Das sagenhafte Soufflé Picante

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von Gefreiter Glum Steinstiefel (DOG)
Online seit 29. 11. 2007
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 Außerdem kommen vor: Patrick NichtsKamillus SchimmlersohnHumph MeckDwarfSchlumpi WurzelbachRogi FeinstichValdimier van VarwaldCoccinella Pyrrhula

Die Ausbildung zum Husky bei der DOG läuft für den frisch beförderten Gefreiten Glum Steinstiefel nicht ganz so ab, wie beabsichtigt. Im wahrsten Sinne des Wortes fällt ihm bald der Himmel auf den Kopf.

Dafür vergebene Note: 11

Es war still.
Weder Knarren noch Knarzen war von den Dielen zu vernehmen, noch der Staub, der seinen grauen Mantel auf die Zeit legte. Weder der Wind draußen, noch die Stickluft drinnen.
Keine Stecknadel fiel zu Boden und auch keine Feder.
Die Maus schlich behutsam an seinen Beinen vorbei und die Spinne spann heute mit besonderer Ruhe. Nichts störte die Stille. Alles war in Schweigen gehüllt.
Auch das rhythmische Quietschen und Stöhnen von unten, das nicht zu hören war.
Ein Koffer wurde mit Nachdruck auf den Boden gewuchtet, ein Schlüssel herum gedreht und nach dem Knattern der Tür ein Stöhnen hörbar.
Nein, nicht dieses.
Er hatte gestöhnt.
Denn niemand stöhnte!
In dem kleinen Raum waren eine Matratze, ein Teppich und...Luft.
Eine Sprungfeder stach aus der Matratze, aber das war eines der Dinge, die so sein mussten.
Er zog ächzend den Koffer herein, lehnte die Türe an und sah sich um, ohne dabei jedoch noch Hoffnung zu hegen.
Wie war das noch gleich?
Er ging einige vorsichtige Schritte in die Mitte des Zimmers und trat leicht auf.
Das probierte er noch mehrmals, überall im Zimmer, bis er die Stelle fand, die der Hauptmann ihm beschrieben hatte. Sie war etwas morsch und ächzte unter der Last von Jahren, als er sie bedacht belastete.
Und wohin jetzt mit den Sachen?
Na gut, dann muss ich eben...wie viel?
Er kramte in seiner Tasche, kramte in seinem Koffer.
Das Resultat waren sechzig Dollar.
Die Wände waren zu ihrer Zeit in einem aufmunternden Gelb gestrichen worden, war nun jedoch von Grauschlieren aus Staub und Alter überzogen.
Niemand schrie lustvoll auf.
Der Gefreite Glum Steinstiefel ließ sich mit einem Seufzen auf der Matratze nieder und besah sich den "Raum der gelben Froide".

Später am Tag konnte man wiederum Stöhnen, untermalt von Flüchen vernehmen und ein Poltern, das auf halber Treppe feststeckte.

Für Feldwebel Rogi Feinstich war es heute ein außerordentlich erfreulicher Tag gewesen.
Zuerst waren drei Rekruten erkrankt, um die sie sich heute nicht mehr zu kümmern brauchte.
Anschließend hatte Lance-Korporal Kleinaxt den Rest der Truppe zu einem spontanen Dauerlauf mitgenommen und nun saß die Igorina zurückgelehnt auf ihrem Stuhl und wippte, dabei gemütlich die Nuss-Krokant-Splitter mümmelnd, die einer der Rekruten, der sich nun einen Wolf lief, hatte gönnen wollen.
Was soll's?
Er würde es nicht nachweisen können.
Endlich waren die fehlenden Berichte auf ihrem Schreibtisch gelandet und sie war beinahe glücklich. Als es an der Tür klopfte, ruckte sie nach vorne, schmiss die Splitter in die offene Schublade, stieß sich das Bein an, wischte Krümel vom Tisch und nahm die offizielle Pose ein, indem sie sich eine Akte griff und eine Miene aufsetzte, die man normalerweise dann erwartete, wenn jemand Dinge sagte wie: "Entschuldige bitte, Feldwebel, aber ich muss darauf bestehen, dass du mir zuhörst!" ,was in etwa das gleiche bedeutete, wie: "Ich habe eine Beschwerde." Beides war niemals empfehlenswert in Rogi Feinstichs Gegenwart zu erwähnen.
"Immer herein."
Rekrut Kamillus Schimmlersohn betrat das Büro und heftete den Blick an die Wand, salutierte schneidig. Das heißt: er versuchte es.
Eigentlich warf er dabei einen Stoß Akten von einem Beistelltisch.
"Fon gut.", winkte Rogi ab, als sich der Wächter danach bückte. "Waf haft du auf dem Hertfen?"
Kamillus schreckte zusammen. "Äh, nichts Mä'äm. Es geht um die Akte Kantmesser, wegen der Sache in der Affenstraße." [1]
"Ach ja, ich glaube, fie ift hier irgendwo..."
Wiederum klopfte es.
"Herein."
"Guten Morgen, Feldwebel." Glum Steinstiefel trat ein.
Rogi blinzelte kurz.
Als sie den Rekruten Steinstiefel losgeworden war, hatte sie einen privaten Umtrunk für ihre Ausbilderkollegen gegeben.
"Ich hätte da eine Bitte, Mä'äm. Eine letzte."
Es war immer die letzte.
"Ja, Gefreiter?"
"Ob du mir wohl einen der Rekruten leihen könntest? Wir haben da ein kleines Problem in Sachen Fortbewegung, Mä'äm. Vielleicht könnte es lehrreich für den Betreffenden sein."
"In Fachen... Fortbewegung?"
"Jawohl Mä'äm. Ein ganzer Aufgang ist blockiert."
Rogi sah den Rekruten Schimmlersohn an, der sich Glum aus irgendeinem Grund zu seinem Wächteridol auserkoren hatte.
"Wefhalb bift du eigentlich nicht mit bei dem Lauf, Rekrut?"
"Die Akte, Mä'äm. Korporal Kleinaxt hat mich deshalb zu dir geschickt. Sie meinte, wenn sie mich so ansähe, dann wäre sie sich sicher, dass dies in meiner Kraft läge."
Glum blickte Rogi schief an, die dies wiederum an Kamillus Adresse weitergab.
Meine Güte, hatte er das als Kompliment aufgefasst?
Rogi wühlte in ihrem Schreibtisch, fand die Mappe und warf sie dem Rekruten entgegen, von Nuss-Krokant gefolgt, über Glum hinweg und am Wächterhelm abprallend.
"Du brauchft beffere Reflefe, Rekrut. Alfo in Ordnung, Gefreiter. Nimm Kamilluf mit."
Nachdem die beide gegangen waren schob sie missmutig die Schublade zu.
Sie war fast gut gelaunt.

Auch Hauptmann Humph MeckDwarf hatte einen recht angenehmen Tag.
Über Nacht hatte er den Rest Papierkram beseitigen können und gerade stand er von seinem kleinen Schläfchen auf. Er öffnete die Tür, rief nach Breda Krulock und setzte sich stöhnend auf seinen Stuhl.
Seltsame Dinge geschahen.
Als Erstes krachte es.
Dann kratzte es und krachte wieder.
Jemand seufzte, dann schob sich etwas großes Braunes an der offenen Tür vorbei.
Jemand eilte hinterher und es schepperte.
Links, verdammt! Drehpunkt! Dreh...
Etwas polterte, dann sauste das große Braune wieder an der Tür vorbei und zwei Schemen zischten eilig hinterher.
Eine Tür wurde geöffnet.
Man hörte es an einem ausreizenden Knirschen, das schnell abbrach.
Anschließend erbebte die linke Wand von Humphs Büro und ein lautes Scharren beendete die Vorstellung. Der Hauptmann fasste sich an die Stirn, schaute in seine Kaffeetasse, die auf dem Tisch stand, wankte zurück zu seinem Bett und zog sich die Bettdecke über den Kopf.

"Das...ist also das Transportproblem im Aufgang gewesen?!"
Kamillus starrte auf die angeschrammte Kommode, die sie soeben unter erheblichem Aufwand in den Raum der gelben Froide geschafft hatten.
"Na und?", sagte der Zwerg trotzig: "War doch ungelogen, oder? Keiner kam mehr die Treppe hoch, oder runter."
"Glum?" Helmi Bernstein streckte den Kopf in das Zimmer.
"Du sollst um eins bei Hatscha im Büro sein, dann wird sie dich ein wenig... umgestalten."
Glum hatte eine Ahnung.
"Soll ich Patrick irgendwo... bestimmtes treffen?"
"Ich denke, darauf läuft es hinaus, Glum. Hey, komm doch heute Abend mit. Wir machen einen kleinen Umtrunk mit dem Rest der neuen Gefreiten. Oh, wenn du magst kannst du natürlich auch kommen, Kamillus."
Der Rekrut horchte auf.
Nein er wollte kein Säufer werden, der sich jede Nacht betrank. Davor hatte er Angst.
Ohne Freunde, ohne Familie...
"Da... danke, Helmi. Ich komme gerne."
Helmi Bernstein zwinkerte ihnen zu und verschwand mit der Bemerkung, dass er selten ein so schönes Möbel gesehen hatte.
"Sag mal, Glum...", begann Kamillus, wurde jedoch von Glum unterbrochen.
"Niemand hat gestöhnt, Rekrut!"

Gegen zwei Uhr trat jemand aus dem Boucherie Rouge.
Er trug weiß, was auch eine weiße Schürze beinhaltete und ein Stäubchen Mehl hinter den Ohren, auf der Nasenspitze und im Bart. Auf dem Zwergenhelm hatte er eine weiße Schlappmütze aufgesetzt und an seinem Schürzenbund baumelte ein Rührbesen.
Da es immer recht wenige Huskies gibt ist es natürlich das Bestreben des verdeckten Ermittlers sowie das Bestreben der Abteilung ihn am Leben zu halten. Ein verdeckter Ermittler weniger kann bedeuten, dass das Gildenregister nicht mehr aktuell ist, die Wache nicht mehr weiß was die Gilden machen.
Himmel, was hatte er sich da bloß angetan.
Glum Steinstiefel, alias Kreckar Truffel, strich nervös über den Briefumschlag in seiner Schürzentasche und schritt in Richtung Bäckergilde davon.

Ohne weiteres kam er bis in die Eingangshalle, ohne weiteres bis an die nächste Türe, ohne weiteres bis vor einen grimmigen Klumpen Teig. Nachdem er den Kopf auf fünf vor zwölf gestellt hatte entpuppte es sich jedoch als einen misstrauisch blickenden Wächter.
Einen Gildenwächter.
Was hatte Hatscha ihm noch gleich dazu geagt?
Das 'Teigige Trio' ist ein gildeneigener Sicherheitsdienst. Er besteht aus drei Personen, in der Regel sind mindestens zwei davon recht kräftig gebaut...
"Ähm, hallo.", sagte Glum und straffte sich. "Bist du Herr Rundlich?"
"Nein. Wer bist du?"
Der Zwerg trat zurück und zog den mittlerweile zerknitterten Brief aus seiner Schürze und überreichte ihn. "Kreckar Truffel, Herr...Herr...ich bin der Zwergenbrotbäcker aus Überwald. Ich soll mit Herrn Rundlich die neuen Rezepte austauschen. Wir haben herausgefunden, wie man Semmelbrot noch besser aushärten könnte..."
"Mir ist nichts darüber bekannt." Zweifelnd gab der Bäcker dem Zwerg den Brief wieder zurück und drehte auf dem Absatz um. "Das haben wir gleich. Folge mir."
Glum, alias Kreckar folgte ihm.
An einer Tür mit Brotornamenten blieben sie stehen.
Der Bäcker pfiff kurz und während er das Büro betrat, legte jemand, der auf einem Stuhl saß (und Glum war überzeugt, dass er das eben noch nicht getan hatte) seine Ankh Morpork-Times beiseite und beobachtete den Zwerg.
Geleitet wird diese Gilde von Herrn Rundlich, einem älteren Herrn mit etlichen Auszeichnungen im Zwergenbrotbacken.
Was hatte er da nur gemacht?
Himmel, ein wenig mehr Aufklärung hätte auch nicht geschadet.
"Herr Rundlich bittet dich einzutreten."
Glum trat ein und war sich nicht sicher, ob er erleichtert oder verzweifelt sein sollte.
Das Gildenoberhaupt begrüßte ihn freundlich und legte einige Papiere beiseite.
"Guten Morgen, Herr Truffel. Du kommst aus Überwald?"
Auf so etwas sollte man gefasst sein, wie Hatscha meinte.
"Ähm, ja Sör. Es geht um..."
"Die neuen Rezepte nehme ich an. Was ist mit Herrn Plunder? Hat er die Fladen so gewendet, wie ich es ihm vorgeschlagen habe? Er wollte mir eine Nachricht zusenden."
Glum erinnerte sich an diese Sache.
"Ja, er hat das Rezept ausprobiert. Allerdings nicht an Fladen sondern an Mürbchen. Hier ist die Botschaft. Die Klackertürme waren ihm zu unsicher."
Er zog einen zweiten Brief aus seiner Tasche und reichte sie Herrn Rundlich.
Und denke daran: Es hat oberste Priorität, dass gut gefälschte Dokumente greifbar sind! Wahrscheinlich wird Rundlich sich nach einem gewissen Herrn Plunder erkundigen. Er war vor ungefähr einem Jahr verdeckt in der Gilde unterwegs und deshalb schlage ich vor, dass du versuchst möglich direkt zu antworten, um Rundlich gleich abzuwürgen.
"Wunderbar. Entschuldige bitte, den Test, aber es musste sein. Was hast du also auf dem Herzen? War die Reise denn angenehm?"
Der Gefreite holte leise Luft, während er sagte: "Nun ja, ein Bauer aus der Sto Ebene hat mich freundlicherweise mitgenommen und von daher kann ich ganz zufrieden sein. Es geht um das neue Rezept, zur besseren Aushärtung von Zwergensemmelbrot, Herr Rundlich. Wir dachten, dass es dich als Preisträger in dieser edlen Kunst des Backens interessieren könnte."
Das Gildenoberhaupt warf sich in die Brust und wanderte um den Schreibtisch herum, klopfte Glum auf die Schulter.
"Es rührt mich, dass man sogar in Überwald an mich denkt. Nun denn, komm bitte mit in die Backstube. Ich wette, du hast auf deiner Reise nicht viel gegessen."

