Die Qual der Wahl

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von Obergefreite Ecatherina Erschreckja (RUM)
Online seit 02. 08. 2001
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Eine alte Bekannte ist gerade der Wache beigetreten. Kurz darauf ist ein Zettel zu finden auf dem Hilfe steht und sie ist weg. Was ist da wohl passiert?

Dafür vergebene Note: 12

Der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Die Sonne wich langsam der bevorstehenden Dunkelheit, die Temperaturen sanken stetig, die Geschäfte wurden geschlossen und die Bewohner bereiteten sich emsig auf ihre Nachtruhe vor, in dem sie noch schnell einen heben gingen.
Ecatherina ging langsam den Schatten entlang vom Wachhaus Richtung Bahre. Sie hatte einen Zettel in der Hand, den sie ungläubig anstarrte. Es war einer jener Zettel, den man bekommt wenn man für einen neuen Job genommen wurde; in ihrem Fall als Verbindungswächterin bei RUM.
Eigentlich wollte sie ja Laborantin werden, doch leider war die Praxis nicht so leicht wie die Theorie. Sie hatte in einem Anflug von Größenwahn ein kleines Labor (wobei noch immer nicht bekannt ist wo sie das Geld beziehungsweise die Einrichtung her genommen hatte) in ihrem Kellerzuhause eingerichtet und als sie dann ihren selbst modifizierten Test ausprobieren wollte, flog ihr das Ganze und noch mehr um die Ohren und dass, obwohl es eigentlich nicht hätte sein dürfen. Geschockt von diesem Erlebnis (sie
hatte bevor sie zur Wache kam, noch keine praktische Arbeit verrichtet und sie stellte es sich einfacher vor; so wie sie es in Büchern zu lesen fand, klang es auch einfach, doch hatte man versäumt ihr zu sagen, dass man nicht alles glauben kann was geschrieben steht) und ärmer in ihrem Geldbeutel (Frau Kuchen hatte erst vor kurzem renoviert und sie sah es nicht gerne wenn man ihr Haus in Schutt und Asche legt und deswegen hatte sie ein kleines Entgelt für die Wiederherstellung des Kellers verlangt) sah si
e sich wegen einem neuem Job um.
Kurz spielte sie mit dem Gedanken, Expertin für die Alchemistengilde zu werden, doch was wusste sie schon von denen. Sie hatte zwar gute theoretische Kenntnisse über ihre Versuche und sie hatte mehrmals ein Buch gelesen, welches ein Mitglied von dieser Gilde geschrieben hatte (der sich aber kurz nach Beendigung seines Buches "Blubbernde Substanzen und andere Gefährlichkeiten" selbst in die Luft gesprengt hatte), doch selbst hatte sie deren Haus noch nicht einmal von außen gesehen (wobei man auch bedenken
muss, das man ja nicht immer weiß, wo es sich gerade befindet). Also verwarf sie auch diesen Gedanken (doch nicht für immer, sie hatte sich vorgenommen, es wieder zu probieren, wenn sie mehr Informationen gesammelt hatte und wenn sie geschickter war; sie war der Meinung das man nicht den gleichen Job für immer machen sollte, das wäre genauso interessant wie wenn man ein einzelnes Buch immer und immer wieder liest ohne einmal ein anderes zu probieren).
Die Sache mit dem Ermittlerposten hatte sie schon längst abgehackt und sie wusste auch nicht, ob sie es doch noch mal irgendwann versuchen sollte; noch immer hatte sich dieses Gefühl der Angestarrtheit, des Auslachens und der Demütigung in ihrem Gedächtnis festgesetzt. Deswegen dachte sie sich, das sie erst mal Angie folgen sollte (immerhin war sie die einzige Person zur Zeit, außer Yamato und vielleicht Gonzo, wenn man davon absieht, dass sie kurz mal ziemlich sauer auf war ihn, der sie vertraute und die
sie mochte und sie war ihre einzige Freundin) und deswegen bewarb sie sich mal bei RUM. Sie las sich die Ausschreibungen durch und kam zu dem Schluss, dass sie als Verbindungswächterin am besten geeignet wäre.

