Willichnicht will ich nicht

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vollendet am 09.03.2004

Frau Willichnicht wurde entführt und jemand erpresst die Wache. Ehrensache für GRUND, dass etwas unternommen werden muss. ODER??

Valdimier van Varwald

Morgens, halb sieben in Ankh-Morpork und Schichtwechsel auf den Strassen der Stadt. Die Individuen, die man nur nachts treffen konnte, zogen sich in ihre Behausungen zurück, während die restlichen Bewohner langsam aus ihren Betten krochen um ihren täglichen Arbeiten nachzugehen. Doch einer von ihnen hatte das Aufstehritual schon abgeschlossen und war gerade dabei das Haus zu verlassen. Es sollte erwähnt werden, dass es sich bei diesem jemand um eine weibliche Person handelte. Schwindt schloss sie die Haustür ab und verstaute den Schlüssel in einer ihrer Manteltaschen. Prüfend schaute sie zum Himmel. Auch wenn es offensichtlich war, dass es heute einen besonders heller und ruhiger Tag werden würde, befand sich in ein Regenschirm in ihrer Hand, den sie nochmals prüfend kontrollierte.

Dann ging sie los. Ihr Ziel war das Wachhaus in der Kröselstrasse.

***


Valdimier van Varwald warf einen Blick auf den Zeitdämonen. Es war nun viertel vor sieben. Lange würde es nicht mehr dauern. Zeit, die Rekruten aufzuklären.
"Also Rekruten, ihr wisst alle, was heute anliegt?"
In der kleinen Gruppe, die versammelt war, nickten alle mit dem Kopf. Es waren Tibor Khäinen, Ktrask, Felsspalter, Malochax Santifax, Johan Schaaf und Laiza Harmonie. Die fehlende Motivation, in ihren Gesichtern, überraschte den Vampir nicht besonders.
"Sehr schön. Wer setzt sich an den Tresen?"
Schweigen füllte den Raum und die Rekruten waren plötzlich damit beschäftigt, den Blick ihres Vorgesetzten zu meiden. Plötzlich schein ein reges Interesse an den Spinnenweben, die an der Decke oder in irgendwelche Ecken hingen, zu herrschen.
"Ich sehe schon, ich wird jemanden bestimmen müssen", murmelte der Lance-Korporal. "Johan, wärst du bitte so freundlich?"
Der Rekrut verzog das Gesicht und wollte protestieren den Finger heben, doch Valdimier kam ihn zuvor.
"Keine Widerrede Rekrut. Jemand muss es halt machen."
"Jawohl Sir", antwortete der sichtlich geknickte Rekrut und nahm hinter dem Tresen platz.
"So, und wir halten uns etwas im Hintergrund. Wir wollen doch nicht, dass sich Frau Willichnicht so vorkommt, als würde sie auf einer Bühne stehen."

***


Später

Erneut schaute Valdimier zu dem Zeitdämonen. Ging er vielleicht falsch?
"Wie spät haben wir es?", fragte er die Gruppe.
"Acht Minuten nach sieben, Sir", antwortete Tibor Khäinen. "Vielleicht verspätet sie sich nur etwas."
"Eher glaube ich daran, dass sie Welt rund ist." Besorgt kratzte sich der Ausbilder am Kinn. "Vielleicht hatte sie einen Unfall?"
"Das wäre aber ein herber Verlust für Ankh-Morpork", murmelte jemand, doch Valdimier war zu beschäftigt, um es zu hören.
"Also gut. Irgendetwas stimmt nicht. Malochax und Laiza! Ihr werdet mal den Weg zu ihrer Wohnung abgehen und schauen, ob ihr sie trefft."
"Sir, es sind nur vier Minuten!"
Valdimier konnte sich auch nicht erklären, warum er sich solche Sorgen machte. Ein ruhiger Vormittag ohne die täglichen Nörgeleien lag vor ihnen. Warum also die Aufregung?
"Es ist nun einfach nicht normal", antwortete er der Rekrutin bestätigte sich damit selbst.
Plötzlich wurde die Tür des Wachhauses aufgerissen und ein kleiner Junge kam hereingestürmt. Er lief zu Johan und warf einen Umschlag auf den Wachetresen.
"Soll ich hier abgeben!", rief er und bevor die Wächter reagieren konnten war er auch wieder durch die offene Tür verschwunden.
"Was das gewesen war?", fragte Felsspalter, der als erstes wieder seine Stimme gefunden hatte.
"Sah sehr nach einem Kind aus", antwortete Valdimier und ging zum Wachetresen.
An die Wache, stand in krakeliger Schrift auf dem Umschlag geschrieben.
Der Vampir riss ihn auf und holte einen schmutzigen Zettel hervor. Seine Augen weiteten sich, als er den Text las, der in der gleichen Handschrift drauf geschrieben war.
"Was ist los Sir?", fragte Laiza.
Valdimier hielt es für das beste, den Brief vorzulesen.
"Frau Willichnicht befindet sich in unserer Gewalt. Noch geht es ihr gut, aber wenn ihr nicht 1000 AM Dollar springen lasst, wird es ihr bald sehr schlecht gehen. Weitere Instruktionen werden folgen. P.S. Wir wissen, was euch die Frau bedeutet."
Erneut füllte sich der Raum mit einer Furchteinflößenden Stille.
"Die Entführer tun mir jetzt schon leid", sagte Tibor plötzlich. "Aber was meinen die mit dem letzten Satz? Glauben die wirklich, dass wir das Geld bezahlen werden?"
Valdimier zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Aber ich werde jetzt trotzdem Hauptmann MeckDwarf informieren. Das sollte er sich lieber ansehen."


19.01.2004 0: 48

Johan Schaaf

"Ach, Laiza und Johan, ihr verfolgt den Boten! Na los, worauf wartet ihr noch?", fügte er hinzu, als die Angesprochenen kurz zögerten.
Johan riss die Tür auf, die beiden rannten los, aus dem Wachhaus, auf die Strasse - und blieben dort erst einmal ratlos stehen.
"Wo...?", wollte Johan fragen, doch Laiza unterbrach ihn.
"Dort!", schrie sie und deutete nach rechts, wo die kleine Gestalt gerade die Kröselstrasse verließ, um in die Schatten einzubiegen.
"Na, dann nichts wie hinterher", antwortete Johan und sie nahmen die Verfolgung wieder auf.

Nachdem sie dem Jungen schon mindestens eine Viertelstunde kreuz und quer durch die Schatten gefolgt waren - wobei er ihnen ein paar Mal fast entwischt wäre, aber immer kurz darauf einige Biegungen weiter wieder aufgetaucht war - und sie schon ziemlich aus der Puste waren, machten sie vor einer schmalen Gasse halt.
"Puh, ganz schön anstrengend, so eine Verfolgungsjagd", keuchte Johan.
"Aber wir haben es fast geschafft", meinte Laiza. "Das hier ist eine Sackgasse. Ich kenne die Gegend. Um uns jetzt noch zu entkommen, müsste der kleine über den Ankh laufen können!"
Sie lachte und wischte sich erleichtert den Schweiß von der Stirn.
"Ähm...", begann ihr Begleiter.
Die beiden sahen sich kurz an, dann stürmten sie los.

Zu ihrem großen Glück hatte der Junge nicht versucht über den Ankh zu entkommen, auch wenn er es wahrscheinlich hätte schaffen können. Stattdessen lehnte er völlig erschöpft, aber auch verängstigt, an einer Wand.
"Bitte, bitte, tut mir nichts!", rief er, als die Wächter sich näherten. "Ich habe nichts getan!"
"Du hast uns eine ziemlich unschöne Mitteilung zukommen lassen", knurrte Johan.
"Ich habe nichts damit zu tun! So ein Typ hat mir den Zettel und ein Zehn-Cent-Stück in die Hand gedrückt und gesagt, ich soll die Nachricht bei der Wache abgeben. Bitte verhaftet mich nicht!"
"Das nicht, aber du solltest uns trotzdem zum Wachhaus begleiten", sagte Laiza. "Ich verspreche auch, dass dir nichts geschehen wird."

Als die beiden mit dem verstörten Jungen zu den anderen zurückkehrten, waren nur noch Tibor, Ktrask und Felsspalter anwesend.
"Lance-Korporal van Varwald hat Malochax zum Pseudopolisplatz geschickt. S.U.S.I. soll den Zettel und den Umschlag dort untersuchen", erklärte Tibor.
"Ich frage mich nur, wieso er so ein Theater um den Fall macht", meinte Johan. "So viel ich weiß, war... äh, ist Frau Willichnicht doch sowieso nicht besonders beliebt bei den Wächtern, oder?"
In diesem Moment öffnete sich die Tür zu Hump MeckDwarfs Büro und Valdimier van Varwald kam in Begleitung des Hauptmanns heraus.


19.01.2004 21: 11

Laiza Harmonie

Die sechs anwesenden Rekruten wendeten sich der Bürotür zu und salutierten vor Hauptmann MeckDwarf. Flüchtig erwiderte der Offizier den Salut und blickte sich ein wenig geistesabwesend am Tresen um. In der Hand hielt er eine Abschrift des Briefes, die van Varwald in Eile angefertigt hatte, bevor er Malochax zum Pseudopolisplatz geschickt hatte. Er murmelte Passagen aus dem Erpresserbrief vor sich hin.
"...wir wissen, was euch die Frau bedeutet ... 1000 AM Dollar ..." Der Hauptmann räusperte sich und blickte die Rekruten an.
"Okay, Leute, Frau Willichnicht ist verschwunden und wir können nicht davon ausgehen, dass dies ein schlechter Scherz ist." Er wedelte mit der Abschrift herum. "Keiner entführt Frau Willichnicht, weil er sich einen Spaß erlauben will."
"Ja, Sir", kam es monoton von den Rekruten.
"Habt ihr den Jungen?" fragte van Varwald. Laiza ging einen Schritt bei Seite und offenbarte dem Lance-Korporal Blick auf den Boten-Jungen, der hinter ihr in Deckung gegangen war. "Gut, du als Frau kannst sicher gut mit Kindern umgehen, also unterhalte dich ein wenig mit ihm um näheres zu erfahren." Laiza zog die Augenbrauen hoch und versuchte van Varwald nicht entsetzt anzusehen. Sie kann nicht mit Kindern umgehen, wieso wurde das bei Frauen vorrausgesetzt?
"Ja, Sir, ich tue mein Bestes." Sie drehte sich zu dem Jungen um und fragte: "Magst du Kakao?" Der Kleine fing an zu lächeln und Laiza führte in eins der Rekrutenbüros.
"Johan, Tibor, ihr macht auch auf den schnellsten Weg zu Frau Willichnicht's Haus." gab Hauptmann MeckDwarf den Befehl. "Sie wohnt in der Teekuchenstrasse 17. Durchsucht das Haus und befragt die Nachbarn!"
"Und was sollen wir machen, Sir?" fragte Ktrask, er wollte auf keinen Fall dumm im Wachhaus hocken bleiben.
"Ja, was wir machen sollen?" stimmte Felsspalter ihm zu und die zwei sahen MeckDwarf und van Varwald durch dringend an.
Die Ausbilder wechselten einen Blick und van Varwald überlegte.
"Nun .... ihr ... ach ja, geht zu Laiza und versucht heraus zu finden, woher der Junge den Brief bekommen hat und untersucht das genauer."
"Weitere Anweisungen kommen im Laufe des Tages." meinte Hauptmann MeckDwarf.

Johan und Tibor überprüften ob sie alles wichtige bei sich hatten, Dienstmarke, Helm, Dienstschwert, und verließen dann das Wachhaus an der Kröselstrasse. Ihr Weg führte sie entlang am Ankh Ufer an den Schatten vorbei. Schweigend unterdrückten sie das aufkommende Gefühl von Übelkeit und versuchten durch die Nase zu atmen. Am Ufer war viel los, am Perlendock wurden Schiffe mit großer Hektik be- und entladen und die Fracht in diverse, teils gut versteckte Lagerhauser gebracht.
Als sie an Hargas Rippenstube vorbeikamen, verflog Tibor's Übelkeit für einen Moment und er stellte mit bedauern fest, dass er nicht gefrühstückt hatte. Johan ergriff ihm am Ärmel.
"Wir haben keine Zeit zum Essen, lauf einen Schritt schneller."
An der Schlechten Brücke überquerten sie den stinkenden Ankh und entfernten sich von dem Fluss.

Ktrask klopfte an das Rekrutenbüro indem Laiza verschwunden war und öffnete die Tür ohne abzuwarten. Der Junge und Laiza saßen sich gegenüber. Vor dem Kleinen stand eine dampfende Tasse Kakao. Laiza sah genervt aus und kaute auf einer Möhre herum.
Hinter Ktrask betrat Felsspalter ins Büro.
"Er schon was gesagt hat?" Laiza schüttelte den Kopf.


20.01.2004 12: 11

Ktrask

"Warum sollte ich euch etwas sagen, weiß doch eh nichts," meinte der Junge.
"Weil wir die Stadtwache sind, deshalb solltest du etwas sagen, Junge," sagte Laiza genervt.
Plötzlich blitzte etwas auf. Ktrask hatte einen Ankh-Morpork Dollar in die Luft geschnippst und wieder aufgefangen.
Da fing der Junge auf einmal an zu plaudern: "Also, der Mann, der mir den Zettel gegeben hat, hatte schwarze Haare und einen Vollbart, er war außerdem recht groß. Außerdem hat er noch einem anderen Jungen einen Zettel gegeben, der Junge sollte den um 10 Uhr oder so hier abgeben."
Dann blickte der Junge Ktrask erwartungsvoll an.
"Was ist?", fragte dieser.
"Ähm..." antwortete der Junge verlegen.
Dann gingen Ktrask und Felsspalter zu Valdimier van Varwald um ihm von den Aussagen des Jungen zu unterrichten.
"Aha, um Zehn soll also noch ein Brief eintreffen, interessanten. Die Beschreibung des Mannes nützt uns allerdings wenig, es sehen viele Leute so aus. Eine Sache wundert mich, wieso hat der Junge so lange gebraucht, bis er endlich etwas gesagt hat?"
Darauf erwiderte Ktrask: "Nun, ich hab mit'ner ein Dollar Münze gespielt, er dachte wohl, die würde er bekommen, wenn er etwas sagte."
"Nicht dumm, Ktrask, nicht dumm, aber auch ein bisschen dreist," meinte van Varwald.
"Wohl wahr, aber was erwartet die Jugend von heute? Das sie nur gegen Belohnung etwas sagen müssen?"
Dann teilte der Vampir den anwesenden Rekruten mit, was bezüglich des bevorstehenden zweiten Briefes zu tun sei:
"Also, zuerst sei gesagt, das der nächste Briefträger nicht merken darf, das wir auf ihn warten, aber ich denke, das versteht sich von selbst. Dann sei noch eine Zweiergruppe zu bestimmen, die nach Briefabgabe die Verfolgung aufnehmen sollen, irgendwelche Freiwilligen?"
Malochax und Ktrask meldeten sich.