Herr Rundlich saß auf einem Stuhl in der Ecke und beobachtete jeden Handgriff Glums.
Bevor der Zwerg zur Bäckergilde aufgebrochen war, hatte er dem Archiv einen Besuch abgestattet und sich über bestimmte Dinge informiert. Das war das A und O an diesem Dschob. Denn ohne gründlichste Vorbereitung war man bereits in dem Moment verloren, in dem man den Fuß über die Schwelle seines Einsatzzieles setzte.
Grundlegend war ein Problem in Sachen Unwissenheit dann auch schnell gelöst, da es seltenst als Entschuldigung ausreichte, wenn man dann doch einmal erwischt werden sollte.
Die meisten sind dann jedoch recht schnell entschuldigt, da sie mehr als unwissend sein müssen, um entschuldigt zu sein.
Die Skepsis, die das Gildenoberhaupt an den Tag legte war beeindruckend, wenngleich er sie nicht offen zeigte.
Was um Himmels Willen war 'ts'?
Während der Zwerg nach einer Schüssel griff und alles, an das er sich noch gerade so erinnern konnte in diese hineinwarf, wurde die Türe geöffnet. Natürlich war Zwergenbrot zu backen für ihn kein Problem.
Da war bloß die Sache, dass er es gleich aushärten sollte, um Herrn Rundlich ein Beispiel zu liefern.
Mistundverdammterdreimalumgedrehter...
"Chm,chm. Entschuldigung, Sör?"
Glum griff nach einem Schneebesen und lauschte den Worten hinter ihm.
"Was gibt es denn?", fragte Herr Rundlich fröhlich.
Als Kreckar Truffel sich umdrehte, um nach dem geeigneten Messbecher zu suchen, konnte er den Bäcker erkennen in den er vorhin beinahe hineingerannt wäre.
"Da draußen steht die Kommission aus Sto Helit. Sie möchten mit dir und der Kaufmannsgilde über die neuen Warenlieferungen sprechen."
"Davon ist mir nichts bekannt. Seit wann liefern wir nach Sto Helit?"
"Gar nicht, Sör. Und darum geht es ja."
"Meine Güte. In Ordnung. Danke dir. Bleib du bitte hier und lass dir von Herrn Truffel genau erklären, wie er das Brot aushärten will. Ich hoffe das geht in Ordnung, Herr Truffel?"
Glum blickte Herrn Rundlich unverwandt an, als er glatt sagte: "Natürlich. Möchtest du es dann testen?"
"Das wäre freundlich von dir, Herr Truffel. Und jetzt entschuldige bitte."
Er verließ die Backstube und der Bäcker trat an den Zwerg heran.
"Na, was hast du vor? Ich könnte mir vorstellen, dass du die Temperatur anhebst und dafür die Semmeln weglässt. Liege ich da richtig, Herr Truffel?", fragte er ihn.
"Ähm, ja. Würdest du bitte kurz weiterrühren?"
"Mache ich. Ts, ts,ts. Ach, Glum. In diesem Moment hättest du auffliegen können. Du musst die Temperatur senken und dafür mehr Wasser hinzugeben. Lass es anschließend länger im Ofen und schalte zum Schluss die Temperatur schlagartig hinauf."
Gefreiter Glum Steinstiefel alias Bäcker Kreckar Truffel trafen diese Worte wie ein Schlag.
Er öffnete ein-zweimal den Mund und dann kam ihm der Gedanke.
"Du...du bist Patrick Nichts, nicht wahr?"
Patrick seufzte. "Ja, das bin ich. Beziehungsweise Schlemmer Tortel, gerade neu in der Stadt, aber ich konnte Herrn Rundlich weismachen, dass ich ein alter Bekannter seiner Familie sei. Bis hierhin hast du dich gut gehalten. Und keine Angst...", beschwichtigte Patrick Glum: "...dir würde hier keine ernsthafte Gefahr drohen, denn ansonsten hätten wir dich unter keinen Umständen einfach so irgendwo hilflos in eine Gilde gesetzt. Alles bloß Probe. Haltung bewahren, Kreckar. Überzeuge den alten Rundlich davon, dass du das Rezept verbessert hast und du bist hier schnell wieder raus."
Glum straffte sich und verteilte den Teig zum Plätten.
"Dann ist die Kommission da unten wohl..."
"...Arwan und Hatscha.", beendete Patrick den Satz. "Arwan lernst du heute Abend auch noch kennen."
Einige Minuten schwiegen sie und bearbeiteten den Teig.
"Können wir..."
"Ab jetzt kein Wort mehr über die Wache. Überzeugung ist ab jetzt primär."

Herr Rundlich klopfte mit einem kleinen Hämmerchen auf dem Brot herum, meißelte hier etwas an und da etwas gleich ganz heraus.
"Hm. Hm, hm, hm."
Kreckar Truffel starb tausend Tode.
"Hm." Jetzt umrundete der Gildenpräsident das Brot, das in der Tat gelungen war.
"Die Kunst besteht darin,...", setzte Glum an: "dass die Temperatur gesenkt und das Wasser vermehrt werden sollte. Dadurch verdampft die Flüssigkeit innerhalb des Feinkieses und entweicht in die äußere Schale."
"Ich muss sagen..."
Glum wagte es nicht zu schlucken.
"Glanzvolle Arbeit! Wirklich. Ich hätte es selber nicht besser hinbekommen."
Herr Rundlich klopfte dem Zwerg auf die Schultern.
"Und du willst wirklich wieder zurück nach Überwald, Herr Truffel? Die Gilde könnte dich hervorragend fördern. Bei einem solchen Talent für Brot. Sieh dir den Meißel an."
Er war krumm.
Herr Rundlich bedeutete Glum es sich gemütlich zu machen, setzte sich und schrieb einen Brief. Er las ihn kurz darauf noch einmal durch und überreichte ihn Glum.
"Hier...", sagte er: "Ein Empfehlungsschreiben für deinen Meister. Ich hoffe doch, du wirst uns auch nächstes Jahr wieder beehren?"
"Sofern es mir möglich ist, werde ich es mit Freuden, Herr Rundlich.", sagte Glum und schüttelte die Hand des Gildenoberhauptes. "Doch nun muss ich wieder zurück. Wie ich hörte kommt Herr Tortel aus Quirm. Das liegt auf meinem Weg. Es wäre mir eine Freude ihn zu begleiten."
Herr Rundlich seufzte.
"Ich fürchte das geht nicht, Herr Truffel. Er ist heute Morgen mit der Kommission in Richtung Sto Helit aufgebrochen. Wenn ich nur wüsste, woher ich ihn noch gleich kenne. Dieses Gesicht kam mir so bekannt vor..."
Kreckar Truffel hob unschuldig die Augenbrauen.

Auf seinem Streifgang lauschte der Rekrut Kamillus Schimmlersohn der Noch-für-einige-Stunden-Rekrutin Coccinella Pyyrhula. Geduldig nickte er und wenn die Froschliebhaberin im Vorbeigehen eine Fliege fing, dann blickte er sie unschuldig an und lächelte. Nicht, dass er die Informationen bräuchte, aber die am Ende ihrer Ausbildung angelangten Rekruten versuchten sich stets als gewichtige Kenner zu präsentieren.
"Und deshalb ist es nun einmal praktisch einen 'mirc' zu haben.", beendete Coccinella.
"Bitte ein was?"
"Ein 'mirc'. Das ist ein 'mach-in-reinem-Casus'. Das ist so etwas, wie ein Brett, das für dich schreibt, wenn du Knöpfe drückst."
"Wäre es denn nicht einfacher gleich normal zu schreiben?"
"Wahrscheinlich schon..."
Weiter vorne sahen sie, wie sich zwei Personen die Hände schüttelten, während ihnen der Duft herrlichen Gebäcks in die Nase drang.
"Morgen Schlumpi."
"Heute, werteste Cocci! Heute!"
Ein Wächter kam ihnen entgegengetrabt und hielt einige Kirschplunder auf einem Tablett, welches gefährlich herumschwenkte.
"Seht mal,...", sagte er mit rötlichen Wangen und einem Strahlen im Gesicht: "...das hat Frau Füllerig mir eben mitgegeben, nachdem ich ihre Katze vom Baum geholt habe."
Coccinella blickte ihn skeptisch an.
"Naja gut.", gab er zu: "Eigentlich habe ich auf einen Apfel gezielt und dabei den Ast getroffen." Scheu tätschelte er seine Armbrust.
Kamillus griff nach einem der Plunder und schmatzte laut.
"Die schind aber wirklisch..." Er spuckte Krümel: "...scher lecker. Lass uns bei der Bäckergilde noch ein paar beschorgen. Ischt ja um die Ecke. Hm."
"Bin dafür."

"Wenn du nichts dagegen hast, Herr Rundlich, dann würde ich doch noch gerne ein wenig bleiben und Erfahrung bei den Gildenmitgliedern sammeln."
"Es wäre mir eine Freude, Herr Truffel. Bleib solange du willst. Hast du bereits eine Unterkunft?"
"Nein, Sör, habe ich nicht, aber ich habe da ein kleines nettes Wirtshaus in der, wo war sie doch noch gleich...Willkommenseife gesehen. Ja, ich glaube so hieß die Straße."
"Der Heißkalte Tropfen? Im Kicherweg? Das ist relativ nah bei den Schatten."
Kreckar Truffel lebte sich langsam in seine Rolle ein.
Zumindest stand er jetzt wippend vor dem Schreibtisch des Gildenpräsidenten und lächelte gelöst.
"Die Schatten, Herr?"
"Ja. Ein grauenvoller Ort. Man sollte dort niemals alleine hineingehen. Und wenn, dann sollte man nie den Blick von seinem Partner nehmen, denn sonst könnte es sein, dass man nicht mit demselben wieder hinauskommt. Nein, du bekommst unsere Gast-Unterkunft. Jetzt ist sie ja immerhin frei."
"Danke. Es ist ja nur für eine Nacht."
Herr Rundlich pfiff und jemand Bulliges betrat das Büro.
Nach kurzer Erklärung geleitete er den Zwerg bis in die Unterkunft.
Nachdem die Türe zugezogen worden war, ließ sich der Gefreite Glum seufzend auf das Bett nieder und wischte sich Mehl aus dem Bart.
So weit, so gut, aber trotzdem sollte er nicht zu übermütig werden.
Vielleicht lag ihm dieser Dschob ja wirklich, aber jetzt durfte er nicht nachlässig werden, sonst flog sein Spiel auf.
Einige Minuten lang saß er am Fenster und betrachtete die Dächer, bis ihm Tränen in die Augen schossen und er das Fenster zu schlug.

Ein wenig später wanderte er zwischen den Bäckerlehrlingen herum und begutachtete ihr Werk mit skeptischem Blick. Gelegentlich belehrte er jemanden, der den Teig gar zu ruckartig oder in die verkehrte Richtung rührte. Ein Konditormeister, der von seinen Schützlingen 'Don DoNat' gerufen wurde rief immerzu Anweisungen in den Raum und beobachtete den Zwerg, der sich die Mütze auf seinem Helm gerade zu recht rückte.
"Herr...ähm, Herr Truffel? Ja. Alle mal hergehört. Herr Truffel..."
"Nur Kreckar bitte."
"Nun, Kreckar...was würdest du davon halten diesem Junggemüse hier ein paar Kniffe zu zeigen?"
"Oh, ich weiß nicht..."
Alle blickten erwartungsvoll in seine Richtung, einige davon mit stummem Flehen.
"...na schön. Lass mal sehen...hm."
Don DoNat schlenderte an einen großen Tisch und bedeutete den Anderen ihm zu folgen.
Während sie sich alle unsicher setzten und zu Kreckar Truffel starrten, griff dieser nach einer Schüssel, einem Holzlöffel und suchte sich einige Eier zusammen.
"Also ihr müsst darauf...ähm, achten, dass das Ei 'klackt', ja? So..." Er schlug es mit Erfolg am Schüsselrand auf. "...in etwa. Und...'klack'. Und...'klack'. Das hätten wir."
Missmutig beobachtete Don DoNat, wie seine Schützlinge eifrig nach Zetteln kramten und Bleistifte mit Küchenmessern anspitzten.
"Des Weiteren...lasst mich mal überlegen...hm."
Glum kramte nach einigen Zutaten, fand sie jedoch nicht und blickte Hilfe suchend zu den Lehrlingen, die augenblicklich aufsprangen und ihm alles zusammensuchten.
"Also: Ich brauche Butter, Hafer...und Hefe denke ich, ja Milch wäre auch nicht schlecht, oh nein, ich glaube Pfeffer weniger, ja, Zucker ist nett, ein wenig Mehl...mehr...gut so und Wasser, aha da drüben, sehr fein..."
Mit großen Augen versuchte sich Don DoNat einen Überblick zu verschaffen. So etwas gab es doch nicht!
"Hm...ja. Ich denke das war alles. Nein, die Bindfäden denke ich nicht, äh...."
"Quellig, Herr Truffel."
"Quellig. Danke. Ich denke, ihr solltet mir einfach alles nachmachen."
Glum kam richtig in Fahrt. So war also befehlen. Das machte ja richtig Spaß!
"Nachher diktiere ich euch dann die Backanweisung."
Dabei fiel ihm auf, dass er davon noch überhaupt keine Ahnung hatte.
"Alle schlagen jetzt drei Eier auf! Achtung...'klack'. Auch du, äh..."
"Nascherich, Sör."
"Fein so. Jetzt sollten wir das Eigelb vom Eiweiß trennen. Seht her..."
Quellig stutzte. "Sollen wir auch das Eigelb auf die Kommode legen?"
"Äh, ja. Macht das. Gut, dann wollen wir jetzt das Mehl und die Milch dazurühren..."
Don DoNat stand auf und schlich möglichst unauffällig zur Tür hinaus, dabei offenbar an einer Maulsperre leidend. Einmalig! Bravourös! Phantastisch! Unmöglich!
"Immer schön nach links rühren, links rühren, links rühren...links, sag' ich Nascherich..."
"Jawohl, Sör. Links sagst du, Sör?"
"Links. Und dann kommt die Hefe dazu..."
"Jetzt schon, Sör?"
"Wer hat das gesagt?"
"Ich, Sör. Puderstaub, Herr Truffel."
"Nein, der kommt erst zum Schluss."
Die Tür fiel zu und fegte mit einem Luftstoß Mehl von den Backtischreihen.

