Nachrichten zum Geburtstag

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von Gefreite Senray Rattenfaenger (DOG)
Online seit 26. 05. 2013
Zeitmönche haben die Geschichte auf den 17. 03. 2013 datiert
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 Außerdem kommen vor: Glum SteinstiefelSebulon, Sohn des SamaxKawumm KübelbrecherPismire

"Es ist wichtig, dass wir wissen, woher wir kommen, denn wenn man nicht weiß, woher man kommt, weiß man nicht, wo man ist, und wenn man nicht weiß, wo man ist, weiß man nicht, wohin man geht. Und wenn man nicht weiß, wohin man geht, geht man wahrscheinlich in die Irre." Terry Pratchett - Das Mitternachtskleid, S. 415


Dafür vergebene Note: 10

Schnee fiel auf die Straßen, vermischte sich dort mit dem allgemeinen Unrat der Stadt und verlor sein unschuldiges weiß noch ehe ihn jemand bewundern konnte. Es herrschte das übliche Treiben an diesem Abend. Die kleine Frau, die sich ihren Weg durch die Straßen suchte, konnte so bereits absehen, dass sie zu spät kommen würde.
Senray sah an den umstehenden Häusern hoch und suchte mit den Augen nach einer guten Klettermöglichkeit. Doch bei diesem Wetter wollte sie lieber kein Risiko eingehen, indem sie die Abkürzung über die Dächer nahm. Die junge Gefreite seufzte. Normalerweise hätte sie schon fast am Eimer sein müssen, so gut kannte sie die Stadt und ihr al abendliches Treiben mittlerweile. Doch das Wetter und ein Unfall auf dem Weg hatte sie Zeit gekostet. Scheinbar war ein Karren in den anderen gefahren und sie hatten sich verkeilt, wie auch immer. Zumindest ging dort für eine ganze Weile nichts fort, und die junge Frau musste sich ihren Weg durch die umliegenden Gässchen suchen.
Erst eine Weile später erreichte sie den Eimer. Schon vor der Tür konnte sie lautes Gelächter hören, offensichtlich herrschte heute Hochstimmung. Erneut fragte sie sich, warum Pismire sie ausgerechnet hier her gebeten hatte. Ihr ehemaliger Ausbilder bei GRUND hatte Senray eine Nachricht zukommen lassen, nach der er sie heute Abend im Eimer treffen wollte.
Sie hatte sich zwar über die Nachricht gefreut, gleichzeitig ließ sie die Frage nach dem Anlass nicht aus der Ruhe. Dass sie bei diesen Überlegungen auf nichts kam, machte die Gefreite nur noch neugieriger. Vor der Tür trat sie sich die Stiefel ab, dann atmete sie noch einmal tief ein und betrat den Raum.
Eine Woge alkoholischen Dunstes schwang ihr entgegen und sie war überrascht wie voll es heute Abend war. Hatte sie eine Beförderung verpasst oder gab es aus einem anderen Grund gratis Getränke? Vielleicht ein Geburtstag?
Noch während sie dies dachte, fühlte sie den Schmerz, der irgendwo tief in ihr geschlummert hatte. Geburtstag. Ja, heute war ihrer, aber Senray feierte ihn schon lange nicht mehr. Es gab nichts zu feiern an diesem Tag. Dies hatte man ihr und nicht zuletzt auch sie selbst sich jahrelang klar gemacht. Deswegen würde sie heute auch im Boucherie schlafen, auch wenn sie bei Rosmalia das ganze Dachgeschoss für sich hatte. Manchmal schätzte sie das Nicht-Wissen, das ihre Vorgesetzten und Kollegen hatten. Es war eine freundschaftliche Form der Anonymität, beide Seiten waren damit einverstanden solange zu schweigen bis einer erzählte. Oder es eben nicht tat.
Während sie so darüber nachdachte, fand der Blick der Gefreiten Pismire an einem Tisch. Bisher saß er allein, doch kaum bemerkten seine wachen Augen ihren Blick, winkte ihr ehemaliger Ausbilder sie zu sich.
"Senray, setzt dich!"
"Guten Abend, Sör! Gerne, Sör. Darf ich fragen, warum ..."
"Ich dich hierher bestellt habe? Das hat mehrere Gründe. Zum einen ..." Während er sie aufmerksam betrachtete winkte Pismire und bestellte so ein Bier für seinen ehemaligen Schützling.
"... bist du heute seit einem Jahr in der Wache. Da du weder gestorben noch aus anderen Gründen ausgetreten bist, schien mir das ein Grund zu feiern."
Der alte Schamane lächelte eine Art verschmitztes Lächeln, während Senray ihn nur überrascht ansah. War es wirklich ein Jahr her, das sie GRUND beigetreten war? Wahrscheinlich. Aber dass das überhaupt einer Erwähnung wert war, zeigte Senray, das sich die Rekrutensituation nicht zum besseren gewandt hatte. Schon während sie in GRUND war desertierten immer wieder viel zu viele oder sie schafften die letzte Hürde zum Gefreiten nicht, so dass die großen Abteilungen vergeblich auf Neuzuwachs warteten.
Noch ehe sie eine passende Erwiderung gefunden hatte, war das Bier am Tisch. Also prostete Senray ihrem Gegenüber mit einem "Danke" zu und trank einen großen Schluck, nicht zu Letzt um die Zeit zum überlegen oder zuhören zu nutzen. Doch Pismire schwieg, so dass nun sie an der Reihe war.
Vorsichtig setzte die Gefreite den großen Krug ab, wischte sich über den Mund und sah den Gerichtsmediziner und Ausbilder an. "Vielen Dank, Sör. Mir wäre das gar nicht so aufgefallen, naja ... Aber, Sör, also, das war, nun, erstens. Was ist denn zweitens?"
Die Neugier siegte wie so oft bei Senray über die Höflichkeit, was Pismire mit einem freudigen Zug um die Augen quittierte. Er räusperte sich.
"Nun, das ist, je nachdem wie man es nimmt, eine sehr positive oder weit weniger positive Angelegenheit. Das liegt bei dir."
Verwirrung machte sich in der Gefreiten breit. "Um was, also, geht es denn, Sör?"
"Du erinnerst dich sicherlich noch vor etwas weniger als einem halben Jahr, kurz bevor du zur Gefreiten befördert wurdest, gab es einen Überfall auf das Wachhaus. Du und Kawumm hatten Tresendienst."
Das Gesicht des Alten wirkte wieder härter bei der Erinnerung, und auch Senrays Miene wurde starr. Natürlich erinnerte sie sich an jene unsägliche Nacht, wie konnte sie sie auch vergessen? Der Gedanke hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in ihrem Mund, den die Gefreite ganz automatisch mit dem Bier loswerden wollte. Doch es half nichts, Bilder aus ihrem Gedächtnis formten sich und als sie kurz die Augen schloss, sah sie es wieder klar vor sich.

***


Die Nacht erschien ihr mal wieder endlos. Aber so erschienen einem Rekruten Nächte am Wachetresen meistens, zumindest wenn man selbst Dienst hatte.
Diese war jedoch besonders schlimm.
Ob es daran lag, dass sie allein am Tresen war?
Die mit ihr diensthabende Rekrutin, Kawumm Kübelbrecher, war seit geraumer Zeit auf dem Abort. Scheinbar war ihr irgendetwas nicht gut bekommen. Das Abendessen könnte immerhin der Auslöser gewesen sein. Die junge Frau hoffte, dass es keine Krankheit war, die vielleicht ansteckend sein könnte.
Sie seufzte leise und sah in die Kerzenflamme vor sich. Die rauschende, gelb-orangene Flamme tanzte im leichten Luftzug, der hier immer herrschte. Einen Augenblick überlegte sie ob sie noch eine Kerze anzünden sollte, um es heller zu haben. Vielleicht war ja auch die Dunkelheit schuld, wie immer erfüllt von allen möglichen Schatten. Sie seufzte wieder.

