Der Mottenmann

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von Obergefreiter Robin Picardo (DOG)
Online seit 31. 01. 2003
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Das Gildenhaus der Alchemisten fliegt wieder einmal in die Luft. War es wieder einmal ein missglücktes Experiment oder steckt etwas anders dahinter?

Dafür vergebene Note: 12

Horridas nostrae mentis purga tenebras
(Reinige die schauerlichen Finsternisse unseres Verstandes)

Mittelalterliches Alchemistengebet



Es war eine dunkle Nacht in Ankh-Morpork. Wolken verhingen den scheinenden Mond und die funkelnden Sterne.
Die Tore der Stadt waren in alter Tradition immer weit geöffnet.
Horden von Barbaren und anderen Armeen standen schon oft vor den Portalen der Metropole und stellten fest, dass dieser Moloch eine leichte Beute darstellte. Meistens endete es damit, dass die 'Angreifer' nach einiger Zeit mittellos von dannen zogen, da die geschäftstüchtigen Einwohner Handel [1] mit ihnen getrieben hatten. Einige der Klügsten (oder Dümmsten) blieben an diesem Ort, wurden heimisch, oder fügten sich in ihr Schicksal und machten von da an ihrerseits gute Geschäfte.
Unsere Geschichte beginnt, als in jener Nacht eine in einen Umhang gehüllte Gestalt durch eines der großen Tore schlich. Unter der Kapuze des Fremden waren rotleuchtende Augen zu erkennen, die traurig schauten.

So einen Besucher kannte die bekannteste Stadt auf der Scheibenwelt noch nicht.

Einige Zeit nachdem die bekümmerte Gestalt das Stadttor durchschritten hatte, löste sich von einem Flügel des Tores die Scharniere. Die Scheibenanziehungskraft forderte ihren Tribut von der nun haltlosen Torhälfte, die mit einem lauten Krachen zu Boden fiel.

***


Das Bett war bequem. Sehr bequem, zweifelsohne!
Robin öffnete langsam die Augen und blickte wie immer in sein eigenes Abbild.
Die Gestalt im Spiegel über seiner Schlafstätte schaute ihn verschlafen und unrasiert an.
In Zeitlupe rollte der Dobermann von der Matratze und wagte den Versuch aufzustehen. Als seine Füße den kalten Boden berührten, bereute der frischgebackene Oberstgefreite sofort diesen Entschluss. Auf Zehenspitzen und mit jedem Schritt die Beine so hoch wie möglich anziehend, sah es aus, als würde der Wächter durch sein Büro kneippen. Der Zeitraum, bis er seine Pantoffeln erreicht hatte, schien sich unendlich in die Länge zu ziehen. Ein kribbelndes Gefühl durchfloss seine Zehen, als er endlich die Puschen erreichte, damit diese seine kalten Füße wärmen konnten.
Müde machte sich der DOG-Wächter daran, seine neue Uniform, die wie Fallobst um seinem Nachtlager verstreut war, aufzuheben und sich die zerknitterten Klamotten anzuziehen.
'Diese Beförderungsfeier wird in die Geschichte des Eimers eingehen!', war einer der ersten Gedanken, der klar und deutlich zum Bewusstsein des Wächters vordrang.
'Ob wir den 'Kronleuchter' ersetzen müssen?', kam ihm als nächstes in den Sinn.
Mit einem schadenfrohen Lächeln dachte er an den Vampir, der wild schwingend daran hing, bis der Haken das Gewicht wohl nicht mehr aushielt und beide, der Leuchter und Leopold, mit einem Krachen auf dem schmutzigen Tavernenboden landeten.
Robin und nefer lachten Tränen[2] bei dem Anblick des am Boden liegenden, verrenkten Vampirs. Die Wirkungsweise von Alkohol auf untote Körper verschloss sich dem Dobermann. Eigentlich durfte Alkoholika, egal in welcher Form, durch das Fehlen von Körperfunktionen nicht auf die 'lebenden Toten' wirken. Die Erinnerung an die Wirkungsweise von Knieweich, Jimkin und Bärdrücker musste wohl die Püsche seiner Freunde beeinflussen. Auf jeden Fall war es ein sehr lustiger Abend, bei dem gebührend nefers und seine Beförderung gefeiert wurde. [3]

Gemächlich schlurfte Robin aus seinem Büro in Richtung der Terrasse, die an sein Büro angrenzte, um frische Luft zu schnappen. Kaum stand der Oberstgefreite im Freien bereute er seinen Entschluss. In Ankh-Morpork konnte man nur frische Luft schnappen, wenn man viel Glück hatte und der Wind günstig wehte.
Langsam liess er seinen Blick entlang der Springstrasse schweifen. Einige Mutige waren bereits mit einem Gestell-mit-zwei-Reifen-dran-zum-durch-die-Gegend-rollen (muss eine Erfindung von Da Quirm sein...) unterwegs. Eine neumodische Errungenschaft, die sich jedoch immer größerer Beliebtheit erfreute, besonders bei den Kurieren in der Stadt. Für Robin waren es klapprige laute Laufmaschinen, die den ohnehin schon beinahe unerträglich gewordenen Verkehr, noch ein wenig mit ihrer Omnipräsenz 'bereicherten'.
"Guten Morgen, Picardo!", tönte eine Stimme aus dem Hintergrund.
Robin drehte sich um und stellte fest, dass Oberstleutnant Daemon, genauso verschlafen wie er selbst, hinter ihm auf die Freifläche der Terrasse trat.
"Guten Morgen, Sör!", entgegnete der Dobermann seinem früheren GRUND-Ausbilder. "Ähm, schlafen Sie normalerweise nicht in der Kröselstrasse, Sör?"
"Ich.....ich musste noch etwas aus meinem alten Büro holen." erwiderte Daemon, kramte in seiner Hosentasche und zog ein bräunliches Tuch, dass stark nach einem gebrauchtem Taschentuch aussah heraus. "Nämlich diesen Schreibtischplattenpoliturlappen. So gute gibt’s im dunklen Wachhaus in der Kröselstrasse nicht. Gute Schreibtischplattenpflege ist das Wichtigste!", versuchte sich Daemon herauszureden.
Der Oberstleutnant erntete einen verwirrten Blick von seinem ehemaligen Rekruten.
"Na ja, ich mag das Ambiente hier und die Mädels fehlen mir irgendwie.", war seine bessere und ehrlichere Erklärung.
Beide Wächter lächelten wissend.

***


Mit einem ohrenbetäubendem Krachen hob sich das Dach der Alchemistengilde. Gelbe und blaue Funken stoben der Morgendämmerung entgegen. Rote Mauersteine entwickelten sich auf Grund des großen Explosionsdruck zu wahren Geschossen und beschädigten die umstehenden Häuser. Grüne und violette Rauchschwaden stiegen aus den Trümmern empor, und ein leises menschliches Stöhnen war unter einem Haufen Backsteine zu vernehmen. Mehrere kleinere Feuer begannen in der Ruine zu lodern und schon bald war die Gasse rauchverhangen.
Wie üblich in der Stadt, die man auch die große Wahoonie nannte, sammelte sich sofort eine größere Menschenmenge. Einige gafften, irgendwo konnte man den Ruf Heiße Würstchen! Billig! Aus fast echtem Fleisch hergestellt! ....und damit treibe ich mich selbst in den Ruin! hören, jedoch viele reihten sich in eine schnell gebildete Eimerkette ein, um den Brand zu löschen. Hilfsbereitschaft war in Ankh-Morpork nichts Alltägliches, wenn es jedoch um ein Feuer in der Stadt ging half jeder so gut er konnte um den Brand zu löschen, wahrscheinlich aus dem Grunde, weil viele der Stadtbewohner selbst in einem Holzhaus wohnten und vermutlich nur ein Übergreifen der Flammen auf ihr eigenes Heim verhindern wollten. Das Pronomen WIR gewann in solchen Situationen dann immer sehr große Bedeutung.
Weißgewandete Alchemisten bargen ihre verletzten Kollegen, sowie den jammernden Pförtner aus den Trümmern und entfernten sich eilig vom Schauplatz des Geschehens in Richtung des Lazaretts der balancierenden Mönche in der Grubengasse [4]. Die gildeneigenen Golems tauchten auf und begannen damit den Schutt wegzuräumen.