Irgendwie war Ecatherina wohl nicht so überzeugt gewesen, dass sie auch genommen werden würde, denn in der Bahre angekommen starrte sie noch immer auf den Zettel. Sie wusste noch nicht so recht, was sie da so machen musste. Ihr war zwar bekannt, dass sie die toten und untoten Briefkästen abklappern sollte und Information dem Abteilungsleiter oder dem Stellvertreter weiterleiten sollte und vielleicht wenn es die Situation erforderte und ein verdeckter Ermittler in Not geraten war, auch mal direkt eingreife
n sollte; aber sollte das wirklich alles sein? Immerhin reichte es nach ihrer Meinung wenn sie zweimal am Tag die Stadt abklapperte (am besten am späten Abend und sehr früh am Morgen). Sie wollte morgen bei ihrem Abteilungsleiter vorbeischauen und sich mal vorstellen gehen und sollte dieser auch nichts anderes meinen, hätte sie da ja mal fürs erste die ideale Arbeit gefunden.

Nach ein paar Überlegungen lehnte sie sich entspannt in ihrem Stuhl zurück, nahm ihr Glas in die Hand und sah in die Runde. Es war nicht viel los heute, ein paar Vampire saßen auf einem Tisch, ein schwarzer Mann rang mit seinen Existenzproblemen, die eine ihr bekannte Diebin saß in unmittelbarer Nähe und unterhielt sich wohl mit einem potentiellen Kunden (Ecatherina wusste gar nicht das sie auch Aufträge annahm, zumindest nicht oft und für Geld; für sie zählte eher der Kick als sonst was) und ein Werwolf
spielte wohl Karten mit einer Mumienfrau. Irgendwie war sie hier mehr zuhause als sonst wo auf der Welt. Sie kannte die meisten Besucher, manche sogar beim Namen, und obwohl sie kaum redete wurde sie hier akzeptiert. Sie hoffte nur, das sie sich eines Tages auch in der Wache so wohl und heimisch fühlen würde.


"Ah, guten Morgen Obergefreite!", Ecatherina hatte das Büro von Lewton durch die offene Tür betreten und wartete bis dieser Zeit hatte und sie bemerkte.
"Hallo, Sir!", sie konnte noch immer nichts gutes am Morgen finden.
"Du bist also unsere neue Verbindungswächterin wie ich sehe, weißt du schon was du zu tun hast?"
"Natürlich, Sir.", warum sollte sie das verneinen und damit vielleicht mehr Arbeit bekommen.
"Hast du dir auch schon das Buch für die Zeichensetzung und -erklärung aus der Universität geholt? Das sollte hilfreich sein."
"Ähm, das mach ich bei Gelegenheit, Sir. Zur Zeit ist eh nicht viel zu tun, da ja die meisten auf Urlaub sind, Sir.", Ecatherina hatte das vorhin festgestellt als sie sich bei Schmiede melden wollte, den sie ja schon kannte, um ein paar Infos über RUM zu erhalten; anscheinend waren Angie, sie und vielleicht auch Panther die einzigen die zur Zeit aktiv waren, was ihr aber nicht unbedingt leid tat; je weniger Arbeit desto besser.
"Ja, stimmt. Umso besser. Dann kannst du ja gleich einem neuen Rekruten unter die Arme greifen."
"Bitte? Soll ich ihn leicht tragen, oder was?"
"Eh, nein, eigentlich sollst du ihm bei seinen Ermittlungen helfen, er heißt Humph MeckDwarf. Lavaelous hat Verstärkung angefordert, da Holz unlizenziert gestohlen wurde. Da du ja eh nichts zu tun hast, kannst du dich gleich nützlich machen."
"Ähm, Sir, nichts für ungut, aber, das fällt doch gar nicht in meinen Aufgabenbereich, oder?"
"Wie du selber gesagt hast, sind die meisten Wächter auf Urlaub. Es kann nicht schaden, wenn du ein wenig Aufpasser spielst. Beide Ausbilder haben ziemlich viel zu tun und es fällt nun mal in unser Aufgabengebiet."
"Ja, natürlich Sir!", sie traute sich nicht zu wiedersprechen und bereute es auch sofort das sie sich heute bei ihren Abteilungsleiter vorgestellt hatte, da sie eh schon alle Formalitäten mit Schmiede beim Bewerbungsgespräch abgeklärt hatte.
Sie salutierte und machte sich auf diesen Neuling aufzusuchen. Zu ihrer Erleichterung machte er seine Sache selbständig und fast gut, außer das er ein wenig nervte. Kurze Zeit später hatte er auch schon seinen ersten Fall abgeschlossen und sie konnte wieder unbekümmert ihre Zeit totschlagen, da ja nirgends Zetteln hinterlegt wurden und somit keine Arbeit da war (und sie hütete sich davor, nochmals ohne Vorladung oder wichtigen Grund zum Hauptmann zu gehen).
Sie gab Lavaelous noch eine kurze mündliche Zusammenfassung (immerhin war es ja der Fall des Rekruten gewesen und er hatte sich auch um den Bericht zu kümmern), plauderte noch mal kurz mit Gonzo (irgendwie hatte sie das Gefühl das sie ihn bald noch öfters sehen würde) und machte sich dann auf den Weg das Wachhaus wieder zu verlassen, als ihr etwas in das Blickfeld gerat, das sie kannte aber nicht hierher passte, zumindest nicht in dieser Form.
Es konnte aber keinen Zweifel geben: graziöser Körperbau, schwarze, lange zu einem Knoten gebundene Haare und gleiches Gesicht. Erst gestern hatte Ecatherina sie gesehen, doch jetzt stimmte was nicht mit ihr. Statt schwarzer Kleidung trug sie nun helle, fast seidene und eine neue, polierte Uniform mit Stiefeln, die so teuer aussahen, das Ecatherina ein paar Jahre sparen müsste, um sie zu kaufen, und das schlimmste daran war, sie trug eine Wächtermarke.

