Familienunglück (RACHE Teil 2)

Bisher hat keiner bewertet.

von Leutnant Humph MeckDwarf (FROG)
Online seit 30. 06. 2002
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 Außerdem kommen vor: Rascaal OhnedurstAteraEcatherina Erschreckja

Morde aus der Vergangenheit erschüttern Humphs Familienglück...

Dafür vergebene Note: 13

Erklärung:
1) Ich hatte diese Single VOR Spiderman im Kopf, muss aber zugeben, dass ich Spidey-Fan bin seit ich ein kleiner (okay, bin ich noch) Junge war.
2) Aufgrund aktuellere Ereignisse: Johann Zupfgut ist bei dieser Single noch dabei. Ich stelle ihn nicht schlechter da, als er selber es getan hätte. Ich will ihn nicht austauschen, weil er der einzige Charakter ist, dem diese Rolle passt und weil ich nicht alles umschreiben will. Ich bitte um Verständnis.


Was im ersten Teil geschah:
Nach dem Besuch der Schwester Joschis kam heraus, dass die gesamte Familie Offenherz getötet wurde. Nur Joschi und ihre Schwester waren noch am Leben. Darauf folgte ein privater Rache-Feldzugs Humph, dem jedes Mittel Recht gewesen war, um seine Frau und seine Schwägerin zu schützen. Dabei tötete er vier Menschen und musste deswegen in eine püschologische Behandlung bei Venezia Knurblich. Trotz seines "Einsatzes" wurde auch Joschis Schwester getötet und beinahe Joschi selbst. Am Ende hatte er auch den Verantwortlichen eliminiert und hoffte auf ein ruhiges Leben mit seiner Geliebten.



Die Kutsche schaukelte Richtung Überwald. Regen prasselte hinunter und der Kutscher sehnte sich immer mehr nach dem Feuer seines Kamins und seiner schönen, runden Frau. Ein Blitz ließ ihn wieder einmal aus seiner Lethargie hochschrecken und er trieb die Pferde weiter an. Aus der Kutsche vernahm er ein lautes "Schneller, Kutscher" und er verzog das Gesicht. Immer diese Pseudo-Adeligen, die mit ihrem Geld herumwarfen als wären es ordinäre Steine, die man einfach so vom Wegrand auflas. Der Kutscher grinste. Er war immer sehr stolz auf seinen großen Wortschatz. Ordinär... Er sprach es aus und ließ es sich auf der Zunge zergehen. Was für ein hochintellektuelles Wort. Hochintellektuell, noch so ein Wort. Mann, heute spross er wieder voll solcher Worte. Während er über seinen Wortschatz grübelte, übersah er vollkommen ein Schlagloch. Die Pferde stolperten gerade noch darüber, aber die Kutsche hatte zu schwere Last, als dass sie einfach darüber hüpfte. Die Kutsche schlenkerte kurz, um sofort mit einer riesigen Geschwindigkeit umzukippen. Die Deichsel brach und die Pferde rannten wiehernd davon. Der Kutscher flog derweil im hohen Bogen ins nächste Gebüsch und blieb mit gebrochenem Arm bewusstlos liegen. Plötzlich war ein lautes Knurren aus dem Wagen zu hören – von etlichen wimmernden "Neins" begleitet.
Schreie gellten durch die regnerische Nacht.
Eine halbe Stunde später erwachte der Kutscher und setzte sich stöhnend auf. Er untersuchte sich und entdeckte, dass ein Knochen aus seinem rechten Arm ragte. Mit schmerzerfülltem Gesicht drückte er gegen die Austrittswunde und stand zitternd auf. Der Regen hatte seine Kleidung nun völlig durchnässt, den Regenmantel hatte er irgendwie verloren. Er stolperte auf den Wagen zu und rief nach seinen Herren. Keine Reaktion. Mit seiner unverletzten Hand öffnete er die Kutschentür und lugte hinein. Sein Blick folgte einer Blutspur, die von einer riesigen Kralle verursacht schien und endete in den anklagenden toten Augen seiner Herrin. Namenloses Schrecken löste den Schmerz in seinem Gesicht ab und er japste auf. Schnell wandte er den Blick ab und übergab sich im nächsetn Busch. In der Kutsche waren zwei zerrissene Leiber zu sehen. Sein Herr und die Herrin. Ihre Körper vollkommen zerfetzt und dem Mann war der Kopf und noch einige andere Körperteile abgerissen worden. Die Augen des abgetrennten Kopfes blickten starr auf wenige blutverschmierte Goldmünzen, die im Gras vor ihm liegen geblieben waren. In dem kleinen Raum hinter den Bänken war ein Käfig, der nun vollkommen verbeult war und die vordere Seite schien aufgebrochen. Die Gittertür hing nur noch an einem Scharnier und schwang leise quietschend hin und her. Schaudernd erinnerte der Kutscher sich an diese Fracht und humpelte mit letzter Kraft in die nächstgelegene Stadt. Die Pfotenabdrücke, die in entgegen gesetzter Richtung führten, bemerkte er dabei nicht. Hätte er sie gesehen, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass sie langsam in normale Menschenfüße übergingen.

Humph nestelte nervös an den Ärmeln seines Anzugs und drehte sich immer wieder vor dem Spiegel.
"Jetzt hör endlich auf rum zu spinnen, Humph, und bleib ruhig stehen.", seine Schwester schlug ihm von hinten auf das Schulterblatt und hielt ihn fest.
"Du weißt doch gar nicht, wie viel Schiss ich habe... Und schlag nicht so fest!"
"Weichei!"
"Hey, heirat du erst mal!!"
"Sicher nicht..."
"Pah, du wirst auch mal jemanden finden, den du so sehr liebst! Und dann... dann... dann lach ich dich aus!", Humph sah sein Schwester an und bemerkte einen kurzen Augenblick, an dem sie plötzlich ganz weit weg zu sein schien, "Eca?"
"Wie?.. Äh.. Ach, glaub doch was du willst. Und jetzt steh still!"
Humphs Blick blieb noch kurz auf Eca hängen. Sie hatte eine spezielle FROG-Gala-Uniform bekommen. Humph hatte am Ende beschlossen, dass jede Abteilung ihre eigenen Gala-Uniformen erhielt. FROG hatte dabei die Farben grün und schwarz bekommen. Eigentlich war für Frauen ein knielanger, schwarzer Rock mit grünen Streifen vorgesehen gewesen, aber Eca hatte sich, wie Veni und Gold Moon auch, dagegen erfolgreich gewehrt. So war daraus eine schwarze Hose mit breiten grünen Streifen rechts und links geworden. Nur Charlotta blieb bei dem Rock, mit dem kleinen Unterschied, dass er weit kürzer war.
Das spezielle an Ecas Uniform war eigentlich nur der nachtschwarze Mantel, den sie dazu trug. Wenigstens konnte Humph sie überzeugen, dass er relativ sauber aussehen musste.
Nervös trat er immer wieder von einem Fuß auf den anderen. Überhaupt war die Frage nach Gala-Uniformen eine Art Horror-Sache für ihn geworden. Nächtelang hatte er mit seinen Kollegen diskutieren müssen, wie die jeweiligen Uniformen nun auszusehen haben. Seufzend blickte er auf Atera. Irgendein komischer Brauch hatte besagt, dass alle Abteilungsleiter zuerst dem Bräutigam und dann der Braut beim Einkleiden halfen. Das sollte Glück bringen. Atera hatte, repräsentativ für ihre Abteilung, eine kaminrote Jacke an. Goldene Streifen säumten die Jacke und ein kleiner Seehund war auf der rechten Brust eingearbeitet. Dazu trug sie eine rote Hose mit schwarzen Streifen. Er seufzte. Wie lange hatte er mit ihr streiten müssen! Blau hätte ihr so gut gepasst.
"Da fällt mir ein, Atera?", sagte er plötzlich und schaute sie an.
"Hm?", sie schien mit Nähen beschäftigt.
"Wie geht's dem blauen Kleid?", er grinste sie an.
Ein Lächeln umspielte plötzlich ihren Mund. Komisch, die Reaktion hatte er nicht erwartet.
"Kennst du diese Sache, wo man etwas Geborgtes, etwas Geschenktes und so weiter der Braut geben muss?"
"Äh, nein?"
"Schade.. Na, auf jeden Fall muss die Braut auch etwas Blaues bekommen.."
"Du hast ihr das blaue Kleid geschenkt??", er starrte sie fassungslos an.
"Naja, sie BRAUCHTE was Blaues, sonst wäre es ja möglicherweise eine unglückliche Hochzeit!"
Humph grummelte etwas in seinen (mittlerweile vorhandenen) Bart und schaute weiter durch die Runde. DOG hatte es ihm leicht gemacht. Fähnrich Mückensturm hatte zwar auch bei der Hochzeit nicht auf seine Armbrüste verzichtet, aber die Gala-Uniform hatte er – als einziger der Abteilungsleiter – ohne zu murren akzeptiert. Sie war auch schlicht im Vergleich mit den der anderen: dunkelgraue Jacke und dunkelgraue Hose mit silbernen Streifen. Auf der rechten Brust war ein kleiner weißer Hund eingearbeitet. Humph nickte dem Fähnrich zu und grinste. Das entgegnende Grinsen zeigte, dass Mücke verstanden hatte. Die Junggesellen-Feier war ein hervorragendes Fest in der Boucherie Rouge gewesen. Er ließ den Blick zu Tricia McMillan weiterstreifen. Wieder grummelte er. Sie hatte ihm auch weit mehr Arbeit bereitet, als er dachte. Naja, das stimmte nicht so ganz. Man musste eingestehen, dass die Uniformen eigentlich von Dragor Nemod entworfen worden waren. Nur die Endentscheidung war bei Humph geblieben. Trotzdem, geärgert hatte er sich zur Genüge. Tricia trug eine dunkelrote Jacke mit goldenem Diagonal. Auf der rechten Brustseite war golden ein Drache eingenäht. Dazu trug sie eine schwarze Hose mit goldenen Streifen. Zugegeben, es zeugte von Geschmack. Was man von der Uniform von SUSI leider nicht behaupten konnte, zumindest seiner Meinung nach. Sein Blick kam bei Pismire zu stehen und ein leichtes Kopfschütteln stellte sich bei ihm ein.
"Ich sagte, du sollst still bleiben, Humph!", brummte seine Schwester und zog fest an ihm.
"Schon gut, schon gut.", erwiderte er.
Pismire trug eine blaue Jacke mit orangenen Knöpfen und dazu eine ebenso blaue Hose mit orangenen Streifen. Eigenartige Farbkombination, dachte er. Besonders die rote Frau, die auf der rechten Brust eingenäht worden war, schien überhaupt nicht zum Bild zu passen.
"Humph?", tönte es neben seinem Ohr und er drehte den Kopf leicht.
"Oh, Gonzo. Schön, dass du es noch geschafft hast."
"Ja, find ich auch.", erwiderte der Gnom und hüpfte dann zu Eca.
Gonzo trug, wie jedes GRUND-Mitglied, eine weiß-schwarze Uniform, wobei weiß eindeutig dominierte. Dazu trug er eine schwarze Hose mit weißen Streifen. Auf der rechten Brust war schwarz Tod's Kopf mit Kapuze eingenäht. Klang zwar pervers, aber jeder wusste, dass es einfach aus den früheren Tagen mitgenommen worden war.
Fehlte noch IA. Bereits von seiner Schwester genervt blickte er zu einem ekelhaft grinsenden Rascaal Ohnedurst. Er als Trauzeuge hätte sowieso hier sein müssen und jetzt vertrat er den Kommandeur, der sich getrennt vorbereitete. Humph argwöhnte, dass Rince ein Festmahl vor dem Fest machte.
Ras hatte, als IA-Agent, eine schwarze Jacke und eine schwarze Hose an. Nur wenn man genau hinsah, sah man das nachtblaue Hemd unter der Jacke hervor blitzen. Eine Dienstmarke war silbern auf der rechten Brust eingearbeitet. Ein IA-Mann war eben immer im Dienst, dachte Humph und grinste. Dann sah er Ras wieder genauer an. Irgendwie kam ihm Ras heute so... stolz vor.
Humph schüttelte sich: "Bist du endlich fertig, Eca?"
"Jaja, Moment!", sagte sie und betrachtete ihn. Kurz zupfte sie an ihm herum und meinte dann, fast zufrieden: "Jetzt passt's."
"Na, endlich!", sagte er und blickte in den Spiegel. Die dunkelgrüne Jacke seiner Abteilung hatte er dabei anbehalten. Ein grüner Frosch war auf der rechten Seite eingestickt. Der Unterschied zur Gala-Uniform der FROG war, dass er silberne Streifchen einarbeiten hatte lassen und eine dunkelgrüne Fliege dazu trug. Dass er damit total lächerlich aussah, wollte er gar nicht hören.
"Diese Fliege ist so verdammt dämlich."
Beleidigt sah er Eca an, die das gesagt hatte.
Ras räusperte sich laut und meinte: "Müsst ihr sogar heute streiten?"
"Ja", erwiderte Eca einfach.
"Lasst uns zur Braut gehen", ignorierte der IA-Stammagent die Antwort einfach und öffnete die Tür.
Eca zwinkerte ihren Bruder leicht zu und verließ dann mit den anderen den Raum. Alleingelassen atmete er erst einmal so richtig ein, hielt die Luft an und zog den Bauch ein. Er blickte in den Spiegel und nickte. Dann fing er an zu grübeln. Humph hatte ja gewusst, dass man Zweifel bekommen würde. Aber dass sie so stark sein würden, hätte er nicht gedacht. Grübelnd setzte er sich.
Nach einer halben Stunde erschien plötzlich Ras im Zimmer und meinte: "Es geht los!"

