Der Tod heilt alle Wunden

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von Chief-Korporal Ecatherina Erschreckja (FROG)
Online seit 20. 10. 2001
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Ecatherina schlittert durch Zufall in eine eigenartige Geschichte, welche von Erschaffung von merkwürdigen Kreaturen, den Kampf zwischen Vampiren und Werwölfen und anderen Zeugs handelt.

Dafür vergebene Note: 12

Die ersten Sonnenstrahlen fielen auf die Straßen und trafen eine am Boden sitzende Frau. Ecatherina blinzelte. Alles um ihr herum war total verschwommen und sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Sie sah auf ihre rechte Hand und dort befand sich noch immer die Flasche mit edelstem Whisky. Langsam verstand sie, warum Humph öfters so viel trank. Sie hatte zwar keinen Kobold im Kopf, doch mit diesen Mengen von Alkohol wäre er sicher verstummt, wenn er da gewesen wäre; immerhin hatte sie schon Mühe, irgendetwas in ihrer Nähe war zu nehmen. Mit den Zähnen öffnete sie die Flasche - mit den Händen hätte sie es nicht mehr geschafft - und nahm noch einen großen, beruhigenden Schluck, um etwaige Kopfschmerzen, die nach dem Rausch kommen sollten, zu verhindern. Dann stellte sie die Flasche weg, oder besser gesagt, diese rollte weg, was aber nicht weiter tragisch war, immerhin war sie fast leer und kroch auf allen vieren zur nächsten Bank, wo sie sich mühevoll in die senkrechte Lage brachte, was aber nicht von langer Dauer war. Kurz nachdem sie die ersten Schritte wagte, flog sie auch schon wieder hin. Hätte sie nicht so einen gut gepolsterten Mantel gehabt, wären ihre Fläschchen mit samt den Giften und anderen gefährlichen Zeugs nun gebrochen und sie wäre, ohne dass sie es bemerkt hätte, erstickt oder vergiftet worden. So lag sie nur ein paar Minute regungslos auf dem harten Pflaster und startete dann einen weiteren Versuch. Diesmal hantelte sie sich an der Mauer weiter, anstand mitten auf der Straße weitergehen bzw. torkeln zu wollen. Sie befand sich irgendwo in den Schatten, wusste aber nicht wo oder wie sie hier herkam. Das einzige woran sie sich erinnerte war, dass sie gestern mit Humph in der Bar viel getrunken hatte; er, weil er etwas von Paranoia und dem Kobold faselte und sie, weil sie den Verlust ihrer Kindheitsfreunde verkraften wollte. Doch jetzt befand sie sich in irgendeiner Seitengasse und versuchte zurück zur Bar zu finden, was aber aufgrund der Tatsache, dass sie immer entlang der Wand schlich und daher im Kreis lief, eine aussichtslose Situation darstellte. Erst nachdem sie fünfmal den Häuserblock umkreist hatte, kam ihr die Bank plötzlich wieder bekannt vor. Sie setzte sich hin und erblickte neben ihr am Boden die Flasche, die sie vor einer Stunde hier verloren hatte. Schnell, für ihren Zustand halt berechnet, hob sie die auf und führte den Hals an ihren Mund, doch außer den letzten Tropfen konnte sie nichts mehr ergattern. Eca sah der Straße entlang, alles drehte sich. Doch die eine Stunde ohne Alkohol, der vorige kurze Schlaf und die Laufübungen hatten ihr es dann doch ermöglicht, sich wenigstens auf den Beinen zu halten, ohne dass sie sich irgendwo anhalten musste. Obwohl sie dass noch nicht wusste, stand sie bewusst energisch auf, straffte ihre schmutzige Uniform und torkelte die Gasse hinunter, ohne dabei niederzufallen, aber dafür immer von der linken zur rechten Seite und umgekehrt laufend. Sie erreichte wieder die Quergasse und beim nächsten Seitenwechsel fand sie sich in einer anderen Gasse wieder, welche noch dreckiger und dunkler zu sein schien. Am Ende der, wie sich rausstellte, Sackgasse hätte man ein Streitgespräch hören können, sowie eine lautstarke Kämpferei, wäre man nüchtern unterwegs gewesen und hätte darauf geachtet. Fenster klirrte und ein Körper schlug auf der Straße auf.
"Tsch'uuuldigung.", stammelte Eca, während sie fast über die Leiche flog. Ein anderen Mann, mit einer Nabe im Gesicht und einem blutigen Messer in der Hand streckte den Kopf aus dem Fenster und fing an zu lachen.
"He, Gustl, schau mal, eine stockbesoffene Wächterin. Was ist, hast du Lust auf ein wenig Spaß?", der Typ grinste hämisch und ein weiterer Kopf erschien am Fenster, genauso bösartig und verschlagen aussehend wie der erste.
"Hehe, warum nicht? Bis zu unserem zweiten Auftrag haben wir noch Zeit. Willst du das Messer oder die Peitsche haben?", der zweite holte sie von seinem Gürtel hervor und entrollte sie.
"Gib mir die Peitsche, das dauert länger und ich will sehen, wie sie winselt.", beide fingen an zu lachen und anstatt die Tür zu benutzen sprangen sie gleich durchs Fenster auf die Straße.
"Na meine Süße, Lust auf ein Tänzchen?", er nahm die Peitsche seines Kollegen entgegen und kam mit einem Grinsen näher. Obwohl sie noch immer nicht alles mitbekam, fühlte sie aber, dass etwas nicht in Ordnung war und holte ihre Dienstmarke hervor.
"Aanksch-Mohrpork Schtadtwachhe. Schie schind feschtge.. genommen, wegen.. wegen... na scho halt.", beide Männer lachten, wobei der zweite ohne Narbe sich so in die Gasse stellte, damit Eca nicht abhauen konnte und der erste sich eine günstige Position suchte, wo er genüsslich seine Waffe schwingen konnte. Der Typ holte aus, ließ es in der Luft schnalzen und dann knapp neben Eca. Sie zuckte zusammen, da sie den Lärm und den Lufthauch vernahm, der plötzlich neben ihr auftauchte und dann, als sie ihre Augen zusammenkniff und versuchte sich möglichst zu konzentrieren, merkte sie, wie die Peitsche auf dem Weg war, sie im Gesicht zu treffen. Sie torkelte nach hinten und wäre fast gegen einen spitzen Gegenstand geflogen, wenn sie nicht von jemanden aufgefangen und sachte auf den Boden gelegt worden wäre. Überrascht sah sie auf und konnte nur mehr sehen, wie ein Schemen gerade dem zweiten das Genick brach und dann wieder genau so schnell verschwand, wie er gekommen war. Sie schüttelte ihren Kopf, doch die drei Leichen lagen noch immer da und von dem Unbekannten war keine Spur zu sehen. Sie griff unter ihren Mantel, holte ein Fläschchen hervor und sah es an. Theoretisch hatte sie alle beschriftet, um sicher zu gehen, dass sie keines verwechselte und statt einem Betäubungs-, oder dem jetzt benötigten Konzentrationsmittelchen ein stark wirkendes Gift erwischte, aber als sie versuchte das Etikett zu lesen, hatte sie plötzlich zwei Gläser in der Hand, mit einer noch verschwommenere Schrift darauf. Irgendwie war ihr das jetzt aber egal, nahm den Stöpsel, nachdem sie es geschafft hatte, ihn zu erwischen, warf ihn weg und trank den flüssigen Inhalt; kurze Zeit später wurde sie ohnmächtig.

