Neues aus dem Ankh

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von Gefreiter Boris Machtnichts
Online seit 23. 10. 2011
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Lebewesen können überall entstehen. Manche entwickeln sie sich auch in den unwirtlichsten Orten, wie auch im Ankh. Das müssen einige Wächter, darunter auch Hauptfeldwebel Sillybos, selbst herausfinden, als eine Leiche sie auf den Plan ruft. (Wichtelgeschichte)

Dafür vergebene Note: 10

"Boris! Hey, Boris!"
Angesprochener blieb stehen, fast automatisch jegliche Bewegungen einstellend, als er seinen Namen hörte. Einen Moment später versuchte er dann, seinen Körper um 180 Grad zu drehen, was dazu führte, dass seine Gliedmaßen sich auf eine Art verwirrten, dass er sich fast auf die Nase legte. Doch wie in den meisten Fällen konnte Boris Machtnichts, Wächter vom Beruf, sich auf den Füßen halten, und schaffte es auch, seinen Blick auf den Rufenden zu lenken. Es war Jerome Schulz, ein Rekrut, der das Spektakel beobachtet hatte und eine gewisse Sorge in seinen Augen nicht verbergen konnte. Boris hob die Brauen, ehe er ihn fragend ansah - scheinbar erkannte er Jerome nur als Wächter, da dieser eine Marke trug und sich gerade im Wachhaus an der Kröselstraße befand.
"Äh... hallo", grüßte er deswegen etwas skeptisch, ehe er seine Schultern straffte und einen fleißigen Eindruck zu erwecken versuchte. Der Kerl war immerhin deutlich älter als er selbst, da war wohl etwas Respekt angesagt. Jerome betrachtete Boris eine Weile, dann sah man einen gewissen Zweifel.
"Du bist doch Boris, oder? Boris Machtnichts?"
"Ja... Ja, der bin Ich." Boris zeigte deutliche Verwirrung, ehe er sich nachdenklich am Kinn kratzte. "Was ist denn los?"
Jerome zeigte noch immer einen gewissen Argwohn, und der verflog auch nicht, selbst als er sich näherte und Boris weitere Blicke zuwarf. Schließlich aber zuckte er mit den Schultern, und klopfte dem jüngeren Mann auf die Schulter. "Jerome Schulz. Sag mal, Ich muss gleich eine Route laufen, aber Ich muss dringend noch etwas, äh... erledigen Meinst Du, Du kannst für mich übernehmen? Auroa Winder würde dich begleiten, und es ist nur eine kurze Route. Man, äh... sagte mir, dass Du auch mal tauschst oder so. Ich würde dann später für dich einspringen. Ganz sicher."
Boris sah runter zu dem Gesicht des anderen. Aus irgendeinem Grund manifestierte sich das Bild eines Frettchens vor seinen Augen, was vermutlich mit dem verkniffenen Gesichtsausdruck von Schulz zu tun hatte. Ja, eindeutig verengte Augen, dazu dieses kurz geschorene Haar...
"Also, machst Du es?"
Boris blinzelte, ehe er einfach nickte. Dann fiel ihm wieder ein, was er genau gefragt wurde, und nickte nachdrücklicher, während sich ein hilfsbereites Lächeln auf seinen Lippen schob. Er lief gerne durch die Stadt und übernahm in letzter Zeit öfters Streifendienst. Irgendwann würde er glatt eine Woche Urlaub nehmen können, da so viele dann für ihn gehen könnten, und...!
"...wartet sicherlich schon am Pseudopolisplatz. Und danke nochmal!"
Er schreckte leicht auf, als Jerome zum zweiten Mal seine Schulter mit der Hand beklopfte, sich abwandte und schnell gen Umkleide lief. Wie bitte, was? Pseudopolisplatz? Wer wartet? Er blieb stehen und starrte dem Mann hinterher, ehe er wieder herumwirbelte und sich gen Ausgang wandte.


"Du bist nicht Jerome!" Die Stimme war eindeutig weiblich, und eindeutig skeptisch. Rekrutin Auroa Winder... "Lady! Ich bin eine Lady!" Pardon, Lady Auroa Winder war eine junge Frau oder eher eine junge Dame, die nicht nur alle Aspekte der Weiblichkeit zu personifizieren schien, sondern auch ganz und gar nicht davon begeistert zu sein schien, dass ein anderer Mann am Pseudopolisplatz erschien, der ihr leicht nervös zu erklären begann, warum genau Boris und nicht der erwartete Jerome Schulz sie auf der Route begleiten würde.
"Also sagst Du mir gerade, dass Du für ihn eingesprungen ist, weil Jerome noch etwas zu tun hatte, ja?" Boris nickte leicht unterwürfig. Diese leicht schnippische Art erinnerte ihn nur allzu stark an seine Frau Mutter, und es ist schon ein Wunder, dass er sich nicht schon um Verzeihung windend auf dem Boden befand. Auroa hob eine Augenbraue, ehe sie gen Himmel blickte. "Und er hat dir nicht gesagt, was er zu tun hatte, oder?" Boris schüttelte den Kopf, und wagte nicht einmal mehr, ein Wort in den Mund zu nehmen. Auroa besah sich dieses Schauspiel, ehe sie sich eine Hand an die Stirn legte und aufseufzte. "Und dir ist nicht in den Sinn gekommen, dass es mit dem strömenden Regen zu tun hat, der heute Morgen schon eingesetzt hatte, oder?" Sarkasmus war bei Boris die meiste Zeit recht wirkungslos, und auch heute zeigte er kein Verständnis.
"Er sagte nur, er habe noch etwas zu tun, deswegen... äh, Ich meine, er hätte es doch erwähnt, wenn es wegen dem Wetter gewesen wäre", stotterte er, ehe er sich räusperte. "Und außerdem hat er recht eilig gewirkt, weswegen..."
"Du bist ein Dummkopf, Boris Machtnichts", unterbrach Auroa ihn, ehe sie abwinkte. "Aber dagegen kann man leider nicht viel machen." Sie würgte Boris ab, der zu einer Erwiderung angesetzt hatte, und schüttelte recht deutlich den Kopf. "Na los, beeil dich, wir gehen los. Jetzt ist das Kind schon in den Kessel gefallen." Ihre Kapuze über den Kopf ziehend, sieht sie noch einmal herausfordernd in den Regen, ehe sie los marschierte. Boris zögerte nur kurz, ehe er ihr hinterher eilte.
"Welche Route haben wir überhaupt?"