Von all dem wusste der Beobachter vor dem Fenster nichts. Er sah nur eine junge Frau, die so gar nicht in sein Bild eines Wächters passen wollte. Rot-braunes Haar in einem sich auflösenden Zopf, leicht geduckte Haltung selbst im Sitzen, ein graues, mit schwarzen Flecken übersätes Halstuch. Dazu ein offensichtlich sehr weiblicher Körperbau und keinerlei ersichtliche Waffen oder irgendetwas mit dem sie sich hätte verteidigen können. Ja, natürlich, sie trug eine Art Uniform aus abgetragenem Schwarz und zerkratztem Metall, die aber kaum echten Schutz bot. Vorhin hatte er auch eine Dienstmarke an ihr gesehen. Aber was bedeutete das schon?
Dazu schien sie, dem Gähnen und den Ringen unter ihren Augen nach zu urteilen, auch noch vollkommen übermüdet zu sein. ´Sehr schön, also ein leichtes Opfer´, dachte er sich und grinste verschlagen in der Dunkelheit.
Seinem Plan stand nichts im Weg, sie zumindest auf keinem Fall.

Senray gähnte tatsächlich. Sie wünschte sich entweder einen Kaffee oder ein Bett. Beides schien aber unmöglich solange Kawumm nicht zurück kam, immerhin hätte sie sonst den Tresen komplett unbeaufsichtigt lassen müssen. Es war zwar eher unwahrscheinlich, dass etwas passieren würde, aber man konnte ja nie wissen.
Es war schließlich auch noch gar nicht so lange her, da hatten Kawumm und sie ein "Praktikum" bei Sebulon, dem Stammagenten von IA gemacht. [1] Zumindest hatte er es ein Praktikum genannt.
Tatsächlich waren die beiden Rekrutinnen dem Stammagenten eine Woche lang an den Fersen geklebt und hatten, mehr oder minder, Einblicke in dessen Arbeit gehabt. Jene waren jedoch eher theoretischer Natur. Was Senray jedoch, wenn sie kurz darüber nachdachte, nicht ansatzweise störte. Wer wollte schon aktiv helfen, Kollegen zu bespitzeln?
Angeblich war dieses Praktikum auf Anordnung des Kommandeurs geschehen, jedoch waren sich auch hier Kawumm und Senray einig, dass das unwahrscheinlich war. Sie hatten allerdings unterschiedliche Gründe für ihre Annahme. Während Kawumm überzeugt war, dass Hauptmann Pismire dieses Praktikum nutzen wollte um konkrete Einblicke in die Arbeit des IA-Agenten zu erhalten und Informationen über dessen Ermittlungen zu sammeln, bezweifelte Senray schlichtweg das der Kommandeur überhaupt ihren Namen kannte. Sie konnte sich zwar sehr gut vorstellen, dass er angeordnet hatte das irgendwelche Rekruten dieses Praktikum bei IA machen sollten, aber wer das sein würde hatte garantiert Hauptmann Pismire entschieden. Was das wiederum bedeutete wusste sie selbst nicht, sie beschäftigte sich allerdings auch nicht weiter mit dem Gedanken.
Mehr interessierte sie der Agent selbst. Auch wenn er sie kaum etwas Praktisches hatte tun lassen, andauernd gemurrt hatte und natürlich immer noch der Verräter vom Dienst war, hatte ihn Senray nicht als böse oder schlecht empfunden. Sie war selbst überrascht gewesen wie negativ voreingenommen sie dem Zwerg gegenüber gewesen war, allein wegen seiner Stellung bei IA. Das er deswegen aber als Person keinesfalls unsympathisch war musste sie erst verarbeiten.
'In allen Fällen war es eine interessante Woche gewesen, die Kawumm und ich da hatten', dachte Senray.
Es hätte sie auch nicht sonderlich gewundert wenn Sebulon während ihrer Schicht mit Kawumm zufällig einen Blick rein werfen würde. Andererseits würde das nie irgendjemanden wundern und er kam aus Prinzip ungelegen. 'Ein echter Wächter eben', schoss es Senray in den Sinn.
Nun, wenn sie schon warten und wach bleiben musste, konnte sie wenigstens versuchen an dem Aufsatz für Hauptmann Pismire zu schreiben. Er sollte mindestens eine, höchstens drei Seiten lang sein, die Rekrutin hatte jedoch keine Ahnung wie sie es schaffen sollte, nur drei Seiten zu schreiben.
In drei Tagen würde ihr Ausbilder ihr zeigen wie man Berichte möglichst kurz und bündig verfasst, so dass alle nötigen Informationen enthalten waren, es aber keine ellenlange Abhandlung wurde.
Nur leider musste dieser besagte Aufsatz bis zum nächsten Morgen fertig sein. In diesem Augenblick beneidete Senray die anderen Rekruten, die sich sicherlich keine Sorgen darüber machen mussten [2] und seufzte noch einmal.

Gerade als sie den Stift aufgenommen hatte, ging die Tür zum Wachhaus auf. Ein Mann trat ein, die Hände hinter dem Rücken, fast komplett in schwarz gekleidet. Er lächelte, doch irgendetwas an diesem Lächeln irritierte Senray Rattenfaenger. Sie beobachtet ihn, während er zu ihr am Tresen kam.
"Kann ich Ihnen, also, helfen?", fragte sie und ihr Blick suchte nun doch nach der Uhr. Kurz nach halb drei. Dann sah sie wieder zu dem Mann und musste feststellen, dass er nicht mehr allein war und einer seiner Kumpane eine Armbrust auf sie gerichtet hatte.
"Nun, ich denke das kannst du tatsächlich. Wo lagert ihr eure Beweise?"
Die beiden anderen Männer waren auch komplett in schwarz, nur ihre Gesichter waren verhüllt. Der eine hielt sich im Hintergrund bei der Tür auf, der andere stand neben dem Sprecher und zielte auf sie. Während sie die gespannte Armbrust vor sich beobachtete verfluchte sie sich selbst. ´Warum hast du nie eine Waffe bei dir? Das ist Ankh Morpork, verdammt. Kawumm hat selbst im Klassenzimmer ihre Schwerter bei sich, und du hast nichts dabei wenn du auf Streife gehst. Oder am Tresen sitzt.´
"Was ist, hat’s dir die Sprache verschlagen?"
Ihr Gegenüber grinste bösartig und Senray fragte sich was sie tun konnte. Sie hatte nichts um die Armbrust abzuwehren, nichts um sich zu verteidigen. Wenn ich schreie würde ich sicher einige Wächter wecken, überlegt sie. Aber zu welchem Preis? Es sieht nicht so aus als würde er zögern zu schießen. Dennoch, ...
"Nun, wie gut, dass ich bereits eine Vorstellung habe, wo ich suchen muss", er grinste immer noch böse, zog mit seiner Rechten ein kleines Fläschchen aus der Tasche und öffnete es. Später dachte sie, dass das der Moment gewesen wäre um zu schreien, aber sie tat es nicht. Eigentlich ging es auch viel zu schnell, nicht mal ein paar Sekunden später hatte er ihr mit seiner Linken ihre Nase zugehalten. Überrascht und verzweifelt schnappte sie nach Luft und genau diesen Augenblick nutze er um den Inhalt der Flasche in Senrays Mund zu kippen. Schnell ließ er ihre Nase wieder los und zog ihren Kopf an den Haaren in den Nacken. Das leere Fläschchen ließ er fallen und drückte mit der nun wieder freien Hand ihren Mund zu und hielt ihn auch zu.
Ihre Versuche sich zu wehren, seine Arme fort zu schlagen, ignorierte er ganz einfach, als wäre sie nichts weiter als eine lästige Fliege.
Es brannte wie die Hölle und Senray musste würgen, doch seine Hand hielt ihren Mund fest geschlossen.
"Nichts da", sagte er und Tränen traten in ihre Augen.
Verzweifelt versuchte sie sich zu wehren, versuchte ihn zu kratzen, doch er lachte bloß leise. Feuer brannte, brannte in ihrer Kehle, brannte sich den Weg hinunter durch ihren Körper. Auch ihr Kopf schien zu brennen und nur Augenblickte später sackte sie weg.
Ihren bewusstlosen Körper stieß er einfach vom Tisch. Senray kippte mit dem Stuhl auf den Boden und blieb leblos liegen.
Ohne lange zu zögern hob er das Fläschchen wieder auf, übernahm die Armbrust und führte die beiden Männer, die das Spektakel stumm beobachtet hatten, hinein in das Wachhaus, die Treppen hoch.

