Der getürkte Test

Bisher hat keiner bewertet.

von Chief-Korporal Ecatherina Erschreckja (FROG)
Online seit 02. 10. 2001
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Der Abteilungsleiter plant eine Äffiziäntsch-Prüfung Deiner Fähigkeiten in Deiner Funktion bei F.R.O.G.!
Was kommt da auf Dich zu und vor allen Dingen: Wie willst Du bestehen? Ist Hilfe angebracht?

Dafür vergebene Note: 12

Das Klopfen hörte einfach nicht auf. Ecatherina versuchte es zu ignorieren, doch mit der Zeit gewann ihr Pflichtbewusstsein die Oberhand und sie erhob sich widerwillig aus dem Bett. Zornig riss sie die Tür auf und ging zum Kellerfenster. Sie wusste ja, dass sie jederzeit abrufbereit sein musste, aber schlafen sollte man ja noch können dürfen, dachte sie bei sich während sie das Fenster öffnete, die Taube am Kragen packte, den Zettel runter riss und die Taube mit einem Satz wieder hinaus schmiss. Genervt entrollte sie das Blatt und sah ungläubig auf die Schrift.
„Du musst dich einer Prüfung unterziehen. Komm sofort einsatzbereit in die Affenstraße Nr. 5. Gez. Hauptmann Ohnedurst.“, las sie und versuchte durch Reiben der Augen, die Müdigkeit loszuwerden, was ihr aber nicht gelang. Schläfrig ging sie ins Erdgeschoss, betrat Frau Kuchens Bad, ließ sich kurz in eiskaltes Wasser plumpsen und zog sich in ihrem Zimmer etwas erfrischter um. Sie holte ihre Chemikalien aus dem Schrank, steckte sie in die dafür vorgesehenen Taschen ihres Mantels, schnallte sich ihren Gurt um und machte sich auf den Weg zur Arbeit.

Sie kam zu einem für die Schatten normal aussehenden Haus. Weit und breit war niemand zu sehen, nur von drinnen konnte man leises Murmeln hören. Eca wollte gerade die Klinge betätigen, als sie noch rechtzeitig einen Zettel am Boden erblickte, ihn aufhob und las: „In dem Haus befindet sich Oberfeldwebel Knurblich. Sie wird irgendwo versteckt. Deine Aufgabe ist es, sie rauszuholen, ohne aufzufallen oder geschnappt zu werden. Dazu sollst du die Entführer unschädlich machen. Aber Achtung, es sind alles Wächter, keine Gifte verwenden! (Auch nicht bei Humph) Viel Erfolg, Hptm. Ohnedurst.“
„Schade, und ich wollt schon ausprobieren ob sein Kobold auch Vergiftungen heilen kann.“, sagte sie eher aus’n Scherz heraus und überlegte, wie sie am besten ungesehen ins Haus kommen könnte. Sie konnte sich zwar gut mit Schatten verschmelzen, doch würde es sicher auffallen, wenn plötzlich die Tür oder ein Fenster aufgehen würde. Noch dazu war sie sich sicher, das Ras auch selber im Haus war und da hatte sie ein Problem von wegen nicht gesehen werden. Eca sah sich das Haus mal näher an und kam auf den Entschluss, dass sie vom Boden her nicht leicht rein kam, also musste sie aufs Dach klettern. Sie wünschte sich die Begabung von Rina sich einfach so irgendwo raufzuhangeln, doch da sie die nicht hatte, musste sie einen anderen Weg finden. Als sie fand, dass die Regenrinne nicht sehr kletterfest aussah, beschloss sie, einfach das Nachbarhaus - welches die gleiche Höhe hatte - zu verwenden um rauf zu kommen. Nach mehrmaligen Klopfen wurde aufgemacht, als der Besitzer aber