Eine scharfe Sache

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vollendet am 12.12.2006

Ein abgebranntes Lagerhaus und zwei Leichen sind der einzige sichtbare Hinweis auf 'Das ganz große Ding' von dem in Verbrecherkreisen gemunkelt wird. Können RUM und FROG gemeinsam Licht ins Dunkel bringen?

Araghast Breguyar

Die neugierige Menge johlte und applaudierte als die Männer der Nicht-ganz-freiwilligen Feuerwehr die letzten Schaufeln Ankh-Schlamm auf die schwelenden Reste des Lagerhauses Nummer siebzehn warfen. Der üble Geruch des Flusses hing über dem Ort des Brandes und Frieder Henkeltopf war dankbar für das nasse Tuch, das seine Nase und seinen Mund bedeckte. Voller Sehnsucht dachte er an das kühle, noch über halb gefüllte Bierfass, das er und seine Kollegen in der Wachstube hatten zurücklassen müssen als aufgeregte Bürger den Brand an den Docks zwischen Mumpitzstraße und Endlosem Weg gemeldet hatten. Hauptmann Weissgluts Flüche hätten gereicht um den Inhalt einer Milchkanne sauer werden zu lassen. Von irgendwoher aus den Lagerhaustrümmern brüllte jemand Befehle.
Unmotiviert stocherte Frieder in der langsam erkaltenden Asche herum, in der Hoffnung, etwas Wertvolles zu finden, das er unbemerkt in den Taschen seines ledernen Schutzmantels verschwinden lassen konnte, als seine Schaufel gegen eine rußverschmierte weißliche Kugel stieß, in welche ein oxidiertes spitzes Metallstück ein Loch gebohrt hatte...

* * *


"Das wäre der Tatort." erklärte Feldwebel Kanndra Mambosamba und wies mit einer weitreichenden Geste auf die bemalte Tapetenrolle, die beinahe die komplette Wand neben der Tür in Araghast Breguyars Büro einnahm. Der Abteilungsleiter der FROGs kniff das Auge zusammen. Die Zeichnung wirkte auf den ersten Blick wie ein von oben betrachtetes Labyrinth in dem wahllos zwei Körper herumlagen.
"Ich verstehe immer noch nicht, was das Ganze mit FROG zu tun hat." murmelte er. "Zwei Leute dringen in ein Lagerhaus ein und zünden es an. Leiche Nummer eins hat einen Bolzen durch den Kopf bekommen und Leiche Nummer zwei wurde vom runterkommenden Dach erschlagen. Der Kaufmann dem der Schuppen gehört weiß angeblich von nichts und jammert der Wache die Ohren voll weil seine Weinfässer und Gewürzkisten verbrannt sind. SUSI hat zwei Tage gebraucht um sich durch die Asche zu kämpfen und hat außer den verbrannten Leichen nichts gefunden."
"Eben drum" antwortete Kanndra nur und nippte an ihrem Kaffee, nur um gleich darauf das Gesicht zu verziehen. "Bregs, schaff dir doch endlich einen Filter an oder geh runter zum Dämonen." seufzte sie. "Dein Kaffee in allen Ehren, aber musst du das Pulver einfach ins Wasser kippen?"
Araghast zuckte mit den Schultern. "Eher zerquetsche ich dieses Dämonenvieh zwischen meinen Fingern als daß ich noch einmal an seinem Gebräu nur noch nippe. Bei meinem Selbstgebrauten kann ich wenigstens sicher sein, daß das einzige was da drin schwimmt die Pulverflocken sind. Aber was ist nun mit Lagerhaus siebzehn?"
"Vier Kisten fehlen." erklärte Kanndra. Laut den Papieren die Kaufmann Schnüffelbein uns überlassen hat waren es dreiundzwanzig Kisten. SUSI hat aber nur neunzehn gefunden."
"Vielleicht sind die anderen vier komplett verbrannt." vermutete Araghast.
Die Leiterin von RUM schüttelte den Kopf.
"Das hätte Spuren gegeben. Außerdem deckt es sich mit der Information, daß an den Ankh- Docks ein ganz großes Ding gelaufen sein soll. Was genau hat allerdings noch kein Informant sagen können, aber im Moment vermuten wir, daß es irgendwas mit Schmuggel zu tun hat."
"Ah dazu braucht ihr uns also." bemerkte Araghast und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. "Es geht nicht nur um einen Lagerhausbrand."
"Der Kommandeur wünscht, daß wir uns mit einer Ermittlungstruppe der Sache annehmen."
Araghast seufzte. "Gibt es sonst schon Ergebnisse? Zeugenaussagen, daß vor dem Brand etwas weggeschafft wurde? Verdächtige Kutschen?"
Kanndra schüttelte den Kopf. "Eben darum sollen wir ja eine Ermittlungsgruppe bilden."
"Ich habe es geahnt." Araghast grinste schief. "Also gut, tun wir was der Knollensauger von uns verlangt..."

Nachdem Kanndra gegangen war um ihre Ermittler zusammenzutrommeln starrte Araghast für eine Weile auf die Tatortdarstellung an seiner Bürowand. Nun war es also endlich einmal so weit. FROG durfte an aktiven Ermittlungen teilnehmen.
"Reggie, du Mistkerl!" brüllte er in Richtung Rohrpost.
Nach einem kurzen Wortgefecht und einigen Androhungen von Dämonenmatsch auf dem Teppich rutschte ein missmutiger Meldedämon durch die Röhren, in der Hand je eine Nachricht an Valdimier, Nyvania, Tyros, Harry und Tussnelda.

31.05.2006 15: 50

Romulus von Grauhaar

"Aufwachen du Schnarchtüte!"
Romulus von Grauhaar, Chief-Korporal, Ermittler und stellvertretender Abteilungsleiter von RUM rieb sich die Augen und gähnte. Sein Griff ging automatisch zur Klappe seines Schreibtischschranks, wo er seinen persönlichen Superbullevorrat wusste. Wenige Sekunden später rannen die ersten Tropfen des stark koffeinhaltigen, süsslichen Getränks die Kehle des vegetarischen Werwolfs hinunter.
"Mann, Wölfsgesicht, ich hab nicht den ganzen Tag Zei.."
Weiter kam Aaps nicht, denn Romulus hatte ihn blitzschnell an seiner kleinen Krawatte gepackt und hielt ihn daran hoch in der Luft.
"Schon wieder neue Arbeit für mich, oder? Gib schon her und verschwinde in der Röhre, bevor ich dich mit einer Portion Ankh-Schlamm höchstpersönlich runterspüle."
Fluchend drückte der Rohrpost-Dämon dem Ermittler eine fettverschmierte Rohrpostkapsel in die Hand.
Romulus platzierte diese auf seinem Schreibtisch und stopfte den zeternden Aaps wieder in die Röhre, nicht ohne ihm hinterher mit dem Zeigefinger einen Schnipser zu verpassen, der ihn wieder in die Innereien des Stadtwacheinternen Postverteilsystems beförderte.
"Na dann wollen wir doch einmal sehen, was es diesmal zu tun gibt," sagte der Chief-Korporal zu sich selbst und machte sich daran, die Rohrpost zu öffnen.

31.05.2006 16: 26

Pyronekdan

Auch Pyronekdan bekam Post von Aaps. Diesmal ging der Rohrpostdämon allerdings etwas vorsichtiger zu Werke. Hätte der Zauberer ebenfalls geschlafen, hätte er das vorsichtig Klopfen wohl nicht bemerkt.
"Herein", sagte Pyronekdan, der die Richtung, aus der das Geräusch kam, nicht richtig lokalisiert hatte.
"Ich habe eine Nachricht von der Abteilungsleiterin", berichtete der Dämon aus sicherer Entfernung. "Es wurde eine Ermittlungsgruppe Lagerhaus 17 gebildet, zu der auch du gehörst."
"Du sollst die Nachrichten schriftlich übermitteln, und nicht mündlich", wies ihn der Lance-Korporal zurecht.
"Nach meiner Zustellung bei Romulus wollte ich nur auf Nummer sicher gehen", erklärte Aaps, und rieb sich einige blaue Flecken. "Schlechte Nachrichten zu überbringen kann ganz schön gefährlich sein."
Das trifft aber auch oft auf den Adressaten zu, dachte sich der Zauberer, und nahm ihm die Nachricht ab.
"Wie ich an der Liste der Gruppe sehen kann, hast du wohl noch anderes zu tun, als mir über die Schulter zu sehen", sagte er zu Aaps, ohne sich umzudrehen, nachdem er den Zettel überflogen hatte. "Außerdem kennst du den Inhalt dieser Nachricht wohl schon besser als ich."
Daraufhin verschwand der Rohrpostdämon wieder in seinem Loch.
Deshalb wollte Kanndra also die Akte Lagerhaus 17 von ihm haben, erkannte der Zauberer jetzt. Und er hatte sich schon darüber gefreut, nichts mehr mit diesem Fall zu tun zu haben. So kann man sich irren.


31.05.2006 17: 45

Nyvania

Nyv starrte stirn runzelnd auf die Nachricht von Bregs und nippte an ihrem Tee.
"Was hab ich denn mit so einer Ermittlung zu tun?", fragte sie sich nachdenklich.
Was weiß ich, vielleicht war sonst kein Dummer zu finden.
"Sehr aufmunternd. Danke.", murrte die junge Püschologin und legte die Nachricht beiseite.
"Ich frage mich wer sonst noch dabei ist."
Wer weiß...
"Eben. Genau deswegen.", kommentierte die Obergefreite und machte sich auf den Weg in den Bereitschaftsraum von FROG. Mal sehen wie groß das Unheil war...

31.05.2006 19: 01

Ayure Namida

Ayure, RUM-Ermittlerin in Ausbildung, und Septimus, RUM-Verdeckter Ermittler in Ausbildung, starrten stirnrunzelnd den Zettel an, den sie eben von dem Rohrpostdämonen bekommen hatten. Einige Minuten vergingen schweigend, während sich die beiden den Zettel immer wieder durchlasen.
Sie hatten gerade in ihrem Büro gehockt und sich durch die Lehrbücher 'Anpürschön leicht gemachigt' und 'Grundsätze derer Ermittligung' durchgekämpft, als die Nachricht eintraf.
Sie konnten es nicht fassen. Sie durften tatsächlich in ein Thiem um in einem wichtigen Fall zu ermitteln! Grinsend sahen sie einander an. Das war genau die Abwechslung, die sie brauchten. Endlich konnten sie den Lehrbüchern entkommen und auch mal richtige praktische Erfahrungen sammeln! Blieb nur zu hoffen, dass sie von den anderen nicht als Laufburschen angesehen werden...


01.06.2006 12: 08

Kanndra

Es war erst wenige Wochen her, da hatte Kanndra selbst eine Ermittlungsgruppe in diesem Raum geleitet. Und obwohl sie gedacht hatte, dabei völlig versagt zu haben, war sie danach zur Abteilungsleiterin von RUM berufen worden. Entspannt lehnte sie sich zurück und sah zu, wie Araghast die Anwesenheit aller Thiemmitglieder überprüfte. Sie freute sich darauf, wieder mit ihm zusammenarbeiten zu können. Auch wenn der Fall sie an ihre ersten Tage als RUM-AL erinnerte. Auch damals gab es ein Brandopfer... aber sie wollte nicht länger darüber nachdenken. Dieser Fall hatte nichts damit zu tun. Hier ging es um Diebstahl und wahrscheinlich Schmuggel. Der Feldwebel strich sich eine Locke aus dem Gesicht, die gleich wieder zurück fiel, während sie vermied, auf die Ikonographien der Leichen zu schauen.
Der Hauptfeldwebel fasste währenddessen noch einmal die bisherigen Ergebnisse zusammen. "Es geht also vermutlich um Schmuggel. Gerüchte sprechen von einer ganz großen Sache. Unsere Abteilungen werden daher eng zusammen arbeiten und ich erwarte von jedem von euch vollen Einsatz, klar?", schloss er seinen Vortrag ab.
Das Nicken der Anwesenden fiel mal mehr, mal weniger enthusiastisch aus.
"Was hatte der Händler denn gelagert?" Harry saß an Araghasts Kaffeetasse gelehnt und versuchte am Henkel vorbei auf die Akte zu schauen.
"Wein aus Ephebe und Gewürze aus Klatsch", antwortete Kanndra. "Aber..."
"... das muss nicht unbedingt auch in den fehlenden vier Kisten gewesen sein", ergänzte der Leichte Bogenschütze die Vermutung. "Verstehe."
"Nein, SUSI hat keinerlei Spuren von ihnen gefunden. Sie können also alles mögliche enthalten haben. Und was in den Papieren steht... nun, die sind ja bekanntlich geduldig."

01.06.2006 18: 02

Tyros y Graco

"Nun, da die Kisten aus Klatsch kommen, würde ich bezweifeln, dass in den fehlenden das gleiche Zeug wie in den Vorhandenen ist", mischte sich jetzt auch Tyros, der GiGa der Spezialabteilung, in die Diskussion ein. "Und außerdem, wer brennt ein Lagerhaus nieder, um vier Kisten Wein zu stehlen und den Rest stehen zu lassen?"
"Wer brennt überhaupt ein Lagerhaus nieder, um vier Kästen, egal mit welchem Inhalt, zu stehlen?", fuhr ihn Nyvania, die gespaltene Püschologin, an.
"Ach geh schlafen, Nyv, weiß eh nicht was eine Püschologin hier zu suchen hat."
"Hei ihr beiden. Wenn ihr euch nicht benehmen könnt, dann werde ich einen von euch beiden aus dem Tiehm entfernen", herrschte Hauptfeldwebel Breguyar die beiden Obergefreiten an. "Ruhe jetzt."
Betreten sah Tyros auf seine Stiefelspitzen und beschloss, seine Provokationen in Richtung Nyvania ab jetzt nur noch hinter dem Rücken Breguyars zu machen, nach so langer Zeit wollte er nämlich endlich wieder in einem größeren Einsatz mitarbeiten. Sein letzter derartiger Einsatz war nicht ganz nach seinem Geschmack verlaufen, da er sich im Zuge der Ermittlungen um geheimnisvolle Farnsamen sehr verloren vorgekommen war. Als Gift- und Gasexperte hatte er so gut wie nichts ausrichten können und als Wächter, bzw. ermittelndes Mitglied einer Gemeinschaft, hatten andere geglänzt. Noch immer wusste er nicht so genau, was genau gegen Ende der zweiten Phase passiert war, zu diesem Zeitpunkt hatte er ein Wenig neben sich gestanden. Doch diesmal sollte alles anders werden. Tyros hatte einen Traum, eine Vision, ein Ziel. Hauptgefreiter. Dies war etwas, was er unbedingt werden wollte. Und zwar möglichst bald.

01.06.2006 19: 34

Tussnelda von Grantick

Tussnelda von Grantick, grünster Frosch in diesem Teich, hatte bisher das Gespräch schweigend verfolgt. Nyvanias Kommentar und der kleine Schlagabtausch mit Tyros hatte sie allerdings aus ihrer Erstarrung befreit und nun ging ihr Blick zweifelnd zwischen den Beiden hin und her. Aus ihrer Sicht hatten beide Unsinn geredet - ein guter Püschologe war schließlich in der Lage aus den unwichtigsten Details ein Bild zu formen, das nicht selten bei der Ergreifung des Täters half. Immer noch schienen aber die Kollegen zu denken, ein Püschologe würde nur langweilige Therapiesitzungen führen. Tussnelda schüttelte sich unwillkürlich, als sie an ihre letzte Sitzung dachte. Das war definitiv der Teil des Tschobs gewesen, den sie nicht gemocht hatte.
"Ich glaube nicht, dass unser Täter das Lagerhaus niedergebrannt hat, um die Kisten zu stehlen. Vielmehr erkenne ich hier einen Akt der Verdeckung. Vermutlich wollte er verhindern, dass jemand den Diebstahl bemerkt - wichtiger noch, dass jemand bemerkt WAS genau gestohlen wurde."
Die Obergefreite schwieg kurz und rollte sich währenddessen einen Kringel ihrer unsäglichen Lakritze auf, die schon so manchem Kollegen das Fürchten gelehrt hatte. Sie fand das eigentlich ganz praktisch, immerhin blieb so mehr für sie...
"Ich würde vermuten, dass Leiche Nummer zwei der Schütze war. Vermutlich hat es einen Streit gegeben, die übliche Giergeschichte eben. Oder er wurde einfach erwischt... aber abgesehen davon müssen natürlich mehr Leute an der Sache dran gewesen sein. Vier Kisten unbekannten Unhalts - die trägt keiner allein. Und dieser Schnüffelbein, der ist mir jetzt schon suspekt. Weinfässer und Gewürzkisten... das ich nicht lache! Sogar ich weiß, dass man Gewürze lieber statt inwärts lagert, damit sie nicht die Feuchtigkeit ziehen, die an Docks naturgemäß in der Luft liegt."
Die Obergefreite zog bedeutungsvoll die Augenbrauen hoch. "Bei der Vernehmung wär ich zu gern dabei", sie grinste dreckig, aber nur ein bisschen. Sofort bemerkte sie aber den Blick von Breguyars wachsamen Auge und schlug ihrerseits dieselben nieder. "Obwohl so etwas natürlich nicht mehr in meinen Aufgabenbereich fällt, Sör", setzte sie dann hastig hinterher und schob sich verlegen den Lakritzwurm in den Mund.

01.06.2006 20: 07

Septimus Ebel

Septimus hatte sich bisher still verhalten. Es waren viele in diesem Thiem, die ihm unbekannt waren und er zog es vor, alle außer Romulus, Kanndra und Ayure, erst einmal ausgiebig zu mustert.
Ehrfürchtig, denn die Rangabzeichen der meisten Anwesenden beeindruckten ihn sehr, sah er sich um und lauschte der Unterhaltung.
Gerne hätte er sich an der Diskussion beteiligt, aber Hauptfeldwebel Aragast Breguyar hatte den Ruf auf törichte Fragen wütend zu antworten. Der Gnom wollte ihn nicht mit der eventueller Dummheit seiner Einwürfe beleidigen. Auf der anderen Seite hatte er sich vorgenommen, seine Unsicherheit in den Griff zu bekommen. Schließlich war er in der Ausbildung, da durfte man (mehr oder weniger fatale) Fehler machen. Dann entschied er sich, einfach mehrere Fragen zu stellen, die ihm auf der Zunge lagen - eine richtige würde schon darunter sein.
"Sör? In welcher Position hat man die beiden Leichen gefunden? Gab es Spuren eines Kampfes? Vielleicht haben die Toten Familie, über die wir etwas erfahren können? Vielleicht wissen einige Matrosen, die auf dem Schiff mit der Ladung gekommen sind, irgendetwas. Irgendwer muss doch gesehen haben, dass mehrere Personen Kisten aus der Halle geschleppt haben. Alleine kann man die wirklich nicht tragen. Es sei denn...man ist ein Troll."

01.06.2006 20: 42

Pyronekdan

"Nicht schlecht für einen frisch gebackenen Gefreiten", lobte ihn der Hauptfeldwebel. Und an den Kontakter von RUM gerichtet, der solche Informationen verwaltet: "Gibt es inzwischen neue Erkenntnisse?"
"Noch nicht viel", berichtete Pyronekdan. "Ein Bolzen im Schädel dürfte allerdings durchaus als Spur eines Kampfes angesehen werden. Aber ob alle Verletzungen des zweiten Opfers auf das Dach und den Brand zurückzuführen sind, kann man leider nicht mehr genau erkennen. Auch konnten wir die Leichen noch nicht identifizieren."
"Was hat SUSI den inzwischen herausgefunden?", fragte Araghast nach.
"Die scheinen im Moment sehr viel zu tun zu haben", antwortete der Lance-Korporal. "Aber Feldwebel Rib hat unseren Fall auf eine Tafel geschrieben, und sobald er Zeit dafür hat, wird er mit der Untersuchung beginnen. [1]"
"Gibt es sonst etwas neues?", wollte der Hauptfeldwebel noch wissen, und machte sich eine geistige Notiz, Feldwebel Rib bald einen kurzen Besuch abzustatten.
"Ich habe unsere Informantin Rosalinde Schneeweiß kontaktiert. Unsere neue Spezialistin für Drogen."
"Warum gerade sie?", fragte Kanndra nach.
"Weil sie praktischer Weise in der Nähe der Docks, nun, sagen wir mal arbeitet. Und wie Nyvania sicher bestätigen kann, reden viele Leute, und natürlich auch Matrosen, mehr, während sie liegen."
"Dann werden wir wohl bis morgen auf diese Ergebnisse warten müssen", überlegte Araghast laut, während er darüber nachdachte, wie ein Zauberer wohl mit so einer Frau Kontakt aufnimmt. "In der Zwischenzeit sollten wir aber nicht nur faul hier herumsitzen."


01.06.2006 21: 26

Kanndra

"Der alte Piet!", rief Kanndra überraschenderweise aus und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Als sie die verständnislosen Gesichter um sie herum sah, grinste sie und erklärte: "Max hat bei einem Einsatz einen alten Matrosen kennengelernt, der immer am Perlendock rumhängt. Laut Max soll er über alles Bescheid wissen, was dort so läuft. Leider hat er sich bisher nicht als Informant anwerben lassen, aber manchmal soll er trotzdem das Eine oder Andere preisgeben."
"Das Lagerhaus stand aber nicht am Perlendock, sondern gegenüber", wandte Pyronekdan ein.
Kanndra zuckte die Schultern. "Ich weiss. Aber einen Versuch ist es doch wert, oder nicht? Wie wäre es, wenn du ihn unternehmen würdest?" Und damit der Zauberer nicht auf die Idee kam, irgendwelche Ausreden zu finden, etwa das er kein Anwerber, sondern Kontakter sei, redete sie gleich weiter. "Septimus und Ayure könnten sich im Rest des Hafens einmal umhören, inklusive der Schiffsbesatzung."
Die beiden Gefreiten sahen sich an. Sie hatten es gewusst. An ihnen würde die unbequeme Laufarbeit hängen bleiben, während die höheren Ränge sich wahrscheinlich den spannenden Teil herauspicken würden.

