Wir sind Helden

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vollendet am 16.03.2010

Ein neuer Superheld namens Ankh-Män nimmt der Stadtwache die Arbeit weg. Das kann Diese natürlich nicht auf sich sitzen lassen, ist die Meinung des Kommandeurs, und er beschließt, dass sich eine Sondereingreiftruppe um den Fall kümmern soll. Doch wie macht man Ankh-Män unschädlich, rettet den Ruf der Wache und vor allem, woher hat der Kerl eigentlich seine augenscheinlichen Superkräfte?

Araghast Breguyar

Ankh-Män fasst lang gesuchte Verbrecher!

Ist die Stadtwache mittlerweile überflüssig?


Was die Wache monatelang nicht vermochte, hat Ankh-Män innerhalb von Minuten erledigt. Der neue Superheld von Ankh-Morpork überraschte zu später Stunde die gefährliche Mauerbrecher-Bande, gerade als sie sich ihren Weg zur Schatzkammer der Anwaltsgilde freisprengen wollte. Mühelos überwältigte er die Verbrecher und lieferte sie gut verschnürt vor dem Wachhaus ab, wo sie am Morgen von den verblüfften Wächtern gefunden wurden. Dank Ankh-Män ist die Stadt in den letzten Wochen sicherer vor dem unlizenzierten Verbrechen geworden! Dort könnte sich die Stadtwache gut eine Scheibe abschneiden! Umfragen aus zuverlässigen Quellen ergaben, dass das Vertrauen in die Stadtwache massiv sinkt, während Ankh-Män als der neue Stern am Himmel der Kriminalitätsbekämpfung gefeiert wird...



Kommandeur Araghast Breguyar ließ die dünne, von schlechten Journalismus strotzende Ausgabe des Kuriers auf die Schreibtischplatte fallen und hieb kräftig mit der Faust darauf. Er hatte die Schnauze gehörig voll von Nachrichten dieser Art, die in den vergangenen Wochen wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Dieser Ankh-Män machte die Wache zum Gespött der Stadt.
Der ziemlich nichtssagende Steckbrief des sogenannten Superhelden hing an der Pinnwand neben Araghasts Bürotür. Nahezu jeder männliche Bürger Ankh-Morporks, der eine durchschnittliche Größe und eine muskulöse Statur aufwies, konnte in dem schlammfarbenen hautengen Anzug mit dem giftgrünen A auf der Brust und dem wehenden, schimmelgelben Cape stecken. Nahezu jedes Gesicht konnte sich unter der Maske aus getrocknetem Matsch verbergen. Hinzu kam, dass die Angaben der Augenzeugen höchst verwirrend waren. Einige behaupteten, gesehen zu haben, wie Ankh-Män klebrige Schlammklumpen aus seinen Handgelenken abfeuerte. Andere behaupteten, er könne fliegen. Und wieder andere waren felsenfest überzeugt davon, dass Ankh-Män nur dann in Aktion trat, wenn jemand ein großes Ankh-Kreuz in die Kruste des Flusses schaufelte.
Der Kommandeur nippte an seiner Rumflasche und dachte nach. Dann öffnete er die Klappe des Rohrpostsystems und brüllte nach Reggie.
Wenig später stand der Gefreite Jargon Schneidgut vor seinem Schreibtisch und salutierte, in der Hand einen würstchenfettverschmierten Zettel.
"Du wolltest mich sprechen, Sör?" erkundigte er sich leicht nervös
"Ja. Wenn der Bericht stimmt, warst du es, der heute Morgen die gefesselte Mauerbrecher-Bande vor dem Wachhaus gefunden hat."
Der Gefreite nickte. "Ja, Sör, gerade als ich meinen Dienst antreten wollte."
Araghast räusperte sich.
"Ist dir dabei irgendwas Besonderes aufgefallen? Abgesehen von dem, was im Bericht steht?"
Ein kurzer Moment der Stille senkte sich über das Büro, als Jargon kurz nachdachte.
"Nun ja, ich kam ganz normal, wie immer, zur Arbeit." erklärte er schließlich. "Da sah ich diesen dunklen Haufen neben der Wachhaustür. Da es noch fast dunkel war, konnte ich nicht viel erkennen, und darum habe ich mir die Sache aus der Nähe angesehen. Es waren fünf kräftige Männer, alle gründlich mit schlammigen Seilen aus irgendeinem zähen Zeug gefesselt und geknebelt. Um den Hals des Anführers hing ein Schild mit der Aufschrift Ein kleiner Gruß an die Stadtwache von Ankh-Män. SUSI hat das Schild im Labor auf Fingerabdrücke untersucht, aber alles was gefunden wurde, waren Spuren von ganz gewöhnlichem Ankhschlamm."
"Warum habe ich bloß das Gefühl, dass sich der Kerl mit größtem Vergnügen über uns lustig macht?" murmelte Araghast. "Also gut, Gefreiter Schneidgut." Er griff nach einer Liste, die er geschrieben hatte, während er auf den SEALS-Wächter gewartet hatte. "Schaffst du es, diese Wächter in einer halben Stunde in meinem Büro zu versammeln?"
Jargon griff nach der Liste und überflog sie.
"Ich versuche es, Sör."


Eine Dreiviertelstunde später saßen die versammelten Wächter auf den wackeligen Hockern, die sich normalerweise in einer Ecke des Kommandeursbüros stapelten und für die wöchentliche Abteilungsleiterbesprechung genutzt wurden. Außer Jargon waren Breda Krulock, Braggasch Goldwart, Menélaos Schmelz, Helmi Bernstein, Carisa von Schloss Escrow, Mimosa und Septimus Ebel, der gemeinsam mit der Ratte Schleicher auf Mimosas Schulter thronte, anwesend. Sie alle ahnten, dass ihnen ein längerfristiger Einsatz als Sonderkommando drohte und so musterten sie sich gegenseitig unauffällig. Hatte der Kommandeur Kollegen ausgesucht, mit denen die Zusammenarbeit angenehm werden mochte, oder waren ausgesuchte Einzelgänger und Egomanen dabei? Besonders Jargon war ein wenig nervös. Zwar hatte er zusammen mit Menélaos und Braggasch Oberstabsspieß Harrys außergewöhnliches Thiembildungsseminar erfolgreich abgeschlossen, doch im Gegensatz zu seinen beiden ehemaligen GRUND-Kameraden war dies sein erster richtiger Einsatz in einer Sonderermittlungsgruppe. Sonderkommando, das bedeutete Abenteuer und gelegentlich auch scheibenerschütternde Ereignisse, wenn er den Gerüchten, die unter den Mannschaftsgraden kursierten, Glauben schenken durfte. Doch erst einmal beschränkte sich Jargon darauf, den Kommandeur zu beobachten, der auf der Kante seines Schreibtisches Platz genommen hatte und ein schlecht gezeichnetes Van-Thom-Bild in die Höhe hielt.
"Das," verkündete dieser eben, "ist Ankh-Män. Oder zumindest das, was Picrrrzo der Bilderdämon sich unter Ankh-Män vorstellt. Ankh-Män scheint es sich zum Ziel gemacht zu haben, uns Wächter vor der ganzen Stadt lächerlich zu machen und den Bürgern zu suggerieren, dass wir nicht mehr gebraucht werden, seit er für Recht und Ordnung sorgt. Zeugenaussagen zufolge soll er tatsächlich Superkräfte besitzen. Aber das lassen wir Wächter uns nicht bieten! Wir haben einen Ruf zu verteidigen, auch wenn es ein schlechter ist!"
Die Anwesenden murmelten zustimmend.
Der Kommandeur sah in die Runde und das Licht der Öllampe auf seinem Schreibtisch ließ sein linkes Auge, das, wie alle Wächter wussten, aus Glas war, seltsam funkeln. Jargon musste unwillkürlich an die geflüsterten Bemerkungen seiner Kollegen denken. Angeblich war Breguyar wahlweise ein Vampir, ein hoffnungsloser Alkoholiker, ein Pirat, ein Verräter, ein Paktierer mit Dingen aus den Kerkerdimension, völlig verrückt oder auch alles gleichzeitig. Jedenfalls ist er verrückt genug, sich mit einem Superhelden anzulegen, ging dem Gefreiten durch den Kopf.
"Hat jemand von euch schon mal mit Ankh-Män und seinen Taten zu tun gehabt?" fragte der Kommandeur.
"Er gehört jedenfalls offen keiner Gilde an, Schäff." meldete sich Breda Krulock zu Wort. "Die Heldengilde hat erklärt, dass sie für Superhelden nicht zuständig ist und auch sonst passt er in kein Profil."
"Sör, wir haben auf unserer Streife einige der Orte gesehen, an denen er das Gesetz in die eigenen Hände genommen hat." kam es von Menélaos. "Die einzigen Spuren, die er hinterlassen hat, waren schlammige Fußabdrücke. Interessanterweise befanden sie sich sowohl auf dem Boden, als auch an den Wänden, und in der Wäscherei, wo er die achatenen Triadenmitglieder bekämpft hat, gab es sogar einige an der Decke."
Der Kommandeur nickte.
"Fest steht jedenfalls, dass wir zuerst einmal davon ausgehen sollten, dass Ankh-Män wirklich über außergewöhnliche Kräfte verfügt. Was uns zu der Frage bringt, wo er sie eigentlich her hat."
"Vielleicht ist er ein von plötzlichem Gerechtigkeitssinn gepackter Zauberer?" schlug Carisa vor.
"Oder er hat zu lange in den Mobilien gelebt." überlegte Septimus. "An magischer Umweltverschmutzung wird dieses Viertel von nichts übertroffen."
"Gibt es eigentlich einen, äh, Gott der Superhelden?" fragte Braggasch zögerlich. "Der, äh, auf irgendeine Weise Aufmerksamkeit erwecken will?"
Jargon atmete tief durch.
"Kann es sein, dass er vielleicht etwas mit dem Fluss zu tun hat? Sein Name scheint darauf hinzuweisen." wagte er sich in die Diskussion.
"Eine gute Überlegung." sagte der Kommandeur. "Jedenfalls sollten wir die Frage klären, ob in letzter Zeit irgend etwas Ungewöhnliches im, am oder auf dem Ankh passiert ist."

04.05.2009 22: 33

Breda Krulock

"Passieren am Ankh nicht ständig irgendwelche merkwürdigen Geschehnisse?" fragte Helmi Bernstein und zwirbelte eine borstige Strähne Bart um seine knubbeligen Finger. "Ich meine, der Fluß ist doch beinahe bekannt dafür, dass er anders ist als andere Flüsse. Schon von seiner Konsistenz her." Der Zwerg sah in die Runde. "Oder nicht?"
"Wir sollten die Flüssigkeit des Ankhs untersuchen lassen" ,unterbrach Septimus die aufkommende Stille. "Wenn sich etwas im Fluß getan hat, etwas was bevorzugter Weise mit Magie zu tun, lässt es sich im Labor am ehesten feststellen."
Der Kommandeur nickte. "Die ist zumindest ein Anfang."
"Wir sollten auch die Schlammspuren von den Tatorten auf Unnatürlichkeiten hin untersuchen lassen. Wenn wir zwischen diesen Proben dann eine Gemeinsamkeit zu der Neuen hin finden, können wir schon mal die ersten Schlüsse ziehen."
"Sehr gut, Krulock. Diese Aufgabe übertrage ich dann direkt an dich. Nimm den Hauptgefreiten und den Gefreiten Schneidgut mit. Wenn ich mich recht erinnere, stehst du der Laborantin Rattenklein am nächsten. Eine schnelle Untersuchung sollte damit sichergestellt sein." Araghast übergab eine Kopie der Akte an den Lance-Korporal, die sich sofort an die Arbeit machte.
"Krulock?!" rief ihr der Halbvampir zu, bevor der Trupp die Tür hinter sich schloss.
"Zwei Stunden Chef!" sagte die Angesprochene, ohne auf die eigentliche Frage zu warten. Durch ein Nicken ward sie entlassen und machte sich mit ihren zwei Kollegen auf.
'Wenn das nur bei allen so funktionieren würde!', dachte Breguyar und wandte sich an die verbliebenen Wächter. "Korporal, du hast hiermit das Kommando. Teilt euch auf, sodass wir in diese Angelegenheit schnell und effizient vorankommen. In zwei Stunden erwarte ich erste Ergebnisse. Und nun raus mit euch, ich hab noch andere Sachen zu tun."


05.05.2009 14: 26

Jargon Schneidgut

Breda, Braggasch und Jargon verließen das Wachhaus. Es war recht warm, doch ein kalter Wind blies, und der Gestank des Ankhs wehte zu ihnen herüber.
"Wir sollten uns zuerst einmal die Schlammspuren von dort ansehen, wo die Verbrecher abgeladen wurden. Vielleicht können wir so feststellen, ob diese anders sind als die von der Anwaltsgilde", sagte der Lance-Korporal, und die beiden Anderen nickten.
Die Schlammflecken waren noch immer da, hart geworden in der Mittagssonne. Die Wächter nahmen einige Proben und steckten sie in kleine Glasröhrchen.
"Äh... irgendwie scheint bei denen der, äh, Gestank nachgelassen zu haben", meinte Braggasch und schnupperte vorsichtig an der Öffnung eines der Röhrchen.
"Meinst du?" Auch Jargon roch kurz daran. "Stimmt", sagte er dann, "das ist ungewöhnlich."
Breda, die wegen ihrer Vampirsinne besser riechen konnte, stellte dies ebenfalls fest.
"Also entweder verliert der Ankhschlamm in der Sonne eher an Gestank, oder diese Proben stammen nicht von dort", sagte Sie dann.
"Sehen wir uns den Tatort bei der Anwaltsgilde an."

Kurz darauf standen die Drei vor dem hohen Gebäude der Anwaltsgilde. Die graue Fassade schien beinahe drohend vor ihnen aufzuragen, und Jargon war es ein wenig mulmig im Bauch.
Zum Glück muss ich da nicht rein, dachte er, als die Wächter durch eine kleine Seitengasse nebenan liefen. Ihr Ziel war die Rückseite der Anwaltsgilde, wo sie wiederum durch eine Falltür in einen Keller gelangten.
"Die Mauerbrecher haben während des Verhörs gesagt, dass sie sich von hier aus einen Weg zur Schatzkammer freisprengen wollten", erklärte die Vampirin ihren durch den Ortswechsel leicht verwirrten Kollegen. "Kann Jemand von euch Licht machen? Ich sehe hier gut, aber ihr solltet auch etwas mitbekommen."
"Ja, äh, Mäm", sagte eine Stimme, und kurz darauf wurde es heller. Braggasch hatte eine kleine Fackel entzündet, die den Raum erhellte und Jargon und ihm einige Morastspuren auf dem Kellerboden sichtbar machte.
"Mal sehen, ob diese ebenfalls weniger riechen", sagte Jargon, während sie kleiner Schlammproben sammelten. Tatsächlich war auch hier der ansonsten so unerträgliche Geruch des Ankhs abgeflaut. Außerdem bemerkte der Lance-Korporal, dass sie fast ein wenig nach Parfüm rochen.
"Also entweder hatte einer der Mauerknacker ein penetrantes Parfüm an sich, oder aber Ankh-Män ist leicht empfindlich, wenn es um Gestank geht", meinte sie, "mal sehen, was uns Ratti dazu sagt."

Nachdem der Trupp den Keller wieder verlassen hatten, glaubten Braggasch und Breda entfernte Schreie zu hören, und liefen los. Jargon, der weder eine Ausbildung als Späher hinter sich hatte, noch ein Vampir war, hörte zuerst nichts, und folgte den Beiden anderen so schnell er konnte, ohne den Grund zu kennen, der sie zum Rennen veranlasste. Nachdem Sie durch einige abzweigende Gassen gerannt waren, hörte aber auch er die Rufe und den Lärm, die von Unheil kündeten. Nach kurzer Wegstrecke erreichten die Drei den Ort des geschehens. Es war eine breite Straße, auf der sich einige Bürger versammelt hatten. Manche starrten mit offenem Mund zum Himmel empor, andere sahen auf etwas, das sich offenbar im Mittelpunkt der Menge befand.
"Lasst uns durch, Stadtwache!", rief Lance-Korporal Krulock, und eine Lücke lies sie und ihre Kollegen zum Platz des Geschehens durch. Als sie sah, was sich dort befand, rollte sie mit den Augen. Ein Mann in zerfledderten Kleidern lag dort, voll mit Schlamm. Vor ihm stand eine junge Frau, offensichtlich bestrebt, ihn mit ihrer Tasche zu schlagen.
"Was ist denn hier passiert?", fragte Jargon einen der Zuschauer, obwohl er sich die Antwort bereits denken konnte.
"Ein unlizensierter Taschendieb wollte der Frau dort die Tasche klauen, aber Ankh-Män hat sie gerettet. Dann ist er fortgeflogen."
"Wie bitte, äh, geflogen? Wie ein...äh... Vogel?", warf Braggasch ungläubig ein.
"Ja, genau. Allerdings hat er dabei nicht mit den Flügeln geschlagen."

05.05.2009 15: 59

Braggasch Goldwart

"Hauptgefreiter, halt die Leute zurück. Gefreiter, kümmere dich um die Frau. Ich werde mir das Ganze mal ansehen."
Gesagt, getan. Während Braggasch unter viel Gefuchtel mit den Armen und einem gelegentlichen 'Äh' im Kreis herumlief und den üblich neugierigen Mob davon abhielt Breda buchstäblich über die Schulter zu schauen, zog Schneidgut die junge Bestohlene an den Schultern von dem Dieb weg, was ihm einige Streifschläge mit der Handtasche einbrachte.
"Ganz ruhig... bitte...", murmelte der Rechtsexperte und duckte sich. "Behindern sie bitte nicht die Ermittlungen..."
"Ermittlungen?", keifte die Frau. "Mir sind eure Ermittlungen schnurz! Wo wart ihr denn, als dieser Raufbold mein Erspartes aus meinen zarten Fingern reißen wollte?"
Jargon blickte auf die schwielenbesetzten Hände der schätzungsweise Zwanzigjährigen hinab. "Nun..." Sein Blick wanderte zu der verhinderten Diebesbeute, welche eher einer kleinen Reisetasche gleich kam, dann lenkte er ihn zurück auf das rundliche, vor Wut gerötete Gesicht. "Nun... wollen sie nicht wissen, warum der Kerl sie beraubt hat?"
"Was kümmert's mich? Hauptsache, er hat's nicht geschafft!"
Zustimmendes Gemurmel erklang.
Jargon entschied sich für ein anderes Vorgehen und zückte seinen Block. "Sagen sie mir doch bitte erst einmal, wie sie heißen."
Die Frau verdrehte die Augen, antwortete aber: "Drangsalia Schönbruck."
"Und was machen sie beruflich?"
"Ich bin Fleischfachverwerterin."
Das Kratzen des Stiftes brach ab. "Wie schreibt man das?"
"Schreiben sie: Metzgerin."
Schneidgut nickte. "Was ist denn genau passiert, Frau Schönbruck?"
"Sie ging gerade zur Arbeit, da spürte sie einen Zug am Riemen ihrer Tasche. Als sie sich umdrehte, stand da dieser Kerl mit einem schmierigen, gewinnenden Lächeln im Gesicht. Ich nehme an, er hat in dieser Gasse dort auf ein geeignetes Opfer gewartet. Nach einem kurzen Gerangel brach der Mann plötzlich röchelnd zusammen. Den Abdrücken nach zu urteilen tippe ich auf einen Faust- oder Handkantenschlag auf den Nacken. An seiner statt stand da dieser Held im Kotzgrünen Anzug.", leierte Breda Krulock herunter, ohne den Blick von dem langsam wieder zu sich kommenden Räuber zu richten.
Drangsalia beugte sich zu Jargon herab und flüsterte: "Woher weiß sie das?"
Die Vampirin warf ihr einen eisigen Blick zu. "Erfahrung."
"Äh... haben sie den, äh, Helden denn erkennen können?" Nachdem die Bürger Ankh-Morporks enttäuscht festgestellt hatten, dass es nicht spannender werden würde, verstreuten sie sich langsam wieder, was Braggasch die Möglichkeit gab, zu dem Quartett hinzu zu stoßen.
Frau Schönbruck blickte verwirrt nach unten. "Was?"
"Ob sie, äh, ihren Retter erkannt haben. Irgendetwas wichtiges... äh... es könnte wichtig sein. Wie sah er aus?"
"Einfach nur himmlisch!" Die Metzgerin schlug die Hände vor der Brust zusammen und seufzte theatralisch. "Seine Muskeln waren gut unter dem Kostüm zu erkennen... und sein Gesicht erst! Hach..."
Goldwart hob überrascht die Augenbrauen. "Haben sie, äh, es gesehen?"
"Nein, es war mit Schlamm bedeckt. Aber eine Frau hat schließlich Fantasie!"
Jargon atmete hörbar aus und packte den Block wieder weg. "Also sind wir so schlau wie vorher."
"Nicht ganz.", korrigierte ihn Breda. "Entweder unserem Superhelden ist ein Fehler unterlaufen, oder er ist nicht annähernd so wählerisch, wie wir dachten."
"Äh... wieso?"
Die Gildenexpertin ignorierte die Frage und wandte sich direkt an das Opfer. "Haben sie ihre Gildenbeiträge bezahlt, Frau Schönbruck?"
"Ich... nun..."
"Dachte ich mir." Krulock hob einen Zettel. "Denn dies ist ein lizenzierter Dieb."
Braggasch und Jargon warfen sich ein schadenfrohes Lächeln zu, während die Frau mit den Worten "Ihr braucht mich dann ja nicht mehr..." langsam den Rückwärtsgang einlegte.
"Halten sie sich bitte bereit, eventuelle weitere Fragen zu beantworten, sollten wir sie brauchen. Wir kommen dann vorbei.", stellte Breda klar.
"Ja... natürlich.", mit diesen Worten verschwand Drangsalia Schönbruck im Gedränge der Straßen.
Die Vampirin beugte sich zu dem Dieb hinunter. "Keinen guten Tag erwischt, was?"
Die Antwort bestand nur aus einem Ächzen.
"Wie auch immer. Auch sie halten sich bitte für Fragen bereit und verlassen die Gilde für die nächsten paar Tage nicht. Abmarsch, Jungs."
Als er schon der Lance-Korporal und seinem Freund aus der Rekrutenzeit folgen wollte, bemerkte Goldwart ein Glitzern im Dreck. Kurzes Pulen brachte ein seltsam geformtes Metallstück zum Vorschein, welches der Späher so bisher noch nie gesehen hatte. Mit dem festen Vorsatz, es in einer freien Minute näher zu untersuchen, steckte Braggasch das Ding ein und beeilte sich, den anderen beiden hinterher zu kommen.

05.05.2009 18: 14

Helmi Bernstein

"Er ist wirklich geflogen?"
"So haben es zumindest die Zeugen berichtet. Meiner Meinung nach schienen die jedoch ziemlich voreingenommen zu sein. Ich schätze, sie waren nur auf ein Interview mit dem Kurier scharf."
"Trotzdem sollten wir dieser Sache Aufmerksamkeit schenken. Vielleicht ist er nur ein Vampir, vielleicht aber auch nicht."
"Das bedeutet Recherche."
"Da habe ich genau den richtigen Mann für dich... bedeutungsvolle Pause Technisch gesehen ist er ein Zwerg, aber nichtsdesdotrotz ist er geeignet. Vielleicht kümmerst du dich in der Zwischenzeit um die Laborergebnisse. Wenn Ankh-Män tatsächlich Magie verwendet, brauchen wir keine Theorien und Mutmaßungen mehr."
Das improvisierte Gremium der Korporale trennte sich mit einem kurzen Nicken und machte sich in entgegengesetzte Richtungen auf.

Die Tür der Kantine flog auf, und die Gefreiten Mimosa, Schmelz und Bernstein duckten sich im Schatten der Autorität, die schwungvoll an ihrem Tisch platznahm.
"Bernstein! Erzähl mir alles, was dir über Ankh-Män in den Sinn kommt, möglichst bezogen auf seine dubiosen "Superkräfte".
"Woher wussten Sie, dass wir hier..."
"Ein Vögelchen hat es mir gezwitschert. Schmelz, nimm Bernstein das Essen weg, er braucht seinen Mund für andere Dinge."
Helmi sah sehnsüchtig dem Rattenpüree nach, das über den Tisch gezogen wurde. Dann legte er seine Stirn in Falten und holte Luft.
"Superhelden hat es immer in der Welt folkloristischer Mythen gegeben. Bis vor wenigen Jahrzehnten tauchten sie hier und da auf und vollbrachten meist Dienste an der Bevölkerung: Einen Drachen erschlagen, ein Wolfsrudel vertreiben, einen mächtigen Dämonen in die Unterwelt zurückschicken. Diese Heroen griffen dabei oftmals mehr auf magische oder technische Vorteile zurück, als sich auf schiere körperliche Überlegenheit zu verlassen - Sie wissen schon, verzauberte Schwerter, Ferngläser, Tarnkappen. Obwohl, es gab da diesen einen Typen in Klatsch, der war ganz einfach so groß und stark, dass ihm nicht einmal ein Zwerg mit einer Steinschleuder was anhaben konnte, und Zwerge sind gute -"
"Nicht vom Thema abweichen, bitte."
"Verzeihung. Nun, wie bereits erwähnt zogen diese Helden, damals noch wesentlich zahlreicher, aufgrund des höheren Auftragsangebots als Drachentöter und Heroen durch die Lande. Durch die zunehmende Urbanisierung innerhalb der letzten hundert Jahre wurde ihnen jedoch ihre Lebensgrundlage genommen, da eine wohlhabende Stadt nicht so oft von Trollen oder Werwölfen angegriffen wird wie eine arme, kleine Gemeinde in den Bergen.
Ich schätze, Ankh-Män ist einfach eine arbeitsmarkttechnische Weiterenwicklung des Heroen, der mit Schwert und Speer gegen Monster kämpft. Er benutzt einfach so moderne Technologie, dass sie dem Amateur - Entschuldigung - wie Magie vorkommt... Ich habe Zeichnungen von Flugmaschinen gesehen, die als Modelle funktionieren. Diese Konzepte benötigen jedoch einen ungeheuren Kraftaufwand, sobald sie größer werden, weshalb diese Ideen nicht weitläufig bekannt sind..." Der Redefluss, welcher wie abgelesen erschienen war, ebbte ab, und Helmi starrte nachdenklich in die Leere, während er in seinem Kopf die Gedanken weiterdachte.
Eine Pause folgte.
"Tjaaa..." meinte Breda langsam. "Das wärs dann fürs erste. Weitermachen."
Sie wollte aufstehen, stieß dabei jedoch gegen einen Rekruten, der schuldbewusst salutierte.
"Verzeihung, Mä'äm. Korporal von Schloss Escrow schickt mich mit den Laborergebnissen."
Er überreichte der Vampirin respektvoll einen recht langen Bericht und floh.
"Schade, Bernstein. Knapp daneben ist auch vorbei. Seltsam..."

05.05.2009 19: 53

Mimosa

Nachdem Krawall in der Kantine sah Mimosa Septimus fragend an, und auf sein Nicken hin stiefelte sie in den Keller ins Arsenal. Die beiden verdeckten Ermittler würden das tun, was sie ohnehin am besten konnten- sich in die Ankh-Morporkische Schattenwelt einschleichen.
Mimosa musterte kritisch ein altes Hemd. Mit der dunklen Farbe in Haaren und Gesicht war sie fast nicht wiederzuerkennen. Ihre roten Augen konnte man kaum tarnen, aber sie ließen sich gut von einer Kapuze verdecken. Septimus hatte ihr verlegen den Rücken zugekehrt und kritzelte auf einem Block herum.
"Schatten, Diebesgilde, Schnapper fragen..."
"Little Achat", warf Mimosa ein während sie sich in das Hemd zwängte, "die sollen es ziemlich mit Superhelden haben. Schreibseln darüber jede Menge Bildergeschichten und so, die werden für massig Geld verkauft. Wir sollten sonst auch mal in den Verlagen rumfragen, am Ende ist das ganze so ein dummer Werbegag um mehr Zeugs zu verkaufen. Schnapper hat angeblich schon "lebensechte" Figuren vom dem Typen- er nennt das Mörtschendeis."
Septimus schüttelte den Kopf. "Diese Stadt ist echt verrückt".
"Du kannst dich wieder umdrehen".
Septimus prustete los. Mimosa zog eine Grimasse. "Wir können dich ja als Pudel tarnen, dann hab' ich auch was zum Wiehern."
"Geht auch so".
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Mimosa saß in einer Schenke, die ihr noch aus den "guten alten Zeiten" bekannt war, und nippte an dem, was der hiesige Wirt als Bier verkaufte. Das erste Glas hatte sie um des guten Eindrucks willen auf ex getrunken, woraufhin sie nicht weiter belästigt wurde. Jetzt musste sie sich lediglich einer leichten Übelkeit erwehren. Um sie herum brandeten die Gespräche auf und ab, Geräuschfetzen fanden ihre- und Schleichers und Septimus- gespitzte Ohren. Einige hatten den Ankh-Män zum Thema, doch leider gab es keine Informationen, die Beleidigungen hinausliefen. Seufzend stand sie auf und ging zur Theke. Also auf die harte Tour, um Insiderinformationen zu erlangen.
"Korto Steinschlag", stellte sie sich dem Schenkwart vor. "Weißt du, wo man hier 'nen schnellen Job kriegt."
Der Wirt musterte sie unfreundlich, doch nach einem weiteren bestellten Bier drang er sich zu einem Grunzen durch und nickte zu einem Tisch. Mimosa stellte das Bier vor dem vermeintlichem Anführer ab.
"Hab gehört ihr sucht 'n paar Mann?"





05.05.2009 20: 02

Breda Krulock

Araghast starrte auf seine Dämonen-Betriebene Uhr und wartete. Die zwei Stunden waren beinahe um und er hörte noch nicht einmal annähernd eilige Schritte im Haus. Er seufzte. Irgendwie wunderte es ihn nicht, das sich der Trupp innerhalb kürzester Zeit in alle vier Winde auflöste.
Mit einem letzten Blick zur Tür nahm er einen Federkiel in die Hand und öffnete die vor ihm liegende Akte. Mit den Fällen von F.R.O.G. konnte er noch am meisten anfangen. Seine Abteilung war in kompetenten Händen und somit hatte er kein Problem, sich auf seine Kommandeursverpflichtungen zu konzentrieren. Er tunkte die Spitze der weißen Feder in das Tintenfässchen, setzte an ... und schmierte einen dicken Strich quer über das ganze Blatt. Als er aufsah, standen vor ihm der Lance- und der Korporal in der aufgerissenen Tür, beide wirkten trotz ihrer fehlenden körperlichen Gegebenheiten außer Atem.
"Entschuldigung Herr", begann Carisa. "Wir haben das Ergebnis aus dem Labor."
"Und?" Die hochgezogenen Braue Bregs bedeutete nichts Gutes.
"Ehm, nun", versuchte es Breda. "Sie sagten in zwei Stunden."
"Sagte ich das?" Mit einem anderen Stück Papier versuchte er der auslaufenden Tinte auf der Akte Einhalt zu gebieten. "Wo ist der Rest der Gruppe?"
Der Wasserspeier und die Vampirin sahen sich an.
"Nun, einige sitzen in der Kantine und Mimosa und Septimus sind... ehm... ."
"Die ermitteln verdeckt." Half Breda.
Araghast knüllte das Tintengetränkte Papier zusammen und warf es Richtung Papierkorb. Natürlich traf er.
"In der Kantine? Ich habe euch das Kommando für diese äußerst wichtige Sache auferlegt und ihr schafft nichts weiter, als den Schlamm ins Labor zu bringen?" Die Augen zu schmalen Schlitzen verengt starrte er die beiden Wächterinnen an. "Wenn ich es mir recht überlege, müsste ich euch auf der Stelle degradieren, wenn ihr es noch nicht einmal schafft, die Gefreiten unter Kontrolle zu behalten!"
"Kommandeur, ich versichere dir..."
"Jajaja" ,unterbrach dieser und massierte seine Schläfen. "Was ist mit den Schlammproben?"
Krulock trat vor und legte die Untersuchungsergebnisse auf den Tisch.
"Wir haben die Proben aus dem Ankh mit denen vom Tatort in der Anwaltsgilde überprüfen lassen. Beide sind von der Grundkonsistenz her ähnlich, doch der Schlamm vom Tatort verhielt sich unnatürlich."
"Lance-Korporal, der ganze Fluss ist ungewöhnlich."
Unbeirrt des Einwurfes vom Kommandeur fuhr Breda fort. "Am Tatort bemerkten wir, dass der Ankh-typische Geruch fehlte. Und genau das ist der Knackpunkt. Dem Schlamm fehlt sozusagen ein Gen."
"Du machst Scherze."
"Nein Herr." Breda trat einen Schritt näher heran und schlug die Akte auf, die auf den Tisch lag. Als sie die richtige Seite gefunden hatte, drehte sie das Blatt herum und schob sie Breguyar unter die Nase. Dann deutete sie auf eine Stelle im Protokoll. "Hier stehts. Die genauen Chemischen Formeln stehen dort auch, falls sie damit was anfangen können, Herr."
"Natürlich kann ich das!" sagte Bregs vielleicht ein wenig zu nachdrücklich, denn die Vampirin schaute ihn nur stumm an. "Und weiter?" Er sah auf die gedeutete Stelle.
"Es gab einen weiteren Vorfall." Meldete sich nun Carisa zu Wort.
Araghast Berguyar stöhnte und lehne sich zurück, beide Arme hinter seinen Kopf verschränkt. "Na dann weiht mich ein bevor ich es aus den Zeitungen erfahre."


05.05.2009 21: 21

Mimosa

Der Mann, vor dem sie das Bier abgestellt hatte, bäugte sie mißtrauisch. Währenddessen unterzog Mimosa ihn ebenfalls einer kritischen Musterung. Lange, verfitzte schwarze Haare, unordentlicher Bart, ungewaschene Klamotten und eine leichte Alkoholfahne. Na wenn sie hier nicht den Archetyp eines erfolglosen Kleinganoven vor sich hatten.
"Kann sein", antwortete der Mann gedehnt. "Wieso?"
"Korto Steinschlag", wiederholte sie ihren falschen Namen. "Und ich brauch 'nen Dschob".
"Seh' ich aus wie 'ne Arbeitsvermittlung?"
Mimosa verdrehte die Augen.
"Haste was oder nicht? Ist ja nich' so, als ob ich das zum ersten Mal mache. Ich hab' Erfahrung." Sie setzte sich rücklings auf einen Stuhl. "Schmiere stehen, ich pass durch jeden Kamin, jedes Fenster- und kann verdammt schnell rennen."
"Bist ja mal 'ne halbe Portion". Der Mann war nicht überzeugt. Mimosa grinste gerissen.
"Warte mal, du hast meinen Partner noch nicht kennengelernt!" Und Septimus kletterte aus der Kapuze auf Mimosas Schulter. Sofort hatten sie die Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe. Ein dünner Einbrecher war gut, ein kleiner Gnom sogar noch besser. Und eine halbe Stunde später hatten Mimosa und Septimus den "Dschob"- und waren für ein Uhr nachts in den Schatten verabredet.

Auf dem Weg zu einem der "sicheren Plätze", die die verdeckten Ermittler zum Umziehen benutzten, meinte Septimus: "Das hat ja überraschend gut geklappt."
"Eigentlich nicht. Sobald sie den Bruch gemacht haben, werden sie uns irgendwo abhängen oder versuchen uns an die Bullen, ähm, an uns auszuliefern, quasi als Sündenbock. Oder an die Diebesgilde."
"Das scheint dich ja nicht zu beunruhigen".
"Ich sagte doch schon, ich mach das nicht zum ersten Mal."
"Und das beunruhigt mich."
Mimosa grinste.

In einem Zimmer einer Herberge, dessen Wirt und Besitzer auch als Informant für die Wache arbeitete und der als "ziemlich vertrauenswürdig" galt, schrieb Septimus eine Nachricht fürs Hauptwachhaus, die Mimosa dann Schleicher in die Schnauze drückte.
"Zum Kommandanten, und bitte keine Umwege, ja?" Schleicher knurrte an dem Stück Papier vorbei, wollte aber nichts sagen, solange Septimus mit im Raum war. Trotzdem machte er sich unverzüglich auf den Weg. Septimus sah im leicht zweifelnd nach.
"Glaubst du, er findet alleine dorthin?"
"Und ob!"
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Bregs schüttelte den Kopf und sah auf die Tür, die Carisa und Breda -leise- hinter sich geschlossen hatte. Und sowas schimpfte sich Sondereinsatzkommando! Vielleicht sollte er seine Personalwahl noch mal überdenken.. .
Plötzlich kratzte es in seiner Rohrpoströhre, und eine dicke rostfarbene Ratte schob sich rücklings aus dem Rohr.
"Igitt!" Bregs griff nach der Zeitung, rollte sie zusammen und wollte gerade zuschlagen, als er bemerkte, dass die Ratte einen Zettel in der Schnauze trug.
"Gib her.. . liebe Ratte.. .liebes kleines Rattenviech.. ." Die Ratte zischte verächtlich, sprang auf Bregs Schreibtisch, biss noch einmal kräftig auf den Zettel und spuckte ihn vor Bregs auf den Tisch. Er griff mit spitzen Fingern danach und machte sich eine gedankliche Notiz, dass er nicht nur seine Personalwahl, sondern auch deren Wahl ihrer Haustiere überdenken sollte. Er las den Zettel und brüllte sofort nach den noch verbliebenen Mitgliedern seiner Truppe.
Die Gefreiten Schmelz und Bernstein standen vor seinem Schreibtisch und zittern ein wenig. Für gewöhnlich war es kein gutes Zeichen, direkt zum Kommandeur gerufen zu werden. Nur IA war schlimmer. Bregs seufzte wieder, als er die beiden betrachtete. Wenigstens war es kein schwerer Auftrag.
"Ihr beide überprüft, ob irgendjemand von den Auftritten des Ankh-Män unmittelbar profitiert. Irgendwelche Firmen, Verlage oder was weiß ich. Und wenn ihr schon dabei seid, versucht auch gleich mal rauszubekommen, woher der Kurier seine Exklusivnachrichten bekommt. Noch Fragen?"
Gemeinsames Kopfschütteln.
"Weggetreten!"
Die beiden Gefreiten verließen fluchtartig sein Büro.


08.05.2009 20: 03

Araghast Breguyar

Nachdem sich die Tür hinter den beiden Gefreiten geschlossen hatte, nahm Araghast erneut die Nachricht Mimosas zur Hand. Vage darüber nachgrübelnd, wie Mimosas seltsame Ratte es durch das Rohrpostsystem bis in den zweiten Stock geschafft hatte, ohne von Reggie, Aaps und Stuff als vielversprechendes Abendessen erlegt worden zu sein, malte er einen Kringel um die Worte Ein Uhr Nachts . Brunnen in der Betrug-und-Schwindel-Straße.
Je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Idee, die sich in seinem Kopf zu formen begann. Außerdem hatte er die Schnauze voll davon, beinahe jeden Tag von morgens bis abends in diesem verdammten Büro zu sitzen und Papierkram zu schaufeln. Er wollte endlich wieder einmal raus in den aktiven Einsatz. Die regelmäßigen Klettertouren auf den Dächern um das Wachhaus herum, die er unternahm, um in Form zu bleiben, waren auf Dauer unbedriedigend.
Er sprang auf seinen Schreibtisch, erfasste mit einem Hechtsprung den Balken, zog sich daran hoch, bis sein Kinn über die Kante sah, holte mit den Beinen Schwung und landete rittlinks auf dem Balken. Dort zog er die Knie an das Kinn und ließ seinen Blick über sein Büro schweifen.
Mimosa hatte sicherlich vor, mit ihrem Eintritt in eine Diebesbande Ankh-Män anzulocken. Und falls es wirklich funktionierte, bot sich für Araghast die Chance, den Superhelden und seine angeblichen Fähigkeiten einmal mit eigenem Auge zu begutachten.
Er würde, gut versteckt, ebenfalls dort sein, wenn sich die Bande traf. Seine Finger kribbelten bei dem Gedanken an einen Einsatz. Ganz wie in den alten Zeiten, als er noch ein einfacher Hauptfeldwebel gewesen war und FROG ihm gehört hatte. Nur ein oder zwei Kollegen auf die er sich verlassen konnte, und die nicht vor Nervosität, weil sie mit dem Kommandeur unterwegs waren, die Nerven verloren, und das nächtliche Ankh-Morpork.


08.05.2009 20: 56

Breda Krulock

Braggasch Goldwart drehte das goldene Objekt in seinen Händen. Noch hatte er keine Ahnung, um was es sich handeln könnte, denn die Form war ihm Ganz und Gar fremd. Der ovale Korpus, etwa die Größe eines Eies, wog schwer und die darauf gesetzten Verzierungen waren wellenförmig angeordnet und wandten sich der Länge nach einmal um das ganze Objekt. Er hatte gehofft, daß es sich bei diesem Gegenstand um etwas offensichtlich magisches Handeln würde, aber entweder war er nicht in der Lage, dies zu erkennen oder es war schlicht und ergreifend einfach nicht magisch. Enttäuscht roch er daran, doch auch dieser Test blieb erfolglos.
"Was hast du denn da?" Fragte Breda, die gerade die Treppe vom Kommandeursbüro herunterkam.
Schnell versteckte der Zwerg seine neueste Errungenschaft, obwohl er sich sicher war, das die Vampiren es schon vom Treppenabsatz gesehen hat.
"Nichts Besonderes!"
"Nichts Besonderes, soso. Sah ziemlich eigenartig aus, sehr wahrscheinlich ist es magisch." Mit einem Seufzen setze sie sich neben ihn auf die unterste Treppenstufe. Hinter ihnen kam Carisa die Treppe hinunter gestiegen.
"Ich werde mit Jargon dem 'Kurier' einen Besuch abstatten. Helmi und Menealos sind grade zum Kommandeur hineingerufen worden. Keine Ahnung was er von denen will."
Etwas schwerfällig nahm sie die letzte Stufe und sah dann zu den beiden Sitzenden.
"Ich hoffe, wir bringen bald etwas Licht ins Dunkle. Ich habe das Gefühl wir kommen nicht wirklich voran." Mit diesen Worten verschwand der Wasserspeier Richtung Kantine, wo der Gefreite Schneidgut wartete. Kurz nachdem der Korporal um die Ecke bog, kamen Helmi und Menealos aus Bregs Büro ebenfalls die Treppe hinunter.
"Wir gehen zum Kurier", sagte Helmi. "Und danach überprüfen wir, ob irgendjemand vom Ankh-Män profitiert. Auftrag vom Kommandeur." Der Zwerg grinste und dank seines Kurzgeschorenen Bartes konnte man dabei sogar seinen Mund sehen.
"Sehr gut", sagte Breda und stand auf. "Aber überlass die Sache mit der Zeitung Carisa und Jargon, die beiden sind bereits auf dem Weg." Sie schaute in ein empörtes Gesicht.
"Ja, ich weiß, Auftrag vom Chef. Aber es bringt niemanden etwas, wenn einer mit Arbeit zugelagert wird und die anderen drehen Däumchen. Es wäre sehr gut zu wissen, ob es eine Vereinigung in der Stadt gibt, die direkt von der Erfolgsserie des Ankh-Mäns profitiert. Dies könnte der Schlüssel zum Erfolg dieser Mission sein."
"Meint sie das wirklich?", fragte Menealos skeptisch seinen Nachbarn, doch diese salutierte bereits. "Jawohl Ma'am. Wir werden dich nicht enttäuschen. Los komm schon Jargon, der Ruf der Wache steht auf den Spiel."
Krulock nickte zufrieden, als die beiden durch die Tür nach draußen traten, dann wandte sie sich Braggasch zu. "Und wir zwei gehen ... ." Sie stockte kurz, sagte dann: "Ich glaube, Araghast will was von dir." Mit einem Nicken deutete sie auf den Halbvampir, der gerade aus seiner Tür kam. "Ich bin dann mal weg. Werde mich mal bei den Gilden umhören, was die zu der ganzen Sache sagen und was sie davon halten. Immerhin war Ankh-Män heute ein wenig voreilig und hat einen lizenzierten Überfall boykottiert." Bevor der Zwerg etwas erwidern konnte, war die DOG bereits verschwunden.
"Na klasse." Sagte Braggasch und sah die Treppe hoch.
"Goldwart" ,sagte dieser. "Bist du der einzige aus eurem Trupp, der noch hier ist?"
"Ja, Sir." Dem Zwerg wurde ein wenig komisch.
"Sehr gut." Breguyar kam schnellen Schrittes die Treppe hinunter und packte den Zwerg am Arm, als er diesen mitzerrte. "Heute ist ein Glückstag, Hauptgefreiter. Heute ist dein Glückstag."

