Moorhuhns Jagd

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von Hauptgefreiter Cim Bürstenkinn (SEALS)
Online seit 24. 02. 2002
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 Außerdem kommen vor: Damien G. BleichtHumph MeckDwarfIrina Lanfear

Nicht immer werden gute Taten belohnt, muß Cim feststellen. Aber muß den unbedingt gleich eine internationale Krise daraus werden?

Dafür vergebene Note: 14

Eine Single-Mission, basierend auf Friedrich Schillers "DIE RÄUBER"

Moorhuhns Jagd


Die Hauptdarsteller:

Max = Baron von McFrank
Franius = jüngerer Sohn des Barons
Carolus = älterer Sohn des Barons, Student der Diebesgilde
Esmeralda Edelarm = Tochter eines verarmten Edelmannes. Mündelkind des Barons
Hinmann, Bastard eines Edelmannes aus Sto Lat, Freund von Franius
Trübtal, Student der Diebesgilde, später Räuberer
Überwälder, = Student der Diebesgilde, Intimus von Carolus
Schieber, = Student der Diebesgilde, Intimus von Carolus
--
Wächter:
Damien, Szenekenner SEALS
Humph MeckDwarf
Irina Lanfear, Ermittlerin RUM
Cim Bürstenkinn, Seegurke SEALS




***Vor 2 Monaten auf der Ebene zwischen Sto Lat und Ankh Morpork***

Es war klirrend kalt. Der Wind formte aus den winzigen Schneeflocken kleine Wirbel, die in der Sonne wie Funken eines eiskalten Feuers aussahen. Rechts sah man die einzige Erhebung in der Sto-Ebene, den Schlossberg von Sto Lat, der etwa 40 Kilometer weit weg war.
Das war es aber dann auch schon mit der Abwechslung die diese schneebedeckte Einöde zu bieten hatte. Nur Cims Augen waren der eisigen Luft ausgesetzt, und nach einer Stunde Ritt waren sie von Witterung und Sonne, die von der dünnen Schneedecke reflektiert wurde, rot und entzunden. McFrank, eine kleine Baronie(_0_) die berühmt für ihre Gestüte war, lag noch eine weitere Stunde entfernt, und trotz der widrigen Umstände konnte er es nicht erwarten endlich sein Pferd auszusuchen. Sein derzeitiger Untersatz, war eines jener gutmütigen und verlässlichen Tiere, die am Pseudopolisplatz in den Stallungen im Hof untergebracht waren.
Vielleicht würde Timaras Vater ihn eher als Seinesgleichen akzeptieren, wenn er auf einem prachtvollen Ross ritt wie der Bruder seiner Verlobten.
Bei den Diners im Hause seiner potentiellen Schwiegereltern wurde er eher wie ein lästiger Ausschlag behandelt, als gerne gesehen. Das war auch in etwa die Meinung die sie von der Stadtwache hatten: Ein Übel, manchmal eventuell sogar ein notwendiges. Aber ein Wächter in der Familie, noch dazu ein omnischer, war undenkbar. Hoffentlich würde Timara diese "fixe Idee" bald ablegen, hatte ihre Mutter einmal gesagt, als sie dachte er wäre nicht im Raum.
Das einzig Positive an der Situation war, daß Timara voll zu ihm stand, und das dumme Gerede höchstens ignorierte. Ihre Besuche auf dem alten Familiensitz nahe der Stadt waren selten genug um erträglich zu bleiben, aber die Verachtung war wie ein Wurm, der ständig an seinen Eingeweiden fraß.
"Bei Fuß, Eles!", rief er seiner Hündin zornig nach, als sie einem der weißen Kaninchen nachsetzte, und hektisch bellte. Das kluge Tier blieb stehen, zog den Kopf ein und trabte gemächlich, aber mit schuldbewussten Blick zu seinem Herrchen zurück.
Cim war sich bewusst, daß Eles wohl kaum an seinen Problemen schuld war, leider war sie aber derzeit das einzige Wesen, daß er anbrüllen konnte.
Seine Laune besserte sich aber sofort, als er die Silhouette von McFrank vor sich sah.


**McFrank, Sitz des Barons Max von Moorhuhn**

Das Schloß war ein uraltes Gemäuer, und galt einst als vorgeschobener Vorposten des Königreiches Sto Lat, das sich mit allen Mitteln dagegen wehrte, Teil des kriegerischen Reiches von Ankh-Morpork zu werden.
Nun, wie wir alle wissen, sind beide Reiche mittlerweile auf ihre jeweiligen Stadtgrenzen geschrumpft, und typischer Weise alles andere als kriegerisch.
Die militärische Bedeutung von McFrank sank mit der Anzahl der Auseinandersetzungen, und manifestierte sich heute in stolzen 5 Mann unter Waffen, die im Wesentlichen dafür sorgten, daß nicht jedes Kind ungestraft mit dem Pferdiebstahl davonkam.
Baron Max von Moorhuhn, ein rüstiger Mann um die siebzig, lag in seinem Bett und schlürfte die lauwarme Hühnersuppe, die ihm sein Arzt gleich nach dem Aderlass angeraten hatte. (_1_)
(_2_)
Neben ihm saß ein junge Frau, mit braunen Locken. Ihre Schönheit wirkte wie ein Strauß Blumen in dem düsteren Krankenzimmer, und wurde durch die Sorgenfalten auf ihrer Stirn noch mehr betont. Ihre Hand lag auf der Schulter des essenden, alten Mannes, während sie versuchte ihn aufzumuntern "Ich bin mir sicher, daß es Euch bald wieder besser gehen wird, Oheim! Schon sehe ich die erste Farbe auf Eure Wangen zurückkehren."
Mild lächelnd sah der blasse Baron von seinem Teller hoch "Ich fürchte, daß die vielen Falten der Farbe nicht viel Platz lassen. Aber ich fühle mich schon wieder recht gut. War ja nur eine Grippe..."
Seufzend senkte sie den Blick auf den Boden "Wie sehr ich Euren Sohn vermisse. Drei Jahre ist er schon weg, und er hat nur viermal geschrieben in der langen Zeit, und uns nur zweimal besucht. Ob er mich noch mögen wird, wenn er einst heimkommt?"
Max tätschelte sie sanft an der Wange "Mach Dir keine Sorgen mein Kind! Ich bin mir sicher, er verzehrt sich vor Liebe nach Dir." Zumindestens möchte ich ihm nichts anderes geraten haben, dachte der Baron still für sich.
"Es ist halt wichtig, daß sich ein Mann seine Hörner abstößt, und etwas von der Welt sieht, bevor er seine Verpflichtungen bei Familie und Titel wahrnimmt! Bald ist seine Ausbildung abgeschlossen, und wenn er heimkommt, geben wir bei einem riesigen Fest Eure Hochzeit bekannt! Du wirst sehen..."
Das Klopfen an der offenen Tür unterbrach ihn.
"Bist Du wohlauf, Vater?", eine bunte, missförmige Gestalt die immerhin der zweitliebste Sohn von Max war, stand, mit zu Schlitzen geformten Augen in der Tür, und sah ihn besorgt an.
"Komm schon rein!", sagte er mit der heiseren Stimme, die einziger Ausdruck seiner Unpässlichkeit zu sein schien, und sein geckenhaft gekleideter Sohn Franius folgte der Aufforderung.
"Ich muß Euch nun ohnedies verlassen, Oheim!" Esmeralda gab ihm einen Kuß auf die Stirn "Es möge Euch bald wieder besser gehen!"
Sie ging elegant aus dem Zimmer, peinlich darauf bedacht den jüngeren Sohn des Barons, dessen Blicke gierig auf ihr hingen, nicht zu berühren.
"Was gibt's?", riss ihn die knappe Frage seines Vaters wieder in die Realität zurück.
"Ich hoffe Du bist nicht allzu sehr geschwächt, Vater, sonst komme ich besser später wieder!" - "Nein, es geht schon. Du siehst doch ich bin wohlauf. Ohne den Aderlass wäre ich schon wieder beim Gestüt" -
"Bist Du ganz sicher? Ich habe hier eine etwas unangenehme Geschichte, und ich will Dich nicht mehr aufregen, als notwendig."
"Es geht mir gut!", kam die knappe Antwort.
"Vater, ich beschwöre Dich! Ich möchte nicht, daß Dir ein Leid widerfährt!"
Max hasste es wenn sein jüngerer Sohn das machte. Mit geröteten Kopf und erhöhtem Pulsschlag, gelang es ihm doch ruhig zu bleiben, und er sagte: "Mein Sohn, ich bin gerührt ob der Liebe und Fürsorge die Du mir angedeihen lässt, aber sei versichert, der Schnupfen ist schon viel besser geworden. Trotz des Quacksalbers den Du mir laufend schickst!"
"Wenn es Dir nämlich nicht gut gehen würde, könnte diese Nachricht eventuell Deinen Zustand verschlimmern, und das könnte ich nicht verantworten."
"SAG JETZT SOFORT WAS DU WILLST, ODER SCHER DICH AUS DEM ZIMMER!", brüllte Max nun hemmungslos mit sich überschlagender Stimme und hervortretenden Adern. Den Göttern sei Dank, war sein Älterer nicht so. Er hatte ein bisschen etwas von einem Hallodri an sich, ein kleiner Schurke saß sicher auch in seinem Kopf, aber sonst war er ok. Immerhin war er SEIN Sohn, wobei er sich bei der Gestalt vor sich, der Treue seiner Frau nie sicher gewesen war.
"Es geht um .... unser Mann aus Ankh-Morpork hat geschrieben...Ich komme später wieder." Man sah Franius an, daß der Brief mit dem er gestikulierte schicksalsschweren Inhalts war, und selbst Max zögerte nun.
"Was schreibt er? Ist unsere Werbekampagne in Ankh-Morpork fehlgeschlagen? Oder gibt es unzufriedene Kunden? Gib her den Zettel!"
Franius wich zurück, und presste das Papier an seine Brust "Nein Vater, es ist furchtbarer, als wir befürchtet hatten. Es berichtet von Ausschweifungen die weit schlimmer sind, als jene die Carolus selbst zugegeben hatte. Dein Herz würde brechen!"
Der alte Mann schwang sich nun aus dem Bett, riss den Brief aus den schwächlichen Händen von Franius, und begann zu lesen.

"Lieber Freund!

Euer Bruder lässt nichts unversucht, den Satz "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" als Lüge zu entlarven. Nicht genug, daß er in der ganzen Stadt hochverschuldet ist ( seine Verbindlichkeiten belaufen sich nun auf etwa 90.000 AM$) hat er nun auch seinen Hang zu Grausamkeit, Unzucht und Mord gefunden. Und - ich bitte Euch inständig Eurem Vater all dies nur zur geeigneten Stunde, und im Vollbesitz seiner Kräfte mitzuteilen - er lässt kein gutes Haar an Eurem ehrlichen Namen. Moorhuhn ist mehr Begriff als jemals zuvor, doch man flüstert ihn, um kleine Kinder zu schrecken, um junge Mädchen im Haus zu halten ( ja auch diese reihen sich ein in die langen Liste seiner Opfer) und als Fluch gleich den Kerkerdimensionen. Auch erzählt er gar lustige Geschichten, von der versiegenden Manneskraft Eures Vaters deren missgebildetes Ergebnis ihr wäret, und daß Eure Mutter aus Langeweile gestorben sei.
In den Bordellen und Spielhallen ist er so wohl bekannt wie ungern gesehen, da Gewalt, Betrug und Zechprellerei Weggefährten sind, die ihn nie verlassen.
Gleichwohl wird es ein baldiges Ende geben, denn die Todesstrafe ist auf ihn ausgeschrieben worden; ob der Verbrechen ein zu mildes Los, wenn ihr mich fragt.
All dies gebe mir das Recht für die Bitte: Ich ersuche Euch, mich fürder mit Aufträgen die Carolus betreffen, zu verschonen, denn furchtbar ist sein Zorn gegenüber jenen die ihm im Wege stehen.

Seid Euch meines Mitgefühls ob eines solchen Bruders bewusst,
ich verbleibe Euer Freund

Gustav Hinmann. "


Der Baron war bleicher geworden, je länger er gelesen hatte. Carolus war immer sein Liebling gewesen, und er hatte dem Knaben und jungen Mann nie für seine Streiche böse sein können. Trug er die Schuld, an seinem Verfall? War er ein zu milder Vater gewesen? Er sank aufs Bett.
"Schande. Schande für mich und alle Ahnen der Moorhuhns. Schwer werden die Seelen der Opfer einst auf meiner lasten."
Franius wirkte bewegt, und hatte ein seltsames Glitzern in den Augen. "Du sagtest doch immer, mein Carolus ist zu Größerem geboren, ein Herrscher durch und durch! Wie sehr bewahrheiten sich doch jetzt Eure Worte, sofern man großes Unrecht und herrschen über Halunken und Mörder zählen lässt."
Mit blutunterlaufenen Augen sah Max seinen jüngeren Sohn an "Willst Du mir Stütze, oder Sargnagel sein, Sohn?"
Franius ging zum Baron, und kniete neben seinem Bett nieder. "Stütze auf ewig Vater! Doch Carolus muss seinem Treiben ein Ende setzen. Ich will nicht, daß Meuchler und rachsüchtige Hinterbliebene Ihren Durst an Eurem oder Esmeraldas Blut stillen. Darum sag ich, verstoßt das Falot, bis es aus eigenem Antrieb sein Leben ins Reine gebracht und unseren Namen wieder rein gewaschen hat. "
Entsetzt sah Max den Buckligen an "Verstoßen? Aber Franius, er ist doch.."
"..der Mann der über Euch spottet, der Kindern zum Schreck und Erwachsenen zum Fluch wurde. Ihr müsst beim Erwachsenen nachholen, was ihr beim Kinde versäumt habt!".
Ja, er hatte versagt. Die Streiche der Kindheit waren nur der Schatten der Wolken gewesen die folgen sollten, und er hatte nichts getan, um dem Gewitter die Kraft zu nehmen.
"Schreib ihm Franius, wenn ich es tue, stoße ich ihn endgültig ins Verderben. Sag ihm, er solle ablassen von seinem Treiben, Buße tun und wieder heimkehren zu seinem Vater und seiner Verlobten. Sei ihm ein Bruder, und sprich ihm Mut zu, denn noch ist nicht alles verloren. Geh jetzt, und ruf den Arzt, ich fürchte, das Fieber ist schlimmer zurückgekehrt, als es zuvor gewesen."
Franius stand auf, verbeugte sich "So wird es geschehen, mein Vater! Und Mut werde ich ihm machen!"
Er drehte sich um und ging. In seinem Zimmer angekommen, und nachdem er sich versichert hatte, daß die Tür gut geschlossen war, konnte er nicht mehr anders. Er holte tief Luft und rief "iiiiiiiiija". Er warf den gefälschten Brief in den Kamin, und setzte sich um einen neuen zu schreiben. Seinem Bruder Mut machen. Ja das würde er. Und bald schon, wenn all die ärgerlichen Hindernisse die sein Leben bisher geprägt hatten beseitigt waren, würde er Baron und sie seine Frau sein.


