Ein Tag mit R.U.M.

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von Obergefreite Ayure Namida (RUM)
Online seit 01. 04. 2008
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Was machen die Wächter von RUM vor, während und nach der Arbeit?

Dafür vergebene Note: 10

Morgendämmerung brach über die Zwillingsstadt Ankh-Morpork herein.
Erste zögerliche Sonnenstrahlen streiften die Dächer der Stadt und drangen durch nicht sorgfältig geschlossene Vorhänge. Tauben stimmten ein monotones Gurrkonzert an. Händler beluden ihre Karren und machten sich rumpelnd auf den Weg zum Hier-gibt's-Alles-Platz. Bäcker öffneten ihre Türen und ließen den Geruch mehr oder weniger frischer Backwaren die Straßen und Gassen der Stadt füllen. Das typische geschäftige Treiben der größten Stadt der Scheibenwelt setzte ein und erweckte die Stadt zum Leben.
Glasige, leblose braune Augen starrten an die Decke. Erstes Licht drang durch das kleine Fenster in den Keller und die verzerrten Schatten der Gitterstäbe dehnten sich immer weiter aus. Als das Licht endlich auf das Gesicht der still liegenden Person traf erfüllte ein leises Stöhnen den kleinen Raum.
Stille.
Dann raschelte es langsam, kaum wahrnehmbar, und die Gestalt richtete sich quälend langsam auf. Seufzend erhob sie sich und ging stark schlürfend zum Fenster. Gelangweilt beobachtete sie das Treiben auf dem Pseudopolisplatz. Lange hatte sie auf die Dämmerung gewartet. Wenn auch nur zum Zeitvertreib.
Seelenruhig wurden Arbeitssachen in einer Tasche verstaut, die Notizen noch ein mal überflogen und schließlich auch die Dienstmarke sicher untergebracht.
Über dem Keller konnte man bereits erste Schritte hören - das Haus kam in Bewegung. In der Hoffnung ein wenig Abwechslung zu finden machte sich Thask Verschoor gemächlichen Schrittes auf den Weg zu seinem Büro. Wahrscheinlich würde es eh wieder nur ein gewöhnlicher Tag werden. Seufzend setzte der Zombie seinen Weg fort - seiner Körperhaltung war deutlich anzusehen, dass er kein Morgenmensch war.
Aber wer hat schon wirklich gute Laune, wenn er so früh zur Arbeit muss?

***


Schnellen Schrittes und mit wehendem Rock, ging die stellvertretende Abteilungsleiterin von RUM die Straße entlang. Fast schien es als würde sie tanzen, so viel Enthusiasmus und Energie strahlte sie aus. Natürlich achtete Ophelia dabei immer darauf, sich stets damenhaft zu verhalten. Doch sie konnte sich nicht helfen. Es war ein wunderschöner Morgen, der geradezu dazu aufrief aktiv zu werden und sich auf die Arbeit zu stürzen. Zufrieden lächelnd verabschiedete sie sich schon gedanklich vom stundenlangem Observieren im strömenden Regen und Kälte.
Ja, der Beruf des verdeckten Ermittlers brachte auch Schattenseiten mit sich. Das Wort verdeckt in der Bezeichnung war nicht nur eine leere Worthülse. Ständig musste man darauf achten sich unauffällig zu benehmen, jeder kleinste Fehler konnte wochenlange Arbeit zunichte machen. Doch Ophelia liebte ihren Job. Sie konnte sich einfach keinen spannenderen vorstellen. Jeden Morgen, auf dem Weg zur Arbeit, dachte sie darüber nach, welche Fälle sie wohl heute erwarten würden. Es wurde wirklich nie langweilig. In ihrer Vorstellung waren die verdeckten Ermittler von RUM insgeheim regelrechte Haudegen, die sich jeder Aufgabe stellten und das Abenteuer suchten. Manchmal, wenn sie schon eine Weile in einem Versteck saß und darauf wartete, dass der Verdächtige das Haus verließ, stellte sie sich vor wie eine Verfolgungsjagd aussehen könnte und schaute sich die Umgebung genau an, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. In letzter Zeit hatte sie mehr Zeit im Büro verbracht als im Einsatz, das brachte der Posten als stellvertretende Abteilungsleiterin mit sich.
Aber wenn sie ehrlich war, mochte sie auch diesen Teil. In ihren Augen war die Wache, mit allen ihren Mitgliedern, eine großartige Theaterbühne. Und natürlich waren Kriminalfälle schon immer die besten Theaterstücke.
Voller Vorfreude betrat die junge Frau das Wachhaus.