Sebulon, Sohn des Samax ärgerte sich über sich selbst. Er war bereits in seiner Wohnung gewesen, hatte nicht schlafen können und wollte noch etwas arbeiten. Aber genau die relevanten Papiere hatte er nicht mitgenommen. Also war er noch einmal zum Pseudopolisplatz gekommen, um im Wachhaus seine Sachen zu holen. Oder gleich dort zu bleiben? Er war sich noch nicht ganz sicher.
Als er in die Eingangshalle kam blieb er verwundert stehen. Niemand zu sehen? Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Wer war für heute eingeteilt? Einen Moment blieb er grübelnd stehen und meinte sich zu erinnern, es wären die Rekruten Rattenfaenger und Kübelbrecher gewesen. Ausgerechnet seine beiden Praktikanten. Nach der Woche bei ihm hätte er nicht erwartet, dass sie die Nachtschicht schwänzen würden.
Irgendetwas passt hier nicht, schoss es dem Zwerg durch den Kopf. Alarmiert ging er zum Tresen.

Kawumm kam genau in dem Moment durch die Tür, als Sebulon Senray am Boden gefunden hatte. Immer noch etwas Grün um die Nase und eindeutig nicht in bester Verfassung blieb sie in der Tür stehen und starrte auf den Rücken des IA-Agenten. Selbst zu dieser Nachtstunde und trotz Übelkeit wusste sie: Das würde Ärger geben.
Wo war Senray? Sie würde doch nicht einfach so während dem Dienst verschwinden? Das passte einfach nicht zu der Frau.
Die Neugier besiegte den ersten Schock binnen Sekundenbruchteilen und die Zwergin ging vorsichtig in Richtung Tresen, den der IA-Agent gerade umrundete. Seine Miene war ernst, sein Blick starr auf eine Stelle am Boden gerichtet. Schon war er hinter dem Tresen und verschwand vollends, als er sich hinkniete.
Die Zwergin zog die Brauen zusammen und kam ein bisschen schneller näher. Dort lag Senray, regungslos auf dem Boden, gekrümmt und blass. Nun gut, wenn man ehrlich war, war sie letzteres meistens, außer sie war gerade vor Verlegenheit gerötet. Dennoch war sie viel zu blass.
Die Zwergenrekrutin stieß einen Schrei aus und stürzte in Richtung ihrer Kollegin. Sebulon zuckte zusammen, blieb aber der am Boden liegenden zugewandt.
"Sie ist nur bewusstlos. Sie atmet zwar flach, aber sie atmet. Ich sehe keine äußeren Verletzungen."
Gerade als er sich umdrehen wollte, um Kawumm zu fragen wo sie gesteckt hatte, hörte er diese leise wimmern. Lag ihr so viel an Senray? Oder hatte sie einen Schock?
Sie selbst war überrascht, dass es ihr so nahe ging. Dabei war sie von dem ständigen Gestammel und Herumgedruckse der anderen Rekrutin immer so genervt! Aber irgendwie ... Nun, so schlimm war sie nicht und irgendwie mochte die Zwergin sie dann doch. Ganz sicher jedenfalls hatte Senray es nicht verdient hier auf dem Boden zu liegen, von wem oder was auch immer niedergestreckt. Vor allem nicht wenn sie selbst, Kawumm Kübelbrecher, es hätte verhindern können.
Sie riss sich wieder zusammen und jetzt siegte die Wut über den Schock. Wer immer das getan hatte würde nicht ungestraft davonkommen.
Sebulon bemerkte wie sich die Zwergin straffte. "Wo warst du gerade?" Die Frage klang vorsichtig, der Püschologe in ihm lag auf der Lauer und hielt jede Anklage aus seiner Stimme heraus.
"Ich war auf dem Abort, Sör. Ich würde fast sagen, die Ratte oder die Sauce auf der Ratte waren doch nicht so gut, Sör."
Nun kamen die Sätze klar und schnell, ohne weiteres Zögern. Sebulon betrachtete erst jetzt die Zwergin bewusst und stellte fest, dass ihr Gesicht ungesund grün-bleich war. Er bemerkte nun auch den leichten Geruch nach Erbrochenem der von ihr ausging und beruhigte sich. Jetzt mussten sie sich erst einmal um Hilfe kümmern.
Soweit war die Zwergin neben ihm auch. "Was sollen wir jetzt tun, Sör? Ich - " Sie brach ab. Es war auch so klar was sie sagen wollte.
Also begannen die beiden zu handeln.

Die drei Männer waren tatsächlich unbemerkt bis zur Tür der Asservatenkammer gekommen. Auf den Treppen war es überhaupt kein Problem gewesen, sie waren leise und schnell hoch gegangen, wenn sie Schritte hörten, warteten sie kurz. Im dritten Stock allerdings hatte der Anführer mit mehr Problemen gerechnet. Doch die Flure waren leer und das Schloss zur Asservatenkammer war schneller geknackt gewesen, als er vorher zu hoffen wagte. Erst als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, sah er sich in dem Raum um. Viel zu viele Regale, viel zu viele Beweise. Das was er suchte irgendwo mitten unter dem Chaos.
Er wandte sich den beiden Männern zu und sah sie eindringlich an.
"Also gut, ihr wisst was wir suchen", hauchte er mehr als das er es sagte, und die drei schwärmten aus und begannen, die ganz eigene Ordnung der SuSis auf den Kopf zu stellen.

