Beleidigte Gase

Bisher hat keiner bewertet.

von Korporal Atera
Online seit 04. 08. 1999
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Es gehen gehäuft Meldungen über die Belästigung durch
den Gestank des stinkenden alten Ron ein. Von Ron ist nichts zu sehen...
Wie verhaftet man einen Gestank?

Dafür vergebene Note: 8

"Nein geht nicht da lang. Es wird euch umbringen."
Der Mann lief gebückt aus dem angeblichen Gefahrenbereich heraus. Die Farbe des Gesichtes entsprach dem mintgrünem Anstrich, den Atera mehrmals kopfschüttelnd im Flur ihrer kleinen Wohnung in den Schatten ausmachte. Eine weitere Gestalt lief mit lautem Geschrei um die Ecke, seine Arme wedelten vor Ateras Gesicht herum und ein Schwall von Wörtern prasselte auf sie ein. "Nun mal langsam. Was ist denn da hinten los?"
"Es ist schrecklich, es raubt einem den Atem. Haltet euch davon fern, wenn ihr weiter leben wollt."
Der kleine Mann hatte dies natürlich nicht im wörtlichem Sinne gemeint, aber im fiel eine Veränderung in Atera Gesicht auf. Und es war keine gute.
"Was habt ihr gerade gesagt?", fragte sie lauernd.
Dem Mann fiel endlich etwas auf.
"Oh .. äh .. also, das war eben so nicht .. ähm gemeint."
Er trat vorsichtshalber hastig ein paar Schritte zurück. Doch bevor Atera antworten konnte, kam ihr eine rundliche Frau zuvor. "Sie sollten mal um die Ecke gehen und das Biest beseitigen, das hält man einfach nicht aus." Sie musterte Atera kritisch.
"Sie sind doch von der Wache, oder?"
"Ja .."
"Na, dann gehen sie endlich."
Nun mischte sich auch ein anderer ein.
"Aber auch als Wachenmitglied sollte man auf seine Sicherheit achten und nicht-"
"Die Wache hat uns zu schützen!" donnerte die Frau zurück. Eine laute Diskussion entbrannte, allmählich sammelte sich eine kleine Menge Schaulustige um die beiden, die versuchten auch einige handfeste Kommentare einzubringen. Atera nutzte die Gunst der Stunde, schlich sich vorsichtig um die erwähnte Ecke und riskierte einen Blick. Sie keuchte plötzlich, denn eine Welle des schrecklichsten Gestanks überrollte sie. Am anderen Ende der Gasse verdichtete er sich zu einer hellgrünen Wolke, die unruhig zitterte. Jedenfalls hatte es so den Anschein. Der Gestank vom Stinkenden alten Ron. Manchmal unternahm er Streifzüge auf eigene Faust, dies war allgemein bekannt. Aber heute war der Gestank besonders schrecklich. Atera beugte sich zu einem Zwerg hoch, dies ging nur, da der betreffende aus einem der Fenster im 2.Stock der Mietskasernen schaute.
"Wie lange .. äh .. steht er da schon?"
"Oh, schon den ganzen Tag. Solange war er noch nie von Ron fort."
"Wo steckt Ron nur?"
"Vielleicht bei der Bettlergilde." beantwortete der Zwerg Ateras laut gedachte Frage. Der Gestank bewegte sich plötzlich ein wenig nach vorne und bedachte Atera mit einem fragendem Blick. Jedenfalls dachte sie dies. Atera hielt verzweifelt die Luft an, wartete darauf, daß der Gestank vorüberging, aber er tat es nicht, sondern blieb ein paar Zentimeter vor Atera stehen. Sie wedelte hilflos mit den Armen.
"Los, verschwinde. Geh zu deinem Herrn. Hast du nicht gehört ? Hau ab, los! Verpeste woanders die Luft."
Der Gestank blieb reglos.
"Na schön. Wo ist dieser Ron, wenn man ihn mal braucht?"
Sie hatte keine Lust in der ganzen Stadt nach dem Stinkenden alten Ron zu suchen, das würde den ganzen Tag dauern und sie sehnte sich so sehr nach einem zünftigem Kneipengang. Nein, der Fall mußte hier und jetzt beendet werden. Und sie wußte auch allmählich wie. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, fischte sie ein Silberstück aus der Tasche. Der Gestank schwang unruhig hin und her.
-Pling- -pling- ,
machte es und die Münze prallte zweimal vom Kopfsteinpflaster ab ehe sie endlich mit leisem Klippern liegen blieb.
Eine Sekunde verging.
Zwei.
Auf einmal raste ein schwarzer Schatten von hinten heran und beugte sich gierig über die Münze. Jeder Bettler hatte seine eigene Art zu betteln, aber alle konnten den Klang einer zu Boden fallenden Münze auf mehrere tausend Meter hören. Der Stinkende alte Ron gehörte eben zu den schnellsten.
"Ich glaube dein Gestank vermißt dich."
"Mistundverflucht?"
Er drehte sich schnell um und hielt mißtrauisch sein gewonnenes Geld in den Händen. Der Gestank wobberte scheu am Ende der Gasse.
"Hast du dich vielleicht zu weit von ihm entfernt?"
Er brummelte leise etwas, der Gestank huschte daraufhin über den Kopf von Ron und schien sichtlich zufrieden.
"Was hast du eben gesagt? Ich hab dich nicht verstanden."
"Zurhöllemitihnenallen. Hähm..äh.jahrtausendhandundgrevetten."
"Nein, nein. Warum ist der Gestank allein geblieben?"
Ron drehte sich um und ging die Straße nach Essbarem suchend ab.
"He, warte mal. Was war-"
Ach was sollte es. Warum kümmerte es sie noch? Anscheinend waren alle wieder glücklich. Wer hielt sie noch von ihrem Bier ab?
Sie drehte sich um.
Niemand.






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