10.05.2009 14: 49

Septimus Ebel

Der Nebel war ungewöhnlich dick für diese Jahreszeit.
Von ihrem Posten aus konnten Mimosa und Septimus nur die Dächer und die Schornsteine der umliegenden Wohnhäuser erkennen. Es war als wäre die Stadt in Milch eingelegt worden. Die Straßenlaternen gaben nicht einmal genug Licht um einen einzigen Pflasterstein erkennen zu können. Es war so finster, dass Septimus seine Komplizin nur an den hellen Augen ausmachen konnte. Sie selbst musste sich auf den Klang seiner flüsternden Stimme verlassen, um zu ahnen, wo er sich befand.
"Muss die Nummer mit dem Schornstein wirklich sein?", fragte der verdeckte Ermittler.
"Es ist der einfachste Weg", erwiderte sie.
"Allerdings, der einfachste für dich. Ich werde vermutlich drei Tage brauchen, um den Ruß wieder von meiner Haut abzubekommen."
"Das hättest du dir vielleicht überlegen sollen bevor du dich damit eingeschmiert hast."
Septimus zückte einen kleinen Spiegel und versuchte in dem spärlichen Licht seine Tarnfarbe zu kontrollieren. "Das ist beste Theaterschminke. Mit etwas Wasser und Seife ist das ruck zuck wieder sauber. Übrigens biologisch abbaubar. Nicht so wie das Zeug, was aus diesem Rohr da kommt. Wenn die Leute endlich mal auf die Idee kommen würden, Filter für ihre Abgase zu benutzen, dann könnten sie gleichzeitig auch verhindern, dass Diebe über diesen Weg - "
"Septimus." Mimosas Stimme klang genervt.
"Was denn?"
Ihre Augen rollten. Die einzige Geste, die der Hauptgefreite bei diesen Lichtverhältnissen erkennen konnte."Diebe wie wir finden immer einen Weg", stellte sie fest.
Plötzlich kicherte der Gnom verstohlen.
"Was ist denn daran so lustig?", wollte Mimosa wissen.
"Ein berühmter Schriftsteller hat mal gesagt, je mehr Polizisten es gibt, desto mehr Verbrechen scheinen verübt zu werden. Das war zwar in einem anderen Zusammenhang, aber auf uns bezogen ist das schon sehr witzig. Hi. Hi."
Mimosa schmunzelte ins Dunkle. "Wir sollten ein paar Hinweise hinterlassen. Nur um sicher zu gehen, dass er wirklich hier auftaucht."
Sie befestigte das Seil so, dass der Knoten sich nicht lösen würde, wenn man an dem anderen Ende zog. "Das müsste reichen. Schau ja, dass du das Fenster rechtzeitig öffnest."
"Das bekomm ich schon hin. Keine Sorge. Schau du lieber, dass du den Sack nicht vergisst."
"Alles eingepackt."
"Gut." Er seufzte und kletterte auf den Schornsteinrand. "Dann lass uns anfangen."

10.05.2009 15: 26

Helmi Bernstein

Der Hiergibt'salles-Platz. Zentrum des Morporkianischen Einzelhandels.
Helmi arbeitete mittlerweile lange genug bei der Wache um zu wissen: Wer sich für die wirtschaftlichen Zusammenhänge der Stadt interessierte, den führte seine Suche früher oder später hierhin.
Gerade standen er und Menélaos in der Mitte des Platzes. Es war Markttag, und die Geräuschkulisse der Verkäufer machte es fast unmöglich, das eigene Wort zu verstehen. Menélaos diverse Gerüche wurden von einer Kakophonie aus Dung, verfaultem Gemüse, Fisch und anderen, geheimnisvollen Noten, einfach zur Seite gedrängt.
"Herr Schnapper?!"
Der allgegenwärtige Würstchenverkäufer drehte sich zu den beiden Gefreiten um - er witterte Kunden.
"Einen wunderschönen Tag die Herren Wächter! Wie wäre es mit einem kleinen Snäck während der Streife?!" rief er, und machte Anstalten, zwei Würsten aus seinem Bauchladen zu zerren.
"Nein!" schrie Helmi etwas lauter als nötig. "Ich meine: Nein, danke. Herr Schnapper, haben Sie schon einmal etwas von Ankh-Män gehört?!"
Schnappers Miene erhellte sich noch weiter, als das Licht der Erkenntnis in sein Gehirn strömte: "Aber natürlich! Ein Mitbringsel für ihren Sohn, nicht wahr?!" meinte er augenzwinkernd, und holte aus einer Tasche, die ihm um die Hüfte hing, eine kleine Figur.
Beide Wächter starrten erstaunt auf den kleinen Ankh-Män, den Schnapper in seiner Hand hielt.
"Er ist stabil, und man kann Arme und Beine in alle Richtungen drehen. Das perfekte Geschenk für ihren Kleinen." Er demonstrierte das Gesagte, und drückte die Figur Menélaos in die Hand.
"Wir nehmen ihn," meinte dieser knapp, machte jedoch keine Anstalten zu bezahlen. "Beschlagnahmtes Material."
"Wer hat Ihnen diese Figuren verkauft, Herr Schnapper?! Wir müssten es wirklich wissen," bat Helmi den Händler. Er gab ihm außerdem einen Dollar für die Figur, wobei er seinen Kollegen missbilligend ansah.
"Eine Kiste von ihnen tauchte heute Morgen vor meiner Tür auf! Ich sagte mir: 'Oh, welch glücklicher Fund', und das war es in der Tat: Die Dinger gehen weg wie heiße Würstchen!"
"Haben Sie eine Vermutung, wer die Figuren herstellt?!"
"Solange ich Verkaufsware gratis bekomme, kümmert mich das kaum!"
Helmi zuckte mit den Schultern, als Schnapper sich wieder einem Kunden zuwandte. "Was soll's," meinte Helmi zu Menélaos. "Der Gute weiß auch nicht alles," fügte er hinzu, und bezeichnete Schnapper mit vollem Ernst so.
"Ich schlage vor, wir bringen das hier erstmal zum Wachhaus, und danach gehen wir in eine hübsche Markthalle. Ich bin Szenekenner, und es gibt dort eine Szene, die... kenne ich. Niemand beäugt den Erfolg seiner Kollegen misstrauischer und bereitwilliger als der durchschnittliche Einzelhändler!"
"Wahre Worte," erwiderte der Zwerg. "Nur merkwürdig, dass die Figuren kostenlos ausgeliefert werden..."

10.05.2009 17: 30

Braggasch Goldwart

Braggasch jappste unterdrückt nach Luft, als er die Schräge erklomm. Im Halbschatten verborgen, gebückt an einen Wasserspeier, der vollkommen leblos an der vorderen Spitze dieses Daches sein Dasein fristete, hockte der Kommandeur. Völlig ruhig und anscheinend kein bisschen außer Puste.
Mit dem Gedanken, wie ein Mann, der sein momentanes Leben an einem Schreibtisch verbrachte, so ekelhaft gut in Form sein konnte, lies sich der Zwerg neben ihm nieder und legte sich auf den Rücken. So leise wie möglich bemühte er sich, wieder zu Atem zu kommen.
"Verfluchter Nebel.", knurrte Araghast.
"Äh... was?", erkundigte sich Burkhards Sohn flüsternd.
Wage deutete Bregs auf ein weiter entferntes Dach. "Mimosa kann ich gerade so erkennen, dann ist Septimus nicht weit. Aber die Straßen sind dermaßen mit dieser Suppe gefüllt, dass ich weder ihre sogenannten Komplizen, noch das Auftauchen eines Superhelden sehen kann."
Der Späher nickte. Er sagte es natürlich nicht laut, aber er hatte diese Idee von Anfang an für schwachsinnig gehalten - aber es war die schwachsinnige Idee des Hauptmanns, also musste man mitziehen. Der erste Teil war leicht gewesen: Ungesehen zu einer bestimmten Adresse in den Schatten gelangen. Nach der Ausbildung bei Kanndra war das kein Problem gewesen und Braggasch hatte gut mit Araghast mithalten können. Dann jedoch war dieser auf die Idee gekommen, des besseren Überblicks wegen, ihren Weg auf die Dächer zu verlegen, um der Gruppe von Einbrechern, zu denen auch ihre zwei Falschen gehörten, besser folgen zu können.
So hüpften sie beide von Dach zu Dach, wobei Bregs den armen Zwerg immer weiter abhängte, bis sie beide erkannt hatten, dass ihre gefälschten Diebe wohl ebenfalls den Einbruch von oben begehen wollten.
"Wir müssen näher ran."
"Was?"
"Wenn die beiden für das Öffnen zuständig sind - und so sieht es aus, denn wenn ich das richtig interpretiere, lässt Mimosa ihren kleinen Begleiter gerade in den Schornstein hinab - dann werden die anderen Einbrecher in Verstecken vor dem Haus warten. Ganz sicher wird auch Ankh-Män dort zuerst auftauchen.
Goldwart sah den Kommandeur zweifelnd an. "Das, äh, ist..."
"Ich weiß. Komm." Behände wie ein gliederloses Knorpeltier lies sich Bregs vom Dach gleiten.
Braggasch seufzte tonlos und wollte schon nachsteigen, als er eine Bewegung wahrnahm.
Er erstarrte und... starrte.
Seine Augen zeigten ihm, noch etwas weiter entfernt, eine Gestalt mit wehendem Umhang, die elegant von Haus zu Haus sprang.
Der Kerl ist schnell!, ging es dem Späher durch den Kopf. Wenige Sekunden später schloss sich der Gedanke an: Warum ist heute eigentlich jeder auf Dächern unterwegs?
Ein Poltern ertönte.
Als der Späher wieder zum Einbruchziel sah, bemerkte er, dass Mimosa nicht mehr an dem Schornstein stand, sie war verschwunden. Ein weiterer Blick bestätigte den wagen Verdacht, dass auch Ankh-Män wieder zur Straße zurückgefunden haben musste.
Unschlüssig starrte Goldwart in die entsprechende Richtung.
Er war allein, auf einem Dach.
Er konnte den Boden nicht sehen.
Und er hatte keine Ahnung, was er tun sollte.
Er hasste diese Situationen.

11.05.2009 14: 11

Mimosa

"Nu mach schon" forderte Mimosa ihren Kollegen eine Spur zu laut auf (könnte sich dieser Idiot von Ankh-Män nicht endlich blicken lassen, bevor sie WIRKLICH die Einbrecher ins Haus lassen mussten?). Septimus, jetzt noch eine Spur dunkler und darüber offensichtlich gar nicht glücklich, hing unter den Fenster und bemühte sich, den Verschlußmechanismus aufzubekommen. "Jajaja", keuchte er. Unglücklicherweise waren die Riegel nicht für Gnomengröße konzipiert. Glücklicherweise waren Gnome weit stärker, als sie aussahen. Doch dazu hätte Septimus einen festen Boden gebraucht, gegen den er sich hätte stemmen können. Leider war der Riegel in der Mitte eines doppelten Fensters angebracht, deshalb hing der Gnom in der Luft- und zeitweise mit dem Kopf nach unten. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoß.
Plötzlich begann sich der Teppich direkt unter ihm zu bewegen. Septimus sah am untersten (oder obersten) Rand seines Blickfeldes, dass sich etwas bewegte, etwas das sprang-
"Oh-Oh"
Und er ließ sich fallen.
"Miaaoooooooooooooch!"
Mimosa schlug die Hand vor die Stirn. Nicht das erste Mal diese Nacht, und bald würde sie vermutlich einen bleibenden Abdruck auf ihrer Stirn haben. Das war doch nicht zu fassen! Unter ihr spielte Septi Haschmich mit einer Katze und von der Straße hörte sie die gemurmelten Kommentare der Diebesgruppe, die vor der Tür standen und langsam ungeduldig wurden. Vielleicht sollte sie den Plan ändern, einen lautstarken Streit mit der Gruppe vom Zaun brechen und darauf vertrauen, dass der Ankh-Män rechtzeitig eingreifen würde, bevor die verhinderten Diebe ihr das Fell über die Ohren zogen.
Auf ihrer Schulter zuckte Schleicher mitfühlend zusammen, als sie durch das rußverdreckte Fenster beobachteten, wie die Katze mit einer Pfote nach Septimus schlug. Mimosa musste zugeben, dass der Gnom sich leise genug verhielt, um die Bewohner nicht aufzuwecken- was für das verdammte Katzenviech leider nicht galt. Wenn er sich nicht beeilen würde, konnten sie das ganze sowieso vergessen. Endlich schaffte es Septimus, die Katze mit seinem beutel Dietriche k.o. zu schlagen- auch wenn man ihm ansah, dass er es überhaupt nicht gerne tat, schließlich war die Katze biologisch. So irgendwie jedenfalls.
Als er den Riegel wegdrückte, öffnete Mimosa das fenster von außen.
"Was hat dich aufgehalten?" fragte sie grinsend. Septimus warf ihr einen bitterbösen Blick zu und verschwand ohne Kommentar in der Wohnung. Mimosa richtete sich gut sichtbar auf (wenn der Nebel nicht gewesen wäre, nun Komm Komm KOMM!) und warf einen Stein nach unten auf die Straße, als Zeichen für die Diebe.
Plötzlich versteifte sich Schleicher auf ihrer Schulter und sog prüfend die Luft ein.
"Jemand ist hier!" zischte er. "jemand den ich kenne, und Fremde."
"Jemand von früher?" fragte Mimosa knapp. Schleicher schüttelte seine spitze Schnauze.
"Nein- Wache, aber ich weiß nicht wer."
Genauere Angaben konnte er nicht machen, dazu war die Luft zu dieseg. Jemand, den sie kannten.. . Fehlte bloß noch, dass jemand SEALS einen Tipp gegeben hatte und sie auch mit von der Partie waren!
"Falls was schief geht, verstecktst du dich im Diebesgut, damit wird das Zeug nachher auch wieder finden!"
Als Schleicher nickte, schlüpfte sie leise durch das geöffnete Fenster und suchte einen Weg ins Erdgeschoß.
Ein Dach weiter lag der Ankh-Män auf der Lauer. Das versprach eine erfolgreiche Nacht zu werden! Er zählte mehrere Personen auf der Straße und mindestens 3- nein, jetzt nur noch eine- auf den Dächern. Wen sollte er sich zuerst vorknüpfen? Die Gruppe auf der Straße drang gerade in ein Haus ein, genau wie die Person auf dem Dach des Hauses. Eine Person der Zweiergruppe auf dem Dach eines anderen Hauses folgte ihnen, die zweite blieb ausgestreckt auf dem Dach zurück- um Schmiere zu stehen, dachte der Ankh-Män. Gut, alle anderen waren an einem Ort, also würde er sich zuerst um die Einzelperson kümmern.
Für Wahrheit und Gerechtigkeit!
Katzengleich sprang er auf das Dach, auf dem der einzelne Einbrecher lag.


11.05.2009 17: 30

Araghast Breguyar

Oben auf dem Dach schlich sich Ankh-Män lautlos wie eine Katze an die liegende Gestalt heran. Sein untrüglicher Instinkt zog ihn zu dieser Person. Er spürte, dass sie etwas bei sich hatte, was ihm gehörte.

Araghast drückte sich flach gegen die Hauswand des Hauses, das gerade von einigen echten und zwei falschen Einbrechern heimgesucht wurde, und lauschte. Drinnen erklangen lautstarkes Gepolter und eine gezischte Ermahnung, bei allen Göttern Würdentrachts verdammt noch mal leise zu sein. Der Kommandeur rückte seine Augenklappe gerade und strich sich das schulterlange offene Haar aus dem Gesicht. Wo blieb bloß Braggasch?
Während er sich an eine Regentonne lehnte und in seiner abgerissenen Zivilkleidung auf alle zufälligen Zuschauer den Eindruck erweckte, Schmiere zu stehen, zählte er langsam bis dreißig. Immer noch kein Zwerg. Die neblige Straße war völlig menschenleer.
"Mist!" fluchte Araghast beinahe lautlos und wollte gerade nach der Regenrinne greifen, die sich neben ihm an der Wand befand, um sich wieder auf das Dach zu begeben, als er plötzlich ein Geräusch vernahm. Es klang wie das Flattern einer Gardine im Wind.
Mit einem Hechtsprung brachte sich Araghast hinter der Regentonne in Sicherheit und spähte vorsichtig über den Rand.
Etwas kam vom Dach des Nachbarhauses, auf dem er selbst noch vor wenigen Minuten gestanden hatte, geflogen und landete elegant mitten auf der Straße. Ein wogendes Cape von der Farbe alten Schimmels senkte sich in dramatischem Schwung um die muskulöse Gestalt, auf deren Brust ein giftgrünes A fahl glühte. Ankh-Män ließ ein zwergengroßes, schweres, zappelndes Bündel beinahe sanft von seiner Schulter gleiten und rückte seine Maske zurecht. Dann stürmte er mit federnden Schritten auf den Hauseingang zu.

Für eine Sekunde war Araghast versucht, Ankh-Män in das Haus zu folgen, doch besann er sich eines Besseren und rannte auf das auf der Straße liegende Bündel zu.
"Mmmmpf!" gab der geknebelte Braggasch von sich.
Araghast zog einen langen Dolch aus seinem Stiefelschaft und machte sich daran, die schlammigen Seile zu zerschneiden, die die Hand- und Fußgelenke des Spähers zusammenhielten.
Würgend spuckte Braggasch den Knebel aus.
"Ich, äh, habe ich nicht kommen gehört, Sör." stammelte er. "Auf einmal war er, äh, über mir und, äh, hat mich, äh..."
"Wenigstens können wir ihn nun wegen tätlichen Angriffs auf einen Wächter im Dienst einlochen." brummte der Kommandeur und zog den Späher auf die Füße. "Warum bist du mir eigentlich nicht gleich gefolgt?"

Braggasch war froh, dass die nächtliche Dunkelheit seine knallrot angelaufenen Ohren verbarg.
"Ich wollte gerade, äh, nachkommen, Sör, aber da habe ich, äh, Ankh-Män gesehen! Er kam über die, äh, Dächer und verschwand dann, äh, plötzlich."
Hektisch durchwühlte er die zahlreichen Taschen seiner Kleidung und seine Befürchtung wurde wahr. Ankh-Män hatte es irgendwie geschafft, ihm das rätselhafte goldene Ei zu entwenden.

Eine schrille Stimme ließ die beiden Wächter auf der Straße zusammenschrecken.
"Mist! Ankh-Män! Haut ab!" kreischte sie weithin hörbar und die ersten Geräusche eines Kampfes drangen aus dem Haus.


11.05.2009 20: 40

Carisa v. Schloss Escrow

Es dämmerte bereits als Carisa und Jargon vom Wachhaus aus Richtung Redaktion des Kuriers gingen. Der Wasserspeierin gefiel die ganze Situation nicht. Sie musste hier unten auf der Straße laufen, anstatt wie sonst über die Dächer zu gehen. Außerdem hatte sie scheinbar das schweigsamste und ängstlichste menschliche Wesen neben sich, das sie sich vorstellen konnte. Einen so seltsamen Gefreiten hatte sie noch nicht erlebt und sie hatte schon einige Wächter kommen und gehen sehen.
Mit der Dämmerung kroch auch Nebel in die Stadt. Die ehemalige verdeckte Ermittlerin genoss diese Momente, da sie so viel besser mit den Wänden verschmelzen konnte. Seit ihrem Wechsel zu FROG war viel geschehen, einiges war noch immer unaussprechlich für sie, die Zeit, in der sie "Urlaub" von der Wache genommen hatte, hatte die Wasserspeierin verändert. Sie war als anderer Mensch wiedergekehrt, sie hatte sich vielen Fragen stellen müssen, insbesondere von ihren Freunden in der Wache und hatte eigentlich niemandem Auskunft über ihr langes Verschwinden geben können und wollen. Das alles, was sie erlebt hatte, musste verdaut werden. Zurück bei FROG hatte sie als allererstes darum gebeten, die Spezialisierung zu wechseln, so recht entscheiden konnte sie sich aber nicht, ob sie nun Späherin oder leichter Armbrustschütze werden sollte? Eigentlich passte ja beides zu ihr, in ihrer GRUND-Zeit war sie hauptsächlich für die Ausbildung an den Armbrüsten zuständig gewesen.
Nun war sie also wieder richtig mit dabei. Mitten in einer Einsatztruppe, die einen seltsamen Superhelden dingfest machen sollte. Das alles war mehr als seltsam. Auch die Gruppe war für Carisa gewöhnungsbedürftig. Zunächst hatte sie sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass ein ehemaliger GRUND-Kamerad und FROG-Mitarbeiter nun Kommandeur war und sie nach ihm der ranghöchste Wächter mit aller damit verbundenen Verantwortung. Von den Wesen, mit denen sie zusammenarbeiten sollte, kannte sie die wenigsten und beim Rest hatte sie wirklich Probleme sich die Namen zu merken. Jetzt hatte sie auch noch den seltsamsten von allen erwischt, so schien es ihr. Aber immerhin war er Rechtsexperte und müsste sich somit ja zumindest aufs Reden verstehen, sie selbst war nie wirklich der kommunikative Wasserspeier gewesen, der gern verhörte oder so, ihr war es lieber im Hintergrund zu bleiben.
"Nun Jargon", sprach sie den Gefreiten neben sich an, der unwillkürlich zusammenzuckte, "was denkst du, wie gehen wir beim Kurier am besten vor? Du hast doch sicher eine Idee, wie wir da Informationen bekommen können. Gibt es nicht irgendeinen Paragraphen oder so, den wir verwenden können?"

Helmi und Menélaos befanden sich auf dem Weg zum Wachhaus und diskutierten darüber wie es möglich sein könne, dass jemand Figuren kostenlos auslieferte und dafür gar keine Gegenleistung erbracht haben wollte.
"Das ist wirklich seltsam", sagte Helmi. "Die Figur ist ja nun wirklich hochwertig. Nicht der übliche Schund, den Schnapper sonst irgendwo im Achaten Reich herstellen lässt und dann hier für das doppelte an Geld verkauft, das er dafür gezahlt hat."
"Und jetzt hat er nur Gewinn davon. Er wird mit diesen Figuren sicherlich ordentlich verdienen. Wir hätten ihn fragen sollen, was er dafür verlangt. So lässt sich ja ganz leicht bestimmen, was er daran verdient."
"Also hat Schnapper doch ein gutes Motiv uns nicht zu sagen, wo er die Sachen her hat oder? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er dafür keine Gegenleistung bringen muss. Wenn nicht jetzt, dann sicher irgendwann anders."

Zum selben Zeitpunkt machte sich T.m.s.i.d.R. Schnapper gerade auf dem Weg in sein Lager. In der Dämmerung war die Straße mit dem Eingang nicht sonderlich gut beleuchtet, der Nebel tat sein Übriges, aber das machte ihm nichts aus, er kannte den Weg seit Jahren. Schnapper öffnete die Tür und spürte einen Lufthauch. Als er die Tür hinter sich schloss und eine Lampe anzündete, um im Lagerraum von den gelagerte Würstchen zu holen, trat in dem Moment als das Licht der Lampe den Gang erhellte jemand von hinten an ihn heran und flüsterte ihm ins Ohr.
"Du solltest dich jetzt nicht bewegen."
Schnapper stand da wie gelähmt.
"Wie ich gesehen habe", sagte eine sehr männliche Stimme, "hast du zwei Wächtern eine der Figuren verkauft."
Schnapper nickte.
"Ich hoffe, du hast nichts falsches gesagt."
Der Straßenhändler schluckte und sagte zitternd: "Ich habe nur die Wahrheit gesagt, dass ich die Figuren vor meiner Tür gefunden habe."
"Seeehr gut. Ich vermute, die Figuren verkaufen sich wie deine Würstchen?"
Wieder nickte Schnapper.
"Nun, ich werde dir weitere Figuren bringen, aber ich verlange dafür einen Anteil und über diesen werde ich nicht verhandeln! Ich bekomme von jeder Figur die Hälfte. Für welchen Preis du sie verkaufst, ist mir egal."
Schnapper schluckte, die Hälfte war verdammt viel, aber die Person hinter ihm ließ keinen Zweifel zu, dass mit ihr nicht zu diskutieren war. Er nickte, zögernd.
"Fein", die Stimme klang zufrieden. "Dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend. Die nächste Lieferung wirst du morgen früh erhalten."
Die Lampe ging aus.
Als Schnapper sie wieder angezündet hatte und sich umdrehte, fand er nur ein wenig Ankh-Schlamm auf dem Boden.

12.05.2009 13: 48

Mimosa

"Eigentlich nicht", erwiderte Jargon kleinlaut auf Carisas Frage. "Reporter haben das Recht ihre Informanten zu schützen".
Carisa verdrehte mißmutig die Augen. Es war ja klar, dass sowas passieren musste, aber ein Versuch beim Kurier konnte trotzdem nicht schaden. Leider wurden sie dort sofort abgewimmelt. Der für die Story zuständige Reporter, Theobald Schreibviel, erklärte klipp und klar, dass er seinen Informanten nicht "verpfeifen" würde, und pochte auf seine Rechte als freier Journalist, auf das Informationsrecht der Bürger Ankh-Morpork, auf die freie Presse und auf die Persönlichkeitsrechte des Informanten. Dann schlug er ihnen die Tür vor der Nase zu.
Carisa kochte innerlich. Jargon zuckte nur mit den Schultern, er war Schlimmeres gewohnt.
"Ich habe es ja gesagt, da kann man nichts machen. Er wird ja kaum freiwillig auf seine Story verzichten. Und was machen wir jetzt?"
Carisa musste nicht lange überlegen.
"Wir beschatten ihn. Irgendwann muss er sich ja mit diesem ominösen Informanten treffen, und dann haben wir ihn!"
++++++++++
Mimosa war entsetzt. Das sollten professionelle Einbrecher sein? Die benahmen sich ja schlimmer als frische rekruten! Für einen Moment siegte ihr (früherer) Berufsstolz "Könnt ihr nicht noch etwas lauter sein? Ich glaub, da oben schläft noch jemand!", dann erinnerte sie sich, dass es ja genau ihr Job war, sich auffällig zu benehmen, also polterte sie eifrig mit und fing sogar an, ein bißchen Spaß an der ganzen Angelegenheit zu finden. Nicht alle ihre verdeckten Ermittlungen waren so angelegt, dass sie sich austoben konnte. Jetzt fehlte nur noch der Ankh-Män, und die Nacht war vollends gelungen. Und siehe da.. .
Ein Cape stob um die Ecke, einer von Mimosas "Komplizen" schrie schrill: "Mist! Ankh-Män! Haut ab!" und sofort war das schönste Chaos im Gange. Normalerweise hätte sie eine zünftige Keilerei genossen, aber mit einem Superhelden wollte sie sich dann doch nicht anlegen. Doch als sie versuchte in eine ruhige Ecke zu schleichen, stieß sie einer der Männer genau in Ankh-Mäns Arme. Die anderen nutzten die günstige Gelegenheit, um die Kurve zu kratzen, nur Mimosa rang mit dem Ankh-Män und zog eindeutig den kürzeren. Plötzlich erwischte der Superheld ihr Brustband. Er zögerte kurz, Mimosa lief puterrot an
"Duuuuuuuu-"
Und verpasste ihm aus der momentanen Empörung heraus eine schallende Ohrfeige. Der Ankh-Män sah sie irritiert an und zog endlich seine Hand zurück.
"Du bist eine Frau?"
"Was denkst du denn?"
Plötzlich trat der Kommandeur in den Hauseingang. Alle Einbrecher waren geflüchtet und Mimosas Tarnung interessierte ihn daher im Moment herzlich wenig.
"Stadtwache! Keine Bewegung!"
Der Ankh-Män hatte seine Fassung wiedergewonnen, grinste den Kommandanten an und verbeugte sich halb spöttisch vor Mimosa.
"Meine Lady."
Gerade als Bregs nach ihm greifen wollte, schlängelte er sich am Kommandanten vorbei auf die Straße und hinterließ lediglich einen leichten Modergeruch. Bregs hechtete ihm hinterher, doch der Superheld war spurlos verschwunden.
Mimosa stand etwas betreten im Hauseingang. Hatte der Kerl das gerade eben ernst gemeint?
"Bist du in Ordnung, Hauptgefreite? Hauptgefreite!"
"Äh- ja, Sir. Ach übrigens, ich habe etwas von der Maske erwischt!"
Und sie streckte ihre schlammverschmierte Rechte aus.


13.05.2009 17: 20

Breda Krulock

Breda wartete in der Schwärze des Hauseinganges, während sie die ihr gegenüber liegende Diebesgilde beobachtete. Sie hatte auf die Schnelle keinen ihrer internen Kontaktmänner kontaktieren können und wie es die Umstände herausforderten, war auch der wachhabende Posten ein ihr vollkommen Fremder. So blieb ihr der einfache Weg verschlossen. Doch sie kannte die Dienstzeiten, kannte die Abläufe beim Schichtwechsel und sie kannte die Gemütsstimmungen in welche sich die Diebe befanden wenn sie in ihren wohlverdienten Feierabend gingen. Es müsste jede Minute soweit sein. Die Hintertür würde sich öffnen, das Küchenpersonal heraustreten und die Küchenabfälle in die Gassen kippen, woraufhin sich die in der näheren Umgebung befindlichen Bettler ein Festmahl gönnen würden. Dies Widerrum erweckte unnötige Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft und der Diensthabende Wachter würde sie, wie jeden Abend, davon treiben. Dies war das All-Abendliche Ritual und laut Gildenregister, seit Eh und Je zelebriert. Breda hoffte, dass sie sich auf die teilweise doch recht alten Informationen verlassen kann.
Sie konnte, denn Punkt 1 Uhr Nachts öffnete sich die Hintertür und ein dicker Mann in fleckiger, weißer Kochuniform trat heraus. Der Prozess vollzog sich so, wie erhofft und die Vampirin nutzte die Chance an der verwaisten Vordertür. Sie wusste um das Risiko, normalerweise bevorzugte sie andere Wege und Mittel, aber heute Abend musste sie es einfach riskieren. Nicht allein deswegen, weil Breda der einfache Weg schlichtweg einfach zu einfach war.
Es dauerte nicht lange, da war sie durch die sich grade schließende Tür gehuscht, hatte die Halle durchquert und war Richtung Büros unterwegs. Um diese Uhrzeit war es sehr still im Gebäude, ganz anders als in der Assassinengilde, wo selbst in der Nacht die angehäuften Fälle abgearbeitet werden. Sich passend für diese Gilde zu kleiden war nicht schwer gewesen. Die eng anliegende schwarze Hose und ein dazu passender schwarzer Pullover mit einer angenähten Maske am hinteren Kragen waren die gängigen Gewandungen für einen Dieb, das in ausreichender Auswahl im DOG - Lager auf seinen Einsatz wartete. Es schien ein Wink des Schicksals zu sein, das Breda mit dieser Gilde noch nicht in so engen Kontakt getreten war, endlich tat ihre Spezialisierung mal was für sie.
Leise ging sie den schmalen Korridor entlang, an den Wänden hingen Bilder von den erfolgreichsten Dieben der letzten Jahre an einer grün geblümten Tapete mit seltsam beruhigenden Rankenmustern. An der Tuer mit der Aufschrift "Verwaltungsbüro" blieb sie stehen. Sie spürte eine Bewegung hinter der Tür, jedoch keine Aggression, eher Langeweile. Breda klopfte an.
"Herein." Ertönte es von innen und Breda öffnete die Tür.
Der junge Mann hinter den karg beleuchteten Schreibtisch schaute überrascht drein, als sein Besucher eintrat.
"Um diese Uhrzeit noch im Dienst?" Fragte er und legte den Stift beiseite, mit dem er grade die vor ihm liegende Akte bearbeitet hat. Bevor er diese zusammenklappte konnte Breda die Worte Tischbeinstrasse, Zeugenberichte und Beschwerde lesen.
"Nabend, ja. Ich hab noch einiges an Papierkram zu erledigen. Du weißt schon: Rechnungen schreiben, Kundenkartei pflegen.... ." Breda nahm auf den ihr dar gebotenen Stuhl Platz. Der junge Mann nickte wissend und war offensichtlich erfreut über ein wenig Abwechslung. Das ihm die Anwesenheit einer Frau besonders gefiel, konnte der Lance-Korporal an dem verstärkten Schlagen seiner Halsschlagader sehen. Das starke Pulsieren der Ader unter der zarten Haut am Hals, das Rauschen des Blutes und das Klopfen seines Herzens...
"Hallo?!?"
Breda blinzelte als ihr eine Hand vorm Gesicht wedelte.
"Alles in Ordnung? Du scheinst mir ein wenig überarbeitet. Ich kann dir einen Urlaubsantrag geben wenn du willst. Wenn es nicht in der Hauptsaison liegt, kann ich ihn dir sogar gleich bewilligen."
Seine Fürsorgliche Art mit dem Beiklang seiner beruhigenden Stimme ließ in Breda so etwas wie Unwohlsein aufkommen. Sie sollte aufhören in allen hübschen Männern ihr Frühstückchen zu sehen.
"Ehm, nein. Danke. Das ist es nicht, ehm...", sie schaute auf das Namenschild, welches sie auf der äußersten Ecke des Tisches entdeckte. "...Thomas. Mir gehts gut. Aber ich habe ein Problem und wollte es erstmal mit jemand von der Verwaltung regeln, als gleich mit dem Chef Sekretär."
"Dafür sind wir da. Wo drückt den der Schuh."
Die Wächterin schilderte in kurzen Worten den Vorfall vom Nachmittag, in welchem Ankh-Man einen lizenzierten Diebstahl verübelte und bis jetzt noch ohne Strafe frei herumlief. Sie vermied Details, denn auf die Frage, woher sie die möglichen Einzelheiten so genau wisse, hatte sie spontan keine Antwort parat. Sie habe es gehört, sagte sie und war verwundert, dass Thomas sich keinerlei Notizen machte. Er sass ihr nur stumm gegenüber und blickte sie aus seinen blauen Augen, voller Aufmerksam- und Aufrichtigkeit und nickte, wenn es angebracht war. Als Breda ihre Ausführungen beendete, lehnte er sich langsam zurück und legte seine Hände in den Schoss.
"Im Namen der Gilde danke ich dir für diese Informationen, denn bisher sind nur Gerüchte zu uns durchgedrungen. Und bis heute war Ankh-Man auch eher harmlos für uns, hat er doch die Wache ordentlich vorgeführt und für Belustigung gesorgt. Von dem heutigen Vorfall habe ich bereits gehört und, ich darf es dir eigentlich noch gar nicht sagen, werden wir nichts dagegen unternehmen.
"Wieso nicht?"
"Wieso wir nichts unternehmen werden oder warum ich es dir eigentlich nicht erzählen dürfte."
"Beides." War Bredas Antwort und kaum hatte sie sie ausgesprochen, empfand sie sie mehr als unprofessionell.
Thomas lachte und stand auf. Breda wandte den Blick ab und wartete, bis er vor ihr auf der Tischkante Platz genommen hatte. "Der Chef will es erst die Tage Publik machen, es ist sozusagen noch unoffiziell, weil wohl auch die Wache ihre Nase bereits mit drin hat. Man munkelt, dass der Kommandeur der Stadtwache ein Sondereinsatzkommando abgeordert hat, um Ankh-Man auf die Schliche zu kommen."
Breda schwieg.
"Die Obersten sind sehr gespannt, was uns noch alles erwartet, aber die Diebesgilde hat bereits mit Ankh-Man Kontakt aufgenommen. Eine Kooperation scheint für beide Seiten sehr lukrativ zu sein.
"Aber fest ist noch nichts?"
"Nein, über einen Kontaktmann stehen wir in Verhandlungen. Aber es ist nur eine Frage der Zeit."
"Jetzt oder nie."
"Kontaktmann? Nicht mit Ankh-Man selber?"
"Nein, der Mann nennt sich selbst Mänätscher, Komischer Kauz."
"Wieso ist er komisch?"
Thomas lachte erneut. "Das ist sein Name, Komischer Kauz. Zumindest sein Künstler Name, wenn sich so jemand überhaupt einen Künstlernamen zulegen darf."
"Ja, darf er."
"Bitte?"
"Ahm, nichts. Es ist also alles rechtens was Ankh-man macht?"
"So gut wie. Mach dir da keinen Kopf drüber. Darunter leidet nur die Arbeit. Ich muss ja nicht extra erwähnen, dass ich dir das im Vertrauen erzählt habe? Obwohl ich dich hier heute zum ersten Mal sehe."
Breda schüttelte den Kopf und schob ihren Stuhl ein wenig nach hinten, bevor sie aufstand.
"Nein, natürlich nicht. Danke für deine Zeit. Es beruhigt mich, dass unsere Gilde alles regelt. Das ist sehr beruhigend."
"Ja, das ist es allerdings. Das ist es."
Breda hatte den kleinen Raum schon fast verlassen, als Thomas ihr fragend hinterher rief: "Wie heißt du überhaupt?"
Sie überlegte kurz. In Thomas Augen ein wenig zu lange.
"Nenn mich Breda." Mit einem Zwinkern schloss sie die Tür hinter sich und der Dieb nahm lachend wieder Platz..
"Ich krieg deinen echten Namen schon noch raus." Sagte er in den leeren Raum hinein und fuhr mit seiner Arbeit fort.



13.05.2009 22: 10

Braggasch Goldwart

Der Späher trat, seine Handgelenke massierend, in den Sichtschatten der Tür, als das große Gezeter losging. Er würde ganz sicher nicht im Weg stehen, wenn all diese Halunken und Irren aus dem Haus gestürmt kamen. Bregs war da anscheinend anderer Meinung. Ohne zu überlegen stürmte er in den überfallgebeutelten Raum.
Deutlich konnte Braggasch den Befehl des Kommandeurs hören. Na also, waren sie also tatsächlich erfolgreich gewesen. Leise lächelnd wollte er dem Hauptmann durch die Tür folgen - und wäre beinahe von Ankh-Män umgerannt worden. Aus einem Reflex heraus lies er sich auf den Bauch fallen und spürte den zarten Lufthauch des kleinen Sprungs, der einfach über ihn hinweg gemacht wurde.
Als Goldwart schon aufspringen und die Verfolgung aufnehmen wollte, zwang ihn der nachstürmende Araghast ein weiteres Mal in Bodennähe. Natürlich folge ihm der Zwerg so schnell er nur konnte - der Sofortstart vom Boden gelang ihm überraschend gut - doch gegen die Schnelligkeit der längeren Beine war er machtlos.
Machtlos musste er mit ansehen, wie sich der Verfolgte, keine fünfzig Schritt die Straße hinunter, schon wieder mit mehreren großen Sätzen auf die Ankh-Morporksche Dächerwelt begab. Bregs folgte ihm wie ein übergroßer Kletteraffe und schon bald entfernten sich die knirschenden Geräusche geschundener Dachziegel in Richtung Randwärts.
Braggasch blieb keuchend stehen. Auch wenn er die Sportlichkeit des höchsten Wachemitglieds mit eigenen Augen gesehen hatte, so glaube er nicht daran, dass Breguyar den Superhelden einholen würde.
Der Hauptgefreite stutzte.
War Ankh-Män nicht aus einer völlig anderen Richtung gekommen? Mit einer Zielstrebigkeit, die eigentlich keinen Schluss auf vorherige Umwege zuließ?
Langsam setzte sich Burkhards Sohn in Bewegung.
Schließlich rannte er.
Er wusste, wie gering die Chancen waren, den Fliehenden wiederzufinden, indem man einfach ohne Plan in die Richtung lief, aus der dieser gekommen war... nahezu eins zu einer Million.
Erst als Braggasch klar wurde, dass er laut, erschöpft und vor allem einsam durch die Schatten hetzte, verlangsamte er seinen Schritt - doch mittlerweile hatten ihn seine Füße weit in ein Gebiet getragen, welches ihm völlig unbekannt war. Nur der starke Fäkalgeruch verriet die relative Nähe zum Fluss.
Und noch etwas hatten seine Füße geschafft: Den Geist auszuschalten und die Lunge vollkommen zu überfordern. Nach Luft jappend wie ein Asthmakranker stütze der Zwerg die Hände auf die Knie und konzentrierte sich darauf, sich nicht übergeben zu müssen.
Erst nach einer Weile bemerkte er das stetig lauter werdende Knirschen der Ziegel. Aus Gewohnheit hielt Goldwart sofort die Luft an - und verriet sich damit. Die Schritte auf dem Dach hörten auf und eisige Stille trat ein, bis Braggasch meinte, seine Lungenflügel würden explodieren. Keuchend sog er frische Luft ein.
Zeitgleich hörte er das leise Geräusch von Sohlen auf Boden hinter sich.
"Sieh mal einer an. Der kleine Einbrecher."
Der Hauptgefreite wirbelte herum und zog seinen Dolch. Mit einer fließenden Bewegung trat ihn Ankh-Män sofort aus seiner Hand.
"Na, na, na. Das ist Angriff auf einen Stadtdiener.", lächelte der große Mann.
Burkhards Sohn schluckte. "Äh... nein, ist es, äh, nicht."
Das schien den Superhelden noch weitaus mehr zu amüsieren. "Ach? Woher willst du das wissen? Uns lass bitte die Armbrust hängen. Meine Güte, mit diesem Gürtel klapperst du ja wie ein alter Trödlerkarren."
"Ich, weiß, äh, es...", antwortete Braggasch, ohne sich auf die Provokation einzulassen,"... weil ich Wächter bin."
"Tatsächlich?"
"Äh, ja." Er zog seine Marke. "Und sie sind verhaftet!"
Bevor sich der Zwerg darüber freuen konnte, dass er diesen Satz endlich Fehlerlos herausgebracht hatte, packte ihn Ankh-Män an der Kehle und hob ihn, scheinbar ohne Mühe, hoch. "Warum lasst ihr mich nicht in Ruhe?", zischte er.
Die Antwort des Spähers bestand nur aus einem Röcheln, während er verzweifelt mit den Händen an dem stahlhart durchtrainierten Arm rüttelte, der ihn nun gegen eine Hauswand presste. Gute zehn Zentimeter trennten seine Füße vom dreckigen Boden.
"Wir stehen doch praktisch auf der gleichen Seite!"
Trotz der aufmunternden Worte des Helden bemerkte Braggasch, wie ihm langsam sie Sinne schwanden. Röchelnd erschlafften seine Bewegungen nach und nach.
Eine ferne, weibliche Stimme erklang - oder eine nahe Stimme, die den Schatten entsprechend leise rief: "He, Späher? Wie hieß er denn noch mal? Oh, ja du hast recht: Braggasch? Bist du hier irgendwo? Wir haben keine Zeit für sinnloses herum Gerenne, lass uns zum Wachhaus zurückkehren."
Schlagartig lies Ankh-Män ihn los und Goldwart plumpste zu Boden. "Glück gehabt, Wächter. Kommt mir einfach nicht noch mal in die Quere."
Mit diesen Worten wandte der Held sich ab und wollte wieder in den Schatten verschwinden, doch Burkhards Sohne stieß sich mit letzter Kraft von der Wand ab und sprang ich an.
"Ich... äh... lasse nicht zu..."
Eine steinartige Faust krachte auf seinen Rücken nieder, doch schaffte es der Hauptgefreite irgendwie, sich trotz des betäubenden Schmerzes am Gürtel des Fliehenden festzuhalten.
"Braggasch?" Anscheinend hatte man ihn gehört - Schritte näherten sich rasch.
Ein weiter Schlag traf ihn und ließ ihn aufkeuchen.
Er wollte den sogenannten Superhelden nur so lange aufhalten, dass ihn die anderen stellen konnten. Dann entdeckte er den offenstehenden Gürtelbeutel, aus dem es golden glitzerte.
Der dritte Schlag raubte ihm kurz das Bewusstsein, und er ließ sich fallen.
Stöhnend und zitternd lag er auf dem Boden, als die Rettung ihn schließlich erreichte, doch ein winziges Lächeln umspielte seine Lippen.
"Braggasch?", im Laufschritt bog Mimosa um die Ecke, Septimus auf ihrer Schulter. "Bei den Göttern... du siehst furchtbar aus! Was ist passiert?"
Der Zwerg richtete sich auf. Einige Wirbel knackten. "Äh... Ankh-Män."
"Konntest du ihn aufhalten?" Septimus klang eher ungläubig als interessiert.
"Nein, äh..." Goldwart grinste noch breiter. "Aber ich habe, äh, das hier." Triumphierend hielt er das goldene Ei in die Höhe, dass er mit letzter Anstrengung aus der Tasche des Helden gestohlen hatte.
"Aha. Toll.", sagte die verdeckte Ermittlerin, wenig überzeugt. "Irgendwie erinnerst du mich manchmal an eine Elster..."
Der Gnom verdrehte die Augen. "Wir sollten jetzt wirklich zurück. Dann kannst du ja alles erzählen."
Stumm nickte Braggasch, ein wenig gekränkt, dass die anderen Beiden seinen Beitrag nicht zu würdigen wussten, und lies sich aufhelfen.

