelegentlich mal auf die Kleine gehört, zum Beispiel bei der Entscheidung, ob sie laufen und hungern sollte oder ob sie sich zur Näherin machen lassen sollte, für ein wenig Brot und eine kleine Strecke des Weges auf einem Karren.
Zu Mags großer Verwunderung gehörte die vierte Stimme einer zweiten Wächterin, einer Frau die sich nicht um eine zweites I.A.-Verfahren scherte [9], einer Frau, die dachte, dass morgen auch noch ein Tag sei. Sie hatte Durst, sie wollte in den Eimer, sie wollte spielen, den Feierabend genießen und eventuell noch eine kleine Prügelei mit Laiza zu riskieren, um dann müde aber glücklich ins Bett zu sinken. Wie zu jeder der vier Stimmen, hatte sie auch zu dieser ein Bild im Kopf.
Ehrgeiz siegte knapp vor Faulheit und sorgte dafür, dass Mag einen Blick in die Zellen warf. Zwei Gefangene lagen auf ihren Pritschen und schliefen, einer von Beiden sah nicht so aus als hätte er die Zelle auf eigenen Beinen betreten, den mussten sie wohl getragen haben, wenn er wieder aufwachte, würde er sicherlich höllische Kopfschmerzen haben -- wenn er wieder aufwachte... Der Andere hatte offenbar den Kampf gegen den Gestank aufgegeben und war der Meinung, dass es hier nur schlafend einigermaßen erträglich war. Mag kannte ihn nicht, er musste neu in der Stadt sein [10]. Sie sah ihn sich genauer an, er wirkte gepflegt, wenn auch ärmlich, sah sehr sympathisch aus und war offensichtlich harte körperliche Arbeit gewöhnt, nichts an seiner Erscheinung ließ auf einen Dieb schließen -- genauer nichts an ihm wirkte auch nur in irgendeiner weise verdächtig, Mag hätte geschworen, das dieser Mann noch nie auch nur einen kriminellen Gedanken gehabt hatte -- aber so was konnte täuschen.
In der Zelle gegenüber wurde leise gespielt -- wie kommen die an die Karten, die dürften eigentlich keine Karten haben -- die beiden spielten Götterblöff, ein sehr altes Spiel [11], es folgte keinen festen Regeln, eigentlich ging es dabei nur darum wer am besten lügen konnte. Mag kannte die beiden Spieler, sie waren zweifelsohne Diebe, nach einem Moment des Nachdenkens fielen ihr auch die Namen wieder ein, Münz-Mark und Al Kaselzer -- Na dass kann ja heiter werden...
Heilfroh nicht bemerkt worden zu sein, schlich sie sich wieder fort. Auf dem Weg nach draußen grüßte sie noch schnell die Jungs von der Tresenschicht (zwei von den neuen Rekruten und ein Gefreiter, die Mag kaum kannte) und war dann vor dem Wachhaus.

***


Ankh-Morpork im Frühling bei Nacht wurde oft als atemberaubend schön beschrieben, nun atemberaubend stimmte sicher [12] und was die Schönheit dieser Stadt anging... über Geschmack sollte man nicht streiten. Allerdings war alles besser als die Kälte der vergangenen Monate.
Magane fragte sich ob man wirklich am Straßenbelag erkennen konnte wo man sich grade befand -- sie hatte von Stadtwächtern gehört, die solange nachts auf Streife gewesen waren, dass sie das konnten. Mag war gerne bereit zu glauben, dass es Wächter gab die den Weg den sie grade lief, so gut kannten, dass sie genau wussten wie weit es noch bis zum Eimer war. Nun war der Weg vom Pseudopolis Platz bis zur Stammkneipe der Wache weder weit noch kompliziert, und einer Rekrutin die seit fast 6 Monaten bei der Wache war und schon seit vielen Jahren in der Stadt lebte, war dieser Weg alles andere als unbekannt, obwohl sie bisher meistens vom schwarzen Wachhaus in der Kröselstraße kam, wenn sie in den Eimer ging.
Ein Zwergenlied summend [13] lief Mag auf direktem Wege zur Ponsbrücke, auf welcher sie den grünlich-braun schimmelnden, frühlingsfrisch verfaulenden Fluss überquerte, um dann in mittwärtiger Richtung am Ankh entlang zu laufen. Ihre -- wenn nicht schlechte dann doch zumindest -- angespannte Laune verflog schlagartig als sie die Schimmerstraße erreichte, aus dem Eimer drang viel versprechendes Lärmen und schließlich hatte der Hauptmann ja doch recht -- irgendwann musste man Feierabend haben.
Sie öffnete die Tür, trat ein und ging mit einem kleinen Umweg (an den Tresen zum Bier holen) zu einigen der Dauerrekruten in der hinteren Ecke. Mag achtete sorgfältig darauf die kleine hochrangige Pokerrunde auf der anderen Seite unauffällig beobachten zu können. Unter den zahlreichen Gründen die sie für dieses Verhalten hätte nennen können, war sie genau einen bereit zuzugeben: Sie wollte keinem in dieser Runde den Rücken zukehren. Zu groß war die Gefahr, dass einer von ihnen in ihre Nähe kam und eventuell etwas unachtsam dahin Gesagtes hörte und gegen sie verwendete. Natürlich waren hier im Eimer alle Wächter gleich, aber grade bei diesen dreien war Magane sicher, dass es besser war nicht zu vergessen welche Posten sie bekleideten.

Dienstag


Mag schlug die Augen auf und sah schwarz -- Wo bin ich? -- es dauerte einen kleinen Moment bis sich der Gedanke durch die nagenden Kopfschmerzen gefressen hatte. Halb bewusst fragte sie sich wie der tote halbverfaulte Hamster in ihren Mund kam, aber dann wurde ihr schlagartig klar, dass es sich dabei wohl um ihre Zunge handeln musste. Bei dem Versuch sich aufzusetzen wurde das Gesamtbild eines ausgewachsenen Katers durch ein erstklassiges Schwindelgefühl ergänzt. Während sich um sie herum der Schlafsaal des Wachhauses an der Körselstraße materialisierte und Magane sich fragte wie sie hergekommen war, bemerkte sie leidend, dass sich ihr Magen verdächtig nach eiskalter feuchter Watte anfühlte, verdammt, sie hatte gestern auf nüchternen Magen etwa zehn Bier zu viel getrunken, wovon mindestens eins schlecht gewesen war, und konnte sich nicht einmal mehr erinnern warum.
Eine kalte Dusche später wurde Mag, als sie sich einen Kaffee holte, klar was sie heute zu tun hatte, sie würde als erstes zum Pseudopolis Platz rüber gehen um sich bei SUSI einen Ikonographen auszuleihen.