24.01.2004 14: 35

Felsspalter

Felsspalter schaute auf den Zeitdämonen. Fünf Minuten vor 10 Uhr.
Er rückte sein Eisbeutelbarett zurecht und sah sich um. Momentan saß er hinter dem Wachetresen, da Johan zur Zeit mit Tibor auf dem Weg zu Frau Willichnichts Haus waren. Nun ja, "saß" beschreibt wahrscheinlich nicht den Anblick, den ein 4 Meter hoher, tonnenschwerer Troll mit einem Eisbeutel bietet, der sich hinter einem für Menschen gebauten Tresen aufhält, und versucht, möglichst würdevoll und unauffällig auszusehen. Aber es war eine Tatsache, dass er sich hinter dem Tresen befand.
Noch 3 Minuten.
Außer ihm hielten sich Malochax und Ktrask im Raum auf. Sie versuchten, betont unauffällig zu wirken. Dieser Eindruck wurde jedoch durch ihre Gesichter zunichte gemacht. Es gibt zwei Arten, diese zu beschreiben: Solch einen Gesichtsausdruck haben Menschen, die auf eine Situation warten,um sich zu beweisen, oder geistig Minderbemittelte mit einem Verstopfungsproblem.
Außerdem drang aus dem offenen Büro das Wimmern Laizas, die anstatt auf einer Möhre, nun auf ihren Fingerknochen kaute. Ihr gegenüber saß der kleine Junge mit einer vollen Tasse Schokolade. Ausbilder van Varwald hielt sich innerhalb eines Büros auf, dessen Tür einige Zoll offenstanden, was die allgemeine Moral im Raum nicht sonderlich hebte.
Noch eine Minute.
Er bezweifelte, dass ein Troll mit der Fähigkeit, fast logische Satzfetzen zu formulieren, unauffällig wirken konnte, aber er hatte keine Lust mehr, wie ein Einrichtungsgegenstand behandelt zu werden.Deshalb hatte er sich gemeldet.
Nur noch wenige Sekunden.
3...2....1.....
Der Dämon zeigte 10 Uhr. Nichts geschah.
Sekunden verstrichen, in denen die G.R.U.N.D.-Mitglieder alle wieder wagten, zu atmen.
Niemand sprach.
Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Ein weiterer kleiner Junge kam hindurchgeschossen, warf einen Brief auf den Tisch, drehte um, legte einen weiteren Spurt ein und verfehlte die Tür um einen guten Meter. Malochax und Ktrask näherten sich im vorsichtig, während Felsspalter ausdruckslos den Brief öffnete und las. Als er fertig war, war der Junge immer noch nicht zu sich gekommen. Der Troll fand, dass nun schnell etwas getan werden musste. Er verzichtete darauf, drei Minuten darüber nachzudenken, wie er ohne Beschädigung des Inventars hinter dem Tresen hervorkommen könnte, und nahm den direkten Weg. Ein lautes Krachen ertönte, als er plötzlich in der Mitte des Raumes stand. Er ließ sich nicht die Zeit, seine vor Schreck am Boden liegenden Mitwächter zu beruhigen, sondern nahm schnurstracks die Treppe zu den Brieftauben. Oben angekommen, kritzelte er eine kurze Notiz, band diese mit einem Stück Faden um eine Taube, nahm sie in die Hand und warf sie mit voller Wucht aus dem Fenster.
Nach dem der Lärm einer auf Schallgeschwindigkeit beschleunigten Taube verhallt und dieselbe ein großes Loch in das gegenüberliegende Steinhaus geschlagen hatte, dachte er nach, wie er die Nachricht noch überbringen konnte. Er rannte die Treppe herunter, an seinen erneut am Boden liegenden Kameraden und dem völlig verdutzten Ausbilder von Varwald vorbei, und durch die Tür nach draußen. Mitten auf der Straße blieb er kurz stehen, um sich zu orientieren, und setzte seinen Weg, ungeachtet, der Karren und Menschen, fort.
Die Uhr zeigte drei Minuten nach zehn, als der Vampir einen langsam nach unten segelnden Brief auffing, um ihn vorzulesen.

24.01.2004 16: 21

Malochax Santifax

Mittlerweilen waren die Analysen der Spurensicherung des ersten Briefes fertig und lagen wie von unsichtbarer Hand dorthin gelegt auf Valdimiers Tisch. Er wird sie zwar erst etwas später lesen, doch wird es nicht schaden, wenn wir schon jetzt einen kurzen Blick auf die Erkenntnisse werfen, die die Spezialisten von SUSI zu tage gebracht haben und die den Verlauf der weiteren Ermittlung zweifellos enorm prägen werden:

1. Die krakelige Schrift deutet darauf hin, dass der Schreiber relativ wenige Übung darin hat, was die meisten Wächter automatisch zu Verdächtigen macht. Und es ist nicht die Schrift eines ausgesprochen STARKEN Schreibungeübten. Es ist daher anzunehmen, dass es der Entführer mehrere gibt. Dieser Schluss wird auch von der Formulierung 'wir' nahe gelegt. Alternativ wäre jedoch denkbar, dass die Entführung, so man bereits von einer solchen sprechen will, in irgendeiner Art und Weise auf der Zustimmung von Fräulein Willichnicht basiert, was jedoch, wie die Erfahrung zeigt, eher unwahrscheinlich sein dürfte.

2. Der Brief wurde laut C-14 Methode heute um 4 Uhr 27 Minuten und 15 Sekunden in der Früh geschrieben. Plusminus 200 Jahre.

3. Die Feder, mit der der Brief geschrieben wurde, stammt von einem Schaf. Diese Entdeckung muss jedoch mit Vorsicht genossen werden, da man am SUSI schon längere Zeit um die Mittel für eine neues Spektroskops bettelt und man daher nicht ganz ausschliessen kann, ob dies nicht eine ideologisch geprägte Erkenntnis ist.

4. Verräterische Gerüche wurden mit einem billigen, überall erhältlichen Pfefferminzextrakt sehr erfolgreich überdeckt.

5. Der Unterschied im Fortschritt der Verwitterung der Tinte zwischen Textanfang und Ende lässt darauf schliessen, dass der Brief in einem Zug noch vor der Entführung geschrieben wurde. Es fehlen nämlich jegliche Spuren der Panikattacken im Schreibfluss, die sich unweigerlich einstellen müssen, wenn Fräulein Willichnicht in der Nähe ist. Daraus folgt erstens, dass der Coup von langer Hand geplant werden musste. Und zweitens, dass es daher keine Garantie gibt, ob es ihr auch wirklich noch gut geht. Dass es den Entführern in jedem Fall aber schlechter geht, steht wohl ausser Frage.

6. Sowohl Briefumschlag als auch der Brief selbst ist überseht mit Fingerabdrücken. Da sind welche von einem Kind nur auf dem Umschlag. Alle anderen wurden als die von GRUND-Wächtern identifiziert. An einer Stelle ist die Tinte leicht verschmiert und eine genaue Analyse dieser Stelle lässt vermuten, dass der Schreiber Ziegenlederhandschuhe trug. Es ist daher anzunehmen, dass der Schreiber keine Fingerabdrücke hinterlassen wollte (was von den Wächtern offenbar nicht gesagt werden kann). Es ist daher nicht auszuschliessen, dass der oder die Täter sehr gut bescheid wissen über Ermittlungsverfahren der Wache. Was wiederum die Bemerkung, sie wüssten, was Frau Willichnicht uns bedeuten würde, in einem eher sarkastischen Licht dastehen lässt. Sehr verdächtig!
Es wurde übrigens festgestellt, dass einer der Wächter gestern Abend eines von Schnappers Würsten gegessen hat. Die Identität bleibt jedoch bis auf weiteres unter Verschluss.

7. Briefpapier und Umschlag bestehen aus Fichten-Cellulose, Stoffresten von alten Korsarensegeln und einem Bindemittel, das dem Fett von Schnappers Würsten zum Verwechseln ähnlich sieht. Dies könnte ein guter Vorwand sein, Schnapper festzunehmen, aber zu tun hat er damit eher nichts, denn halb Ankh-Morpork benutzt diese Sorte Papier, die von Papyrus Pampelmus in der Zupfelstrasse hergestellt und verkauft wird.
Da ist die Tinte wesentlich interessanter. Es liessen sich relativ grosse Mengen Ankh-Wasser darin nachweisen. Dies wird für gewöhnlich gemacht, wenn man der Schrift einen bezaubernden Schimmer verleihen will. Und in diesem Fall wäre der Pfefferminzextrakt weniger zur Überdeckung verräterischer Spuren gedacht gewesen, denn dies hätte das Ankh-Wasser alleine bewerkstelligt, sondern um den Duft des Ankh zu übertönen. Wir haben es hier also offenbar mit einem Wesen zu tun, das sehr viel Wert auf Ästhetik legt. Zumindest im Rahmen seiner Möglichkeiten.

8. Es wurde auch noch eine Syntax-Analyse in Auftrag gegeben, doch liegen die Ergebnisse im Moment leider noch nicht vor.

25.01.2004 13: 40

Laiza Harmonie

Tibors Magen knurrte laut als er mit Johan die Königsstraße passierte und in die Teekuchenstraße einbog. Diese Gegend gehörte zu den besseren Flecken von Ankh-Morpork. Obwohl der Ankh nicht weit entfernt war, war sogar die Luft etwas angenehmer zu atmen. Die zwei Wächter liefen die Straße entlang, die über ein langes Stück stur gerade aus verlief, und hielten Ausschau nach Haus 17.

Hauptmann Humph MeckDwarf verließ sein Büro und trat hinter den Lance-Korporal, der erschrocken auf die Tür starrte, die durch den Schwung des Trolls mit einem lauten Knall wieder ins Schloss gefallen war.
"Was war dass denn!?" fragte der Hauptmann und van Varwald drehte sich erschrocken um. MeckDwarf ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Er musterte
den Jungen, der wie ein Häufchen Elend auf dem Boden lag, und die zwei Wächter, die sich von ihrem Schock erholt hatten und wieder auf ihren Beinen standen.
"Was das war?" fragte van Varwald rhetorisch und verfolgte den Blick des Hauptmannes, der interessiert den Schaden des Tresens betrachtete.
"Ja, genau, was war das."
"Rekrut Felsspalter ist ..."
"Äh ..." meinte Malochax.
"Durchgedreht." meinte Ktrask.
"Genau, das war es." stimmte van Varwald zu.
"Vielleicht funktioniert seine Kühlung nicht mehr ganz ..." meinte Ktrask.
Van Varwald fächerte sich geistesabwesend mit dem Brief frische Luft zu.
"Was ist das, Valdimier?"
"Ein zweiter Brief von den Erpressern."
"Interessant." Humph warf einen Blick auf den Jungen, der immer noch bewusstlos auf dem Boden lag. "Tragt ihn in den Schlafsaal", wies er den Rekruten an und wendete sich wieder dem Lance-Korporal zu. "Ich werde erst mal einen Blick auf den Jungen verwerfen, was ist mit ihm passiert?"
"Er ist gegen die Wand gelaufen." Malochax hob den Jungen hoch und trug ihn Richtung Schlafsaal.
"Gegen die Wand?! Wieso denn das?"
"Keine Ahnung, war ziemlich in Eile der Junge."
Der Hauptmann hob eine Augenbraue, fies van Varwald an im Büro auf ihn zu warten und folgte dem Rekruten.

Es war ein nettes kleines Häuschen, indem Frau Willichnicht zu Hause war. Zwar bröckelte der gelbe Putz der Front einwenig ab, doch es sah sehr freundlich aus. Johan klopfte an die Eingangstür. Tibor pfiff um sich von seinem knurrenden Magen abzulenken und schaute sich ein wenig um. Hinter den Vorhängen der Nachbarhäuser regten sich Schatten. Johan klopfte erneut.
"Du pfeifst schief." Tibor verzog das Gesicht.
"Danke, es macht aber Spaß. Was sollen wir jetzt machen?"
"Der Hauptmann sagte, wir sollen das Haus durchsuchen, also werden wir das Haus durchsuchen." Johan lächelte, sah sich um und deutete auf ein kleines Tor zwischen Frau Willichnichts Haus und dem angrenzenden Nachbarhaus, das wohl zu einem Hinterhof führte. "Dort rein."
"Wir verschaffen uns unerlaubt zutritt in ein Haus." meinte Tibor und folgte seinem Mitrekrut zum Tor.
"Ja."
"Das nennt man Einbruch."
"Ja." stimmte Johan zu und rüttelte an der Klinke des Tors. Tibor schmunzelte.
"Das gefällt mir." Er drehte sich noch einmal um und erblickte wieder einen Schemen hinter den Gardinen eines Nachbarfensters. "Aber was ist, wenn uns jemand sieht?"
"Wir sind Wächter. Wir wollen nur das gute für die Stadt."
"Wieso wollen wir dann Frau Willichnicht befreien..." murmelte Tibor. Johan zog ein Messer hervor und kurz darauf sprang das Schloss auf.
Es war ein schmaler Gang, den die zwei Männer nur hintereinander passieren konnten. Der Hinterhof war recht klein und beherbergte nur einen Abort und einen kleinen Hühnerstall. Durch ein Fenster konnte man in eine ordentliche Küche sehen. Tibor ergriff die Klinge der Hintertür.

"Er ist nicht sehr verletzt, der Kleine wird nur schlimme Kopfschmerzen haben, wenn er wieder aufwacht." Hauptmann MeckDwarf setzte sich van Varwald gegenüber an den Schreibtisch und schaute auf ein Blatt Pergament vor sich, das eindeutig van Varwalds Schrift aufwies.
"Ich habe eine Kopie erstellt und Ktrask mit dem Brief zu S.U.S.I. geschickt." Er griff nach dem Briefumschlag mit dem Abzeichen von S.U.S.I., dass er auf seinem Schreibtisch gefunden hatte. "Die Analyse des ersten Briefes ist schon eingetroffen."
Der Hauptmann nahm den Erpresserbrief in die Hand, doch bevor er anfing zu lesen fragte er:
"Wo ist Felsspalter?" Sein gegenüber zuckte ahnungslos mit den Schultern. "Er sollte gefunden werden. Nur um sicher zu gehen."
"Ja, Sir. Ich werde Malochax und Laiza auf die Suche schicken." sagte der Lance-Korporal und stand auf. "Was passiert mit dem anderen Jungen?"
"Hat er noch irgendwelche Informationen preisgegeben?"
"Ich war eben bei der Rekrutin und dem Jungen. Er kann uns wohl nichts weiter sagen. Vielleicht sollten wir ihn dazu bringen mit einem Spezialisten ein Phantombild zu erstellen."
"Das ist eine gute Idee. Schick eine Taube zum Pseudopolisplatz und sorg dafür das der Junge in dem Büro bleibt, bis ein Spezialist eingetroffen ist."
Van Varwald nickte und verließ das Büro. Der Hauptmann begann zu lesen.

"Wird wohl nicht so schwer sein einen Troll zufinden." meinte Malochax enthusiastisch zu Laiza, nachdem die Beiden den Befehl vom Lance-Korporal entgegengenommen hatten. Sie gingen hinüber zum Viehmarkt, dort war noch mehr Trubel, als es eigentlich normalerweise der Fall war.
Zerbrochene Käfige lagen auf dem Boden und Hühner flatterten durch die Gegend. Maultiere schrieen sich die Kehle aus dem Hals und die Verkäufer fluchten und lauter und obszöner als sonst.


26.01.2004 1: 14

Johan Schaaf

Die Tür zu Frau Willichnicht's Küche ließ sich ohne Probleme öffnen und die zwei traten ein. Der Raum war ziemlich eng, enthielt einen Herd, einen Backofen, ein kleines Regal - und einen Küchentisch, auf dem eine große Schale mit frisch gebackenen, duftenden Plätzchen stand.
"Oh, ich habe seit gestern Abend nichts mehr gegessen!", stöhnte Tibor und näherte sich dem Tisch. "Es fällt doch sicher nicht auf, wenn wir uns nur ein paar..."
"Wir sollen das Haus durchsuchen, nicht plündern! Du kannst doch nicht einfach... Ach, was soll's, die Dinger sehen wirklich verdammt lecker aus!"