14.05.2009 17: 35

Jargon Schneidgut

In der Dunkelheit der Nacht folgten zwei finstere Gestalten einem Mann, der durch die Straßen lief. Keine Sekunde lang war er unbeobachtet, dauernd war jemand in der Nähe, der seine Schritte verfolgte. Kein Atemzug blieb ungehört, keine noch so schnelle Einbiegung in eine Seitengasse konnte die Verfolger abschütteln. Theobald Schreibviel wurde verfolgt. Er wusste es, spürte ganz deutlich das Prickeln in seinem Nacken, das nur durch einen beobachtenden Blick ausgelöst werden konnte.
Das sind bestimmt diese neugierigen Mistkerle von vorhin! Die wollen meinen Informanten finden!, dachte er und trat blitzschnell in eine weitere Seitengasse. Wenn seine Verfolger auch nur kurz geblinzelt hätten, hätten sie nicht ausmachen können, wohin Theobald verschwunden war.
Verfluchte Stadtwache!

Carisa war überrascht, wie gut Jargon schleichen konnte. Manchmal war sie sich noch nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch da war, bis sie einen leisen Schritt oder seinen Fuß hörte, der einen Stein anstieß. Sie selbst allerdings war noch viel nützlicher, wenn es um Observationen ging. Kaum jemand nahm Notiz von ihr, wenn sie über die Dächer kletterte, auch wenn sie sprang bemerkte sie selten jemand.
Wasserspeier zu sein ist verdammt nützlich, wenn man jemanden verfolgt. Leider scheint dieser Kerl uns trotzdem entdeckt zu haben. Schnell sprang sie auf ein anderes Dach, als Schreibviel wieder die Richtung wechselte.
Ich hoffe, Jargon hält das durch.
So langsam reichts mir, dachte Jargon, als der Reporter wieder einen anderen Weg einschlug. Irgendwann muss er doch bei seinem blöden Informanten ankommen!
Seine Beine taten ihm weh, und er sehnte sich nach einem Bett und etwas zu essen.
Na wenigstens ist der Nebel heute nicht allzu dicht.
Der Gefreite versuchte sich an einer positiven Denkweise.
Es könnte schlimmer sein.
Ein Tropfen traf ihn im Gesicht.
Verflucht!

14.05.2009 21: 48

Mimosa

Mimosa, Septimus und Braggasch saßen in der Kantine und hielten sich an ihren Kaffeetöpfen fest. Mimosa hatte den Schleim sorgfältig in eine Tüte gekratzt und zusammen mit Braggasch' Goldei im Labor abgegeben. Braggasch hatte einen ordentlichen Rüffel einstecken müssen, weil er das Goldei nicht gleich beim ersten mal abgegeben hatte, doch nun war es da wo es hingehörte. Breda war vor kurzem hereingeschneit, hatte sich ebenfalls einen Kaffee geholt und war dann im Kommandeursbüro verschwunden. Es war klar, dass die Vampirin nachtaktiv war, doch niemand konnte erklären, warum Bregs noch hellwach war- besonders jetzt um halb vier nachts. Sogar die Kaffeedämonen hatten sich beschwert, dass sie so spät oder früh noch arbeiten mussten.
Etwa eine halbe Stunde und viele Gähner später schlichen Carisa und Jargon niedergeschlagen in die Kantine und erzählten, dass sie den Journalisten leider aus den Augen verloren hatten. Bis auf Menelaos und Helmi waren somit alle Mitglieder des Sondereinsatzkommandos im Wachhaus, während die beiden selig zu Hause in ihren Betten lagen und schliefen, die Glücklichen.
Gegen fünf- die meisten Wächter lagen mittlerweile mit den Köpfen auf den Tischen- kam Breda in die Kantine und orderte die halbkomatöse Einsatztruppe für eine Lagebesprechung in das Kommandeursbüro. Bregs, immer noch ekelhaft munter, räusperte sich und sagte:
"Um diese Zeit lohnt es sich sowieso nicht mehr, ins Bett zu gehen. Mimosa, Septimus, Braggasch und ich haben heute Nacht den Ankh-Män gestellt. Leider ist er uns erwischt, aber wir konnten etwas von der Gesichtsmaske und ein Goldenes Ei sicherstellen. Bei der Verfolgung sagte der Ankh-Män, dass wir alle auf derselben Seite stünden, und bedrohte Braggasch, obwohl er wusste, dass er ein Wächter war. Damit hätten wir zumindest einen Verhaftungsgrund. Breda hat herausgefunden, dass die Diebesgilde eine Zusammenarbeit mit dem Ankh-Män plant und bereits Verhandlungen mit seinem sogenannten Mänätscher namens Komischer Kauz aufgenommen hat. Helmi und Menelaos haben Schnapper befragt und erfahren, dass er hochwertige Ankh-Män Figuren "gefunden" hat und sehr erfolgreich verkauft. Carisa und Jargon haben den Journalisten Theobald Schreibviel befragt, doch nichts weiter herausgefunden, als dass er offensichtlich ein schlechtes Gewissen hat und die beiden bei der Verfolgung abgeschüttelt hat."
Er blickte in die Runde. Mehrere müde Gesichter blickten zurück. In fast allen stand die deutliche Frage: Wann können wir ins Bett?
Bregs öffnete eine Dose Superbulle.
"Kommen wir zur morgigen-heutigen- Einsatzplanung.. ."


15.05.2009 20: 00

Septimus Ebel

Die versammelten Wächter sahen sich an. Dann sahen sie auf den Boden. Und schließlich wichen sie immer wieder den Blicken des Kommandeurs aus.
"Bitte", sagte Bregs auffordernd und stellte die Dose Superbulle auf den Tisch.
Irgendwo zuckte jemand zusammen.
"Ich bin gespannt auf eure Vorschläge."
Es erklang ein Geräusch, dass einem steinernen Räuspern recht ähnlich war. "Auch wenn wir das letzte Mal nicht besonders erfolgreiche waren", sie warf einen ausdruckslosen kurzen Blick auf Jargon, "halte ich es für sinnvoll Theobald Schreibviel weiter im Auge zu behalten - oder zumindest den Kurier."
Die Finger des Kommandeurs pochten rhythmisch auf die Platte seines Schreibtisches. "Obergefreite Mimosa?"
"Ja, Sir."
"Ich kann mich daran erinnern, dass RUM schon einmal im Kurier verdeckt ermittelt hat. Warst du das? Kennt man dich dort?"
"Ich kenne den Bericht, Sir. Es war Chief-Korporal Ziegenberger, die damals ermittelt hat. Mich dürfte dort niemand erkennen."
"Gut, dann erinner dich gut daran, was du in ihrem Bericht gelesen hast, weil du nämlich selber verdeckt dort ermitteln wirst. Ich will wissen, wie es dem Kurier möglich ist, so schnell über die Taten Ankh-Mäns zu berichten. Versuche, etwas über die Informanten herauszubekommen. Wenn die Sache zu heiß wird, dann will ich, dass du zumindest kleine Informationen sammelst, zum Beispiel wie viel Zeitabstand zwischen den Taten und den Veröffentlichungen des Kuriers liegt oder wer en den Veröffentlichungen Interesse haben könnte."
"Ja, Sör", antwortete Mimosa. "Darf ich auf etwas hinweisen, Sir?"
Araghast nickte.
"Diese Art Ermittlung wird vielleicht ein paar Tage, vermutlich aber länger, dauern, daher darf nicht zu schnell mit Ergeb-"
"Ich will jeden Tag einen Bericht, Obergefreite. Wenn du wegen deines Status nicht schreiben kannst, dann mache ein Zeichen mit Carisa aus. Sie wird ein Auge auf dich haben." Er wandte sich zur Wasserspeierin. "Carisa, ich möchte, dass du den Kontakt mit Mimosa aufrecht erhältst. Das Gebäude gegenüber vom Kuriers hat ein sehr gemütliches Plätzlich auf dem Dach. Ich möchte, dass du dort alle zwei Stunden vorbeischaust. Am besten ihr macht irgendwelche unauffälligen Sichtzeichen aus, um euch zu verständigen. Versuche auch möglichst viel über das Kommen und Gehen von Theobald Schreibviel herauszubekommen. Unauffällig versteht sich."
Es knirschte leise, als sie nickte. "Verstanden, Sir."
Der Gefreite Jargon Schneidgut hielt sich schlaff die Hand vor den Mund, während er gähnte.
"Schneidgut?!"
Schlagartig saß Jargon gerade auf seinem Stuhl und sah Breguyar mit aufgerissenen Augen an. "Ja, Sir. Hier, Sir."
"Es tut mir ja fast Leid, aber die wirst die nächsten Stunden nicht zum Schlafen kommen. Bernstein und Schmelz haben eine Nachricht hinterlassen. Schnapper erhält Ware. Fän-Artikel für Ankh-Män. Kostenlos.. Angeblich wird sie morgens vor seiner Tür abgeladen. Finde heraus, wo sich diese Tür befindet und wer Schnapper so großzügig ausrüstet. Unauffällig, versteht sich. Helmi wird dich ablösen, sobald seine Schicht beginnt. Vergiss nicht, eine Taube mitzunehmen."
Jargon seufzte nur innerlich. Er wollte doch nur ein paar Stunden Schlaf und jetzt bekam er auch noch einen Obsärvations-Auftrag. Es war so schwer dabei wach zu bleiben. Besonders, wenn man alleine war. Jargon stellte sich kurz die Frage, ob seine neue Aufgabe eine Art Bestrafung war. Gab man ihm etwa die Schuld daran, dass sie bei Theobald aufgeflogen waren?
"Ja, Sir." Es war zu früh am Tag für Verschwörungstheorien.
Braggasch Goldwart starrte schon seit langer Zeit auf das goldene Ei in seinen Händen. Hin und wieder fummelte er daran herum, drehte und wendete es, hielt den Kopf schief.
"Hauptgefreiter!"
Sowohl der Zwerg als auch der Gnom hoben den Kopf und sahen ihren Vorgesetzten an.
"Goldwart, meine ich." Bregs räusperte sich. "Was weißt du über dieses Ding?"
"Nun, äh ... es ist ... äh ... golden, Sir. Und ... äh ... ziemlich rund."
"Ist das das ganze Resultat deiner Untersuchungen?", erkundigt sich der Kommandeur, in seinem Auge lag ein spöttisches Funkeln.
"Ich ... äh... weiß schon mal so viel ... äh ... das es ... äh ... keinen technischen Öffnungsmechanismus hat, obwohl es vermutlich hohl ist. Und es ist aus Gold ... äh ... ich meine echtes, Sir. Es könnte aber vieleicht ein ... äh ... Teil von einem Öffnungsmechanismus sein."
"Du meinst es ist ein Schlüssel?"
"Könnte sein, Sir. Könnte aber ... äh... auch nicht sein."
"Vielleicht ist etwas Magisches dran. Vielleicht braucht man sowas wie ein Öffnungswort oder ein Ritual, um es zu öffnen. Ich habe mal von einem goldenen Ring gehört, den man ins Feuer schmeißen musste, damit er seine Botschaft preisgab. Vielleicht trifft das ja auch auf das Ei zu. Vielleicht hat auch das Ei selbst eine Wirkung auf den Träger, schließlich ist das Ei seit Jahrhunderten ein Symbol für Fruchtbarkeit und körperliche Pot-"
"Danke, Septimus." Unterbrach ihn der Frog-Püschologe, um einen längeren Vortrag zu vermeiden. "Kannst du diese Spur weiter verfolgen?"
"Ich kenne da jemanden in der Unsichtbaren Universität. Er selbst ist nicht sehr gesprächig, aber er weiß, in welche Bücher man schauen muss, wenn man etwas Bestimmtes sucht. Ein Besuch könnte sich lohnen.", erwiderte der verdeckte Ermittler.
"In Ordnung. Braggasch und Schmelz werden dir helfen das Material zu sichten. Ich will, dass ihr alles über dieses Ei herausbekommt."
"Ja, Sör." antwortete der Gnom.
Langsam hallten in Braggarschs Kopf die Gedanken wider, welche der kleine Wächet eben geäußert hatte. Plötzlich fiel ihm auf, dass er überhaupt nicht müde war. Auch spürte er keine Nachwirkungen der harten Schläge, die er noch vor wenigen Stunden schmerzhaft bei jeder Bewegung wahrgenommen hatte. Erstaunt blickte er auf das goldene Ei.

16.05.2009 21: 33

Helmi Bernstein

Helmi erreichte am frühen Morgen, nach einem erholsamen Schlaf und einem ausgiebigen Frühstück, den Hiergibt'salles-Platz.
Er entdeckte Jargon in einer Gasse, während er gerade Schnapper beäugte, der in der Mitte des Platzes stand und Würstchen-in-Brötchen sowie seinen neuesten Verkaufsschlager, die Ankh-Män Figuren, unter die Leute brachte.
Beide zogen sich ein wenig zurück, bis sie fast außer Sichtweite waren.
"Er ist heute Morgen schon um halb sechs aufgetaucht und hat mit dem Verkauf begonnen. Gestern Abend konnte ich ihn bis zu einem Lagerhaus nahe der Morphische Straße verfolgen; offenbar hat er dort geschlafen. Ich habe niemanden entdeckt, der ihm Lieferungen hinterlassen hätte, aber er verließ das Lager mit einem ganzen Karren voll Figuren. Ich glaube nicht, dass wir mehr erfahren, wenn wir ihn nur beobachten."
Das genügte. Helmi nickte seinem Kollegen zu, der daraufhin in die Menge eintauchte und verschwand.

Nur wenige Minuten später. TMSIDR Schnapper drehte sich in freudiger Erwartung an einen Kunden um, als ihm jemand auf die Schulter tippte.
Vor ihm stand ein Zwerg, recht dicklich und mit einem fröhlichen Gesicht. Er trug die etwas abgenutzte Kleidung eines Stadtzwerges der Arbeiterschicht, und grinste den Händler breit an.
"Morgen, Chef", sagte er durch seinen struppigen braunen Bart.
Es entstand eine längere Pause, in der der Zwerg weiterhin grinste, und das Gesicht Schnappers eine verwirrte, nagetierähnliche Note annahm: Er versuchte einerseits, den Fremden zum Weiterreden zu bewegen, und andererseits wollte er ihn in eine seiner üblichen Spalten einordnen: Potenzieller Kunde -- oder Konkurrent.
Schließlich entschied Schnapper sich und fragte: "Möchtest du ein Würstchen kaufen?"
"Danke, Kumpel", erwiderte der Zwerg, der tatsächlich ein Würstchen nahm und bezahlte (er ließ es jedoch subtil in seiner Jacke verschwinden) "Ziemlich schwerer Karren für sone halbe Protion wie dich. Brauchste vielleicht Hilfe damit?" Helmi deutete auf den Handkarren, der nur noch etwa zwei Dutzend Ankh-Män Figuren enthielt (er war völlig in Selbstgefälligkeit aufgrund seiner gelungenen Tarnung und seiner aggressiven Beschattungs- und Infiltrationsmethode versunken. Und selbst wenn seine Verkleidung auffliegen würde -- allein der Gedanke schien lächerlich --, dann würde Schnapper ganz gewiss keine Gefahr darstellen).
Schnapper wartete wieder ein wenig, und dachte nach. Helmi grinste weiter.
"Danke sehr, ja", meinte er und blinzelte langsam. "Ich zahle dir zehn Cent, wenn du mir bei der nächsten Lieferung hilfst. In Ordnung?"
Helmi dachte zwar: "Zehn Cent?! Lächerlich!", willigte aber ein.
Nur wenig später befanden sich beide bereits auf der Ponsbrücke, und Helmi stellte fest, dass er das Fitnesstraining für Wächter wohl schon zu lange vernachlässigt hatte.
Er wuchtete den Karren um eine letzte Ecke, dann zog Schnapper einen Schlüssel aus den Teifen seines Bauchladens und schloss ein Vorhängeschloss auf, das ein breites Tor versperrte. Der Zwerg zog mit einer letzten Anstrengung den Karren in die Halle, dann taumelte er vorwärts, fand zurück in seine Rolle und schnaufte: "Alles klar, Chef. Soll ich die Dinger jetzt auch wieder einladen?"
Schnapper drückte ihm dreißig Cent in die Hand, und wollte ihm gerade zeigen, wo er die restlichen Figuren finden könnte, da erklang eine ruhige Stimme im Rücken der beiden: "Ruin, wen hast du da mitgebracht?"
Helmi versuchte, im Halbdunkel der Lagerhalle die Gestalt zu erkennen, während Schnapper neben ihm nervös an seinen Klamotten herumnestelte.
"Er ist nur ein Zwerg, der mir hilft, die Figuren zu transportieren. Er stellt keine Fragen und ich hab ihm nichts erzählt! Ehrlich!"
"Aber Ruin. Niemand sollte davon wissen." Der Sprecher schien immer noch ganz ruhig zu sein.
"Ich weiß ja nicht mal nicht, was ich nicht wissen sollte, Chef!" warf Helmi ein, aber man beachtete ihn gar nicht.
Stattdessen löste sich der Sprecher aus dem Schatten: Es war ein großer, muskulöser Mann mit schwarzen Haaren, die ihm fettig am Kopf klebten. Er trug dreckige Lumpen, und wäre Helmi draußen in der Stadt nicht aufgefallen, wäre da nicht...
...die Maske aus Schlamm, die das halbe Gesicht unkenntlich machte.
Helmi wich zurück, als der Mann auf ihn zukam, und fragte: "Wer bist du?!", aber gleichzeitig kreischte seine innere Stimme hysterisch: "Du Idiot! Das ist Ankh-Män! Ankh-Män! Iiieh!!
Mit ein Paar langen Schritten war der Superheld bei ihm und riss ihm seine Arbeiterkluft mit einer kraftvollen Bewegung vom Leib. Darunter kam die Dienstmarke zum Vorschein, und in diesem Moment wusste Heli: Er hatte etwas vergessen. Dann riss Ankh-Män am Bart des Zwergs.
"Immerhin der ist echt", meinte der Maskierte, und nahm Helmi in einen festen Griff. "Ruin, wusstest du, dass er dich ausspioniert? Er ist ein Wächter, weißt du?"
"Ich hatte keine Ahnung!" stammelte dieser.
"Nun gut. Aber dich, mein Kleiner, muss ich für eine Weile wegsperren. Dann stelle ich dir einige Fragen, und wenn du mir helfen kannst, sehen deine Freunde dich wieder. In Ordnung? Ich muss in der Zwischenzeit noch eine kurze Erlediung machen..."

Später Abend. In der Bibliothek der Unsichtbaren Universität brannte noch Licht.
Drei Gefreite saßen oder hingen auf und über ihren Stühlen, versunken in dicke Bücher. Inmitten des Rondells aus Papier und Lampen lag ein golden glänzendes Ei: Das gelbe und rote Licht flackerte voll auf den Gravierungen und Erhebungen und kleinen Verzierungen.
Kaum jemand bemerkte, dass sich von der fernen Decke aus, wo das Licht zwischen den Regalen verschwand und in Ritzen und Fugen flüchtete, ein langer Faden herabgelassen wurde.
Er war braun und grün und glänzte schleimig, und näherte sich langsam und leise der Aura aus Lichtschein weiter unten.
Meneláos Schmelz schnuppterte: "Findet ihr nicht auch, dass hier seltsam riecht? Irgendwie nach Eiern... aber doch nicht ganz..."
...Und einige Dutzend Meter weiter entfernt trat der Orang-Utan, der dort zwischen vielen Kissen und Decken schlief, unruhig im Schlaf mit den Beinen -- und schreckte abrupt hoch. Etwas war in seiner Bbiliothek, das dort nicht hingehörte. Der Bibliothekar stieß einen wütenden Schrei aus und sprang auf.



18.05.2009 21: 32

Breda Krulock

Es war bereits einige Zeit vergangen seitdem die anderen Wächter das Büro verlassen hatten. Zurückgeblieben waren Breda und der Kommandeur, welche sich gemeinsam die Unterlagen der ersten Schlammuntersuchung angesehen hatten. Nun saßen sie gemeinsam um Araghast Schreibtisch und warteten auf die neuesten Ergebnisse aus dem S.U.S.I. Labor. Die Schlammreste von Mimosas Hand hatten auf dem Weg zurück ins Wachhaus stark an Farbe und Konsistenz verloren, doch die Reste reichten Lady Rattenklein aus. Sie würde Bescheid geben sobald die Tests durch waren.
"Und die habt ihr direkt vom Tatort sagtest du?" Bregs hielt das verschlossene Reagenzgläschen vor das trübe Licht der Kerze. Sein Inhalt war auf ein Minimum reduziert und hatte einen bräunlichen Film am Glas hinterlassen.
"Ja, aus der Anwaltsgilde." Die Vampirin beäugte das Gläschen in Breguyars Rechten. "Wir haben bereits beim Betreten des Gebäudes festgestellt gehabt, dass der Ankh - typische Geruch fehlte. Es sieht also ganz danach aus, als ob der Ankh - Män - Schleim eine extra Behandlung bekommt. Vielleicht bekommt er ja sogar dadurch seine magischen Kräfte."
"Auf mich wirkte er am gestrigen Abend alles andere als magisch."
"Nun Sir, wir hatten ja auch sein Ei. Also ... ich meine sein magisches Ei. Nicht... ."
"Ja ja, schon verstanden." Der Halbvampir sah nachdenklich an die Wand vor ihn. Er würde lügen wenn er behaupten würde, dass es ihn nicht wahnsinnig ärgerte den Mistkerl gestern Abend nicht erwischt zu haben. Aber gut, dass machte die ganze Angelegenheit nur spannender.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass sein Ei was damit zu tun hat. Ansonsten wäre er da nicht so hinter her gewesen und hätte den Zwerg nicht so hart verprügelt."
"Du meinst Braggasch?"
Araghast nickte.
"Manchmal bewegt reine Glaubenskraft eben doch Berge."
"Was meinst du damit?"
"Sir, du weißt das Braggasch sich nicht für einen Zwerg hält, oder?"
Bregs stöhnte leise und lehnte sich in seinen Stuhl. "Ich habe davon gehört."
"Ich habe in den letzten paar Jahren immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass wenn jemand den geistigen Willen aufbringt und sich seiner Selbst so sicher ist, er über sich hinauswachsen kann. Der Zwerg Goldwart ist überzeugt davon, ein Vampir zu sein." Breda machte eine Pause griff zu ihren Flachmann in ihrem Mantel. "Und weil er selbst so fest daran glaubt, ist es ihm möglich diverse Dinge, nun...wie ein Vampir zu nehmen. Jedem Anderen hätten die Schläge des Ankh - Män weitaus größeren Schaden zugefügt. Man könnte fast sagen: Ein Glück das es diesen Zwerg erwischt hat."
Araghast hatte schweigend zugehört und sich noch nicht entschieden, ob er das Gerede des Lance - Korporals als totalen Schwachsinn abstempeln sollte, oder ob nicht doch ein Fünkchen Wahrheit mit drin steckt.
"Und die Moral von deiner Geschichte ist?"
"Es gibt keine, Sir. Am Ende erwischt es eh jeden." Die Vampirin nahm einen zaghaften Schluck und steckte dann das silberne Gefäß wieder an seinen Platz in ihrem Mantel.
"Aber vielleicht hat unser Ankh - Män ja auch so eine beflügelte Phantasie und vielleicht gelingen ihm deswegen ja so viele Wunder?"
Gerade als Breguyar antworten wollte, polterte es im Rohrpost - System und nach einigen wilden Flüchen streckte Reggie seinen Kopf aus dem Loch in der Wand.
"Scheiß Rattenviecher!" fluchte der Dämon und spuckte auf den Boden. "Vermehren sich wie die Pest."
"Was gibts?"
"Nachricht von so 'ner anderen Ratte. Eine äußerst gut aussehende allerdings, mit großen Kurven und Mega... "
"Gib mir die Nachricht und verschwinde!"
Der Dämon zog eine Grimasse, die eine Mischung zwischen Darmkrämpfen und gleichzeitiger Entzückung darstellte und verschwand.
"Aus dem Labor?" fragte Breda und beugte sich vor.
"Ja, von Ratti. Die Ergebnisse von der zweiten Schlammprobe. Sie schreibt das ... ."
"Sir?" Breda wartete einen Moment doch der Kommandeur schwieg weiter.
"Hallo? Sir? ... Araghast?"
Der Einäugige schaute hoch. Ein schiefes Grinsen schob sich auf sein Gesicht.
"Kannst du dich erinnern, dass du mir sagtest, der ersten Probe fehle ein Gen?"
"Ja!?" Krulock blinzelte. Sie hatte ständig das Gefühl sich zu sehr auf das eine Auge zu konzentrieren.
"Nun, diese Probe hat ein Gen zuviel. Besser gesagt, eines mehr als die andere Probe."
"Ich kenne mich mit Genetik nur bedingt aus, Sir. Hilf mir auf die Sprünge."
Araghast lachte laut auf und stieß seinen Stuhl nach hinten.
"Der Unterschied zwischen dir und mir, Breda." Er ging um seinen Tisch herum zum Fenster. "Nicht die Sache mit dem Tot - Sein, dass meine ich nicht. Nein."
Er lachte erneut auf. "Viel besser. Jetzt haben wir sie."
"Sie?" Breda war verwirrt. 'War er jetzt vollkommen übergeschnappt?'
"Es sind mehrere Lance - Korporal. Mindestens zwei. Eine Frau und ein Mann. Der Schlamm beweißt es!"


19.05.2009 16: 11

Araghast Breguyar

"Interessant." bemerkte Breda schließlich nach längerem Schweigen. "Ich will Rattis Fähigkeiten ja nicht anzweifeln, aber bisher hat keine der Zeugenaussagen irgend einen Hinweis darauf enthalten, dass Ankh-Män in seinem hautengen Anzug oben herum besonders gut, nun ja, bestückt gewesen ist. Es sei denn," nachdenklich spielte die Vampirin mit einer pechschwarzen Haarsträhne, "die Muskeln sind auch nicht echt und verstecken die weibliche Körperform. Im DOG-Fundus haben wir zum Beispiel einige falsche Schulterpolster, um eine breitere Statur vorzutäuschen."
"Fest steht jedenfalls, dass sich der Kreis unserer Verdächtigen durch die neue Erkenntnis nicht gerade verkleinert hat." Araghast lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. "Wir wissen nur, dass wir es mit mehr als einer Person zu tun haben. Die Frage ist, sind es wirklich nur zwei, oder haben wir es mit einer ganzen Bande von Superhelden zu tun?"
Er legte den Laborbericht vor sich auf den Tisch.
"Es gibt da noch eine Sache, die mich wundert." fuhr er fort. "Ankh-Män treibt schon seit mehreren Wochen sein Unwesen, verhaftet Verbrecher und mischt sich somit in den Ablauf der Dinge in der Stadt ein. Allerdings habe ich noch kein einziges Wort darüber gehört, was Lord Vetinari von der ganzen Sache hält."
Breda nickte langsam.
"Das ist in der Tat ein wenig seltsam." sagte sie. "Sonst ist er immer ziemlich schnell bei der Sache, wenn es darum geht, dass in der Stadt etwas schief läuft und die Wache es wieder geradebiegen soll."
Araghast verzog das Gesicht.
"Oder er genießt es, dass Ankh-Män uns auf Trab hält, und lacht sich im rechteckigen Büro heimlich ins Fäustchen, sobald kein Sekretär in der Nähe ist. Wahrscheinlich weiß er längst, wer hinter diesem ganzen Superhelden-Zirkus steckt, und wartet geduldig ab, bis wir es herausfinden."
"Solange er nicht auf die Idee kommt, die Wache wirklich durch diejenigen zu ersetzen, die gerade fleißig Ankh-Män spielen..." Breda ließ den Satz unbeendet.
Mit einem Ruck straffte Araghast seine Schultern.
"Dann sollten wir zusehen, dass wir den Fall lösen, bevor irgendwer im Palast auf dumme Ideen kommt. Ich werde dafür sorgen, dass der Trupp Bescheid weiß, dass wir es mit mehreren Personen zu tun haben. Und Breda - Würdest du in der kommenden Nacht ein wenig, nun ja, Luftaufklärung betreiben?"


20.05.2009 21: 24

Septimus Ebel

Zuerst erwachte der Schmerz. Langsam folgte Helmis Bewusstsein ihm. Er stöhnte.
Jemand musste ihn niedergeschlagen haben.
Offenbar lag er auf Holzdielen. Er nahm milchiges Licht und einen fürchterlichen Geruch wahr.
Seine Hand wollte den Kopf auf Wunden abtasten, aber sie bewegte sich kaum. Man hatte ihn gefesselt. An Händen und Füßen. Aber nicht mit Stricken, sondern mit einer braunen Masse, die bereits eine feste Kruste gebildet hatte. Jetzt wusste Helmi auch, woher der Gestank kam.
Er sah an sich herab.
Er versuchte die Sache positiv zu betrachten. Immerhin hatten sie ihm sein Wollhemd und die lange wollene Unterhose gelassen.
Abgesehen davon fühlte er sich ziemlich nackt. Und schmutzig. Seine Uniform war weg, sein Helm, seine Marke, seine Waffen.
Er stöhnte. Diesmal wütend.
Der Gefreite krümmte sich bei dem Versuch sich von dem Schlamm zu lösen, aber es half nichts. Keuchend vor Anstrengung stemmte er sich schließlich an einer Wand hoch und sah sich in seiner neuen Unterbringung um.
Er sah eine Tür. Lichtstrahlen drangen zwischen den Brettern ins Halbdunkle.
So leise wie möglich machte Helmi zwei Sätze nach vorn.
Er konnte Stimmen hören.
Es hörte sich so an, als wäre er nicht der einzige, der in Schwierigkeiten steckte.

21.05.2009 15: 18

Mimosa

Observierungsauftrag beim Ankh-Morpork Kurier.. . Mimosa schüttelte sich innerlich. Nirgendwo sonst in der Stadt war soviel Geschriebenes auf einen Haufen, mit Ausnahme der Bibliothek der Unsichtbaren Universität. Und es musste sie treffen!
Schleicher schnarchte selig in ihrer Handtasche. Er hatte die verhinderte Diebesbande verfolgt, und SEALS war sehr dankbar für den Tipp gewesen, da keiner der Diebe eine Lizenz hatte. Sie konnten sogar ein paar ältere Diebstähle aufklären. Doch in Bezug auf ihr jetziges Problem war das nebensächlich. Zumindest nutzte der Ankh-Män seine Superkräfte, um Verbrecher zu bekämpfen, und nicht um damit zu drohen, die ganze Stadt in die Luft zu jagen. In Ankh-Morpork musste man schließlich mit allem rechnen.
Mimosa gähnte hinter vorgehaltener Hand. Wenigstens hatte sie noch ein paar Stunden Schlaf im Wachhaus finden können. Dann hatte sie sich im Fundus mit einem eleganten Kleid und einer honiggelben Langhaarperücke ausgestattet. Rogi hatte ihr etwas in die Augen gesetzt, so dass sie jetzt blauäugig war. Ein falsches Zeugnis eines quirmianischen Mädcheninternats vervollständigten die Tarnung. Beim Kurier angekommen, fragte sie nach dem Chefredakteur und wurde nach kurzer Wartezeit vorgelassen.
"Guten Tag, mein Name ist Emilia von Traunstein." Sie klimperte ihm unter falschen Wimpern zu und zeigte ihre Unterlagen. "Ich würde sehr gerne ein Praktikum bei Ihnen machen.. ."
Der Chefredakteur blätterte die Zettel durch. Es war immer empfehlenswert, sich mit dem Adel gut zu stellen, und vielleicht wollte das Internat werben?
"Aber gerne", sagte er schließlich und gab ihr die Zettel zurück. "Wohnen Sie in der Stadt, Fräulein von Traunstein?"
"Ich bin vorübergehend bei Bekannten meiner Familie eingezogen", erwiderte sie und hoffte, dass er nicht nachhakte, doch er schien zufrieden zu sein und winkte einen Botenjungen heran, um "Fräulein von Traunstein- Emilia, bitte" herumzuführen. Der Botenjunge musterte sie von oben bis unten und grinste dann anzüglich. "Na denn folgen se mer mal, Frollein. Ech ben der Frank."
Mimosa trippelte ihm hinterher und sagte an den richtigen Stellen "Ah" und "Oh" und lächelte ansonsten die Mitarbeiter an. Ungefähr jeder Vierte errötete. Gute Quote, dachte sie insgeheim. Schließlich kamen sie zu Herrn Schreibviels' Schreibtisch, "der macht des mit dem Ankh-Män". Mimosa gab sich sichtlich beeindruckt, gab großes Interesse vor und spielte alle weiblichen reize aus, die sie im Crashkurs in der Boucherie anzuwenden gelernt hatte. Theobald Schreibviel fing an zu stottern, errötete und wusste schließlich nicht mehr, wo er hingucken sollte, doch schließlich schaffte er es eine Einladung zum gemeinsamen Mittagessen auszusprechen. Mimosa zwinkerte ihm zu, hauchte "Ich freue mich drauf" und ließ sich von Frank wegführen.



21.05.2009 20: 20

Braggasch Goldwart

Später würde es der Späher folgendermaßen beschreiben:
"Also... äh... wir waren ja da. Also in der Bibliothek. Ein, äh, schöner Ort. Lauter Bücher und so. Auch über Mechanik und Fein... äh... was? Ach ja. Auf, äh, jeden Fall saßen wir da und brüteten über das Ei. Also, wir, äh, brüteten natürlich nicht das Ei, äh, sondern wir lasen darüber... äh... versuchten... äh... das heißt doch darüber brüten, oder? Gut. Wir saßen also da. Und lasen. Ziemlich lange. Und, äh, dann meinte Mené plötzlich, das es seltsam riechen würde. Nach... äh... Ei oder so. Aber es war nicht unser Ei! Na ja, auf jeden Fall hörten wir, äh, kurz darauf Gebrüll... äh.. und dann zischte etwas über uns hinweg. Dann hörten wir lauter 'Uff' und 'Peng' und 'Baff'... äh... und auch ein bisschen 'Ugh' und 'Iek'... äh... Was? Ja, äh, ich glaube schon, das er es war. Aber Septimus sagte, äh, dass wir in Deckung gehen sollten, deshalb habe ich nichts, äh, gesehen... und dann ist etwas auf den Tisch gekracht, den wir... äh... an dem wir gearbeitet hatten. Also wir waren da, äh, dann schon in Deckung gegangen. Hinter Bücherregale und so. Ich hatte das, äh, Ei natürlich mitgenommen."
Der Kommandeur hatte dem stotternden Braggasch bis hier her mit erzwungener Geduld zugehört. Nun erhob er sich. "Der Bibliothekar hat also Ankh-Män verprügelt, sehe ich das richtig?"
"Ja, äh, Sör."
"Der dann auf den Tisch gekracht ist?"
Goldwart schluckte. "Ja..."
"Ihr habt ihn in Gewahrsam genommen?"
"Äh... ja... Septimus und Menélaos haben ihn nach unten gebracht, Sör." Der Zwerg nickte eifrig. "Und, äh, dem Aff... dem Bibliothekar haben wir im Namen der Wache, äh, gedankt und ihm eine Tüte Nüsse versprochen."
"Das heißt, er sitzt jetzt in den Zellen?"
"Nein. Er, äh, ist noch immer in der Bibliothek..."
Araghast rieb sich entnervt den Nasenrücken. "Ich meine Ankh-Män."
"Ach so. Äh. Ja. Das heißt... äh..."
"Was?"
Braggasch zuckte leicht zusammen. "Na ja, Ankh-Män... äh... also ich kenne mich damit nicht wirklich aus... äh... Sör..."
"Spuck es endlich aus, Hauptgefreiter!"
"Also, äh, ich meine, äh, also ich glaube nicht, dass äh... -Män passend als, äh, Name ist."
Der Kommandeur stutzte, lächelte aber dann. "Meine Güte, du meinst er ist eine sie? Das wussten wir schon."
"Sör?" Burkhards Sohn war ehrlich erstaunt.
"Denkst du, wir sitzen hier herum und drehen Däumchen, Hauptgefreiter? Wir haben geforscht - und herausgefunden, dass es mindestens zwei Superhelden gibt. Jetzt werde ich mir erst einmal unseren neuen Gefangenen ansehen."
Aus einem Reflex heraus hielt Goldwart den vorbeigehenden Vorgesetzten am Arm fest. Er zog seine Hand sofort zurück. "Äh..."
"Was noch?"
"Über, äh, das Ei, Sör..."
"Habt ihr etwas herausgefunden?"
Der Zwerg nickte. "Der Bibliothekar meinte, das, äh, es magisch sei. Oder zumindest etwas darin."
"Darin?"
"Wir haben es darauf, äh, hin noch einmal ganz genau untersucht." Braggasch deute auf die Lupe, die an seinem Helm befestigt war. "Und, äh, wenn man ganz genau hinsieht... äh... ich glaube, es ließe sich öffnen, Sör. Ich weiß aber noch nicht, äh, wie."
"Dann finde es heraus.", bestimmte Breguyard. "Nein, warte. Geh erst ins Labor und finde es dann heraus. Nicht, dass der Inhalt gefährlich oder flüchtig ist und wir wieder von vorne Anfangen müssen."
Der Späher schauderte. "In das Labor? Zu... äh... Lady Rattenklein?"
"Nein, zum Schneevater."
Eine Pause entstand. "'Äh... Sör?"
Bregs seufzte. "Ja, Hauptgefreiter. Zu Lance-Korporal Lady Rattenklein. In ihr Labor. In das Labor von Ratti. In genau das Labor, in dem Lady Rattenklein arbeitet. Verstanden?"
"Ja, äh, Sör?", murmelte Goldwart verunsichert.
"Gut. Sind Ebel und Schmelz noch bei der Gefangenen?"
"Äh... ich denke schon, Sör."
Der Kommandeur straffte seine Gestalt. "Dann wollen wir doch einmal sehen, was uns die werte Dame so alles verraten kann."

22.05.2009 14: 27

Araghast Breguyar

Mimosa alias Emilia von Traunstein beendete sichtlich zufrieden ihren ersten Arbeitstag als Praktikantin. Bei einem ausgedehnten Mittagessen hatte sie es mit viel Wimpernklimpern und schmeichelnden Worten über seine Schreibkunst geschafft, dem fürchterlich nervösen Theobald Schreibviel das Versprechen abzuringen, sie auf seinem nächsten Ankh-Män-Streifzug mitzunehmen. Sie würden sich um elf Uhr am ersten linken Nilpferd auf der Morpork-Seite der Messingbrücke treffen. Sobald das Gespräch auf den Suerhelden gekommen war, war Schreibviel förmlich aufgeblüht und überschlug sich beinahe mit Lobpreisungen. Jemanden wie Ankh-Män hatte die Stadt seiner Meinung nach schon lange gebraucht.
Wahrscheinlich, damit sich ein armseliger Schreiberling wie du endlich einmal profilieren kann, ging Mimosa durch den Kopf, als sie das Register, das sie zum Ordnen bekommen hatte, zuklappte und nach ihrem Mantel griff.


Im Gegensatz zu seiner Kollegin war Jargon Schneidgut alles andere als glücklich. Nach drei Stunden Schlaf, die er sich im Schlafsaal des Wachhauses gegönnt hatte, war er auf den Hier-gibt's-alles-Platz zurückgekehrt, um Schnapper zu observieren, der seinen Bauchladen mittlerweile komplett mit Ankh-Män-Figürchen befüllt hatte und diese fleißig an den zahlenden Kunden brachte. Der Gefreite gähnte und betrachtete die hinter die Dächer der Stadt sinkende Sonne. Eigentlich hätte Helmi ihn schon vor einigen Stunden ablösen sollen, doch der Zwerg blieb verschwunden.
Jargon dachte an das Lagerhaus nahe der morphischen Straße. Hoffentlich war Helmi nichts zugestoßen. Seufzend wandte der Gefreite sich wieder Schnapper zu, der gerade einem kleinen Jungen eine Ankh-Män-Figur überreichte, und plötzlich traf ihn ein Gedanke wie eine Trollkeule. Als gebürtiger Morporkianer war er mit Schnappers Eigenheiten bestens vertraut. Der Händer konnte mit Fug und Recht als allgemeiner Wetterhahn betrachtet werden, wenn es um große Ereignisse ging. Und Schnapper hatte schon seit Schnappers Helmi-loser Rückkehr kein einziges Würstchen mehr verkauft. Nur noch Ankh-Män-Figuren waren über seinen Bauchladen gegangen.
Der Gefreite rieb sich das bärtige Kinn. Wenn Schnapper sein Markenzeichen zugunsten einer anderen Sache aufgab, war wirklich etwas im Busch. Und wo bei allen Göttern steckte Helmi?


Zur gleichen Zeit verließ Breda Krulock die Diebesgilde. In einer der zahlreichen Innentaschen ihres Mantels steckte ein kleiner Zettel mit Notizen. Seinetwegen hatte sie sich einen langen, staubigen Nachmittag lang durch das Vertragsarchiv der Diebesgilde gewühlt und war mehrmals nur um Haaresbreite der Entdeckung entronnen.
Wer auch immer der sogenannte Mänätscher namens Komischer Kauz war, er besaß genug Geld, um sich eine Villa im Bachlosen Weg und eine Platin-Plakette der Gilde leisten zu können.