Der Mann lief. Er lief an Bäumen vorbei und sprang über Wurzeln, die aus dem Boden ragten. Immer wieder drehte er sich um, um zu sehen, wo sein Verfolger war, aber er konnte niemanden sehen. Langsam ging ihm die Puste aus. Vollidiot, schalt er sich, du hättest eben mehr trainieren sollen. Jetzt wird er dich kriegen! Noch einmal blickte er gehetzt nach hinten und übersah einen toten Hasen, der am Weg lag. Mit einem leisen Aufschrei rutschte er am blutigen Kadaver aus und brach sich bei dem unglücklichen Sturz das Schlüsselbein. Das Knacksen klingelte ihm noch im Ohr und er biss seine Zähne schmerzerfüllt zusammen. Langsam setzte er sich auf, aber wurde sofort wieder von einem kleinen Körper zu Boden geschleudert. Ein Bein in seinem Magen raubte ihm den Atem und er wurde auf den Boden gedrückt.
"Bitte... Bitte... Was hab ich getan? Ich bin doch nur...", ein aufblitzendes, silbernes Messer brachte sein Gestammel zum Stillstand und er fixierte sein Gegenüber.
"Hör mal...", weiter kam er nicht, denn der Arm zuckte vor und schnitt den Hals auf. Gurgelnd schloss er die Augen und sein Leben ab. Plötzlich ließ der Druck auf seinem Körper nach und er öffnete ein letztes Mal die Augen. Das letzte was er sah, war ein Mann im Regenmantel, der irgendetwas sagen wollte, aber das Rauschen in seinen Ohren verhinderte, dass er verstand. Dann starb er.

Nervös blickte er durch die Reihen der Gäste zu dem Tor des angemieteten Schuppens. Zuerst war Joschi ja skeptisch gewesen in einem einfachen Schuppen zu heiraten. Aber dann hatte sie sich mit Eca und anderen Wächterinnen daran gemacht, den Schuppen herzurichten und hatte dabei großartiges geleistet. Obwohl der Vermieter Schnapper hieß, war aus dem Schuppen ein wirklich festlicher Raum geworden. Durch Ecas Einfluss war schwarz die Hauptfarbe, aber es hatten sich auch freundlichere Töne eingeschlichen. Humph fragte sich aber, ob Joschi nicht sogar in Schwarzem Leder heiraten würde. Sie liebte solche Sachen. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und Ras grinste ihm ins Gesicht, als er sich umdrehte.
"Wird schon", war das einzige was Ras sagte, als plötzlich die Musik begann.
"ZUPFGUT!!!", rief Humph sofort erbost.
"Was denn? Ich dachte, ich mache gleich mit. Ist schließlich ne tolle Gelegenheit!"
"Gib die Gitarre weg, bevor ich einen Nervenzusammenbruch bekomme!"
"Das ist keine Gitarre, das ist ein Banjo..."
"Das ist mir EGAL!!! Gib es weg!"
Grummelnd hörte Johann auf zu spielen und ging zu seinem Platz.
"Kunstbanause...", brummelte er und setzte sich schmollend nieder.
Humph nickte dem Mann am Klavier zu und blickte wieder durch die Reihen. Der Klavierspieler begann erneut mit dem traditionellen Hochzeitsmarsch in Ankh Morpork.
Vollkommen gespannt (und verspannt) schaute Humph nach hinten und wartete auf seine baldige Frau.
Und dann kam sie. Humph fiel die Kinnlade hinunter. Eine Göttin in... BLAU. Er blickte erstaunt zu Atera, die ihn unverhohlen angrinste. Es war ihr früheres blaues Kleid. Es war nur etwas verändert und dem Körper Joschis angepasst worden. Ihr schwangerschaftsbedingter Bauch wölbte sich nach unter dem Kleid. Davor trug sie einen schwarzen Strauss Nelken. Kein Schleier war zu sehen und das Kleid endete bereits vor den Knien. Ein bezauberndes Lächeln kam von der Werwölfin und lähmte Humph vollkommen. Man sah Ras hinter ihm grinsen und er legte kurz eine Hand auf Humphs Schulter. Kurz wurde Humph dadurch aus der Starre gerissen und er lächelte zu seiner Liebsten. Als sie bei ihm angekommen war musste er den Drang sie zu küssen nieder kämpfen. Es war der härteste Kampf seines bisherigen Lebens.
Die beiden wandten sich zu Rince und mussten sofort ein Lachen unterdrücken. Er hatte die offizielle Kommandeur-Uniform an. Sie spannte sich durch seine Fülle und er schien sich darin nicht besonders wohl zu fühlen. Verärgert blickte er die beiden kurz an. Dann sprach er.
Und die Zeremonie begann.

Der Mann im Regenmantel rannte. Er kannte sein Ziel. Es war die Stadt in der sein Vater gelebt hatte. Das Gesicht eines Mannes kam ihm in den Sinn und Hass begann in dem Regenmantel-Mann zu brodeln. Dieser Mann war der Grund dafür wieder zu seiner Heimatstadt zurückzukehren. Er hatte noch etwas zu erledigen. Seine Schritte wurden wieder schneller und folgten dem Weg nach Ankh Morpork.

"Ja, ich will", murmelte er fast zu leise und senkte den Blick. Die ganze Zeit hatte er überlegt, ob er das falsche tat. Es war bei ihm immer so gewesen, dass er sogar während er etwas tat Zweifel daran hatte. Erst wenn es zu spät wurde etwas zu ändern, gingen die Zweifel langsam weg. Plötzlich fühlte er eine Hand auf seiner ruhen. Zärtlich aber zugleich fest. Er blickte wieder hoch in Joschis Augen und sie gab ihm mit einem kleinen Nicken zu verstehen, dass sie wusste, was los war. Rinces Worte hatte er gar nicht gehört, doch eines hörte er klar und deutlich.
"Ja, ich will", sagte sie laut und bevor Rince noch die obligatorischen Worte "Du darfst die Braut jetzt küssen" sagte ergriff sie die Initiative und küsste ihn mit voller Leidenschaft.
Ein lautes Klatschen erschallte plötzlich und alle drehten sich um.
Humph seufzte: "Zupfgut!"
"Was? Ich dachte..", Alice stieß dem Ausbilder ihren Ellbogen in die Rippen und Ruhe kehrte wieder ein.
Humph sah sich kurz um. Ein heulender Vico van Vermeer vergrub sich gerade in Sidneys Schulter und schluchzte: "Hochzeiten sind soooooooo schön." Währenddessen überlegte Sid, womit er das verdient hatte und ob er nicht doch besser bei FROG hätte bleiben sollen. Atera grinste aus irgendeinem Grund noch immer, während seine Schwester tapfer eine Träne zu verbergen versuchte. Wer hätte das gedacht, überlegte er und grinste.
Dann wurde er am Arm genommen und mitgerissen. Joschi strahlte ihn an und ging mit ihm schnurstracks zum Buffet.
"Ich hab einen Riesen-Kohldampf.", murmelte sie, "Tut mir leid."
Humph lächelte: "Macht doch nix, Schatz. Aber du solltest zumindest den Brautstrauß werfen." Seit Joschi schwanger war, hatte sie zu den unmöglichsten Zeiten Heißhunger. Er fand das immer wieder äußerst amüsant.
"Oh, ja, stimmt ja.", erwiderte sie und warf mit einer ungeduldigen Handbewegung den Strauss nach hinten.
Er drehte sich kurz um und nun war es an ihm zu grinsen. Atera starrte unschlüssig auf den Strauss in ihrer Hand und schien angestrengt nach zu denken. Plötzlich kam jeder zu ihr und gratulierten ihr. Bald bildeten sich Grüppchen und während noch immer Leute zu Atera kamen begann das Fest. Cim näherte sich seiner Abteilungsleiterin und grinste.
"Na, Schäffin? Also bist du die Nächste?", sie sah ihn verwundert an, "Wie heißt denn der Glückliche? Fred? John? Jack?"
Sie riss ihre Augen weit auf, beruhigte sich aber schnell wieder. Unbewusst ließ sie ihre Hand in die Tasche gleiten und meinte dann zu Cim: "Ich habe keine Ahnung wovon du redest."
"Na, du hast den Brautstrauß gefangen! Das heißt, dass du die nächste bist, die heiratet.", sagte er noch immer grinsend.
Mit einem Blick, der töten könnte, blickte sie ihn an und erwiderte: "Red keinen Quatsch. Das sind nur Blumen. Seit wann bestimmen Blumen über das Schicksal eines Menschen?"
"Du bist aber gar kein..", aber sie schnitt ihm sofort das Wort ab, indem sie die Blumen aus dem Fenster warf und sich schnell zu einem Tisch setzte. Verwundert zuckte er die Schultern und widmete sich dem beginnenden Fest.