02.06.2006 14: 35

Harry

Harry räkelte sich am Kaffeebecher. Bei Einsatzbesprechungen war das immer seine liebste Position, und der andere Gnom im Team, mit dem der Stabsspieß bisher noch nichts zu tun gehabt hatte, hatte sich glücklicherweise einen Aktenordner als Lehne ausgesucht, so dass er den Platz nicht teilen musste.
"Ich verstehe noch nicht ganz, wie die SUSIs es geschafft haben, in einem völlig abgebrannten Lagerhaus festzustellen, dass statt dreiundzwanzig nur neunzehn Holzkisten verbrannt sind", meldete er sich zu Wort. "So gut ist unsere Spurensicherung auch wieder nicht..."
Ein paar Wächter lachten kurz.
"Über die Metallschnallen, mit denen sie verschlossen waren", erklärte Araghast. "Sie sind ziemlich angeschmolzen, aber zählen konnte man sie noch. SUSI ist dabei, zu versuchen, die eingravierten Seriennummern zu rekonstruieren. Wenn sie das schaffen, dann können wir die Nummern mit der Liste des Händlers abgleichen, und dann wissen wir auch, wann und von wem die vier fehlenden Kisten angeliefert worden sind. Vorher" - er nickte Septimus zu - "hilft uns die Idee mit dem Schiff leider nicht weiter, denn laut dem Manifest stammten die Kisten von mindestens vier verschiedenen Schiffsladungen aus den letzten Wochen."
"Wenn es diese Kisten überhaupt gab - könnte der Händler die Warenmenge nach dem Brand nicht auch einfach etwas erhöht haben, um mehr Versicherungsgeld zu kassieren?", fragte Romulus.
"Es könnte - aber wie gesagt, in der Unterwelt geht laut unseren Informanten das Gerücht herum, dass ein 'Großes Ding' gedreht worden ist. Versicherungsbetrug mit vier Kisten klatschianischer Gewürze passt da nicht ins Bild."
"Weiß die Unterwelt denn noch mehr darüber?"
"Wahrscheinlich schon - aber nichts, was unsere Kontakter bisher herausbekommen haben. Das ist auch eine Spur, der wir nachgehen sollten." Araghast erhob sich. "Ich werde noch einmal zu Schnüffelbein gehen - schließlich ist es ja wirklich möglich, dass er mehr weiß, als er sagt. Nyvania, warum kommst du nicht mit? Zwei Püschologen sehen mehr als einer, und außerdem hält dich das von Tyros fern. Der Rest von euch - nun, ihr wisst, wo der Hafen liegt! Noch Fragen?"

03.06.2006 23: 18

Septimus Ebel

"Ehrlich gesagt, ich habe noch eine Frage", meldete sich Obergefreiter Tyros. "Werden die Gigas und Armbrustschützen schon benötigt? Gibt es schon etwas, bei dem wir behilflich sein können, Sör?"
"Allerdings", erwiderte Araghast. "Ihr seid nicht umsonst in dieses Thiem gekommen. Vielleicht ist meine Vorsicht übertrieben, aber ich möchte die Sache nicht unterschätzen. Es sieht wie folgt aus: Du, Tyros, wirst Nyvania und mich zu Schnüffelbein begleiten. Pyronektan wird den alten Piet am Hafen kontakten. Valdimier und Tussnelda kommen zu deinem Schutz mit. Harry, du gehst mit Romulus, Ayure und Septimus, um Informationen aus den Matrosen zu bekommen. Ich schlage vor, dass du, Kanndra - "
" - dir den Käptitän des Schiffes vornimmst?", ergänzte RUMs Abteilungsleiterin seine Worte.
Für einen kleinen Moment hatte sie ihn aus dem Konzept gebracht. "Äh, ja."
"Fein. Machen wir uns auf den Weg", sagte Kanndra halb enthusiastisch, halb mürrisch.
Die Anwesenden setzten sich in Bewegung. Während des Aufbruchs erinnerte Kanndra ihren Auszubildenden daran, sich der Aufgabe angemessen zu kleiden. Romulus, Ayure und die beiden Gnome begaben sich also zuerst zum Fundus, um sich umzuziehen.
Hauptfeldwebel Araghast Breguyar verließ als letzter den Raum. Er hoffte, die Gruppen möglichst sinnvoll und vor allem effektiv aufgeteilt zu haben.

Romulus musste schmunzeln, als er die beiden matrosen-gerecht verkleideten Gnome sah. Septimus trug ein blau-weiß gestreiftes Hemd, eine knielange abgenutzte braune Lederhose und Sandalen. Septimus hatte Harry in ein schwarz-rot gestreiften Hemd und schwarze Pluderhosen gesteckt. Beide Gnome trugen eine Augenklappe.
"Das halten ihr für angemessen?", fragte Romulus zweifelnd.
Er selbst trug eine schwarze Weste über einem braunen Hemd und eine lange scharze Hose. Sein graubraunes Halstuch hatte er anbehalten.
"J...Ja, Sör", antwortete Septimus. "Ich möchte schließlich nicht erkannt werden."
"Keiner von uns will erkannt werden, Gefreiter. Ganz besonders, da wir die Schiffsbesatzung vermutlich an einem Ort antreffen werden, an dem man ungern als Mitglied der Wache gilt, wenn man vorhat 'herumzuschnüffeln'."
"Das heißt, wir machen uns zu der Spelunke, die der Anliegestelle des Schiffs am nähesten liegt", sagte Ayure, die die Kapuze ihres Mantels bereits über das blasse Gesicht geschlagen hatte.
"Richtig", bestätigte Romulus. "Auf geht es."

04.06.2006 21: 43

Septimus Ebel

Kanndra hatte eine Ahnung. Um sie bestätigt zu sehen, musste sie zwar noch die Ergebnisse von SUSI abwarten, aber sie glaubte den richtigen Riecher in dieser Angelegenheit zu haben. Immerhin war ihr der Name Kapitän Unterderhand ein Begriff. Der Kapitän, ein harmloser kleinkrimineller Gnom, der am Kai lebte, wurde von Schmuggelgeschäften angelockt, wie ein Falter vom Licht. Der Nichtschwimmer hatte sich selbst den Rang eines Kapitäns gegeben, weil er sich davon mehr Vertrauen der Kundschaft erhoffte. Wenn man in Ankh-Morpork überhaupt von Vertrauen in dieser Szene sprechen konnte. Die meisten Käufer vertrauten lediglich ihren eigenen Waffen oder ihren engagierten Assassinen. Nie aber ihrem Schmuggler oder ihrer Großmutter. Wenn Kanndra Kapitän Unterderhand fand, würde sie sicher einige brauchbare Details über die aktuellen Schmuggelgeschäfte herausbekommen können. Immerhin schuldete er ihr noch einen Gefallen. Und sie wusste auch schon, wo sie ihn suchen musste. Das verrostete Wrack in dem er wohnte und auf das sich nicht einmal die Ratten trauten, weil es so marode war, nannte der Gnom immer noch stolz "sein Schiff". Ein originellerer Name war ihm für seinen Unterschlupf nicht eingefallen. Aber da "das Schiff" inzwischen ohnehin in vielen Kreisen zum Synonym für "hiar-wohnd-Kapitän-Unterderhand - Schmuugelgeschäfte-zweite-Tüar-links" geworden war war, spielte die Originalität des Namens keine Rolle mehr. Es gab genug Kunden. Genug Kontakte. Hoffentlich , dachte Kanndra.



05.06.2006 19: 30

Pyronekdan

Chief-Korporal Valdimier van Varwald, Lance-Korporal Pyronekdan und Obergefreite Tussnelda gingen in Zivil zum Perlendock. Dadurch fielen sie zwar nicht unbedingt weniger auf, waren aber nicht sofort als Wächter zu erkennen. Der Kontakter fragte sich, ob es wirklich nötig war, von zwei Armbrustschützen begleitet zu werden, nur um einen alten Seebären zu treffen. Außerdem hatte er noch nicht ganz verstanden, wieso der Hauptfeldwebel glaubte, daß mit einer Nachricht von Rosalinde Schneeweiß nicht vor morgen zu rechnen sei. Schließlich wurden ihre Dienste Tag und Nacht in Anspruch genommen. Da sie ihr Weg direkt an Rosalindes Arbeitsstelle vorbeikam, bat er seine Kollegen kurz zu warten, damit er mögliche Nachrichten abholen konnte. Weil Vampire in der Pflegestelle für verwundete Matrosen [2] nicht gerne gesehen wurden, ging er lieber allein. Falls meine Laufbahn in der Wache einmal zu Ende sein sollte, könnte ich auf jeden Fall bei der Firma König anfangen, und Mülltonnen leeren, dachte sich der Kontakter, als er eben diese durchsuchte. Da er keine Nachricht fand, ging er, nicht mehr ganz so sauber wie vorher, zurück zu seinen wartenden Kollegen, und fragte sich, ob Araghast vielleicht Hellsehen konnte.
"Deine Tarnung wird immer perfekter", meinte Valdimier, als er den Zauberer sah. "Hast du einen neuen Hinweis bekommen?"
"Leider nicht", erklärte Pyronekdan. "Hoffen wir, daß der alte Piet mehr weiß."
"Wo finden wir den alte Piet eigentlich", meldete sich die Obergefreite zu Wort.
Da er die Antwort auch nicht wußte, stellte Pyronekdan die gleiche Frage einem vorbeitorkelnden Matrosen, der so aussah, als könnte er die Dienste von Frau Schneeweiß gebrauchen.
"Auf seinem Kahn im Trockendock natürlich. Der Unsinkbar II", lallte der Matrose, und ging weiter.


05.06.2006 22: 15

Valdimier van Varwald

"Wäre es falsch, den alten Piet zu fragen, was denn mit der ersten Unsinkbar passiert ist?", fragte Valdimier, während sich die kleine Gruppe auf den Weg zum Trockendock machte.
"Vielleicht war die Qualität doch nicht gut, wie der Name vermuten ließ", erwiderte Pyronekdan beiläufig, während er versuchte, sich wieder von dem gröbsten Müll zu trennen.
Die Tussnelda lachte nur nervös und warf dem Vampir einen kurzen Blick zu: Langsam fragte sich Valdimier, ob etwas mit der Obergefreiten nicht stimmte. Es war noch nicht so lange her, dass er ihr Ausbilder geworden war, doch er hatte schnell gemerkt, dass sie in seiner Gegenwart immer etwas nervös, wenn nicht sogar ängstlich wirkte. Zu Beginn hatte er es nur für eine normale Anfangsnervosität über ihre neue Aufgabe als leichte Armbrustschützen gehalten, doch gebessert hatte es sich bis heute nicht wirklich.
Doch ehe er sich länger darüber Gedanken machen konnte, holte ihn Pyros Stimme wieder in das Hier und Jetzt zurück.
"Was hast du gesagt?"
"Das da drüben müsste der Kahn eigentlich sein", wiederholte der Zauberer und deutete auf ein Schiff, dessen Name auf den ersten Blick eher, die Unschwimbar lauten sollte.
Der erste Eindruck bestätigte sich dann auch, als sie das Boot wenig später aus der Nähe betrachten konnten. Löcher durchzogen den Schiffskörper und auch bei näherer Betrachtung war nur noch wenig Farbe zu sehen, die das Schiff wohl früher geziert hatte und dunkelrot war. Auf dem Deck sah es nicht viel besser auf. Die Stellen, die die Wächter schon sehen konnten waren von Unrat und anderen unidentifizierbaren Sachen bedeckt.
"Mein Güte, und auf diesen Kahn traut sich noch jemand freiwillig?", flüsterte Tussnelda vorsichtig, darauf bedacht, dass der Kapitän der Unsinkbar II sie vielleicht hören konnte.
"Sieht ganz so aus", erwiderte Pyronekdan. "Jedenfalls der Kapitän soll ja da sein."
In diesem Moment erklang eine kratzige Stimme.
"Oy, wat lümmelt ihr drei da vor meim Kahn rum?"


07.06.2006 2: 48

Romulus von Grauhaar

"Wirt! Für mich bitte ein Bäck's Bier!"
"Jou, min Jong! Kommt sofort!"
In der Hafenkneipe "Zum singenden Hering" war nicht allzu viel los. Drei Matrosen saßen jeweils in Gesellschaft eines großen Humpen Bieres an verschiedenen Tischen und der Wirt pfiff Seemannslieder vor sich her. Im hinteren Bereich der Kneipe, in den nur wenig Licht fiel, saß ein kleiner Mann, dessen Umhangskapuze tief ins Gesicht gezogen war.
Während die Wächter noch ihre Umgebung musterten, hatte der Wirt bereits einen staubigen Krug genommen, ihn kurz durchgespült, und mit einer gelblichen, schäumenden Flüssigkeit gefüllt.
"Macht 20 Cent, min Jong... Wie heißt du eigentlich, hab dich hier noch nie gesehen. Was führt dich nach Ankh-Morpork?"
"Man nennt mich Weste und was ich hier mache, ist meine Angelegenheit."
Romulus warf dem Wirt eine Münze zu, die dieser auffing, wegsteckte und anschließend damit begann, vor sich hin pfeifend Bierschaum mit einem nassen Lappen gleichmäßig auf der Theke zu verteilen.
"Wer ist denn der finstere, kleine Kerl da hinten mit der Kapuze?" fragte Harry, der es sich ebenso wie Septimus auf einer der Schultern von Ayure bequem gemacht hatte.
"Keiner weiß das so genau. Er ist einer von den Landstreichern, die öfter mal als Blinde Passagiere auf den Schiffen mitreisen. Man nennt ihn Der Große."
Der Chief-Korporal grinste bei dem Gedanken an die Körpergröße des Landstreichers und trotzdem fühlte er irgendetwas in seinem Kopf strampeln und schreien. Da war etwas nicht in Ordnung, und er glaubte, dass er eigentlich Wissen müsste, was genau es war, aber er erinnerte sich nicht. Romulus nahm sich den Krug und drehte sich zu seinen Kollegen um.
"Wie war das mit dem Alkohol im Dienst?" flüsterte die Gefreite dem Werwolf ins Ohr.
"Erstens wäre es ganz schön auffällig, wenn wir uns hier als Matrosen ausgeben, aber kein Bier bestellen, und zweitens hat ja keiner behauptet, dass ich es trinke," erwiderte dieser, ebenfalls im Flüsterton.
Auf dem Gesicht des Stabsspießes zeigte sich ein Grinsen.
"Für uns auch jeweils ein Bier!" rief er dem Wirt zu.
"Kommt sofort!"

Wenig später hatten sich die vier mit ihren Krügen gesetzt, und warteten auf eine Gelegenheit, einen der Matrosen anzusprechen.
Nach einige Zeit stand einer der drei auf und kam zum Tisch der Wächter herüber.
"Was macht ihr hier? Glaubt ihr, mir is nich aufgefallen, dass ihr noch keinen Schluck von eurem Gesöff getrunken habt?"
"Lass das mal denen ihre Sorge sein!" ertönte eine Stimme, bevor einer der Wächter hätte antworten können. Die blicke der vier Gesetzeshüter wandten sich um. Der kleine Landstreicher aus der hinteren Ecke war aufgestanden und sprach zu dem drei Köpfe größeren Matrosen in einer fremd klingenden Sprache. Daraufhin drehte sich dieser um, und setzte sich wieder an seinen Tisch. Der Kapuzenträger packte Romulus an der Schulter, um ihm eine Geste zu machen, ihm zu folgen.
Dabei zischte er ihm zu: "Ihr zieht bei weitem zu viel Aufmerksamkeit auf Euch, Herr... Weste!"
Der Ermittler warf einen kurzen Blick zu seinen beiden Kollegen, die mit den Schultern zuckten. Also entschloss er sich, dem seltsamen Kerl an dessen Tisch zu folgen. Er nahm gegenüber des Landstreichers Platz und musterte diesen.
"So, was willst du von mir?" fragte er mit leiser Stimme sein Gegenüber.
"Ich will eigentlich gar nichts von dir, von Grauhaar, aber ich kann mir vorstellen, dass du etwas von mir willst."
Romulus blinzelte, als sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Dann erkannte er sein Gegenüber endlich.
"Hein! Schmuggelhein der Große!" kam es ihm unwillkürlich auf die Lippen, bevor er seine Stimme wieder etwas zügelte.
Hoffentlich hatte niemand seinen Gefühlsausbruch mitbekommen. Schmuggelhein, der Ermittler der Schmugglergilde, hatte Romulus damals bei seinem allerersten Fall kräftig geholfen, und war danach untergetaucht. Der Chief-Korporal hatte nicht erwartet, ihm einmal wieder über den Weg zu laufen.
"Wie geht es dir?" stellte er die Frage, weil es ihm angemessen schien, sich nach dem Befinden seines Gegenübers zu erkundigen, allerdings diesmal im Flüsterton.
Schmuggelhein winkte ab.
"Keine Angst, du kannst normal reden. Die drei Matrosen hier arbeiten für mich, da kann nichts passieren. Trotzdem ist es besser, wenn wir hier nicht zu viel Aufhebens machen."

08.06.2006 17: 57

Araghast Breguyar

Allmählich begann Araghast sich zu fragen, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, ausgerechnet Tyros und Nyvania mitzunehmen. Die Blicke die sich seine beiden Begleiter zuwarfen sprachen Bände. Der Hauptfeldwebel seufzte lautlos. Warum konnten Mannschaftsgrade ihre Streitereien nicht wenigstens für die Dauer des Dienstes einfach mal begraben? Die Püschositzung mit der Gefreiten Regis Kathiopeja Tamir hatte Araghast zusätzlich zu denken gegeben und er nahm sich fest vor, bei Gelegenheit ein ernstes Wort mit Tussnelda von Grantick zu wechseln.
Das hier ist die Stadtwache und keine Gesellschaft zum Austausch von Fehdehandschuhen überlegte er bissig während er in den Kühnen Weg einbog, in welchem Thomas Schnüffelbein seinen kleinen Kontor unterhielt.
"Also." wandte er sich an seine beiden Begleiter. "Wer Schnüffelbeins Schuppen zuerst findet ist von der nächsten Außenübung befreit. Ach ja, und falls ihr während dieses Einsatzes auch nur auf die Idee kommen solltet euch in irgendeiner Form anzugiften, sorge ich dafür, daß ihr sämtliche Ausgänge des Rohrpostsystems schrubben dürft." Zufrieden beobachtete er, wie sich der Mensch und die Wasserspeierin den Häusern zuwandten. "Mit einer Zahnbürste." fügte er nach einigen Sekunden hinzu und schritt langsam die Gebäude auf der rechten Straßenseite entlang.

"Ich habs." verkündete Tyros nach kurzer Zeit und deutete mit dem Zeigefinger auf eine grün getünchte Holztür.
Araghast nickte nur und schloss zu dem GiGa auf. Als sich auch Nyvania zu ihnen gesellt hatte zog er kräftig an der angelaufenen Eisenkette die aus einem Loch neben dem Türrahmen hing. Im Haus läutete eine Glocke.
Während die drei Wächter darauf warteten, daß ihnen jemand öffnete studierte Araghast die Plakette der Diebesgilde die gut sichtbar am Türrahmen angebracht war. Ihre Gültigkeit lief erst in sieben Monaten ab.
"Nyvania." sagte der Hauptfeldwebel schließlich leise, als sich Schritte der Tür näherten. "Du übernimmst das Verhör. Du wolltest doch mehr praktisch arbeiten."
"Ja, Sör." antwortete die Obergefreite ebenso leise und schob sich etwas in den Mund, was Araghast nicht genau erkennen konnte. Ein Hauch von Ingwer hing in der Luft als sich die Tür mit einem leisen Knarren öffnete.

09.06.2006 0: 16

Tussnelda von Grantick

Fasziniert betrachtete Tussnelda das Holzbein, dass dramatisch auf den morschen Planken der Unsinkbar II klackte. Der Holzbeinträger musste jene "Alte Piet" sein, von dem sich Kanndra so begeistert Informationen versprochen hatte. Und wenn Kanndra das dachte, musste der Kerl wirklich nützlich sein.
Pyronekdan indes ließ sich von dem unfreundlichen Gebrumm des Seebärens nicht weiter einschüchtern und zog von irgendwo her eine Flasche feinen Ports hervor. Kanndra hatte ihnen den Tipp gegeben, nicht mit leeren Händen dort aufzukreuzen.
"Nun... ich habe hier eine ziemlich herrenlose Flasche", begann er und hielt das dunkelbraune Gefäß so, dass Piet sehen konnte, was sich darin verbarg.
Ein Lächeln erhellte das pockenzernarbte Gesicht des Mannes und mit einem einladendendem Winken, hieß er das Dreiergespann an Bord zu kommen. "Immer rauf mit euch, Jungs."
Mit einem gewissen Unbehagen sagte Tussnelda: "Aye, Kapitän" und überging, dass sie kein Junge war. Sie erinnerte sie sich noch zu gut an ihren letzten Fall am Perlendock und daran, wie empfindlich bedacht die Seeleute waren, wenn es um ihren Sprachgebrauch ging.
Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, darauf bedacht, weder in eines der Löcher, noch in den Müll zu treten, der das Schiff zusammenhielt. Das alte Holzbein ging pfeifend voran und führte sie in den Bauch des Schiffes.