Die Ortschaft war konzentrisch um die Festung herumgebaut worden, und im Kern umgaben die Hütten und Häuser von Händlern und Kaufleuten das Schloss. Das Gestüt lag randwärts, etwas außerhalb der Stadt, und schon nach kurzem Gustieren wurde sich Cim mit dem Verwalter, einem ausgemergelten Mann mit gegerbter Haut und feurigem Blick, wegen eines 2jährigen Rappen handelseinig. Der wunderschöne Hengst, würde noch einiges an Ausbildung brauchen, bis er zu dem Roß werden würde, das in ihm steckte. Er stärkte sich noch in einem Wirtshaus und wollte zurückreiten, als plötzlich ein stattlich, wenngleich etwas bunt gekleideter Buckliger auf ihn zukam.
Seine schräg stehenden Augen hatten einen heimtückischen Glanz, und die Nackenhaare des Wächters stellten sich auf, als die greinende Stimme den Gesamteindruck abrundete.
"Einen schönen Hund hast Du da; und er scheint aufs Wort zu folgen."
"Ein Wiewunderländer. Ich habe ihn erst seit kurzem, aber er bereitet mir viel Freude, Herr..?", antwortete Cim, der jeden Moment mit einer Attacke rechnete.
"Ich bin Franius von Moorhuhn! Der Verwalter des Gestüts hat mir gesagt, Du kommst von Ankh-Morpork? Ja? Ich wäre Dir zu Dank verpflichtet, wenn Du mir einen kleinen Dienst erweisen könntet, Herr.."
Die Stimme des Buckligen kratzte an Cims Nerven, aber er rief sich zur Ordnung, denn immerhin hatte Moorhuhn sie sich wohl nicht ausgesucht.
"Ich bin Obergefreiter Cim Bürstenkinn. Worum geht es denn Lord Moorhuhn?"
Ein erfreutes Lächeln erschien auf den dünnen Lippen des Mannes als er "Lord" genannt wurde.
"Nun, nichts dramatisches! Es wäre recht freundlich, wenn Du diesen Brief", er zog ein versiegeltes Stück Papier aus dem Ärmel seines Mantels "meinem Bruder übergeben könntest. Er ist Student der Diebesgilde in Deiner schönen Stadt, und kommt uns nur selten besuchen. Um diese Jahreszeit ist die Post recht unzuverlässig, und Tauben werden nur allzu oft Opfer von Raubvögeln."
Cim entspannte sich ein wenig. Einen Brief abzugeben klang unverfänglich. Er nahm ihn entgegen, und sagte: "Kein Problem Herr Moorhuhn!" und den Umschlag lesend "Carolus von Moorhuhn, Gilde der Diebe, Ankh-Morpork. Na ich werde ihn gerne abgeben."
Mit einem gönnerhaften Gesichtsausdruck, warf Franius eine kleine Münze auf den Tisch, und verabschiedete sich. Cim machte sich einmal mehr Gedanken, wie er wohl auf andere Leute wirken musste.


** Diebesgilde, Ankh-Morpork **

Der Schein einer Kerze und die untergehende Sonne, die ihre Strahlen durch das kleine vergitterte Fenster schickte, leuchteten dem Mann, der auf dem Bett lag und mit zorniger Miene in einem Buch las. Am Tisch daneben saß ein verwahrlost aussehender Kerl der etwa im gleichen Alter sein mochte, und sich dem Studium der halbvollen Flasche vor ihm widmete. Er hatte mehr Spaß dabei, wenn man seiner Miene, und seinen geröteten Wangen glauben durfte.
"Ich hab das Zeug satt!", rief der Lesende plötzlich, schleuderte das Buch Richtung Mülleimer, und sprang auf.
"Wir lernen hier, wie man den Armen das Wenige wegnimmt, und sie noch ärmer macht. Natürlich nur, wenn man unsere Fairsicherung nicht bezahlt, den dann ist ja dem Gesetz genüge getan. Ein Gesetz, das akzeptiert, daß wir, gleich Beamten, durch die Strassen ziehen, und Leute überfallen, denen wir als Erinnerung für später eine Quittung überreichen.
Ja, wir gehen sogar soweit, unsere Einnahmen zu versteuern, deren fünfter Teil natürlich der Gilde gehört, und wenn wir dann ein Leben lang die Reichen reicher, und die Armen ärmer gemacht haben, gehen wir in Pension, und sind stolz auf unser aufregendes Leben!" Er war die ganze Zeit hektisch hin und her gelaufen, (_3_). Nun war er stehengeblieben und starrte seinen Kommilitonen anklagend an.
"Sag doch was Trübtal! Sind wir ein Haufen von Finanzbeamten geworden, die den Lords dieser Stadt wie Schoßhunde dienen?"
Trübtal nahm einen Schluck von seinem Glas, und sagte: "Was scheren mich die Armen? Aber die chochen Cherren auszunehmen, wär mehr Spaß, mein Wort drauf, Moorchuhn!"
"Spaß!", stieß der Tobende verächtlich hervor. "Wer tut etwas, um das Los der Bedürftigen zu verbessern? Wer schöpft den Rahm von der Milch der Reichen, und macht daraus Butter um hungernde Kinder zu nähren? Man sollte wieder zum Stehlen übergehen so wie früher, als die Dächer uns gehörten, und die Bonzen um ihr Familiensilber zitterten. Doch was red ich."
Er nahm Platz und schenkte sich Wein in einen der tönernen Becher "Ich habe beschlossen dieses Leben aufzugeben, Trübtal. Weder Recht noch diese Form des Unrechts locken mich, also kehre ich heim zum Schloss meines Vaters, wo meine Verlobte Esmeralda auf mich wartet, und werde dort danach trachten wirklich etwas zu bewegen, und denen zu helfen, die der Hilfe bedürfen!"
"Von Deinen Nebensätzen wird man schwindelig! Bist Du jetzt völlig durchgeknallt? Darf ich Dich an den Kaufmann erinnern, dem Du erst ausgeraubt, und dann nur in Unterwäsche am Chier-Gibts-Alles-Platz gefesselt zurückgelassen hast? Oder die Lady, deren Kammerzofe Du..", doch Moorhuhn unterbrach ihn.
"Genug! Zähl mir nicht alle Fehler auf, die ich begangen habe, sie liegen schwer genug auf meinem Gemüt. Auch hab ich sie meinem Vater gestanden, und um Vergebung gebeten. Noch ist Zeit, diesem Leben eine Wende zu geben."
Trübtal schüttelte verständnislos den Kopf "Du weißt doch selbst, daß Raub, Betrug, ja Mord wo er hilft, Dein Gewerbe sind. Du bist der Meister in diesen Fächern, und hast das Zeug in einigen Jahren Gildenoberhaupt zu werden. Und wenn Dich das nicht juckt, nun lass uns zu wahren Verbrechern werden. Verbrenn alle Quittungen, und raube, stehle und morde auf eigene Rechnung, so wie ich es zuweilen tue. Ich bin mir sicher, Überwälder, Schieber und Janosch der Alchemist werden freudig mit von der Party sein."
Es klopfte zögerlich an der Tür, bevor Moorhuhn dem Betrunkenen darauf entgegnen konnte.
"Wer stört unsere Studien?" Moorhuhn riß die Tür auf, und ein Mann mit einer zerrissenen Uniform und gezogenenem Schwert stand in der Tür. Hinter ihm knurrte ein braun-weißer Hund der seine Zähne sanft aber deutlich um den Hals eines Rekruten gelegt hatte. "So bist Du endlich gekommen Meuchler! Nun denn", er zog sein eigenes Schwert blank," du triffst mich nicht unerwartet!" und sprang in Pose.
"Eles lass den Mann zufrieden! Hört dieser Unfug jetzt endlich auf? Der Typ am Tor wollte mich nicht reinlassen, also habe ich ihn überzeugen müssen. Endlich erzählt er mir wo ich Euch finde, da stürmt diese Leuchte da am Boden mit einer Lanze auf mich zu, und schreit -Geld oder Leben-. Alles was ich wollte, war einen Brief abliefern. Bist Du Carolus von Moorhuhn?"
Stummes Nicken kam als Antwort. " Na wie fein, hier! Von Deiner Familie. Und kommt bloß nie wieder auf die Idee mich um einen Gefallen zu fragen, oder mir jetzt eine kleine Münze zu geben!" Eilig ließ Moorhuhn selbige wieder in seine Hosentasche zurückfallen.
Während der Wächter wütend davon stapfte ( sein Hund folgte ihm nach einem letzten wütenden Knurren an der Kehle des Lehrlings), sah Carolus wer ihm geschrieben hatte.
"Oh, mein geliebter Vater schreibt." Er brach das Siegel auf " Der wird Augen machen, wenn ich Morgen wieder zu Hause bin und auch ... das ist meines Bruders Handschrift!"
Er begann zu lesen , und die Fundamente seiner Welt brachen auf einen Schlag zusammen, verwandelten sich in Schnee, der unter einer unbarmherzigen Sonne schmolz.


Lieber Bruder!

Die Hand unseres Vaters zittert über dem Zorn der ihn ihm deinethalben wütigt. Ob dessen bat er mich Dir folgenden Brief, der aus meiner Feder, doch aus seinem gerechten Sinnen stammt.

So hörige denn Sohn, den so muss ich Dich nennen, obwohl ich lieber an eine untreue Stunde Deiner verstorbenen Mutter glaubigen würde, als daran, daß mein Blut in Deinen Adern fließet.
Mir sind Deine Ausschweifungen, Verfehlungen und Gräueltaten durchaus nicht entgangen, denn die Ohren und Augen Deines alten Vaters tun noch immer den Dienst, und reichen bis zur fernen Stadt, die mit Deiner Anwesenheit bestraft wurde. Doch sind sie taub für Deine Versuche einer oberflächlichen Läuterung, die wohl nicht von tiefster Seele kommen kann.
Von dieser Stunde an, entziehe ich Dir das Recht dich als mein Sohn auszugebigen. Mein altes Haupt trägt schwer an der Schuld die den Vater immer mit seinen Nachfahren trifft.
Darum, bleibe fort von McFrank, und treibe Dein Unwesen wo Du es willst.
Du bist mein Sohn nicht mehr, und anstelle Esmeraldens Umarmung wartet der Henker auf Dich!

Hier endete Vater und hat seither kein Wort mehr gesprochen. So leb den Wohl mein bedauerter Bruder. Möge Dir ein gerechtes Schicksal erspart bleiben.
Dein Bruder Franius.


Carolus versuchte vergeblich zu verarbeiten, was er gerade gelesen hatte. " Gräueltaten " - "entziehe ich Dir das Recht" - "Du bist mein Sohn nicht mehr" - "bedauerter Bruder" Er fühlte sich als wäre er mit Luft gefüllt, und löchrig gestochen worden, und fiel der Länge nach hin.
"Zu Chilf, ein Unglück!", rief der betrunkene Trübtal, und fiel vorsichtshalber auch auf den Boden, als die Tür aufgerissen wurde, und ein Vollbärtiger Mann von emormen Wuchs durch die Tür sah.
"Was ist hier geschehen? Gab es einen Überfall?"
"Nein Schieber, einen Chinfall", lallte der Betrunkene fröhlich, als er sich aufrappelte. "Aber unseren Freund chier, hat es schlimmer erwischt. Da sag noch einmal einer die Feder sei nicht mächtiger als das Schwert."
Schieber bückte sich und nahm dem regungslosen Moorhuhn den Brief aus der Hand. Mit kummervoller Miene las er, und schüttelte den Kopf.
"Was gibts hier Schieber?", fragte ein frisch angekommener, der Moorhuhn wie aus dem Gesicht geschnitten , aber einen Kopf kleiner war. Sofort stürzte er besorgt auf die Knie und begann den Bewusstlosen leicht zu ohrfeigen.
"Lass ihn schlafen Überwälder! Ich fürchte, das Wachsein macht ihm derzeit nicht viel Spaß. In einer Welt, in der es solche Brüder und Väter gibt sollte man das Träumen nie unterbrechen."
Doch da schreckte Moorhuhn hoch, und sah mit fiebrigem Glanz in den Augen rund um sich.
"Vater!", stieß er hervor, und fixierte Schieber wie der Fuchs die Henne, "ich flehe Euch an, verzeiht Eurem Fleisch und Blut die wenigen Vergehen, die er in seinem sonst reinen Leben begangen hat. Was sagt ihr" Er wich zurück " nicht mehr Euer Sohn? Das Band ist zerschnitten? So sei ich es auch!" damit zog er das Rapier, und hielt es gegen die nächste Wand.
Eilig sprangen seine Freunde hinzu, und entwanden ihm die Waffe. "Holla , Carolus! So schnell ist nicht gestorben. Komm zu Dir, und trinken wir einen."
Lange kam kein Ton aus dem Mund von Moorhuhn, dann plötzlich mit klarer, gefühlloser Stimme "Ja, Trinken. Heute wollen wir Trinken", flüsterte er als Antwort, " und morgen werden wir gleich einem Taifun über die Welt jagen, und jene richten, die vorgeben Recht , oder fürchten Unrecht zu tun. Vorbei ist die Farce des Studenten Moorhuhn. Diese Welt will gereinigt sein, oder an der Seifenlauge ersticken!"


*** Ankh-Morpork, Jetzt ***

Bald war die gesamte Stadtwache auf den Beinen, die unlizenzierten Überfälle, Diebstähle und Morde abzustellen. Leider mit gleichbleibender Erfolglosigkeit. Lange Zeit, wussten nicht einmal die zahlreichen Informanten in der Stadt Bescheid, wer hinter der Seifen-Bande steckte.
(_4_) (_5_)(_6_)
Endlich! Nach unzähligen Bestechungen, Begünstigungen und zugedrückten Augen, die hart an der Grenze des Erlaubten waren, gab es ein paar Hinweise....

"Bist Du sicher, daß sie kommen werden?", fragte Aragorn den Gefreiten Damien. Die beiden lagen jetzt seit einer Stunde in der Verbindungsweg zwischen "Letzte Strasse" und "Billige Strasse" hinter einigen aufgetürmten Kisten, deren Inhalt nicht gerade nach Veilchen roch auf der Lauer. Damien hatte von seinem Informanten erfahren, daß die Moohrhuhn-Bande sich heute den Juwelier Tadim vornehmen würden.
In den letzten Wochen war es immer wieder zu Überfällen gekommen - oft an mehreren Stellen der Stadt gleichzeitig-, und die Stadtwache hatte bisher keinen Erfolg gehabt.
Vetinari holte sich Kommandeur Rince täglich für einen Bericht, den dieser zwar ablegte, aber selten mehr als Gerüchte zu präsentieren hatte.
Auch die Diebesgilde selbst hatte Sonderermittler eingesetzt, da ihr Geschäft ja massiv geschädigt wurde, und ihnen , ebenso wie der Stadtwache, der Groll des Patriziers drohte.
Nun, das würde heute anders werden, hatte sich Damien geschworen. Er würde mindestens ein Ehrenband bekommen, und sein Name der ganzen Stadt bekannt werden.

"Macht mir nicht die Gardinen schmutzig! Und lehnt Euch nicht gegen das Fensterglas, das ist frisch geputzt! Feldwebel Irina Lanfear seuftze laut. "Nein, Frau Proppington! Aber raussehen müssen wir, sonst verpassen wir die Räuber, und das willst Du doch auch nicht, oder? Es geht auch um Deine Sicherheit! Stimmts Lupos?" Der Gefreite nickte genervt, und versuchte weiterhin weder mit den Vorhängen noch dem Fenster, noch der Bank in Berührung zu kommen, weil Frau Proppington ihn schon vorher darauf hingewiesen hatte, daß er nach "Hund" riechen würde, und voller Katzenhaare war. Das Haus der guten Frau lag direkt an der Rückseite von Kiebels Arbeitsvermittlung, und sie hatten einen guten Blick auf den potentiellen Tatort. Lupos hatte die Information im Eimer erhalten, und hoffte inständig, daß der Aufenthalt in dieser staubfreien Zone Früchte tragen würde.
Er fuhr sich gelangweilt durch die Haare, als ein Aufschrei seine Hand zum Schwert fahren ließ. "Schuppen! Du verteilst Millionen von Schuppen auf meinem Teppich! Bist Du Dir bewusst, daß man Hautpilze und Milben so übertragen kann? Das sollte strafbar sein!"
Er warf Rina einen müden Blick zu. "Nein" antwortete der Feldwebel, "wir suchen uns jetzt kein anderes Haus mehr. Da schau, es kommt jemand!"