***


Spurensicherer schliefen scheinbar nie... wer war schon freiwillig morgens um zehn vor sechs auf um Dreckproben zu analysieren... wer lief freiwillig morgens um sechs in der Stadt herum um ein Gildengebäude zu ikonographieren... Wächter die ihren Dschob ernst nahmen und den ganzen Tag hart arbeiteten. Mag hatte das Gildenviertel nie gemocht und wenn sie sich je vor einem Gebäude gefürchtet hatte, dann war es das der Diebesgilde gewesen, aber mit der Dienstmarke in der Tasche konnten die Gildendiebe ihr nichts tun... na ja, sie konnten schon aber wer will schon Ärger mit der Wache, weil er einem Wächter das Licht auspustet. Auf einmal fühlte sie sich stark -- mit dem Dolch im Hosenbund und der Marke in der Tasche war sie unbesiegbar.
Wieso brauchte dieser Dämon nur so lange um das zweite Bild zu malen, ob es daran lag, dass sie eine Nahaufnahme wollte? Auch die schönste Selbstsicherheit hielt nicht ewig, die Nähe zu Gildendieben war nicht gut für Mag... Laiza hatte ihr vor einiger Zeit mal den Posten als Diebesgildenexperte vorgeschlagen, was beinahe zu einem tödlichen Dolchunfall geführt hätte... Als der Dämon nach einer halben Ewigkeit endlich mit malen fertig war, hielt sie nichts mehr. Magane rannte den Weg zurück über die Messingbrücke und den Unteren Breiten Weg und blieb nicht ehr stehen als das sie sicher im Wachhaus angekommen war.
Guuut... jetzt brauche ich einen Raum... oder besser, erst mal einen Kaffee... sie lächelte den bemitleidenswerten Mitrekruten zu, die das unverschämte Glück hatten ihre erste Frühschicht hinter diesem Tresen zu haben, und warf dann einen Blick auf die große Uhr an der Wand, es war 25 Minuten vor Frau Willichnicht... genug Zeit für einen Kaffee.
Um fünf vor Willichnicht beendete Mag ihre Pause und begann das untere Stockwerk des Wachhauses nach einem geeigneten Raum abzusuchen. Die Suche hielt sie allerdings nicht lange auf, denn der erste Raum dessen Tür sie öffnete [14] war garantiert unbenutzt. Früher mochte er vielleicht mal ein Büro gewesen sein, aber in den letzten 15 Jahren hatte dieses Zimmer wohl als Abstellkammer gedient, er war der Inbegriff des Wortes schmutzig und es handelte sich um Raum gewordenes Chaos. Auf zweieinhalb mal vier Metern stapelten sich Stühle und Tische und Pappkartons, auch Bücher und zwei vertrocknete Pflanzen fehlten nicht. Außerdem fand sich ein großes voll gepacktes Regal in der Mitte des Raumes.
"Hmmm... es ist jetzt kurz nach sieben... wenn ich mich ranhalte könnte ich es schaffen hier zu entrümpeln und gegen zehn mit dem Kurs zu beginnen...", murmelte Mag und stieß mit dem linken Fuß einen Stapel Altpapier an.
Wenn man sinnvoll aufräumen wollte brauchte man Zeit... wenn man allerdings davon nur 3 Stunden zur Verfügung hatte musste man eine andere Aufräummethode anwenden, das Müll-von-hier-nach-da-drüben-tragen.
Der noch um einiges kleinere und ebenfalls chaotische Nebenraum wurde noch weit voller als er zuvor gewesen war. Nach zwei Stunden und zwanzig Minuten befanden sich in dem zukünftigen Seminarraum nur noch zwei Schreibtische, die ordentlich gestapelt in einer Ecke standen, fünf Stühle, in einem recht engen Stuhlkreis, das Regal, mit dem sie sich noch gar nicht beschäftigt hatte (sie hatte es nur an die, von der Tür aus gesehen, linke Wand geschoben) und ein kleines Schränkchen, das sie unter die Schreibtische geschoben hatte. Der fensterlose Raum wirkte jetzt fast wie ein Büro.
So anstrengend hatte Mag sie die Sache nicht vorgestellt... wer sein Leben lang nicht viel besessen hatte, konnte nicht die Dimensionen verstehen, in denen unbeaufsichtigtes Chaos wucherte. Sie ließ sich auf einen der Stühle fallen und fragte den einigermaßen ordentlichen Raum: "Wie spät ist es wohl... hab ich noch Zeit einen Kaffee zu trinken?"
Immer wenn man in einem scheinbar leeren Raum laut eine Frage stellt und wirklich nicht mit einer Antwort rechnet, beginnt irgendein Einrichtungsgegenstand zu reden... in diesem Fall war es ein Karton im Regal, er sagte: "Es ist schätzungsweise ungefähr zwanzig nach Schäff-will-Kaffee... oder morgens halb zehn in Ankh-Morpork... egal, auf jeden Fall Zeit fürs dritte Frühstück!"
Magane gehörte nicht zu den Personen die sich in solchen Situationen erschreckten, fluchten oder irgendwelche Götter zu ihrem Schutz anriefen, vielmehr stand sie mühsam auf und verließ den Raum um an der Uhr über dem Tresen diese Zeitangabe zu kontrollieren. Mit dieser total unlogischen und leicht widernatürlichen Reaktion hätte sie sicherlich jeden zufälligen Zeugen verwirrt. Die Uhr bestätigte die Zeitangabe des Kartons und die Rekrutin ging sich einen Kaffee holen...
Fünf Minuten später kam sie zurück, stellte die bis zum Rand gefüllte Kaffeetasse schwungvoll und schwappend auf einen der Stühle, sah sich noch mal im Raum um und beschloss nicht einfach hinzunehmen, dass ein Karton sprach.
"Wer bist du?"
"Wer will das wissen?"
"Rekrutin Magane von der Stadtwache Ankh-Morpork."
"Ohhh... ich zittere vor Angst...", dürfen Kartons spöttisch kichern? -- NEIN!
"Wer...bist...du?"
"Ich, bin ich und kein dritter."
"Okay... wenn du meinst... ich hab aber keine Zeit für Spielchen... Zeig Dich!", der Befehlston, der den letzten Worten anhaftete, war derart unmissverständlich, dass er wahrscheinlich ein ganzes Heer bis an die Zähen bewaffneter Soldaten in (menschliche) zahme Schoßhündchen hätte verwandeln können -- mit einem anderen Befehl versteht sich. Den Karton hingegen schien es sehr zu amüsieren.
Leise fluchend durchquerte Mag den kleinen Raum, öffnete den Karton und schrie auf.
Ein Dämon hatte sie mit seinen messerscharfen Zähnen in den Finger gebissen. Er schien in diesem Karton zu leben, intensiver Kaffeegeruch ließ nur einen Schluss zu: es handelte sich um einen ausrangierten Kaffeedämon. Der pochende Schmerz in ihrem Finger ließ Mag vermuten, dass dieser Biss Folgen haben könnte [15]... Aber sie würde sich jetzt nicht um solche Kleinigkeiten kümmern können, sicher, in der Wache war sie ganz unten, aber einem Dienstdämon würde sie zeigen wo der Hammer hing.
Nach kurzer heftiger Diskussion stand das kleine Wesen namens Erpresso auf Maganes Seite. Offensichtlich hatte er einen lange Zeit ohne Herrn verbracht und wahrscheinlich hatte er diesen Raum so gut wie nie verlassen. Es war relativ leicht gewesen den Dämon von ihrer Herrschaft zu überzeugen -- Dämonen waren ja so... Magane grinste breit und setzte noch einen drauf:
"...okay, ich hab noch mal drüber nachgedacht... du darfst für mich Kaffee kochen, der so stark ist, dass er Tote zum leben erwecken könnte, tust mir in jede Tasse zwei Stück Zucker und sorgst dafür, dass ich immer wenn ich hier bin Kaffee hab, dafür kannst du weiter relativ frei leben und bekommst von mir alles was du brauchst... ach und noch was: Du darfst alle anderen weiter tyrannisieren."
Erstaunlich... mit Menschen konnte Mag nicht umgehen, aber bei versklavtem höllischem Ungeziefer, untoten menschenjagenden Blutsaugern und spielenden Werwölfen hatte sie offenbar ein glückliches Händchen.
Erpresso machte sich sofort daran Kaffee zu kochen, während die Rekrutin sich auf den Weg zu den Zellen machte um ihre Kursteilnehmer zu holen.

***


"Guten Morgen, ihr wisst alle warum ihr hier seid, ihr seid Diebe, unlizenzierte Diebe", Magane sprach zu einem Grüppchen aus drei Gefangenen, sie saßen friedlich und aufmerksam auf den im Kreis stehenden Stühlen, "ich vermute mal ihr kennt den Unterschied zwischen unlizenziert und lizenziert. Aber da hier nicht alle aus Ankh-Morpork kommen, werd ich das noch mal kurz erläutern, mir hat man das damals auch erklären müssen..." Mag setzte einen Moment ab, rührte einmal in ihrem Kaffee und trank einen Schluck -- sie hatte die volle Aufmerksamkeit der drei Herrn, erstaunlich -- bevor sie weiter sprach "...Diebstahl ist in Ankh-Morpork legal, seit Havelock Vetinari Patrizier der Stadt ist. Das gilt natürlich nicht für alle Diebstähle, sonst wärt ihr nicht hier -- und ich übrigens auch nicht, wie mindestens zwei der anwesenden Herren bereits wissen -- legal ist nur das was die Diebesgilde tut... beziehungsweise das was die Diebe mit Lizenz der Gilde stehlen, wenn sie eine Quittung dalassen und die Quote nicht überschreiten", Mag gönnte sich und ihren Zuhörern eine kurze Pause, in der sie aufstand und zu den aufeinander gestapelten Tischen ging, wo sie die beiden Ikonographien abgelegt hatte. Sie hob sie auf und ging dann zum Kreis zurück, wobei sie die Bilder so hielt, dass die drei sie nicht sehen konnten, "Bisher solltet ihr noch nicht allzu viel Kontakt mit der Diebesgilde gehabt haben, so was überlebt ein Unlizenzierter nur selten -- wobei selten noch stark untertrieben ist. Wer das nicht weiß lernt es normalerweise auf die harte Tour. Ich weiß, dass das hier für Einheimische langweilig wird", sie zögerte kurz, nein, die Diebe hörten ihr noch immer zu, "aber ich zeige es euch trotzdem, nur der Vollständigkeit halber. Diese Ikonographie", Mag drehte schwungvoll das erste der beiden Bilder um, "zeigt das Gebäude der Diebesgilde, aufgenommen von einem günstigen Punkt vor dem Gebäude der Assassienengilde, das ist nicht weiter interessant."

***


Derweil woanders:
Er war verwirrt, das Mädchen bei er Näherinnengilde hatte sich vor Lachen kaum halten können als er sagte: "Guten Tag, ich bin Schneider und würde gerne Mitglied werden." Nachdem der junge Mann der Näherin unmissverständlich klar gemacht hatte, dass sie ihm nicht anderweitig behilflich sein konnte, hatte sie ihm die Adresse der Schneidergilde genannt.
Gleich morgen würde er es dort versuchen.

