Rohrpost-Fälschung - Schuld an Rekruten-Selbstmord!

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von Fähnrich Kanndra (FROG), Lance-Korporal Braggasch Goldwart (FROG)
Online seit 26. 02. 2010
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 Außerdem kommen vor: Sebulon, Sohn des SamaxAraghast BreguyarSillybosLilli BaumRogi Feinstich

Letzte Woche hat sich im GRUND-Wachhaus ein Rekrut erhängt. Schuld daran war scheinbar eine gefälschte Ausgabe der Wachezeitung, die Lügen über Wächter und Regierung verbreitete. Lesen Sie alles über die Hintergründe dieser schockierenden Tat!

Dafür vergebene Note: 13

[Kanndra]

Einer der letzten schönen Sommertage machte sich draußen breit und die Sonne beschien einzelne Teile der Druckerpresse und hob sie so hervor. Braggasch seufzte und räumte ein paar herumliegende Zettel zusammen, ohne dabei mit den Gedanken bei dieser Tätigkeit zu sein. Es war sein Projekt, verdammt. Und nun sollte schon alles vorbei sein, obwohl noch nicht mal die erste Ausgabe offiziell erschienen war? Es gab sie schon, aber nur als Vorabdruck für die Redakteure. Die meisten Wächter hatten noch keinen Blick darauf werfen können...
"Drhg'hgin", fluchte der sonst so schüchterne Zwerg vor sich hin. Die Sache traf ihn mehr, als er gedacht hatte. Er fragte sich, ob es richtig gewesen war, Kanndra zu alarmieren. Vielleicht hätte Kamillus als Zwerg eher Verständnis aufgebracht? Aber der Fähnrich hatte wenigstens Interesse gezeigt, hatte ihm Artikel und Rätsel zukommen lassen. Ausserdem hatte er Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Späherin.
"Hallo Braggasch! Du wolltest mich sprechen?" Kanndra lehnte grinsend an dem bisschen Wand, was nicht von der Druckerpresse hinter ihm eingenommen wurde. "Tut mir leid", entschuldigte sie sich gleich darauf. "Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich hätte klopfen sollen, aber mir fehlt das tägliche Training, wenn du verstehst."
Braggasch brachte nur ein Nicken zustande. Ob es Verständnis für ihr Eindringen war, die Antwort auf ihre Frage oder nur eine Begrüßung, war für die Späherin nicht erkennbar. Sie ließ sich jedoch davon nicht beirren, denn heute war sie guter Laune. Sie hatte für kurze Zeit den Rekruten entkommen und das Hauptwachhaus aufsuchen können, etwas das ihr in letzter Zeit nicht so häufig gelungen war.
"Was macht die zweite Ausgabe?",fragte sie mit einer Kopfbewegung in Richtung Presse.
"Fast äh... fertig, aber..."
"Die erste ist noch nicht draußen, oder?"
Wieder nickte der FROG, diesmal eindeutig bekümmert. "Es gab Probleme mit dem Saugbandanleger, der Saugkopf hat nicht richtig funktioniert und der Zuführgreifer hat sich immer verkeilt. Das habe ich behoben, so dass wir demnächst eigentlich starten könnten..." die Stimme des Zwerges verlor ihre anfängliche Begeisterung schnell und geriet am Ende des Satzes ziemlich gepresst. Kummervoll drehte Braggasch eine seiner Locken aus seinem Bart um seinen Finger.
Kanndra stieß sich von der Wand ab und begann, sich interessiert umzuschauen. "Ok, was ist das Problem?", fragte sie über die Schulter hinweg.
Braggasch zeigte auf einen der wackligen Stapel. Die Gennuanerin nahm das oberste Papier an sich und studierte es genau. Es bestand aus mehreren Seiten, mit billiger Tinte in aller Eile gedruckt. Der Inhalt war alles andere als erfreulich. Unter dem Titel "Rohrpost", der quer über der ersten Seite prangte, standen Artikel, die nicht nur die Wache und ihren Kommandeur, sondern sogar den Patrizier gnadenlos niedermachten und der Lächerlichkeit preisgaben.
"Es lag in äh... der Kantine aus." Der Lance-Korporal lehnte sich mutlos an einen Schrank. "Ich kann mir äh... nicht vorstellen, dass Kommandeur Breguyar mir äh... weiterhin erlaubt, die Zeitung zu machen, wenn er äh... das hier erst äh... gesehen hat."
"Moment. So schnell gibst du doch nicht auf? Ich bin sicher, wenn du es Bregs erklärst... und es gibt doch auch diesen Vorabdruck. Damit kannst du beweisen, dass dieses Machwerk hier nicht von dir stammt."
"Die Exemplare sind äh... verschwunden. Alle. Und ich äh... kann doch nicht ohne äh... Beweise zum Kommandeur gehen."
"Er muss trotzdem Bescheid wissen. Ich werde mit ihm reden." Der Fähnrich warf noch einen nachdenklichen Blick auf die angebliche Wachezeitung. "Ich nehme an, du hast Sebulon davon erzählt?"
Der Zwerg nickt erneut.
"Ok, aber zu niemandem sonst ein Wort. Ich fürchte, dass hier ist... intern."
"Du meinst äh... einer von uns...?"
Kanndra zuckte die Schultern. "Ich würde so manchem Bürger dieser Stadt zutrauen, in die Wache zu spazieren und solch ein Machwerk dort auszulegen, aber welcher Außenstehende wüsste schon, wo er die Vorabdrucke findet?"
Darauf konnte der Lance-Korporal nur wieder nicken.
"Gut, dann rede ich jetzt mit Bregs. Wir treffen uns dann in der Kantine. Vielleicht haben Pit oder Frau Piepenstengel etwas beobachtet."