Zwei absolut unauffällige Zivilpersonen standen beim Phelanischen Brunnen, und schauten gelangweilt durch die Gegend.
"Schau nicht so, da erkennt doch gleich jeder, daß Du Wächter bist!", sagte Humph MeckDwarf zu seiner Schwester, und bemühte sich ein paar Sekunden um einen eindeutig "unwächterischen" Blick.
"Quatsch. Niemand erkennt uns! Wahrscheinlich kommt auch niemand. Welcher von Deinen Rekruten hat Dir den Tipp gegeben?", fragte Ecatherina während sie kleine Steine in das Wasser warf.
"Das verrate ich nicht. Sonst besuchst Du sie dann, wenn es wirklich eine Ente war. Aber das glaube ich nicht. Sie hat ziemlich überzeugend gewirkt, als.." Er brach ab, als ihm auffiel, daß er schon zu viel gesagt hatte, aber der Schaden war bereits angerichtet.
"Ahh. Eine Sie also. Wie niedlich, was hast Du ihr den schon alles beigebracht? Oder sie Dir? Und weiß Joschi davon?" Sie sah ihn breit grinsend an, und er wurde rot.
"Da gibt es nichts zu wissen!", verteidigte er sich wacker, aber unglaubwürdig. "Das ist rein dienstlich!".
"Da wett ich drau.. ..sieh doch! Da geht wer rein!"


Adam Schnitt und Jakob Zirkel waren angesehene Persönlichkeiten in der Diebesgilde, das drückten auch die verdunkelten Brillen aus, die sie immer trugen. Beide hatten von der Pieke auf gelernt was es bedeutete Erpressung, Diebstahl und Überfälle kunstgerecht durchzuführen, und genossen das Vertrauen des Gildenoberhauptes. Das gelegentliche Auftreten von Udoz (Unlizenzierte Diebe ohne Zukunft) wurde von ihnen meist schnell, und diskret behoben. Ein Toter am Grunde des Ankh wurde frühestens in ein paar Monaten bemerkt werden.
Die Seifen-Band hatte sich leider als ein wenig anspruchsvoller herausgestellt. Insgesamt hatten sie bislang 20 Fallen gestellt, doch nie wurde einer der Bastarde auch nur verletzt.
Dieses Ding hier war unter der höchsten Geheimhaltung geplant worden. Bewaffnete Einheiten waren rund um den Block , ja, sogar unter dem Haus postiert, und warteten auf das geringste Anzeichen eines Udoz.
Ihre Aufgabe war es als böse Überraschung im Geschäft zu warten. Dieser Tag sollte als der letzte in der Geschichte von Moorhuhns Bande eingehen.
Zuversichtlich und mit der Aura der selbstsicheren Impertinenz betraten sie den Laden.

"Jetzt"

"Los geht's. Sorry, ich wollte das Fenster nicht anspucken"

"Hör auf dem Mädchen nachzugaffen, sie sind da."

Else war eine kleine klatschianische Schwalbe. Eigentlich war sie um diese Jahreszeit schon längst wieder zurück in der Wärme. Doch sie hatte sich von diesem bescheuerten Amselmännchen bequatschen lassen, einige Zeit bei ihm im Astloch zu bleiben. "Wärmer als im Palast des Patriziers" hatte er gesagt, und sie war dumm genug gewesen ihm zu glauben. Seit dem ersten Schnee, hatte sie sich nur noch die Schwanzfedern abgefroren, und nicht einmal das besondere Geschick beim Austausch von Höflichkeiten, dass der Amselmann an den Tag gelegt hatte, konnte sie dazu bewegen einen weiteren Tag hier zu bleiben. Sie konnte bereits das Brennen der Sonne, auf den Federn und die kleinen Springmäuse im Schnabel fühlen.
Da sah sie nach unten, und das erstaunliche Bild das sich ihr bot, ließ sie eine weite Schleife drehen, und kurz ihr eigentliches Ziel vergessen.
Von verschiedenen Richtungen krochen Gestalten hinter Kisten, Gebäuden und Brunnen hervor und schlichen, scheinbar in der Meinung ständig in Deckung zu bleiben, durch die Stadt - offenbar mit gleichem Ziel. Endlich krochen auch die bisher regungslos auf den Dächern liegenden Gestalten auf die Strasse und bildeten um die bereits Anwesenden kurze Zeit einen sich verkleinernden Kreis, um gleich darauf wieder in Deckung zu verharren.
Plötzlich sprangen alle auf und liefen auf die Tür eines Ladens zu.
Das nun folgende Geschrei, begann Else bald zu langweilen, und sie wunderte sich einmal mehr, über die seltsamen Rituale der Zweibeiner.


"Das ist ganz klar eine Angelegenheit von RUM! Ihr tickt wohl nicht richtig, uns hier in die Quere zu kommen!", rief Irina mit jeder Silbe zwischen Seals und Frogs hin - und herwechselnd.
"Ja genau!", schluchzte Lupos, der so gern Erfolg gehabt hätte.
"Ihr spinnt doch wohl! Es ist Nacht, und die Seals sind immer zuständig!", ließ der Vize-Abteilungsleiter selbstbewusst verlauten. Damien war auf dem Boden zusammengesunken, und bedauerte den Verlust seines Ehrenbandes.
"Tatsache ist,", hörte man nun von einer zornigen Ecatherina, "daß die Moorhuhnbande ein Fall für die Elite ist, und die stellen nun mal wir da, also tretet zurück, und lasst meinen Bruder und mich jetzt endlich die Verbrecher hoch nehmen, bevor noch jemand zu Schaden kommt."
Diese Mischung aus Tatsache und Frechheit ließ die anderen verblüfft dreinschauen, und Humph enthielt sich eines Kommentars. Er bereute bereits hierher gekommen zu sein, und wollte das Beste aus der Situation machen. Er zog sein Schwert, und verursachte dabei ein Geräusch, das auch alle anderen aus der Trance riss.
Leise, als wollten sie den lautstarken Streit von eben mit der Vermeidung von neuen Geräuschen ungeschehen machen, gingen sie mit gezückten Waffen auf den Laden des Juweliers zu. Humph übernahm ohne ein Wort zu verlieren das Kommando, und gab den anderen mit Gesten Bescheid, sich vor dem Eingang zu verteilen.
Bald standen fünf Wächter aufgefächert vor dem Eingang, und der Oberfeldwebel lief los, schrie "Für die Waaaacheeee" , warf sich durch die Tür, die beim Aufprall in Glas und Holzsplitter aufging, rollte sich elegant ab, und stand wieder mit vorgestrecktem Schwert da.
Leider durchlöcherte es so nebenbei das linke Ohr des Ladenbesitzers. Der Gnom Tadim der zu Tode erschrocken, und kreidebleich auf seiner Vitrine stand, röchelte schwer, als er sein Blut über das Seidenverbrämte Wamst laufen sah.
"Es tut...", begann MeckDwarf, aber es kam noch schlimmer. Ein lahmes, spöttisch wirkendes und wohl auch so gemeintes Klatschen von zwei Paar Händen hallte durch den Laden, und er fuhr herum.
Auf einem Diwan saßen zwei Männer, die in mit einem Gesichtsausdruck ansahen, der auf den ersten Blick amüsiert wirkte. Sah man genauer hin, kam man nicht umhin, den Zorn dahinter zu erkennen.
"Gratuliere! 5 Zentimeter weiter rechts, und ihr hättet den armen Gnom für alle Zeiten vor den Problemen dieser Welt bewahrt. Ich wette Vetinari wird erfreut sein, unseren Bericht zu lesen!", plauderte Schnitt freundlich dahin.
"Was ist jetzt MC? Sollen wir rein kommen?", rief seine Schwester von draußen, doch alles was MeckDwarf herausbrachte war "Bericht?".
Nun verschwand das freundliche, amüsierte Lächeln, und es blieb nur noch der Zorn im Gesicht des Diebes.
"Ihr Idioten, habt eine sorgfältig, auf Basis geheimster Informationen geplante Aktion der Diebesgilde vereitelt, die von Lord Vetinari direkt angeordnet wurde. Erinnerst Du Dich noch? Die Diebesgilde sorgt für die Beseitigung von unlizenzierten Dieben, Schmugglern und ähnlichen ehrenwerten Bürgern, und ihr solltet uns auf die Art und Weise unterstützen, die Ihr am Besten beherrscht: Setzt Euch in den Eimer, und kommt uns nicht in die Quere! Bald werden wir eine Wache brachen, die uns vor der Wache schützt. "
"Ich werde Euch verklagen!", rief der Gnom, der sein Ohr mittlerweile notdürftig verbunden hatte, und der auch nicht vergessen sein wollte . "Und die Tür zahlst Du natürlich.
"Wir haben hier ein kleines Zuständigkeitsproblem, MC!" rief Ecatherina und seine Kollegen.
Als MeckDwarf nach draußen sah, waren seine Gefährten von der halben Diebesgilde umringt. Zahlreiche Bögen und Armbrüste waren auf sie gerichtet, und die Situation drohte zu eskalieren.
"Ich , ähh , schlage vor, wir ziehen uns zurück.", sagte er mit soviel Würde wie möglich und verließ das Geschäft. Die tödlichen Waffen ignorierend drängte er sich an den Dieben vorbei, eng gefolgt von den anderen Wächtern, die erfreut waren der Umklammerung zu entkommen. Nachdem niemand den Befehl gab zu schießen, tat es auch niemand. Man wusste ja nie, wie Herr Boggis ein paar tote Wächter aufnehmen würde.
Mit hängenden Schultern zogen sie ab, Richtung Pseudopolisplatz, und bereiteten sich auf das drohende Unwetter vor.


*Eine Stunde später, selber Ort*

Das Ohr des Juweliers Tamid brannte wie Feuer. Dennoch versuchte er wieder etwas Ordnung in den Laden zu bringen. Er war nun kaum 2 Monate in Ankh-Morpork, und sein Laden war schon von Diebesgilden-Ermittlern und Wächtern verwüstet worden. Dabei stand die Stadt im Ruf, eine geordnete Kriminalität zu haben. Aber diesen Wächter würde er sich vorknöpfen. Vetinari würde ihm wohl einige seiner Bögen und Streifen abnehmen. Was war wenn nun die echten Diebe zu ihm kamen? Er hatte nicht einmal eine Tür um ...
Etwas war seltsam. Er kannte seine Anatomie recht genau, doch ein rot glänzende Metallsitze die aus seiner Brust ragte hatte bisher nicht dazugehört. Vorsichtig knöpfte er sein blutverschmiertes Wams auf, sah den Austritt des Pfeiles und fiel nach vorne.
Als er wieder zu sich kam, waren gerade 3 Leute eifrig dabei seine ausgestellten Schmuckgegenstände in Säcke zu packen. Eigenartiger Weise war es ihm völlig egal. Genauso wie die Tatsache, daß er sich selber am Boden liegen sah. Einer der Einbrecher, ein großgewachsener Kerl mit einem Tuch vor dem Gesicht, legte nun einen Zettel auf ihn, also auf seine Leiche, und die drei Besucher sausten aus dem Laden. Er drehte sich um, und sah gerade noch, wie eine Sense durch ihn hindurchfuhr, bevor es dunkel wurde.
Eine knochige Hand hob nun den Zettel auf, und begann zu kichern. Knochen begannen auf Knochen zu klappern, und bald erfüllte ein lautes, wenngleich unecht klingendes Lachen den Laden, und verschwand erst mit dem Geklapper von beschlagenen Hufen.


* Vorzimmer zu Vetinaris Büro *

Cim ging nervös auf und ab, und seine Schritte fielen automatisch in den Takt der grossen Standuhr. Was wollte der Patrizier von ihm. Er hatte von der nächtlichen Aktion gehört, war aber nicht daran beteiligt gewesen. Timara hatte ihm gestern freundlich aber direkt mitgeteilt, daß er bei Frau Kuchen nachfragen kann, ob sein Dachboden noch frei ist, wenn er nicht endlich mit ihr in die Oper ginge.
Nachdem der Dachboden es nicht wert war, hatte er Aragorn gebeten seinen Dienst zu übernehmen, und sie hatten sich "Ozelott" von Pferdi (_7_) angesehen.
Er wollte endlich wissen, was da drinnen geschah, und legte sein Ohr ans Schlüsselloch der großen Eichentür.
"...sich drei Abteilungen Deiner bewundernswerten Stadtwache in die Haare geraten sind, und im Rahmen ihrer Möchtegernermittlung lautstark vor dem ( zu diesem Zeitpunkt noch) potentiellen Tatort herumschreien, zerstören sie endlich die Tür, verletzen den armen Juwelier am Ohr ( keine Angst, es tut ihm nicht mehr weh, und er besteht auch nicht mehr auf Schadenersatz. Gerne geschehen!) und zerstören endlich endgültig die wunderbare Falle die unsere Freunde von der Diebesgilde aufgebaut haben. Hier möchte ich darauf hinweisen, daß wir maßgeblich an der Informationsweitergabe an diverse Informanten beigetragen haben.
Allerdings fanden wir es enttäuschend, daß dem armen Tamid (möge seine Seele Ruhe finden) weder Schutz, noch eine neue Tür zur Verfügung gestellt wurden. So sahen wir uns beinahe moralisch verpflichtet den Überfall doch noch durchzuführen.
Ach ja Vetinari, für den Fall, daß Dich dieser Brief wirklich erreicht: Ich mag Deine Stadt, werde mich jetzt aber ein Weile aufs Land zurückziehen . .
Gez. Carolus von Moorhuhn, Hauptmann der Seifen-Bande.
Du kannst jetzt aufhören zu lauschen und reinkommen."
Bevor Cim sich aufrichten konnte, wurde die Tür aufgerissen, und er fiel ins rechteckige Büro hinein, wo seine Kameraden noch immer "Hab-Acht" standen.
Vetinaris Lippen waren zu einem dünnen , beinahe farblosen Strich gepresst, und er studierte den Brief, den ihm Rince zurückgegeben hatte.
Links neben ihm stand Herr Boggis, Leiter der Diebesgilde neben einem Mann den Cim nicht kannte, der aber wie ein Würdenträger aussah.
Rince war offenbar sehr unwohl in seiner Haut, und er trat von einem Bein aufs andere, immer wieder zornig zwischen den einzelnen Wächtern hin- und hersehend.
Endlich legte der Patrizier das Papier weg, und sah Cim mit eisigen Augen an.
"Ah, Herr Bürstenkinn. Der Verursacher der ganzen Geschichte, wenn ich mich nicht irre, Herr Boggis?"
Der füllige Dieb nickte, und sah ihn wütend an. "Ja, der Kerl hat bei uns im Gildenhaus eine Torwache niedergeschlagen, seinen Hund auf einen Studenten gehetzt, und Moorhuhn endlich den Brief gegeben, der das aus ihm gemacht hat, was er heute ist. Wir vermuten bereits, daß der Kerl der Diebesgilde eins auswischen wollte, und einen der hoffnungsvollsten Studenten aus ihren Reihen gerissen hat."
Cim stand zwar mittlerweile wieder, fühlte sich aber , als würde ihm der Boden unter den Beinen weggezogen.
"Moment mal, woher..", begann er wütend , wurde aber von hochschnellenden Hand des Patriziers gestoppt.
"Ich glaube ich habe genug gehört, Herrschaften.
Kommandeur Rince: Über diesen Beweis von beispielloser Inkompetenz in der Wache unterhalten wir uns noch unter vier Augen.
Doch zu den anderen: Ihr" Es geschah selten, daß Vetinari die Stimme hob, und jeder den er schimpfte war froh es lebend überstanden zu haben.
Doch viel schlimmer war der freundliche, ruhige Gesichtsausdruck der nun das Gesicht des Patriziers prägte und die geschlossene Reihe der strammen Wächter rückte unwillkürlich ein paar Zentimeter zurück als er aufsprang und ganz leise sprach "habt unsere Stadt ihn unglaublicher Art und Weise lächerlich gemacht.".
Langsam ging er auf und ab, und man sah ihm an, daß er darüber nachdachte, ob die Skorpiongrube nicht zu milde war.
"Also gut. Gehen wir an die Schadensbegrenzung, dieser Herr ist Lord Satimar, offizieller Repräsentant des Königs von Sto Lat. Offenbar hat die Seifen-Bande gestern gleich nach dem Mord an Tamid, in Begleitung des Alchemisten Janosch die Stadt verlassen. Das könnte ein Grund zur Freude sein, hätte Moorhuhn nicht erstens angedroht wieder zurück zu kommen, und würde er nicht zweitens die Dörfer zwischen Ankh-Morpork und Sto Lat überfallen, und tyrannisieren, was sich sehr schlecht auf die Steuermoral auswirkt. Der Armeepräfekt von Sto Lat, Herzog Zakil, hat uns nette Grüße übermitteln lassen, und darauf hingewiesen, daß die Bande ein Ankh-Morpork Problem ist, und sollten wir es nicht schleunigst beheben, die Beziehung zwischen unseren Städten einen militärischen Charakter annehmen könnte. "
Bedächtig nickte Satimar, und begann mit einer weinerlichen Stimme:" Ja das ist leider richtig. Unser geliebter Herrscher würde es sehr bedauern, wenn sein Bruder einen Anlass fände, das Kriegsrecht auszurufen, aber der Herzog ist sehr einflussreich..."
Der Patrizier sah den Mann verdrossen an, und sprach weiter:
"Nachdem die Stadtwache diese Situation hervorgerufen hat, wird es sicher Eure vornehmste Pflicht sein, sie wieder zu bereinigen.
Rince! Ihr bestimmt vier Freiwillige die der Sache nachgehen. Wenn weiterer Schaden vermieden wird, sehe ich eventuell von einer Bestrafung ab. Also habt Erfolg! Und jetzt will ich Euch nicht länger aufhalten."
"Na los geht schon", scheuchte Rince seine stumme Horde aus dem Büro, doch auch nachdem sich die Tür geschlossen hatte, sagte niemand ein Wort. Naja fast niemand.
"Das ist ein absoluter Witz", versprühte Cim seinen Zorn, der schon ein gefährliches Niveau erreicht hat. " Ich habe nur einen Brief übermittelt. Sollte ich künftig die Briefe lesen, die ich für jemanden überbringe? Ich erschieße ja auch keinen Rohrpostdämonen wenn er eine unangenehme Nachricht bringt. "
"Halt Deine Klappe , Bürstenkinn!" donnerte Rince. "Nenn es Pech, Missgeschick oder Dummheit. Tatsache ist, Du bist jetzt Teil eines exklusiven Vereines, der den Zorn des Patriziers erweckt hat, und Du solltest danach trachten, das zu ändern. In einer Stunde in meinem Büro, Herrschaften!" Er wankte schnaufend davon, und ließ den Rest der Wächter verdutzt vor dem Palast stehen.