27.05.2009 18: 04

Breda Krulock

"Wieso darfst du schon wieder? Ich finde das nicht fair!"
Der Angesprochene rollte mit den Augen und setzte sich wieder zu dem Anderen.
"Hör mal", begann er. "Jeder kommt mal ran. Wenn der Boss der Meinung ist, du wärst soweit, darfst du auch. Und jetzt mach nicht so ein Gesicht."
"Du hast gut reden, du darfst ja fast jede zweite Nacht raus. Ich will auch mal!" Enttäuscht schlug er mit der Faust auf den Tisch und eine Träne rollte über seine Wange. "Jeder darf was von dem Schleim haben, nur ich nicht!"
Eine der anwesenden Frauen ging auf den Mann zu und legte ihre Hand auf seine bebenden Schultern. "Paule, jetzt beruhige dich doch. Du weißt doch, dass der Boss sich um dich sorgt." Sie ging neben ihm in die Hocke und hob sein Tränenüberströmtes Gesicht an, bis sie ihm in die Augen sehen konnte. "Paule, dadurch das du damals in den Topf gefallen bist, wissen wir nicht, wie der Schleim auf dich reagiert. Es könnte ...."
"JA ICH WEIß!" Schrie Paule und richtete sich ruckartig auf, sodass die Frau ihr Gleichgewicht verlor und auf ihren Allerwertesten fiel. "Aber niemand fragt, wie es mir dabei geht. Niemand weiß wie ich... ach, vergesst es!" Ohne ein weiteres Wort rannte er weinend davon, riss hier und da ein paar Stühle um und knallte die Tür hinter sich ins Schloss.
Es entstand ein kurzer Moment der Stille, der durch das kollektive Seufzen der restlich Anwesenden unterbrochen wurde. Sie kannten Paules Macken und konnten es nicht verstehen, wie er sich da so hineinsteigerte. Immerhin war Ankh-Män mittlerweile bereits ziemlich populär geworden, da konnte man sich keine Fehltritte leisten. Und Paule war der größte, menschliche Fehltritt, den Ankh-Morpork je gesehen hatte. Niemand war so trottelig und schusselig wie er und auch seine starke Emotionalität war bei der ganzen Sache nicht besonders hilfreich. Eigentlich war er nur hier, weil er sich vor einigen Monaten in die Scheune des Mänägers geschlichen hatte und, wie es so seine Natur war, gestolpert war. Und Paule wäre nicht Paule, wäre dabei nicht etwas Tragisches passiert. Durch seine Tollpatschigkeit verhedderte er seine eigenen Füße im Stroh und fiel kopfüber in den im Boden eingelassen Kessel mit präpariertem Schleim. Keiner weiß, wie viel er davon trank, oder wie viel sein Körper über die Haut aufnahm. Alles was man bisher wusste war, das er eine tickende Zeitbombe war, denn bisher blieben seine außergewöhnlichen Kräfte verborgen, was wenn man die aktiven Ankh-Män betrachtete, nicht normal war.
Der Mann, der ihn am nächsten Morgen aus dem Bottich fischte, stellte sich mit dem Namen Komischer Kauz vor und nahm Paule mit ins Haus. Dort waren bereits einige andere Männer anwesend gewesen, alle mehr oder minder gut gebaut und mittleren Alters. Paule passte mit seinem leichten Übergewicht, dem kindlichen Gemüt und seinen 45 Jahren nun gar nicht in das gewünschte Profil des Superhelden, doch Komischer Kauz sah keine andere Möglichkeit, als den Bengel im Haus zu behalten. Um ihn zu beruhigend, nannte er ihn fortan seinen 'Plan B', was Paule für eine ganze Weile ruhig stellte. Bis vor kurzem.
Das Treiben im großflächigen, vollständig eingerichteten Dachgeschoss des Hauses hatte wieder den Betrieb aufgenommen und alle kamen irgendeiner Tätigkeit nach.
"Schuld daran ist das Ei!" Ein Ankh-Män in voller Montur trat zu der immer noch auf dem Boden sitzenden Frau heran und hielt ihr helfend die Hand auf. "Wir müssen es dem Boss endlich sagen, die Wache ist uns zu dicht auf den Fersen." Ohne die geringste Bemühung zog er die Frau heran und fing sie in seinen Armen auf, als ihre Füße den Kontakt zum Boden verloren.
"Huiiii!" Machte sie und nahm ein wenig frischen Schleim vom Gesicht des Ankh-Män zwischen Daumen und Zeigefinger. "Das neue Zeug ist gut!"
"Das Ei", sagte er erneut. "Wir hätten es Paule nie geben dürfen. Ich hab immer gesagt, dass die Idee schwachsinnig ist."
"Es hat ihn beruhigt." Der andere Mann stand vom Tisch auf und zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche. "Er hat uns die Sache mit dem Ei geglaubt, konnte ja keiner ahnen, dass er das dumme Ding verliert."
"Und wenn er loszieht um es zu finden?" Die Frau lies sich absetzen. "Paule wäre alles zuzutrauen."
"Annegrat ist bereits auf dem Weg, um das Ei wiederzuholen. Nachdem Karsten es ja nicht geschafft hat und es sich wieder abnehmen hat lassen." Der Mann mit dem Schlüssel lachte dem Ankh-Män ins Gesicht, der das Gesicht verzog.
"Alles Anfänger. Es gibt schon einen Grund, warum der Boss mich sooft lässt. Also, ich geh dann mal baden. Da soll was Großes passieren an der Messingbrücke. Ich bin dann mal weg." Er zwinkerte noch einmal, bevor er sich aufmachte das Dachgeschoss zu verlassen. Der aktive Ankh-Män nickte und folgte dem Mann, ließ die Frau alleine zurück.
"Ich hoffe nur, Annegrat findet das blöde Ei." Sagte sie leise zu sich selbst. "Fehlte auch noch das die Wache es öffnet."


28.05.2009 18: 22

Jargon Schneidgut

Jargon wurde langsam wirklich unruhig. Helmi war schon ewig verschwunden, und Schnappers Figuren verkauften sich so gut wie noch nie. Als der Gefreite bemerkte, dass sie schon wieder zur Neige gingen, atmete er tief durch.
Mal sehen, wo er die Dinger herbekommt..., dachte er. Schließlich verkaufte Schnapper den letzten Miniatur-Ankh-Män an einen kleinen Jungen, der von seiner Mutter an der Hand gehalten wurde. Jargon erschauerte, als er das Leuchten im Gesicht des Kindes sah.
Er ist wirklich ein Held für die Kinder. Wenn das so weitergeht, sehen wir bald ganz schön alt aus.
Schnapper sah sich kurz um, dann verschwand er schnellen Schrittes in einer Gasse. Der Wächter folgte ihm hastig.
Jetzt kehrt er bestimmt zu dem Lagerhaus zurück!, dachte er aufgeregt, während der Verkäufer durch das Chaos der Stadt lief. Ab und zu sah er sich um, und Jargon war sich sicher, dass er ihn mindestens einmal entdeckt hatte.
Er weiß, dass ich ihn verfolge! Aber warum sagt er nichts?
Endlich erreichte Schnapper das alte Lagerhaus. Sein Verfolger war nur wenige Meter entfernt und hatte sich hinter einigen Mülltonnen versteckt. Wer ihn entdecken wollte, musste zumindest in der Lage sein, ein bärtiges, faltiges Gesicht von einem Müllsack zu unterscheiden - und zwar aus einer Entfernung von etwa zehn Metern.

Paule lief beleidigt durch die Straßen. Nie durfte er Ankh-Män sein, immer waren die anderen dran! Wütend kickte er einen Stein gegen die gegenüberliegende Hauswand und schnaubte.
Das ist so ungerecht!, dachte er. Aber die werden schon noch sehen, was sie davon haben!
Ein Gedanke formte sich langsam in seinem trägen Gehirn, und ein Grinsen wuchs auf seinem Gesicht in die Länge. Aber natürlich! Warum wurde er nicht selbst zu einem Superhelden? Irgendeine Wirkung musste der Schleim, in den er gefallen war, doch haben. Paule kicherte.
"Nimm dich in Acht, Ankh-Män!", murmelte er dann und kehrte hastig nach Hause zurück.

Schnapper schloss die Tür des Lagerhauses auf, sah sich kurz um und huschte hinein. Jargon wartete geduldig, bis er mit einem neuen Kasten, gefüllt mit Ankh-Män-Figuren, zurückkehrte. Der Verkäufer schloss ab, blickte noch einmal über die Schulter und verschwand schließlich.
Jargon wartete noch kurz, dann kam er hinter den Tonnen hervor und ging zum Eingang des Lagerhauses. Die Tür war aus altem Holz, aber noch gut erhalten und stabil. Das Schloss jedoch war altmodisch und unsicher, der Riegel, der sie verschlossen halten sollte, war deutlich zwischen Türrahmen und Schloss zu sehen. Der Wächter holte seine Dienstmarke hervor und schob sie in den Spalt. Dann versuchte er, den Riegel zur Seite zu schieben, um das Schloss zu öffnen. Schon nach kurzer Zeit hatte er das Metallstück so weit verschoben, dass er die Tür einfach aufdrücken konnte, was er auch tat. Dann betrat er die Dunkelheit des Lagerhauses.

30.05.2009 11: 56

Araghast Breguyar

Einge Minuten später stand Paule zufrieden vor dem Spiegel in der schäbigen Dachkammer, die sein Schlafzimmer darstellte. Er trug einen abgetragenen Pyjama mit verwaschenem rot-weißen Karomuster und auf seinem Kopf saß eine Nachtmütze mit einem langen Bommel, die er sich gleich einer Maske über das Gesicht gezogen und Löcher für die Augen hineingeschnitten hatte. Vervollständigt wurde der Aufzug durch ein zum Cape umfunktioniertes Bettlaken.
Ein irres Grinsen stahl sich auf Paules Gesicht, als er mit einem Stück Kohle den letzten Strich des B zog, das er auf seine Brust gemalt hatte.
"Tja, Ankh-Män, dann pass mal auf!" verkündete er der der Scheibenwelt im Allgemeinen und dem Plüschteddybären auf seinem Kopfkissen im ganz Besonderen. "Denn ich bin... Bett-Män!"
In seinem Eifer, selbst ein Superheld zu werden, fiel dem frischgebackenen Män nicht auf, dass er das B spiegelverkehrt gemalt hatte.

30.05.2009 22: 14

Breda Krulock

"Und... und du bist dann wirklich... nackt?" Rekrut Edward von Dort schluckte. Das Blut war ihm während der letzten Minuten nicht nur in den Kopf geschossen und er hatte Probleme mit den schnellen Schritten der Vampirin mitzuhalten. "Ich meine, so wirklich_ganz_nackt?"
"Ja, Rekrut." Bredas Stimme klang genervt und ihre Schritte wurden schneller. "Immer noch. Und daran wird sich auch nichts ändern. Egal wie oft du fragst."
Edward strich sich eine braune gelockte Strähne aus der Stirn. "Das ist nicht, ähm, besonders praktisch Ma'am, oder?"
"Nein, das ist es wahrhaftig nicht." Breda blieb stehen und lehnte sich an eine Häuserwand. Langsam lugte sie um die Ecke. "Dort hinten ist es. Also, jetzt pass mal auf Eddie: Ich werde gleich dort drüben in der Gasse verschwinden. Du folgst mir gefälligst erst dann, wenn ich dir ein Zeichen gebe. Du bist ab dann verantwortlich für meine Kleidung, ist das klar? Wenn was fehlt komm ich persönlich bei dir Zuhause vorbei." Sie griff in eine der Innentaschen ihres Mantels und zog ihre Marke hervor. "Hier, steck die so ein, dass du sie auf keinen Fall verlierst."
Der junge Rekrut nickte und steckte die D.O.G. Marke in seine Gesäßtasche, dann schaute er die Vampirin erwartungsvoll an. Als diese nichts sagte und nach einem letzten prüfenden Blick sich von ihm entfernte, räusperte er sich geräuschvoll.
"Was denn noch?" Zischte Breda.
"Nun", Von Dort zögerte. "Ich fürchte, ich habe nicht ganz verstanden, was ich und wo ich was machen soll. Ihre Kleidung aufbewahren, ja. Und was noch? Wie bekommen sie ihre Kleidung wieder?"
Der Lance - Korporal lachte leise. "Nun, man sagte mir, dass du recht gut zu Fuß bist."
"Ja Ma'am, ich war mal als Botenjunge unterwegs."
"Und du warst gut darin?"
"Ich war einer der besten: Niemand hat die Botschaften so schnell von A nach B gebracht, wie ich." Sobald er die letzten Worte ausgesprochen hatte, ahnte er was ihn nun erwartete.
"Gut, und nichts anderes wirst du heute Nacht auch machen." Sie zeigte auf den Klackerturm am Ende der Strasse. "Kannichgut Zwiebel weiß Bescheid, dass du kommst. Du wirst Ausschau nach einem Schwarm Fledermäusen halten. Wenn diese den Nachthimmel verlassen, rennst du los... so schnell als ob der Belzebub höchstpersönlich hinter dir her wäre, und bringst mir meine Kleidung. Darin sind auch meine Waffen enthalten, ich bin demnach vollkommen hilflos, wenn ich wiederkomme. Man hat dich mir empfohlen als schnellsten Rekruten, also enttäusch deine Ausbilder nicht."
Edward konnte zwar nicht glauben, die die Vampirin jemals hilflos wäre, außer jemand bedrohe sie mit Heugabeln und Knoblauchranken. Aber er widersprach nicht und wartete bis die Dunkelheit der Gasse in Bewegung kam, um kurz darauf einen Flatternden Schwarm zu entlassen. Rauschend zogen Dutzende Fledermäuse an ihm vorbei und stiegen hinauf. Er blickte ihnen kurz nach und ging dann in die Gasse um seinen Auftrag auszuführen.


03.06.2009 22: 23

Araghast Breguyar

Septimus Ebel, der auf dem Buch mit dem Gefangenenregister thronte, salutierte, als der Kommandeur im Laufschritt die Kellertreppe herunterkam.
"Bisher hat sie weder etwas gesagt, noch sich auffällig benommen, Sör." erstattete er Bericht. "Sie sitzt einfach nur da und starrt Löcher in die Luft."
Araghast nickte und sah sich suchend um.
"Wo ist Menélaos?"
Septimus zuckte mit den Schultern. "Er musste mal kurz auf den Abort, hat er gesagt."
Der Kommandeur unterdrückte ein Gähnen. Mehr als ein kurzes Nickerchen in seinem Sarg war ihm seit der vergangenen Nacht nicht vergönnt gewesen und auch die kommende Nacht versprach wenig Schlaf. Carisa hatte ihm die Nachricht gebracht, dass Mimosa den Journalisten um den Finger gewickelt hatte. Dies verhieß mehrere weitere Dosen Superbulle. Wie Romulus das Zeug nur ständig in sich hineinschütten konnte, ohne dass seine Geschmacksnerven bereits abgestorben waren? Doch in einem musste Araghast seinem langjährigen Freund zustimmen: Das klebrig-süße Gesöff hielt ausgezeichnet wach.
"Superbulle verleiht Prügel." murmelte er kaum hörbar vor sich hin und trat an das Zellengitter heran.
"Heda, Ankh-Män! Oder Ankh-Frau, oder wie ihr weiblichen Superhelden euch auch immer nennt." rief er mit befehlsgewohnter Stimme.
Die Gefangene funkelte ihn hinter ihrer bröckelnden Maske aus mittlerweile getrocknetem Schlamm an. Sie trug immer noch das lächerliche Kostüm mit den eindrucksvollen falschen Brustmuskeln, in dem sie verhaftet worden war.
"Soso, der Herr Kommandeur höchstpersönlich." Ein verächtliches Lächeln erschien auf ihren Lippen und ein Schlammbrocken fiel zu Boden. "Welche Ehre. Wie dem auch sei, ich habe Ihnen nichts zu sagen." erklärte sie trotzig. "Ich arbeite hart dafür, das Verbrechen zu bekämpfen, und das weitaus effektiver als ihr hellebardenschwingenden Trottel. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Vetinari euren armseligen Verein auflöst und uns an eure Stelle setzt." Sie erhob sich. "Nun, Herr Kommandeur, es war eine Ehre, Ihre hübschen Zellen zu besuchen. Aber nun reicht es mir!"
Schneller als Araghast reagieren konnte, sprang Ankh-Womän, wie er sie insgeheim getauft hatte, in die Luft, vollführte im Flug eine in der engen Zelle nahezu unmögliche Drehung und schmetterte beide Füße mit voller Wucht gegen das Zellenschloss, das aus dem Rahmen sprang. Die Tür wurde aufgeschmettert, verursachte eine schmerzhafte Prellung an Araghasts Schulter und schleuderte ihn tiefer in den Zellengang hinein. Ankh-Womän stürmte aus der Zelle und hetzte aus dem Keller.
Als das Cape der Superheldin an ihm vorbeiwehte, handelte Septimus, bevor er Zeit zum Denken hatte. Er sprang von seinem Sitzplatz und krallte sich in den schimmelgelben, schweren Stoff, darauf hoffend, dass er klein genug war, um nicht bemerkt zu werden.
Ankh-Womän und ihr blinder Passagier stürmten die Kellertreppe hinauf in den Hof und ließen eine kaputte Zellentür, mehrere Schlammbrocken auf dem Boden und einen herzhaft fluchenden Kommandeur zurück.


09.06.2009 17: 46

Septimus Ebel

Auch wenn es nicht nötig war, bevorzugte der Boss es, den Wächter zu mustern, während dieser schlief. Er zückte einen Kasten und drehte dessen Guckloch so, dass der kleine Dämon Helmi sehen konnte. Dann ließ er ihn zeichnen.
Ein Wächter. Sein Gefangener. Der Boss überlegte, ob er sich die Ikonographie einrahmen sollte.
Dass der Mann ihn hatte gefangen nehmen können, war riesiges Glück gewesen. Und er wusste, dass es ihm nur gelungen war, weil der Wächter spontan und nicht gründlich vorbereitet gehandelt hatte.
Er strich sich über den kleinen Ziegenbart. Vielleicht würde er bald neue Helden schaffen müssen. Kein normaler Körper hielt lange unter solchen Bedingungen aus. Schon bald würden die, die am längsten dabei waren, unter seltsamen Symptomen umkommen. Dann würden sie zu wenige sein. Schließlich durfte man die Aufgabe nicht unterschätzen. Genauso wenig wie die Wache.
Er betrachtete den Zwerg eingehender. Seine Brille hing quer über dem Gesicht, das zu großen Teilen von langen Haarsträhnen bedeckt war. Er schnarchte leise.
"Etwas schmächtig", murmelte der Boss, "aber das lässt sich ausgleichen."
Vielleicht war es auch besser die Zahl der Eingeweihten so klein wie möglich zu halten. Je mehr Beteiligte, desto mehr konnten reden und desto mehr wollten ihren Anteil. Außerdem war nicht jeder geeignet. Ein weiterer Unfall, wie der Boss Paule bei sich nannte, durfte nicht passieren. Niemand wusste, welche Kräfte er besaß. Und solange Paule das auch nicht wusste, war alles in Ordnung. Er musste unter Verschluss gehalten werden. Niemand, außer dem Boss, durfte ihn beeinflussen. Insbesondere nicht die Wache. Damals, als er Lehrling bei Ferdinand Flambar, dem Alchemisten, gewesen war, hatte er den Fehler gemacht die Wache zu unterschätzen. Das würde ihm nicht noch einmal passieren.
"Fertig", krächzte der Dämon.
Der Boss wusste noch nicht genau, was er mit der Ikonographie anstellen sollte. Vielleicht würde er sie der Wache schicken, um sich noch mehr über sie lustig zu machen. Vielleicht in das Album stecken, in dem er seine größten Errungenschaften dokumentiert hatte.
Er hockte sich neben dem Zwerg hin, zog seinen elastischen Handschuh aus und strich mit der rechten Hand Schlamm von seinem linken Arm. Er beugte sich nach vorne und malte ein geschwungenes Symbol auf Helmis Stirn. Gerade tauchte er den Finger erneut in den zähen Schleim, um die Linien ordentlich nachzuziehen, als der Wächter plötzlich die Augen aufschlug.

10.06.2009 14: 19

Araghast Breguyar

"Hm, interessant." Lady Rattenklein drehte das goldfarbene Ei in ihren kleinen Gnomenhänden. "Und du hast es wirklich diesem Ankh-Män-Spinner abgenommen?"
"Äh, ja." Braggasch nickte heftig.
"Nun, Fingerabdrücke kann ich auf jeden Fall keine mehr nehmen, nachdem vermutlich die halbe Wache es schon angegrabbelt hat." stellte die Laborantin ungerührt fest und betrachtete eingehend das Wellenmuster auf der Schale. "Wie war das noch, zu viele Wächter verderben den Ankhschlamm?"
Braggasch schwieg. Von frischem, getrocknetem, in Reagenzgläsern aufgekochtem oder sonstigem Ankhschlamm hatte er in den vergangenen Tagen genug gehabt.
"Faszinierend." riss Lady Rattenklein den Zwerg aus seinen schlammigen Gedanken. Die Gnomin hüpfte in eine Nierenschale und kam mit einem Skalpell zurück, das beinahe so lang war wie sie selbst. "Halt mal das Ei fest, Großer. Aber so, dass deine Finger mir nicht im Weg sind."
"Was hast du, äh, vor?" fragte Braggasch skeptisch.
"Hat keiner von euch Großen die Spalte zwischen den Rillen gesehen?" die Gnomin verdrehte theatralisch die Augen. "Typisch mal wieder. Ihr seht nichts, was kleiner als ein Scheunentor ist."
Braggasch wollte soeben protestieren, dass er ein Meister der Feinmechanik sei, aber der entnervte Blick seiner Kollegin ließ ihn schweigen. Die Oberfläche des Eis sah für ihn wie aus einem Guss aus.
"Glotz nicht so, hilf mir lieber!" Lady Rattenklein legte das Skalpell an.
Vorsichtig, da er um seine Finger fürchtete, griff Braggasch zu und die Laborantin rammte das Skalpell in den für ihn unsichtbaren Spalt und begann zu hebeln.


Annegrat kauerte hinter einer Säule des Opernhauses und beobachtete das Wachhaus. Irgendwo dort drin befand sich das Ei. Ein weiterer Brocken getrockneten Schlamms fiel von ihrem Gesicht und sie spürte, wie ihre Superkräfte ein weiteres Stück schwanden. Es reichte nicht mehr, um ins Wachhaus zurückzukehren und alles kurz und klein zu schlagen, was sich ihr in den Weg stellte. Sie lächelte grimmig. Wenigstens hatte sie dem Kommandeur höchstpersönlich eine verpassen können. Was bildete sich diese Witzfigur und seine noch jämmerlicheren Untergebenen auch ein, Recht und Ordnung in Ankh-Morpork aufrechterhalten zu können? Sie waren nichts als Marionetten des Patriziers und das Spottziel Nummer eins aller legalen Verbrecher. Die Zukunft gehörte Ankh-Män.
Nach einem letzten Blick in Richtung Wachhaus schwang sich Annegrat in die Luft und flog mit letzter Superkraft zum Hauptquartier.
Auf ihrem Rücken krallte sich der immer noch unbemerkt gebliebene Septimus Ebel verzweifelt an ihrem Cape fest, um nicht als gnomenförmiger Fleck auf der Straße oder einem Hausdach zu enden.


Die Klinge des Skalpells bog sich und Braggasch, dessen Sorgen um seine geschickten Finger mittlerweile zu blanker Angst angewachsen waren, hatte alle Mühe, das Ei auf dem Tisch zu halten. Dennoch war seine Neugierde stärker. Dieses Ei hatte ihm bereits so viel Ärger eingebracht, jetzt wollte er auch wissen, was dahintersteckte.
"Hnnnnnrg!" ächzte Lady Rattenklein und stützte sich auf den Skalpellgriff.
Die Schale des Eis gab nach.
Ein schlammgelber Blitz zuckte auf und Braggasch und die Gnomin wurden zurückgeschleudert. Das Skalpell schoss davon und bohrte sich in die Decke.
"Äh..." war alles, was Braggasch hervorbrachte, als er in Rückenlage nahe der Tür landete. Leicht benommen rappelte er sich auf und näherte sich vorsichtig dem Labortisch, auf dem das Ei lag.
Mit dem Corpus Delicti war eine erstaunliche Veränderung vor sich gegangen. Gleich Blütenblättern waren die wellenförmigen Paneele nach außen geklappt und gaben den Blick auf das Innere frei. In einem Glasblock mit dem Durchmesser eines Tassenbodens pulsierte eine ungesund gelb leuchtende schlammige Masse, deren rohe Energie Braggaschs Barthaare sträubte. Rund um den Glasblock herum waren sechs kleine runde Löcher in den Boden des Eis eingelassen.
Fasziniert von dem Gegenstand vor ihm streckte Braggasch einen Finger aus und berührte mit der Fingerkuppe vorsichtig eines der goldenen Paneele, jederzeit darauf gefasst, den nächsten Schlag zu bekommen.
Doch nichts passierte. Alles, was er spürte, war ein leises Vibrieren und ein plötzliches Gefühl von Kraft, das ihn durchströmte.
Eine Energiequelle. Sechs Löcher, die wie... Anschlüsse für irgend etwas aussahen. Ein schmächtiger Vampirzwerg, der für seinen Geschmack während dieses Einsatzes schon mehr als genug Prügel hatte einstecken müssen. Metaphorische Zahnräder setzten sich in Braggaschs Kopf in Bewegung.
Der Späher griff nach dem Ei und wog es in der Hand. Ein verklärtes Lächeln spielte um seine Lippen, als er sich im Geiste schon mit seinen Werkzeugen austoben sah. Einen Superhelden schlug man am Besten mit seinen eigenen Waffen, wenn er sonst unbesiegbar zu sein schien.
"He, wo willst du hin?" beschwerte sich Lady Rattenklein und stemmte sich aus dem Putzeimer, in dem sie gelandet war, doch schon war die Labortür hinter Braggasch ins Schloss gefallen.

Einige Minuten und einen Abstecher in die unbenutzten, als Rumpelkammern verwendeten Dachgeschossräume später ertönten lautes Gepolter und das Hämmern von Metall auf Metall aus dem Raum, der die Druckerpresse beherbergte.
"Hm." tönte Braggaschs äh-freie Stimme nach einem besonders lauten Scheppern. "Ich weiß nicht, aber... Kupfer-Zinn-Legierungs-Män klingt irgendwie... blöd."


12.06.2009 22: 59

Helmi Bernstein

Der Boss erhob sich von seinem Werk und legte seinen Handschuh wieder an. Es war natürlich wagemutig und provokativ gegenüber der Wache, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Der Zwerg stand nun etwas wacklig vor ihm, ansonsten schien es ihm jedoch gut zu gehen.
Die einzige Frage, die den Mann bewegte, war die, ob der Schlamm tatsächlich die gewünschte Wirkung entfalten würde; schließlich war das Objekt diesmal ein Zwerg. Leider (oder zum Glück?) trat bisher jedoch noch gar keine Wirkung ein. Der Zwerg war zwar aufgewacht, tat jedoch nichts weiter als Löcher in die Luft zu glotzen.
Der Boss zuckte enttäuscht mit den Schultern und verließ den Raum wieder. Er würde in ein paar Stunden zurückkommen und nach dem Wächter schauen - wenn nichts geschah, hätte er auch nichts verloren.
Hinter ihm schnaufte Helmi in der Dunkelheit...

So erwachte der Zwerg in der Dunkelheit unter der Erde. Er fühlte die Kraft, die Tak ihm gegeben, um zu seinem Glück die Schätze des Berges zu bergen, und Werke von großer Schönheit zu fertigen. Und siehe!,der Zwerg fühlte sich wachsen im Angesicht seiner Aufgabe.
Doch war nicht nur Gutes unter dem Berge: Die Augen des Zwerges wurden einer Störung gewahr, und großer Zorn erwuchs in ihm, und so riss er die Mauern der Höhle nieder und er verließ den Berg.
Und so gelangte der Zwerg in die Lande jenseits seines Berges, und er war voller Verwunderung, denn es war hell und laut, und viele Farben drangen auf ihn ein. Doch die Geschöpfe, welche um seinen Berg herum gewandelt waren, flohen nun voller Schrecken, denn der Zorn des Zwerges richtete sich gegen diese neue Welt, und außerdem verlangte es ihn danach, die Schätze, welcher dem Berge entrissen worden waren, dorthin zurückzubringen.


Der Boss war äußerst verärgert.
Sein gefangener Wächter war verschwunden, und als ob das nicht genug wäre, klaffte ein metergroßes Loch in der Wand seines Versteckes. Es war wohl doch irgendwie schief gegangen. Naja, bei Zwergen konnte es wohl so oder so verlaufen, und daran konnte er jetzt auch nichts mehr ändern - obwohl es ihn natürlich ärgerte.
Der Boss sah durch das Loch hinunter auf die Straße, die menschenleer war. Schutt und Trümmer lagen verstreut, und die Fassade von Starkimarms Gemmen & Geschmeide war völlig niedergerissen worden. Der Boss zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als er sah, dass das Geschäft völlig leer geräumt war. Nicht einmal der ärmlichste Ohrring lag mehr auf der Straße.
Jetzt bräuchte er wohl die Hilfe der anderen, um das wieder in Ordnung zu bringen.

Und es erwuchs Gerechtigkeit aus der Wut des Zwerges, als die Besitztümer des Berges unter die Erde zurückkehrten. Doch noch war da das Verlangen nach mehr, denn großes Unrecht war der Erde widerfahren. Und so machte sich der Zwerg auf, nicht eher zu ruhen, bis alles Gestohlene zurückerstattet war...

Es scheint oft so, als würde die Welt die Geschehnisse ausgleichen, und so reflektierte die Sonne in einem warmen Rot-Orange von der scheinenden Rüstung einer kleinen Gestalt, die mit wehendem Cape hoch über den Straßen der Stadt stand.
Und siehe!, so erwuchs aus zwei Geschenken der Erde ein neues, und Tak erfreute sich auch daran.

14.06.2009 11: 48

Valdimier van Varwald

"Und sie hat einfach so die Zellentür aufgetreten und ist geflüchtet?"
"Ja."
"Einfach so?"
"Ja, wie oft denn noch?"
Wütend hielt Araghast den Eisbeutel gegen seine Schulter, und starrte Valdimier an, der ihm auf der anderen Seite seines Schreibtisches gegenüber saß. Das der Stolz des Kommandeurs einen leichten Knacks bekommen hatte, war nicht zu übersehen.
Valdimier senkte den Blick und blätterte in den bis jetzt zusammengetragenen Informationen.
"Und was genau gedenkt ihr jetzt zu tun?"
"Breda betreibt gerade etwas Luftüberwachung, Mimosa versucht noch mehr im Kurier in Erfahrung zubringen und Carisa passt so lange auf sie auf, Braggasch ist bei Lady Rattenklein, um das Ei genauer untersuchen zu lassen und Septimus hat sich im wahrsten Sinne des Wortes an Ankh-Womän geheftet. Menélaos ist nicht mehr bei der Truppe, der er wohl einen schlimmen Durchfall bekommen hat und deswegen nicht mehr vom Abort runter kommt. Von Helmi haben wir schon lange nichts mehr gehört, was mir leichte Sorgen macht. Deswegen wirst du dich auf die Suche nach ihm machen."
Als er das hörte, hob sich Valdimiers rechte Augenbraue.
"Soll das etwa heißen, dass ich jetzt mit in der Truppe bin?"
"Habe ich das nicht gesagt?"
"Nicht das ich wüsste."
Valdimier seufzte innerlich. Warum machte er es denn immer so umständlich.
"Aber eigentlich ist es auch egal." Er sah Valdimiers Blick. "Bevor du dich jetzt wieder beschweren willst, dass du keine Zeit mit deiner Freundin verbringen kannst, möchte ich nur mal anmerken, dass..."
"Darum geht es doch gar nicht", fiel ihm Valdimier ins Wort. "Mit diesen Tricks kannst du vielleicht die Frischlinge einschüchtern, doch bei mir reicht es vollkommen, wenn du mir einfach vorher sagst, was du von mir willst. Du bist er Chef. Was du sagst, wird gemacht. So einfach ist das. Ich verstehe nicht, was daran so schwierig ist."
Bregs verdrehte gedanklich die Augen, verkniff sich aber einen Kommentar darauf. Das einst freundschaftliche Verhältnis war nahezu dahin und er hatte langsam das Gefühl, dass er Valdimier mal wieder etwas ernster darauf aufmerksam machen musste, was das Wort Respekt bedeutet. Doch als er weiterredete hatte seine Stimme wieder einen normalen Ton angenommen.
"Helmi hatte als letztes die Aufgabe Schnapper zu beobachten, damit wir rausbekommen woher der die Figuren hat."
"Hmm, dann hefte ich mich einfach mal an Schnapper dran. Wenn sich Helmi noch in seiner Nähe befindet, sollte es ein leichtes sein, ihn zu finden."
Mit diesen Worten stand der Vampir auf und verließ das Büro. Bregs wollte den Kopf schütteln, doch ein leichter ziehender Schmerz in seiner Schulter hielt ihn davon ab. Die nächsten Tage würde er etwas vorsichtiger sein müssen.

14.06.2009 14: 06

Braggasch Goldwart

Unsicher, von der untergehenden Sonne geblendet, stand Braggasch hinter den Zinnen des kleinen Seitenturmes, der sich etwa auf halber Höhe an einer Seite des Kunstturms befand. Von hier oben hatte er einen hervorragenden Ausblick - noch dazu war das hohe Gebäude ideal gewesen, um die erste Funktion seiner Rüstung auszutesten.
Woher die Energie letztendlich kam, war dem jungen Zwerg völlig schleierhaft, doch Fakt war, dass sich damit hervorragend Dinge antreiben ließen. So wie die beiden Kletter-Rammsporne, die aus den Schulterstücken ragten: Mit ihnen war es kein Problem gewesen, in der beginnenden Dämmerung den Turm zu erklettern, ohne den anstrengenden und zeitraubenden Umweg über die Treppe zu nehmen. Leider war diese Art der vertikalen Fortbewegung nicht nur recht laut, sondern auch unausgereift. Zwei mal war das, in aller Eile von Goldwart zusammengeschraubte, Rüstzeug ausgefallen, so das der Späher, viele Meter über dem Boden hängend, zu Schraubendreher und Hammer hatte greifen müssen - doch je länger er in der mechanischen Rüstung steckte, desto filigraner konnte er die einzelnen, vom Ei angetriebenen, Komponenten ausarbeiten.
Scheppernd drehte er den Behelmten Kopf. Sein eigener, langgetragener Helm hatte als Grundkomponente herhalten müssen. Die kleine Lupe war ab- und ein komplettes Visier anmontiert worden. Aus dem rechten Sehschlitz dieser Metallklappe ragte eine halb metallene, halb gläserne Konstruktion hervor, die an ein altes Fernrohr erinnerte.
Braggasch kniff das linke Auge zu und lies den, nun stark vergrößerten, Blick über die Straßen Ankh-Morporks schweifen.

Mittlerweile war es Mimosa fast leid, hinter dem Möchtergern-Exklusivreporter Theobald Schreibviel herzuschlendern. Seid einer geschlagenen Stunde wandte sich der Zeitungsmensch mal hierhin, mal dorthin, hinterlies Kreidezeichnungen auf Plastersteinen, sah sich immer wieder um und drehte sich im Kreis.
Kein Wunder, dass es kein leichtes gewesen war, dem Kerl zu folgen: Er baute lächerlich viele Sicherheitsmaßnahmen auf - die meisten davon vollkommen nutzlos.
Nach einer gefühlten Ewigkeit trafen sie auf einem Hinterhof in der Nähe des Drachenlandeplatzes ein. Die angebliche Emilia von Traunstein war sich fast sicher, dass sie schon dreimal hier vorbeigelaufen waren - doch Theobald blieb stehen und sah sie überzeugt pathetisch an.
"Hier ist es?"
Der Schreiber nickte. "In der Tat. Hier werden wir auf den legendären Ankh-Män treffen. Ich habe vor dir noch niemanden mit gebracht."
"Ich bin mir der Ehre wirklich bewusst, Theo.", lächelte Mimosa überzeugend.
Schreibviel rieb sich nervös die Hände. "Während wir warten... könnten wir doch vielleicht... nun ja... du bist eine sehr... gutaussehende Frau und so..."
Das Lächeln der jungen Frau gefror für den Bruchteil einer Sekunde, bis sie sich wieder gefangen hatte. "Eine ganz hervorragende Idee, Theo, lass uns ein wenig die Umgebung erkunden!"
Ohne auf seine Antwort zu warten, schlängelte sie sich um ihn herum und begann damit den völlig uninteressanten Hof unter die Lupe zu nehmen.

Das Auge des Spähers erblickte endlich, nach langem Suchen, ein schlammfarbenes Cape in der Nähe des großen Trümmerfeldes, welches einen beträchtlichen Teil des mittwärtigen Ankh-Morporks einnahm. Schon wollte er reagieren, da bemerkte er eine kleinere und eindeutig unelegantere, rot-weiß karierte Gestalt, die der Ersten zu folgen schien. Braggasch blinzelte.
Ein Schaulustiger, ein Irrer oder einfach einer der Ankh-Mäns in neuer Verkleidung? Wenn es wirklich mehrere gab, wie ja neuerdings behauptet wurde, dann kleideten sie sich vielleicht unterschiedlich, um sich selbst auseinanderhalten zu können?
Der Zwerg schüttelte den Kopf. Gleichviel. Dank der neuen Energiequelle hatte er die Möglichkeit, es mit einem Ankh-Män aufzunehmen... warum nicht also auch mit zwei? Burkhards Sohn wurde von dem völlig neuen Gefühl der Selbstüberschätzung überschwemmt - und es fühlte sich gut an.
Immerhin hatte er noch einige technische Tricks auf Lager, die seid seinem Eintritt in die Wache in seinem Zimmer gelegen und nur darauf gewartet hatten, endlich Verwendung zu finden.
Mit einem breiten Grinsen lies Braggasch die behandschuhte Rechte knacken.
Und sprang.
Völlig darauf vertrauend, dass die hydraulischen Beinverstärker seinen Sturz abfangen würden.

14.06.2009 16: 40

Septimus Ebel

Jargon kam vor sich selbst zu dem Schluss, dass es keine sehr gute Idee gewesen war, das Lagerhaus zu betreten. Gut, es war ihm gelungen unbemerkt hinein zu gelangen. Das tröstete ihn ein wenig. Vielleicht hatte die nicht so gute Idee begonnen, eine schlechte Idee zu werden, als er in den leeren Kessel geklettert war, weil er gefährlich nah Stimmen vernommen hatte. Nun, er gab zu, an dieser Stelle war er etwas in Panik geraten. Aber das half ihm jetzt nicht wirklich weiter. Denn die Stimmen kamen immer näher.
Jargon konnte zwar nicht sehen, zu wem die Stimmen gehörten, aber konnte zuhören. Das war so ziemlich die einzige Handlungsmöglichkeit, die ihm blieb. Wenn diese Leute ihn als Einbrecher entdeckten, würde das sicher keinen netten Empfang geben.
"Oh, ich bin mir sehr sicher, dass er nach ihm suchen wird", sagte ein Mann, "aber wir sind vorbereitet."
Jargon hörte deutlich ein meckerndes Lachen.
"Ich habe etwas für dich, Boss", sagte der Mann wieder. "Die Diebesgilde hat endlich geliefert."
Es raschelte.
"Endlich!" Sagte eine etwas quäkende Stimme begeistert. Dann wurde sie leiser. Es raschelte lauter. "Hunderte von Jahre" und "magisches Wissen" konnte der Gefreite noch verstehen.
Jemand räusperte sich. "Da gibt es noch etwas, Boss."
Jargon duckte sich, um nicht gesehen zu werden, als die Stimmen ganz nah an den Kessel herankamen. Zu gern hätte er gewusst, wer da sprach, aber er konnte einen Blick nicht riskieren.
"Was denn? Was denn?"
"Das Ei ... es geht um ... das Ei ... also Annegrat ist ohne es ... ähm ... es ist weg."
"Es ist WAS?"

14.06.2009 22: 38

Araghast Breguyar

Helmi Bernstein erwachte sitzend gegen eine Wand gelehnt. Er befand sich in einem grob gemauerten Tunnel, dessen Wände mit schwach grünlich leuchtenden, schleimigen Pilzen bewachsen waren, die die einzige Lichtquelle bildeten. Wasser tropfte von der Decke und bildete stinkende Pfützen auf dem Boden.
Der Zwerg rieb sich die Augen. Er fühlte sich fürchterlich erschöpft und ein dumpfer Schmerz pochte in seinem Kopf. Als er sich die Schläfen massieren wollte, fühlte er trockenen Schlamm auf seiner Stirn. Geistesabwesend kratze er daran herum, bis die Masse abbröckelte.
Wie bei allen Schmiedehämmern war er überhaupt hierhergekommen? Seine letzten Erinnerungen betrafen einen Raum, in den ihn Ankh-Män eingeschlossen hatte. Irgendwann während seiner Gefangenschaft musste er eingeschlafen sein, nur um hier in der Kanalisation wieder zu sich zu kommen.
Im schwachen Licht gewahrte Helmi einen großen Sack neben sich. Vorsichtig stieß er ihn an und ein klimperndes Geräusch erklang. Der Zwerg löste die Schnur, die den Sack zusammenhielt und sah hinein.
Schmuck, Edelsteine, silbernes Essgeschirr, Hufeisen - kurzdrum ein kunterbuntes Sammelsurium diverser Dinge, die sich aus den Schätzen der Erde herstellen ließen, blinkten ihm entgegen.
Helmi stöhnte auf. was auch immer passiert sein mochte, er ahnte, dass er sich in argen Schwierigkeiten befand.
Doch zuerst einmal musste er möglichst unauffällig zum Wachhaus zurück.
Seufzend schulterte er den schweren Sack und machte sich auf den Weg durch das Labyrinth der Kanalisation.

Derweil betraten zwei Männer vorsichtig die Kruste des Ankhs in der Nähe der Messingbrücke. Sie trugen Schaufeln bei sich und begannen, von zuschauenden Passanten angefeuert, unverzüglich mit der Arbeit. Nach einigen Minuten waren die Umrisse eines Ankh-Kreuzes zu erkennen.
"Was ist passiert?" rief ein Zuschauer.
Einer der beiden schaufelnden Männer hielt mit der Arbeit inne.
"Mein Juweliergeschäft wurde bis auf den letzten Ohrring ausgeraubt und die gesamte Fassade eingerissen!" schrie er zurück. "Da die Wache immer ewig braucht mit der Spurensicherung und den Täter nur selten erwischt, hole ich mir dort Hilfe, wo ich sie auch bekomme!"
"Richtig!" kam es von einem anderen Zuschauer. "Vor ein paar Jahren hat irgendein Gauner die Blumenbeete meiner Frau verwüstet und die Wache hat den Täter nie gefunden!"
Sein Nachbar klopfte ihm auf die Schulter und hielt eine kleine capetragende Figur hoch, die er am Mittag bei Schnapper erstanden hatte.
"Zum Glück haben wir jetzt Ankh-Män."
"Der Kurier hat recht." mischte sich eine füllige Frau ein. "Wozu brauchen wir die Wache eigentlich noch? Der Patrizier könnte sie eigentlich auch abschaffen."
"Eine gute Idee!" stimmte ihr der Besitzer der Ankh-Män-Figur zu und hob die kleine hölzerne Nachbildung des Superhelden hoch über seinen Kopf. "Nieder mit der Wache! Es lebe Ankh-Män!" brüllte er.
Es erübrigt sich eigentlich die Erwähnung der Tatsache, dass dies der Augenblick war, in dem die ersten Fackeln und Mistgabeln offen sichtbar in den Händen der Zuschauer erschienen.

Niemand bemerkte die Wolke von Fledermäusen, die das Geschehen an der Messingbrücke von oben genau beobachtete.

Die Schimpftirade des Bosses verebbte und Jargon entspannte sich in seinem Versteck ein wenig. Dieses Ei schien ja wirklich wahnsinnig wichtig zu sein.
"Hoffen wir wenigstens, dass alles andere nach Plan verläuft." brummte der Boss.
"Ich habe wie geplant ein paar Männer an die Messingbrücke geschickt, die die Menge aufstacheln sollen." erklärte die quäkende Stimme.
"Gut. Dann lasst uns verschwinden. Schnapper hat genug Figuren für morgen und wir waren eigentlich schon viel zu lange hier. Und wenn ich wieder im Hauptquartier bin, werde ich mit Annegrat mal ein ernstes Wörtchen reden. Wir brauchen dieses Ei!"
Jargon hielt den Atem an, als die Verschwörer an dem Kessel, in dem er saß, vorbeigingen und zählte, nachdem die Tür von außen abgeschlossen worden war, langsam bis hundert. Doch gerade als er sich erhoben hatte, hörte er ein leises 'Plop' in der Dunkelheit. Die Absätze seiner Stiefel klapperten auf dem Kesselboden, als er sich wieder fallen ließ.
"Wer ist da?" zischte eine Stimme. "Stadtwache von Ankh-Morpork! Ich bin bewaffnet, also kommen Sie mit erhobenen Händen raus aus dem Kessel!"
"Ich bin es!" rief Jargon. "Gefreiter Schneidgut!"
Der Gefreite hörte, wie zwei Armbrüste gesichert wurden.
"Feldwebel Valdimier van Varwald. Der Kommandeur hat mich geschickt, um nach dir und Helmi zu suchen."
Steifbeinig kletterte Jargon aus dem Kessel.
"Ich weiß nicht, wo Helmi ist, Sör." sagte er. "Aber ein gewisser Boss und ein paar andere, die mit Ankh-Män zu tun haben, waren eben noch hier. Sie sind gerade erst weg!"
Valdimier steckte seine Armbrüste weg. "Haben sie gesagt, wo sie hinwollen, Gefreiter?"
Jargon nickte. "Zu ihrem Hauptquartier."
"Wahrscheinlich die Villa im Mondteichweg. Der Kommandeur hat davon gesprochen, und dass er vermutet, dass der mysteriöse Boss und der Mänätscher namens Komischer Kauz ein- und dieselbe Person sind." Er räusperte sich. "Aber um sich mit einem ganzen Haufen Ankh-Mäns anzulegen, werden wir die ganze Truppe benötigen. Also, zurück zum Wachhaus, Gefreiter!"