Senray Rattenfaenger öffnete die Augen. Gleißendes Licht, viel zu grell, viel zu bunt, viel zu viele Eindrücke kamen alle auf einmal und überrannten sie. Also kniff sie die Augen wieder zusammen und wartete, bis sie sich zumindest halbwegs an das Licht gewöhnt hatte. Als es endlich soweit war und sie sich umsah, wunderte sie sich stumm. Es war bunt, hell, sie lag auf einer Wiese und alles schien zu strahlen. Nur fühlte es sich falsch an, als hätte jemand die Realität angemalt um sie zu verschönern.
Vorsichtig setzte sich die junge Frau auf. Warum war sie überhaupt hier gelegen? Und wo war hier? Sie drehte sich und die Welt schien ein schillernder Schleier zu sein.
Aber halt, da war etwas! Staunend betrachtete sie das gelb-blau gestreifte Wesen, das ein wahrer Riese sein muss. Oder aber sie war ein Zwerg.
Ja, was war sie eigentlich, wer war sie eigentlich?
Der Elefant hob freundlich seinen Hut und trottete weiter seines Weges, während ihm die Rothaarige gedankenverloren hinterher sah. Sie suchte in sich, suchte in ihrem Kopf nach einem Anhaltspunkt, einer Spur. Was sie fand war Nebel, war ein Schleier, nur nicht so schön und bunt wie der dieser Welt. Eher schmutzig und grau, wie Rauch.
Rauch ... irgendetwas an diesem Wort schien wichtig zu sein, doch sie wusste nicht was. Und als zwei grüne Kaninchen vorbeikamen lief sie mit ihnen mit, denn immerhin konnte es nicht verkehrt sein einen Weg zu gehen.
'Wenn es der ihre ist mag es vielleicht auch der meine sein', dachte sie und lies die Schatten in ihrem Kopf zurück.
Ein kleines, rundes, leuchtend pinkfarbenes Schwein flog vorbei und betrachtete sie eine Weile. Schließlich baute es sich vor ihr zu voller Größe auf und sah sie streng an.
"Wenn du wissen willst, wer du bist, musst du wissen, was du bist. Wenn du wissen willst, was du bist, musst du wissen, wer du bist. Du darfst nicht einfach davon rennen. Du musst zurück gehen."
"Zurück wohin?", fragte sie verwirrt und betrachtete das Schwein.
"Dahin wo alles begonnen hat, natürlich. Wohin denn sonst? Es würde ja keinen Sinn machen, ans Ende zu gehen, nicht wahr?"
Das Tier sah sie belustigt an und sie dachte einen Moment darüber nach.
"Hm", machte sie schließlich, "aber wo ist der Anfang?"
Einen kurzen Moment dachte sie, das Schwein hätte mit den Augen gerollt, dann löste es sich in einer quietschend pinkfarbenen Wolke auf und sie stand wieder allein da. Die Kaninchen waren nun auch fort gehoppelt.
Da sie nicht wusste, wohin sie sollte, drehte sie sich einfach um und ging den Weg zurück den sie gekommen war. Immerhin war das ja der Anfang, nicht wahr? Zumindest mochte es ihr so erscheinen. Eine Weile betrachtete sie das Gras und die vielen farbig leuchtenden Blumen, so dass sie, als sie wieder aufsah, überrascht stehen blieb.
Vor ihr stand ein Esel, sein Fell war ganz grau und das einzig farbige an ihm war eine Art kupferfarbenes Abzeichen um seinen Hals. Ein kläglicher Anblick im Vergleich zu dem prächtig schillernden See hinter ihm und doch war er es, der ihre volle Aufmerksamkeit erregte.
Eine Dienstmarke, schoss es ihr durch den Kopf, und sofort fragte sie sich was dieses Wort bedeutet. Sie verband es mit irgendetwas, nur mit was?
Gedankenverloren beobachtete sie nun, wie ein Vogel auf dem Kopf des Esels landete. Jeder Wahrscheinlichkeit zum Trotz nahm das Tier das einfach so hin und die ebenfalls eher schmutzig graue als weiße Taube plusterte sich leicht auf und gurrte, wie um Hallo zu sagen. An ihrem Bein war ein kleines Nachrichtenröhrchen befestigt.
'Eine Brieftaube', dachte die Frau.
Sie ging einige Schritte auf die beiden Tiere zu, als es hinter ihr krächzte. Mit einem erschrockenen "Wah!" sprang sie von dem Untier fort das dort auf sie gelauert hatte, nur um einen Augenblick später freudig auf es zuzugehen.
"Saugi!"
Und dann erinnerte sie sich.
Ich bin Senray Rattenfaenger, Wächterin, Rekrutin der Stadtwache von Ankh Morpork, der großen Zwillingsstadt auf der Scheibenwelt! Ich bin ein Mensch und ich bin ich!
Ihre Gedanken überschlugen sich, der Nebel in ihrem Kopf begann lichter zu werden. Genau in diesem Augenblick entschloss sich der See, sie zu packen und in sich zu reißen.

Die Rekrutin Senray Rattenfaenger öffnete die Augen und prustete und hustete und blinzelte ins Licht der Kerze. Sie lag unbequem auf dem kalten, nun mehr nassen Boden im Wachhaus am Pseudopolisplatz, über ihr stand jemand gebeugt mit einem tropfenden Eimer in den Händen. Unscharf nahm sie die Umrisse von Kawumm und einem zweiten Zwerg neben sich war und blinzelte wieder. Ein Schleier lag über ihren Augen und immer noch waberte ein dichter Nebel in ihren Gedanken und schien alles abzudämpfen, alles zu ertränken.
Ihr war schlecht und aus einer Art Reflex heraus nahm sie Kawumm den Eimer ab, rollte sich auf die Seite und übergab sich in das Gefäß.
Die beiden Zwerge beobachteten sie besorgt, und Kawumm berührte sie vorsichtig an der Schulter.
"Senray, alles in Ordnung? Senray?"
Es brauchte eine Weile bis die Angesprochene sich auch tatsächlich angesprochen fühlte und sich ihr trüber Blick auf das Gesicht der Mitrekrutin richtete.
Diese sah sie mit einer unbeschreiblichen Mischung aus Unsicherheit, Wut und Verzweiflung an, die man wohl nicht oft auf dem Gesicht der Zwergin erblickten konnte. Vielleicht war das auch besser so, bedachte man die Umstände die diesen Blick verursacht hatten.
Benommen beobachtete Senray Kawumm und verstand nichts von dem was sie sagte und noch weniger von dem, was Sebulon ihr von der Seite versuchte mitzuteilen. Schließlich stand Kawumm auf und es war bloßer Zufall, oder nennen wir es Schicksal, das eine Ratte am Spieß aus ihrer Tasche fiel. Sie nahm gern einen Snack für die Nacht mit, wenn sie schon Tresendienst hatte.
Der tote Nager landete direkt vor Senray und ihr Gehirn brauchte einige Millisekunden um die Information zu verarbeiten. Dann ging eine allgemeine Alarmmeldung durch ihren Körper und mit einem Schrei sprang sie auf.
Der Nebel, der vorher immer noch in ihrem Kopf herum gespuckt und ihre Gedanken und Erinnerungen verhüllt hatte wich schlagartig, so dass wieder alles auf einmal auf sie einzuströmen schien. Rückwärts taumelnd plumpste sie wieder auf den Boden und sah benommen zur Ratte. Dann schloss sie ihre Augen und die Bilder formten sich klarer.
Einige Sekunden hing sie in dieser alten Angst, in den Erinnerungen die hoch kamen. Da waren Ratten und Rauch, Feuer und Tod. Und so viel Angst. Ihre rechte Hand suchte automatisch nach einer Packung Streichhölzer und blieb dabei an ihrem Gürtel hängen. Sie berührte ihre Dienstmarke und die Realität, das jetzt holte sie wieder ein. Gedanken tauchten auf, Erinnerungsfetzen setzten sich wieder zusammen.