"Kannst Du vielleicht ein bisschen weniger laut platschen beim Gehen?", fragte Auroa nur einige Meter später. Sie liefen die Route 4 entlang, über die Pons Brücke zur Glatten Gasse. Boris trug heute seine Sandalen, da er nicht mit einem solchen Regen gerechnet hatte, und die dünnen Sohlen schafften es nicht, seinen latschenden Gang zu dämpfen. Bei jedem Schritt plitschte und patschte es unter seinen Füßen, die das Wasser unter ihnen verdrängten. Etwas unbeholfen versuchte Boris, weniger Wasser spritzend neben Auroa zu laufen, doch es wurde nicht besser, sondern nur schlimmer, weswegen die junge Frau die Augen verdrehte und einen Schritt schneller lief, um vor Boris zu kommen und so den Wasserspritzern zu entgehen. Nicht, dass sie dadurch weniger nass wurde - die Wolken hatten alle Schleusen geöffnet und es regnete in Strömen. Der Wind sorgte zusätzlich dafür, dass der Regen auch noch aus allen Richtungen kam, meistens recht horizontal von vorne.
"Tut mir Leid", murmelte Boris schließlich und äugte zu Auroa. Doch diese erwiderte nichts, sondern zeigte ihm weiterhin nur den Rücken, was Boris aufseufzen ließ. Dann hob er den Blick, und versuchte, durch die Regenschlieren etwas zu erkennen, was mehr als drei Meter von ihm entfernt war.
"Bei diesem Wetter kann man auch gar nichts sehen!", hörte er da auch schon von der Frau. Boris besah sich deren Rücken eindringlich, argwöhnend, ob wohl alle Frauen Gedanken lesen konnten. Seine Mutter konnte es manchmal auch sehr gut, vor allem wenn Boris wieder etwas Dummes angestellt hatte. Nie kam er auf den Gedanken, dass man es ihm von der Nasenspitze ablesen konnte, besonders wenn er dachte, an irgendetwas Schuld zu sein.
"Vielleicht wird es ja gleich besser", versuchte Boris dann optimistisch zu sein. Als er jedoch nach oben zu den Wolken schauen wollte, verschwanden seine Hoffnungen. Fast schwarz braute das Unwetter über der Stadt, dicke Wolkenstränge wanden sich ineinander. Es blitzte auf, und Boris zuckte unwillkürlich zusammen, ehe er wieder zu Auroa aufschloss. Das Wasser tropfte ihm von allen Gliedmaßen herunter, selbst von der Nase, während sein Haar platt am Kopf klebte.
Auroa blieb stehen, und drehte den Kopf zu Boris herum, um ihn einen Blick zu zuwerfen, der mehr als deutlich beschrieb, wie dämlich sie diese Worte fand. Dann aber stockte sie. Sie waren auf der Schlechten Brücke, ziemlich am westlichen Ende, als der Schrei ertönte. Er war kaum zu hören - der Regen prasselte so laut, dass sie erst meinten, sich verhört zu haben. Dann aber erschallte ein weiterer Schrei, noch lauter als der erste.
"Was war das?", rief Boris alarmiert aus, doch Auroa machte eine rasche Geste, ehe sie den Kopf in den Nacken legte und sich wieder nach vorne zu wenden.
"Von dort, komm!" Sie lief los, während eine Windböe ihr die Kapuze vom Kopf riss. Die Kaimeisterstraße war verwaist, die Bewohner Ankh-Morporks bevorzugten ihre eigenen Zimmer mit einem Dach über dem Kopf bei diesem Wetter. Unter ihnen floss der stark geschwollene Ankh, da der viele Regen den ganzen Dreck des Flusses so sehr verflüssigte, dass sich tatsächlich genug Wasser im Fluss befand, dass dieser sich nun sichtlich bewegte. Dreckinseln schwammen gluckernd und blubbernd unter der Brücke hinweg, Luftblasen stiegen hoch. Selbst der Gestank war kaum wahrzunehmen. Was sie dann aber sahen, waren rote Schlieren im Regenwasser, noch ganz zu Anfang der Kaimeisterstraße. Der Regen spülte das rote Zeug aus einer Gasse, und die Straße runter. Auroa lief als erstes in die Gasse, blieb jedoch so schnell stehen, dass Boris fast in sie hinein rannte. Sie gab ein würgendes Geräusch von sich, ehe sie mehrere Schritte zurück tat, sich umwandte und eine Hand auf ihren Mund presste. Boris hätte es besser wissen müssen, dennoch sah er an ihr vorbei in die Gasse hinein. Und übergab sich bei dem Anblick.


"Ich habe überall gesucht, aber Ich habe keine Quittung gefunden."
"Also waren es nicht die Assassinen?"
"Nein, anscheinend nicht. Unlizensiert. Sieht auch nicht nach einem Gildenmitglied aus, außer, sie töten nicht mehr selbst."
"Vielleicht benutzen sie ja auch seit neuestem irgendwelche Tiere..."

Die Stimmen der beiden Wächter drangen nur ungenau in das abgelenkte Ohr von Boris Machtnichts, der sich am Eingang der Gasse aufhielt und versuchte, nicht allzu genau auf die Leiche zu schauen, die nur wenige Meter von ihm befand. Man hatte den Tatort abgesperrt - keine schwere Aufgabe, denn es war eine Sackgasse, und der Regen hielt noch immer an, was die meisten Schaulustigen davon abhielt, sich hier zu tummeln. Auroa war schon weggegangen, um einen Bericht zu schreiben. Sie war etwas blass um die Nase herum gewesen, soweit Boris das erkennen konnte. Er aber ist geblieben, denn nachdem er sich übergeben hatte, war es irgendwie nicht mehr so schlimm gewesen.

"Was das wohl für ein Tier war?"
"Hmm... sieht jedenfalls nicht nach einem Hund aus."
"Hast Du schon herausgefunden, was das hier für eine Substanz ist?"
"Stinkt auf jedenfall fast wie der Fluss."
"Schlamm?"
"Wenn, dann ein sehr schleimiger... Was ist das?"
"Was?"
"Na, das hier."

Boris äugte wieder in die Gasse hinein. Das Gesicht des toten Mannes war bei ihrem Fund noch auf dem Boden, doch die anderen Wächter hatten die Leiche herumgerollt. Die Augen waren weit aufgerissen, als würden sie gleich herausfallen, das Blut vom Regen fast schon ganz weggewaschen. Dabei hatten sie noch Glück gehabt, meinte einer der Tatortwächter aus der Abteilung S.u.Si - die Häuser standen hier so nahe beieinander, dass viele Spuren noch nicht von den Fluten erfasst worden waren. So auch manches von dem schleimigen Schlieren an den Wänden und an der Leiche, oder die dunkle Flüssigkeit an den Händen des Mannes. Boris sah schnell wieder weg, denn so herumgedreht sah man auch Torso und Bauch der Leiche. Ihm war es ein Rätsel, wie die beiden Männer, die den Tatort untersuchten, ohne mit der Wimper zu zucken dort herumfummeln konnten. Der Anblick von aufgerissener Haut und zerbissenen Gedärmen ist keiner, den er sich vor dem Mittagessen erwünschte. Eigentlich ist es keiner, den er sich überhaupt erwünschte.

"Das... sieht aus wie ein Zahn. Einen Moment..." Ein sehr, sehr widerliches Geräusch ertönte. "Hab ihn."
"Eine Ahnung, von was für einem Tier das kommen kann?"
"Nein, aber wir können es ja vergleichen lassen. Ich bring es eben weg."