niemanden sah, kam er aus dem Haus und sah sich fragend um. Diese Situation nutzte Ecatherina um sich in dieses Haus zu schleichen und schnell die Treppen nach oben zu eilen. Am Dachboden fand sie ein Fenster, dass nach draußen führte. Als sie dieses öffnete, nach draußen kletterte und nach unten sah, verfluchte sie den blöden Einfall ihres Abteilungsleiters, sowie die nun zum Verhängnis werden könnende Schwerkraft. Sie legte sich flach aufs Dach und lugte forschend aufs nächste. Wie erwartet konnte sie dort Garagos erkennen, der fast versteckt und ruhig wartete. Sie band sich ihren Mundschutz um, den sie eingesteckt hatte, prägte sich die Umgebung gut ein, holte ein Röhrchen hervor und warf es in die Nähe des Wasserspeiers. Leichter Nebel bildete sich am Dach, der sich immer weiter verdichtete. Eca hoffte, dass er sie nun nicht mehr erkennen konnte, machte sich vorsichtig tastend auf den Weg - auch ihr fiel das Sehen schwer - und versuchte nicht an die Straße unter ihr zu denken. Es war später Nachmittag, Wolken waren am Himmel zu sehen und Ecatherina hoffte, dass Garagos es als natürlichen Nebel auffassen würde. Wasserspeier sollten zwar nicht so naiv wie Trolle sein, aber eine andere Wahl hatte sie nicht. Glücklich und lebend war sie am anderen Dach angekommen und nun versuchte sie die Luke zu finden, die sie vorher gesehen hatte. Sie ertastete eine Unebenheit die sich als Dachluke herausstellte, lauschte aufmerksam, und da sie keine Regungen hören konnte, versuchte Eca sie leise aufzumachen. Komischerweise war sie offen gewesen und so hatte sie keine Probleme einzusteigen. In dem Kammerl war nichts zu sehen, außer einer Tür. Sie schloss die Luke wieder leise und horchte mal. Leises Knarren, das auf ein Auf-und-Ab-Gehen deutete, konnte sie hinter der Tür vernehmen und vorsichtig schaute sie durchs Schlüsselloch. Gold Moon hatte die Hände hinterm Rücken verschränkt und sah sich in dem Gang mehrmals um, um sich die Zeit ein wenig zu verkürzen. Dabei ging sie immer im Kreis und Eca konnte ein Muster erkennen. Sie tränkte einen kleinen Pfeil mit einem schnell wirksamen Schlafgift, holte ihr Ziel-Blasrohr heraus, wartete einen Moment und schoss dann den Pfeil Richtung Elfin ab. Diese seufzte kurz und fiel auch gleich darauf um. Eca betätigte die Klinke, doch diesmal hatte sie weniger Glück, die Tür war verschlossen. Leicht fluchend griff sie nach ihrem Messer und versuchte sie damit aufzusperren. Irgendwie schaffte sie das nicht und da sie leider vergessen hatte, Dietriche einzustecken, verwendete sie ihr Messer einfach als Schraubenzieher und
hob die Tür regelrecht aus den Angeln. Den bewusstlosen Körper verfrachtete sie in den Raum, zerriss Gold Moons Kleidung mit Hilfe des Messers und verwendete die Stücke als Knebel und Fesseln, damit die Elfin, sollte sie zu früh aufwachen, nicht Alarm schlagen konnte. Eca holte den Pfeil dann noch zurück - sie wusste ja nicht wie viele sie heute brauchen würde - und stellte dann die Tür wieder so hin, dass keiner merkte, dass sie eigentlich nicht angeschraubt war, und das alles möglichst ohne Lärm.