***


An der Tür von Robins Büro klopfte es kurz und die Abteilungsleiterin betrat forsch sein Büro.
"Guten Morgen, Obergefreiter!", begrüßte ihn Ecatherina Erschreckja.
"Guten Morgen, Mä'äm!", erwiderte der Dobermann ihren Gruß und begab sich geschwind in aufrechte Position auf dem himmelblauen Bett.
"Deine Gilde ist schon wieder mal explodiert.", sagte der Spieß ernst.
"Das ist doch nichts besonderes, Mä'äm", begann der Oberstgefreite augenrollend.
"Aber dieses Mal sind Gerüchte im Umlauf, dass nicht ein missglücktes Experiment daran schuld sein soll, sondern etwas anderes.", unterbrach ihn der junge Spieß. "Finde heraus, was oder wer dafür verantwortlich war und teile uns nebenbei den neuen 'Ausweichstandort' der Gilde mit."
"Jawoll Mä'äm!" antwortete Robin seiner Schäffin.
"Ach ja!", rief Ecatherina im Hinausgehen aus. "Alle Wächter müssen sich von dem neuen Fingerabdrucksystem erfassen lassen, damit S.U.S.I an den Tatorten die Fingerabdrücke der menschlichen Wächter von denen der Kriminellen unterscheiden kann. Geh bei Gelegenheit ins Wachhaus am Pseudopolisplatz und lass die Prozedur über dich ergehen, du müsstest so ziemlich der Letzte sein, der noch erfasst werden muss."
"Geht in Ordnung, Mä'äm!", rief Robin der bereits wieder gehenden DOG-Leiterin hinterher.
'Ich hätte mir besser ne ruhiger Gilde aussuchen sollen!', haderte der Dobermann mit seinem Schicksal. Die Bäcker oder die Klempner wären bestimmt eine bessere Wahl gewesen!

Als erstes wollte er seine 'Katalogisierung' hinter sich bringen und machte sich deshalb auf den Weg zum Wachehaus am Pseudopolisplatz. Missgelaunt betrat er das Gebäude der Wache und begab sich zu den Diensträumen von S.U.S.I. .
"Hallo! Ich soll mich hier fingerabdrucktechnisch registrieren lassen", sagte der Dobermann zu dem ersten S.U.S.I.-Mitarbeiter, der ihm über den Weg lief.
"Kein Problem! Folge mir!", antwortete ihm die etwas schüchterne und ängstliche Wächterin.
Sie führte ihn in einen kleinen Raum im hinteren Teil der Wache. Es sah aus wie ein normales Büro, jedoch stand ein quadratischer Kasten auf dem Schreibtisch, der sehr einem Ikonograph ähnelte.
"So! Dann leg mal die linke Hand auf diese durchsichtige Platte und dann geht’s los!", Robin tat, was ihm aufgetragen wurde und Angsthase klopfte zwei Mal an das Gerät. "Kundschaft! Beweg deinen faulen Pinsel, Dämon!", war die scharfe, aber dennoch freundliche Aufforderung an das widerborstige System.
"Schon gut, du dämliche Ziege!", war die piepsende Antwort aus dem Inneren des Fingerabdrucksystems.
"Und werde bloß nicht frech du ..... du...."
"Was sonst?!? Willst du mich in eine kleine dunkle quadratische Kiste verbannen und zwingen, mein Leben lang Fingerlinien zu malen?", verhöhnte sie der Fingerabdruckabzeichendämon.
".........", sprachlos stand die Wächterin vor dem Kästchen "Wir haben Vergrößerungsdämonen und die Malerdämonen miteinander gekreuzt. Jetzt können sie alles detailgetreu vergrößert abzeichnen, sind aber auch doppelt so frech."
"Mal schauen was wir jetzt wieder für Pranken abmalen müssen......du hättest sie ruhig vorher waschen können!", quiekte es wiederum aus dem System.
"Ich bin nicht so freundlich wie ..... Wie war noch deine Name?", fragte der Dobermann.
"Ähhm Angsthase, Lance-Korporal Angsthase."
"Also ich bin nicht so freundlich wie Lance-Korporal Angsthase! Wenn du nicht sofort still bist und deine Arbeit tust, dann ziehe ich dich aus deinem Apparat und verpasse dir einen Tritt!"
"Komm doch! Komm doch!", war die Entgegnung des Dämonen.
"Du....Du.......", auch Robin war jetzt sprachlos.
"Ich soll zwar nur deine Fingerspitzenlinienabdrücke malen, aber ich muss schon sagen, dass deine Lebenslinie sehr abrupt endet!", kicherte es aus dem hölzernen Ding.
"........", die Worte blieben dem Dobermann im Halse stecken.
"...und deine Herz- und Schicksalslinie sieht auch nicht so berauschend aus.", ergänzte der malende Dämon.
"MEINE HANDLINIEN GEHEN DICH ÜBERHAUPT NICHTS AN!", schrie Robin mit dem Gesicht sehr nahe an dem Kasten.
"Also wenn ich in Fairsicherungen machen würde, dann würde ich dir sicher keine Lebensfairsicherung anbieten!", höhnte der Abdruckdämon.
Der Wächter wollte gerade mit seiner freien Hand auf die neue Errungenschaft der Stadtwache einschlagen, als ihn Angsthase mit ein paar einfachen Worten aufhielt.
"Mach ihn bitte nicht kaputt!", sagte die S.U.S.I.-Mitarbeiterin. "Diese Dämonen sind unglaublich teuer!"
Die Faust verharrte auf halben Weg zur Holzkiste und der Dobermann besann sich eines Besseren.
"Ich wusste, dass du ein Weichei bist", piepste es wieder aus dem Kasten.
Obwohl es dem Oberstgefreiten schwer fiel, stellte er seine Ohren auf Durchzug und lies die Prozedur über sich ergehen. Danach füllte er noch ein paar Erfassungsformulare aus und verabschiedete sich von der freundlichen Lance-Korporal. Als sich der Wächter zum Gehen wandte konnte er ein leises 'Feigling! Feiheiiiigling!!!! aus dem Fingerabdrucksystem vernehmen.
Frustriert verlies Robin das Wachhaus [5].

***


Kummervoll wanderte der Kapuzenmann durch die dunklen Strassen und Gassen von Ankh-Morpork. An einem schmutzigen Fenster verharrte er kurz und spähte durch das trübe Glas.
Eine scheinbar glückliche Familie saß beim Essen und unterhielt sich angeregt. Leises Lachen drang nach draußen. Mit einem schwermütigen Seufzen wandte sich der Mann von dieser Szene ab und setzte seinen Weg fort.
Ein paar Minuten später zeigten sich Risse in dem Schornstein des kleinen Häuschens. In Zeitlupe neigte sich der Schlot und durchschlug das Dach der frohen Gesellschaft.

***


An der Ruine 'seiner' Gilde angelangt, begutachtete der DOG-Wächter den Ort der Zerstörung und des Chaos. Die Brände waren von den Bürgern zwischenzeitlich gelöscht worden und die tönernen Helfer der Gilde schafften noch immer Trümmer vom Platz des Geschehens.
Nur wenige Zuschauer befanden sich noch an der Unglückstelle und hatten immer noch nicht genug davon, sich an dem Unglück anderer zu laben.