Eine nasse Zunge schleckte ihr andauernd übers Gesicht und als Eca die Augen öffnete, sah sie in das Gesicht eines kleinen Pudels, der sie wohl ins Herz geschlossen hatte. Mit einer Handbewegung schleuderte sie den Hund weg, sie war gerade nicht in einer tierfreundlichen Stimmung. Sie hatte fürchterliche Kopfschmerzen und ihr war verdammt schlecht. Sie setzte sich auf und sah auf das Fläschchen, dass sie am Vormittag, jetzt war bereits der späte Nachmittag angebrochen, zu sich genommen hatte; darauf stand "Englicks Rattengift". Sie warf das Glas im hohen Bogen weg, drehte sich zur Seite und übergab sich heftigst. Außer Blut und viel Flüssigkeit kam da nichts raus und ihr kam in den Sinn, dass sie ja schon seit längerem nichts mehr gegessen hatte. Sie fühlte sich hundeelend. Sie schwörte sich, nie wieder einen Tropfen Alkohol, sowie Rattengift, zu sich zu nehmen. Der Pudel, der neben ihr saß und sie beleidigt ansah, fing plötzlich an zu bellen und sie glaubte schon, ihr Kopf würde zerplatzten. Sie schnappte sich das nächstbeste in ihrer Nähe und schmiss es nach ihm, welcher dann gleich wieder verschwand. Als sie auf ihre Hand sah, merkte sie, dass diese nun Blutverschmiert war und als sie Ausschau hielt, was sie da eigentlich geworfen hatte, fiel ihr Blick auf einen abgerissenen Arm. Gleich musste sie sich nochmals übergeben, doch diesmal kam nicht mehr viel heraus, im Gegenteil, es tat eigentlich nur unnötig weh. Sie stand auf und betrachtete fragend die Leichen. Bei der ersten hatte sie in dämmriger Erinnerung, dass dieser von den anderen zweien umgebracht und aus dem Fenster geschmissen wurde, doch was den anderen passiert war, und warum dem Narbenmann ein Arm fehlte, dass blieb ihr ein Rätsel. Sie war sich sicher, dass sie nie die Kraft besessen hätte, dass zu tun, egal wie besoffen sie gewesen war. Sie beugte sich über den dritten Mann, dessen Genick blau gefärbt und zur Seite gedreht war, musste sich aber gleich wieder erheben, da schon ein ziemlich strenger Gestank von ihm ausging und dass ihr zur Zeit sehr empfindlicher Magen nicht aushielt. Sie schluckte und wollte davoneilen, als sie Stimmen aus dem Haus vernahm, aus welchen vor einigen Stunden der Mann geschmissen wurde. Sie stellte sich schnell in den Schatten und hielt sich schmerzend den Magen. Ein Geräusch erklang, welches darauf hindeutete, dass eine Klappe am Boden geöffnet wurde und mehrere Männer daraus hervor kamen.
"Joseph, komm sofort her!"
"Ja, mein Herr?", zwei Männer traten zu der ersten Leiche, wobei einer einen Anzug trug.
"Woher wussten Dragons Männer, dass sich Lui hier versteckte?"
"Keine Ahnung, mein Herr. Aber anscheinend haben sie die gerechte Strafe erfahren."
"Das bringt jetzt auch nichts mehr. Wir brauchen jetzt unbedingt einen neuen Chemikalienmischer. Die Lieferung muss morgen raus. Verriegelt den Eingang im Haus, damit ihn keiner findet und schafft die Leichen weg. Dann suchst du dir ein passenderes Haus für unsere Geschäfte."
"Ja, mein Herr. Ich werde mich sofort auf den Weg machen."
"Gut, schick die Männer dann zu mir. Ich brauche sie im Lagerhaus."
"Ja, mein Herr."
"Und lass dir nicht zuviel Zeit mit den Leichen, ich will nicht, dass dich jemand sieht."
"Nein, mein Herr.", der angebliche Diener schnappte sich den Arm, den Eca vorhin nach dem Hund geworfen hatte und biss einmal ab.
"Was war dass für ein Geräusch, Joseph?", Eca hielt sich den Mund, damit sie sich nicht übergeben konnte, bzw. dass man es nicht hörte, wenn es sie reckte. Der Mann nahm den Arm vom Mund und sah sich um, genau in diesem Moment flog etwas über den Häusern hinweg und machte ziemlich viel Lärm dabei.
"Anscheinend nur ein Vogel, mein Herr."
"Gut, dann beeilt euch. Ich erwarte dich in einer knappen halben Stunde bei mir.", das waren die letzten Worte des Anzugsmann bevor er verschwand.
"He, Jungs. Kommt her. Es gibt Futter.", danach kam ein Haufen von kleinwüchsigen Männern und schlugen ihre Zähne in die noch saftigen Leichen. Eca musste die Augen schließen und hoffte, dass diese Monstren endlich verschwanden, damit sie gehen konnte. Ihr war noch schlechter als schlecht. Nach zehn Minuten war wieder Ruhe eingekehrt und nachdem Eca ihre Augen wieder öffnete, sah sie auf einem Berg lauter blank geleckter Knochen. Noch mal reckte sie es lauthals und plötzlich kam einer dieser Kleinwüchsigen aus dem Haus gerannt.
"Hier war was, ich hab was gehört; grrrrrrrrr."
"Was denn, Gogo?", fragte Joseph, der auch gleich hinauskam.
"Es klang so, als wenn sich jemand übergeben möchte; grrrrrr."
"Hm, das war doch heut schon einmal. Geh rein und macht die Tür fertig, ich kümmere mich darum.", Joseph ging einen großen Kreis und sah sich um, während Eca versuchte, den Atem anzuhalten.
"Ich weiß, dass du da bist. Zeig dich, oder willst du, dass ich dich finde? Kein Problem.", sie sah wie dem Mann plötzlich Haare wuchsen, aber nicht so viel, dass er ein Werwolf sein könnte. Seine Zähne wurden spitzer und seine Augen vogelähnlicher.
"Weißt du, was bei Tieren besonders praktisch ist? Sie haben bessere Instinkte. Ich will zwar nicht sagen, dass ich ein Tier bin, aber Instinkte habe ich allemal.", er hob die Nase und roch einmal.
"Hm, junges, lebendiges Fleisch.", dann stand er genau vor Eca und starrte sie an.
"Ich kann die zwar nicht sehen, aber riechen.", er fuhr die Hand heraus, packte Eca und zerrte sie ins Licht.
"Zuviel Alkohol gehabt, was Wächterin?"
"Eh, es ist gegen das Gesetz, eine Wächterin zu töten."
"Ach, ist es das? Hast du Dragons Leute umgebracht?"
"Eh, ja, genau, hab ich. Pass bloß auf, ich habe furchtbare Kräfte.", und Krämpfe wollte sie anschließen, ließ es aber. Der Mann lächelte und ließ sie los.
"Das bezweifle ich. Ich kann deine Angst förmlich riechen.", er stieß einen kurzen vogelähnlichen Schrei aus und die anderen zehn kamen aus dem Haus gerannt.
"Seit ihr mit der Tür fertig?"
"Ja, Joseph.", bestätigte ihm Gogo.
"Gut, ich gehe jetzt und seh mich wegen einem neuen Haus um. Ihr kümmert euch um die Frau und kommt dann ins Lager. Achtet aber darauf, dass man ihre Kleidung nicht findet, wir wollen ja kein Aufsehen erregen."
"Nein, Joseph.", dann verschwand auch der andere Mann und Eca blieb mit zehn Monstren allein, die sie gierig anstarrten und immer näher kamen.
"He, wartet mal. Wir können doch darüber reden, hm? Was haltet ihr davon, wenn ich euch dafür bezahle, wenn ihr einfach verschwindet? Ich werde auch garantiert nichts weitersagen."
"Grrrrrr!", plötzlich sprang einer auf sie zu und sie landete in ihrer eigenen Kotze. Er kläffte seine Zähne und als sein Kopf schon dabei war, auf ihren Hals zu stoßen, riss ihn etwas von ihr weg. Schnell blickte Eca auf und sah einen Schemen mit schwarzen Umhang, der anfing die kleinen Geschöpfe in der Luft zu zerreißen und dabei viel Spaß zu haben schien. Sie sprang auf und wollte die Person festhalten, nicht, weil sie wollte, dass sie aufhört, die Biester zu töten, sondern eher, weil sie endlich wissen wollte, wer das war. Genau als sie sie fast erreicht hatte, setzte diese Person ab und flog weg. Eca versuchte ihr nachzusehen und zu ermitteln, wohin sie flog, sie war aber zu schnell weg gewesen. Zurück blieben nur mehrere kleine, zerfetzte und sehr tote Körper, und wieder musste Eca merken, wie sensibel ihr Magen doch war. Übelst gelaunt und voller Schmerzen durchsuchte sie das Haus, konnte aber keine Tür oder so was ähnliches finden, auch nicht etwas, was hohl klang und nach etwas Verstecktem aussah.
Sie fragte sich, wie sie eigentlich in diese Gegend gekommen war, was sie verbrochen hatte, dass die das Ganze hier erleben musste und warum es ihr soo schlecht ging; die letzte Antwort wusste sie aber. Eilig machte sie sich auf zum Pseudopolisplatz, um dringendst Pismire aufzusuchen. Sie hätte zwar auch zu Humph gehen können, doch so wie sie aussah und wie sie sich fühlte, wollte sie das lieber nicht riskieren, wer weiß, wie lange sie dass dann zu hören bekommen hätte. Sie blieb im Schatten, immer darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Kurze Zeit später fand sie ihren Weg und schlich ins Haus. Schnell schrieb sie eine kleine Notiz für irgendwem, der sich für den Fall interessierte, legte es auf den Tresen und machte sich dann auf zu SUSI.

