Der Fremdkörper

Bisher haben 8 bewertet.Du hast schon bewertet!

von Kommandeur Araghast Breguyar (FROG), Wächter Rach Flanellfuß (GRUND)
Online seit 09. 09. 2014
Zeitmönche haben die Geschichte auf den 01. 01. 2014 datiert
PDF-Version

 Außerdem kommen vor: Sebulon, Sohn des SamaxRomulus von GrauhaarCim BürstenkinnRogi FeinstichRea Dubiata

Ereignisse, die die Wache für immer verändern könnten, werfen ihre Schatten voraus...

Für diese Mission wurde keine Note vergeben.

Rach Flanellfuß

Aragahst Breguyar stürmte wütend in das Wachhaus und achtete nicht großartig auf die beiden Rekruten, die gerade Tresendienst hatten. Er war meistens schlecht gelaunt, nachdem er dem Patrizier einen Besuch abstatten musste, doch dieses mal war er zu weit gegangen. Drumknott hatte mit reichlich Zahlen und Fakten zur Finanzlage um sich geschmissen. Araghast wusste genau was das bedeutete – Budgetkürzungen. Und als wäre das nicht noch genug, sollte auch noch ein Inspektor die Wache auf Effizienz prüfen?
"Sör, da wartet je...", wollte einer der Rekruten sagen, wurde jedoch sofort unterbrochen.
"Ich weiß Mann! Ich weiß!" Er stapfte einfach weiter die Treppen nach oben. "Schick ihn in einer halben Stunde zu mir!"
In seinem Büro angekommen zog er die unterste Schublade auf und atmete tief durch. Diese Sache erforderte eindeutig einen Schluck Rum. Inspektor des Patriziers hin oder her, er würde es dem Kerl sicher nicht leicht machen. Als es schließlich an seiner Tür klopfte räusperte er sich kurz und versuchte das "Herein" harmlos klingen zu lassen. Gute Miene zum Bösen Spiel, doch als der Inspektor des Patritziers eintrat, klappte dem Kommandeur unfreiwillig die Kinnlade runter und der Inspektor lächelte sein typisch charmantes Lächeln.
"Herr Flanellfuß welch ... Überraschung[1]", sagte er nach einem schnellen Räuspern. Rach Flanellfuß hatte einfach ein Gesicht, in das er am liebsten eine Faust platzieren würde und er war sich sicher, dass er nicht der einzige war, der so dachte. "Mit dir habe ich nun wirklich nicht gerechnet."
"Ich muss mich leider den Anweisungen des Patriziers ebenso beugen wie du, Herr."
Breguyar musterte den Mann gegenüber und vermisste die Nervosität, die er das letzte mal an den Tag gelegt hatte, als der Mann in diesem Büro war und um ein Besuchsrecht für Ophelia Ziegenberger bat. Dieses mal war es allerdings geschäftlich. Araghast deutete schließlich auf den Stuhl ihm gegenüber und Rach setzte sich.
"Du sollst also im Namen des Patriziers der Wache beitreten", sagte der Kommandeur und beugte sich etwas nach vorne. "Dann sag mir mal, was die Wache mit einem weiteren ehemaligen Assasinen soll."
Breguyar hatte sich über Rach informiert, als er das erste mal im Wachhaus aufgetaucht war, und der Name Flanellfuß im Zusammenhang mit der Gilde war ihm gerade zu ins Auge gesprungen. Wie Vetinari an seine Mitarbeiter kam, war immer wieder verwunderlich.
"Seine Lordschaft war recht amüsiert darüber, wie mir scheint", antwortete der Inspektor wieder mit einem Lächeln, das Araghast automatisch dazu brachte die Faust zu ballen. "Ich werde den Auftrag so schnell wie möglich in unser beider Interesse ausführen und dazu sollte ich als erstes die Personalakten einsehen."
"Sicher nicht!", sagte der Kommandeur und knirschte dabei mit den Zähnen. "Du wirst dich zuerst in der Kröselstraße zur Ausbildung melden."
"Mir wurde der Rang des Hauptmanns zugesichert", entgegnete Rach ruhig, doch zu schnell, als dass Araghast ihm diese Gleichgültigkeit abkaufen würde.
"Das entscheide immer noch ich", sagte der Püschologe mit Genugtuung und lehnte sich wieder zurück.
Rach Flanellfuß zuckte nicht einmal mit der Wimper und stand schließlich auf.
"Es wird mir eine Ehre sein, Herr", sagte der junge Flanellfuß und salutierte bevor er das Büro verließ.
Hauptmann das könnte Vetinari wohl passen. Doch irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, sich gerade ein Eigentor geschossen zu haben.