***


"Aber das zweite Bild wird euch sicherlich interessieren, darauf seht ihr eine Möglichkeit, was mit Unlizenzierten geschehenen kann, die von der Gilde erwischt werden", sie reichte die Ikonographie im Kreis herum, das Bild zeigte den Wetterhahn auf dem Dach des Gildenhauses in Großaufnahme, "ihr werdet unschwer erkennen können, dass das recht unangenehm aussieht und niemand so was überleben kann. Die Wetterhähne werden regelmäßig ausgetauscht, aber die Gilde weiß auch noch andere schöne Dinge, die sie mit ihren Opfern anstellen kann und ihr könnt in jedem Fall sicher sein, dass der Lerneffekt endgültig ist, wer einmal von der Gilde erwischt worden ist, der stielt nie wieder irgendetwas."
Sie hatte die unterschiedlichen Reaktionen der drei Diebe genau beobachtet und konnte jetzt ungefähr abschätzen, wie lange sie schon in der Stadt waren, solche Erkenntnisse waren zwar recht ungenau, aber dennoch hilfreich, Mag lächelte in die Runde, trank noch einmal an ihrem inzwischen kalten Kaffee und fuhr dann fort: "Ihr werdet vor der Wache nicht besonders viel Angst haben, wir zeigen schließlich im Normalfall niemanden bei der Diebesgilde an, obwohl das natürlich vorkommen kann. Soweit ich weiß mach ich zum ersten Mal einen solchen Kurs, und ich glaube nicht dass so was nach diesen sieben Tagen noch mal wiederholt wird. Deswegen möchte ich, dass ihr Drei dies hier als Schongze für einen Neuanfang seht.
Da ich zwei von euch bereits kenne und weiß, dass sie wissen, was ich vor meiner Zeit bei der Wache gemacht habe, werde ich noch mal kurz meine Laufbahn erzählen: Ich lebe seit elf Jahren hier in Ankh-Morpork und habe bei einem alteingesessenen unlizenzierten Dieb unser Handwerk gelernt. Ich bin nie erwischt worden"... außer beim letzten Mal... "im vergangenen Sommer hab ich dann einen engen Freund an die Gilde verloren. Damals hab ich mich entschlossen aufzuhören und mir einen anderen Beruf gesucht. Seit einem halben Jahr bin ich nun bei der Wache -- das hat nichts mit überlaufen zu tun, sondern mit der veränderten Lebenseinstellung, ich habe niemanden verraten, aber ich tue meine Pflicht. -- Dieser Kurs hier hat zu Zweck, dass ich euch praktisches Verständnis für die Gesetze vermittele. Ich hab jetzt unheimlich viel geredet, und mein Wissen über die entsprechenden Gesetze ist auch damit weitgehend erschöpft. Der Kurs ist aber nun mal nicht einen sonder sieben Tage la!
ng, deswegen möchte ich jetzt von euch wissen, wer ihr seid, warum ihr ohne Lizenz stehlt, und was ihr jetzt vorhabt, wenn ihr wieder draußen seid und ich schlage vor, dass Mark anfängt."
Magane setzte sich wieder hin, nach dieser Rede brauchte sie eine längere Pause, wenn man sonst ehr schweigsam war sollte man keine Reden halten, der Angesprochne stand langsam auf -- plötzlich fühlte sich Mag drastisch an das Klischee von Selbsthilfegruppen erinnert: Im Kreis sitzen und sich gegenseitig die eigenen Geschichten erzählen... ist das eine Selbsthilfegruppe für gescheiterte Diebe? -- und begann stockend zu sprechen: "Ich bin Mark Münterpferd... besser bekannt als Münz-Mark... komme aus Ankh-Morpork und... habe früh meine Eltern verloren... Na ja und dann hab ich halt versucht... mir eine Existenz aufzubauen... hab aber keine Lehrstelle gefunden..."
Den Rest des Tages sprachen sie über Münz' deprimierendes Leben und fanden heraus, dass er eigentlich immer hatte Zimmermann werden wollen. Erst eine halbe Stunde nach Dienstschluss brachte Mag die Diebe in ihre Zellen zurück.

***


Mag war glücklich den ersten Tag dieses Kurses hinter sich zu haben. Sie war kaum noch in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, aber eins war glasklar: sie wollte jetzt zwei Dinge, nämlich ein Bier und die Chance mehrere Stunden an einem Stück bequem zu schlafen [16] -- zielsicher machte sie sich, genau wie am Vortag, auf den Weg in Richtung Eimer.
Doch schon als sie in die Schimmerstraße einbog wurde ihr klar, dass etwas Entscheidendes anders war als gestern, es war lauter, der Eimer wirkte aus der Entfernung betrachtet wie eine kleinere Ausgabe der Trommel... bitte, bitte keinen Radau, dachte Mag und wahrscheinlich wäre es die sinnvollste Entscheidung gewesen einfach zu gehen, einfach Ulmenstraße runter und ins Bett, aber sinnvolle Entscheidungen traf man nicht mit Kopfschmerzen und im Halbschlaf.
Die öffnete die Tür, die Taverne war brechend voll, ein kurzer Blick in die Menge verriet, dass GRUND nahezu vollständig anwesend war und auch sonst waren soweit Mag es überblicken konnte alle da die sie kannte und noch einige die sie nicht kannte... sie hatte was verpasst... irgendjemand war befördert worden... und alle wussten es... nur ihr hatte man nicht bescheid gesagt... wahrscheinlich hatte man sie einfach in ihrem Kabuff des Schreckens [17] vergessen.
Nun galt es herauszufinden wer heute Abend die Runden spendierte, während sie sich durch die Menge wühlte und versuchte einen einzelnen Rekruten in den Massen von Wächtern zu finden, hielt sie nebenbei nach besonders glücklich dreinschauenden Leuten Ausschau. Der einzelne Rekrut, den Mag gesucht hatte, saß bei einem Glas feinem Importsand an einem Tisch mit einigen der dienst älteren Rekruten -- sie waren zum Teil um einiges länger dabei als sie -- und schien sich gut zu amüsieren, soweit man das bei einem schon länger toten Extrembandagierten sagen konnte.
Nachdem sie einander kurz begrüßt hatten und Mag ihr Bier geordert hatte, fragte sie Knochenlos, die Mumie mit der sie Büro und Schreibtisch teilte, leise: "Wer wird denn heut Nacht gefeiert?"
"Das weißt du noch nicht? Johan, Tibor, Felsspalter und deine spezielle Freundin Laiza sind zu Gefreiten befördert worden."
Mag knirschte mit den Zähnen, nein das hatte sie nicht gewusst, das hatte sie noch nicht einmal geahnt... und es ärgerte sie maßlos Laiza war halb solange bei der Wache wie sie und hatte GRUND hinter sich, dazu kam dass dieses Miststück [18] angedeutet hatte, dass sie zu FROG wollte, dabei hatte sie eigentlich etwas anderes vorgehabt, für Magane ließ dieser Umstand nur einen Schluss zu... Laiza tat das um sie zu ärgern.

***


Viele Bier später war daraus Gewissheit geworden, Laiza existierte ausschließlich um Magane zu ärgern, sie war nicht ein Monster... nein sie war das Monster. Und sie kam auf Mag, der nicht ganz klar war, wieso sie nicht längst in ihrem Bett lag, zu.
"Hallo, Magane."
"Hertschlichen Glückwunsch schur Beförderung, Monschter."
"Danke, was macht deine Schtrafe", offenbar war Laiza nicht viel nüchterner als Mag, sie hatte nur mehr Kontrolle über ihre Zunge, wahrscheinlich bestand der Unterschied einzig und allein in der am Tag konsumierten Nahrung.
"Esch läuft..."
"Schtimmt esch, dass du übermorgen ein halbes Jahr bei der Wache bischt?"
"Ja. Das stimmt..." plötzlich wurden ihre Gedanken klarer, scheinbar vertrugen sich Wut und Blutalkohol ganz gut miteinander, Mag stand auf... "Was willst du damit sagen? Willst du mir sagen, dass du keine drei Monate gebrauscht hast? Ist es das?"
"Ja... ungefähr das wollte ich dir sagen", Laiza lächelte auffordernd, sie hatte eine vage Ahnung, dass eine weitere Prügelei Mags Kariere nicht gut tun würde.
Magane zog langsam ihre Handschuhe aus... wieso war sie nicht einfach ins Wachhaus schlafen gegangen... inzwischen waren auch die letzten der anwesenden Wächter auf die beiden streitenden Frauen aufmerksam geworden, die meisten schienen allerdings nicht wirklich etwas gegen eine Prügelei tun zu wollen -- vielleicht wollten sie auch nur sehen wie weit die beiden gehen würden -- Mag ließ ihre Finger knacken und begann einen Countdown zu zählen...
acht...

unbemerkt von den beiden Streithennen standen im Hintergrund ein frischgebackener Gefreiter und ein Rekrut auf...
sieben...

Mag wurde klar, dass Laiza nicht als Erste zuschlagen würde, sie hatte den Streit zwar begonnen war aber nicht dumm genug zum Beginnen einer Prügelei...
sechs...

die beiden jungen Männer im Hintergrund drängelten sich langsam nach vorn...
fünf...

Mag drehte sich noch mal herum um einen letzten Schluck Bier zu trinken...
vier...

wenn sie schon alles aufgab... dann würde sie wenigstens nicht ihr Bier verschalen lassen...
drei...

langsam kämpften sich Tibor und Ktrask in den Vordergrund und bezogen neben den Streitenden Position...
zwei...

Noch konnte sie das alles beenden ohne dass etwas geschehen war... sie musste sich nicht prügeln... vielleicht hätte sie ja sogar Zukunft in der Wache... Mag setzte den leeren Bierkrug ab...
eins...

und drehte sich um... und landete in Ktrasks Armen... heute Nacht würde hier kein Kampf mehr stattfinden, das würden die beiden nicht zulassen. Während Tibor Laiza außer Reichweite dirigierte, starrte Mag für einen Moment in Ktrsaks Augen und ließ sich dann widerstandslos aus der Taverne führen.
null.


Auf dem Weg zur Köselstraße schwiegen die beiden. Mag war nicht so betrunken dass sie getaumelt hätte, deswegen hielt sie etwas Abstand zu ihrem hünenhaften Kollegen, bisher hatten sie kaum miteinander zu tun gehabt, kaum gemeinsamer Dienst -- was wahrscheinlich hauptsächlich daran lag dass Mag andauernd wegen irgendwas bestraft wurde -- und auch nur wenig gemeinsame Freizeit. Man konnte ihn schlecht als unauffällig bezeichnen, dazu war er sicherlich zu groß und hatte zu breite Schultern, aber durch seine Schweigsamkeit und die Gegenwart von weit größeren Trollen, war er Mag bisher nicht wirklich aufgefallen. Ktrask gehörte zu der Sorte Männer, die auf der einen Seite durch ihre Anwesenheit für Ordnung sorgten und die auf der anderen Seite sicherlich gut zuhören konnten... er würde ohne Zweifel ein guter Wächter werden... und ich werde immer ein Dieb bleiben ganz egal wie sehr ich mich anstrenge...