Boris versuchte, nicht näher darüber nachzudenken, wo genau man den Zahn gefunden und wie genau man ihn herausgezogen hatte. Dafür starrte er eine ganze Weile einen kleinen, durchweichten Fetzen Papier an, der wohl von einem besonders heftigen Regenschauer zwischen zwei Katzenkopfsteinen gedrückt worden ist und sich nun langsam wieder nach oben kämpfte, um sich weiter vom Wasser tragen zu lassen. Irgendetwas stand darauf geschrieben - er erkannte einen Buchstaben, wenn er einen sieht. Meistens, und hier war er sich ganz sicher. Boris hob die Brauen, ganz langsam, ehe er sich vorbeugte und den Zettel vorsichtig aus dem Wasser fischte, dass er nicht zerreißt. Hinter seinem Rücken platschte es laut auf, als einer der beiden Tatortwächter aus der Gasse trat, doch als er endlich das Papier in der Hand hatte, war der Mann schon aus der Gasse und gen Brücke geeilt, nicht viel mehr als ein Schemen bei diesem Unwetter. Einige Momente sieht er ihm nach, dann aber zuckt er zusammen, als er den anderen reden hörte.
"Junger Mann? Komm doch einmal her." Aus irgendeinem Grund vermutete Boris, dass er damit gemeint war. Vielleicht, weil sich hier sonst keiner befand? Auch der direkt auf ihn gerichtete Blick des Tatortwächters könnte man als Hinweis auslegen, weswegen sich Boris einen Moment sammelte und sich dann wieder in die Gasse schob. Der Blick blieb skeptisch auf dem Mann gerichtet, damit er nicht allzu viel von der Leiche sehen musste, und das gab ihm genügend Gelegenheit, seinen Gegenüber gründlich zu mustern.
Der Tatortwächter war Boris bis Dato unbekannt. Er kannte so oder so nicht alle Wächter, zumeist nur die anderen Rekruten, Gefreiten und die Ausbilder. Aber so einen Wächter hatte er noch nie gesehen. Die ungemeine Fülle des behäbigen Körpers ist ihm vorhin auch schon aufgefallen, als die Tatortwächter eingetroffen waren, aber erst jetzt stachen ihm die Ausmaße wirklich ins Auge. Während man vor Boris ein Seil spannen könnte, hinter dem er sich verstecken konnte, so bräuchte man bei diesem Mann ein sehr bauchiges Fass. Außerdem hatte Boris noch nie so einen buschigen Bart gesehen.
"Na, na, junger Mann, wenn Du noch weiter so starrst, fallen dir glatt deine Augen heraus!", kam es von dem Bärtigen.
"Tut mir Leid, Sör", sagte Boris eilig, doch es war besser, weiter den Mann anzusehen, als den Blick woanders zu lenken. Denn in dieser Gasse war sonst nichts Sehenswertes außer der Leiche als solche, und da war es doch wirklich angenehmer, den Tatortwächter zu betrachten.
"Wie heißt Du, junger Mann?"
Boris kam langsam näher, beobachtete skeptisch seine Umgebung, die sich durch eine penetrante Feuchtigkeit auszeichnete. Der Geruch von vom Regen verdünntem Blut gelang ihm in die Nase, und auch der widerwärtige Geruch des Schleims, der an den zerrissenen Kleidern der Leiche klebte. "Rekrut Boris Machtnichts, Sör."
"Und wie alt bist Du, junger Mann?"
Boris blinzelte einmal, dann noch einmal, und fragte sich, warum der Wächter das von ihm wissen wollte. "Ich bin 22, Sör, aber bald werde Ich 23."
"Also jung genug, um allerlei Unsinn zu treiben, aber alt genug, um es nicht zu tun. Komm her, Boris Machtnichts. Ich heiße Sillybos. Hauptfeldwebel Sillybos. Siehst Du das?"
Wenn er ehrlich wäre, würde er sagen, dass er gar nichts sehen will, wo Sillybos draufzeigte. Denn der Finger deutete in Richtung Leiche, und obwohl Boris stark bezweifelte, noch irgendetwas im Magen zu haben, das er in der Gasse verteilen könnte, so wollte er es doch lieber nicht darauf ankommen lassen. Dennoch, sein Blick gleitete nach unten, und zur großen Überraschung des jungen Wächters rebellierte sein Magen nicht, egal wie unappetitlich der Anblick auch war.
"Ich sehe es, Sör."
"Fällt dir irgendetwas auf, junger Mann?"
Boris hob den Blick kurz zu Sillybos. Er fragte sich, warum der Tatortwächter ausgerechnet ihn fragte, ob ihm etwas auffiele. Immerhin war er hier nicht der Experte.
"Er ist tot, Sör", antwortete er deswegen hörbar unsicher und kratzte sich nervös am Kinn.
"Und noch etwas?"
"Nun... da unten ist alles aufgebissen, Sör."
"Aha", machte Sillybos. Es war eines jener Ahas, von denen niemand genau sagen konnte, was es bedeutete. Es machte Boris nur noch nervöser, wusste er nicht, ob es nun ein 'Aha, ja, das ist vollkommen richtig' war oder ein 'Aha, nein, also das ist die dümmste Antwort, die Ich jemals in meinem Leben zu hören verdammt war'.
"Und was sagt uns das, junger Mann?"
"Das, uhm... das ein Tier ihn getötet hat, Sör?", versuchte es Boris, und blinzelte ihn an.
"Das ist richtig. Schau mal hierhin. Siehst Du diese Substanz?"
Boris hatte keine Ahnung, was eine Substanz war. Er sah nur eine Menge Blut und Regenwasser, einiges an Gedärm und dazu noch überall diesen Schleim, der wie der Ankh roch. Er rümpfte die Nase und nickte dann einfach. "Ich sehe diese Substanz, Sör."
"Das bezweifle Ich nicht, junger Mann. Nun, diese Bisse hier, jener Zahn, den wir vorhin gefunden haben und diese Substanz nennt man wie?"
"Äh... Spuren?" Boris kam sich langsam vor wie im theoretischen Unterricht für die Rekruten.
"Ganz genau. Das sind Spuren. Mit denen können wir herausfinden, wer oder was diesen Mann getötet hat. Zum Beispiel der Zahn. Wie könnte man mit dem Zahn herausfinden, was den Mann getötet hat?" Sillybos warf Boris einen taxierenden Blick zu. Das war keine sehr gute Idee, denn Boris war leicht zu verunsichern, wenn es darum ging, irgendwelche Fragen zu beantworten, deren Antwort er nicht zu einhundert Prozent wusste. So wie auch jetzt: Woher sollte er denn bitteschön wissen, wie man mit einem Zahn solche Dinge herausfand?
"Äh, uhm... indem man... indem man ihn mit anderen Zähnen vergleicht, Sör?", stotterte er aufgeregt, die Augen so groß aufgerissen, dass man fürchten musste, sie würden gleich aus seinem Schädel heraus fallen. Wie sich zeigte, waren seine Sorgen allerdings unberechtigt. Was auch immer seine Sorgen waren.
"Auch richtig. Du hast einen rechten Kopf, junger Mann", lobte Sillybos, und erhob sich dann.
"Was ist ein rechter Kopf, Sör?"
"Ein rechter Kopf ist ein Kopf, der denkt, Junge." Sillybos machte eine vage Geste gen Leiche, ehe er sich zu Boris wandte und eine Hand auf dessen Schulter legte.
"Ah", machte Boris, auch wenn er es immer noch nicht so recht verstand. Die Hand auf der Schulter fühlte sich aber recht beruhigend an, und er lächelte wegen dem Lob, sofern es denn eines war. Dann aber fiel ihm etwas ein, und er streckte dem Wächter die geballte Hand aus, ehe er sie öffnete. Dort lag, nass und knittrig, der gefundene Zettel. "Sör, dass habe Ich vorhin auf dem Boden gefunden", berichtete Boris dann und beobachtete, wie Sillybos den Zettel vorsichtig entgegen nahm und versuchte, ihn zu entknittern. Die Augen bewegten sich, als Sillybos Blick über den Zettel huschten. Die Tinte darauf war ganz verlaufen, und das Geschriebene bis auf ein paar Bruchstücke fast unlesbar.
"Du hast wirklich einen rechten Kopf, mit zwei rechten Augen drin. Kannst Du mir einen Gefallen tun, Junge?" Boris nickte. Natürlich nickte er, denn er tat gerne Leuten Gefallen, besonders wenn er vorher gelobt worden war.
"Dann bring das hier bitte zum Wachhaus am Pseudopolisplatz. Sie sollen versuchen, ob man irgendwie noch herausfinden kann, was da draufgestanden hatte. Vielleicht ist es ja wichtig."
"Jawohl, Sör."
Diese Worte beschrieben nicht im Mindesten, was durch Boris Kopf ging. Als erstes freute er sich, hier weg zu kommen und zum Pseudopolisplatz zu gehen. Er mochte die Wache am Pseudopolisplatz, weil dort alles ganz schick war, nicht so wie das Viertel, in dem Boris aufgewachsen war. Das Pflaster fühlte sich gut unter den Füßen an, die Häuser waren groß, sauber und ein Augenschmaus und die Wache war riesig, mit vielen Räumen. Außerdem konnte Boris dort immer interessante Gespräche mit anhören, selbst wenn er die Hälfte von dem, was besprochen wurde, nicht verstand. Dann allerdings kamen die ersten Unsicherheiten: Er hatte keine Ahnung, wem er den Zettel geben sollte, und was er demjenigen sagen sollte. Was, wenn man ihn nicht für voll nahm? Oder was, wenn er den Zettel an die falsche Person überbrachte, und er verloren ging? Jedoch konnte er Sillybos unmöglich davon erzählen, denn sicherlich würde dieser seinen Kopf dann nicht mehr recht nennen. Wahrscheinlich wusste jeder Wächter sofort, wem er was überbringen soll, und er ist der einzige, der das nicht weiß, und der Tatortwächter würde ihn auslachen, wenn er ihn danach fragt! Und was, wenn er den Zettel verliert oder...
"Du bist ja noch da, Junge. Solltest Du nicht schon loslaufen?"
"Jawohl, Sör!"