"Rina?", ungläubig starrte sie die Frau an die neben dem schwarzen Brett stand und etwas las. Diese sah zu ihr rüber, verlor kurz ihr Lächeln und setzte dann ein unschuldiges wieder auf.
"Oh, hallo! Wie geht's?"
"Sag mal hast du dich verlaufen oder was machst du sonst hier?"
"Das könnt ich dich auch fragen."
"Ich verdien mir hier meinen Unterhalt, aber das kann man ja von dir nicht grad behaupten. Hat dich die Gilde erwischt?", Rina sah sich bei diesem Satz erschrocken um, um zu sehen, ob es sonst eh niemand gehört hat.
"Nicht so laut! Und überhaupt erwischt mich niemand! Ich, ähm, meine Eltern wollten das ich was gescheites..."
"Also doch die Gilde, wusst ich's doch. Haben sie dich geschnappt oder wären sie dir nur bald auf die Schliche gekommen?", Rina sagte zwar nichts, blickte aber ziemlich böse.
Ecatherina konnte keine Leute leiden, die nur aus Spaß stehlen, weil sie sonst kein Hobby hatten und sie sowieso alles bekamen was sie wollten; doch bei Rina war das anders. Sie war zwar ein verwöhntes, reiches Mädchen, doch konnte man von ihr alles haben was man wollte und musste nicht mal dafür bezahlen (wenn man kein Problem damit hatte zu wissen, dass diese Gegenstände vorher anderen Leuten gehörten); und sie war auch ein interessanter Gesprächspartner, man brauchte sich nur zu ihr zu setzen und man e
rfuhr schon den neuesten Klatsch aus den reichen Häusern; aber nur dann, wenn sie jemanden vertraute.
"Bei mir ist dein Geheimnis zumindest sicher. Sollte dich aber irgendjemand erwischen, sei es die Diebesgilde oder die Wache selbst, erwähn ja nicht meinen Namen, in keinem Zusammenhang. Wir kennen uns einfach nicht, verstanden?"
"Ja ja, nichts lieber als das.", mit diesen Worten trennten sich die zwei, wobei sich jede der Beiden nochmals vergewisserte, dass sie auch nicht belauscht oder gesehen wurde.