"Entschuldigung! Haben Sie hier zufällig einen Troll vorbeikommen sehen? Ziemlich groß und sehr... ähm... grau", fragte Laiza einen der Händler.
"Ich konnte ihn kaum übersehen, weil er nämlich direkt durch meinen Stand gestampft ist! Gehört das Monstrum etwa zu euch? Hab mir ja gleich gedacht, dass die Wache dahinter steckt. Nichts als Ärger hat man mit euch Kerlen!", schimpfte dieser zurück.
"Oh, das tut mir leid. Könnten Sie uns vielleicht sagen, in welche Richtung er gegangen ist?"
"Ja, ja, da drüben ist er lang - aber jetzt macht, dass ihr fort kommt!"

Die Schale stand leer auf dem Tisch. Nicht einmal ein paar Krümel waren übrig geblieben.
"Hm, hier ist auch nichts. Auf jeden Fall kein Hinweis. Willst du wirklich nichts von dieser leckeren Wurst hier probieren, Johan?", rief Tibor, der gerade dabei war, das Regal zu untersuchen, ihm zu.
Johan hatte sich auf einen Stuhl fallen lassen und hielt sich den Bauch.
"Nein, danke! Puh, ich glaube, mir wird schlecht..."
"Du wirst doch nicht etwa was falsches gegessen haben, oder?" Tibor hielt mitten in der Bewegung inne, drehte sich zu seinem Kollegen um und schaute ihn ängstlich an. "Die Kekse waren doch nicht etwa vergiftet?!"
"Ich glaube nicht. Ich denke eher, da waren Nüsse drin. Ich bin allergisch, weißt du... Ich..." Er begann zu würgen und hob die Hände zum Mund. Dann sprang er auf und rannte nach draußen in den Hinterhof. Der Stuhl, auf dem er gesessen hatte, kippte mit einem lauten Geräusch um.

Zur gleichen Zeit, in einer Wohnung, irgendwo in Ankh-Morpork:
Eine Gestalt öffnete eine Schublade und nahm ein paar Ziegenlederhandschuhe heraus. Nachdem sie diese übergestreift hatte griff sie nach einem Blatt Papier, hergestellt von Papyrus Pampelmus, und einem Glas mit Ankh-Wasser vermischter Tinte, nahm eine Feder zur Hand und begann in krakeliger Schrift zu schreiben.
Nach den ersten paar Worten knackte es und eine verärgerte Stimme sagte: "Mist, die verdammte Feder ist schon wieder abgebrochen! Andauernd muss ich aufstehen und eine neue holen..."
Kurz darauf blökte im Nebenraum ein Schaf.


04.02.2004 21: 01

Tibor Khäinen

Tibor biss genüsslich in die Wurst und brach sich auch noch ein Stück Brot ab. Das hingebungsvolle Würgen im Hinterhof beeinträchtigte seinen Appetit in keiner Weise.
"Allergisch auf Nüsse, ts, ts." murmelte er mit vollem Mund.
Tibor schaute sich in der Küche um. Man, das ist die sauberste Küche die ich je gesehen habe, dachte er sich und liess ein paar Brotkrümel auf den Boden fallen. Er verstaute den Rest der Wurst in seiner Tasche, direkt neben einer Offlerpuppe, die er immer mit sich trug. Dann schaute er sich in der Wohnung um. Doch er fand nichts Verdächtiges. Der Schrank im Korridor enthielt ausser einem Besen und Putzsachen auch noch einen Ersatzschirm. Tibor fielen ein paar Dellen im Schirm auf und ihm kam wieder einmal seine Schatten-Vergangenheit in den Sinn.
Als Gassenjunge musste man sich vor Frau Willichnicht in Acht nehmen. Sie hatte schon manchen mit ihrem Regenschirm in das Universum auf der Innenseite des Auges geschickt und Tibor erinnerte sich schmerzlich daran. Am Anfang, wenn man nett grüsste, verschenkte sie Bonbons und dann, wenn man mehr wollte, weil man seit Tagen nichts gegessen hatte, spürte man den Schirm.
Johan kam aus dem Hof zurück, schwankend und ein wenig grün im Gesicht.
"Oh Man, Nüsse! Ich hasse Leute die Nüsse in Kekse hinein-backen. Und weisst du, ich kann die alte Vettel sowieso nicht leiden." meinte Johan mit Blick auf die Sauerei im Hinterhof.
"Ja und ihr Regenschirm hat mich früher zu oft getroffen. Ich wünsche ihr nicht gerade eine Entführung, aber manchmal..."
"Was sollen wir hier überhaupt?" Johan wirkte ein wenig frustriert.
"Vielleicht beschäftigt sein?" meinte Tibor.
"Meinst du sie bemerkt das, falls sie zurückkommt?" Tibor schaute besorgt zur leeren Schale
"Falls sie die fehlenden Kekse nicht bemerkt, dann mindestens die ganzen Krümel auf dem Boden."
"Hm, meinst du wir sollten die Krümel wegwischen?"
Johan zuckte mit den Schultern.
"Ist ja sowieso egal, sie wird sich beschweren und niemand nimmt sie ernst."
Johan und Tibor lachten. Dann trampelten sie noch ein wenig auf den Krümel umher, damit die Sauerei perfekt wurde. Sie liessen Äonen von Frust freien Lauf.
"Ha! Und noch ein Tritt für das ewige Nörgeln." Johan stampfte auf.
"Und Einen für ihre nervtötende Stimme!" fügte Tibor hinzu.
Nach einer Weile beruhigten sich die Beiden wieder.
"Wer durchsucht das Schlafzimmer?" fragte Johan.
Tibor schaute ihn entsetzt an.
"Müssen wir das wirklich?"
"Ich denke schon, gründliche Ermittlung erfordert sowas."
Erneut prusteten sie los. Sie wischten sich die Tränen aus den Augen und machten sich auf den Rückweg zur Wache. Anscheinend nahmen sie das Ganze nicht so ernst.

***


"Mphphmphph!!!" Eine gefesselte ältere Frau zappelte mit hochrotem Kopf auf ihrem Stuhl herum.
"Meine Güte, man müsste meinen, dass sie vor Angst erstarrt sei, doch sowas..." brummelte der Grosse von zwei, nicht gerade vertrauenswürdigen Gesellen.
"Zum Glück hast du sie endlich geknebelt," meinte der Andere, während er sich den Kopf rieb, "ziemlich fix mit dem Schirm die Vettel."
Der Grosse schaute aus dem Fenster.
"Hey, Vinny, da unten schnüffeln ein paar Wächter rum."
"Verflixt, was zum Offler machen die da?! Die können doch nichts von uns wissen?" meinte Vinny.
"Die verschaffen sich Zugang zur Wohnung der Alten." Erneut der Grosse.
"Meinst du, die wissen was?" Vinny klang besorgt.
Was kein Wunder war, wenn man gerade eine Wohnung mit Diebesgut gefüllt hatte und die Wache aufkreuzte. Vor allem nachdem Frau Willichnicht mitten in der Nacht an ihre Tür geklopft hatte, sich beschwerte wegen Lärmbelästigung und auch noch drohte die Wache zu verständigen. Worauf die Beiden sie am nächsten Morgen schnappten und in die Diebeswohnung schleppten.
"Nee, ich glaube nicht, dass die was wissen. Ist bestimmt ein Zufall, vielleicht kommt in einen solch gutem Viertel die Wache einfach öfters mal vorbei." versuchte der Grosse Vinny zu beruhigen.
"Ich hab dir gesagt, dass es nicht gerade schlau ist in einem Nobelviertel unser Lager einzurichten. In den Schatten gab es nie Schwierigkeiten, da halten sich die anderen fern." sagte Vinny.
"Oder klauen dir die Sachen wieder weg. Hier vermutet niemand ein Diebespaar. Wir müssen jetzt einfach ruhig bleiben. Wie sagt man hier in Ankh-Morpork, khuul oder so. Ich konnte ja auch nicht wissen, dass wir neben dieser Zicke gelandet sind." antwortete der Grosse.
"Aber wieso mussten wir sie dann hier einsperren?"
"Vinny, überlass das denken mir. Falls sie zur Wache gegangen wäre und die hier wirklich nachgeschaut hätten... weisst du was dann passieren würde? Kennst du die Diebesgilde? Wir sind nicht Mitglieder und du weisst ja, was sie mit Nichtmitgliedern anstellen?"
Vinny nickte und schluckte hart.
"Siehst du? Wir warten ab und wenn wir das Zeugs los sind, verschwinden wir aus der Stadt, wie geplant."
Der Grosse ging leise zur Tür und überprüfte, ob sie auch wirklich gut verriegelt war.

07.02.2004 11: 05

Laiza Harmonie

Malochax und Laiza überquerten den Viehmarkt und folgten dabei der Schneise, die der Troll hinterlassen hatte. So gelangten sie in den Schweinfussweg. In einer kleinen Seitengasse saß der Troll Felsspalter zusammengekauert auf dem Boden.
"Felsspalter?" fragte Malochax. Es grollte steinern. Die zwei Rekruten sahen sich fragend an und gingen auf Felsspalter zu.
"Wo ist sein Kühlbarett?" fragte Laiza und sah sich um.
"Wahrscheinlich hat er es auf seiner Flucht verloren. Wir müssen ihn zurück zum Wachhaus bringen."
"Ja, okay, aber wie?"

Johann und Tibor verließen durch die schmale Gasse den Hinterhof von Frau Willichnichts Haus und traten wieder auf die Teekuchenstraße. Es befanden sich einige Passanten auf der Straße, doch von den Wächtern nahm keiner Notiz.
Scheinbar.
Auf der anderen Straßenseite bewegte sich hinter einem Fenster ein Vorhang und ein dunkler Schemen verschwand im Raum des Hauses.
"So, Ermittlungen abgeschlossen", meinte Tibor und kramte in seiner Tasche. "Es gab keinen gewalttätigen Einbruch."
"Ähm, Tibor, die Hintertür war nicht abgeschlossen", meinte Johann, er war immer noch grün angehaucht und hielt sich den Bauch.
"Ich denke nicht, dass Frau Willichnicht sich einfach so aus ihrem Haus weg entführen lassen würde", meinte Tibor und fing an zu grinsen. "Die Entführer tun mir wirklich leid! Lass uns zurück zur Wache gehen, wer weiß, vielleicht ist sie schon längst wieder aufgetaucht." Tibor zog einen Beutel mit Tabak hervor und die beiden Wächter begaben sich gut gelaunt wieder zum Wachehaus an der Kröselstrasse.

"Sie verschwinden wieder." Vinny ließ den Vorhang los und kam zu seinem Kumpanen, der an einem kleinen Schreibtisch in der Ecke des Raumes saß und über ein leeres Blatt Pergament brütete. Vinny ließ ein weiteres Mal, seit dem sie in dem Haus waren, seinen Blick über die zahlreichen Bilder wandern, die an den Wänden hingen.
"Wie lange haben wir denn Zeit, Johnny?"
"Die Alten die ihr wohnen sind nach Überwald gereist, so schnell kommen die nicht zurück." Vinny wandte sich sorgenvoll von den Bildern ab.
"Wir hätten uns was in den Schatten suchen sollen", flüsterte er. Johnny drehte sich grimmig um.
"Hey, vertrau mir, Mann."
"Aber..."
"Vinny, halt die Klappe, du Idiot. Schaff die alte Vettel in den Keller, da stört sie uns nicht."
"In den Schatten hätte es niemand interessiert, was wir treiben..." brummte Vinny leise vor sich hin und trat hinaus auf den Flur. Frau Willichnicht saß auf einem Stuhl gebunden am Ende des dunklen Ganges. Wild zappelte sie auf dem Stuhl herum und fing an zu fluchen als sie den Schurken entdeckte, doch ihre Beschimpfungen wurden durch den Knebel erstickt.

Während Tibor und Johan wieder auf dem Weg zur Kröselstrasse waren, hatten Malochax und Laiza es geschafft mit Hilfe von einigen Steinleckereien Felsspalter zum Aufstehen zu bewegen. Sie befanden sich nun ebenfalls wieder auf dem Rückweg, mit dem großen Troll in ihrer Mitte.

Hauptmann MeckDwarf saß in seinem Büro und starrt einen imaginären Punkt an. Er brummelte unverständliche Dinge vor sich hin. Der zweite Erpresserbrief lag vor ihm auf dem Tisch.
Zu lesen gab es nichts auf dem Pergament. Es prangte nur eine hässliche undefinierbare Fratze auf dem Blatt. Nachdem van Varwald die Rekruten Malochax und Laiza losgeschickt hatte, war er in Humphs Büro zurückgekehrt.
"Drei Kopierdämonen habe ich gebraucht... sie sind... verrückt geworden..." hatte er nur gemeint, als er Humphs ratloses Gesicht sah.
Minuten vergingen, dann wurde der Hauptmann aus seinen Gedanken gerissen, als es an seine Bürotür klopfte.
"Ja?" Laiza trat ein und salutierte.
"Wir haben Felsspalter gefunden und zurückgebracht, Sir. Ihm geht es nicht sehr gut, er hatte auf seiner Flucht sein Kühlbarett verloren. Wir haben es wieder gefunden, allerdings geht es dem Kühldämon nicht so gut. Er leidet unter irgendwelchen Krämpfen oder so."


08.02.2004 11: 47

Felsspalter

Laiza saß in der Mitte der Eingangshalle neben dem auf dem Boden liegenden Troll. Malochax kam gerade aus dem Bad. Er hatte den Dämon erst mit einer kalten Dusche wieder beruhigen können. Widerspenstiges Biest!
Er setzte sich gerade neben die anderen und überreichte Felsspalter sein Barett, als Johan, Tibor und Ktrask durch die Tür kamen. Sofort kam ihnen der Vampir aus Hauptmann MeckDwarfs Büro entgegen.
"Na, was Neues?", fragte er. Seine Stimme klang ein klein wenig besorgt.
"Also, bei Frau Willichnicht ist alles in Ordnung.", berichtete Johan.
"Alles?", hakte Valdimier nach.
"Alles. Abgesehen davon, dass sie nicht zuhause ist", berichtigte er sich.
"Und es gibt wirklich keine Spur außer diese Briefe?", ertönte die Stimme von Hauptmann MeckDwarf, der gerade zu den Rekruten stieß. "Was ist mit den Nachbarn? Haben die etwas gesehen?"
Stille.
"Äh..., ich glaube nicht, nein.", sagte Tibor, der plötzlich rot anlief.
"Was heißt hier 'ich glaube'? Habt ihr etwa keine Nachforschungen angestellt?", fragte der G.R.U.N.D.-Abteilungsleiter in einem scharfen Ton.
"Äh, naja, äh.....nicht direkt, nein.", erlang Tibors Stimme.
"Ich glaube, darüber werden wir noch einmal reden müssen. Allerdings ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Wenn wir Frau Willichnicht finden wollen, müssen wir mehr als Team arbeiten. Und jeder von euch muss die Augen offen und die Gehirngänge frei halten. Habt ihr das verstanden?"
"Ja, Sir", murmelten die Wächter.
"Nun gut. Nun zu dir, Felsspalter." Er wandte sich dem Troll zu. "Was bei Io war los mit dir? Du hast den Tresen zersplittert, eine unserer besten Tauben zu Grillfleisch verarbeitet, ein nahestehendes Gebäude beschädigt und so ziemlich jeden Marktstand von hier bis in den Schweinfußweg in Einzelteile zerlegt. WARUM?", fragte er den Troll mit aufbrausender Stimme.
"Ich es nicht wissen, Sir.", sagte Felsspalter und senkte die Augenlider, woraufhin ein dumpfes Knirschen erklang.
"Du weißt es nicht?", fragte MeckDwarf ungläubig. "Und was soll ich den Leuten erzählen? Ich frage mich ohnehin, wann die ersten Beschwerden eintreffen." Er sah flüchtig auf den Zeitdämonen. "Also, auch wenn du ein Troll bist, du wirst nicht ungestraft da..."
Plötzlich begriff Ktrask das Problem.
Er unterbrach MeckDwarf:"Äh, Sir?"
Der Hauptmann wirbelte herum. "Was ist?"fragte er mit scharfer Stimme.
"Der Zeitdämon, Sir. Schauen Sie sich ihn an.", meinte Ktrask
Alle im Raum wandten ihre Blicke dem Zeitdämonen zu.
Jetzt begriffen sie alle.
Auch Felsspalter.
Der Dämon zeigte drei Minuten nach 10.