Das Abgeben des Beweisstücks war für Boris wie ein Spießrutenlauf gewesen. Kein Wunder bei all den Gedanken, die er sich vorher schon gemacht hatte. Und er hatte viel Zeit gehabt, sich Gedanken über die möglichen Fehler zu machen, die ihm unterlaufen könnten. Zwar war der Weg nicht weit gewesen, aber die Glatte Gasse hatte eine leichte Steigung. Und zwar nicht zu Gunsten von Boris. Der Regen hatte sich etwas gemildert, aber die Wassermassen, die sich die Glatte Gasse hinabwälzten, wurden nicht weniger, weswegen Boris triefnass am Pseudopolisplatz ankam und erst einmal am Eingang des Wachhauses gewartet hatte, bis er nicht mehr ganz so viel tropfte. Erst danach wagte er es, zum Wachetresen zu laufen und dort den diensthabenden Wächter zu fragen, wo er denn Beweismittel abgeben könnte. Er wurde in den ersten Stock geschickt mit der Bemerkung, nicht alles nass zu machen, ein Hinweis, der viel zu spät kam, denn der Boden des Wachhauses war übersät mit feuchten Stiefelabdrücken und anderen Spuren des Unwetters, das draußen langsam aber sicher sein Ende einläutete.
Was daraufhin folgte, beruhte auf Desorientierung, Nervosität und Boris Leseschwäche. Fast eine viertel Stunde irrte er im ersten Stock umher, überraschte die Wächter im Bereitschaftsraum der S.u.Si, stattete einer leicht verwirrten Miriel Gerfurt einen kurzen Besuch ab und wurde zum Schluss von einer entnervt wirkenden Laiza Harmonie bis zum Laboratorium der S.u.si gebracht und vor der Tür allein gelassen mit den Worten, dass er nicht alle Leute bei ihrer Arbeit stören sollte.
Es dauerte noch ein paar Momente, ehe er das Laboratorium betrat. Und keine weitere Minute, bis er sich wieder vor der Tür wiederfand, nachdem er den Zettel abgegeben hatte. Genau genommen wurde er praktisch hinausgeschoben, da er nach einer kurzen Befragung, was es mit dem Zettel auf sich hatte, im Raum gestanden hat wie bestellt und nicht abgeholt und damit auch nicht zu gebrauchen, da er nicht wusste, ob er noch etwas tun sollte oder nicht. Nun wusste er es wenigstens. Die Gnomin Lady Rattenklein hat sich sehr klar ausgedrückt, als sie ihn mit den Worten "Nun hau schon ab!" hinausgeschoben hatte.
Alles in allem aber fand Boris, dass er seine Arbeit ganz gut gemacht hatte. Immerhin hatte er den Zettel abgegeben, wie man ihm gesagt hatte, und als er die Treppen gen Erdgeschoss nahm, war er schon der festen Überzeugung, dass man stolz auf ihn sein konnte. Allerdings dachte er auch still in sich hinein, dass er auf keinen Fall Tatortwächter oder Laborant werden wollte, wenn diese jeden Tag zerbissene Leichen oder nasse Zettel untersuchen müssen.
Er hätte nicht an zerbissene Leichen denken sollen.
Oder überhaupt denken.
Realistisch gesehen wäre es jedoch trotzdem zu dem Zusammenstoß gekommen, der sich am Fuße der Treppe ereignete. Boris kam vom ersten Stockwerk, gedankenverloren und mit stolz geschwellter Brust, und nahm so auch gar nicht wahr, dass zwei Wächter mit einer Trage, auf der ein Tuch etwas verdeckte, das einem menschlichen Körper sehr ähnlich sah, durch die Tür aus dem Eingangsbereich mit dem Tresen liefen. Intelligenter Weise trugen sie die Trage so, dass der vordere Wächter, ein mittelgroßer, hagerer Mann, mit dem Rücken zu Boris stand, und der andere Wächter war so damit beschäftigt, auf die eigenen zwei Füße zu schauen, dass beide nicht auf Boris achteten, der direkt in den vorderen Mann hinein lief. Die Trage fiel zu Boden, als der benannte Wächter erschrocken stolperte, und mit ihr auch der darauf liegende Körper.
"Verdammt, kannst Du nicht aufpassen?", bellte der andere Wächter. Er war kleiner als Boris, stämmiger gebaut, mit kurzen, braunen Haaren und einer breiten Nase.
"Entschuldigung, Sör, Ich habe nicht auf den Weg geachtet", stammelte Boris, ehe er erschrocken nach Luft schnappte. Das Tuch war durch den Fall weggerutscht, und er erkannte das Gesicht der Leiche. Und die aufgerissene Bauchdecke.
"Starr nicht rum, sondern hilf lieber", murrte der Hagere, der längeres, hellbraunes Haar besaß, und zwei stechend graue Augen. Er bückte sich, und Boris, noch ganz geschockt, brauchte einen Moment, ehe er sich neben ihn hockte und die beiden den Leichnam wieder auf die Trage schoben. Der Stämmige warf ungeduldig das Tuch darüber, und scheuchte Boris dann aus dem Weg. Doch noch ehe sie die Trage wieder heben konnten, überwand Boris seinen Schock.
"Wohin bringt ihr ihn?", fragte er die beiden und rieb sich über den Nasenrücken, noch während er den Weg zu den Treppen frei machte.
"Pathologie", antwortete der Stämmige kurz angebunden.
"Und da der Leichenaufzug klemmt, müssen wir die Treppe runter", fügte der Hagere hinzu, rollte mit den Augen und hob dann die Trage an.
Boris beobachtete die beiden zu Trägern umfunktionierten Wächter, bis sie fluchend und stockend die Treppe hinunter zum Keller des Gebäudes verschwunden waren. Dann wartete er noch, bis er sie nicht einmal mehr hören konnte, ehe sein Blick die Blutflecken auf dem Boden streifte, was ihn dazu bewegte, so schnell es ging das Wachhaus zu verlassen.