Nach diesem ach so harten Tag machte sich Ecatherina wieder auf zur Bahre. Sie wunderte sich noch immer warum Rina zur Wache gegangen ist. Mit ihrem Geld konnte sie jedes Problem schnell beseitigen. Sie trank ein paar Gläschen, da sie sich dachte, dass sie morgen auch nicht so viel zu tun hatte und ruhig ausschlafen konnte. Langsam wunderte sie sich auch, warum Rina nicht auch schon hergekommen war. Rina war wie sie fast jeden Tag bzw. Nacht in der Bahre. Ecatherina hätte schwören können, das sie heute ka
m, sich zu ihr setzte und sie anfauchte warum sie nicht diskreter war, aber nichts passierte. Irgendwie kam ihr der Gedanke, das sie doch beobachtet wurden, vielleicht von Gonzo, immerhin hätte er unbemerkt irgendwo stehen können und sie jetzt in Schwierigkeiten steckt. Das machte ihr aber keine Sorgen, besser die Wache als die Gilde. Mehr als ein Rauswurf und ein paar Tage Gefängnis konnte ihr nicht blühen, nicht bei ihren Eltern.

Am frühen Morgen zahlte sie und ging dann leicht beschwipst Richtung nach Hause. Auf dem Heimweg klapperte sie noch die Briefkästen ab, welche netterweise leer waren. Mehr konnte sie nicht verlangen. Als sie gerade Frau Kuchens Haus betreten wollte, sah sie am Kellerfenster einen Zettel hängen. Leicht verdutzt ging sie hin und hob ihn auf. Sie konnte sich nicht erinnern, das hier ein Briefkasten für Wächter sein sollte, aber es war eindeutig ein Hilferuf. Sie sah sich den Zettel und die Schrift an und ver
suchte herauszufinden, wer der Absender sein könnte. Auf den Zettel stand: "Du musst mir helfen, ich bin in Schwierigkeiten!". Hm, es war eine ruhige Schrift und sie sah geübt aus. Nicht wie ein normaler Wächter, der Mühe hatte, seinen Bericht zu schreiben. Diese sah gelernt aus.
"Rina!", kam es ihr in den Sinn. Natürlich, sie würde keinen anderen Wächter um Hilfe bitten, da ja die Möglichkeit bestehen würde, enttarnt zu werden. Wäre sie nicht ein wenig beschwipst gewesen, wäre sie vielleicht schneller daraufgekommen. Sie entschloss sich, den Alkoholkonsum zu minimieren, wenn sie nachher arbeiten gehen musste oder zumindest die Gefahr dafür bestand. Sie wusste nicht, wie lange der Zettel schon hier hang und deswegen vergeudete sie nicht die Zeit um Verstärkung anzufordern. Es hieß
, das sie im Notfall auch gleich eingreifen durfte um einen Wächter zu helfen, und das war ein Notfall. Auch wenn es kein Wächter von RUM war, doch sollte sie nicht eingreifen, könnte es zum Mord kommen, der sicher unlizenziert stattfinden würde und somit wieder in ihr Aufgabengebiet hineinfallen würde.