Araghast starrte auf die krude Konstruktionszeichnung, die er im Druckerpressenraum gefunden hatte, als er auf der Suche nach Braggasch gewesen war. Auf den ersten Blick erinnerte die Zeichnung an eine der Gestechrüstungen, die die Ritter der Königszeit getragen hatten, wenn sie sich zum Vergnügen gegenseitig mit Lanzen vom Pferd schubsten, doch waren einige dem Kommandeur unverständliche Notizen und Extras hinzugefügt worden. Auf der Brust der Konstruktion prangte das aufgeklappte Ei. Lady Rattenklein hatte ihm vom Öffnen des Eis berichtet, und dass Braggasch daraufhin mit einem beinahe irren Funkeln in den Augen fortgelaufen war.
Stirnrunzelnd strich Araghast die Zeichnung glatt. er glaubte, Braggaschs Idee zu ahnen. Eine energiegetriebene Rüstung - So etwas konnte sich tatsächlich als nützlich erweisen, wenn sie gegen Ankh-Män nicht völlig machtlos sein wollten. Wenn er nur wüsste, wo der Zwerg gerade steckte...
Vorsichtig bewegte er seine Schulter. Es tat weh, aber es schien nichts kaputt zu sein. Er seufzte und gönnte sich einen Schluck Rum aus seinem Schreibtischschubladenvorrat. Damit konnte er leben.


17.06.2009 16: 21

Valdimier van Varwald

Paule, alias Bett-Män, schlich schnellen Schrittes hinter Ankh-Män her. Er hatte leider nicht erkennen können, um wen es sich genau handelte, doch das war in diesem Moment nicht wichtig. Er würde ihnen schon zeigen, dass er genauso zur Truppe gehören konnte, wie jeder andere auch. Zwar hatte er noch keine genauen Idee, wie er das anstellen wollte, aber darüber konnte er dann Nachdenken wenn sie an dem Zielpunkt angelangt waren. Doch gerade als Ankh-Män um eine Ecke bog, ertönte hinter Bett-Män plötzlich ein nahezu ohrenbetäubender Knall und er spürte, wie der Boden unter seinen Füßen bebte. Erschrocken drehte er sich um und starrte auf einen Krater, der sich plötzlich, nur wenige Meter von ihm entfernt, in der Strasse befand. Für einen kurzen Moment vergaß er die Verfolgung von Ankh-Män und näherte sich langsam dem Loch in der Strasse. Vielleicht handelte es sich ja um eine neue Bedrohung für die Stadt, die Bett-Män nun ganz alleine bekämpfen sollte. Dann würde niemand mehr über Ankh-Män reden.
Er hatte sich dem Loch bis auf zwei Schritte genähert, als er plötzlich inne hielt. Von einem Ächzen und einem Geräusch begleitet, das so klang, als würde Metall auf Metall gerieben, streckte sich eine Hand aus dem Krater. Kurz darauf kam eine zweite zum Vorschein und dann hievte sich langsam eine kleine Gestalt aus dem Loch. Von der Größe hätte es ein Zwerg sein können, doch solch einen Zwerg hatte Paule noch nie zuvor gesehen. Er hatte eine seltsame Rüstung an, die ihn größtenteils bedeckte. Zwei spitze Sporne ragte hinter seinen Schultern hervor und von seinem Gesicht war außer seinem Kinn nichts zu erkennen, da der Rest von einem Visier verdeckt wurde, auf dessen rechter Seite ein seltsamer Vorsatz herausschaute.
"Die hydraulischen Beinverstärker haben gehalten, doch für einen weiteren Sprung muss das Gewicht verändert werden", redete die Gestalt mit sich selbst, bis sie Paule erblickte.
Zumindest glaubte Paule das, da das Visier nun auf ihn gerichtet war.
"Wer bist du denn?", fragten beide gleichzeitig, wobei der Zwerg in seiner Rüstung noch ein "äh" in die Frage hineinbrachte.
"Ich bin Bett-Män", erklärte Paule entschlossen und stemmte demonstrativ die Hände in seine Hüften. "Ich bind er neue Beschützer von Ankh-Morpork. Und wer bis du?"
"Ich...äh...bin...äh...Eisen-Män."

"Und du weiß nicht, wo sich Helmi nun befindet?", fragte Valdimier Jargon, während sie zurück zum Wachhaus gingen.
"Nein, leider nicht."
"Hmm, die ganze Sache gefällt mir überhaupt nicht", murmelte der Vampir. "Nicht, dass er einem der Ankh-Männer in die Falle gegangen ist."
Kaum hatte er seine Befürchtung ausgesprochen, trafen sie auf den ersten Mob, der mit Fackeln und Mistgabeln ausgestattet war. Zwar war es nur eine sehr kleine Gruppe von vier Personen, doch ihre Rufe, die sehr nach "Wech mach mit der Wache!! Ankh-Män ist da.", klangen, waren dadurch nicht weniger beunruhigend.

21.06.2009 22: 26

Septimus Ebel

Während Annegrat dahin brauste, gab Septimus den Plan auf sich den zurückgelegten Weg zu merken und konzentrierte sich stattdessen darauf sich festzuhalten. Das war keine leichte Aufgabe. Die erste Zeit war die Frau sanft und zielstrebig geflogen, doch nun brach ihr Flug immer wieder ab. Sie sanken ein paar Meter in die Tiefe und gewannen dann plötzlich wieder Höhe.
Septimus Blick heftete sich auf die Haut der Flüchtenden, die jemand mit Schlamm bestrichen hatte. War es tatsächlich diese Kriegsbemalung, die es der Frau ermöglichte aus dem Wachhaus auszubrechen und zu fliegen? Fasziniert sah er zu, wie sich verkrustete Schlammteile von dem Gesicht lösten und hinunterfielen.
Irgendwann konnte Annegrat auch die Richtung nicht mehr sicher kontrollieren. Ihr Zick-Zack-Kurs schlug dem Gnom ordentlich auf dem Magen. Aber irgendwie machte es auch ein wenig Spaß. Er versuchte etwas höher zu klettern, um in die etwas geschütztere Kapuze zu gelangen, denn der Wind pfiff ihm kalt um die Ohren.
In einer besonders scharfen Kurve gelang es dem Hauptgefreiten kurz einen Blick auf die Straßen unter ihm zu erhaschen. Er sah Fackeln und große spitze Gegenstände und viele Leute.
Im nächsten Moment waren sie fort und er sah nur noch das Leuchten der Stadt und der Sterne. Annegrat seufzte. Es kostete sie Kraft vorwärts zu kommen. Sie machte jetzt immer häufiger auf dem einen oder anderen Dach Halt, um sich auszuruhen.
Schließlich sprang sie hinab auf eine Straße, die Septimus bekannt vorkam. Sie waren vor einer großen alten Villa gelandet, die wohl in besseren Zeiten weiß gewesen war. Während Annegrat sich mühsam aufrappelte, versteckte sich der verdeckte Ermittler tief in ihrer Kapuze. Er war ganz still, aber sein Herz pochte laut.

21.06.2009 23: 56

Carisa v. Schloss Escrow

Carisa sah sich das Schauspiel, das sich ihr bot, von oben an. Gut getarnt, sie hockte neben einem Artgenossen, blickte sie in den Hinterhof, indem Mimosa sich gerade umsah.
Die Wasserspeierin hatte den Kommandeuren per Taube über das Treffen von Mimosa und Schreibviel informiert und hatte die Anweisung bekommen, vor Ort zu bleiben und unauffällig das Ganze zu beobachten. Geschickterweise war der Hof so gestaltet, dass sie ohne weiteres dem Gespräch der beiden folgen konnte. Schreibviel war nach Mimosas Ankündigung den Hof inspizieren zu wollen verdutzt stehen geblieben und hatte ihr einige Minuten zugesehen. Dann war er wieder auf sie zugegangen und wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, als ein Knall alle drei hochfahren ließ.
"Was war das?" fragte Mimosa erschrocken und fiel für den Bruchteil einer Sekunde aus ihrer Rolle. Dann fing sie sich wieder und gab ganz die interessierte Journalistin. "Das kam von da drüben", sie deutete mit dem Finger in die Richtung des Geräuschs. "Lass uns nachschauen gehen, was das war!"
Schreibviel wollte etwas erwidern, aber da war Mimosa schon vom Hof gerannt.
"Aber wir müssen hier warten, sonst...", rief er ihr hinterher, bevor er sich selbst in Bewegung setzte.
Carisa schaute sich um. Das Geräusch war ganz aus der Nähe gekommen. Höchstens 2 Häuserreihen weiter. Flink kletterte sie in die entsprechende Richtung und blickte nach kurzer Zeit auf den Krater an dessen Rand sich eine kleine Gestalt in metallischer Bekleidung und eine massige Gestalt in Bettlaken gegenüberstanden.
"Wer bist du denn?" hörte sie fast synchron beide sagen.
Dann wurde ihre Aufmerksamkeit von Mimosa unterbrochen, die um die Ecke stürmte, gefolgt von einem keuchenden Theobald Schreibviel.
Bett-Män, Eisen-Män, Theobald und Mimosa starrten sich abwechselnd an.
Mimosa fand als erste ihre Sprache wieder.
"Noch mehr Superhelden?" fragte sie.
Wie zur Bestätigung antwortete Paule: "Ich bin Bett-Män, der einzig wahre Superheld dieser Stadt!" Gefolgt von einem eher gestotterten "Nein, ich bin der einzig wahre Held, Eisen-Män!"
Mimosa schaute zum Himmel und entdeckte Carisa, die ihr ein kurzes Zeichen gab, das Mimosa erwiderte. Beide hatten Braggasch erkannt, der wiederum Mimosa erkannt hatte. Einen Moment blickten sich alle Beteiligten nur verwirrt an.
In Theobalds Augen begann es zu Glitzern. Das war DIE Story.
"Wie schön, dass man gleich zwei Superhelden auf einmal trifft", sagte er. "Ich bin Theobald Schreibviev von Kurier und das ist meine reizende Assistentin Emilia von Traunstein", er zeigte auf Mimosa. "Hätten die beiden Herren Interesse an einem Interview?"

22.06.2009 12: 03

Jargon Schneidgut

"Was soll das denn?!", entfuhr es Vladimier. Die 'zornige Meute' blieb stehen. Einer der Vier musterte den Feldwebel.
"Wen haben wir denn hier?", sagte er dann in einem Tonfall, der eigentlich auf Ärger hindeuten sollte, aber offensichtlich hatte er nicht genug geübt.
"Einer der tyrannischen Unterdrücker, die dem ehrlichen Steuerzahler das Geld aus der Tasche ziehen, nur um dann faul herumzulungern und die Akten verstauben zu lassen?"
"Das müssen wir uns nicht gefallen lassen!", entgegnete der Vampir kühl und machte eine auffordernde Geste, damit die Unruhestifter beiseite wichen. Doch die dachten nicht dran und hoben ihre Facklen und Mistgabeln.
"Nieder mit der Stadtwache! Hoch lebe Ankh-Män!"
"Im Namen des Gesetzes fordere ich euch auf, den Weg freizumachen!"
"Das Gesetz kann uns mal!", kam es von weiter hinten. Einige weitere Bürger hatten sich den Vieren hinzugesellt.
"Dafür könnten wir euch alle ins Gefängnis stecken!", meldete sich Jargon zu Wort, allerdings schienen auch diese Drohung keinen Erfolg zu erzielen.
"Schnappen wir sie uns!", rief jemand und die Meute setzte sich in Bewegung. Die Wächter wichen zurück.
"Bleibt wo ih seid!", rief der Gefreite entsetzt. Die Angst hatte sich inzwischen angestaut und ein tief verwurzelter Instinkt kroch in seine Beine. Schließlich begannen die durch Jargons Rufe noch weiter angestachelten Aufrührer, auf die Beiden zuzurennen.
"Aaaaargh!", schrie der Gefreite, drehte sich um und sprintete davon. Vladimier folgte ihm, bewahrte aber einen kühlen Kopf. Die Meute rannte ihnen nach.
"Bewahr deine Ruhe Gefreiter! Planloses Davonrennen hilft uns hier nicht!"
Der Vampir schloss mühelos zu Jargon auf und rief: "Ich laufe zum Wachhaus! Lenk du sie auf eine andere Spur!"
"Na- na schön!"
Van Varwald nickte ihm zu und spurtete dann in eine Seitengasse.
Was tu ich jetzt?!, schoss es durch das Panikerfüllte Gehirn des Gefreiten.

"Äh, und ich habe hier eine spezielle Vorrichtung, die äh, meine Sprünge verstärkt."
"Ah, sehr interessant. Und wie wollen sie das Verbrechen bekämpfen?"
"Wie, äh, meinen sie das?"
"Haben sie irgendwelche besonderen Kräfte?"
"Oh, äh, ja, sehen sie, ich besitze nicht in dem Sinne spezielle Kräfte, aber ich habe besondere, äh, Vorrichtungen, die-"
"Pah, alles nutzlos!", unterbrach Bett-Män die Erklärungen des Zwergs.
"Sehen sie doch, wie unhandlich das Ganze ist. Man benötigt leichte, äh-ro-düna, äh, mische Kleidung, so wie ich sie trage. Diese Bettdecke schützt vor Kälte und Nässe und-"
"Äh, das bezweifle ich. Wenn dieses, äh, Ding nass wird, wird es schwer und unhandlich. Äh. Weil es aus Stoff ist."
"Ah, Eisen-Män scheint also sehr gebildet zu sein", sagte Mimosa und schrieb etwas auf ihren eigenen Block.
"Ja, richtig", bestätigte Theobald.
"Pah, alles Angeberei! Der Winzling weiß doch noch nicht mal, wie man 'Übermänschliche Kraft' schreibt!"
Mimosa unterdrückte ein Seufzen und gab sich interessiert. Das konnte sich noch ewig so hinziehen...

23.06.2009 17: 02

Mimosa

Ich muss UNBEDINGT zur nächsten Einsatzbesprechung, dachte Mimosa. Kaum guckt man mal in eine andere Richtung, dreht jemand durch!
Andererseits versprach diese Sache interessant zu werden. Sie holte einen Ikonographen aus der Tasche und knipste mehrere Bilder von Eisen-Män, Bett-Män und Theobald. Als sie Braggasch anvisierte, warf sich dieser stolz in die kaum vorhandene Brust und mimte eine, wie er glaubte, heldenhafte Pose. Mimosa musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszuprusten, und gab dem Kobold im Ikonographen den Befehl, dieses Bild dreimal zu pinseln. Einmal für den Kurier, einmal für ihren Bericht und einen Abzug für die Kollegen, die einen guten Lacher immer zu schätzen wussten- besonders wenn er auf Kosten eines anderen Wächters ging.
Irgendwo hinter ihr ertönten laute Geräusche und Schreie. Mimosa hörte mit einem Ohr hin, während sie sich weiterhin auf die beiden streitenden Superhelden konzentrierte. Eine brüllende Menge pro Tag war völlig normal in Ankh-Morpork, und sie hatte im Moment sowieso etwas anderes zu tun. Eisen-Män und Bett-Män stritten sich gerade über die vorteilhafteste Heldenpose, während Theobald begeistert seinen Notizblock vollkritzelte. Mimosa konnte sich nicht entscheiden, wer von den beiden lächerlicher aussah, und hatte mittlerweile fast keine Farbe mehr im Ikonographen.
Die Geräuschkulisse hinter ihnen schwoll immer mehr an, und plötzlich stürmte Jargon um eine Ecke. Er blieb wie angewurzelt stehen, als er die Szene vor sich betrachtete. Braggasch präsentierte gerade seinen mit Muskelkonturen verzierten Brustpanzer.
"Hallo?" versuchte es Jargon. Hinter ihm stürmten einige Bürger auf den Platz.
"Jaaa! Ankh-Män knöpft sich die Wächter vor!" tönten Rufe aus dem Mob, als sie die Szene sahen. Ein paar Männer griffen nach Jargon und schubsten ihn in Richtung Eisen-Män und Bett-Män.



24.06.2009 9: 04

Breda Krulock

Breda hatte das Gebiet weiträumig umkreist und das Geschehen von Oben aus beobachtet. Sie musste sich eingestehen, dass sie manchen Dingen nicht ganz folgen konnte, denn anstelle des eines Ankh-Mäns waren nun zwei, beziehungsweise drei unterschiedlich gekleidete Helden unterwegs, alle fliegend, hüpfend oder springend. Zwei der komischen Gestalten hatten nach kurzer Zeit angehalten und standen nun dicht beisammen in der Nähe des Drachenlandeplatzes. Nummer 42 [1] entschloss sich zu einer Einzel-Expedition. Leise löste sie sich von ihrem Schwarm und begann in einem steilen Senkflug sich den Helden zu nähern. Die immer schwärzer werdenden Nacht verhüllte die kleine Gestalt gut vor ungewollten Blicken und leicht tapsig ließ sie sich auf einer der windschiefen Regenrinne nieder um sich mit einem leisen fiep kopfüber zu hängen. Gespannt beobachtete sie, wie sich zwei weitere Gestalten den Helden näherten und ein Gespräch begann.
Der Rest des Schwarms vollführte weiterhin seine Runden und hatte den ersten Superhelden gut im Blick, als sich eine vierte, offensichtlich eine sich sehr schwer tuende Gestalt ins Blickfeld schob. Auch diese war in das typische Ankh-Män Kostüm gehüllt und hielt gradewegs auf ein Gebäude im Bachlosen Weg zu, welches Breda als das Anwesen vom Komischen Kauz identifizierte. Sie hatte diese Adresse in den Unterlagen der Diebesgilde ausfindig gemacht und war sich nun ziemlich sicher, dass es sich hierbei um das Hauptversteck der Ankh-Män Vereinigung handelte. Da alle anderen Wächter mehr oder weniger eingespannt waren, traf Breda eine Entscheidung.

Ankh-Män indes flog geschmeidig und anmutig über die dunklen Dächer der Stadt, als er das Ankh Symbol im Schlamm entdeckte. "Ah, na endlich!", dachte er bei sich und nach einer letzten Showrunde setzte zur Landung an. Mit kleinen Trippelschritten tanzte er über die Kruste des Ankhs und hinterließ hier und da kleine Abdrücke, die sich mit einem leisen Knacken zurückformten. Mit einem Salto - Mortale sprang er hinauf auf die kleine Brücke, stützte sich am Brückengeländer ab, Hände fest um das kalte Eisen gekrallt und die Beine kerzengrade in die Luft, um dann langsam rückwärts fallend auf der Brücke zu landen. Dabei hatte er beide Hände in die Hüfte gestemmt, Brust raus und Kinn nach oben, ganz wie im Lehrbuch.
"Ich bin der Retter der die Nacht durchpflückt!" fing er an.
"Ich bin der der alte Kaugummi, der am Steifelabsatz des Verbrechens klebt! Ich bin der ohrenbetäubende Fingernagelkratzer an der Schiefertafel der Gerechtigkeit! Ich bin Ankh-Män! Und ich werde diese Stadt erretten!"
Erwartungsvoll hielt er die Luft an, denn jeden Augenblick müsste ein ohrenbetäubender Jubel auf ihn niederprasseln und ihn lobpreisen. Kleine Sternchen tanzten vor seinem inneren Auge, als der Sauerstoffmangel sein Hirn erreichte. Als weiterhin jeglicher Jubel ausblieb, verengten sich seine Augen zu kleinen Schlitzen und die Umrisse vor ihm wurden schärfer.
"Was soll das?" Sich umschauend nahm er eine kleine, verbogene Brille aus einer der Cape - Innentaschen. Die Welt vor ihm wurde klar. Dennoch sah er niemanden, der ihn huldigen konnte. Prüfend warf er einen Blick zurück auf den Fluss, wo das frisch Hineingekratzte Zeichen noch deutlich zu erkennen war.
"Warum sagt mir nie jemand etwas, wenn der Plan geändert wird?" Fragte er in die Nacht hinein. Anstelle von einer Antwort hörte er die Schreie und Rufe des davon ziehenden Pöbels und mit einem Schulterzucken ging der Superheld der ganzen Sache mal nach.

"Du, Rekrut!" Kannichgut Zwiebel stieß dem jungen Edward von Dort in die Seite. "Ich glaub, dein Dienst ist gefragt."
"Wasn? Wieso?" schmatzte der Junge und rieb sich seine verschlafenen Augen. Gequält zog er sich an der Balustrade des Klackerturm hoch, wo er die vergangenen Stunden mit dem Seals verbracht hatte und zog zischend die Luft ein, als ein pelziges kleines Etwas in anstarrte.
"Ich glaube, sie nennt sie Nummer 42." Kannich kratzte mit seinem Finger sachte am Kinn der Fledermaus, die daraufhin den Kopf nach hinten neigte. Ein leichtes Gurren zu vernehmen. Als er den verstörten Blick des Rekruten bemerkte, zog er die Hand weg.
"Breda will ihre Sachen haben, der Schwarm ist dort."
Am Horizont erkannten die beiden Wächter einen dichten Schwarm, der ungeduldig zu sein schien, denn die Kreise die er zog wurden immer hektischer.
"Ich ... ich denke ich sollte mich beeilen."
Nummer 42 schlug mit den Flügeln und zeigte Edward den Weg zur Villa.


24.06.2009 15: 21

Helmi Bernstein

"Also verließ ich den Kanal und - siehe da! - ich war im Keller des Wachhauses. Dann kam ich sofort hierher, um Meldung zu erstatten."
Der Kommandeur musterte den verdreckten Zwerg, der vor seinem Schreibtisch saß und etwas unsicher die Reaktion des Vorgesetzten erwartete.
"Und... du kannst dich wirklich nicht daran erinnern, wie du dein Gefängnis verlassen konntest?" Araghast konnte die Geschichte, die dieser latent inkompetente Gefreite ihm auftischte, immer noch nicht ganz begreifen: Sie enthielt eine große Lücke. Wenn Bernstein nur wüsste, wo er gefangengehalten wurde, dann wüssten wir auch, wo das Hauptquartier dieser Wochenendhelden ist...
"Oh, noch etwas, Sir: Auf dem Weg hierher - fragen Sie mich bloß nicht, wo - , konnte ich eine Menge Stimmen hören. Dann folgten einige wenige schnelle Schritte, die vorbeizogen, und diesen folgte eine ganze Menge" - Helmi gestikulierte bei diesen Worten wild herum - "schnelle Schritte. Die Stimmen klangen äußerst... erregt, und ich glaube, ich habe mehrmals das Wort "Wächter" aufschnappen können, oftmals in Verbindung mit weniger sittenfreundlichen Ausdrücken."
"Verdammt! Ich wusste, dass uns diese ganze Helden-Geschichte irgendwann Scherereien machen würde! Geh zur Klackeranlage und gib allen Wachhäusern die Weisung, die Fenster zu schließen und... irgendetwas zu tun, damit der eventuelle eintreffende Mob nich von allen Seiten hereinkommen kann. Es darf jedoch kein abweisender Eindruck entstehen: Die Eingangstüren müssen geöffnet bleiben, bis es nicht mehr anders geht! Und keine exzessive Gewalt!"
Helmi machte einen hastigen Schritt zur Tür hin, dann schien ihm jedoch etwas einzufallen, und er hielt an, wobei er stolperte und sich an der Tür festhielt.
"Was ist denn los, Mann!?" herrschte der Kommandeur ihn an, doch bevor Helmi erwidern konnte: "Ich habe keine Klackerausbildung, Sir!", wurde er von Feldwebel Varwald unterbrochen, der die Tür mit energischem Schwung öffnete (was Helmi an die Wand beförderte).
"Kommandeur! Gefreiter Schneidgut und ich wurden von einem wütenden Mob attackiert, der es offenbar auf Wächter abgesehen hat! Ich denke, wir konnten entkommen, aber der Mob ist noch immer unterwegs. Es herrscht eine gewisse explosive Stimmung auf der Straße, könnte man sagen. Da braut sich nichts Gutes zusammen!"
Einen Moment lang herrschte Stille im Büro. Helmi stand gegen die Wand gedrückt, Varwald in der Tür. Alle drei beobachteten den Kommandeur, und lauschten gleichzeitig den fernen Rufen der wütenden Menge.
Schließlich ging Breguyar schnellen Schrittes aus dem Büro. Er drehte sich auf dem Absatz um und sprach mit fester Stimme zur Luft: "Bernstein, du führst meine Order aus. Wenn du nicht weißt, wie, denn ich schätze, das wolltest du mitr eben mitteilen, dann besorg dir jemanden, der es kann. Kehr dann zu mir zurück. Der Rest kommt mir mir mit. Dies ist ein guter Moment für psychologische Kriegführung..."
Wieder herrschte einen Moment lang Stille. Dann meinte der Feldwebel langsam: "Es ist nur ein Mob..."
"Das weiß ich", erwiderte Araghast zerknirscht. "Nichtsdestotrotz ist es ein guter Moment dafür. Los jetzt!"

24.06.2009 19: 35

Valdimier van Varwald

Kommandeur! Gefreiter Schneidgut und ich...
Valdimier war sich sicher, dass es die Aufregung war, die ihn plötzlich so förmlich werden ließ. Doch darüber sollte er sich in diesem Moment lieber keine Gedanken machen.
"Bregs, wird das wieder eine von diesen Heiße Schokolade für jeden Mobteilnehmer Geschichten?", fragte er Araghast, während er ihm durch das Wachhaus folgte.
"Aber sicher doch. Wenn es ein gutes Mittel gegen einen Mob im Anfangsstadium gibt, dann die Schokoladentaktik."
"Aber haben wir denn überhaupt genug Schokolade da? Ich erinnere nur an das letzte mal, als die Schokolade plötzlich alle war und man sich im Mob dann untereinander um die Reste geprügelt hat."
"Keine Sorge. Seitdem haben wir immer einen Mindestvorrat in der Vorratskammer. Außerdem kann es uns nur recht sein, wenn sich die Leute untereinander auf die Nase hauen. Das nimmt die Aufmerksamkeit von uns."
Valdimier zuckte mit den Schultern.
"Wie ich die Bürger hier kenne, beschwert man sich dann aber sicher über uns, da wir nicht eingegriffen haben um dem Mob zu helfen, der uns kurz vorher lynchen wollte."

25.06.2009 10: 27

Carisa v. Schloss Escrow

Nachdem alle Anweisungen gegeben waren, der Kommandeur und Valdimier van Varwald warteten in der Kantine auf die Fertigstellung der heißen Schokolade, stürmte ein Rekrut mit einem Zettel in der Hand hinein und schaute sich suchend um.
Als er gefunden hatte, wen er suchte, holte er tief Luft, sammelte sich und trat auf Araghast zu, salutierte und sagte: "Kommandeur! Hier ist eine Naubentachricht...äh..."
Der Rekrut schluckte, Schweißtropfen traten auf seine Stirn, als er erneut zur Meldung ansetzte.
"Ich...äh...ich...habe hier...", erneutes Stocken.
"Gib schon her!" herrschte der Kommandeur ihn an. "Bringt man euch bei GRUND nicht mehr bei, wie man eine vernünftige Meldung macht?" Er riss dem mittlerweile zitternden Rekruten den Zettel aus der Hand, las kurz und reichte die Nachricht dann an Valdimier weiter. "Wegtreten!" hieß er den noch immer salutierenden Rekruten an, der so schnell er konnte das Weite suchte.
"Scheinbar treffen sich also alle am Drachenlandeplatz", sagte Valdimier relativ emotionslos. "Was meint Carisa denn damit, dass Braggasch da als Eisen-Män auftritt?"
Araghast zuckte mit den Schultern. Er dachte an die Zeichnung, die noch immer auf seinem Schreibtisch lag.
"Wir sollten zusehen, dass wir schleunigst dorthin kommen, wenn wir nicht wollen, dass einer unserer Kollegen verletzt wird. WIE WEIT IST DIE SCHOKOLADE!?" brüllte er Richtung Küche.

Carisa überlegte derweil, wie sie in die Sache eingreifen konnte. Nach kurzer Zeit entschied sie sich, erst mal abzuwarten.
Unten im Hof wurde Jargon gerade umhergeschubst und Eisen-Män sowie Bett-Män standen unbeholfen dabei, so als wüssten sie nicht so recht, was jetzt von ihnen verlangt wurde.
Theobald und Mimosa standen etwas abseits, er kritzelte wie wahnsinnig in seinen Notizblock, sie ikonographierte.
Vor einigen Minuten hatte die Korporal Nummer 42 wegfliegen sehen und fragte sich, was wohl Breda gerade trieb. Alles in Allem hoffte sie, dass der Kommandeur bald eingreifen würde, denn sie allein konnte definitiv nichts tun. Die zwei Superhelden unten im Hof schienen ebensowenig zu wissen, was sie nun gegen einen solchen Mob machen sollten.

Die Wasserspeierin blinzelte und bewegte langsam ihr rechtes Bein um eine etwas bequemere Position zu finden, als sie das Flattern eines Capes vernahm, gefolgt von einem leisen Fluchen und dem Abbrechen des Flatterns. Ankh-Män war auf dem gegenüberliegenden Dach gelandet. Allerdings war die Art und Weise wie nicht ganz so elegant wie vorhin auf dem Ankh. Er war über einen Vorsprung auf dem Dach gestolpert. Jetzt lief er langsam zum Rand des Daches und blickte in den Hof, um sich dann umzusehen, seine Brille aus dem Cape zu nehmen und noch einmal in den Hof zu blicken.
Carisa konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. Ankh-Män hatte also eine Augenschwäche. Das hatte sie nicht erwartet.

25.06.2009 10: 55

Braggasch Goldwart

Braggasch sah von Jargon zu dem anderen Helden und wieder zurück - und das nun schon sied einigen Minuten. Auf solche Situationen war er absolut nicht vorbereitet... er hatte ja nicht geahnt, dass diese Superheldensache so viel Aufmerksamkeit der Bevölkerung nach sich zog.
Mehr aus dem Wunsch heraus, endlich etwas zu unternehmen, als aus gesundem Zwergenverstand, machte der Gerüstete einige große Hopser nach vorne, griff sich den jungen Gefreiten und schob ihn hinter sich.
Ein bibberndes, "Bra-braggasch, bist du...?" ertönte in der Bewegung, aber Goldwart hob schon zu einer Ansprache an, die wohl als die dämlichste Rede eines Helden in die Analen der Scheibenwelt eingehen würde.
"Äh... ihr... Leute! Dies ist ein, äh, ein, äh, Anhänger... nein, wie heißt das Wort... äh... Mitglied der Wache! Ihr dürft ihm nichts, äh, tun."
Die Menge verstummte langsam. Dann schrie einer: "Warum?"
Braggasch rhetorische Künste gerieten ins Straucheln. "Weil... äh... weil... äh... wer soll denn aufpassen, wenn wir, äh, Superhelden mal Urlaub machen?"
"Wer bist du überhaupt?", kreischte nun ein Frauenstimme aus dem Mob.
"Ich? Äh... ich bin... Eisen-Män."
"Das ist ja ein selten bescheuerter Name."
"Der ist überhaupt, äh, nicht bescheuert!", verteidigte sich der Zwerg. "Höchstens ein bisschen... äh... dann bin ich eben... Rüstung-mit-Visier-und-Verstärkungs-Hydraulig-in-den-Beinen-und-differenzierungs-Gelenk-protesen-und-"
"Er ist ein Niemand!", ertönte die volle und wohlklingende Stimme eines Mannes.
Alle, inklusive der beiden Helden, des Gefreiten und der beiden Reporter, sahen nach oben, und erkannten eine heroische Gestalt im unverkannt schlammfarbenen Cape auf einem Dach stehen.
"Ich bin Ankh-Män.", intonierte er und sprang elegant zu der Menge herunter. "Und diese beiden hier sind nichts als Scharlatane."
Der Mob lies ein anerkennendes "Huuuuuu..." hören.
"Das ist eine... äh...", stotterte Goldwart.
Bett-Män pflichtete ihm mit: "Stimmt ja gar nich!" bei.
Ein Schrei.
Ein Krachen.
Alle Köpfe drehten sich zu der neuen Rauchwolke, die keine zehn Meter von ihnen entfernt im Trümmerfeld entstanden war. Eine Gestalt trat daraus hervor.
Die Menge reagierte wie bei einem guten Feuerwerk. "Aaaaahhh..."
Dann: "Das ist auch Ankh-Män!"
Verwirrung entstand.
"Nein-nein!", rief die neue Gestalt unsicher. "Es gibt ja nur einen Ankh-Män... ich bin... Ankh-Wumän!"
"Ooooohh...", belohnte der Mob diese Aussage.
Ankh-Män nutzte die neu entstandene Situation aus. "Und wir beide: Ankh-Män und Ankh-Wumän, werden es mit den Betrügern aufnehmen!"
Tosender Beifall brach los.
Wortlos schoben sich Braggasch und Bett-Män mit den Rücken aneinander, als die beiden Superhelden langsam auf sie zu kamen, wobei der eine leicht unsicher, der andere leicht schwankend wirkte.
"Wir haben, äh, ein Problem...", zischte der Wächter in Dose leise.
"Ganz meine Meinung. Waffenstillstand?"
"Äh... Waffenstillstand."
Dann griffen die Ankh-Mäns an.

25.06.2009 15: 12

Breda Krulock

Edward von Dort hetzte keuchend durch die Gassen. Zum einen weil er eine dringende Nachricht von dem Lance-Korporal Krulock erhalten hatte und zum Anderen, weil er von einer kleinen, aber äußerst aufgebrachten Menge vorfolgt wurde. In einem unbedachten Moment wäre er ihnen beinahe in die Arme gelaufen, nur ein abruptes unterbrechen der Rotationen seiner Beine mit dem dazugehörigem Stolpern und Ausrutschen bewahrte ihn, und ganz besonders sein linkes Auge vor, der Spitze einer rostigen Heugabel.
"Da, ein Wächter!" Brüllte ihm Alkoholgeschwängerter Atmen entgegen. "Schnappt ihn!"
Er hatte sich so schnell wie möglich aufgerappelt und war davon gerannt. Zwar kam ihn das ein wenig, nun, falsch vor. Immerhin war er zur Wache gekommen, um solchen Situationen besser oder zumindest anders entgegen zuwirken, aber auf der anderen Seite empfand er diese Lösung momentan als die Beste. Und so rannte er, laut fluchend und ohne sich weiter umzusehen, Richtung Pseudopolisplatz. Heute war wirklich nicht sein Tag: Erst dieser wahnsinnig langweilige GRUND Unterricht über Verkehrszeichen und -Farbsysteme, dann dieser spezial-Auftrag für die Krulock mit sinnlosem Herumgeirre durch die Stadt und Warterei, bis Madam mal soweit ist und dann auch noch genau dann in die Strasse abzubiegen wenn sich die Vampirin wieder materialisiert. Er könnte sich selbst dafür ohrfeigen rumgestammelt zu haben wie ein Kind. Aber sie war einfach auf ihn zugekommen, ohne auch nur ein Wort über ihre Nacktheit zu verlieren, als ob es selbstverständlich für sie wäre. Nun, vielleicht war es das auch für sie.
Bevor er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, erreichte er das Wachhaus. Zu seiner Verwunderung jedoch waren die Türen speerangelweit geöffnet und einige Wächter hatten eine Art Tisch improvisiert. Als er näher kam sah er einen großer Kessel neben dem Tisch, unter welchem ein kleines Feuer loderte. Um ihn herum standen Leute wie auch Wächter die sich unterhielten. Es war eine trügerisch ruhige Atmosphäre und der Duft von Schokolade in der Luft. Edward griff sich einen seiner Rekruten Kollegen.
"Sag mir, wo ist der Kommandeur? Ich habe eine Nachricht!"
"Ah, du auch." Der Angesprochene hatte sein Erlebnis mit dem Kommandeur bereits verdrängt. "Der ist nicht mehr da. Eine andere Nachricht erreichte ihn zuerst. Deine muss dann wohl warten." Der namenlose Rekrut entnahm den Sack in seiner Hand einige Becher. "Hier, helf uns ausschenken."

Noch aus der Luft heraus hatte Breda den Ankh-Män beobachtet wie er, oder sie, in das Haus ging. Dafür nahm Ankh-Män einen durch einen Rosenbusch verdeckten Eingang im Garten, hinter dem großen Schuppen. Sie hoffte innig, dass der Rekrut ihre Nachricht schnellstmöglich an Bregujar überbringen würde, denn alleine könnte sie hier nichts ausrichten. Und bevor sie keine Unterstützung seitens ihrer Truppe erwarten konnte, hieß es Vorsicht walten zu lassen.
Nachdem sie sich wieder angekleidet hatte, bahnte sie sich einen Weg durch das dichte Gebüsch um das Anwesen herum. Sie erwartete eine Wache oder einen scharfen Wachhund oder sonst irgendeine art von Wachsystem, wurde aber enttäuscht. Ohne Probleme gelang sie zu dem versteckten Eingang und fand am Türknauf Spuren von Schlamm. Als sie danach griff, schwang die Tür knarrend auf und zeigte einen schummrig erleuchteten Gang. Die Vampirin hielt für einen Moment inne und starrte dann auf ihre immer noch ausgestreckte Hand, welche den Türknauf noch nicht einmal annähernd berührt hatte. Trotz der offensichtlichen Falle ging sie hinein und die Tür schloss sich ebenso knarrend hinter ihr wie sie sich geöffnet hatte.

Der Mann namens Komischer Kauz sah dem Spektakel auf der Strasse aus dem Fenster seine Kutsche aus zu. Beide Hände am Kinn gefaltet lächelte er über die vereinzelten Mistgabel - und Fackelträger. Natürlich hatte er von den Unruhen und den vergeblichen Aktionen der Wache gehört, Annagrat hatte ihm ausreichen Informationen geben können wie verzweifelt die Stadtwache an diesem Fall nagte. Danach musste er sie natürlich im Keller unterbringen, was ja wohl nur verständlich war. Immerhin war die Wache nun im Besitz von einem der Eier, was oberflächlich gesehen nicht besonders Vorteilhaft war. Aber seine neueste Erfindung war um einiges Stärker und nun er machte sich schnellstens auf den Weg, um seine Geheimzutat abzuholen. Zum Drachenlandeplatz hatte er einen weiteren Ankh-Män schicken lassen. Es war ihm egal, welcher seine Angestellten diesen Job übernahm, es ging ihm nur darum, dass den Bewohner klar wird, das wenn es mit einem Superhelden schon so sicher war, wie es dann erst mit zweien werden würde. Er wollte die Wache als gänzlich unbrauchbar darstellen, und es schien ihm immer besser zu gelingen. Und wegen dieser Tatsache konnte er es sich einfach nicht verkneifen einen kleinen Umweg am Wachhaus vorbei zu fahren.
Was er dort sah, amüsierte ihn noch mehr. Er gab seinem Kutscher das Zeichen zum anhalten und eine Wächterin kam sogleich auf ihn zu gerannt. Eine zierliche Hand reichte ihm eine Tasse heißer Schokolade durch das offene Fenster.
"Hier, für jeden gibt es einen Becher Kakao." Sagte die Wächterin und lächelte freundlich.
"Dankeschön!" Schlürfend nahm er einen Schluck. "Was ist denn der Anlass?" Fragte er unschuldig.
"Nun, der Kommandeur will zeigen, dass die Wache volksnah und kompetent ist und nicht so anonym wie Ankh-Män." Sie zeigte auf einen kleinen Button an ihrem Revers. Der Mann beugte sich ein wenig vor und las: "Wir sind das Volk. Klingt... nett. Nun dann, viel Spaß und vorallem: Erfolg." Mit einem weiteren Lächeln gab er seinem Kutscher einen Wink, und die Kutsche stobte davon Richtung Tor.


25.06.2009 19: 52

Araghast Breguyar

Nachdem Annegrat ohne weiter hinzusehen ihr Cape an einen Nagel gehängt hatte, hatte Septimus leise bis hundert gezählt und war aus der Kapuze geklettert.
Er befand sich in einem schwach beleuchteten Umkleideraum. In der Mitte des Zimmers stand eine Bank, an den Wänden waren Spinde aufgereiht. Septimus zählte sechzehn. An den Türen der meisten Spinde hing ein schimmelgelbes Cape.
Der Gnom ballte die Hände zu Fäusten. Das würde ganz und gar nicht einfach für den Ermittlungstrupp werden, dieses Nest auszuheben.
Die Tür des Umkleideraumes war lediglich angelehnt. Vorsichtig und immer im Schatten bleibend, pirschte sich Septimus heran und lauschte. Es war still. Der verdeckte Ermittler atmete tief durch und drückte sich durch den Spalt.
Vor ihm erstreckte sich ein ebenso schwach beleuchteter Flur, von dem links und rechts zahlreiche Türen abzweigten. An seinem Ende führte eine Treppe sowohl nach oben, als auch nach unten. Da die Türen offensichtlich nicht für die Benutzung durch Gnome konzipiert waren, blieb Septimus nichts anderes übrig, als die Treppe zu nehmen. Er entschied sich für unten. Lautlos glitt er Stufe um Stufe herunter und stand schließlich vor einer verschlossenen Tür, hinter der Stimmen ertönten. Es waren eine männliche und eine weibliche, die gesprochenen Worte konnte er jedoch nicht vernehmen. Gleichzeitig kitzelte ein muffiger Geruch, der entfernt an den Ankh erinnerte, die Nase des Gnoms und weckte seine Neugierde.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit endete das Gespräch und Stampfende Schritte näherten sich der Tür. Septimus drückte sich flach gegen die Wand. Mit einem Ruck wurde die Tür geöffnet und ein kräftiger Mann in einem eleganten Anzug kam herausgestürmt.
Jetzt oder nie, dachte sich Septimus und schlüpfte durch die Tür, gerade bevor sie wieder ins Schloss fiel.
Das Gewölbe, in dem er stand, war hell erleuchtet und hastig suchte Septimus unter einem in der Nähe stehenden Labortisch Deckung. Dann sah er sich um. Der Raum war fensterlos und das Licht stammte von einem Leuchter mit alchimistischen Lampen, der von der Decke hing. Die Wände waren mit allerlei Schränken zugestellt und Tische mit aufgebauten alchimistischen Geräten füllten den übrigen freien Raum. Der Boden war mit Stroh bedeckt.
Annegrat stand mit dem Rücken zu Septimus und rührte mit einem langen Stab in etwas, das sich offenbar in einer Vertiefung im Boden befand und die Quelle des Geruchs war.
Septimus zog seinen Flickenmantel enger an sich und zog seine Pinzette. Dann begann er, sich durch das Stroh zu wühlen.


Araghast hing an einem Fenstersims in einer Nebengasse des Drachenlandeplatzes und suchte mit den Füßen nach Halt, bis er einen halb herausgebrochenen Ziegelstein ertastete. Vorsichtig verlagerte er sein Gewicht um zu testen, ob seine Fußstütze hielt, und griff dann nach.
Insgeheim gestand er sich ein, dass er trotz allen Ärgers so viel Spaß hatte wie schon lange nicht mehr. Der Kommandeur trug seinen FROG-Kampfanzug und hatte sein Haar im Nacken zu einem festen Knoten gesteckt. Von seinem Gürtel hing sein Entermesser und in den Schäften seiner Stiefel steckten zwei Langdolche. Das einzige, was fehlte, war die Gnomin Venezia Knurblich auf seiner Schulter, sonst hätte es genauso gut ein lange zurückliegender FROG-Einsatz mit ihm als einfachem Mannschaftsgrad sein können.
Mit einem Satz sprang Araghast den letzten Meter zum Boden, fluchte beinahe lautlos über seine schmerzende Schulter und entnahm dem Beutel, den er sich über den Rücken gehängt hatte, ein Kästchen, aus dem eine Zündschnur herausragte. Er stellte den Kasten auf den Boden und zog eine Schachtel Streichhölzer aus der Tasche. Hoffentlich konnten Braggasch und der komische Ankh-Män-Nachahmer die beiden Superhelden lange genug hinhalten, bis er hier mit dem Ankh-Män-Köder fertig war...
Über ihm auf dem Dach saß Valdimier, beide Armbrüste mit mit Betäubungsmittel gefüllten Bolzen im Anschlag. Es musste einfach klappen. Araghast riss das Streichholz an und hielt es an die Zündschnur, die zischend Feuer fing. Mit einem schnellen Sprint brachte er sich einige Meter weiter hinter einer Regentonne in Sicherheit und wartete. Hoffentlich setzte das Betäubungsmittel die beiden Ankh-Männer oder Frauen oder was auch immer lange genug außer Gefecht, so dass er ihnen den Schlamm aus dem Gesicht kratzen konnte...