***


"Kommen wir zum nächsten Fall." Romulus schaute sein Ermittlungsteam von RUM an und seufzte. Nahezu alle im Raum hatten einen Kaffee oder einen starken Tee in der Hand und wirkten noch nicht wirklich aufnahmebereit.
"Mina und Lilli werden zum Team Drei hinzugefügt. In dem Team sind bereits Ayure, Pyronekdan und Amok. Könnte einer der drei bitte einen kurzen Einblick geben? Ayure vielleicht?" Der Ermittler wusste, dass er nur eine Antwort bekommen würde, wenn er jemanden direkt anspricht.
Die angesprochene Ermittlerin nahm noch einen großen Schluck von ihrem Tee zu sich und setzte dann zur Erklärung an.
"Anscheinend gibt es eine Gruppe, die Leuten dabei hilft mit eigenen Händen Selbstjustiz so auszuüben, dass die Wache kaum eine Chance hat den Fall aufzuklären. Sie scheinen das kostenlos zu machen, denn jeder normale Mensch würde sich sonst einfach an die Gilden wenden. Aber ohne Geld keine Dienste bei der Gilde. Das Ganze führt natürlich zu vermehrten Verbrechen in der letzten Zeit. Durch die Arbeit mit Kontakten haben wir einen Verdächtigen gefunden, den wir jetzt beschatten müssten um so eventuell an einen Treffpunkt oder weitere Mitglieder zu kommen."
Romulus nickte zufrieden. Die wöchentliche Sitzung half dabei bessere Teams zu bilden und die Anderen über aktuelle Geschehnisse zu informieren.
"Nach der Sitzung könnt ihr die Details durchgehen, die erste Observierung sollte so schnell wie möglich starten." Die Beteiligten nickten.
"Okay, als letztes bitte einen Bericht von Team Vier. Kolumbini?"
"Haben einen Verdächtigen für die Diebstähle gefunden, die wir seit einigen Wochen verfolgen. Werden heute mit der Befragung beginnen."
"Gut, das wäre es dann, denke ich." erleichtertes Gemurmel war zu hören, als die Wächter sich endlich erheben konnten um den Tag in ihrer Geschwindigkeit zu starten - welches meist eine Starterpause beinhaltete, um dann kontinuierlich das Arbeitspensum zu steigern.
"Ach, jetzt hätte ich es fast vergessen. Wir bekommen ein neues Mitglied. Ab morgen befindet sich ein neuer Ermittler bei uns in der Ausbildung." Das ließ die Wächter innehalten. Neuzugänge, möglichst frisch von GRUND waren meist sehr interessant. Es machte den Meisten Spaß sie in die große Welt der richtigen Wache zu führen.
"Ab morgen wird der Hauptmann Llanddcairfyn zu unserem Team zählen." Jegliche Gedanken von kleinen, niedlichen und ahnungslosen Gefreiten verschwanden augenblicklich mit wehenden Fahnen. Das erste Getuschel war zu hören und Romulus war froh, dass er damit bis zum Ende der Sitzung gewartet hatte.
"Die Ausbildung wird Ayure übernehmen - viel Spaß dabei." Eine Teetasse fiel scheppernd zu Boden.