"Er ... also, der Täter. Er hat etwas von Beweisen gesagt. Ich glaube, sie wollten in die Asservatenkammer!"
"Ruhig Senray, komm erst ein Mal zu dir." Sebulons Stimme, Senray erinnerte sich genau an den Zwerg.
"Ich ... Es waren drei ... ja, drei. Und mindestens einer hat eine Armbrust."
Erst jetzt öffnete sie ihre Augen wieder und auch erst jetzt bemerkte sie die anderen Wächter, die im Raum und in der Tür standen. Sie hörte ein paar schnell gesprochene Anweisungen jedoch ohne sie zu verstehen, schon rannten mehrere Fuß paare die Treppen hoch.
Kawumm schien hin und her gerissen und wollte ganz offensichtlich mit hoch stürmen, wurde jedoch von Sebulon aufgehalten.
Die entkommen uns nicht, schien sein Blick zu sagen und, du willst doch keine Dummheit begehen, oder?
Die Zwergin verstand sofort und ging stattdessen zu ihrer menschlichen Kollegin.
"Was ist passiert? Warum lagst du am Boden?" Die Fragen schossen nur so aus ihr heraus und sie konnte ihre Aufregung nicht verbergen.
Von oben ertönte Krach, was die Zwergin ablenkte und eine blonde Frau kam in Senrays Blickfeld.
"Wie geht es dir? Wie haben sie dich betäubt?", fragte sie und eine gewisse Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit.
Die Rekrutin, der eigentlich alles zu viel und immer noch schlecht war sagte nur ein Wort: "Eimer!"
Ein verwirrter Blick der Blonden und der Zwergin. Kawumm begriff als erste und reichte ihr schnell den bereits dafür genutzten Eimer und Senray übergab sich wieder.

Es hatte einige Tage gedauert, bis die Rekrutin wieder voll auf den Beinen war. Zum Glück war Rea in der Lage das Gift, eigentlich war es eine Droge, schnell zu ermitteln und Senray so ein Gegenmittel zu verabreichen. Die drei Männer waren jedoch entwischt. Scheinbar dauerte es dafür zu lange, bis Sebulon die junge Frau gefunden hatte. Durch das Chaos und die Zerstörung, die sie in der Asservatenkammer hinterlassen hatten, konnte man nicht genau sagen, was sie dort suchten. Einige Dinge schienen zu fehlen, die Wächter vermuteten aber das ein guter Teil davon nur Tarnung war, um den echten Gegenstand den die Typen wollten zu verschleiern.
Da alle drei Handschuhe trugen, gab es auch keine Fingerabdrücke. Überhaupt hatten die SuSen zwar sehr viel zu tun, nur gab es leider keine wirklich verwertbaren Spuren, so dass man sich damit begnügen musste, dass man diese drei vorerst nicht erwischen würde. Durch die Drogen war auch Senrays Erinnerung nicht klar genug, als das sie eine gute Beschreibung des Mannes hätte liefern können.
Insgesamt war es mehr als unbefriedigend für die Wache.

***


Die Gefreite Senray seufzte bei der Erinnerung und nahm noch einen Schluck. Wollte Pismire ihr sagen, dass es neue Beweise gab? Nach so langer Zeit? Oder das man am Ende einen der Täter irgendwie erwischt hatte? Das erschien ihr viel zu unwahrscheinlich, also das sich die junge Frau dieser Hoffnung hinzugeben wagte. Und so nahm sie noch einen Schluck Bier und wartete ab, das erschien ihr das sinnvollste zu sein.
Der Hauptmann beobachtete seine ehemalige Auszubildende. Kaum hatte er diesen alten Fall erwähnt, waren ihre Gesichtszüge hart, emotionslos geworden. Langsam schien sie ihre Mimik immer besser unter Kontrolle zu haben. 'Scheinbar bringt das Training bei DOG doch etwas', stellte er wohl wollend fest. Auch wenn er Senray mehr als einmal während ihrer Ausbildung bei ihm im Verdacht gehabt hatte, ihre Unsicherheit zu spielen oder wenigstens zu ihrem Vorteil zu nutzen.
Das einzige, bei dem er sich sicher war, dass sie nie betrügen konnte, waren Dinge die mit Feuer oder Ratten zu tun hatten.
Aber selbst bei letzterem schien sie, wenn er den Berichten vom Pseudopolisplatz Glauben schenken konnte, langsame Erfolge zu machen. Zugegebener maßen, sehr sehr langsame Erfolge und wahrscheinlich war es noch eine Verringerung von Misserfolgen. Dennoch beachtenswert.
Doch das war nicht der Grund, warum er Senray heute hier her gebeten hatte. Es ging um die Sache von damals.
Während die junge Frau abermals von ihrem Bier trank, holte Pismire einen Zettel aus seiner Tasche und reichte ihn gefaltet über den Tisch. Seine Augen fixierten dabei die Reaktion der Gefreiten.
‚Mal sehen, wie viel du wirklich gelernt hast.‘
Ein Hauch von Verwunderung und Misstrauen umspielte ihre Augen, Senray stellte das Glas ab und nahm den Zettel. Bevor sie begann zu lesen, sah sie dem Hauptmann kurz in die Augen, wie um sich zu vergewissern, dass es in Ordnung war. Der deutete nur ein Nicken an.
Vielleicht war ihre Unsicherheit doch echt. Dennoch, Pismire hegte Zweifel daran und hätte wohl auch Wetten auf seine These abgeschlossen, wenn sie beweisbar gewesen wäre.
Ihre Stirn kräuselte sich und Verwirrung stand groß auf ihrem Gesicht geschrieben, während sie las. Pismire wartete ab und trank selbst einen Schluck, jetzt lag es erst einmal an ihr.
Gerade als sie fertig war und mit einem "Sör" beginnend eine Frage stellen wollten, kam Diez zu ihrem Tisch.
"Senray! Ich habe gehört, du hast heute sozusagen Jubiläum!"
Überschwänglich umarmte er die noch perplexe Gefreite, welche auf eine Erwiderung verzichtete. Pismire selbst stellte mit einem leichten Nasenkräuseln fest, dass der Rekrut bereits gut nach Alkohol roch. Nun, das erklärte diesen Übermut. Bevor Diez sich zu ihnen setzte und die Unterhaltung damit beendete, bemerkte Pismire jedoch noch, wie Senray den Zettel in ihrer Hosentasche verstaute.