Der Gang führte zu einer Treppe nach unten und zu drei weiteren Türen. Sie lauschte an allen drei Türen, konnte aber nichts hören. Als sie durch eines der Schlüssellöcher sah, konnte sie einen Schatten erkennen, der zweifelsohne Zaddam Boschnigg war (sie glaubte nicht, dass Ras sich schon so früh zeigen würde und einen anderen Vampir gab es nicht in der Abteilung). Eca war sich nicht sicher, ob Gifte, egal ob tödlich oder nur einschläfernd, Vampiren etwas anhaben konnten, deswegen nahm sie einen etwas grö
ßeren Holzpfeil (sie hatte Pfeile in drei verschiedenen Größen und welche mit kleinen Eisenspitzen oder rein aus Holz bestehend), gab ihn in das Ziel-Blasrohr und schoss. Sie sah wieder durchs Schlüsselloch, konnte aber nichts erkennen. Deswegen nahm sie sicherheitshalber einen großen Holzpfeil in die Hand, öffnete leise die nicht verschlossene Tür und trat vorsichtig ein. Als die Asche am vermeidlichen Platz nicht zu sehen war, stieß sie instinktiv die Hand mit dem Pfeil nach oben und spürte kurz darauf
wie Staub auf sie nieder rieselte. Ecas Nervosität gab nun wieder etwas nach. Sie holte ein leeres Röhrchen hervor - ein paar hatte sie für alle Fälle immer dabei - und verfrachtete den nun staubigen Kollegen dort hinein. Nach kurzer Durchsuchung verließ sie das Zimmer wieder und wandte sich dem nächsten zu. Dort konnte sie nichts hören oder sehen. Einfach die Tür zu öffnen war für sie zu gefährlich, deswegen beschloss sie auf Nummer sicher zu gehen und den Raum auszuräuchern. Sie holte ein Röhrchen hervor, dass sie doppelt geschützt im Mantel aufbewahrte. Darin befanden sich kleine feste Kügelchen in Flüssigkeit eingelegt. Sie öffnete es, holte mit der Pinzette, die sie in der äußeren Manteltasche neben dem Stift aufbewahrte, eines dieser Feststoffe heraus. Kaum war es nicht mehr von Flüssigkeit umgeben, fing es auch schon an zu rauchen. Sie führte die Pinzette zum Schlüsselloch, ließ das Kügelchen ins Zimmer fallen und verstopfte das Loch mit einem Stofffetzen, den sie sich von Gold Moons Kleidung behalten hatte. Dann stellte sich Eca in den Schatten, holte das normale Blasrohr heraus und lud es mit dem bereits Schlafgift-verschmierten Pfeil. In dem Raum hustete jemand öfters und kurze Zeit später wurde die Tür aufgerissen und Majona kam aus dem Raum gestürmt. Eca blies und kurz darauf lag ihre Kollegin betäubt am Boden. Schnell packte sie den Körper wieder ins Zimmer, sah sich um, öffnete ein Fenster und ging wieder hinaus. Diesmal hatte sie keine Zeit die Wächterin zu fesseln, da sie hörte wie sich etwas Schweres im Nebenzimmer bewegte. Sie schloss möglichst leise die Tür und verharrte in der Dunkelheit. Die noch verbleibende Tür wurde geöffnet und Malachit kam heraus. Der Troll sah sich ein wenig um, höchstwahrscheinlich hatte er ein Geräusch vernommen, und ging dann wieder zurück. Ecatherina nutzte es um in den Raum zu schleichen, konnte aber nicht mehr hinaus, weil Mala wieder auf dem Weg nach drinnen war. Da Veni auch hier nicht zu finden war, musste sie weiter suchen, was bedeutete, sie musste den Raum wieder verlassen. Da sie die Tür nicht selbst öffnen konnte, musste sie den Troll veranlassen, es selber zu tun. Also holte sie einen Pfeil mit Metallspitze heraus, ließ ihn durchs Schlüsselloch fallen und beobachtete ob Mala das mitbekam. Sie hatte Glück. Irgendwie war der Troll schon nervös geworden und machte die Tür wieder auf um hinauszusehen und Eca gelang es, sich unbemerkt vorbeizuschleichen bevor er die Tür wieder zuknallte.