***


In der Laufbahn fast jeden Wächters kam irgendwann der Zeitpunkt, indem er sich einen Püschologen wünscht. Ayu hatte ihn erreicht. Und der Hauptmann spielte die entscheidende Rolle.
Wie sollte sie einen Hauptmann ausbilden? Sie war gerade erst zur Obergefreiten befördert worden und selbst noch nicht lange Ermittlerin. Sicher, sie kannte die Grundsätze der Ermittlung. Sie hatte mehrere Fälle hinter sich und fühlte sich auch sicher in ihrem Tschob. Vielleicht hätte sie auch mit einem frisch von GRUND kommenden Gefreiten umgehen können.. Aber ein Hauptmann?! Und dazu kommt, dass sie schon recht viel von ihm gehört hatte. Gerüchte sprachen sich ja schnell rum in der Wache. Wie sollte sie - für die der optimale Kollege auf keinen Fall einen höheren Rang als Lance-Korporal hatte, mit einem Hauptmann umgehen? Desto öfter sie an das H-Wort dachte, desto verzweifelter wurde sie. Ablenkung musste her.
Seufzend füllte sich die Ermittlerin Tee in ihre (neue) Teetasse und ging noch ein mal ihre Notizen durch. In ein paar Minuten müssten Lilli und Mina kommen, um sich die benötigten Infos für die Observierung zu holen. Danach würde sie sich mit Pyronekdan treffen und nach neuen Infos von Kantakten fragen. Und dann war da noch die Recherche für den Fall von Team Eins zu erledigen. Jede Menge Arbeit, mit der sie sich ablenken konnte. Vielleicht würde sie sogar ein paar Minuten Zeit finden um Frän einen Besuch abzustatten. Sie hätte sicher ein paar vorbereitende Tipps für sie um mit der kommenden Belastung umzugehen.
Wobei.. wahrscheinlich war sie dann eh mit einem wichtigen Fall beschäftigt. Ayu spielte mit dem Gedanken ihr in der Kaffeepause auf zu lauern. Sie war verzweifelt.

***


Betont langsam ordnete Frän, Püschologin bei RUM, ihre Notizen. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie den Verdächtigen. Gespannt wartete sie auf ein nervöses Zucken in den Fingern, ein Scharren mit den Füßen, einen bohrenden Blick auf den Boden.... Alles, was irgendwie darauf hinweisen würde, dass es sich bei der Person tatsächlich um einen Verbrecher handelte.
Sie hatte eben erst die Notizen bekommen und den "Patienten" von einem genervten Ermittler in die Hand gedrückt bekommen. Ein gepflegtes Schweigen bot meist eine gute Grundlage, um erste körperliche Signale zu empfangen, die von der gequälten, von Schuldgefühlen zerrissenen, Seele unweigerlich vermittelt werden.
Nun ... es gab Ausnahmen. Fröhlich summend, leicht mit den Beinen baumelnd und sichtlich entspannt hatte er sich in den Ohrenbackensessel zurück gelehnt, sie gespannt musternd.
Soso ... anscheinend haben wir es hier mit einem weniger durchschaubaren Objekt zu tun... Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten, dachte die Wächterin unweigerlich und ein leichtes Zucken ihres Mundwinkels deutete ein innerliches Grinsen an.
"Dann wollen wir mal beginnen, Herr...", setzte die erfahrene Püschologin an.
"Dösig, Dirk Dösig." Ein freundliches Lächeln begleitete die Vorstellung.
"Was machen Sie beruflich, Herr Dösig?", sie versuchte ihn auf klassische Art in ein normales Gespräch zu locken.
"Ich bin Matratzentester." Lebhafte grüne Augen vernebelten sich ein wenig bei dem Wort Matratze, wie Frän sofort bemerkte.
"Ah ... Ich verstehe. Und wie kann man sich das vorstellen? Gibt es dafür eine Organisation? Eine Tschobvermittlung?"
"Ich bin selbstständig." Die Wächterin brauchte einen Moment, um diese Informationen zu verarbeiten. Sie konnte nicht fassen, wie leicht er über das verdächtige Thema sprach. Verstand er denn gar nicht, dass er dieses unter allen Umständen meiden sollte?
"Ahja. Ich habe leider kein wirkliches Bild über diesen ... Beruf?"
"Nun, ich gehe zu den Leuten, teste ihre Matratze und helfe ihnen, wenn diese ungeeignet ist. Nebenbei bemerkt, Ihr Sessel ist wirklich äußerst bequem."
"Ja ... danke. Nun, wie kommt man auf die Idee diesen ungewöhnlichen Beruf zu ergreifen?"
"Er hat mich dazu aufgefordert." Die Art wie er den Anfang betonte, entging Frän nicht - ebenso wenig wie der sich abermals vernebelnde Blick.
"Er?", fragte sie so zwanglos wie möglich. Sich ein wenig vorbeugend wartete sie auf die Antwort.
"Wussten Sie, dass eine zu weiche Matratze einen bis zu fünf Stunden Schlaf pro Woche kosten kann?" Seufzend ließ sie sich zurückfallen.
"Nein, das wusste ich wirklich nicht. Woher wissen Sie das?"
"Er hat es mir gesagt. Fast sein ganzes Wissen hat er mit mir geteilt." Der letzte Teil wurde mit hörbarem Stolz hinzugefügt.
Frän sah den Mann nachdenklich an. Eine direkte Frage nach der fraglichen Person hat nichts gebracht. Zeit für eine neue Taktik.
"Oh ich bin sicher er", ihre Stimme tropfte von Verachtung, "konnte Ihnen viel beibringen. Verschlossene Türen öffnen, zum Beispiel. Oder durch Fenster klettern? Obwohl ... da würde der Rückweg wohl etwas schwer fallen."
Betretenes Schweigen füllte den Raum.
"Wovon reden Sie überhaupt?" Die Vampirin beugte sich vor, die Ellbogen auf dem Tisch und das Kinn auf den verschränkten Händen aufliegend. Ein leichtes Grinsen ließ ihre Eckzähne nur ganz kurz aufblitzen, kaum wahrnehmbar, gerade so, dass sich das Gegenüber nicht sicher sein konnte.
"Er ist der gemeine kleine Dieb, der Ihnen beigebracht hat in dreiundzwanzig Häuser einzubrechen und die Matratzen zu stehlen, während die Opfer auf Arbeit waren, nicht wahr? Er wollte sich seine Finger nicht dreckig machen und hat Sie losgeschickt, oder?"
Zufrieden beobachtete die Püschologin den sichtlichen Ärger ihres Opfers. Jetzt noch eine kleine Bemerkung und er würde ausrasten und unüberlegt reden.
"Wahrscheinlich - nein - sicher benutzt er Sie als Sündenbock, um selber eine weiße Weste zu haben. Wie fühlt man sich so, wenn man schamlos ausgenutzt wird?"
"Wie können Sie es wagen so über Fuu'Ton zu reden? So redet man nicht über Götter! Er ist mir erschienen. MIR. Ich bin der Auserwählte und ich werde tun, was nötig ist, um seine Lehren zu verbreiten! Und wenn diese arroganten Bürger mich einfach rein gelassen hätten, als ich ihnen helfen wollte, hätte ich nicht einbrechen müssen. Manche Leute muss man eben zu ihrem Glück zwingen. Ist das etwa ein Verbrechen?!" Frän starrte ihn für einen Moment fassungslos an. Ein Gott für Matratzen?! Kopfschüttelnd erhob sie sich.
"Herr Dösig, Sie werden beschuldigt mehrere Diebstähle begangen zu haben. Ihre Aussage wird als Geständnis aufgefasst."
Die Püschologin war immer wieder erstaunt, was manche Leute sich ausdenken können.

***


Es dämmerte bereits. Und Es regnete. Den ganzen Tag über schien die Sonne. Und ausgerechnet wenn sie draußen warten musste bis der zu Observierende aus der Bar kommt, fängt es an zu regnen. Die Vampirin seufzte. Sie hockte nun schon seit einigen Stunden zwischen zwei Kisten und wartete. Innerlich verfluchte sie sich dafür beim Münzenwerfen verloren zu haben. Sie verlor eigentlich fast immer dabei. Vielleicht sollte sie mit Lilli eine andere Art vereinbaren um Entscheidungen zu fällen. Aber es schien die beste Methode zu sein um zu ermitteln wer in die Bar durfte, um das Geschehen zu beobachten, und wer draußen wartete und der Person dann folgte. Es war einfach sicherer, wenn man nicht gleichzeitig mit dem Ziel die Bar verlassen musste. Schon in einigen Fällen hatte sich gezeigt, dass es oft zu auffällig ist.
All diese logischen Erklärungen schützten Mina nicht davor mittlerweile klitschnass zu sein und nur dank ihrer Fähigkeiten war es ihr möglich etwas durch dichten Regenschleier zu erkennen. Der einzige Trost war, dass sie bald Feierabend machen konnte. Das hoffte sie zumindest.
Plötzlich ging die Tür auf und eine Gestalt trat heraus. Mit einem schnellen Blick zum Fenster sah sie Lilli das verabredete Zeichen geben und machte sich auf den Weg. Mit einem entsprechenden Sicherheitsabstand folgte sie der Person und achtete darauf möglichst wenig Geräusche zu machen. Bei dem Regen war es unwahrscheinlich, dass der Mann sie sehen könnte, selbst wenn sie nur zwei Meter vor ihm stehen würde. Dennoch achtete sie sicherheitshalber darauf sich im Schatten zu bewegen.
Sie folgte ihm in immer enger werdende Gassen, die ein Labyrinth zu bilden schienen. Es war deutlich, dass sie mittlerweile in den Schatten angelangt sein mussten.
Die Schritte des Verfolgten wurden immer langsamer und Mina ließ sich etwas zurückfallen. Als er endlich stehen blieb und sich suchend umsah, stellte sich die Vampirin in eine nahe gelegene Gasse und lugte unauffällig um die Ecke. Einige Momente vergingen ereignislos und sie befürchtete bereits entdeckt worden zu sein, bis endlich eine weitere Gestalt hinzu trat. Die beiden unterhielten sich kurz und setzten dann ihren Weg fort. Erleichtert nahm Mina die Verfolgung wieder auf. Sie war kaum ein paar Schritte hinter ihnen gelaufen, als sie ein leichtes Versteifen des Neuankömmlings bemerkte. Irgendetwas war falsch.
Und dann bemerkte sie es. Die Art wie er lief. Seine merkwürdige Reaktion... Der Neue war ein Vampir.
Und er hatte sie bemerkt.
Mina war hin und her gerissen zwischen den zwei Möglichkeiten zu Handeln.
Einerseits konnte sie die Verfolgung fortsetzen und hoffen, dass sie sich geirrt hatte. Aber wenn sie Recht hatte, würde das bedeuten, dass sie eh nicht an das Ziel geführt werden würde und dazu wohl noch ihre Tarnung auffliegen lassen würde.
Andererseits könnte sie bei der nächsten Gelegenheit einfach einen anderen Weg nehmen und es so erscheinen lassen, als hätte sie sie nie verfolgt. Das Misstrauen der Verdächtigen würde sich nicht vergrößern und sie könnten später einen neuen Ansatz wagen.
Die Vampirin seufzte innerlich. Es gab eigentlich nur eine logische Entscheidung.
Sie bog ab.
Auf dem Rückweg zum Wachhaus achtete sie darauf einen Umweg zu nehmen, um mögliche Verfolger los zu werden. Wenigstens wussten sie jetzt, dass wahrscheinlich auch mindestens ein Vampir in der Sache verwickelt war.
Und sie konnte Feierabend machen. Hauptsache endlich raus aus dem Regen. Auf dem Weg vertrieb sie sich die Zeit damit darüber nachzudenken, was sie alles machen könnte.