Verschiedene Gesprächsfetzen trug der leichte Wind zu den Ohren des Wächters.
"Es ist immer dasselbe mit diesen Alchemisten.."
"Ich sollte meinen Maurerladen in die Nähe der Gilde verlegen...."
"Man hat das geknallt....."
Ein weiterer Ausruf erweckte Robins Aufmerksamkeit.
"Heiße Würstchen... Pasteten aus echtem Schweinefleisch..."
"Hallo, Herr Schnapper.", begrüßte Robin den allseits bekannten und vor allem gefürchteten Händler.
"Ahhhh, ein Wächter!! Womit kann ich Dir dienen.", säuselte TMSIDR-Schnapper und fuhr sich, in Erwartung eines Geschäftes, mit seinen Fingern durch die schmierigen Haare.
"Sie waren bestimmt kurz nach dem Unglück zur Stelle....", doch dem Wächter wurde das Wort von dem Verkäufer mitten im Satz abgeschnitten.
"Ich habe nichts damit zu tun und....und...außerdem war ich nicht der Erste, sondern höchstens der Zweite der hier eintraf!"
"Schon gut, Herr Schnapper!", besänftigte Picardo den schwitzenden Händler. "Ich meine, ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen, als Sie bei der Gilde eintrafen?"
"Du meinst außer Rauch, Feuer und Trümmern?" Schnapper machte dabei eine unmissverständliche Geste, die darauf hinwies, dass der Dobermann ohne Gegenleistung keine verwertbaren Informationen erhalten würde.
Übelkeit stieg bei dem Gedanken an Schnappers Kulinarische Köstlichkeiten in dem Wächter empor und kleine Schweißtropfen glänzten an seiner Stirn.
"Da fällt mir ein, dass ich Hunger habe. Ich könnte ein heißes Würstchen vertragen!", presste Robin zwischen seinen Lippen hervor. "Könnten Sie es mir einpacken? Ich esse es dann später."
"Meine Würstchen müssen an Ort und Stelle verzehrt werden! Lange Lagerungs- und Transportzeiten würden den einmaligen Geschmack verfälschen und wären natürlich der Frische meines Produktes abträglich!", empörte sich TMSIDRS.
Robin hätte schwören können, ein gemeines Funkeln in den Augen Schnappers bei diesem Satz gesehen zu haben. Mit zitternden Händen führte der Oberstgefreite das Würstchen in Richtung seines Mundes. Verschiedene Stimmen in seinem Kopf und Magen warnten ihn davor seine Zähne in dieses warme 'Fleischerzeugnis' zu schlagen. Langsam öffnete er seinen Mund und biss ein Stückchen ab. Die Stimmen änderten ihre Aussagen von Warnen in Flehen und Bitten. Ranziges Fett quoll aus dem Stück, dass der Dobermann in seinem Mund hatte, und ergoss sich in einem kleinen Schwall auf seinen Geschmacksknospen.
Robin versuchte den abgebissenen Teil in einem Stück herunterzuschlucken um den 'Schaden' zu minimieren. Das Ergebnis dieses Experimentes endete beinahe in einem schnellen und qualvollen Erstickungstodes des Dobermannes. Als kritisch bewertete der Wächter, dass plötzlich Bilder aus seiner Jugend an seinem geistigen Auge vorbeizogen und er meinte, das deutliche Geräusch einer Sense zu vernehmen, die soeben geschliffen wurde. In einem vorgetäuschten Hustenanfall ließ Picardo den Brocken in seiner Hand verschwinden und versuchte unauffällig den Rest des Würstchens in einer seiner Uniformtaschen zu verstecken.
"......Was ist ihnen nun genau aufgefallen", hustete der Oberstgefreite in Richtung des Händlers.
"Es hat den Anschein, dass sich zum Zeitpunkt der Explosion nicht viele Alchemisten in dem Gebäude aufhielten. Es waren nur ein oder zwei Alchemistenschüler und der Pförtner, den es am Schlimmsten erwischt hat."
"Wo wurden die Verletzten hingebracht?", fragte Robin.
"Ich habe gehört, dass man sie in das Armenhospital in der Grubengasse schaffen wollte."
Picardo griff nach seinem obligatorischen Notizblock in seiner Unformtasche, um die Informationen von Schnapper zu notieren. Seine Finger tasteten sich an dem versteckten Nahrungsmittel vorbei, was wiederum ungute Erinnerungen hervorrief. Schließlich zog er einen feuchten Block aus seiner Tasche und versuchte die Aussage auf einer fettgetränkten Seite aufzuschreiben.
"Ist Ihnen beim Eintreffen an der Unglücksstelle noch was aufgefallen?", nach mehreren Versuchen 'Armenhospital' und 'Grubengasse' auf das schmierige Papier zu bringen, gab es der Wächter auf und entschloss sich, die Infos zu merken.
"Du siehst immer noch hungrig aus!", sagte Schnapper, während seine Hände in dem schmutzigen Verkaufsladen kramten. "......und mein Gedächtnis ist auch nicht mehr das Beste!", ergänzte Schnapper.
Mit einem Augenrollen versuchte Rob die Aussage des stadtbekannten Händlers zu übergehen, erkannte aber, dass ohne weitere Bestechung in diesem Falle nichts zu holen war.
"OK, geben Sie mir noch eines dieser sch..... ähhh köstlichen Würstchen!"
"Die Information, die Du erhalten wirst, sollten dir mindestens eine Pastete wert sein, Wächter!", entgegnete ihm Schnapper vorwurfsvoll und Grauen erfasste den DOG-Neuling, als er an das zu erwartende Geschmacksfeuerwerk dachte. "Ich schwöre den heiligen Eichhörncheneid das meine Beobachtung mindestens eine Pastete wert ist.", in Erwartung eines Geschäftsabschlusses glänzten die Augen TSMIDRS und seine Lippen begannen leicht vor Vorfreude zu beben.
Murrend kramte Robin etwas Geld aus seiner Tasche und bezahlte das Würstchen und die Pastete.
"Die nehme ich aber mit und esse sie später!!!", ergänzte Rob sofort.
"Nun gut, Du weißt nicht was Dir entgeht!", konterte Schnapper.
'Oh doch!', dachte der Wächter.
"Also gut! Kurz nach der Detonation sah ich einen in Umhang gekleideten Menschen wegschlurfen. Ich wollte ihm was verkaufen, aber er blickte mich aus seiner Kapuze an und seine Augen leuchteten rot. Es lief mir eiskalt den Rücken herunter, als er mich anschaute."
Der Dobermann versuchte sich trotz des Geschmacks einer toten Katze auf seiner Zunge auf die Worte des Händlers zu konzentrieren.
"Rote Augen sagten Sie??", hakte Robin nach.
"Brrrrr, ja! Mich schaudert es jetzt noch bei dem Gedanken an diesen Blick!"
"Sehr interessant", entgegnete der Oberstgefreite, ohne geheucheltes Interesse. "Dann danke ich Ihnen!", und der Wächter wandte sich zum Gehen.
"Haaaalt! Ihre Pastete!"
'Verdammt'
Im Weggehen fiel dem Wächter noch eine Frage ein.
"Was ich noch fragen wollte!"
"Ja mein Freund?", war die gespannte Entgegnung.
"Was ist ein Eichhörncheneid?"
"Der Sciurus ius iurandum! ....Ich versprach meiner Mutter- die Götter mögen sie selig haben -, nie auf sie oder ihr Grab zu schwören. Sie hatte Angst, dass ihre unsterbliche Seele in den Feuern der Hölle schmoren würde. Ich frage mich immer noch, wieso sie so dachte. Also habe ich mir den heiligen Eichhörncheneid ausgedacht.", und TMSIDR-Schnapper fing an, mit feierlicher Stimme zu rezitieren. "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen! .....- Aber ich mache immer ein gutes Geschäft!", ergänzte er augenzwinkernd.