---2 Wochen später---

Der Regen trommelte auf den Mantel, als der Mann zu dem Stadttor blickte. Er blinzelte einen Regentropfen aus seinem Auge und strich sanft über die Wunde, die er unter dem Regenmantel verbarg. Wasser vermischte sich mit frischem Blut, das aus der Wunde austrat. Verärgert sah er sich um und betrachtete die Leiche. Fluchend dachte er an den Mann, dem er dies zu verdanken hatte. Er zog den Mantel enger und überlegte kurz. Er würde wohl einen anderen Weg als das Tor wählen müssen, schließlich würde er einem bis auf den Regenmantel nackten Mann mit Wunde nicht einfach so in die Stadt lassen und Ärger wollte er tunlichst vermeiden. Erinnerungen kamen in ihm hoch und Szenen, wo er als Kind noch mit anderen spielte, wurden abgespult. Etwas machte 'Klick' in ihm und er begab sich auf den Weg in die Stadt.

Ein lauter Schrei zerriss die Stille in Humphs Wohnung und alarmiert sprang er aus dem Bett zu seiner Waffe. Ein weiterer Schrei erklang und er realisierte, dass das die Stimme seiner Frau war. Jetzt hellwach schnappte er sich sein Schwert und rannte zur Küche, von wo er die Schreie zu hören vermeinte. Laut fluchend stolperte er über einen Schemel, als ein weiterer Schrei erklang und er rappelte sich schnell auf. Mit zusammengebissenen Zähnen humpelte er zur Tür und öffnete sie behutsam. Die Arbeit bei der Wache hatte ihm beigebracht immer alarmiert zu bleiben und doch vorsichtig zu sein. Ein weiterer Schrei ertönte und er vergaß jede Vorsicht und stürmte mit einem "HAAAAAAAAAAAAA" in die Küche.
"HUMPH, LASS DEN UNSINN UND KOMM SOFORT HER!!!", schrie Joschi und Humph blieb verwundert stehen.
"Äh, was ist hier los?", fragte er verdutzt und blickte sie an. Sie lag auf dem Küchentisch und war vollkommen nackt. Zwischen ihren Beinen stand die Amme, die sie vor kurzem eingestellt hatten (er wusste nicht, woher Joschi das Geld hatte, aber sie HATTE es), mit gespreizten Beinen und die Hände so geformt wie die Fänger dieses neuen Ballspiels namens "Käsball".
"Ich bekomm unser Kind, Schwachkopf! Also, SPIEL NICHT MIT DEINEM SCHWERT RUM UND KOMM HER!!!"
Wie ein geschlagener Hund ließ Humph das Schwert fallen und dackelte zu ihr.
"Äh, gehört das so?", fragte er nervös und überlegte, was er nun machen sollte. Joschi nahm ihm die Entscheidung ab und schnappte sich seine Hand.
Ein mürrisches "Jaja, passt schon alles" kam von der älteren Amme, die er liebevoll "alte Schreckschraube" für sich getauft hatte. Ein weiterer Aufschrei kam von Joschi und paarte sich mit einem Schmerzensschrei Humphs.
"Musst du so fest zudrücken?", zischte er durch die Zähne und versuchte frei zu kommen.
"Sei nicht so wehleidig, Humphie!", keifte sie ihn an und fing an zu keuchen.
"Und.. äh, das ist wirklich rich.. AARGH", wieder kämpfte er mit dem Schmerz in seiner Hand.
"Hör auf dich zum Trottel zu machen und tu deine Pflicht", sagte Joschi wütend.
"Die da wäre?", fragte er und rieb sich mit der anderen Hand den Arm.
"STEH MIR BEI!!"
"Tu ich d.. AAAAAAAAAA. Verdammt, du brichst mir die Hand!!"
"Weichei!", tönte es plötzlich in seinem Kopf, dem ein Kichern folgte.
"War ja klar, dass du das lustig findest", erwiderte er laut.
"Du sollst nicht mit Murphy plaudern, sondern mir helfen!!", kam wieder von Joschi.
Die alte Amme verdrehte nur die Augen. Sie hatte den Wächter ja immer für unfähig gehalten, aber so schlimm war er noch nie gewesen. Sie hoffte inständig, dass er nicht die Wache repräsentierte, sonst würde es düster aussehen für die Stadt.

Er schlüpfte leise durch das Loch in der Mauer und rannte schnell zu dem Haus, bei dem auf der Seite ein Teil der Mauer fehlte. Das wusste er noch von seiner Kindheit. Rasch hastete er durch die Öffnung und schob dann den Stein, der immer dort gelegen hatte, davor und drehte sich erst einmal seufzend um.
"Willi!!! Schön dich zu sehen!!"
Oh, nein, nicht die, dachte er und blickte nach rechts.
"Lang nicht mehr gesehen! Seit dieser Sache mit 'Opel Astra' bist du ja.."
"Sssssssssssscht!", machte der als Willi angesprochene Mann und blickte zu dem hängenden Skelett mit den Händen über den Augen. Schnell ging er zu den drei Skeletten und sagte leise: "Ist ja auch schön dich zu sehen, Roland, nur brauch ich jetzt Ruhe."
"WILLLLLLLLIIIIIIIIIIIII!!!", schrie plötzlich das zweite Skelett. Dieses hatte die Hände dort, wo bei lebenden Menschen die Ohren sind.
Der Mann im Regenmantel drehte sich so zu ihm, dass es sein Gesicht sehen konnte und legte den Finger davor.
"Okay", flüsterte es darauf und schwieg wieder.
Gut, dass das dritte stumm ist, dachte Willi, als Roland wieder anfing zu reden:
"Ach, dann willst du gar nicht hören, dass ich etwas Neues einstudiert habe? Diesmal dieses neue Stück, du weißt schon: Tanz der Zombies, oder so. Da gibt's ein ganz tolles Lied für einen männlichen Solisten, es fängt mit.."
"SSSSSSSSSSCHT!!!", unterbrach Willi ihn wieder und blickte finster zu dem Skelett.
"Dann eben nicht", sagte dieses beleidigt, "Dann red eben wieder mit Theo, wenn dir das lieber ist. Du mochtest ihn ja immer mehr als mich.."
Willi verdrehte die Augen und legte dem Skelett die Hand auf den Mund: "Ich erklär's nicht noch mal. Wenn du brav bist, bekommst du auch eine Creme für deine Knochen im Sommer."
Das Skelett nickte und verzog den Mund – wie auch immer das Skelett dies schaffte – zu einem freundlichen Lächeln.
"Gut..", meinte Willi, "Ich glaub, ich werde das Haus derweil behalten. Es wohnt eh noch immer niemand hier, oder?"
Das dritte Skelett schüttelte den Kopf.
"Danke, Leonard.", nickte der Regenmantel-Mann ihm zu. Dann öffnete er die Zelle und verschwand in den nächsten Raum, wo er anfing seine weiteren Schritte zu planen.

Vier Schreie hallten nun durch das Haus der MeckDwarfs. Ein Schrei kam von Joschi, die unter größter Anstrengung das Kind gebar. Der zweite von Humph, den Joschi nun an der Nase gepackt hatte, weil er seine Hände doch noch freibekommen hatte und sie hinter dem Rücken verschränkt hielt. Ein dritter von der Amme, die lauthals fluchte und versuchte die Nabelschnur zu durchtrennen. Und der vierte von dem Kind, das aus dem Bauch seiner Mutter geflutscht war und noch bevor es atmete lauthals schrie.
Als Humph endlich von Joschi losgelassen wurde und sich jammernd die Nase rieb, war das ganze schon fast vorüber und die Amme wickelte das Kind gerade in eine Decke. Besorgt blickte Humph zu seiner Frau, welche fast reglos da lag. Langsam ging er zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter: "Joschi?"
Keine Bewegung.
Er rüttelte leicht: "Joschi??"
Wieder nichts.
Angst erfüllte ihn und er rüttelte fest, dabei schrie er laut: "JOSCHI!!"
Mit einem panischen Ausdruck im Gesicht blickte er zur Amme: "Conzuela, sie atmet nicht mehr!!!"
Bevor die Amme noch etwas sagen konnte, schoss plötzlich ein Arm vor und schnappte Humph am Kragen. Unsanft wurde er nach unten gezogen und sah einer lächelnden Joschi entgegen.
"Glaubst du wirklich, so eine popelige Geburt rafft mich einfach so dahin?", grinste sie und ließ ihn nicht einmal antworten, indem sie ihn küsste.
Die Amme kam und legte der Mutter das Kind in den Arm. Wieder schrie es und Joschi lächelte.
"Wie viel es schreit", sagte sie gefühlvoll und gleichzeitig mit Murphy: "Ganz der Papa."
"Sehr witzig", murmelte Humph leise, bevor er sich lächelnd dem Gefühl des Moments hingab.
"Meine kleine Aronia.", sagte er und küsste das Kind auf die Stirn.

*** Etwa 2 Monate später ***

Er hatte es sich leichter vorgestellt den Bastard zu finden, der sein Leben so versaut hatte. Schließlich war dieser Mann relativ bekannt. Und trotzdem ließ er sich von William Trübsal einfach nicht finden. Wahrscheinlich hatte er Urlaub, mutmaßte Willi und zuckte verzweifelt mit den Schultern. Aber er würde ihn finden, dachte er grimmig. Und dann würde sein letztes Stündlein schlagen.

Humph trat in das Wachehaus und sog die Luft ein. Endlich wieder "zuhause"! Er hatte die Wache vermisst in den letzten zwei Monaten, in denen er Urlaub genommen hatte.
Glücklich, wieder da zu sein, stolzierte er ins Büro, wo seine Schwester auf ihn wartete.
"Was gibt's, Eca?", grinste er und warf seinen Mantel auf den Haken.
Sie warf ihm eine Akte vor die Nase. Er las kurz darin und sein Lächeln erstarb.
"Seit zwei Monaten also?"
"Ja", erwiderte sie leise, "Seit zwei Monaten werden immer wieder ermordete Werwölfe gefunden. RUM weiß keinen Ausweg mehr und hat uns hinzugezogen."
Er nickte. "Mir kommt die Art unheimlich bekannt vor.", sagte er leise und blickte Eca an, "Es geht wieder los.."

Joschi beugte sich über das kleine Bettchen, das sie selbst aus Metallstangen "gezimmert" hatte und küsste das Kind sanft. Nie hätte sie gedacht wirklich Muttergefühle entwickeln zu können und jetzt waren sie einfach über Nacht gekommen. Sie hatte sogar die Amme weggeschickt, um mit dem Kind alleine zu sein. Außerdem nervte die Schreckschraube sie. Natürlich, es war amüsant die ganzen Streitgespräche zwischen Humph und ihr zu hören, aber sie keifte einfach zu viel. Manchmal war die Erbschaft doch ein Fluch, dachte Joschi und setzte sich in ihren Lieblingssessel. Sie hatten sich zwar eine größere Wohnung leisten können und die Amme, aber jetzt waren sie wieder ziemlich pleite. Nun, Humph hätte seinen Job sowieso zu sehr geliebt, um aufzuhören und die Arbeit, die sie verrichtete, konnte sie ja auch hier ausüben .Dafür hatten sie schließlich ein eigenes Zimmer frei gelassen. Sie schloss die Augen und besann sich kurz. Arbeit. Sie musste sowieso langsam wieder beginnen. Seufzend stand sie auf und erschauderte leicht. Ihr Blick fiel auf das offene Fenster. Der Wind blähte den Vorhang weit auf und Joschis Augenbraue zuckte hoch. Die Amme hatte doch alle Fenster schließen lassen, damit die Kleine bloß nicht krank wird. Langsam ging sie zum Fenster und schloss es wieder, als sie ein schwaches Knirschen hinter sich vernahm. Sie drehte sich ruckartig um und versuchte im Halbdunkel etwas zu erkennen. Nichts war zu sehen. Eine dunkle Vorahnung ergriff sie und sie stürzte zu dem Kinderbett. Plötzlich hielt sie etwas im Rücken fest und zog sie fest zurück. Mit einem schwachen Aufschrei krachte sie gegen harten Stein. Benommen öffnete sie die Augen und erschrak. Sie hing an der Decke. Kurz zerrte sie an den unsichtbaren Fesseln und versuchte sich zu verwandeln. Just in diesem Augenblick spürte sie einen brennenden Schmerz in ihrem Bauch und sah hinunter. Ein silbernes Messer wurde von einer Hand aus der Wunde gezogen und sie stöhnte laut auf. Ein letztes Aufbäumen von ihr folgte, als das Messer ihre Kehle durchschnitt und ihr Kopf mit leerem Blick nach vorne knickte.