"Was stinkt den hier so penetrant nach Alkohol und Kotze, verdammt?", fing Lady Rattenklein an, nachdem die Tür aufging und Eca hereinstürmte.
"Ähm, Lady? Würdest du mir bitte einen Gefallen tun und mir diese Chemikalie besorgen, danke.", sie drückte ihr einen Zettel in die Hand und die Gnomin machte sich mit einem fragenden Blick auf in das Chemikalien-Kammerl. Als sie weg war, suchte Eca Pismire.
"Äh, hallo Oberfeldwebel."
"Wie siehst du denn aus?"
"Das ist eine lange Geschichte. Der Grund warum ich hier bin ist, dass ich versehentlich ein Fläschchen "Englicks Rattengift" getrunken habe und mich jetzt ziemlich mies fühle."
"Englicks Rattengift? Das sollte kein Problem darstellen. Das Gift ist nur für Ratten gefährlich, deswegen wird es öfters vom Kleinen Irren Arthur verwendet. So wie du aussiehst, liegt das Problem eher am übermäßigen Alkoholkonsum. Könnte auch sein, dass das Gift mit dem Alkohol etwas reagiert hat. Am besten zu legst dich ins Bett, trinkst einen gesunden Kräuter-Tee und kurierst dich aus."
"Ähm, Danke. Es wäre auch sehr nett, wenn du das Ganze hier für dich behalten könntest."
"Natürlich."
"Also, Eca, hier ist dein gewünschtes...", Lady Rattenklein kam wieder ins Zimmer, doch außer einem grinsenden Pismire und einer gerade zufallenden Tür konnte sie keinen mehr sehen.


**2 Tage später**

Frisch gebadet und gestärkt machte sich Eca nun fertig, um den Fall nochmals zu untersuchen. Sie hatte zwar Pismires Rat befolgt und sich ein wenig ausgeruht, doch ihre Kopfschmerzen gingen einfach nicht weg. Als sie dann noch diese Alpträume von wegen leichenfressenden Monstern und einem zerfleischenden Schatten bekam und schweißgebadet aufwachte, fasste sie den Beschluss, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie hatte solche Wesen noch nicht gesehen, die sich auf totes Fleisch stürzten bzw. ihr Aussehen verändern konnten und keine Werwölfe waren. Auch dieser Schatten, der erst aufgetaucht war, als sie ihre Kindheitsfreunde wieder getroffen hatte; er passte einfach nicht dazu. Diese ganze Geschichte kam ihr sehr seltsam vor.

Nach einem kurzen Spaziergang, bei dem sie auch beim Wachhaus vorbeigeschaut hatte, um Ras eine Notiz zu hinterlegen, sollte sie wieder in Schwierigkeiten schlittern und nicht bald wieder auftauchen, dass er sie wenigstens suchen lassen sollte, kam sie wieder zu dem Haus, mit den vielen Knochen, welche aber bis dato schon weggeräumt wurden. Einzelne Kreidespuren konnte sie am Boden ausmachen, bevor sie das Haus betrat. Sie wusste, dass hier irgendwo eine Falltür sein musste und diese wollte sie auf jeden Preis finden. Eine andere Möglichkeit hatte sie nicht, diese Wesen ausfindig zu machen. Sie kniete sich auf den Boden und klopfte jeden Millimeter des Bodens durch, stellte das Möbeliar um, ritze Löcher ins Holz und schüttete mitgenommene Säure auf den Boden, um gleich größere Flächen frei zu machen. Die Säure ätzte sich durch und mit Glück fand sie einen Schacht, der mit Zeugs zugeräumt war und damit keine Hohlgeräusche verursachte, wenn man darüber klopfte. Sie brauchte eine Weile, doch nach einer halben Stunde war der Gang wieder frei begehbar. Sie holte einen Zettel hervor, schrieb eine Notiz darauf, machte einen Pfeil Richtung unten (für die ganz begriffsstutzigen Wächter) und befestigte ihn auf einem Stuhl, den sie vor das Loch stellte. Dann kletterte sie die kleinen Sprießen der Eisenleiter, die dort angebracht war, hinunter und sah sich um. Hier unten war alles rein gefegt und Eca fragte sich, warum sich jemand das antat. Keine Mäuse, Ratten oder anderes Ungeziefer traute sich hierher. Es herrschte totenstille. Sie folgte dem Gang entlang, welcher den Eintrug machte, als wenn er eigens für die Anbindung dieses Hauses zu einem anderen Ort gebaut worden wäre. Weiters sah es so aus, als wenn genau diese Leute den Gang wieder vernichten wollten, bis jetzt aber nicht dazukamen. Leise schritt sie weiter und genoss die Ruhe. Ihren Kopfschmerzen tat diese Abwechslung ziemlich gut. Kurzes Rascheln ertönte hinter ihr und ruckartig drehte sie sich um, doch nichts zu sehen. Sie erinnerte sich an das Theater, dort hatte sie das gleiche Geräusch schon mal gehört und deswegen schritt sie zurück, mit den Händen tastend, ob sich auch wirklich niemand sonst hier befand. Plötzlich spürte sie einen Lufthauch im Nacken und wieder drehte sie sich abrupt um. Es war nichts da, doch konnte sie eine Präsenz spüren, so wie ein paar Tage zuvor auch, und wieder kam sie sich beobachtet vor.
"Wer bist du und was willst du von mir?", flüsterte sie in die Dunkelheit, sie wagte es nicht laut zu sprechen, immerhin wusste sie ja nicht, wo der Gang endete. Wieder spürte sie einen Lufthauch im Genick und langsam kroch ihr ein Schauder über den Rücken. Der Gang war zwar nicht relativ breit, doch ziemlich hoch. Da sie schon wusste, dass diese Person fliegen konnte und deswegen zweifellos ein Vampir war, konnte er oder sie über sie hinwegfliegen, sie verstand nur nicht, warum sie ihn nicht sehen konnte.
"Warum spielst du mit mir, verdammt noch mal. Zeig dich. Sag mir wer du bist."
"Der Tod.", haucht es ziemlich nah an ihrem Ohr und sie zuckte so schlimm zusammen, dass sie gegen die Wand donnerte.
"Du bist nicht Tod, eher tot. Was willst du?", sie spürte einen Finger mit einem ziemlich langen Nagel über ihre Wirbelsäule fahren und blieb erstarrt stehen.
"Hasst du es, dass du mich nicht sehen kannst?", wieder flüsterte es an ihrem Ohr, doch diesmal war sie sich sicher, dass es eine weibliche Stimme war.
"Ich konnte dich doch vorhin auch sehen."
"Nicht nur du beherrscht die Schattenverschmelzung, kleine Eca.", der Finger fuhr ihren Rücken entlang und als er sich beim Nacken befand, spürte sie dort wieder gehauchte Luft und ihre Nackenhaare stellten sich unwillkürlich auf.
"Aber mich können Vampire sehen, warum kann ich dich dann nicht sehen? Und woher kennst du meinen Namen?", sie fasste sich ein Herz und drehte sich um, keiner da, doch eine Sekunde später spürte sie wieder einen Hauch im Genick.
"Hör auf mit mir zu spielen. Verschwinde, ich brauche deine Hilfe nicht."
"Du versteckst dich, willst aber nicht, dass sich andere vor dir verstecken können? Wie naiv, kleine Eca.", in weiter Ferne konnte man Stimmen hören und der Schatten schien auf einmal verschwunden zu sein. Eca stellte noch ein paar Fragen, versuchte die Frau zu finden, doch sie hatte kein Glück. Seit man hören konnte, dass jemand anders in der Nähe war, hatte sich die Vampirin zurückgezogen. Innerlich schaudernd ging Eca weiter, um herauszufinden, wer noch alles hier unten herumlungerte. Das einzige positive an dem kurzen Treffen war, dass ihre Kopfschmerzen auf einmal verschwunden waren.