Als auch der Rest gegangen war, stand Vetinari vor seinem Fenster und sah auf seine Stadt. Er ertappte sich dabei, wie seine Hand unruhig auf dem Fensterbrett trommelte. Alle paar Jahrzehnte bildete sich in Sto Lat jemand ein Militärpräfekt spielen zu müssen, weil angeblich die Gefahr durch die Nachbarn stark angewachsen war. Leider war Herzog Zakill so durchgeknallt, daß er weder zu bestechen noch zu überzeugen war, und seinen geliebten "Status Quo" gefährdete.
Ihm war natürlich klar, daß die Wächter nicht für Moorhuhn verantwortlich waren, doch er hoffte, sie genug motiviert zu haben das Problem aus der Welt zu schaffen.


** Mc Frank, Schlafzimmer des Barons **

Doktor Quack kam wie üblich mit seiner Blutschale einem Latexschlauch und einem scharfen Messer in das Zimmer des Barons.
"Guten Morgen, sehr geehrte Lordschaft! Es ist Zeit für..." Der Sessel der auf seinen Hinterkopf herabsauste unterbrach den Arzt unziemlich, und seine Utensilien klapperten genauso laut auf dem Steinboden, wie sein Schädel.
"Das letzte Mal war einmal zuviel, Bursche!", rief Baron Moorhuhn triumphierend, und läutete an der Klingel.
"Schafft den Kerl in den Kerker, Daniel!", befahl er seinem Diener während er seine Rüstung anlegte, "und holt meinen Sohn und Esmeralda!".
Kurze Zeit später klopfte es zaghaft an der Tür, und der Baron donnerte "HEREIN!".
Wenn man Franius sah, suchte man automatisch nach einer Schleimspur, denn er ging nicht sondern wand sich regelrecht in das Zimmer.
"Bist Du wohlauf, mein geliebter Vater?" kam es zaghaft über seine Lippen, während sein Blick auf dem bewusstlosen Arzt, der soeben an den Beinen aus dem Zimmer geschleift wurde, hängen blieb.
"Ha! Natürlich bin ich wohlauf. Trotz der Behandlungen durch Deinen Leibarzt, der demnächst wegen Verrat an einem Galgen baumeln wird!"
Franius war die Enttäuschung anzusehen, doch er hatte noch ein Ass im Ärmel.
"So wage ich es also, den Boten zu Dir vorzulassen, der aus Ankh-Morpork gekommen ist.", seine Stimme hatte wieder den besorgten Klang angenommen, den Max so hasste.
"Von welchem Boten sprichst Du?", doch sein Sohn hatte bereits die Tür geöffnet "Tritt ein Mann, und überbringe Deine Botschaft!"
Gemessenen Schrittes trat ein Kurier mit buschigem Bart ein, und salutierte vor dem Baron.
"Herr, ich habe Angenehmes und Schlechtes zu berichten, wenn Ihr erlaubt, beginne ich mit dem erbaulichen Teil.".
"Wie ihr wünscht, aber beeilt Euch!", sagte der Baron, der nun volle Rüstung und den Helm unterm Arm trug.
"Herr Baron, die Anschuldigungen gegen Euren Sohn haben sich als haltlos herausgestellt. Es war eine Intrige, gegen seine Person, und die Schuldigen wurden bestraft. Euer Name ist reingewaschen!"
Der Kurier war sich leider nicht bewusst, daß sein falscher Bart sich gelöst hatte, und sich langsam von seinem Gesicht pellte.
"Gut, weiter -Herr Kurier-", forderte der amüsierte Baron den Mann auf.
"Leider", kam es nun mit tragisch belegter Stimme, "just im Moment seiner Entlastung, kam es zu einem Brand im städtischen Waisenheim. Euer Sohn sprang todesmutig in die Flammen, und rettete 20 Kinder, bevor ihn ein herabstürzender Balken traf, und sein Leben beendete. Er starb als Held, und die Barden besingen sein ...!"
"GENUG! Ihr müsst mich für völlig bescheuert halten, oder? Du bist doch Hinmann, ein alter Freund von Franius! Ich hab keine Ahnung was ihr eigentlich bezweckt mit Eurer seltsamen Lügengeschichte, aber es reicht jetzt. Ihr landete beide im Kerker. Hast Du gehört Franius? Was tust Du da hinten eigentlich?"
Doch der Bucklige hatte sich längst für Plan B entschieden, sich ein Sesselbein geschnappt, und selbiges jetzt seinem Vater von hinten übergezogen.
"Ich hätte doch den Helm..", hörte man noch, bevor er scheppernd zu Boden ging.
In diesem Moment kam Esmeralda mit dem alten Diener durch die Tür.
"Ihr habt mich rufen lassen, Herr.." Sie verstummte, als sie zu Boden sah.
Franius zerriss sein Gewand, und warf sich unter Tränen auf seinen Vater "Tot. Er ist tot, mein stolzer Vater wurde mir genommen wie schon zuvor mein Bruder! In einem letzten Aufflackern zog er noch seine Rüstung an. -Unwürdig ists im Bett zu sterben- rief er , und er schickte nach Dir und mir. -Nimm Dich ihrer an, Franius. Jetzt wo Carolus tot ist, wird sie Deinen Beistand brauchen. Sei ihr ein guter Gemahl!- sprach er , bevor sein Blick kalt wurde."
Der alte Diener war auf die Knie gesunken, und weinte bitterlich.
Er stand auf und taumelte auf Esmeralda zu, die angeekelt ihre Hände hinter dem Rücken versteckte. "Nun ist es an uns holdes Fräulein Edelarm, den letzten Willen des Verstorbenen zu erfüllen. Gebt mir Eure Hand, ich will Euch immer ein guter Gemahl und unseren Kindern ein guter Vater sein!"
Tief bewegt, bedeckte Esmeralda ihre tränenüberströmten Augen.
"Nie sollen die Lebenden den Toten den letzten Wunsch verwehren.
Doch lasst uns den Baron erst gebührlich begraben, und eine angemessene Trauerzeit verstreichen lassen. Jetzt lasst uns gemeinsam für ihn zu den Göttern beten, damit seine Seele die Ruhe findet die sie verdient. Erlaubt, daß ich mich jetzt zurückziehe, Herr Baron. Dieses fröhliche Kleid brennt an meinem trauernden Leib wie Feuer.
"Lass uns allein." Sagte er zu Daniel "Diese Stunde der Andacht, gehört mir allein. Hinmann, du bleibe bitte uns steh mir bei!" Hinmann stütze den schluchzenden Diener und schloß die Tür hinter ihm.
Ein selbstgefälliges Grinsen lag auf den Lippen von Franius, als ein tiefes Ächzen ankündigte, daß sein Vater aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte.
Schnell wurde erneut das Sesselbein zu Rate gezogen.
"Ich kann mich nicht überwinden diese alten Knochen gänzlich zu brechen. Wir müssen ihn fortschaffen.", sagte Franius fiebernd. "Am Waldrand ist ein alter Wehrturm, in dem er in Ruhe seinen baldigen Tod abwarten kann. Es heißt die Geister gingen um dort. Niemand wird sich über den einen oder anderen Schrei wundern."
Hinmann wirkte alles andere als erfreut, half aber mit den alten Baron in ein paar Laken zu wickeln, und wegzutragen.


*Büro von Kommandeur Rince*

"Aaalso. Wen haben wir den da: Aragorn? Von Dir hätt ich mehr erwartet. Eca? Rina? Was ist nur los mit Euch jungen Leuten? Ihr seid als Vize leider unabkömmlich. Ich werde mit Euren Abteilungsleitern ein kleines Gespräch bezüglich der fragwürdigen Wahl ihrer Stellvertreter führen."
Er studierte die Liste vor ihm, als würden sich die Buchstaben dagegen wehren gelesen zu werden. Ein Effekt der sich nicht durch Paläomagie aber durch Alkoholeinfluss erklären ließ. (_8_)
"Dann haben wir hier, ähh, Lupos Drachenflug! Du bist doch eben erst zu RUM gekommen, stimmts? Na wenn das nicht einer freiwilligen Meldung gleich kommt."
"SIR!!!" Rina stand auf. Sie konnte ihre Herkunft nicht einfach abschütteln, und ihre Rufzeichen schossen respektlos auf den Kommandeur zu, der sich unwillkürlich duckte. "Lupos hat genauso wie alle anderen nur seine Arbeit getan. Außerdem ist er in der Ausbildung, und eine Abwesenheit von der Wache ist weder seiner Entwicklung in der Wache förderlich noch fair. Davon abgesehen, ist das alles nur eine verda.."
"Danke, Feldwebel! Ich verstehe Deine Argumente und nehme die freiwillige Meldung zur Kenntnis.
Du kannst gehen Gefreiter! Entwickle Dich schön weiter. Eca, Ara auf Wiedersehen! "
Lupos warf seiner Vorgesetzten einen unsicheren Blick zu, salutierte und verließ gemeinsam mit den anderen das Büro.
"So, dann hätten wir ja unser Einsatzteam beisammen, nicht wahr?", Rince schaukelte selbstgefällig auf seinem Sessel hin und her, und trotzte einmal mehr den Gesetzen der Statik und Mechanik.
"Sir, darf ich darauf hinweisen, daß ich meinen Rekruten gegenüber Verpflichtungen habe? Ich kann sie nicht einfach ohne Ausbilder zurück lassen." MeckDwarf versuchte heldenhaft dem Blick der geröteten Augen von Rince stand zu halten, zog dann aber doch eine eingehende Untersuchung des Bodens vor.
"Ohhh", Rince verzog betrübt das Gesicht, "unser Herr Ausbildner. Hat Dir der Gefreite Larius seinen Trick mit den Türen beigebracht, oder was sollte das beim Juwelier?" MeckDwarfs Gesicht übertraf die Röte in den Augen des Kommandeurs nun bei weiten, und fühlte sich , als wäre er auf Harrys Grösse.
"Du brauchst keine Angst haben!", fuhr Rince weiter fort "Gonzo wird sich Deiner Rekrutinnen mit Freuden annehmen. Hat noch jemand was zu sagen?"
Cim Bürstenkinn hob schüchtern die Hand. "Sir, ich nehme an, es ist Dir immer noch egal, daß ich völlig unschuldig in diese Sache reingestoßen wurde, eigentlich ganz andere Verpflichtungen hätte, und meine Verlobte mich wahrscheinlich vor die Tür setzen wird, wenn ich einige Tage überhaupt nicht nach Hause komme?"
Mit breitem Grinsen versicherte Rince ihm : "Im Schlafsaal ist immer ein Bett für Dich frei, Obergefreiter!"
"Und nun Herrschaften", er machte eine großzügige Geste, "Damit Ihr Euch auch wirklich voll auf die Lösung des Moorhuhn-Problems konzentrieren könnt, seid ihr bis alles erledigt ist suspendiert. Eure Dienstmarken bitte!"
Humph, Damien, Rina und Cim sahen sich an, und wie aus einem Mund ertönte "Na prima."


** Ein brennendes Dorf in der Sto-Ebene **

"Ich habe Euch schon einmal gesagt: Keine überflüssige Gewalt!" Carolus von Moorhuhn ging vor der Reihe aus 20 Räubern langsam auf und ab. Seine Vertrauten Überwälder, Schieber und der Alchemist Janosch standen etwas abseits, und warfen sich amüsierte Blicke zu. "Unsere Hauptaufgabe besteht im Schröpfen der Reichen, und nicht im Plündern und Vergewaltigen von armen Leuten." Er blieb vor Trübtal stehen, und sah ihm in die Augen "Der nächste, der gegen diese Regel verstößt, wird eines qualvolleren Todes sterben, als er sich vorstellen kann. Egal wer es ist!
Habt ihr das Verstanden?".
Unzufriedenes aber zustimmendes Gemurmel war die Antwort, nur Trübtal sagte: "Verzeiht Cherr Chauptmann, aber wir sind Räuber! Was ihr wollt, ist sich waschen, ohne sich nass zu machen. Was kümmern uns die dummen Bauern?"
Eine breite Ader war auf der Stirn des Hauptmanns angeschwollen, doch er trat ruhig zu Trübtal hin, und sagte laut: "Diese Bauern, ob dumm oder nicht, werden uns dann sehr viel kümmern, wenn die Truppen der Mächtigen und Reichen kommen, und uns an den Kragen wollen. Deshalb ist es notwendig sie zu Komplizen und Freunden zu machen, und nicht zu Feinden die zu Tausenden hinter Bäumen, Sträuchern und Hügeln auf uns lauern. Sollte das jemanden nicht gefallen, soll er das bitte jetzt sagen."
Nach einer kurzen Zeit des Schweigens sprach er weiter: "Sehr fein. Dann verteilt jetzt Euer Geld unter den Leuten, wir werden in der nächsten Ortschaft genug Möglichkeiten auf Beute haben. Los jetzt!"
Murrend aber gehorsam gingen die Räuber an Ihr Samariterdasein, und am Ende hatte jeder der Bauern genug Geld, um sich drei neue Häuser zu bauen.