Die Treppe stellte sich als sehr knarrend heraus, deswegen versuchte sie sich mit den Händen am Geländer runterzuhanteln, ohne das dabei die Füße den Boden berührten. Es war eine sehr anstrengende Arbeit, führte aber zum Erfolg. Niemand war aufmerksam geworden und sie kam beruhigt unten an. Ihr fiel auf, dass der Boden ungewohnt glitschig aussah und nirgends ein Teppich war. Da sie kein Seil mithatte, beschloss sie, sicherheitshalber die Einrichtung als Weg vorzuziehen. In dem großen Zimmer befanden sich mehrere Kästen, Tische und Stühle, sowie die Eingangstür und ein Korridor, der links neben der Treppe wohl in den Keller führte. Langsam und vorsichtig ging sie ein paar Stufen zurück, damit sie besser auf den Kasten klettern konnte. Von dort konnte sie den nächsten erreichen und sich dann auf Stühlen weiterbewegen. Als die beim zweiten Kasten ankam, hörte sie Schritte und verharrte ruhig auf ihrer Position. Sie hoffte, dass hier oben genug Schatten war, damit sie nicht auffiel. Sidney kam von dem Korridor hervor und Ecatherina konnte sehen, dass er zwei Armbrüste in der Hand hielt. Sie schluckte etwas, griff aber gleich unter ihren Mantel und holte ein sehr schnell wirkendes und sehr tödliches Gift hervor, Thanatos genannt. Ras hatte ihr zwar verboten, Gifte einzusetzen, aber bei Werwölfen wusste sie, dass diese sich schnell erholten und sie hatte noch keine Möglichkeit gehabt zu testen, ob das Schlafgift bei dieser Rasse genauso schnell wirkte wie bei Menschen und sie hatte nicht vor, dass jetzt rauszufinden, immerhin hatte er Armbrüste dabei. Vorsichtig tauchte sie einen mittelgroßen Eisenpfeil ein und verstaute das Röhrchen gleich wieder an seinen Platz. Bei seiner Patrouille konnte Eca feststellen, dass auch er gewisse Plätze mied und sie folgerte daraus, dass die Nässe, die am Boden wohl vorher angebracht wurde, der Grund war. Immerhin konnte man dort sicher gut Fußspuren erkennen. Sie schoss und traf Sid am Hals, welcher sich schmerzerfüllt krümmte und das Gesicht verzerrte. In Gedanken entschuldigte sie sich bei ihm und hoffte, dass er dies nicht persönlich nahm. Ein Bolzen aus seiner Armbrust löste sich und traf eine Vase, die auf einem der Tische stand. Es klirrte kurz und Eca hielt den Atem an. Sid fiel tot um, doch Eca bewegte sich noch nicht, sondern lauschte, ob jemand kam, entweder von oben oder von unten. Nach etwa fünf Minuten war sie sich sicher, das die Luft rein wäre und sprang vom Kasten. Da jetzt nur mehr drei Leute übrig waren, dachte sie, würden sie sicher nicht noch einen hier patrouillieren lassen und deswegen war es ihr egal, ob man ihre Fußabdrücke hier sehen konnte. Sie beugte sich kurz über ihren Kollegen, fühlte seinen Puls, seufzte kurz und folgte dann dem Korridor bis zu der nächsten Treppe die Richtung Keller führte.