Sie hatte keine Ahnung wo sie suchen sollte, sie wusste ja nicht einmal wo Rinas Eltern wohnten. Sollten in Zukunft mehrere so Zetteln auftauchten, war ihr Job dann vielleicht doch anstrengender als sie dachte; es war dann eher ein Ratespiel als sonst was. Zuerst ging sie zurück in die Bahre und fragte nach, ob sie wüssten wo sich Rina sonst noch aufhielt oder ob sie andere nützliche Dinge wusste. Aber davon hielten die Besucher nicht viel, normalerweise werden hier nicht gegenseitig Adressen ausgetauscht
oder ähnliches, aber sie hoffte auf eine Eingebung. Doch nach Alkoholkonsum konnte man da lange warten, wie sie feststellen musste. Sie entschloss sich die Schatten abzusuchen und als sie dann nichts fand, nahm sie sich die reichere Gegend vor (immerhin würde es in den Schatten nichts geben, was Rina in den Sinn käme zu stellen). Sie suchte und suchte, obwohl sie nicht genau wusste was sie eigentlich suchen sollte. Mehrmals verfluchte sie den Alkohol, Leute die Diebe waren, sich aber als Wächter ausgaben
und die sie auch noch mochte. Nach dem sie auch hier nichts fand beschloss sie zum Hafen zu gehen. Sie drehte mehrere Runden, als sie dann endlich einen muskulösen Mann sah, der einen großen Sack trug, der sich bewegte. Natürlich konnte da alles mögliche drinstecken, aber es war ihre einzige Spur. Sie schlich dem Mann nach und sah, wie er sich Richtung Schatten bewegte. Wieder verfluchte sie etwas, aber diesmal Männer, die nicht gleich dort auftauchten wo man sie zuerst gesucht hatte. Wenn sie der falsch
en Spur nachging, bestände die Möglichkeit, das Rina zu spät gefunden wurde, doch daran dachte sie nun nicht. Sie hätte diesen Mann anhalten können und fragen können, was sich in dem Sack befände, dieses Recht, empfand sie, hätte sie als Wächterin, doch sie war nicht lebensmüde. Er war einen Kopf größer als sie und mindestens dreimal so breit. Sie folgte ihm bis zu einem Haus, wo er seinen Sack drinnen ablud wie es schien, und später wieder heraus kam und ging. Wenn Rina wirklich in dem Sack war, dann war
e!
n im dem Haus noch andere Leute, oder Ecatherina hatte ein mächtiges, totes Problem.
Sie wollte Verstärkung holen, doch damit konnte sie Rina vielleicht nicht mehr helfen, wenn sie noch am Leben war. Sie hielt Ausschau nach Passanten, aber nie war jemand da, wenn man jemanden brauchte. Als sie der Verzweiflung nahe war und sich schon damit abgefunden hatte, allein hineingehen zu müssen, ohne auch nur eine Hoffnung, das jemand ihr zur Hilfe eilen würde, wenn sie versagte, kam plötzlich ein stinkender, verfilzter, kleiner Hund um die Ecke gerannt, gefolgt von ein paar anderen Hunden. Sie er
kannte den ersten als Gaspode, freute sich über diese glückliche Wendung, packte ihn beim Genick und verscheuchte die anderen Hunde mit ihrem Dolch.
"Hallo, Gaspode."
"Wuff?"
"Du brauchst dich nicht verstellen, ich kenn dich. Immerhin bin ich öfters in der Universität und verkehre oft in der Bahre, wo sich Gerüchte schnell verbreiten."
"Wuff!", Gaspode versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien, doch schaffte es nicht.
"So, jetzt hör mal gut zu, braves Hündchen. Du wirst jetzt schnell zum Wachhaus eilen und Verstärkung holen, mir egal wen, und bringst sie genau hier her, zu diesem Haus dort drüben. Am besten du gehst zu Lewton, solltest du den schon kennen. Hast du das kapiert? Solltest du aus irgendeinen Grund glauben, das nicht machen zu müssen, dann schick ich dir den Einarmigen Verrückten auf den Hals. Den kennst du doch, oder? Das ist der Mann der am liebsten Hundefleisch isst, egal von welcher Rasse und welcher Qu
alität und er jagt sie sich selber. Er soll sehr grausam dabei sein, schlimme Sache so was."
"Wiensel", Ecatherina achtete nicht auf seine unterwürfigen Gesten, nahm ihre Wächtermarke herunter, riss sich ein Stück Stoff von ihrer Kleidung, befestigte die Marke daran und band das ganze um Gaspodes Hals.
"So, damit sollten die wissen das es eilt; und nun hau schon endlich ab!", Gaspode startete durch als wenn eine ganze Meute Hunde hinter ihm her wäre und als er in den Gassen verschwand, konnte man noch ein leises "Verdammtes Luder" hören.