Wenige Minuten später waren Ktrask und Laiza auf dem Weg zu Frau Willichnichts Haus, um die Nachbarn zu befragen. Ausbilder van Varwald hielt das für angebracht, da die selben Wächter kurz hintereinander zu viel Aufmerksamkeit erregen würden. Die anderen Rekruten saßen derweil noch immer in der Eingangshalle und warteten auf Befehle.


12.02.2004 21: 46

Malochax Santifax

Es ist schon seltsam, überlegte Malochax, dass ausgerechnet jetzt alle Dämonen verrückt spielen...
"Malochax", befahl Valdimier, "finde raus, warum ausgerechnet jetzt alle Dämonen verrückt spielen."
Darauf kramte Malochax seine lange Pfeife aus einem Beutel und begann sie sorgfälltig zu stopfen, während er langsam in der Wahrnehmung der anderen Wächter verblasste.

16.02.2004 14: 19

Ktrask

Laiza und Ktrask betraten die Teekuchenstraße.
"So, bei welchem Haus wollen wir mit den Befragungen beginnen?", fragte Laiza.
"Wie wäre es mit dem Haus mit der Nummer 11? Es ist schließlich ne Primzahl," antwortete Ktrask, "Ich halte es außerdem für sinnvoll, wenn wir die Leute gemeinsam befragen, einer fragt und der andere guckt sich um, beziehungsweise fragt ebenfalls, falls wichtige Fragen vergessen wurden."
"Ja, so soll es sein."
Und so taten die beiden Rekruten es auch.
Die beiden klopften an der Tür des Hauses mit der Nummer 11. Eine kleine dünne Frau öffnete die Türe und fragte: "Guten Morgen, Wächter. Was darf ich für euch tun?"
Darauf ergriff Laiza das Wort: "Haben sie heute bereits Frau Willichnicht gesehen?"
"Frau Willichnicht? Die alte Nervensäge?"
"Ja, genau die"
"Ist das nicht die, die sich letztens mal bei euch über mich beschwert hatte?"
"Durchaus möglich, die beschwert sich ja sowieso über jede Kleinigkeit."
"Nun, die habe ich schon den ganzen Tag nicht gesehen."
"Haben sie eine Vermutung, wo sie stecken könnte?"
"Hmm, jetzt wo ihr fragt, wundert es mich auch, Frau Willichnicht heute noch nicht gesehen zu haben, aber eine Vermutung habe ich nicht, neh."
"Schade, na dann, tschüss."
"Tschüss, und ähm, viel Erfolg bei euren Ermittlungen, auf das ihr die arme Frau findet. Besser tot als lebendig..." Die letzten Worte waren leise gesprochen.
"Ja, danke, tschüss," verabschiedeten sich die Wächter von der Frau.

"Laiza?", fragte Ktrask.
"Ja?", antwortete diese.
"Hast du die ihre letzten Worte auch gehört?"
"Ja, habe ich."
"Gut, ich halte diese Worte für ein Zeichen dafür, dass die Frau tatsächlich nichts weiß."
"Diese Idee kam mir auch, als ich es gehört hatte. Hast du denn irgendetwas brauchbares erblicken können?"
"Nein, hab ich nicht. Noch ein Zeichen das diese Frau entlastet."
Dann gingen die Wächter zum nächsten Haus, das mit der Nummer 13.
Dort war sogar niemand anwesend, sodass die beiden zur 15 gingen.

"Johnny, das sind wieder zwei Wächter!", sagte Vinny nervös, als er aus dem Fenster schaute.
"Was tun die denn?", fragte Johnny mit ruhiger stimme.
"Die...die befragen die Anwohner glaube ich. Johnny, die werden auch zu uns kommen!"
"Nun, das werden sie, aber damit war zu rechnen gewesen, deshalb habe ich natürlich eine Strategie, wie wir die wieder ab wimmeln könnten."
"Oh, gut, ein Glück dass du immer voraussehend bist. Ohne dich wäre ich sicher schon vor Angst gestorben."
"Mach dir mal nicht ins Hemd. Die werden uns schon nicht erwischen... zumindest nicht, wenn du dich versteckst, sobald die Wächter hier eintreffen."
"Wenn du das sagst, dann stimmt das auch. Nah gut, ich werde mich verstecken."
Dann versteckte sich Vinny auf dem Dachboden, und zwar so, dass er sehen konnte, ob die Wächter wieder weg wären.

Auch im Haus Nummer 15 konnte den beiden auch nicht weiter geholfen werden.
Als nächstes klopften die beiden an der 17 und wunderten sich, warum auch hier niemand war, bis sie merkten, dass es das Haus von Frau Willichnicht selbst war.
Rot anlaufend gingen sie zum nächsten Haus, wo ihnen auch nicht weiter geholfen werden konnte.
"Hmm," bemerkte Laiza, "Frau Willichnicht ist in dieser wohl Straße nicht sehr beliebt."
"Jupp, da muss ich dir wohl zustimmen. Die droht vermutlich zu viel damit, sich bei uns zu beschweren, das die Nachbarn offenbar nervt," erwiderte Ktrask.
"Nun, dann lass uns mal den nächsten Nachbarn befragen."
Auch diesmal klopften sie an.
Auch diesmal öffnete sich eine Tür.
Auch diesmal sagte der Mann: "Hallo."
Doch diesmal sagte noch etwas anderes: "Ihr seid Wächter, kommt ihr wegen dem Verschwinden Frau Willichnichts?"
Darauf erwiderte der verblüffte Ktrask: "Gut geraten, Herr. Haben sie sonst irgendwelche Informationen?"
"Ich habe mich eigentlich nur gewundert, dass ich Frau Willichnicht nicht zu der Zeit gesehen habe, wann ich sie sonst jeden morgen sehe."
"Und wann wäre das?"
"Vor sieben Uhr, wenn sie auf dem Weg zu euch ist."
"Haben sie denn irgendwelche Ideen, was mit ihr geschehen sein könnte?"
"Nein, habe ich leider nicht."
"Ist ihnen sonst irgendetwas aufgefallen?"
"Nur dass zwei eurer Wächter sie offenbar nicht gefunden haben, als die beiden in ihr Haus eingedrungen sind."
"Ist sonst noch irgendetwas hier in der Nachbarschaft vorgegangen?"
"Nun ja, seit ein paar Tagen steht das Haus mit der Nummer 14 leer, die Besitzer sind meines Wissens verreist."
"Das Haus steht also leer? Da sollten wir doch gleich mal hin, vielleicht habe sich ja Verbrecher eingenistet."
"Tut das, und kommt vorbei, wenn ihr weitere Hilfe braucht."
"Werden wir, bis dann."
Dann gingen Laiza und Ktrask weg von dem Haus, aber bevor sie sich das Haus Nummer 14 anschauten, befragten sie den Bewohner des 16. Hauses.
Ktrask klopfte am vierzehnten Haus.
Ein Mann öffnete, und fragte: "Was kann ich für euch tun?"
Daraufhin fragte Laiza gelassen: "Sie könnten uns erstmal ihren Namen nennen und dann erklären, was sie in dem Haus da zu suchen haben?"
"Mein Name ist Johnny Seigut und ich wohne hier," antwortete der Mann, "ich bin heute wiedergekommen, falls ihr dachtet, ich sein noch im Urlaub."
"Heute also wiedergekommen? Dann haben sie keine Informationen bezüglich Frau Willichnicht?"
"Nein, das habe ich nicht. Was ist denn mit der?"
"Die ist offenbar verschwunden. Wir ermitteln, da wir es offenbar mit einer Erpressung zu tun haben."
"Oh, dann hoffe ich mal, dass ihr diese Hinterhältigen Erpressen fassen könnt, solche Leute mag ich nicht."
"Oh, danke für den Beistand," sprach Laiza, "wir gehen dann mal wieder."

Ktrask und Laiza wunderten sich zwar, aber ihnen war nicht bewusst, dass sie gerade den Entführer gesprochen hatten.

16.02.2004 20: 22

Tibor Khäinen

Aus dem sicheren blauen Dunst beobachtete Malochax das geschäftige Treiben im Wachhaus. Mehr durch Zufall als Wille ist er ihr ja schliesslich beigetreten, wieso sollte er sich also gerade jetzt mit anstrengenden Aufgaben, wie Botengänge und dergleichen abgeben. Dank seinem Vater hatte der Zwerg ziemlich viel Wissen und obskure Kunst schon von früh auf verinnerlicht und den Weg des Zen Nummer Eins, unsichtbar durch völlige Ausstrahlung von Nichtanwesenheit, beherrschte er besonders gut. In einem Kloster der heiligen Buddys hätte ihn niemand entdeckt, doch da gab es ja auch keine Vampire.
"Rekrut Santifax!"
Van Varwald schaffte es in diese zwei Worte, sowas wie eine Drohung einfliessen zu lassen. Der Rekrut musste verblüfft husten.
"...äh...ja?"
"Ja, WAS!"
Malochax erinnerte sich an den Drill der ersten paar Wochen.
"Ja, Lance-Korporal, Sör!"
"Hast du nicht einen Auftrag erhalten?!" Wobei sein Fragezeichen keine Antwort erwartete. "Finde heraus, wie das Dokument mit der Fratze funktioniert und wo es her kommt, hast du mich verstanden?!"
Auch dieses Fragezeichen hielt sich nicht mit Antworten auf. Der sonst so ruhige Vampir war sichtlich genervt.
"Und übrigens, Rekrut. Zen Nummer Eins Methode will ich hier nicht mehr sehen, wir sind ein Thiem und arbeiten alle zusammen. Hast du mich verstanden?!"
"..." War alles was der Zwerg noch hinzufügte.
Wie zum Agi Hammerklau noch mal soll ich herausfinden wie solche Dämonen funktionieren, dachte sich Rekrut Santifax und machte sich auf den Weg zum Wachhaus am Pseudopolisplatz, vielleicht könne mir die Laboranten von SUSI helfen.

Obergefreite Isis testete gerade einem neues Verfahren um verschiedene Gifte in der Leber nachzuweisen, als es an der Türe klopfte. Sie öffnete diese und sah niemanden, dann senkte sie ihren Blick um ein paar Stufen und erblickte Malochax.
"Oh ein Rekrut. Sieht man hier selten, aber komm doch herein."
Wäre Malochax ein männlicher Mensch gewesen, hätte ihm wahrscheinlich der Atem gestockt, denn Isis war ziemlich hübsch, wenn nicht sogar schön und das Alter von 150 Jahren merkte man ihr nicht an. Er räusperte sich.
"Ehm, ich hätte hier ein Dokument das unverzüglich untersucht werden müsste."
"Oh, dann leg es da auf den Stapel, ich werde die verschiedenen Proben gleich vorbereiten." antwortete Isis gelangweilt.
Malochax räusperte sich erneut.
"Ehm, es geht nicht nur um die Beschaffenheit des Papiers und so, das Bild auf dem Dokument macht anscheinend die verschiedenen Dämonen verrückt oder so."
Isis wölbte ihre dunklen Augenbrauen.
"Zeig mal her."
Er reichte ihr das Dokument.
"Iih, ziemlich hässliche Fratze, wenn du mich fragst. Und was stellte es mit den Dämonen an?"
"Nun, die Kopierdämonen weigern sich das Bild zu vervielfältigen, der Zeitdämon spinnt und es brachte den...," hier zögerte Malochax, "...Hut von einem Rekruten in Schwierigkeiten, beziehungsweise der Rekrut hatte nachher Probleme mit seinem Hut."
"Probleme mit einem Hut?"
Isis dachte einen kurzen Moment nach, doch sie war schon lange genug in Ankh-Morpork.
"Der Hut eines Trolls?" fragte sie.
"Äh, genau."
"Hm, alles klar, ein Kühlbarret." meinte sie und machte sich lächelnd an die Arbeit.

Eine Stunde später stand Rekrut Santifax immer noch im Labor. Inzwischen waren weitere Wächter hinzugekommen. Eine zusätzliche Laborantin, ein Gerichtsmediziner und ein Spurensicherer, obwohl sich Malochax fragte was ein Spurensicherer im Labor verloren hatte.
Isis kam zum Rekruten.
"Meine Güte, das ist wirklich ein interessantes Fänomen. Wir haben bereits sieben Dämonen verwirrt und Einem mussten wir ein beruhigendes Bild mit Blumen und so zeigen, damit er nicht vollends durchdrehte. Doch wir können leider noch nicht sagen, was es genau ist. Du musst uns das Bild eine Weile überlassen, damit wir mehr herausfinden können. Hier hast du die Ergebnisse der Papier- und Farbanalyse."

1.Das Bild könnte von einem Künstler oder von einem Kind stammen. Ist nicht schlüssig nachzuweisen Die Funktionsweise des Bildes auf Dämonen ist noch unerforscht, anscheinend verursacht es einen Kurzschluss in ihren Kopf und lässt vermuten, dass es sich hier um einen oder mehrere Dämonenkenner handelt.

2.Das Dokument wurde laut C-14 Methode vor zwei Tagen plus minus 200 Jahre geschrieben bzw. gezeichnet oder konstruiert.

3.Die Tinte ist von erlesener Qhualithät. Deutet auf grosses Vermögen hin.

4.Das Papier wurde aus reiner Zedernholz-Zellulose hergestellt. Sehr teuer, aber in hohen Gesellschaftskreisen nicht selten.

5.Es befinden sich verschiedene Fingerabdrücke auf dem Dokument. Die meisten stammen von GRUND Wächtern ab, doch ein paar sind noch nicht identhifiziert. Die unbekannten Fingerabdrücke stammten von einem jungen Menschen, Alter zirka zwischen zwanzig und dreissig. Ausserdem deuten sie auf Hände die keine schwere Arbeit verrichten hin. Da der Kartheidämon zurzeit nicht richtig funktioniert, könne wir keine weiteren Hinweise auf die Täterschaft liefern.

6.Der oder die Verfasser dieses Dokuments, hat/haben sich nicht viel Mühe gegeben, ihre Herkunft zu verschleiern. Material und Art des Dokuments sind nicht identisch mit erstem Entführerbrief. Es ist daher anzunehmen, dass es sich nicht um die oder den Verfasser des ersten Entführungsbriefes handelt.

Abschliessen: Sobald unser Kartheidämon wieder richtig tickt, werden wir über die weiteren Ergebnisse berichten.