***


"Nu setzt euch mal", brummte Piet und griff unerwartet flink nach dem Port. Aus einem gerade noch im Leim hängenden Büfett holte er vier ungleiche Gläser und knallte sie auf den Tisch, der neben dem Büfett und ein paar obligatorisch wurmstichigen Stühlen die einzigen Möbelstücke waren.
"Fühlt euch geehrt, das hier is nur für Offiziere", nuschelte Piet, als er die Gläser voll machte. "Der Prachtraum meines Babys", fügte er noch erklärend hinzu und ließ dann seinen Körper mit unverminderter Geschwindigkeit auf einen Stuhl plumpsen.
"Nu erzählt doch ma. Ihr seid doch nich aus purer Wohltätigkeit hier, oder etwa doch?" Verschlagen grinste der Alte seine drei Gäste an, die umständlich Platz nahmen.
"Nun ja", begann Pyronekdan gedehnt, "Wir wollten uns mal umhören, was es so neues gibt. Wir waren schon eine ganze Weile nicht hier."
"Verzähl mir kein Seemannsgarn, Landratte", murmelte der Kapitän und stürzte den Port runter. "Willste mich für blöd verkaufen? Das ihr noch nicht mal Leichtmatrosen seid, riech ich auf 10 Meter gegen den Wind", grinste er, "gegen böigen Wind!"
Mit langen Gesichtern sahen die Wächter den Kapitän an - war ihre Tarnung tatsächlich umsonst gewesen?
"Jetzt guckt mal nicht so betreten. Ihr habt das schon ganz gut gemacht. Aber der Geruch, jaaaa der ist ein Problem. Und wie ihr ausschaut - ganz rosige Haut wo ein echter Seebär Leder hät", vergnügt goss sich Piet sein Glas wieder voll, "Jemand anderen hättet ihr vielleicht auf die Planken geschickt."
"Aber wir haben Port mit gebracht", meinte Tussnelda ein wenig verlegen.
"Jaja, ein feines Schlückchen wirklich", beschwichtigte Piet und soff auch dieses Glas leer. Knallend lies er es auf den Tisch sausen und verschränkte dann die Oberarme vor der Brust. "Bestimmt seid ihr hier wegen dem Brand."
"Eine Ahnung wer da hinter steckt?", fragte Valdimir van Varwald interessiert.
"Hm... große Geschichte, sagt man. Eine ausgebuffte Schmuggelei, sagt man", Piet sah die Kollegen abwartend an, um dann mit seinem Blick die Flasche zu fixieren. "Feines Schlückchen..."
"Davon gibt es noch mehr", Valdimir grinste.
"Also gut...", verschwörerisch beugte sich Piet über den Tisch, "Nehmen wir mal an, das es Gewürze aus Klatsch gibt. Kistenweise. Könnte man nicht hervorragend darin etwas verbergen?"


09.06.2006 12: 56

Kanndra

Kanndra hob die Hand, um an das bis an ihre Hüfte reichende Schiff zu klopfen, ließ sie aber gleich wieder sinken. Irgendein kranker Geist hatte das Schiff ganz aus Metall gebaut, dabei war doch klar, dass dieses viel zu schwer zum Schwimmen war. Ausserdem hatte es einen weiteren Nachteil: Es rostete bei Kontakt mit Feuchtigkeit. Und so fand der Feldwebel keine einzige Stelle, an der ein noch so vorsichtiges Klopfen kein Loch hinterlassen hätte. Nicht, dass das Boot in den letzten Jahren auch nur Wasser, bzw. Schlamm, gesehen hatte, denn es lag etwa zweihundert Meter vom eigentlichen Dock entfernt in einem Hinterhof in Gesellschaft einer ebenso rostenden Mülltonne. Schließlich räusperte sich die Wächterin einmal energisch. Dann noch einmal. Und ein drittes Mal, was endlich zu einem Rumpeln tief im Inneren des Wracks führte.
Eine grummelige Stimme, die etwas von "früh am Morgen" murmelte, drang nach außen, dann wurde eine kleine Luke aufgestoßen und der als "Kapitän" bekannte Gnom blinzelte zu Kanndra hoch.
"Hallo, Kapitän", sagte diese lässig. "Kennst du mich noch?"
"Wenn du mal nen Schritt zur Seite machst, damit ich nicht in die Sonne gucken muss, vielleicht, Große."
"Oh, Verzeihung." Kanndra ließ sich vorsichtig in die Hocke nieder, darauf bedacht, nicht in Kontakt mit dem schmutzigen Boden zu kommen.
"Ach, das dunkle Mädel. Und, was willst du von einem alten Seebären im Ruhestand?"
Die RUM-Abteilungsleiterin grinste still bei der Bezeichnung, die der Gnom sich selbst gab, wollte ihn aber nicht beleidigen und sagte deshalb nichts dazu. "Du erinnerst dich also an mich, ja? Dann weisst du ja sicher auch noch, dass dein "Schiff" längst am Grund des Ankhs liegen würde, wenn ich nicht..."
"Jaja, schon gut. Also, was willst du?"
"Der Brand an den Ankh-Docks."
"Lagerhaus Nummer Siebzehn?"
"Ich sehe, wir verstehen uns. Was weisst du darüber?"

09.06.2006 16: 43

Pyronekdan

"Was könnte man denn zum Beispiel in den Kisten verstecken?", wollte Pyronekdan jetzt von dem alten Piet wissen.
"Wie wäre es mit einer Flasche Port?", fragte der Seebär zurück, und stellte die inzwischen leere Flasche demonstrativ vor ihm auf den Tisch.
"Die stammt aber nicht aus Klatsch", meinte der Zauberer, rückte eine weitere Flasche heraus, und stellt sie daneben.
Der alte Piet griff danach. Beim zweiten Versuch hielt er sie endlich in der Hand, und öffnete sie. Daß der dabei schwankte, war wohl kaum auf den Seegang zurückzuführen, da das Schiff im Trockendock lag [3]. Beim füllen seines Glases stieß er gegen die leere Flasche, die daraufhin in ein Ecke rollte, und zwei weiteren leeren Flaschen zusammenstieß.
"Ich glaube, wir sind heute nicht die ersten Besucher", meinte der Vamir, dem jetzt auffiel, daß die Gläser überhaupt nicht staubig waren, sondern wie frisch gewaschen aussahen.
"Kann schon sein", meinte Piet, und leerte das Glas gleich wieder. "Ich habe viele gute Freunde."
Dann sank er in sich zusammen, und schlief ein. Allerdings nicht ohne vorher dafür zu sorgen, daß der noch fast vollen Flasche nichts fürchterliches zustieß.
"Ich glaube, heute bekommen wir nichts mehr aus ihm heraus", flüsterte der Chief-Korporal, und gab damit das Zeichen zum Aufbruch. "Vielleicht hätten wir ihm die zweite Flasche etwas später geben sollen."
"Konnte ich wissen, daß er schon zwei Flaschen getrunken hatte", verteidigte sich Pyronekdan, und erhob sich von seinem Platz.
"Möglicher Weise findet SUSI ja heraus, wer die anderen Besucher waren", meinte Tussnelda, und steckte die leeren Flaschen ein.
Vorsichtig verließen sie das Schiff. Nicht, um den alten Seebär nicht zu wecken, sondern, um nicht plötzlich ein oder zwei Decks tiefer zu landen.


09.06.2006 20: 34

Nyvania

Nyvania kaute nachdenklich auf dem Teebeutel herum. Sie war richtig nervös. Und es wurde schlimmer als die Schritte näher kamen. Sie war sich sicher, dass Tyros sie nie wieder in Ruhe lassen würde, wenn sie sich blöd anstellte.
Die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet.
"Wer seid ihr? Was wollt ihr?" ,fragte eine unfreundliche Stimme aber Nyvania bemerkte, dass der Mann hinter der tür unsicher und vielleicht sogar besorgt klang.
"Wir sind von der Stadtwache, Herr Schnüffelbein und wir haben einige Fragen zu einem Vorfall der dich sicherlich auch brennend interessiert."
Einen Moment lang herrschte Stille hinter der Tür, dann wurde sie jedoch geöffnet.
"kommt rein kommt rein! Aber beeilt euch und seid leise."
Die Wächter traten ein und sahen sich um. Es sah ziemlich herunter gekommen aus, aber das war auch irgendwie nicht anders erwartet worden.
"Setzt euch, setzt euch.", sagte der Kaufmann und irgenwie schien er ein bisschen nervös.
"ich glaube wir stehen lieber.", antwortete Bregs. Schnüffelbein sah ihn einen Moment lang an, dann nickte er aber und setzte sich selbst. so oder so schien er sich sehr unwohl zu fühlen.
Der Abteilungsleiter nickte der Wasserspeierin zu und diese nickte. Tyros beobachtete alles ganz genau.
"Also, Herr Schnüffelbein. Es geht um den Brand bei den Docks. um das Lagerhaus das nieder gebrannt ist."
"Ach ja. Hmhm. Genau mein Lagerhaus. Schlimme Sache. Wirklich."
"Ja, aber es geht uns viel mehr um die Kisten."
"Hab ich das denn nicht schon gesagt! In den Kisten war nichts. Gar nichts ausser Gewürzen! Und die vermissten Kisten, naja da war auch nicht viel mehr drin."
"Woher weißt du, dass vier Kisten verschwunden sind? Ich dachte du hast dich nur darüber beschwert, dass alles verbrannt ist.", entgegnete Nyvania prompt und Thomas Schnüffelbein schaute sie erst geschockt dann finster an.
"Aber gut. da du bescheid weißt, kannst du uns sicher weiter helfen damit wir diesen Fall zu einem Abschluss bringen können. immerhin sind auch viele Fässer nieder gebrannt." fuhr die Wasserspeierin fort und lächelte.
"Ja! Meine schönen Gewürze und der ganze Wein!", begann Schnüffelbein doch die Obergefreite unterbrach ihn.
"Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du uns DIESE Beschwerde schriftlich gibst und nicht versuchst vom eigentlichen Thema ab zu lenken. Also wo waren wir? Ah ja! Die vier fehlenden Fässer von denen du bis vor fünf Minuten angeblich noch nichts gewusst hast. Es würde mich brennend interessieren was es mit denen auf sich hat."
"Was soll es damit auf sich haben? Irgendwelche Knallköpfe fanden es wohl witzig mein Lagerhaus nieder zu brennen und vier Kisten zu klauen. Dabei hat's wohl einige von ihnen erwischt. Richtig so."
"Jetzt versuch dir bitte nicht die eigenen Worte im Mund um zu drehen. Beantworte einfach meine Fragen. In den verbrannten Kisten war nicht mehr als Gewürze und Wein?"
"Ja.", antwortete der Kaufmann unsicher. Diese Frau hatte etwas an sich, dass ihn sich unwohl fühlen ließ. Außerdem roch sie nach Ingwer.
Nyvania nickte.
"Und vier davon fehlen?"
"Ja."
"Gut. Eben hast du mir erzählt, dass in den Kisten nicht viel mehr drin war als in den verbrannten. Wenn aber NUR Weine und Gewürze in den Kisten waren, wie du zweifellos sagtest, dann würde ich mich für den Hintergrund dieser Aussage begeistern."
"Wie bitte?", fragte Schnüffelbein verwirrt.
"Du erzählst mir, dass in all deinen Kisten die gleichen Dinge gelagert waren ausser in den vieren die gestohlen wurden, in welchen, wie du am Rande erwähntest, nicht viel mehr gewesen ist. Wie viel mehr war das und vor allem was?"
Der Kaufmann begann zu schwitzen. Er mochte den Blick der Wächterin nicht. Sie schien ihn zu beobachten selbst wenn sie nicht zu ihm sah.
Lass mich mal
-Nein
Och Menno. Ich würde es aus ihm raus kriegen.
-Darüber bin ich mir sicher.

"Also?", fragte sie noch einmal.

10.06.2006 17: 29

Araghast Breguyar

Schnüffelbein schluckte.
"Es... war tatsächlich nicht genau das Gleiche drin wie in den anderen neunzehn Kisten." gestand er schließlich zögernd.
"Und was war es nun?" hakte Nyvania nach.
"Es ist nicht direkt illegal!" quiekte der Kaufmann.
"Wenn es nicht illegal ist, warum haben Sie dann nichts gesagt?" fragte Araghast.
"Ich... Also ich importiere in erster Linie klatschianische Chilies. Und ich habe eine neue Sorte zum Versuch eingeführt. Für diese..." angestrengt betrachtete Schnüffelbein seine Fingernägel.
"Gab es noch keine Einfuhrregeln oder was auch immer." beendete der Hauptfeldwebel den Satz für ihn.
Schnüffelbein nickte zögernd.
"Es ist eine Spezialzüchtung. Die Sorte heißt Rotes Wüstenfeuer und soll schärfer sein als alles was bisher auf dem Markt ist. Eine einzige Schote soll ausreichen um ein Borogravianisches Gulasch für zwanzig Personen so stark zu würzen, daß ihnen die Flammen aus den Hosen schlagen." Ein verklärter Ausdruck erschien auf dem Gesicht des Kaufmanns. "Wissen Sie, ich habe mich auf Einfuhr und Verkauf von Chilies aus der ganzen Scheibenwelt spezialisiert. Es gibt nichts Schöneres als kleine rote Schoten vor mir in der Wagschale..."
"Und ist dieses rote Wüstenfeuer besonders wertvoll?" unterbrach Nyvania Schnüffelbeins Schwärmereien.
"Ich hätte sie zum doppelten Preis herkömmlicher Chilies verkauft." antwortete der Kaufmann. "Aber wer kann schon sagen, ob sie sich als Verkaufsschlager erwiesen hätten." Er seufzte tief. "Aber nun wurden sie gestohlen, meine armen kleinen Chilischoten und ich werde wegen fehlenden Papierkrams bestraft..."
Araghast kratzte sich am Kinn. Schnüffelbein schien ihm die Wahrheit gesagt zu haben. Das zeigte ihm auf den zweiten Blick auch der Kontorraum, an dessen Wand ein vergilbtes Plakat mit zahlreichen verschiedenen Chilisorten hing. Eine ganze Staude hellroter Schoten baumelte von der Gardinenstange und mehrere mit Pulvern in verschiedenen Rottönen gefüllte Gläser standen in dem wackligen Regal. Selbst der hölzerne Schreibfederhalter wies die Form einer Chili auf.
"Bleibt noch die Frage, was die Einbrecher und Brandstifter mit vier Kisten extrascharfer Chilies vorhaben." bemerkte der Hauptfeldwebel.


11.06.2006 23: 19

Septimus Ebel


Romulus winkte die beiden Gnome und Ayure zu sich und gab ihnen leise den Befehl, sich unauffällig umzuhören.
Septimus trennte lehrbuchgerecht den Papierbogen seines Notizblockes durch einen Strich in zwei Teile auf. Er überschriftete die Spalten mit den Titeln 'Kontakde' und 'Fährdächtige'. So, wie er es von Kanndra im Theorieunterricht gelernt hatte. Dann schob er ihn zurück in die Hosentasche und hielt Ausschau nach jemandem, der aussah, als hätte er brauchbare Informationen. Die Seeleute wirken kaum klüger als die Fracht, die sie beförderten. Auf einem Tisch tanzten wild zwei Zwerge zu ihrem Lied "Gold, Gold, Gold". Um sie herum hatte sich eine Traube aus verschiedensten Daseinsformen gebildet, die grölend Wetten abschlossen, welcher der Zwerge zuerst auf dem Boden aufschlagen würde. An zwei Ecktischen wurde "Verdammter Mist" gespielt. An der Theke saßen mehrere gebeugte Gestalten. Darunter eine, auf deren Schulter ein krächzender Papagei hockte. Den nehm' ich mir vor , beschloss der Gefreite und stapfte auf die Theke zu.
Glücklicherweise schubste der bunte Papagei in dem Moment, da der Gnom über einen Barhocker auf den Tresen kletterte, das Bierglas seines Besitzers, an dem er nippen durfte, um. Dies gab Septimus die Gelegenheit, dem Seemann ein neues Glas zu spendieren. Alkohol war der ultimative Köder für alle Kielschweine - das wusste er auch aus dem Unterricht. Schnell kamen sie ins Gespräch.
An den Abzeichen auf den Schulterpolstern erkannte der Gnom, dass es sich um einen ersten Offizier handelte. Er hatte ein breites Kreuz, Pausbacken, Stoppelbart und Mundgeruch. Sein Arbeitsplatz war das Frachtschiff "Clemenceau".
"Ich bin auf der "Kirke" hierhin gekommen. Bin nich von hier. Jetzt ist die Arbeit getan und ich muss mir überlegen, wie's weiter geht. Und wann zum Hering fahrt ihr wieder los?", plauderte Septimus, um seinen Matrosen Akzent bemüht, den der erste Offizier aus Höflichkeit nicht belächelte. Schließlich hatte der Kleine ihm ein Bier ausgegeben. Und vielleicht würde ja noch ein zweites herausspringen, wenn der Knirps unbedingt vorhatte, seinen Lohn zu verschenken, wollte er ihn nicht abhalten. Für gewöhnlich gebrauchten die Hafenleute diese Art zu sprechen nur für Touristen. Aber vielleicht war das in der Heimat des Winzlings anders.
"Sobald das Schiff beladen ist", antwortete der Offizier.
"Braucht ihr vielleicht noch ne helfende Hand?"
Der Papagei beäugte Septimus' Hände kritisch.
"Wir sind voll besetzt. Ich kann dir keine Arbeit anbieten", erklärte der Seemann.
"Beim Klabautermann! So ein Mist. Nehmt ihr auch Passagiere mit?"
"Freilich", krächzte der Papagei plötzlich. "Freilich! Freilich!"
"Wie viel kostete eine Passage?"
"Das kommt darauf an, wo du hin willst."
"Mhhh ... sagen wir, nach Klatsch."
"Da kommen wir gerade erst her. Es wird eine Weile dauern bis wir wieder dahin kommen."
"Freilich! Freilich!", krächzte der Bunte wieder.
"Ist dir irgendetwas während der Fahrt aufgefallen? Ich hab Gerüchte gehört von Piraten und Dieben und Schmugglern."
"Es gibt immer Gerücht von Piraten, Dieben und Schmugglern. Es ist nichts Ungewöhnliches passiert während der Überfahrt. Trotzdem bin ich froh wieder im Hafen zu sein."
"Warum das?"
"Wir hatten einen unangenehmen Passagier auf der Fahrt. Ein Troll, der ständig versucht hat, Ärger zu machen. Hat andauernd rumgekokelt, mit Feuer rumgespielt, weißt schon. Ne echte Gefahr auf der Holzschwarte wie der Clemenceau. Sein Begleiter hat nicht beonders gut auf ihn aufgepasst. Normalerweise stecke ich meine Nase nicht in die Angelegenheiten der Passagiere, aber den musste man im Auge behalten. Einmal suchte er den Frachtraum auf und schien dabei etwas verbergen zu wollen. Später kam er grinsend wieder heraus. Aber ich hab' nicht rauskriegen können, was er da drinn getrieben hat."
"Wie hieß diese Landratte?", wollte der Gefreite wissen.
"Edgar", antwortet der Offizier. "Edgar Brandt."
"Und der kelrd, der bei ihm war?"
"Das weiß ich nicht mehr."


12.06.2006 23: 10

Kanndra

"Schilis." Der Gnom schüttelte sich.
"Wie bitte?" Kanndra verstand kein Wort.
"Na, der Typ, dem das Lagerhaus gehört, handelt mit Schilis oder wie die Dinger heissen. So rote, gebogene Dinger. Schmecken absolut fürchterlich, wenn du mich fragst. Keine Ahnung, wer so etwas überhaupt kaufen will."
"Ach, du meinst Chilies. Ja, die sind Geschmackssache. Aber wohl kaum ein Grund, ein Gebäude niederzubrennen und vier Kisten davon zu stehlen. Ganz abgesehen von den Gerüchten um die 'große Sache', die die Runde machen."
"Darum gehts dir also, wie?", grinste Unterderhand. "Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dir was davon verrate. Ich lass mir doch mein Geschäft nicht kaputtmachen. Aber bald, hihi, bald wirst du es wissen. Der ganze Hafen wird es wissen und alle werden nur noch für mich arbeiten!" Damit schlug der Gnom die Luke wieder zu.
Kanndra war froh, ihre Beine wieder strecken zu können. Den Besuch beim Kapitän hätte sie sich jedoch sparen können. Bis auf seine fixe Idee, bald quasi der König der Schmuggler Ankh-Morporks zu sein, hatte sie nichts aus ihm rausbekommen. Oder wusste er doch etwas? Egal, wenn es so war, dann würden sie das schon herausfinden und dann konnte Unterderhand sich auf erheblich weniger höflichen Besuch gefasst machen.

13.06.2006 13: 47

Harry

"Und noch eine zweite Frage drängt sich mir auf", fuhr Araghast fort und blickte Schnüffelbein eindringlich an. "Unsere besten Spurensicherer haben sich bisher vergeblich bemüht, herauszufinden, welche Kisten es waren, die nicht verbrannt sind. Woher also wissen Sie es?"
Der Händler zögerte. "Ich... äh... hören Sie, ich..."
"Was verheimlichen Sie uns?", hakte Araghast nach.
"Ich kann es Ihnen wirklich nicht sagen!" Schweißtropfen glitzerten auf der Stirn des Händlers. "Ich habe es versprochen!"
"Wem versprochen?" Der Hauptfeldwebel betrachtete seinen Gegenüber. Schnüffelbein wirkte nicht wie jemand, der darin geübt war, Versprechen zu halten - im Gegenteil machte er den Eindruck, keinem noch so kleinen Druck standhalten zu können.
"Hören Sie... er..." Schüsselbein gab auf. "Mein Assistent, Walter... Walter Dick, so heißt er. Er hatte in der Nacht im Lagerhaus gearbeitet und sich versteckt, als die Männer kamen. Er hat gesehen, wie sie die Chili-Kisten abtransportiert haben, und als sie Feuer legten, ist er geflohen. Er hat den einen von ihnen erschossen. Er ist zu mir gelaufen, und hat mir gesagt, er hat die Leute wiedererkannt. Er hat eine... nun ja, eine kriminelle Vergangenheit. Er sagt, sie hätten ihn auch erkannt und würden ihn töten, wenn sie ihn finden. Er sagte, er würde untertauchen, und ich habe ihm versprochen, niemandem von ihm zu erzählen, um ihn nicht in Gefahr zu bringen." Der Händler zog ein großes blaues Taschentusch aus seiner Hemdtasche und tupfte sich die Stirn ab. "Daher weiß ich es."
"Na also, das ist doch etwas!" Araghast und Nyvania sahen sich an. "Hat Ihnen dieser Walter noch mehr gesagt?"
"Nein, das ist alles, wirklich! Bitte, mehr weiß ich nicht!"

"Chili?", fragte Harry kopfschüttelnd, als sich die Ermittlungsgruppe am Nachmittag mit mehr oder weniger hilfreichen Ergebnissen wieder im Wachhaus versammelt hatte. Der Gnom fühlte sich ein wenig leicht im Kopf - vielleicht hatte er den Getränken, die selbst so früh am Tag in der Bar ausgeschenkt wurden, etwas mehr zugesprochen, als es zur Aufrechterhaltung seiner Tarnung strikt nötig gewesen wäre. "Wer bitte klaut vier Kisten Chili, und sei er auch noch so scharf?"
"Das ist eine gute Frage, aber es passt zu dem, was Schmuggelhein gesagt hat", meinte Romulus. "Angeblich ist in der Szene eine Gestalt aufgetaucht, die sich 'Paul' nennt. Dieser Paul hat sich in den letzten Tagen überall nach Gewürzlieferungen erkundigt, aber keiner kann sagen, wieso."
"Dann konnte der euch immer noch mehr sagen, als wir von Piet erfahren haben", meinte Pyronekdan. "Zwei Flaschen Port für nichts..."
"Der 'Kapitän' hat auch von Chili gesprochen", warf Kanndra ein. "Er behauptet außerdem, mehr zu wissen und irgendwie sogar hinter der ganzen Sache zu stecken, aber das macht er ständig, darauf kann man nichts geben."
"Na gut", sagte Araghast. "Vier Kisten Chili also... ein geheimnisvoller 'Paul', und ein Augenzeuge, der sich irgendwo in der Stadt versteckt. Das sind doch schon einmal Ansatzpunkte!"

14.06.2006 18: 45

Tyros y Graco

Ansatzpunkte stöhnte Tyros innerlich. Er hasste es, wenn es sich abzeichnete, dass Ermittlungen länger dauern würden. Er liebte Fälle, die kurz und knackig lösbar waren, bei allem was länger als eine Woche dauerte, bekam er schnell Konzentrationsprobleme.
"Ich würde dafür plädieren, die Gruppen so zu belassen und den neuen Spuren nachzugehen. Sinnvolle Gegenargumente?", piepste Harry von irgendwo oben nach unten.
"Okay", knurrte Breguyar. "Dann übernehmen wir die Suche nach Walter, Gruppe Valdimir macht sich auf die Suche nach diesem ominösen Paul, Gruppe Harry, Kanndra, schließt du dich ihr bitte an, versucht alles über Gewürzlieferungen usw. herauszubekommen. Am meisten würde mich interessieren, wie groß die monatliche Einfuhr ist, wo die größten Stückzahlen hingehen, welche Händler neu im Geschäft sind, welche Händler pleite gegangen sind undsoweiteretzehterapepe".
"Sicher, Chef. Aber ich weiß nicht...es wird mit Sicherheit sehr viele Gewürzhändler geben. Es könnte seine Zeit dauern, bis wir alle abgeklappert haben," wandte Romulus ein.
"Das Risiko gehe ich ein", grunzte der Hauptfeldwebel und sah in die Runde, ob es noch weitere Fragen gab. Da sich keiner meldete [4]gab er Zeichen zum Aufbruch, schnappte sich seinen Mantel, stieß die Tür auf und verließ den Raum
Tyros ließ einen scharfen Pfiff durch die Zähne entweichen...er hatte, obwohl er mittlerweile die Launen seines Abteilungsleiters gewöhnt war, unbewusst die Luft angehalten, was zur Folge hatte, dass sein Gesicht jetzt rot und seine Haare grau waren.
"Na super. Schon wieder in einer Gruppe mit ihm", brummte der Obergefreite. Ein Blick auf Nyvania sagte ihm, dass auch ihr nach Breguyars Auftritt die Lust vergangen war. Achselzuckend warf er ihr ein leichtes Grinsen zu, warf noch kurz einen Blick auf die anderen Gruppen und folgte seinem Chef dann, um ihn nicht unnötig warten zu lassen.

***


In einer dunklen Straßenecke stand ein kleiner krummer Mann, der sich eine gerade gerollte Zigarette in den Mund schob und ein Feuerzeug aus der Tasche holte, in dessen polierte Oberseite ein P eingraviert war. Er zündete sich seinen Glimmstengel an, sog genussvoll an dem dünneren Ende und steckte das Feuerzeug dann weg. Gerade, als er, einem uralten Ritual folgend, auf den Boden spucken wollte, kam ein weiterer krum gebeugter Mann um die Ecke.
"P. Die Spur ist gelegt", ließ er sich vernehmen. "Wenn sie nicht so umnachtet sind, wie gemeinhin behauptet wird, so dürften sie sich jetzt auf die Suche machen."
"Gute Arbeit. Du weißt, ich werde mich erkenntlich zeigen, sobald es die Umstände zulassen."
"Wie du es für richtig hälst, P. Hast du noch einen Auftrag für mich?"
"Ja..."

***


Als Piet aus seinem Tiefschlaf erwachte brauchte er einem Moment um zu realisieren, dass er ein Problem hatte. Das Problem war nicht der Kater, der war ihm seit seiner Kindheit ein treuer Begleiter. Nein, das Problem lag darin, dass seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren und dass er mit dem Bauch auf dem Boden lag. Ein weiteres Problem waren die rauen Männerstimmen, die er von weiter hinten hörte und die ihm düstere Stunden versprachen. Normalerweise wäre sein erster Griff aus der Koje heraus zur Port - Flasche gewesen, doch die lag jetzt in Scherben auf dem Boden. Da ihn ein menschliches Bedürfnis quälte, wälzte er sich unruhig hin und her, bis eine schnarrende Stimme bemerkte:
"Oho... der Suffkopf ist wach. Die Show kann beginnen."
Piet hörte noch, wie ein Streichholz angerissen wurde...

19.06.2006 10: 50

Valdimier van Varwald

"Aye, daran solltet ihr Landratten nicht einmal denken", grollte der alte Piet, zu den Unbekannten, die sich immer noch außerhalb seines Blickfelds befanden.
"Was willst du dagegen tun, alter Mann", fragte ihn jemand zurück und fing an hämisch zu lachen.
"Das werdet ihr schon sehen", erwiderte Piet.
Wieder begann einer der Männer zu lachen und dieses mal stimmten seine Kollegen mit ein. Wenn ihn sein Gehör nicht täuschte erkannte Piet, dass die Eindringlinge insgesamt zu dritt waren. Erneut versuchte er sich von seinen Handfesseln zu befreien, doch die Unbekannten hatten ganze Arbeit geleistet, wenn es darum ging, ihn zu Verschnüren. Es war nicht so, dass er in Panik geriet. Auf seine Karriere als Kapitän zurückblickend hatte er sich schon aus auswegloseren Situationen befreiet. Wenn er jetzt bloß einen Schluck zu trinken gehabt hätte. Mit diesen Kopfschmerzen konnte er nicht richtig nachdenken. Dazu kam, dass er dringend seien Blase entleeren musste.
"Machen wir der Sache ein Ende", erklang wieder die raue Männerstimme nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatten. "Tut uns leid Piet, aber wir können nicht riskieren, dass du zuviel redest."
Piet hörte ein leises Rascheln, zu dem sich einen kurzen Augenblick später das vertraute Knistern von Feuer gesellte.
"Hauen wir ab Jungs. Verbrenn dir nicht die Finger Piet."
Wieder fingen die drei an zu lachen und Piet hörte wie sie sich davon machten. Ihr Poltern war noch zu hören, als sie über das Deck der Unsinkbar II stapften und dann von dem Kahn stiegen.
"Hmm, wenn ihr glaubt, dass ihr den alten Piet so einfach los werdet, dann habt ihr euch aber geschnitten, ihr Landratten", murmelte Piet.
Er verschwand erst gar keinen Gedanken daran, wer ihn in diese missliche Lage gebracht hatte. Zuerst musste er dafür sorgen, nicht als Bratfisch zu enden, den man zu lange über das Feuer gehalten hatte.
Von einem leisen knacken in seinen Knochen begleitet, die ihn daran erinnerten, dass es einen guten Grund hatte, warum man ihn den alten Piet nannte, rollte er sich auf die Seite. Er konnte nicht genau erkennen, was die drei Schufte angezündet hatten, doch der sich bildende Rauch verriet ihm, dass er wohl nicht mehr lange Zeit hatte. Lange würde es nicht mehr dauern, bis schein Schiff in Flammen stand. Seine Blicke wanderten auf seine anderthalb Beine hinab. Seine Hoffnung, dass die Landratten sein Holzbein nicht beachteten, erfüllte sich leider nicht. Man hatte wirklich alles genau geplant, wenn es um sein ableben ging. Jetzt blieb ihm nur noch eine Möglichkeit. Erneuten protestierten seine Knochen, als er sich mit etwas merkwürdig anmutenden Bewegungen zu den Überresten seiner zerbrochnen Flasche schob. Auch wenn er sie jetzt nicht mehr trinken konnte, sollte sie zumindest einen anderen letzten Zweck erfüllen. Einiges Gefummel später, die Flammen fingen langsam an sich ihm bedrohlich zu nähern, bekam er endlich eine der Scherben zu fassen. Jetzt musste er nur hoffen, dass das Seil kein besonders starkes war.

21.06.2006 11: 38

Kanndra

Kanndra versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie sich auch etwas Schöneres an diesem heißen Nachmittag vorstellen konnte, als durch die Stadt zu laufen und Informationen über irgendwelche Gewürzhändler zu sammeln. Nun, was sein musste, musste eben sein. "Da wartet ein Haufen Arbeit auf uns", seufzte sie. "Am besten wir teilen uns noch einmal auf. Wir sollten die Händlergilde befragen und die Hafenmeisterei. Die müssten uns am ehesten einen Überblick geben können. Zu einzelnen Händlern können wir dann immer noch laufen, wenn es nötig ist."
"Gute Idee", stimmte Harry zu und auch Romulus nickte. Die Gefreiten sahen erleichtert aus.
Der Stabsspieß sprang energisch auf die Füße. "Wie wäre es, wenn die Damen die Gilde übernähmen? Und wir Jungens schauen noch mal am Hafen vorbei, wo wir schon so passend gekleidet sind."
Innerlich musste der Feldwebel über den Ausdruck "Jungens" grinsen. Anscheinend hatte der Gnom schon reichlich Athmosphäre genossen. Oder auch etwas anderes.


Der Schweiß lief ihm bereits in Bächen herunter und hinterließ einen schwachen Geruch von Alkohol. Vielleicht war es aber auch der Port, der von den morschen Planken gierig aufgesogen worden war und sich unter der Hitze nun wieder verflüchtigte. Seine Handgelenke brannten nicht nur von dem Feuer, dass ihm immer näher kam, sondern auch von dem scheuernden Seil. Mehrere Male hatte er sich bereits geschnitten, da spürte er endlich den erlösenden Ruck. Es war höchste Zeit. Mit einem Fluch zog er sich an seiner Koje nach oben. Endlich konnte er die Lage vollends überblicken und was er sah, stimmte ihn nicht gerade zuversichtlich. Sein Kahn war wohl nicht mehr zu retten. Natürlich hatten die Schufte das Feuer in der Nähe des Aufgangs gelegt, so dass ihm der normale Weg nach draussen versperrt blieb. Aber er kannte das alte Wrack, in dem er wohnte, seit er sie vor ein paar Jahren Käpt'n Spatz abgekauft hatte, wie seine Westentasche. Auf seinem verbliebenen Bein hüpfte er zu einem Loch in der hinteren Wand, durch das er sich langsam hindurchzwängte, kroch ein kurzes Stück durch einen Raum zwischen Bord- und Kabinenwand [5] und schlüpfte schließlich durch ein weiteres mannsgroßes Loch in die Freiheit. Auch wenn ihn alle für einen Saufkopp hielten, war der alte Piet doch vor allem eins: ein schlauer Fuchs. Seine Kontakte im Hafen und vor allem seine Fähigkeit, zuhören zu können, verschafften ihm Informationen, nach denen sich andere die Finger lecken würden. Das war mittlerweile ebenso bekannt, wie seine Vorliebe für einen guten Schluck und so kam so Mancher, der ihn aushorchen wollte. Piet musste grinsen, während er eilig in eine bestimmte Richtung hüpfte. Meistens waren es jedoch die anderen, die ihm etwas erzählten. Und so würde es nicht lange dauern, und er würde wissen, wer ihm dies hier angetan hatte, da war sich Piet ganz sicher.

21.06.2006 15: 02

Pyronekdan

Der nächste Weg, den der alte Piet einschlug, führte ihn zu Rosalinde Schneeweiss. Hier konnte er nicht nur seine Wunden behandeln lassen, sondern vielleicht auch einige Informationen sammeln. Als er sich der Krankenstation näherte, stand sie schon, von dem Geräusch seiner behelfsmäßigen Krücke angelockt, in der Tür.
"Was ist denn mit ihnen passiert?", fragte sie, als sie den alten Piet sah, der sich mit blutenden Händen auf eine Planke mit der Aufschrift Unsinkbar II stützte.

Inzwischen war Valdimiers Gruppe auf der Suche nach Paul.
"Wie sollen wir diesen Paul nur finden?", meinte Tussnelda.
Bevor jemand antworten konnte, kam Schnapper um eine Ecke.
"Ganz neu im Sortiment", rief er in die Menge. "Ein Spezialmittel gegen eingewachsene Fußnägel. Nur drei Ankh-Morpork-Dollar. Und damit treibe ich mich selbst in den Ruin."
Pyronekdan erinnerte sich daran, daß er auch von Schnapper schon gute Informationen bekommen hatte.
"Hallo, wie gehen die Geschäfte", fragte der den Händler. "Haben sie heute gar keine Würstchen dabei."
"Doch natürlich", antwortete Schnapper. "Das ist schließlich meine Spezialität. Wie viele möchten sie denn?"
"Heute leider keine. Aber hätten sie vielleicht ein paar heiße Informationen über den Chili-Markt?"
Diese Frage des Zauberers ließ Schnapper zusammenzucken.
"Woher wissen sie, woraus mein Spezialmittel besteht? Hat ihnen das Paul gesagt?"


21.06.2006 19: 03

Septimus Ebel

"Du kennst Paul?", Pyronekdan horchte auf.
"Ja, sicher. Kein anderer verkauft dieses Hammerzeug. Nur drei Ankh-Morpork Doller, Herr. Nur drei! Und damit treibe ich mich selbst - "
"Schon gut, ich weiß", unterbrach der Zauberer ihn. Als er seine Geldbörse zückte bekam Schnapper tellergroße Augen. Pyronekdan wusste, dass man als potenzieller Kunde aus Schnapper einiges mehr herausbekommen konnte. "Sag schon! Was steckt in diesem Speziealmittel? Ist es tatsächlich aus Rotem Wüstenfeuer oder verkaufst du wieder mal nur Schund?"
"Also bitte, mein Herr! Ich bin ein", er zögerte, "ehrenvoller Händler. So was wie Betrug gibt es bei mir nicht! Nie und Nimmer!" Schnapper heulte auf und war kurz davor eine thetralische Szene zu machen.
"Schon gut. Schon gut", beruhigte Pyrodekdan ihn. "Drei sagtest du?"
Valdimier machte einen Schritt auf den Händler zu.
"Na gut, z-z-zwei", stotterte Schnapper aufgeregt. "Weil ihr alte Kumpels seid. Und damit treibe ich mich selber in den Ruin."
Der Zauberer schickte sich an den Handel einzugehen. Dann hielt er inne. "Kannst du mir sagen wo ich Paul finden kann?"
"Was!?", keuchte Schnapper auf. "Du bist verrückt. Ich schicke mich geradewegs in die Unterwelt, wenn ich das verrate. Paul kann man nicht suchen. Er findet einen. Kaufst du jetzt oder nicht?"
"Ich kaufe", beschloss der Zauberer. "Und es ist sicher kein Haken an der Sache? Ich mein es ernst, Schnapper."
"Nun ja", Schnapper scharte mit der Fußspitze auf dem Boden. "Eigentlich gibt es nichts Bedenkliches."
"Eigentlich, Schnapper?"
"Nun, das Pulver ist leicht entflammbar. Ihr solltet vorsichtig damit umgehen."
Dann griff er flink nach den Scheinen in Pyronekdans Hand und sagte noch, bevor er verschwand: "Drei mal täglich eine Prise auf die Füße! Wirkt Wunder!"

Pyronekdan hob das kleine Päckchen hoch, das Schnapper ihm in die Hand gedrückt hatte, um es zu betrachtet. "Ich schlage vor", sagte er. "Das hier kommt erst mal ins Labor."

27.06.2006 19: 05

Kanndra

"Ich freue mich immer, wenn ich die Stadtwache bei ihrer Arbeit unterstützen kann. Wobei mir natürlich nicht ganz klar ist, wofür wir in dieser herrlichen Stadt überhaupt eine solche Einrichtung benötigen. Bitte setzen Sie sich doch." Herr Klimpergeld zeigte auf gemütlich wirkende Sessel, die in einer Ecke seines Büros standen. "Tee? Kaffee?"
Beide Wächterinnen lehnten höflich ab, liessen sich aber in die Sitzgelegenheiten sinken, wobei Kanndra sich fragte, welche Art von Droge man genommen haben musste, um Ankh-Morpork als "herrlich" zu bezeichnen.
"Womit genau, sagten Sie, kann ich dienen?" Der Kaufmann lehnte sich in seinem eigenen Sessel zurück und blickte den Wächterinnen interessiert entgegen.
"Wir bräuchten eine Auflistung der Händler, die mit Gewürzen handeln", sagte Ayure nach einem aufmunternden Nicken ihrer Vorgesetzten.
"Ah, nun junge Dame, das ist nicht ganz so einfach. Dürfte ich wissen, wozu die Wache daran interessiert ist?"
"Diese Liste wäre wichtig bei der Aufklärung eines Verbrechens, übrigens an einem ihrer Mitglieder begangen."
"Das glaube ich kaum." Herr Klimpergeld schaute Ayure streng an. "Verbrechen ist in Ankh-Morpork ein Fremdwort. Sie meinen wohl höchstens einen sagen wir, Verstoß."
"Wenn Sie Brandstiftung, Schmuggel und nicht zu vergessen, Mord, so nennen wollen. Herr Klimpergeld, wir sind keine Touristen..."
Die Lippen des Händlers wurden schmaler und Kanndra beschloss, einzugreifen. Hier war wohl eine andere Taktik vonnöten.
"Ausserdem", unterbrach sie die Gefreite, "planen wir unser jährliches äh... Sommerfest. Diesmal soll es ganz besondere Speisen geben, die ganz besondere Gewürze benötigen. Die Liste der Gewürzhändler wäre auch dafür von unschätzbarem Wert." Sie schenkte ihrem Gegenüber ein strahlendes Lächeln.
"Sommerfest?"
"Mit stark gewürzten Speisen. Für alle Wächter und deren Angehörige. Und natürlich allen Freunden und wichtigen Persönlichkeiten der Stadt", nickte die Gennuanerin enthusiastisch.
"Warum sagen Sie das denn nicht gleich? Das ist natürlich etwas anderes. Gegen einen kleinen... Unkostenbeitrag werde ich ihnen das Informationsmaterial gern zur Verfügung stellen."
"Wie wäre es mit einer Einladung zum Sommerfest? Für Sie und Ihre Gattin natürlich?", schlug Ayure vor, die jetzt sah, wohin der Hase lief.

Mit der Liste in der Tasche grinsten sich beide amüsiert an. Mit Geld konnte man von Händlern eben alles bekommen. Und mit der "Einladung" waren sie dazu noch ziemlich günstig davon gekommen. Herr Klimpergeld würde erst in ein paar Wochen merken, dass er ein schlechtes Geschäft abgeschlossen hatte. Beschwingt machten sie sich auf den Weg zurück zum Wachhaus. Ein Sirren an ihrem Ohr ließ Kanndras Haare jedoch plötzlich zu Berge stehen. Einen Sekundenbruchteil danach schrie die Gefreite neben ihr auf. In ihrem rechten Oberschenkel steckte ein Armbrustpfeil.

29.06.2006 12: 09

Araghast Breguyar

Araghast spürte die bohrenden Blicke von Tyros und Nyvania in seinem Rücken während er zielstrebig auf das Archiv zusteuerte. Er wusste, daß den beiden Mannschaftsgraden seine ruppige Art nicht geheuer war, doch wenn sie sich darauf konzentrierten, ihn nicht zu verärgern, vergaßen sich hoffentlich ihre dauernden Kabbeleien.
Nachdem er eine Laterne entzündet hatte wandte er sich noch einmal um.
"Suchen wir die Akte Walter Dick." befahl er knapp und die drei Wächter betraten die lauernde Finsternis des Archivs.

Eine halbe Stunde später verließen drei bewaffnete FROGs das Wachhaus am Pseudopolisplatz und marschierten durch die nachmittäglichen Straßen schnurstracks in Richtung Schlachthausviertel, wo Walter Dick laut der Angaben in der Fallakte 'Mehrfacher unlizenzierter Diebstahl teurer Markeneselskarren' als Untermieter einer alten Dame namens Berta Staubwedel in der Talgstraße wohnte.
"Wenn er wirklich weiß er sie sind, hätten wir den Fall doch parktisch gelöst, Sör." ließ sich Nyvania vernehmen.
"Du glaubst doch nicht, daß er wenn er untergetaucht ist, noch in seiner Wohnung steckt." gab Tyros zurück.
"So blöd bin ich auch nicht." fauchte die Wasserspeierin. "Aber es schadet nie, zu wissen, wo und wie ein Mensch wohnt. Aus der Einrichtung eines Zimmers können gelegentlich gewisse Rückschlüsse auf den Charakter einer Person geschlossen werden."
Araghast drehte sich stirnrunzelnd zu seiner Zweiertruppe um und verzog gleich darauf das Gesicht, als der durchdringende Geruch der städtischen Schlachthäuser in seine empfindliche Nase stieg. Nicht um alles auf der Scheibenwelt wollte er auch nur in der Nähe dieses Viertels leben. Walter Dick musste ja wirklich eine bedauernswerte Existenz sein wenn er sich kein besseres Zimmer leisten konnte.

Sie mussten dreimal anklopfen bevor ihnen eine alte Dame öffnete, welche ein großes Hörrohr an ihr Ohr hielt.
"Bitte hier reinsprechen!" schrie sie.
Araghast gab sich große Mühe, laut und deutlich zu sprechen.
"Wir kommen von der Stadtwache." erklärte er und zeigte seine Dienstmarke vor. "Und wir würden gern das Zimmer Ihres Mieters Walter Dick untersuchen. Sein Leben ist in Gefahr."
Insgeheim hoffte der Feldwebel, daß der Hinweis auf Lebensgefahr an den Mutterinstinkt der alten Frau appellierte und sie sich somit kooperativ zeigte.

* * *


"Vorsicht, es könnte explosiv sein." warnte Valdimier van Varwald Rib, als er diesem die Tüte mit Schnappers angeblich unfehlbarem Fußnagelheilmittel überreichte.
Die Rubinaugen der Gnumie blitzten plötzlich auf und die Mullbinden des Kopfes verzogen sich zu einer Art breitem Grinsen.
"Moment." antwortete Rib und verschwand mit der Tüte im Labor.
Pyronekdan, Valdimier und Tussnelda tauschten nur einen Wortlosen Blick bevor sie aus dem Raum stürmten und sich neben der Tür gegen die Wand duckten.
Kurz darauf ließ eine Explosion die Grundfesten des Wachhauses erbeben.


01.07.2006 21: 51

Septimus Ebel

Ayure hörte einen Moment lang kaum mehr als ein murmelndes Geplätscher. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Jemand schrie. Einen Augenblick stand sie reglos da, verwirrt. Dann fiel wie der Sprung eines prankenbewehrten Tigers der Schmerz über sie her. Ihre Hand schoss zu ihrem Oberschenkel. Blut.
Sie spürte wie jemand sie auffing. Dann kam die Schwärze.

*

Endlich standen Romulus, Harry und Septimus vor dem richtigen Gebäude. Von hier aus konnten sie zwei Türen sehen, die eine trägt die große Aufschrift "Büro der Hafenmeisterei". Neben der Tür war ein schwer übersehbarer Aushang angebracht:

Liehgegebühr für Schiffe Liehgegebühr für Schiffe
von Nicht-Bürgern: von Bürgern:
2 Doller pro Tag 1 Doller pro Tag

Die Bezaalung der Gebühr hat vor dem Auslauven, unaufgefordert in der Hafenmeisterei zu erfolgen. Der Bäsitz einer Monats- bzw. Jahreskarte, befreit von dieser Rägelung. Bei Nichtbeachtung ist mit strängen Straaven zu rächnen.


Da niemand auf Romulus Klopfen reagierte, betraten die Wächter ohne Aufforderung das Büro. Sie kamen in einen dunklen Flur an dessen Ende eine noch dunklere Türe lag. Diesmal antwortete jemand hinter der Tür, als Romulus klopfte. Sie betraten ein geräumiges Zimmer. Septimus fiel sofort die zwei großen Regale, vollgestopft mit Büchern und Akten, auf. Auffällig waren auch die abgebrannten Kerzenstummel auf dem Schreibtisch und in den Leuchtern, die entweder darauf hinwiesen, dass hier Tag und Nacht gearbeitet wurde oder, dass die Hafenmeisterei sich inzwischen keine Kerzen mehr leisten konnte. Eine leichte Brise des verpesteten Ankh-Morporker-Hafengeruchs kam durch ein offenes Fenster, das den Blick auf einen großen Teil des Hafen freigab. Vor diesem Fenster stand der Schreibtisch auf dem Bücher, Listen und ein Schiff in einer Weinflasche lagen.
Der Mann an diesem Tisch erhebt sich und deutete auf die beiden Stühle vor dem Tisch. Er hatt kurze blonde und braune sonnengegerbte Haut. Seine Augen waren graugrün und sein Blick stechend, musternd. Etwas Unbehagliches lag darin, aber auch etwas Freundliches. Er hatte wohl etwas 50 Sommer hinter sich gebracht, war dafür sehr kräftig gebaut, aber nicht muskulös. Seine Kleidung war nicht besonders fein. Er trug Lederhosen und ein blaues Hemd.
Auf einem Schild am Rand des Tisches stand:

Roger Dannecker - Leita der Hafenmeisterei

Nachdem sie sich gesetzte hatten - die Gnome teilten sich einen Stuhl - setzte auch Dannecker sich wieder.
"Was kann ich für euch tun?", fragte er.
Romulus beschloss, ehrlich zu sein. Er wog ab, ob es dem kleinen Verdeckten Ermittler i.A. Schaden würde, wenn er ihn hier ebenfalls als Wächter vorstellte. Das Gesicht des Gnoms sollte nicht in verbindung mit der Wache gebracht werden können. Doch als er ihn nochmals musterte, beschloss er, dass Septimus ausreichend verkleidet war, um nicht wiedererkannt zu werden. Außerdem ahnte der Wehrwolf, dass Dannecker auf diese Weise mehr Informationen rausrücken würde.
"Wir sind von der Stadtwache, Herr Dannecker", ergriff Romulus das Wort. "Sie könnten uns sehr mit einigen Infomationen weiterhelfen."
"Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis ihr hier auftaucht", er seufzte. "Was wollt ihr wissen?"
"Ich brauche alle wichtigen Informationen über Gewürzlieferungen. Ich will wissen, wie viel hier monatlich eingefahren wird, wer was und wieviel kauft, wer neu im Geschäft ist und wer Bankrott gemacht hat."

03.07.2006 21: 40

Harry

Der Hafenmeister sah auf. "So? Möchtet ihr das? Und da sage noch mal einer, die Stadtwache von Ankh-Morpork ist nicht auf Draht..."
Während die drei Wächter sich noch verständnislos ansahen, sprang Dannecker plötzlich auf: "Vor EINEM GANZEN TAG war ich bei euch, um zu melden, dass mir jemand diese Informationen GESTOHELN hat, und JETZT taucht ihr hier auf und FRAGT DANACH?" Mit hochrotem Kopf sah er die drei an. "Ist das das, was ihr euch unter Wächterarbeit VORSTELLT?"
Romulus fing sich zuerst wieder. "Man hat Ihnen Informationen über Gewürzlieferungen gestohlen?"
"Ich wusste doch, dass dieser nichtsnutzige Rekrut, dem ich das erzählt habe, nichts taugt", seufzte der Hafenmeister und setzte sich wieder. "Ja, man hat mir die Informationen geklaut. Dieser dicke Troll ist einfach hier herein marschiert und hat mein Büro auf den Kopf gestellt."
"Ein Troll?"
"Ja. Hab' später rausgefunden, dass er mit der Clemenceau gekommen war. Ist direkt vom Schiff hierher spaziert."
"Edgar Brandt?", fragte Romulus nach, der sich an den Namen noch von der Einsatzbesprechung her erinnerte.
"Ja, so ungefähr klang der Name. E... E... Egeran, genau."
"Egeran?"
"Ja. Ein Silikat aus Kalzium und Aluminium, das..." Der Mann stockte, als er die verblüfften Blicke sah. "Was? Man darf doch wohl noch ein Hobby haben?"
"Also, dieser Egeran hat die Informationen gestohlen? Hat er gesagt, was er damit machen möchte?"
"Nein. Aber ich vermute mal, er sucht jemanden hier in der Stadt. Ich..."
Eine Glocke läutete draußen auf dem Pier, und kurz darauf riss jemand die Tür auf. "Chef? Wir haben ein Feuer!"
"Ein Feuer? Wo?"
"Auf Piets Kahn!"

Der Alte Piet ließ sich von Rosalindes fachkundigen Händen verarzten. Die Unsinkbar II war ein gutes Schiff gewesen, aber jetzt war nicht die Zeit zum Trauern. Erst mal war es wichtig, herauszufinden, wer ihm ans Leder wollte. Zum Warum hatte er schon ein paar Ideen, aber das "Wer" war noch rätselhaft.

Zwei Männer und ein Troll beobachteten aus sicherer Entfernung, wie die "Unsinkbar II" langsam sank.
"Können wir jetzt weiter? Du weißt, dass das nicht der Grund ist, weshalb wir hier sind!", meinte einer der beiden Männer zu dem anderen.
"Ich sach doch, der Holzfuß hätte uns gefährlich werden können. So ist es sicherer. Ab jetzt geht's weiter nach Plan."
"Na gut." Der Mann streckte die Hand nach dem Troll aus. "Gib mir die Liste, Ege."

09.07.2006 22: 00

Tyros y Graco

"So? Von der Stadtwache? Und zu Walter wollt ihr?", brüllte das betagte Mütterchen.
"Genau", antworteten drei Wächter in Richtung Trichter.
"Oh. Das tut mir aber Leid. Der is grade vor zehn Minuten weg. Ich hab ihm ja noch die Suppe angeboten, die er sonst immer so gerne ist, aber irgendwie hat er sie heute nicht gemocht. Naja, sie ist mir ja sowieso ein bisschen angebrannt, und die Katze hatte auch mal ihren Schwanz drin. Aber deswegen schmeckt sie doch nicht schlecht, oder?"
Breguyar schüttelte betont ruhig seinen Kopf.
"Aber wenn ich euch vielleicht was davon anbieten könnte? Ich meine, ich habe ja nicht so oft Besuch von der Wache, und wenn ich gerade etwas Suppe übrig habe..."
"Nein, danke", warf der Hauptfeldwebel jetzt doch ein. "Wir wären dir aber wirklich sehr dankbar, wenn wir einen Blick in das Zimmer von Walter Dick werfen könnten."
"Ja wenn ihr meint, dann kommt doch rein. Aber macht die Tür hinter euch zu. Und putzt euch die Schuhe ab." Mit diesen Worten drehte sich das Mütterchen um und begann, eine alte, morsche Stiege hinaufzusteigen. Als die vier im oberen Stockwerk des windschiefen Häuschens angekommen waren, blickte sich die Alte erst verdutzt um und trat dann in ein Zimmer ein, dessen Tür im Schatten eines großen Schrankes lag.
"So. Hier wohnt Walter. Ein schönes Zimmer, nicht?"
"Oh ja", murmelte Breguyar, wobei er sich nachdenklich umsah. "Obergefreite, nachdem du vorhin deine Klappe so weit aufgerissen hast: Was erkennst du anhand dieses Zimmers von der Püsche des Bewohners? GiGa, sieh dir den Haufen da an."
Tyros folgte Breguyars Arm mit den Augen und was er sah, ließ ihm alle Haare zu Berge stehen. Dort, in der hinteren Ecke des dunklen Raumes, lagen fein aufgereiht Chilischoten, die allesamt von einem grünlichen Schimmer umgeben waren. Außerdem lagen sie auf einer braunen Masse gebettet, die verdächtig nach Ankhschlamm aussah.
Vorsichtig näherte sich der Obergefreite der Ansammlung von Widerwärtigem und betrachtete sich das ganze mit halb zugekniffenen Augen. Nachdenklich holte er sich seinen Notizblock hervor und schmierte mit seinem Bleistift einige Zeilen auf das Papier, bevor er sich noch näher heranwagte.
"Interessant", murmelte er. "So etwas habe ich noch nie gesehen. Ankhschlamm als Isolator. Auf so eine Idee muss man erst mal kommen. Aber wie hat er bloß den Geruch weg bekommen?"

Breguyar hatte sich derweil weiter mit der alten Frau unterhalten, doch außer dass Walter Dick weg war, ohne dass sie wusste wohin, und dass er wohl keine geregelte Arbeit hatte, war aus ihr nichts herauszubekommen gewesen. Deshalb ging er nun zu Nyvania, um über ihre Schulter hinweg auf den Notizblock zu blicken, um zu sehen, was sie sich bis jetzt zusammengereimt hatte.


10.07.2006 10: 42

Nyvania

Schon allein aus Trotz hatte Nyvania nicht widersprochen. Aber wahrscheinlich deshalb, weil sie es sich nicht traute. Sie holte ihren Notizblock hervor und sah sich langsam um. Der Raum war ziemlich verdreckt und herunter gekommen. Walter schien sic nicht wirklich darum zu kümmern und es schien auch nicht zu interessieren, denn alle Sachen waren flüchtig im Zimmer verteilt worden. An den Ansätzen kleiner Lebensorganismen in frühen und späten Stadien konnte man eicht erkennen, dass die Sachen nicht erst seit kurzem hier herum lagen. Er war wirklich kein ordentlicher Mann. Allerdings schien es, dass er diesmal sehr kurzfristig und schnell aufgebrochen war, denn der Stuhl, der in dem Raum stand war wohl zum ersten Mal seit langem wieder von seinem Platz bewegt worden. Nyvania schüttelte den Kopf. Der Mann hatte kein schönes Leben. Aber darum ging es jetzt nicht!
Bregs war hinter ihr aufgetaucht als Tyros in vager Begeisterung auf die beiden Wächter zukam. Seine Haare färbten sich Orange und er grinste.
"So etwas habe ich noch nie gesehen, Sör! Das ist faszinierend. Er hat es tatsächlich geschafft den Schlamm geruchneutral werden zu lassen. Und er hat ihn als Isolator benutzt. Ich würde das gerne weiter untersuchen."
"Wie lange, meinst du, liegen die Schoten schon da?"
Tyros zuckte mit den Achseln.
"Keine Ahnung, aber bestimmt schon seit einer ganzen Weile."
"Die Farbe", warf Nyvania ein. "ist grün. Die Schoten von denen uns Schnüffelbein erzählt hat waren rot oder nicht? Also entweder diese Schoten liegen hier schon eine geraume Zeit oder es gibt zwei Sorten. Trotzdem, selbst wenn die Dinger nicht verfault sind müsste es hier bestialisch stinken..."
Tyros hatte sich wieder umgedreht.
"Ich würde nur zu gern wissen, wie er das gemacht hat.", murmelte der Obergefeite vor sich hin und besah sich den Haufen genauer.


Die drei Wächter am Hafen gelangten hinaus auf die Straße und kämpften sich durch die dicken schwarzen Rauchwolken zum Kahn Piets. Bestürzt starrten sie auf das brennende Wrack.
"Ob Piet noch an Bord war?", fragte Septimus nachdenklich und Romolus zuckte die Schulter wobei die beiden Gnome sich an seinen Haaren festhalten mussten.
"Das müssen wir dann wohl heraus finden, oder?"
"Das hat bestimmt damit zu tun, dass meine Informationen gestohlen wurden!", schlussfolgerte der Hafenmeister neben ihnen.
"Auch das müssen wir erst herausfinden. Sind Sie denn sicher, dass Sie rein gar nichts an Infos für uns haben?", fragte Harry.


10.07.2006 11: 12

Kanndra

Die in jahrelangem Training erworbenen Reflexe übernahmen die Kontrolle. Kanndra fing die bewusstlose Gefreite auf, machte sich so klein wie möglich und schleppte sich und ihre Mitwächterin in die Deckung eines Holzkarrens, während sie gleichzeitig versuchte, den Schützen zu erkennen. Dieser aber schien sein Handwerk zu verstehen, denn der Feldwebel konnte nur in die Sonne schauen, als sie die Flugbahn nachvollzog. Also kümmerte sie sich erst einmal um die Verletzte. Ayure war blass und der Puls ging unregelmäßig. Kein Zweifel, sie musste schnell in die Hände von Rogi oder Michael. Zum Glück kam gerade ein Mann zielstrebig auf den Karren zu und machte Anstalten, den davor gespannten Esel an die Leine zu nehmen.
"Halt!" Kanndra fummelte ihre Dienstmarke hervor. "Stadtwache. Der Karren ist beschlagnahmt! Bringen Sie uns so schnell wie möglich zum Pseudopolisplatz!"
Noch ehe der Mann Zeit hatte, Luft zu holen um seine Weigerung kund zu tun, hievte sie Ayure auf die Ladefläche und kletterte hinterher. Der Karrenlenker glotzte sie an.
"Na los, worauf warten Sie noch!" So überrumpelt, fügte sich der Mann in sein Schicksal und zog am Strick des Esels, wobei er leise Töne von sich gab.
Auf der Fahrt riss Kanndra mit leisem Bedauern einen Streifen von ihrem Uniformhemd ab, um die Wunde damit notdürftig abzubinden.

"Nun ja", gab Dannecker zu, "ich habe da natürlich Gerüchte gehört von einem großen Coup. Der ganze Hafen brummt davon. Aber das hatte irgendetwas mit Drogen zu tun, nicht mit Gewürzhandel."
"Drogen?", fragten die drei Wächter fast gleichzeitig. Rasch schaute Romulus sich um, ob sie Aufmerksamkeit erregt hatten, doch die Schaulustigen um sie herum starrten alle fasziniert auf den Brand. Gerade rückten die ersten Männer der NGFF an. Hektisch verteilten sie Ledereimer untereinander und bildeten eine Kette, die bis zum Ankhufer reichte. Nur einer stand etwas abseits und murmelte: "Tja, schätze, nich' mehr viel zu machen."

10.07.2006 17: 57

Pyronekdan

Valdimier, Pyronekdan und Tussnelda konnten nach dem Knall weder etwas sehen, noch etwas hören.
Es dauerte fünf Minuten, bis der Rauch sich langsam verzog, und die Ohren der Wächter sich von dem buchstäblich ohrenbetäubenden Geräusch einigermaßen erholt hatten. Als erstes stellten die Wächter fest, daß die Wache unerwarteter Weise noch stand. Allerdings gab es jetzt ein Loch in der Außenwand gegenüber der Labortür. Da das Labor noch immer verraucht war, sahen sie zuerst nach draußen. Ein großer Teil der Laboreinrichtung war offensichtlich mit nach draußen geflogen und lag jetzt in der Seitengasse neben dem Gebäude. Auf den zweiten Blick entdeckte Valdimier, daß Rib ebenfalls aus dem Gebäude geschleudert wurde, und sich an der Außenwand festhielt. Der Vampir zog den Gnumie hoch, und setzte ihn im Flur ab.
"Du hattest Recht", meinte dieser. "Es ist tatsächlich leicht explosiv."
"Das nennst Du eine leichte Explosion?", fragte Tussnelda nach.
"Ich meinte, daß es sehr leicht zur Explosion gebracht werden kann", erklärte Rib. "Die Wirkung ist wesentlich stärker, als bei Pulver Nummer Eins! Immerhin hatte ich nur ein paar Gramm getestet."
Die übrigen Wächter, die sich gerade im Gebäude aufhielten, hatten inzwischen den Explosionsherd ermittelt, und eilten zu Hilfe. Rogi erreichte die Gruppe als erste, und kümmerte sich um Rib.
Pyronekdan ging inzwischen ins Labor, in dem man langsam wieder etwas sehen konnte. Die Explosion hatte den Raum völlig verwüstet. Zum Glück hatte Rib die Dose mit dem Spezialmittel vor dem Test in sicherer Entfernung verwahrt. Denn obwohl der Labortisch aus Gußeisen bestand, und mit einer dicken Steinplatte abgedeckt war, hatte die Explosion ein Loch hindurchgebrannt.


10.07.2006 19: 54

Araghast Breguyar

"Warum zum Geier sollte man Chilischoten mit Ankhschlamm isolieren?" wunderte sich Oberfeldwebel Breguyar. "Es ist ein Gemüse, weiter nichts."
"Nun, Sör, auch Obst und Gemüse können durchaus gefährliche Eigenschaften haben." erklärte Tyros. "Wenn man zwei Metallplatten in eine Zitrone steckt und an diesen Platten zwei Drähte befestigt..."
"Dann brät es einem vermutlich die Augenbrauen oder so." seufzte Araghast. "Was mich eigentlich viel mehr interessiert ist die Tatsache, daß wir Walter um nur etwa zehn Minuten verpasst haben. Ein reichlich seltsames Verhalten für jemanden der angeblich gejagt wird, sich in seiner eigenen Wohnung aufzuhalten, findet ihr nicht?" Er begann, im Zimmer auf- und abzugehen.
Derweil beugte sich Tyros über die Chilies und nahm sie genauer in Augenschein.
"Wenn ich nur wüsste warum sie so grünlich schimmern..." murmelte er und runzelte die Stirn als er winzige, wie von einer Nadel gestochene Löcher in der glatten Haut der Schoten entdeckte. Ein leises Zischen erklang.
"Ich weiß nicht, Tyros." sagte Nyvania als feiner Rauch aufzusteigen begann. "Irgendwie ist mir das alles sehr..."
"Runter!" brüllte der GiGa plötzlich, packte seine Kollegin und riß sie mit sich zu Boden.
"Was ist denn..." fragte Araghast und erblickte die qualmenden Schoten auf dem Ankhschlamm. Reflexartig riss er die Decke vom Bett, warf sie über die mutmaßliche Gefahrenquelle und schmiss sich ebenfalls auf den Bretterboden.
Sekunden später raste eine Druckwelle durch das Zimmer und sprengte die verschmierte Glasscheibe aus dem Rahmen. Die drei Wächter bekamen kaum Luft da ihre Lungen von dem scharfen Aroma heißer Chilies brannten. Gleich einem Schneesturm wirbelte die Federfüllung der zerfetzten Bettdecke durch den Raum.
Tyros hob als erster den Kopf.
"Die reinste Hühnerexplosion." kommentierte er während er sich aufsetzte. "Verdammt, ich glaube jetzt weiß ich, wie das Ganze funktioniert hat. Die Löcher waren dazu da, das scharfe Innere mit dem Ankhschlamm in Verbindung zu bringen. Und dann..."
"Bumm." sagte Araghast bissig und erhob sich. "Jetzt sollten wir uns zuerst mal fragen, was das da eben eigentlich sollte."
Plötzlich eilte Nyvania zur Tür und zog etwas hinter dem Rahmen hervor. Es war ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Wortlos entfaltete sie es.
Ganz schön scharf, nicht wahr? stand dort in ungelenken Blockbuchstaben.

* * *


Derweil kratzte sich im Wachhaus am Pseudopolisplatz Pyronekdan nachdenklich am Kinn, nachdem er seine Runde durch das Labor beendet hatte.
"Wenn eine so kleine Portion des Mittels schon eine solche Explosion anrichten kann," brummte er, "Welche Wirkung haben dann vier Kisten?"
"Au Backe." sagte Valdimier nur.