Als Braggasch die Kantine betrat, verstummte der Geräuschpegel schlagartig. Die anwesenden Wächter beschäftigten sich demonstrativ mit ihrem Essen oder verließen gar den Raum, natürlich nicht ohne dem Zwerg einen unfreundlichen Blick zuzuwerfen. Scheinbar war es dem Späher nicht gelungen, alle Exemplare der falschen Rohrpost rechtzeitig zu entfernen. Braggasch schluckte hart und wandte sich dann an den Raum im Allgemeinen.
"Äh..."
Zum Glück war auch Sebulon gerade in der Mittagspause. Er ging auf seinen Freund zu und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. "Keine Sorge, Goldi. Wenn sie erstmal ihr Gehirn eingeschaltet haben, dann werden sie schon feststellen, dass dieser Schund unmöglich von dir stammen kann", sagte er mit einer Lautstärke, die auch noch den letzten Winkel der Kantine erreichte.
"Aber da steht doch groß und breit 'Rohrpost' drauf", empörte sich Dogol Eisenbart.
"Und überall steht sein Name drunter", bekräftigte Miriel Gerfurt.
Die übrigen Anwesenden hielten ebenfalls nicht mit ihrer Ansicht und Aufregung hinter dem Berg, Sebulon versuchte seinen Freund zu verteidigen und der Kaffeedämon feuerte alle an. Der Einzige, der nichts sagte, war Braggasch. Er stand mit hochrotem Kopf im Zentrum der schimpfenden Menge und ließ seinen Mund auf- und zuschnappen ohne einen Ton über die Lippen zu bringen.
"RUUUUUHE", durchbrach auf einmal eine befehlsgewohnte Stimme das allgemeine Durcheinander. Araghast und Kanndra standen in der Tür und sahen die versammelten Wächter finster an.
Das Auge des Kommandeurs funkelte unheilverkündend, als er hinzufügte: "Mir scheint, hier haben einige Wächter zu viel Zeit. Raus hier und zwar alle!"
Die so Aufgeforderten eilten mit hastigem Salutieren aus der Kantine, bis sich nur noch die beiden Späher und er selbst dort befanden.
"Sagt mir Bescheid, wenn ihr was rausgefunden habt. Ich muss jetzt zurück zu meinem Papierkram", verabschiedete er sich. In dem Moment kam Frau Piepenstengel mit einem großen Topf aus der Küche.
"Sooo, jetzt gibt es Nachschub. Nanu, wo sind denn alle hin?"
"Der Einäugige hat sie rausgeschmissen", petzte der Kaffeedämon hämisch.
"Waaas? Du hast meine Kunden vergrault? Was fällt dir eigentlich ein?" Das Gesicht der Köchin begann lila anzulaufen und Araghast verließ fluchtartig die Kantine.
"Jetzt haut er auch noch ab! So was", schnaufte sie und wandte sich dann an die beiden FROGs. "Und wo habt ihr eure Teller? Oder wollt ihr aus der hohlen Hand essen?"
"Was gibt es denn?" Neugierig reckte Kanndra den Hals, um in den Topf zu schauen. Sie sah eine zähflüssige Masse mit darin schwimmenden Bröckchen, die sie nicht identifizieren konnte. Es roch nicht sehr appetitanregend.
"Ankh-Morporker Allerlei. Nach dem Rezept meiner Mutter." Das traditionelle Arme-Leute-Essen wurde aus allem hergestellt, dass sich noch verwerten und vom Küchenboden auffegen ließ. Darauf verzichtete die Gennuanerin lieber.
"Klingt verlockend. Äh, aber ich habe schon gegessen."
"Ich äh... auch. Äh... vorhin."
"Was wollt ihr zwei Figuren dann? Mir die kostbare Zeit stehlen?"
"Äh... nein. Wir wollten wissen äh..."
"...ob du heute jemanden beobachtet hast, der einen Stapel Zeitungen in der Kantine ausgelegt hat."
"Als ob ich Zeit dazu hätte, hier maulaffenfeil zu halten! Das Essen kocht sich nicht von selbst! Und dann hat man auch noch unfähige Rekruten am Hals! Der hat die Kartoffeln doch glatt viereckig geschnitten! Und die Schale weggeworfen, also so was!"
"Welcher Rekrut war das? Ist er noch hier?" Kanndra überlegte, wen sie zum Küchendienst eingeteilt hatte, aber ihr fiel niemand ein.
"Nein. So'n magerer, dunkelhaariger mit 'ner Narbe auf der Wange."
Die Ausbildungsleiterin nickte. "Das muss Schattenklinge gewesen sein. Ich werde in der Kröselstraße nachschauen. Vielleicht hat er ja was gesehen."
"Und äh... Pit? Hat der äh... heute Dienst?", fragte Braggasch die Köchin.
"Klar. PIIIIT!", brüllte Mamsell Piepenstengel in die Küche.
"Wasn?"
"Die zwei hier wollen was von dir!"
Püreh schlenderte betont genervt näher und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Theke.
"Äh... hast du heute äh... jemanden mit viel Papier gesehen? Mit einer äh... Zeitung? Die er hier hingelegt hat? Oder irgendetwas anderes äh... Verdächtiges?"
Nachdenklich pulte sich Pit Püreh in den Zähnen. "Und wenn? Was kriege ich dafür?"
Der Zwerg überlegte. Was konnte er dem Kantinenmitarbeiter anbieten? "Was äh... hättest du denn gern?", fragte er vorsichtig.
"Du bist doch der mit der Wachezeitung, oder? Der Rohrpost?"
Als Braggasch nickte, fuhr Pit fort: "Wie wäre es dann mit einer Anzeige? Für umsonst?"
"Äh... ja, geht klar", antwortete der Späher einigermaßen erleichtert. Damit kam er billig davon.
"Hmm.. nun ja, gesehen habe ich jetzt nicht direkt was. Aber als ich gestern abend im Stall war, habe ich da zwei Leute rumschleichen hörn. Also jetzt auch nicht direkt schleichen, eher wispern. Als hättense was zu verbergen. Und als ich zufällig näher dran gegangen bin, habe ich gehört, wie der Eine was vonner Presse erzählt hat. Hab nich genau mitgekriegt, was das war, aber er hat auch nochn Imbiss erwähnt. Die "goldene Ente". Hab ich mir noch gedacht, ne Ente aus Gold, die würd doch keiner essen, eher klauen, haha."
Kanndra lächelte. "Da hast du wohl recht. Du hast uns sehr geholfen, danke."
"Äh... ich hätte da noch eine äh... Frage. Was für eine Art äh.. Anzeige?"
Pit wurde rot wie eine Tomate, warf einen nervösen Blick auf Mamsell Piepenstengel, die damit beschäftigt war, den mittlerweile neu hereingekommenen Wächtern ihren Eintopf aufzuschwatzen, und flüsterte: "Eine Kontaktanzeige."