"Boris Machtnichts?"
Boris hatte nicht sehr gut geschlafen. Er hatte ständig das feuchte Gesicht des toten Mannes vor Augen gehabt. Die großen, grünen, entsetzten Augen, die hellen Augenbrauen, die Sommersprossen auf den hohen Wangenknochen, die Hakennase. Der Tote hatte ganz schmale Lippen gehabt, einen breiten Mund, tintenschwarzes Haar und kleine Ohrmuscheln. Boris erinnerte sich sogar noch an die kleine Narbe am ausgeprägten Kinn, und an die einzelnen Spritzer des schwarzen Schlamms. Substanz, so hatte Sillybos es genannt. Erst sehr spät ist er endlich eingeschlafen, während seine Mutter im Nebenraum schon längst schnarchte, und viel zu früh ist er wieder aufgeschreckt, da er dachte, den Schrei noch einmal gehört zu haben, den er und Auroa vernommen hatten. Dementsprechend früh war er an diesem Tag auch in der Wache gewesen, hatte sich am Kakao gütlich getan und dachte auch jetzt noch darüber nach, ob er wohl jemals wieder gut schlafen könnte. Es war sehr beunruhigend, dass ein Mann einfach so sterben konnte, nur weil Etwas an seine Innereien wollte.
"Entschuldige... aber ist das da Boris Machtnichts?"
"Hm? Ja, das ist er. Stups ihn einfach an."
Ob man dieses Etwas wohl fangen würde? Galt es überhaupt als Mord, wenn ein Tier eine Person tötete? Es erschien Boris als unfair, dass dieser Mann vielleicht ohne jeden Grund gestorben sein soll. Er fragte sich, was der Mann wohl in der Gasse tun wollte. Vielleicht hat er einen Dollar gefunden, oder er wollte dort Schutz vor dem Regen suchen. Auf jeden Fall wollte er sicherlich nicht getötet werden. Unruhe überkam Boris, und er rutschte mit dem Hintern über den Stuhl, sich tiefer über den Becher beugend. Dann aber schreckte er zusammen, als jemand ihn an der Schulter anstieß. Er fiel beinahe vom Stuhl und verschüttete reichlich lauwarmen Kakao über Tisch und Hände, während er sich nach hinten drehte, mit weit aufgerissenen Augen und ein Schrei halb auf den Lippen.
Der Mann, der hinter ihm stand, sah nicht minder erschrocken aus, doch er erholte sich sichtlich schneller als Boris, der aussah, als hätte sein Herz ausgesetzt. "Bist wohl etwas schreckhaft, heh?", meinte er und hob die Brauen.
Boris sog die Luft in die Lungen, ehe er sich beim Nicken erwischte, und lief dann rot an, beschämt wirkend.
"Na, wie auch immer. Ich soll dir sagen, dass Hauptfeldwebel Sillybos dich sprechen will. Du sollst dich im Wachhaus am Pseudopolisplatz im Raum 110 bei ihm melden." Er wollte sich schon zum Gehen abwenden, als Boris ihn jedoch aufhielt. Der war nämlich verwirrt aufgestanden und legte eine Hand auf den Arm des Mannes, dass der sich umdrehte und ihn nun leicht ungeduldig ansah.
"Was?"
"Weißt Du vielleicht, was er von mir will?", fragte Boris leicht stockend.
"Woher bitte schön soll Ich das wissen? Er hat nach dir gefragt, das ist alles, was man mir gesagt hat. Ich würde mich aber beeilen."