Diesmal war die Treppe in einem besseren Zustand gewesen und sie kam ohne große Schwierigkeiten voran. Sie kam in einen Gang, der bei einer verschlossenen Türe endete. Darin befanden sich Humph, der auf einem Sessel saß und etwas in der Hand hielt mit dem er spielte, und Gonzo, der neben der Tür auf einem Tisch stand, Humph ansah und eine Art kleine Glocke hielt. Sie hatte das Gefühl, sollte diese Glocke läuten, dass sie wohl verloren hätte. Was die Sache hier aber noch schwieriger machte, war die Tatsache, das mehrere Fäden in dem Gang gespannt waren, in verschiedenen Höhen und jeweils mit kleinen Glöckchen behängt. Eca fragte sich, welcher Idiot sich denn dieses ausgedacht hätte, ließ es aber dabei. An den Wänden hingen je drei Fackeln, doch trotzdem konnte sie eine durchgehende Schattenlinie bis Gonzo erkennen, welches sie aber als eine Art Hindernislauf bewältigen musste. Würde sie Humph zuerst ausschalten, würde Gonzo sofort Alarm geben, also musste sie sich den Gnom vornehmen, bevor sie sich ihren Bruder vorknöpfen konnte. Sie stieg über eine tiefer gespannte Schnur und musste sich dabei aber ducken, damit sie die obere Schnur nicht erwischte. Danach musste sie auf die andere Seite gehen, weil es auf dieser heller wurde. Dabei musste sie aber achten, dass sie nicht in die Sichthöhe des Gnoms kam, damit dieser sie nicht bemerkte. Nach langem Überlegen, wie sie dass denn anstellen sollte, immerhin war sein Blickfeld durch die Anhöhe ja vergrößert und er konnte ja leichter mitkriegen wenn ein Teil von Humph plötzlich im Schatten verschwand, beschloss sie, sich nun gleich am Boden fortzubewegen; da gab es ja auch am meisten Schatten. Das Beste daran war aber, dass keine der Schnüre so weit untengespannt wurde, dass sie nicht unten durchkriechen könnte. Also legte sie sich leise auf den Boden und kroch vorwärts, was aber aufgrund ihres Bemühens keinen Lärm zu machen sehr, sehr langsam vonstatten ging. Mehrmals bedankte sie sich in Gedanken bei Rina wegen der neuen Kleidung. Der Mantel war so gut gepolstert, dass sie ohne Lärm oder etwas kaputt zu machen weiterkam. Sie fühlte sich schon fast wie eine Schildkröte oder eine Schnecke als sie nach mehr als 10 min. fast bei Gonzo angelangt war. Blöderweise waren auf dem Tisch Seitenwände angebracht und sie konnte ihn nicht einfach so betäuben. Noch dazu befand sie sich noch in Liegeposition. Vorsichtig drehte sie sich auf den Rücken und nahm ihren Mundschutz ab. Sie holte ein Röhrchen mit grüner Flüssigkeit hervor und goss ein paar Tropfen hinein. Dann setzte sie die Maske wieder widerstrebend auf, wobei sie wegen dem Gestank die Augen verdrehte und das Gesicht verzerrte. Nach dem sie eine Minute gewartet hatte und sie sich an den Geruch gewöhnt hatte, griff sie wiederum unter ihren Mantel und holte ein Röhrchen mit roter Flüssigkeit hervor. Sie hielt es senkrecht und löste dann leise den Stoppel. Aus ihrer Position konnte man kleine, rötliche Dunstschwaden erkennen, die sich einen Weg nach oben bahnten. Sie hielt den Atem an und lauschte. Nach kurzer Zeit merkte sie, wie es ober ihr leicht schwankte. Sie stoppelte das Röhrchen wieder zu, holte tief Luft, versuchte sich nicht zu übergeben und stand dann schnell aber leise auf. In letzter Sekunde konnte sie die Glocke und Gonzo auffangen, bevor dieser in Ohnmacht flog. Neugierig sah sie sich um und grinste. Humph war wieder mal dabei, mit sich selber zu reden und hatte nichts von alledem mitbekommen. Manchmal liebte sie ihn doch wegen seines Kobolds. Sie stellte die Glocke auf den Tisch und legte Gonzo daneben. Da die Entfernung zu groß war