Kopfschüttelnd und den Arm mit dem 'Blätterteiggebäck' so weit wie möglich von sich streckend, machte sich Robin auf den Weg zur Grubengasse [6]

***


Nach kurzem Suchen fand der Dobermann endlich die Grubengasse und das Armenhospital der balancierenden Mönche.
Leises Stöhnen und Gejammer einiger Verletzten drang durch das Eingangstor an das Ohr des Oberstgefreiten. Zu seiner Verwunderung war an dem schmiedeeisernen Türklopfer zusätzlich ein kleines Gewicht angebracht.
Zwei Unzen?!, las Robin von dem kleinen, normalerweise als Maßeinheit verwendeten, Gegenstand ab.
Lauter als von ihm gewollt hallte sein Klopfen durch Gebäude.
Nach einiger Zeit öffnete sich eine hölzerne Klappe an dem Tor und ein Paar alter Augen blickten ihn an.
"Jaaa, bitte?", fragte das 'Augenpaar' und ergänzte, "Was kann ich für Euch tun, Bruder?"
"Stadtwache von Ankh-Morpork, Herr! Ich ermittle wegen der Explosion der Alchemistengilde."
"So, so, wegen der Explosion ermitteln Sie!", wiederholte der Mönch den letzten Satz des Wächters. "Da haben Sie aber viel zu tun, wenn Sie wegen jeder Explosion in der Gilde Nachforschungen anstellen!"
"Wir oder besser gesagt ich, forschen auch nicht bei jeder Detonation in den Gefilden der Alchemisten nach, aber dieses Mal scheint der Sachverhalt interessant für die Wache zu sein.", gab Robin bereitwillig Auskunft.
".... der Sachverhalt interessant für die Wache zu sein", repetierte der Bruder wieder die letzten Aussagen des Oberstgefreiten. "Die leichtverletzten Alchemisten haben unseren Ort der Barmherzigkeit wieder verlassen, nur der bedauernswerte Pförtner befindet sich noch in unserer Obhut.", gab der Bruder, immer noch durch den geöffneten Sehschlitz, bereitwillig Auskunft.
"Ist er bei Bewusstsein, kann ich mit ihm reden?", fragte Robin durch das Tor.
" ..... mit ihm reden..... Ich muss den diensthabenden Bruder zuvor befragen, wenn Ihr mir bitte folgen würdet!" Und mit dem obligatorischen Knarren schwang das Eichentor auf und der Mönch bedeutete dem Wächter einzutreten. "Mein Name ist Bruder Gleichgewicht. Wie lautet Euer Name?"
Ein alter Mönch brauner Kutte offenbarte sich dem Wächter. Sein faltiges Gesicht strahlte Freundlichkeit und Zufriedenheit aus. Sein Habit war mit einer aus Hanf geflochtenen Kordel um die Taille verschlossen. An dem 'Strick' hingen mehrere einzelne Gewichte. Keines schwerer als acht Unzen.
Wenn es auf der Scheibenwelt ein Äquivalent für Patronen gegeben hätte, wäre dem Wächter sofort das Wort 'Magazingürtel' oder 'Patronengurt' durch den Kopf geschossen. So aber wunderte er sich eher über den Bleigürtel, den der Ordensbruder um seine Körpermitte trug.
"Obergefreiter Picardo, Bruder. Stadtwache von Ankh-Morpork.", antwortete Robin.
"...Picardo.", wiederholten die Lippen des freundlichen Kuttenträgers automatisch. "Folgt mir."
Bruder Gleichgewicht führte den Wächter durch die Gänge des alten Lazaretts der balancierenden Mönche. Hin und wieder erkannte Robin, an strategisch wichtigen oder für die Mönche neuralgischen Punkte, Gewichte, in verschiedenen Größen und Formen. Als das ungleiche Paar an einer Art Lichthof vorbeikam, erkannte Robin, dass im Zentrum der freien Fläche ein großes Gewicht aufgestellt worden ist.
"Was hat es mit all diesen Gewichten auf sich, Bruder?", fragte der DOG-Wächter neugierig.
"... all diesen Gewichten auf sich.....Unsere Überzeugung ist es, dass die Welt zu schwanken beginnt, wenn nicht alles gut ausbalanciert ist. Deshalb stellen wir an wichtigen Punkten Gewichte auf um dies zu verhindern, mein Sohn.", referierte der Kleriker. "Viele unserer Brüder ziehen aus um die Welt in ihrem Gleichgewicht zu halten.", sinnierte Gleichgewicht.
Schweigend und ein wenig verwirrt folgte der Dobermann den Ausführungen des Bruders. Sie passierten verschieden Gänge und gingen durch diverse Türen. Der Geruch kranker Menschen hing überall und hatte sich anscheinend mittlerweile in das Gestein des alten Gemäuers gefressen. Einige geschäftige Mönche kreuzten ihren Weg, ohne den beiden größere Beachtung zu schenken.
An einem Zimmer, das wohl den Stationsraum darstellen sollte, hielten sie an und Bruder Gleichgewicht sprach kurz und leise mit einem seiner Mitbrüder.
"Bruder Ausgewogenheit meint, dass Ihr fünf Minuten mit dem Pförtner reden könnt!", teilte ihm der Mönch mit und führte den DOG-Wächter in ein nahe gelegenes Krankenzimmer.

Das Zimmer war sehr spärlich eingerichtet. Auf primitiven Pritschen, die mit Bastmatten bedeckt waren, lagen einige der Patienten, auch der Pförtner. Schummriges Licht fiel durch eine kleine Öffnung, die man schwerlich als Fenster bezeichnen konnte, in die Krankenstube. Beide Beine des Opfers wie auch sein rechter Arm waren eingegipst. Der Kopf des Bedauernswerten war ebenfalls bandagiert. Ein rötlicher Fleck an der Stirn schien sich in der Mitte der Binde abzuzeichnen.
Behutsam folgte Robin Gleichgewicht an das Lager des Mannes.
"Herr Karbonat! Besuch für Sie!", weckte der Mönch den Torwächter der Alchemistengilde.
Mit einem leisen Seufzen öffnete Herr Karbonat seine Augen.
"Ja bitte?", hauchte der Pförtner.
"Herr Karbonat, mein Name ist Obergefreiter Picardo von der Stadtwache. Ich bin hier um mit ihnen über die Explosion zu reden.", sagte Picardo so einfühlsam wie möglich und zückte seinen Notizblock.
"Ich war nicht Schuld!", war die erste Erklärung von Karbonat.
"Das habe ich auch nicht behauptet, Herr Karbonat! Aber fangen wir am Besten am Anfang an. Wie lautet ihr vollständiger Name und ihre Adresse?", hakte der Dobermann geschäftsmäßig, jedoch mit empfindsamer Stimme, nach.
"Mein Name ist. Karl Zium Karbonat. Ich wohne in der Alchemistengilde, in einem Hinterzimmer." Die Augen von Karl schlossen sich nach jedem ausgesprochenen Wort, ganz so, als strenge ihn die Bewegung seiner Lippen und Stimmbänder an.
"Und wo ist den der aktuelle Standort der Gilde, ich meine, jetzt, wo das 'Stammhaus' zerstört ist?", fragte der Wächter und hoffte inständig eine Antwort zu erhalten.
"In der Chronononhotonthologostrasse, in der Nähe des Haufens, bei der alten Ruine", erwiderte Herr Karbonat schwach, während auf Robins Gesicht ein Lächeln erschien und seine, mit dem Stift bewaffneten, Finger, über das Notizblatt zu huschen schienen [7].
"Ähm ist Ihnen etwas besonderes vor der Explosion aufgefallen?", setzte Robin das 'Verhör' fort.
"Ja, die Augen!!!!", sprudelte es förmlich aus Karl Karbonat hervor. "Diese schrecklichen roten Augen!!!!!" Und mit einem weiteren Aufseufzen schloss der Pförtner seine Augen.
"Ist er tot?", fragte Robin erschrocken und sah sich in Gedanken schon vor einer wütenden Meute von Mönchen fliehen.
"....tot? Nein! Ich denke nicht! Die Anstrengung und die Medikamente machen einerseits redselig, aber auch schläfrig.", sagte Bruder Gleichgewicht und ergänzte, "Aber Ihre Zeit bei dem Patienten ist sowieso um, wir müssen jetzt gehen. Er braucht Ruhe um gesund zu werden!"
Nach einem kurzen Marsch an vielen kleinen Gewichten vorbei stand Robin wieder vor dem Tor des Lazaretts der balancierenden Mönche und fragte sich, wie es nun weitergehen sollte.