Sie hatten auf die ohnehin nur fruchtlose Diskussion mit dem Kaffeedämonen verzichtet, der von seinem Standort aus auch nichts hätte sehen können. Stattdessen hatten sie sich nach kurzer Beratung getrennt. Kanndra war zum GRUND-Wachhaus zurückgekehrt, um den Rekruten ausfindig zu machen und zu befragen und Braggasch machte sich zur "Goldenen Ente" auf, um etwas zu den geheimnisvollen Flüsterern zu erfahren.
Ein Blick auf den Plan hatte der Ausbildungsleiterin verraten, dass Schattenklinge eigentlich bei Kathiopeja Unterricht im waffenlosen Kampf haben sollte, doch der Lance-Korporal wusste auch nicht, wo der Rekrut abgeblieben war. Ärgerlich schüttelte diese den Kopf.
"Jetzt ist immer einer übrig und muss zuschauen, während die Anderen üben", beschwerte sie sich.
"Na, da gibt es diese Woche wohl noch mal Kartoffelschälen", brummte die Späherin vor sich hin, während sie systematisch die Räume im Wachhaus in der Kröselstraße durchsuchte. "Oder lieber Putzdienst, wir wollen die Mamsell ja nicht verärgern."
In manchen Räumen scheuchte sie Rekruten bei irgendwelchen Tätigkeiten auf, doch niemand hatte Schattenklinge gesehen. Andere - Lagerräume und Rüstkammer - waren leer, jedenfalls was Wächter anging. Schließlich kam sie auf dem Dach des Gebäudes an und schaute sich im Taubenschlag um. Doch auch hier war niemand. Nur die Tauben in ihren Käfigen, die sich überall in dem großen Raum stapelten. Die Fenster waren lange nicht geputzt worden und ließen das Sonnenlicht nur in Schlieren hereinfiltern. Ein friedliches, wenn auch etwas chaotisches Bild. Der Fähnrich wollte sich schon wieder zum Gehen wenden, als ihr auffiel, dass etwas nicht stimmte. Die Vögel verhielten sich unruhig. Kein einziger döste mit dem Kopf unter dem Gefieder vor sich hin, von der Fütterung liegen gebliebene Körner auf dem Käfigboden blieben unbeachtet. Stattdessen gurrten alle nervös, schlugen mit den Flügeln oder ruckten mit den Köpfen.
"Schattenklinge?", rief Kanndra in den Raum hinein. "Ist hier jemand?"
Vorsichtshalber zog sie den Dolch aus ihrem Stiefel, ehe sie langsam einen Käfigstapel umrundete. Im nächsten Moment ließ sie ihn fallen, denn sie hatte den Gesuchten gefunden. Er baumelte mit blau angelaufenem Gesicht an einem Seil, das um einen der Dachbalken geschlungen war. Der Hocker, der kleinwüchsigen Wächtern half, an die höher gestapelten Käfige zu gelangen, lag umgekippt unter seinen Beinen und ein Exemplar der falschen Rohrpost steckte unter dem fadenscheinigen Kettenhemd.