25.06.2009 22: 44

Valdimier van Varwald

Valdimier hatte keine Ahnung, was sich da in dem kleinen Kästchen befand, denn Bregs hatte irgendwie versäumt es ihm zu sagen. Zwar deutete eine Zündschnur immer auf etwas explosives hin, und aus diesem Grund ging der Vampir vorsichtshalber etwas in Deckung, doch die Wucht der Explosion hätte ihn trotzdem beinahe von den Beinen gefegt. Zwar gab es keinen Feuerball oder ähnliches, aber der Knall war ohrenbetäubend und die Druckwelle ließ so ziemlich alle Fensterscheiben in der Nähe zerbarsten. Doch der Lärm er Explosion dauerte nicht mal eine Sekunde und war dann nur noch als Echo in der Ferne zu vernehmen. Valdimier warf Bregs, der sich in weiser Voraussicht die Ohren zugehalten hatte, einen Blick zu und gestikulierte etwas mit den Armen, was soviel wie Was zu Hölle war das denn? bedeuten sollte. Doch ihm blieb nicht viel Zeit, denn schon wenige Sekunden nach der Explosion kamen die beiden selbsternannten Beschützer Ankh-Morporks angeflogen und inspizierten die Stelle der Explosion. Die Falle hatte also zugeschnappt. Jetzt musste er nur noch richtig zielen und...
Einer der beiden Ankh-Mäns musste ihn aus den Augenwinkeln bemerkt haben, denn er machte einen schnellen Schritt zur Seite und der Bolzen zischte an ihm vorbei. Sein Kumpane hatte allerdings weniger Glück. Der Bolzen traf ihn in die Schulter und die Wucht des Aufpralls lies ihn nach hinten stolpern und zu Boden stürzen.
"Eine Falle", brüllte derjenige, der dem Schuss ausgewichen war und hob sogleich ab.
Sein Kollege wollte aufstehen und es ihm gleichtun, doch das Betäubungsmittel schien schnell zu wirken. Er taumelte und stürzte wieder zu Boden.
Verdammte Axt, fluchte Valdimier in Gedanken, verwandelte sich in eine Fledermaus und flog dem Fliehenden hinterher.

Hinter der Regentonne versteckt hatte Bregs gesehen, wie einer der Bolzen sein Ziel verfehlt hatte und einer der Ankh-Mäns nun zu flüchten versuchte. Er hoffte, dass Valdimier ihn aufhalten konnte, doch darum durfte er sich jetzt noch keine Gedanken machen. Zuerst musste er selbst von hier weg, denn in der jetzigen Situation würde es sicher keinen guten Eindruck auf die besorgten Bürger machen, wenn sie mitbekamen, dass die Wache die Ankh-Mäns in eine Falle gelockt hatten. Er prägte sich die Richtung ein, in die der zweite Ankh-Män geflohen war und machte sich sogleich an die Arbeit. Aus den Wohnungen, deren Fenster gerade das zeitliche gesegnet hatten, waren wütende Flüche zu vernehmen und auch der Mob, der sich gerade noch bei Braggasch und den Anderen aufgehalten hatte, war, wie es die lauter werdenden Stimmen vermuten ließen, langsam auf dem Weg zu ihm. Er durfte also keine Zeit verlieren. Entschlossen griff er nach dem Cape des betäubten Ankh-Män und schleifte ihn, den leichten Schmerz in seiner Schulter ignorierend, hinter sich her. In einer kleinen Seitengasse stand der Dienstkarren der FROGs vor den, wie üblich, Schusi gespannt war. Es gab keinen Esel, der für eine schnelle Flucht besser geeignet war. Sich nicht von den näher kommenden Stimmen versunsichern lassend, hievte er den Superhelden auf die Fläche des Karren und nahm ebenfalls Platz. Mit geübten Griffen nahm er die Zügel in die Hand und zog die grünen Ohrschützer von dem Kopf des Tieres. Genau in dem Moment, als die ersten Personen des Mobs um die Ecke gebogen kamen, läutet er das kleine Glöckchen und Schusi schoss nach vorne. Panische Schreie erklangen, als sich die Bürger zur Seite warfen, während der Karren an ihnen vorbei donnerte. Ein fieses Grinsen bildete sich auf Bregs Gesicht. Der Mob dürfte erstmal kein Problem mehr für ihn sein. Jetzt musste er nur noch Braggasch einsammeln und dann konnte er die Verfolgung des anderen Ankh-Mäns aufnehmen.

Braggasch, alias Eisen-Män und sein kurzfristiger Verbündeter Bett-Män, wussten immer noch nicht so genau, was eigentlich gerade passiert war. Eigentlich hatten sie beide damit gerechnet, sich gegen die anstürmenden Superhelden zu verteidigen zu müssen, als plötzlich eine laute Explosion erklang. Sofort hatten die beiden Ankh-Mäns von ihnen abgelassen.
"Was war das?", hatte einer von ihnen gefragt, und dabei mit einer sehr weiblich klingenden Stimme gesprochen.
Sein, oder besser ihr, Kollege hatte schnell geschaltet.
"Bürger von Ankh-Morpork", verkündetet er der Menschenmenge die sich um sie versammelt hatte. "Was immer das war. Es klang gefährlicher als diese beiden Jammerlappen hier. Lasst uns erst dieses Problem beseitigen."
Mit diesen Worten, und dem tosenden Applaus der Menge, hoben die beiden ab und verschwanden in Richtung Quelle der Explosion. Der größte Teil des Mobs folgte ihnen und nur ein kleiner Teil blieb zurück um die beiden Scharlatane und den Wächter in Schach zu halten. Zwei Männer hielten Jargon an den Armen fest und fünf weitere hatten die beiden anderen Superhelden umstellt. Mimosa war ebenfalls noch da, hatte ihre Tarnung aber beibehalten.
"Sollen wir eine Flucht versuchen?", flüsterte Bett-Män Braggasch irgendwann zu.
Der Späher in seiner Spezialrüstung wollte gerade antworten, als plötzlich wie aus dem Nichts der Karren der FROGs auftauchte und unter lautem Getöse neben ihnen zum Stillstand kam.
"Keine Zeit für Erklärungen", brüllte Bregs. "Alle einsteigen."
Jargon war der erste, der reagieren konnte. Die Überraschtheit seiner Gegner ausnutzend, entwandte er sich aus ihren Griff und sprang auf den Karren. Braggasch und Bett-Män waren die Nächsten und auch sie kletterten hastig auf das Gefährt, was bedrohlich, unter der Last des Zwerges mit seiner Rüstung, zu knarren anfing. Einige der Bürger reagierten noch und versuchten den Karren zu stürmen, doch ehe sie sich richtig daran festhalten konnten, raste er auch wieder davon. Braggasch wusste gar nicht, wie ihm geschah. Die plötzliche Anfahrt und das rasant zunehmende Tempo drückten ihn in eine Ecke des Karren und nur mit viel Mühe gelang es ihm, sich langsam wieder aufzurichten. Erst dann fiel ihm der bewusstlose Ankh-Män auf, der sich ebenfalls in dem Karren befand.
"Befreit ihn mal von dem Schlamm", brüllte Bregs gegen den Fahrtwind an. "Dann kann er uns nichts mehr tun."
Sein Blick wanderte kurz in den Himmel.
"Außerdem fliegt hier irgendwo noch der andere rum. Valdimier ist ihm auf den Fersen, aber wir müssen ihn aufhalten, bevor er das Hauptquartier erreicht."
Jargon machte sich sofort daran, den Schlamm von Ankh-Män zu kratzen, tat dieses aber mit großer Vorsicht, um nicht den Halt auf dem Karren zu verlieren. Braggasch reckte stattdessen den Hals und starrte in den Himmel. Zwar malte er sich keine großen Chancen aus, etwas zu entdecken, da der Himmel doch recht groß war, doch dann sah er ihn.
"Da", rief er und deutete mit dem Finger nach rechts. "Äh..da oben...äh"
Instinktiv griff er nach seinem Visier und justierte das Fernrohr etwas.
"Äh...ich glaube Valdimier....äh...hängt an ihm...äh...dran und prügelt...äh... sich mit ihm in der Luft."
Araghast schaute zur Seite und erkannte die Gestalt in der Luft. Seine Flugrichtung schien alles andere als gerade zu sein.
"Alle gut festhalten", brüllte er und zog, ohne eine Antwort abzuwarten, an den Zügeln.
Ein Ruck ging durch den Karren als er mit einem kurzen Schleudern nach rechts abbog und die Verfolgung aufnahm.
Fast wie in alten Zeiten, ging es dem Kommandeur durch den Kopf und er hatte wieder dieses Grinsen auf dem Gesicht.

26.06.2009 0: 47

Septimus Ebel

Mimosa ließ den Ikonographen sinken und starrte mit leicht offenem Mund dem Karren hinterher.
"Los! Los! Machen Sie ein Bild, Emilia! Das kommt auf die Titelseite. Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir: ' Wache flieht vor der Gerechtigkeit des Volkes!' Machen Sie ein Bild, Emilia! Jetzt!" Schreibviel hopste aufgeregt. Voller Eifer schüttelte er den Arm der vermeintlichen Journalistin, während er mit der anderen Hand auf den Wagen deutete, der grade hinter einer Straßenecke verschwand - bedrohlich schwankend.
Emilia von Traunstein ließ ihre Arme weiter sinken und sah den vermeitllichen Schtar-Journalisten ernst an. Wie konnte er es nur wagen die Wache, von der sie ein Teil geworden war, so in den Dreck zu ziehen? Wie konnte er es wagen alles so falsch darzustellen? Ein guter Beobachter hätte wahrgenommen, dass sie sich beherrschen musste, um ruhig sagen zu können: "Ich glaube, das war genug Aufregung für heute."
Als hätte es jemand bestellt, läutete irgendwo eine Glocke Mitternacht.
Etwas zu fahrig steckte sie den Ikonographen weg und erklärte: "Ich werde jetzt schlafen gehen."
"Aber, aber die Bilder!", stotterte Schreibviel fassungslos. "Und ich dachte vielleicht hätten Sie Lust mal mit mir essen zu gehen, Emilia!"
Die verdeckte Ermittlerin riss sich von seinem Arm los und sagte mit zusammengepressten Lippen: "Gute Nacht, Herr Schreibviel"
Enttäuscht ließ der Mann von ihr ab.
In der Hoffnung, dass Carisa in der Nähe war, gab Mimosa ihr ein unauffälliges Zeichen und ging.
"Ich will die Bilder in sechs Stunden für die Morgenausgabe haben! Pünktlich!" rief Theobald ihr hinterher.
Ihr Schritt war ruhig, als sie den Drachenlandeplatz verließ. Erst, als sie sicher war, von der richtigen Person verfolgt zu werden, schlug sie den Weg in Richtung Wachehaus ein. Jetzt wurden ihre Schritte schneller.


Helmi Bernstein hatte seine Aufgabe gewissenhaft erledigt. Er war viel gelaufen, hatte jemanden gefunden, der die Nachricht weiterleiten konnte und dies dann auch getan hatte. Inzwischen war er zum Wachhaus zurückgekehrt und konnte dort sehen, dass die vom Kommandeur angeordneten Vorkehrungen bereits im vollen Gang waren. Jemand hatte sogar Waffeln organisiert und den Kaffeedämon der Kantine überredet eine Doppelschicht zu schieben.
Da er weder den Kommandeur noch sonst jemanden aus seiner Einsatztruppe im Wachhaus fand und nun ohne Auftrag war, beschloss Helmi, dass er sich durchaus einen Kakao gönnen konnte.
Dankbar nahm er das heiße Getränk von einer Wächterin entgegen. Er hob den Becher und atmete genüsslich den süßen Duft ein. Hach, diese feine Note, diese Wärme in den Händen, der feine Schaum auf der sahnig-braunen Oberfläche, für einen Moment das Gefühl seine Arbeit heute gut erledigt zu haben ... ein gutes Gefühl. Helmi führte den Becher zu den Lippen und schloss voller Vorfreude die Augen.
Aber was war das? In die verführerische Süße des Kakaoduftes schlich sich ein fauliger Geruch. Jetzt war er ganz eindeutig da und wehte plötzlich den süßen Traum vom Feierabend hinweg. Es war ein ekelhafter erdiger Gestank, der den Zwerg an etwas erinnerte. Angewidert verzog er sein Gesicht und öffnete die Augen.
Er sah eine braune Kutsche mit zwei dunklen Pferden vor dem Eingang stehen. Jemand beugte sich hinaus und nahm von der Wächterin einen Becher heiße Schokolade entgegen. Die Person wechsete ein paar Worte mit der Frau. Helmi blinzelte und sah genauer hin.
Sein Gefäß fiel zu Boden. Der Inhalt hätte ihm sicher die Füße verbrannt, wenn er nicht so gute Stiefel angehabt hätte. Ausdrucklos sah er zu, wie sich die Kutsche in Bewegung setzte.
Er kannte diesen Mann.

26.06.2009 23: 32

Jargon Schneidgut

Ein Wagen raste durch die Gassen Ankh-Morporks, verfolgt von einigen Bürgern. Hinten auf dem Gefährt saßen mehrere Personen, die damit beschäftitigt waren, etwas mit dem Boden der Kutsche anzustellen. Vorne auf dem Kutschbock saß ein Mann, der das Pferd, das den Wagen zog, mit lautem Knallen der Zügel antrieb. So sah es jedenfalls für den Mann namens Komischer Kauz aus, der gerade auf dem Weg zurück nach Hause war.
"Was ist denn da los?!", rief er aus dem Kutschfenster.
"Ich weiß nicht, aber ich glaube, da werden ein paar Wächter von einer wütenden Menge verfolgt!"
"Woher willst du wissen, dass es Wächter sind?"
"Hören sie mal genau hin!"
Kauz hörte genauer hin.
"Nieder mit der Stadtwache! Hoch lebe Ankh-Män!"
Lächelnd lehnte er sich zurück auf seinen Sitz.
"Ausgezeichnet", murmelte er.

Paule fühlte sich toll. Er hatte es geschafft, die Aufmerksamkeit der Bürger zu erringen und diesen Ankh-Män-Kerlen eins auszuwischen, indem er der Stadtwache geholfen hatte. Und außerdem hatte er gerade einen Weg gefunden, an den begehrten Schlamm zu gelangen. Während die Beiden Wächter den Schlamm vom Körper des Ankh-Män - der sich als ein junger Mann mit rundlichem Gesicht herausstellte - kratzten, schob Paule alias Bett-Män den Schlamm möglichst unauffällig in eine Ecke der Kutsche, von wo er ihn später holen wollte.
"Äh... seht mal!", rief Braggasch plötzlich aus.
Jargon und Paule sahen zu ihm herüber und entdeckten eine Brille, die der Zwerg soeben aus einer Tasche des Heldenkostüms gezogen hatte und nun in der Hand hielt.
"Sowas", murmelte Schneidgut überrascht.
Bett-Män grinste nur. Er wusste genau, wen die Stadtwache gerade geschnappt hatte.

Septimus hielt nervös nach Ankh-Womän ausschau, während er das Stroh beiseite räumte. Er war sich zwar sicher, völlig geräuschlos zu sein, aber bestimmt würde die Frau misstrauisch werden, wenn sie auf einmal Stroh durch die Luft fliegen sah. Plötzlich hörte er, wie die Tür hinter ihm geöffnet wurde. Schnell vergrub er sich unter dem Stroh, und jemand lief ziemlich knapp an ihm vorbei.

30.06.2009 17: 23

Septimus Ebel

Das schlanke Gittertor öffnete sich und die braune Kutsche bog auf die Zufahrt ein. Der Chauveur manövrierte den Wagen gekonnt durch den schmalen Eingang auf einen großen Platz hinter der Villa. Etwas zu selbstsicher gab er ein so schnelles Tempo vor, dass sein Fahrgast, der Boss, zur Seite kippte und mit einem glitschigen Ankh-Män zusammenstieß. Es gab ein klatschendes Geräusch. Faulig riechende Matschspritzer flogen durch den Wagen.
Komischer Kauz verzog sein Gesicht zu einer missbilligenden Grimasse, rückte zurück und hielt das Kästchen in seinen Händen noch fester. Hastig klappte er den Deckel auf, um sich des Inhalts noch einmal zu versichern.
"Diesmal muss es einfach klappen", murmelte er als die Kutsche zum Stehen kam.


Septimus wich zurück und grub sich noch tiefer ins Stroh. Er versuchte zwischen den Halmen hindurch die Person zu erkennen, die beinahe auf ihn getreten wäre. Es war eine junge Frau mit brünettem ungewöhnlich kurz geschnittetenem Haar. Genau wie Annegrat hatte sie ihr Cape abgenommen und trug nur den engen Anzug. Sie blieb stehen, den Rücken dem Gnom zugewandt, sodass er nicht mehr von ihr zu sehen bekam.
Aber er konnte Annegrats Gesicht erkennen. Es war bleich. Dunkle Schatten ringelten sich um ihre müden Augen. Offensichtlich war sie körperlich sehr geschwächt. Dennoch gelang es ihr den Stab ruhig und gleichmäßig stark in der brühe, die im Kessel zu ihren Füßen köchelte, kreisen zu lassen. "Hallo Marian", begrüßte sie die Besucherin kühl. "Wie kann ich dir weiterhelfen?"
Die jüngere von beiden hob etwas hoch. Septimus kroch ein Stück nach rechts, um es sehen zu können. Es handelte sich um ein dickes Buch in Ledereinband. Problemlos balancierte sie das schwere Werk auf einer Hand, obwohl sie so zierlich wirkte. "Kannst du das lesen?", fragte sie mit heller, etwas unsicherer Stimme.
Annegrat warf einen Blick auf die Zeilen. "Natürlich kann ich das."
"Was für eine Sprache ist das?", fragte Marian neugierig.
"Das ist ein ziemlich alter klatschianischer Dialekt."
"Kannst du es übersetzen?", drängte Marian.
Annegrat hob eine Augenbraue, weil sie ein so stürmisches Verhalten von der jüngsten unter der Ankh-Män-Truppe nicht gewohnt war. "Ja, kann ich."
"Dann tu es!"
Unbeeindruckt griff Annegrat nach einem Glas mit getrockneten Pflanzen und gab mehrere Prisen zu der Brühe. "Warum sollte ich?"
"Der Boss will es", sagte Marian aufgeregt und hielt der anderen Ankh-Woman das Schriftstück unter die Nase. "Er sagt, es wäre die Ann-ley-tunk. Da drin steht alles, was wir brauchen. Er will die Übersetzung. Und am Besten jetzt sofort! Es ist das einzige, was noch fehlt. Wir haben sonst alles, was wir brauchen." Sie erhob die zweite Hand und zählte an den Fingern ab: "Wir haben die Kerzen, genug Weihrauch und ich glaube, die übrigen Eier müssten eigentlich ausreichen. Und wir haben eine Gefangene."
"Eine Gefangene?", erkundigte sie Annegrat und fiel einen kurzen Moment aus ihrer Rolle der gleichgültigen Älteren. Sie versuchte den Patzer wieder wegzumachen, indem sie die Kleine korrigierte: "Du meinst wohl eine Auserwählte."
"Oh, ja natürlich: Eine Auserwählte. Übersetzt du es nun?"
"Ich kann nicht alles gleichzeitig machen", winkte Annegrat ab. "Mir fehlt noch die letzte Zutat. Ich könnte durchaus etwas Hilfe brauchen."
"Er hat gesagt, dass du das sagen würdest", sagte Marian das Buch zuklappend. "Gerade eben ist sie angekommen."


04.07.2009 17: 55

Valdimier van Varwald

Während Septimus weiterhin die Stellung in dem vermuteten Hauptquartier der Ankh-Mäns hielt, war Mimosa auf dem Weg zurück zum Wachhaus. Sie hatte es zwar kaum für möglich gehalten, doch die ganze Angelegenheit schien immer mehr abstrusere Formen anzunehmen und sie fragte sich, wie man das wieder in Ordnung bringen sollte. Zwar hatte sie schon den ein oder anderen Aufstand gegen die Wache miterlebt, aber dieser hier schien sich doch zu einem größeren aufzubauen und erhielt außerdem noch Unterstützung von einer Gruppe nahezu übermenschlicher Gegner.

Den selben Gedanke hatte auf Carisa, die Mimosa über die Dächer folgte. Sie hatten in ihren Jahren bei der Wache schon einiges erlebt, aber dieser Fall schien sich zu etwas ganz speziellen zu entwickeln. Sie hoffte, dass es im Wachhaus eine neue Besprechung geben würde, in der man das weiter Vorgehen bestimmte.

Valdimier plagten in diesem Moment ganz andere Sorgen. Erneut traf ihn Ankh-Mäns Faust ins Gesicht, was er mit einem Schlag an die Schläfe des selbst ernannten Superhelden beantwortete. Er hatte seine Beine um den Körper des Capeträgers geschlungen, damit er ihn nicht abschütteln konnte und so donnerten sie zusammen über die Dächer der Stadt, wobei sie sich gegenseitig mit Schlägen eindeckten. Eigentlich mochte er das Fliegen über der Stadt, doch diese Art gefiel ihm überhaupt nicht und dazu kam, dass ihn dieser Möchtegernhelfer langsam tierisch auf den Nerv ging.
"Lass endlich los du Blutsauger", brüllte Ankh-Män und drückte Valdimier mit einer Hand gegen das Kinn, um ihn von sich zu stoßen.
Er war stark, das musste der Vampir ihm lassen, aber er durfte ihn auf keinen Fall verlieren. Er schob die Hand zu Seite und schlug seinem Gegner direkt auf die Nase. Ankh-Män gab einen kurzen Schmerzenslaut von sich und ihre Flugbahn machte einen kurzen Knick nach unten, als er kurzfristig Orientierung verlor.
"Mich wirst du nicht los, du Cape tragender Freak", erwiderte Valdimier und verpasste ihm noch einen Kopfstoß.
Zwar hatte sich schon etwas Ankhschlamm von ihm gelöst, doch seine Kräfte schien sein Widersacher noch nicht zu verlieren. Erneuet trafen Valdimier zwei Schläge und er spürte, das sein Gesicht schon einige Blessuren aufwies. Doch es gehörte zu den Vorteilen eines Vampirs, dass man sich darum keine großen Sorgen machen musste. Allerdings musste hier langsam etwas geschehen. Seine Hände schossen nach vorne und umklammerten Ankh-Mäns Hals.
"Jetzt hör mal zu du Möchtegern", rief er gegen den Flugwind an. "Du landest jetzt, oder..."
Weiter kam er nicht. Er sah noch, wie Ankh-Män plötzlich nach vorne schaute und sich seine Augen weiteten. Dann traf sein Kopf auf etwas sehr hartes.

"Oh Achtung!!"
Zwar war sich Bregs bewusst, dass man ihn da oben nicht hören würde, aber sein Rufen war reiner Reflex gewesen. Noch immer setzte der Karren sein halsbrecherisches Tempo weiter fort und die beiden fliegenden Gestalten befanden sich nun leicht rechts vor ihnen. Viel Zerstörung hatten sie bei ihrer Verfolgungsjagd noch nicht angerichtet, da die Strassen in der Nacht relativ frei waren. Doch das änderte sich schlagartig. Ihr Ziel in der Luft schien nicht zu bemerken, dass sie geradewegs auf ein etwas höheres Haus zusteuerten und kurz nachdem Bregs seine Warnung ausgerufen hatte, kollidierten sie auch damit. Der Kommandeur rechnete schon damit, dass die beiden als ziemlich große Flecken an der Wand enden würden, doch sie verschwanden, von einem lauten Krachen begleitet, im inneren des Hauses. Auch wenn er es nur kurz erblicken konnte, war das Loch in der Wand nicht zu übersehen. Auch das Getose aus dem inneren des Hauses war nicht zu überhören. Bregs wollte schon das Tempo verlangsamen, doch erneut gab es einen lauten Knall und eine Mischung aus Backsteinen und demolierten Möbelstücken regnete auf die Strasse. Geschickt umfuhr er die auftauchenden Hindernisse. Er war sich ziemlich sicher, sogar die Stücke eines zertrümmerten Fensterrahmen gesehen zu haben.
Fast wie in alte Zeiten, ging es ihm wieder durch den Kopf. Chaos und Zerstörung.
Doch diesmal fand ein kleiner Anflug von Bitterkeit in seinen Gedanken halt. Heute war er es, der dem Patrizier Rede und Antwort stehen durfte.

Es kam nicht oft vor, dass Valdimier Sterne sah, doch ihr kurzer Abstecher durch das Haus war wohl selbst für einen Vampir zu heftig gewesen.
"Was zu Hölle war das?", fragte er leicht benommen.
Sein Gegenüber hatte ein völlig verstaubtes Gesicht und wenn er es richtig erkannte, hing ein Stück geblümte Gardine an seiner Schulter und flatterte im Wind.
"Ich glaube wir sind gerade durch ein Haus geflogen."
Auch sein Gegner schien leicht benommen zu sein, denn so wirklich sicher schien er sich seiner Antwort nicht zu sein.
Valdimier gab ein leichtes Lachen von sich.
"So etwas ist mir ja noch nie passiert."
Ankh-Män stimmte mit in das Lachen ein.
"Mir auch nicht."
Doch dann wurden sie sich beide schlagartig bewusst, wo sie sich gerade befanden und, was noch viel wichtiger war, wer denn der andere war, den man gerade anlachte. Nichtmal eine Sekunden später traf auch schon die erste Faust auf ein Gesicht.

07.07.2009 10: 22

Braggasch Goldwart

Der Morgen graute.
Fast alle Mitglieder des Einsatzes hatten sich in dem für sie bereitgestellten Büro eingefunden, nur drei Personen fehlten. Zerschlagen und müde hingen die Übrigen in ihren Stühlen, eine erschöpfte Stille füllte den Raum.
Der einzig gut gelaunte schien Valdimier zu sein. Mit bereits verheilenden Blessuren an Gesicht und Armen lächelte er in sich hinein - solche Schlägereien waren immer im Nachhinein erfreulich, gerade, wenn man gesiegt hatte. Mimosa betrachtete besorgt den noch immer verwirrten Bernstein, welcher erst jetzt wirklich Zeit hatte, das Gedankliche Chaos zu ordnen. Jargon versuchte verzweifelt seinen Freund Braggasch auf dem Stuhl zu halten, denn dieser schlief dauernd unkontrolliert wieder ein. Carisa vom Schloss Escrow kauerte in der Ecke und behielt, ganz aus der Gewohnheit heraus, alles im Auge. Einen Großteil der jungen Kollegen kannte sie nicht, woraus sich ihre Zurückhaltung ergab.
Schwungvoll öffnete sich die Tür und ein ekelhaft motiviertes weiteres Mitglied ihrer Gruppe betrat den Raum.
"Einen wunderschönen guten Morgen, ich hoffe, ihr habt alle gut geschlafen?", donnerte Bregs ironisch in die Runde. Er wusste genau, dass keiner von ihnen mehr als drei Stunden Schlaf bekommen hatte. Nachdem man van Varwald und einen weiteren bewusst- und schlammlosen Ankh-Män in den mittlerweile stark überlasteten Karren gewuchtet hatte, waren sie - bis auf den Hauptgefreiten Goldwart, der sofort, nachdem er die Rüstung abgenommen hatte, in einen komaähnlichen Schlaf gefallen war - kaum dass sie das Wachhaus auf halsbrecherische und die Bevölkerung verschreckende Art erreicht hatten, in die verschiedensten Arbeiten eingeteilt worden, die sich hauptsächlich auf Schokolade ausschenken und beruhigende Gespräche führen beschränkt hatte.
Zehn rotgeränderte Augen fixierten den Kommandeur mürrisch.
Araghast hob abwehrend die Hände. "Nun mal nicht so trostlos. Den größten Teil unserer Arbeit haben wir noch vor uns, obwohl ich zugeben muss, dass wir gestern einen... interessanten Fortschritt gemacht haben." Da niemand antwortete fuhr der Halbvampir fort: "Zwei der Superhelden liegen in unseren... Gästeräumen, dieses mal wohlweißlich all ihres Schlammes beraubt. Bett-Män, oder, wie er mir verraten hat, Paule, habe ich ein leeres Büro zur Verfügung gestellt, in wessen er nun selig vor sich hin schlummert."
"Der Glückliche...", murmelte Mimosa.
Bregs ignorierte sie. "Da die beiden Ankh-Mäns wohl, selbst wenn sie wieder erwacht sind, keine Informationen weitergeben werden, baue ich darauf, dass uns dieser Knirps bei der Suche nach dem komischen Kauz weiterhelfen kann. Wir werden also alle nett zu ihm sein, er soll sich fühlen wie in einer großen, glücklichen Familie. Mit ein wenig Glück weiß er sogar, wo Krulock und Ebel sind." Die Miene des Kommandeurs verfinsterte sich leicht. "Niemand weiß, wo Breda abgeblieben ist, und auch von Septimus, der sich verdeckt an unsere flüchtige Ankh-Womän gehängt hat, habe ich noch keine Nachricht. Entweder ist er entdeckt worden, oder er hatte noch keine Gelegenheit eine Botschaft zu senden. Vielleicht ist er auch gerade auf dem Weg hierher, wer weiß? Auf jeden Fall werden wir nicht hier sitzen und tatenlos auf unsere Mitwächter warten. Wir werden dieses Mal diejenigen sein, die den ersten Schritt tun!"
Zustimmendes Gemurmel erklang.
"Ihr werdet nun..." Breguyar wurde von einem Poltern und fiependen Keuchen unterbrochen. Automatisch hielt Helmi, der am nächsten daran saß, die Hand unter den Auswurf des Röhrensystems, und keine drei Sekunden später plumpste eine entsprechende Rolle in seine Hand und der Dämon Aaps streckte den Kopf aus der Wand.
"Moin.", verkündete er. "Dat da kommt von der Gnomin im Labor. Viel Spass un' so." Damit war er bereits wieder verschwunden.
Araghast zog eine Augenbraue in die Höhe und lies sich von Bernstein die Nachricht reichen. Ein Moment des stillen Lesens verstrich, dann richtete er seinen Blick wieder an seine Mitarbeiter. "Der Schlamm.", meinte er. "Sie hat ihn untersucht. Er besteht, man höre und staune, tatsächlich hauptsächlich aus unserem Ankh-Schlamm. Dazu kommt eine nicht geringe Menge eines billigen Parfums, einige nicht näher zu bestimmende Kräuter und der Staub eines Kristalls oder Edelsteins."
Mit einem Schulterzucken faltete er den Zettel zusammen und zuckte mit den Schultern. "Was ich eben sagen wollte: Ruht euch einmal kurz aus. Ich gebe euch... zwei Stunden frei, dann treffen wir uns wieder hier und planen weiter. Ich werde mich in dieser Zeit sowohl mit den beiden Gefangenen als auch mit Paule unterhalten... und Goldwart?"
Da niemand antwortete stieß Jargon dem Schlafenden fest in die Rippen.
Der Zwerg öffnete langsam die Augen. "Äh... was?"
Sein Freund deute auf den Kommandeur.
"Ja... äh... Sör?"
"Goldwart, ich habe nicht die geringste Ahnung was du mit diese Metallhaufen gemacht hast, aber ich zweifle nicht daran, dass du es mir in den nächsten zwanzig Minuten so erklären wirst, dass ich es verstehe. Außerdem werden wir das Ding sicher ein weiteres Mal gebrauchen können."
Braggasch nickte langsam. "Sör..."
"Gut. Für den Rest: Wegtreten!"

07.07.2009 13: 36

Valdimier van Varwald

Valdimier beobachtete, wie die Anderen sich aus dem Büro zurückzogen und die nächsten zwei Stunden wohl damit verbringen würden, zumindest etwas Schlaf nachzuholen. Er selbst war gerade dabei sich zu überlegen, was er jetzt tun sollte. Schlaf brauchte er jedenfalls nicht. Vorsichtig tastete er nach der Beule auf seinem Kopf. Sie war noch zu spüren, aber schon fast komplett abgeklungen. Je länger e über den Kampfflug nachdachte, desto froher war er, dass ihn der Abstecher durch das Haus nicht den Kopf zertrümmert hatte. Die erzwungene Landung, die er durch ein kräftiges ziehen an Ankh-Mäns Ohren hervorrufen konnte, war weit weniger spektakulär gewesen. Zwar war der Aufprall auf die Strasse alles andere als sanft gewesen und um ein Haar wären sie noch von Schusi überfahren worden, doch den meisten Schaden hatte dieser Möchtegernsuperheld erlitten. Zwar war er nicht ernsthaft verletzt gewesen, doch es hatte ausgereicht, ihn in das Land der Träume zu schicken.
Valdimier überlegte, ob er den beiden in den Zellen mal einen Besuch abstatten sollte, als er merkte, dass Braggasch schon dabei war, Bregs seinen seltsamen Anzug, oder besser gesagt, seine Rüstung zu erklären.
"Und diese exorbitante Reaktion ermöglicht es dann die Hydraulik entsprechend zu betreiben, was es ermöglicht, die Bewegung des Körpers auf den Anzug zu übertragen und den Träger so wesentlich stärker und robuster gegen äußerliche Einwirkungen zu machen."
"Du willst mir also sagen, dass dieses Ei die Energiequelle deiner Rüstung ist?", fragte Araghast misstrauisch.
"Äh...Ja, Sir."
Valdimier musste sich ein Grinsen verkneifen. Wenn es nicht um Technik und irgendwelche Erfindungen ging, konnte Braggasch schon mit Sätzen, die aus nicht mehr als zwei Wörtern bestanden, Probleme bekommen.
"Das würde erklären, warum die so scharf darauf sind. Eine Energiequelle, die so klein und doch so kraftvoll ist, ließe sich für viele Sachen missbrauchen."
"Das äh.. stimmt Sir. Aber... äh, mit den Kräften der...äh... Ankh Mäns, scheint es keinen... äh direkte Verbindung zu geben. Ohne ihren....äh Schlamm, sind Sie nahezu kraftlos."
"Und in ihren Anzügen haben wir auch nichts entsprechendes gefunden", mischte sich Valdimier mit ein.
Außer etwas Schaumstoff, der für die Erzeugung der falschen Muskeln benutzt wurde, waren diese Anzüge völlig normal. Zwar absolut lächerlich aussehend, wie Valdimier fand, aber trotzdem normal.
"Hmm, dass kann nur bedeuten, dass sie mit dem Ei noch etwas anderes vorhatten." Bregs dachte einen Moment nach. "Vielleicht haben wir ja doch einen größeren Vorteil als wir dachten. Wenn es das Einzige seiner Art war, dann haben wir es jetzt und unsere Gegner können es jetzt nicht mehr nutzen."
In diesem Moment klopfte es an die Tür und nach einem kurzen Hereinbitten, betrat ein für Valdimier unbekannter Rekrut das Büro. Er salutierte schüchtern und übergab Bregs einen Zettel.
"Sör, diese Nachricht wurde vor einiger Zeit für Sie am Tresen abgegeben."
Schon während er den Satz aussrpach schien ihm aufzufallen, dass er gerade einen großer Fehler begangen hatte.
"Aha, und warum bekomme ich sie dann erst jetzt?", grollte der Kommandeur.
"Ich...äh...ich...hatte eben erst den Dienst übernommen." Zuerst war es nur ein Stammeln, doch dann wurde seine Stimme umso schneller. "Dann habe ich die Nachricht gefunden und dann bin ich gleich hierher gekommen um Ihnen den Zettel zu geben. Ich wusste doch nicht, dass er schon so lange da lag, denn das hat man mir erst gesagt, als ich ihn gefunden habe und außerdem..."
"Jaja schon gut", unterbrach ihn Bregs. "Du kannst wegtreten."
Diesen Befehl setzte der Rekrut liebend gerne in die Tat um und nachdem das Türschloss hinter ihm krachend zugefallen war, hörte man seine Schritte, die sich eilig entfernten.
"Die Nachricht ist von Breda", erklärte Bregs nachdem er den Zettel gelesen hatte. "Sie geht davon aus, dass sie den Treffpunkt der Ankh-Mäns entdeckt hat."

12.07.2009 23: 35

Septimus Ebel

Ein paar Stunden zuvor

Breda erwachte mit hässlichen Kopfschmerzen. Sie lag in einem dunklen Zimmer und konnte sich nicht bewegen. Jemand hatte sie auf einer Bahre gefesselt mit einer schleimigen Masse, die gleichzeitig weich und steinhart zu sein schien. Die Bahre war nach oben abgeknickt, sodass sie halb saß halb lag. Ein schwarzes Netz lag darüber. Die Vampirin fluchte leise.
Sie versuchte sich durch die Löcher im Netz einen Überblick über den Raum zu verschaffen. Hier und da standen Kerzen, die ihr flackerndes Licht auf Glaskolben verschiedener Größe, einen Pult mit einem großen Buch und eine Art Brunnen warfen. An der Decke über dem Brunnen war ein Flaschenzug befestigt, an dem eine lange Kette baumelte. Breda schluckte. Die Vorrichtung war offensichtlich dazu da, irgendjemanden oder irgendwas in den Brunnen zu tränken. Dem modrigen Gestank nach konnte sie sich denken, mit was der Brunnen gefüllt war.
Dahinter, fast ganz im Schatten verborgen, konnte Breda einen großen Apparat ausmachen. Er schien aus mehreren Glaskolben und Röhren zu bestehen. In der Mitte war ein Alkoven geformt, in dem ein ausgewachsener Mensch genug Platz zum Stehen hatte. An dessen oberen Ende konnte Breda sechs kugelförmige Ausbuchtungen ausmachen. Sie hatte eine böse Vorahnung für wen dieser Apparat gedacht war.
Kräftig zerrte sie an ihren Fesseln - ohne Erfolg. Jetzt erst merkte sie, dass jemand ihr andere Kleidung angelegt hatte. Sie trug eine schwarze Weste. Das stabile Leder bäumte sich auf wie ein Brustpanzer, der über und über mit silbernen Nieten verziert war. Einige von ihnen bildeten ein großes A auf ihrer Brust. Auch konnte sie erkennen, dass sie schwarze Handschuhe trug, die auf dem Handrücken mit a-förmigen Silberplättchen besetzt waren. Um die Hüfte trug sie einen grau-braunen Gürtel, an dem silberne Schildchen mit dem A-Emblem befestigt waren.
Das letzte, an was sie sich erinnern konnte, war das Betreten der Villa. Sie vermutete, dass sie sich im Keller dieses Gebäudes befand. Irgendjemand hatte etwas mit ihr vor. Etwas Ungutes.
"Denk nach, Breda, denk nach. Wie kommst du hier wieder raus?!", murmelte sie zunehmend nervöser, denn das Tipp-Tapp von Schritten war zu hören.

14.07.2009 15: 33

Breda Krulock

Breda starrte auf das Gebilde vor ihr. Sie ahnte, was die Superman - Gang im Schilde plante und noch wusste sie nicht, wie sie sich aus dieser Misere heraus winden sollte. Bei ihrer Gefangennahme hatte sie sich ohne Gegenwehr überwältigen lassen. Sie hatte die Schritte hinter ihr gehört und auch das zischende Geräusch, als der Knüppel schwer durch die Luft schwang. Und trotz ihres Unmutes, sich so willenlos zu ergeben, hatte sie sich wie ein nasser Sack zu Boden plumpsen lassen. Als man sie dann unachtsam durch die Gänge zog, hatte sie versucht, sich die Umgebung einzuprägen, doch alles was sie sah waren weiß geputzte Wände und eine ebenso weiße Decke. Hier und da führten ein paar Türen von dem Gang ab, aber hinter ihnen konnte sie keine Geräusche oder andere Lebens hinweise deuten. Es war still, bis auf das Schlurfen, was ihr schwerer Körper auf dem Boden verursachte. Erst als jemand auf ihre geöffneten Augen aufmerksam wurde, schloss sie diese schnell und hoffte, das es nicht mehr allzu lange dauern würde. Zum Glück entschieden sich ihre beiden Überwältiger dagegen, ihr erneut eine mit dem Knüppel über zuziehen, was daran liegen konnte, das einer der beiden Anwesenden keinen Puls bei ihr zu finden schien. 'Gut', hatte sich Breda gedacht. 'Sie wissen nichts von meinem Untoten-Dasein!'
Nur kurze Zeit später befand sie sich, gefesselt, in diesem Raum wieder. Die Schritte die sie bis eben gehört hatten waren nun verstummt und stattdessen öffnete sich die Tür zu ihrer Rechten und drei Männer, davon zwei in Ankh-Man Montur, traten ein und zu ihr.
"Sieh an, sieh an." Sagte der einzige Nicht - Superheld. "Eine Freiwillige! Und dann auch noch ein Wächter." Der Mann hielt kurz inne und verengte seine Augen zu kleinen Schlitzen. "Mal wieder. Aber ich lege große Hoffnung in dich, dass es bei dir besser wirkt. Ich hätte es wissen müssen, dass die Wirkung bei Zwergen schnell nachlassen wird." Er kratzte sich an seinem stoppeligen Kinn und legte seinen Kopf schief. Nach einer kurzen Pause ging näher an seine Gefangene heran, fuhr ihr hart mit seinem Zeigefinger über die Wange um dann überraschend seine Brauen hochzuziehen.
"Interessant", sagte er und wandte sich zu den beiden wartenden Ankh-Man. "Ein guter Fang, ich denke mit dieser Versuchsperson sollte das Ergebnis außerordentlich gut werden."
Er lachte schallend und besah sich erneut die sich bereits schließende Wunde, die sich blutleer über Bredas rechte Wange zog.
"Gebt ihr eine Vorab - Infusion, das sollte sie ausreichend vorbereiten. Und beeilt euch, wir haben nicht die ganze Nacht." Komischer Kauz betrachtete ein letztes mal seine Auserwählte und verließ dann den Keller.

Breda hatte keine Chance gehabt sich zu wehren, auch als sie zu dem Entschluss gekommen war, das es nun an der Zeit war zu handeln. Man hatte ihr versucht, eine Infusion zu legen, doch in Ermangelung an Adern, Arterien oder einen sonst irgendwie funktionierenden Blutkreislauf, entschied man sich spontan dazu, ihr einen gepanschten Becher Blut einzuflößen. Der Fakt, dass dieses Blut frisch von einem der Anwesenden Männer kam, machte die Sache leichter. Die Vampirin sträubte sich doch der betörende Geruch des frischen Blutes zwang sie den mit dem Infusionsmittel gemischten Becher Blut bis auf den letzten Tropfen leer zutrinken. Eine Woge von wohltuender Wärme und Energie durchfloss sie und die besondere Zutat in dem Gemisch ließ sie nach mehr verlangen. Und die ihr gegenüberliegende Kammer versprach mehr. Man nahm ihr die Fesseln ab und bereitwillig ließ sie sich in den Alkoven sperren, bereit für alles wenn es nur mehr von diesem Elixier des Lebens versprach. Was sie dann bekam, war weitaus mehr.

16.07.2009 22: 11

Araghast Breguyar

Jetztzeit

Auch nach zwanzig Minuten erstaunlich äh-freien Vortrags über die Vorzüge der mechanischen Rüstung war Araghast nicht viel schlauer als vorher. Schließlich hatte er mit dem resignierten Gedanken egal wie, hauptsache das Ding funktioniert den Späher schlafen geschickt und sich der Nachricht von Breda zugewandt. Dank des übereifrigen Diebes, dem der Dobermann die Adresse des Kerls namens Komischer Kauz abgeschwatzt hatte, hatte er die Adresse des mutmaßlichen Ankh-Män-Hauptquartiers schwarz auf weiß. Am Liebsten hätte er gleich mit einem Einsatztrupp zugeschlagen, doch eine Mannschaft, die sich vor Müdigkeit kaum auf den Beinen halten konnte, war bei einem Einsatz so nutzlos wie ein dreibeiniger Esel vor einem Einsatzkarren. Er musste sich also notgedrungen für die vereinbarten zwei Stunden gedulden.
Erleichtert darüber, dass auch Valdimier gegangen war, gönnte sich der Kommandeur eine Tasse mit Rum gewürzten lauwarmen Wächterkaffees Marke extrastark. Diese Ankh-Män-Geschichte hatte sich als ein größeres Wespennest erwiesen, als er erwartet hatte. Warum konnte jemandem daran gelegen sein, die Wache auszuschalten, ohne dass der Patrizier auch nur einen Mucks verlauten ließ? Araghast ballte die Hände zu Fäusten. Höchstwahrscheinlich saß Vetinari just in diesem Augenblick im rechteckigen Büro, trank ein Glas Wasser, knabberte an einer Scheibe trockenem Brot und wartete darauf, dass die Wache hinter eine Sache kam, über die er längst bestens Bescheid wusste. Dass der Kommandeur schon seit Tagen seine Frau und seine kleine Tochter nicht mehr gesehen hatte und seine linke Schulter ein einziger blauer Bluterguss war, schien niemanden zu kümmern.
Araghast schrieb eine Nachricht an Leonata, befahl Aaps unter Androhung der Benutzung eines großen Hammers, so schnell wie möglich für die Auslieferung der Botschaft zu sorgen, trank seinen Kaffee aus und begab sich zu den Zellen.

Einige Stunden zuvor

Annegrat und Marian hatten die Tür so schnell hinter sich zugeschlagen, dass Septimus nicht mit ihnen entwischen konnte. Seufzend zupfte sich der Gnom einen Strohhalm aus dem nachwachsenden Bart. Aber wenn er schon einmal hier eingesperrt war, dann konnte er sich auch in Ruhe umsehen. Vielleicht fand er ja etwas, das erklärte, was es genau mit dem alten klatschianischen Buch auf sich hatte. Doch zuerst wollte er etwas anderes in Augenschein nehmen.
Kurze Zeit und einiges durchwühltes Stroh später stand Septimus am Rand der Grube und blickte in den Topf brodelnden Schlamms hinab. Penetrante Dämpfe stiegen aus der Mischung empor und ließen die Augen des Gnoms tränen. Der angereicherte Schlamm war bestimmt höchst umweltschädlich. Nicht auszudenken, was passieren mochte, wenn das Zeug in den Wasserkreislauf der Stadt geriet! Allein deshalb schon gehörte die gesamte Ankh-Män-Bande hinter Schloss und Riegel.
Ein wenig wehmütig dachte Septimus an sein eigenes kleines grünes Superheldenkostüm, das er auf Anweisung tief in seinem Fundus verborgen hielt. Er war der Grüne Baron gewesen, der Kämpfer für ein sauberes Ankh-Morpork, wenn auch nur für kurze Zeit.
Septimus straffte seine Schultern, rückte seine Pinzette am Gürtel zurecht und machte sich an die zeitraubende und umständliche Aufgabe, das Labor zu durchsuchen und im Geiste schon eine Liste aller gefundenen umweltschädlichen Materialien zusammenzustellen, die er dann später der Abklage beilegen wollte.

Jetztzeit

Paule saß wach auf seinem Bett im Schlafsaal und spielte am Bommel seiner Nachtmützenmaske herum, als Araghast eintrat. Nach einer knappen Begrüßung zog der Kommandeur einen Stuhl zu sich heran und ließ sich verkehrt herum mit über der Lehne verschränkten Armen darauf nieder.
"Und du nennst dich also Bett-Män." stellte er fest und schaffte es dabei nur mit großer Mühe, keine Miene zu verziehen.
"Ja!" rief Paule stolz aus. "Ich bin der wahre Rächer der Unterdrückten, der wahre Bekämpfer des Verbrechens!"
"Und wenn wir dich richtig verstanden haben, bist du auf Ankh-Män nicht gut zu sprechen."
Eifrig schüttelte Paule den Kopf.
Araghast legte den Zeigefinger in das kleine Grübchen auf seinem Kinn. Bett-Män war so dumm wie ein Brot und dies war höchstwahrscheinlich noch eine Beleidigung für das Gebäck.
"Was hat Ankh-Män dir denn getan?" fragte der Kommandeur in einem Tonfall, den er normalerweise für Kinder im Vorschulalter reserviert hatte.
Paule zog einen Schmollmund.
"Ich wollte doch immer auch mal Ankh-Män sein! Aber sie haben mich nicht gelassen und sich über mich lustig gemacht, nur weil ich in den Kessel mit dem Zauberschlamm gefallen bin. Da bin ich eben mein eigener Superheld geworden!"
"Wer hat denn über dich gelacht?" bohrte Araghast weiter.
"Versprichst du mir, dass ihr ihnen weh tut und in den Kerker werft?" fragte Paule.
Ein humorloses Lächeln spielte um die Lippen des Kommandeurs.
"Mit dem größten Vergnügen, Bett-Män. Wenn du mir sagst, wer alles über dich gelacht hat und gemein zu dir war, dann können wir sie alle verhaften und gemein zu ihnen sein."
Sichtlich zufrieden begann Paule mit der Aufzählung der Namen aller Ankh-Mäns an die er sich erinnern konnte.


19.07.2009 23: 13

Septimus Ebel

Abgesehen von einem Ring aus Steinplatten, der sich um das Loch im Boden wand, war das Stroh für gnomische Verhältnisse hoch aufgeschichtet worden. Septimus Blick streifte über Glaskolben mit brodelndem Inhalt, Stapel von angenagten Büchern, verklebte Mörser, Marmeladengläser mit eingelegten Dingen und Kräuter, die jemand aufgehangen hatte wie einen Verbrecher am Galgen. So lange, wie seine Augen die beißenden Gase aushalten konnten, schaute er noch einmal in den brodelnden Topf.
So etwas hatte er noch nie gesehen, geschweige denn gerochen. Es war fast schon unnatürlich. Er hatte sorgfältig beobachtet, welche Zutaten Annegrat dem Gebräu zugefügt hatte. Bedauerlicherweise hatte sie ihm bei dem Hinzufügen der letzten, der wichtigsten - wie mehrfach betont wurde - Zutat den Rücken zugewendet. Sie hatte jedoch dabei laut aus einem Buch rezitiert, in einer fremden Sprache, die sehr alt zu sein schien.
Septimus hielt inne. Es war unnatürlich. Irgendeine Art von alter Magie spielte bei der Zubereitung eine Rolle. Und Annegrat hatte nicht so geklungen, als würde sie ein Kochrezept vorlesen. Oh nein, es war eine Beschwörung. Ein Ritual. Wer konnte bloß die Gefangene sein, von der Marian und Annegrat gesprochen hatten. Und was noch wichtiger war: Für was wurde sie auserwählt? Es war sicher nichts Angenehmes, um wen auch immer es hier ging. Er beschloss seine Entscheidung, sich erst einmal im Laboratorium umzusehen, noch umzusetzen und dann nach der vermutlich bemitleidenswerten Gefangenen zu suchen. Er konnte es nicht leiden, wenn an Lebewesen gegen ihren Willen Versuche durchgeführt wurden. Egal, ob Mensch oder Tier.
Der Hauptgefreite sah sich nach Materialien um, die ihm dabei helfen konnten die schwere Kellertür zu öffnen. Plötzlich bemerkte er etwas im Stroh. Eine Bewegung. Es war etwas Großes, etwas wirklich Großes. Erst beruhigte er sich mit dem Gedanken, dass nach diesem langen Tag die Fantasie mit ihm durch ging. Aber dann bemerkte er, dass der Schatten im Stroh mit ihm Schritt hielt, als er sich in Bewegung setzte.
Septimus versuchte in dem Gestrüpp etwas zu erkennen. Auf den ersten Blick sah er nichts, doch dann bemerkte er, dass das, was er für einen schattigen Flecken gehalten hatte, ein Tier war. Er konnte eine spitze Schnauze mit Schnurbarthaaren erkennen und lange spitze Zähne. Es war eine Ratte. Oder eine Art von Ratte. "O-Oh", stotterte der verdeckte Ermittler verlegen. "Hallo ... äh ... Kumpel. Na? Hast wohl n bisschen was von dem Zaubertrank hier genascht, mh?"
Jetzt raschelte es auch im Stroh rechts von ihm. Drei weitere klingenbesetzte Mäuler schoben sich aus dem Stroh.
Er sah nach links und blickte in vier Augenpaare, die (auch wenn es Septimus nicht recht war dieses Adjektiv auf Tiere anzuwenden) böse funkelten.
Rasch drehte er sich um. Hinter ihm, auf der anderen Seite des Dampfes, waren ebenfalls welche.
Als er wieder nach vorne sah, brachen zwei der Riesenratten aus ihrer Tarnung hervor und pirschten sich an den Gnom heran. Ihre spitz zulaufenden Zähne waren so dick wie seine Arme, die er jetzt erhob in der Hoffnung auf Gesprächsbereitschaft zu treffen. "Ich ... ich komme in Frieden."
Ein wütendes Fauchen zeigte, dass diese Einstellung nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
Septimus wich zurück.
Von den Seiten her näherten sich weitere Bestien, lange Speichelfäden hingen aus ihren Schnauzen. Gierig stierten sie auf jede Bewegung, die er machte.
Septimus spürte den Rand des Lochs unter seinem Fuß. Panisch sah er in den brodelnden Superheldensirup. "Oh nein. Nein. Dazu kriegt ihr mich nicht." Dann sah er auf seine Pinzette. Dann zu den Ratten. "Oh nein."

24.07.2009 19: 21

Mimosa

Mit gemischten Gefühlen brach Mimosa am nächsten Tag zum Kurier auf. Sicher, sie hatte alle Abzüge (und einige besonders "gelungene" von Braggasch in seiner lächerlichen Rüstung zierten nun zur allgemeinen Erheiterung der Kollegen das Schwarze Brett), aber war am vergangenen Abend doch recht grob zu Schreibviel gewesen- was gar nicht zu ihrer Rolle einer Tochter aus gehobenen Kreisen stammte. Sie seufzte frustriert. Zu allem Überfluss hatte Schleicher Septimus sehr genau zugehört, als dieser von "Monsterratten" berichtete, und wollte jetzt den seltsamen Schleim gerne einmal ausprobieren. Es hatte sie alle Überredungskunst (und drei Kekse) gekostet, ihn davon abzuhalten sofort zu dem vermeintlichen Hauptquartier zu flitzen. Jetzt schmollte er beleidigt in ihrer Umhängetasche.
Mimosa fragte sich, warum sie sich überhaupt noch die Mühe machte, weiterhin im Kurier zu ermitteln. Nach den Berichten, die Septimus und Breda vergangene Nacht abgeliefert hatten, konnten sie die Bude doch einfach stürmen, oder? Leider bestand der Kommandeur auf genaueren Informationen, was nach dem Fiasko mit Septimus, der beinahe von Schleichers Verwandten zerfleischt worden wäre, und Bredas eher unfreiwilliger Möchtegernsuperheldenkarriere kaum verwunderlich war. Also wieder rein in das Irrenhaus.
Wie schon erwartet, begrüßte Schreibviel sie unterkühlt.
"Fräulein von Traunstein". Er nickte, blieb jedoch auf Distanz.
"Ach, Theobald", flötete sie und reichte ihm die fertig entwickelten Abzüge, "ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Der gestrige Abend. . . es war ja so aufregend! Ich wusste ja nicht, was für ein harter und gefährlicher Dschob Reporter ist. . . Sie sind ja so mutig! Sich immer und immer wieder solchen Gefahren auszusetzen, um die Bürger immer mit den neuesten Informationen zu beliefern. . ."
Dann schaute sie betreten zu Boden.
"Ich fürchte, dass ich in diesem Dschob nicht mithalten kann. Ich muss mich wirklich bei Ihnen entschuldigen. Ich hatte einfach Angst. Ich weiß, dass so etwas Ihnen völlig fremd ist, aber - ich wollte nur noch nach Hause", murmelte sie.
Theobald schwoll sichtlich die Brust.
"Aber Fräulein Emilia! Ich hätte Sie doch beschützt!"
"Wirklich?"
"Darauf können Sie sich verlassen! Und sie waren wirklich sehr tapfer letzte Nacht!"
"Ach nein", flötete sie und wandte sich scheinbar verlegen ab. Schreibviel begutachtete inzwischen die Ikonographien.
"Die sind wirklich ausgezeichnet!" meinte er anerkennend. Kunststück, dachte Mimosa und verzog das Gesicht, als sie sich an den entsprechenden staubtrockenen Lehrgang zur richtigen Bedienung eines Ikonographen erinnerte. Sie hatte aus purer Verzweiflung zugehört, da sie um nicht in der Welt den Kurs noch einmal absolvieren wollte.
Theobald lächelte sie verschwörerisch an.
"Würden Sie mir die Ehre erweisen, Sie zum Dinner begleiten zu dürfen?"
Sie lächelte ihn huldvoll an.
"Sie dürfen, Theobald."
"Und obendrein habe ich noch eine Überraschung für Sie: Ankh-Män will mir heute Abend ein Exklusivinterview geben, und er hat ausdrücklich nach der jungen Lady an meiner Seite gefragt!"
Mimosas Lächeln erstarrte. Sie erinnerte sich noch gut an den Ankh-Män, den sie mit dem fingierten Einbruch hinters Licht führen wollte. Er hatte ihre Hand geküsst und sie "Meine Lady" genannt. Gegen welchen Ankh-Män hatten sie an dem Tag gekämpft? Denselben wie gestern abend auf dem Platz? Hatte er sie etwa erkannt?


01.08.2009 23: 17

Septimus Ebel

Es gibt Geschichten, die sich vehement dagegen wehren, linear erzählt zu werden. Dies scheint eine davon zu sein ...

... nachts oder einige Stunden zuvor ...

Septimus verglich im Geiste das Gewaltpotential seiner Pinzette mit dem der Riesenratten. Wenn er jetzt besonders dumm war, konnte er angreifen.
"Das war's dann", sagte er und tastete mit dem Fuß den Rand des Loches ab. Wenn er jetzt besonders tollkühn war, konnte er springen. "Was - Was mach ich jetzt?"
Da er weder besonders tollkühn noch besonders dumm war, suchte er verzweifelt nach einem anderen Ausweg aus der misslichen Situation. Panisch wühlte er in den Taschen seines Flickenmantels, während die Ratten sich fauchend näherten. Seine Finger ertasteten einen falschen Schnurbart, Theaterschminke, Müll- und Teebeutel und dann endlich etwas Nützliches. Zitternd kramte er drei verbogene Heftklammern hervor, die an einem Bindfaden befestigt waren. Für gewöhnlich benutzte er diesen Enterhaken, um Türen zu öffnen. Doch jetzt warf Septimus ihn an die Zimmerdecke, in der Hoffnung, er würde Halt finden.
Der erste Versuch misslang. Die erste Ratte sprang.
Der Gnom wich mit einer Rolle aus, rappelte sich hoch und warf erneut. Der Haken fand tatsächlich Halt an einem Deckenbalken. Ohne weiter nachzudenken nahm Septimus Schwung und sprang. Der Ruck schleuderte ihn zur gegenüberliegenden Seite des Lochs, wo der Wächter von sechs Reihen scharfer Zähne bereits erwartet wurde. Mit einem gezielten Tritt gegen eine Rattennase holte er wieder Schwung und pendelte zur anderen Seite. Der fauchende Empfang, der ihm dort bereitet wurde, brachte ihm die Erkenntnis ein, dass er so auf Dauer nicht besonders weit kommen würde. Er versuchte den rotierenden Faden zu beruhigen, indem er keinen Schwung mehr holte, und versucht hinauf zu klettern.
Im gleichen Moment kamen auch die Ratten auf den Gedanken, die Strategie wechseln zu müssen. Eine besonders Hungrige maß sogleich Kraft und Geschwindigkeit ab und sprang. Sie hatte sich kaum verschätzt. Zumindest, was das Ziel anging. Sie erwischte den Gnom an den Beinen und krallte sich so fest sie konnte. Was sie nicht bedacht hatte, war die Belastbarkeit eines dünnen Bindfadens.
Sie fielen beide. Begleitet von einem erschrockenen Quieken der Ratte und einem hasserfüllten, äußert selten zu hörenden, Ausruf des Ökognoms: "Du MISTVIEH!!!"
Dann wurde es dunkel. Und heiß.

02.09.2009 13: 45

Araghast Breguyar

Prustend und flüssigen heißen Schlamm spuckend kam Septimus an die Oberfläche. Um ihn herum zerplatzten Schlammblasen an der Oberfläche und besprühten ihn mit kochenden Tröpfchen. Während er hektisch mit den Armen ruderte und Wasser trat, überschlugen sich seine Gedanken. Warum lebte er noch und war angesichts der Temperatur des Schlamms nicht zu einem handlichen Klumpen Suppeneinlage zusammengekocht worden? Septimus riskierte einen Blick zum Rand des Kessels. Die gierigen Blicke zahlreicher hungriger Ratten sahen zu ihm herab und rosafarbene Zungen lecken um spitzzüngige Mäuler. Über ihm, in unerreichbarer Ferne, hing die Schnur seines Kletterhakens.
Der Gnom seufzte und strampelte weiter in der Masse. Wenn er nur fliegen könnte, wie die Ankh-Mäns...

Mit einem saugenden Geräusch löste sich sein Körper aus dem Schlamm und schwebte aufwärts. Die hungrigen Blicke der Ratten folgten ihm. Septimus ruderte mit den Armen. Er flog! Sicher, er war in den Schlamm gefallen und besaß jetzt Superkräfte!
"Ha!" rief er den Ratten zu, die zusahen, wie ihre Beute davonschwebte. "Sucht euch euer Frühstück woanders!"
Noch ein wenig unsicher schwebte der schlammbedeckte Gnom zu der Stelle, an der sein Kletterhaken verankert war, und nahm die Kletterhilfe wieder an sich. Ein großes Rattenloch an der Wand unter einem Experimentiertisch erweckte seine Aufmerksamkeit. Septimus spannte seine Oberarmmuskeln. Es wurde wirklich Zeit, dass er hier herauskam. Und jede Ratte, die ihn auf seinem Weg durch den Bau begegnete, würde den Grünen Baron kennenlernen, jawoll!

Einige Irrwege und zurückgelassene Ratten, die sich nun mit heftigen Kopfschmerzen und Pinzettenkniffen herumplagten, später schwebte eine gnomengroße, mit langsam trocknendem Schlamm verkrustete Gestalt aus einem Lüftungsschacht in den beginnenden Tag. Septimus fühlte, wie die Superkräfte ihn durchströmten und drehte einen Salto in der Luft. Ob der Grüne Baron noch schnell mit einigen Umweltsündern abrechnen sollte, bevor der dem Kommandeur Meldung machte?
Nicht ohne Bedauern entschied er sich dagegen. Es gab mindestens eine Gefangene im Ankh-Män-Hauptquartier. Und selbst der Grüne Baron konnte es nicht mit mehreren Ankh-Mäns auf einmal aufnehmen. Und so nahm Septimus Kurs auf das Wachhaus am Pseudopolisplatz.

Eine Stunde später saß seiner Superkräfte beraubt in Mimosas Umhängetasche. Er hatte dem Kommandeur Bericht erstattet und dieser hatte ihn befohlen, sofort ein Bad zu nehmen. Septimus schmollte zwischen Mimosas Schreibblock und ihrem Stiftemäppchen vor sich hin. Was hatte der Kerl bloß gegen den Grünen Baron gehabt?


Die Ratte schüttelte sich und Schlammtropfen spritzten in alle Richtungen. Nachdem sie mit dem leckeren kleinen Brocken in den Kessel gefallen war, fühlte sie sich seltsam. In ihren Augen glomm ein rotes Feuer und ihr war, als könnte sie die ganze Welt besiegen. Die Ratte leckte sich die Schnauze und sah erwartungsvoll zu den anderen Ratten, die sich, einige noch leicht benommen von kräftigen Schlägen auf den Kopf, um sie versammelt hatten.
"Hört mich an!" quiekte sie. "Dieses Monstrum, das wir fälschlicherweise Abendessen nannten, wird uns nicht noch einmal überfallen! Denn ich, Rätt-Män, werde euch beschützen!"
Doch Rätt-Mäns Abenteuer sind eine andere Geschichte und sollen ein anderes Mal erzählt werden.



06.09.2009 22: 12

Mimosa

Und schon wieder stand sie in Gesellschaft eines schmierigen Möchtegerncasanovas vor einem heruntergekommenen Haus. Sie trug ein Kleid, ihre einzige Waffe war ein Stiefelmesser (und ein zugegebenermaßen recht schwerer Ikonograph). Zu allem Überfluss bildete sich dieser Schmierfink ein, sie "beschützen" zu wollen. Mimosa verdrehte insgeheim die Augen. Sie sollte ihre Abendplanung wirklich noch einmal überdenken.
Dummerweise ging die Pflicht vor. Also lächelte sie Theobald an, als er ihr galant die Tür aufhielt, und betrat den halbdunklen Raum. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkte sie zwei, nein drei Gestalten. Einen etwas beleibten Herren mittleren Alters -den Typen namens Komischer Kauz? und zwei Ankh-Mäns bzw. Womäns. Zumindest vertraten diese Typen die Gleichberechtigung.
"Herr Schreibviel, wer ist denn die reizende Dame in ihrer Begleitung?" begrüßte der Herr den Reporter jovial.
"Meine Ikonographin und Assistentin. Darf ich Ihnen Fräulein Emilia von Traunstein vorstellen?"
Der Herr küsste ihre Hand und Mimosa knickste leicht. Endlich zahlte sich dieser "gehobenes Benehmen"-Kurs einmal aus! Die beiden Ankh-Mäns und ebenso der Herr beachteten sie nach der Vorstellung nicht weiter. Sie hielten sie wohl nur für schmückendes Beiwerk. Allerdings wussten sie auch nichts von dem Nano-Diktierdämonen, den sie bei sich trug. . .
"Diese Stadt ist verkommen bis ins Mark. Zwerge, Trolle, Vampire, die Taugenichtse und der Abschaum sämtlicher Rassen und Nationen- aha, der übliche Speziist - sammeln sich hier an und bedrohen den einfachen Bürger. Nur aufgrund der laschen Rechtspolitik und der völlig unfähigen Wache -Danke, dachte sie- konnte es zu diesen Auswüchsen wie der Bettler- und der Diebesgilde kommen. Der einfache Mann von der Straße. .. "
Hier schaltete Mimosa innerlich den Sermon ab und betrachtete stattdessen den Redner. Der Herr, der sich als Komischer Kauz vorgestellt hatte, hatte Diktierdämonen und Ikonographien von sich verboten. Theobald stenographierte eifrig sein Geschwafel, während Mimosa die sich in Positur werfenden Ankh-Mäns ikonographierte. Man konnte ihre Gesichter zwar hinter der dicken Schlammschicht nicht erkennen, doch es war offensichtlich, dass sie jedes Wort dieses Schwätzers glaubten und glühende Anhänger seiner Vision waren. Sie hielten sich für die lang erwarteten Helden der Stadt, die unter dem tosenden Beifall der Bevölkerung Ankh-Morpork retteten. Mimosa dachte kurz darüber nach, was passieren würde, wären sie erfolgreich. Eine Stadt nur mit Menschen? Ohne die ganzen zwielichtigen Gestalten, die Händler, die immer den größten Profit herauszuschlagen versuchten und standardmäßig ihre Kunden behumpsten; die Seeleute, die nachts halbillegale Güter in die Stadt schmuggelten, die endlosen Holz- , Heu- und Gemüselieferungen in die Stadt, die noch ganz andere Sachen verbargen. . . die Wirtschaft würde zusammenbrechen und die Stadt zugrundegehen. Das jetzige System mochte zwar nicht optimal sein, doch es funktionierte. Und die Wache war im Grunde gekommen nicht dazu da, Verbrecher zu bestrafen (das übernahmen die Gilden), sondern den Status quo aufrechtzuerhalten und die schlimmsten Auswüchse zu kappen.
Konnten diese fanatischen "Gerechtigkeits"verehrer das verstehen? Sie bezweifelte es. Dann beobachtete sie Komischer Kauz aus den Augenwinkeln. Der wirkte ganz anders. Seine Augen waren kalt, als er vom Wohl seiner Mitbürger sprach, und alle seine Bewegungen wirkten genau geplant und auf seine Rede abgestimmt. Theobald hatte ihr erzählt, dass er von allen Reportern des Kuriers "erwählt" worden wäre. Hatte Komischer Kauz absichtlich einen leicht zu beinflussenden idealistischen Neuling ausgesucht? Wahrscheinlich. Mittlerweile war die Presse in dieser Stadt ein wichtiges Organ der Meinungsbildung. Wahrscheinlich steckte hinter dieser ganzen Sache mehr, als es den Anschein hatte. Wollte Komischer Kauz die Macht in der Stadt an sich reißen? Aber warum so umständlich? Er hätte doch einfach Söldner mit seinem Superschlamm ausrüsten können und da die Wirkung schnell nachließ, hätte er sich auch keine Sorgen wegen eines Aufstandes machen müssen. Andererseits waren diese Ankh-Män-Spinner und die begeisterten Bürger leichter zu manipulieren.
"-wie ein reinigendes Feuer ziehen meine Ankh-Män durch die Straßen, vernichten die dreckigen, verräterischen Elemente einer korrupten Stadtpolitik. . ."
Der Ton, den er annahm, gefiel Mimosa immer weniger. Außerdem hoffte sie, dass er bald zu einem Ende kam, denn ihr Nanodämon hatte nur eine sehr kleine Aufnahmekapazität. Hoffentlich konnte einer der Püschologen mit der Stimmauswertung was anfangen.
"-werden wir ein Zeichen setzen, ein Zeichen, dass den kriminellen Abschaum dieser Stadt ein für alle Mal in seine Grenzen weist und die Stadt wieder zu dem sicheren Ort macht, die sie sein sollte."
Nein, das klang überhaupt nicht gut. Und was sollte das für ein Zeichen sein?
"Alle Bürger der Stadt, die genug haben von gesetzlich geduldeter Kriminalität, sollen morgen Abend bei Sonnenuntergang unser Zeichen sehen. Schreiben Sie, dass die Bürger zum Patrizierpalast kommen sollen, und sie sollen Zeugen einer neuen Ordnung werden!"
Nein, das würde dem Kommandeur ü-ber-haupt nicht gefallen.


09.09.2009 12: 07

Breda Krulock

Araghast Breguyar lehnte an der Tischplatte seines Schreibtisches und besah sich sein Gegenüber.
"Und was geschah' dann?"
"Nun", Die Person sah sich gehetzt um. "Ich trank es."
"Du hast es getrunken." Wiederholte Bregs neutral. "Alles?"
Zögernd nickte sein Gesprächspartner und fingerte abwesend in einer Haarsträhne. "Ja. Alles."
"War es gut?"
"W-was meinst du?"
"Du weißt genau was ich meine Breda! Hat es dir geschmeckt?"
Die Vampirin schien ein wenig überrumpelt zu sein ob der direkten Frage des Kommandeurs, fasste sich jedoch schnell wieder. Ihre blassen Hände verschwanden unter ihren Oberschenkeln und verhinderten so, dass das Zittern ihrer Glieder schlimmer wurde. Zumindest war es auf diese Weise nicht ganz so offensichtlich.
"Es war das beste Blut, was ich je getrunken habe, Herr. Und ich habe schon so einiges..."
Araghast hob die Hand.
"Danke, das reicht mir an Informationen." Seufzend fuhr er sich mit der erhobenen Hand übers Gesicht und ging um den Tisch herum um Platz zu nehmen.
"Und du bist sicher, dass es Komischer Kauz war?" Er besah' sich seine Unterlagen. "Dann haben wir zumindest seinen Unterschlupf. Paule wird uns dies noch einmal bestätigen und dann haben wir auch den Ausgangspunkt dieser Ankh-Man-Pest. So langsam gehen mir diese Typen wirklich auf den ... Was zum?!?"
Araghast stürzte samt Stuhl nach hinten als ihn die Vampirin ansprang, was ihn ermöglichte ihren Angriff auszuweichen. Geschickt rollte er aus ihrer Reichweite und sprang auf die Beine, um kurz darauf eine keifende Breda im Arm zu halten die mit aller Kraft versuchte, mit ihren Krallen seine vibrierende Pulsschlagader zu treffen. Durch die Wucht des Sprunges prallten sie an die Wand des Büros und einige Gegenstände fielen aus den Regalen um scheppernd am Boden zu zerbrechen. Es knirschte unter Bregs Schuhen als er kämpfend über die Scherben und durch den Raum taumelte. Als die Vampirin mit ihren Krallen zum Finale ausholen wollte gelang es ihm, ihr einen linken Haken zu versetzten, der sie zumindest kurzfristig von ihm löste. Wie eine Wildgewordene Bestie landete sie auf alles Vieren und knurrte. Schnaufend und nach einem Ausweg suchend sah von ihr auf und just in dem Moment in dem sich ihr Körper grade wieder in sein Blickfeld schob, ertönte ein dumpfer Schlag und wie ein nasser Sack ging sie zu Boden, direkt vor Araghast Füßen.
Hinter der nun reglos am Boden liegenden Breda stand Valdimier, in der rechten Hand den guten alten Schlagknüppel haltend. "Ich habe das Gepolter gehört. Was ...?"
Weiter kam der FROG nicht, denn die Vampirin am Boden stöhnte auf und rieb sich den Kopf. Fragend blickte Val zum Kommandeur.
"Ich denke, sie ist auf irgendeiner Art von Entzug." Antwortete dieser half der Vampirin beim aufstehen. "In der Ankh-Män Zentrale gab man ihr ein Blutgemisch zu trinken und seitdem sie wieder hier ist, zeigte sie eindeutige Anzeichen dafür."
Mit verzerrtem Gesicht schaute Breda auf den Schlagknüppel, der immer noch in Vals Hand war. "Warum hast du das getan?" Leicht lehnte sie sich an Bregs Schulter. "Das kann wehtun!"
"Du weißt nicht mehr, was eben passiert ist?"
Sie schüttelte den Kopf und sah das Durcheinander im Raum. "Wurden wir angegriffen?"

Langsam schob sich der Bauchladen durch die Menge. In seiner Auslade befanden sich neben einigen landestypischen Speisen und Getränken auch kleine Phiolen, die durch einen Korken verschlossen und von einem kleinen, roten Bändchen verziert worden waren.
Schnapper hatte nicht weiter gefragt, als am Morgen eine der Kisten nicht mit den üblichen Ankh-Män Figuren, sondern mit diesen Fläschchen gefüllt war. Der rötliche Inhalt war flüssiger als man es von der eigentlichen Konsistenz der roten Körperflüssigkeit her kennen sollte. Deshalb entschied das Ankh-Morporkische Urgestein rigoros für sich, dass es sich garantiert um etwas anderes handeln müsse. Auch für den Fall, dass die Wache auf die dumme Idee kommt, seine Güter kontrollieren zu wollen war Unwissenheit garantiert von Vorteil. Und der Erlös sowie die Provisionen waren einfach zu viel versprechen, kein guter Geschäftsmann würde sich dieses entgehen lassen.
Gezielt schlenderte er an den Seitengassen des Hier-gibst-alles-Platzes entlang und es dauerte auch nicht lang, da sprach ihn ein Schatten an.
"Psssst....!"
Schnapper erkannte ein gutes Geschäfte, wenn es ihn anpssschte. Langsam lehnte er sich gegen die Wand und in Richtung seines Kunden.
"Was darf es denn sein, werter Herr?" Fragte er leise und behielt dabei die restliche Menge auf dem Platz im Auge.
"Ich habe gehört, du hast eine neue... Spezialität. Wie viel?"
"Nun, werter Herr", Schnapper lachte leise und entnahm seinem Bauchladen eine Phiole. Langsam drehte er sie zwischen Daumen und Zeigefinger. "Heute ist ihr Glückstag. Es gibt einen Einführungsrabatt. Und es würde mich freuen wenn sie mich auch ihren Freunden empfehlen würden." Er drehte sein dreckiges Gesicht in die Gasse und blickte dem Vampir direkt in seine roten, glühenden Augen. Die spitzen Zähne blitzen auf und Schnapper zweifelte für einen kurzen Augenblick an seiner bisherigen Lebensphilosophie, dass man mit Geld alles kaufen kann, im Notfall auch einen neues Leben.

Die Tür schnappte ins Schloss und Valdimier und Araghast ließen Breda alleine im Keller zurück, die wie ein geprügelter Hund auf der Bahre Platz genommen hatte.
"Und sie haben sie einfach laufen gelassen nachdem sie dieses Mittel eingeflößt bekommen hat?"
"Sieht so aus." Bregs hängte den rostigen Schlüssel in den Haken an der Wand. "Wenn wir nur wüssten, ob es Absicht war oder eher eine Fehlreaktion unserer Kollegin."
"Bregs, wenn andere Vampire ebenfalls dieses Gemisch trinken,..., etwas was zu starken Entzugserscheinungen und den damit verbundenen Drang nach Blut führt... niemand in der Stadt wäre noch sicher! Egal ob wir mit Sicherheit sagen können ob es beabsichtigt war oder nicht."
"Ich weiß." Langsam stiegen sie die Stufen hinauf. "Wir warten noch ab, was Mimosa rausgefunden hat. Dementsprechend werden wir dann handeln."
______

11.09.2009 16: 41

Jargon Schneidgut

Helmi, Braggasch, Carisa und Jargon saßen in der Kantine. Sie waren trotz einer einigermaßen erholsamen Nacht nervös und hibbelig. Braggasch fuhr sich wieder und wieder durch seinen Bart, Helmi rieb sich wiederholt über die Schläfe, Carisa fingerte an einem kleinen Stein in ihrer Haut und Jargon rieb sich seine Hände, die leicht schwitzten.
"Äh... etwas liegt in der Luft", meinte Braggasch. Die Anderen nickten. Zweifellos lag etwas in der Luft.
"Ich möchte irgendetwas tun, aber ich weiß nicht, was...", murmelte Helmi.
Carisa brummte etwas. Jargon starrte nur weiter auf seine Hände.
"Es, äh, ist ein Kreuz, nicht wahr?"
Die Anderen nickten erneut. Dann schwiegen sie weiter, die Geräusche des Wachhauses schienen zuzunehmen. Irgendwo rief jemand etwas, dann polterte es. Auf dem Gang unterhielten sich einige Rekruten.
"Mir reichts", durchbrach Helmi die Stille, "ich werd' mich in der Stadt nach irgendetwas Auffälligem umsehen. Wer kommt mit?"
Carisa zuckte nur mit den Schultern und stand auf. Braggasch und Jargon sahen sich kurz an, dann standen sie ebenfalls auf.
Dann hab' ich wenigstens was zu tun, dachte Schneidgut, als die Vier das Wachhaus verließen. Sie bemerkten sofort, dass etwas nicht stimmte. Es war viel zu still für die Tageszeit, nur ein paar Personen waren unterwegs und ein oder zwei Karren rollten vorbei.
"Was ist denn heute los? Wisst ihr ob irgendwas passiert ist?", fragte Carisa verwundert.
"Ich weiß nicht...", meinte Jargon, "ich lebe seit siebenunddreißig Jahren in dieser Stadt. So eine Atmosphäre gab es hier nur, bevor etwas besonders Schlimmes oder besonders Gutes geschehen ist."
"Äh... Entweder oder?", meinte Braggasch verwundert.
"Immer aus dem Blickwinkel der betreffenden Personen gesehen", erklärte Jargon.
"Oh."
"Können uns deine Erfahrungen auch sagen, wie sich das zukünftige Ereignis auf uns beziehen wird?", fragte Helmi skeptisch.
"Ich würde sagen-" ein Ruf ertönte in der Ferne. Wer genau hinhörte, konnte die Wort "nieder" und "Wache" heraushören.
"eher schlecht."

Die Bürger hatten sich versammelt. Einiger besonders redegewandte [2] versuchten, die Menge noch etwas weiter anzustacheln.
"Waf hat die Wache denn je für unf getan? Wie viele Fälle blieben ungelöft?"
"Zu viele!", antwortete die Menge einem älteren Mann mit grauen Haaren und zu wenigen Zähnen.
"Genau! Und wer kann daf nun für unf erledigen?"
"Ankh-Män!"
"Genau! Auf tfum Palaft!"
Eine kleine Gruppe begann, sich in Bewegung zu setzten. Da die Anderen noch kein festes Ziel hatten, folgten sie ihr. Und so begannen die aufgehetzten Bürger, sich Richtung Palast zu bewegen.

23.09.2009 21: 38

Araghast Breguyar

Es war wirklich zum Mäusemelken!
Der Sonnenuntergang war nur noch fünf Stunden entfernt und Araghast hatte noch nicht die geringste zündende Idee, was sie gegen das angekündigte Ereignis unternehmen konnten. Der Bericht, den Mimosa ihm am vergangenen Abend gegeben hatte, hatte alles andere als ermutigend geklungen und so hatte Araghast Valdimier zum Spionieren zu Komischer Kauz' Anwesen geschickt. Dieser war im Morgengrauen mit dem Bericht zurückgekehrt, dass der Anführer der Ankh-Mäns das Haus scharf bewachen ließ. Damit war ein direkter Angriff ausgeschlossen.
Der Kommandeur wanderte vor seinem Schreibtisch im Kreis und sehnte sich nach einem kräftigen Schluck Rum. Letztendlich lief es immer auf das Gleiche hinaus, dachte er bissig und gönnte sich einen Abstecher zur untersten Schreibtischschublade und seinem Seelentröster. Irgendein verrückter Speziesist versuchte, die Macht in Ankh-Morpork an sich zu reißen und seine neue Weltordnung auszurufen, und die Wache durfte es ausbaden.
Vor knapp zwei Stunden hatten Helmi, Braggasch, Carisa und Jargon berichtet, dass sich die ersten Zuschauer bereits auf den Weg zum Patrizierpalast machten und eine allgemeine Anti-Wache-Stimmung in der Stadt herrschte. Zwei Rekruten lagen mit schweren Verletzungen im Lazarett. Die SEALS-Streife war wiederholt mit Steinen, faulem Obst und Stücken des Ankhs beworfen worden.
Araghast knirschte mit den Zähnen. Der einzige Lichtblick war, dass sich Breda augenscheinlich von ihren akuten Entzugserscheinungen erholt hatte. Der Kommandeur rieb sich die Kehle und versuchte nicht, an das gebleckte Gebiss mit den spitzen Eckzähnen zu denken.
Plötzlich hieb er so kräftig mit der Faust auf seinen Schreibtisch, dass die Rumflasche und die auf der Tischplatte verstreuten Unterlagen einen Satz machten. Wie würde ein typischer Speziesist vorgehen, wenn er die Bevölkerung gegen ihre untoten Mitbürger aufhetzen wollte? Natürlich, er musste möglichst wirkungsvoll beweisen, dass sie eine Gefahr für die Stadt darstellten. Was war also einfacher, als einigen Vampiren auf irgendwelchen Wegen das Elixier, das auch Breda zu kosten bekommen hatte, zu verpassen, und anschließend Ankh-Män die Bedrohung besiegen lassen?
Und Vetinari der verfluchte Mistkerl saß vermutlich eben jetzt in seinem Büro, rieb sich die Hände, und wartete ab, was er, Araghast Breguyar, zu unternehmen gedachte.
Verrückt gewordene Vampire und Superhelden. Wie sollte die Wache bloß damit fertig werden?
"Wo sind die vielgeschmähten Superheldenwächter mit den hochintelligenten Haustieren, wenn man sie mal wirklich braucht?" fragte Araghast die Rumflasche, die ihn vielsagend anschwieg. Braggasch in seiner Superrüstung erschien vor seinem geistigen Auge. Septimus, der durch sein Bürofenster geflogen gekommen war.
Ein bitterböses Lächeln umspielte die schmalen Lippen des Kommandeurs. War es wirklich möglich, die narrative Kausalität herauszufordern? Jeder Bürger Ankh-Morporks wusste, wie ein echter Superheld aussah. Man brauchte nur ein lächerliches Kostüm, ein wehendes Cape und eine Maske zum Verbergen der wahren Identität. Was wäre, wenn er nur für eine einzige Nacht eine neue Abteilung auferstehen ließe, die supergeheime Abteilung der Superhelden, die Wache-Mäns, bereit, die Stadt gegen das Böse zu verteidigen?
Nun ja, immerhin würden Komischer Kauz und seine Schlammpantscher für einen Augenblick ziemlich überrascht aus der Wäsche gucken und die gaffende Menge eine Show bekommen, die sich gewaschen hatte.

Nach einem kurzen und heftigen Streitgespräch mit Reggie, das unter anderem die Androhung des Ersäufens in Ankhschlamm beinhaltete, waren die Rohrpostnachrichten an die Mitglieder der Ermittlungsgruppe unterwegs.


26.09.2009 23: 32

Helmi Bernstein

"Ich persönlich empfinde das Bekämpfen von Gewalt mit Gewalt als unethisch und als Grund für den Werteverfall unserer Kultur."
"Aha, aber das macht gar nichts, Gefreiter, schließlich wollen wir ja überhaupt nicht wirklich kämpfen. Wir erwecken nur den Anschein."
"Und wie werden wir die Ankh-Mäns und -Womäns dann besiegen?"
"Nun, äh..."
"Sir, ich muss sagen, dass ich diese Uniformen als sexistisch empfinde."
"Ach, jetzt reichts aber! Ich bin der verdammte Kommandeur, und ob diese verdammte Superheldenmasche nun sinnvoll ist oder nicht, wir werden sie verdammtnochmal trotzdem durchführen, weil sie unsere einzige verdammte Option ist! Verstanden?!"
Die Ermittlungsgruppe antwortete einem asynchronen und eher verhaltenen "Ja, Sir." Die Wächter hatten im Hof des Wachhauses Aufstellung genommen, ihre neuen Uniformen entgegengenommen und sich umgezogen.
Die Verkleidungen waren ein Produkt der Fantasie des Kommandeurs, und man konnte sie, mit genug Fantasie, durchaus als schneidig betrachten. Allerdings hatten die beauftragten Schneider innerhalb von einigen wenigen Stunden neun Exemplare eines doch recht aufwändigen Overalls herstellen müssen, der demzufolge nicht allzu stark variierte: Sie waren in aller Eile nach den Maßen des Auftraggebers angefertigt worden, was bewirkte, dass genau eine Person von neun glänzend darin aussah.
(Plus zwei, denn Vampire sehen grundsätzlich gut aus.)
Natürlich war der Kommandeur rücksichtsvoll genug gewesen, um immerhin für die beiden Zwerge und den Gnom Extragrößen in Auftrag zu geben - diese schienen sich jedoch nur auf die absolute Körperhöhe, nicht auf die Statur zu beziehen.
Die Ermittlungstruppe gab also allgemein ein recht jämmerliches Bild ab: Hier mussten Ärmel hochgekrempelt, da Sicherheitsnadeln angesteckt werden, und der Stoff spannte sich unrühmlich über diversen Bäuchen (und, in drei Fällen, anderen hervorstehenden Körperteilen). Allerdings schien das für den Kommandeur selbst nur wenig Unterschied zu machen.
Die Overalls entsprachen, im Großen und Ganzen, einer Wächteruniform: Braunes Leder, einige angedeutete Kettenhemd-Stücke an Armen, Beinen und Brust, eine aufgenähte Dienstmarke. Das ganze war hauteng gehalten und wurde von einem aerodynamischen Helm sowie einem Paar billiger Stiefel ergänzt, die den Gesamteindruck ein wenig milderten.
"Also, Wächter, der Plan sieht folgendermaßen aus: Wir infiltrieren den Palast, bevor der Mob ihn infiltriert. Dann hindern wir den Mob daran, den Palast zu infiltrieren. Wir bilden drei Gruppen, die jeweils einen Flügel überwachen. Blockiert vorsichtshalber die Haupteingänge und Erdgeschossfenster. Dann überzeugt ihr die Menge davon, dass ihr Wache-Mäns seid, und die Lage unter Kontrolle habt oder etwas Derartiges. FROG und einige SEALS halten sich in der Nähe bereit, falls wir die Kontrolle verlieren sollten, um die Situation etwas zu entschärfen - ich will aber nicht, dass es dazu kommt! Dann müssten wir polizeiliche Gewalt anwenden, und das bringt mich in Erklärungsnot." Der Kommandeur schniefte. "Verstanden?!"
"Äh, Sir? Wie kommen wir zum Palast? Die Straßen sind kein guter Ort für Wächter, nichtmal wenn sie hautenges Leder tragen."
"Aha! Überhaupt kein Problem!" Breguyar bückte sich, scharrte ein bisschen im Sand auf dem Boden, legte einen Ring frei und zog daran. Unheilvoll quietschend schwang ein altertümlicher Kanaldeckel auf. Der Kommandeur machte einige Schritte zurück und hielt sich die Nase zu, als eine Dampfwolke, begleitet von einigen Fliegen, aufstieg.
"Durch die Kadalisadion! Dicht der bequemste Weg, aber die eidzige Alterdative."
Das Geräusch einer genussvollen Flatulenz aus der Richtung der Aborte ließ die Ermittlungsgruppe synchron ausfstöhnen. Dann begannen sie mit dem Absteig in die die warme Dunkelheit.
"Ich habe gehört, hier unten gibt's Korkodile..."
"Ach, sei still."