Sie schlich sich möglichst nahe genug an die Arbeiter heran, doch ohne in den Fackelschein zu gelangen. Anscheinend hatten die Leute doch schon angefangen, den Gang zu entfernen, nur halt weiter hinten. Eca musste über ein paar Gesteins- und Ziegelberge kriechen um annähernd in geringer Nähe zu den anderen zu kommen. Die kleinen Wesen schienen denen zu ähneln, welche sie schon einmal getroffen hatte und welche durch ihren begleiteten Vampir zerfetzt wurden. Sie sahen sich alle ähnlich, waren aber doch irgendwie individuell. Sie schätzte die Zahl der hier arbeitenden auf vage 20. Da einfach nicht genügend Platz war, um unbemerkt an den Kleinen vorbeizuschleichen, beschloss sie zu warten, bis diese eine Pause einlegten. Sie setzte sich gemütlich auf einen Berg im Schatten und sah ihnen beim Arbeiten zu. Eine viertel Stunde saß sie nun schon da und keiner machte den Eindruck, müde zu werden oder sogar eine Pause einlegen zu wollen. Eine solche Arbeitsmoral hatte sie noch nie gesehen. Nicht einmal eine Schweißperle oder ein Keuchen kam ihnen aus, sie arbeiteten einfach im Akkord weiter. Plötzlich spürte sie, wie etwas nah über ihr vorbeischwebte. Schnell griff sie nach oben, konnte aber nur mehr eine Mantelspitze erwischen. Sie versuchte sie festzuhalten, wurde aber mühelos weitergezogen, und so polterte Eca den Berg herunter, während mehrere kleine Gesichter aufmerksam in ihre Richtung horchten. Die Fackeln gingen eine nach der anderen aus und als Eca sich aufgerappelt hatte und zu dem Platz lief, bzw. kroch, an dem die Arbeit verrichtet wurde, konnte sie nur mehr viele Leichen sehen.
"Warum hast du das gemacht, verdammt? Das war nicht notwendig!", Stille erfüllte den Raum und Eca wartete. Sie wollte keinen Schritt mehr weitergehen, bis sie eine Antwort erhielt.
"Es sind nur Maschinen.", hauchte es an ihrem Ohr.
"Was heißt, es sind nur Maschinen? Sie leben auch. Sie sind zwar nicht gerade Lämmer, doch wenn die Wache jeden töten würde, der etwas verbrochen hatte, dann würde es Ankh-Morpork nicht mehr geben."
"Der Tod ist erst der Anfang.", wieder kroch ein Finger über ihre Wirbelsäure, doch statt einem Lufthauch spürte sie diesmal eine Zungenspitze im Nacken.
"Hör auf damit! Ich bekomme Angst vor dir, willst du mich etwa auch töten?"
"Ohne meine Hilfe wärst du schon längst tot."
"Warum machst du das ganze eigentlich? Und wer bist du?"
"Ich könnte deine Zuflucht sein, wenn du mich ließest.", zwei Arme umschlossen ihren Körper und eine Nase fuhr über Ecas Ohr.
"Nur der wahre Tod ist es wert, gelebt zu werden.", die Nase wanderte zu ihrem Hals, eine Hand neigte ihren Kopf sachte zur Seite und fuhr dann mit einem Nagel ihrer Schlagader entlang. Ecatherina war starr vor Angst. Noch nie war sie einem Vampir entgegengetreten, der anscheinend versuchte, sie zu beißen.
"Ich.. ähm.. ich..", sie schluckte kurz und suchte nach Worten, "... ich hänge an meinem Leben.", ein Kopf kam ihrem Hals näher und Ecatherina hielt den Atem an, diesmal im Schock und nicht beabsichtig. Ein Mund mit zarten Lippen berührte ihre Haut und küsste sie. Eine Zunge fuhr langsam auf und ab, erreichte ihr Ohr und dann spürte Eca, wie sie mit ihren langen Zähnen daran knabberte, doch ohne richtig reinzubeißen.
"Du kannst weiteratmen, kleine Eca. Ich komme wieder, wenn du bereit dafür bist.", sie wurde losgelassen und der Schatten verschwand wieder.
"Nein, warte! Sag mir vorher wer du bist, bitte!", flehte sie, doch es war nichts mehr zu hören. Sie schnallte ihren Mantel höher, so dass er ihren Hals umgab und schlich weiter; irgendwie wurde es ihr hier unten langsam ziemlich unheimlich.

Eine große, stämmige Tür versperrte Ecatherina den Weg. Sie sah sehr prunkvoll aus. Hätte man nicht genauer darauf geachtet, hätte man glauben können, die Tür bestünde aus Gold, doch rieb man kurz mit einem harten Gegenstand darüber, bröckelte eine Schicht ab und darunter kam eine massive Eisentür zum Vorschein. Eca betrachtete das Schloss, oder besser gesagt, sie wollte es tun, sie fand nur keins; trotzdem war die Tür verschlossen. Sie sah sich die Wände in der Nähe an, ob sie vielleicht einen anderen Mechanismus fand, doch alles war ziemlich stabil. Langsam vermutete sie, dass die Tür von innen verriegelt war und sie keine Möglichkeit hatte, reinzukommen, als ihr der Gedanke kam, mal den Boden zu untersuchen. Sie kniete sich nieder, klopfte wieder mal alles durch und als es plötzlich klickte, verlor Eca den Boden unter ihren Füßen und rutschte mehrere Meter in die Tiefe.