Er wusste, dass dies ein schwerer Auftrag werden würde, doch mit diesem Einstand hatte er wirklich nicht gerechnet. Rogi war nicht ganz so überrascht, als er schließlich bei ihrem Büro ankam. Natürlich hatte Breguyar sie vorgewarnt, dennoch konnte sie ihre Anspannung nicht verbergen. Ohne ein weiteres Wort hatte sie ihm die Papiere zum Eintritt in die Wache in die Hand gedrückt und er hatte unter den wachsamen Augen der Igorina unterschrieben. Der lächerliche Eid ging ihm immer noch nicht aus dem Kopf und war das einzige, was die Ausbildungsleiterin während dem ganzen Prozedere gesagt hatte. Erst danach hatte sie die Einführung ins Wachhaus Kröselstrasse runtergerattert, als würde es um Leben und Tod gehen, und sich letztlich auf den Weg zum Pseudopolisplatz gemacht. Rach Flanellfuß wollte die Gelegenheit nutzen und sah sich in dem kleinen Wachhaus um, doch die einzigen anwesenden Rekruten waren die beiden am Tresen. Aus den beiden bekam er schließlich auch nur die Auskunft, dass der Rest unterwegs war und ausgerechnet heute für den Witwen-und-Waisen-Fond Spenden sammelte. Er hatte bei der ganzen Sache immer mehr das Gefühl, dass Vetinari hier nicht nur die Wache einer Prüfung unterziehen wollte, sondern auch ihn. Der Inspektor A.E. Pessimal wäre für diese Art von Auftrag sicher besser gewesen, doch nun war er hier und hängte seinen Anzug in seinen zugewiesenen Spind in der Umkleide. Die Uniform zwickte an Stellen von denen er nicht mal wusste, dass es dort zwicken konnte und er versuchte vergeblich, sie zu richten. Er schaute mit einem Seufzer auf seine Taschenuhr und machte sich auf dem Weg zum Hauptwachhaus, wo die Igorina ihn sicher schon erwartete.

Aragahst Breguyar

An Tagen wie diesem fragte sich Araghast Breguyar regelmäßig, welches verabscheuungswürdige Verbrechen er begangen haben mochte, sodass Vetinari ihn zur Strafe zum Kommandeur ernannt hatte. Das Leiten der Wache erinnerte ihn an den Versuch, bei starkem Seegang auf dem Runden Meer zu segeln, während die Arbeiter gerade erst die Rumpfbeplankung anbrachten. Kaum war eine Beinahe-Katastrophe erfolgreich abgewendet, nahte auf leisen Sohlen schon die nächste heran.
Das derzeitige Problem des Kommandeurs trug den Namen Rach Flanellfuß und war vom Patrizier höchstpersönlich dazu eingesetzt worden, die Wache auf ihre Effizienz zu untersuchen. Nicht nur, dass ein verdammter Palastbeamter in jeder Ecke der Wache herumschnüffelte und niemand offiziell etwas dagegen unternehmen durfte - Nein, in einem Anfall des ihm eigenen Humors hatte Vetinari ausgerechnet Flanellfuß dafür abbestellt. Araghast grinste humorlos. Wenigstens brauchte er nicht zu befürchten, dass Oberfeldwebel Ophelia Ziegenberger die Angelegenheit verkomplizierte. Die Ziegenberger war nicht mehr sein Problem.
Vom Fenster seines Büros aus sah Araghast, wie sein derzeitiges Hassobjekt Nummer eins zusammen mit Rogi Feinstich das Wachhaus zu einer äußerst ausgedehnten Streife verließ. Glücklicherweise war es nicht schwer gewesen, Rogi ausgerechnet heute Nachmittag zu einer Inspektion sämtlicher Stadttore zu überreden.
Araghast gönnte sich einen großen Schluck Rum, verstaute die Flasche sicher an ihrem Stammplatz in der untersten Schreibtischschublade und begann, langsam bis hundert zu zählen. Dann brüllte er nach Reggie.