Ein wenig später ging sie wieder auf und Herr Rundlich streckte seinem Kopf herein.
Glum alias Kreckar kam gerade so richtig in Fahrt.
"Was habe ich jetzt mehrmals gesagt? Wenn ihr die Schüsseln aus dem Ofen herausnehmt, dann benutzt Topflappen. Ja, Quellig?"
"Geht auch ein Handtuch, Sör?"
"Ja, das auch."
"Und ein Spüllappen auch, Sör?"
"Jawohl, Quellig. Auch Schürzen, Tischdecken und Servietten. Auf drei löst ihr bitte die...die...das Ding da eben."
"Die Springform, Sör?"
"Jawohl, Puderstaub."
Herr Rundlich trat nun ganz ein und beugte sich neugierig über das, was zumindest wie Kuchen roch.
"Ah. Aufgepasst! Wir begrüßen den verehrten Herrn Gildenpräsidenten. Was sagen wir da?"
Ein Chor aus 'Guten Abend Herr Rundlich. Wir hoffen, dass es ihnen gut geht.' ertönte.
Don DoNat streckte den Kopf in die Backstube und das Gildenoberhaupt schrak auf, nicht ohne zu blinzeln.
"Sehr... gut, Schüler. Würdest du bitte mit auf den Flur kommen, das wäre sehr freundlich Herr Truffel.", rang dieser sich mühsam ab.
Draußen auf dem Gang war es nach der Wärme in der Stube empfindlich kühl.
"Also das war...war...was war das?", brachte Herr Rundlich hervor.
Die Kühle ließ Glum wieder etwas zu sich selbst, dem Gefreiten zurück finden.
Himmel, er hatte sich wirklich in diese Rolle hineingesteigert.
War das gut?
"Nun, ich denke effektiver Unterricht, Herr Rundlich."
Don DoNat blickte empört und sagte: "Nein, da war ein Trick. Ich spüre das ganz genau!"
"Kein Trick.", beharrte Glum.
"Du wärst ein wirklicher Verlust für unsere Zunft, Herr Truffel. Bleib doch bitte bei uns, ja?"
"Wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich noch einmal einen Tag dranhängen."
In diesem Moment betraten drei Wächter die Bäckergilde und stutzten.
"He.", rief Kamillus: "He. Ist das nicht...ich meine..."
Sichtbar unauffällig trat Schlumpi ihm auf die Füße, was auch Coccinella zu verstehen gab.
"Ist das was?", fragte Herr Rundlich skeptisch.
"Äh...nicht ein..."
"Ein?"
"Wundervoller...Duft?"
"Die Lehrlinge backen gerade.", sagte Glum fröhlich. "Wollt ihr vielleicht einen der Kuchen haben, Wächter? Immerhin...so spät noch auf Streife zu sein..."
"Da lassen wir uns doch nicht schlump...ah ich meine natürlich lumpen.", strahlte Coccinella.

Kreckar Truffel hatte sich freundlich von Herrn Rundlich verabschiedet, mit der Begründung die Stadt sehen zu wollen. Und wer konnte sie ihm besser zeigen, als Stadtwächter?
"Sag mal Glum.", schmatzte Kamillus: "Wie hast du das denn bitte hinbekommen?"
"Was denn?"
"Die Buttercreme."
"Berufsgeheimnis."
Eine Weile schlenderten sie noch durch die Straßen, bis sie am "Boucherie Rouge" vorbeikamen, wo Glum sich entschuldigte und möglichst auffällig in dem Gebäude verschwand. [2]
Er stapfte die Treppe zu seinem Büro hoch und lief geradewegs in Hauptmann Humph MeckDwarf hinein.
"Ah.", strahlte er: "Willkommen zurück, Gefreiter. Äh, bitte komm doch gleich mit, ja?"
"Aber ich..."
Der Hauptmann ging pfeifend den Flur zurück in sein Büro, der Zwerg folgte.
Nachdem sie sich niedergelassen hatten, blickte er Glum verschmitzt an.
"Und? Wie gefiel dir dein erster...nun ja, Einsatz? Ich nehme an, du feierst ihn heute Abend auf der Feier mit den Anderen?"
Verlegen senkte Glum den Blick, als er antwortete: "Ähm...nein, Sör."
"Nein?!" Humph war irritiert.
"Nein, Sör, ich fürchte, das wird nicht gehen. Ich habe meinen Aufenthalt verlängern lassen..."
"Du hast was gemacht?!"
"Ich habe den Aufent..."
"Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wie kannst du das einfach so entscheiden?"
"Wenn ich glaube, dass ich noch etwas..."
"Du bist ja noch in der Ausbildung!"
Humph fasste sich an die Stirn, blickte in seine Kaffeetasse, dann aus dem Fenster.
Glum saß da, wie ein Fleck, der wusste wie hartnäckig er sich entfernen ließ, wobei er wusste, dass die anderen es auch wussten.
"Super. Klasse. Könnte Luftsprünge machen."
"Bitte Hauptmann..."
"Kommt ja gar nicht in Frage, Gefreiter! Du wirst das sofort rückgängig machen!"
"Ja...jawohl, Sör."

Verdammt noch mal. Wie hatte er sich nur so schnell abwürgen lassen können?
Wütend trottete er zurück zur Bäckergilde, trat hier ein wenig Dreck, dort einen Rest Schnapper-Würstchen, ab und zu auch in eine Pfütze.
Kaum war er erfolgreich, fiel er auch schon wieder von der Leiter.
Und warum?
Wegen dem Leiter.
In der Raureifstraße nahm er zwei junge Burschen zur Kenntnis, die sich bereits vor lauter Vorfreude gegenseitig auf die Schultern klopften. Als der Zwerg an ihnen vorüber war, glaubte er beinahe, die Unfähigkeit im Nacken gespürt zu haben.
"Hört mal Jungs.", sagte er gelangweilt: "Versucht es morgen noch mal, ja? Im Moment bin ich zu fertig mit den Nerven."
Einer der beiden, der gerade den Knüppel auf Glum dreschen wollte hielt erschrocken inne und wandte sich zu seinem Kollegen um, der ihn irritiert anblinzelte.
"Denk nicht mal dran, Bursche!"
Das galt dem Blinzler, der eine Armbrust gezogen hatte.
"Nicht mal ein wenig ankratzen?", fragte er hoffnungsvoll.
"Nein, aber ich gebe euch den Tipp, heute noch bei der Bäckergilde vorbeizuschauen. Dort gibt es Kuchen."

Als Kreckar Truffel die Eingangshalle betrat rannte ihn Quellig beinahe um.
"Was ist denn..?"
"Pssssssssssssssttt!!!"
"Was ist denn...?"
"Der Stubenmeister bereitet gerade seine Spezialität zu. Wenn die schief geht, dann sind wir dran."
"Klingt ja ziemlich ungerecht.", fand Glum. "Wer ist der Stubenmeister?"
"Sultanius Streusel, Sör. Unter uns gesagt..." Quellig senkte die Stimme. "Er ist grottenschlecht, Herr, aber Herr Rundlich mag ihn. Ganz im Gegensatz zu Don Do-Nat. Streusel wurde über seinen Kopf hinwegbefördert."
"Und an was arbeitet der Stu..."
In diesem Moment schepperte etwas.
Die Reaktion darauf war ein, als solches nur noch schwer zu erkennendes Gesicht, welches sich durch die Backstubentür schob, vor Wut verzerrt.
"Gift und Galle! Kann ich jetzt endlich RUHE BEKOMMEN?"
"Bitte beruhige ihn doch, Herr Truffel. Er wird wieder so furchtbar launisch.", flüsterte Quellig dem Zwerg ins Ohr, der seufzte und schritt zur Tat.
Was soll's? Er musste ohnehin bald wieder gehen, warum nicht vorher noch einmal ordentlich anbrüllen lassen?
"Sultani..."
"RUHE! RUHE! RUH...äh? Wer bist du?"
"Kreckar Truffel, Herr Streusel. Meisterbäcker aus Überwald. Ich interessiere mich für die neuesten Rezepte aus Ankh Morpork und wie ich hörte sollst du ein begnadeter Künstler darin sein."
Schleim triefte aus jedem von Glums Worten, doch er schien damit zu fruchten.
Sultanius warf sich in die Brust.
"Nun ja, es lässt sich nicht leugnen, dass ich gewisse Talente habe, aber ich würde nie..."
"Warum nicht?"
"Weil...du weißt doch gar nicht...hm?"
"Schon gut." Glum schob den Stubenmeister in die Backstube zurück und bedeutete dem entnervten Quellig ihm zu folgen, der sich dem nicht minder nervösen Nascherich hinzugesellte, der neben dem Ofen stand, eine Stoppuhr in der Hand.
"Woran arbeitest du zurzeit, Herr?", erkundigte sich Glum möglichst freundlich und leise.
"An einer Verfeinerung meines patentierten Rezeptes, wie es der Zufall will, Herr Truffel" Offenbar taten dem Bäcker diese Worte echt gut. Er sog sie begierig auf und ließ keinen Tropfen mehr zurück.
"Ein Soufflé, wie es noch niemand vorher aß. Es wird eine neue Dimension eröffnen.
Denn es wird diesmal mit Chili und Pfeffer angehaucht sein, wobei der Teig mit Peperoni verfeinert sein wird. Ein Traum! Eine Offenbarung!"
Ein Verbrechen an der Menschheit!
"Das klingt sehr...ähm...interessant."
" Oh...sieh nur, wie es aufgeht...ein Traum in..."
Rot.
Das war nämlich das Erste, was zu sehen war, bevor der Ofen sich selbstständig machte.

Eine halbe Stunde später tapste ein eifriger Dorion Picus zwischen den Trümmern umher und eine grimmige Kathiopeja hielt Gildenlehrlinge aus der Backstube fern, die immer wieder versuchten irgendwie einen Blick zu erhaschen.
SUSI hatte schnell reagiert, aber auch RUM hatte sich gesputet und die völlig überarbeitete Frän Fromm geschickt, die sich nun an einem der Tische Herrn Rundlich vornahm.
Quellig, Puderstaub, Don DoNat, Kreckar Truffel, Sultanius Streusel und diverse Bäcker und Lehrlinge saßen wartend an einem anderen Tisch und beobachteten die Wächter bei ihrer Arbeit.
Inzwischen war Glum davon überzeugt, dass seine Arbeit an diesem Abend vorerst kein Ende nehmen würde. Wahrscheinlich würde irgendwann jemand von DOG vorbeischauen und ihm Bescheid geben, denn immerhin passierte es auch nicht gerade täglich, dass ein Ofen in die Luft flog. Bedauerlicherweise war Nascherisch davon in erster Linie betroffen gewesen.
Während zunächst der Ofen seine Bestandteile offenbart hatte, hatte sich der Bäckerlehrling zu nah an der Klappe aufgehalten.
Das war eine von mehreren Wunsch-Thesen, aber Tatsache war, dass es sich nun einmal nicht leugnen ließ, dass er schlussendlich an der Explosion gestorben war, was auch eine gewisse Offenbarung zur Folge hatte.
Herr Rundlich kam steif zurück zu der kleinen Gruppe und bedeutete Sultanius, dass er anscheinend an der Reihe war.
Kathiopeja lehnte jetzt lässig im Türrahmen und verzog keine Miene, was die meisten Lehrlinge nervös werden lies. Nach der hässlichen Szene mit dem offenen Fenster und der Pfanne waren sie recht vorsichtig geworden. Und nach der Sache mit dem Topf und dem Kopf waren sie nun mehr oder weniger perplex, dass jetzt so überhaupt nichts passierte.
Während der Gnom Dorion mit einigen Bechergläsern durch die Backstube hüpfte wurde Sultanius Miene immer länger.
"Die verhöhnen mich nur, weil sie neidisch auf meine Einfälle und meine leckeren Kreationen sind!"
Von dem armen Nascherich war außer einem Finger und einer verkohlten Mütze nichts mehr übrig geblieben, was weniger schockierend war, denn wenn man die Gliedmaße entfernte, dann war er schlichtweg nicht mehr da. Es würde niemand nachts schweißgebadet aufwachen und Bilder von Leichen sehen. Niemand würde sich immer wieder an den Ort erinnern, an dem das Leben des Lehrlings...nun ja, schlagartig terminiert worden war.
Niemand müsste diese Stelle von nun an umgehen.
Und zwar alleine deswegen, weil niemand mehr feststellen konnte, wo sie denn jetzt letztendlich überhaupt gewesen war.
"Aber ihr Spott kann mir nichts anhaben!"
Die Stube glich einem Schlachtfeld.
In der Decke klaffte ein Loch, im Boden ebenfalls, wie auch in der Wand auf rechter Seite des Ofens. Küchenutensilien waren wild verstreut und Stühle, sowie Tische fanden sich an den unmöglichsten Orten wieder. Gabeln steckten in Wänden, Messer in Böden und Löffel teilweise in einem der Bäckermeister, der das Glück gehabt hatte die Tür noch gerade im richtigen Moment zu öffnen.
"Der juckt mich nicht mal!"
Der Stubenmeister, Quellig und Glum hatten ein paar Haare und ein wenig Haut eingebüßt, aber eigentlich waren sie noch ganz glimpflich davon gekommen.
Ein Seil fiel durch das Loch in der Decke und kurz darauf rutschte jemand daran hinunter.
Als die betreffende Person das Ende erreichte beugte sich Kathiopeja zu dessen Ohr hinunter und flüsterte etwas. Der Seilkünstler blinzelte und zog es vor, ganz dezent wieder am Seil nach oben zu verschwinden und es anschließend nach sich zu ziehen.
Besorgt musterte die Püschologin Frän Sultanius Streusel, der in die leere Luft starrte, bis ein kleines, leises 'Puff' aus einem der Bechergläser ertönte und er tief Luft holte.
"WEIL ICH WEIß, DASS ICH TALENT HABE, AUCH WENN MAN ES AUF ANHIEB NICHT MERKT!"

