In den Mobilien

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von Leutnant Kanndra (FROG)
Online seit 09. 09. 2013
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 Außerdem kommt vor: Araghast Breguyar

Ein Einsatz in einem unberechenbaren Stadtteil...

Dafür vergebene Note: 10

Wieder einmal standen sie hier. Wobei "hier" nicht direkt den Ort meinte, sondern die Situation. Diesmal gab es zur Abwechslung sengende Sonne. Auch sämtliche möglichen Klimaphänomene hatten sie bereits ertragen [1]. Doch jedes Mal war es irgendwie das Gleiche, die gleiche unerträgliche Spannung. Fast immer ging es um mindestens ein Leben, oft sogar um mehr. Kanndra war froh, dass sie in Braggasch eine gute Unterstützung hatte, auch wenn ihre Truppe insgesamt immer mehr schrumpfte und jeder jeden unterstützen musste, so gut es ging. Nun würde auch Valdimier sie verlassen. Das war schon länger absehbar gewesen, doch jetzt hatte der Vampir ihr bereits anvertraut, dass er zu DOG wechseln würde. Und das nur, weil ihre beiden Freunde nicht mehr miteinander arbeiten konnten. Aus Valdimiers Sicht waren die Hunde also die logischste Wahl - so weit weg vom Kommandeur wie möglich. Aber den FROGs – und natürlich auch ihr persönlich - würde er fehlen, ihr bester Schütze hinterließ eine große Lücke, die sie irgendwie würden füllen müssen.
Jetzt jedoch musste sie sich auf den aktuellen Fall konzentrieren. Wie immer hatten sie die Fakten, die ihnen zur Verfügung standen schnell besprochen und so gut es ging verinnerlicht. Egon Kleinhirn, 43, Angestellter der Möbelfirma "Kreationen aus Krempel" hatte einen Schlagabtausch mit seinem Chef gehabt und war anschließend mit der Nachbarin aneinandergeraten. Dabei hatte er diese und ihre drei Kinder als Geiseln genommen – Kinder, bei Offler! Sofort stand ihr ein fröhlicher, dunkelhäutiger Dreikäsehoch vor Augen, doch schnell schüttelte sie das Bild ab.

Ein Haus in den Mobilien (ausgerechnet!). Wie so häufig erwies sich ein Kellerfenster als nicht ausreichend gesichert. Allerdings konnte man in den Mobilien auch nie sicher sein, dass das Fenster im nächsten Augenblick noch existierte, deshalb beeilte die Späherin sich, es zu öffnen. Zu ihrer Erleichterung blieb es nicht nur stabil, es befand sich auch ein Raum dahinter, dessen Boden leicht zu erreichen war. Zuerst blieb sie stehen und lauschte ins Halbdunkel. Nach einigen Momenten ertönten Schritte über ihr und verrieten ihr, dass sich zumindest eine Person ein Stockwerk höher aufhielt. Auch ihre Augen hatten sich mittlerweile an die Beleuchtungssituation gewöhnt, so schlich sie vorsichtig weiter, alle sich aus dem Schatten schälenden Umrisse meidend und die Armbrust sichernd vor sich haltend. Nach Überwindung einer Gittertür stellte sie fest, dass es sich um ein ausgedehntes Kellergewölbe handelte, wie es nicht selten vorkam im Inneren der Stadt. Mittlerweile musste sie sich wieder mehr auf ihr Gehör und ihren siebten Sinn verlassen, denn es gab nur wenig Beleuchtung. Doch schließlich stieß sie auf eine Treppe nach oben, die nach ihren Berechnungen in das richtige Haus führen musste und da sie im Keller auf keine Anzeichen von Geiseln oder Geiselnehmer gestoßen war, nahm sie sie. Auch die sich anschließende Tür machte keinerlei Probleme, vorsichtig mit einer Lampe beleuchtet und Braggaschs gutem Dietrich ausgesetzt. Überhaupt hatte sie von dem Zwerg, was diesen Teil ihrer Arbeit anging, mindestens genauso viel von ihm wie er von ihr gelernt.
Bei wieder gelöschter Lampe atmete sie noch einen Augenblick durch. Vielleicht hätte sie sich krank melden sollen, nach der Prozedur mit Ophelias Schutzbann [2] fühlte sie sich ziemlich ausgelaugt. Aber so einfach wollte sie die Truppe nicht im Stich lassen. Es würde schon gehen. Sie vertraute auf das Adrenalin, das durch ihre Adern schoss.

Die Frage, wer freiwillig in einen Stadtteil zog, in dem nichts sicher war, das Gras schillerte und Bäume gelegentlich davon spazierten, beschäftigte sie, während sie die Wohnung erkundete. Sie machte allerdings trotz des unberechenbaren Umfelds einen ziemlich normalen Eindruck. Das Chaos, das in den menschenleeren Räumen herrschte, auf die sie zuerst stieß, war das einer Familie mit drei Kindern. Stimmen leiteten sie zur Küche, wo sie eine Frau, eine Jugendliche und zwei Jungen steif auf Stühlen sitzen sah, als sie durch die angelehnte Tür hindurch spähte. Dann trat ein Mann in ihr Gesichtsfeld, der auf die Frau zuging und dabei mit einem Messer ausholte. Kanndra hob die gespannte Armbrust und schoss. Im nächsten Augenblick fühlte sie einen stechenden Schmerz im Rücken, stieß im Fallen gegen die Tür und das letzte, was sie sah, war das blutüberströmte Gesicht der Frau.