Malochax las das Schriftstück durch.
"Ihr denkt also, es sind nicht die Entführer von Frau Willichnicht." fragte er Isis.
"Nein, das ist mit 99 % Wahrscheinlichkeit auszuschliessen."
"Hm, ok. Und was sollen wir jetzt mit unseren Dämonen machen?"
Isis drückte ihm ein Bild mit Blumen und einer Sonne in die Hand.
"Das sollte für den Anfang reichen, es beruhigt die Dämonen, aber ob es was nützt, wissen wir noch nicht."
"Gut, danke."
Malochax verliess das Labor und machte sich mit den Ergebnissen auf den Weg, Richtung Kröselstrasse.

17.02.2004 1: 14

Ktrask

Eine Stadt wie Ankh Morpork ist groß und hat viele verschiedene Verbrecher, also Diebe, Entführer, Erpresser, Mörder und andere Straftäter.

Der Mann machte die Tür hinter sich zu und atmete erleichtert auf, er hatte die Wächter gut überstanden. Mittlerweile wunderte er sich, weshalb er überhaupt dumm genug war, die Tür zu öffnen, denn schließlich wäre jedwedige andere Lösung simpler gewesen. Er konnte jetzt nur noch darauf hoffen, dass die Wächter nicht auf die Idee kämen, nochmal zu kommen.
Dann ging er in den ersten Stock des Hauses um nach dem Opfer seiner Entführung zu sehen.


18.02.2004 0: 08

Laiza Harmonie

"Du kannst runter kommen", rief Johnny die Speichertreppe hoch.
"Das war aber knapp!"
"Ich sag doch, Vinny, ich habe alles im Griff. Bleib gaaaanz ruhig." Johnny lächelte triumphierend.
"Du bist echt gut, Johnny." Vinny sprang die letzten Stufen herunter. "Ich seh mal nach der Alten. Ist eigentlich noch essen im Haus? Ich habe Kohldampf."
"Seh nach, ansonsten schleich dich heraus."

Tibor stieß die Tür zu seinem Büro mit dem Fuß auf und stellte die übervollen Kakaotassen mit einem großen Schwappen auf seinen Schreibtisch.
Macht auch nichts mehr, dachte er sich. Das Büro sah sowieso schon schlimm genug aus, weswegen Hauptmann MeckDwarf ihm und Laiza, mit der er sich das Rekrutenbüro teilte, schon einige Tage zuvor mit Bodenschrubben gedroht hatte.
Überall lagen Papiere herum und Tassen standen zahlreich auf den zwei Tischen verteilt. Frau Geifer, die nette alte Dame, die ihm ein kleines Zimmer vermietet, ist es - genauso wie dem Hauptmann - ein Dorn im Auge, dass Tibor ein Chaot ist. Aber wenigstens brachte er keine Frauen mit auf sein Zimmer und veranstaltete keinen Lärm.

Tibor schob dem kleinen Jungen eine der Kakaotassen herüber. Der erste Botenjunge, der nach mehrmaligen nachfragen den Namen Anton angegeben hatte, saß auf einem Stuhl und sah betrübt auf dem Boden. Es waren schon einige Stunden vergangen, seit dem er erfasst und ins Wachhaus Kröselstrasse gebracht worden war. Es war wohl inzwischen sein fünfter Kakao und vor ihm lag noch ein angebissenes Wurstbrot.
Tibor hatte auf dem Weg von der Küche zu seinem Büro schon den Spezialisten vom Pseudopolisplatz erblickt, der mit Hilfe des Jungen ein Phantombild des Täters erstellen soll.
"Glaubst du, du schaffst das, Anton?" Tibor hatte ihm die Wichtigkeit des Phantombilds mehrere Male erklärt und nun ließ er einige Zusätze aus seiner Tasche in seinen Kakao fallen. Er hatte Kopfschmerzen und seine Laune war nicht mehr auf dem Höhepunkt.
Der Junge nickte. Jemandem sagen, wie jemand anderes aussah kann ja wohl kaum das Schwerste der Scheibe sein. Und der Junge hoffte, dass er danach nach Hause geschickt werden würde. Schließlich hatte er nichts verbrochen, sondern nur gegen eine kleine Entlohnung jemanden einen ungefährlichen Gefallen getan.
Und nun saß er hier, die meiste Zeit sogar alleine. Was wird wohl nur seine Mutter dazu sagen, weil er solange fort ist...

Einige Kakao Schlucke später öffnete sich die Bürotür. Tibor nickte dem Spezialisten zu. Er hatte keine Lust bei der Malaktion dabei zu sein und stand mit seiner Tasse auf. Er wünschte viel Erfolg und verließ das Büro.

In der Empfangshalle war einiges los. Der Lance-Korporal oder der Hauptmann hatten zwei Schreiner bestellt, die sich mit stoischer Ruhe um den zertrümmerten Tresen kümmerten. Felsspalter saß immer noch etwas benommen auf dem Boden und kaute auf ein paar Steinen herum. Ob er nun immer noch wegen dem plötzlichen Ausfall seines Kühldämons benommen war oder ob ihm die Zurechtweisung des Hauptmannes noch mitnahm war nicht zu erahnen.
Johann saß an einem kleinen Tisch und schrieb an einem Bericht. Er schien gar nicht begeistert von seiner Arbeit zu sein und war froh als er Tibor erblickte und somit Ablenkung bekam.
"Was schreibst du da?"
"Einen Bericht für heute Morgen. Das kommt davon wenn man fragt ob es Arbeit gibt."
"Wo sind den die Chefs?" fragte Tibor und beobachtete die zwei Schreiner, die inzwischen ihre Zollstöcke gezückt hatten.
"Der Hauptmann ist bei dem zweiten Botenjungen. Wo van Varwald sich rum treibt weiß ich nicht, vielleicht ist er in seinem Büro." Tibor stellte seine leere Kakaotasse auf den Tisch und kramte in seiner Tasche nach seiner Pfeife und dem Tabak. Er verzichtete auf den Kräuterzusatz, den er sonst immer benutze. Schließlich war er im Dienst.

"Ich hoffe Ktrask und Laiza machen ihren Job besser als wir." meinte Johan bitter, er bereute es sehr, dass er den Falls so leicht genommen hatte. Trotz der Schreckensgeschichten die in der Wache herum spuckten und der allgemeinen schlechten Redeweise, war Frau Willichnicht anscheinend eine wichtigere Person für die Wache als man zuerst glaubte. Es erstaunte einen, wenn man die zwei Ausbilder MeckDwarf und van Varwald dabei beobachtete, wie sie sich darum bemühen den Fall aufzuklären. Auch Tibor hatte ein schlechtes Gewissen und zog bekümmert an seiner Pfeife.
"Wir sollten alles doch etwas ernster nehmen!"
"Zum Glück wurde uns nicht der Kopf abgerissen", meinte Johan und schreib weiter an seinem Bericht.
Wie so oft, wenn er rauchte find Tibors Magen an zuknurren. Die Kekse von Frau Willichnicht waren schnell verdaut gewesen und so stand er vom Tisch auf.
"Ich habe Hunger, was ist mit euch?" Felsenspalter blickte das erste Mal zu ihm auf.
"Oh, ich nicht haben Hunger."
"Wie geht es dir denn?"
"Mir schon besser geht, immer kälter wird, schön angenehm."
"Aber mir kannst du gerne ein Brot mit bringen, wenn du schon so fragst. Mein Magen knurrt auch schon."
"Ihr wollt essen?" ertönte Hauptmann MeckDwarfs Stimme durch die Eingangshalle. "Der andere Junge ist auf gewacht, es geht ihm relativ gut, du könntest ihm etwas zu essen machen Rekrut."
"Ja, Sör." Tibor löschte seine Pfeife und ging in die Küche.

In der Nähe der Sentimentalen Brücke hatten sich Ktrask und Laiza auf eine Bank gesetzt. Schweigend saßen sie einige Zeit neben einander. Laiza kramte in ihrer Tasche und zog eine zerknitterte Packung "Überwald feinster Zigarettenzauber" hervor und suchte vergeblich nach einem Streichholz.
"Was sollen wir jetzt machen? ... Hast du Feuer?"
Ktrask beäugte Laiza von der Seite. Er war strikter Nicht-Raucher und er verabscheute es, wenn jemand in seiner direkten Nähe rauchte.
"Nein, habe ich nicht." Er las die Aufschrift der Packung. "Wie kannst du nur so ein widerwärtiges Zeug rauchen?"
"Wieso? Ist gut und um einiges gesünder als Tibors Tabak Mischungen." Laiza steckte die Packung zurück in ihre Tasche. "Und was machen wir nun?"
"Der Typ schien ... zu freundlich ..." meinte Ktrask
"Allerdings."
"Aber es ist nicht unbedingt seltsam, dass er schon von seiner Reise zurück ist."
"Schon, aber... die Frage ist wohin er verreist war?!"
Sie schwiegen einige Momente.
"Wir sollten den netten Herrn von vorhin einfach noch einmal genauer befragen." meinte Ktrask und stand auf.
"Meinst du nicht wir sollten erst einmal van Varwald Bericht erstatten?"
"Was? Ich soll erst wieder zur Kröselstrasse laufen und dann wieder hier hin?"
"Besser ist es. Wir haben befragt und uns sind verschiedene Dinge aufgefallen."
"Aber..."
"Keine Alleingänge, das wird uns doch täglich eingetrichtert. Tiehmwörk ist angesagt!"
"Aber wir haben doch nicht wirklich etwas interessantes..."
"Doch, wir haben zwei Männer die viel zu freundlich sind. Und das soll was in Ankh-Morpork heißen. Das ist alles sehr verdächtig."

"Du magst doch Brot mit Käse?" fragte Tibor und setzte sich auf einen Stuhl. Gierig, als hätte er seit Tagen nichts mehr gegessen (was in den Schatten nichts Ungewöhnliches war) griff der Junge nach dem Brot. Tibor sah zu wie der Kleine das Brot herunter schlang.
"Wie heißt du denn?" Tibor sah zu wie der Junge einen großen Bissen nach dem anderen verschlang.
"Tschoony." antwortete der Junge mit vollem Mund.
"Wie?!" Der Junge schluckte.
"Johnny." Tibor hob eine Augenbraue und biss dann in sein Brot.
"Scheiß Name, ich weiß." meinte der Kleine und griff nach einem Glas Wasser, dass man ihm hingestellt hatte.
"Ach?"
"Ja echt, hat doch jeder hier."
Mit hier meinte der Kleine die Schatten, was soviel heißt: Jeder 3 Ganove, trug den langweiligen Namen Johnny. Tibor überschlug kurz im Kopf wie viel er in etwa kannte und kam auf etwa Zwanzig.
"Ja, stimmt. Sag mal, wieso bist du denn so ausgeflippt?" Der Junge zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung."
"Gleich kommt ein Spezialist und er wird dir einige Fragen stellen und mit dir ein Bild entwerfen."
"Was für ein Bild?"
"Du musst ihm sagen, wie der Kerl ausgesehen hat, von dem du den Brief hattest."
Der Junge wurde bleich und zitterte leicht.
"Kanntest du den Mann?" Er schüttelte den Kopf.
"Aber er hat mir drei AM Dollar gegeben."
"Das ist viel Geld." meinte Tibor. Johnny lächelte stolz, doch dann sah er Tibor ängstlich an.
"Ich konnte ja nicht wissen", flüsterte er. "Das der Brief so ... so..."
"So?"
"Schrecklich ist!" Tibor sah ihn durch dringend an.
"Hast du den Brief etwa gelesen?"
"Kann ich noch einen Kakao haben?"

Tibor saß wieder in der Eingangshalle. Neben ihm saß Anton und schlürfte an einem weiteren Kakao, den er als Belohnung für das Phantombild erhalten hat.
Johan hatte seinen Bericht fertig und beim Hauptmann abgeliefert und versuchte nun verzweifelt mit Felsspalter Karten zu spielen.
"Du zerknickst die Karten ja alle." meckerte Johan.
"Viel zu klein sind die Dinger."
Die Tür des Wachhauses wurde aufgestoßen und eine Frau im mittleren Alter trat ein.
"Anton! Mein kleiner Schnuckelhase." Die Frau kam auf ihren Sohn zu und presste ihn an sich. "Was haben sie mit dir bloß gemacht mein Süsser."
"Nichts Mama." sagte Anton gequält und drückte sie etwas von sich weg.
"Das hoffe ich doch." Sie packte seine Hand. "Ich hoffe, dass das nicht noch mal passiert." Giftig sah sie den armen Tibor an und fügte hinzu: "Sie sollten den Eltern sofort bescheid sagen, wenn sie Kinder einsperren."
"Wir nicht haben eingesperrt." meinte Felsspalter.
Van Varwald trat aus seinem Büro, nachdem er die aufgeregte Stimme der Mutter gehört hatte.
"Hallo, ich bin Lance-Korporal van Varwald. Es tut mir aufrichtig leid, dass wir sie nicht sofort informiert haben. Aber es war wichtig ihren Sohn zu verhören."
"Er hat nichts getan."
"Das wissen wir, aber er ist ein wichtiger Zeuge bei einem Verbrechen."
"Wieso?" Die Frau sah grimmig zu ihrem Sohn hinunter.
"Weil er den, beziehungsweise einen der Verbrecher gesehen hat."
"Aber er hat nichts damit zu tun!"
"Ja, das wissen wir. Kennen sie Johnny Dreifuss, sein Vater hat einen kleinen Lebensmittelladen hier in den Schatten."
"Wie so sollte ich ihn kennen?"
"Weil er ebenfalls etwas mit dem Fall zu tun hat."
"Mein Sohn hat aber nichts mit diesem Bastard zu tun!" Sie packte ihren Sohn am Arm und ging zur Tür.
"Wieso?" fragte Johan.
"Der Junge ist verrückt, als hätte er böse Dämonen gefressen."
Laut knallte die Tür hinter Mutter und Sohn ins Schloss.