Eine Viertelstunde später war es im Kommandeursbüro eng geworden. Sämtliche Abteilungsleiter, ihre Stellvertreter und der IA-Agent hatten sich auf Stühlen und der Püschologen-Kautsch niedergelassen, und die drei Rohrpostdämonen hockten mit den Beinen baumelnd im Ausgang der Postklappe.
Araghast räusperte sich und das allgemeine Stimmengemurmel verstummte.
"Zuerst muss ich eines klar stellen - was hier heute in diesem Raum besprochen wird, darf auf keinen Fall, ich betone auf gar keinen Fall, an die Ohren des Inspektors Rach Flanellfuß gelangen." Er warf einen strengen Blick in Richtung der Dämonen. "Rogi gibt ihm gerade eine sehr ausgedehnte Unterrichtseinheit im Streifengang, sodass keine Chance besteht, dass er irgendwo lauert und lauscht."
"Warum hast du ihn überhaupt in die Wache aufgenommen?" erkundigte sich Romulus und gestikulierte mit einer Dose Superbulle. "Hätte er nicht auch von außen inspizieren können?"
"Das wäre mir auch wesentlich lieber gewesen," antwortete ihm Araghast. "Aber der Patrizier hat darauf bestanden. Angeblich hat er Flanellfuß sogar den sofortigen Rang eines Hauptmanns versprochen." Er stemmte die Hände in die Hüften. "Aber ohne mich. Kein dahergelaufener Aktenwedler aus dem Palast bekommt hier einfach ein Offizierspatent geschenkt. Wenn er unbedingt in die Wache eintreten muss, dann soll er gefälligst erstmal lernen, was es bedeutet, ein Wächter zu sein, bevor er sich irgendwelche Urteile anmaßt."
Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum.
"Aber kommen wir zum eigentlichen Problem," fuhr der Kommandeur fort. "Flanellfuß soll unsere Effizienz und Arbeitsweise bewerten. Das heißt, wir müssen in nächster Zeit so effizient wie möglich wirken. Nachher kommt er noch auf den Gedanken, dass diverse Abteilungen und Spezialisierungen überflüssig sind und wir alles zusammenzustreichen haben. Im schlimmsten Fall werden die Abteilungen zerschlagen. SEALS? Die machen doch eh nichts als Streife gehen. Kann also weg. FROG? Die sitzen doch eh nur rum und alle zwei Wochen rücken sie mal für ein paar Stunden aus. Kann also auch weg. DOG? Beschäftigen sich mit etwas, für das die Wache eigentlich keine Befugnis hat. Weg damit. IA? So viel Zeit braucht die Agentenarbeit auch nicht, das kann auch jemand nebenbei machen. SuSi und RUM? Warum sind das überhaupt zwei Abteilungen, wenn sie eh so eng zusammenarbeiten? Das Rohrpostsystem? Zu aufwendig im Betrieb. Eine eigene Köchin in der Kantine? Sollen die Rekruten das machen. Und so weiter und so fort."
Araghast machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Beunruhigung zeigte sich auf den Gesichtern der meisten Anwesenden.
"Dann ist ja alles klar." knurrte Cim Bürstenkinn und verließ den Raum. Seine Bewegungen waren die eines Schlafwandlers.
Rea Dubiata sah ihm nach.
"Kein SEALS mehr würde ihn extrem hart treffen," erklärte sie. "Aber wartet es ab, in ein paar Tagen hat er sich wieder gefangen. Zum Glück ist noch lange nichts beschlossen." Sie blickte in die Runde. "Und unter anderem damit Cim keinen Grund hat, auszurasten, sollten wir zusehen, dass dieser Flanellfuß die Wache für die effizienteste Organisation der Stadt hält!"
"Meine Rede," brummte Glum Steinstiefel. "Ich wüsste nicht, wie ich es Senray beibringen sollte, wenn DOG aufgelöst wird. Sie ist so ehrgeizig dabei. Außerdem, was würde dann aus Crunkers?"
"IA als Teilzeitstelle?" protestierte Sebulon. "Der Kerl hat doch keine Ahnung, wie aufwendig so eine Anklage wirklich ist!"
Araghast konnte seinen Abteilungsleitern nur zustimmen. Das FROG-Training und die Einsätze waren die Lichtblicke in seinen Diensttagen. Was würde er tun, wenn all dies wegfallen sollte? Hinter seinem Schreibtisch in diesem Büro hocken und langsam aber sicher Schimmel ansetzen?
"Nun, da die Idee uns allen nicht gefällt, sollten wir etwas dagegen unternehmen, oder?" wandte er sich an die Anwesenden. "Noch haben wir eine Chance. Wie Rea schon sagte, wir müssen so tun als wären wir noch effizienter als Drumknott. Also, sammeln wir mal Vorschläge, wie wir Flanellfuß aushebeln können."