Bitte lass ihn mich nicht die Leiche wieder anschauen, oh bitte bitte lass ihn mich nicht irgendwelche Substanzen ansehen, oh bitte, bitte, bitte...
Wie ein sich immer wiederholendes Mantra entsandte Boris diese Stoßgebete gen Himmel, an jeden Gott gerichtet, der Boris gerade einfiel. Er war nicht gerade das, was man einen stickt Gläubigen bezeichnen konnte. Er hatte eine diffuse Ahnung, dass irgendwo jemand sein musste, der einen bestrafte, wenn man Fehler macht, aber es gab allein in Ankh-Morpork so viele Glaubensrichtungen und Tempel und Kirchen, dass er keine Ahnung hatte, welcher dieser vielen Götter der eine, wahre Gott war, der auch Boris Fehler ahndete. Das war auch der Grund, weswegen Boris sehr offen gegenüber den verschiedenen Religionen war, und seine von der Mutter geforderten Gebete am Abend recht allgemein in die Richtung Himmel sendete. Und Richtung Boden, falls ein Gott Höhenangst hatte.
Bitte, bitte, bitte, keine Substanzen, Leichen, Innereien mehr, besonders keine Innereien! Oh... Oh nein! Ich muss einen Fehler gemacht haben! Sicherlich habe Ich den Zettel falsch abgegeben, oder er hat gehört, dass man wegen mir die Leiche hat fallen gelassen! Oh bitte, bitte lass sie mich nicht rauswerfen!
"Ah. Hallo, Junge."
Boris blieb zwischen Tür und Angel stehen. Er hatte sich trotz seiner Litanei beeilt, von der Kröselstraße bis zum Pseudopolisplatz zu laufen, was heute schneller ging, da die Sonne schien und es nicht wie aus Kübeln goss, und nun schnaufte er, die Türe offen haltend. Vor dem Tresen stand Sillybos, und neben ihm der Mann, den Boris schnell erkannte. Nicht, dass Boris seinen Namen oder seinen Rang wüsste - er wusste nur, dass dieser Mann mit Sillybos am Tatort aufkreuzte und auch die ersten Beweise weggebracht hatte, ehe Boris in die ganze Sache gezogen wurde. Boris erkannte ihn aufgrund des langen Mantels und der Mütze. Neu für ihn waren jedoch die blauen Augen und die Brille, die er bei dem gestrigen Regenfällen nicht gesehen hatte. Und auch der Geruch nach irgend etwas Üblem.
"Wer ist das?", sprach der Mann auch schon, und hob die Brauen, während er Boris betrachtete und anscheinend überlegte, warum sie auf diesen Jungen gewartet hatten.
"Das ist der junge Gefreite Boris Machtnichts. Du hast ihn Gestern schon gesehen. Er hat einen rechten Kopf", antwortete Sillybos friedfertig und nickte Boris zu, ehe er ihn näher winkte.
Boris trabte nach vorn, weiterhin den Mann musternd. Er hatte irgendwie etwas unheimliches an sich. Er kam Boris jedenfalls sehr schlau vor, und zudem schaute der Korporal drein, als würde er den Worten seines Kollegen nicht wirklich Glauben schenken.
"Junge, das ist Charlie Holm. Korporal Charlie Holm, und Tatortwächter wie Ich."
"Ich weiß", schoss es aus Boris, ehe er den Mund wieder zumachte. Charlies Augenbrauen hoben sich erneut und verbargen sich erstaunt und irritiert unter dem Hut, den er trug. Doch ehe er etwas sagen konnte, plapperte Boris eilig weiter. "Er war gestern auch da, Sör. Bei der Leiche. Ich dachte, deswegen müsste er auch ein Tatortwächter sein, Sör. Aber Ich wusste nicht, dass er Charlie Holm heißt, Sör, und dass er Korporal ist, Sör."
Nun senkten sich die Augenbrauen und zogen sich zusammen, dass eine kleine Falte zwischen ihnen entstand. Die blauen Augen warfen stechende Blicke gen Boris, und dann zu Sillybos, der leise gluckste.
"Ich sagte doch, dass er einen rechten Kopf hat, auch wenn er es selbst wohl noch nicht weiß." Sillybos gluckste noch einmal und ließ sich auch nicht von Charlie beeindrucken, der den Kopf schüttelte.
"Uhm... Sör?" Boris kam sich langsam etwas unwohl vor.
"Er sieht aus, als würde ihm etwas Quer sitzen", hörte er Korporal Holm murmeln. Boris zuckte zusammen und versuchte, etwas entspannter zu wirken. Was ihm jedoch nicht gelang.
"Warum haben Sie mich gerufen, Sör?" Die beiden einzigen Gründe, die ihm einfielen, waren nicht sehr schön, denn er wollte weder Innereien betrachten noch unehrenhaft aus der Wache entlassen werden. Dementsprechend angespannt stand er nun auch vor ihnen, und da half auch jede Anstrengung nichts, ruhiger zu werden.
"Ahh... Erinnerst Du dich an den Zettel, den Du herbringen solltest, Junge?"
Boris wusste es. Er hatte es geahnt. Der Zettel ist verloren gegangen, weil er ihn falsch abgegeben hatte. Boris stand der Schweiß auf der Stirn, und er fing an, sich auf die Unterlippe zu kauen, was bei Holm nur weitere Irritation hervor rief, bei Sillybos aber ein leicht besorgter Ausdruck auf dem Gesicht.
"Warum bist Du so nervös, Junge?", fragte er ihn auch deswegen, und legte die Stirn in noch mehr Falten, als ohnehin vorhanden. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Boris schluckte merklich, ehe es aus ihm heraus brach.
"Ich habe es nicht gewollt!"
Sillybos wirkte nun genauso verdutzt wie Holms. Was Boris nicht bemerkte. "Was hast Du denn nicht gewollt?"
"Wirklich nicht! Es wird auch nie wieder passieren!"
Weitere Sorgenfalten bildeten sich auf der Stirn des bärtigen, wohlbeleibten Wächters. Der Korporal allerdings wirkte nun leicht genervt. "Was ist denn passiert!", fragte er ihn dementsprechend scharf. Das bemerkte Boris.
"Der Zettel!", heulte er fast schon und rang mit den Händen.
Sillybos sah Holm verwirrt an. Der zuckte mit den Schultern, stopfte die Hände in die Taschen seines Mantels und schüttelte dann den Kopf mit einem Blick, der klar besagte, was er von Boris und seinem angeblich rechten Kopf hielt. Nicht viel.
"Wegen dem habe Ich dich auch gerufen, Junge. Ich dachte nämlich, dass Du..."
"Ich kann ihn bestimmt wiederfinden! Ich werde ihn wiederfinden, Sör, und dann gebe Ich ihn auch an der richtigen Stelle ab, es tut mir wirklich Leid!"
Nun gipfelte die Verwirrung der beiden Susen. Boris stand vor ihnen, atmete flach und gezwungen und erwartete den Gnadenschuss. Schließlich aber begann Holm zu lachen. Er schüttelte erneut den Kopf, länger diesmal, und musste seine Brille abnehmen, um sich über die Augenwinkel zu wischen. "Bei allen Göttern, Silly...", kam es dann von ihm, während Boris nun gänzlich innerlich mit dem Traum, irgendwann ein richtiger Wächter zu werden, abgeschlossen hatte.
"Ich glaube, Du hast da etwas ganz falsch verstanden, junger Mann", begann Sillybos mit ruhiger Stimme.
"Unglaublich falsch, meinst Du wohl", warf Charlie dazwischen.
"Der Zettel ist nicht verloren gegangen", setzte Sillybos fort, ohne sich von dem anderen stören zu lassen.
"Ist er nicht?", kam es mehr als überrascht von Boris.
"Nein, ist er nicht", meinte der Korporal und setzte seine Brille wieder auf, das Gesicht leicht abwendend, damit er sein Grinsen nicht mehr sah.
Sillybos schmunzelte nun. "Ich habe dich rufen lassen, weil Ich dachte, Du solltest wissen, was darauf stand. Du bist noch keiner Abteilung zugeteilt, oder?"
"Ich... äh... nein?" Worauf wollte der Hauptfeldwebel nun aus? Boris wirkte noch immer so, als würde er irgendeine Strafe erwarten, auch wenn ihm langsam dämmerte, dass er wohl doch keinen Fehler gemacht hatte. Also vielleicht doch... Leichen?
"Also suchst Du dir wohl noch eine aus, oder?"
"Ich... Ich glaube, ja, Sör."
Sillybos machte einen zufriedenen Eindruck auf Boris, und langsam dämmerte dem, was der Hauptfeldwebel und Tatortwächter vorhatte. Allerdings war Boris nicht ganz ehrlich zu ihm gewesen. Zwar entsprach es der Wahrheit, dass er sich noch nicht für eine Abteilung entschieden hatte, aber wegen dem gestrigen Tag war ihm klar geworden, dass er sein Glück nicht bei der SuSi versuchen würde. Aber das konnte er ihm doch unmöglich sagen, oder?
"Nun, vielleicht ist ja die S.u.Si etwas für dich, Junge. Wenn Du also nichts anderes vor hast, kannst Du uns heute begleiten und sehen, wie man nach Spuren sucht und diese sichert. Vielleicht kannst Du auch Chief-Korporal Magane bei ihrer Arbeit in der Pathologie über der Schulter schauen."
Nein, er konnte es ihm unmöglich sagen. Allerdings konnte er auch ganz bestimmt nicht in die Pathologie runter. Was, wenn dieser tote Mann noch dort unten liegt..?
Er wurde von einer Hand abgelenkt, die sich auf seine Schulter gelegt hatte. Die Hand gehörte zu einem wohl beleibten Arm, und dieser wohlbeleibte Arm gehörte zu einem wohlbeleibten Körper, und auf diesem Körper saß der Kopf des Hauptfeldwebels. "Komm, wir reden auf dem Weg. Und nicht so hastig laufen, ja?"
Boris blieb nichts anderes übrig, als neben Sillybos herzutrotten. Charlie Holm behielt seine Gedanken für sich, und Boris war froh darüber, denn irgendetwas an dessem Blick sagte ihm, dass er nicht sehr gut in diesen Gedanken abschnitt.
Sie liefen die Glatte Gasse hinab, den Pseudopolisplatz nach Süden hin über die Ponsbrücke verlassend. Noch immer befand sich reichlich Feuchtigkeit auf den Straßen, und auch der Ankh war angeschwollen, aber die Sonne schien, und es waren nur wenige weiße Wattewölkchen am Himmel zu sehen. Das Unwetter hatte sich noch am Abend des vorigen Tages aufgelöst und die Nacht über war es sehr kühl gewesen. Nun wärmte die Luft sich auf, aber es änderte nichts daran, dass Boris sich unwohl fühlte.
Das lag vor allem daran, dass das tote Gesicht nun einen Namen hatte. Sillybos erzählte ihm, dass der Mann Norbert Tierlieb geheißen hatte und der Kopf einer Gruppe von Geozogen[1] waren. Geozogen, so erklärte Sillybos ihm, waren Leute, die Tiere und Insekten erforschten. Die Tierlieb-Gruppe von Ankh-Morpork war besonders auf den Ankh spezialisiert.
Boris erfuhr außerdem von dem Tatortwächter, dass man es im Laboratorium geschafft hatte, herauszufinden, was auf dem Zettel geschrieben stand. "Man hat ihn erst trocknen lassen. Dann hat man ein anderes Stück Papier genommen, in Essig getränkt und das Schriftstück darauf gepresst. Dadurch hat sich eine spiegelverkehrte Kopie gebildet, und man konnte es dann besser lesen, da dort nicht alles so verschmiert gewesen ist."
"Und das schafft man mit Essig?"
"Ja. Das saugt die Farbe auf das andere Papier."
"Und was stand dort drauf?"
Holms, der während der vorigen Erläuterungen mit seiner Pfeife beschäftigt gewesen war, horchte auf und stieß den Rauch durch die Nase. "'Habe es gesichtet. Unter der Schlechten Brücke, Ostseite. Nistet. N.T.'", antwortete er rezitierend und deutete dann nach vorn.
Boris folgte seinem Fingerdeut. Sie hatten die Glatte Gasse verlassen und waren auf die Sirupminenstraße eingebogen. Vor ihnen konnte man die Schlechte Brücke sehen, die einen unstabil wirkenden Bogen über den Ankh beschrieb und auf die Westseite der Stadt führte.
"Wir glauben, was auch immer Norbert Tierlieb getötet hat könnte irgendwelche Spuren dort hinterlassen haben", fügte Holm hinzu, ehe er auf dem Mundstück seiner Pfeife biss und daran zu saugen begann.
"Sör?"
"Ja?"
"Wenn ein Tier ihn getötet hat, ist das dann Mord?"
Holm stockte. Dann wechselte er mit Sillybos einen kurzen Blick, ehe er Boris wieder ins Visier nahm. "Eine gute Frage, Kleiner."
Sie liefen langsam weiter, vor allem, da der gut beleibte Sillybos zu einem gemächlichen Trott neigte, anstatt den flotten Schritten der beiden anderen. Boris latschte wie immer, Holms schritt energisch voran, doch beide wurden abgebremst von dem Hauptfeldwebel. Erst, als sie fast schon die Brücke erreicht hatten, fiel Boris ein, dass er keine richtige Antwort bekommen hatte.
"Sör?"
"Ja?"
"Ist es nun Mord, Sör?"
Holms blies den Rauch aus den Lungen. Der schwelende Tabak war sehr geruchsintensiv. "Je nachdem, Kleiner. Je nachdem."
"Wenn ein Bürger das Tier auf Leute hetzt, dann ist es Mord", erläuterte Sillybos freundlich schnaufend.
"Und wenn kein Bürger das Tier auf Leute hetzt, Sör?", warf Boris ein.
"Dann müssen wir das Tier trotzdem sicher stellen. Es kann ja nicht einfach herumlaufen und wahllos Leute töten, Kleiner."
Boris dachte darüber nach. Doch bevor er erneut den Mund aufmachen konnte, hörte er etwas, das ihn schlagartig an die Ereignisse des letzten Tages erinnerte.
Ein Schrei.
Ein langgezogener, panischer Schrei.
Und ein Fluchen.
Moment... ein Fluchen?
Boris stand da wie vom Blitz getroffen, doch Charlie Holm rannte schon los. Als der junge Wächter das sah, da setzten sich auch seine Beine in Bewegung. Der Wind zerzauste sein Haar, pfiff um seine Ohren herum, zerrte an seinem Hemd. Der Mantel des Korporals flatterte vor seinen Augen wie eine Fahne. Und noch während er mit langen Sätzen gen Flussufer wetzte, noch während er Holm langsam aufholte und ihn zu überholen begann, hatte er seine Hand schon um den kleinen Schlagstock geschlungen, der ihm um die Beine schlug beim Rennen. Hinter ihm konnte er das Schnaufen des Hauptfeldwebels hören, aber da sprang Boris auch schon die Böschung hinunter, rechts an der Brücke vorbei, die Stiefel sackten bei jedem Schritt schmatzend ins feuchte Erdreich, wo nichts mehr gepflastert war, und dann... dann stoppte er so abrupt, den Schlagstock in der zur Faust geballten rechten Hand, dass er beinahe ausrutschte und rücklings hingefallen wäre.
Der Grund, warum er stoppte, war der, dass er im ersten Moment nicht wusste, welches der beiden Wesen er angreifen und welches er retten sollte. Zum einen war da eine kindkleine Gestalt, gehüllt in Lederrüstung und grauen Lappen, die einen grauenvollen Geruch ausströmten. Dort, wo der Kopf sein sollte, war ein Gebilde zu sehen, das sich auf dem zweiten Blick als eine Art Vogelkäfig ohne Boden herausstellte, mit den gleichen grauen Lappen behangen, dass man kaum das Gesicht dahinter erkennen konnte. Was man aber noch sah, war ein Ding, das an dem Bein der kindkleinen Gestalt hing und zwischen dessem Maul rotes Blut hervorquoll. Es erinnerte an ein sehr schleimiges Krokodil ohne Schuppen, die Haut ganz mit einer schwarzen, feuchten Substanz bedeckt. Die Schnauze war sehr kurz, der Schwanz dick und paddelförmig, und auch dieses Ding verströmte einen Geruch, der Übelkeit hervorrief... oder waren das auch diese grauen Lappen? Die kindkleine Gestalt trat mit dem freien Fuß nach der Schnauze des schleimigen Dings, und dann schrie die Gestalt erneut auf. Ein Schrei, der nahtlos in eine Reihe aus Flüche überging. Bis die kindkleine Gestalt Boris entdeckte, und auch Holms, der gerade die Böschung herunter geschlittert kam. Sillybos war noch auf der Straße und für sie noch nicht zu sehen.
"Steht da nicht rum, sondern helft mir!", brüllte die kindkleine Gestalt und trat nochmals gegen die Schnauze, doch das führte nur dazu, dass sich die scharfen Zähne tiefer ins Fleisch gruben, was dazu führte, dass die Gestalt laut aufbrüllte.
Boris schüttelte seinen Schock ab. Es galt, ein sprechendes... Wasauchimmer zu retten, und so trat er vor, den Schlagstock hebend.


"Geht es dir besser?"
Boris nickte tapfer, ehe er sich wieder umwandte und sich erneut erbrach. Ihm war elend zumute, kein Wunder, nachdem er gesehen hatte, wie eine viel zu weiche Schädeldecke aufbrach, die Haut zerriss, und eine Menge Hirn, Blut und andere widerwärtige Substanzen heraus schoss. Boris Schlag war ungenau und panisch ausgeführt worden, dennoch hatte er den Schädel getroffen. Aber das Schlimmste waren die Geräusche gewesen. Das Knacken, dann das matschige Aufschlagen. Der quiekende, dann gurgelnde Laut aus der Kehle des sterbenden Wesens. Das Scharren der Füße über dem matschigen Boden.
Bei allen Göttern...
Boris beugte sich wieder vor. Dieses Mal kamen nur Magensäfte hoch, da sein Frühstück schon die Böschung neben der Schlechten Brücke verzierte.
Sillybos beobachtete den jungen Wächter durchaus mitfühlend. Er hatte nicht mit ansehen können, wie Boris das Tier tötete, aber Holm hat es ihm ausführlich beschrieben, da der direkt daneben gestanden hatte. Nachdem der Junge mit seinem Schlagstock dreimal den Kopf getroffen hatte und das Tier vom Bein des Opfers abließ, um blutend zu verenden, war auch Sillybos die Böschung herunter gekommen, wie eine Orgel pfeifend.
Nun war das Opfer, ein Zwerg namens Thorim Erdauge, in die Wache gebracht worden. Der stinkende Leichnam des unbekannten Tieres wurde zur Pathologie getragen. Die letzten Proben waren im Laboratorium.
Boris hatte sich mit zum Wachhaus am Pseudopolisplatz geschleppt, nachdem er sich gut genug gefühlt hatte, aber gerade befand er sich im Abort des Wachhauses und würgte alles hoch, was sich noch in ihm befand. Er wusste selbst nicht, warum er sich so schlecht fühlte. Gleichzeitig aber empfand er eine Art Erleichterung, die ihn verwirrte. Er wischte sich über die Mundwinkel, dann wandte er sich um und sah den Hauptfeldwebel mit einem Becher Wasser vor ihm stehen.
"Danke", krächzte er, nahm den Becher an und trank vorsichtige, kleine Schlucke, um seinen verkrampften Magen nicht noch mehr zu reizen. Schließlich aber atmete er tief ein und aus, schloss für einige Momente die Augen und wirkte dann wieder halbwegs in Ordnung.
"Das war wohl ein kleiner Schock für dich gewesen, hm?" Sillybos fasste Boris ganz genau ins Auge, ehe er ihn weg vom Abort führte und erneut eine Hand auf dessen Schulter ablud.
"Ich glaube schon, Sör", antwortete Boris pflichtbewusst. Es war das erste Mal, dass er etwas getötet hatte, wenn man von diversen Spinnen und Insekten absah. Und dann noch auf eine solch brachiale Art und Weise. "Aber..."
"Ja?"
Boris schaute auf und sah Sillybos fragend an. "Warum fühle Ich mich erleichtert?"
Sillybos wägte einen Moment die Antwort ab, ehe er dann aber lächelte. "Weil der Fall aufgeklärt ist, Junge. Deswegen fühlst Du dich erleichtert."