Rekrut Kamillus Schimmlersohn stand trillernd an einer Mauer.
Besser gesagt er stand an der Mauer des Boucherie Rouge.
Hoffentlich hatte er diese lästige Ausbildung bald hinter sich, denn dann würde er vielleicht zu DOG gehen. Vielleicht.
Versonnen starrte er in den abendlichen Himmel, blinzelte und pfiffelte.
"Ähm...hallo?"
Kamillus senkte den Blick und nahm einen toupierten Umriss vor sich war.
"Normalerweise frage ich ja nicht so direkt, aber...wie kann ich dir behilflich sein?"
Langsam unterschieden sich die dunklen Umrisse im Gesicht der Person, und es war zweifelsohne eine Frau.
Wahrscheinlich musste man viel Geld bezahlen, um so billig auszusehen.
Das war natürlich nur Kamillus Ansicht.
"Hm?"
"Ich meine ob du etwas..." Sie rückte etwas näher an ihn heran. "...genäht brauchst."
"Oh.", dämmerte es dem Rekruten allmählich: "Ja. Natürlich. Ich hätte da ein paar Socken und eine Jacke, die ich schon länger mal..."
Die Näherin lächelte.
"Ein Exot, wie?" Sie zwinkerte ihm aufreizend zu. "Oh, das macht dann aber einen Dollar Ekelzulage. Jetzt stell dich nicht so an. Es geht hier nicht um Sockenstopfen."
"Geht es nicht?"
"Nein, Herr Wächter. Nennen wir es..."
"Flicken?"
"Könnte man auch sagen. Was glaubst du ist das hier für ein Haus?"
"Die Dienststell..."
"Um Himmelswillen sei still! Brauchst du's nun?"
"Brauche ich was?" Kamillus wusste es wirklich nicht.
"Meine Güte. Also pass auf: Wir gehen jetzt mal da rein und ich zeige dir, was ich meine.
Für einen Dollar zeige ich dir auch noch etwas anderes."
Sie schmiegte sich anzüglich an ihn. Gut, Kamillus war ein Zwerg und erachtete diese...besonderen Aspekte des Lebens weniger, aber diesen unmissverständlichen Hinweis konnte selbst er nicht missverstehen.
"Oh-OH! Ähm...ich glaube da ruft...äh, jemand nach..."
"Schüchtern wie? Ach, es ist doch immer das gleiche! Empfehle uns weiter, ja?"
"...mhm...ja. Darf ich wissen, wie du..."
"Warum nicht? Ich heiße Lieselotte. Und du solltest unbedingt etwas unternehmen!"

Gefreiter Schlumpi Wurzelbach hingegen, stand nicht, sondern lief inzwischen wieder ganz sicher, worüber er selber erstaunt schien. Er hatte sich wohl ein wenig zu viel gegönnt.
Aber immerhin hatte nicht er sondern die anderen die Rechnung gezahlt.
Jetzt hielt er ein Glas verkehrt herum, sowie eine Flasche und ging ungefähr alle paar Sekunden einen Schritt weiter, wobei er leicht zur Seite wippte.
"Dumm...Didumm...warum? Didumm...Summe ich?...Herum? Dadidumm...?"
Einige Passanten blickten ihn skeptisch an und schienen dem Helm voller Flüssigkeit zu misstrauen, den er sich wie einen Trog um den Hals gehangen hatte.
Sein Weg führte ihn direkt in den Hide Park, ohne, dass er gezielt dort hin wollte.
"Oh...'allo 'err äh,...'allo?"
Jemand hielt mitten im Gehen an und schien sich auf den alten Trick verlassen zu wollen, nach dem man für einige größere Tiere nicht mehr sichtbar war, wenn man nur still genug stand. "Oh?...Wo schind schie 'in? Didumm...Du...isch gehe jetsch...schum...didumm...Glum!"

Eben der ließ sich soeben auf sein Bett fallen.
Natürlich hatte er Recht gehabt.
Vor einigen Minuten hatte jemand einen Brief für ihn abgegeben, der von Hauptmann Humph MeckDwarf, mit dem Befehl zur weiteren Ermittlung, gewesen war.
Außerdem kam, nicht gerade ohne Überraschung, bei Dorions Untersuchung heraus, dass sich Pulver Nr.1-Spuren in den Küchenüberresten gefunden hatten. Das hieß, dass es sich hierbei ganz eindeutig um einen Bombenanschlag gehandelt hatte.
Glum hatte darum gebeten die Stoppuhr behalten zu dürfen, die der arme Nascherich gehalten hatte, bevor es ihn erwischte. Quasi als Erinnerung an einen ersten DOG-Einsatz.
Von nun an wollte er sich eine Art Trophäen-Sammlung zulegen, die ihn an alle seine Fälle erinnern würde.
Es kratzte.
Warum kratzte es?
Er hob den Kopf aus den Kissen und erspähte einen Zettel, der soeben unter der Tür durchgeschoben worden war.
Schnell sprang er auf, riss die Türe fast aus den Angeln.
Niemand war zu sehen, lediglich das Knallen einer Türe war zu vernehmen, irgendwo weiter unten und Gelächter von draußen.
Verdammt!
Er ging zurück in sein Zimmer und entfaltete den Zettel.
Hau ab! Noch kannst du's! Aber lass dir gesagt sein: Niemand wollte ihn! Hau ab!
Wer wollte wen?
Glum saß noch eine halbe Stunde nachdenklich in seinem Bett, seufzte dann und löschte das Licht.

Der nächste Morgen begann für Rogi Feinstich miserabel.
Kein Rekrut hatte etwas falsch gemacht.
Was eigentlich nie verkehrt war.
Aber an manchen Tagen, da brauchte die Igorina einfach ihre Dosis angewandten Zynismus.
Müde brummelte sie vor sich hin und lief beinahe in Rekrut Schimmlersohn hinein.
Nein. Falsch!
Natürlich lief er in sie hinein.
"Die Rennbahn ift im Reitweg, Rekrut."
"Ja Määm? Äh, entschuldige bitte. Ich bin wohl nicht ganz bei mir..."
"Fo? Fiel mir gar nicht auf. Würdeft du mir bitte, wo du fon mal hier bift, gleich die Berichte bringen? Mir ift fo nach heulen."
Der Zufall wollte es, dass jemand schluchzte.
"Oh. Follte mich daf überrafen?"
Rogi schlenderte weiter und ließ Kamillus alleine zurück.
Er hatte eine lehrreiche Nacht hinter sich.
Oh ja, das hatte er wirklich.

Woanders begann der Tag mit einem Blech Plätzchen.
Sie waren steinhart, ungenießbar und garantiert zuerst einem Hund angeboten worden, aber verständlicherweise hatte dieser sie abgelehnt. Manch einer wäre eventuell bereit gewesen sie anzurühren, doch man musste entweder ziemlich verzweifelt sein, oder sie als eine Art Nierensteine betrachten. Sicherlich konnte man mit Recht behaupten, dass eine Art neue Kunstform daraus entsprungen war, aber auf keinen Fall, nein, auf keinen Fall etwas, das vergleichbar mit Gebäck gewesen wäre.
"Weißt Du, was ich gerade gedacht habe? Ich habe gerade nachgedacht, was ich gedacht habe, weil ich's vergessen habe."
Glum sah hinüber zu dem Stümper, der verantwortlich für diese Misere war.
Sie saßen alle an den Tischen, die inzwischen in die Eingangshalle verlegt worden waren, da bis auf weiteres die Ermittlungen liefen und, ganz nach dem Grundsatz "Alles und nichts kann etwas bedeuten!" die Backstube auseinander genommen wurde.
"Meinst du etwa Dinge, wie Mehl, Eier oder Milch?"
"Ach das würde ich doch nicht verwechseln. Nein, ich glaube ich habe aus Versehen etwas Schutt genommen und die Speisestärke drunter gerührt. Aber es könnte auch bloß etwas von dem Backblech sein. Ich habe es vorher noch entrostet..."
Glum verzog den Mund und trat nach draußen.
Was er dort sah, war nicht gerade besser.
Ein Wächter, besser: ein Gefreiter stand mit dem Kopf an die Mauer gelehnt, den Körper davon weg, sodass er eine steile Kurve beschrieb und ließ die Arme herunterbaumeln.
Ihn umgaben Flüssigkeit, Scherben und ein Helm.
"Schlumpi?!", zischte Glum ungläubig. "Was soll der Mist?"
"Keine Angst.", murmelte dieser peinlich berührt: "Ich bin ganz nüchtern! Wer sechs Stunden in der Nacht herumsteht und von Hunden an bestimmten Stellen beschnüffelt wird, der hat keinen Grund mehr es nicht zu sein. Wenigstens habe ich heute meinen freien Tag und das Ganze fällt nicht unter Trunkenheit im Dienst..."
"Und warum stehst du da noch immer?"
"Ich hänge mit den verdammten Haaren an dem verdammten Nagel fest. Und jetzt hilf mir endlich, du Grubengetier."
So ernst die Lage auch war, aber der Zwerg konnte es sich nicht verkneifen sich kräftig auf die Lippen zu beißen. Die Situation war einfach zu unmöglich.
Nachdem er sein Messer aus dem Stiefel gezogen hatte war sie allerdings auch schnell wieder unter Kontrolle und nur noch ein paar Haare an der Mauer erinnerten an die Stelle, an der vorhin noch ein Wächter mehrere Stunden am Stück fest gehangen hatte.
"Zum Glück war ich gestern Abend nicht doch noch dabei!", stellte Glum fröhlich fest und erntete einen giftigen Blick.
"Dann interessiert es dich wohl auch nicht, dass heute Nacht einer deiner tollen...Kollegen sich im Hide Park herumgetrieben hat, wie?"
"Was? Wer war im..."
"Guten Morgen, Herr Rundlich.", strahlte Schlumpi plötzlich los. "Wie geht es dir?"
Der Gildenpräsident trat mit einer Zigarre auf die Straße.
"Immer besser, Wächter. Meine Güte, stammt das etwa von dir?", bemerkte er angewidert.
"Ähm, ja Sör, aber ich mache es jetzt weg."
"Herr Truffel wird dir einen Lappen bringen, nicht wahr?"
Glum alias Kreckar Truffel blickte zwischen den beiden hin und her und murmelte ein mürrisches: "Natürlich.", bevor er das geforderte holte.
"Und dafür,...", flüsterte er Schlumpi ins Ohr, als er zurückkam: "...hältst du heute Nacht hier draußen Wache, klar?"

Später am Tag lugte jemand um eine Ecke, noch später hörte man etwas raschelndes, und noch ein wenig später verabschiedete sich ein Teil der Decke und begrub einen Bäckermeister unter sich.

"Das ist doch nicht wahr, verdammt!", fluchte Don DoNat, nachdem sie ihn aus den Trümmern gezerrt hatten. "Der zweite Anschlag innerhalb von nicht einmal 24 Stunden. Wo bleibt da die Gerechtigkeit?!"
Kreckar verdrehte die Augen und klopfte den Bäcker ordentlich ab.
"Ich kann ihnen versichern, dass die Wache deiner Stadt bestimmt bald den Atten..."
"Wache meiner Stadt?", fuhr Don DoNat auf. "Diese Stümper? Die sind doch nicht mal in der Lage die Nase in ihrem eigenen Gesicht zu finden. Nicht mal mit einer Karte und jemandem, der ihnen beim Suchen hilft. Wenn die den Fall aufklären, dann lasse ich mich noch mal verschütten."
'Wenn du wüsstest', dachte Glum.
Er wischte dem aufgebrachten Bäcker etwas Schutt von den Schultern.
"Jetzt mach mal halblang Herr DoNat. Immerhin bist du nur zufällig hier vorbei gekommen. Und du konntest dich unter die Bank werfen."
"Ja, aber es hätte mir etwas passieren können. Und darauf kommt es an!"
Herr Rundlich übernahm und stützte Don DoNat, um ihn in sein Zimmer zu bringen, sah jedoch auf halbem Weg noch mal zu dem Zwerg zurück. "Ich hielte es für besser, wenn du unter diesen Umständen wieder abreist, Herr Truffel."
"Och das macht nichts.", erwiderte dieser und überhörte geflissentlich das Schnauben des Bäckers. "Mir gefällt es hier ganz gut."
Und nicht nur er wusste, dass das gelogen war.

Etwas später noch am Tag fand sich der Gefreite Steinstiefel in Humph MeckDwarfs Büro ein. Er lächelte schwach. Nicht aus Erleichterung. Er war schlichtweg ein wenig...
"Überfordert, Sör. Ich bitte um Unterstützung in dieser Sache. Ich meine, was soll ich tun? Es geht hier um BOMBENANSCHLÄGE."
"Hm..." Der Abteilungsleiter blickte auf den aktuellen Einsatzplan. "Arwan ist in der Diebesgilde und Patrick kann augenblicklich nicht dorthin zurück. Außerdem..." Er seufzte. "...muss er sich heute Abend mit der Kommission der Händlergilde herumschlagen. Die Bäckergilde glaubt immerhin, dass er mit einer Kommission in Sto Helit ist. Selbst wenn er zurückkommen sollte, anstatt wie geplant direkt nach Hause zurück zu kehren, müsste er noch eine Weile dort sein. Es tut mir wirklich Leid. Jemand muss an der Sache dranbleiben und Helmi ist ebenfalls noch in Ausbildung." Er bemerkte Glums Blick. "Keine Sorge, Gefreiter. Ich halte dich durchaus für fähig genug."
"Könntest du denn nicht..."
"Ausgeschlossen, Glum. Nein, ich fürchte da wirst du ganz alleine durchmüssen."
"Aber... ich bin gerade neu, Sör. Rein theoretisch kann ich das doch noch gar nicht."
"Tja, mein Bester- Das ist der Dschob."

Rein theoretisch ist eine Mülltonne nun mal eine Mülltonne.
Darein hinein gehört Müll.
Und Brustharnische sollten nicht glänzen.
Was das für einen Zusammenhang hat?
Gefreiter Schlumpi Wurzelbach blickte durch den Spalt zwischen Behälter und Deckel.
Das Problem war allerdings, dass er selbst in der Tonne steckte.
Schon seit geraumer Zeit spähte er so die Straße hinauf und hinunter, ohne dass etwas Nennenswertes passiert wäre. Gut, er hatte Schnapper beobachtet, wie er mit einem Beutel die anderen Mülltonnen durchfilzte, aber nachdem er die Katze in der einen, links von Schlumpi entdeckt hatte, war sein Beutel voll gewesen. Armes Tier.
Am liebsten würde er ja summen, aber damit würde er sich verraten, also seufzte der Wächter lieber innerlich und ließ sich, soweit das denn überhaupt möglich war, zurücksinken.
Ein wenig später wurde sein Deckel geöffnet und eine braune Altglasflasche fand ihren Weg in Schlumpis Gesicht. Als er glaubte, dass sich der Jemand entfernt hatte, lugte er vorsichtig aus seinem Versteck hinaus. Niemand zu sehen. Verdammter Glum. Verdammte Wache. Verdammtes Versteck.
In einem schmalen Hauseingang, ungefähr zwei Meter neben sich schien etwas nicht so recht zu stimmen. Er war zwar recht dunkel, aber der Schatten im Schein der Straßenlaterne schien ein wenig zu lang zu sein.
Kurz darauf schlich sich jemand aus den Schatten heraus und versuchte dabei, wahrscheinlich möglichst unbemerkt zu bleiben. Unglücklicherweise, hatte er sich einen schiefen Schnurbart angeklebt und summte eine nach Spionage klingende Melodie. [3]
"Uffa...guten Abend auch, Kamillus."
Der Jemand verharrte augenblicklich, erkannte dann jedoch die ihm bekannte Stimme und stöhnte. "Woher weißt du, dass ich es bin? Ich habe einen Schnurbart."
Schlumpi tauchte aus seinem Versteck auf und runzelte die Stirn.
"Ähm...", überlegte er: "...ich habe nur geraten. Was machst du denn da?"
Rekrut Schimmlersohn wirkte verlegen, als er murmelte: "Eine sehr freundliche Dame, namens Liselotte hat mir ein wenig etwas über die DOG erzählt und ich teste gerade, ob ich mich dafür eigne. Wie war ich?"
"Du warst..."