Rach Flanellfuß

"Rogi?", sagte Rach schließlich, als sie den Pseudopolisplatz verlassen hatten, doch sie ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen, sondern packte ihn direkt am Kragen und drückte ihn an die Hauswand in der um die Zeit verlassenen Seitengasse.
"Was verdammt noch mal foll das? Warum tust du das?"
Kurz dachte er über ihre Worte nach und fragte sich wirklich, was er hier tat, doch in letzter Zeit war er zu der Erkenntnis gekommen, dass es besser war, nicht jedem Gedanken nachzuhängen, denn am Ende des Tages, wenn ihn nichts mehr beschäftigte, verlor er sich in diesen und nur sein Freund und Mitbewohner schaffte es, ihn aus diesem Gedankenpalast zu holen.
"Auftrag ist Auftrag, Rogi", antwortete er nur und fragte sich, was die Igorina mit dem Kommandeur alles besprochen hatte.
"Habe ich dir nicht schon gefagt, dass du mich nun mit Mä'äm anreden mufft?"
"Oh, du behandelst alle Rekruten so, Mä'äm?", fragte er tatsächlich verwundert und lächelte als sich ihr Griff lockerte.
"Nur die, die mehr wissen, alf gut für sie ist."
Sie ließ ihn los und er richtete den Kragen der Uniform. Es war immer noch ein sinnloses Unterfangen.
"Verstehe, doch ich bin hier in Vetinaris Auftrag um die Wache zu prüfen, also mache es nicht komplizierter als es schon ist..."
"Glaubst du etwa, ich werde dir bei der Ausbildung helfen?", unterbrach ihn seine Ausbilderin und setzte ihren Weg wieder fort.
"Oh Nein, ich vermute mal der Kommandeur wird es mir so schwer wie möglich machen."
"Darauf kannft du dich verlassen", nickte ihm Rogi mit einem Grinsen zu, als er wieder zu ihr aufgeschlossen hatte.
"Nun gut, welche Streifen-Route gehen wir, Mä'äm?", fragte er und fügte sich langsam aber sicher in die Rolle des Rekruten.
"Keine, da du einen fpeziellen Auftrag als Inspektor haft, werden wir heute zusammen die Ftadttore inspizieren."
"Alle Neun, Mä'äm?"
"Nein, alle Elf Tore..."
"Also auch noch das Fluss- und Wassertor", stellte Rach ruhig fest.
"Das Thema Ortskenntnis können wir uns vermutlich fparen", erwiderte Rogi daraufhin nur und, ihm dämmerte langsam, dass es hier nicht nur darum ging seine Ausbildung zu verzögern.
"Ich nehme an, in diesem Moment sitzen alle Abteilungsleiter und Stellvertreter zusammen und überlegen, wie sie mich wieder los werden können?"
"Ich weiß nicht waf du meinst, Rekrut", sagte Rogi und lief stur weiter.
"Gut, das werte ich als ein Ja und versuch es gar nicht erst weiter abzustreiten", sagte er und lies eine verwunderte Igorina hinter sich. "Ich mag Herausforderungen."

Ende

[1] Angenehm war diese gewiss nicht




Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung