Jedem das Seine

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von Wächterin Ecatherina Erschreckja (GRUND)
Online seit 07. 06. 2001
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Das Schwertkampftraining ist ein muss für jeden Rekruten. Leider liegt dir das Schwert überhaupt nicht.

Dafür vergebene Note: 12

Es war ein schöner, sonniger doch nicht zu warmer Tag; eine fast perfekter Zeit (wenn man diese Tageszeit mochte) um spazieren zugehen und die Stadt zu erkunden, wenn man sonst nichts zu tun hatte.

Ecatherina kannte sich ziemlich gut mit der Sonne aus, sie wusste immer ganz genau wo sie zu gehen hatte um im Schatten zu bleiben und dank ihrer immer schwarzen Kleidung und ihrer katzenartigen stillen Bewegungen konnte man sie dort auch nur schwer ausfindig machen. Sie war zwar lieber nachts unterwegs, aber jetzt wo sie der Wache beigetreten war, konnte sie sich die Tageszeit nicht mehr aussuchen. Sie brauchte eine Weile um ihre Augen wieder an die Sonne zu gewöhnen und deswegen hatte sie, wenn sie im Licht stand und mit jemanden redete, auch fast immer zusammengekniffene Augen, was den Anschein machte das sie nicht gut sah, was aber überhaupt nicht stimmte, es gab niemanden (außer Vampire natürlich) die im Dunkeln so gut sahen wie sie.
Sie hatte das Gerücht aufgeschnappt, dass man bei der Wache ehrliches Geld verdienen konnte ohne schwer dafür zu arbeiten und ohne etwaige Grundkenntnisse dafür haben zu müssen; es war ein verlockendes Angebot gewesen.
Doch jetzt schien dies gar keine so gute Idee mehr gewesen zu sein. Sie war zwar erst einige Tage dabei, aber die Wache schien genau das zu verkörpern was sie ablehnte. Man musste tagsüber Streife gehen, mit Leuten reden (und dazu musste man aus der schützenden Dunkelheit treten *) und mit Waffen spielen. Genau das war auch der Grund warum sie jetzt unterwegs war. Am Übungsplatz wurde gerade das Schwert durchgemacht und Ecatherina hatte nicht wirklich was übrig für Waffen, schon gar keine, die man mit beiden Händen halten musste (und die normalen waren noch unhandlicher als die Holzschwerter, damit konnte man sich selber verletzen).
Manche Teile der Stadt sah sie jetzt zum erstenmal. Im Stundenplan des Waisenhauses war keine Sightseeing Tour eingeplant gewesen und als Erwachsene war sie nicht weiter daran interessiert gewesen, bis jetzt, aber dafür konnte sie gut lesen und schreiben (und das im Dunkeln, denn in ihrem Zimmer - und sie hatte ein Einzelzimmer **, denn ihre ehemaligen Zimmergenossen beschwerten sich immer über ihr merkwürdiges Verhalten und das wenige Licht im Raum - stand höchstens eine Kerze zum Wärmen).
Da sie dort auch keinen Beruf lernte und somit kein Geld verdient hatte und sich sowieso nicht gut auskannte in der Stadt, blieb sie so lange wie möglich im Waisenhaus wohnen. Da sie, wenn überhaupt, nur nachts unterwegs war und am Tag schlief und so schüchtern war, das sie die anderen mied, hatte man sie auch schon nach kurzer Zeit ganz vergessen. Man hatte sich zwar hin und wieder gewundert, warum Essen und Bücher verschwanden, doch das war auch schon alles. Erst vor kurzen war einer Erzieherin der kleine Raum unter der Treppe aufgefallen, die dort ein Plätzchen für ihren Hund machen wollte und war sehr überrascht gewesen, dort jemanden anzufinden (so überrascht, das die alte Dame nach dem Schrecken, den ihr Ecatherina durch ihr plötzliches Fluchen einjagte, tot umfiel). Seit dem war sie obdachlos und hätte Frau Kuchen ihr nicht einen Platz im Keller angeboten, wäre sie das heute noch.
Sie hatte die Stadt nicht oft tagsüber gesehen und da schien sie noch fremder als sonst, so viele Leute.
Sie wollte die Stadt zwar besser kennen lernen, versuchte aber die Hauptstrassen und gut besuchte Plätze zu meiden und mit der ihr im Laden "gefunden" (sie hatte ihren ersten Sold noch nicht bekommen und deshalb musste sie sich auf die Unterstützung der Bürger verlassen, auch wenn diese nichts davon wussten) Stadtkarte zurechtzukommen.
Sie bog gerade in eine schmale Gasse ein die ziemlich schnell endete.
Es war nicht die einzige Sackgasse die sie bis jetzt gefunden hatte, sie war aber irgendwie dunkler als die meisten. Es war nur eine Tür zu einem Innenhof zu sehen und Ecatherina war gerade dabei sich umzudrehen und die Sackgasse wieder zu verlassen als sie plötzlich ein dumpfes Geräusch hinter der Tür vernahm das ihr Interesse weckte. Sie steckte die Karte in einer ihrer Taschen und versuchte die Tür lautlos zu öffnen, was aber nicht ganz funktionierte.
Der Mann drehte sich um und schaute zur halbgeöffneten Tür, doch Ecatherina war schon in den nächsten Schatten geschlüpft und somit unsichtbar für (fast) jeden Beobachter. Der Mann ging zu Tür, machte einige forschende Blicke in die Gasse hinaus, schloss die Tür und begab sich wieder zu der Stelle an der er vorher war.
Ecatherina schlich dem Schatten entlang in dessen Nähe um festzustellen, was dieser dort machte und sah noch einen Mann der am Boden lag und den der erste gerade fesseln wollte.
Sie konnte keine Quittung sehen, also durfte es sich beim Ersten um kein Mitglied der Diebesgilde handeln. Nach der Kleidung zu urteilen war es auch kein Assassine oder ein Wächter also musste es sich um ein Verbrechen handeln.
Sie hatte keine Waffe bei sich um den Verbrecher zu stellen und sie konnte auch nicht darauf bauen, dass er sich ergab wenn sie sich als Wächterin zu erkennen geben würde. Also musste sie die Sache anders angehen und deshalb sah sie sich die Situation nochmals genau an.
Die beiden befanden sich in irgendeinem Vorbau und der Betreffende kniete sozusagen über seinem Opfer, wobei sein Kopf sich direkt unter einem Balken befand, was den Schluss zuließ, das eine Konfrontation mit diesem einen bleibenden Eindruck machen würde.
Also tat sie das, was sie eigentlich am besten konnte.Sie schlich sich noch etwas an den Verbrecher an, doch nicht zu weit um aus dem Schatten treten zu müssen und dann tat sie es.
"PUH....", und diesmal versuchte sie es mit wirklich lauter Stimme.
Der Mann erschrak und knallte mit voller Wucht mit dem Kopf gegen den Balken, wobei dieser ziemlich verdächtigt knarrte, und schlug sich somit selbst KO.
Sie trat vorsichtig näher, um festzustellen, ob beide auch wirklich ohnmächtig waren. Keiner der beiden rührte sich auch nur annähernd und sie überlegte was sie nun tun sollte. Beide (da es ein Verbrechen war musste sie Täter und Opfer für eine Befragung zur Wache bringen) fesseln konnte sie nicht, da nicht genug Seil oder sonst was in der Nähe war, das gehalten hätte und tragen konnte sie beide sowieso nicht (wobei sie schon beim ersten erhebliche Probleme gehabt hätte, da dieser ein wenig zu korpulent war), also traf sie den Beschluss zum Wachhaus zu eilen und Verstärkung zu holen.
Tja, da stellte sich nur mehr die Frage, wo war das Wachhaus überhaupt? Sie war sich nicht mehr ganz sicher, wo sie sich befand also nahm sie die Stadtkarte wieder zur Hand und versuchte eine markante Stelle zu finden, mit dessen Hilfe sie die Karte deuten konnte.
Nach mehreren Verirrungen und etlicher vertrödelter Zeit traf sie dann danken wieder im Wachhaus ein und suchte sofort ihren Ausbilder Chief-Korporal Gonzo.
"Hallo, Chief....... ach, ich meinte natürlich Sir!", korrigierte sie sich sofort als sie den Blick ihres Vorgesetzenden sah.
"Was gibt es Rekrut, solltest du nicht wie alle anderen noch am Übungsplatz sein und die neue Taktik üben?", fragte dieser mit einer (ziemlich kleinen) Kaffeetasse in der Hand.
"Ähm, ja Sir, aber ich dachte, wenn ich in die Stadt gehe und ein paar Wächtern bei der Arbeit zusehe könnt ich vielleicht mehr lernen als wenn ich weiter übe", sagte sie ein wenig zögernd und hoffte inständig, dass dieser nicht gemerkt hatte, dass sie überhaupt nicht beim Training war.
"Ach, nein und wo ist überhaupt deine Uniform?"
"Ähm, ich dachte, ähm, na ja, wenn ich getarnt wäre, würde ich nicht auffallen, ähm, beim Zuschauen, Sir." "Und als ich auf Streife war hab ich dann auch gleich ein Verbrechen gesehen, Sir, jemand hat einen Mann niedergeschlagen, in einem Vorhof und wollte ihn dann ausrauben ohne eine Quittung dafür auszustellen.", schloss sie gleich an und versuchte damit zu verhindern, das er weiter über dieses Thema nachdachte. "Ich konnte ihn zwar irgendwie unschädlich machen, ich weiß aber nicht, ob er noch da ist."
"Gut, warte hier, ich hole nur kurz Verstärkung und dann zeigst du uns den Weg. Dann kannst du was lernen, Rekrut!", erwiderte er, während er schon fast außer Sicht war.
"Ähm, ja, Sir.", sagte sie eher aus Reflex heraus.

Nach kurzer Zeit kam Gonzo mit einem weiteren Wächter wieder, einem Troll wie es aussah, und Ecatherina versuchte sich an den Weg zu erinnern, den sie gerade gekommen war, ohne die Karte hervorzuholen. Nach einigen Umwägen schaffte sie es doch die Stelle wiederzufinden und Gonzo samt anderem Wächter gingen in den Vorhof hinein um die Lage auszukundschaften. Ecatherina wartete draußen, da sie ja noch immer keine Waffe hatte und auch ihre Uniform nicht trug und vernahm dann nach kurzem warten zwei Stimmen, die miteinander redeten.
"Kommandeur? Rince, geht es dir gut?, erklang die Stimme von Gonzo.
"Au, mein Kopf, so ein Mist. Ist der Kerl noch hier?", Holz knarrte und diesmal hörte es sich an als das der Balken jetzt vollkommen durchgebrochen war.
"Verdammt! Ich war in Zivil unterwegs, als ich einem langgesuchten Mörder auf die Schliche gekommen bin, ich war gerade dabei ihn zu fesseln als so ein WITZBOLD mir die Tour vermasselt hat. Wenn ich den Typen kriege, der kann was erleben."
"Uups......".
Stille folgte. Ein paar Sekunden verstrichen als plötzlich eine bekannte Stimme erklang.
"REEEKRUUUUT!!!!"
Doch Ecatherina war schon in den Schatten verschwunden; sie hatte sich vorgenommen, mit der Entschuldigung solange zu warten bis sich die Vorgesetzten etwas beruhigt hatten.
Sie ging in die Bahre und hoffte, dort noch etwas anschreiben lassen zu können, denn wie es aussah, konnte es noch lange dauern, bis sie endlich etwas Geld verdiente.....


* na ja, nicht unbedingt, aber ein paar Einwohner dieser Stadt scheinen nicht gut auf Stimmen zu sprechen zu sein die plötzlich aus dem Nichts kommen, sie haben die unangenehmen Angewohnheiten darauf entweder mit Entsetzen (was eher für den Betreffenden unangenehm ist) oder mit werfenden Steinen oder Ähnlichem zu reagieren

** wenn man es so nennen konnte, war in etwa so groß wie eine größere Besenkammer



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