Die Möglichkeiten:


a.) Miserabel.
Folge: Ein betroffener Rekrut, der noch mehr trinken wird.
b.) Könnte besser sein.
Folge: Ein Rekrut, der weiß, dass er schlecht ist und weiß, dass er es nicht so bald wird ändern können.
c.) Gut.
Folge: Ein munterer Rekrut, der sich etwas zu viel auf sich selbst einbildet.
d.) Fast schon professionell.
Folge: Ein Rekrut bewirbt sich bei DOG und stirbt bei seinem ersten Einsatz einen tragischen Tod.
e.) Nett.
Folge: Ein Rekrut kann zufrieden mit sich sein, aber weis, dass er noch etwas besser werden muss.



"...nett."
Kamillus ließ die Schultern hängen und sah Schlumpi böse an.
"Ich meine...ähm, recht professionell Kami. Echt. Wirklich."
"Nein ich war schlecht und das weißt du auch.", erwiderte der Rekrut.
"Zugegeben...ja."
"Na gut." Kamillus zog die Schultern ein. "Dann gehe ich mich mal ausruhen. Aber eine Frage habe ich noch."
"Welche?"
"Warum sitzt du da drin?"
"Ähm... das hab ich einmal im Monat. Übrigens gehört die Flasche in die Braunglas-Tonne."
"Hm. Vielleicht hilft eine Salbe gegen so etwas. Oder Tabletten. Na dann. Ach und: Jetzt würdest du mich nicht mehr erkennen, nicht war?"
Kamillus setzte sich eine Brille mit Fensterglas auf und Schlumpi konnte nur tröstend lächeln.
"Gewiss doch, Kami."
"Gut so." Fröhlich summend schlich er weiter, bis er außer Sichtweite war.
Und ich sitze in Erbrochenem, dachte Schlumpi und zog den Deckel über sich zu.

"ENTSCHULDIGE BITTE."
Nascherich sah sich um und erblickte eine recht hagere Gestalt.
"ICH BIN ETWAS ZU SPÄT DRAN. WAR GAR NICHT SO LEICHT DEINEN HALS ZU FINDEN."
"Ach das macht nichts. Ich bin nur schockiert darüber, was mit meinem Magen passiert ist. Gute Güte, siehst du das?"
"JA. ES WIRKT ABSTRAKT."
"Moment mal..." der tote Lehrling blickte noch genauer hin und zuckte mit den Schultern. "Na immerhin verbrühe ich mir jetzt nicht mehr die Hand an heißen Blechen."
Langsam verblasste sein Schemen.
"Ich weiß, wem es galt. Aber es war niemals geplant, dass auch der andere... nun ja, sagen wir Bäcker dran glauben sollte."
"JETZT FRAGE ICH MICH, WORAN DU IM MOMENT GLAUBST."
Er war beinahe verschwunden, als er zögerte und dann leise sagte:
"Was nicht von selbst zum Teufel geht, muss man in den Himmel loben. Ich hoffe das stimmt." Und damit verblasste er.


Glum saß noch lange am Fenster.
Es war wahrscheinlich ganz einfach.
In Ankh Morpork galt derjenige als viel gefährlicher, der auf den Schmutz hinwies als der, der ihn gemacht hatte. Hier hatte doch jeder Dreck am stecken.
Der Zettel war eine Sache für sich, aber Sultanius Verhalten störte ihn bisher am meisten.
Vorsichtig schlich er sich auf den Gang und lauschte. Nichts zu hören.
Er lief bis in die Eingangshalle und dann in die Backstube.
Natürlich war sie abgesperrt worden, aber wozu gab es Dietriche?
Zehn davon lagen nach zehn Minuten verkrümmt auf dem Boden herum und der Gefreite Steinstiefel war nicht minder geknickt. Warum konnte es denn nicht auch eine ganz normale Ausbildung sein? Er ließ sich an der Tür niedersinken und stöhnte leise. Das waren alle seine Dietriche gewesen. Er hatte auch noch nicht gelernt, wie man ordentlich Dokumente fälschte, oder sich in den Schatten verbergen konnte.
Klick!
Er kippte nach hinten über.
Die Türe war auf.
Verärgert stand er auf und trat in die Backstube, darauf bedacht die Türe wieder möglichst geräuschlos zu zumachen. Da stand er nun. Wonach suchte er überhaupt?
Inzwischen war es wieder halbwegs ordentlich, da Dorion seine Ermittlungen beendet hatte, aber er hatte darauf bestanden, dass nicht gefegt wird, bevor er sich damit nicht zu hundert Prozent sicher war.
Glum bückte sich, sah sich den Boden überall an, ging dann zu den Ofenresten und begutachtete sie. Er war kein Fachmann. Selbst wenn er wollte könnte er nicht mehr viel erkennen. Er wühlte verbotenerweise ein wenig in dem Schutt herum und stutze.
Etwas Kleines lag in seiner Hand. Anscheinend war es eine Stoppuhr.
Er stand auf und lehnte sich nachdenklich an eine Küchentheke.
Klick!

Glum wirbelte herum.
Die Türe stand einen Spalt weit offen.
Er stürzte hinaus auf den Gang und sah...niemanden.
Verdammt.
Sorgfältig verschloss er die Türe hinter sich und beseitigte die Dietriche.
Während er nach oben, auf sein Zimmer, ging klapperte irgendwo auf der Straße etwas.
Vermutlich war es Schlumpi, der Wache hielt. Vielleicht sollte er dem armen Kerl sagen, dass er es lassen und nach Hause gehen konnte, aber dann bemerkte er den Zettel.
Es war nur eine kleine Ecke, die unter einer Tür hervorlugte, aber sie war deutlich sichtbar. Vorsichtig zog er ihn hervor und las:

Morgen um 13:00 Uhr. 100 Dollar.

Es war Quelligs Zimmer.
Vorsichtig schob er den Zettel wieder zurück und schlich in das seine zurück.
Na also. Die Kugel rollte, alle setzten. Und Quellig offenbar auf die 13.

Gegen vier Uhr morgens trat ein Haufen Gestank in das Wachhaus am Pseudopolisplatz.
"Guten Morgen.", näselte die Obergefreite Nyvania im Hinausgehen, offensichtlich bestrebt darin, dies schnell hinter sich zu bringen. Schlumpi schnippte missgelaunt eine Bananenschale von seiner Schulter. Auch das gehörte zu den Dingen, die ganz einfach so sein mussten.
Während er nach oben ging, knurrte er ein: "Ja genau.", als Nyvania außer Hörweite war.
Und jetzt einfach nur noch schlafen... hach wäre das schön. Immerhin hatte der Giftzwerg bekommen was er wollte. Die Gefreite Coccinella Pyyrhula kam ihm aufgeregt entgegen.
"Nein, Cocci ich bin müde."
"Jetzt hör doch mal...puuh."
"Jawohl, ich stinke und bin müde."
"Aber Val..."
"Müde."
Mir halb geschlossenen Augen schleppte er sich weiter, aber Coccinella war hartnäckig und entschloss sich zu einem weiteren Versuch, diesmal strategischer.
"Einsatz."
"Müde."
"Du."
"Mü..."
"Gleich."
"Was?"

Patrick Nichts sah auf, als Humph MeckDwarf sein Büro betrat.
Das war ungewöhnlich.
Seit wann stattete der Abteilungsleiter höchstpersönlich Untergebenen einen Besuch ab?
"Ähm..." Patrick salutierte, stand jedoch nicht auf, da, wie er selbst immer wieder betonte, die Zeit des hastigen Aufspringens, sobald die 'Obrigkeit' ihn mit einbezog vorbei war... "Kann ich dir helfen, Hauptmann?"
Dieser stand mit dem Rücken zur Tür und presste die Hände dagegen, sowie ein Ohr, blickte sich jedoch ein wenig gehetzt in dem Husky-Büro um.
"Wie?" Er schien etwas irritiert, aber das änderte sich schnell wieder.
"Oh, äh ja. Hallo Korporal. Wie läuft die Arbeit und so?"
"Zufrieden stellend, Sör. Darf ich fragen, warum du...?"
"Nein, darfst du nicht. Was haben wir denn hier?"
Der Hauptmann begutachtete einige Verkleidungen von älteren Einsätzen und hob bei einem magentaroten Abendkleid die Augenbrauen an. "Darf ich fragen, warum du...?
"Nein, darfst du nicht." Während Patrick rot anlief, warf sich Humph unter den Schreibtisch und stieß den Korporal dabei fast von seinem Sitzplatz.
"Es tut mir Leid, Patrick, aber mich beschleicht eine gewisse Panik. So, als ob gleich..."
Patrick blickte seinen Vorgesetzten entgeistert an, bis dieser wieder hervor kroch und sich aufrichtete. "Hm...ich habe mich wohl geirrt."
Ein Sirren, dann ein Klirren und die Fensterscheibe zerbarst.
Ein Ziegelstein kam mit der Eleganz einer einbeinigen Taube in den Raum geflogen und entlockte Humph MeckDwarf ein "Volle Deckung!", bevor er ihn am Kopf traf.
"Hauptmann..."
Patrick sprang auf, lief an das Fenster und spähte auf die Straße.
Niemand.
Um Himmelwillen...
Jetzt würde er natürlich wieder die volle Zugluft abkriegen. Typisch.
Er bückte sich zu dem Hauptmann und untersuchte seinen Kopf, aber anscheinend schien es ihm blendend zu gehen, abgesehen von einem kleinen Kratzer.
Dann fiel ihm eine Aufschrift an dem Stein ins Auge.
Weg mit ihm!

Glum Steinstiefel lehnte an einer Hauswand und sah zum Eingang der Rennbahn im Reitweg hinüber. Der äußerst nervöse Quellig stand mitten auf der Straße, einen Briefumschlag in der Hand, wahrscheinlich mit Geld darin. Immer wieder zählte er es, dann straffte er sich und ging ein paar Schritte in Richtung Kasse der Bahn, kam aber jedes Mal wieder zurück.
Jemand klopfte Glum auf die Schulter.
"Entschuldigung, Sör, aber weißt du vielleicht, wie ich zum Mengensee komme?"
"Ja, aber das weißt du auch selber Kamillus."
"Woher weißt du, dass ich es bin?"
"Nun..."
Glum betrachtete den Zwerg vor sich, der sich ein zu großes Hemd übergezogen hatte, eine von diesen Hosen, die jetzt alle jungen Leute tragen wollten, diese 'Dschiieens', und eine Narbe mit Theaterschminke über sein Gesicht gemalt, in Form eines Mondes.
"...ich habe geraten.", vollendete Glum seinen Satz.
"Oh, dann ist es ja gut. Was machst du hier?"
"Ich bin im Einsatz. Siehst du da vorne den Mann mit dem Umschlag?"
"Äh...ja. Ich sehe ihn."
"Gut dann könntest du mir einen Gefallen tun."
Kurz darauf beobachtete Glum den Rekruten, wie er mit betont lockerem Gang zu dem angehenden Bäcker schritt und diesen bereits aus einigen Metern Entfernung ansprach.
Quellig zuckte zusammen, versteckte hastig den Umschlag, und setzte eine aufmerksame Miene auf. Ein kurzer Wortwechsel folgte, dann kam Kamillus zurück und Quellig ging in Richtung Rennbahn.
"Fabelhaft!", sagte Glum zu Kamillus. "Was hast du gemacht?"
"Ich habe ihn nur nach der Uhrzeit gefragt und wie ich zum Mengensee komme."
"Weißt du das wirklich nicht?"
"Nein."
"Prima Arbeit, Kami. Pass auf: Du gehst jetzt die Königsstraße zurück, die Teekuchenstraße hinauf und weiter bis zum Henne-und-Küken-Feld. Alles klar? Danke dir."
Damit gingen Beide ihrer Wege.
Glum behielt Quellig genau im Auge, als dieser das Geld aus dem Umschlag herausnahm und an der Kasse setzte. Dabei zuckte er mit seiner Hand einmal nervös zurück aber als er das Geldbündel los war, atmete er tief aus. Nachdem der Bäcker durch das offene Tor zu den Tribünen hineingegangen war, setzte auch Glum zwei Dollar und betrat ebenfalls die Tribünen. Dort suchte er sich einen Platz sechs Reihen über Quellig und wartete gemütlich ab, was als nächstes geschah.
Es dauerte etwa noch fünf Minuten, dann ertönte ein Horn, Reiter auf Pferden stellten sich auf und nach einem weiteren kurzen Hornstoß preschten die Tiere samt ihrer Last los.
Glum hatte auf das Pferd 'Buntstroh' gesetzt und herausgefunden, dass Quellig dies ebenfalls getan hatte. Des Weiteren gab es noch die Tiere 'Butterflöckchen', 'Liese', 'Halbmond' und 'Zuckerle'. Buntstroh war gar nicht mal so schlecht und Glum spürte, wie sich vor lauter Aufregung sein Magen zusammenzog. Nach der ersten Runde legte sich jedoch Liese kräftig ins Zeug und überholte die anderen. Nach einer weiteren halben Runde lag Buntstroh auf dem vorletzten Platz und enttäuscht ließ der Zwerg sich zurücksinken.
Hinter ihm stritten sich zwei Leute, einer von ihnen hatte ebenfalls auf diese Pferd gesetzt.
"Oh nein...das war meine Monatshüpoteek. Was soll ich..."
"Ach was. Reg dich nicht auf. Jeder weis doch, dass das Pferd einen Antrieb braucht. Warte nur ab, das kommt schon noch in Fahrt!"
"Oh, wunderbar. Sieh nur, es hängt eine volle Runde hinter den anderen her..."

Tatsächlich näherten sich die anderen Pferde Buntstroh von hinten und als sie das Tier beinahe erreichten schnaubte es laut und legte sich noch einmal mächtig ins Zeug.
Quellig kaute nervös auf seinen Fingernägeln herum und schüttelte den Kopf.
Buntstroh hatte inzwischen eine volle halbe Runde wieder wettgemacht und saß Zuckerle nun dichter auf den Hufen.
"Heiße Würstchen. Grob und saftig. Bloß einen Dollar achtzig."
Oh nein, nicht auch noch der, dachte Glum, wandte kurz den Blick vom Geschehen und konnte T.M.S.I.D.R. Schnapper erkennen, der zwischen den Sitzreihen seine Waren anpries.
"Frisch und füllig, so solln sie sein. Kauft die Würstchen euch beim Schnapperlein."
Buntstroh holte auf. Das Pferd lag jetzt noch ein gutes Stück hinter Liese, aber ebenso gut vor den anderen. Als es in die letzte Runde ging standen fast alle Besucher der Rennbahn angespannt mit einem Raunen auf und stöhnten nochmals, als die beiden Pferde gleichauf lagen.
"Ratte am Spieß. Kauft eine zum Preis von vier und bekommt noch eine gratis. Heiße Würstchen..."
Nur noch eine halbe Bahn zu laufen und noch immer lagen die Pferde gleichauf.
"Frisch und füllig, so soll sie sein. Kauft die Würstchen euch beim Schnapperlei...Würstchen gefällig? Senf kostet extra."
Beide Pferde legten noch einmal mit aller Kraft los und waren nur noch einige Meter von der Ziellinie entfernt. Einige Reihen weiter fiel jemand von seinem Sitz und T.M.S.I.D.R. Schnapper sah sich nervös um, aber niemand hatte Notiz von ihm genommen, sodass er sich schnell verzeihen konnte.
Glum krampfte sich an der Lehne vor ihm fest, Quellig am Geländer.
Wäre der Jockey nicht von Buntstrohs Rücken gefallen hätte er gewonnen.
Das Tier war zwar als erstes im Ziel, jedoch ohne Reiter.
Die Menge raunte und protestierte, als die Gewinner bekannt gegeben wurden:
Liese, Butterflöckchen, Zuckerle, Halbmond, und leider durch Regelverstoß als letztes, Buntstroh.
Hier und dort wurde Jubel laut, doch der Zwerg war hauptsächlich wegen seiner zwei Dollar verärgert, durfte jedoch ganz zufrieden mit sich sein, da einige Reihen unter ihm gerade jemand fünfzig Mal so viel verloren hatte.
Er hatte sich getäuscht.
Was hatte das Rennen mit den Bomben zu tun?

Schlumpi fröstelte, als er hinter der Hauswand in Deckung ging.
Obergfreiter Tyros y Graco wartete neben ihm auf sein Kommando, Gefreiter Stefan Mann auf dem Dach gegenüber des Hauses und Chief-Korporal Valdimier van Varwald auf dem Dach des Einsatzgebäudes. Hauptfeldwebel Araghast Breguyar hatte hinter Schlumpi Aufstellung bezogen und bedeutete dem GiGa Tyros sich zu bewegen.
Hierbei konnte man nicht mehr von Gewalt sprechen, sondern von purer Brutalität.
Aber die Haustüre hielt immerhin stolzen anderthalb Augenschlägen stand.
Als nächstes stürzte sich Schlumpi mit seiner gezogenen Burlich&Starkimarm Nr. 6 c mit Federarretierung und 3-Schussmagazin, auf die er sehr stolz war, in das Gebäude, schussbereit, aber niemand war zu sehen. Araghast betrat nun leise, obwohl unnötig, das Haus und bedeutete Schlumpi den nächsten Raum zu sichern.
Tyros sprengte auch diese Türe auf und entging nur knapp einem Bolzen, doch Schlumpi schoss nun selber über seinen Kollegen hinweg und traf jemanden in den Arm, was er mit Genugtuung an dem kurzen Aufschrei hören konnte. Dann stürze er sich in den Raum, zählte ungefähr fünf Personen. Zu seinem Unglück verhedderte er sich in den Wäscheleinen, die sich wie Streben durch das Zimmer zogen. Im selben Augenblick ließ sich Valdimier durch den Kamin fallen und landete gekonnt mit gezogenen Armbrüsten in der kalten Asche, was den Überraschungseffekt etwas dämpfte. Das alles dauerte nur wenige Sekunden.
"Keine Bewegung, ihr seid allesamt verhaftet. Hier spricht die Stadtwache von Ankh Mopork.", rief er bestimmt.
Jetzt sah Schlumpi sich den Raum, soweit möglich, erstmals etwas genauer an.
An vielen Wäscheleinen hingen Geldscheine von der Decke und einige volle Körbe, sowie eine große Vorrichtung nahmen den gesamten Platz ein. In einer Ecke standen einige Flaschen Tinte.
Irgendwo klickte es und ein Pfeil surrte an Schlumpi vorbei, direkt in die Wand hinter ihm.
Vor lauter Überraschung schoss er selber und traf eine der Flaschen.
"Dies ist die letzte Warnung.", bellte Valdimier: "Werft eure Waffen hier herüber und ergebt euch, oder die Sache endet unschön."
"Verschwindet!", sagte eine der fünf Personen, die sich in die hintere Zimmerecke gedrängt hatten. "Oder wir wehren uns."
Valdimir schnippte, woraufhin Schlumpi und er aus dem Raum flohen. Tyros folgte ihnen, jedoch erst nachdem er um eine Gasbombe leichter geworden war.
Sie stürmten aus dem Gebäude, Schlumpi blieb jedoch an der Türklinke des Vorraumes hängen und dachte noch, bevor das Gas ihn schläfrig machte: "Ich mag FROG."

"Du bist erbärmlich, Don!"
"Ruhig, Quellig. Das Rennen lief schief?"
"Oh, ja. Das ist es. Und nun fordere ich meine 100 Dollar zurück, oder ich schwärze dich an."
"Vergiss es. Du wolltest, dass ich einen Ausgleich besorge."
"Das war es allerdings nicht wirklich, Don."
"Und was glaubst du, mache ich jetzt?"
"Darüber solltest du dir im Klaren sein.", knurrte Quellig.
"Ich bekam einen Tipp, niemand konnte dafür garan..."
"Gib mir 150 und die Sache ist nie passiert und du bist aus dem Schneider."
"Ich habe nicht einmal 15. Jetzt verschwinde, oder ich vergesse mich."
Quellig trat in den Türrahmen.
"Außerdem...", begann Don DoNat, doch Quellig knallte die Türe zu, "...kann mir niemand etwas nachweisen."
Auf dem Flur ballte der Bäckerlehrling die Hände zu Fäusten.
"Oh, Guten Tag, Quellig."
Er blickte auf.
"Guten Tag, Herr Truffel. Was gibt es?"
"Wie es scheint hast du Probleme mit deinem Meister?"
"Oh...nein, ich ganz bestimmt nicht."
Jedenfalls bald nicht mehr, dachte er.

Der Gildenpräsident stockte, als es an der Tür klopfte.
"Herein?"
Lehrling Puderstaub trat ein.
"Guten Tag, Herr Rundlich. Soeben fand ich diesen Zettel an deiner Tür. Ich denke, dass du ihm...ähm, nicht gerade...also ich meine, keine...öh...Beachtung schenken..."
"Gib her." Rundlich runzelte Stirn, nachdem er gelesen hatte.
Es tickt, es tackt.

Während des Abendessens war die Stimmung recht ausgelassen, obwohl das Wort 'Bombe' über den Tischen in der Eingangshalle wie ein Beil schwebte. Sultanius hatte sich kurzerhand einen Schwung Lehrlinge geschnappt und sie in der nun wieder frei zur Verfügung stehenden Backstube wahre Meisterwerke fabrizieren lassen. Es gab eine große Apfeltorte mit geeisten Kirschen, Berge von Brötchen, helles und dunkles Brot, Streuselkuchen, Pudding- und Sahneteilchen, Schokoladenhörnchen, Eierlikör-Marzipan-Torten, Körbeweise Baguette und Croissants, Aufschnitt und Käse, Honig und Marmeladen, kräftigen Wein, niemand sollte sich heute Abend unwohl fühlen, denn...
"Es ist schön beieinander zu sein!", rief Rundlich aus und setzte zu einem kurzen Toast an, wobei er sein Glas gerne erhoben hätte, wenn es nicht leer gewesen wäre.
"Es gibt heute Abend weder Bomben, noch Sprengpulver, noch Explosionen, oder irgendetwas, das uns irgendwie umbringen könnte."
"Dann würde ich das Trinken lassen, Sör."
"Danke, Sultanius, aber ich bestimme das für mich!"
"Wie du meinst, Herr."
"Nun denn: Lasst uns unser Glas erheben auf alles, was uns das Leben noch so bringen mag. Für...Ank...für...Weibe...ach, was: Für Gilde und Gebäck!"
Hört, hört., stimmten die ungefähr einhundert Köpfe zu, alle nicht mehr wirklich nüchtern und heiter am summen. Sie leerten ihre Gläser in einem Zug.
"Und jetzt: Poloneese!"
"Ich denke nicht, dass das..."
"Dann denken wir unterschiedlich, Don. HIER FLIEGEN GLEICH DIE BRÖTCHEN MIT KÄSE, DENN JETZT GEHT SIE LOS: UNS'RE POLONEESE! LALALALALA..."
Kreckar Truffel schüttelte den Kopf und nippte an seinem Wein. Schlimm ist so etwas.
Servieten wurden zu kleinen Hüten gefaltet, Backwerk flog durch die Luft und beinahe alle schlossen sich dem Zug an. Glum wurde zwischen einen Dicken und einen weiteren Zwerg gedrängt und musste wohl oder über mitmachen. Sie umrundeten zunächst mehrmals den Tisch und Herr Rundlich stieß immer wieder eine lange Baguettestange in die Luft und sang aus voller Kehle. Da die Schritte der meisten jedoch immer unsicherer wurden gab es bald ein wirres Durcheinander und einige landeten auf dem Tisch. Glum seinerseits in der bisher unangerührten Apfeltorte. Doch anstatt sie zu zermatschen stieß er gegen etwas.
Was er sah, war rund mit einem kleinen Dämon in einem kleinen Käfig, der an dem Runden angebracht war. Er schien sehr darauf konzentriert zu sein, kleine Ziffern auf eine kleine Tafel zu schmieren. Im Augenblick stand dort: 2:20.
Scheiße auch.
"Herr Rundlich?"
Der Zwerg sah sich um und erkannte den Gildenpräsidenten in einem Korb Schokoladenhörnchen.
Schnell griff er nach einem Baguette und rief laut: "HIER FLIEGEN GLEICH..."
"...DIE BRÖTCHEN MIT KÄSE, DENN JETZT...", sing-sangte Rundlich lallend weiter und ließ sich von Glum aus dem Korb ziehen. Entschlossen schritt er wieder voran und die Polonaise nahm wieder ihren Lauf. Glum schob sich vor Rundlich und übernahm eilig, was das Gildenoberhaupt dazu veranlasste zu den anderen zu rufen: "So Jungs. Jetzt zeigt uns Truffel mal, wie man das in Überwald so macht."
Glum hatte Mühe den Zug hinaus auf die Straße zu bewegen, doch als sie alle wieder neu anstimmten waren sie draußen angekommen und erst recht in Stimmung. Sie zogen eine Frau mit, die an der Straße vor Schreck ihre Sachen hatte fallen lassen.
"1-2-3...HIER FLIEGEN GLEICH..."
Wohl eher die Löcher aus dem Käse, dachte Glum und hatte bereits das Ende der Kegelgasse erreicht, als die Explosion ertönte.

Die nächsten Stunden hatte die Wache Einiges damit zu tun die neugierigen Mengen zurück zu halten. Zu diesem Zwecke war das gesamte Gildengelände mit Bändern abgesperrt worden und alle paar Meter standen Wächter, und richteten immer wieder nervös ihre Uniform und schwangen ihre Schlagstöcke. Marken wurden gezeigt, Drohungen ausgerufen, Warnschüsse abgegeben. Lord Witwenmacher bestand zunächst darauf eingelassen zu werden, allerdings konnte er keinen wirklich gewichtigen Grund dafür nennen und verschwand mit dem Vorsatz einer Beschwerde an den Kommandeur.
Die Stimmung innerhalb der Gilde konnte nicht gedrückter sein und Unterricht oder sonstige Aktivitäten wurden nur noch recht halbherzig durchgeführt.
Hauptmann Humph MeckDwarf und Hauptmann Daemon Llanddcairfyn hatten geschlagene drei Stunden damit zugebracht auf Herrn Rundlich ein zu reden, doch beide nichts erreichen können. Zunächst wollte Humph Patrick wieder in die Sache einschleusen und Glum da heraus holen, doch Rundlich schloss die Diskussion mit der Drohung, dass er jeden, der das Gildengelände dauerhaft verlassen würde bedingungslos aus der Gilde ausschließen würde und somit entschuldigte sich der Hauptmann bei Glum und musste sich vorerst etwas neues einfallen lassen.
Viele der Lehrlinge hockten in ihren Zimmern, die Bäcker, Konditoren und älteren Mitglieder bemühten sich darum, eine lustige "Leg-Herrn-Zwiebel-rein"-Runde zu beginnen, doch die Sache scheiterte an der Tatsache, dass alle großen Tische von der Explosion zersprengt worden waren. Dort, wo eigentlich die Einganshalle sein sollte, lagen überall Trümmer, die Türen waren zersplittert, ebenso wie die Fenster. Der große Kronleuchter war von der Decke gefallen und hatte sich in dem Loch zwischen Keller und Erdgeschoss verfangen, das nun im Boden klaffte.
Die Wache konnte im Augenblick nicht viel unternehmen: sie war ratlos.