Humph nippte an dem Kaffee und blickte auf den Boden zur Leiche. Die Kehle war mit einem Messer durchtrennt worden. Er nahm an, dass es ein Silbermesser gewesen war, schließlich war das Opfer ein Werwolf gewesen und die Wunde war nicht verheilt. Leise seufzte er und nickte dem Wächter neben sich zu, ohne wirklich zu registrieren, wer genau es war.
"Er hieß Thomas Beissmal", sagte Panther, "Scheint mit einem Silbermesser ermordet worden zu sein."
"Was für eine Überraschung", murmelte Humph lakonisch und kniete sich zur Leiche. "Was sind das für komische klebrige Dinger, die an ihm kleben?"
"Keine Ahnung, sieht aus wie Spinnfäden.", erwiderte der Korporal und winkte einer Wächterin von SUSI zu.
"Hallo, Alice", sagte Humph, als sie sich hinunterbückte, um eine Probe zu entnehmen, und zeigte sogar ein kleines Lächeln.
"Hi, Humph", lächelte seine frühere Rekrutin zurück und kratzte etwas von den weißen Fäden vom Körper des Toten.
"Lang nicht mehr gesehen. Wie geht's denn so?", fragte er und nippte kurz am Kapputschino.
"Viel zu tun", sagte sie knapp und stand wieder auf.
Er folgte ihrem Beispiel und meinte: "Wie lang werdet ihr brauchen, um herauszufinden, was das ist?"
"Keine Ahnung. Wie schon gesagt, wir haben viel zu tun, da kann es schon ein wenig dauern."
"Sag bitte Lady Rattenklein, dass sie diesen Fall bevorzugt behandeln soll."
"Humph, das sagt jeder! Wir können nicht jedes Mal.."
"Alice, ich bitte dich darum.."
Sie seufzte: "Ich tu was ich kann."
"Danke", er wandte sich wieder Panther zu, "Was wisst ihr noch von ihm?"
"Hm, Spezies: Werwolf, Beruf: Tierbändiger.."
"Tierbändiger? In Ankh Morpork?", Humph war erstaunt.
Pan zuckte mit den Schultern: "Er wohnte hier. Wo er seiner Arbeit nachging, weiß ich nicht."
"Aha.."
"Und diese Morde scheinen nicht nach dem Beruf zu gehen. Wir hatten schon einen Tischler, einen Schuster, einen Goldschmied und so weiter dabei. Und gekannt haben sie sich auch nicht."
Humph nickte: "Also ist das einzige, was sie gemeinsam haben, dass sie Werwölfe sind, richtig?"
"Stimmt. Aber das hat uns bis jetzt leider auch nicht weiter gebracht. Wir haben zwar alle möglichen Werwolf-Hasser-Clubs, die wir kennen, abgegrast, aber dort scheint keiner in Frage zu kommen."
"Es gibt Werwolf-Hasser-Clubs???"
"In Ankh Morpork gibt es nichts, was es nicht gibt, Humph. Solltest du eigentlich wissen."
"Auch wieder wahr", erwiderte Humph und sah noch einmal zu dem toten Körper am Boden, "Was ist mit der Leiche?"
Der Vampir zuckte mit den Schultern: "Wir bringen ihn zu SUSI. Aber ich denke, Pis wird wieder nur dasselbe finden: Die tödliche Wunde und einen Einstich in der Armbeuge."
"Einen Einstich?"
"Ja, aber das steht ja alles in den Berichten, die wir dir geschickt haben."
Humph nickte: "Ja.. Ich kam nur bisher nicht dazu es zu lesen. Bin sofort hierher geeilt, um mir das anzusehen."
"Verstehe..", sagte Pan.
"Na gut, ich denke, ich werde mir das einmal alles durchlesen, um vollkommen vorbereitet zu sein."
"Du wirst den Fall selbst übernehmen?", fragte Panther ein wenig überrascht.
"Ja", erwiderte der FROG-Abteilungsleiter, "Es ist einem alten Fall von mir sehr ähnlich. Vielleicht hat er damit zu tun und da sollte ich direkt dabei sein, denke ich."
Der Vampir nickte und widmete sich wieder dem Tatort, als Humph ging.

Es war bereits Abend, als Humph sich vom Tatort entfernte und grübelnd Richtung Wachehaus ging. Diese Morde erinnerten ihn sehr stark an den Tod der Familie seiner Frau. Aber das war unmöglich. Er hatte den Übeltäter selbst getötet. Damals hatte er voller Wut
verhindern wollen, dass Joschi auch etwas angetan würde. Dabei war er selbst schwer verletzt worden und hatte danach lange Zeit eine püschologische Betreuung bei Venezia Knurblich machen müssen. (siehe Rache Teil 1)
Als er in seinem Büro ankam, setzte er sich seufzend in seinen Stuhl und atmete einmal kräftig durch. Er war froh gewesen, wieder nach dem Urlaub in der Wache zu sein, aber nun wollte er nur nach Hause. Lustlos blätterte er in den Akten und erfuhr, dass Pis annahm, dass diese Einstiche im Arm von einer dickeren Nadel entstanden waren. Todesursache war, wie erwartet, die aufgeschlitzte Kehle der Opfer. Wieder wanderten seine Gedanken zu dem früheren Fall. Er konnte sich erinnern, dass der Mörder damals bei Joschi Gift versucht hatte. Vielleicht war er auch vollkommen auf der falschen Fährte. Aber er hatte im Gefühl, dass es damit zu tun haben musste. Genervt warf er die Akten auf seinen Tisch. Diese Sache machte ihn viel zu nervös für seinen Geschmack. Es ist vorbei, sagte er sich wieder und stand auf. Heute würde er etwas früher gehen, derzeit war sonst sowieso nicht viel los. Mit einem Schwung zog er sich den Mantel an und verließ sein Büro.

Zwanzig Minuten später kam er daheim an, wo er den Mantel sofort auszog und aufhängte. Er stockte in der Bewegung, als er plötzlich ein komisches Gefühl bekam, ließ den Mantel fallen und sah sich um. Sein Blick schweifte über die spärliche Einrichtung im Vorraum und blieb kurz an dem Bild der Familie Joschis haften. Irgendetwas war nicht richtig. Es war zu ruhig, befand er und zog sein Schwert.
"Joschi?", er bekam keine Antwort auf diesen Ruf und wurde nervöser. Sie sollte daheim sein. Auch die Amme sollte daheim sein und ihm eigentlich irgendeine Gemeinheit an den Kopf werfen, aber niemand antwortete. Langsam schritt er weiter und rief noch einmal nach seiner Frau. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er nahm schnell einen Kommunikationsdämonen und sagte leise: "Zu Ecatherina Erschreckja. Verstärkung zu Humphs Haus."
Der Dämon rannte aus dem Haus und Humph ging weiter zum Wohnzimmer. So leise es möglich war öffnete er die Tür, die schon seit sie hier wohnten knarrte. Schnell schlüpfte er hindurch, stellte sich kampfbereit hin und versuchte sich im Dunklen zu orientieren. Es war einfach zu ruhig. Er machte einen Schritt und bemerkte, dass die Oberfläche auf die er ging glitschig war. Er bückte sich und tauchte seine Finger in die Flüssigkeit. Es fühlte sich an wie.. er führte seine Finger zur Zunge und leckte leicht. Es schmeckte auch wie Blut. BLUT! In seinem Kopf klingelte es laut. Plötzlich spürte er wie etwas auf ihn herabtropfte. Mit der Waffe in der Hand stand er ruckartig auf und blickte nach oben.
Ein 'Nein' bildete sich auf seinen Lippen, aber er brachte keinen Ton raus. Kraftlos sackte er auf die Knie, doch er konnte den Blick nicht von der Decke lassen. Joschi klebte da oben. Sie schien an denselben klebrigen Fäden zu hängen, die er von anderen Opfern kannte. Ihr Kopf hing leblos herab und das Gesicht blickte fast klagend auf Humph. Der Mund war aufgerissen, als wollte sie ihm etwas zu schreien. In dem Moment, in dem er dies realisierte löste sich auch seine Zunge und ein Mark erschüttender Schrei kam aus seiner Kehle, der sich alsbald mit einem zweiten aus dem Kinderbettchen vermischte.

William saß da und starre auf seine Hände. Sie waren blutverschmiert und der Geruch des Blutes stieg ihm in die Nase. Sie hätte sich eben nicht wehren sollen, dachte er um sich selbst zu rechtfertigen und wischte die Finger mit einem Lappen ab. Er fluchte laut. Sein eigentliches Ziel war nicht da gewesen und plötzlich hatte ihn eine Frau überrascht und angegriffen. Willi hatte schnell reagieren müssen und hatte ihre Kehle zerfetzt. Eigentlich war er gewöhnt zu töten, aber eben nur als Wolf. Da machte ihm das nicht soviel aus, weil das Tier in ihm das als notwendig empfand. Doch als Mensch einen anderen zu töten war William einfach unangenehm. Es hatte etwas.. Schmutziges an sich. Langsam ging er zu dem kleinen Waschzuber und schrubbte sich die Hände. So viel Blut. Er hasste Blut. Hoffentlich würde er bald diesen Wahnsinnigen finden, der am Tod seines Vaters schuld gewesen war.