Eine Hand streichelte ihr sanft über die Wange.
"Guten Morgen, kleine Eca. Du hast lang genug geschlafen, es wir Zeit, dass wir weitermachen."
"Bei was?", sie öffnete die Augen und kleine Vampire mit fletschenden Zähnen tanzten über ihren Kopf. Schnell schüttelte sie sich und griff nach der schmerzenden Stelle auf ihren Hintergrund.
"Was ist passiert?", sie lag mitten auf dem Boden, ober ihr das Ende der Rutsche und um sie herum lagen verstreut Leichen der unbekannten Wesen.
"Du hast den Eingang des Labyrinths gefunden, anscheinend aber ziemlich unerwartet."
"Des Labyrinths? Seit wann gibt es so was in Ankh-Morpork? Und was mach ich jetzt?", anscheinend redete sie wieder mit der Luft, es war sonst nämlich niemand zu sehen.
"Weitersuchen, kleine Eca:"
"Nach was denn?"
"Das weißt du, wenn du es gefunden hast.", ein Rascheln deutete darauf hin, dass die Unbekannte wieder weiterflog.
"Na super, und was ist, wenn ich es nicht finde?", sie raffte sich auf, sah sich nochmals genauer um, damit sie den Weg hierher zurück wieder finden konnte und machte sich auf das Labyrinth zu (unter-)suchen. Komischerweise sahen hier fast alle Gänge und Räume gleich aus und in kürzerster Zeit, wusste sie schon nicht mehr, aus welcher Richtung sie gekommen war bzw., wo sich die Rutsche befand. Sie holte sich ein Fläschchen mit rötlicher Flüssigkeit aus dem Mantel, entstöpselte diese und tunkte ihren Bleistift damit vollkommen ein. Das Holz bekam eine bläuliche Färbung und bröckelte ab wie weiche Kohle. Sie strich damit kurz über eine Wand, um die Richtung anzuzeigen, sprühte etwas von der ursprünglichen Flüssigkeit darauf und die blauleuchtende Farbe bohrte sich in die Wand, als wenn sie zum Stein gehören würde. Damit konnte sie ihren Weg zurück zu der Rutsche finden, doch da wollte sie eigentlich gar nicht hin.

Nach mehreren Wandmalereien hatte Eca es geschafft, einen Teil des Labyrinths zu entdecken, den sie vorher noch nicht gesehen hatte. Dieser Teil glich dem Rest überhaupt nicht mehr. Die Decke lag noch höher als vorhin (hier hätten Trolle Platz gehabt Seilhüpfen zu üben), dafür senkte sich der Gang immer weiter ab, so als würde er immer weiter in die Erde eintauchen und die Mauern schienen sehr alt zu sein. Sie war schon seit vier Stunden, so schätze sie, in der gleichen Richtung unterwegs und sie befürchtete, nicht mehr unter AM zu sein. Ihr Magen knurrte unaufhörlich und ihre Müdigkeit verdrängte ihren Forschergeist. Sie setzte sich hin und überlegte, wo sie denn jetzt schnell etwas Essbares finden konnte, als sie ein paar lautere Schritte hörte. Schnell stand sie wieder auf und stieß nach ein paar Metern auf eine Kreuzung, die erste seit ihrem Spaziergang aus dem Labyrinth hinaus. Sie bog links ab, immer den Geräuschen hinterher und kurze Zeit später fand sie eine Gurke an der Wand lehnen. Von Hunger gepackt griff sie danach, doch plötzlich schnellte eine Hand aus der Dunkelheit hervor, ohne dass sie vorher jemand registrierte, und hamsterte sich die Gurke ein. Verdutzt untersuchte sie die Umgebung und mit verblufften Staunen fand sie eine riesige Höhle, wo mehrere tausend Stück Gurken gelagert waren (meist in Säcken oder anders wie verpackt) und davor einen Troll, der fröhlich an einer knabberte. Eca schlich hinein und ging vor einem kleinen Berg in die Hocke. Sie wunderte sich, warum alle Gurken verpackt oder gesichert waren, doch als sie ansatzweise danach griff, wusste sie es: intelligentes Gemüse. Der Berg fing zu rascheln an und schien bestrebt danach zu sein, der Hand zu entflüchten.
"Jemand da?", der Troll hörte zu essen auf und sah sich erschrocken um.
"Ähm, ja, guten... Tag.", Eca glaubte, dass dieser Troll nicht sehr böse aussah und hoffte, er konnte ihr genauere Angaben von hier unten liefern, deswegen trat sie aus ihrem Versteck genau vor ihn hin.
"Du neu?"
"Ja, so scheint es."
"Du wegmüssen, böser Mann nicht wollen Besuch."
"Wer ist der böse Mann?"
"Er schaffen neue Kreaturen, böse Kreaturen. Er nicht nett gewesen zu mir."
"Warum und wer bist du?"
"Ich dummer Troll. Ich gestohlen seine Gurke, böser Mann mich hier eingesperrt, dafür aber viele Gurken sein hier zum jagen."
"Du stiehlst Gurken?", Eca sah ihn verwundert an.
"Ja, schmecken gut. Schön kernig und intelligent. Helfen zu denken."
"Ach ja, das sieht man. Und du hast dich also erwischen lassen? Wie konnte ein Mann dich dir unten einsperren, Trolle sind doch sehr stark, oder?"
"Böser Mann hat viele böse Kreaturen, Cucumis Angst."
"Cucumis? Ungewöhnlicher Name für einen Troll, aber du bist ja auch durch und durch ungewöhnlich. Warum hat dich der böse Mann hier unten eingesperrt?"
"Er nicht wollen Besuch. Er Cucumis befohlen niemanden ins Labor zu lassen."
"Und wo ist das Labor?"
"Hinter großen Berg von schmackhaften Gurken ein kleiner Gang liegt. Du nicht sollen das wissen. Du in Gefahr wenn doch."
"Nein, natürlich weiß ich nichts davon. Du hast mir ja nichts verraten."
"Gut, sonst Cucumis bekommen großen Ärgern vom bösen Mann."
"Ähm, Cucumis, bevor ich... zurück gehe, kann ich eine Gurke von dir essen und mich hier ein wenig ausruhen?"
"Natürlich, Cucumis sonst sehr selten bekommen Gäste. Du dich hier fühlen wie zuhause."
"Danke.", Eca schnappte sich endlich eins von diesen grünen Dingern, schälte sie mit ihrem Messer und aß zufrieden seufzend. Die Gurke stillte nicht nur ihren Hunger, sondern auch ihren Durst. Danach suchte sie sich eine geeignete Stelle und stellte fest, dass so ein Haufen Gurken sehr bequem sein konnte, wenn man ganzen Tag unterwegs war. Nach einem gehauchten "Gut gemacht." schlief sie ein und wurde erst wieder durch ein sanftes Rütteln geweckt.
"Was isn los?"
"Der Troll ist auf Gurkenjagd, Zeit für dich weiterzugehen.", sie träumte von einem gemütlichen Aufenthalt in der Bahre mit ein paar Freunden und einem guten Buch, doch eine Stimme aus dem Nichts holte sie wieder zurück in die Realität. Sie packte sich noch eine Gurke für unterwegs ein und machte sich auf dem Weg, den großen Berg zu erklemmen. Ein paar mal rutschte sie ab, doch als sie in geringer Ferne lautere Schritte hörte, machte sie einen Satz und kullerte auf der anderen Seite des Berges wieder hinunter. Genau vor dem Eingang blieb sie liegen. Dieser Gang war diesmal ziemlich klein, Eca musste gebückt gehen, um sich nicht ihren Kopf anzuhauen. Glücklicherweise endete er nach einer halben Stunde und Eca fand sich in einem riesengroßen Raum wieder, in dem viele Arten von Gefäßen standen, alle mit irgendwelchen eingelegten organischen Organen (genauer wollte sie sich das nicht ansehen). Hier roch es ansatzweise wie hin und wieder bei SUSI, wenn Pismire Leuten den Bauch aufschlitzte, um nachzusehen, an was diese gestorben waren. Eca durchquerte den Raum und nach hinten wurden die Gefäße immer größer, und die einlegten Sachen immer grauslicher, bis sie zum Ende gelangte und in einem dieser Gefäße eines dieser kleinen Geschöpfe fand, welche Leichen fraßen und gerne arbeiteten, wie es den Eindruck machte. Schaudernd drehte sie sich weg und begab sich in den nächsten Gang, welcher mit einer massiven Tür endete, aber diesmal mit einem Schloss versehen war. Sie blickte durchs Schlüsselloch und sah eine größere Menge dieser kleinen Biester, welche gerade daran arbeiteten, einen ihrer Artgenossen, welcher auf einem Tisch gebunden dalag, auseinander zunehmen und auf einem kleinen Etikett neben dem Tisch, das konnte Eca noch sehen, stand "Fehlerhaftes Exemplar".
"Na super, und wie soll ich da reinkommen?", flüsterte sie.
"Es gibt immer einen Weg.", kam die Antwort aus dem Nichts.
"Ach ja, dann gib mir mal einen Tipp.", bei diesen Worten wurde sie beiseite geschoben und schneller als sie schauen konnte, zerbarste die Tür in mehrere kleiner Holz- und Metallsplitter.
"Nur der Wille zählt."
"Ja, bei deinen Kräften könnt ich das auch sagen.", sagte sie der Welt im Allgemeinen und dem Nichts im Speziellen. Als sie mehrere Kampf- und Todesschreie hörte, stand sie schnell auf und stürmte ins Zimmer. Mehrere Körperteile lagen am Boden, welche aber nicht nur von einer Person zu stammen schienen und der ganze Raum war blutbespritzt.
"Dir macht das wohl Spaß, wie?", sagte sie in einem sehr sarkastischen Ton.
"Kümmere dich nicht um das Unwesentliche, sondern beeil dich, bevor noch weitere Kreaturen kommen."
"Ha, Unwesentliche. Du handelst wie ein schizophrener Killer und ich soll das ignorieren; hast du schon mal gehört, für was Wächter da sein sollten?", doch außer schweigender Stille bekam sie keine Antwort.