Mittwoch


Nächte nach exzessivem Bierkonsum waren oft nicht unbedingt als ruhig zu bezeichnen, aber das was Magane grade hinter sich gebracht hatte war so ruhig wie ein Musik-mit-Steinen-drin Konzert. Mit ihren Träumen in dieser Nacht hätte sie ein Heer von Püschologen in den Wahnsinn treiben können und der Kater am darauf folgenden Morgen überraschte sie nur mäßig, Fragen wie Was hast du dir dabei nur gedacht? stellten sich gar nicht. Sie wusste, dass sie nicht gedacht hatte, sie hatte das Denken den anderen überlassen, sich voll laufen lassen und wenn die anderen nicht gedacht hätten, wäre sie die längste Zeit Wächterin gewesen.
Mag stand auf -- mit allen Begleiterscheinungen, die sie auch am Vortag schon hatte -- nach den Träumen dieser Nacht verspürte sie den Wunsch gleich mehrfach sehr kalt zu duschen, ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass das auch möglich war. Die Anderen würden erst in einer Stunde geweckt werden, sie konnte höchstens anderthalb Stunden geschlafen haben -- und das auch noch extrem schlecht... hoffentlich wollte heute keiner Streit...
Etwa vierzig Minuten und vier kalte Duschen später, saß Mag in dem was sie Uniform nannte [19] an einem Tisch in der noch leeren Kantine. Ihre nassen Haare zu einem strengen Zopf geflochten und mit versteinerter Mine in ihrem Kaffee rührend, las sie in der Ankh-Morpork Times von gestern -- Nachrichten vom Vortag sind nur für jene alt, die sie schon gestern kannten -- Zeitung lesen gehörte nicht zu ihren Gewohnheiten und es wurde ihr auch schnell langweilig, sie legte die sie weg.
Maganes Laune erlitt schon vor Morgengrauen einen ersten absoluten Tiefpunkt, etwa so musste es sich anfühlen wenn einem Riesenameisen zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus krabbelten. Die Kopfschmerzen gingen nicht weg, Tibor hätte bestimmt was dagegen. Aber die frisch Beförderten waren noch nicht wieder da, sie feierten wohl noch immer. Sie versuchte in der sich bewegenden Oberfläche ihres Kaffees ihre Zukunft zu lesen... wie immer wenn sie das versuchte, sah sie etwas Tiefschwarzes das in einem nicht ganz sauberen Behältnis im Kreis wirbelte und Blasen warf.
Sie hatte nicht bemerkt, dass andere Rekruten den Raum betreten hatten. In ihre schwarze Zukunft vertieft, bemerkte sie auch nicht, dass Ktrask sich zu ihr an den Tisch setzte und sich sofort daran machte sein Müsli zu vernichten. Sie bemerkte ihren Retter erst in dem Moment als er fragte: "Wieso isst du eigentlich kein Frühstück?"
"Ich frühstücke doch!" Sie vermied es ihm in die Augen zu sehen, heute morgen wirkte er noch viel rechtschaffender als vergangene Nacht.
"Ja, aber nur flüssiges Frühstück. Nichts Festes."
"Bin total verkatert. Und kann so früh morgens nichts essen", außerdem ist mir speiübel, ich habe kaum geschlafen und glaube, dass die Wache nichts für mich ist, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie nahm nur am Rande war dass der junge Mann neben ihr redete.
"Ach so, verkatert. Gestern, die Beförderung von Tibor, Laiza, Johan und Felsspalter, zusammen mit denen habe ich ja Frau Willichnicht befreit", Laiza das war ihr Stichwort... Zeit um sich zu bedanken.
"Argh, Laiza... danke noch mal wegen Gestern, du hast wohl meine Karriere gerettet."
"Ja, und dein Leben vermutlich auch... -- Das mit dem nichts essen können klingt zwar recht merkwürdig, aber wir sind hier schließlich in Ankh-Morpork und nicht in Quirm", Mag schaltete auf Automatik und ließ ihre Gedanken abdriften, sie wollte jetzt nicht wirklich die Lebensgeschichte ihres Kollegen hören, stattdessen gab sie automatische Antworten.
"Quirm... du kommst aus Quirm?"

***


Währenddessen am Rande der Schatten:
Hier musste es sein, die Näherin hatte ihm diese Adresse gegeben. Der junge Mann sah sich das Haus von außen genau an. Drei Stockwerke, wie die meisten Häuser in dieser Straße, unten ein Laden, in einem Schaufenster hing das Schild: "Feuerfäste Klaider, für die Arbait mit deinigem Drachen", darüber scheinbar Wohnungen. Nur ein kleines angelaufenes Metallschild neben dem Eingang wies auf die Schneidergilde hin. Nachdem er die großen Gildenhäuser in der Nähe des Palastes gesehen hatte, hatte er etwas anderes erwartet.

***


Es war näherungsweise drei Uhr nachmittags als Magane das Wachhaus am Pseudopolis Platz betrat, der Vormittag hätte kaum schlechter laufen können, sie hatte einen vorgesetzten Offizier angegriffen... einen Haufen Anfängerfehler gemacht... sich sehr geärgert... und hatte sich schon zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Stunden Karriere und Leben retten lassen [20] -- kurz: es war ein besonders mieser unter den extrem miesen Tagen... Mag wollte eigentlich nur noch ins Bett...
Aber vorher musste sie noch einen Nachmittag lang mit ihren Kursteilnehmern in der besseren Besenkammer hocken und sich Al Kaselzers Lebensgeschichte anhören. Dabei gab es da eigentlich nicht viel zu erzählen, in Pseudopolis war er einer der ganz großen Unterweltbosse gewesen, musste dann allerdings nach Ankh-Morpork fliehen und war hier ein ganz kleines Licht.
Für Mag war das einzig Positive, dass sie dabei nicht viel tun musste, sie konnte einfach nur dabei sitzen, gelegentlich eine Frage stellen und Kaffee trinken.

***


Viele Stunden später huschte ein schwarzer Schatten in den Schlafsaal des Wachhauses an der Kröselstraße und kroch mit Kleidung und Stiefeln ins Bett. Mag schlief schon bevor sie ihr Kopfkissen berührte.

Donnerstag


Manchmal lösen ein paar Stunden Schlaf alle Probleme, man wacht auf und alles ist in Ordnung, normalerweise hält dieses Gefühl noch nicht mal bis zum Frühstück durch.
Lächelnd kam Magane in die Kantine, seit einer halben Stunde war sie wach und es war noch nichts Negatives passiert. Vielleicht war wenig Alkohol und dafür viel Schlaf doch besser und gesünder. Hungrig stürzte sie sich auf ein für ihre Verhältnisse üppiges Frühstück und sah einem Tag entgegen der möglicherweise interessant und vielleicht sogar witzig werden würde.
Wenige Minuten später machte die Dauerrekrutin sich auf den Weg, zwei Tage lagen hinter ihr und heute, plus vier Tage, vor sich, sie brauchte sich nicht zu beeilen, es war noch früh genug für einen ausgiebigen Spaziergang. Irgendwas lag in der Luft, es war als hätte die Scheibe mit Macht beschlossen, dass es sofort Frühling werden musste, so dass neben den normalen Düften der Stadt auch noch etwas anderes, etwas Seidiges wahrzunehmen war, etwas, das sogar bis in die Schatten drang. Unterstützt wurde dieses Etwas durch das Licht, zwar erreichte das Morgenlicht in den Schatten den Boden nicht, aber es tauchte alle direkt beschienenen reflektierenden Flächen in ein glühendes orangerot. Diesem Licht konnte noch nicht einmal die dicke Luft Ankh-Morporks etwas anhaben.
Sie suchte sich eine besonders malerische Route durch die engen Gassen der Schatten aus, wie immer herrschte geschäftiges Treiben, sie hätte vielleicht nach ein paar Lizenzen fragen können, möglicherweise hätte sie sogar einige Kleinkriminelle erwischt, aber sie wollte jetzt keinen Ärger. Und es waren genug Kollegen auf Streife, deswegen übte sich Mag in einer Fähigkeit, die zwar früher normal war, aber heute nicht mehr gern gesehen wurde, im Vorbei sehen, es gab in dieser Stadt genug Arbeit für alle Wächter wenn man genau genug hinsah sogar weit mehr als die Wache bewältigen konnte, aber man konnte auch die Architektur bewundern oder versuchen sich anhand der Pflastersteine und des Geruchs zu orientieren... Wenn man nicht in die dunklen Ecken sah, dann war die Stadt schön, friedlich und ruhig.
Die Ankh-Brücke überquerend gelangte sie zum Hide Park, den sie mit einer Langsamkeit, die fast an Stillstand grenzte, durchwanderte. Dann schlenderte sie erst die Gutschnellstraße und über die Königsstraße. Als sie die Teekuchenstraße in Richtung Henne-und-Küken-Feld hinauflief hörte Mag wie die ersten Uhren begannen zehn Uhr zu schlagen, was den Spaziergang schlagartig beendete.
Jetzt hieß es rennen -- Sentimentale Brücke, über den Ankh -- ich muss mir dringend eine Uhr zulegen -- Holofernesstraße, noch mal über den Ankh -- was muss ich auch so trödeln -- Pseudopolis Platz -- keuchend kam sie im Wachhaus an und die Uhren schlugen noch immer zehn.