***


Provisorisches Gildenhaus der Alchemisten

Eine haarlose Gestalt [7a] saß vor einem mächtigen Schreibtisch auf einem einfachen Holzstuhl. Hinter dem großen Möbelstück aus massiver Eiche thronte auf einem samtbezogenen Ohrensessel ein Mann. Auch er besaß kein Kopfhaar und seine Augenbrauen fehlten gänzlich. Säureflecken zeigten sich auf den alternden Händen des augenscheinlich höhergestellten Alchemisten.
Mit verkniffenen Augen begann der Gildenpräsident. "Wer war dieses Mal für das Fiasko verantwortlich!", fragte Thomas Silberfisch den vor ihm sitzenden Alchemisten. "War's wieder Detlev Tonation, bei seinen Versuchen Oktoglyzerin weiter zu verfeinern?", die Finger des Alchemisten-Führers schlossen sich fest um einen Brieföffner und die Adern in seinen alten Händen wurden durch den Druck sichtbar.
"An dem Abend des Vorfalles waren sehr wenige unserer Mitglieder in den Räumen der Gilde.", antwortete sein brauenloses und glatzköpfiges Gegenüber. "Die Befragung der Opfer brachte nicht viel. Nur Karl, der Pförtner, stammelte immer was von roten Augen und Kuttenmann."
"Von wem?", horchte der Gildenpräsident auf.
"Von einem rotäugigen Kuttenmann, der ihm kurz vor der Explosion aufgefallen ist.", sagte der offensichtlich rangniedere Alchemist.
"Hm, das klingt merkwürdig", sagte Silberfisch nachdenklich und Rieb sein stoppeliges Kinn. "Findet den Kuttenmenschen, oder was immer er ist! Ich will mich einmal näher mit ihm unterhalten und gnade ihm die Götter, wenn er für die Detonation verantwortlich ist. Mein Gildenhaus wird nur von echten Alchemisten gesprengt und sonst niemanden.", der Präsident hieb mit der geballten Faust auf seinen Schreibtisch, so dass einige daraufliegende Papiere zu Boden fielen.
"Sehr wohl, Herr." sagte der Glatzköpfige duckmäuserisch und verließ das Büro seines Schäffs.

***


Wachhaus Pseudopolisplatz - nefers Büro

"Was hast du bis jetzt?", fragte das hübsche schwarzhaarige Mädchen neugierig.
"Na ja noch nicht viel.", antwortete der Oberstgefreite verlegen und legte ein paar Berichte von dem Stuhl, auf den ihn seine ehemalige 'Lieblingsbandage' anwies zu sitzen, auf den Boden. Getier schlief wie üblich in seinem Körbchen neben dem kleinen Ofen und gab schnarrende Geräusche von sich.
Robin hatte sich noch nicht daran gewöhnt, dass nefer-pa-isis jetzt ein lebender und atmender Mensch ist. Erschwerend kam hinzu, dass sie nach seinen Begriffen auch noch sehr ansehnlich war. Früher konnte er ungezwungen drauflos plappern, doch jetzt war er verwirrt und verlegen, wie es oft geschah, wenn er dem anderen Geschlecht gegenüber stand. "Augenzeugen berichten, dass kurz vor der Explosion des Gildengebäudes ein rotäugiger in eine Kutte gewandeter Mann gesehen wurde.", versuchte der Dobermann konzentriert zu referieren.
"Das ist ja wirklich noch nicht viel!", lachte die ehemalige Mumie und fuhr sich mit ihren Fingern durch das glänzende Haar, was prompt die übliche Reaktion bei Robin hervorrief. Er errötete leicht.
"Aber ich habe so ein Gefühl, dass mich nicht loslässt! Die Gestalt in dem Umhang hat irgendwas mit dieser Sache zu tun. Es ist zwar nur ein Art Ahnung, aber ich würde mein Zimmer in der Boucherie Rouge darauf verwetten.
"Wenn wir hier mit Ahnungen und Gefühlen arbeiten würden, dann wäre dies hier nicht die Stadtwache, sondern Frau Kuchens Wohnzimmer!", lachte die Prinzessin und ergänzte verschmitzt. "Und ich würde jetzt wissen, was du denkst und hätte schon auf deine nächste Frage geantwortet."
Die beiden Wächter lachten laut und herzlich drauflos.

***


Langsamen Schrittes schlich unsere traurige Gestalt über die Messingbrücke.
Die Dämmerung brach seit einigen Minuten an und der allgegenwärtige Verkehr hatte nachgelassen.
Ein Eselskarren, mit einer lachenden Familie an Bord passierte den Mottenmann. Glockenhelles Kinderlachen und freudige Erwachsenenstimmen waren zu hören.
"Uhhhh....", seufzte der Mottenmann traurig.
Mit einem lauten Knirschen löste sich ein Rad von dem Karren und das Gefährt geriet gefährlich ins Schwanken. Ein erschreckter Aufschrei von mehreren Personen war aus dem Wagen zu hören, sowie das leise Fluchen des Vaters.
Die kleine Tochter des Karrenlenkers sprang aufgeschreckt von dem Fahrzeug und wollte sich in Sicherheit bringen, stieß aber in ihrer kopflosen Flucht gegen den vermummten Mann.
"Uhhhhhh", stöhnte der Mottenmann, genauso überrascht wie das ihn anrempelnde Mädchen.
Das Mädchen blickte auf und erstarrte als es in die rotglühenden Augen blickte.
"Ahhhhhhhhhh! Hilfe Papa!!!!", schrie das verängstigte Mädchen.
Der Mottenmann blickte zu den Personen am Wagen und entschloss sich zur Flucht.

***


Ein Nebenraum im Gebäude der Näherinnengilde

Das Klappern von Kaffeetassen sowie eine angeregte Unterhaltung, immer wieder von freudigem Gekicher unterbrochen, war zu hören. Der Tisch war schön gedeckt und trug eine saubere Spitzentischdecke. Jemand hatte einen Kuchen in der Mitte der Tafel platziert, von dem die Anwesenden reichlich aßen.
"Du solltest dich wärmer anziehen, wenn du abends deine 'Runde' gehst!", belehrte Robin eine der vor ihm sitzenden Näherinnen.
Robin versuchte eigentlich ständig sein 'Errötungsproblem' in den Griff zu bekommen, aber bei den neckischen Aussprüchen dieser Gildenangehörigen gelang es ihm nicht immer.
"Wie stellst du dir denn das vor", lachte sein hübsches Gegenüber erheitert. "Eine Näherin mit Schal und Pudelmütze, dass ist ja geschäftsschädigend!"
Gemeinsam prusteten alle los und lachten Tränen [9].
"OK! Ich gebe es zu, dass war ne blöde Idee! Schlagt doch dann Frau Palm vor, dass 'Wärmestellen' für Euch während der kalten Jahreszeit eingerichtet werden, oder eine Auszubildende dem arbeitenden Personal wenigstens hin und wieder Tee bringt. Krankes Personal kann ja auch nicht im Sinne Eurer Schäffin sein."
"Die Idee ist nicht schlecht!", antwortete ein anderes wohlgeformtes weibliches Gesicht. "Wir werden das bei nächster Gelegenheit vorbringen!"
"So meine Lieben!", sagte der Dobermann verschmitzt. "Jetzt ist es an der Zeit, dass Ihr eurem Arzt> auch einmal unter die Arme greift! Könntet ihr auf Euren 'Runden' nach einem rotäugigen Mann Ausschau halten und mich dann umgehend wissen lassen, wo er sich aufhält?"
"Was hat er denn ausgefressen?", fragte wiederum eine betörende Stimme nach.
"Meine Liebe, leider ist dies Angelegenheit der Stadtwache und ich darf Dir nichts darüber erzählen.", antwortete der Oberstgefreite so charmant wie möglich. "Tut mir den Gefallen und erzählt mir sofort, wenn Ihr den Verdächtigen irgendwo seht.", endete Robin.
Nach einer kurzen aber herzlichen Verabschiedung, verließ der Wächter die Gefilde der Näherinnen und begab sich zurück in Richtung Boucherie Rouge.