Unterdessen hatten sich Überwälder und Schieber mit Carolus bei einem Lagerfeuer eingefunden. "Wir sollten nicht mehr jeden nehmen", sagte Schieber während er sich mit einem glühenden Ast seine Pfeife anzündete. Schieber stimmte ihm nickend zu "Vielleicht sollten wir verschiedene Dienstränge einführen, und Abteilungen?". -"Auf jeden Fall sollten wir uns immer duzen!"
"Ach was , Firlefanz" , sagte der Hauptmann, "Das klappt doch nie! Lasst uns jetzt aufbrechen! Ich wette der Bürgermeister von Harrisdorf erwartet uns sicher schon sehnsüchtig. Wir müssen ein paar Punkte gut machen!"


*2 Stunden später vor dem Haus des Bürgermeisters von Harrisdorf*

"..deshalb frage ich Euch noch einmal Bürger! Welche Strafe haltet ihr für dieses ausbeuterische, gierige Subjekt, das den Namen Mensch nicht verdient hat, für angemessen?"
Der Bürgermeister stand auf einem recht wackelig aussehenden Stuhl, seine Hände waren auf den Rücken gebunden, und der Strick um seinen Hals , der über die Fahnenhalterung am Dach geworfen worden war, suggerierte der "Jury" die angemessene Todesart recht deutlich.
"Zeigt ihm Urlaubsikonographien" - "Erzählt ihm schlechte Witze!" - "Hängt ihn auf!" kamen die kreativen Vorschläge der Bauern, wie aus der Armbrust geschossen.
"Also gut!", rief Carolus, "Es soll also der Strick sein! Scharfrichter! Walte Deines Amtes, und dann gebt den Leuten was ihnen zusteht." So kam der Bürgermeister von Harrisdorf ums Leben, und Carolus wurde zur Legende. Zum Kämpfer der Ausgebeuteten. Zur harten Faust der Gerechtigkeit. Mit glänzendem Harnisch zog er durch die Strassen voller jubelnder Menschen, die....
"Hauptmann!" Überwälder riss ihn aus seinen Tagträumen. "Unser Späher berichtet, daß eine Patrouille von 50 Mann unter Waffen hier her unterwegs ist. Wir sollten verschwinden!"
Doch der "gefeierte Volksheld" war in einer etwas gefährlichen Stimmung. "50? Welche Beleidigung! Sie hätten mindestens hundert schicken müssen. Informiert die Leute! Die zehn besten Bogenschützen sollen sich rund um das Haus des Bürgermeisters verteilen. Der Rest wartet im Haus."
Die Patrouille bestand aus zehn Armbrustschützen, dreißig Pikenträgern, und zehn Rittern. Angeführt wurden sie von Leutnant Scheffelheim, einem sehr motivierten, nicht allzu hellen, jungen Mann, den wohl noch eine blühende Karriere erwartet hätte - unter anderen Umständen. "Kompanie haaalt!" rief er und beäugte den baumelnden Bürgermeister, als die Hölle (_9_) über sie hereinbrach.
Nach den ersten beiden Bogensalven gab es keine Armbrustschützen mehr, und nur noch 4 Ritter. Letztere drängten nun in die einzige Deckung die es gab, das Haus des Bürgermeisters, und liefen so in die Schwerter der dort wartenden Räuber. Bald war alles vorbei, und unter den Räubern gab es keine Verluste und nur wenige Verwundete.
"Triumph!", brüllte Moorhuhn über die Leichen der toten Soldaten hinweg, und umarmte Überwälder stürmisch. "Komm lass uns feiern! Wo ist Schieber? Warum schaust Du so traurig?"
"Tja tut mir leid Hauptmann, ich fürchte der Anführer der Patrouille ist entkommen, und er hat Schieber in der Hitze des Gefechtes als Gefangenen genommen!"

--

** Sto-Ebene, nahe Ankh-Morpork**

"Du verdammter, fauler Idiot!", schimpfte das weiße Kaninchen sich selber, und grub verbittert weiter nach der Knolle die hier im Boden eingefroren war. Jeden Sommer schwor er sich einen Vorrat anzulegen, um derlei peinliche Engpässe zu vermeiden, und jeden Herbst überraschte ihn die Tatsache, daß er zwar ausgiebig für Nachwuchs gesorgt hatte, für deren Ernährung aber wenig zu bieten hatte. Wenn er nicht bald etwas essbares auftrieb, würde ihn seine Frau wieder zu ihrem Bruder schicken, diesen neunmalklugen "Besser Vorsehen als man hat das Nachsehen, heheh."-Typen. Er hasste ihn wie die Myxomatose, wobei letztere im Endstadium wenigstens angenehme Träume bescherte.
Bevor sich die Todessehnsucht allzu stark festigen konnte, hatte das Kaninchen ein geruchs- und klangmäßiges Déja-vu. Das war doch dieser bescheuerte Hund vom letzten Mal. Wenn sein Herrchen ihn nicht rechtzeitig zurückgerufen hätte, wäre das übel ausgegangen. Aber er hatte heute keine Zeit für solchen Unfug, er grub weiter, und spürte endlich den gefrorenen Saft der Knolle zwischen den Lippen.
Da kam auch schon das hektische Gebelle näher, und als bereits alle seine Instinkte schrill läuteten, und mit rot blinkenden Lichtern Alarm schrieen, drehte er sich um, sah den Hund der noch etwa 10 Meter weit weg war an, und rief "HAU AB, DU VERDAMMTE TÖLLE. ICH HAB ZU TUN." Und setzte seine Schürfarbeit fort. Der Hund bremste verblüfft, mit den Hinterpfoten und schlitterte noch ein Stück durch den Schnee. Er hatte sogar vergessen zu bellen, so verblüfft war er. "WAU?", kam ein nicht sehr überzeugender Laut aus seiner Schnauze, der von dem Futtersuchenden allerdings ignoriert wurde.
Mit hängenden Ohren, trottete der Hund zu seinem Herrchen zurück, und versuchte das traumatische Erlebnis zu verarbeiten.

"Da bist du ja Eles! Lauf nicht immer so weit weg.", rief Cim seinem Hund zu. Rina schnaufte laut hörbar und verächtlich "Wahrscheinlich weiß er auch, daß wir in die falsche Richtung reiten!"
"Rina!", MeckDwarf klang nun ebenfalls reichlich genervt. "Seitdem wir das Stadttor verlassen haben, warst Du konsequent anderer Meinung, über den Weg den wir einschlagen sollten. Willst du Moorhuhn in Klatsch suchen? Genug Proviant musst Du ja mithaben, wenn man dem Aussehen Deiner Satteltaschen glaubt."
Auch Rinas Pferd sah recht vorwurfsvoll über seine Schulter auf die übergroßen Satteltaschen, in die Verpflegung für zwei Monate gepasst hätte.
Damien hatte vor sich da rauszuhalten. Er war erst seit kurzem Gefreiter, und mittlerweile schon wieder suspendiert. Noch mehr Ärger hätte er derzeit nicht verkraftet. Ohne viel darüber nachzudenken, ritt er auf dem Weg Richtung Skrote, und nachdem alle anderen viel zu beschäftigt mit Streiten waren, folgten sie ihm ohne mitzubekommen wohin er sie führte.
Am Abend hoben sich die rauchenden Schornsteine vom Himmel ab, und es ging erneut los.
"Na prima, Damien! Kannst Du mir sagen, was wir in diesem Dorf sollen? Hier gibt es sicher nicht einmal eine ordentliche Unterkunft.", quengelte Rina.
"Lass ihn zufrieden!", schnauzte der Ausbilder "Wir können hier so gut wie überall suchen, und hättest Du einen besseren Vorschlag gemacht, hätten wir darüber reden können."
In der Tat war Skrote scheinbar goldrichtig, denn überall waren die Spuren von Kampf, Brand und bereits begonnenen Reparaturarbeiten zu sehen.
Sie brachten ihre Pferde im Mietstall ( eines von zwei belebten Gebäuden im Dorf) unter, und gingen zur Taverne "Zum fröhlichen Kohl" ( das andere).
Zwei Fenster des einstöckigen Hauses waren mit Brettern verschlossen, aber durch die anderen leuchtete die warme Atmosphäre eines Wirtshauses auf die Strasse.
Die Luft in der Schenke war erfolgreich bemüht ihre klischeehaften Vorstellungen zu erfüllen, und quoll über von Rauch, Bierdunst, dem Geruch nach verbranntem, überwürztem Fleisch und Erbrochenem.
"Für ein Dorf, das frisch überfallen wurde sehen sie alle recht fröhlich aus.", bemerkte Cim, dessen Hund Eles sich vergeblich bemühte sein Nase geschlossen, und möglichst weit vom Boden entfernt zu halten.
In der Tat hatten zwar viele der Betrunkenen hier blaue Flecken, Schürf- und Schnittwunden, waren aber sonst sehr bemüht schmutzige Lieder zu grölen; möglichst mehrere gleichzeitig, um den Spass zu erhöhen.
Zwei Kellnerinnen hirschten ständig zwischen Theke und Tischen hin und her, und dahinter arbeitete ein feister Mann mit einer speckig glänzenden Schürze am Zapfhahn.
"Auf ein Wort, Herr Wirt!", versuchte MeckDwarf sein Glück, ohne daß der Mann seine Tätigkeit auch nur verlangsamt hätte. Nebenbei bemerkte Humph, daß der einzige hier praktizierte Weg Schmutz aus Gläsern zu bringen war, Bier hineinzufüllen, das ohnedies zu trübe war um im diesigen Licht etwas vom Kruginneren zu sehen.
"Hää?", bekam er nun doch eine Reaktion, als die Gäste eine kleine Verschnaufpause einlegten.
"Hist Euer Do'f vo' kurzäm überfallen wo'den?", rief Rina über den Lärm hinweg, was so komisch klang, weil sie sich fürsorglich die Nase zuhielt (_10_) .
"Ja, den Göttern sei gedankt! Eine Renovierung war schon lange fällig. Leider kann ich Euch derzeit kein Zimmer anbieten, weil die umgebaut..wieso schleppt ihr mir hier einen Vampir rein?".
Es war schlagartig ruhig geworden in der Schenke, und die Blicke der Gäste saugten sich an Damien fest, der verlegen von einem zum anderem sah.
"Keine Angst, der sieht nur so aus. Wenn man ihn schlägt kriegt er Flecken, und bei Schnittwunden blutet er!", versuchte Cim zu beruhigen. Einige Gäste sahen noch kurze Zeit so aus, als würden sie das gerne ausgiebig testen, aber bald war der alte Lärm wieder hergestellt.
"Wollt ihr ein Bier haben?", fragte der Wirt, der es nicht ausstehen konnte, wenn Gäste nichts konsumierten.
"Ja bitte. Vier mal." antwortete Cim, und übersah den seltsamen Blick von MeckDwarf, der nun inständig hoffte, daß Murphy Herpes Simplex gut in den Griff bekam.
"Warum seid ihr so froh wegen des Überfalles? Ich nehme an die Reparaturen sind nicht ganz billig."
"Das könnt ihr laut sagen", der Wirt nickte bedächtig, als er den letzten der Krüge für die Wächter abzapfte. "Zuerst dachten wir auch schon, das wäre das Ende unserer schönen Stadt. Aber dann, das werdet ihr nicht glauben, haben die Räuber den Schaden bezahlt. Und zwar gut bezahlt! Hier ist nur so viel los, weil die Leute mehr Geld haben als sonst in einem Jahr. Ich konnte sogar die Preise erhöhen. Um einen Renovierungsaufschlag.
Mittlerweile hoffen sogar einige, daß Moorhuhns Räuberbande bald zurückkommt. Ich persönlich würde aber nicht so weit gehen, derlei Dinge als fixes Einkommen einzuplanen!"
Die vier Kollegen sahen sich verblüfft an. Das passte nun gar nicht zu dem Bild, das sie von dem Schrecken von Ankh-Morpork hatten.
"Habt ihr eine Ahnung wohin sie weitergezogen sind?", fragte Damien dessen Wangen sich infolge des starken Bieres nun gerötet hatten, was ihn ein wenig menschlicher aussehen ließ.
"Joo. Die sind auf der Strasse Richtung Sto Lat geritten, die nächste größere Ortschaft ist Harrisdorf. Dann kommt ne Weile gar nichts, und dann kommt schon Sto Lat! "
Nach einem kurzen, weil ergebnislosen Unterredung, beschlossen sie erst mal zu Essen und die Nacht im Dorf zu verbringen.
"Was habt Ihr zu Essen, Herr Wirt?", fragte Rina, die sich nun halbwegs an das Geruchspanorama gewöhnt hatte, und die mit den anderen gemütlich an einem Tisch saß.
"Fleischpudding, fast frisch!", kam die stolze Antwort, die sonst niemanden begeisterte.
"Und sonst?", fragte sie hoffnungsvoll nach.
"Was meint ihr mit -und sonst-?", der Wirt schien ehrlich verblüfft zu sein.
Rina seufzte laut. Es war nicht so wie befürchtet, sondern schlimmer. Andererseits grummelte ihr Magen, dem seine Abstammung offenbar recht egal war, und nun auch mit weniger als pochierten Wachteleiern zufrieden war.
Bald verschlang auch sie das wässrige Zeug, und dachte dabei an etwas Nettes.


**Sto Lat, Quirm-Tor**

Sto Lat war wesentlich paranoider als andere Städte. Die hochaufragende Felsnase begünstigte diese generelle Geisteshaltung noch zusätzlich, bot sie doch Einblick in alle Belange die sich in dem kleinen Königreich abspielten. Der Palast des Militärpräfekten klebte an dieser Nase wie ein hässlicher, bedrohlicher Pickel; auch wenn von dort die wahre Macht ausging.
Die Historie des Stadtstaates war gezeichnet durch militärische Umstürze, Imperialismus aber auch Verteidigung gegen die alle paar Jahrhunderte aufflackernden Übergriffe aus Ankh-Morpork. Aus diesem Grund saßen an jedem Tor fünf Wachen in gut abgesicherten, geheizten Häusern, und überprüften jede Maus die in die oder aus der Stadt kommen wollte.
Gerade im Winter war dies eine eher eintönige Arbeit, und die Wachen zählten die Stunden ihrer Schicht immer und immer wieder ab. Doch plötzlich...
"Da kommen fünf Wagen!", rief ein Gefreiter, der unermüdlich die weiße Landschaft nach feindlichen Truppen abgesucht hatte. Sofort herrschte helle Aufregung in dem kleinen Häuschen. Allem Anschein nach, handelte es sich um Bauern, die ihre Waren verkaufen wollten. Es war zwar nicht gerade die Hochsaison für Agrarprodukte, aber auch nicht ganz ungewöhnlich. Hin und wieder ging einem Bauer das Geld aus, und er plünderte seine Vorratskammern zugunsten eines prallen Geldbeutels.
Dem Korporal war gerade so langweilig, daß er ein wenig Abwechslung brauchen konnte, und beschloss die Wagen selbst zu überprüfen.
"Halt!" rief er völlig überflüssig, denn die Wagen hatten bereits angehalten, und seine Passagiere harrten geduldig der weiteren Schritte.
"Was sucht Ihr in der Stadt?", fragte der Wächter während er abzählte, 10 Frauen und 10 Männer, allesamt Bauern nach der ersten Erscheinung. Aber das konnte täuschen wie er wusste. Wie leicht konnte sich hinter dem Bart eines alten Knechtes ein Meuchelmörder oder Terrorist verstecken.
"Seid gegrüßt, Herr Offizier!", rief der alte am vordersten Wagen laut.
"Bitte gewährt uns Einlass! Unser Dorf wurde von Moorhuhns Räuberbande überfallen, und wir haben zusammengekratzt was wir entbehren konnten, um wieder ein wenig zu Geld zu kommen. Wir müssen Medikamente kaufen, und Werkzeug für die Reparaturen, und.."
"Genug!", er hasste es wenn diese Bauernlümmel ihn mit allzu vielen Details voll laberten, "Welche Waren habt ihr dabei?"
"Ohh! Allerlei, vom Schinken unserer prächtigen Säue über frisch gebackenes Brot, zu Bier in mehreren Sorten. Dürfen wir Euch ein Fässlein zur Erfrischung hier lassen? Euer Dienst muss anstrengend sein, und ein Schluck Bockbier kann da Wunder helfen. "
Es glänzte in den durstigen Augen des Korporals, der missmutig feststellen mussten, daß seine Kollegen ihn nun unterstützten. Schnell wurde ein Fass abgeladen, und in das Wachhaus zurückgetragen, und wenn er die fünf Wagen gründlich untersuchen wollte, konnte er sich dann nur noch anhand des Geruches von der Qualität des Gesöffs überzeugen. Kurz wehrte sich sein Pflichtbewusstsein noch, unterlag aber dann dem magischen "obey your thirst".
"Ihr könnt passieren! Viel Glück bei Euren Geschäften", sagte er bereits im Hineingehen, und warf die Tür hinter sich zu.
Hinter seinem falschen Bart grinste Moorhuhn breit, und rief, "Danke, das können wir brauchen", und fünf Wagen beladen mit Pulver #1 und zehn zu allem entschlossenen Räubern waren in der Stadt.