Rosmalia saß seit dem sie heute Abend den Laden geschlossen hatte in ihrer Küche und wartete. Senray würde ihr doch nicht aus dem Weg gehen, oder? Das wäre einfach zu albern. Aber vielleicht, ja, vielleicht war ja mittlerweile alles anders und sie konnte diesen Tag auch ohne ihre Hilfe feiern?
Unschlüssig, was sie tun oder denken sollte, rührte Rosmalia in ihrem Tee. Wie lange war sie bereit zu warten?
Vorsichtig trank sie einen Schluck und seufzte. Sie wusste, dass Senray früher oder später kommen würde und dass sie niemanden von ihrem Ehrentag erzählt hatte, geschweige denn, dass jemand um die Schatten dieses Tages wusste. Warum ihre Freundin jedes Jahr an diesem Tag wirkte als wäre sie der einsamste Mensch der Welt ... 'Und wahrscheinlich ist sie das auch', dachte Rosmalia und seufzte erneut.
Sie ließ sich viel Zeit damit, ihre Tasse leer zu trinken und diese anschließend abzuwaschen. Ein letzter, eher flüchtiger Blick aus dem Fenster. Die junge Frau hielt inne: War das dort unten nicht Senray? Oder bildete sie sich das mittlerweile ein?
Ohne weiter darüber nachzudenken eilte sie hinunter in den Laden und schloss hektisch die Tür auf. 'Wer sollte es auch sonst um die Uhrzeit sein?' Außer dunklen Gestalten die Läden ausrauben, mit oder ohne Lizenz. Diesen Gedanken verscheuchte sie schnell wieder und kaum hatte sie die Tür offen, erklang Rosmalias Stimme in der Nacht.
"Senray!"
Die Glocken über ihrer Tür läuteten sanft nach, außen hörte man einige Geräusche, doch keine Erwiderung auf ihren Ruf. Ein kühler Wind strich durch die Straße und fröstelnd schloss die Frau ihren Morgenmantel.
"Senray, komm her, ich weiß das du dort hinten in den Schatten stehst!"
Rosmalia selbst war überrascht wie sicher sich ihre Stimme anhörte. Gar nichts wusste sie, nur das dort eben noch eine wage Bewegung war. Sollte es jedoch nicht Senray sein, so würde sie die Tür sofort wieder schließen und absperren. Tatsächlich kam eine Gestalt aus dem Schatten zu ihr gewankt und kaum war sie etwas näher, erkannte die Ladenbesitzerin in ihr ihre Freundin.
Geschockt stellte sie fest, dass die Wächterin alles andere als nüchtern war und mit Sicherheit über das ein oder andere gestolpert war. Sie wirkte erschöpft, einige Schrammen verunzierten ihr Gesicht und ihre Hände. Im Gesamten ein bemitleidenswerter Eindruck.
Rosmalia streckte ihren Arm aus und führte Senray vorsichtig in den dunklen Laden. Ein letzter Blick nach außen, nur zur Sicherheit, dann schloss sie die Tür und drehte den Schlüssel wieder um.
Eine kurze Weile voller Diskussionen und ein zerbrochenes Tongefäß später saßen die beiden Frauen in Rosmalias Küche, wo diese bereits den nächsten Tee aufgesetzt hatte.
Senray sah noch mitgenommener als im Ladeneingang aus, zumal sie dem Blick ihrer Freundin auswich und unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschte. Dieser Anblick veranlasste Rosmalia dazu, noch einmal zu seufzen. ‚Was habe ich mir nur dabei gedacht? Wenn sie nicht will, ich kann sie doch nicht zwingen … trotzdem versuche ich es ständig.’
Einen Moment stand sie unschlüssig mit der Teekanne da, dann füllte sie die beiden Tassen und zuckte innerlich mit den Schultern.
"Du hast … getrunken. Hast du gefeiert?" Ein vorsichtiger Blick, mehr wagte sie Rosmalia nicht. Die Frage war kritisch. ‚Und gratuliert hast du ihr auch noch nicht.’, setzte sie in Gedanken hinterher.
Senray legte den Kopf schief, als wenn sie über die Frage nachdenken müsste. ‚Wie viel sie wohl getrunken hat? Bei ihr ist es immer so schwer zu sagen! Und dann verschließt sie ihr Gesicht in letzter Zeit immer wieder wenn wir uns unterhalten … Nein, die Wache tut ihr wirklich nicht gut, irgendetwas muss ich da unternehmen.’ Innerlich legte Rosmalia bereits einen Plan ab, ihrer Freundin, sobald sie wieder nüchtern war, klar zu machen, dass es weit bessere Dschobs in der Stadt gab. Warum wollte sie ausgerechnet in der Wache arbeiten? Noch so eine Diskussion, die die beiden immer und immer wieder führten.
Senray unterbrach die viel zu schnellen, um sich kreisenden Gedanken. "Sozusagen, ja. Heute war wohl mein Dienstjubiläum, da haben ein paar Kollegen … mit mir angestoßen."
"Dienstjubiläum? Was?" Anders als die Wächterin beherrschte Rosmalia ihre Mimik nicht, weswegen man ihr die Mischung aus Erstaunen und Zweifel ansehen konnte, während sie sich endlich mit an den Tisch setzte.
"Ja. Es … scheint so. Lustig, nicht?" Die Stimme matt, der Blick trüb in den Tee gerichtet. Keine Spur von Humor oder gar Spaß. Rosmalia wären fast die Tränen gekommen, bei dem Anblick. Stattdessen nahm sie einen kleinen Schluck, bereute es wegen der Hitze, atmete noch einmal durch und sah Senray dann direkt an.
"Herzlichen Glückwunsch."
Ihr Blick richtete sich auf. "Danke."
"Nicht für dieses … Jubiläum. Das ist nicht zu beglückwünschen. Aber das klären wir ein andermal. Zu deinem Geburtstag, Senray. Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag."
Und schon wieder passierte es, Rosmalia konnte dabei zusehen, wie die Freundin sich vor ihr verschloss. Nur das es ihr heute Abend weit schwerer viel, so dass die Trauer in ihrem Gesicht blieb.
"Nein. Es gibt nichts zu beglückwünschen. Ehrlich, ich …" Noch während sie sprach, stand die Wächterin auf, unsicher, den Tisch als Stütze benutzend.
Rosmalia tat es ihr gleich und ehe Senray hätte ausweichen können, hielt sie sie in ihren Armen umschlungen. Die schwachen Versuche, dem zu entkommen ignorierte Rosmalia. Stattdessen strich sie der Freundin einige lose Haarsträhnen aus dem Gesicht und suchte deren Blick.
"Oh doch. Gibt es. Und das weißt du. Du kannst nichts dafür, kannst nichts für seinen Tod. Er … er hat dich geliebt, das weißt du doch. Und er hat immer mit dir gefeiert, oder nicht?"
Noch während sie sprach traten Senray die ersten Tränen in die Augen. Rosmalia konnte sehen wie sie um ihre Beherrschung rang, mit sich selbst kämpfte und aufgab. In ihren Armen sackte die Wächterin schluchzend in sich zusammen und war doch nicht mehr als das kleine Mädchen, dass sie einst kannte.
Während sie Senray festhielt und vorsichtig über den Rücken streichelte, musste sie wieder an jene verhängnisvollen Tag denken. Senrays sechster oder siebter Geburtstag, sie hatten die Jahre damals nicht gezählt. Eigentlich war es auch egal, sie war in jedem Fall zu jung gewesen.