***


Geflickte Trommel

"Wo könnte sich ein rötäugiges Ding hier in Ankh-Morpork aufhalten?", fragte Kunibert Selen seine vor ihm sitzenden Gildengenossen, während er nachdenklich an dem schalen Bier nippte.
Hin und wieder wurde der kurze Satz des Anführers des 'Gildengreiftrupps' durch kurze Schmerzensschreie und dem Geräusch von splitterndem Glas einiger Flaschen unterbrochen.
Seine Gesprächspartner sahen auf den ersten Blick wie normale Alchemisten aus. Nichts fehlte [10], dennoch waren die beiden zu 'gut' gebaut für Personen, die sich normalerweise tage- und nächtelang in Laboren aufhielten und deren einzige wirkliche körperliche Betätigung im Hochheben verschiedener Reagenzgläser oder maximal einer Kaffeetasse bestand. Ein weiterer Punkt würde dem geschulten Auge ebenfalls auffallen. Das Wesen der Alchemisten ist sehr verschlossen, man könnte diese besondere 'Subspezies' der menschlichen Rasse als menschenscheu und eigenbrötlerisch bezeichnen [11]. Echte Schüler der dunklen Kunst der Alchemie würden nur im äußersten Notfall sich in ein Etablissement, wie es die Trommel war, begeben.
"Du meinst, außer in unseren Laborkellern!", lachte einer der Gildenschläger seinem Boss mit rauer Stimme entgegen.
"Ja genau.", entgegnete Selen. "Wo würdet ihr hingehen, euch aufhalten?"
"Keine Ahnung, Boss!", antwortete der Schläger, der bis jetzt noch nichts zu dieser Konversation beigetragen hatte.
"Strengt Euer Gehirn mal an! Wofür bezahlt Euch denn die Gilde!", schalte Kunibert seine Kumpanen. Auch Kunibert war kein Meister der Gehirnakrobatik. Einige Zeit schlug er sich als unlizenzierter Räuber durch die Strassen und Gassen der Metropole, bis er sich entschloss einen Alchemiebaukasten aus einem Laden zu klauen und sich bei der Gilde als 'Allzweckalchemist' zu bewerben. Er wurde angenommen bei der Gilde und übernahm seit dem jeden Auftrag, der die Kunst der Gilde nur am Rande betraf [12]
"Ich würde erst mal was trinken gehen!", platzte der erste Schläger naiv heraus.
Kunibert rieb sich grüblerisch sein Kinn und begann zu grinsen.
"Gar keine so schlechte Idee!", sagte er und ergänzte. "In was für einer Kneipe würde sich so jemand aufhalten?"

***


Robin war schon wieder einige Zeit in dem Gebäude mit dem klangvollen Namen Boucherie Rouge und las ein wenig auf seinem Bett liegend. Zusätzlich zu den Werken über Alchemie, hatte er sich ein paar Grundwerke über die Behandlung von nichtmenschlichen Spezies besorgt, was einfacher klang, als es war.
Diese Sorte von Büchern waren rar gesät und schwer zu bekommen, aber dank nefers Buchhändler hatte er ein paar nette Pamphlete ergattert.
Das Klopfen an der Türe riss ihn aus seiner Gedankenwelt - dem Beheben von Brüchen bei Lebewesen auf Siliziumbasis- und ließ ihn hochschrecken. Schnell setzte er sich in eine aufrechte Position.
"Ja bitte?", rief der Wächter der geschlossenen Türe zu.
Ein kleiner Junge in schmutziger Kleidung und Rotznase betrat selbstsicher sein Büro.
"Ich soll dir von Elaine ausrichten, dass sie den Gesuchten gesehen hätte.", begann das Straßenkind.
Robin war ob dieser Aussage, sofort hellwach und konzentriert.
"Wo denn?", fragte der Dobermann aufgeregt.
"Elaine sagte, du gibst mir fünfzig Cent, für diese Information", der Knabe hielt ihm auffordernd seine schmutzige Hand entgegen, um seinen versprochenen Obolus in Empfang zu nehmen.
Irgendwo aus den tiefen seiner Taschen kramte der Oberstgefreite eine Münze hervor und schnippte sie dem kleinen Boten zu.
"In einer Bar", war die knappe Antwort des Bengels.
"Es gibt viele Bars in Ankh-Morpork! In welcher genau?", hakte Wächter nach.
"Elaine sagt, dass wäre dir noch mal fünfzig Cent wert.", grinste der kleine 'Informationskurier' und streckte ihm wiederum seine geldgierigen Klauen entgegen.
Augenrollend startete Robin eine erneute Suche nach Geld in den Tiefen seiner Hosentaschen. Nach etwas länger Suche fand er ein weiteres 50-Cent-Stück, warf es aber dieses Mal nicht so leichtfertig dem Boten zu.
"In welcher Bar?", wiederholte der Oberstgefreiten ungeduldig seine Frage.
"In der Bahre sagte Elaine.", Robin stand auf und übergab das Geld dem Jungen, vermied es aber, ihm anerkennend über den Kopf zu streicheln, da er sich nicht sicher war für wie viele und vor allem welchen Lebewesen dieses Haar Heimstätte bot.
Der Bube verschwand so schnell, wie er gekommen war, und der DOG-Wächter machte sich umgehend daran, seine 'legere' Kleidung zu komplettieren.
Kurze Zeit später verließ Robin, in einen schwarzen Umhang gekleidet, die Boucherie Rouge und trottete in Richtung der Bahre.