12.07.2006 23: 13

Septimus Ebel

"Bist du sicher, dass es Drogen sind?", hakte Romulus nach.
"Nun, eigentlich nicht. Aber es könnten welche sein", antwortete Dannecker.
"Was soll das denn heißen?", fragte Harry weiter.
"Wisst ihr, die Leute reden sowas.. Aber ich weiß nicht genau, ob es stimmt."
"Aus welchem Grund hast du die Informationen über Gewürzlieferungen zusammengestellt?", wollte Septimus wissen.
"Argh, nun ja, ich musste etwas unternehmen, versteht ihr?"
"Nein", antworteten die drei Wächter gleichzeitig.
"Ein Mann namens Paul kauft Gewürzbestände auf Alles, was ab Anfang dieses Monats von außen in die Stadt rein kam, hat er sich unter den Nagel gerissen. Keine Ahnung, woher er das Geld dafür hatte, sein Startkapital, meine ich. Er war zwar neu im Geschäft, aber bei weitem nicht erfolglos. Er verkauft viel. Mehr als in den Akten steht. Die Akten könnt ihr vergessen und auch die Listen der Hafenmeisterei, fürchte ich, sind nicht einmal ansatzweise ein Zeugnis eines winzigen Teils seiner Geschäfte. Er hat einen langen Arm, wenn ihr versteht. Er kann sich viel leisten. Und das tut er auch. Allmählich sträube ich mich gegen seine Dreistigkeit. Und gegen seinen verdammten Terror! Er strapaziert meine Geduld."
Nachdem er in einer wütenden Drohgebärde die Faust erhoben hatte, beruhigte er sich wieder. Dannecker machte eine entschuldigende Geste.
"Hier und dort ein wenig nebenbei verdienen, da sag ich nichts gegen. Aber so ein Chaos anzurichten! Eine Katastrophe! Als wäre sein bisheriger Profit nicht genug, kommt er jetzt auch noch mit dieser Verkaufsbombe!"
"Meinst du einen Verkaufsschlager?", fragte der Gefreite.
"Ich meine genau das, was ich gesagt habe, junger Mann. Ich mag es nicht, unterbrochen zu werden. Paul hat ein neues Produkt angekündigt. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber ich weiß, dass er damit eine Menge Schaden anrichten wird. Er bringt alle Strukturen des anständigen Händlertums durcheinander."
"Die Hafenmeisterei hat Verluste gemacht?", erkundigte sich der Wehrwolf.
"Na, selbstverständlich haben wir Verlust gemacht! Der schlimmste ist die Korruption meiner Mitarbeiter. Alle stehen unter hohem Druck. Entweder kauft Paul sie oder er schüchtert sie ein. Wenn man ihm nicht gehorcht, kann man sehr bald Besuch von Gevatter Tod erwarten."
In diesem Moment kam Piet auf die Gruppe zu. Dannecker verstummte sofort.

13.07.2006 20: 28

Romulus von Grauhaar

In einem anderen Teil der Stadt, in einem streng geheimen unterirdischen Raum.
"Nun, Turmalin, deine Aufgabe es sein, Informationen aus dem Hafen zu beschaffen."
Der angesprochene Troll traute sich vor Angst nicht einmal, sich zu bewegen. Dolomit war einer der Schläger von Chrysopras. Und zwar einer, der dem Boss sehr nahe stand, und dadurch besondere Vollmachten besaß und der außerdem für einen Schläger-Troll außergewöhnlich intelligent war.
"Ich recht haben, Turmalin?" herrschte Dolomit ihn an.
"Ja, du recht haben Dolomit," brachte Turmalin heraus.
"Und warum wir haben erst jetzt erfahren, dass große illegale Schmuggeleien am Hafen passieren, die nicht von uns überwacht worden sein? Noch dazu nicht von dir, sondern von Kontaktmann in der Händlergilde?" fuhr der Schläger-Troll in nervenzermürbend ruhigem Tonfall fort.
"Ich... ich... ich haben nicht gewusst, dass..."
"Du wissen sehr gut, dass Chrysopras es nicht gut finden, wenn andere Personen versuchen, in Ankh-Morpork große Schmuggelgeschäfte aufzumachen, die nicht werden kontrolliert von ihm."
"Ja, ich... ich..."
"Chrysopras sein sehr enttäuscht von dir, Turmalin."
"Ich es besser machen werden in Zukunft!"
"Ich sagen, Chrysopras sein sehr enntäuscht von dir. Was du meinen mit Zukunft?"
Dies war der letzte Satz, den Turmalin in seinem Leben hörte.

***


Wärend Ayure von Rogi professionell verarztet wurde, hatte Kanndra die Gelegenheit, sich auf den neusten Stand der Dinge zu bringen, was die ersten Ergebnisse von Valdimier, Pyronekdan und Tussnelda anging.
Diese drei, die in der Zwischenzeit eine kleine Erfrischung in der Kantine zu sich genommen hatten horchten auf, als Kanndra von dem hinterhältigen Angriff auf Ayure und sie berichtete. Irgendjemand schien genau zu wissen, wer mit den Ermittlungen beschäftigt war, und diesen Personen nun auf den Pelz rücken zu wollen.
Wärend die vier noch mit lebhaften Diskussionen um die Identität des Schützen beschäftigt waren, steckte Chief-Korporal von Grauhaar seinen Kopf zur Tür herein.
"Hallo Kollegen. Ich hab hier jemanden, der eine Aussage machen möchte bezüglich eines brennenden Kahns..."
Neben Romulus kam, auf seine Planke gestützt, der alte Piet - immer noch ohne ein neues Holzbein - hereingehumpelt.

***


Araghast, Nyvania und Tyros hatten es derweil sehr eilig, zurück ins Wachhaus zu gelangen. Eine Eiltaube an SUSI war bereits verschickt worden, um Dicks Wohnung zu untersuchen.
Auf halbem Wege zum Wachhaus kamen ihnen Charlie Holm und Olga-Maria Inös entgegen.
"Die Ablösung?" wollte Araghast scherzhaft wissen.
"Ja, und ihr tätet gut daran, ein Bad zu nehmen oder so," entgegnete Olga-Maria. "Ihr seht... ein wenig... geschwärzt aus."

19.07.2006 15: 51

Harry

Bereits vor der Wachtür wurde der Hauptfeldwebel von den anderen abgefangen und auf den neuesten Stand gebracht.
"Geschossen? Wer? Und warum?"
"Das wissen wir noch nicht. Ich habe keinen-"
"Gut", unterbrach Araghast ungehalten, "wir sollten uns gleich zusammensetzen und noch mal alles aufarbeiten. Aber vorher höre ich mir an, was dieser Piet zu sagen hat."

"Mehr haben Sie also nicht zu sagen?", fragte Araghast noch einmal nach.
"Nein", log Piet. Ich schlief, und als ich aufwachte, brannte das Schiff. Ich bin rausgelaufen, und das war's."
Ich kümmere mich selbst um diese Sache, dachte er bei sich. Diese Landratten sind einem dabei sowieso nur im Weg.
Der ehemalige Püschologe sah ihn skeptisch an. "Na gut. Wenn Ihnen noch etwas einfällt..."
"...dann sage ich Bescheid, natürlich." Der alte Seebär stand auf und hinkte aus dem Büro, unwirsch helfende Hände ablehnend. Araghast sah ihm mit gerunzelter Stirn nach und ging dann die Treppe herab in den Versammlungsraum. "Harry?"
"Ja, was gibt's?" Der Gnom sah von seinem Fingerhut voll Kaffee auf.
"Du solltest dem alten Piet folgen. Der weiß etwas - vielleicht führt er uns auf eine Spur."
"Aber... ich..." Harry sah auf die große Uhr an der Wand. "Es ist gleich Feierab-"
"Ein FROG ist immer im Dienst, Harry. Das ist wohl etwas, was Du noch lernen musst.
"Ich... na gut, Sör." Missmutig sprang der Gnom vom Tresen.
"Und wir anderen" - Araghast sah in die Runde - "tragen jetzt noch einmal zusammen, was wir wissen."


Frieder Henkeltopf wendete die Kugel wieder einmal in seiner Hand. Den ganzen Tag über hatte er sich gefragt, was er mit ihr machen sollte. Sie sah wertvoll aus, oh ja, auch wenn das Stück Schutt sie beschädigt hatte, aber sicher war es auch eine Spur, oder nicht? Und wenn sie einem Verbrecher gehört hatte, und er versuchte, sie zu verkaufen, würde dann nicht sein Leben in Gefahr sein?
Henkeltopf hatte einige Kriminalgeschichten gelesen, und wusste, wie gefährlich Beweisstücke für den Finder sein konnten. Und dies war nicht nur eine simple Glaskugel, oh nein... Er starrte hinein auf das, was er im Inneren durch das milchige Glas sehen konnte.
Nein, er musste es zur Wache bringen. Gleich morgen früh. Vielleicht gab es ja eine Belohnung?

30.07.2006 22: 22

Pyronekdan

Pyronekdan wußte zumindest, daß er jetzt ein Bad und viel Schlaf gebrauchen konnte. Schließlich wurde es draußen schon langsam dunkel.
"Ich vermute, daß dieser Paul Schnapper angewiesen hat, uns das explosive Chili-Pulver zu verkaufen, damit wir die Ermittlungen entgültig einstellen", mutmaßte der Zauberer.
"Wie kommst du darauf?", wollte der Hauptfeldwebel wissen.
"Auf der Packung stand: Vor Gebrauch schütteln", erklärte Pyronekdan. "Vermutlich kann man das aber nur einmal machen. Außerdem war das ja nicht der einzige Anschlag heute."
"Das ist schon richtig. Ich glaube auch nicht, daß Piets Schiff von selbst verbrannt ist, die Explosion in Walters Wohnung ein Unfall war, oder Ayure Namida zufällig getroffen wurde. Aber wieso bist du so sicher, daß nicht Schnapper selbst dahinter steckt?"
"Er macht zwar mit allem und jedem Geschäfte, aber er würde kaum seine Kunden verlieren wollen. Und wenn er gewußt hätte, wie gefährlich das Zeug ist, wäre er auch wohl kaum so sorglos damit umgegangen."
"War er das?"
"Ja", erinnerte sich Tussnelda, und zuckte zusammen. "Er hatte sogar mit den Packungen jongliert!"

Immer wieder sah Frieder sich die Kugel an. Die gekrümmte Oberfläche verzerrte jedoch den Blick ins Innere, so daß er nur vermuten konnte, was sich darin befand. Er mußte sicher sein. In einer der Kriminalgeschichten, hatte er gelesen, wie ein Dieb eine durchsichtige Perle in einem Glas Wasser versteckt hatte. Frieder wußte nicht viel von Optik, aber das Wasser sollte wohl die Kontur der Perle unsichtbar machen, so daß man direkt hindurchsehen konnte. Einen Veruch ist es wert, dachte er sich, und holte einen Eimer Wasser.


31.07.2006 18: 38

Tyros y Graco

Tyros saß nervös in der Besprechung und fand keine Möglichkeit, in irgendeiner Form ruhig auf dem Stuhl sitzen zu bleiben. Als er mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln begann, sah Araghast Breguyar den Obergefreiten entnervt an.
"Ja?" fragte er, das eine Auge zu einem stechenden Blick bringend.
"Was? Äh, oh, nichts, Schäff", entgegnete Tyros.
"Gut", sagte Araghast und nahm den Faden wieder auf. Als der GiGa wenige Minuten später jedoch erneut zu trommeln begann, runzelte Breguyar entnervt die Stirn und sah seinen Untergebenen an: "Was ist, Tyros. Gehts dir nicht gut?"
"Doch doch, es ist nur, weißt du, ich wollte heute eigentlich noch versuchen, die Bombe nachzubauen, damit ich mich ein Wenig in die Materie einfühlen kann", entgegnete der GiGa.
"Also gut. Dann mach das von mir aus. Wir sind ohnehin gleich fertig. Aber jag hier nicht alles hoch, wir haben mit Ribs Loch schon genügend Schwierigkeiten."
Dankbar nickend stand der Obergefreite von seinem Stuhl auf und verließ den Besprechungsraum in Richtung Labor. Da er die benötigten Megaschoten nicht hatte, wollte er zuerst nur das Prinzip der Bombe nachempfinden und den Versuch zu einem späteren Zeitpunkt dann noch einmal mit der "scharfen" Version probieren.

***


Stabsspieß Harry folgte unauffällig dem alten Piet. Diese Observierung wurde ihm durch den Umstand erleichtert, dass der Seebär im Ruhestand sich ob des fehlenden Beines hüpfenderweise fortbewegen musste. Und da selbst die Bevölkerung einer Metropole wie Ankh Morpork den Anblick eines lustvoll fluchenden, wie ein Känguruh springenden, rußgeschwärzten Kapitäns nicht so häufig zu sehen bekommt, teilte sich die Menge vor diesem und schloss sich hinter ihm auch wieder, sodass der Kurze unbemerkt durch die Beine der Schaulustigen rennen konnte.
Piet schien nicht so recht zu wissen, wo er hinwollte. Er lief nie länger auf einer Straße entlang, sondern bog ständig ab, hüpfte mal durch engere Seitengassen, mal über breite Hauptstraßen, blieb kurz vor einem Stichwaffenladen stehen, ging dann weiter und kam schließlich im Hafen an. Unschlüssig drehte er seinen Kopf hin und her, dann jedoch ging er zielstrebig auf das größte und prächtigste Schiff in der Mole zu. Harry erschrak, als er das Wappen an der Seite des Prachtbaus sah: Links neben der Ankerkette waren die Insignien des Patriziers von Ankh Morpork auf die Planken gepinselt.

Die Besprechung im Wachehaus war beinahe zu Ende, als Pyronekdan noch eine Frage an den Hauptfeldwebel richtete: "Was sollen wir jetzt mit Schnappers Wunderpulver machen? Konfiszieren?"
"Es gibt Probleme, die Lösen sich von selbst, nicht wahr?", entgegnete Breguyar mit einem sadonischen Lächeln um die Lippen. Als er jedoch den entsetzten Blick von Tussnelda sah, entgenete er rasch, dass sie da mal was machen sollten. Das wer oder was ließ er undeffiniert.

Opa Rudolf wachte wie jeden Tag um diese Uhrzeit von seinem Nachnachmittagsschläfchen auf, setzte sich an den Küchentisch seines kleinen Häusschens und trank eine Kanne Kaffee. Dann stand er auf, nahm sich seinen Mantel, setzte sich seinen Hut auf, nahm die Hacke aus dem Flur mit und machte sich auf den Weg in den Wald. Dort hatte er, auf einer künstlichen Lichtung, die Reste seines ehemaligen Landwirtschaftsimperiums stehen. Nach einem kurzen Rundgang über die kleinen Beete betätigte er die Handpumpe, um so seine Gewächse mit Wasser zu versorgen. Als dies zu seiner Zufriedenheit geschehen war, lief er durch die Reihen, hackte hier und dort mal etwas und zupfte ab und zu ein welkes Blatt ab. Als er zu seinem letzten, und größten, Beet kam, schüttelte er wie so oft den Kopf. Er hatte hier wundervolle Chilischoten wachsen, die er einmal in der Woche erntete. Dann kam einen Tag später immer so ein merkwürdiger Stadtmensch mit einem großen Fuhrwerk, der dann die ganzen Früchte abholte. Ganz am Anfang, als der Mann das erste Mal da gewesen war, hatte Opa Rudolf ihm versichern müssen, niemals eine von den Schoten zu essen. Aber das war ihm egal, er mochte dieses scharfe Zeug sowieso nicht. Lieber aß er Bohnensuppe mit richtig dicken Stangenbohnen. Chili passten da nun überhaupt nicht hinein.

12.08.2006 16: 55

Tussnelda von Grantick

Nachdem Tyros den Besprechungsraum verlassen hatte, kratzte sich Tussnelda nachdenklich am Hinterkopf. Irgendetwas wollte ihr einfach nicht aus dem Sinn gehen, ein kleines Detail nagte und liess ihr keine Ruhe. Ärgerlich bleckte sie die Zähne, als es ihr einfiel - Meurigs Allerley. Der Meurig bei dem sie gelegentlich eingekauft hatte, als Kathiopeja noch ihre Freundin gewesen war, und gerne Brokkoli gegessen hatte. Die Kollegin hatte sie manches mal gebeten, ihr von dort etwas mitzubringen und so kannte Tussnelda Willy Meurig recht gut. Er war, genauso wie seine Frau Agathe geradezu besessen von Klatsch. Oft hatte er sich nach vorn aus seinem Stand gebeugt, mit dem kleinen Finger wedelnd auf einen grade gehenden Kunden gewiesen und der Obergefreiten manches delikate Detail berichtet, dass ihr die Schamesröte in die Wangen getrieben hatte.
"Sör?", wandte sich die Armbrustschützin in Ausbildung an den Oberfeldwebel. "Mir ist da noch jemand eingefallen, dem ich gerne einige Fragen stellen würde."
"Nimm Nyv mit", brummte Araghast ein wenig abwesend.
Die Obergefreite von Grantick runzelte die Stirn. Sie musterte die Püschologin besorgt, nickte ihr dann jedoch zu. "Also los", murmelte sie ergeben. Inständig hoffte sie, dass Nyv sie nicht in ein fachliches Gespräch zu verwickeln suchte.

***


Meurigs Stand auf dem Hier-Gibts-Alles-Platz gehörte sicherlich nicht zu den Prächtigsten, aber vielleicht zu den Ehrlichsten. Hier bekam man Kohl wenn man Kohl kaufte und man brauchte das Wechselgeld nicht zählten. Die Farbe blätterte vielleicht von den Latten, aber die Paprika war rot, grün, gelb - Lila suchte man vergeblich.
"Tussi!", Willy Meurig erkannte sie schon von weitem. Wie jeder, der sein Geld mit dem Handel verdiente, hatte er ein ausgezeichnetes Namensgedächtnis. "Hab dich schon lange nicht mehr gesehen. Mal wieder etwas Brokkoli?"
Die Obergefreite grinste schief und warf einen Seitenblick auf Nyv, deren Gesicht einen gelangweilten Ausdruck zur Schau trug. Tickte die Püschologin ähnlich wie sie, würde sie im Augenblick die Frage nach dem Brokkoli einer genauen Analyse unterziehen.
"Nein, danke Willy", sie musterte das Angebot und erspähte einige Auberginen, "haben die schon Saison?"
"Natürlich Tussi!", entrüstete sich Willy und wischte mit einem Tuch über das dunkel glänzende Gemüse. "Glaubst du etwa, ich drehe meinen Kunden Schund an?"
Die Armbrustschützin wiegte den Kopf hin und her und lachte dann kurz auf. "Nein sicher nicht. Aber Chili? Das müsste doch auch..."
"Vergiss das Chili, Tussi. Ich kriegs nicht mehr her", klagte Willy und blickte während dessen auf Nyv. "Wer ist den die Dame?"
"Oh - ja. Nun, das ist Nyv."
"Hallo Nyv!", Willy grinste breit über sein zerfurchtes Gesicht und zauberte von irgendwoher ein kleines Primelchen, dass er der verdutzten Obergefreiten reichte.
"Früher, ja da war noch den guten alten Rudolf Verlass! Hätte nicht gedacht, dass er mit dem Alter so werden würde... ", wandte er sich nun wieder an Tussi, seine Mimik war verschwörerisch, "er erzählt ja immer, seine Schoten würden immer von jemand anderem aufgekauft, aber wenn du mich fragst....", Willy klopfte sich mit den Fingerspitzen gegen die Stirn, "Ich war doch sonst immer sein Abnehmer. Bestimmt ist er mir noch sauer wegen damals... hat sich ganz schön Zeit gelassen, mir das heimzuzahlen. Einmal in den Bach schubsen - Pah!"
Willy liess sich auf einen hölzernen Klappstuhl sinken und wischte mit dem kleinen Tuch in seiner Hand über seine faltige Stirn. "Dabei ist Chili so gefragt."
Nyv nickte gemächlich. "Wo kann man denn diesen Opa Rudolf finden?"
"Du nimmst doch die Auberginen Tussi?"
Die Obergefreite nickte knapp und der alte Meurig füllte ihr grinsend eine Tüte. Nachdem ihn Tussnelda bezahlt hatte, nannte er ihnen die Adresse von Rudolf und sagte dann:
"Ich muss noch arbeiten - Grüsst Kathi von mir!"


16.08.2006 21: 26

Nyvania

Es hatte Nyv überrascht, dass es sowas wie ehrliche Kunden in dieser Stadt gab. Sie war wirklich nicht oft genug unterwegs. Schulterzuckend verabschiedete sie sich von dem Verkäufer und folgte Tussi, die sich die Auberginen betrachtete.
Es führte sie zurück auf die Frage mit dem Brokkoli. Warum kaufte Tussi Auberginen wenn sie sonst Brokkoli holte. Die Wasserspeierin beschloss, dass das nicht ihre Sache war und verwarf den Gedanken- es gab immerhin wichtigeres zu tun.
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, dann versuchte Nyv Tussi in ein Gespräch zu verwickeln.
"Woher kennst du den Laden denn?", fragte sie höflich.
"Von einer alten Bekannten.", sagte Tussi knapp und damit war das Gespräch auch schon wieder. Nyv seufzte leise und fragte sich einmal mehr, warum sie für diesen Fall abkommandiert wurde. Sie brauchte zwar Übung, aber trotzdem. Si zuckte erneut mit den Schultern uns schweigend gingen die beiden Wächter in Richtung der Adresse.

Sie erreichten Rudolfs Hütte und klopften an. Niemand reagierte. Sie versuchten es noch einmal. WIeder nichts. Die Wächterinnen seufzten gleichzeitig.
"Dann heißt's wohl warten.", kommentierte Nyv.
"Oder wir gehen ihn suchen.", entgegnete Tussi entschlossen.
"Er hat schließlich irgendwo Gemüse angepflanzt- zumindest die Chilischoten, wenn die sonst auch hier irgendwo abgeholt werden."
Nyvania nickte zustimmend. Nach einigem Hin und Her beschlossen sie
sich inter dem Haus und etwas weiter im Wald um zu sehen.
Während Tussi weiter in den Wald hinein ging blieb Nyvania zurück um das Haus im Auge zu behalten, falls Rudolf zurück kam.
Nach einigen Minuten rief Tussi ihren Namen und die Wasserspeierin geriet einige Minuten später auf die künstlich angelegte Lichtung.
Tussi unterhielt sich schon mit Rudolf, der etwas überrumpelt schien.