für einen einfachen Blasrohrschuss, musste sie sich wieder anschleichen, doch diesmal reichte es, wenn sie sich im Schatten durch die Seile durchschlängelte. Fast ohne zu denken, griff sie nach einem Gift, ließ aber dann davon ab - obwohl sie noch immer rausfinden wollte, ob der Kobold jetzt nun auch Vergiftungen heilen konnte - und holte dann wieder ein Schlafmittelchen hervor. Nach einem kurzen Lufthauch sank ihr Bruder dann auch gleich ins Land der Träume. Als sie wieder bei der Tür angelangt war, stellte sie genervt fest, dass zwischen der einen Seitenwand am Tisch und der Hauswand wieder mehrere Schnüre mit Glöckchen gespannt waren. Blöderweise ging die Tür noch dazu nach außen auf. Sie griff nach dem Messer und Schnitt jedes Glöckchen einzeln ab und stellte sie auf den Tisch. Dabei verfluchte sie innerlich alle möglichen Sachen, bei jedem dritten Glöckchen war ihr Abteilungsleiter dran. Nachdem sie alle entfernt hatte, schnitt sie dann auch die Schnüre ab und sah gespannt durchs Schlüsselloch. Dort sah sie die stellvertretende Abteilungsleiterin auf einem Tisch sitzend, ihr Kinn auf eine Hand stützend, gelangweilt ein Schnapperwürstchen essen. Eca blickte sich so gut es eben ging im Raum um, sah aber nirgends Ras. Sie konnte nicht glauben, dass gerade er hier fehlen sollte, noch dazu, wo alles bis jetzt ziemlich glatt gelaufen war. Sie untersuchte die Tür und war sich sicher, dass diese garantiert knarren würde, wenn man sie öffnen wollte, deswegen musste sie sie vorher ein wenig manipulieren. Sie holte eine graue Flüssigkeit hervor, die sehr schmierig aussah und die man benutzen konnte, um jemanden Halluzinationen einzuflößen oder, wenn man grad nichts passenderes zur Hand hatte, auch Angeln zu ölen. Sie goss es über jede Angel und trug es dann mit einem Pfeil noch in kleinere Bereiche auf, die sonst nicht geölt worden wären. Als die ganze zähe Flüssigkeit verbraucht war, steckte sie das Röhrchen wieder ein und versuchte langsam die Klinke runterzudrücken - verschlossen, wie konnte es auch anders sein. Sie durchsuchte Gonzo, doch der hatte keinen Schlüssel bei sich, und bei seiner Größe hätte man es auch gleich bemerken sollen, dann erinnerte sie sich an Humph, der etwas in seinen Händen hielt und damit spielte. Ziemlich sauer ging sie wieder zurück und hätte dabei fast ein Glöckchen ausgelöste, konnte es aber noch rechtzeitig abfangen. Sie fand den Schlüssel auch wirklich bei ihm. Diesen steckte sie ins Schloss und drehte ihn vorsichtig. Es klickte kurz und dann ging die Tür schon fast von alleine auf. Veni sah von ihrem Würstchen auf und beobachtete sie interessiert. Allein dieser Aspekt wies gründlichst darauf hin, dass der Test noch nicht zu Ende war. Als sie näher kam, konnte sie sehen, dass die Wergnomin am Tisch fest gebunden war. Sie sah sich um, konnte aber nichts verdächtiges erkennen. Schritt für Schritt ging sie weiter, als es plötzlich knackte unter ihren Füßen. Abrupt blieb Ecatherina stehen und sah sich erschrocken um. Erst jetzt bemerkte sie die vielen kleinen Löcher in der Wand, die genau in der richtigen Höhe wären, um Veni mit Pfeilen zu durchbohren. Wäre die Gnomin nicht festgebunden gewesen, hätte Eca es vielleicht geschafft, sie im Sprung von dort wegzuholen und am Boden in Sicherheit zu gehen. Doch sie konnte nicht gleichzeitig springen und die Fesseln lösen, dass würde zu lange dauern, noch dazu wollte auch sie das ganze hier überleben. Sie sah auf den Boden und erblickte eine einzelne Steinplatte, die lose zu sein schien. Sie schimpfte sich, weil sie nicht darauf geachtet hatte und ging leicht in die