* Sto Lat, Büro des Militärpräfekten *

Der Präfekt Zakill stand in seinem Büro, etwa auf halber Höhe des Lat-Berges, und sah abwechselnd durch eines der drei Fenster über die Weiten der Sto-Ebene. Er hatte mehrfach verlautbaren lassen, daß alles Gelände außerhalb der befestigten Mauern von Ankh-Morpork, Sto Helit und Sto Kerrig zum Königreich Sto Lat gehörte, und musste enttäuscht feststellen, daß dieser Umstand die jeweils Verantwortlichen nicht die Bohne interessierte. Vetinari war sogar soweit gegangen ihm für das regelmässige Entsenden von Patrouillen in die Sto-Ebene zu danken. Vetinari! In seinen Träumen sah er sich durch die Strassen dieser gewaltigen Stadt ziehen, gesäumt von den Leichen seiner Feinde, der Patrizier ein Gefangener von vielen. Sein Bruder hatte freiwillig abgedankt, und er plante gerade den Feldzug nach Klatsch. Seine Patrouillen zogen durch die halbe Welt, den die halbe Welt war Sto Lat tributpflichtig, und bewunderte seine militärischen Erfolge.
Das Wort "Erfolge" brachte ihn zurück in die raue Wirklichkeit und zu Leutnant Scheffelheim. Die dem jungen Mann anvertrauten fünfzig Mann waren restlos getötet worden, und alles was er vorzuweisen hatte, war ein gefangener Räuber.
Ok, scheinbar war es einer der Rädelsführer aus dem Stab von Moorhuhn, wenn man bei Räubern überhaupt so sagte, aber 50:1 ist ein wirklich schlechtes Ergebnis - egal in welchem Sport - und es durfte auch nicht bekannt werden. Nun, Scheffelheim war sein Versagen wohl klar geworden, als die vier Hengste versuchten ihn in unterschiedliche Richtungen zu zerren und schließlich Erfolg dabei hatten. Zakill sah hinab auf den Marktplatz, auf dem sich bereits eine Menge um den Galgen versammelte. In einer halben Stunde würde dieser Räuber, zur Beruhigung des Volkes und des Königs, dort baumeln und als Warnung für alle jene gelten, die es wagten sich gegen ihn zu stellen.
Wie Io mit seinen Blitzen würde er jeden treffen, der es wagte gegen das herrschende Recht aufzubegehren.
Er schlug mit der Faust auf das Fensterbrett, und hörte plötzlich wirklich den Donner, der seine gesamte Zitadelle erzittern ließ.
Da merkte Zakill, daß der Marktplatz plötzlich näher kam; nicht nur das, die ganze Stadt schien zu wachsen, vielleicht erklärte das auch dieses plötzliche Erdbeben.
Der Herzog hatte bereits Gesellschaft von einem sehr schlanken Herren, als ihm klar wurde, daß seine Zitadelle gerade vom Berg gesprengt worden war.
"Die Statiker hatten mich gleich gewarnt, daß es eine schlechte Stelle fürs Bauen ist. Sowas passiert mir nie wieder!", erklärte er ernsthaft.
"STIMMT!", war das letzte Wort das er hörte.


* Schloß Mc Frank *

Esmeralda saß in ihrem Zimmer im Westflügel und langweilte sich. Wehmütig dachte sie an die Zeit zurück, als sie noch Begeisterung für Carolus empfunden hatte, aber das war 3 Jahre her. Was glaubte dieser Angeber eigentlich? Zischte ohne sie nach Ankh-Morpork ab um dort Spaß zu haben, und ließ sie in diesem Kaff zurück. Wirst Du auf mich warten, hatte er gefragt, was wie eine Verhöhnung klang, wenn man McFrank kannte, das aus alten Männern, Kindern und einem buckeligen Idioten namens Franius zu bestehen schien.
Natürlich gab es da den einen oder anderen "Gewöhnlichen" den sie sich geangelt hatte, weil er breite Schultern, oder schöne Augen hatte, aber immerhin zählten Bauern nicht.
Sie musste irgendwie zu Geld kommen, und dann würde sie reisen und einen Prinzen heiraten, der ihr zu Ehren täglich ein Bankett gab, und den Boden anbetete auf dem sie ging. Ihr Plan würde bald von Erfolg gekrönt sein, dann hielt sie hier nichts mehr.
Die Visionen ihrer nahen Zukunft, wurden vom Klopfen an ihrer Tür unterbrochen.
"Komm rein Daniel, es ist offen!", rief sie mit einem Seufzer, weil der Diener sie wieder in die Wirklichkeit zurück gerissen hatte.
"Wie schön Du heute bist, Lady Edelarm!" Sie fuhr herum , und sah Franius seine feuchten Hände nervös aneinander reiben. Wie sie diese Hände hasste. Jedesmal, wenn er sie irgendwo zufällig oder der Höflichkeit halber berührte, hatte sie das Bedürfnis ein Vollbad zu nehmen.
"Was willst Du Franius, oder soll ich jetzt nach dem Tod des alten Herren, Herr Baron zu Dir sagen?", sie sah ihn angewidert an, und gab sich nicht einmal die Mühe freundlich zu wirken.
"Aber Esmeralda! Nur weil ich jetzt den Titel geerbt habe, bleibe ich doch immer noch Dein alter Franius!" Er schnappte sich ihre zurückzuckenden Hände, und drückte sie herzlich. "Ich kann es kaum erwarten Dich zur Gemahlin zu nehmen!"
Esmeralda war sehr damit beschäftigt ihre Hände frei zu bekommen, und realisierte zuerst nicht was der Bucklige gerade gesagt hatte.
"Äh, ja. Natürlich! Bald!", stotterte sie mit leicht hysterisch gewordener Stimme, fing sich aber schnell wieder.
"Du weißt haargenau, daß Carolus noch lebt. Er könnte jeden Moment hier reinspazieren, und seine Rechte, Titel und mich einfordern. Was tust Du dann? Was bist Du dann, als ein Vatermörder, der es nicht wert ist auf dieser Welt zu wandeln?" Er war unter ihren Worten und Blicken immer kleiner geworden, und stand jetzt gekrümmt, die Hände wieder nervös aneinander reibend vor ihr.
"Aber das war doch alles Deine Idee, holde Esmeralda. Carolus in Ungnade fallen lassen, Vater beseitigen, Baron werden und heiraten! Um meinen Bruder werden sich die Behörden schon noch kümmern! Um den müssen wir uns keine..."
Sie schlug ihm ins Gesicht. Nicht hart, nicht fest, aber die Symbolik war eindeutig. " Müssen wir schon, Du dummer Kerl! Schläfst Du? Er bringt geschickt die Bauern auf seine Seite, und hat selbst den Truppen von Zakill getrotzt. " Unruhig ging sie auf und ab, "Nein, nein. Carolus muss tot am Boden liegen, bevor wir weitermachen können, sonst würde er alles verderben! Such Dir ein paar Söldner! In der Stadt gibt es genug Desperados die für ein Pferd alles tun würden! Geh jetzt und beseitige ihn!" Ohne ein weiteres Wort des Widerspruches schlich Franius davon. So war ihm nicht mehr vergönnt zu hören, was Esmeralda als logische Konsequenz bereit hielt.
Mit einem Lächeln, das ihr wahrhaft engelhaftes Gesicht zu einer Grimasse werden ließ flüsterte sie "Und nach der Hochzeit beseitige ich Dich!"


* Sto Ebene nahe Harrisdorf *

Carolus ritt auf einem stolzen Streitross mit einem rötlich glänzenden Harnisch. Links von ihm Schieber und Trübtal und rechts von ihm Überwälder und Kolchoso, der sich der Bande in der Stadt angeschlossen hatte.
"Wie fühlst Du Dich, Schieber? Dein Fell wäre beinahe billig zu haben gewesen, doch nun haben wir es dem König von Sto Lat teuer abgekauft.", lachte Moorhuhn und klopfte seinem Freund auf die Schulter.
"Tja", der Befreite dachte angestrengt nach. "Wie fühlt man sich, wenn man ein paar Stunden auf der Streckbank verbracht hat, ausgepeitscht worden ist, und den Strick bereits um den Hals hatte. Wie neugeboren!", er lachte hysterisch, wurde aber sofort wieder ernst. "Ich hatte mir eingebildet den Sensenmann schon zu sehen, hatte mit allem abgeschlossen; mein Leben zog an mir vorüber und ich war bereit. Wenn ich in diesem Moment gestorben wäre, es hätte mich nicht mehr gestört."
Die ausgelassene Stimmung war verflogen, Moorhuhn stehen geblieben.
"Hört mir zu Freunde!" Sein Blick flog zwischen seinen Kumpanen, oder vielmehr seinem "Stab" hin und her. "Solange dieser Arm noch Kraft hat, solange ein Herz in dieser Brust schlägt und ein Kopf auf diesen Schultern sitzt, sei mein Schicksal mit dem Eurigen untrennbar verbunden. Nie wieder sollen wir getrennte Wege gehen, und zerschmettern will ich wer sich zwischen uns stellt."
"So wie die Kinder in dem Waisenchaus zerschmettert wurden?", rief Trübtal bösartig nach vorne.
Moorhuhn hatte sein Pferd wieder gezügelt, und ohne sich umzudrehen "Ist das so?" gesagt.
Trübtal, froh etwas zum Gespräch beitragen zu können wurde Opfer einer fatalen Mißeinschätzung der Situation. "Da kannst Du Gift drauf nehmen, Chauptmann! Der linke Teil des Gebäudes wurde von der Zitadelle getroffen, und ich konnte nicht widerstehen, und chab den anderen Teil mit ein wenig Pulver Nr.1 weggesprengt. Das wird die Bechörden der Stadt einige Zeit auf Trab chalten, schätze ich! Cho,Cho,Cho" Sein kehliges Lachen verstummte, als er Moorhuhns Blick auf sich spürte. "Is was Chef?"
"Schieber, Dein Hals war teurer als ich gedacht hätte. Vielleicht sollten wir etwas zurückgeben, als Ausgleich. "
Kurze Zeit später trabte ein Pferd Richtung Sto Lat. Auf seinem Rücken festgezurrt war ein Mann mit gebundenen Händen, einem Knebel im Mund, und dem Wort "Kindermörder" in die Stirn geschnitten. Ein Strick verband seine Beine unter dem Bauch des Pferdes. Leider war ihm immer noch unklar, was er falsches gesagt chatte..äh, hatte.

"Tja, ich wollte dieses Miststück schon heiraten, bis ich drauf gekommen bin, welchen Lebenswandel sie führt. Ich sag Euch Leute, baut nie auf die Treue einer Frau, den sie kann nicht anders, als Euch zu verraten. So saß ich da, ohne Vermögen und ohne Pläne für die Zukunft, als ihr gekommen seid! Was sollte.."
Moorhuhn war während der Geschichte von Kolchoso, so nachdenklich geworden, daß ihn der Rest schon nicht mehr interessierte.
Ohne viel nachzudenken, hatte er Familie, Titel und Besitz aufgegeben, doch was war mit seiner Esmeralda? Sie waren seit drei Jahren verlobt, und es war eigentlich unverantwortlich dieses schöne Wesen so lange alleine zu lassen.
"Was blickst Du so nachdenklich, Carolus?", fragte ihn Schieber, der ihm am Nächsten stand. Doch nicht einmal ihm wollte er seine Zweifel offenbaren.
"Pass lieber auf Deinen Hals auf, Schieber, als Dich um meine Angelegenheiten zu kümmern.", sagte er schärfer als beabsichtigt, und gab seinem Pferd einen Klaps auf den Rücken. Das Tier machte einen Satz zur Seite, geriet mit dem rechten Vorderbein in ein Loch im Boden, und...
Wie in Zeitlupe sah Moorhuhn, das Bein des Tieres umknicken, und mit schmerzerfüllten Augen fallen. Schieber bemerkte erst, was passiert war, als er neben seiner Leiche und dem keuchenden Tier stand.
"DUMM GELAUFEN, WAS?", sagte der Knochenmann neben ihm.
Ungerührt betrachtete Schieber das Bild vor sich. "Also eigentlich ist es mir ja irgendwie egal, aber kannst Du mir verraten, was an dem Sturz tödlich war? Ich hätte verstanden , wenn ich einen blauen Fleck davontrage, aber tot?"
Carolus war nun abgesprungen, und versuchte alles um seinen Freund wachzurütteln.
"NUN, EIGENTLICH HAST DU RECHT. ABER DEINE UHR WAR SCHON AM GALGEN IN STO LAT ABGELAUFEN. WENN DU WILLST WARST DU SEITHER SCHON TOT, DU BIST NUR SCHWER VON BEGRIFF."
"Verstehe!", kam es von den körperlosen Lippen, "Naja so kann es ja auch sicher auch ganz nett sein. Wie gehts jetzt weiter?"
Schieber bekam ein nettes Begräbnis unter Steinen auf offenem Felde, und die Räuber waren nun wieder auf dem Weg zurück nach Harrisdorf. Der Tod seines Freundes ließ Moorhuhn nun erneut darüber nachdenken, ob er das Richtige tat. Konnte Unrecht mit Unrecht bekämpft werden? Und waren die unschuldigen Opfer des Sturmes den sie übers Land brachten wirklich notwendig, um die Schuldigen zu erwischen?
Erst die zu ihm eilende Vorhut unterbrach seine Nachdenklichkeit.
"Herr Hauptmann!", begann der junge Mann, den Moorhuhn persönlich gar nicht kannte, nervös "Melde gehorsamst, zwei Mann in Deckung voraus. "
"Vier Mann ausschwärmen und gefangen nehmen", kam der knapp formulierte Befehl, und kurze Zeit später schleiften seine Leute zwei Gestalten hinter ihren Pferden her, und ließen sie reichlich benommen vor dem Hauptmann liegen.
"Wer schickt Euch?"
MeckDwarf hob kurz den Kopf und sah auf den zerschundenen Damien neben sich. Sein Gesicht war eine buntes Potpourri von Beulen, Kratzern und Schmutz. Zum ersten Mal seit er in der Stadtwache war sah er richtig lebendig aus, auch wenn das vielleicht von kurzer Dauer war. MeckDwarf ließ seinen Kopf wieder in den Staub sinken, und beschloss eine Weile ohnmächtig zu werden.
"Weckt ihn! Ich will sie befragen. Überwälder auf ein Wort!"
Sein Vertrauter kam zu ihm geritten. "Reite Du zurück nach Harrisdorf, und liefere die Bäuerinnen dort ab. Dann folgt mit dem Rest der Truppe. Unser neues Ziel heißt McFrank!"
Zweifel regten sich im Gesicht von Überwälder, und schon wollte er -Bist Du sicher- fragen, doch die Entschlossenheit im Gesicht von Moorhuhn sprach für sich, und er beschränkte sich auf ein "Ja Hauptmann!" und führte die Wagen in das Dorf.
"So, kommen wir zu Euch zurück!", Moorhuhn sah auf das zerkratze und verbeulte Pärchen hinab. "Steht auf! Was wolltet ihr denn von uns?"
Ächzend richteten sich die beiden vor dem Räuberhauptmann auf, und schließlich war es Damien der das Wort ergriff.
"Verehrter Herr Moorhuhn! Euer Taten in Ankh-Morpork sind legendär, und wir sahen eine Chance gegen die Ungerechtigkeit in der Welt zu kämpfen, würden wir Euch nur finden. Wir bitten Euch untertänigst: Nehmt uns auf in Eure Reihen, und verfügt über unser Schwert!"
Carolus wirkte nachdenklich. "Deine Worte sind gut gewählt, Fremder. Wähle sie weiter gut, denn Dein Leben hängt davon ab. Sag mir: was haltet ihr von der Sache in Sto Lat?"
Damien lag sofort eine Schmeichelei auf der Zunge, als MeckDwarf antwortete: "Herr wir sind einfache Söldner, und seit unserem Aufbruch den Bewohnern dieses Landstriches ausgewichen. Wir haben keine Ahnung was in Sto Lat passiert ist, aber ich bin sicher, es war weise und gerecht."
Der Räuberhauptmann nickte zufrieden. "Nun gut, nehmen wir an ihr sprecht die Wahrheit Söldner. Hiermit seit Ihr schon beinahe echte Räuber in Moorhuhns Haufen. Doch zuerst ..", er gab zwei Männern einen Wink, "...durchsucht sie auf das Genaueste. Mal sehen, ob der Inhalt Eurer Taschen auch Eurer Meinung ist."
Erleichtert dachten die beiden Wächter, an die Dienstmarken die sicher in Rince Schreibtisch lagen, als einer der Räuber einen Zettel aus MeckDwarfs Brusttasche holte.
"Mei..nem all..erlieb..sten Au..s.bildner, Fähn...Fähnrich MeckDwarf?", las der fündige Räuber stockend.
"Ich kann das .." erklären, wollte er sagen, leider wurden ihm zuvor die Lichter ausgeknipst.