Gut, dann fange ich halt eben von vorne an.
Das dachte Glum, während er am Fenster saß und beobachtete, wie sich die Menschenmassen langsam wieder auflösten. Zuerst die Bombe im Soufflé, dann eine vermutlich an der Decke, dann eine in der Apfeltorte. Wo war der Zusammenhang?
Wer war bei den Anschlägen anwesend?
In der Backstube Sultanius Streusel, Quellig und der arme Nascherich.
Bei dem zweiten Anschlag war das nicht wirklich klar.
Und vorhin waren...alle da. Mist.
Und dann hatten sich Quellig und Don DoNat gestritten.
Offenbar hatte der Lehrling einen falschen Tipp bekommen und daraufhin die 100 Dollar verloren, anscheinend als eine Art Entschädigung für etwas. Aber eben immer wieder nur etwas. Und dann dieser Zettel, den er bekam:
Niemand wollte ihn! Hau ab!
Ihn...
Nascherich war explodiert. Aber wie kam da die Bombe in das Soufflé? Irgendjemand musste sie dort hineingetan haben und zwar nachdem die Form mit dem Teig in den Ofen gestellt wurde. Aber es war niemand anwesend, außer Nascherich und Sultanius.
Nascherich war es wohl kaum. Weshalb sollte er sich selbst in die Luft jagen?
Bleibt nur Sulltanius.
Glum stöhnte auf und ließ den Kopf auf die Fensterbank fallen, als er unten auf der inzwischen beinahe leeren Straße Kamillus erkennen konnte, wie er in einem Ballettröckchen vorbei sprang und eine Gruppe junger Frauen zum Kichern brachte. Jaja...der Kami.
Er hatte Glum eine Art achatenes Krummschwert in Miniaturform geschenkt [4].
Glum tastete nach seinem Stiefel und zog es vorsichtig heraus; ein zweites, allerdings normales, versteckte er unter einem schmalen, elastischen Polster zwischen Hose und Gürtel.
Hatscha hatte ihm dazu geraten, sie möglichst gut zu verbergen, jedoch auf keinen Fall einen Einsatz zu beginnen, ohne sich mit welchen ausgerüstet zu haben.
Es klopfte und der Zwerg schob das Geschenk schnell wieder zurück in den Stiefel und rief: "Herein."
Lehrling Puderstaub trat ein und blickte nervös nach links und rechts.
"Wir...also die Lehrlinge würden gerne wissen, ob du uns noch einmal...also ich meine, ob du...uns ein Rezept zeigen könntest, Herr Truffel."
Glum schloss das Fenster und hustete kurz, überlegte, fand jedoch keine Ausrede.
"Na gut, im Augenblick scheint mir die Situation ohnehin ein wenig...nun ja, eingeschränkt. Also...ich komme gleich hinunter, Puderstaub."
"Danke, Sör."
"Ähm...ihr müsst mich nicht mit Sör anreden, Puderstaub. Nennt mich einfach Kreckar. Genau genommen bin ich nur Gast eurer Gilde."

Als Schlumpi wieder wach wurde sah er über sich ein Licht.
Und er konnte eine Stimme vernehmen, so wie sie klang war es Valdimiers.
...sollten wir ihn vielleicht nicht auf solche Einsätze mitnehmen. Immerhin ist er noch nicht lange dabei...
"Hey!", murmelte Schlumpi: "Ich höre euch. Ein wenig Mitleid mit dem Gefallenen, wenn's geht."
"Oh, schon gut." Und es klang, als ob Valdimier bei Reden grinste. "Ich schreibe einen Zettel und klebe ihn an die Teekasse. Vielleicht zahlt sich dein Ausrutscher ja aus. Und jetzt setz' dich bitte hin, Gefreiter. Du hast nur Schlafgas abbekommen."
Mühsam richtete Schlumpi sich auf und stöhnte.
Munter verpasste ihm sein Vorgesetzter einen Klaps auf den Hinterkopf und wand sich nach Araghast, der sich gerade Kaffee genehmigte.
"Sieh nur, Hauptfeldwebel, der Patient ist wieder in der Lage Schmerz zu verspüren."
Schlumpi fand das gar nicht lustig und bedankte sich, indem er beim Aufstehen Valdimier auf den Fuß trat.

Erwartungsvoll, aber auch niedergeschlagen warteten die Gildenzöglinge in zwei Reihen in der Backstube, während Kreckar Truffel in dem Schweigen mit einem Klemmbrett an ihnen vorbei marschierte. "Also wir brauchen... Mehl, etwas Muskatnuss... bringt auch Milch... ja, sehr schön ich denke so in etwa einen Liter für jeden? Nun schaut nicht so niedergeschlagen. Ich fühle mich auch unwohl."
"Aber du könntest immerhin wieder verschwinden, Herr Truffel. Wir wüssten nicht, wo wir hingehen sollten."
Glum blinzelte und wusste, dass sie mit dem, was sie über ihn zu glauben wussten, Recht hatten. Es fühlte sich falsch an hier Anweisungen zu geben, sie in Reih und Glied dastehen zu sehen. Er war schließlich irgendwie frei.
"Hoffnung ist ein gutes Frühstück, aber ein schlechtes Abendbrot. Jemand sehr... Weises sagte dies einst zu mir. Ich denke, dass wir uns zunächst keine Sorgen machen sollten über das Kommende."
Eine junge Bäckerin sah dem Geschehen zu, dann stand sie auf und kam auf Glum zu.
"Und wenn wir dann zu Abend essen, was wird über Nacht geschehen? Würden wir denn überhaupt aufwachen?", rief sie.
Der Zwerg überlegte und sagte dann langsam: "Ja. Wir würden aufwachen. Denn das Glück deines Lebens wird bestimmt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken. Auch dies stammt von der weisen Person."
"Wer...", wagte sich Quellig vorsichtig zu fragen: "...wer ist es denn?"
"Vor zwanzig Jahren geschah hier in Ankh Morpork etwas sehr Persönliches. Dabei kam jemand ums Leben, der Mord wurde niemals aufgeklärt. Diese Person war es, die mir diese Worte sagte. Ihr werdet wohl kaum etwas davon wissen, da ihr, wie ich sehe, alle erst um die achtzehn... neunzehn seid. Ich will nicht weiter darauf eingehen, aber merkt euch diese Worte: Sie könnten es sein, die euch den Willen verleihen weiter zu machen. Mir halfen sie jedenfalls."
Alle schwiegen betroffen, dann rief die junge Bäckerin: "Wo ist das Mehl, ihr faulen Hunde? Bewegt euch!"
Plötzlich brachen sie alle auseinander, besorgten Zutaten, beschafften Schalen und Spritztüten. Niemand war wirklich glücklich, oder vollkommen deprimiert, aber eine kurzweilige Heiterkeit hatte alle angetrieben.
"Glückwunsch, Herr Truffel.", sagte jemand hinter ihm. Glum wandte sich um und blickte direkt in Herrn Rundlichs altes Gesicht. "Ich habe selten solche Worte gehört. Von wem stammen sie genau?"
"Das, Herr Rundlich, das ist meine persönliche Sache."
Nach einem kurzen Zögern fügte er noch hinzu: "Aber ich denke, dass es für alle anderen besser wäre, wenn sie vorerst Abstand zu der Gilde bekommen könnten."
Der Gildenpräsident richtete sich empört auf.
"Kommt ja gar nicht in Frage, Truffel. Die Gilde hält zusammen! Aber wenn du Abstand gewinnen willst, dann halten wir dich nicht auf. Im Grunde hast du gar keinen Grund mehr hier zu sein."
Das schien offenbar alle Mitglieder enorm zu stören.

Drei Uhr nachts.
Vor etwa einer Stunde waren auch die Letzten schlafen gegangen.
Jetzt musste er endlich handeln.
Oh, ja. Ich weiß, wer es war. Und er hatte den falschen Augenblick erwischt. Und dann noch die Fehlplatzierung. Oh, nimm dich in Acht. Zuerst kommt der dran und dann er. Leise öffnete Don DoNat die Türe und schlich sich in das Trümmerfeld der Eingangshalle, dass vom Mondlicht erhellt wurde. Holzbalken, Mauerteile und der große Kronleuchter schufen reichliche Möglichkeiten sich zu verbergen.
Er schlich sich weiter, in Richtung der Backstube. Ja, er konnte sie beide drankriegen.
Ein Schatten schien sich soeben gerührt zu haben.
"Wer ist da?"
"Hehe. Na wer wohl, Don?"
"Du?! Aber... wie..."
"Jetzt sag bloß, dass du mit jemand anderem gerechnet hast, Don." Der Schatten lachte gellend, trat dann in das Mondlicht und zeigte sich, etwas blitzte in seiner Hand.
"Ein Messer? So töricht bist nicht einmal du, P..:"
"Spar dir den Atem. Du weißt, dass ich mit diesem bisschen Metall nichts anfangen kann, obwohl das hier ein ganz besonders schönes Exemplar ist. Sieht irgendwie besonders aus. Was meinst du?"
Er kam immer näher und Don wich immer weiter zurück.
"Schade, dass für mich jetzt alles gelaufen ist, wie? Ich meine du hast mich erwischt. Wie soll es jetzt weitergehen?" Er lies das Messer angewidert fallen. Es klirrte und er näherte sich nun mit verschränkten Armen dem Don, der noch weiter zurückwich.
"Wahrscheinlich,...", begann der Bäckermeister: "...wahrscheinlich wirst du gleich weglaufen." Don griff nach einem kleinen Balken und klatschte damit demonstrativ in die linke Hand. "Denn wie wir beide ganz genau wissen, hattest du niemals einen Hang zur Gewalt."
Der Jemand lachte gellend. "Oh, das glaube ich nicht, Don. Denn wie wir ebenfalls beide wissen..."
"Was?", knirschte Don DoNat und kam nun näher, anstatt zurück zu weichen.
"Sobald jemand in einer Sache Meister geworden ist, sollte er in einer neuen Sache Schüler werden. Die Gewalt habe ich nie gemeistert, aber..."
Don beschleunigt drohend.
"...dafür eine eindrucksvolle neue Kunst erlernt. Viel Glück, Don."
Damit sprang er auf den Kronleuchter und rutschte daran hinunter in den Keller, während eine Explosion den Lüster mitsamt dem Rest, der noch halbwegs stand nur Sekunden später bis auf das Äußerste strapazierte. Niemand von Beiden hatte den zweiten Schatten oben am Treppengeländer bemerkt, der sich noch rechtzeitig zurückgezogen hatte.

Die Wache traf nur eine halbe Stunde später voll besetzt ein, mitsamt einem Bauteam, das schleunigst das Nötigste unternahm das Gebäude zu stützen, da die Vorderfront nun eine gefährliche Neigung in Richtung Boden aufwies. Die Eingangshalle, sowie die angrenzenden Räume und der erste Stock waren als Einsturz gefährdet und unbetretbar erklärt worden.
Die Tatortwächter umstellten den Eingang, während die Gerichtsmediziner die Überreste Don DoNats fort trugen. Kommandeur Rascaal Ohnedurst tauchte entschlossen beim Patrizier auf, mit der Bitte, die Gilde evakuieren zu dürfen, ohne dass vorerst die Erlaubnis von Herrn Rundlich eingeholt werden müsse. Zuerst sah es so aus, als ob Lord Vetinari zustimmen würde, doch dann forderte er einen Befund des Gebäudeschadens an, sowie die Anwesenheit des Gildeoberhauptes und ließ sich nach einem kurzen Gespräch zu der Entscheidung hinreißen, dass dem Wunsch des Kommandeurs entsprochen würde, falls es noch einen weiteren Anschlag geben würde. Bis dahin jedoch müsse sich die Wache jedoch gedulden.
Die Tatortwächter, sowie die Püschologin Frän Fromm wurden jedoch als Zugeständnis für die am Rande der Panik stehenden Gildenmitglieder abgeordnet, da Rundlich nach, wie vor nicht dazu bereit war, die Gilde vorerst auf zu lösen.
Glum selber beschlich eine arge Unruhe und er kam die ganze restliche Nacht nicht zum Schlaf, was ihm Gelegenheit gab noch einmal über alles nach zu denken.
Quellig hatte eindeutig etwas mit der Sache zu tun.
Was jedoch der verblichene Don DoNat?
Und wer war der Täter, noch eins verflucht?
Inzwischen hatte er einen Verdacht, doch ein letztes Detail fehlte noch.
Gegen Mittag schlief er für ungefähr eine Stunde ein und als er aufwachte, fand er einen weiteren Zettel vor.
Überlege, was du haben willst. Es könnte passieren, dass du es bekommst!

"ES WÄRE NETT, WENN IHR EUCH DAS ABGEWÖHNEN KÖNNTET!"
Don DoNat blickte Tod die Stirn runzelnd an.
"Keine Sorge, das wird so schnell nicht wieder vorkommen!"
"ICH MEINE IHR WÜRDET ES MIR WIRKLICH EINFACHER MACHEN, WENN IHR EUCH EIN SCHILD ODER ETWAS ÄHNLICHES UM DEN HALS BINDEN WÜRDET, WENN IHR SCHON UNBEDINGT EXPLODIEREN MÜSST."
Der Don verblasste.
"Du scheinst zu glauben, dass wir das gerne tun, wie?"
"ES IST MERKWÜRDIG, DASS DIE MENSCHEN ÜBER DIE WICHTIGSEN DINGE IM LEBEN NICHT NACHDENKEN!"
"Du meinst tatsächlich ein Schild?"
"NEIN. ABER EIN WEISE FRAU SAGTE EINMAL ETWAS ZU MIR, ALS IHRE ZEIT KAM: DES MENSCHEN GRAUSAMSTER FEIND IST DER MENSCH! HAT SIE RECHT?"
"Oh, ich denke...", murmelte der Schemen DonDoNats, "...da darfst du dir ganz sicher sein."