Eca hatte nun schon zahlreiche Zimmer durchquert und auf noch suspektere Kreaturen gestoßen, fast alle waren der Zerrstörungswut des Vampirs zum Opfer gefallen. Es schien als hätte der Mann Menschen oder andere Spezies untereinander gekreuzt, und nebenbei noch ein paar Tiere dazugemischt, damits aufregender wurde. Sie schlenderte gerade wieder mal durch einen Gang, als sie vom anderen Ende zahlreiche Schreie hörte. Sie begann zu laufen und stoppte wieder vor einer Tür, die aber diesmal geöffnet war. Langsam und vorsichtig lugte sie ins Zimmer.
"Igor, hol mir noch eines dieser Belebungszangen."
"Fofort, Fir.", ein Igor hinkte in Richtung eines großen Kasten und wenn man ihn von vorne sah, hatte er irgendwie "weibliche" Züge.
"Hier, Fir."
"Julius, wo bleiben die zuckenden Aale?"
"Schon unterwegs, mein Gebieter.", ein Mann mit Magierkutte eilte aus einem Zimmer und hielt ein Glas mit mehreren Aalen in der Hand, die, wenn sie sich berührten, Funken schlugen.
"Joseph, was ist nun mit dem neuen Chemikalienmischer?"
"Er steht bald zur Verfügung, mein Herr. Seine Gehirnwäsche ist jeden Moment abgeschlossen.", Joseph, welchen sie schon einmal begegnet war, saß vornübergebeugt über einem Mann, der aussah, wie ein Alchemist, und mehrere Kabeln auf seinem Körper befestigt hatte.
"Beeil dich, ich brauche ihn."
"Zu Befehl, mein Herr."
"Corpus? Wo ist Corpus?", der Mann, welcher bis jetzt im Hintergrund gestanden hatte, und Befehle erteilte, kam nun aus seinem Schatten hervor, in dem er gesessen hatte und Eca erkannte ihn als den Mann, der Joseph schon einmal Befehle erteilte, kurz bevor dieser anfing, die Leichen zu fressen.
"Komme schon, mein Gebieter. Ich entschuldige mich wegen meiner Verspätung. Ich musste einen Klerzus seine Hand wieder annähen, er hatte sie verloren. Anscheinend ist das Exemplar fehlerhaft und muss ausgetauscht werden.", ein schon etwas ergrauter Mann mit Brille eilte ins Zimmer und kniete sich vor dem Mann mit dem Anzug nieder.
"Nun gut. Wenn du nicht so ein guter Arzt wärst, hätte ich dich schon längst ausgetauscht wegen deiner Unzuverlässigkeit. Nächstes Mal kommst so gleich, wenn ich nach dir schicke. Jetzt mach dich an deine Arbeit."
"Sofort, mein Gebieter.", unterwürfigst kroch er mit den Beinen rückwärts, stand dann auf und eilte ins nächste Zimmer. Ecatherina schüttelte dabei verächtlich den Kopf.
"Was ist nun mit dem Chemikalienmischer? Es wird Zeit, Joseph!"
"Fertig, mein Herr.", er riss alle Kabeln aus dem Mann, wobei etliches Blut spritze, verband die Wunden schnell provisorisch und gleich darauf stand der vor kurzen noch angebundene Mann auf und lächelte.
"Zeig ihm, was er zu tun hat, aber schnell, Joseph. Die Zeit drängt. Nach Berichten meiner getreuen Untertanen, plant Dragon hier einzudringen. Wir müssen bis dahin fertig sein mit unserer Arbeit."
"Schon unterwegs, mein Herr.", er packte den Alchimisten am Arm und zerrte ihn in das Zimmer, in dem vorher der Arzt verschwand und heftige Diskussionen kamen anschließend daraus hervor.
"Gogo?", den Namen glaubte Eca schon einmal gehört zu haben. Wieder dort beim Haus wo alles begann, doch hatte sie vermutet, dass auch dieser Kleinwüchsige damals getötet wurde.
"Ja?", der Kleine kam aus einer dunklen Ecke hervor.
"Versammle alle beim Haupteingang. Ich will nicht, das uns hier irgendwer stört. Verstanden?"
"Ja. Niemand kommt hier rein; grrrrrrrrrrr.", Gogo kam in Ecas Richtung und schnell ging sie in einem dunklen Eckchen in Deckung. Sie hielt den Atem an und hoffte, das der Kleine nichts merkte. Als er mehrere Meter entfernt war, hörte sie ein leises Röcheln und Eca wusste, das Gogo nicht sehr weit gekommen war.
"Gut, bald ist es soweit. Bald werden wir die Krönung der Schöpfung erschaffen haben. Holt die Objekte rein.", Igor und ein paar andere Arbeiter ging zurück, von wo der Arzt gerannt gekommen war, und kurze Zeit später wurden drei rollende Tische hereingebracht. Auf einem lag ein Elfe angebunden, auf einem einer dieser kleinen Kreaturen und auf einem eine Art seltsames Tier, welches aber auch gekreuzt aussah.
"Ist alles richtig vorbereitet?", der Mann hielt die Arme vor dem Mund, so als wenn er beten würde, und in seinen Augen quoll ein unaufhörlicher Glanz.
"Ja, Fir.", ließ sich Igor vernehmen.
"Bald haben wir es geschafft.", er rieb sich vor Freude die Hände.
"Magie, Unsterblichkeit und Intelligenz werden vereint. Keiner wird seiner würdig sein. Er wird einzigartig. Ich werde ihn.... Jesus nennen.", eine sanfte Hand berührte Ecas Schulte, während sie gespannt auf das vor ihr Getanene starrte.
"Du musst das verhindern!", ihr wurde eine kleine Armbrust in die Hand gedrückt, geladen mit einem silbernen Pfeil, wie es aussah.
"Töte ihn!"
"Aber... das kann ich doch nicht tun.", leise flüsterte sie die Worte.
"Doch, du musst!"
"Warum? Und warum tust du's nicht selber?"
"Ich kann nicht. Du musst ihn aufhalten, er wird alles zerstören. Als Wächterin kannst du so was auch nicht zulassen."
"Du bist Dragon, oder?"
"Ja."
"Aber warum hast du deine eigenen Leute getötet?"
"Sie waren nicht meine Jünger. Sie waren nur angeheuert, und sie wollten Unschuldige töten, das kann ich nicht zulassen."
"Ach wirklich, seit wann?", beleidigtes Schweigen erklang.
"Eines Tages wirst du es verstehen, nun drück endlich ab bevor es zu spät ist.", eine Hand berührte ihre und bevor sie sich versah betätigte sie den Auszug und ein silberner Pfeil schoss in Richtung des Anzugsmannes. Joseph kam gerade aus dem Zimmer, als er einen Pfeil fliegen sah, stürzte er sich auf den Mann, warf ihn nieder und bekam für diesen den tödlichen Schuss ab.
"Joseph....", bestürzt sah er auf den im sterben liegenden Körper, anscheinend war er so was wie ein Sohn für ihn gewesen.
"Dragon! Das wirst du büßen! WAAAACHEN!", mehrere der Kleinwüchsigen und andere Geschöpfe stürzten ins Zimmer, ein Feuerball flog auf Eca zu, sowie mehrere Armbrustbolzen, abgeschossen von wohl menschlichen Anhängern. Eca ging in Deckung, und der weibliche Vampir machte sich bereit zum Kampf. Der Magier schnappte den noch immer am Boden liegenden Mann und rannte mit ihm weg. Der Vampir versuchte zwar sie aufzuhalten, wurde aber von mehreren Kreaturen aufgehalten. Eca schnappte sich ein paar giftgetränkte Pfeile und schoss sie auf ein paar der Kleinen.
"Du kannst sie nicht töten! Geh ins Zimmer, dort gibt es einen sogenannten Reaktor. Gieß verschiedene Mittelchen hinein, die zu einer Explosion führen können, dann renn weg. Das ganze Labor ist mit Röhren miteinander verbunden.", Eca folgte den Anweisungen des Vampirs, welchen sie zum ersten mal richtig zu Gesicht bekommen hatte, leider nur für kurzen Augenblick, da sie sich sputen musste, um nicht ins Kampfgeschehen einbezogen zu werden. Sie durchsuchte mal die nähergelegenen Zimmerchen, bis sie auf eines traf, wo inmitten ein eiserner Kessel stand, aus welchen mehrere Röhren in die Wände führten. Sie öffnete einen Deckel, der anscheinend dazu diente, das Innere im Auge zu behalten, holte ihre Fläschchen raus und warf alle hinein. Sollte sie auch keine so gefährlichen Stoffe bei sich haben, doch alle Reagenzien auf einmal reagierten garantiert sehr heftig miteinander, noch dazu, wo sich in dem Kessel eine kochende Flüssigkeit befand. Es zischte heftig. Eca setzte den Deckel wieder drauf, rannte aus dem Zimmer und wurde von hinten gepackt und in die Lüfte erhoben. Die Vampirin nahm den Weg, den der Mann vorhin wählte und hinter ihnen rannten ein paar Kreaturen, um ihnen zu folgen. Es schien schon fast, als würden sie eingeholt werden, als beide plötzlich immer hören wurden und anscheinen einen Lüftungsschacht gefunden hatten. Nach hunderten von Metern stieß Dragon einen Eisendeckel weg und kurz nachdem sie das Freie betraten, zischte aus dem Tunnel ein Explosionswall heraus und verfehlte die beiden nur knapp.