Hocke, ohne jedoch den Kontakt mit der Platte zu verlieren. Sie presste ihr Messer zwischen eine der vier Rillen und ließ los, um zu sehen ob es hielt. Das Messer blieb fest im Boden stecken und Eca versuchte ansatzweise den Fuß zu heben. Als nichts geschah trat sie ganz weg. Mit dem Handrücken wischte sie sich ein paar Schweißperlen von der Stirn und sah sich dann nochmals forschend um. Doch außer einer grinsenden Vorgesetzten konnte sie nichts sehen. Wieder ging sie ein paar Schritte vorwärts, als sie glaubte, einen Schemen an der Decke huschen zu sehen. Sie blieb stehen und lud das Blasrohr verdeckt mit einem Holzpfeil. Auf diesen Augenblick hatte sie schon ganze Zeit gewartet. In freudiger Erwartung nahm sie das Blasrohr in die Hand, führte diese zum Mund, drehte sich blitzschnell um und schoss auf die Decke. Ein erleichtertes Seufzen kam aus ihrem Mund, als Staub zu Boden rieselte und Veni hob fast anerkennend eine Augenbraue. Nun hatte sie es geschafft, nun hatte sie alle erwischt, bzw. übergangen, dachte sie bei sich. Grinsend ging sie zum Tisch, steckte das Blasrohr weg, hob ihre Hand um die Fesseln zu lösen und.... spürte auf einmal eine Hand auf ihrer Schulter, die sie mit großer Kraft um ihre eigene Achse drehen ließ. Geschockt sah sie in das lächelnde Gesicht des Hauptmannes.
„Aber.. ich dachte..“
„Tja, tut mir leid Korporal, anscheinend hast du den Test nicht bestanden.“
„Bitte?“, brachte sie schon fast hysterisch hervor.
„Aber wer war der an der Decke?“
„Das war Chief-Korporal Boschnigg, dem diese kleine Einäscherung sicher nicht sehr gefallen wird.“, erwiderte Ras noch immer gut gelaunt wie es schien.
„Was? Zad? Den hab ich doch schon erwischt, oder? Wen hab ich dann bitte in meiner Manteltasche?“
„Hm, das wird dann wohl Korporal Panther sein, wie ich vermute.“
„PANTHER? Was hat denn der hier verloren? Ich dachte, dass wäre eine interne Prüfung? Mit ihm hab ich nicht gerechnet.“, brachte Eca niederschlagen hervor, wobei sie enttäuscht zwischen den grinsenden Gesichtern ihrer beiden Vorgesetzten hin und her blickte.
„Tja, die Sache ist nicht immer so wie sie scheint. Man kann sich nicht immer auf sein Gefühl verlassen, Korporal. Ich hoffe, dass hast du jetzt verstanden. Man sollte immer vorsichtig sein, auch wenn man glaubt, dass man schon am Ziel ist.“
„Das ist verdammt unfair.“
„Wann war das Leben schon einmal fair. Du warst zwar gar nicht schlecht, aber wir müssen den Test wohl ein anderes Mal wiederholen. Diesmal wird er ein wenig schwerer werden. Wir wollen ja nicht, dass du dich langweilst.“, darauf war sie nicht gefasst gewesen. Instinktiv griff sie nach einem Holzpfeil, um ihrem Bedürfnis nachzugehen und ihrer Wut Platz zu machen, wurde aber von Veni freundlichst darauf hingewiesen, dass das eine wirklich dämliche Idee wäre.
„So, wenn du jetzt so freundlich wärst, Korporal, den ganzen Schlammassel wieder aufzuräumen, Veni und ich müssen zu der heutigen Sitzung.“, er band seine Stellvertreterin los und ließ sie auf seiner Schulter Platz nehmen.
„Da sonst nicht so viele fit sind, wäre es nett von dir, wenn du das ganze hier abräumen und alle Beteiligten verarzten würdest. Du weißt schon was ich meine.“, er sah zu den Überresten von Zad und blinzelte ihr dann nochmals fröhlich zu. Da sie schon aus dem Zimmer gegangen waren, konnten sie nicht sehen, wie Eca einen Holzpfeil herausholte, ihn in den Tisch bohrte und dann langsam mit voller Kraft damit kreiste und gleichzeitig ihnen hinterher blickte, wobei sie sich etwas für ihren Zustand sehr angenehmes vorstellte.



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