***


"Rettet die genuanischen Regenbogenfische, die Klapperkarpfen, die Neonbarsche, die Fünfflossforellen und die Sumpffische - stoppt Raubfischer! Na wie wär das?" Ein stolzes Grinsen zierte das Gesicht der Zwergin.
"Das ist zu lang", warf der Gnom der Runde ein. Die anderen Wesen am Tisch, ein Troll und ein Mensch nickten zustimmend.
"Kannst du es dir nicht merken?" fragte der Gnom bissig und warf der Zwergin einen abschätzigen Blick zu.
"Doch - aber passt niemals auf ein Schild!" Wieder zustimmendes Nicken.
"Und wir wollen doch auch Anstecker machen, oder? Da brauchen wir etwas Kurzes und Prägnantes.." Ermutigt von der Unterstützung sprang der Gnom auf.
"Wir brauchen etwas, was die Leute völlig unerwartet trifft. Etwas, das Aufmerksamkeit auf sich zieht und verwundert! Sie müssen über unser Motto stolpern, auf den fruchtbaren Boden des Naturschutzes fallen und nie wieder fähig sein sich zu erheben! Es sollte so ungewöhnlich sein, dass es ihre Schädel nie wieder verlassen kann! Wir brauchen etwas, was sie noch nie zuvor gehört haben! Wir müssen..!" Er redete sich gerade warm, als er plötzlich von einer amüsiert klingenden Stimme gestoppt wurde.
"Ist gut, Septimus. Wir haben es verstanden. Lass uns lieber weiter nach einem Schlogan suchen, okay? Außerdem gucken die Leute in der Bar schon komisch."
Verwirrt schaute sich Septimus um und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Das passierte nun mal, wenn er sich in Fahrt redete...
Wieder umhüllte Schweigen den Tisch.
"Für Fische - Gegen Räuber?" Zweifelnde Blicke blieben die einzige Antwort.
"Stoppt Fischverfolgung die." Es war der erste Satz, den der Troll der Truppe an diesem Abend von sich gab. Seine Stimme donnerte durch die Bar. Die Gespräche verstummten an den wenigen besetzten Tischen.
"Fischverfolgung? Was soll'n das sein?", fragte schließlich ein Mann vom Nachbartisch.
Seine Freunde kicherten, schon ein wenig angetrunken. "Isch das übahaubt n rischjes Wort?"
Die vier so unterschiedlichen Naturschützer schauten schweigend zu, wie die Gespräche fortgeführt wurden. Mehrmals glaubten sie das Wort "Fischverfolgung" heraus zuhören. Breit grinsend wandte sich die Zwergin wieder an ihre Gruppe[1].
"Ihr habt es gehört - das erste offizielle Motto der Gruppe Tuttifrutti zur Rettung der genuanischen Regenbogenfische, Klapperkarpfen, Neonbarsche, Fünfflossforellen und Sumpffische vor den Raubfischern", sie musste kurz Luft holen, "heißt: Stoppt die Fischverfolgung!" Alle lächelten zufrieden.
"Aber sag mal: Seit wann haben wir einen Namen?", fragte Septimus schließlich.
"Ach, den hab ich mir vorhin ausgedacht, ich wollte damit nicht vom Thema ablenken", wehrte die Zwergin ab. Erst jetzt bemerkten auch die zwei anderen Mitglieder von "Tuttifrutti" den merkwürdigen Namen.
"Ähm ... das ist ja sehr ... rücksichtsvoll von dir ... aber ... Tuttifrutti?!"
"Ach kommt schon! Das passt doch. Wir sind eine bunt gemischte Gruppe von Naturschützern und ihr liebt Pflanzen!" Die drei Mitglieder schauten sich an.
"N-e-i-n!"
"Okay, dann nenne du mir einen besseren Namen!" Die Zwergin war sichtlich gereizt, da keiner ihrer Vorschläge angenommen wurde. Nachdenkliches Schweigen trat - wieder einmal - ein.
"Wir sicher brauchen einen Namen? Wir nicht lieber kümmern uns sollten um die Fische in der Zeit?" fragte der Troll leise nach.
"Natürlich brauchen wir einen Namen! Welche Gruppe ohne Namen kann schon was erreichen?"