Die gesamte Abteilung war so schnell sie konnte zu Humphs Haus gerannt und Mala rammte pflichtbewusst sofort die Tür. Eca trat als erste mit gezogener Waffe ein und rief nach Humph. Als sie keine Antwort bekam winkte sie die anderen herein. Sie hielt den Dolch fester und rief noch einmal. Keine Reaktion.
"Verdammt!", murmelte sie leise und schlich leise zur Tür des Wohnzimmers. Hoffentlich ist ihm nichts passiert, schoss ihr durch den Kopf. So gern die beiden sich immer stritten, sie hatten sich respektieren gelernt und liebten sich wie Geschwister. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter und stieß die Tür auf. Das Zimmer war vollkommen dunkel, aber dadurch, dass sie die Dunkelheit vorzog hatten sich ihre Augen schnell an die Finsternis gewöhnt. Deswegen erkannte sie auch die Gestalt, die reglos am Tisch saß.
"Humph", flüsterte sie, um es gleich laut zu wiederholen, "Humph, was ist passiert?"
Die Gestalt regte sich nicht, während Eca den Raum ganz betrat und in etwas Glitschiges stieg.
"Was zum.. Charlie! Mach mal Licht..", sagte sie und meinte schmunzelnd, "Aber verbrenn dir nichts dabei."
Grummelnd suchte Charlie Kerzen und zündete ein paar an.
Humph saß völlig regungslos auf einem Stuhl und starrte ins Nichts. Der Kerzenschein reflektierte an seinem Gesicht. Es war vollkommen verweint und bleich. Fast hätte man meinen können, es säße eine Leiche da.
"Humph?", fragte Eca mit einem Feingefühl, dass von ihr keiner erwartet hätte. Trotzdem zeigte ihr Bruder keine Reaktion auf ihre Stimme. Still und ohne Regung blickte er in die Kerze, die Charlie direkt vor sein Gesicht gestellt hatte. Eca wedelte mit einer Hand vor Humphs Augen, aber er zwinkerte nicht einmal mit den Wimpern.
"Mam?", sagte Kamikhan nun und Eca drehte sich um.
"Ja, Kami?"
"Sehen sie mal", der Vampir zeigte mit einem Finger nach oben. Erst jetzt bemerkte Eca, was das Glitschige gewesen war, in dem sie gestanden hatte und bekam eine böse Vorahnung. Langsam ließ sie ihren Blick nach oben gleiten und erschrak. Ihre Schwägerin hing vollkommen reglos und totenbleich an weißen Fäden.
"Verdammte Scheisse!", fluchte sie laut, fing sich aber schnell wieder. Ihr Bruder war jetzt nicht zu gebrauchen. Das wusste und verstand sie.
"Mala, hol sie da runter!", befahl sie, "Charlie, hol sofort SUSI hierher." Weitere Befehle folgten, bis alle FROGs in Bewegung waren. Eca setzte sich stumm ihrem Bruder gegenüber und schob die Kerze ein wenig zur Seite, um ihm direkt in die Augen sehen zu können.
"Bruderherz?", sagte sie leise und legte ihre Hand auf seine. Es war eine ungewöhnliche Geste für Eca, das wusste Humph. Trotzdem konnte er sich scheinbar nicht überwinden, irgendetwas zu sagen. Weiterhin starrte er ins Nichts. Sie seufzte leise und nahm die Hand wieder von seiner. Jetzt war er unerreichbar. Plötzlich fiel ihr etwas ein und sie stand auf. Still näherte sie sich dem Kinderbettchen und schaute hinein. Ein erleichterter Seufzer kam ihr über die Lippen, als sie das schlafende Kind entdeckte. Lächelnd streichelte sie die Wange der Kleinen und wandte sich dann wieder Humph zu.
"Mala, leg sie auf den Tisch vor Humph", befahl sie und Mala gehorchte. Die Leiche Joschis wurde von dem Troll sanft auf den Tisch gelegt.
"Gut, und jetzt lass uns allein", sagte Eca und winkte ihn hinaus.
"Ja, Mam", erwiderte er und verließ den Raum.
"So, Bruderherz", begann Eca und beobachtete ihn, wie er den Kopf zu Joschis Gesicht drehte und seine Augen sich mit Tränen füllten. Schnell kniff er die Augen zusammen, um die Tränen zu verdrängen und sagte dann tonlos: "Selbst Vater ist ruhig und trauert mit mir.."
Eca hob erstaunt die Augenbraue. Damit, dass ihr gemeinsamer Vater noch Gefühle hatte außer Hass und Rache, hatte die Wächterin nicht gerechnet.
"Es ist furchtbar", sagte sie leise und legte eine Hand auf Joschis Wange. Sie legte den Kopf schief und musterte das tote Antlitz ihrer Schwägerin. Außer die unnatürliche Bleiche hatte sich das Gesicht der jungen Frau nicht verändert, fand Eca.
"Ich werde ihn finden und zur Strecke bringen", sagte Humph plötzlich mit fester Stimme und stand auf.
"Ich denke, du solltest ein wenig Urlaub.."
"Nein! Ich werde jetzt nicht da sitzen und euch alles machen lassen!", erwiderte er etwas verärgert und stützte sich auf den kleinen Kamin.
"Und wenn Ras oder Rince.."
"Sie werden mich schon arbeiten lassen, Eca. Ich weiß schon, wie ich es ihnen erkläre."
"Wie du meinst", erwiderte sie und stand ebenfalls auf, "Geht's dir auch gut, Brüderchen?"
"Ich werde es überleben", sagte er trocken, "Und jetzt lass mich eine Weile alleine bitte."
Sie nickte und verließ langsam den Raum ohne den besorgten Blick von ihrem Bruder zu nehmen.
"Ich werde es überleben", murmelte er leise, "Aber er nicht.."

Alice, Sillybos und Hegelkant trafen zwanzig Minuten später ein und machten sich sofort an die Arbeit. Mit einer ungewöhnlichen Schnelligkeit hatten sie alle Spuren gesichert und ließen die Leiche von Mala zu Pis schaffen. Humph hatte sich indes vom ersten Schock erholt und antwortete zumindest auf Fragen, wenn auch knapp. Seine Gedanken drehten sich immer wieder um das Warum, Wer und Wie dieser Sache, aber er wusste, dass er sich jetzt zusammenreißen musste, wenn er den Fall noch selbst bearbeiten wollte. Er wollte nicht wieder den Job quittieren, um den Mörder seiner Familie zu finden. Er wusste, dass man ihm einen Aufpasser mitgeben würde, aber das würde er schon regeln können. Hauptsache, er hatte alles selbst in der Hand. Nachdem er Conzuela kommen hatte lassen und diese sich bereit erklärte, über seine kleine Aronia zu wachen, legte er sich hin.
Lange Zeit lag er mit offenen Augen da und starrte in die Leere, bis er in einen unruhigen Traum glitt. Nur dort gestattete er sich zu weinen.

---1 Woche später---

Humph hatte recht gehabt mit seiner Vermutung. Es hatte zwar ein paar Stunden, in denen er mit Rince, Ras und auch Venezia diskutieren hatte müssen, gedauert, aber man hatte ihm den Fall gelassen. Die Bedingungen dafür waren aber, dass eine Person immer bei ihm sein musste und bei den ersten Anzeichen dafür, dass er sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hatte, müsste er den Fall abgeben.
Derzeit saß Humph alleine in seinem Büro. Wieder und wieder hatte er die Akten studiert und nach irgendwelchen Zusammenhängen gesucht. Leider fanden sich keine, außer vielleicht dass die Opfer allesamt Werwölfe gewesen waren. Humph setzte kurz die Brille ab und rieb sich müde die Augen. Seit dem Tod Joschis hatte er kaum geschlafen. Aronia, seine Tochter, hatte er für die Dauer des Falles zu der Amme gebracht. Er wusste, dass seine Wohnung nicht sicher war. Humph selbst wohnte mehr oder weniger in seinem Büro. Seufzend setzte er sich die Brille wieder auf und griff zu der nächsten Akte. In der letzten Woche waren wieder zwei Morde passiert. Mittlerweile waren es bereits elf Opfer gewesen, Joschi nicht mitgezählt.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Humph sah auf.
"Hallo, Chef", begrüßte er Hauptmann Ohnedurst.
Der Vampir wedelte mit einer Akte in der Hand und warf sie dann zu Humph.
"Der SUSI-Bericht?", fragte Humph. Der Vampir nickte. "Warum bringst du mir das?"
"Ich war sowieso auf dem Weg zu dir und die Gefreite Alice lief mir gerade damit über den Weg.", erwiderte Ras und lehnte sich an den Tisch.
Humph öffnete den Bericht: "Hm, Spinnenfäden? Kann dieses Zeugs wirklich einen Menschen an die Decke kleben?"
"Lady Rattenklein nimmt an, dass sie irgendwie verstärkt sind."
"Du hast den Bericht gelesen, Ras?"
"Es ist ein langer Weg von meinem zu deinem Büro", der Vampir lächelte.
"Ja, klar..", erwiderte Humph und schloss die Akte, "Ich nehme an, das ist kein Freundschaftsbesuch, oder?"
Rascaal nickte. Er wusste, dass Humph derzeit nicht um den heißen Brei herum reden wollte, also kam er auf den Punkt: "Es gibt da etwas, was du wissen solltest.."
Humph nickte dem Hauptmann zu und lehnte sich zurück.
"Ich nehme an, dass du dich ziemlich gut an den Fall 'Otto Trübsal' erinnern kannst."
"Zufällig", erwiderte Humph ohne Humor in seiner Stimme.
"Es gab da etwas, was wir dir vorenthalten haben. Veni meinte, dass es nicht gut wäre, wenn du es noch während euren Sitzungen erfährst."
"Otto Trübsal hatte einen Verwandten..", sagte Humph trocken.
Ras nickte. Er war nicht überrascht, dass der Leutnant es schon geahnt hatte.
"Einen Sohn..", schloss der Vampir.
Humph stand auf und ging stumm um den Tisch herum. Ras sah den Zorn in seinen Bewegungen, aber der junge Wächter kämpfte tapfer darum, sich keine Blöße zu zeigen. Er wusste, dass ein Wutanfall ihn jetzt um den Fall bringen konnte. Fest kniff Humph die Augen zu und zwang sich zur Ruhe: "War wahrscheinlich das beste so." Es klang nicht sehr überzeugt.
"Ich finde, du solltest zwei oder drei Wochen Urlaub machen, Humph", sagte Ras plötzlich.
"NEIN!", schrie Humph, um sich sofort wieder zu beruhigen, "Nein." Er blickte Ras an.
"Ras, ich muss diesen Fall selbst lösen, sonst kann ich mir nie wieder selbst in die Augen sehen.", sagte er leise.
Keine Regung war in des Vampirs Gesicht zu sehen: "Gut, aber ich erinnere dich noch einmal daran.."
"Ja, ich weiß. Ein Fehler und ich bin draußen aus dem Fall."
"Und eine Dummheit und du bist draußen aus der Wache..", sagte Rascaal.
Humph sah ihn kurz bestürzt an, bevor sich das Gesicht wieder in eine gefühllose Maske verwandelte.
"Ich verstehe", sagte er.
Ohne jegliche Worte verließ Ras das Büro. Zwei Minuten später hörte man einen kurzen Schrei und lautes Geschepper.

Eine weitere Stunde später betrat Eca das Büro. Humph saß beim Tisch und starrte wieder einmal in die Luft. Sie wusste, dass er sich große Vorwürfe machte, auch wenn er keine Schuld haben konnte. Leise kam sie näher und räusperte sich.
"Hm? Oh, Eca, was gibt's?", er lehnte sich nach vorne und sah seine Schwester mit müden Augen an.
"Erstens: Dein Dienst ist zu Ende", sie hob die Hand, um Humphs Protest im Keim zu ersticken, "Zweitens: Jemand will dich sprechen."
"Ich bin nicht zu sprechen.."
"Er meint, es ginge um den Mörder der Werwölfe."
Die Müdigkeit schien plötzlich zu verschwinden und er sah erstaunt auf: "Worauf wartest du dann noch? Lass ihn schon rein!"
Sie zog kurz ihre Augenbrauen hoch, zuckte dann mit den Schultern und verließ den Raum.