***


Es wurde wirklich kein schlechter Tag, Erpressos Kaffee wurde von Tag zu Tag besser und der dritte Dieb, ein Mann namens Roberto Hut, hatte eine Menge zu erzählen. Er erzählte eine abenteuerliche Geschichte über Liebe, Gewalt, Verrat, Kämpfe, darüber wie er mit seiner Bande im Wald gehaust hatte und dort aus nichts Waffen baute und darüber wie sie die Reichen bestahlen um den Armen zu helfen. Nur hatten sie es dabei offenbar etwas übertrieben, denn statt einen Ausgleich zu schaffen hatten sie die Situation nur umgekehrt und dann die ehemals Armen, nun Reichen zu bestehlen um es den ehemals Reichen und jetzt Armen zu geben. Eine Weile lang hatte die Bevölkerung das wohl mitgemacht, aber dann irgendwann revanchierten sie sich, mit Fackeln, Schwertern und Mistgabeln [21].
Auf der Flucht vor der wütenden Menschenmasse hatte Roberto noch einige Leute bestohlen und war dann dem Gestank folgend nach Ankh-Morpork gekommen, wo er sich gute Kleidung besorgte und versuchte den Reichen auf zivilisierte Art das Geld aus den Taschen zu ziehen.

***


In einem Gästezimmer am Rand der Stadt:
Mitglied der Schneidergilde zu werden war erstaunlich einfach gewesen, nachdem das Gildenoberhaupt längere Zeit auf die Mitgliederliste gestarrt hatte grub er ein Formular aus [22] und begrüßte den jungen Mann als neuen Gehilfen des alten Fander Keinenadel, der seine Schneiderei an der Ecke Winkelzuggasse / Quirmstraße hatte.
Ihm war nicht klar gewesen, dass er hier als Gehilfe anfangen musste, er hatte doch schon seit er zehn war bei seinem Vater mitgearbeitet und dort alles gelernt. Zuhause hätte er längst das sein können, was sie hier als Meister bezeichneten, aber er hatte das Recht das Geschäft seines Vaters zu übernehmen ja an seinen jüngeren Bruder abgegeben, alles nur um seine Verlobte zu suchen...

***


Magane war immer noch erstaunlich gut gelaunt, als sie an diesem Abend noch vor Dienstschluss ins Wachhaus an der Kröselstraße zurückkehrte. Zwar gingen ihr langsam die Ideen für den Kurs aus, aber dafür fand sie es wirklich klasse wie super alles lief und dass die drei Diebe nicht nur kooperierten, sondern richtig mitmachten. So langsam machte ihr diese Strafe richtig Spaß und GRUND machte ohne Laiza richtig Laune... Mag hatte es nicht mehr so schrecklich eilig mit der Beförderung und dienstälteste Rekrutin war schließlich auch ein erstrebenswertes Ziel.
Andererseits wurde es langsam recht eng im Schlafsaal, die Wache schien inzwischen sehr beliebt zu sein... aus der Kantine drangen die verräterisch lauten Geräusche eines kleinen Partyauftakts, neuerdings stellten sich die neuen Rekruten lauthals vor und wurden daraufhin meist mit einer kleinen Feier begrüßt. Eigentlich fand Mag so was albern, wieso sollte man feiern, dass man eine Ausbildung anfängt? Ob wohl irgendjemand an ihr sechsmonatiges Wachejubiläum denken würde, mal abgesehen von der Chefetage, von denen würde wahrscheinlich der freundliche Hinweis kommen, dass sie sich gefälligst zu beeilen hatte.
Die Kantinentür stand offen -- wie unvorsichtig -- drinnen sagte jemand dessen Stimme sie nicht kannte etwas vom Überrascht werden... überraschen?... überra... überraschen!!!
Breit grinsend trat sie so unauffällig wie möglich in den großen Raum -- das fiel kaum schwer, denn alle Aufmerksamkeit richtete sich auf die gegenüberliegende Wand -- es waren fast alle Rekruten da und auch ein paar von denen die Grund bereits hinter sich hatten. Mag war von niemanden bemerkt worden, sie sah sich die Anwesenden noch mal genauer an... keine Ausbilder im Raum... keine Laiza... und auch sonst niemand der Probleme machen konnte [23] ...
Die Rekrutin, die sich grade vorstellte stand auf einem Stuhl, ein sehr verlockendes Ziel, Mag zog ihren Dolch aus dem Hosenbund, zielte sorgfältig, schließlich wollte sie niemanden verletzen -- sie war noch immer nicht entdeckt worden -- und warf.
Der Dolch flog schnell rotierend und mit einem leisen Surren auf die Rekrutin zu und blieb, noch während sich Mag fragte, ob sie nicht grade einen großen Fehler gemacht hatte, federnd eine Handbreite neben dem Kopf des Neulings stecken.
Puh... doch gutgegangen... dachte Magane, aber dann begann sie wieder breit zu grinsen und sagte laut: "öhm... keine Panik... mit uns wird's schon nicht langweilig... Wir sorgen schon für Überraschungen", und noch etwas lauter fügte sie "Herzlich Willkommen!" hinzu.
Ein in der Wand steckender Dolch hat meistens eine menge Aufmerksamkeit... ebenso wie sein Besitzer, sie wurde strafend aus entschieden zu vielen Richtungen angeschaut und spürte, dass ihr Fluchtweg verstellt war. Zwar deutete nichts darauf hin, aber sie hätte schwören können, dass einer der Ausbilder hinter ihr stand. Es war vollkommen still im Raum, knisternde Spannung unterstrich den unwirklichen Moment des absoluten Stillstandes. Dann räusperte sich jemand und brach den Bann in dem er aus der verwunderte Menge trat und auf den Dolch zuging. Mag erkannte Larius, sie hatten sich vor einer Weile, als sie mal bei SUSI vorbeigeschaut hatte kennen gelernt, zwar nur flüchtig, aber es reichte um den Namen zu kennen. Noch während der Spurensicherer "Na, wenn der niemandem gehört... dann nehm ich ihn an mich..." sagte, zog er die Waffe aus der Holzvertäfelung und machte Anstalten sie einzustecken, überlegte es sich dann aber anders und warf sie einem im Hintergrund stehenden großen Mann mit Zylinder zu "du kannst ihn dir morgen aus der Ballistik-Abteilung wiederholen, Mag", grinsend ging er an der wie vom Donner gerührten Langzeitrekrutin vorbei und verließ den Raum.
Oh... nein... es gab Leute die einem jeden harmlosen Scherz versauen konnten... sie sah sich den Typen mit dem Zylinder genauer an während sie langsam näher kam. Er wog den Dolch in der Linken, warf ihn in die Höhe, um ihn dann sicher mit der Rechten wieder zu fangen. Nach einigen weiteren Testwürfen schien seine Entscheidung fest zu stehen... und es sah nicht gut für Mag aus...
"Öhm... ich bekomm ihn doch wieder oder"
Mit einem Blick der deutlichst sagte Von wegen, der gehört jetzt mir warf er ihn noch einmal prüfend in die Höhe.
Mag traute ihren Augen nicht, dass konnte dieser Typ doch nicht ernst meinen...
"Das ist mein Dolch, gib ihn mir zurück..."
Er machte keine Anstalten ihn zurück zu geben, stattdessen sah er sie nur provokant an und begann dann zu grinsen.
"So..? Deiner also...", ohne dass sie erkennen konnte wie, tauchten plötzlich zwei weitere Messer in seinen Händen auf und er begann mit allen dreien zu jonglieren während er Magane weiterhin ansah, "...und welcher ist nun deiner?... Und wohin hätten wir ihn denn gern?"
"Es ist der Holz-Silber-Dolch mit den Sternen...", sie kam langsam auf ihn zu und konzentrierte sich voll auf die rotierenden Klingen, dann schloss sie die Augen und griff nach ihrem Dolch -- eigentlich sollte man vermuten, dass es unmöglich ist eine solche Situation unbeschadet zu überstehen, aber es war nicht unmöglich sondern nur sehr unwahrscheinlich -- sie fing ihn ohne sich dabei zu verletzen, grinste ihr Gegenüber triumphierend an und betonte noch mal, damit da auch je keine Missverständnisse entstanden: "Meiner!"
Man sollte immer nur die Leute ärgern, die schlechter bewaffnet sind als man selber, diese schmerzliche Erfahrung musste Mag nun machen, als der Typ mit den Messern einen seiner Dolche warf und ihren traf, der ihr dadurch aus der Hand geschleudert wurde, danach stieß er sie weg und nahm beide Messer wieder an sich.
"Tapfer... nur etwas langsam... Du darfst ihn dir morgen in der Ballistik abholen...", er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber nach ein paar Schritten wieder um, "Ach, und noch was: Nimm nie wieder einem Künstler seine Instrumente weg.... Und mess dich nicht mit dem Meister. Dieses Mal das Messer, nächstes Mal den Finger", er schob seinen Schnurrbart zu Recht und ging, vorbei an dem Hauptmann der noch immer an der Tür stand, hinaus.
Hauptmann MeckDwarf sah dem Davongehenden irritiert nach, setzte ein genervtes Gesicht auf und schaute Magane eigenartig an, bevor er sich dem Neuling zuwandte, irgendetwas sagte er, was bekam die Langezeitrekrutin nicht mit, da sie zu sehr damit beschäftigt war sich möglichst leise und beleidigt in den Schlafsaal zu schleichen. [24]

Freitag


Mag schlug die Augen auf... drei Kursteilnehmer, drei Tage... was mach ich heute mit ihnen? Ratlosigkeit breitete sich wie ein tosendes Meer um sie herum aus. Eigentlich blieb ihr nur eins, sie musste ein Gespräch organisieren... machte man das nicht so in Selbsthilfegruppen, erst stellte sich jeder einzeln vor und dann redete man miteinander. Sie stand mühsam auf und hoffte auf die inspirative Kraft von kaltem Wasser und heißem Kaffee.