***


Längst war es tiefste Nacht in Ankh-Morpork. Genau die richtige Zeit um sich ein wenig erhöht hinzusetzen, den Wind durch die Haare wehen - und die Gedanken von ihm fort tragen zu lassen.
Diesen Gedanken im Kopf trieben Mimosa dazu auf das Dach der Oper zu klettern.[2] Mit dem Rücken an eine kleine Mauer gelehnt, im Schutz des Schattens, ließ sie ihren Blick über die Dächer der Stadt schweifen. Ab und an konnte sie eine Gestalt von Schatten zu Schatten huschen sehen - ein Zeichen dafür, dass sich das Leben der Stadt nachts nur verlagerte.
Ein leichtes Kribbeln an ihrer rechten Hand riss sie aus ihren Gedanken. Sie musste nicht erst nach schauen um zu wissen, dass es sich um Schleicher handelte, ihren ständigen Begleiter, der für sie eine Art Seelenverwandter war. Instinktiv griff sie in ihre Manteltasche und holte ein paar Käsecracker hervor. Schleicher packte sich so viele Cracker wie möglich ins Maul und rannte über Mimosas Ärmel auf deren Schulter.
"Ich dachte du bist eine Ratte und kein Hamster" flüsterte die junge Wächterin und hob die restlichen Cracker für die Ratte auf.
"Ratten sind einige der intelligentesten Tiere. Wir sind lernfähig und verstehen uns darauf von weniger privilegierten Tieren die wenig nützlichen Methoden zu übernehmen und zu verbessern."
"Also klaut ihr sie?" Mimosa musste schmunzeln.
"Wir ... lassen uns inspirieren und nutzen die Grundlagen um eine fortschrittliche Technik daraus zu entwickeln."
"Ah.. Und was ist der Fortschritt?"
"Wir sehen dabei nicht so dämlich aus." Das brachte Mimosa zum Grinsen. Sie liebte Abende wie diese.
Wieder ließ sie ihren Blick wandern. Dies mal blieb er am Wachhaus hängen, welches direkt gegenüber der Oper war. Nur noch einzelne Lichter brannten, ansonsten war das Wachhaus erstaunlich ruhig. Ein Lächeln stahl sich auf das junge Gesicht der verdeckten Ermittlerin, als sie merkte wie sich das warme Gefühl von Geborgenheit in ihr ausbreitete. Die Wache wurde ihrer Vorstellung von "zu Hause" wohl am ehesten gerecht.
Und das Beste war, man wusste nie was als nächstes passierte.
Kein Tag war wie ein anderer.
[1] Irgendwann hatte sie sich zum Oberhaupt der zeitweise gegründeten Gruppe erklärt

[2] deswegen - und weil es auf einer inoffiziellen Kletterskala Platz vier belegte




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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

01.05.2008 11:12

Deine Single ließ sich sehr flüssig lesen und schuf ein schönes Gefühl für die Abteilung. Beachtenswert fand ich vor allem, dass Du deine eigene Figur vollständig ausgeklammert hast, ein Schritt, den nicht viele Schreiber über sich bringen. So konntest Du das Augenmerk besonders schön auf die anderen Charaktere lenken, was Dir auch hervorragend gelungen ist. Besonders stimmungsvoll empfand ich den Kontrast zwischen Thasks und Ophelias Auftreten und Ansichten gleich zu Beginn, sowie Mimosas abschließende Abendszene. Wunderschön! Bitte schreibe weiter so schöne Geschichten. Auch wenn sie keinen nervenaufreibenden Spannungsbogen zu bieten haben, tragen sie sehr viel zur Vervollständigung des Abteilungsbildes bei, was sich gerade an solchen Szenen wie der Namenssuche der privaten Naturschutzgruppe festmachen ließe. Im Grunde sind das die Geschichten, die der Gerüchteküche Nährboden und uns allen etwas zu tratschen geben. *sieht es schon kommen, dass R.U.M. irgendwann von den Naturschützern unterwandert wird und deren Mitglieder nur noch pro forma den Anschein einer arbeitenden Wacheabteilung aufrecht erhalten, während sie in Wirklichkeit greenpeace-mäßige Aktionen planen* ;) Ach ja... auch, wenn ich nicht R.U.M. wählen darf: Die Single hat meiner persönlichen Meinung nach die Anforderungen des Pokals sehr gut erfüllt.

Von Ruppert ag LochMoloch

01.05.2008 11:12

Die Idee, die Abteilungsmitglieder einen Tag lang zu verfolgen hat schon etwas Bestechendes. Es ist sicher sehr interessant einmal (gerade bei Teamarbeit) die verschiedenen Blickwinkel auf die selbe Sache zu sehen.Aber leider gelingt das nur ansatzweise. Es werden ein paar Fälle angerissen und ein paar typische (für die Figur typische) Eigenschaften herausgehoben und das war es dann. Das war mir leider etwas zu wenig. In diesem Fall leidet die gute Idee unter der Kürze der Geschichte. Die Pokalbedingungen mögen darüber hinaus zwar erfüllt sein, aber als Pokalmission hat mich die Geschichte nicht überzeugt.

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