20.08.2006 14: 21

Septimus Ebel

Ein sonderbarer Gedanke begann sich in Harrys Kopf durchzupicken, wie ein Küken, das aus der Eierschale brechen will. Er fesselte ihn, fesselte ihn immer mehr.
Harry folgte Piet weiter. Piet hüpfte die Planke, welche auf das Schiff führte, hoch und an den beiden Wachen auf dem Deck vorbei als hätte er dies schon einige Male getan. Die Wachen nickten ihm zur Begrüßung ernst zu. Als er, erhobenen Hauptes, an ihnen vorbei gehopst war, grinsten die beiden Männer. Sie belustigten sich so sehr über Piets Auftritt, dass sie nicht bemerkten, wie der Stabspieß das Schiff betrat.
Piet hüpfte zielstrebig auf die Kapitänskajüte zu. Er klopfte und wurde sofort eingelassen. Harry entdeckte einige Löcher in der Decke als er eine Möglichkeit suchte, dem Alten auf den Fersen zu bleiben. Nachdem Piet die Türe hinter sich geschlossen hatte, hangelte sich Harry an einem dort hängenden Rettungsreifen die Wand hoch und gelangte durch ein Loch in den Hohlraum der Decke. Er kroch weiter bis er ein weiteres Loch fand von dem aus er in den Raum blicken
konnte.
An einem runden Tisch, fast unter ihm, saßen Piet und ein Offizier, den Harry nicht kannte. Zwischen ihnen stand eine Flasche Knieweich. Da hörte er, wie Piet dem Offizier von einem Paul erzählte. Harry hatte diesen Namen in den letzten Stunden oft gehört, er überraschte ihn nicht mehr sehr. Was ihm aber auffiel, war, dass Piet scheinbar sehr viel mehr über diesen Schmuggler wusste, als er im Revier vorgegeben hatte. Warum hatte er freiwillig eine Aussage gemacht, um dann doch nur Halbwahrheiten auszuspucken? Sicher, gelogen hatte er nicht. Er hatte nur einige Dinge ausgelassen.
"Mit Paul kann man großartig Geschäfte machen", sagte er. "Von ihm kann man jederzeit alles bekommen. Er ist reich wie dein Boss, kann einem kiloweise Wüstenfeuer verkaufen, geniert sich aber auch nicht, einen Deal von fünf Dollar einzugehen. Aber er ist auch ein Dreckskerl."
Er erzählte weiter, wie böse, wie launisch Paul sei und wenn man Termine um wenige Zeit verpasste, nicht zahlen konnte, Papiere nicht fälschen wollte oder mit der Wache redete, sei der Wert des eigenen Lebens schlagartig verfallen, weil Paul seine Schläger und Brandstifter auf einen ansetzte. Piet kam richtig ins Schwitzen und erzählte unter anderem noch, dass Paul eigentlich nur zehn Schläger hatte, obwohl die Mehrheit der städtischen Schmugglerwelt die Zahl auf mindestens achtzig schätzte. Diese Information schien den Offizier zu erfreuen.
"Paul geht mit seiner Konkurrenz um, wie mit einem kleinen Kind, er schlägt sie und bevormundet sie völlig, obwohl sie mindestens dreimal größer und stärker ist als er! Dieser Paul ist eigentlich ein Phäno ... Phäno... ", er suchte nach dem richtigen Wort. "Phänomen!"
Der Offizier lächelte schmierig und lehnte sich zurück. "Erzähl mir mehr!", forderte er.
Nun begann Piet, sich über Paul zu verbreiten. Es wunderte Harry, woher der Alte all seine Informationen herhaben mochte. Piet erzählte mir Augenscheinlichen Genuss an dem Knieweich, der Offizier hörte aufmerksam zu. Harry machte keinen einzigen Mucks und erfuhr somit in kürzester Zeit viel Wissenwertes. Die Chillies, die im Lagerhaus entwendet worden waren, wurden von Paul oder durch Paul zu einem besonderem Pulver verarbeitet, das großen Schaden anrichten konnte. Harry erinnerte sich an das Loch in der Wand des Wachhauses.
"Er verkauft dieses Pulver als Waffe! Verstehst du, Zwick? Als Waffe!", raunte Piet.
Offizier Zwick sagte: "Das ist interessant!" Und schenkte Piet, der bereits mit schwerer Zunge redete, noch etwas Knieweich nach.
"Was ich dir sagen will, mein lieber Zwick: Eben diesen verfluchten Paul solltest du, weißt du, glatt ermorden und um das Pulver berauben, und ich versichere dich, du tätest es ohne die geringsten Gewissenbisse, weil du dir gar keine nicht Sorgen machen brauchst!", verkündete er mit schwankendem Schwung.
Zwick lachte auf. Er war wohl auch schon angetrunken. Harry aber fuhr leicht zusammen. Wie seltsam das alles wahr!
"Erlaube mal, ich will dir eine ernste Frage stellen", lallte der Einbeinige. "Schau: Einerseits ist da ein dummer, bedeutungsloser, böser, kranker Schmuggler, den kein Mensch braucht, der im Gegenteil allen schadet, der selbst nicht weiß, wozu er lebt, keine allzu große Leibgarde hat und der, sobald jenes Kind erwachsen wird, ohnehin sterben wird. Verstehst du? Verstehst du? Bevor es jemand anderes tut oder er sein ganzes Pulver in der Stadt verteilt, bringst du ihn um! Und du kriegst alles, außerdem gibt es einen Schmuggler weniger."
"Nun ja, ich verstehe", antwortete Offizier Zwick und sah aufmerksam seinen in Eifer geratenen Gegenüber an. "Und was ist mit dem Andererseits?"

24.08.2006 15: 01

Valdimier van Varwald

Für Valdimier nahm der ganze Fall langsam abstruse Formen an. Chilies, die sowohl als Pulver und auch in ihrer natürlichen Form hochexplosiv waren, wenn man sie mit etwas Ankhschlamm mischte. Dabei hatte er langsam angefangen zu glauben, dass ihn in dieser Stadt so schnell nichts mehr verwundern konnte.
"Wie sicher ist es denn eigentlich, dass die grünen Chilies in Walters Zimmer auch zu dem Roten Wüstenfeuer gehörten? Immerhin waren die ja grün und nicht rot."
"Das wird Tyros hoffentlich bald herausfinden", erwiderte Araghast. "Wenn das eine andere Sorte war und das gleiche auch noch auf weitere Sorten zutrifft, haben wir bald ein ziemlich großes Problem."
Bestätigend nickte Valdimier. Er wusste nur zu gut, was sein Kollege damit meinte. Ein Gewürz, das ohne große Probleme in einen leicht entzündlichen Sprengstoff verwandelt werden konnte, würde sie vor eine fast unlösbare Aufgabe stellen. Außerdem wollte er sich nicht vorstellen, wie die Bürger de Stadt darauf reagieren würden, wenn man ihnen mitteilen musste, dass der Anbau von gewissen Gewürzen von nun unter Strafe stand, weil man sich damit schnell selbst in die Luft sprengen konnte.
"Zum Glück bin ich mehr der Freund des achatischen Essens", murmelte der Vampir leise vor sich hin. "Solange keine Krankheit ausbricht, die Enten explodieren lässt bin ich auf der sicheren Seite."
"Und was machen wir als nächstes?"
Die Frage kam von Romulus.
"Hmmm..." Nachdenklich kratzte sich Araghast an seinem Kinn. "Ich denke ihr stimmt mir alle zu, wenn ich sage, dass wir unbedingt diesen Paul finden müssen, oder? Er hat Schnapper das Pulver verkauft, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er mit dem Troll unter einer Decke steckt, der die Hafenmeisterei heimgesucht hat. Außerdem würde es mich nicht überraschen, wenn auch er für den Anschlag auf Ayure verantwortlich ist."
Mit einem erneuten Kopfnicken stimmten ihm seine Kollegen zu.
"Außerdem sollten wir uns Fragen, ob er mit dem Wüstenfeuer etwas besonderes vorhat", warf Pyronekdan mit ein. "Wer sagt denn, dass er das Zeug verkaufen will? Im Hafen munkelt doch jeder von dem großen Ding. Ich denke Paul plant damit etwas besonders."
Bei dem Gedanken daran lief es einigen Wächtern kalt den Rücken hinunter. Wenn man die Explosionskraft der kleinen Probe beachtete, mit der Rib beinahe das Wachhaus in die Luft gesprengt hatte, musste es wirklich ein verdammt großes Ding sein, mit dem sie sich vielleicht konfrontiert sahen.

***


"Du dich um die Sache gekümmert, Dolomit?"
"Ja Boss", erwiderte der Troll, der sich gerade bei seinem Chef zurück gemeldet hatte.
"Gut, ich sehr zufrieden sein mit dir." Ein leichtes Lächeln umspielte Chrysopras steinerne Lippen. "Du schon für passenden Ersatz für Turmalin gesorgt?"
"Noch nicht Boss. Ich mich bald drum kümmern werden. Ich allerdings noch einige Knochen knacken gelassen und Informationen über großes Ding herausgefunden."
"Erzähl."
"Nun, niemand genau wissen, was großes Ding ist. Aber wie Kontakt in Händlergilde schon sagte, ein Paul dafür verantwortlich sein soll."
"Paul?", fragte Chrysopras. "Wer das sein?"
"Keine Ahnung." Um seine Aussage zu unterstützen zuckte Dolomit mit seinen massiven Schultern. "Aber angeblich eine Menge explosives Gewürz mit ihm Spiel sein soll."
"Was du da sagen? Explosives Gewürz?"
"Ja Boss. Angeblich Paul davon vier große Fässer davon haben. Soll sogar schon Loch in Wand von Wachhaus gesprengt haben."
"Hmm..."
Es verging ein kurzer Augenblick, in dem Chrysopras nachdenken zu schien. Da es schon langsam dunkel, und die Luft immer kühler wurde, dauerte es auch nicht so lange, bis sein Siliziumgehirn die passende Idee hatte. Bedrohlich machte er einen Schritt auf Dolomit zu. Der andere Troll wich zurück, da er befürchtete, etwas Falsches gesagt zu haben, und wenn einer wusste, wie sein Chef auf so etwas reagierte, dann war er es. Doch Chrysopras klopfte ihm nur auf die Schulter.
"Ich dir was sagen Dolomit. Du mich noch nie wirklich enttäuscht hast."
"D-Danke Boss."
"Ich dir jetzt was sagen. Du dir jetzt andere Trolle schnappen und auf die Suche nach diesem Paul machen. Niemand erst groß in meinem Hafen schmuggeln und dann großes Ding machen, ohne das wir etwas davon wissen."

31.08.2006 0: 07

Pyronekdan

"Außerdem läuft Schnapper immer noch als lebende Bombe durch die Stadt", erinnerte der Zauberer noch einmal. "Darum sollten wir uns als erstes kümmern."
"Am besten gehst du dann sofort los, um ihn zu warnen", meinte Araghast. "Beschlagname seinen gesamten Bestand an seinem Spezialmittel, und bringe ihn an einen sicherein Ort."


Frieder betrachtete die Kugel, die er in den Eimer mit Wasser gelegt hatte. Tatsächlich konnte man jetzt mehr erkennen. Henkeltopf erkannte eine kleine Schriftrolle, auf der seltsame Buchstaben standen. Er kanne die Worte nicht, und doch zogen sie ihn irgendwie magisch an. Was mochten diese Worte bedeuten?, fragte er sich.


Aus Sicherheitsgründen sollte Pyronekdan alleine zu Schnapper gehen. Wie er richtig vermutete, ging es dabei nicht um seine eigene Sicherheit. Auch die Tatsache, das er sich danach ein wenig ausruhen durft beruhigt ihn nicht wirklich. Über das "wie lange?" wollte er lieber nicht nachdenken. Warum mußte er das mit Schnapper auch wieder auf den Tisch bringen. Vielleicht hätte sich das Problem ganz von selbst erledigt. Vorsichtig, und auf laute geräusche achtend, ging er durch die dunkelheit zum Hier-gibts-alles-Platz. Dort hielt Schnapper sich um diese Zeit meist auf.
"Darf es noch etwas mehr sein?", sprach dieser ihn plötzlich von der Seite an.
"Ja und zwar alles!", meinte der Zauberer, der damit gerechnet hatte. "Ich soll das Pulver beschlagnamen, da es sich als gesundheitsschädlich erwiesen hat."
"Das kann gar nicht sein", erklärte Schapper. "Paul gab mir eine lebenslange Garantie!"
"Die dürfte aber bald abgelaufen sein, wenn du nicht vorsichtiger damit umgehst. Gegen das Zeug ist Pulver Nr.1 nämlich nicht gefährlicher als ein feuchtes Streichholz."
Schnapper kannte Pyronekdan schon lange genug, um zu wissen, daß er es ernst meinte, und übergab ihm alle fünf Dosen, die er noch hatte.
"Kannst du mir sagen, wer alles eine Dose davon gekauft hat?", wollte der Zauberer noch wissen.
"Nur Rosalinde Schneeweiss hat zwei Dosen davon gekauft", gab der Händler an. "Sonst niemand."


01.09.2006 19: 28

Kanndra

Marius Hahr sah seinen Kollegen belustigt an. "Hast dich wohl in der Tür geirrt, Frieder. Bei mir brennts nicht", witzelte er, auf den Eimer Wasser zeigend, den dieser mit sich herumschleppte. "Oder willst du dir bloss ein wenig Arbeit mit nach Hause nehmen?"
"Sehr witzig, Marius. Haha." Henkeltopf sah sich in dem dämmrigen Hausflur um. "Lässt du mich jetzt rein oder soll ich hier draussen verdursten?"
Immer noch grinsend zog Hahr seine Tür weiter auf und machte eine einladende Geste. "Nen Bier?"
"Da sag ich nicht nein."
Als beide saßen und einen ersten Schluck des Gerstensaftes genossen hatten, begann Frieder zögerlich zu sprechen. "Als dieses Lagerhaus am Hafen abgebrannt ist..."
Marius nickte. "Erinnere mich. War nix mehr zu retten, habe ich gleich gesehen."
Hahr schien eine Art Hellseher zu sein, denn das war sein Standartspruch. Vielleicht war es aber auch nur eine Ausrede, um möglichst wenig löschen zu müssen, dachte Henkeltopf. "Naja, auf jeden Fall habe ich das was gefunden. In den Trümmern."
"Mhmhm. Die armen Kerle", seufzte Marius.
"Äh... ja. Aber die meinte ich jetzt nicht. Ich habe noch was Anderes im Schutt entdeckt."
"Was denn? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen."
"Eine Glaskugel. Aber sie ist irgendwie milchig und so konnte ich erst nicht sehen, was darin ist."
"Eine Glaskugel in der was drin ist? Das ist ja spannend. Zeig mal!"
Frieder hob den Eimer auf den Tisch. "Sie ist hier drin. Siehst du diese merkwürdigen Schriftzeichen? Du hast doch auch mal in dieser Gildenbibliothek gearbeitet, oder?"
Fasziniert starrte auch Hahr auf das Geschriebene. "Ja, als Staubwischer. Hat mir mein Cousin besorgt den Dschob."
"Und kannst du lesen, was da steht?" Die Spannung in Frieders Stimme war nicht zu überhören.
"Djelibebyianisch, glaub ich. Hmmm... lass mal sehen..."

Nach der Besprechung war Kanndra in ihr Büro zurückgekehrt, um noch einigen Papierkram zu erledigen. Irgendwie kam ihr das viel mehr vor als bei den FROGs. Warum produzierten Ermittler soviele Berichte? Oder lag es daran, dass RUM mehr Mitglieder hatte? Auf jeden Fall konnte sie jetzt erstmal einen Tee gebrauchen. Krister hatte ihr heute morgen eine neue Sorte mitgegeben. Johannisbeer-Himmelkraut. Hörte sich sehr lecker an. Doch der Wasserkessel war natürlich leer. Jetzt musste sie erst wieder zum Waschraum im Erdgeschoss rennen. Als sie aus der Tür trat, stieß sie fast mit Araghast und Valdimier zusammen.
"Harry ist zurück. Er sagt, Piet wäre auf einem Schiff mit Vetinaris Wappen drauf und hätte versucht, einen Offizier Zwick zum Mord an Paul zu überreden, von dem er übrigens mehr wusste, als er hier angegeben hat." Das Auge des FROG-AL blitzte kurz wütend auf bei dem Gedanken an den Seebären.
"Was hat das jetzt schon wieder zu bedeuten?"
"Frag mich was leichteres. Aber ich bin gewillt, es herauszufinden. Kannst du bitte mit Val losgehen und diesen vermaledeiten Kapitän wieder herbringen? Er hat inzwischen einen solchen Alkoholpegel erreicht, dass er wohl nicht weit gekommen ist, selbst wenn sie ihn vom Schiff geschmissen haben."


03.09.2006 12: 30

Harry

Der Mond stand bereits hoch am Himmel, als Harry mit Kanndra und Valdimier das Schiff erreichte, in dem der Alte Piet verschwunden war. Die Wache an der Gangway sah nur nochnäsig auf die Wächter herab, als Kanndra ihre Dienstmarke zeigte.
"Jau, die ist sehr hübsch", meinte er grinsend. "Oder, Kalle?"
"Jupp, die glitzert so schick", meinte sein Kollege. "So etwas hat mein Sohn auch."
"Diese Marke sagt, dass wir von der Stadtwache sind", erklärte Kanndra betont ruhig. "Und wir..."
"Dieses Abzeichen" - Kalles Kollege deutete auf seine Schulter - "sagt, dass wir Wachen des Patriziers sind. Dieses Schiff ist Eigentum der Regierung, da habt ihr nichts verloren!"
"Wir wissen, dass sich ein Zivilist hier befindet, der 'Der alte Piet' genannt wird. Wir möchten..."
"...sofort wieder verschwinden, bevor ihr Ärger bekommt?"
Die letzten Worte waren von einer Gestalt gesprochen worden, die oben auf dem Schiff erschienen war. Harry erkannte Offizier Zwick wieder.
"Ärger?", fragte Kanndra nach. "Hören Sie, mein Herr, wir..."
"...ihr habt hier nichts zu suchen, und wen wir hier beherbergen oder nicht beherbergen ist allein unsere Sache. Wenn ihr das anders seht, dann sprecht mit dem Patrizier. Gute Nacht, meine Dame, meine Herren."
Der Offizier drehte sich um und verschwand wieder unter Deck. Kanndra hielt Valdimier zurück, der Anstalten machte, seine Armbrust zu zücken. "Lass das, Val. Du weißt genau, dass er Recht hat."
Unverrichteter Dinge kehrten die drei zum Wachhaus zurück, wo inzwischen auch die anderen wieder eingetroffen waren. Pyronekdan hatte alle in Schnappers Besitz befindlichen Portionen "Spezialmittel" bis auf eine zurückbekommen, und Tussi und Nyv hatten inzwischen einen Gemüsehändler ausfindig gemacht, der anscheinend hin und wieder Kontakt zu Paul hatte.
"Nun gut", meinte Araghast. "Da setzen wir morgen an. Wenn dieser Händler uns dabei helfen kann, Paul ausfindig zu machen, dann sind wir einen großen Schritt weiter. Pyronekdan, du kümmerst dich um die letzte verbliebene Portion Spezialmittel. Nicht, dass damit noch ein Unglück passiert." Er gähnte demonstrativ. "Und jetzt weggetreten!"

So schliefen die Wächter kurze Zeit später den Schlaf der relativ gerechten. Ganz woanders in Ankh-Morpork hingegen brannte noch bis tief in die Nacht Kerzenschein. Frieder Henkeltopf und Marius Hahr wälzten ein Wörterbuch und studierten den Text, der sich im Inneren der Kugel schemenhaft abzeichnete. Sie lasen ihn wieder und wieder, und diskutierten noch bis spät in die Nacht darüber, was sie jetzt tun sollten.

03.09.2006 22: 27

Septimus Ebel

Sehr lange starrte Hahr auf die Schrift in der Kugel. Die Kerzen brannten herunter und die die Bierflaschen wurden gelehrt, während er über die Bedeutung des Textes nachgrübelte. Ihre Diskussion über die einzelnen Fetzen, die sie hatten identifizieren können, hatte nicht wirklich zu einem Ergebnis geführt. Es dämmerte schon, als er schließlich aufblickte. "Also eins kann ich ganz sicher sagen: Es geht um Feuer. Und es scheint so was wie ein Rezept zu sein. Aber mehr weiß ich nicht. Um das zu entschlüsseln bräuchten wir einen Experten."
"Und haben wir einen Experten?" fragte Frieder gähnend.
Plötzlich wurden sie von einem furchtbaren Geschrei aufgestört.
"Bei den Göttern!", rief Frieder jetzt hellwach. "Was ist das?"
Unnatürlichen Töne, Geheul, Geschrei, dumpfes Knirschen, splitterndes Holz, Weinen, Schlagen und Schimpfen erweckten den Eindruck, als würde sich jemand durch die Nachbarschaft prügeln. Frieder konnte sich so einen Greuel, so eine Raserei gar nicht vorstellen. Er hatte schon viel gesehen und gehört in seinem Beruf - aber dies klang schrecklicher. Vor allem, weil es näher kam. Voll Schrecken erhob er sich, sein Atem ging schwer. Die Schläge und das Geschrei wurden immer stärker und lauter.
Hahr vernahm die Stimme von Herrn Cox, seinem Nachbarn. Er heulte, kreischte und klagte, allerdings gleichzeitig und sehr hastig, sodass man nicht verstehen konnte, um was er flehte. Hahr bebte am ganzen Körper.Er konnte durch die Wand hören, wie jemand Cox schlug - man hörte es am Geheul, den Schlägen; sah es am Staub, der bei jedem Zittern des Bodens von des Wänden rieselte. Was zur Hölle war hier los?
Stille.
Es klopfte an der Tür.
Drei wuchtige Schläge ließen sie in den Angeln erzittern.
Hahr war wie versteinert. Er sagte nichts und tat nichts.Mit aufgerissenen Augen saß er auf seinem Stuhl, offenbar ohne noch etwas von seinem Umfeld mitzubekommen.
Da sein Gastgeber sich nicht rührte, sah Frieder sich gezwungen zu öffnen. Er wagte einen Schritt in Richtung Tür, doch seine Beine versagten. Er rappelte sich wieder auf, fasste Mut und bewegte sich langsam auf die Tür zu.
Sie quietschte stilsicher als er sie öffnete. Draußen regnete es. Ein rußiges Nieseln.
Vor Frieder stand ein großer nasser Felsen mit Augen. Daneben ein Mann mit blonden Haaren und kalten blauen Augen.
"W-w-was wollt ihr", brachte Frieder heraus.
"Ich Egeran sein", antwortete der Felsen. "Du etwas haben, was uns gehört."
Frieder hatte sich noch nie so sehr gewünscht, direkt zur Wache gegangen zu sein.