***


Ihr Vater befand sich auf einer Geschäftsreise und hatte der kleinen Senray seine Lieblingsstiefel dagelassen. Falls er nicht bis zu ihrem Geburtstag zurückkäme, würden sie ihr gehören. Das hieß natürlich, dass sie seit er aufgebrochen war, diese Schuhe hütete wie den wertvollsten Schatz der Scheibe und probeweise versuchte in ihnen zu laufen. Die Mutter lachte sie immer aus und meinte, die Kleine würde die Stiefel noch kaputt machen damit.
An Senrays Geburtstag war auch ihre liebste Freundin, Rosmalia auf dem Hof und natürlich wusste sie über die Stiefel Bescheid. Genauso wie sie wusste, dass es für Senray nichts Ehrenvolleres gab, als auf diese Schuhe aufzupassen und nichts kostbareres, als ihren Papa. Sie hätte wohl sogar auf die Lederstiefel verzichtet, wenn ihr Vater gekommen wäre.
Das Wetter war ertragbar an jenem Tag, so dass die beiden kleinen Mädchen vorm Haus im Schnee spielten. Während sie dabei waren, sich lachend die weiße Maße zuzuwerfen, kamen zwei Männer aus dem Dorf zum Haus. Sie wirkten grimmig und machten Senray deswegen Angst, Rosmalia zog sie damit noch auf. Die Männer verlangten danach, die "Hausherrin" zu sehen, wie sie sich ausdrückten.
Die Kinder verstanden nicht, was vor sich ging und spielten weiter, während die beiden auf Senrays Mutter einredeten. Bis diese schrie und weinte und auf einen von beiden einschlug. Vollkommen verängstigt wollte Senray ihrer Mama zu Hilfe kommen. Das war der Moment, in dem ihr erklärt wurde, dass ihr Papa niemals wieder kommen würde. Er war tot auf dem Weg zum Dorf gefunden worden, erschlagen, wohl von irgendwelchen Banditen aus dem Wald. Seine Taschen durchwühlt, Geld und Wertsachen hatte er nicht mehr. Die Männer erklärten, dass solche Überfälle zwar seltener geworden waren, aber immer noch vorkamen und dass er Pech gehabt hätte. Vielleicht hatte er sich gewehrt und die Räuber so provoziert?
Die Mutter brach zusammen, vor Senrays Augen und während diese noch nicht einmal verstanden hatte, dass ihr Papa ewig fort wäre, bekam sie die größtmögliche Angst, ihre Mama könnte sie nun auch allein lassen.
Großvater Rattenfaenger, dem sein Schwiegersohn schon immer ein Dorn im Auge war, schien diese Nachricht weder sonderlich zu überraschen noch überhaupt zu bekümmern. Stattdessen sorgte er dafür, das alle nutzlose habe jenes Tunichtguts vom Hof verschwand. Natürlich zählten dazu auch diese hässlichen, alten Lederstiefel, mit denen seine Enkelin immer spielte.
Senray kämpfte mit beißen und kratzen, mit weinen und schreien. Schließlich versteckte sie die Stiefel in einem Baum, gerade so, dass sie noch hochklettern, ihr Großvater sie aber nie erreichen würde. Ganz sicher würde sie die Schuhe niemals hergeben. Sie waren das letzte, was ihr von ihrem Vater geblieben war, waren sein Geburtstagsgeschenk an sie.

***


Rosmalia spürte wie ihr selbst die Tränen kamen. Nach diesem Jahr hatte sie Senray nie mehr an einem Geburtstag lachen sehen, egal wie viel Mühe Rosmalia sich gegeben hatte. Senrays restliche Familie tat ihr übriges dazu. Irgendwann hatte die Freundin ihr verboten, ihr überhaupt zu gratulieren. Am Todestag ihres Vaters gab es nichts zu gratulieren, sagte sie immer, erst wenn man seinen Mörder gefasst hatte. Erst dann gäbe es wieder einen Grund zu feiern, doch nicht davor. Natürlich hatte sich Rosmalia nie daran gehalten, aber zu sehen, dass es nach all den Jahren fast noch schlimmer geworden war, schmerzte sie.
Während sie versuchte, ihre Tränen wegzublinzeln, senkte Rosmalia den Blick. Dabei fiel ihr Augenmerk auf Senrays Stiefel, dieselben alten, zerschunden Lederschuhe, die sie immer trug. Die Stiefel ihres Vaters.

Am nächsten Morgen wälzte sich die Wächterin noch unruhig in ihrem Bett, als ihre Katze Miezi beschloss, sie hätte nun genug geschlafen. Um ihrem Frauchen dies klar zu machen, brauchte die erfahrene Straßenkämpferin an diesem Morgen nicht einmal ihre Krallen einzusetzen. Es genügte schon vollkommen, ihr übers Gesicht zu laufen, schon war Senray wach und lag auf dem Boden.
Während sie sich noch benommen fragte, wie sie hier her gekommen war und wie sie sich aus der Decke befreien sollte, strich ihr ihre treue Hauskatze, ein echter Ankh Morporkianischer Straßenkampfkatzenverschnitt, fast zärtlich um den Körper und machte erneut auf sich aufmerksam.
"Du willst also Fressen, oder?"
Auf die verschlafene Aussage ihrer persönlichen Dienerin hin streckte sich Miezi einmal ausgiebig, dann leckte sie sich die Lippen und gerade als Senray aufstehen wollte kletterte die Katze auf deren Beine. Dort richtete sie sich durch Krallenkneten einen bequemen Fleck ein und legte sich schlafen.
Senray, die vor Schmerz leise gewimmert hatte, verstand den schiefen Blick ihrer Mitbewohnerin als Warnung und entschied sich, noch eine Weile so liegen zu bleiben. Also machte es sich die Wächterin auf dem Boden neben ihrem Bett gemütlich und schlief schließlich wieder ein. In einem letzten wachen Gedanken stellte sie fest, wie gut es war, dass sie heute frei hatte. Dann wechselte ihr Verstand wieder in die Traumwelt und sogar Miezi gab ein Geräusch von sich, das fast ein Schnurren hätte sein können. Vielleicht war es auch ein Knurren, so sicher konnte man sich bei dieser Katze nie sein.