Ein etwa 60jähriger Mann trat ein. Er hatte einen langen weißen Kittel an, was ihn als Arzt auszeichnete. Sein weißer Bart schien sehr gepflegt und seine Gesichtszüge hatten nur kleine Fältchen um die Augen herum. Humph stand auf und streckte die Hand aus. Der Mann musterte diese, verzog kurz angewidert das Gesicht und gab letztendlich die Hand.
"Setzen sie sich, Herr.."
"Mellitus", erwiderte der Mann mit einer dunklen Stimme, während er sich sorgfältig die Hand abwischte, "Diabetes Mellitus ist mein Name. Um genau zu sein Dr. lyk. med. Diabetes Mellitus."
"Ahja, Herr Mellitus", meinte Humph und dachte: "Klingt wie eine Krankheit."
"Ärzte sind auch eine Krankheit", erwiderte Humphs Vater.
"Scht", ermahnte Humph ihn.
"Was kann ich für sie tun, Herr Mellitus?", sagte er nun laut.
"Dr. Mellitus, wenn ich bitten darf. Die Frage ist eher, was ich für sie tun kann, Herr MeckDwarf.", erwiderte der Arzt.
"Aha.. Dann helfen sie mir, Doktor.", meinte Humph.
Der Mann ignorierte den spöttischen Tonfall und sagte: "Ich war der Arzt von Otto und William Trübsal."
Humph blickte den Arzt aufmerksam an: "Verstehe. Und wie sollte mir das helfen?"
"Ich kenne den derzeitig möglichen Aufenthalt von William Trübsal, also dem Sohn.."
Der Wächter horchte auf: "WO??"
"Immer mit der Ruhe, junger Mann. Ich zeige es ihnen.", der Arzt zog eine Stadtkarte aus der Manteltasche und breitete sie aus. "Hier", er kreiste ein Haus auf der Karte ein.
"Hm..", irgendwoher kannte Humph das Haus, "Gut, danke. Nur eine Frage: Warum wollen sie mir helfen?"
"Um der Gerechtigkeit wegen."
"Aha..", Humph blickte den Arzt skeptisch an.
"Okay, okay, er hat bei mir eingebrochen, Akten gestohlen und Drohbriefe hinterlassen."
"Und wann war das?"
"Vor ungefähr einer Woche.. Sollten sie ihn nicht lieber suchen und nicht sinnlose Fragen stellen?"
"Warum haben sie uns nicht benachrichtigt?", fragte Humph aufgebracht.
"Weil ich es nicht WOLLTE. Glauben sie, es ist gut, wenn herauskommt, dass der Werwolfkiller bei einem Arzt für Werwolf-Medizin ist?"
"Oh, das wusste ich ja nicht.."
"Wofür glauben sie steht das lyk? Lykanthropus, richtig. Also die 'Krankheit' die aus Menschen Werwölfe macht. Und jetzt suchen sie gefälligst diesen Mörder, bevor er mich auch noch umbringt!", der Arzt schien plötzlich panisch zu sein.
"Jaja, schon gut.", murmelte Humph. Er stand auf und warf sich schnell den Mantel über seine Schultern, "Ich will ihn ja auch bald finden."

Er stapfte aus dem Büro und prallte gegen Eca und Charlie.
"Sagt mal, WAS macht ihr da?", fragte er verärgert. Der Arzt hinter ihm rückte sich den Mantel zurecht und blickte die beiden Frauen genau an.
"Na, Ras sagte, wir sollen auf dich aufpassen..", sagte Eca.
"Ach, und da gehört an der Tür lauschen dazu???", Humph sah seine Schwester wütend an.
"Ja", sagte Charlie leise, zuckte aber zurück, als Humph sie böse anblitzte.
Grummelnd versuchte er sich schnell zu beruhigen und meinte dann: "Egal. Charlie! Du gehst mit dem Werwolf-Doktor mit.."
"WERWOLF-DOKTOR??? Ich muss doch sehr bitten!!", ereiferte sich der Arzt.
"Jaja, also du gehst mit Doktor Mellitus mit und siehst dir die Drohbriefe an, die er bekam."
"Ja, Sir."
"Eca..", Humph sah zu seiner Schwester, "Jaja, ich weiß, ich hätte frei. Egal.. Du passt auf mich auf."
"Was für eine ehrenvolle Aufgabe", murmelte sie spöttisch.
"Das hab ich gehört. Und jetzt los."

Einige Zeit später standen Eca und Humph vor einem alten, bruchfälligen Haus. Ecatherina sah ihren Bruder an. Seit sie aus dem Wachehaus gegangen waren, war er wie ein Besessener gerannt. Sie hatte große Mühe gehabt ihm zu folgen und war jetzt vollkommen außer Puste.
Noch bevor Eca irgendetwas tun konnte, hatte Humph schon die Tür eingetreten und war mit seinem Schwert in der Hand in das Haus gegangen. Sie fluchte leise, zog ihren Dolch und wollte ihm schon folgen, als plötzlich ein Mann heraus rannte und sie umstieß.
"Tschuldigung", rief er ihr über die Schulter zu.
Fluchend versuchte sie wieder auf zu stehen, doch plötzlich kam ihr Bruder aus dem Haus gerannt und stieß sie wieder um.
"Sorry, Schwester, aber ich hab's eilig.", schnaubte er und rannte so schnell er konnte dem Mann nach.
Mit einer Fülle von neuen und wirklich bösartigen Flüchen stand sie auf und sprintete los. Nach nur wenigen Schritten zog aber plötzlich etwas von hinten an ihr und sie landete wieder auf der Strasse.
"TEUFEL ABER AUCH, WAS ZUM..", begann sie verärgert, stockte aber, als sie umgedreht wurde. Sie blickte in das Gesicht eines jungen Mannes. Statt normalen Augen waren vier rote Augenpaare in seinem Gesicht und aus seinem Mund ragten Kieferzangen.
"Sch..", war das letzte, was sie noch sagen konnte, bevor ein Stachel in ihren Arm stach und sie bewusstlos wurde.

Ich weiß nicht, was der Typ von mir will, dachte sich William als er keuchend in die nächste Gasse einbog. Wo sollte er jetzt nur hin? Dieser Junge schien schnell zu sein und nicht mit sich reden zu lassen. Verdammt, er war so nah am Ziel und dann wurde er verfolgt von einem Wächter. Zugegeben, es war viel passiert in den Monaten, die er schon hier war, aber er hatte angenommen, dass die Wache wichtigere Fälle bearbeiten würde. Zum Beispiel einen Hund vor Schnapper zu retten. William grinste bei dem Gedanken. Als er noch jung gewesen war, hatte die Wache kaum wen interessiert. Und jetzt rannten in der Stadt fast nur mehr diese Kerle herum. Er sah wieder nach hinten. Der Wächter war ihm dich auf den Fersen. Irgendwoher kannte er ihn doch. Williams Gehirn arbeitete so schnell wie seine Beine rannten. Wieder riskierte er einen Blick nach hinten und rannte prompt in einen Vampir, der ebenfalls jemanden zu folgen schien.

Langsam ging Humph die Puste aus, als sie plötzlich an eine Kreuzung kamen. Ha, da war Zad!
"Zad, halt ihn auf!", rief er, als die beiden schon zusammengeprallt waren. So, jetzt hab ich ihn, schoss es Humph durch den Kopf. Mit einem Ruck blieb er stehen und begann zu reden: "IM NAMEN DER STADTWACHE VON ANKH MORPORK VERHA.." Weiter kam der junge Wächter nicht, denn plötzlich landete eine Torte in seinem Gesicht. Erst jetzt hörte er, dass Zad lauthals fluchte.
"Hihihihi, alle Zadis fallen um, fallen um, fallen um, aaaalle Zadis fallen um, mein Schatz Zadsi!", tönte es plötzlich aus der Richtung von der die Torte kam. Schnell wischte sich Humph die Torte aus dem Gesicht, um zu sehen wie ein Clown herumhüpfend dieses blöde Lied sang, während Zad versuchte sich gänzlich von William Trübsal zu trennen. Kaum gelang ihm dies rannte der Clown davon und Humph sah mit offenem Mund wie der Vampir ihm fluchend nachrannte.
"Was zum Henker war das?", entfuhr es William Trübsal.
"Ich habe keine Ahnung", erwiderte Humph und versuchte den Rest der Torte aus dem Gesicht zu bekommen, als ihm einfiel, mit wem er da gerade redete. Langsam ließ er seinen Blick zu dem Verbrecher gleiten und ihre Augen trafen sich. Peinliche Stille machte sich breit und sie schienen sich nur mehr anstarren zu können, bis William endlich die Initiative ergriff und so schnell er konnte rannte.
"HEY, STEHEN BLEIBEN DU BASTARD!!!", rief Humph und nahm abermals die Verfolgung auf.