Langsam schlich sich Ecatherina an das Haus heran und versuchte probeweise die Tür aufzumachen, doch leider war diese versperrt. Sie konnte sich zwar gut unbeobachtet bewegen, doch sie hatte keine Ahnung davon, wie man in ein Haus einbrach. Sie ging zu einem Fenster, welches aber vernagelt war und schlich dann weiter um das Haus herum. Hinten fand sie noch eine Tür, die zwar auch abgesperrt war, aber dessen Vorhängeschloss man leicht knacken konnte (und wenn es Ecatherina schaffte, dann wäre es sowieso ba
ld von alleine zersprungen). Sie betrat leise das Haus, immer darauf bedacht im Schatten zu bleiben, was aber angesichts der Lichtverhältnisse nicht schwer fiel.
Mit gutem Gefühl vernahm sie Geräusche, die vom Keller zu stammen schienen. Immerhin bedeutete das, dass sich noch lebende - oder untote - Personen im Haus befanden. Vorsichtig ging sie die Treppen hinunter und versuchte keinen Lärm zu erzeugen. Unten fand sie noch mal eine Tür, die aber offen stand und in einen großen Raum führte. Drinnen sah sie mit Freude Rina, die an einen Stuhl gefesselt war und mehrere Männer, wobei einer ein Messer auf sie gerichtet hatte (was Ecatherina weniger gefiel). Sie schlic
h weiter in den Raum, um sich die Lage noch genauer anzusehen. Der eine Mann mit dem Messer wirkte sehr bedrohlich, wobei sie nicht ganz verstehen konnte was dieser faselte, es musste irgendwas anzügliches sein, denn er fuhr mit seinem Messer zwischen ihrem Gesicht und ihrer Brust hin und her. Die anderen Männer sahen einfach nur muskulös aus und standen still daneben, obwohl keiner von ihnen aussah, als ob sie irgendeiner Gilde angehören würden. Eigentlich konnte sie nichts tun, was sie nicht auch in Sch
wierigkeiten gebracht hätte, außer zu warten, bis Verstärkung ankam. Dann plötzlich gab der eine mit dem Messer den Befehl, dass mehrere seiner Jungs, wie er sie nannte, die Vorbereitungen weiter führen sollten und Ecatherina musste aufpassen, das sie nicht angerempelt und somit erkannt wurde. Außer dem Messermann blieben noch zwei seiner Kollegen im Keller und der Anführer bemerkte grad so beiläufig, das er nun Rinas linkes Ohr abschneiden musste, damit er es als Beweis an ihre Eltern schicken konnte. Si
e konnte Angst in ihren Augen sehen und Ecatherina beschloss, das sie eingreifen musste. Mit ihrem Dolch hatte sie keine Chance, das wusste sie, als griff sie zu ihrer herkömmlichen Methode, die schon öfters geholfen hatte. Langsam näherte sie sich dem Mann der direkt vor Rina stand, holte kurz Luft und versuchte ziemlich laut zu sein.
"PUH!", der Messermann erschrak zwar, so wie seine Kumpanen, doch außer das sie Ecatherina nun bemerkten, war nichts weiter passiert.
"Ähm, will jemand von euch heiße Würstchen?", das war das letzte was sie sagte bevor sie die Treppe nun mit ziemlich hoher Geschwindigkeit wieder hinaufraste und dabei von zwei Männer verfolgt wurde (zur Erleichterung war auch der Anführer dabei, zumindest zur Erleichterung für Rina). Sie wollte zur offenen Tür laufen, doch leider versperrt ihr dort ein anderer den Ausgang. Verzweifelt rannte sie zur Vordertür, doch auch dort musste sie feststellen das sie Pech hatte. Die Tür wurde mit zwei Balken verrieg
elt und Ecatherina hätte länger gebraucht die Türe zu öffnen als das sie Zeit gehabt hätte.