Nach einem strammen Fußmarsch erreichte der Wächter die dunkle und vor allem berüchtigte Kaschemme. Viel wusste er nicht über dieses Taverne, da sie vor allem von Untoten und anderen Spezies, die mehr oder weniger in vorgenannte Kategorie fielen, besucht wurde.
Vorsichtig, beinahe schüchtern, drückte der Oberstgefreite die Eingangstüre der Bahre auf und betrat den Schankraum.
Sofort fühlte sich der Gildenexperte in seine Zeit bei GRUND zurückversetzt. Das dunkle Ambiente in der Bar erinnerte doch sehr stark an das Wachhaus in der Kröselstrasse. Das Licht war sehr gedämpft und alles in dem Raum hatte den Anschein, gedeckte erdige Farben annehmen zu wollen.
Viele Nischenplätze in denen man allein oder ungestört sein konnte, stachen dem Dobermann als Nächstes in seine, inzwischen geschulten, Augen. Vereinzelt versuchte eine Kerze gegen die Düsternis anzukämpfen, verlor aber den aussichtlosen Kampf.
Nur wenige Gäste schienen anwesend zu sein und beschäftigten sich erwartungsgemäß mit ihren eigenen Problemen. Niemand der die Bahre besuchte war auf eine nette Konversation oder gar Gesellschaft aus, sondern war einfach froh, ohne stierende, angstvolle oder sogar angeekelte Blicke von Anderen, ein Getränk zu sich nehmen zu können.
Rob zog die Kapuze seines Umhanges tiefer ins Gesicht und schritt zu dem betagten Tresen.
"Wirt! Ein kleines Bier!", sagte der Dobermann mit tiefer Stimme, die er, so gut es ging zu verstellen versuchte um nicht zu sehr aufzufallen.
"Kleine Biere gibt’s hier nicht! Nur große!", war die knappe Antwort des Mannes hinter dem Tresen.
"Na dann eben ein Großes!", antwortete der Wächter trotzig.
Mit eine laxen Handbewegung schob der Wirt ihm das schale Bier entgegen.
Robin setzte sich in einen der Nischenplätze. Er wählte seinen Platz so, dass er den Eingangsbereich im Blickfeld hatte, aber dennoch niemanden in seinen Rücken hatte.
Versteckt unter seiner Kutte, begann er damit, die Gäste neugierig zu betrachten. Einige Zombies und Vampire gehörten zu den Besuchern die still ihre Gläser leerten. Der Wächter glaubte auch einen Schwarzen Mann zu erkennen, der in der anderen Ecke des Schankraumes unter einem Tisch saß.
Der Dobermann wartete schon eine Zeit lang, ohne dass eine verdächtige Person die Kneipe betrat oder verließ. [13]
Robin bestellte noch einmal ein Bier, um dem murrenden Blick des Wirtes endlich Einhalt zu gebieten und setzte sich wieder an seinen Platz.
Kaum hatte sich der Oberstgefreite gesetzt, da schwang langsam die Eingangstüre der Bar auf und ein vermummter Mann betrat die Szene.
Sofort erkannte er rote Augen, die unter der Kapuze aufleuchteten. Der Gildenexperte musste sich beherrschen um nicht sofort, geprägt von Übereifer, von seinem Platz aufzuspringen.
Die Gestallt war von normaler Statur, wenn auch irgendetwas den Umhang auf seinem Rücken ausbeulte.
Der Mottenmann ging gezielt auf die Theke zu, wechselte ein paar leise Worte mit dem Wirt und nahm sein Getränk entgegen.
Schließlich setzte er sich, wie vorher der Wächter, an einen Platz von dem er den besten Überblick hatte.
Robin erhob sich und ging auf den Verdächtigen zu.
"Hallo!", begrüßte der Wächter den Mann freundlich. "Ich darf mich doch setzen.", ohne eine Antwort abzuwarten platzierte sich der Dobermann neben dem Mottenmann.
"Will keine Gesellschaft!", brummte der Verdächtige.
Der Dobermann empfand den sirrenden Unterton, den die Stimme hatte als sehr unangenehm.
"Ich würde mich aber gerne mit ihnen über den Vorfall an der Alchemistengilde unterhalten!", sagte Robin bestimmt aber dennoch freundlich, und meinte ein wissendes Aufflammen in dem rotglühenden Augenpaar zu erkennen. "Mein Name ist Picardo und ich ermittle für die hiesige Stadtwache.", ergänzte der Gildenexperte.
"Gesellschaft ist nicht gut!", war die knappe Antwort.
Der Mottenmann blickte auf das Glas des Wächters, worauf es sofort Risse zeigte und in den Händen des Dobermannes zersprang.
"Autsch!", rief Robin erstaunt aus und zog seine nasse, mit Glassplittern bedeckte Hand zurück. "Wie machen Sie das und vor allem warum machen sie das?"
Der Mottenmann senkte seinen Blick und betrachtete nachdenklich die Tischplatte mit dem zersplitterten Glas.
"Jedes Ding auf der Scheibenwelt hat ein Gegenstück!", antwortete der Verdächtige bedrückt.
"Was soll das heißen?", hakte der Wächter neugierig nach.
"An Orten wo zu viel Freude und Glück herrscht, ist meine Art anwesend um dies auszugleichen. Alles muss im Gleichgewicht bleiben!", hauchte der Mann ehrfürchtig.
"Und da kommen Sie gerade nach Ankh-Morpork?", fragte der Dobermann erstaunt.
"In dieser Stadt bin ich aus einem anderem Grund! Meine Spezies muss erhalten bleiben!"
"Du suchst eine Freundin?", war wiederum die, jetzt etwas ungläubige, Frage des Wächters.
"Es gibt nur wenige Stellen auf der Scheibenwelt, wo das magische Feld stark genug ist, um unsere Vermehrung zu gewährleisten."
"Deshalb ziehst du also durch meine Stadt und sprengst das Gildenhaus der Alchemisten in die Luft?", stellte Robin erbost fest.
"Ich sprenge gar nichts! Die Gildenlehrlinge im Haus feierten eine Party; es war zuviel Freude und Glück präsent, dass musste ausgeglichen werden!", sagte der Kapuzenmann teilnahmslos.
Ein Armbrustbolzen bohrte sich zwischen den Beiden in die Wand. Das leise Splittern des Holzes hallte in Robins Ohren nach.
In das Gespräch vertieft, hatten beiden die Tür der Kneipe nicht mehr beobachtet. Nun standen drei Alchemisten, von denen zwei kleine Handarmbrüste trugen, im Raum.
"Wen haben wir denn da?", fragte der Anführer, obwohl er keine Antwort erwartete. "Das Rotauge und anscheinend sein Freund!"
"Kannst du jetzt nicht irgendwas machen? Den Boden absacken lassen zum Beispiel?", zischte Robin dem Mottenmann mit halbgeschlossenen Mund zu.
"Hier herrscht keine Freude!", war die Entgegnung des Mannes.
Siegessicher gingen die Gildenangehörigen auf die Nische der Beiden zu.
"Unser Chef will sich mit dir unterhalten! Dein Freund wird uns auch begleiten.", lachte der Truppführer der Schläger ihnen entgegen.
"Das ist genug Freude!", sagte der Mottenmann. Ein kurzer Blick auf die Waffen der Gildenmitglieder genügte und die Sehnen der Armbrüste wurden porös und rissen.
Robin nutzte den Augenblick der Verwirrung, sprang auf und rannte, den Kopf vornüber gebeugt, gegen den Rädelsführer.
Der Mottenmann stand ebenfalls auf und warf seinen Umhang hinter sich.
Ein zuvor von dem Umhang verdecktes, graues Flügelpaar entfaltete sich.
Kleine Staubwölkchen lösten sich von den Mottenflügeln. Robin und der 'Chefschläger' hielten in ihrer Rangelei inne. Die beiden Bewaffntete sahen immer noch erstaunt auf ihrer, nun nutzlosen, Waffen und hoben langsam den Blick.
"Ich muss weg! Die Zeit der Zusammenkunft ist gekommen!", verkündete der Mottenmann, trat einen Schritt nach vorne und verpasste den verdutzten Alchemisten im Vorbeigehen, einen kurzen Schlag mit seinen Flügeln, so dass sie benommen zu Boden sanken.
Mit großen Schritten verließ der Mottenmann die Bahre und trat auf die Strasse.
"He! Warte ich hätte da noch einige Fragen!", rief ihm Robin hinterher und löste sich von dem am Boden liegenden Schläger.

Auf der Straße angekommen breitete der Mottenmann vollständig seine Flügel aus und stieg in die Lüfte empor. Robin verließ in dem Moment die Bahre, als sein Verdächtiger vom Boden abhob und in Richtung der Unsichtbaren Universität von dannen flog.
'Verdammt!'

***


Ein oktarines Glühen umgab die Spitze des Kunstturmes.
Der Turm war eines der ältesten Gebäude in Ankh-Morpork und stand dort wahrscheinlich vor allem Anderen.
Flatternd schwebte der Mottenmann über den Zinnen des Turmes. Seine Hand schirmten seine Augen ab, als er in die Ferne spähte.
Ein kleiner Punkt näherte sich fliegend vom Horizont in Richtung der Sto-Ebene, den Mauern der alten Stadt.