***


Bei S.U.S.I. fühlte sich Mag nicht wohl, natürlich brauchte die Wache Spezialisten die sich mit Beweismitteln aller Art (vom einzelnen Haar, bis hin zur vollständigen Leiche) befassten, aber mussten die eine eigene Abteilung haben... andererseits war ein Spezialistengrüppchen, das man gelegentlich rief, immer noch besser als ein Partner, der dauernd irgendwelche wichtigen Indizien fand und damit angab. Diesen Ballistiker hatte sie auf jeden Fall gründlich gefressen, da begegnet man sich zum ersten mal und er nimmt einem gleich die Waffe weg, vor der versammelten Abteilung, wie peinlich.
Sie klopfte an die Tür mit dem Schild "Ballistische Abteilung -- hier wird möglicherweise scharf geschossen" und wartete, als nach etwa fünf Minuten nichts passiert war, beschloss sie die Sache selber in die Hand zu nehmen und öffnete die Tür, es war niemand da, was nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn zumindest ihr Dolch da gewesen wäre. War er aber nicht, Mag sah sich sehr genau um, Diebe hatten ein Talent dazu sich besonders genau umzusehen, leider gab es nicht besonders viel zu sehen, deshalb setzte sie sich auf einen der Stühle an einen Schreibtisch und blätterte in der aktuellen Ausgabe von Bögen und Bolzen, die auf dem Tisch lag. Wenn nötig würde sie den ganzen Morgen auf diesen arroganten Schnösel warten.

***


Gegen halb Neun an der Ecke Winkelzuggasse und Quirmstraße:
Er öffnete die Tür des kleinen Ladens und ein Glockenspiel verkündete dem Meister im hinteren Teil des Ladens, dass jemand gekommen war. Er sah sich um, dieser Schneider schien sich auf nichts spezialisiert zu haben, er machte offenbar sowohl Maßanzüge wie auch kleine Flickarbeiten. Herr Keinenadel schien sich nicht besonders für die aktuelle Mode zu interessieren, er schneiderte zeitlos und dass wie es aussah seit fast hundert Jahren.
"Guten Morgen Herr, wie kann ich Dir dienen?"
"Guten Morgen Meister Keinenadel, die Gilde schickt mich, man sagte mir du könntest einen Gehilfen brauchen", der alte Meister ging langsam humpelnd auf ihn zu und begutachtete ihn, nach einem langen forschendem Blick in die Augen und einer fachmännischen Prüfung der Hände, insbesondere der Fingerkuppen, fragte er:
"Du bist kein Gildenschüler, du hast einige Jahre Berufserfahrung, was treibt dich her?"
"Meister es könnte eine Weile dauern diese Geschichte zu erzählen..."
"Oh... wir haben Zeit, setz dich."
Der junge Mann setzte sich auf den ihm angebotenen Stuhl und begann seine Geschichte zu erzählen.

***


Mag beschäftigte sich grade mit einem Vergleich von zwei Präzisionsarmbrüsten, als die Tür aufging und der Messerfutzi [25] den Raum betrat.
"Ah, Fräulein Spielt-gern-mit-gefährlichen-Gegenständen...", ein Messer, ihr Messer bohrte sich durch das Papier der Zeitschrift, "...da hast du's, und jetzt raus hier, ich hab zu tun... das Heft kannst du behalten."
Sie gab sich einem sehr verlockenden Mordgedanken hin während sie aufstand und zur Tür ging, doch als sie dicht an ihm vorbei ging wurde ihr klar, dass sie dazu wohl etwas spät dran war...

***


Die Gesprächsrunde stellte sich als Selbstläufer heraus, Mag brauchte gar nichts zu tun, sie mischte sich nur gelegentlich in die Gespräche ein und überließ die Themenwahl auch den drei Herren, unter der Bedingung, dass sie sich nicht mit der Planung gesetzeswidriger Handlungen beschäftigten. Gelegentlich tauchte Erpresso mit frischem Kaffe auf und einmal brachte der kleine Dämon ihr sogar ein Pflaster für den Finger in der er bei ihrer ersten Begegnung gebissen hatte. Daraufhin zog Magane in einem unbeobachteten Moment den rechten Handschuh aus, der Finger war rot, geschwollen, tat höllisch weh und die Bissstelle hatte sich entzündet, aber nach genauerer eingehender Begutachtung beschloss sie der Verletzung keine weitere Beachtung zu schenken.


Samstag


Mag hatte lange nachgedacht, es war vollkommen unmöglich den Kurs noch länger zu strecken, ihr waren gründlich die Ideen ausgegangen. Das letzte was ihr einfiel war Poker für Fortgeschrittene, das hatte zwar nichts mit Gesetzen zu tun aber wenn man es richtig anstellte war es gleichbedeutend mit unlizenziertem Diebstahl. Also hatte sie nach dem Frühstück ihre Karten genommen -- das Kartenhaus war zusammengebrochen als Ktrask beim Aufstehen an den Tisch stieß -- und war zu ihren Dieben zurückgekehrt.

***


Derweil bei Meister Keinenadel:
"Junge, wenn du so arbeitest wie du reden kannst, dann werden wir keine Probleme miteinander haben und dein Mädchen, das werden wir schon finden, wenn sie hier in der Stadt ist, dann läuft sie einem früher oder später über den Weg." [26]

***


Hauptmann Humph MeckDwarf öffnete die Tür zum Seminarraum. Die Rekrutin Magane saß mit den drei Verbrechern auf dem Boden. Sie bildeten einen Kreis in dessen Mitte Karten lagen. Er schloss die Tür und nähere sich. Die Vier schienen ihn nicht zu beachten und so räusperte sich der Hauptmann so laut es ging und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ein Räuspern, das verdächtig nach einem wütendem Chef klingt, verheißt nur selten etwas Gutes -- Mag, die grade so sehr von den fünf im Spiel vorhandenen Königinnen fasziniert war, dass sie wahrscheinlich noch nicht einmal einen Drachen neben sich bemerkt hätte, brauchte trotzdem einen Moment um den Ernst der Lage zu erfassen. Dann sah sie langsam, ohne dabei eine falsche Bewegung zu riskieren auf, verdammt was macht der denn hier? "Ähhm... hallo Schäff..."
"Was tust du da, wenn ich fragen darf?" Seine schlecht gespielte Gelassenheit machte die Situation für Mag nur schlimmer, sie wusste, dass er innerlich kochte, panisch versuchte sie die Karten unsichtbar zu machen [27].
"Schäff... ich... ich kann das erklären..."
"Du kannst gar nichts erklären! Steh sofort auf! Und ihr da auch!" In der ruhigen Fassade zeigten sich schon breite Risse und während sich die drei Diebe, in Erwartung des vulkanartigen Ausbruches möglichst weit von den beiden Wächtern zu entfernen versuchten, sprang Mag auf und widersprach.
"Aber Sör..." [28], sollte sie noch mehr gesagt haben so ging das in dem Ausbruch unter.
"Was hast du eigentlich in den Monaten bei GRUND gelernt? Du bist mit Abstand die schlimmste Rekrutin die mir je untergekommen ist! Und salutier gefälligst, bevor du mit mir redest!" Die Rekrutin nahm blitzschnell Haltung an und salutierte. "Und eine Uniform trägst du wieder mal nicht! Was glotzt ihr eigentlich so? Du hattest eine Aufgabe Rekrutin!"
"Ja Sör! Es ist nur so... die Aufgabe ist nicht das Problem..."
"Was für ein Problem hast du dann?"
"Zu viel Zeit... Sör." Oh Mist, hatte sie das grade wirklich gesagt?
"Zu viel Zeit?" Sie hatte es eindeutig gesagt, laut und deutlich... das war nicht gut...
"Ja Sör."
"Was heißt hier zu viel ZEIT?"
"D... das heißt, dass ich für diesen Kurs keine Woche brauche."

"Aber er soll eine Woche lang dauern! Du kennst das Urteil! Streng dich doch mal an ein bisschen an!" Langsam kehrte Mags Mut aus den Tiefen ihres Bewusstseins zurück, ihr wurde auf einmal klar, dass der Hauptmann wohl ähnlich sehnsüchtig auf den Abschluss ihrer Grundausbildung wartete wie sie, das konnte sie gegen ihn einsetzen...
"Aber, wir sind fertig!"
"Du bist nicht in der Lage zwei Tage sinnvoll auszunutzen?"
"Sinnvoll, Sör? Mit diesem Kurs? Nein!"
"Und wenn sie die drei dazu zwingen die Gesetzte von Ankh-Morpork auswendig zu lernen und sie alle halbe Stunde abfragen!" Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Mir ist egal was du machst, auf jeden Fall etwas SINNVOLLES. POKERN IST NICHTS SINNVOLLES!"
Da kann man sicherlich geteilter Meinung sein, dachte sie und sah den Vorgesetzten trotzig an, was ihn nur noch wütender machte.
"Und guck bloß nicht so! Oder was hältst du davon, wenn ich mich mit Agent Ohnedurst bespreche? Ist das Drohung genug?" Es fiel der Rekrutin schwer zu erkennen, ob er diese Drohung ernst meinte, schließlich hätte diese Besprechung wahrscheinlich nur zur Folge, dass sie noch mehr Zeit in GRUND verbrachte und er wusste das bestimmt genauso gut. Trotzdem gab sie auf, manchmal war Widerstand einfach sinnlos.
"Ja... Sör."
"Lass dir bloß was einfallen! Ich komme in einer halben Stunde wieder, und wenn du dann nicht irgendetwas Sinnvolles geplant hast ... dann ... dann gnade dir irgend ein Gott!" Er drehte sich um, verließ ziemlich wütend den Raum und knallte die Tür hinter sich zu. [29]
Magane wusste, dass sie keine Chance hatte daraus zu kommen, so wie sie Hauptmann MeckDwarf in den letzten Monaten provoziert hatte konnte sie von ihm mit Sicherheit keine Gnade mehr erwarten und über Hauptmann Ohnedurst hieß es, dass er das Wort nicht einmal kannte... zumindest gehörte es nicht zu seinem aktiven Wortschatz... Sie murmelte ein letztes "Ja Sör" und begann dann fieberhaft nachzudenken.
Irgendwie gelang es ihr den Schäff, als er wiederkam, davon zu überzeugen, es für diesen Tag gut sein zu lassen, sie brauchte wenigstens eine Nacht zum drüber nachdenken. Sie brauchte eine brillante Idee, die mindestens anderthalb Tage in der Umsetzung dauerte.