~Zwei Tage später~

Ein besorgter Blick aus einem Auge musterte sie. "Wie geht es dir?", fragte Bregs.
"Wie es einem so geht mit einem Messer im Rücken, das nur knapp die Lunge verfehlt hat und einer dicken Beule am Kopf."
"Das Messer haben wir raus gezogen, das war einfach zu unmodisch", versuchte der Kommandeur sich an einem Scherz, erntete aber nur ein schwaches Lächeln.
"Fühlt sich aber nicht so an." Nach einem kurzen Schweigen stellte die Späherin die Frage, die ihr auf der Seele brannte. "Ich weiß, ihr habt den Kerl erwischt und den Kindern geht es den Umständen entsprechend gut, aber niemand will mir sagen, was mit der Frau ist. Geht es ihr gut?"
Seufzend zog Araghast sich den Stuhl näher an die Pritsche seiner Kollegin. "Rea hat mir zwar verboten, davon anzufangen, aber da du fragst... Zunächst einmal, es war nur ein Streifschuss. Es wird ihr bald wieder gut gehen."
"Streif...schuss?"
"Ja. Kannst du dich erinnern, warum du auf die Frau geschossen hast? Sie war gefesselt und offensichtlich eine Geisel."
"Ich habe nicht auf die Frau geschossen, sondern auf den Geiselnehmer. Er stand direkt vor ihr und hat sie mit dem Messer bedroht. Nein, nicht bedroht, sondern damit ausgeholt – es war keine Zeit mehr für eine Warnung oder..."
"Der Mann stand nicht vor der Frau, sondern hinter dir. So hat sie es ausgesagt, so hat Steffan es gesehen und der Typ hat dich ja auch niedergestochen, wie du vielleicht gemerkt hast. Es war reines Glück, dass er dabei so günstig in Angelharts Schussbahn gestanden hat, sonst würdest jetzt nicht hier liegen, sondern auf dem Friedhof der Geringen Götter."
"Ich... verstehe das nicht. Ich habe ihn klar und deutlich vor der Nachbarin stehen sehen, mit dem Rücken zu mir."
Der Blick aus dem Auge intensivierte sich. Die Gefühle, die dahinter standen waren für Kanndra jedoch nicht erkennbar, trotz ihrer langen Bekanntschaft. "Bist du sicher?"
Nach einem Moment beredeten Schweigens seufzte Araghast.
"Das gefällt mir zwar nicht, aber ich fürchte, ich habe keine andere Wahl, als unseren IA-Agenten einzuschalten. Aber jetzt ruhe dich erstmal aus. Als erstes solltest du gesund werden."
"Du hast gut reden", murrte Kanndra, ließ es aber für den Augenblick gut sein. "Da ist noch etwas anderes, was ich mit dir besprechen wollte." Die zwei Tage erzwungene Tatenlosigkeit hatten ihr Zeit zum Nachdenken gegeben und sie hatte erkannt, dass sie so nicht weiter machen konnte.
Der Halbvampir, der sich schon halb erhoben hatte, um seiner Späherin ihre Ruhe zu gönnen, ließ sich sich auf den Stuhl zurück sinken. "Aber schnell, sonst macht mir Rea die Hölle heiß."
"Was ich sagen wollte, wird Rea eher freuen." Der Gesichtsausdruck ihres Gesprächspartners ließ den Leutnant lächeln. "Nein, keine Sorge, ich werde kein SEALS. Ich möchte FROG nicht weiter schwächen, deshalb werde ich einer bleiben. Aber ich möchte weniger Späherdienste übernehmen und stattdessen die Ausbildung zur Sanitäterin machen. Jetzt, wo Rogi sich weigert... Und Braggasch immer besser wird... Und es wäre auch eine Beruhigung für meine Familie."
Erleichtert nickte Bregs. "Ich denke, darüber lässt sich reden. Doch jetzt werde gesund. Das ist ein Befehl!" Mit einem Augenzwinkern, nach dem ihm so gar nicht war, verließ der Kommandeur die Krankenstube.
[1] selbst einen Froschregen, haha

[2] s. Ophelias Single "Der Bann der Vier"

Zählt als Patch-Mission für den Späherin-Patch.



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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

20.9.2013

Super! Knackig - kurz - auf den Punkt! Und dabei sogar noch einen Fall mit Kanndras Charakterentwicklung kombiniert und obendrein Aktuelles einfließen lassen. Ein echtes kleines Juwel! :-)

Von Araghast Breguyar

17.10.2013 21:06

Ich muss sagen, ich konnte mit der Geschichte überhaupt nichts anfangen. Am Schreibstil gab es nichts zu meckern, aber die ganze Kurzgeschichte wirkte auf mich wie eine kurze Verlegenheitsepisode um die Versetzung in den Innendienst zu erklären. Um wirklich zu einer vollständigen Geschichte zu werden, hätte es meiner Meinung nach viel mehr Ausschmückung bedurft. Außerdem gibt es keinerlei Aufklärung der Geschehnisse, nicht einmal einen Hinweis darauf, was passiert sein könnte. So etwas frustriert mich als Leser immer und wirkt auf mich, als wäre dem Autoren selbst keine Lösung eingefallen, weshalb es nun einfach in der Luft hängen bleibt.

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