***


Der DOG-Wächter nahm unmittelbar die Verfolgung seines fliehenden Verdächtigen auf.
Atemlos hetzte er durch Straßen und Gassen, den Blick immer in den Himmel gerichtet um seinen 'Schmetterling' nicht aus den Augen zu verlieren.
Nach kurzer Zeit realisierte Robin, dass das Ziel der 'Motte' in Richtung der Residenz der Zauberer lag.
Eine Weile später stand der Dobermann völlig außer Atem vor einer alten kleinen Mauer hinter der, der Lustgarten der Zauberer lag.
Mit Mühen überwand er das Hindernis und rannte über die Große Brücke, um zu dem Kunstturm zu gelangen.
Am Fuße des sehr hohen Turmes stoppte der Wächter und rief in die Höhe.
"Und was soll ich jetzt in meinen Bericht schreiben?", nur das leise Surren der Flügel des Mottenmannes war die ihm gegebene Antwort. "Haaaaaaallllllllllo!", unterstrich er sein aussichtsloses Ansinnen.
"Was sucht Ihr hier, Herr?", fragte eine unbekannte Stimme.
Robin schaute sich um und erkannte im ersten Moment den Sprecher nicht. Erst als er seinen Blick auf Hüfthöhe senkte erkannte er, einen Pfeife rauchenden Zwerg mit einer Schubkarre bewaffnet. Die Schubkarre enthielt allerlei Werkzeuge, die auf Gartenabfällen lagen.
"Ähm...Mein Name ist Obergefreiter Picardo von der Stadtwache. Ich verfolgte einen Verdächtigen!", gab der Dobermann bereitwillig Auskunft.
"Wen denn, Herr?", fragte Modo neugierig [14]
"Na, den Schmetterling dort oben!", Robin deutete zur Turmspitze.
Modo schaute langsam nach oben.
"Den Mottenmann, meinen Sie?", sagte der alte Gärtner der Universität.
"Kennen Sie ihn etwa?", fragte Robin erstaunt.
"Junger Herr! Ich bin schon so lange hier Gärtner! Ich habe viele Erzkanzler kommen und gehen sehen. Auch den Mottenmann sehe ich alle paar Jahre wenn die Paarungszeit ansteht!", erzählte Modo.
"Paarungszeit?"
"Ja schauen Sie nach oben!", der alte Zwerg deutete vage auf den Himmel.
Tatsächlich schwirrten jetzt zwei Mottenmänner, besser gesagt ein Männchen und ein Weibchen, um die im Moment oktarin leuchtende Spitze des Kunstturmes.
In einem schnellen Tanz umkreisten sie die Zinnen, landeten kurz und stiegen in einem hastigen Reigen wieder empor.
Der Dobermann beobachtete das Schauspiel einige Sekunden, bis das Paar schließlich weiter in die Höhe stieg und sich langsam, immer weiter von der größten Stadt auf der Scheibenwelt entfernte.
In einem Punkt, der immer kleiner wurde, verschwand das Mottenmannpärchen aus seinem Blickfeld.
"Kommen die wieder?, war die erste Frage die der gaffende Dobermann dem Gärtner stellte.
"In ein paar Jahren vielleicht! Es gibt auf der Scheibenwelt nicht nur diesen magischen Platz, wo sie ihr Ritual durchführen können. Wer weiß, vielleicht haben wir wieder einmal das Glück dieses Schauspiel miterleben zu dürfen.", erklärte Modo, steckte sich seine dampfende Pfeife in den Mund und begann sich um seine Komposthaufen, oder den Rasen zu kümmern.

***


Am Abend saß Robin auf seinem azurnen Bett im himmelblauen Knahbenzimmer des Boucherie Rouge und verfasste seinen Bericht.

Bericht des OGefr. Picardo

Neuer Standort der Alchemistengilde:

Chronononhotonthologostrasse, in der Nähe des Haufens, bei der alten Ruine

Die Ächsplosion des Stammhauses Alchemisten konnte nicht abschließend geklärt werden.

Bei den Ermittlungen in dem Ätaplisment Bahre wurden drei Gildenangehörige, im Verlauf der Ermittlungen, von den wütenden Stammgästen wahrscheinlich verletzt. Der Verbleib konnte ebenfalls nicht abschließend aufgeklärt werden.

Hochachtungsvoll
Robin Picardo
Obergefreiter
(Stadtwache von Ankh-Morpork, Abteilung DOG)


Robin kaute nachdenklich auf seinem Stift herum.
War dies genug für seine Schäffin? Er wollte ihr nicht die Geschichte mit dem Unglücksbringer auftischen, denn er konnte es sowieso nicht plausibel erklären.
Die Sache mit den Alchemisten erfuhr er, als er noch einmal zur Bahre zurückging, um wenigstens den Angriff auf ihn mit der Armbrust zu ahnden.
Er hoffte von dort aus, die Spur der Gildenschläger aufnehmen zu können und sie ihrer 'gerechten' Strafe zuzuführen (mit Hilfe von anderen Wächtern natürlich; er selbst glaubte nicht, dass er alleine gegen drei Straßenschläger ankommen würde), aber als er in der Bar nachfragte, wohin die drei von dort aus gegangen waren, erhielt er vom Wirt die Antwort, dass die verbliebenen Gäste sich um sie 'gekümmert' hatten.
Einige kleine Blutflecken auf den Holzdielen, waren als blasse Erinnerung zurückgeblieben.

*** Epilog ***


Ein graue Taube näherte sich den Zinnen des Kunstturmes und setzte zum Landeanflug an. Das morphische Feld der Magie, dass das Universitätsgelände umgab, machten diesem Tier nicht viel aus, weil ihre Familie seit Generationen in der Nähe der Unsichtbaren Universität lebte. Nach der Landung fiel dem Vogel eine silbern glänzende Kugel auf, der sie sich neugierig näherte. Ihren uralten Instinkten folgend begann sie sofort freudig daran herumzupicken.

Eine Entladung, ähnlich der eines elektrischen Blitzes, löste sich von dem Ei und ließ von dem Täubchen nur einen kleinen, rauchenden Haufen Asche zurück.

Auch der Nachwuchs des Mottenmannes wusste sich offensichtlich zu verteidigen.
[1] oder schlimmeres

[2] d.h. Robin lachte Tränen und nefer, in Ermangelung von Tränenflüssigkeit, eine ölige Substanz

[3] kurz danach ereigneten sich die Begebenheiten, die in nefer-pa-isis Single: Ein misslungener Zauber nachzulesen sind. Für alle die nicht die Zeit oder Lust haben nachzuschlagen: Nefer wird in einen normalen, atmenden und vor allen Dingen lebenden Menschen verwandelt.

[4] Über diesen Orden ist wenig bekannt, obgleich er in Ankh-Morpork ein Armenhospital eingerichtet hat. Entnommen aus Ankh-Morpork von A-Z, Seite 180.....nach langem Suchen.

[5]  nicht ohne sich die Linien auf der Innenseite seiner Hand näher zu betrachten

[6] auch ein Versuch, die Pastete einem streunenden Hund zu geben, scheiterte kläglich. Der Kläffer schnüffelte kurz an der ihm angebotenen Speisen, zog den Schwanz ein und rannte jaulend von dannen.

[7] das Ergebnis war: Krontohon...ton..ohtol...ogiestrasse... bei der Ruine in der Nähe des Haufens (nef oder Leo fragen!!!)

[7a] am Kopf!!!

[9] durch das viele Lachen vielen den anderen Anwesenden seine roten Wangen auch nicht so sehr auf

[10] Glatze, Augenbrauenlos, sowie ein fleckiger Laborkittel

[11] sogar den eigenen Kameraden standen sie misstrauisch gegenüber, denn es konnte ja sein, dass jemand etwas über die Formel oder das Rezept an dem man arbeitete, herausfinden will

[12] Überfall, Raub, Diebstahl, Erpressung, kurz gesagt vieles was der Leitung der Gilde einfiel, um ihre Position gegenüber den anderen zu stärken

[13] besser gesagt 'sein' Verdächtiger die Bahre betrat. Natürlich wimmelte es in dieser .....Taverne von verdächtigen Individuen

[14] normalerweise interessierten ihn die Sorgen und Nöten anderer wenig, für ihn war wichtig, dass sein Garten, mit dazugehörigem Rasen in Ordnung war. Aus irgendeinem Grund wollte er aber wissen, wer ihm gleich beim Mähen des Rasens im Wege stand




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