27.09.2009 20: 45

Valdimier van Varwald

Valdimier fragte sich , ob er sich jemals in der Wache eingeschrieben hätte, wenn ihm vorher bekannt gewesen wäre, worauf er sich alles einlassen musste. Er hatte schon viel erlebt, und er konnte nicht sagen, ob DAS hier nun der absolute Höhepunkt oder der absolute Tiefpunkt seiner Karriere war. Wie kam Bregs nur wieder auf so eine Idee? Hatte ihm der Alkohol jetzt doch schon so stark zugesetzt, dass er keine klaren Gedanken mehr fassen konnte? Anders konnte er sich nicht erklären, wie der Kommandeur auf solche Kostüme kommen konnte?? Und was sollten sie machen, wenn sie beim Palast waren? Was sollten sie dem Personal oder den Palastwachen erzählen??
"Fürchtet euch nicht. Denn die Wach-Mäns, werden euer Leben gegen den Mob beschützen."
"Hast du..äh.. etwas gesagt, Sir?"
Aufgeschreckt aus seinen Gedanken schaute Valdimier erst zu Seite und dann nach unten, als er neben sich niemanden gesehen hatte. Braggasch lief neben ihm her und schaute ihn fragend an. Allen Anschein hatte Valdimier Gedankenverloren vor sich her gemurmelt.
"Ich?? Ähn..nein, ich war gerade nur am überlegen, wie wir vorgehen sollen, wenn wir im Palast sind."
Der Zwerg nickte bestätigend. Er war der Einzige in der Truppe, der seinen "alten" Anzug behalten durfte, da man sich sicher war, dass die zusätzliche Kraft noch von großem Nutzen sein könnte. Allerdings hatte man ihn notdürftig mit etwas Leder versehen, damit er optisch etwas besser zu den Anderen passte.
"Weiß eigentlich jemand, wo wir lang müssen?", fragte plötzlich jemand aus den vorderen Reihen.
Valdimier stand kurz davor, sich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen, als die gleiche Stimme schon die Antwort brachte.
"Immer der Nase nach.. Höhöhöhö"
"Wer immer das gerade war, sollte nur hoffen, dass ich es nicht heraus bekomme", hörte man kurz darauf Bregs Stimme.

***


Komischer Kauz war zufrieden mit sich selbst. Der Plan war eigentlich so genial wie einfach gewesen. Man musste den Bürgern in dieser "dummen" Stdt nur genug vorgaukeln und schon fraßen sie einem förmlich aus der Hand. Die Wache hatte er mit seinen Aktionen auch weit genug geschwächt um ihr bald den Todesstoß geben zu können. Er verschwendete nur einen kurzen Gedanken daran, wie einfach auch das gewesen war. Sobald die Vampir durchdrehten war die ganze Sache gelaufen und dann würde er hier das Sagen haben. Jawohl, das würde er.

Diese Gewissheit beflügelt ihn dazu ein schauriges, schon fast wahnsinnig klingendes, langes Lachen von sich zu geben, was man noch viele Strassen weiter hätte hören können, wenn seine Fenster nicht so besonders schalldicht gewesen wären.

27.09.2009 22: 23

Braggasch Goldwart

Knarrend öffnete sich die selten benutze Luke tief in den steinernen Gedärmen des Palastes. Mindestens vier Superwächter versuchten gleichzeitig hinaus und an die relativ frische Luft zu gelangen.
Nach diversen Stößen, Flüchen und Ellenbogeneinsätzen lies sich das Einsatzteam schnaufend in dem Raum nieder, der wohl vor längerer Zeit einmal eine Waschküche gewesen war, und die noch lebendigen Mitglieder mussten einige Minuten gegen unschönes Erbrechen ankämpfen.
"Es gibt also Alligatoren!", schnaufte Septimus nach einer Pause.
Braggasch nickte heftig und deute auf sein Bein. "Ja! Äh... und er hat mich gebissen!"
Der Gnom winkte ab. "Na und? Immerhin trägst du Rüstung - besser du als wir."
"Außerdem hat ihn Breda ja mit einem gezielten Tritt verscheucht.", warf Helmi ein.
"Trotzdem ist, äh, die Rüstung jetzt verbeult... äh..."
Der Hauptgefreite Ebel verdrehte die Augen. "Jetzt jammere hier nicht so rum, Eisen-Män!"
"Ich, äh, meine ja nur, dass ich... äh... dass die Bevölkerung mich mit einem verbeulten, äh, Beinschoner nicht mehr ernst nehmen wird...", versuchte sich der Zwerg zu verteidigen. "Äh.. und eigentlich ist es nur eine Legierung, die größtenteils auf Eisen beruht..."
"Ruhe! Alle miteinander!"
Schuldbewusst verstummten die Wächter und sahen zum Kommandeur.
"Wenn wir diesen Raum verlassen, kommen wir nach wenigen Abbiegungen an eine Treppe, die wiederum auf einen Flur führt, der in einer Kreuzung mündet, deren Gänge uns in die verschiedenen Bereiche des Palastes führen. Goldwart, du übernimmst mit dem Hauptgefreiten Ebel und dem Gefreiten Schneidgut den randwärigen Flügel, van Varwald übernimmt die andere Seite mit Krulock und der Obergefreiten. Bernstein und Escrow kommen mit mir. Wir sehen, was wir am Haupteingang ausrichten können."
Die anderen nickten.
"Na dann, Späher voraus, sichere uns den Weg zur Treppe."
Scheppernd salutierte Braggasch und wankte in seiner Rüstung klappernd, zischend und rumpelnd hinaus.
Valdimier sah ihm zweifelnd hinterher. "... Sör..."
Araghast warf ihm einen scharfen Blick zu. "Feldwebel, zu mir."
Kopfschüttelnd folgte der Vampir seinem Vorgesetzen in eine Ecke hinter eine verrosteten Waschtrommel.
"Dieser Teil des Palastes wird, warum auch immer, seid längerem nicht benutzt. Goldwart wird also niemanden antreffen, der uns des Einbruchs bezichtigen könnte. Abgesehen davon, dass ich Vetinari zutraue, den Aufstand mal wieder vorausgesehen und seine Angestellten nach Hause geschickt zu haben, also spar dir das nächste mal dein fragendes 'Sör', verstanden? Sollten sich allerdings bereits Ankh-Män oder Bürger drinnen befinden, wird der Späher sie lange genug ablenken, dass wir vorbei können. Du weißt selber, dass unser Erfolg zu einem nicht unbeträchtlichen Teil vom Überraschungsmoment und so-tun-als-ob abhängt."
Van Varwald hielt dem Blick stand, nickte aber leicht.
"Ach, noch etwas. Ich habe dich mit Krulock zusammen in ein Thiem gesteckt, da du der einzige bist, der mit ihr fertig werden könnte, wenn sie wieder abdreht, halt also ein Auge auf sie."
"Natürlich, Sör, was immer du sagst."
Ob des sarkastischen Tonfalls schnaubte Breguyar, lies den Feldwebel dennoch stehen und gab allen übrigen das Zeichen aufzubrechen.

***


Ein wütendes Raunen ging durch die Menge.
Immer mehr Menschen, Zwerge und andere Spezies strömten dazu und schlossen sich, ohne zu wissen worum es eigentlich ging, dem Mob an, der unschlüssig einige Meter vor dem Patrizierpalast zum stehen gekommen war und misstrauisch die Palastwachen beäugte.
Ungerührt stand Lord Vetinari an seinem Fenster und sah auf die Masse herab.
Er schnipste.
"Euer Lordschaft?" Drumknott streckte den Kopf durch die Tür.
"Ist die Stadtwache bereits eingetroffen?"
Der Sekretär sah auf sein Klemmbrett. "Sie betraten vor drei Minuten den Trakt, der von euch extra für diese Fälle stillgelegt wurde, euer Lordschaft."
"Hervorragend, Drumknott." Der Patrizier legte die Fingerspitzen aneinander. "Ich denke, dann kannst du den Palastwachen den Befehl geben, sich wie alle anderen zurückzuziehen."
"Sehr wohl."
Vetinari wandte den Blick von der sich schließenden Tür ab und sah wieder hinaus.
Rufe wie: "Nieder mit der Wache!", "Ein hoch den Ankh-Mäns!" und "Würstchen! Heiß und ganz sicher nahrhaft!" hallten durch die geschlossene Scheibe zu ihm hinauf.
Jemand drohte mit der Faust.
Ein anderen stieß eine Frau von sich weg, die ihm die Sicht versperrte.
Ein Mensch, der sicher nicht ohne Sünde war, warf den ersten Stein.

28.09.2009 13: 58

Septimus Ebel

Auf das Zeichen des Kommandeurs folgten Septimus und Jargon dem FROG-Späher, der ihnen alles andere als lautlos den Weg zum randwärtigen Flügel wies. Obwohl sie sich nicht besonders schnell bewegten [3], hatten sie Braggasch bald eingeholt. Dieser schlich nun voran, während der Gnom und der Rechtsexperte wortlos miteinander wetteiferte, wer als letztes gehen durfte.
An einer Ecke hielt Braggasch an und seufzte. Er drehte sich zu den beiden um und hielt Septimus seine Handfläche entgegen. "Darf ich äh... bitten, Hauptgefreiter?"
Septimus besah sich das angebotene Transportmittel kritisch. Dann deutete er auf seine Beine: "Siehst du die? Das sind zwei Beine. Zwei ausgezeichnet funktionierende Beine."
"Ich glaube, diese äh... Unterhaltung hatten wir äh... schon ein Mal", bemerkte Braggasch.
"Vom praktischen Aspekt her", hub Jargon an, "wäre es durchaus, nun, praktischer wenn alle Mitglieder einer Einsatztruppe die gleiche..."
"Das ist Diskrimination!" Septimus stemmte beide Fäuste an die Hüfte.
"Es würde... äh... Probleme lösen", erklärte Braggasch und bot die Hand nachdrücklicher an.
Widerwillig kletterte der Gnom auf den Handschuh.
Die zwei etwas Langbeinigeren setzten sich wieder in schleichende Bewegung. Septimus erforschte seine neue Trage. Der Metall-Anzug fühlte sich erwartungsgemäß hart an, aber gleichzeitig auch überraschend warm. Die Wärme wurde stärker, je näher der verdeckte Ermittler auf dem Weg zu Braggaschs Schulter an den Brustharnisch kam. Etwas vibrierte leicht. Dieses Etwas war klein und oval.
Und es begann in diesem Moment zu leuchten.
"Ähm... Goldwart?"
"Jetzt.. äh... nicht, Ebel."
"Wir sollten besser nicht reden."
"Ja, äh... guter äh.... Hinweis, Schneidgut. Könntet ihr äh.... vielleicht jetzt still sein?"
Septimus streckte gebannt seine Hand nach dem pulsierenden Leuchten aus. "Ich glaube aber, es ist wichtig."
"Es ist jetzt äh... erst einmal wichtig, dass wir äh... nicht entdeckt werden."
"Ist das Absicht?"
"Natürlich ist es äh... Absicht, dass wir äh... am Leben bleiben wollen. Glaubst du etwas äh... ich mach das aus Spaß?" Braggasch sah auf seine Rüstung hinab, auf die liebevoll aneinander befestigten Einzelteile, die sorgfältig aufgetragene Legierung, die ausgefeilten technischen Details. "Äh... zumindest nicht ganz", gestand er ein. Plötzlich bemerkte er Septimus, der sich voller Begeisterung an das leuchtende Ei klammerte. Das goldene Licht wurde langsam stärker. Es schien sich zu bewegen. Langsam umgab ein Schimmer die kleine Gestalt. Wie eine dünne, flackernde Haut hüllte er sie ein.
"Äh...Ey!" Braggasch pflückte den Kleinen von seiner Brust. "Das ist äh... keine gute Idee. Du äh.. könntest Energie verbrauchen, die wir äh... später dringender äh... brauchen."
Das Licht erlosch.
"Aber ich fühle mich wunderbar", erwiderte Septimus verträumt grinsend. "So kräftig. Als wäre ich allen Aufgaben gewachsen. Wir machen die Ankh-Mäns fertig, jawohl!" Wild fuchtelte er mit seinen Fäusten in der Luft herum.
Jargon tippte an Braggasch Schulter. "Ich hätte gerade auch gerne das Gefühl, allen Aufgaben gewachsen zu sein. Ich würde das Ei da auch gerne einmal berühren."
Noch ehe Goldwart "Das ist äh... keine gute Idee" sagen konnte, berührte ein Finger seine Brust und Jargon war von einem warmen Goldton umgeben.
Der Zwerg trat einen Schritt beiseite. Das Licht erstarb und ließ einen entschlossen grinsenden Gefreiten zurück. "Ich fühle mich so kampfbereit. Als könnte ich jede Schlacht gewinnen! Ich hoffe, ich werde mich später einmal an dieses Gefühl erinnern."
Diese Worte brachten Braggasch auf eine Idee. Irgendjemand hatte mal gesagt, es sei wichtiger für die Bewältigung einer großen Aufgabe, zu glauben man sei ihr gewachsen, als ihr tatsächlich gewachsen zu sein. Manchmal erbarmt sich der Zufall oder die Kausalität. Braggasch hielt nicht besonders viel von diesem Spruch. Aber es war sicher besser für ihre Tarnung, wenn seine Theammitglieder glaubten sie hätten Superkräfte.

13.10.2009 21: 03

Valdimier van Varwald

"Nur für den Fall, dass ich es vielleicht überhört haben sollte, aber was genau sollen wir eigentlich machen, wenn der Mob hier nun durchbricht? Ihn mit akrobatischen Einlagen bei Laune halten?"
Das es ausgerechnet Valdimier war, der diese Frage stellte, schien die beiden Wächterinnen etwas zu irritieren, doch auch sie wussten keinen genaue Antwort darauf. Es gab keine genauen Informationen, wie groß der Mob eigentlich war und wie es um die Bewaffnung stand. Fackeln und Mistgabeln gehörten sicher zur Ausstattung, aber vielleicht ist man mit der Zeit auch aggressiver geworden und griff nun zu den gefährlicheren Waffen.
"Wir sollten uns wie immer auf das Schlimmste gefasst machen", erklärte Breda irgendwann. "Die ganze Sache schreit nur förmlich danach, so zu verlaufen, wie man es am wenigsten vermuten würde."
Dem stimmte Valdimier zu.
"Vielleicht sollten wir schon mal irgendwelche anschaulichen Kampftechniken üben..."

***


Bregs schlich derweil mit dem Rest seines Thiems Richtung Haupteingang. Die Stille in dem Gebäude ließ ihn immer mehr daran glauben, dass diese ganze Sache ein abgekartetes Spiel Vetinaris war. Aber was sollte er schon dagegen tun. In dem ausgestreckten Mittelfinger zeigen und einfach den Dienst quittieren? Das würde ihm sicher nicht lange von nutzen sein. Aber trotz seines Ärgers musste er sich eingestehen, dass dieser ganze Fall das gewisse Etwas hatte. Dabei war es im Grunde eigentlich nichts außergewöhnliches. Eine üble Organisation versuchte mal wieder die Macht über die Stadt an sich zu reißen. Als nächstes wäre dann wieder die geheime okulte Gruppe an der Reihe, die die Tore zu den Kerkerdimensionen öffnen will. Wenn die dann auch ihre geheimen Sitzungen in irgendwelchen Anzügen mit Capes abhalten, konnte die Sache auch recht lustig werden.

Doch diese Gedanken verzogen sich schnell, als er sich zusammen mit Carisa und Helmi der Eingangshalle näherte. Hinter den dicken Türen des Eingangstores konnte man schon die wütenden Rufe des, sich dahinter aufhaltenden, Mobs hören.

12.11.2009 22: 56

Braggasch Goldwart

Der randwärtige Dreiertrupp kam nun noch langsamer voran, da Braggasch seine beiden Mitwächter ständig davon abhalten musste, jubelnd los zu stürmen. Mehrfach hatte der Zwerg überlegt, sich ebenfalls eine Portion Größenwahn von dem leuchtenden Ei abzuholen, doch argwöhnte er, dass es ganz gut wäre, wenn wenigstens einer einen klaren Kopf behielt.
Schließlich und endlich erreichten sie die Eingangshalle des randwärtigen Flügels. Deutlich sah man die Bemühungen der Palastangestellten, den Trakt zu verrammeln: Überall lagen die Bretter und Balken herum, die nicht in aller Eile vor die Fenster und Türen genagelt hatten werden können.
Zwei Superhelden standen lächelnd inmitten der Unordnung.
"Ihr habt euch ja ziemlich Zeit gelassen...", grinste der Eine.
Die zweite - eindeutig weibliche - Ankh-Womän fügte hinzu: "Wir haben euch schon vor Minuten erwartet."
Septimus, Jargon und Braggasch erstarrten.
Die Späherreflexe Goldwarts suchten fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit - doch hier und jetzt auf Ankh-Mäns zu treffen war einfach zu überraschend, so dass sein Gehirn noch vollständig mit dem Verarbeiten der Situation beschäftigt war.
"Äh... äh... geht in, äh, Deck-"
"Ich schnapp mir den langen Kerl!"
"Gut, dann übernehme ich die Frau!"
"Äh... was?"
Die beiden schlammbeschmierten Menschen schienen ebenso verdutzt zu sein wie Burkhards Sohn, als der Hauptgefreite und der Gefreite losstürmten. Ihr Lächeln gefror.
Mit großen Augen blickte Ankh-Womän zu ihrem Kollegen, als Jargon ein herumliegendes Brett aufhob und wild schreiend auf sie zuhielt. Dieser zuckte nur amüsiert mit den Schultern, den ersten Schreck verdauend, und lies in beeindruckender Weise die Fingerknöchel knacken. Mit einer weit ausholenden Bewegung schleuderte er Septimus seine Faust entgegen, doch dieser warf sich mit einem Hechtsprung zwischen den Beinen des Superhelden hindurch, so dass dessen Schlag nur blanken Fußboden traf. Eine Fliese splitterte.
Die Frau des Duos drehte rechtzeitig den Kopf wieder zu Schneidgut, um das Brett auf sich zusausen zu sehen. Es traf sie mit voller Wucht am Kiefer. Eine Wolke Holzsplitter hüllte Ankh-Womän ein.
Der Gnom schlüpfte unterdessen kampflustig zischend in das Hosenbein seines Gegners, was dieser mit einem überraschten Quieken quittierte.
Endlich konnte auch Braggasch die lähmende Überraschung von sich schütteln. Er schluckte. Dann setzte er sich in Bewegung.

Valdimier und sein Thiem waren inzwischen bei ihrem Ziel angekommen und hatten die Räumlichkeiten grob sondiert. Die Rufe der aufgebrachten Menge waren hier weniger laut zu vernehmen, anscheinend konzentrierte sich der Mob tatsächlich auf den Haupteingang.
"Können wir nicht einfach die gute alte Eine-Tasse-heiße-Schokolade-für-alle-Taktik anwenden?", erkundigte sich Mimosa.
"Hast du welche dabei? Ich könnt ein Heißgetränk gebrauchen...", murrte der Feldwebel als Antwort.
Die Obergefreite verdrehte im Rücken des Vorgesetzten die Augen. "Ich meinte das doch nur Beispielsweise, Sör."
Der Vampir nickte ihr zu. "Schon klar, trotzdem sehe ich hier kaum Möglichkeiten..."
Etwas krachte ganz in der Nähe.
Sofort duckte van Varwald sich ab und bedeutete seinen Begleiterinnen, es ihm gleich zu tun.
Ein Bein schob sich durch die gewalttätig geschaffene Öffnung in einem der Fenster. Ein untersetzter Körper folgte.
"Meine Herren und vielleicht auch Damen von der Stadtwache, ich bitte sie, ihre Verstecke zu verlassen, ich weiß, dass sie da sind.", eröffnete der gut gekleidete Mann, kaum dass er vollständig im Raum war. Ein Ankh-Män folgte ihm elegant.
Valdimier erhob sich, Breda und Minosa folgten seinem Beispiel. Erstere warf ihm einen warnenden, ja, fast panischen, Blick zu. Der Feldwebel verstand.
"Komischer Kauz, nehme ich an?", fragte er mit fester Stimme.
Der Speziist lächelte breit. "Mein Ruf eilt mir also voraus. Schön. Wenn sie mich bitte vorbei lassen würden...?"
"Ich fürchte, das kann ich nicht tun."
"Dachte ich mir." Komischer Kauz drehte nachdenklich seinen Ziegenbart zwischen den Fingern. Dann, als wäre ihm die Idee gerade erst gekommen, deutete er auf die Hand seines Begleiters, in dem plötzlich ein kleiner, lederähnlicher Sack lag. "Wissen sie zufällig, was das ist?"
Bredas Gesichtszüge erschlafften schockiert.
"Eine Schweinsblase?", warf Mimosa verwirrt fragend ein.
Das Grinsen des recht kleine Manns wurde noch breiter, als er wohlwollend nickte. Dann schnippte er mit dem Finger. Der Arm des Ankh-Män spannte sich kurz, als er die Blase auf verdeckte Ermittlerin schleuderte.
Valdimier spannte sich an.
Mit lautem Platschen zerplatzte das Geschoss an Mimosas Brust. Die Obergefreite torkelte leicht zurück und stieß angewidert hervor: "Blut?"
Van Varwald bemerkte das Blitzen in Bredas Augen aus dem Blickwinkel. Er sprang im gleichen Moment los, als diese sich fauchend auf ihre Kollegin stürzte. Mimosa hatte kaum Zeit zu reagieren, als die Körper der beiden Vampire knapp vor ihr gegeneinander stießen und sie gemeinsam zu Boden gingen.
Einige Schmerz- und Wutschreie später war der Raum plötzlich erfüllt von Fledermäusen.

Araghast, Carisa und Helmi trafen exakt in dem Moment in der Haupteingangshalle ein, als der wütende Mob begann, mit irgendwo beschafften Bänken gegen die verriegelte Hauptpforte zu rammen.
"Und nun, Sör?", wollte von Schloss Escrow wissen.
"Die Leute aufhalten, ganz einfach."
Helmi deutete auf die quer gegen die Eingangstür verhakten Balken. "Hier scheint schon jemand gute Arbeit geleistet zu haben, Sör, was können wir zusätzlich denn tun?"
"Fester! Schlagt doch endlich die verflixte Tür ein!", hallte es von draußen herein. Eine kreischende Frauenstimme fügte hinzu: "Ja! Zeigen wir dem Patrizier, was wir von der Stadtwache halten!"
Breguyard lächelte säuerlich. "Wenn jemand reinkommt, sorgen wir dafür, dass er wieder rauskommt, würde ich sagen."
"Ge'alt an'enden?", fragte die Wasserspeierin kritisch.
"Noch einmal, auf drei!"
"Wenn wir mit Püschologie weiterkommen, auch gerne anders."
"Eins!"
Der Moloss schluckte. "Das klingt nicht gut, Sör..."
"Zwei!"
"Haltet euch bereit.", nickte der Kommandeur.
"Drei!" Nichts passierte. "Ich habe drei gesagt!"
"Ich dachte du zählst bis fünf?"
"Ich habe doch eindeutig vorhin gesagt, dass ich bis drei zähle!"
"Neinnein, ich bin mir ganz sicher..."
"Egal. Nochmal. Bis drei! Eins, zwei, -"
"Wackere Bürger Ankh-Morporks!", mischte sich eine neue Stimme dazu.
Araghast stutzte. "Welcher Volltrottel..."
"Ich appelliere an eure Vernunft!"
Drei Wächter im Inneren des Gebäudes schlugen sich synchron die Hand vor die Stirn.
"Wer bist du?"
"Ich bin Bett-Män, und ich bin gekommen, euch von diesem schändlichen Tun... " Weiter kam er nicht, den aufbrausendes Gemurmel begrub die schwache, kindliche Simme unter sich. Vor der Tür schien es zu Rangeleien zu kommen.
"Dieser dämliche, kleine...", murrte Breguyard.
"Sehr gut, so sollte es besser gehen. Eins, zwei... Drei!"
Unter lauten Knirschen und Brechen bahnte sich ein Gegenstand seinen Weg durch das Holz der Tür. Als die Wächter den Blick hoben, erkannten sie, dass es sich bei dem Gegenstand um einen Kopf handelte.
"Au...", jammerte Bett-Män, bevor er wieder nach draußen gezogen wurde.

13.11.2009 14: 43

Septimus Ebel

Blitzschnell musste sich Braggasch für sein nächstes Ziel entscheiden. Er entschloss, nach rechts zu stürmen, um Ankh-Womän davon abzuhalten, aus dem Gefreiten eine knochenlose Masse Fleisch zu machen (sie holte gerade zu einem kräftigen Schlag aus). Es gelang ihm, Jargon zu packen und wegzuziehen, sodass der Schlag ins Leere ging. Empört riss sich der Gefreite von seinem Retter los (welcher gerade einem wütenden Tritt seiner Gegnerin auswich).
"Ich werde schon mit ihr fertig!", behauptete Jargon und schaffte es, dabei wie ein Vierzehnjähriger auszusehen, der sich bevormundet fühlt.
Braggasch hörte nicht zu. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, eine Gelegenheit zu bekommen, eine seiner Waffen zu benutzen. Immer wieder schlug und trat Ankh-Womän nach ihm. Er hatte alle Mühe den wuchtigen Angriffen auszuweichen.
Die Ärmel eines neuen Superheldenkostüms wurden energisch hochgekrempelt. Schneidgut warf sich auf den Rücken der Furie. In diesem Moment war er vollkommen sicher, dass er es schaffen würde.

Septimus fühlte sich als wären außergewöhnliche Kräfte aus seinem Inneren hervorgeholt worden. Als wäre etwas in ihm geweckt worden, das lange Zeit geschlafen hatte. Es war ein Gefühl absoluter Gewissheit, dass er sein Potenzial unbegrenzt ausdehnen konnte, unbegrenzt nutzen konnte.
Er krallte sich fester in dem Hosenbein fest. Dann gönnte er sich einen Moment, um sein Gefühl zu genießen. Er atmete tief und zog langsam seine Pinzette.
Er hörte seinen Gegner stockend atmen. Ein Ankh-Mänkostüm wurde panisch abgetastet.
Der Grüne Baron stieß zu.

04.12.2009 20: 09

Valdimier van Varwald

Schnell wurde sich Valdimier dem Nachteil bewusst, den man auf seiner Seite hatte, wenn man sich gegen einen weiblichen Vampir zur Wehr setzen musste. Die zahlenmäßige Überlegenheit seiner Gegnerin hatte ihn schon unzählige Kratzer beschert und schon nach kurzer Zeit war es zu seiner Hauptaufgabe geworden, vor dem Schwarm Fledermäuse zu fliehen. Mit wilden heftigen Flugmanövern entzog er sich immer den spitzen Krallen, falls eine von Ihnen ihm zu nahe kam. Immerhin hatte er es wohl geschafft, dass Breda von Mimosa abgelassen hatte und sich nun vollkommen auf ihn konzentrierte. Allerdings wusste er nicht, wie lange diese Verfolgung noch anhalten sollte. Immerhin wusste er nun zu gut, dass sich der Fein im Palast befand. Allzu viel Zeit dufte er nicht mehr verlieren.

***


"AAAUUUUUUUU!!!"
Wie wild wurde Septimus, oder besser gesagt der Grüne Baron, hin und her gerissen, als sein Opfer versuchte ihn loszuwerden. Doch der Gnom hielt sich wie verbissen an siner Waffe fest und schaffte es sogar noch einen zweiten Stich zu setzen, der seinen Fein ein weiteres mal aufjaulen ließ. Der Grüne Baron war siegesgewiss. Lange würde sein Gegner nicht mehr durchhalten.

Braggasch konnte nicht sagen, was genau passiert war. Gerade befand er sich noch in einem wilden Kampf mit Ankh-Womän, die einen triumphierenden Jargon auf dem Rücken hängen hatte. Seine Gegnerin hatte gerade zu einem wütenden Gegenschlag ausgeholt und Braggasch war schon in Deckung gegangen, als plötzlich ein Mark erschütternder Schrei erklang. Auf einen Schlag schien alles andere vergessen und die Blicke aller Beteiligten ruhten auf dem anderen Ankh-Man, der plötzlich eine Art Tanz aufführte und dabei wie wild auf seine Hosenbeine schlug.
"Verdammt, du kleines Mistvieh. Wo bist..."
Plötzlich riss er seinen Kopf nach oben und stieß einen weiteren Schmerzensschrei aus. Sein seltsam anmutendes rumgespringe erhöhte sich und auch die Schläge auf seine Hosen schienen mehr an Stärke zu gewinnen, wobei man ihnen keine Zielgenauigkeit anrechnen konnte. Kurze Zeit später konnte sich Ankh-Womän und Braggasch aus dem Bann dieses Schauspiel entziehen und warfen sich gegenseitig einen "Was bei allen Dämonen ist sein Problem?" Blick zu. Kurz darauf schien beiden klar zu werden, wer da dem Anderen gegenüber stand. Ankh-Womäns Gesicht verfinsterte sich schlagartig und sie wollte schon einen neuen Angriff starten, doch Braggasch war schneller. Reflexartig ließ er seine Faust nach vorne schnellen. Die Hydraulik in seiner verstärkten Armkonstruktion gab ein protestierendes Geräusch von sich, was kurz darauf von einem dumpfen THUD abgelöst wurde, als die kostümierte Frau nach einem erfolgten Schlag ins Gesicht rücklings zu Boden ging und Jargon unter sich begrub, der einen kurzen Schmerzenslaut von sich gab. Braggasch würde ihm gleich helfen, doch jetzt musste er sich erst um andere Dinge kümmern. Fast automatisch stapfte er zu dem sich noch immer windenden Ankh-Män. Der falsche Superheld bemerkte ihn nicht, denn in seiner Hand hielt einen zappelten Septimus und funkelte ihn wütend an.
"Pass nur auf die kleiner Wurm", fauchte er den Gnom an. "Ich werde dich jetzt wie eine überreife Tomate zerque..."
"Hey!!"
Vom Ruf des Zwerges abgelenkt ließ Ankh-Man von Septimus ab. Zornig senkte er seinen Blick.
"Was willst..."
Doch weiter kam er nicht. Braggaschs Bein schnellte hervor und traf sein Gegenüber mit voller Wuchte an einer, besonders für Männer, sehr empfindlichen Stelle. Entsetzt weiteten sich Ankh-Mäns Augen und eine gespenstische Stille erfüllte den Raum, nachdem sich das Echo des Trittes verzogen hatte.
"Miieep!"
Es war der einzige Laut den der Getretene von sich gab, der in einer unnatürlich hohen Tonlage lag, ehe auch er regungslos zu Boden viel. Jubelnd wand sich Septimus aus der erschlafften Hand gab dem Bewusstlosen zu verstehen, dass dies mit jedem geschah, der sich mit ihm anlegte, während sich Jargon mit einer Mischung aus Protesten und ebenfalls jubelnden Lauten und Ankh-Womän hervor kämpfte. Auf Braggasch achteten sie vorerst nicht. Wild atmend stand er einfach nur da und fragte sich zum Einen, was gerade geschehen war und, was viel wichtiger war, wie er es geschafft hatte so hoch zu schlagen und zu treten.

31.01.2010 20: 01

Breda Krulock

Mimosa war heilfroh gewesen, als Valdimier sich rettend zwischen sie und die wildgewordenen Fledermäuse warf. Die auf sie geworfene Schweineblase hatte sie zu sehr überrascht, als das sie dem Angriff hätte ausweichen können. So eine Sauerei, die Uniform war grade frisch gereinigt! Dachte sie grummelnd und wischte sich geistesabwesend über den Stoff.
Sie vergewisserte sich mit einem kurzem Blick, das Val alles unter Kontrolle hatte und nahm dann die Verfolgung auf. Komischer Kauf und sein Gehilfe hatten den Moment genutzt und waren durch die Tür geflüchtet, nicht jedoch bevor sie einen Sack mit weiteren Schweineblasen aus dem Fenster geworfen hatten. Mimosa hatte sich nicht die Zeit genommen, hinauszusehen. Aber die Schreie und das wilde Geflatter, hier und da gepaart mit einem Zischen und Fluchen [4] sprachen für den Erfolg der blutgefüllten Bomben. Die Vampire, die sich vorher die von Schnapper verkaufte Droge einverleibt hatten, konnten nicht anders und fielen wie Tollwütige über die Menschen her, die widerrum von den Ankh-Män großzügig unterstützt wurden. Sie kämpften, wie eine Front, gegen die Untoten und schützten jeden, der beschützt werden wollte. Die Menschen schrien - in Panik, im Kampfesrausch, vor Entzückung. Es war ein Fest und für jeden war etwas dabei.
Breguyar konnte dieses Spektakel nur für einen kurzen Augenblick beobachten, denn dann steckte sich erneut ein Kopf durch die klaffende Wunde der Tür und stierte ins Innere des Palastes.
"Juhuuu" , sagte der Kopf. "Papa ist zuhause... AUA!"
Wütend sprang Helmi Bernstein einen Schritt zurück, in der Hand einen schweren Holzbalken.
"Sag Papa, er soll bleiben wo der Pfeffer wächst!" Schrie er triumphierend, als der Kopf wieder verschwand.
"Lange halten wir das nicht mehr durch, Chef!" Carissa deutete auf den Gang hinter ihnen. "Vielleicht sollten wir uns zurückziehen?"
Araghast Berguyar überlegte. Er konnte das Haupttor nicht sich selbst überlassen. Ihm musste etwas einfallen. Und das schnell.
Ein paar Stockwerke höher fiel jemandem Etwas ein.
Nämlich Breda. Die fragte sich, nachdem der Blutgeruch zusammen mit Mimosa das Zimmer verlassen hatte, was sie hier tat. Augenblicklich nahm sie ihre menschliche Gestalt an und sackte in sich zusammen. Nur kurze Zeit später legte Valdimier ihre Kleidungsstücke vor sie auf den Boden.
"Du solltest vielleicht hier oben bleiben." Sagte er schnaufend, doch ohne jeglichen Zorn in der Stimme. "Ist besser. Für dich und für uns." Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ er den Raum.

09.02.2010 1: 13

Braggasch Goldwart

Araghast fasste einen Entschluss. An die beiden ihn begleitenden Wächter gewandt sagte er: "Zieht euch zurück. Sucht die anderen und helft ihnen, wenn ihr könnt."
"Aber Sör!", meinte Helmi Bernstein verzweifelt. "Die Ankh-Män..."
"Sind schon da, wie es aussieht." Der Kommandeur deute durch das mittlerweile angewachsene Loch in dem Haupttor, durch welches man hin und wieder einen wehenden Umhang sehen und eine siegesgewisse Stimme rufen hörte.
Carisa blieb skeptisch. "Und du, Sör?"
"Ich werde Püschologie anwenden. Das funktioniert aber nur, wenn ich alleine bin. Außerdem habe ich euch einen Befehl erteilt. Warum steht ihr noch hier herum?"
Korporal und Obergefreiter eilten fluchtartig den Gang hinunter.
Breguyar atmete tief durch, lies die Halswirbel knacken, setzte ein ernsthaftes Gesicht auf - und öffnete die zweiflügelige Tür.

Valdimier holte Mimosa ein, die sich mit gebotener Vorsicht den Flur entlang schlich, den zuvor Komischer Kauz mit seinem Gehilfen genommen hatte.
"Und?", fragte er leise.
Die verdeckte Ermittlerin deutete den Gang hinunter. "Sie sind wie erwartet die Treppe hinauf."
"In Richtung Büro des Patriziers.", bestätigte der Vampir Mimosas Vermutung.
"Stellen wir ihn, Sör?"
Van Varwald schüttelte den Kopf. "Der Patrizier kann gut auf sich selbst aufpassen. Jetzt, wo wir wissen wo sich der Komische Kauz aufhalten wird, sollten wir uns sammeln um dann gemeinsam zuzuschlagen."

Braggasch hatte inzwischen seinen lähmenden Zustand abgeworfen und bemühte sich, die beiden Ankh-Män mit allem ihm zu Verfügung stehenden Mitteln zu fesseln, bevor diese wieder zu sich kamen. Zwei Dinge erschwerten seine Bemühungen. Zum einen funktionierte der rechte Arm seiner Rüstung nicht mehr einwandfrei, einige Platten schienen sich verschoben zu haben und die Hydraulik fasste nicht mehr so, wie sie sollte. Goldwart nahm an, dass seine Metalllegierung einfach nicht für solch rabiaten Druck, wie er bei dem Schlag aufgebaut wurde, geschaffen zu sein. Doch Verbesserungen konnte er später noch anbringen.
Die zweite Erschwernis hatte ihren Ursprung in seinen beiden Begleitern.
"Äh... Jargon, jetzt, äh, hör doch bitte auf, die Frau dauernd zu treten!"
"Ich sorge nur für ein Anhalten der Bewusstlosigkeit.", murrte der Gefreite außer Atem.
Braggasch zog den Knoten des zusammen gebunden Stoffs fest, während er antwortete: "Das ist, äh, sicher nicht, äh... Septimus! Das wirst du, äh, nicht tun!"
Der Gnom zögerte kurz, bevor er die Pinzette wieder senkte. Grummelnd kletterte er wieder von dem Gesicht des hell wimmernden Ankh-Män und blaffte: "Ganz, wie sie es wünschen... Sör."
Der Späher ignorierte den vor Ironie triefenden Unterton. "Äh... wir sollten uns jetzt zurück ziehen. Ich, äh, glaube, äh, nicht, dass hier Bürger eindringen werden. Und die Ankh-Män haben wir... äh..."
Septimus und Jargon sahen sich widerwillig an.
Goldwart seufzte, packte den Gefreiten am Kragen und machte auch einen warnenden Schritt auf den kleinen verdeckten Ermittler zu.
"Is ja gut!", wehrte Ebel ab und trat unglücklich den Weg zurück zum Zentralen Gebäudekomplex an.

"Einen wunderschönen guten Tag.", sagte der Kommandeur gut vernehmbar. Eine, der Situation angemessene, Stille senkte sich auf den Platz vor dem Patrizierpalast. Nur eine Hand voll Bürger feuerten die Ankh-Män an, die die wild gewordenen Vampire problemlos unter Kontrolle hielten. "Verzeihen sie, dass wir sie so lange aufgehalten haben, sie dürfen das Gebäude nun betreten."
Verwirrte Blicke wurden getauscht, bis ein Mutiger heraus brachte: "Is das dein Ernst?"
Araghast blieb völlig ernst. "Natürlich."
"Warum?"
"Wir haben eingesehen, dass wir ihnen ihre Rechte nicht vorenthalten dürfen. Da dies ein öffentliches Gebäude ist, ist es ihr Bürgerrecht hinein zu gehen, wann immer sie wollen und dem Patrizier ihre Forderungen vorzutragen." Das bisher niemand, der ohne ausdrückliche Genehmigung in den Palast gegangen war, ohne mehr oder minder starke Verletzungen wieder hinaus kam, verschwieg Breguyar. Auffordernd trat er zur Seite und gab den Weg frei.
Niemand regte sich, einzig wildes Gemurmel brach aus.
"Was soll'n das?"
"Das kann doch nich normal sein..."
"Meine Mutter hat immer gesagt..."
"... dreiundvierzig Dollar, und keinen Cent weniger..."
"... is doch der Kommandeur, oder? Der macht sowas nich..."
"Das ist eindeutig eine Falle, sage ich euch!"
Viele Stimmen schlossen sich der Meinung des Letzten an.
Araghast unterdrückt das Lächeln, dass sich auf seinem Gesicht breit zu machen versuchte. Auf die Bürger Ankh-Morporks war doch immer verlass. Vor allem auf ihr Misstrauen. "Nun, ich muss wieder gehen. Sobald sie sich entschieden haben, können sie mir ja gerne folgen." Er zwang sich zu einem lässigen Schritt, als er den Gang tiefer in das Gebäude entlang ging, bis er dank einer Kurve aus dem Sichtbereich der unschlüssigen Menge kam. Sofort verfeil er in einen schnellen Trab. Das ungläubige Gemurmel der Massen wurde von dicken Teppichen und Gemälden gedämpft. Das wird sie eine Weile aufhalten...

11.02.2010 11: 27

Araghast Breguyar

Komischer Kauz riss die Tür des recheckigen Büros auf und stürmte hinein, auf den Lippen einen sorgfältig einstudierten Spruch, den er dem geschlagenen Patrizier entgegenzuschleudern plante. Doch er blieb ihm im Hals stecken. Dort, wo Lord Vetinari normalerweise saß und die Geschicke Ankh Morporks leitete, befand sich nichts als leere Luft.
"Mist!" machte Komischer Kauz seiner Frustration lautstark Luft und sah sich hektisch um, konnte den Patrizier jedoch nirgendwo entdecken.
"Wo könnte er bloß sein?" fragte Ankh-Womän.
Da vernahmen sie das rasch lauter werdende Geräusch eiliger Schritte von draußen.
"Halt die Stellung!" befahl Komischer Kauz seiner Begleiterin. "Da hinten an der Bürowand ist eine Tür! Sie steht sogar noch einen Spalt breit offen! Weit kann Vetinari noch nicht gekommen sein!"

* * *


Zwei Tage später saß Araghast Breguyar in seinem Büro und schrieb seinen Bericht. Er war zufrieden mit seiner Sonderermittlungsgruppe und sich selbst. Es war kaum zu glauben gewesen, doch kein einziger Bürger Ankh-Morporks hatte es gewagt, nach seiner Aufforderung den Palast zu betreten. Die wild gewordenen Vampire und die Ankh-Män-Truppe hatten sich nach einer heftigen Keilerei gegenseitig außer Gefecht gesetzt und SEALS hatte länger als eine halbe Stunde gebraucht, die bewusstlosen und verletzten Superhelden und viele Häuflein Asche aufzusammeln und allesamt ins Wachhaus zu verfrachten. Die Zellen barsten vor ihrer Kräfte beraubten Ankh-Mäns. Zudem verbreitete sich in Ankh-Morpork in Windeseile das Gerücht, die Wache hätte eine neue geheime Abteilung von Superhelden gegründet, und es waren bereits mehrere Bewerbungen hoffnungsvoller Rekruten eingetroffen.
Der ganze Fall besaß lediglich einen winzigen Wermutstropfen - Komischer Kauz war nie gefunden worden.
Araghast setzte seine Unterschrift unter den Bericht und schob ihn in einen Umschlag, um ihn dem Patrizier zukommen zu lassen. Wo auch immer Komischer Kauz sich befand, er war machtlos. Die Wache hatte seine Villa gründlich durchsucht und sämtliche Ausrüstung zum Brauen des Superheldenschlamms konfisziert. Insgesamt, fand der Kommandeur, hätte die ganze Geschichte weitaus schlimmer ausgehen können.

* * *


Braggasch Goldwart betrachtete wehmütig seine mechanische Rüstung und wog das Ei, das ihr als Kraftquelle gedient hatte, in der Hand. Was auch immer die Rüstung angetrieben hatte, es war aufgebraucht und der Anzug aus Metall nicht mehr als ein kurioses Ausstellungsstück. Zärtlich strich Braggasch über die Schrammen und Kratzer, die die glänzende Oberfläche bedeckten. Es war ein gutes Gefühl gewesen, ein Mal in seinem Leben der Stärkste gewesen zu sein.
Er setzte das Ei vorsichtig auf seinem Schreibtisch ab und ließ sich auf seinem Stuhl nieder. Ein weiteres Mal glitt sein Blick über die Rüstung und in seinem Geiste formte sich ein vages Bild. Braggasch griff nach einem Bleistift und begann hektisch zu zeichnen.
Einen Tag später erschütterte das erste Krachen einer explodierenden Dampfmaschine das Wachhaus.

* * *


Lord Vetinari legte den Bericht des Kommandeurs beiseite und gestattete sich ein humorloses Schmunzeln. Soso, die Wache konnte sich also nicht erklären, was mit Komischer Kauz geschehen war. Der Patrizier ließ seinen Blick über die kleine, harmlose Tür an der Rückwand des rechteckigen Büros wandern.
Es war alles zu seiner größten Zufriedenheit gelaufen.


ENDE


14.03.2010 22: 23

[1]  Nr.42 ist diese ganz spezielle Fledermaus, die gerne mal das Rudel verlässt und somit zu ständiger Verzögerung der Rückverwandlung führt und gerne mal auf eigene Faust erkundet. Sie ist sozusagen das Schwarze Schaf in Bredas Fledermausschwarm

[2] Oder eher: Einige, die sich für besonders redegewandt hielten.

[3] Nur wenige Wächter rennen wirklich, wenn sich die Gefahr vor ihnen befindet. Die meisten zeigen ihre maximale Geschwindigkeit erst in Richtung von der Gefahr weg.

[4] Vampire + helllichter Tag = Böse


Wörter:

Carisa v. Schloss Escrow   1782
Jargon Schneidgut   2788
Helmi Bernstein   3746
Mimosa   4812
Valdimier van Varwald   5486
Septimus Ebel   6063
Braggasch Goldwart   7808
Breda Krulock   8755
Araghast Breguyar   8893
 



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