Sonntag


Mag stürmte am nächsten Morgen zu den Zellen, sie hatte nicht nur ein Idee gehabt, sondern die Idee, wieso war sie da nicht schon früher drauf gekommen? Wenn jetzt noch ihre Kursteilnehmer genauso begeistert waren wie sie, dann... ja was dann?
Schon als sie die drei Diebe aus ihren Zellen holte, begann sie aufgeregt von ihrer Idee zu berichten.
"Wir machen aus diesem Kurs eine richtige Selbsthilfegruppe, mit dem Ziel möglichst vielen unlizenzierten Dieben zu einem anständigen Beruf zu verhelfen...", die Drei reagierten kaum, sie warten gelassen ab und folgten Mag zum Seminarraum, "Also ich hab mir das so vorgestellt: Wir treffen uns einmal die Woche, auf den Treffen erzählt ihr mir und euch wie es mit den Bewerbungen aussieht, was eure Probleme sind und wie es auf der Arbeit läuft, so können wir uns bei Problemen gegenseitig helfen und damit ist dann allen gedient, ich hab meinen Job gemacht, ihr müsst nicht mehr um euer Leben fürchten und alles ist super."
Sie saßen wieder im Kreis und Mag schaute in die Runde, bisher hatte keiner etwas gesagt, die drei Männer dachten konzentriert darüber nach, wo der Harken an der ganzen Sache war. Misstrauen war für sie immer überlebenswichtig gewesen und jetzt sollten sie einer Wächterin vertrauen, die zwar früher mal eine von ihnen gewesen war, aber jetzt...
Die Rekrutin erahnte ihre Gedanken, sie hatte sie eigentlich überzeugt, jetzt musste sie nur noch beweisen, dass sie es ernst meinte.
"Münz, wie lange kennen wir uns jetzt?"
"Etwa sieben Jahre..."
"Hast du mal eine Situation erlebt in der ich nicht Wort gehalten habe?"
"Nein, nie...", er dachte einen Augenblick nach, "Ich bin dabei!"
Einige Minuten später waren sie sich einig.

***


Sie hatten den ganzen Tag über das Projekt: Zukunft mit Recht, wie Al Kaselzer es nannte -- Al hatte ein Gespür für gute Namen, für Titel und für alles was sich verkaufen ließ -- geredet. Die Planung war so gut wie abgeschlossen, sie hatten sich auf den Montagabend einigen können und bis sie einen richtigen Raum gefunden hatten würden sie sich im Eimer treffen.
Magane war wirklich zufrieden mit sich, sie dachte kurz darüber nach in den Eimer zu gehen beschränkte sich aber dann darauf zur Kröselstraße zurückzulaufen und im Bett zu verschwinden.

Montag Nr. 2


Am Morgen hatten sie sich alle noch mal zu einer letzten Abschlussbesprechung getroffen, sie waren sich absolut einig, dieser Kurs durfte nicht einmalig bleiben. Zwar wussten alle, dass Mag ihnen nichts neues erzählt hatte, aber der Erfolg gab ihr Recht. Die drei Diebe waren gerne bereit einen Neuanfang zu machen, ob sie Arbeit finden würden konnte natürlich erst die Zukunft zeigen, aber dass sie sich auf die Suche machten zeigte, dass sie glaubten es schaffen zu können.

***


Ankh-Morpork war unbestritten groß, aber manchmal konnte eine Stadt nicht groß genug sein. Mag hatte es nicht wirklich eilig zur Kröselstraße zu kommen, je länger sie es schaffte das Gespräch herauszuzögern desto mehr Zeit hatte sie um darüber nachzudenken. Sie achtete nicht auf den Weg, sie achtete eigentlich auf gar nichts, wäre in diesem Moment ein Elefant an ihr vorbeigetrabt, sie hätte es nicht mitbekommen. An der Kreuzung Ulmenstraße und Grubengasse geschah dann das Unvermeidliche der junge Schneider, der heute frei hatte und sich die Stadt anschauen wollte fand was er suchte. Und es trug die Uniform der Stadtwache.

***


Ohne auch nur eine Ahnung von dem zu haben was grade auf der Straße geschehen war, war Rekrutin Magane zum schwarzen Wachhaus zurückgekehrt. Diesmal würde sie alles richtig machen, sie würde die vorschriftsmäßige Uniform anhaben und rechtzeitig salutieren und vor allem würde sie versuchen ihn nicht zu nerven.
Sie stand mal wieder vor einer Bürotür... jetzt bloß nicht die Nerven verlieren... Mag klopfte und bemerkte zu spät, dass sie schon wieder "poch...poch-poch" geklopft hatte, also war er vorgewarnt...
Um so mehr überraschte es sie, dass das "Herein!" vollkommen neutral klang, mit aller gebotenen Vorsicht öffnete sie die Tür und trat ein, Hauptmann MeckDwarf saß halb versteckt hinter riesigen Papierstapeln an seinem Schreibtisch und las in einer Akte.
"Guten Morgen Sör", Mag salutierte schnell um ihn nicht schon wieder zu verärgern, "hast du etwas Zeit für mich?"
"Nein! Was ist denn?"
"Nun, mir wäre es ganz lieb, wenn du dabei wärst wenn ich den Kurs abschließe."
"Warum?" Er sah nicht auf und Mag glaubte, dass er wusste wie aggressiv sie so was machte, sie ließ ihre Fingerknöchel knacken und atmete tief durch.
"Weil in dem Urteil nicht nur was von sieben Tagen gestanden hat sondern auch was davon, dass du mich beaufsichtigen sollst und weil ich einen Zeugen brauche", das klang verdächtig nach Erpressung, manchmal fragte er sich wirklich was in den Köpfen von Rekruten vorging, die Königin der Pflichtvergessenheit und des Vorschriftenignorierens wollte ihm erklären was er zu tun hatte... aber er würde da vorerst nicht drauf eingehen.
"Einen Zeugen? Wofür?"
"Zur Unterzeichnung der Gründungsurkunde, ich würde die das gerne auf dem Weg zum Pseudopolis Platz erklären, Sör."
"Wenn du mich so freundlich bittest... wie sollte ich da nein sagen", leise vor sich hinmurmelnd stand der Hauptmann auf, er konnte nur hoffen sie bald los zu sein, hoffentlich hatte sie nicht schon wieder etwas angestellt, sechs Monate reichten wirklich.

***


Der Hauptmann hatte sich ihre Erklärung in Ruhe angehört und nachdem er am Pseudopolis Platz auch die Urkunde durchgelesen hatte fragte er: "Und du willst das wirklich allein machen?"
"Ja Sör, ich glaube dass man es sich sehr leicht macht, wenn man nur auf Vorschriften pocht, bestrafen ist eine Sache, aber ich will helfen. Und Gesetze auswendig lernen hilft niemandem... aber wenn die Drei es schaffen Dschobs zu finden und so vom Stehlen wegkommen, dann hat man ihnen wirklich geholfen, und dazu gründen wir diese Gruppe."
"Was mir nicht so ganz klar ist: wieso braucht ihr mich dazu?"
"Ich möchte es einfach nicht ohne das Wissen meines Vorgesetzten tun, ich will mich absichern und ich glaube, dass dieses Dokument für die drei Herren bindender wird wenn du es unterschreibst", Mag ergänzte ihre Erklärung mit einem entschuldigenden Lächeln. Er starrte auf das Papier und sein Gesichtsausdruck ließ auf schwere innere Kämpfe schließen, dann schrieb er: "Hiermit bestätige ich, dass ich von der Gruppe weiß", der Hauptmann zögerte, sah sich um, als fürchtete er etwas Falsches zu tun, "und die Idee gut finde. Hptm MeckDwarf"
"Und jetzt lass die Drei laufen und tu mir einen Gefallen: Verhalt dich ruhig, du hast genug Ärger gehabt für den Anfang", er drehte sich um und ging.
Mag verbrachte den Rest des Tages, nachdem sie die drei Gefangenen entlassen hatte, damit durch die Stadt zu streifen, jetzt wo diese Strafe hinter ihr lag und sie nicht schon wieder irgendwelchen Mist gebaut hatte, stand einer Beförderung eigentlich nichts mehr im Wege...