19.02.2004 17: 27

Felsspalter

Langeweile. Es gibt nichts schlimmeres als irgendwo herumzusitzen und zu warten, während andere gerade arbeiten. Deshalb machte sich im Wachhaus in der Kröselstraße Unruhe unter den Rekruten breit. Tibor spielte mit Johan eine Runde Leg-Herrn-Zwiebel-rein, während Felsspalter in einer Ecke saß und herzhaft an einem Stück von Schnaphelas bestem Zuckerstein kaute.
"Ich erhöhe den Einsatz auf 1$", sagte Tibor.
"Wenn du meinst....", entgegnete Johan gelassen.
"Ha, ich habe eine Dreifache Zwiebel!", rief Tibor aus und knallte seine Karten auf den Tisch. Er schaute Johan erwartungsvoll an.
Dieser sagte überhaupt nichts. Er legte seine Karten hin. Eine Fünffache Zwiebel! Johan grinste.
"Sag mal, so viel Glück kann man gar nicht haben. Da steckt bestimmt ein Trick dahinter", murmelte Tibor. Er hatte in einer halben Stunde 10 AM-Dollar verloren.
Er war kurz davor, wütend aufzuspringen und van Varwald danach zu fragen, was er noch machen könne, als plötzlich die Tür aufsprang und Ktrask und Laiza hereinkamen.
"Ah, die Befragerpatrouille", meinte Johan. Es war schwer zu sagen, ob mehr Bitterkeit oder Ironie in dem Satz mitschwang.
"Danke, ich freue mich auch, wieder hier zu sein", entgegnete Ktrask.
"Und, habt ihr was rausgefunden", fragte Tibor.
Ktrask und Laiza schauten sich an.
"Nun, zumindest haben wir den Ansatz einer Spur. In der Teekuchenstraße 14 wohnt ein Mann. Er hätte jetzt noch verreist sein müssen, aber er war schon wieder da. Er war sehr nett und höflich. Ein typisches Anzeichen dafür, dass er etwas zu vertuschen hat", fasste Laiza ihre Entdeckungen kurz zusammen.
"Auch wenn ihre Entdeckungen sehr interessant sein dürften, darf ich sie trotzdem darauf hinweisen, dass wir hier ein Tiehm sind. Also unterlassen sie gefälligst ihren ironischen Unterton", ertönte van Varwalds Stimme. Er stand im Rahmen seiner Bürotür und hatte der Unterhaltung aufmerksam gelauscht. Jetzt trat er zu den Rekruten, zu denen sich mittlerweile auch Felsspalter gesellt hatte.
"Also gut, Malochax ist noch nicht wieder da. Aber wir haben eine Taube von SUSI erhalten. Sie haben zweifelsfrei festgestellt, dass die Briefe nicht von der selben Person geschrieben worden sind. Der zweite Brief lässt auf jemanden mit großem Vermögen schließen, allerdings haben wir keine Fingerabdrücke oder ähnliches. Viel interessanter ist dies hier." Er winkte mit einem Blatt Papier. "Es ist uns gelungen, ein Phantombild des mutmaßlichen Entführers zu erstellen." Er gab das Blatt in die Runde der Rekruten.
"Halt, den kennen wir doch!", rief Laiza plötzlich."Das ist der Mann aus der Teekuchenstraße 14! Ihr wisst schon, der zu früh wieder von der Reise wiederkam!"
Die Rekruten und ihr Ausbilder staunten nicht schlecht. Endlich hatten sie eine sichere Spur!
"Das muss ich sofort dem Hauptmann melden", sagte van Varwald, drehte sich um und ging schnurstracks zum Büro des Abteilungsleiters. Nach einem Klopfen trat er ein.
Kurze Zeit später kamen Lance-Korporal van Varwald und Hauptmann MeckDwarf aus dem Büro und gingen zu den Rekruten, die in der Zwischenzeit alle Neuigkeiten ausgetauscht hatten.
"Na endlich, wird auch Zeit, dass wir endlich mal Ergebnisse sehen. Ich hab schon gedacht, dass ich morgen früh ohne das gewohnte Meckern verbringen müsste", sagte MeckDwarf zu den anwesenden Wächtern.Er nickte dem Vampir zu. Dieser ergriff das Wort.
"Also gut, hier der Plan: Wir wissen weder, wie viele Personen sich in dem Gebäude aufhalten, noch wissen wir, ob der oder die Entführer bewaffnet sind. Wir halten es trotzdem nicht für nötig, FROG zu informieren. Schließlich haben wir, im Gegensatz zu den Entführern, einen Troll." Er nickte in Felsspalters Richtung."Aber um keine unnötigen Risiken einzugehen, werden eine kleine Truppe, bestehend aus meiner Wenigkeit und den Rekruten Felsspalter, Tibor, Johan und Ktrask, in die Teekuchenstraße aufbrechen, den Verdächtigen in Gewahrsam nehmen und Frau Willichnicht befreien. Gibt es hierzu noch Fragen?"
Laiza erhob empört ihre Stimme:"Und was wird aus mir? Soll ich hier rumsitzen, während die anderen ihren Spaß haben? Oder machen Sie das nur, weil ich eine Frau bin?"
Van Varwald grinste. "Danke für das Argument, ich hätte mir sonst eins überlegen müssen. Nein, mal im Ernst, sie waren heute schon so viel unterwegs, ich glaube, sie könnten eine Pause gebrauchen."
"Ich will aber mitkommen!"
Sie erntete einen scharfen Blick."Fräulein Harmony, das war keine Bitte, sondern ein Befehl.Einer muss schließlich hierbleiben, um eventuelle Beschwerden entgegenzunehmen."
Laiza senkte den Blick. "Jawohl, Sir."
"So, und die anderen kommen mit mir." Er winkte in Richtung Ausgang.
"Na dann mal viel Glück. Und das ihr mir ja nicht ohne die alte Schreckschraube wiederkommt", ertönte die Stimme des Hauptmanns.
Das Befreiungskommando trat auf die Straße und marschierte in Richtung Teekuchenstraße.
Felsspalter schwang vorsichtig seine Keule. Das entsprach schon eher seiner Vorstellung vom Leben eines Wächters.

21.02.2004 19: 37

Laiza Harmonie

Laiza hatte sich einen Kaffee genommen und war in ihrem Büro verschwunden. Sie versuchte in dem Chaos, das auf ihrem Schreibtisch herrschte, einen Aschenbecher zu finden, doch als die Suche ergebnislos blieb begnügte sie sich mit einer leeren Tasse.
Sie setzte sich und zündete sich in aller Ruhe eine Zigarette an. Zwischen Tassen, Papieren und Stiftdosen regte sich, durch den Zigarettengeruch geweckt, der Deckel einer blauen Schachtel. Langsam streckten sich nacheinander acht schwarze lange Beine hervor. Madame Cornelia, wie Laiza die überwälder Spinne getauft hatte, trippelte auf Laiza zu und kletterte ihren Arm hoch.
"Weißt du was?" meinte Laiza gedankenverloren zu dem kleinen Geschöpf. "Wächter sein ist nicht grade leicht." Laiza griff nach dem Phantombild, das der Lance-Korporal in der Wache zurück gelassen hat. Es war inzwischen etwa eine viertel Stunde vergangen, seit der Trupp zur Teekuchenstraße aufgebrochen war. Gelangweilt begutachtete sie das Bild des Täters. Er war dunkelhaarig und hatte einen Vollbart, die Augen waren nicht sehr spezifisch und sonst waren ebenfalls keine individuellen Merkmale zu erkennen. Kein Wunder, denn man konnte nicht erwarten, dass ein kleiner Junge sich Gesichter genau einprägt, erstrecht nicht, wenn er Geld von der Person bekommt.
Mit leichtem Entsetzten stellte Laiza fest, dass das Phantombild auf jeden vierten männlichen Bewohner von Ankh-Morpork passte.
Ich sollte nicht immer so voreilig handeln, dachte sich Laiza und hoffte, dass es zu keiner peinlichen Situation in der Teekuchenstraße kommt, falls der Verdächtige aus Haus Nummer 14, doch nicht der Gesuchte war ...


25.02.2004 23: 23

Johan Schaaf

"Aufmachen, hier ist die Stadtwache!" Die Rekruten Felsspalter, Ktrask und Johan hatten sich zusammen mit Lance-Korporal van Varwald vor der Tür des Hauses Nummer 14 versammelt. Tibor war um das Haus herumgegangen. Er sollte dort aufpassen, dass die Verbrecher nicht versuchten, durch den Hinterausgang zu entkommen.
Vorne waren Schritte zu hören. Die Tür öffnete sich und ein Mann schaute heraus.
"Das ist er", flüsterte Ktrask.
"Guten Tag, Sie sind festgenommen! Und zwar, weil sie verdächtigt werden, in ein fremdes Haus, dieses hier nämlich, eingedrungen zu sein, dort eine Geisel, Frau Willichnicht, gefangen zu halten, und die Stadtwache von Ankh-Morpork erpresst zu haben", begrüßte van Varwald den Verdächtigen. "Haben Sie noch irgendetwas dazu zu sagen? Müssen Sie nämlich nicht, weil Sie das Recht zu schweigen haben. Außerdem haben Sie das Recht..."
"Entschuldigung", wurde er von dem verdutzten Mann unterbrochen. "Von was sprechen Sie eigentlich?"
"Ähm..." Mit einem Blick auf die Hausnummer vergewisserte der Vampir sich, dass sie richtig waren. "Also, falls Sie mir nicht zugehört haben, wiederhole ich es noch einmal: Sie sind festgenommen, wegen..."
"Ich habe Sie schon verstanden, aber ich bin unschuldig. Erst vorhin waren doch schon zwei Wächter da, die mich befragt haben. Der dort", er deutete auf Ktrask "und eine Frau."
Nun war es Valdimier, der etwas überrascht war. Allerdings fasste er sich schnell wieder: "Aha, Sie behaupten also, unschuldig zu sein. Nun, dann macht es Ihnen ja sicher auch nichts aus, wenn wir das Haus durchsuchen. Johan, sag Tibor bescheid, dass er nach vorne kommen kann!"

Wenig später hatten sich alle wieder im Flur des Hauses versammelt.
"Nichts", verkündete Johan, der zusammen mit Felsspalter den Keller durchsucht hatte.
"Nun, hier im Erdgeschoss konnte ich auch nichts finden", sagte Valdimier. "Was ist mit euch, Ktrask und Tibor?"
"Keine Geisel weit und breit! Wir haben oben alles genau untersucht."
"Ich sage doch, dass ich unschuldig bin!", rief der an einen Stuhl gefesselte Mann. "Ich habe Frau Willichnicht nicht entführt!"
"Nicht so schnell!", fuhr der Lance-Korporal ihn an. "Sie könnten sie immer noch aus dem Haus geschafft haben, nachdem unsere beiden Wächter, die Sie befragt haben, weg waren. Genug Zeit hatten Sie ja..."
"Ich habe nichts mit der Sache zu tun!"
"Scheff, ich glaube, er sagt die Wahrheit", warf Tibor ein. "Wir haben wirklich nicht die geringste Spur gefunden, dass er etwas mit dem Verbrechen zu tun haben könnte."
"Das stimmt schon, aber wir haben das Phantombild und ihr müsst zugeben, dass es dieser Person hier ziemlich ähnlich sieht. Außerdem sollte dieses Haus, laut Angaben eines Nachbarn, noch für einige Tage leer stehen."
"Nun, dass Bild trifft auf viele Leute in Ankh-Morpork zu, wenn nicht sogar auf die meisten", meinte Johan. "Und was den Nachbarn betrifft..."
"Ja?"
"Er könnte gelogen haben!"
"Warum sollte er das tun?"
"Weil er etwas zu verbergen hat und uns auf eine falsche Fährte locken wollte vielleicht...", vermutete Ktrask.
"Stimmt das?", wandte sich der Vampir an den Gefesselten. "Waren Sie gar nicht verreist?"
"Doch, aber ich bin heute morgen zurück gekommen!"
Valdimier dachte einige Sekunden nach.
"OK", sagte er dann. "Bindet ihn los. Ich glaube wir sollten den Nachbarn einmal einen kleinen Besuch abstatten..."


26.02.2004 20: 44

Laiza Harmonie

Leise schloss er die Tür hinter den Wächtern und atmete tief durch.
Beruhige dich, sagte er zu sich selbst und rieb sich das Handgelenkt, das ihm von den Fesseln der ungehobelten Wächter wehtat. Selber schuld, dachte er, ich sollte mein Arbeitsmaterial nicht überall liegen lassen...
Er griff nach dem langen Seil, das er am Morgen auf der Kommode im Flur vergessen hatte und ging in den ersten Stock. Dort schmiss er es achtlos auf einen Sessel, schüttete sich ein Glas Schnaps ein und trank es in einem großen Zug aus. Ich sollte auf hören so viel zu trinken, sagte er zu sich selbst und rang nach Disziplin.
Gemächlich ging er auf ein Bücherregal zu und schob es ohne große Anstrengungen bei Seite. Ängstlich blickten ihm die Augen seines Opfers entgegen.

"Was erlauben sie sich eigentlich?"
"Wir sind die Stadtwache!"
"Schön und gut, aber das ist mein Haus!"
Van Varwald drängte seine Rekruten von der Tür weg.
"Lasst mich das machen, ja."
"Mein Name ist van Varwald, ich bin Lance-Korporal der Stadtwache und ermittle im Moment im Fall Frau Willichnicht."
"Willichnicht? Was ist mit ihr, heut Morgen waren doch schon zwei von euch hier!"
"Entschuldigen sie die Belästigung, Herr...?"
"Zwiebelweich."
"Herr Zwiebelweich, es ist sehr wichtig. Frau Willichnicht ist seit heute Morgen verschwunden. Können sie uns weiter helfen?"
"Na ich hab sie mit Sicherheit nicht... wer sollte so selbstmörderisch sein?"
"Herr Zwiebelweich, ich stelle hier die Frage."
"Ja, ja."
"Wann haben sie sie das letzte Mal gesehen?"
"Heute Morgen, als sie auf dem Weg zur Wache war, wie jeden Tag."
"Und war etwas seltsam?"
Herr Zwiebelweich überlegte einen Moment.
"Nein, nicht das ich wüsste, sie hatte wie immer ihren Regenschirm dabei."
"Haben sie sonst noch etwas Auffälliges feststellen können in den letzten Tagen?"
"Auffällig, was verstehen sie darunter? Frau Willichnicht lief wie immer durch die Gegend, meckerte mit den Leuten rum, regte sich über den Lärm auf und über die nächtlichen Unruhen und ging jedem auf den Nerven."
"Nächtliche Unruhen? Die Teekuchenstraße ist doch kein Ort wo es in der Nacht oft Unruhen gibt."
"Keine Ahnung, ich schlafe wie ein Stein."
"Und was genaueres hat sie nicht gesagt?"
"Hey, ich höre der Frau nicht zu, wenn ich das machen würde, hätte ich mein ganzes Geld schon beim Püschologen. Ihr hört ihr doch auch nicht zu, oder?"
Van Varwald schluckte.
"Okay, vielen Danke für ihre Hilfe. Falls sie noch irgendwelche Hinweise haben, wenden sie sich bitte an die Wache. Das wäre sehr freundlich."
"Kein Problem."
"Einen schönen Tag noch, Herr Zwiebelweich."
"Ihnen auch."
Van Varwald drehte sich zu seinen Rekruten um und Herr Zwiebelweich schloss die Tür.
Die kleine Truppe entfernte sich einige Meter.
"Also, es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Gegend genauer zu beobachten. Das heißt, observieren. Der heutige Tag ist recht..." er räusperte sich. "...peinlich verlaufen. Wir gehen jetzt zurück zum Wachhaus. Inzwischen müsste Malochax ebenfalls zurück sein, dann werden wir die kommende Nacht besprechen."

"Entschuldigung Felsspalter, aber du bist für die Observierung etwas ungeeignet. Du bist zu ..."
"Groß", meinte der Troll. "Ich verstehen schon. Aber was ich tun dann?"
"Mh, das werde ich mir dann noch genau überlegen. Die erste Schicht übernehmen Johan und Ktrask, dann sind Laiza und Tibor dran und dann Malochax mit einem Freiwilligen der ersten Schicht und so weiter. Alle vier Stunden wird gewechselt."
"Ja, Sör."
"Seit schön vorsichtig, keiner soll euch sehen und schreibt euch alles verdächtige auf. Von mir aus könnt ihr einen Auszeichnungsdämon mitnehmen."
"Sör, die Dämonen spinnen immer noch." meinte Ktrask und sah zum Kaffeedämon herüber, der sich die Ohren lang zog und den Kopf gegen die Wand schlug.
"Hier", kam es von Malochax, er zog ein verknittertes Bild aus der Tasche. "Bei S.U.S.I. sagten sie, dass würde helfen."
Van Varwald nahm das Blümchenbild entgegen.
"Das soll helfen? Erledige das Laiza." Er drückte ihr das Bild in die Hand und verschwand in seinem Büro.