Wie eine Schar Gänse, rannten die Bäuerinnen durch Harrisdorf, und erzählten was in Sto Lat passiert war. Rina und Cim, hatten wie zuvor vereinbart im Dorf gewartet, während MeckDwarf und Damien sich von der Räuberbande anheuern lassen wollten. Cim war ungeeignet dafür, da Moorhuhn ihn schon kannte, und Rina keinen Spaß daran gehabt hätte, die einzige Frau in einer Bande von Banditen zu sein. Die Beiden hätten sich sehr anstrengen müssen nicht zu erfahren, was geschehen war, da jeder davon sprach wie die beiden Fremden gefangen und an um die Hände gebundenen Seilen quer über die Felder gezerrt worden waren. Dann war die Seifenbande Richtung McFrank aufgebrochen. Rina zerrte Cim in den Stall, in dem ihre Pferde und ihr Gepack untergebracht war, und begann hektisch in ihren Sachen zu wühlen.
"Würdest Du mir verraten, was Du tust?", fragte Cim ärgerlich. "Wir sollten versuchen Humph und Damien da rauszuholen! Was zum...?" Mit rotem Kopf drehte er sich blitzartig um, als der Rum-Vize begann sich zu entblättern.
"Niedlich Deine roten Ohren, Bürstenkinn! Aber hier mein Plan. Wir reiten nach McFrank, und verlassen uns auf die Gastfreundschaft unter Adeligen. Wenn Moohrhuhn wirklich nach McFrank reitet, wird er früher oder später in das Schloß seines Vaters gehen - und wir werden dann schon dort sein!"
Cim schüttelte den Kopf "Das klappt doch nie, Rina. Auch wenn Du adelig bist, wird Dir das niemand abnehmen. Und mir schon gar nicht."
"Stimmt, niemand würde glauben, daß du blaues Blut hast, du hast eher das Gesicht eines Dieners. Dreh Dich um Bursche!"
Vorsichtig drehte sich Cim um, und wollte schon protestieren, weil er Bursche genannt worden war, als er eine völlig verwandelte Rina, oder vielmehr Lady Lanfear neben ihrem Pferd stehen sah und sprachlos blieb.
Die praktische Tunika und der schützende Harnisch waren verschwunden, und gegen ein mit Spitzen besetztes, grünes Reitkleid ausgetauscht. Ein mit prächtigen Federn geschmückter Hut, und ein passender Regenschirm vervollständigten die Ausstattung der jungen Adeligen.
"Das erklärt wenigstens, warum Du so große Satteltaschen hast. Ich brauche ja nicht mehr zu fragen, welche Rolle mir zugedacht wurde."
"Genau! Du bist der höfliche, zuvorkommende, langjährige Diener meiner Gnaden, und kannst gleich damit anfangen unterwürfig zu sein, Bursche!", Rina hatte dieses hochmütige Gesicht aufgesetzt, das sie immer hatte, wenn sie die Adelige spielte. Zumindestens bei ihren Schwierigkeiten mit dem Rassismus, war das hilfreich. Hier leider nicht.
"Ich muss Dich leider darauf hinweisen, daß mich Moorhuhn Junior bereits kennt. Er weiß, daß ich Wächter bin, immerhin hat er mir den Brief für Carolus mitgegeben. Oder willst Du ihm weismachen, daß ich neben meinem Hobby bei der Wache noch Diener bin?", nun war es an Cim ein selbstgefälliges Grinsen aufzusetzen.
"Blöd!", sagte die stirnrunzelnde Rina, "Na dann muss es wohl auch so gehen. Dann bleibst Du eben in der Stadt, und wartest draußen auf Moorhuhn. Jetzt müssen wir uns aber beeilen! Wir müssen unbedingt vor den Räubern in McFrank sein."


* Mc Frank, Schloss der Moorhuhns *
Selbstbewusst, als gehörte ihr das Schloss ritt Rina darauf zu, und gab ihr Pferd einem Stallknecht, der ihr mit einer tiefen Verbeugung beim Absteigen half. Als Kennerin der Etikette, suchte sie noch etwas in ihren Taschen, bis endlich ein Diener aus dem Schloss kommen, und sich nach ihren Wünschen erkundigen würde. Cim stand etwas abseits im Schatten einer Baumgruppe, und beobachtete die Szene, während er seinen Hund streichelte.
Nach einer endlos scheinenden Zeit, hörte sie die schlurfenden Schritte eines alten Mannes auf sich zukommen, und drehte sich mit erhobenen Kopf um.
"Mylady, ich darf Euch in McFrank begrüßen. Mein Name ist Daniel, und ich bin der Leibdiener seiner Hoheit, dem Baron von McFrank. Ist es mir vergönnt Euch in irgendeiner Art und Weise behilflich zu sein?"
Rina hätte den braven Mann am liebsten umarmt, weil er ihr die Adelige so brav abnahm, aber das gehörte sich natürlich nicht. Immerhin war er ein Gewöhnlicher.
"Meldet Eurem Herren, daß Lady Lanfear auf der Durchreise ist, und um Quartier bittet. Ich wurde das Opfer von gemeinen Räubern, die meine gesamte Dienerschaft getötet, und den Großteil meiner Habseligkeiten gestohlen haben. Wie ihr seht, bin ich kaum ziemlich gekleidet. "
Der alte Daniel bemühte sich den perfekten Diener rauszulassen, und reichte Rina die Hand: "Hochverehrte Lady, es wird uns eine Freude sein, Euch aus Eurer Misslichkeit zu befreien. Seid so gnädig mir zu folgen! Die Stallburschen werden sich um Euer Ross kümmern!"
Er führte Rina in das Schloß, und Cim wäre beinahe von einem Reiter umgestoßen worden, der stürmisch auf den Hof galoppierte und sein Pferd erst knapp vor den Treppen langsamer werden ließ. Der bärtige Mann sprang herab, rief nach den Stallburschen, und ging ungeduldig vor dem Schloß hin und her. Cim fiel es wie Schuppen von den Augen. Er musste sofort Rina verständigen, aber wie...

Lady Lanfear war in einer durchaus ordentlichen Suite untergebracht, auch wenn die Vorhänge ein wenig nach Mottenpulver rochen. Vom ausladendenden Himmelbett, über feingeknüpfte Wandteppiche ging es über die Karaffen mit edlen Getränken zur Krönung des Ganzen, einem Kristallleuchter der etwa drei Meter Durchmesser hatte. Ihn völlig zu entzünden oder zu löschen, musste Stunden dauern!
Fröhlich, nach den Übernachtungen in Ställen oder widerlichen Dorfkneipen endlich wieder einmal in einer angemessenen Umgebung zu nächtigen, öffnete sie die Tür zum Balkon und sah nach draußen. Ihr bot sich der Blick auf den Garten des Schlosses, mit kleinen Labyrinthen, Springbrunnen und Pavillons, die im Sommer herrlich sein mussten. Cim stand hinter der Statue einer jungen Frau, die ihre Hände begehrlich gegen Himmel streckte, und bildete sich offenbar ein, er könnte sich dahinter verstecken. Als er sie endlich sah, sprang er hinter seinem "Versteck" hervor und begann mit dem Oberkörper zu gestikulieren.
"Jetzt ist er leider endgültig übergeschnappt." , dachte sich Rina, als der Obergefreite pantomimisch wurde, und so tat, als würde er in etwas versinken. Energisch deutete er auf den Untergrund, und wartete auf Rinas Reaktion.
"Er will mir wohl etwas sagen..", sinnierte Rina, während Cim seine Vorführung wiederholte.
"Treibsand?", rief sie laut, und Cim sprang vor Schreck in Deckung. Entgegen seinen Befürchtungen waren keine Schergen aus dem Haus gekommen, und er wiederholte seinen Pantomimenakt.
"Was meint er? Eis das einbricht? Moor? Oh Moor!", Sie gab ihm ein "ok"-Zeichen mit der Hand und Cim seufzte erleichtert auf. Nun änderte er seine Technik, und sprang gebückt herum, eine Hand zum Mund erhoben, und die andere am verlängerten Rücken wegstreckend.
"Was soll das jetzt? Ente? Spatz? Huhn. Ach so Moorhuhn. Ja ich weiß, daß die hier wohnen. ", erneut signalisierte sie Verständnis.
Nun ritt Cim auf einem imaginären Pferd durch den Garten, und öffnete eine Tür.
"Moorhuhn ist geritten und hat eine Tür geöffnet. Sehr interessant. Welche Tür? Und wohin geritten?"
In diesem Moment klopfte es an ihrer Tür. Sie ging zurück ins Zimmer und forderte zum Eintreten auf.
Erneut war es der alte Daniel, mit geröteten Augen, als hätte er gerade erst Tränen vergossen.
"Verzeiht Herrin, aber ich war etwas abgelenkt, weil uns ein weiterer Gast beehrt hat.", sagte der schluchzende Mann, "Welche Wünsche habt Ihr?"
Rina zählte endlich eins und eins zusammen, und wusste nun durch welche Tür, welcher Moorhuhn gegangen war.
"Ich brauche nichts. Ich werde mir dann ein wenig die Stadt ansehen. Danke!", antwortete sie schnippischer als geplant, und entließ den Diener.
Er war alleine hier, und sie konnte ihn jetzt schnappen. Was immer ihn hergeführt hatte, seine Bande konnte nicht weit sein.
Eilig begann sie damit einen Brief zu schreiben, und holte dann eine Taube aus ihrem Umhang. "Flieg zum Kommandeur, Täubchen!", flüsterte sie und warf das Tier in die Luft. "Und nun schnappen wir uns den Räuberhauptmann!"

Es war närrisch gewesen hier her zu kommen. Er hatte sich darauf verlassen, daß Bart und Kleidung ihn unkenntlich machen würden, aber der alte Daniel hatte ihn sofort erkannt. Weinend hatte er ihm vom Tod seines Vaters und der bevorstehenden Hochzeit berichtet. Carolus war seinem Bruder und Esmeralda auch nicht böse, immerhin war er jahrelang weggewesen, und sein Vater wünschte sich diese Ehe.
Es lastete schwer auf seinen Schultern, daß er Schuld am Tod seines alten Herren hatte, der sich den Werdegang seines Sohnes so zu Herzen genommen hatte.
Teilnahmslos sah er dem Pagen zu, der ihm Schinken, Brot und Wein brachte und wieder ging, hätte aber beim besten Willen nichts hinuntergebracht.
Er öffnete die Balkontür, sprang nach unten und ging zu den Stallungen um sein Pferd zu holen.
Das mit Gennua-Krötengift versetztes Mahl, das sein letztes hätte werden sollen, blieb stehen, und wartete auf ein anderes Opfer.

Rina hatte sich mit gezogener Waffe an die Tür geschlichen, die der Page gerade verlassen hatte. Immer an die Wand gepresst, näherte sich ihre Hand Millimeter um Millimeter dem Türgriff, riß sie endlich auf und schrie "HAHA, ergib ... verdammt.". Das Zimmer war leer bis auf ein Tablett mit Wein und einem verlockend riechendem Beinschinken. Sie widerstand der Versuchung, und ging in die Stadt um Cim suchen. Wenn Carolus aufgebrochen war, um seine Bande zu holen, würde es hier bald interessant werden.


** Wache Pseudopolisplatz, Büro des Kommandante **

"Und wenn Du die Nachricht überbracht hast, wartest Du noch eine Weile
bis der Empfänger sie gelesen hat. Dann eilst Du zurück zu mir, und
gibst mir die Liefer- und Lesebestätigung! Alles klar?"
Rince versuchte nun seit einer Stunde Reggie klarzumachen, was eine
Empfangsbestätigung ist. Leider mit wenig Erfolg.
"Was ist wenn er sie gelesen, aber nicht verstanden hat?"
"Egal"
"Was ist, wenn er sie auf einen Haufen wirft und ignoriert, so wie Du immer? Soll ich dann auf ewig dort rumhängen, und warten?"
"Nein, dann bringst Du mir einfach nur die Empfangsbestätigung, und
ich verdonnere denjenigen zu Putzdienst am Wochenende!"
Gerade wollte der Rohrpostdämon einen neuen Einwand bringen, als eine
Taube durchs Fenster kam und über ihnen im Kreis flatterte.
Rince wusste schon was kommen würde, nahm einen der Berichte für
Vetinari und hielt sie über seinen Kopf. Der Dämon war nicht so
schlau, und sah mit entsetzten Augen, wie eine geballte Ladung
Taubendung auf ihn zu schoss und den größten Teil seines Kopfes
bedeckte.
Leider war die natürliche Gelassenheit dieser Wesen gering, und
bereits durch Rince Vortrag strapaziert worden.
Reggie schoss wie eine Furie auf das Tier zu, das den Fehler gemacht
hatte sich hinzusetzen.
Die Konturen von Taube und Dämon verschwammen vor Rince Augen, und als
ein satter Rülpser endlich eine Ladung Federn und ein kleines Stück
Papier zu Tage förderte, waren nur wenige Sekunden vergangen.
"So. Wieder was geschehen! Sei nicht böse, Chef ,ich muss jetzt.
Dringende Sitzung mit einer Brieftaube, wenn Du verstehst. Heheh". Und
der Meldedämon war wieder ihm Rohrsystem verschwunden.
Rince wischte die Federn auf den Boden, und hob den Zettel auf. "..also
schick uns bitte so schnell wie möglich Verstärkung, damit wir die
Sache abhacken können.
Liebe Grüße,
Rina (Fwl.)."
Der Rest der Nachricht war wohl mittlerweile ein Opfer der aggressiven Verdauung des Meldedämons geworden.
Rince kratzte sich am Kopf, und fragte sich wohin er wohl Verstärkung hätte schicken sollen.