Und das war er auch. Obwohl Boris alle Einzelheiten erst einige Tage später erfuhr, da er nicht für die Befragung im Wachhaus geblieben sondern nach Hause gelaufen war, konnte er in dieser Nacht sehr gut schlafen, ohne ein einziges Mal das Gesicht von Norbert Tierlieb vor Augen zu haben. Tatsächlich träumte er davon, wie er Fischen mit Beinen die Köpfe einschlug, aber Norberts Gesicht tauchte nicht auf und würde es auch nicht mehr tun.
Wie sich herausstellte, war das Tier, was Norbert und später auch Thorim Erdauge angegriffen hatte, von der Tierliebgruppe einst im Ankh ausgesetzt worden. Damals war es noch ein ganz normales Krokodil gewesen, und der Zwerg konnte nicht sagen, wie es sich in so kurzer Zeit so hervorragend an den Ankh angepasst haben konnte. Vor einigen Wochen hatten sie das Tier dann gesichtet und es an einer Markierung erkannt, die sie angebracht hatten, und die Geozogen hatten vorgehabt, Willi, wie sie das Tier genannt hatten, wieder einzufangen und zu untersuchen. Thorim hatte dafür eigens einen Lockduft kreiert [2], doch Norbert sei zu unvorsichtig gewesen, und zu übereifrig. Er habe nicht auf ihn warten wollen, sondern war in dem Glauben zum Ankh gegangen, Willi würde sich noch an ihn erinnern. Vermutlich hatte das Tier sich auch erinnert, und gerade deswegen den Geozogen angegriffen. Ebenso wie es Thorim angegriffen hat, als der sich auf die Suche nach Norbert aufgemacht hatte. Und dort hatten ihn dann die Wächter gerettet.

Boris verstand kaum die Hälfte von alledem. Er wusste nur, dass er dazu beigetragen hatte, diesen Fall zu lösen. Er hatte sich zweimal erbrochen, wurde pitschnass, hat eine Leiche fallen gelassen und war dem Ankh näher gekommen, als dass es noch gesund wäre, aber er hatte geholfen, einen Quasi-Mord aufzuklären.
Außerdem wusste er nach diesem Tag, dass er niemals zur S.u.Si gehen würde.
Wirklich nicht.


ENDE
[1]  Hiermit sind Geozoologen gemeint, welche untersuchen, welche Tierarten für einen bestimmten Lebensraum typisch sind.

[2] Damit hatte er die Lappen getränkt, mit denen er sich eingewickelt hatte




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Feedback:

Von Cim Bürstenkinn

26.10.2011

Sehr gute Geschichte - Du zeigst uns schon eine Menge.
Interessant wäre mal ein Beziehungskisten-Eintrag für Auroa von Dir :)
Wenn ich mir was wünschen dürfte: etwas mehr innerer Monolog. Aber wie gesagt, das war eine gute Single und man glaubt nicht, dass es erst Deine zweite Geschichte war.

Von Rib

31.10.2011

Eine nette Geschichte, um deine Figur vorzustellen. Ich mag so etwas.

Nur zwei Tipps:
1. "Wie sich herausstellte..." ist keine elegante Ergänzung fürs Ende. Versuche es IN der Geschichte zu erzählen.
2. Versuch die Figuren zu Sympathie/Antipathieträgern zu machen. Ein Held, mit dem man sich identifiziert, trägt viel durch die Gschichte.

Von Sebulon, Sohn des Samax

02.11.2011

Ich kann mich kaum entscheiden, wie ich diese Geschichte werten soll. Auf der einen Seite hast du packende Formulierungen, bildhafte Schilderungen - und dann stolpere ich wieder über die Zeitformen (erzähltechnisch in der Vergangenheit bleiben, sollte prinzipiell eine gute Entscheidung sein, denke ich), über eigenartige Personenkonstellationen (Wie schiebt Lady Rattenklein einen Menschen aus dem Labor?) und über ein Süden auf der Scheibenwelt. (Randwärts? Drehwärts? Vermutlich randwärts ...)
Man merkt, dass du dich intensiv darauf vorbereitet hast, Sillybos einzbauen. Auch bei vielen anderen Detailfragen hast du eine klare Vorstellung, scheint mir ... ich fühle mich sogar über Strecken ein klein wenig an den guten alten Offlerzilla erinnert ...
Man darf gespannt sein, für welche Abteilung sich der junge Machtnichts entscheiden wird (moment - du bist doch schon Vektor i.A. ...) und welche Abenteuer er dort erlebt. Langeweile wird sicher nicht aufkommen. :)

Von Sillybos

04.11.2011

Eine schöne Single, die mir viel Spaß bereitet hat. Du hast einen angenehmen, flüssigen Stil, der sich sehr gut lesen lässt. Die Introspektiven von Boris nebst Rückkehr zur Realität gefallen mir besonders, und dein Sinn für Details. Man merkt, wie gut du dich in die Szene hineinversetzen kannst, das finde ich sehr gut.
Allerdings könntest du meiner Ansicht nach an der Konzeption der Geschichte noch etwas verbessern und noch ein bisschen Narrativum einstreuen. Wenn also zum Beispiel das Ergebnis der Geschichte ist, dass Boris nicht zu SUSI will, dann könnte die Frage, was er eigentlich nach der Grundausbildung machen will, der Einstieg in die Geschichte sein, und nicht irgendwann später, fast zufällig, beiläufig eingebaut werden. Ein roter Faden (bzw. mehrere rote Fäden) oder eine öffnende und schließende "Klammer" haben großen Einfluss auf den Gesamteindruck der Geschichte (finde ich), das könntest du noch stärker herausarbeiten, nette Ideen wie der rechte Kopf und die Befürchtungen von Boris sind dafür zu klein.
Also, das Handwerk beherrst du sehr gut, wie ich finde, nur noch ein bisschen mehr Arbeit in die Konzeption und Konstruktion des Plots, dann wirds /richtig/ gut. :-)
Ich finde übrigens, dass du Sillybos gut getroffen hast (würde mich interessieren, wie und was du dazu recherchiert hast), auch wenn er quasi "nur" eine Nebenrolle gespielt hat.

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