20.09.2006 17: 23

Araghast Breguyar

Morgengrauen.
Araghast Breguyars Blick wanderte zwischen der am Himmel aufziehenden Dämmerung und der Tatortzeichnung an der Wand seines Büros hinterher. Irgendwo in der Stadt lief jemand herum der etwas plante, was einen Haufen hochexplosiver extrascharfer Chilischoten beinhaltete. Diverse Personen wussten mehr als sie bereit waren zuzugeben. Allem Anschein nach schien sogar der Patrizier, oder zumindest jemand von der Besatzung seines Staatsschiffes in der ganzen Sache drinzustecken. Und über allem stand einer Götterikone gleich ein seltsamer Mann namens Paul.
Paul kann man nicht suchen. Er findet einen. hatte Pyronekdan Schnapper zitiert.
Araghast ließ seine Faust auf die Schreibtischplatte niedersausen. Er würde schon dafür sorgen, daß Paul ihn und seine Kollegen fand. Und dann ging es rund, verdammt noch mal! Wenn er nun schon hoffentlich bald die Abteilung verließ und den Posten bei DOG bekam konnte er es zum Abgang noch einmal ordentlich krachen lassen. Und das nicht nur in übertragenem Sinne...
Jetzt musste er nur noch warten bis die anderen zum Dienst eintrudelten.


20.09.2006 21: 37

Romulus von Grauhaar

Es klopfte an der Tür des FROG-Abteilungsleiters.
"Ja?"
Die Tür öffnete sich, und Araghast staunte nicht schlecht, als er Romulus den Raum betreten sah, von dem die halbe Wache wusste, dass er früh morgens meistens zu nicht viel zu gebrauchen war.
"Morgen, Bregs. Hab hier was, dass vielleicht für unseren Fall interessant sein könnte."
Er hielt dem Hauptfeldwebel einen Zettel hin, den dieser an sich nahm und zu lesen begann, wärend der Werwolf eine Dose Superbulle aus seiner Manteltasche zutage förderte und den süßlichen Inhalt ohne großen Umweg über die Geschmacksnerven in seine Kehle goss.

Rohrpost-Meldung
Von: OG Schulterbreit
Betrifft: Trollleiche in Seitengasse nahe Willkommenseife
An: Abteilung RUM

Beim Streifengang wurde heute in den frühen Morgenstunden die Leiche eines Trolls entdeckt. Nach Abgleich mit Datenbank wurde der Tote dentifiziert. Sein Name war Turmalin, er stand mehrfach unter Verdacht, im Hafengebiet als Informant für die Unterwelt zu arbeiten, allerdings konnte ihm nie etwas nachgewiesen werden. Nähere Informationen können noch nicht gemacht werden. Ermittler zur Aufklärung der Angelegenheit benötigt. SUSI-Experten bereits angefordert.


"Ich glaube kaum, dass das ein Zufall ist. Wer kümmert sich derzeit darum?" fragte Breguyar.
"Bisher noch niemand. Kanndra und ich hielten es für besser, dich erstmal davon in Kenntnis zu setzen. Ich denke, es dürfte aufgrund der möglichen Verbindung zu diesem Fall am besten sein, wenn ich das ganze selbst in die Hand nehme. Eventuell ist es beim Stand unserer Ermittlungen im Chili-Fall besser, wenn diese Turmalin-Sache nicht an die große Glocke gehängt wird, bevor wir entweder die Chili-Sache aufgeklärt haben, oder mit Sicherheit sagen können, dass der Troll nichts damit zu tun hatte."
"Wenn Kanndra nichts dagegen hat, nimm dir noch jemanden aus unserem Team mit."
"Hatte sowieso vor, Ayure mitzunehmen, damit sie praktische Erfahrung im Ermitteln sammelt."
"Gut, dann besorg dir am besten noch die Akte von Turmalin und mach dich auf den Weg. Sollte es Neuigkeiten geben, schicke ich dir 'ne Taube. Ach ja: Du weißt schon, dass Ayure gestern 'nen Pfeil im Bein hatte? Frag besser mal Rogi, ob sie sich schon wieder ins Gefecht stürzen darf."

25.09.2006 13: 40

Tussnelda von Grantick

Andächtig schaute Tussnelda aus dem Fenster. Dichter Nebel hing über dem Ankh, eine Tatsache, die physikalisch vielleicht schwer zu erklären, optisch aber dennoch hübsch anzuschauen war. Wenn sie sich den Lärm, den Trubel wegdachte, konnte sie fast glauben, zu Hause zu sein. Nebel über Quirm... unwillkürlich erinnerte sie sich an ihre Schulzeit, an all die Morgen an denen sie durch den Nebel gewatet war, mit traumtänzerischer Sicherheit. Hier in Ankh-Morpork klappte das nicht so gut. Vermutlich war die unglaubliche Mobilität der Stadt Schuld... Dinge wechselten ihre Besitzer, ihre Standorte so schnell... Gebäude wurden zerstört und fix wieder aufgebaut, an anderer Stelle manchmal, doch mit der gleichen Funktion versehen.
"Ob die das Lagerhaus auch schon wieder aufgebaut haben?", fragte sie sich laut und schlürfte einen Schluck Kaffee.
"Der Fall ist so verzwickt", stöhnte Nyv, die sich zu ihr gesellt hatte, um noch einmal die Erkenntnisse aus dem Gespräch mit Opa Rudolf durchzugehen. Zunächst widerwillig hatte er ihnen Auskunft gegeben, aber als Nyv ihn auf die explosiven Probleme hingewiesen hatte, war er immer gieriger darauf geworden, ihnen zu helfen. Eine Seele von Mensch, hatte Tussnelda gesagt und hoffte, damit auch Recht zu behalten. Jeden Dienstag kommt er, hatte der Mann berichtet. Ein blonder kleiner Mann, das Alter unschätzbar. Er bezahlte gut, so gut, dass Rudolf ihm das Versprechen gegeben hatte, seine Schotten an niemand anderen zu verkaufen.
Leider war heute erst Oktotag, also mussten sich die Wächter noch eine Weile gedulden...
"Was kann das für ein großes Ding sein, was er vorhat?", grübelte Tussnelda und starrte auf den Notizblock vor sich.
"In erster Linie sollten wir uns fragen, was es mit den Schotten auf sich hat. Gut, sie sind hochexplosiv. Aber das kann der Plan allein nicht sein... viel mehr denke ich, dass sie der Weg sind."
Die Hauptgefreite nickte. "Was macht man mit explosiven Dingen? Sie öffnen einem Tür und Tor. Vermutlich will er also eine Tür sprengen... im übertragenen Sinne, die besonders massiv ist. Trotzdem frage ich mich, warum er den Stoff in den Handel gibt? Warum hat er ihn zum Beispiel an Schnapper verteilt? Das macht doch keinen Sinn?"
Nyvania erhob sich. "Du hast recht. Viel interessanter ist aber doch, der Fehler im System. Den muss es doch gegeben haben. Sonst wäre das Lagerhaus nie in die Luft gesprengt worden - das erregt doch viel zu große Aufmerksamkeit. Es hätte doch klar sein müssen, dass spätestens in diesem Moment die Wache eingreift."
"Vergiss nicht, dass manchmal das Ziel die Mittel heiligt. Wenn er irgendwas verbergen wollte? Etwas, das zu verbergen wichtiger ist, als sich selbst zu schützen?"
"Nichts desto trotz - die Schotten sind bestimmt nur Mittel zum Zweck. Es muss da noch etwas anderes geben..."
"Vielleicht sollten wir noch mal mit der Nicht-Ganz-Freiwilligen-Feuerwehr reden? Wurden die überhaupt schon gründlich vernommen?"
Nyv zuckte mit den Schultern.

***


Tief verborgen von und in Ankh-Morpork liegt eine Tür. Die Wände die sie umschließen, sind meterdick, die Schlösser von härtestem Eisen, die Wächter sind unbestechlich. Hinter dieser Tür ertönen walzende Geräusche...


28.09.2006 12: 28

Ayure Namida

Die Gefreite saß auf einer Liege in Rogis Büro und betastete vorsichtig ihren rechten Oberschenkel. Sie war zum ersten Mal in Behandlung eines Igors und völlig verblüfft von Rogis Heilkünsten. Bis auf eine winzige Narbe, konnte man keine Spur von dem Angriff entdecken. Sie wusste nicht genau, wie sie das angestellt hatte und wollte es auch nicht zu genau wissen. Auch Rogis Angebot ihr zu erklären was in der neuen Salbe, die sie verwendet hatte, drin war, hatte sie dankend abgelehnt.
Sie drückte probeweise etwas fester auf die kleine Stelle und bereitete sich auf einen stechenden Schmerz vor. Nichts geschah. Sie drückte noch etwas fester. Nichts.
Stirnrunzelnd suchte sie in ihrem Gedächtnis nach einem Beweis, dass wirklich ein Pfeil fast bis zur Hälfte in ihrem Oberschenkel gesteckt hatte.
Die Tür ging auf und Rogi eilte hinein. Ayures Ausbilder folgte ihr.
"Ich entlaffe die Patientin hiermit offifiell. Fie wird keine weiteren Fierigkeiten haben. Allef ift beftenf verheilt."
"Na dann ist ja alles klar. Fühlst du dich bereit wieder mit zu ermitteln Gefreite?"
Romulus nahm einen Schluck aus einer Dose. Und lächelte sie aufmunternd an, auch wenn das Lächeln recht müde wirkte.
Ayure stand auf und belastete ihr Bein probeweise, um auch ganz sicher zu sein.
"Ich bin bereit, Sör!"

Auf dem Weg zum Tatort erläuterte Romulus seiner Auszubildenden die aktuelle Situation des Falles.
"Chilischoten als Bombe?!" hakte die Ermittlerin i.A. ungläubig nach.
"So sieht's aus. Unser GiGa ist dabei das ganze zu untersuchen. Wir sollen uns jetzt aber erst einmal um den Trollmord kümmern."
Als sie den Tatort erreichten, hatte SUSI bereits mit der Spurensicherung begonnen.
Die beiden betrachteten nachdenklich die Trolleiche.
Romulus beschloss Ayure auf die Probe zu stellen.
"Also, was denkst du?"
"Ich würde sagen, dass da auf jeden Fall eine Verbindung besteht. Unser Opfer war im Hafenbereich tätig. Wahrscheinlich hat er einfach nur etwas übersehen, oder Informationen verschwiegen und wurde aus dem Weg geräumt. Wenn ich das richtig sehe, sind wir nicht die einzigen, die diesen Fall verfolgen."
Romulus nickte.
"Wir sollten uns beeilen und zusehen, dass wir die Ersten sind, die dahinter steigen und diesen Paul finden..."


09.10.2006 0: 33

Araghast Breguyar

Marius Hahr trat vom Fenster der Wachstube der Nicht-ganz-freiwilligen Feuerwehr zurück und ließ die Ecke der groben Rollgardine sinken. Auf den Bänken schnarchten seine Kollegen die während der Nachtwache pflichtbewusst ihren Durst mit dem Inhalt eines Fasses Bier gelöscht hatten. Nachdem was auch immer es gewesen war, vermutlich ein Troll, urplötzlich durch die Tür gebrochen kam war er Hals über Kopf mit der seltsamen Kugel aus dem Fenster seiner sich zum Glück im Erdgeschoss befindenden Wohnung geflohen und hatte sich in der Wachstube versteckt. Armer Frieder. Marius mochte sich nicht einmal vorstellen, was mit Frieder Henkeltopf geschehen war. Sein freund befand sich in höchster Gefahr. Der Feuerwehrmann schielte auf die kleine Kugel die er immer noch fest mit der linken Hand umklammert hielt und vor seinem geistigen Auge erschien die seltsame Schriftrolle die er tief im Inneren des Glases gesehen hatte. Marius verwettete einen Monatslohn, daß die schrecklichen Eindringlinge hinter der Kugel her waren. Und es gab nur einen Ort an dem er sich Hilfe erhoffen konnte und er vor allem sicher war.
Mit zitternden Fingern schob der Feuerwehrmann die Kugel in die Tasche seines Mantels und entriegelte die Tür. Verstohlen blickte er sich um, konnte jedoch niemanden entdecken. Jetzt oder nie, dachte er und rannte die Straße in Richtung Pseudopolisplatz entlang.

11.10.2006 21: 26

Harry

Harry kam wieder einmal als letzter und mit müden Augen am Wachhaus an. Nicht, weil er verschlafen hatte, sondern... na gut, er hatte tatsächlich verschlafen, aber auch, wenn das nicht der Fall gewesen wäre, wäre er als letzter gekommen. Der Weg vom Boucherie zum Pseudopolisplatz war nicht zu unterschätzen.
Mit schläfrigem Blick wanderte er in den Gemeinschaftsraum und hatte sich gerade einen fingerhutgroßen Becher mit Kaffee gefüllt, als Araghast den Raum betrat.
"Hallo Harry, da bist du ja endlich. Die anderen sitzen schon in der Einsatzbesprechung - bis auf Romulus und Ayure, die untersuchen einen Mordfall, der eventuell mit unserer Angelegenheit zusammenhängt. Kommst du?"
Den Kaffeebecher in der Hand schlurfte der Gnom hinter seinem Abteilungsleiter her und wünschte sich, wieder bei DOG zu sein, wo es keine blöden Sprüche wie "Ein FROG ist immer im Dienst" gab, und wo man auch mal ausschlafen konnte, ohne dass man gleich schief angesehen wurde.
Sie marschierten durch den Vorraum, wo der diensthabende Gefreite gerade versuchte, einen panisch dreinblickenden Zivilisten zu beruhigen und wollten gerade die Treppe herauf steigen, als Harrys müde Ohren ein paar Wortfetzen auffingen.
"...Troll... sagte, er heißt Edgar Brandt, oder so..."
Harry drehte sich abrupt um. "Egeran?"
"Ja, Egeran, das war's. Genau. Aber wieso..."
Auch Araghast drehte sich jetzt um. "Ich glaube, Sie erzählen Ihre Geschichte lieber oben, Herr..."
"Hahr. Marius Hahr." Der Mann stand auf und griff nach einer Tasche, die er neben sich abgestellt hatte.

15.10.2006 22: 52

Kanndra

Hahr klammerte sich an der Karrenwand fest und hoffte, dass er sich nicht übergeben musste. So ein halsbrecherisches Tempo war er nicht gewohnt, doch dieser komische rote Esel rannte als wäre an ihm ein Rennpferd verloren gegangen. Und die Wächter in grün, die bei ihm saßen, machten grimmige Mienen. Anscheinend waren sie wild entschlossen, diesen gewalttätigen Troll hinter Gitter zu bringen. Marius machte sich mehr Sorgen um Frieder, aber er konnte sich nicht richtig darauf konzentrieren, denn der Wächter mit der Augenklappe stellte ihm ständig Fragen.
"Und Sie konnten diese Schriftzeichen wirklich entziffern?" Araghasts Blick verriet, dass er den Mann vor sich kaum zu so etwas fähig hielt.
"Ja, ich habe doch mal in dieser Gildenbibliothek gearbeitet", antwortete Hahr. "Wissen Sie eigentlich bin ich ja..."
Der FROG-Abteilungsleiter beugte sich vor und unterbrach Marius, um die Geschichte der vielen Aushilfsdschobs des Feuerwehrmanns nicht noch einmal hören zu müssen. "Und was steht dort Ihrer Meinung nach?"
"Irgendwas mit Feuer und eine Art Rezept. Aber eigentlich macht es nicht viel Sinn."
"Ich glaube kaum, dass jemand sich die Mühe macht, einen Text in altdjelibebyianisch zu verfassen und diesen dann in einer Kugel zu verschließen, wenn er nicht wenigstens einen Sinn macht", kam ein ironischer Kommentar von Harry, der es sich auf einem aufgerollten Seil gemütlich gemacht hatte.
"Was genau steht auf dem Zettel?", fragte Araghast mühsam beherrscht.
Hahr räusperte sich. "Tja... also... mal sehen, ob ich es noch zusammen kriege. Ach, warten Sie, ich habe es ja aufgeschrieben." Er begann, in seiner Tasche zu wühlen, wurde dabei in einer Kurve gegen die Karrenwand geschleudert und hielt sich danach wieder krampfhaft fest. Aber er hielt Bregs triumphierend ein Stück Papier entgegen.
"Milch, Eier, Brot... wollen Sie uns auf den Arm nehmen, Herr Hahr?" Der Tonfall des Hauptfeldwebels nahm eine bedrohliche Färbung an. Wenn dieser Witzbold glaubte, sie verschaukeln zu können, dann würde er was erleben.
"Äh... nein. Das ist mein Einkaufszettel. Es steht äh.. auf der Rückseite."
Bregs drehte den Papierfetzen um und las:

Reichlich salzen ... mit Kaktusstacheln ... sieben-und-ein Tag feucht ... feuriger Atem entbrennt.

In dem Moment hielt Schusi mit einem Ruck an und Valdimier verkündete: "Wir sind da!"

28.10.2006 16: 35

Valdimier van Varwald

Es wird langsam Zeit, dass wir wieder einen Troll in unsere Truppe bekommen, dachte sich Valdimier als er zusammen mit den anderen FROG's vom Karren kletterte.
Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich Egeran noch immer hier aufhielt, doch was würden sie machen, wenn sie dem Troll wirklich einmal gegenüberstanden? Nach allem, was sie nun schon über ihn gehört hatten, konnte man davon ausgehen, dass er nicht einer der kooperativen Sorte war.
"Val, du und Tussnelda schaut euch mal in Herr Hahrs Wohnung um", erklärte Araghast, als sich alle Wächter vor dem Karren versammelt hatten.
Mit einem kurzen Nicken bestätigte der Vampir den Befehl und wandte sich seiner Kollegin zu.
"Dann wollen wir mal."
"Ja, Sör."
Sie beide zogen ihre Pistolenarmbrüste, auch wenn Valdimier schon beschlossen hatte, sofort den Rückzug anzutreten, wenn sie im inneren des Hauses auf eine sich bewegende Steinformation stoßen sollten.
"Wenn sie darin nach dem Troll suchen wollen können sie sich die Mühe sparen", erklang eine Stimme aus dem Eingang des Nachbarhauses und ein etwas älterer Mann trat hindurch. Sein Gesicht wies einige blaue Flecken auf. "Der ist schon wieder abgehauen. Hat allerdings deinen Freund mitgenommen."
Seinen zweiten Satz richtete er an Herrn Hahr, der bei diesen Worten ziemlich bleich zu werden schien.
"Er hat ihn mitgenommen?", fragte er zurück. "Hat er ihn verletzt?"
"Keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht wirklich Jungchen. Was mich mehr interessiert ist die Frage, wie du mir meine neue Tür bezahlen willst? Sieht ganz danach aus, als wäre das alles deine Schuld."
"Was soll denn Herr Hahrs Schuld gewesen sein?", fragte Araghast.
"Das dieser irre Troll einfach so meine Haustür einschlägt, und mir dann beinahe den Kopf von den Schultern reißt, weil er nach ihm da sucht."
Er drehte sich um und deutete auf die Haustür, durch die er eben gekommen war. Erst jetzt fiel Bregs auf, dass die Tür nicht einfach offen stand, sondern aus den Angeln gerissen war und nun lose an der Wand lehnte.
"Außerdem soll ich dir von dem Troll noch etwas ausrichten, Jungchen", fuhr Herr Hahrs Nachbar fort. "Du sollst wissen, dass es nicht sehr nett war, dass du deinen Freund einfach so zurück gelassen hast und wenn du willst, dass ihm nichts passiert, solltest du dafür sorgen, dass er das bekommt was ihm gehört."

06.11.2006 0: 58

Pyronekdan

In der Zwischenzeit hatte Pyronekdan Rosalinde aufgesucht. Zum Glück hatte sie das Spezialmittel noch nicht ausprobiert. Jetzt mußte er die Dose nur noch zu den anderen bringen. Er hatte lange überlegt, was Araghast wohl mit einem sicheren Ort meinte, zu dem er das Pulver bringen sollte. Welcher Ort war noch sicher, wenn sich einige Dosen dieses hochexplosiven Pulvers dort befanden? Dann war er zu dem Schluß gekommen, daß Sicherheit ein relativer Begriff war, und der einzige Ort der durch das Pulver nicht wesentlich unsicherer wurde, war die Alchimistengilde. Auf eine Explosion mehr oder weniger kam es dort kam an. Zufälliger Weise befand sie sich heute noch immer am gleichen Ort wie gestern, was eine lästige Suche erübrigte. Nachdem er die Dose dort abgegeben hatte, machte er sich schnell wieder auf den Weg zur Wache.


29.11.2006 21: 01

Araghast Breguyar

Einen Tag später...
Araghast Breguyar saß in seinem Büro und schrieb im Schein einer Öllampe seinen Abschlussbericht, während draußen vor den Fenstern ein abendliches Sommergewitter tobte. Das Ende des Falles hatte den Hauptfeldwebel ganz und gar nicht zufriedengestellt. Letztendlich war es alles auf eine obskure Verschwörung mit dem Ursprung Klatsch herausgelaufen, deren Hintermänner nicht gefasst hatten werden können. Der Hauptfeldwebel seufzte leise, als er die Akte zuklappte. Die akute Gefahr war gebannt, und was noch kommen mochte, darum durfte sich ein anderer Abteilungsleiter der FROG kümmern. Sein Antrag auf eine Versetzung zu DOG war abgegeben und alles weitere würde sich ergeben.
Irgendwie.


10.12.2006 21: 18

[1] siehe Ribs Single "Leitfaden für labile Laboranten"

[2] Rosalinde kümmerte sich dort nämlich um die bei Schlägereien verwundeten Matrosen.

[3] Andernfalls hätte es wohl schon längst eine Unsinkbar III gegeben.

[4] das heißt keiner getraute sich mehr

[5] Jakob Spatz betätigte sich ebenfalls nebenbei als Schmuggler, wenn sich die Gelegenheit ergab. So war die "Unsinkbar II" mit ein paar Eigentümlichkeiten ausgestattet, ebenso wie es ihre Vorgängerin, die "Unsinkbar" war und bestimmt auch das Schiff mit dem er zur Zeit umherschipperte, die "Unsinkbar III"


Wörter:

Ayure Namida   505
Nyvania   1474
Romulus von Grauhaar   1750
Valdimier van Varwald   1983
Tyros y Graco   2044
Tussnelda von Grantick   2153
Harry   2318
Pyronekdan   2366
Araghast Breguyar   2823
Kanndra   3250
Septimus Ebel   3965
 



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