Carolus ritt nicht sofort zum Lagerplatz seiner Bande, und besuchte noch ein letztes Mal die Orte die seine Jugend geprägt hatten. Wehmütig warf er Steine in den kleinen Weiher, stahl einen Apfel vom Baum des Gemeinschaftstempel der niederen Götter, und machte sich endlich auf zum Turm, der ihn als Kind, mit seinen Geistern geängstigt hatte.
Da sah er im dämmerigen Licht eine Gestalt mit einem Korb auf den Turm zugehen. Er hielt an, und beobachtete weiter. Der Mann schob den Korb durch eine Öffnung am Boden des Bauwerks und ging wieder weg, sich ständig umsehend als befürchte er, bei etwas Verbotenen erwischt zu werden.
Neugierig ritt Carolus langsam näher, und hörte schon von weitem die Stimme.
"Ha! Was soll das für ein Fraß sein Kerl! Das ist Abfall! Bist Du Dir bewusst, daß ich früher nur vom Feinsten gegessen habe. Na warte, wenn ich hier rauskomme, werde ich Dich und meinen feinen Sohn in die Mangel nehmen."
Trotz des recht lautstarken Protestes waren die letzten Worte bereits von schmatzenden Geräuschen und dem Gluckern einer Weinflasche unterbrochen worden.
"Offenbar ein hungriger Geist, der das so laut schimpft", dachte sich Carolus, dem die Stimme seltsam bekannt vorgekommen war.
"Von hinten zuschlagen! Das sieht ihm ähnlich. Wahrscheinlich hat sich meine Frau mit einem Landstreicher eingelassen. Ich lehne jede Verantwortung für dieses Subjekt ab!", führte der Essende seinen Monolog fort.
"He Stimme aus dem Turm! Bist Du Geist oder fühlender Mensch?", rief Carolus nun, und das Schmatzen wurde kurz beendet.
"Wenn Du mich hier rauslässt, sag ich es Dir! Oder bist Du nur ein Scherge meines Sohnes, der mich nun endgültig erledigen will?"
Für Carolus gab es keine Zweifel mehr, er nahm die Streitaxt die auf seinem Sattel hing, und ihm einige Male den Kopf gerettet hatte, und schlug wie ein Berserker auf die Tür ein.
Die Eiche hielt letztendlich länger durch, als das Gemäuer und die Tür fiel samt dem Rahmen in den Raum dahinter.
"Kommt heraus Mann, denn ich glaube ich kenne Euch. Ihr seid, so wahr ich hier stehe kein Geist!"
Vorsichtig, einen Stock zur Verteidigung erhoben, kam der alte Max von Moorhuhn nun aus dem Turm, und fragte unsicher: "Wer seid Ihr, dem ich meine Rettung zu verdanken habe?"
Doch weder der Bart , noch das dämmerige Licht, konnten verhindern, daß der Vater seinen eigenen Sohn wieder erkannte.
"So Du nicht selber ein Geist bist, wurde auch Dir übel mitgespielt, mein Sohn. Komm in meine Arme!"
Schnell erfuhr Carolus vom ganzen Umfang des Betruges, und mit seinem Vater hinter sich, ritt er zurück zu den Räubern.
Er würde seinen Bruder lehren, was es hieß ihn zu betrügen.

"Wohin reiten wir mein Sohn?", fragte der geschwächte Baron, doch die Lagerfeuer vor ihnen, gaben bereits die Antwort.
Lautstarker Jubel tönte unter den Räubern, als Carolus einritt, und sofort scharte sich alles um ihn. Nun fast alles, den Damien und MeckDwarf hingen sauber verschnürt und mit den Beinen nach oben an einem Baum.
"Dies, meine geliebten Männer, ist mein Vater. Mein Bruder hat ihm ebenso übel mitgespielt wie mir, und es ist an der Zeit Rache zu tun.
Wir wollen nicht Heuschrecken gleich über McFrank herfallen. Nur mein Bruder muss bestraft werden. Ich möchte, daß er lebend, aber nicht allzu gesund, hierher gebracht wird. Wer tut mir diesen Liebesdienst?"
Überwälder drängte die anderen beiseite. "Herr, gebt mir den Auftrag! Ich werde den Schurken vor Euer Angesicht zerren, oder beim Versuch sterben!"
So geschah es. Gemeinsam mit zwei weiteren Kumpanen ritt Überwälder zum Schloss, und hielt sich nicht lange mit Erklärungen auf.
Schreiend und wütend lief er durch die ehrwürdigen Hallen, die in Folge der gewerkschaftlich zugesicherten Pause der fünf Wächter leider unbewacht war.
Franius lief "MORDIO" schreiend durch das Schloss, auf der Suche nach Hilfe, die es aber nicht gab.
Endlich fand er sich in dem Zimmer wieder, das kurz von seinem Bruder bewohnt worden war, und verbarrikadierte die Tür. Schon erklangen die ersten Schläge gegen das schwere Holz, als ihm das Tablett auffiel, daß nach wie vor auf eine hungrige Seele zu warten schien.
Franius wurde ruhig. Er wusste, daß sein Spiel, in dem Esmeralda die Regeln vorgegeben hatte, vorbei war, und nahm den Kelch, der nebst einer Unze Krötengift den besten Rotwein seines Kellers enthielt, und trank ihn leer.
Krachend kam nun auch Überwälder durch die Tür, und sah gerade noch wie der Bruder seines Hauptmannes den letzten Tropfen austrank.
Er versuchte noch ihm den Kelch aus der Hand zu schlagen, stellte aber bald verwirrt fest, daß er sich selber zu Boden fallen sah und Franius neben einem sehr großen, knöchernen Mann mit Sense stehen sah.
"ALSO DAS TUT MIR JETZT WIRKLICH LEID, HERR ÜBERWÄLDER! DU WÄRST EIGENTLICH ERST BEIM SCHLUSSKAMPF DRAN GEWESEN. ICH HAB DICH WOHL VERSEHENTLICH MIT MEINER SENSE ERWISCHT. JETZT HAB ICH DIE GANZE GESCHICHTE VERÄNDERT. SAUER?"
Nun normaler Weise hätte er es nicht auf die leichte Schulter genommen, versehentlich getötet zu werden, aber irgendwie war es ihm jetzt auch egal.
"Ach ist schon ok. Könntest Du den Kerl vielleicht ein paar Jahrhunderte hier spuken lassen? Er soll nicht so ungeschoren davonkommen."
Tod kratzte sich nachdenklich an der Stelle wo sonst wohl ein Ohr gewesen wäre. "NUN ZU STERBEN, IST NICHT GERADE UNGESCHOREN DAVONKOMMEN. ABER OK, WENN ES DIR WAS GIBT. ABER ICH WEISS WAS BESSERES ALS DAS SCHLOSS!HAHAHA".
Auch wenn er das mit dem Lachen wieder nicht hinbekam, die Idee war gut, und so gab es endlich einen wirklichen Geist in dem alten Turm, der dann doch nicht zur Gruft seines Vaters geworden ist.

"Sollten wir nicht reingehen, und sie aufhalten?", fragte Cim unsicher, doch Rina schüttelte energisch den Kopf. "Wir suchen Carolus, nicht irgendwelche Typen. Warten wir noch". Kurze Zeit später schleppten zwei der Räuber einen dritten, der wohl im Rahmen des Überfalles gestorben war aus dem Schloss und ritten davon.
"Los!", befahl Lady Lanfear, die sich wieder in einen normalen suspendierten Wächter verwandelt hat "Sie werden uns zu ihm führen".
Sie sprangen auf ihre wartenden Pferde, und Cim musste seinen Bedenken Luft machen. "Ja, zu ihm und zwanzig weiteren Räubern. Ich wette MeckDwarf hat mächtig viel Spaß, wenn uns die Meute auf handliche Teile hackt."
"Memme, Memme!", rief Rina, und preschte hinter den Beiden her.
"Bist Du feig, und kannst entrinnen, kannst ein andermal gewinnen", rief Cim, und ritt ihr missmutig nach. Eles bellte ihre Zustimmung lief aber ebenfalls hinterher.

Die beiden Räuber brachten den toten Überwälder, und wurden von allen ignoriert. Zu packend war die Auseinandersetzung zwischen Sohn und Vater, die gerade am Laufen war.
"Soll das heißen Du bist tatsächlich Räuberhauptmann geworden?", der gerade noch geschwächt wirkende Max, war nun hochrot im Gesicht und starrte seinen Sohn aus zusammengekniffenen Augen an "Ich warte junger Mann".
Oh, wie Carolus es hasste "junger Mann" genannt zu werden. Noch dazu vor den anderen.
"Also eigentlich", begann er stotternd und scheute den Blick seines Vaters, "ein wenig vielleicht, aber nicht so richtig. Wir haben die Leute ja vielmehr gebeten, was für die Armen zu geben."
"Und wenn sie es nicht passend hatten, hast Du sie vorsichtshalber umgebracht, oder was? Was habe ich für Bestien großgezogen? Der Eine will mich umbringen, der Andere erledigt den Rest der Welt. Du wirst Dich gefälligst den Behörden stellen! Ist das klar? Ich habe keine Lust deinetwegen schief angesehen zu werden. Unglaublich! Weißt Du überhaupt welche Auswirkungen so was auf unser Pferdegeschäft haben kann?"
"Aber Papa! Ich habe die Zitadelle des Militärpräfekten vom Berg gesprengt. Was glaubst Du werden die mit mir machen, wenn ich dort auftauche?"
"Das hättest Du Dir früher überlegen müssen! Schon als Kind hab ich Dir gesagt: Wer ein Fenster einwirft, muss es auch zugeben, ja, das habe ich Dir immer gesagt!"
Der idyllische Familienstreit wurde an dieser Stelle von einer Stimme unterbrochen, die in Folge der Nervosität zwar leicht zitterte, aber doch überraschend laut war.
"HIER SPRICHT DIE STADTWACHE VON ANKH-MORPORK. ERGIB DICH MOORHUHN. MEIN BOGEN ZIELT GENAU AUF DEINE KEHLE, EIN ZWEITER AUF DEINEN VATER! LEG DIE WAFFEN WEG, UND KOMM HIERHER!"
Letzteres war eine eindeutige Lüge, denn Cim stand hinter einem Baum und hatte sich längst die Hand vor die Augen gehalten, weil er den kurzen Rest der Tragödie wenigstens nicht sehen wollte. Rina stand mit gespanntem Bogen offen sichtbar da, und glaubte offenbar daran, daß es unhöflich wäre eine adelige Dame bestialisch umzubringen. Er hoffte, daß sein nächstes Leben nicht durch eine suizid-gefährdete Kollegin beendet werden würde.
Erwartungsgemäß fuhren zwanzig Hände geschlossen zur Waffe, und MeckDwarf und Damien dachten noch mal an die netten Zeiten die sie in Ankh-Morpork gemeinsam erlebt hatten.
"Du hast gehört was die Dame gesagt hat, Junge! Ergib Dich, und stehe zu Deinen Taten! Oder willst Du jetzt doch noch für meinen Tod verantwortlich sein.", sagte Max fordernd.
Mittlerweile zielten bereits 9 Pfeile auf verschiedenste Körperteile von Rina, und der Rest näherte sich ihr langsam.
Carolus starrte zu Boden. Was hatte er bewegen können? Ein paar Bauern, hatten jetzt mehr Geld als gut für sie oder ihre Leber war. Ein paar Bonzen waren toter als zuvor. Nebenbei war er für den Tod einer Ladung Waisenkinder, und anderen Unschuldigen verantwortlich.
Ohne ein weiteres Wort, ließ er seine Waffen fallen, und ging auf Rina zu. Auf halbem Wege drehte er sich um, und sagte "Männer, geht nach Hause, wenn ihr eines habt. Wenn nicht, verwendet Euer Geld dafür eines zu schaffen. Das ganze war ein schrecklicher Irrtum, und ich werde jetzt endlich die Konsequenzen dafür tragen!"
Damit wendete er sich zu Rina, und sagte "Bringt mich nach Ankh-Morpork. Ich bin Dein Gefangener!".
Rina war kurze Zeit verblüfft, ließ es sich aber nicht anmerken. "Gute Wahl, Moorhuhn!", sagte sie während sie seine Hände fesselte.
Cim glaubte immer noch, daß es sich um eine Falle handelte, nahm aber nun die Hand von den Augen. Die Räuber standen da, wie ein Haufen Kinder denen man den Ball weggenommen hatte. Ihre Waffen waren längst wieder herabgesunken. Damien und MeckDwarf, hingen nach wie vor geknebelt an den Bäumen, und waren zu verblüfft um auf sich aufmerksam zu machen.
Langsam wurden die Leute weniger, bis nur mehr Max von Moorhuhn auf dem ehemaligen Lagerplatz stand.
"Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Was immer Deine Strafe sein wird, Du hast ein Heim, zu dem du zurück kehren kannst. Außer der Patrizier von Ankh-Morpork hat weniger Humor, als ich ihm zutraue. Leb nun wohl. Du bist ja doch mein Sohn!", damit schwang er sich auf das Pferd seines Sohnes und ritt zum Schloss zurück.
"st ds wkl grde pst?", fragte ein hängender Damien einen hängenden MeckDwarf. "Hlt ns ndlch hr rnt", brummelte dieser durch seinen Knebel.


EPILOG


Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Nach dem Tod von Herzog Zakill erinnerte sich Vetinari gar nicht mehr daran, wer der Juwelier Tamid war, gratulierte Rince aber für seine Initiative, und den Einsatz seiner Mitarbeiter im Ausland.
Der Kommandeur hielt es mittlerweile für angebracht, einige der Freiwilligen zu befördern. Sein einziger Tadel galt der Unordnung in seinem Büro, weil immer alle Leute ihre Dienstmarken auf seinem Schreibtisch liegen ließen.

Baron Max von Moorhuhn ehelichte wenige Wochen später Esmeralda von Edelarm, und man munkelte bereits daß sich Nachwuchs ankündigte, was ihn nun wieder etwas überraschte.

Die Preise in Skote haben sich wieder einem normalen Niveau angepasst, und manchmal sind auch nicht alle männlichen Einwohner betrunken. Dennoch hat die Revovierung der kleinen Ortschaft nicht geschadet, und der neue Trend "Verschönerungsverein" wurde geprägt.

Von den restlichen Räubern fehlt jede Spur. Einerseits weil sich einige recht erfolglos weiter in diesem Metier bewegten. Andererseits wurde das Gros der ehemaligen Seifen-Bande Bauern, die sich in der Sto-Ebene ansiedelten, und beim Lagerfeuer seltsame Geschichten erzählten.
Nur Carolus von Moorhuhn kennt mittlerweile jeder in Ankh-Morpork.

Vetinaris Strafe für Moorhuhns Verbrechen wird von den einen milde und den anderen grausam bezeichnet. Auf jeden Fall war Baron Moorhuhns Einschätzung seines Humors richtig.
Der kleine Wagen mit dem Kohlebecken, auf dem "Moorhuhns mobile Windelbox" stand, war aus dem Ortsbild bald nicht mehr wegzudenken, und viele Mütter waren froh über die Hilfe des Hauptmannes der Seifen-Bande in schmutzigen Zeiten.

ENDE



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