Lange rannten die beiden quer durch Ankh Morpork. Die Stimme des Wächters war schon total heiser vom "STEHEN BLEIBEN" schreien. Natürlich hatte ihm kein Bürger geholfen. Wer half schon der Stadtwache. Langsam ermüdete er und seine Glieder wurden immer schwerer. Plötzlich stahl sich ein bitteres Grinsen in sein Gesicht. Jetzt hatte er ihn, denn William rannte direkt in eine Sackgasse. Humph bog mit einem "HA" um die Ecke und stellte sich breitbeinig und die Arme seitlich ausgestreckt zwischen Willi und dem Ausgang aus der Gasse. Verwundert merkte er, dass niemand da war.
"Verdammt", fluchte er und sah sich um. Schnell entdeckte er eine Tür, die einen Spalt offen war.
"Jetzt hab ich dich", murmelte er triumphierend und schlüpfte durch die Tür.
Er kam in eine große, dunkle Lagerhalle Mehrere Kisten waren aufgetürmt und machten den Anfang zu einem Gang. Leise und mit gezücktem Schwert schlich er weiter. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an das Licht, aber sie hatten genug Zeit, um zumindest Schemen zu erkennen. Nach einer Weile endete der Kistengang und er kam an eine Stelle, die etwa quadratisch von Kisten begrenzt wurde. Sie war heller, weil von außen das Mondlicht durch mehrere Fenster schien. Der einzige Weg hinaus war derjenige hinter ihm. Trotzdem war er verblüfft, dass William nur an den Kisten lehnte und nicht zu flüchten versuchte. Laut keuchend winkte William um Pause.
"Du hast sie doch nicht mehr alle!!!", rief Humph erbost.
"Sag mal..", William musste hart durchatmen, "Was willst du eigentlich von mir?? Ich hab dir doch nichts getan!"
"WAS?", diese Worte waren zu viel für ihn, "DU HAST MEINE FRAU AUF DEM GEWISSEN, DU SCHWEIN!!! GLAUBST DU WIRKLICH ICH WÄRE SO DUMM???"
Ohne auf Antwort zu warten machte Humph einen Ausfall. Schnell wich William aus und rollte sich am Boden ab.
"Das.. das ist doch völliger Schwachsinn.", erwiderte Willi, "Ich habe deine Frau nicht umgebracht..". Plötzlich kam ihm etwas in den Sinn. "Oder hat sie bei Doktor Mellitus gearbeitet?"
"Nein", sagte Humph trocken und schlug wieder zu. Nur das Glück, dass Humph ein mieser Schwertkämpfer war, rettete William. Wieder rollte er aus dem Weg und schaffte es mit einem Ruck auf zu stehen.
"HAAAALT!", William hob die Hand und atmete schwer, "Verdammt, ich schwöre, ich habe deiner Frau nichts angetan!"
"Lüg nicht!", Humph schien sich auf gefährliches Leise-Sprechen verlegt zu haben, "Du bist genau wie dein Vater! Ein verdammter Mörder, der glaubt, alles musste nach seinem Kopf gehen! Nur dein Vater heuchelte wenigstens nicht vor, es nicht gewesen zu sein!"
"Mein.. Vater..", etwas veränderte sich an William. Zorn stieg in ihm auf, "Niemand sagt, ich wäre wie mein VATER!". Der Schrei hallte durch das ganze Lager. Seine Zähne wurden länger und auch die Fingernägel wuchsen. Und nun war es an ihm anzugreifen. Mit einem lauten Schrei stürzte er nach vorne und schwang mit seinem Arm auf Humph zu. Gerade noch rechtzeitig hob dieser das Schwert und Krallen klirrten auf Stahl.
"Toll, jetzt hast du ihn wütend gemacht!", schalt der Kobold.
"Ach halt's Maul", zischte Humph zwischen zusammengekniffenen Zähnen laut hervor.
Immer wilder wurden die Angriffe seines Gegners, aber Humph wehrte sich tapfer. Wieder parierte er einen Schlag, der gegen seinen Hals geführt war und versuchte wütend einen Gegenangriff zu führen. Aber Trübsal wich aus und schlug auf Humphs Hand. Blutige Kratzer bildeten sich auf seiner Waffenhand und Humph verlor sein Schwert durch die Wucht des Krallenangriffs. Er stöhnte leise auf und konnte nur noch die Hände heben und auf den letzten, tödlichen Angriff seines Gegenübers warten. Doch nichts kam. Langsam ließ er die Arme wieder sinken und blinzelte hindurch. William Trübsal hatte die Hände auf den Kopf geschlagen, die Augen zusammengekniffen und murmelte immer wieder: "Nein, nicht, nein."
Plötzlich sah Humph eine Chance und er ließ seine Hände in die Manteltasche gleiten. So vorsichtig es ging, suchte er die versilberten Metallsterne, in die er Joschis Namen eingeritzt hatte. Er bekam einen zu fassen und schnellte mit der Hand aus seiner Tasche. Doch William hatte dies instinktiv bemerkt und schlug ihm den Stern mit Schwung aus der Hand. Bevor Humph noch reagieren konnte, packte der Werwolf ihn und drückte ihn hart gegen eine der Kisten.
Längere Zeit hörte man nur Keuchen von den Beiden. Beide sahen das Glitzern in den Augen des Gegners, welches besagte "Du solltest längst tot sein".
William ergriff letztendlich das Wort: "Hör mal, Wächter. Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass ich deine Frau getötet habe, aber ich war's nicht."
Humph wand sich in den Armen des Gegners, aber hatte keine Chance weg zu kommen.
"Erzähl keine Märchen! Du willst nur das Werk deines Vaters beenden und die Werwölfe für dein 'Leid' bestrafen. Ich spucke auf dich!", erregte sich der Wächter und spuckte dann wirklich dem Mann ins Gesicht. Ein verärgertes Knurren war die Antwort, aber William fing sich wieder.
"Wächter, mein Vater war nie wirklich der Schuldige. Er wurde von jemandem dazu verleitet."
"Blödsinn!", Humph bäumte sich wieder auf.
"Wenn ich es dir doch sage! Der eigentlich Schuldige ist Mellitus!"
"Diabetes Mellitus? Der Werwolf-Arzt?", langsam kam Humph ins Grübeln.
"Ja! Genau der! Er brauchte Werwölfe für ein Experiment, bis die Offenherzes ihn verraten wollten! Und da mein Vater seine Spezies gehasst hatte, hatte Mellitus ihm eingeimpft, dass die Offenherzes an seinem Zustand schuld wären!"
Humph dachte nach. Joschi und ihre Schwester hatten damals irgendein Geheimnis gehabt, dass wusste er. Lange hatte er sich gefragt, was das wohl hätte sein können. Konnte es möglich sein, dass es das gewesen war? Plötzlich kamen Zweifel in ihm auf.
"Und was für Experimente?", fragte Humph.

"Das..", wollte Willi zu erzählen beginnen, als plötzlich ein gleißendes Licht die Halle erhellte. Es schien von rechts zu kommen, dann eines von links, wieder eines von rechts und wieder eines von links.
"Das geht dich nichts an Wächter!", kam plötzlich eine Stimme von oben.
"Mellitus!", keuchte William auf und ließ von Humph ab, "Wo bist du, du HUND???"
"Dort wo du mich nicht siehst, Trübsal! Ich hätte dich doch töten sollen! Aber die Leute haben einfach zu gut gezahlt.."
Humph rieb sich derweil die Arme und hörte gespannt zu. Es schien, als hätte Trübsal doch recht gehabt. Das hieß, dieser Mellitus hatte nicht nur Joschi auf dem Gewissen, sondern seine ganze Schwiegerfamilie. Wieder kam unheimliche Wut in ihm auf, doch diesmal war jemand anders das Ziel.
"Tötet sie!", hörte er plötzlich und zwang sich wieder zu mehr Vernunft. Das klang gar nicht gut.
Plötzlich sah Humph, wie mehrere menschenähnliche Gestalten an den Kisten waagerecht in ihre Richtung kletterten. Sie schienen an den Kisten zu kleben, anders hätten sie sonst nie Halt gefunden. Im Licht war zu erkennen, dass sich in ihren Gesichtern acht rote Augen und eine Kieferklaue befanden. Insgesamt acht von ihnen krabbelten auf den Wächter und den Werwolf zu. Schnell hob er sein Schwert auf und die Beiden standen bald Rücken an Rücken.
"Netten Arzt habt ihr da", sagte Humph zu seinem vorigen Gegner.
"Ärzte sind eine Krankheit..", erwiderte William.
Humph musste grinsen: "Ich dachte mir das bei seinem Namen schon.. Was sind das für Dinger?"
"Spinnen-Männer.. Sie waren eins seiner Experimente. Furchtbar stark und.. wie soll ich sagen.. manchmal richtig fesselnd."
"Aha"

Der erste der Spinnenmänner stieß sich plötzlich von einer Kiste ab und flog direkt auf Humph zu. Schnell hob er das Schwert und ließ es quer über den Körper des Wesens fahren. Kreischend fiel es nach hinten und zog sich zurück.
"Glücklicher Angriff", sagte Humphs Vater im Kopf, doch der Sohn ignorierte es einfach.
Die nächste Spinne griff an und wurde von William abgewehrt. Dabei stieß er unglücklich gegen Humph, sodass dieser nach vorne stolperte. Sofort nutzte eines der Wesen dies aus und schlug mit einem Arm gegen Humph. Sein Körper wurde weg von William geschleudert und er schlug hart am Boden auf. Schon war eines der Wesen auf ihn und er spürte, wie etwas in seinen Arm stach.
"Insektengift.. pfff.. Kleinigkeit", hörte er Murphy sagen. Das Wesen schien sich nun zu entspannen. Manchmal war der Kobold wirklich ein Segen, schoss es Humph durch den Kopf und warf das verblüffte Spinnen-Wesen von sich. In den Augenwinkeln bemerkte er, dass an Williams Stelle nun ein Wolf getreten war und sich gegen mehrere der Wesen behauptete. Bei Humph selbst war nur eines. Schnell suchte er sein Schwert und stand auf. Der Spinnen-Mensch schien irgendwie verletzt zu sein. Humph versuchte zu erkennen wodurch. Plötzlich merkte er, dass in seinem Arm etwas steckte. Der Stachel der Kreatur war stecken geblieben und abgebrochen. Nun war es ein leichtes für ihn zu zustechen und es zu töten. Müde blickte er von der Leiche hoch und blickte zu William. Nur zwei der Wesen waren tot, die anderen führten immer wieder Angriffe auf den Werwolf. Ein Seufzen kam von Humphs Lippen, bevor er das Schwert über den Kopf hob und mit einem lauten Schrei angriff. Der Kampf wurde hart und sowohl der Wächter als auch der Werwolf trugen immer häufiger Wunden davon. Mit einem Schlag wurde William gegen eine Kiste geschleudert und sofort waren wieder mehrere Kreaturen bei ihm. Nun standen zwei von ihnen vor Humph, der sich verzweifelt gegen die Angriffe wehrte. Mit mehr Glück als Verstand riss er das Schwert hoch, als eines von ihnen angriff und das Schwert glitt in den Hals. Dadurch verlor er das Schwert jedoch, da es stecken blieb und mit dem Wesen zu Boden ging. Ein Grinsen zeigte sich beim zweiten Spinnen-Menschen und es öffnete die Kieferklaue weit.
Das war's also, schoss es dem Wächter durch den Kopf.

Das Wesen griff mit beiden Armen in seine Richtungen.
Plötzlich wurde das Wesen von etwas hochgerissen und fiel Sekunden später zu Boden. Humph blickte erstaunt nach oben, konnte aber nichts erkennen. Dann fiel ihm William wieder ein und blickte in seine Richtung. Zwei Wesen waren noch lebendig und setzten dem Werwolf zu. Humph überlegte. Das Schwert hatte er verloren, aber die Sterne nicht. Er holte drei aus der Manteltasche und zielte rasch. Dann warf er die drei so schnell hintereinander wie er nur konnte.

Die drei Silbersterne flogen auf die beiden Wesen zu. Es kam ihm vor, als würden sie in der Luft plötzlich stehen bleiben. Alles um ihm herum schien langsamer zu werden und er registrierte, wie eines der beiden Wesen den Kopf drehte. Die Sterne kamen immer näher und plötzlich hob der Spinnen-Mann die Arme. Aus seinen Handgelenken bildeten sich auf einmal Fäden, die sich Richtung Decke weiterspannen. Alles beschleunigte sich wieder und das Wesen schwang sich hoch zur Decke. Ein Stern traf das andere Wesen genau in den Nacken und es starb schon im Fallen. Die anderen beiden aber flogen weiter und trafen William in den Bauch.
"Verdammt!", fluchte Humph und rannte schnell zu seinem neuen Freund. Rasch legte er seine Hände auf den Körper des Wolfes und konzentrierte sich. Sie begannen blau zu schimmern und langsam schlossen sich die Wunden. Plötzlich spürte Humph, dass irgendwas an seinem Nacken zerrte. Noch bevor er reagieren konnte wurde er nach hinten geworfen und kam schmerzhaft am Rücken zu liegen. Er wollte sich schon aufrappeln, als das letzte Wesen plötzlich über ihn stand und einen markerschütternden Schrei los ließ.

Ras sah sich das weiter an und überlegte. Eines der Wesen hatte er töten müssen, damit Humph überleben konnte. So wie es aussah, musste er noch einmal eingreifen. Rascaal wollte sich schon wieder von der Decke lösen, als er ein weißes Wesen bemerkte, das mit bemerkenswerter Geschwindigkeit den Gang entlang rannte, direkt auf Humph und das Wesen zu. Er kniff ein wenig die Augen zusammen und versuchte die Erscheinung besser zu erkennen. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er es erkannte. Es wurde doch alles wieder gut.