Sie hörte etwas knacken und als sie sich umsah, bemerkte sie einen weiteren Mann der von den Stufen zum ersten Stock herunterkam und eine Armbrust in der Hand hatte. Nirgends waren Möbel sichtbar, hinter diesen sie sich verstecken konnte. Es klickte, ein Pfeil löste sich, ihr Atem stockte und sie schloss die Augen. Kurz machte sie Augen wieder auf und sah, wie ein Pfeil nur wenig entfernt auf sie zu raste. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Sie nahm nichts mehr war, glaubte schon zu sehen, wie ihr Lebe
n an ihr vorüber glitt, als plötzlich eine Hand ins Blickfeld kam und den Pfeil schnappte bevor er sein Ziel erreichte, und das wenige Millimeter von ihrer Kehle entfernt. Zuerst sah sie zu dem Pfeil hinunter, der bedrohlich nah war, dann bewegte sie ihre Augen langsam zur Seite und blickte direkt in Hauptmann Lewtons Gesicht. Noch nie war sie so froh gewesen einen Vorgesetzten zu sehen. Fast hätte sie ihren Verstand verloren und hätte ihn umarmt, doch noch bevor sie ihren Körper bewegen konnte begann ein
Kampf zwischen Wächtern und Entführern, dem sich Lewton anschloss. Sie war nicht in der Stimmung zu kämpfen und da der Ausgang wieder mal blockiert wurde ging sie runter in den Keller. Zu ihrem Glück hatte sich der vorher unten gebliebene sich schon längst wieder hinauf gesellt und deswegen war sie alleine mit Rina. Eher automatisch griff sie nach ihrem Dolch, schnitt die Fesseln durch und sank zu Boden. Ihre Nerven schienen gerade Urlaub zu machen. Auch Rina war ein wenig mitgenommen und gesellte sich z
u ihr auf den Boden.
"Da oben wird gekämpft, oder?"
"Mhm."
"Danke, dass du gekommen bist. War gerade zur rechten Zeit."
"Was ist passiert?", irgendwie konnte sie ihre Gedanken sortieren.
"Sie haben mir eine Falle gestellt."
"Der Mann gestern in der Bahre?", die Aufregung hatte den Alkohol verschwinden lassen.
"Ja. Ich hätte etwas stehlen sollen, sehr wertvoll und gesichert, und dabei haben sie mich dann erwischt, sagten dass ich gutes Geld Wert sei. Für meine Eltern und die Diebesgilde."
"Und wie konntest du den Zettel an mein Fenster anbringen?"
"Was für einen Zettel?", Rina sah sie überrascht an. "Ich hatte nur gehofft, dass du das Gespräch gestern mitgehört hättest und das dir vielleicht meine Abwesenheit auffallen würde.", in diesem Moment kam Lewton die Treppen herunter.
"Alles in Ordnung hier unten?"
"Ja, Sir.", sagte sie im blechernen Tonfall. "Danke das du mich gerettet hast."
"Nächstes mal holst du dir vorher Verstärkung, verstanden?"
"Nichts lieber als das, Sir.", ein leichtes Lächeln kam auf ihre Lippen.
"Was ist hier eigentlich passiert?", Rina sah bei dieser Frage verlegen auf ihre Hände, die rote Schrammen aufwiesen.
"Ähm, Rekrutin Lanfear wurde entführt und man hat versucht Lösegeld für sie zu bekommen. Ihre Eltern sind reiche Händler. Die Entführer werden sicher beim Verhör irgendein Ammenmärchen erzählen, ich habe gehört wie sie Theorien über irgendwelche Taten schmiedeten, die sie der Rekrutin anhängen wollten, wenn sie erwischt werden sollten.", Rina sah sie dabei dankend an und Ecatherina wusste nicht ganz so recht, ob es in Ordnung war, wenn man seinen Vorgesetzten anlog, aber ihr blieb nichts anderes übrig.
"Guter Hinweis, Obergefreite."
"Ähm, Sir, ich hätte da noch eine Frage.", sagte sie, bevor Lewton wieder nach oben gehen wollte. Sie hatte da einen kleinen Inspirationsfunken erwischt.
"Wo ist eigentlich Angie?"
"Obergefreite LeFay? Soweit ich weiß wollte sie sich mit einem Informanten in der Trommel treffen, seit dem hab ich sie nicht mehr gesehen. Das könnte aber schon länger her sein."
"Verdammt!"



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