Am Nachmittag, nachdem sie sich gewaschen und umgezogen hatte, ging Senray doch noch ins Boucherie. Einen gefalteten Zettel in der Hand umklammernd stand sie vor der Tür des Drunter und Drüber und überlegte, ob sie nun anklopfen sollte oder nicht. Und wie konnte sie ihr Anliegen Lilli am besten erklären?
Gerade hatte die Wächterin einen Entschluss gefasst und hob die Hand um zu klopfen, da hört sie hinter sich Schritte.
"Das kannst du dir sparen. Die Baum ist nicht da." Glum betrachte sie und ein leichter Hauch von Misstrauen und Neugier schwangen in seiner folgenden Frage mit, zusammen mit seinem altbekannten Zynismus. "Und hast du heute nicht frei, Gefreite? Was natürlich an sich schon eine Verschwendung ist, weswegen ich auch verstehen kann das du zu uns zurück kommst, allerdings ist es doch untypisch, wenn ich das so sagen darf. In meiner Jugend hat man freie Tage noch außerhalb von der Arbeit verbracht, außer", hier legte der Zwerg eine kurze, aber bedeutende Pause ein, "außer, man hatte etwas ausgefressen was im Begriff war entdeckt oder gar aufgeklärt zu werden. Also, Senray, was hast du angestellt?"
Nachdem der Zwerg geendet hatte, fühlte sich die kleine Frau etwas überrumpelt, so dass ihre erste Erwiderung ein einfaches "Guten Tag, Sör!" war. Nicht besonders einfallsreich, aber es verschaffte ihre einige Sekunden das Gesagte durchzugehen, eine Antwort zu überlegen und zu sprechen anzufangen, ehe Glum erneut das Wort ergriff. Auch wenn ihr letzteres nur knapp gelang.
"Und, also … nun, ich habe noch nichts angestellt, also, Sör."
Der Zwerg, ein geübter Redner, griff das natürlich sofort auf. "Noch nichts, Gefreite? Heißt das, du gedenkst in nächster Zeit etwas anzustellen?"
"Ähm, ja, nein! Sör, also, ich … in gewisser Weise, aber nichts, also, illegales oder so, Sör."
"Na, das will ich aber auch hoffen. So etwas wäre schließlich nicht zu erlauben und IA brauchen wir nicht im Haus." Der Hauptmann sah sie von unten her an und seine Augen schienen belustigt zu funkeln. Oder bildete Senray sich das ein?
"Zumal es in einem solchen Fall unsinnig wäre vorher um Erlaubnis zu fragen, da du sie sowieso nicht bekommen würdest."
Die kleine Rothaarige nickte unsicher und der Rotbärtige tat es ihr wesentlich bestimmter nach. "Und weswegen wolltest du jetzt zur Baum?"
"Nun, Sör … ich wollte darum bitten, mich in einen Außeneinsatz zu lassen." Senray atmete tief durch und sah ihrem Vorgesetzten direkt in die Augen.
Glum ließ sich davon nicht beirren. Wenn hier jemand Erfahrung im Starren hatte, dann er. "Und warum? Wie kommst du auf die Idee, dass du bereit bist?"
"Warum, Sör? Wir haben kaum aktuelle Informationen über die ganzen Organisationen in Ankh Morpork. Von den Gildeninformanten bekommen wir nur noch spärlich etwas bis gar nichts, nicht zu sprechen von den geheimen Organisationen. Wer weiß ob wir überhaupt jede im Archiv verzeichnet haben."
"Das ist stark zu bezweifeln. Allerdings war dies auch bereits der Fall, als du von Grund hierher gewechselt bist und bevor du überhaupt hierher kamst. Warum denkst du also, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist?"
Der Blick des Zwerges war unglaublich intensiv, so dass Senray sich darauf konzentrieren musste, ihm nicht auszuweichen. Dennoch hielt sie stand und atmete tief durch.
"Woher soll ich wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist? Ohne echte praktische Erfahrung? Mit etwas Pech wird er nie kommen. Und ich habe Lilli bereits einen Vorschlag …"
"Dieser aberwitzige Plan wie du in die Alchimistengilde und dort an Informationen kommen willst?" Der Hauptmann musste lachen. "Und das soll sie dir erlauben?"
"Ja, Sör. Ganz genau der, Sör. Ich habe lange darüber nachgedacht, es kann fast nichts schief gehen …"
"Fast ist nicht nichts.“
"... ich hätte die Möglichkeit regelmäßig aktuelle Informationen aus der Gilde zu beschaffen …"
"Falls du solange überlebst und nicht mit der Gilde in die Luft gejagt wirst."
"… und das ganze wäre wahrscheinlich sogar Kostendeckend für die Wache."
Der Zwerg brach wieder in Gelächter aus. "Das allein ist schon ein Grund, dass alle Alarmglocken losgehen müssen! Kostendeckend. Wo hast du eigentlich dieses Wort her, Senray?"
Während sie zuvor den Blicken des Zwergs getrotzt hatte, wirkte die Angesprochene jetzt verlegen. Das war schon mehr als Grund genug für Glum, nachzuhaken.
"Also?"
"Von … von meiner Vermieterin, die ist Händlerin und, naja, also …"
Der Hauptmann musste erneut lachen, dieses Mal klang es allerdings weit weniger grimmig. Auf der Treppe waren Schritte zu hören und die unverkennbare Stimme Horatius. Glums Blick wurde etwas weicher, als er Senray dieses Mal ansah.
"Und du bist dir wirklich sicher, dass du das durchziehen willst?"
Die Gefreite nickte und gerade als sie auch verbal antworten wollte, fuhr der Zwerg herum ging entschlossenen Schrittes zu Lilli.
"Ich sage, wir lassen die Kleine dieses Abenteuer riskieren. Ihr Plan ist gut durchdacht, sie kann praktische Erfahrungen sammeln, kostendeckend arbeiten und bei den Alchimisten sollte es nicht zu viele Ratten geben. Außerdem mach sie ja noch dieses Training mit Mimosa. Wenn sie Mist baut kann nicht viel passieren, außer natürlich, dass sie einsehen muss, dass sie eben doch noch mehr Training braucht. Und außerdem …"
Senray bekam nur noch die Hälfte mit, so freudig überrascht war sie, dass Glum sie unterstützte. Dabei war sie sich nach seinen Reaktionen zuvor sicher gewesen, er würde es ihr ausreden wollen. Lilli kam kaum dazu, Horatius einen Satz einzugeben, während ihr Stellvertreter vor ihr immer weiter redete.
Senrays Hand schloss sich wieder um den Zettel, den sie davor fast vergessen hatte. Es war dasselbe Stück Papier, das Pismire ihr am Abend zuvor überreicht hatte. Auf ihm standen einige Informationen zu einem Mordopfer, bei dem man ein paar der verschwundene Gegenstände und Beweise aus der Asservatenkammer sicherstellen konnte. Die Verbindung zu dem früheren Fall lag also nahe. Die Wache ermittelte noch, bisher konnte aber bereits ein Zusammenhang zur Gilde der Alchimisten festgestellt werden.
Ein Grund mehr, denen als Erstes einen Besuch abzustatten. Senray lächelte, dann sammelte sie ihre Gedanken wieder, atmete tief durch und ging zu ihren beiden sich immer noch zankenden Ausbildern.

[1]  Oder machen müssen. Das hing vom Standpunkt des Betrachters ab. Für mehr siehe hier: Intörne Einblicke

[2]  Was nicht nur daran lag das kaum ein Rekrut freiwillig mehr schrieb als er musste, sondern auch an der Tatsache, dass Senray die Einzige war die diesen speziellen Aufsatz aufbekommen hatte. Angeblich hatte sie einmal zu oft ihr Mittagessen, üblicherweise Räucherfischbrötchen, irgendwo im Wachhaus vergessen und der Geruch habe so ziemlich jeden irritiert bis gestört. Selbstverständlich fand Senray das völlig übertrieben, immerhin waren es höchstens zehn Mal gewesen, aber sie wagte es nicht zu widersprechen und saß nun vor besagten Blättern Papier, auf die besagter Aufsatz sollte.




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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

29.5.2013

Ich fand es gut, Senrays persönliche Hintergrundgeschichte vorgestellt zu bekommen. Sowohl die weiter zurückliegende auf dem Hof der Eltern, als auch ihre neuere, mit den Vorkommnissen innerhalb der Wache, denen sie ausgesetzt gewesen war. Pismires Misstrauen, Senrays Auftreten gegenüber scheint mir gut getroffen zu sein, ebenso wie Glums Reaktionen. In anderer Hinsicht sehe ich aber noch etwas Verbesserungspotential. Zum Einen in der rein formalen Trennung der Perspektiven. Wenn Du erst die Gedanken der einen Figur und dann jene der anderen Figur widergibst, müsstest Du meiner Meinung nach wenigstens einen Absatz schalten.Und zum Anderen darin, dass Du viele Situationen in einer sehr passiven Form geschrieben hast, wo direkte Dialoge intensiver rübergekommen wären. Etwas in der Vergangenheit Geschehenes einfach nur wie eine Zusammenfassung nachzuerzählen, ist für den Leser irgendwann unnötig anstrengend. Man merkte aber auf jeden Fall, dass Du nur darauf wartest, richtig loszulegen. ;-)

Von Rabbe Schraubenndrehr

06.6.2013

Hmhm... Insgesamt eine nette Geschichte. Ich empfinde deinen Schreibstil als etwas ungewöhnlich, aber dennoch ganz gut zu lesen, allerdings kamen mir manche Wörter ein wenig komisch vor. 'Sauce' ist irgendwie unscheibenweltig finde ich. Ansonsten fand ich die Grundidee der Geschichte nett. Die Übergänge der einzelnen Zeiten waren ganz gut gemacht fine ich, das einzige was mich etwas gestört hat war dass es eigentlich (gefühlt) recht wenig richtige Unterhaltungen/wörtliche Rede gab. Kam mir alles irgendwie leicht beschreibungslastig vor. Aber ansonsten fand ich es inhaltlich wie gesagt ganz gut :)

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