Es ist Irrsinn, dass etwa einhundert Leute in einem Einsturz gefährdeten Gebäude bleiben müssen, nur weil sich der 'Bandenchef' weigert, Schwäche zu zeigen!
Mit diesem Gedanken ging Glum an jedem vorbei, der ihm über den Weg gelaufen kam.
Alle wirkten sie ausgelaugt, verängstigt und leider auch entsprechend unzurechenbar. Jeder von ihnen konnte wahrscheinlich plötzlich los schreien und dem Nächsten an die Gurgel springen. Die Stimmung war schlichtweg zum Zerreißen.
"Er war es. Ich weiß das."
Glum blieb wie angewurzelt stehen, als er Stimmen vernahm und sich durch eine angelehnte Tür in den Raum neben ihm flüchtete. Rasch lehnte er sie wieder an und blickte durch einen schmalen Spalt auf den Flur hinunter. Sultanius Streusel und Lehrling Puderstaub schlichen den Flur hinunter und Puderstaub öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen.
"Was veranlasst dich dazu, Stubenmeister?"
"Er war als einziges immer anwesend."
"Du machst es dir ja recht leicht, aber ich glaube da viel mehr an..."
"Was machst du hier?"
Glum schrak heftig auf und schlug aus Versehen die Türe zu.
Jemand stand hinter ihm, ein Messer in der Hand.
"Quell..."
"Was? Glaubst du nicht, ich wüsste nicht, dass du die Bomben legst?"
"Nein, ich..."
Der Zwerg wurde von der Tür umgestoßen, die sich nun öffnete, riss dabei den Lehrling um.
"Was ist das hier für ein Lärm?", brüllte Sultanius mit seltsam hoher Stimme.
"Er hier ist es, Truffel will uns alle erledigen, Sultanius. Seit er hier ist, haben doch die Anschläge begonnen!"
"Was hast du für Beweise, Quellig?", erwiderte der Bäcker, als auch Puderstaub den Raum betrat.
"Braucht es noch Beweise?"
"Und warum habe ich euch dann alle aus der Gilde gelotst, als die dritte Bombe hoch ging?", stellte Glum mit lauterer Stimme, als nötig gewesen wäre fest.
"Weil...weil...arrgh." Mit einem Aufschrei warf sich Quellig auf Glum und versuchte ihm das Messer in den Hals zu stoßen, doch Sultanius trat ihm in die Seite, sodass der Lehrling gute zwei Meter von dem Zwerg wegflog.
"Was fällt dir ein...?"
"Er hat ein Messer, Sultanius. Er hat ein Messer."
Alle Augen richteten sich Glum, der nun nach seinen Waffen gegriffen hatte.
"Hattest du keines?", warf er ein, obwohl er wusste, wie schwach das Argument war.
"Du hast versucht es mir in den Hals zu stoßen!"
"Ruhe!", schrie Sultanius jetzt und Puderstaub, der bisher noch nichts gesagt hatte verdrehte die Augen, lachte auf und stieß den Bäcker zu Boden.
"An die Wand.", befahl er nüchtern und zückte etwas Rundes aus einem Beutel, den er mit sich trug. Noch bevor irgendjemand etwas dagegen unternehmen konnte trat er Glum ebenfalls in die Seite, sodass er nicht aufstehen konnte.
"ZURÜCK.", schrie er lauthals und alle gehorchten.
"Und jetzt mal der Reihe nach." Alle beobachteten sie, wie Puderstaub sich eine Zigarette anzündete und sie an die Lunte der Bombe hielt. "Soll ich, oder soll ich nicht?"
Er lachte laut auf.
"Du...", begann Glum.
"Jawohl ich, Herr Wächter."
Wächter.
Er hatte es gesagt.
Quellig holte tief Luft und Sultanius machte keinen einzigen Laut, doch beide blickten auf den Zwerg. "Wie kommst du darauf, dass ich ein Wächter wäre, Puderstaub?"
"Leugne es nur.", winkte dieser ab, "Möchte mal wissen, warum ich nicht gleich alle einzeln um die Ecke gebracht habe. Erzähl es uns. Erzähl uns deine Geschichte, Herr Truffel."
"Welche Geschichte? Du meinst, wie mir dämmerte, dass ich ein Idiot sein muss, um tatsächlich freiwillig länger in Ankh Morpork zu bleiben? In der Gilde?"
"Tu nicht so, du bist ein Wächter." Puderstaub lachte irre. "Aber das hätten wir gleich. Nur noch der Form halber, Truffel: Weil man es immer so macht, kurz bevor man von dem Bösewicht umgebracht wird. Wie weit bist du mit deinen Ermittlungen gekommen?"
Glum schluckte. Was konnte er tun? Zeit herausschlagen? Aber was brachte e ihm?
"Nein, du verwechselst da etwas, Puderstaub. Normalerweise läuft das umgekehrt! Man erweist seinen Opfern so die Ehre nicht ganz unwissend zu sterben."
"Na schön, dann eben so herum. Wie glaubst du kam die Bombe in das Soufflé?"
"Es muss jemand anderes getan haben. So gut bist nicht einmal du."
"Nah dran. Nascherich hat es leider verpatzt. Zu Beginn hatten wir beide geplant die Gilde hoch gehen zu lassen. Seiner sollte der erste Anschlag sein. Eine kleine Bombe, nur um uns warm zu laufen." Puderstaub grinste, als er weiter sprach. "Dieser Idiot. So ein Narr. Hat sich einfach selber in die Luft gejagt. Hättest du Sultanius..." Er deutete auf den Bäcker. "...nicht darauf bestanden, dass er mit der Stoppuhr die haargenaue Backzeit im Auge behält, wäre alles glatt gelaufen. Leider stand er zu nah am Ofen. Nascherich konnte sich noch nie durchsetzen. Und als du mehrmals in die Flure geschrieen hast, dass du deine Ruhe verlangst nehme ich an hat er die Bombe deponiert. Schade um ihn. Wirklich. Es muss grausam gewesen sein, wie er seine letzten Sekunden seines Lebens vor sich in der Hand hielt."
Langsam dämmerte Glum der ganze Plan.
"Und der zweite Anschlag galt demnach Don DoNat, der wie ich annehme herausbekommen hat, das Nascherich für den Anschlag verantwortlich war."
"Du machst dich, Wächter. Leider wusste er bis gestern Nacht nie, dass ich in Wirklichkeit dahinter steckte. Vielleicht wäre etwas aus dir geworden, wenn du nicht gleich sterben würdest." Quellig schluckte, Puderstaub lächelte schief.
"Und beim großen Abendessen...", fuhr Glum fort: "...trat dann der eigentliche Plan in Kraft. Der Anschlag auf die versammelte Gilde."
"Ganz genau. Ging leider schief, nicht wahr? Aber nur durch Zufall. Warum musstest du auch in die Torte fallen?"
"Quellig..." Glum blickte den Lehrling an. "...du wusstest, dass Don DoNat irgendetwas wusste, oder? Er versuchte dich abzuwimmeln, indem er dir zu Geld verhelfen wollte. Er gab dir einen Tipp und du vertrautest ihm. Leider lief das Rennen schief und du hast deine hundert Dollar verloren."
Quellig zitterte, sagte jedoch nichts, starrte unentwegt auf die Bombe.
"Oh, wie niedlich.", piepste Puderstaub mit übertriebener Stimme, entzündete die Bombe, ließ die Zigarette fallen und kramte in seinem Beutel, holte eine kleine Armbrust hervor.
"Eigentlich war sie ohnehin für dich bestimmt, Sultanius. Ich hätte sie dir gleich ins Zimmer gelegt. Aber wie du selber zugeben musst, sollte die Ehre nun Quellig zukommen, sie im letzten Augenblick halten zu dürfen, nicht wahr? Quasi als Entschädigung für sein Geld. FANG!"
Damit schmiss er die apfelgroße Bombe in ihre Richtung.
Quellig schrie auf, Sultanius presste sich an die Wand und Glum trat die Bombe an. Er hätte dabei sein Leben locker lassen und das der Anderen gefährden können, aber wenn es das Risiko nicht wert wäre, welches dann sonst?
Sie flog geradewegs zurück zu ihrem Herrn, der soeben durch die Türe flüchten wollte und kullerte auf den Gang, rollte ihn hinunter.
"WÄCHTER!!!!!", schrie Puderstaub wahnsinnig und schoss einen Bolzen in Glums Richtung ab, der Sultanius Arm durchschlug und ihn stöhnen ließ, bevor er ohnmächtig zusammensank.
Glum warf das Messer, erwischte jedoch nicht ansatzweise den Attentäter, der jetzt den Gang hinauf lief, den Gefreiten Steinstiefel im Nacken.
Unten im Gang explodierte es und der Lärm und ein schwacher Druck ließen den Zwerg straucheln, doch er lief weiter.
Im Laufen schoss Puderstaub einen weiteren Bolzen ab, streifte damit Glums Ohr.
"Bleib stehen!"
Puderstaub lachte irre und laut auf, bevor er in die Eingangshalle stürmte, über Trümmer und Balken hinweg sprang. "Verflucht seiest du, Wächter!"
Er zog eine weitere Bombe aus seinem Beutel, warf die Armbrust fort und wollte sie soeben entzünden, doch er stieß an und Glum hörte es deutlich knacken, als Puderstaub mit einem wilden Aufjaulen über ein Stück Mauer fiel und mit dem Kopf an einem Balken anschlug.. Die Bombe rollte davon und fiel durch das Loch im Boden in den Keller.
"Ich kannte eine sehr weise Person, Puderstaub. Sie war meine Mutter.", flüsterte er ihm direkt ins Ohr, als er den Attentäter eingeholt hatte und sah, wie er kurz vor dem Zusammenbruch war: "In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst. Daran sollte sich jeder halten. Schlaf gut, Bäcker."

Die Tatortwächter erledigten den Rest. Sie schafften den ohnmächtigen Puderstaub fort, während Glum sich um Quellig und Sultanius kümmerte. Dass er ein Wächter sei konnte, er ihnen schnell ausreden. Er schob es einfach auf das Gefasel eines Wahnsinnigen.
Quellig war derart geschockt von den Geschehnissen, dass er widerstandslos alles akzeptierte, was Glum ihm erzählte und Sultanius war schlichtweg zu sehr mit seinen Schmerzen beschäftigt, als das er wirklich Notiz davon hätte nehmen können.
Später am Tag stand Kreckar Truffel bei Herrn Rundlich im Büro und erklärte die Situation in Anwesenheit Humph MeckDwarfs und Daemon Llanddcairfyns mit einigen Änderungen, allerdings, die dem Gildenpräsidenten 'mundgerecht' serviert wurden. Humph bestand darauf Kreckar Truffel für seine 'Verdienste an der Stadt' mit einer Eskorte nach Überwald zurück zu schicken und dieser nahm dankend an.
Vorher bat der Zwerg jedoch noch um ein kleines Andenken.

"Wisst ihr...", sagte Glum am nächsten Abend zu Coccinella, Schlumpi, Kamillus und Helmi, die alle auf seiner Matratze im Raum der gelben Froide saßen: "...ich genieße es da raus zu sein. Ja doch, wirklich."
Sie betrachteten das neue Regalbrett, das er an der Wand angebracht hatte. Darauf lagen kleine Erinnerungen an die Geschehnisse, die der Zwerg bisher bei der Stadtwache durchlebt hatte: Eine gefälschte Diebesgildenlizenz für die 'von-Wert-Angelegenheit', eine Taubenfeder für den Test den seine Ausbilder während seiner Ausbildung mit ihm gespielt hatten und nun eine kleine Bombe. [5]
"Ganz ehrlich, Glum?", fragte Coccinella und blickte ihm direkt in die Augen.
Er konnte vor ihr nichts verbergen. Sie kannte ihn mittlerweile zu gut.
"Na gut, ein wenig bedauere ich es auch."
Er seufzte.
"Ich frage mich nur, was sie gerade machen..."
Helmi klopfte in einem bestimmten Takt auf den Boden und sagte: "Tja, Glum. Das ist der Dschob. Man muss Abschied nehmen können. Warum vermisst du denn die Gilde überhaupt. Ich meine es ging hier um Bomben!"
"Vielleicht..." Auch Coccinella begann zu klopfen und die Geräusche formten langsam den Takt eines Liedes. "...liegt dir der Dschob ja einfach im Blut."
Schlumpi lächelte, als er den Takt erkannte und begann ebenfalls zu klopfen.
"Und außerdem...", sagte er, "...sollte er das auch. Glaub mir es kommt die Zeit, in der ich jemanden als getarnte Mülltonne brauche und dann bist du mein erster Kandidat."
Kamillus stieg nun auch mit ein und drehte nachdenklich einen falschen Bart in den Händen.
"Was ist mit dir, Kami?", erkundigte sich Glum und fiel nun auch in das allgemeine Klopfen mit ein. "Wie steht es mit dir und der DOG?"
Kamillus sah sie schief an und lächelte.
Dann begannen die Freunde zu singen.
Bin nur ein Wächter,
und tue meine Pflicht.
Bin nur ein Wächter,
mir danken braucht ihr nicht!...


Irgendwann war es soweit, dass sich Hauptmann Humph MeckDwarf genervt die Decke über den Kopf zog, während einige Wächter fröhlich durch da Boucherie zogen und dabei lauthals und schief sangen. Es war in dem Augenblick, in dem es im Erdgeschoss niemanden gab, der stöhnte.
[1] Der Friseur Schnipper Kantmesser brachte niemanden absichtlich um. Seit er dem Troll seine Moosflechte hatte schneiden sollen war er bloß etwas zittrig.

[2] Nur wer wirklich auffällt, bleibt ungesehen.

[3] Zum besseren Verständnis: Es war die, mit der der Agent QQ7 [6] bei den DOG berühmt geworden war. Vor zehn Jahren hatte es zwar keine DOG gegeben, aber immerhin eine entsprechende Idee.

[4] http://www.stadtwache.net/wacheforum/viewtopic.php?t=4807

[5] Auch eine zwanzig Jahre alte Ausgabe der Times, die vom Tod von Glums Mutter Mandalei berichtete, aber das ist eine andere Geschichte ;0

[6] QQ = Quasi Qualifiziert




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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

08.12.2007 12:18

</b><br><br>Eine sehr gut geschriebene Ausbildungsmission. Lediglich der Einstieg war etwas zäh und kam mir wirr vor, so als wüsstest Du zwar ganz genau, was Du dir für Bilder vorstelltest, könntest es mir als Leser aber nicht so ganz rüberbringen, weil einige entscheidende Sätze fehlten. Wie ein Lückentext eben. Die Single war länger, als ich zu Beginn des Lesens vermutet hatte aber das war keinesfalls störend. Der Fall wurde in der richtigen Länge ausgebreitet, so dass das Verhältnis der Szenen zueinander stimmig war. Besonders gut gefallen hat mir, dass deine Hauptfigur im Verlauf der Entwicklungen auf die klassischen Empfindungen eines Verdeckten Ermittlers traf, wie auch ich sie mir vorstelle: Aufregung, das Sichhineinsteigern in die Rolle, Erfolgserlebnisse und Mutlosigkeit wegen der verstreichenden Zeit und dem zu groß erscheinenden Auftrag, das Sichlösenmüssen zum Ende der Ermittlung... Eine schöne Single, die einen guten Einstieg in deine DOG-Zugehörigkeit bedeutet.<br><br><b>

Von Ruppert von Himmelfleck

08.12.2007 12:18

</b><br><br>Das war eine ausgesprochen gut und spannend geschriebene Geschichte, an der ich wenig auszusetzen und viel zu loben habe.<br>Am besten hat mir das Zusammenspiel der verschiedenen Wächter gefallen, das zwar manchmal etwas überzogen wirkte (und dann auch allmählich anfing nervig zu werden) aber immer für viel Leben und Stimmung sorgte.<br>Was mir fehlte war ein Motiv (oder habe ich es überlesen?) der beiden Lehrlinge und auch mancher Aussagen und Beziehungen (z.B. Worin ist Puderstaub Meister gewesen bevor er wieder Schüler wurde, woher kannte er DoNat ...?). Was hatte es mit diesem Tipp bei der Pferdewette auf sich? <br>Aber von diesen Ungereimtheiten abgesehen, hat es wirklich viel Spass gemacht.<br>Nur weiter so, Glum!

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