Humph starrte das Wesen mit riesigen Augen an und wünschte sich weit weg. William konnte ihm leider nicht helfen, da er nicht alles Silber aus seinen Körper reinigen hatte können. Und die mysteriöse Hilfe von oben schien auch nicht mehr zu kommen. In seinem Kopf spulte er die letzten Jahre ab. Schöne Jahre waren es gewesen, dachte er. Seit er in der Wache gewesen war, hatte er Freunde gefunden und sogar die Frau seines Lebens. Aber diese war tot. Trauer und Schuld überkam ihn und sein eigener Tod schien ihm nicht mehr wirklich tragisch. Langsam schloss er die Augen und ergab sich seinem Schicksal.
Wieder dieser Mark erschüttender Schrei! Das heißt.. nein, diesmal war er anders. Er schien von Schmerz und Angst erfüllt. Humph öffnete wieder die Augen und blickte hoch zu seinem Gegner. Ein weißer, durchscheinender Wolf hing ihm plötzlich an der Kehle und Humph bekam plötzlich das beklemmende Gefühl des wieder Erkennens.
"Joschi?", fragte er, halb überrascht, halb fasziniert. Langsam setzte er sich auf.
Der Spinnen-Mensch brach indes tot zusammen. Der weiße Wolf leckte sich kurz die Pfoten und verwandelte sich dann. Humphs Mund klappte auf und Tränen stiegen ihm ins Gesicht. Es war wirklich Joschi, zumindest ihr Geist. Erfreut sprang er auf und starrte seine Frau an. Es waren keine Metallstückchen mehr in ihrem Körper und trotzdem erkannte er sie sofort.
"Du bist ein.. Geist..", stotterte er.
"Du kriegst auch alles raus", erwiderte sie und zwinkerte ihm zu.
"Aber.. warum?"
"Ich habe hier noch genug zu tun auf der Scheibe, Humphie.", sagte sie grinsend, "Allen voran muss ich unser Kind erziehen. Bevor du's tust.."
"Hey!"
"Gott sei Dank, ich hab schon befürchtet, das Kind würde zu einem sturen Wächter wie du werden", meinte Murphy sarkastisch.
"Aber.."
"Hör auf deinen Kobold, Humphie.", unterbrach ihn Joschi.
"Du kannst ihn hören???"
"Oh, wir unterhalten uns sogar.. Ein netter Kerl", sagte sie.
"Komisch, das sagen alle Frauen", murmelte Humph, der sich an die Geschichte mit Angie erinnerte. (siehe Coop "Eine Erfahrung der besonderen Art")

Ras lächelte, als die drei das Gebäude verließen. Humph hatte den Werwolf schnell geheilt und aufgeweckt, um alsbald als möglich zum wahren Schuldigen aufzubrechen. Jetzt konnte Ras sich sicher sein, dass Humph keinen Blödsinn mehr machte. Das Schlimmste war überstanden. Plötzlich stoppte Humph in der Bewegung und Ras konnte ein "Verdammt" vernehmen.
"Was ist?", fragte William, der sich immer wieder auf die Brust griff. Er traute der Heilerei nicht ganz.
"Ich habe Charlie zum Doktor geschickt!"
Das hörte Rascaal nicht gerne. Das letzte was er erblickte, als er aus den Fenster flog war, wie Humph einen kleinen Dämonen wegschickte. Das wäre diesmal nicht notwendig gewesen, dachte Ras, ich bin schneller beim Wachehaus.

"Ich hoffe, er hat Charlie noch nicht getötet!", sagte Humph, als er, Joschi und William durch die Strassen zur Praxis des Dr. lyk. med. Diabetes Mellitus rannten.
"Ich denke, dass er sie eher noch als Geisel behalten wird", erwiderte der Werwolf.
"Will hat wahrscheinlich recht, Humphie. Charlie könnte als Rückversicherung noch leben, falls du in diesem Lagerhaus nicht sterben würdest."
Humph nickte. Plötzlich bemerkte er etwas und drehte den Kopf zu Joschi.
"Will? Du kennst ihn?"
"Wir waren mal ein Paar, bevor ich dich kennen lernte", bestätigte sie, "Da waren wir aber noch Jugendliche."
"Mein Vater war gegen sie", schaltete sich William ein.
"Aha, verstehe. Nett, dich kennen zu lernen."
"Ich glaube nicht, dass du das sagen würdest, wenn du ihn besser kennen würdest", erwiderte Joschi.
"Johanna!", protestierte William.
Humph gebot den beiden mit der Hand Einhalt.
"Wir sind da", sagte er.

Die drei standen direkt vor einem etwas größeren Haus. Die Tür hatte zwei Flügel und links davon befand sich ein goldenes Schild:

Dr. lyk. med. Diabetes Mellitus
Facharzt führ Wehrwolff-Mädicin


Humph nahm den Türklopfer und klopfte energisch. Eine junge Dame mit goldener Brille öffnete: "Ja, bitte?"
"Wir möchten zum Doktor", sagte Humph.
"Der Herr Doktor ist derzeit leider nicht zu sprechen", näselte die Frau und wollte schon die Türe schließen, doch William stellte einen Fuß in die Tür.
"Wir müssen ihn JETZT SOFORT sprechen", sagte er und gab ihr eine Karte.
"Oh, sie hätten früher sagen müssen, dass sie Privatpatienten sind! Moment!", sie schloss kurz die Tür. Man hörte ein kurzes Gerassel und die Tür wurde weit aufgerissen.
"Hm, normalerweise müssen wir die Tür von einem Troll öffnen lassen, wenn eine Geiselnahme vorliegt", meinte Humph sarkastisch.
"Bei Ärzten im gehobenen Status muss man nur wissen, wie man sich Zutritt verschafft", erwiderte William, "Mich wundert nur, dass er heute da ist. Seit fast drei Monaten versuch ich ihn hier zu finden und jetzt auf einmal ist er da.. Das gefällt mir nicht."
"Warten sie hier", sagte die Frau und ließ die drei in einem großen Vorraum alleine. Humph sah sich um. Eine große Tür führte anscheinend in einen Salon, durch die andere gelangte man in den Raum, wo der Doktor seine Praxis betrieb. Dann gab es noch eine, bei der er aber nicht wusste, wohin man kommen würde. Die Dame kam plötzlich zurück.
"Es tut mir leid, Herr Trübsal, aber der Doktor ist eigenartigerweise nicht in der Praxis."
Will nickte leicht: "Könnten sie vielleicht in den privaten Räumen nachsehen? Es wäre sehr wichtig."
"Aber natürlich, Herr Trübsal", sagte sie und verschwand hinter der großen Tür.

"Wir müssen da runter", sagte William plötzlich und zeigte auf die dritte Tür.
"Wohin führt die Tür?", fragte Humph seinen neuen Freund.
"Zum Keller! Wenn ich Recht habe, hat er mit deiner Freundin noch weit mehr vor, als sie nur als Geisel zu behalten.", meinte Will und trat zur Tür, "Du darfst dein Wächterherz stillen und die Tür eintreten"
"Oh, wie nett, danke", grummelte der FROG-Abteilungsleiter und trat fest gegen die Tür. Das Holz splitterte und William konnte den Rest der Tür aus den Angeln reiß3n.

Die drei rannten schnell die Treppen hinab und kamen in einen kleinen Raum mit einer Tür.
"Hinter dieser Tür ist etwas", sagte Joschi und deutete unter die Tür. Licht schien durch den Schlitz. Will nickte und winkte Humph zu, dass er die Waffe bereithalten sollte. Leise zog der Wächter sein Schwert und nickte dem Werwolf zu.
William ging zur Tür und benutzte die Klinke. Dann drückte er fest dagegen und die Tür schwang auf. Mit einem Schrei warf sich Humph in den nächsten Raum und.. stolperte prompt über Eca, die gefesselt und geknebelt am Boden lag. Protestierende Flüche wurden von ihr ausgestoßen und der Arzt, der in der Mitte des Raumes gestanden hatte, blickte auf.
Erst jetzt konnte Humph Einzelheiten erkennen. In der Mitte des Raumes stand ein Stuhl, an dem Charlie gefesselt war. Die junge Wächterin schien bewusstlos zu sein. Mehrere Schläuche, in denen sich augenscheinlich Blut befand, führten in ihren Körper. Bei genaueren hinsehen bemerkte Humph, wie blass die Werwölfin schon war. Ihm war sofort klar, dass sie viel Blut verloren hatte. Das tötete wahrscheinlich auch Werwölfe, dachte er. Davor stand der Doktor und rieb sich zufrieden die Hände. Außerdem waren drei dieser Spinnenwesen anwesend, die dem Doktor als Assistenten fungierten. Jetzt aber griffen sie auf Befehl des Arztes an.
"Ich hätte dich doch nicht an dieses dämliche Ehepaar verkaufen, sondern töten sollen, Trübsal!", schrie der Arzt plötzlich hysterisch.
Humph wollte schon aufspringen, als er das laute Knurren hinter sich hörte und den Kopf drehte.
William hatte sich wieder verwandelt und der Raum schien plötzlich voller Zorn zu sein. Der Hass des Werwolfes war weit stärker als die Wut des Wächters, das spürte er jetzt mit jeder Faser seines Körpers. Anstatt aufzustehen befreite er Eca von den Fesseln und versuchte das Gemetzel nicht mit anzusehen. Ein zerfetzter und blutender Körper landete neben ihn und vier rote augenpaare erloschen zu totem Schwarz.

Nach fünf Minuten war alles vorbei. Der Arzt und seine Assistenten lagen blutüberströmt im Raum und Charlie war von den Schläuchen befreit worden. Sorgenvoll hob Humph sie auf seine Schulter und blickte William an. Der junge Trübsal saß wippend da und starrte in die Leere. Humph wusste, wie es ihm ging, er hatte es selbst durchmachen müssen, als er damals vier Schurken aus Rache getötet hatte. Rache hatte eben einen bitteren Nachgeschmack. Man genoss sie kurz und danach spürte man diese unglaubliche Leere, weil sie doch nicht die gewünschte Befriedigung brachte.
Plötzlich hörte er, wie oben Holz splitterte und eine weibliche Stimme protestierte. Diese Geräusche kannte er: Mala war gekommen.

--- ENDE ---

Epilog:

Aus der Akte "Fall Trübsal02" von Humph MeckDwarf:

Weitere Ermittlungen zeigten, dass Dr. lyk. med. Diabetes Mellitus alle Morde an Werwölfen in den letzten Monaten befehligt hatte. Motiv war hierbei, dass diese Werwölfe, wie auch die Familie Offenherz damals, Patienten dieses Arztes waren und sich aus Geldnöten zu einem Experiment bereit erklärt hatten. Bei diesem Experiment sollten Werwölfe gähn-ethisch verbessert werden und zu einer Art "Super-Soldat" gemacht werden.
Die Spinnen-Wesen schienen das erste Experiment gewesen zu sein, galten aber als zu tierisch und somit dumm.
Da der Täter und Drahtzieher dieser Morde (und einer möglichen, aber nicht erwiesenen Verschwörung) in Zuge der Ermittlungen verstarb, gilt der Fall hiermit als abgeschlossen.

Gezeichnet,
Leutnant Humph MeckDwarf, FROG-Abteilungsleiter.



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