26.02.2004 23: 07

Malochax Santifax

Teekuchenstrasse - 19:15


Da den ganzen Nachmittag über in der Teekuchenstrasse rein gar nichts Verdächtiges passiert ist, sahen sich MeckDwarf und van Varwald, die allmählich ein bisschen Nervös wurden, genötigt die Strategie zu ändern und eine etwas offensivere Observierungsmethode einzusetzen. "Kleiner Bulle, Grosser Troll" war zwar noch im Prototyp-Stadium, aber sicherlich schon einen Versuch wert. Das Ziel ist es, den Verdächtigen auf eine subtile Art und Weise zu einer überstürzten Reaktion zu verleiten.
Also bezogen Malochax und Felsspalten Rucken an Kniekehle mitten auf der Teekuchenstrasse vor dem Haus von Fräulein Willichnicht Position und fingen an die Gegend mit konzentriert zusammengekniffenen Augen zu observieren.
Ein kleine Traube Schaulustiger umringt die beiden. Damit wurde Malochax zwar die Sicht versperrt, doch dafür bekamen sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der ganzen Strasse und wie beiden Offiziere hofften ganz besonders von den Entführern.
Johann, Ktrask und Tibor hatten ebenfalls Stellung in der Strasse bezogen und hielten Ausschau nach Nervosität.

Währenddessen ging ein kleiner Junge mit Schwimmweste von Tür zu Tür und verkaufte Lose für die Ankh-Schiffer-Tombola. In seiner Nähe lungerten gekonnt unauffällig zwei Gestalten herum, Valdimier und Humpf. Der Junge war nämlich Anton, der Überbringer des ersten Erpresserbriefes, und was er hier machte, war verdeckte Gegenüberstellung mit Gewinnbeteiligung an den verkauften Losen.


Wache Kröselstrasse - 19:20


Laiza sass hinter dem provisorisch wieder hergerichteten Tresen und studierte das Bild, das laut S.U.S.I. sehr, sehr aufschlussreich sein könnte. Es war der Syntaxbaum des ersten Briefes. (Diesen hier aufzuzeichnen, wäre relativ sinnlos, da die Grammatiken der Scheibenweltsprachen einer anderen Grundstruktur gehorchen als die Sprachen auf der Rundwelt. Der Syntaxbaum hat daher eine andere Gestalt, die durch die Übersetzung ins Deutsche komplett verloren geht. Es sei jedoch verraten, dass Syntaxbäume auf der Scheibenwelt in etwa mit geknickten Zweigen im Apachenland zu vergleichen sind. Anmerkung des Übersetzers) Aber Erkenntnisse wollten sich bei Laiza, egal wie sehr sie sich darüber den Kopf zerbrach, einfach nicht einstellen. Und mal abgesehen davon ärgerte es sie doch ungemein, dass wieder einmal ausgerechnet sie, die Frau, quasi per Geschlecht die Expertin für Pflanzen und Literatur sein sollte.


Teekuchenstrasse - 19:25


Im ersten Stock des Hauses von Johnny Seigut, Teekuchenstrasse 14, glaubte Tibor eine Gestallt zu erkennen, die in immer kürzeren Abständen immer nervöser auf die Strasse hinunterschaute. Der Fisch hatte angebissen!
"Was soll ich mit 14 Fischen?", rief Tibor das vereinbarte Zeichen.
Darauf zählten Felsspalter und Malochax leise bis 100 und stürmten dann plötzlich wie besessen zum Haus Nummer 14. Nur die beiden, wohlgemerkt, die anderen Wächter observierten die Gegend bei diesem scheinbar unberechenbaren Manöver nur noch genauer. Denn bei dieser Subaktion liegt das Interesse weniger auf dem jetzt bestürmten Objekt, das Haus von Johnny Seigut, sonder immer noch darauf, die Täter, von denen man die Position immer noch nicht zu kennen meint, zu verwirren und zu einer unüberlegten Handlung zu provozieren. Dass man mit Vorteil Häuser von Verdächtigen substürmt, wie es im Fachjargon heisst, dient lediglich der Minimierung von Klagepotential.
Felsspater also voran, Malochax hinterher, mitten durch die Tür und dann kreuz und quer durchs ganze Haus. "Kleiner Bulle, Grosser Troll" ist so konzipiert, dass bei Gegenwehr der Troll zu resistent ist und der kleine Bulle, hier der Zwerg Malochax, zu klein um getroffen zu werden.
Nach wenigen Augenblicken war das Haus gesichert, Herr Seigut gefesselt und eine geknebelte Frau in einer kleinen Abstellkammer sichergestellt. Malochax trat ans Fenster und tat so, als ob er gähnen würde, was für Humpf das Zeichen war, dass seine Anwesenheit erwünscht sei.
Da die Traube der Schaulustigen nun vor dem Haus stand - sie trauten sich verständlicherweise aber nicht es zu betreten -, musste Humpf unauffällig ums Haus gehen und den Hintereingang benutzen.
"Das ist aber gar nicht Fräulein Willichnicht!", stellte er ein Minute später verblüfft fest.
Malochax nickte.


Wache Kröselstrasse - 19:30


Es klopfte an der Tür und ein Junge steckte den Kopf in die Wache.
"Määm, ich soll hier einen Brief abgeben", sagte der Junge.
"Gib ihn mir, Junge", sagte Laiza.
Der Junge kam rein und überreichte ihn der Wächterin.
"Danke"
Der Junge drehte sich um und wollte wieder hinaus.
"Warte!", befahlt sie ihm.
Er gehorchte. Scheinbar machte ihre Mütterlichkeit fortschritte.
Sie öffnete den Brief, überflog ihn kurz, wurde bleich und schluckte. Dann kramte sie eine Kopie des Phantombildes hervor und zeigte es dem Jungen.
"Hat dir dieser Mann diesen Brief hier gegeben?", fragte sie den Knirps.
Der Junge nickte.
"Wann und wo?"
"Vor etwa 10 Minuten auf dem Käsehändlerhof."
Laiza nickte und nahm nochmals den Brief zur Hand und las ihn sich diesmal genauer durch.

"Liebe Wächter, ihr hattet genug Zeit das Geld aufzutreiben. Die Übergabe wird heute um 20.30 Uhr beim Brunnen im Zupferstrassenpark stattfinden. Dort steht ein Käfig mit Brieftauben, in deren Poströhrchen ihr das Geld stopfen werdet. Sobald das Geld vollständig bei uns eingetroffen ist, wird Frau Willichnicht freigelassen.
Sollte das Geld nicht vollständig ankommen, wird auch Frau Willichnicht nicht vollständig zurückkommen. (Ihre Zunge geniesst selbstverständlich diplomatische Immunität.)
Ach ja, und lasst die Polizei aus dem Spiel ;-)
Hochachtungsvoll, die Entführer

P.S. Ihr habt nicht allzuviel Zeit, die Tauben wurden mit vergiftetem Körnern gefüttert, wenn sie nicht bis spätestens 20.30 Uhr losfliegen, werden sie es wohl kaum schaffen."


Laiza packte den Alarmtriangel und fing wie wild darauf herumzuschlagen.
Wenige Augenblicke später füllte sich der Tresenraum mit vier Rekruten, die gerade in der Kröselstrasse stationiert waren: Houp Winters, Knochenlos, Skilla und Steven Träumer.
Die Zeit drängte, also fing Laiza ohne Umschweife an Befehle zu erteilen.
"Houp, nimm den Jungen hier und hohl alles aus ihm raus, was er weiss."
"Knochenlos, Du machst fünf Kopien von diesem Brief und schickst dann eine Brieftaube ins Hauptquartier, dass wir die 1000 AM Dollar um 20.15 im Zupferstrassenpark brauchen. Pack das Original mit dazu. Und schreib auch, dass wir Unterstützung brauchen. Und dass wir die Tauben rot markieren werden."
"Skilla, Du rennst in die Teekuchenstrasse und informierst Humpf und Valdi."
"Steven, Du kommst mit mir."
"Und Knochenlos, wenn Du damit fertig bist übernimm den Tresen."
Houp und Knochenlos machten sich an die Arbeit und Laiza, Steve und Skilla rannten los.


Teekuchenstrasse - 19:45


Ahnungslos, was die dramatischen Ereignisse in der Kröselstrasse betraf, hatte sich Humpf mittlerweile ein Bild von der Situation in Teekuchenstrasse 14 gemacht. Malochax und Felsspalter standen wieder mitten auf der Strasse und observierten wieder offensiv die Gegend.
Johnny Seigut hatte, wie sich herausstellte, seine Schwiegermutter entführt. Doch das war ein Versehen. Er und seine Frau hatten bloss ihr Liebesleben mit einem kleinen Rollenspiel aufpeppen wollen. Bedauerlicherweise ist gestern Abend jedoch die werte Mutter in die erotische Falle getappt. Angesichts dieser Entwicklung sei sich das Ehepaar dermassen in die Haare geraten, dass die Gattin kurzerhand die Koffer packte und zu ihrer Freundin an der Myrthenstrasse verschwunden ist.
Dass die Schwiegermutter dann irgendwie geknebelt in einer Abstellkammer landetete, war angesichts ihres aufbrausenden Naturells, wie Humpf nur zu schnell am eigenen Leib erfahren durfte, leider unvermeidlich gewesen. Herr Seigut, seines Zeichens Buchmacher beim Pferdemarkt, hoffte, dass sich die Situation irgendwie von alleine Lösen würde, doch als sich in dieser Richtung nichts entwickelte und stattdessen Wächter nach Fräulein Willichnicht suchten, fing er langsam an nervös zu werden.
(Herr Johnny Seigut sollte später zu zehn Jahren Haft verurteilt werden, wegen unfeiner Behandlung seiner Schwiegermutter, während seine Frau die Gelegenheit nutzt und mit einem Pferdehändler und dem ganzen Mobiliar durchbrennt.
Da Schwiegermütter auch in Ankh-Morpork eine gefürchtete Institution sind, wird sich kein Richter Milde walten zu lassen trauen auch angesichts der Tatsache nicht, dass dem Beschuldigten die Gattin abhanden gekommen und die Schwiegermutter daher eigentlich keine mehr ist.
Die Strafe wird Herr Seigut jedoch relativ zufrieden absitzen, da eine anonyme Schwiegermutterselbsthilfegruppe ihn während der ganzen zehn Jahre mit den erlesensten Speisen von Jean-Paul Lescalier verwöhnen wird.
Und auch der Schwiegervater wird für einige Zeit hinter Gittern verschwinden, weil ihm das Fehlen der Frau, wie er sagte, gar nicht aufgefallen war. Es muss wohl an der jungen Dame gelegen haben, die man mit ihm im Bett vorfinden wird. Was übrigens auch der Grund ist, warum er bei seiner Verhandlung das Gericht um eine längere Strafe anbetteln wird.)


Zupferstrassenpark - 20:15


Laiza und Steven waren als erste im Zupferstrassenpark eingetroffen. Sie hatte sich unterwegs noch einen Topf mit roter Farbe gekauft und war nun damit beschäftigt, die Tauben rot anzumalen. Das sollte die Verfolgung der Tauben theoretisch einfacher machen.
Mittlerweilen war auch Rina Lanfear mit dem Geld angekommen. Sie hatte törichterweise einmal angeboten dieses zur Verfügung zu stellen. Sie hatte die Vampire Rascaal Ohnedurst, Leopold von Leermach und Arunagena Verstecktsichgern mitgenommen, damit diese - mittels Leim und Federn als Tauben getarnt - das Lösegeld verfolgen konnten. Ras protestierte natürlich vehement, doch angesichts dieser Mengen an Geld und dem ungeklärten Ausfall aller Tschipiies-Dämonen zog er diesmal gegen Rina leider den Kürzeren.
Etwas später kam auch Valdimier angeflattert.
"Skilla und Johann", erklärte er, "führen gerade einen überführten Entführer ab, während die anderen Wächter in der Teekuchenstrasse bleiben. Es besteht nämlich der starke Verdacht, dass dort das Epizentrum des Verbrechens ist."
"Einen überführten Entführer? Den von Fräulein Willichnicht?", fragte Rina, die noch immer hoffte ihr Geld nicht im Himmel verschwinden sehen zu müssen.
"Leider nein", antwortete Valdimier, " ein anderer. Die Teekuchenstrasse ist offenbar nicht ganz das, was sie zu sein scheint."
"Okay, sind wir fertig?", fragte Laiza.
"Dann lasst sie fliegen." Und 42 rote und 3 zerzauste Tauben flatterten los.


Teekuchenstrasse - 20:30


Valdimiers Aufbruch war etwas überstürzt gewesen. Wäre er nur eine Minute länger geblieben, wäre er noch Zeuge einer überaus erstaunlichen Wendung geworden. Anton mit seiner Schwimmweste und den Losen für die Ankh-Schiffer-Tombola sowie einem unauffälligen Humpf im Schlepptau war nämlich inzwischen beim Haus Nummer 19 angelangt, dem von Johnny und Vinny. Er klopfte und Johnny öffnete die Tür.
Gleichzeitig wurde Herr Seigut von Skilla und Johann an diesem Haus vorbei Richtung Wache geführt.
Dieser schaute Johnny an, wie er dem Jungen ein Los abkaufte, und wandte sich Skilla und Johann.
"Ich habe den ganzen Tag versucht Eure Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Wer ist denn nun dieser Kerl? Ein Verwandter des Eigentümers?"
"Das ist der Eigentümer", entgegente Johann, "er ist heute Morgen zurückgekommen."
"Nein, das ist nicht Herr Rübenstock. So verjüngend können Ferien unmöglich sein. Herr Rübenstock ist schliesslich weit über 70 und - mit allem nötigen Respekt - ein echtes Scheusal."
Jetzt dämmerte es Johann. Er drehte sich um und rief:
"Was soll ich mit 19 Fischen?"
Erst geschah gar nichts, zumindest so lange nicht, wie ein Troll und ein Zwerg bis 100 zählen, dann aber fingen sich die Ereignisse an zu überstürzen.


Über den Dächern von Ankh-Morpork, westlich des Zupferstrassenparks - 20:31


Wie es der Zufall aber so wollte, oder vielleicht lag es auch am Genie des Verbrechers, zwei Blocks westlich des Zupferstrassenparks flatterten 10'000 Tauben in allen Farben gen Himmel und von dort aus in alle Himmelsrichtungen. Lady Buttermilch, eine fette Dame der Oberschicht, organisierte zu genau dieser Stunde nämlich das Wohltätigkeits-Happening "Karneval der Tauben für notleidende Katzen", bei dem Tauben in alle Scheiben Länder gesendet wurden um für die Rechte der Katzen zu gurren.

Ein Stockwerk tiefer verbreitete sich in Windeseile die Kunde von den roten Geldtauben. Und das nicht nur unter den Wächtern. Wie soll ich sagen? Später sollte "Rote Tauben Schiessen" ein geflügeltes Wort in Ankh-Morpork werden und etwa soviel heissen wie "Hypothek abzahlen und ein Abendessen dazu."


Zupferstrassenpark - 20:45


"Das wird Euch vom Lohn abgezogen!", schrie Rina Laiza an.
Ihnen waren die zusätzlichen Tauben und das Fluchen von Ras nicht entgangen.
(Der Lohn der Rekruten sollte in der Folge tatsächlich gekürzt werden. Erstaunlicherweise kehrte dieser dann aber nie wieder auf seine ursprüngliche Höhe zurück...)


Zupferstrassenpark - 21:00


"Das wird Euch vom Lohn abgezogen!", schrie Rina noch immer Laiza an.
Auf einmal hellte sich das Gesicht von Laiza auf, was Rina sofort zum Schweigen brachte.
"Der Verfasser der ersten Lösegeldforderung", strahlte Laiza, "wurde von einer kleinen dünnen Frau geschrieben!"
Morporkianische Syntaxbäume sind tatsächlich wie geknickte Zweige im Apachenland.