Eca lag in den wärmenden Händen und wurde gestreichelt. Langsam machte sie die Augen auf und sah ein Waldstück, indem sie wohl gerade übernachteten.
"Was ist passiert?"
"Du bist ohnmächtig geworden, kleine Eca."
"Nenn mich nicht immer kleine Eca, und wer bist du eigentlich? Dragon ist doch nicht dein richtiger Name, oder?"
"Du kannst mich Les nennen, wenn du willst."
"Wer war dieser Mann?"
"Kobra. In manchen alten Büchern wirst du den Namen Ernest Götterspiel finden, doch das ist sehr selten. Er zeigt sich recht selten, lässt immer nur seine Handlanger agieren. Das heute war nur ein Zufall. Bei neuen Kreationen will er immer dabei sein."
"Ist er tot?"
"Nein, leider nicht."
"Warum jagst du ihn?", Eca setzte sich auf und sah sich die Frau von der Nähe an, irgendwie hatte sie die Schattenverschmelzung nun verloren, oder sie wollte sich einfach zeigen. Die Frau hatte lange schwarze, leicht gewellte Haare, die ihr keck ins Gesicht fielen. Ihre Augen waren nussbraun, in denen man sich verlieren konnte. Der Mund war eher zierlich und rötlich gefärbt, was den Anschein hatte, wie auch der Teint ihrer Haut, dass die Frau etwas von Make-up verstand. Wenn sie lächelte, zeigten sich zwei kleine spitze Zähne, welche aber zur Zeit nicht bedrohlich wirkten. Ein Teil ihrer Haare wurde durch eine Kapuze verdeckt, der zu dem schwarzen Mantel gehörte, den sie über die Schultern trug. Darunter trug sie ein sehr enganliegendes Top, ohne Ärmel, dafür mit Kragen. Über ihren handgroßen, wunderschön geformten Brüsten zeichneten sich drei größere Risse ab, welche durch Metallnadel zusammengehalten wurden, und durch die man die zarte Haut sehen konnte. Über ihrer enganliegenden schwarzen Hose trug sie eine Art kurzen Rock, sowie schicke, doch bequeme Schuhe. Ihre Hände wurden durch Ellbogen-lange Handschuhe bedeckt, und auf der rechten Hand trug sie einen glänzenden Siegelring. Der Stoff des ganzen Gewandes fühlte sich verdammt gut an, fand Eca, aber auch ihre Haut.
"Das ist eine lange Geschichte."
"Ich hab Zeit, denk ich mal.", Les drückte ihre geschmeidigen Lippen auf Ecas und gab ihr einen kleinen Kuss, wobei eine leichter, aber angenehmer Schauer über Ecas Rücken kroch.
"Na gut, leg dich zu mir, dann erzähl ich dir meine Geschichte.", Eca legte sich wieder in ihre Arme und schloss wohlseufzend die Augen.
"Vor sehr, sehr langer Zeit, schlossen sich ein paar Vampire zusammen und schwören den Bann des Todes."
"Bann des Todes?"
"Lass mich ausreden. Er besagt, dass, wenn neues Leben erschaffen wird, altes sterben muss, um ihm seinen Platz zu geben. Die Geburtsrate legte immer mehr zu und so entschloss sich der Rat, die böse Saat zu entfernen, um dem unschuldigen eine Chance zu geben. So machten sie Jagd auf böse Menschen, Zwerge, Trolle, usw. Doch andere Vampire verstanden das falsch. Früher waren sie eine Einheit, kämpften nur gegen sich selbst, tranken nur das Blut ihresgleichen, doch durch die Jagd der Auserwählten kam der Rest des Clans auf den Geschmack. So wurde böses Blut weitergegeben, von Vampiren an andere Rassen. Die Werwölfe sahen ihre Uneinigkeit und schürten den Verrat. Sie wollten die Herrschaft erlangen. Der Clan zerfiel und einzelne Fehden entstanden. Die Werwölfe nutzten ihre Hilflosigkeit aus und fielen über sie her. Sie zerstörten einzelne Baronin und eigneten sie sich an. Ein endloser Kampf begann. Der Rat erkannte, dass durch diesen sinnlosen Krieg der Bann vernachlässigt, und die anderen Rassen aus den Augen verloren wurden, außer wenn sie als wehrlose Beute dienten. Die Auserwählten hörten auf zu kämpfen und zogen sich zurück. Dadurch konnte ein Gleichgewicht entstehen und ein Waffenstillstand wurde vereinbart. Doch niemand vergaß den Hinterhalt, und nachdem ein neuerlicher Verrat von Seiten der Werwölfe stattfand, fing der Kampf wieder an und hörte schließlich damit auf, dass zwei Drittel aller natürlichen Vampire und Werwölfe getötet wurden. Seitdem leben die zwei Rassen untereinander und miteinander im ewigen Zwietracht. Kein Vampir von damals würde einem Werwolf aus vergangener Zeit über dem Weg trauen, und umgekehrt."
"Ein neuerlicher Verrat?"
"Ja. Da fängt meine Geschichte an. Als der erste große Krieg endete, waren die Auserwählten ziemlich schwach und wenig; die böse Saat der Menschen und anderen Rassen hingegen hatte sich in der Zeit viel zu sehr vermehrt. Sie ballten sich zu Städten zusammen, wo nur noch größeres Leid stattfand, lernten mit Magie zu leben, sich selber zu heilen und so wurde das Gleichgewicht der Geschichte gestört. Obwohl es immer mehr Geburten gab, gingen die Sterbefälle mehr und mehr zurück. Der Rat fing an, gleichgesinnte Leute für ihre Arbeit zu rekrutieren; darunter auch mich. Auch ich war einmal ein Mensch, doch meine Eltern wurden von Räubern getötet und der Bann ließ mir die Möglichkeit der... Gerechtigkeit."
"Wie hast du früher geheißen?"
"Lestra Arrines van Deathphil, meine Familie zählte zu dem ersten menschlichen Adel."
"Und was passierte dann?"
"Auch die Werwölfe hörten von dem Bann und es gab welche, die ihm beistimmten. Also hab ich einen dem Schwur abgenommen und ihn zu einem Auserwählten gemacht."
"Hast du ihn auch gebissen?"
"Die Sache kam später. Der Rat kam zu dem Entschluss, dass die anderen Rassen dem Tod nur dann wirklich dienen konnten, wenn sie den letzten Teil des Bannes erfuhren, den wahren Tod. So wurden sie alle gebissen und der Rat gab ihnen neues Leben, besseres Leben."