***


Die Uniform war etwas hinderlich, aber dass konnte sie kaum stören, dieser Abend gehörte Mag ganz allein.
Tod folgte ihr in relativ großem Abstand, er hatte sich mal wieder etwas Zeit genommen um das Mädchen zu beobachten -- obwohl er vage wusste was sie erwartete hatte sie ihn erstaunen können -- sie hatte sich schneller in ihre Rolle gefunden als erwartet, bei einer etwas lebendigeren Person hätte diese Beobachtung sicher Stolz hervorgerufen. Er beobachtete sie nun seit Jahren aus reiner Neugierde, seit er erlebt hatte wie sie sich selbst gerettet hatte (natürlich konnte sich Mag daran nicht mehr erinnern). Und jetzt war sie tatsächlich zur Wächterin geworden -- erstaunlich wie sich Blut doch durchsetzte.
"Du verfolgst mich?" Wie hatte sie das geschafft? Sie hatte ihn nicht nur bemerkt sondern auch überrascht.
JA...
"Warum?"
DAS WIRST DU ERFAHREN WENN ES AN DER ZEIT IST.
"Gut Sör, wenn du nichts dagegen hast würde ich meinen Weg gern allein fortsetzen, zumindest heute Abend wäre ich gerne unbeobachtet, außer Dienst und auf der richtigen Seite des Gesetzes."
JA, ICH VERSTEHE.
Magane salutierte, sie vermutete, dass das auch Tod gegenüber das angemessene Verhalten war, lächelte dann und ging gänzlich unbeobachtet und ohne böse Absichten um in ihrer Stadt ihre Freiheit zu genießen.

Epilog


Die anderen Rekruten im Schlafsaal schliefen schon lange als sie in dieser Nacht zurück kam, von der Nachtschicht am Tresen hatte sie einen Brief in die Hand gedrückt bekommen, den sie zu einigen anderen Dingen vor sich auf das Bett legte.
Mag zog sich die Handschuhe aus und rieb sich die Hände, es kam nicht oft vor, dass sie ohne Grund schmerzten -- sicher, bei Kälte, Hitze, Stress und Wetterwechseln, da schmerzten sie, aber heute bestand nun wirklich kein Grund. Vorsichtig öffnete sie den vor ihr auf dem Bett stehenden Salbentiegel, sofort verbreitete sich der schwere Geruch von Minze, Arnika und Kamille im Raum. Ihre Großmutter hatte ihr beigebracht diese Salbe zu kochen, als sie grade zehn Jahre alt gewesen war.
Viel hatte sie von ihrer Großmutter gelernt, einiges davon gehörte in die Kategorie Frauensachen, wie kochen und putzen und so, aber es gab auch Dinge die darüber hinaus gingen, Dinge wie "schlechte Nachrichten werden nur noch schlimmer, wenn man sie ungelesen liegen lässt" oder "es ist egal was du tust, die Geschichte setzt sich durch, du kannst nichts ändern, auch nicht wenn du wegläufst und dich am anderen Ende der Welt versteckst".
Wenige Tage später war sie weggelaufen um sich am anderen Ende der Welt zu verstecken. Magane drehte den Salbentopf wieder zu, der Brief war wichtiger. Niemand in ihrer Heimat wusste davon, dass sie hier lebte, genauso wie niemand den Namen kannte, den sie benutzte. Sie nahm den Umschlag in die Hand, er kam zweifellos aus ihrem Heimatdorf und war an "Wächterin Magane, Stadtwache Ankh-Morpork" adressiert. Langsam nahm sie den griffbereit neben ihr liegenden Dolch in die Hand und öffnete den versiegelten Umschlag.
Er enthielt nur einen kleinen Zettel, auf dem in der verschlungenen makellosen Handschrift ihrer Großmutter stand:

Er ist in Ankh-Morpork.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit
bis er dich findet.
Ich schwöre ich habe ihm nichts verraten,
obwohl ich immer wusste wo du warst.
deine dich liebende Oma


Magane starrte lange auf die wenigen Worte -- elf Jahre und einige tausend Meilen entfernt hatte ein Mädchen beschlossen wegzulaufen, sie könnte es wieder tun, Quirm soll sehr schön sein im Frühling, dachte sie, um sich kurz darauf energisch zurechtzuweisen, dass Flucht überhaupt nicht in Frage kam. Sie hatte sich nicht durch die vergangenen Monate gequält um am Ende ihrer Grundausbildung wegzulaufen und alles aufzugeben.
Es konnte immer noch schlimmer werden.

ENDE

[1] mit gutem Grund, niemand, der auch nur einen Funken Verantwortungsbewusstsein in sich trägt, würde tatenlos zusehen wie ein Rekrut einen anderen zu metaphorischem Hackfleisch verarbeitete

[2] Sie benutzte immer das gleiche alte Klopfzeichen, das als Zeichen absolut unauffällig war und das sie in jahrelanger Arbeit so perfektioniert hatte, dass es immer absolut gleich klang. Das Zeichen besteht aus einem ersten Klopfen, dann einer kurzen Pause und einem darauf folgenden schnellen Doppelklopfen -- "poch...poch-poch".

[3] Und damit lag sie richtig, vor grade mal fünf Wochen war das neuste Werk von Eddie Wollas, "Die toten Augen von Pseudopolis" erschienen und es war tatsächlich der Krimi des vergangenen Monats gewesen.

[4] natürlich handelte es sich hierbei um nichts persönliches, Magane dachte da genauso irrational wie die meisten Menschen: Töte den Boten. Wer Strafen ersann musste böse sein, auch wenn sie gerecht waren und noch viel schlimmer hätten ausfallen können. Aber sie schaffte es mit ein wenig Mühe diesen Teil ihres Bewusstseins zum schweigen zu bringen, denn tief in ihrem innern mochte sie die beiden Hauptmänner und hatte sogar insgeheim gehofft, sie zu treffen

[5] oder weit Schlimmeres, Flöhe waren zu harmlos

[6] sie hatte sich natürlich wie jeder gute Tourist zunächst einmal mit den bekannteren Ecken der Stadt -- den Sehenswürdigkeiten -- auseinander gesetzt, allerdings trug sie damals keinen gelben Regenmantel und hatte bis heute noch keinen Ikonographen in der Hand gehabt

[7] normalerweise haben gesunde Menschen [30] zwei Stimmen die sich streiten, die eigene Meinung und die Vernunft, bzw. die innere Stimme die nicht automatisch vernünftig sein muss

[7a] nätürlich hatten sich unter ihrem Bett nie schwarze Männer und Monster verborgen -- sie mieden das Haus, denn zum einen hatten sie tatsächlich Angst vor Mags Tante und zum anderen wollten sie von Natur aus nicht kuscheln

[9] sie sah darin sogar Vorteile

[10] natürlich erhob sie nicht den Anspruch alle Bürger der Stadt zu kennen, aber wenn sie davon ausging, dass es sich bei ihm um einen unlizenzierten Dieb handelte, dann hätte sie ihn kennen müssen -- unlizenzierte Diebe kannten sich halt, nur so konnten sie auf die Dauer am leben bleiben

[11] Forscher rätseln noch immer, was wohl zuerst da war, der Blöff oder das richtige Poker

[12] vor allem in Ankhnähe

[13] die Melodie gefiel ihr ganz gut, nur der Text war halt typisch zwergisch: er handelte von Gold

[14] wenn man gerade durch den Empfangsraum durchgeht bis in den Gang, die erste Tür links

[15] sie dachte dabei an tödlich endende Blutvergiftungen, wie sie zum Beispiel der Biss eines Komodowarans zur Folge hat

[16] da sie allerdings wusste, dass sie nicht besonders viel schlafen würde, und das wenige auch noch in einem harten quietschenden Wacheschlafsaalbett, beschloss sie aus dem einen Bier viele zu machen

[17] so hatte sie liebevoll die bessere Besenkammer in der ihr Kurs stattfand genannt

[18] Mag muss nicht nett zu Laiza sein und nett von ihr denken muss sie erst recht nicht

[19] Magane hält nicht viel von der Wacheuniform, sie ist ihr zu unpraktisch, deswegen trägt sie immer bequeme, gut sitzende schwarze Kleidung -- und zieht damit regelmäßig den Zorn ihrer Vorgesetzten auf sich

[20] siehe Singlemission "Verhör mit Hindernissen" von W Ktrask

[21] Etwa so wie man sich einen aufgebrachten Mob vorstellt, nur in diesem Fall hatte sich auch die Oberschicht daran beteiligt.

[22] Der oberste Schneider Ankh-Morporks hat keine Sekretärin, er macht sämtlichen Schreibkram, verwaltet die Finanzen und ist sein eigener Anwalt

[23] sie ging hier von folgender Annahme aus: Wer mich nicht kennt, der macht mir auch keine Schwierigkeiten... keine besonders kluge Annahme...

[24] Entnommen aus dem Thread "Dienstantritt" (gepostet von Kathiopeja) im GRUND-Forum. Ich habs leicht verändert und vordatiert... aber auf diese Szene wollte ich einfach nicht verzichten...

[25] Sie hatten sich einander nicht vorgestellt und waren sich vor dem gestrigen Abend noch nie begegnet, außerdem war er offensichtlich kein Mann den man kennen musste, sie brauchte seinen Namen also nicht.

[26] Zu den Gesetzten des Zufalls gehört es, dass sich Fremde, mit der gleichen Herkunft, in einer Großstadt früher oder später begegnen, so werden auch Millionenstädte zu Dörfern

[27] Was ihr natürlich nicht gelingen konnte, denn so wie Blicke nicht töten können, macht Panik auch nicht unsichtbar.

[28] Anmerkung der Autorin: Mit Rücksichtnahme auf Ohren und Augen des geneigten Lesers, drehe ich an dieser Stelle die Lautstärke etwas zurück. Man stelle sich also einen, entgegen seiner Gewohnheit, ausgesprochen laut ausrastenden Hauptmann vor.

[29] Anm. d. Autorin: Lautstärke wieder auf normal.

[30] ausgenommen sind hier sowohl Leute mit Untermieter, wie auch echte Schizophrene




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