28.02.2004 21: 46

Felsspalter


"Bist du dir sicher, dass du diese.... Zeichnung nicht andersrum halten solltest?", hakte Rina nach.
Laiza schaute auf das Blatt und errötete.
"Warte mal, ich habs gleich...", sagte sie, um von ihrer Verlegenheit abzulenken, nahm das Blatt und lief im Raum herum. "Gib mir nur eine Minute, ich glaube, jetzt haben wir ihn."
Laiza wedelte aufgeregt mit dem Syntaxbaum und holte eine Kopie des Phantombildes hervor.


Derweil in der Teekuchenstraße...
Die Menge wich beiseite, als Felsspalter und Malochax auf die Nummer 19 zurannten.
Der Mann, der in der Tür von Nummer 19 Stand und gerade verzweifelt versuchte, Anton zu verscheuchen, entgingen die beiden Wächter nicht. Blitzschnell knallte er die Tür zu.
Daraufhin wurden die Wächter auf der Straße aktiv.
"Männer, Zwerge und Trolle, umstellt das Gebäude", erklang Humph MeckDwarfs Stimme.
"Johan und Tibor, ihr geht in diese Gasse und bewacht den Hinterausgang. Felsspalter und Malochax, bewacht die Tür vorne." Mit diesen Worten schritt er energisch zur Tür und versuchte, sie zu öffnen."Verdammt, verriegelt." Er klopfte an. Genauer gesagt schlug er mit der Faust mit ganzer Kraft gegen die Tür.
"Wir sind von der Stadtwache, ich bin Hauptmann MeckDwarf, öffnen sie unverzüglich die Tür oder es wird Konsequenzen für sie haben!"
Es ertönten Geräusche von drinnen. Es klang so, als ob jemand einen schweren Gegenstand vor die Tür schob.
"Nun gut, sie haben es nicht anders gewollt. Rekrut Felsspalter, vortreten!"
Felsspalter salutierte und trat an die Tür.

"Eindeutig, das ist der Mann, der das hier geschrieben hat. Es fiel mir nicht sofort auf, aber er hat starke Ähnlichkeit mit dem, den wir in Nummer 19 gesehen haben. Allerdings glaube ich nicht, das es der gleiche ist. Wahrscheinlich ein Verwandter oder so. Wir haben aber keinen blassen Schimmer, wo er wohnt."
Laiza beendete ihre Berichterstattung. Rina und die drei Vampire sahen sie nur sprachlos an.
"Ich weiß allerdings, wie wir das rauskriegen können.",fügte sie hinzu und schaute zum mittlerweile sternenbehangenen Himmel. Es war Vollmond. "Wir brauchen einen Werwolf."

Stein krachte auf Holz, als Felsspalter sich Zugang in die Teekuchenstraße Nummer 19 schuf.
Nach mehreren Schlägen war der Durchgang frei und Malochax trat zusammen mit dem Troll ein.Links und rechts lagend die Trümmer der Tür und eines großen Kleiderschrankes. Hauptmann MeckDwarf folgte ihnen.
"Nun gut, da sind wir. Malochax, du suchst oben, Felsspalter geht in den Keller und ich sehe mich hier um."
Die beiden Rekruten nickten und machten sich auf die Suche nach Frau Willichnicht.

"Sind wir bald da?", fragte Laiza, die verzweifelt versuchte, den Anschluss nicht zu verlieren. Rascaal war zurück zum Pseudopolisplatz geflogen und hatte dort nach dem ersten Werfolf gesucht den er finden konnte. Schon in der Eingangshalle war er auf Chief-Korporal Charlotta gestoßen. Nachdem er ihr kurz die Lage geschildert hatte, war sie sofort zum Zupferstraßenpark gerannt. Als sie ankam, wirkte sie ein wenig erschöpft, aber Rina hielt ihr sofort das Original des Phantombilds vor, das Leopold in der Zwischenzeit aus der Kröselstraße geholt hatte. Jetzt liefen Laiza, Steven und Rina hinter Charlotta her, begleitet von den beiden Vampiren Leopold und Arugena.

"Ich etwas gefunden", ließ sich derweil in der Kröselstraße Felsspalters Stimme hören.
Sofort standen MeckDwarf und Malochax im Keller.
Er war vollgestopft mit Schränken, in denen irgendwelcher Krimskrams lag. Der Staub hatte sich hier zentimeterdick niedergeschlagen. Doch auf dem Fußboden waren deutliche Spuren zu erkennen, die darauf schließen ließen, dass dieser Raum in letzter Zeit häufig aufgesucht wurde. In der Mitte des Raumes waren vier kleine Rechtecke im Staub zu erkennen, als ob dort ein Stuhl gestanden hätte. Doch in diesem Raum stand kein Stuhl mehr. Es waren Schleifspuren zu sehen, die in einer Ecke des Kellers plötzlich verschwanden. Und hier war Felsspalter fündig geworden. Er stand nun neben einer offenen Falltür. Wenn die Spuren nicht gewesen wären, hätte man sie nicht erkennen können.
"Nun gut, Malochax, hol die anderen beiden. Felsspalter, du und ich gehen jetzt da runter. Und wenn wir jemanden finden, fasse ihn bitte nicht zu hart an, ja?"
Die beiden Rekruten salutierten.

06.03.2004 21: 32

Laiza Harmonie

Charlotta bog in die Kurze Straße ein und jagte in Richtung Ankh davon. Rina Lanfear blieb stehen und stieß mit ihrer Stiefelspitze eine ziemlich tot aussehende Taube an. Sie trug eine rote Markierung am Bauch. Rina bückte sich und nahm das kleine Säckchen mit Geld an sich.
Okay, ihre Zeit war wohl abgelaufen. Die anderen waren inzwischen schon an der Kreuzung Heidenstraße - Gottesstraße angekommen und Rina sputete los, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Währenddessen in Haus Nummer 19, Teekuchenstraße

Während Felsspalter sich mit der Falltür beschäftigte, wurde Malochax von einigen Stoffsäcken neben der Kellertür angezogen. Die Säcke waren etwa so groß und breit wie er selbst, doch als er einen davon packte um die Öffnung zu sich herunter zu ziehen, stellte er fest, dass der Sack um einiges Schwerer war als er selbst. Der Sack bekam überlasst und kippte um, direkt auf den Zwerg und übergoss diesen mit Eisen und Goldklumpen. Jeder Zwerg wäre glücklich, wenn er von solchen Metallen überschüttet werden würde. Malochax aber verzog grimmig das Gesicht und fing leise an zu fluchen. Felsspalter ließ die Falltür wieder herunter plumpsen, als er den Lärm hinter sich hörte.
"Was passiert ist?" Er stapfte auf den Metallberg zu und zog Malochax am Bart hoch. "Du okay? Was denn das?"
"Vielleicht die Beute irgendeines Verbrechens." Er zupfte einige kleine Klumpen aus seinem Bart und ging die Treppen mit den Worten "Ich meld es dem Hauptmann" hoch.
Tibor und Johan waren gerade damit beschäftigt Vinny mit aller macht aus den ersten Stock ins Erdgeschoss zu befördern. Der kleine Kerl wehrte sich mit aller macht, während Johnny im Wohnzimmer seelenruhig auf einem Stuhl saß und von Humph umrundet wurde.

In der Bäckerstraße holte Rina die kleine Truppe ein. Charlotta schnüffelte an der Häuserseite entlang, während die anderen Ungeduldig im Hintergrund warteten. Es war schließlich nicht gut gesehen zu werden. Einige Federn rieselten auf Rascaal nieder und eine Taube knallte mit einem letzten entsetzten Gurren auf den dreckigen Boden.
"Oh nein", entfuhr es Rina. "Wie soll ich je mein Geld wieder bekommen!"
Charlotta hatte sich inzwischen vor eine Haustür gesetzt und begann leise zu knurren.

Vinny sah Johnny entsetzt an, als er endlich das Wohnzimmer erreicht hatte, sich zu wehren half ihm nicht weiter. Sie waren aufgeflogen, dabei war doch alles so gut gelaufen, bis die Alte auftauchte...
"Sie heißen Zwiebelweich?" Humph drehte sich zu Johan und Tibor herum und sah Vinny abschätzend an. "Und wie heißen sie."
"Vinny Graurig." Ein strafender Blick traf ihn von seinem Kumpanen.
Ktrask saß auf dem Sofa und begnügte sich damit, Protokoll zu schreiben. Er freute sich schon auf den Feierabend. Es war ein anstrengender Tag gewesen.
Humph wendet sich wieder Johnny zu. "Es ist besser für sie zu kooperieren!"
"Sör?" Genervt drehte sich der Hauptmann zur Tür.
"Was?"
Malochax lächelte freundlich und hob einen Klumpen Eisenerz hoch. "Im Keller stehen mehrere Säcke mit verschiedenen hochwertigen Metallen, Sör."
"Ah ja..." Humph durchbohrte Johnny mit einem unfreundlichen Blick. "Also seit ihr nur ein paar Diebe, die zufällig ertappt wurden?!"
"Wie bitte?" fragte Johnny, es waren seine ersten Worte seit der Festnahme.
"Na ja, ihr seit Diebe."
"Äh, ja." antwortete Johnny.
"Und wo ist dann Frau Willichnicht?" fragte Ktrask. Aus dem Keller ertönte eine wütende Frauenstimme.

Rascaal und Valdimier schellten an der Haustür vor der Charlotte sitzen geblieben war. Einige Minuten später ging die Tür auf. Rascaal schaute auf das Phantombild und richtete dann seinen Blick auf den Mann, der gerade die Tür geöffnet hatte.
Dieser trug unscheinbare dreckige Kleidung und hatte Tomatensoße in seinem schwarzen dicken Bart hängen.
"Was wollt ihr? Nervt mich nicht, ihr stört mich beim Essen."
"Das sehen wir", meinte Valdimier.
"Sie sind verhaftet", sagte Rascaal und hielt ihm seine Dienstmarke unter die Nase. "alles was sie sagen kann gegen sie verwendet werden, wir bringen sie nun in Wachhaus am Pseudopolisplatz. Versuchen sie nicht sich zu wehren."
Mit lautem Knurren trat Charlotta ins Blickfeld des Mannes. Ohne irgendeine Antwort abzuwarten legten Rascaal und Valdimier ihm Handschellen um und ließen ihn von Rina, Steve, Leopold, Arugena und Laiza, während sie ins Haus traten und sich umsahen.

Felsspalter kam mit Frau Willichnicht unter dem einen Arm aus dem Keller.
"Ich sie gefunden hab. Ihr gut ergeht."
Erleichtert atmete Humph aus.
"Okay okay, so ab mit den zweien zum Pseudopolisplatz! Frau Willichnicht sie kommen auch mit und Felsspalter nehm bitte die Beute mit. Ach und ... lass sie herunter." Felsspalter stellte die kleine Frau auf die Beine und empört fing sie na, den armen Hauptmann zu beschimpfen.
"Das werde ich melden! Sie...! Das ist ja unerhört!"
Humph lächelte und ignorierte sie.
Mit Johan, Tibor und Ktrask geleitete der Hauptmann die zwei Verbrecher und Frau Willichnicht zum Pseudopolisplatz. Felsspalter trottete mit den Säcken hinter her.
Malochax saß vor der Haustür von Nummer 19 und bewachte den Tatort.


Das ganze Geschehen bekam mehr Klarheit, nachdem sich alle im Wachhaus Pseudopolisplatz eingefunden hatte und die Festgenommenen professionell verhört wurden.
Wie sich herausstellte hatten Johnny Zwiebelweich und Vinny Graurig vor einigen Tagen ohne Lizenz einen Metallhändler um einige Kilo erstklassiges Eisenerz und Gold gebracht. Auf gefallen war es dem Metallhändler nicht, da er gerade erst per Schiff eine große Lieferung bekommen hatte.
Johnny hatte sich vor dem Coop nach einem geeigneten Unterschlupf umgesehen und fand das leere Haus in der Teekuchenstraße. Leider war Frau Willichnicht vom nächtlichen Lärm im Nachbarhaus nicht begeistert gewesen und drohte damit sich über die Belästigung bei der Wach zu beschweren.
Der Coop der Beiden wäre perfekt gewesen, wenn Johnny nicht vergessen hätte sich auch näher über die übrigen Bewohner der Straße zu erkundigen...
Wie immer gibt es Leute, die aus den Fehlern von Anderen Profit schlagen wollen. Vinny hatte sich schlechter Weise bei Johnnys Bruder Rhenius Zwiebelweich verplappert. Da Verwandtschaft nicht unbedingt Verbundenheit und Freundlichkeit bedeutet, machte sich Rhenius daran der Wache einen Erpresserbrief zu schreiben, ohne seinen heiß geliebten Bruder davon in Kenntnis zusetzten.

"Das war ein echt stressiger Tag", sagte Ktrask erschöpft. "Ich hab gar nichts Anständiges gegessen!"
"Wir können ja gleich in den Eimer gehen." schlug Johan vor. Die anderen Rekruten nickten.
"Aber", warf Felsspalter ein. "Was sein mit Dämonendingsda?"
"Oh", antwortete Valdimier und sah Humph an. "Ja was ist damit?"
"Rhenius Zwiebelweich hatte keine Ahnung von dem Dämonenvirus. Und er war sehr gesprächig nach dem Charlotta neben ihm Platz genommen hatte. Anscheinend hat er Angst vor Werwölfen."
"Also, kam das Ding von jemand anderes?"
"Ja, und somit ist es ein anderer Fall. Soll sich eine andere Abteilung darum kümmern."
Valdimier stimmte dem zu. Wer konnte sicher sein, dass sich Anton nicht vertan hatte und es gar nicht derselbe Mann gewesen war, der den zweiten Brief verteilt hatte.

Wutschnaubend war Frau Willichnicht nach Hause zurückgekehrt, mit der Drohung am nächsten Morgen am Wachetresen zu erscheinen.
Nach dem die letzten Berichte geschrieben wurden, endete der Tag Endete für alle im Eimer.


06.03.2004 23: 29

Valdimier van Varwald

Es sollte noch bis in die tiefe Nacht hineindauern, bis die Wächter wieder den Eimer verließen würden. Für sie war ein schwerer und nervenaufreibender Tag zu Ende gegangen, doch schon bald würden sie einem neuem Arbeitstag gegenüberstehen, ohne zu wissen, was er mit sich bringen würde. Doch eins war sicher. Wer auch immer morgen früh Tresendienst hatte, durfte sich auf was gefasst machen.

Sie wussten auch nichts von der unbekannten Person, die noch bis zu den frühen Morgenstunden an seinem Schreibtisch saß und arbeiten schien. Sie wussten nicht, dass sie es war, die ihnen das Dämonen verwirrende Bild zukommen ließ. Doch schon bald würden sie erfahren was der Unbekannte ihnen damit mitteilen wollte. Sie würden es bereuen, dass sie ihre Warnung so einfach ignoriert hatten.

Erschöpft legte die Person den Stift aus der Hand. Nicht mehr lange und ihr Werk würde vollendet sein. Ein irres Lachen entglitt ihrer Kehle und wäre ein Fenster der Wohnung geöffnete wäre es auf die Strassen entkommen und hätte dort jeden Anwesenden in Angst und Schrecken versetzt.

ENDE


07.03.2004 22: 58

Wörter:

Valdimier van Varwald   944
Ktrask   1364
Johan Schaaf   1446
Tibor Khäinen   1814
Felsspalter   2571
Malochax Santifax   2894
Laiza Harmonie   6045



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