"Ähm, ja, das ist Ansichtsache würd ich sagen."
"Der Kuss stärkte die Auserwählten wieder und ihre Zahl vermehrte sich. So konnten sie dem Bösen für kurze Zeit Einhalt gebieten und das Gleichgewicht von Leben und Tod wieder herstellen. Der eine Werwolf fand Gefallen an dem Erschaffen, auch wenn er selber zu erst nicht beteiligt war. Dann begann er, andere mit seinem Virus zu infizieren, in dem Glauben, den Bann durch seine Rasse stärken zu kennen. Doch das Erwecken traf bei ihm auf mehr Zustimmung als das Töten. So verließ er die Auserwählten und fing an, andere Kreaturen zu erschaffen. Zu erst ignorierte der Rat seine Entscheidung, doch dann erschuf Ernest die Unsterblichen, die du Lebewesen nennst. Sie sind eine Kreuzung von Vampiren und Werwölfen. Sie können keinen natürlichen Tod sterben, nur durch Teile ihres Selbst, also durch die Rassen ihres Ursprung. Noch dazu sind sie sehr gute Kämpfer und Arbeiter. Als der Rat versuchte, seinem Handeln Einhalt zu gebieten, wurden viele Jünger getötet, denn auch die Unsterblichen können die Ursprünglichen töten. Dadurch erhielt er seinen Namen. Er ist so falsch wie eine Schlage und so gefährlich wie der Biss einer Kobra. Der Rat verdammte Ernest Tat und verbot, jemals wieder einen Werwolf zu rekrutieren. Bald darauf entflammte der nächste große Krieg, diesmal angefangen von Vampiren."
"Was tut er mit ihnen und warum hat er die Welt nicht mit seinen Kreaturen überflutet, wenn sie so mächtig sind?"
"Eine Erschaffung ist ein langwieriger und komplizierter Vorgang. Er brauchte Jahre um ein richtiges Exemplar zu erschaffen. Doch dann fand er immer mehr Anhänger, auch bei den Magiern und anderen Menschen. Der Prozess beschleunigte sich und bald hatte er eine kleine Armee, die uns daran hinderte, ihn zu vernichten. Diese Wesen verkauft er dann an andere Korrupte, um sie vor uns zu schützen."
"Warum habt ihr ihn nicht gleich eliminiert?"
"Er hat denn Bann des Todes geschworen, damit ist er noch immer ein Jünger, auch wenn er anderer Gesinnung ist. Der Bann verbietet uns, andere Jünger zu töten, egal aus welchem Grund. Deswegen wurde ich dazu bestimmt, Kobra zu jagen, da ich für seine Einlassung in die Verbindung Schuld hatte. Da keine Jünger ihn töten konnten, habe ich öfters auch Leute angeheuert, doch die waren alle nur an Geld interessiert und setzten ihr Leben nicht aufs Spiel, noch dazu war ihnen das Leben von Unschuldigen nichts wert. Deswegen suchte ich fähige Leute, um mit mir zu kämpfen, darunter auch Djuke und dein Vater."
"WAS?"
"Ja. Es tut mir Leid, dass du es unter diesen Umständen erfahren musst. Doch, sollte ein Unsterblicher eine andere Rasse beißen, was sie ständig versuchen, wird dessen Geist verwirrt. Es gibt mehrere Stadien, doch bei der letzten verliert er komplett den Verstand, so wie es bei deinem Vater der Fall war. Er war ein fähiger Mann, ein guter Kämpfer noch dazu. Er hat sich bereit erklärt mir für ein paar Gegenleistungen zu helfen, er ist sogar ein Jünger geworden, doch als er eines Tages bei einem Gegenangriffs Kobras verletzt wurde, musste ich ihn aus der Gruppe entlassen. Das alles geschah, bevor er deine Mutter kennen lernte. Ich hätte seine Taten gerne verhindert, doch gegen den Biss gibt es nur eine Heilung, den Tod. Nicht einmal ein Biss von mir hätte ihm geholfen, und da ich ihn nicht töten konnte, musste ich ihn gehen lassen."
"Und was war mit Djuke?"
"Bei ihm tat es mir besonders Leid. Er war... mein Gefährte. Ich habe ihm beigebracht, seine Wutausbrüche zu kontrollieren und seine innere Wut auf bestimmte Personen zu verteilen. Doch auch er wurde gebissen. Ich wollte seinem Leiden ein Ende setzten, doch er wollte es nicht. Er ist noch kein Jünger gewesen, so hätte ich ihm helfen können, er wollte aber seine Schwester nicht im Stich lassen. Letzten Endes hat er sie in einem seiner nun unkontrollierbaren Wutausbrüche getötet. Ich dachte, da ihr gute Freunde wart, dass es besser wäre, dass du ihm die letzte Ehre erteilt. Immerhin war er zeitweise noch bei Verstand."
"Er konnte also nichts dafür.", über Ecas Wange rollte eine Träne.
"Nein, er war ein guter Mensch.", Les Kopf senkte sich zu ihr hinunter und küsste die Träne weg.
"Du wolltest also auch mich als Jünger haben."
"Ja, aber zu erst hättest du Kobra töten sollen. Ich wollte dich dem wahren Tod näher bringen, damit zu nicht im Notfall so enden musst, wie dein Vater oder dein Kindheitsfreund zuvor, doch dein Drang nach Leben war einfach zu groß gewesen. Mir ist es nicht gestattet, Personen zu rekrutieren, die es nicht wollen."
"Ist er nun tot?"
"Nein, leider."
"Es tut mir Leid, das ich versagt habe."
"Das hast du nicht, kleine Eca. Sein Labor und viele seiner Kreaturen starben dabei. Das ist ein großer Erfolg. Durch diesen Anschlag wird er eine Zeit lang geschwächt sein und nichts neues erschaffen können."
"Was wirst du jetzt tun?"
"Ich werde weiter auf dich aufpassen. Vielleicht überlegst du es dir einmal anders, ich würde mich freuen, wenn du zu meinen Jüngern zählen würdest, doch nicht nur das.", zärtlich strich sie ihr ein heruntergeflogenes Blatt aus dem Gesicht.
"Und Kobra?"
"Der Kampf wird weitergehen.", ein Wolfsgeheul erhallte in unmittelbarer Nähe und Les fletschte ihre Zähne, welche durch das Mondlicht bedrohlich funkelten.



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