[Braggasch]

"Ein Selbstmord?"
"Wenn man denn die kaum zu übersehenden Faktoren als Tatsachen annehmen möchte. Keine Kampfblessuren, soweit ich das feststellen kann. Der Strick in einer Höhe und auf eine Art geknotet, wie es durchaus von dem Toten selbst zu bewerkstelligen war. Die Vorstellungskraft hält durchaus einen Hergang bereit, auf welchem der Hocker in genau dieser Art von zappelnden Beinen umgestoßen hätte werden können. Natürlich wäre in diesem Zusammenhang der Rat eines Pathologen bezüglich des genauen Todesgrunds angeraten." Gelassen strich sich Sillybos durch den bereits ergrauten Bart.
Kanndra nickte geistesabwesend. "Ja. Es warten bereits zwei Rekruten vor der Tür, um den Leichnam bei Pismire vorbei zu bringen."
"Dann kannst du sie, denke ich, mit der Überbringung beauftragen. Sollte sich nicht plötzlich eine der Tauben dazu entschließen, das Sprechen anzufangen, wobei natürlich angemerkt sein muss, dass ich kaum davon ausgehe, dass sich mit Tauben eine interessante Diskussion führen ließe, so wird uns dieser Fundort wohl keine weiteren Geheimnisse aufdecken."
Wieder das Nicken.
Einen Befehl von Fähnrich Mambosamba und wenige Minuten später sahen die beiden Offiziere den davoneilenden Rekruten hinterher.
"Ich frage mich nur wieso, Sillybos."
"Nun, es gibt natürlich Philosophen, die behaupten, es sei der Wille der Götter gewesen, doch eine stetig steigende Mehrzahl denkender Personen geht davon aus, dass es mit einer Art Krustentier begonnen hat, welches Bewusstsein entwickelte und Beine ausbildete, um an Land Stämme zu bilden..."
"Wieso ein Selbstmord?"
"Oh?" Die Miene des Tatortwächters veränderte sich. "Reue?"
Wütend schlug Kanndra in ihre Handfläche. "Aber weshalb? Sollte er tatsächlich etwas mit dieser ominösen falschen Zeitung zu tun haben, wie es uns der schon fast lächerliche Hinweis der zusammengefalteten Ausgabe glauben machen möchte, hatte er mit leichten disziplinären Strafen rechnen müssen. Sich dafür umzubringen?"
"Vielleicht ist der Tod des jungen Mannes ein völlig anderes Blatt als jenes der Zeitungen? Ein Dritter hätte den Selbstmord schlicht für seine Zwecke ausnutzen können." Sillybos versuchte sich an einem Axelzucken.
Die Grund-Leiterin runzelte skeptisch die Stirn. "Und ihm die Zeitung nach seinem Tod untergeschoben haben?" Sie schüttelte den Kopf. "Hier im Wachegebäude? Das glaube ich nicht, da wäre ein zu großer Zufall im Spiel."
"Er könnte die Zeitung auch zufällig dabei gehabt haben... oder... Hast du dir dieses Schundwerk bereits einmal durchgelesen?"
"Nein, nur überflogen."
Der Ephedianer sah sie vielsagend an.
"Du meinst, etwas in der Zeitung hat Schattenklinge zum Selbstmord getrieben?", fragte Kanndra ungläubig. "Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Trotzdem könnte es durchaus nützlich sein, einen Blick in diese so genannte Zeitung zu werfen."
Mit einem weiteren Schulterzucken begann der Oberfeldwebel damit, den Taubenschlag abzusperren.

Da Braggasch keine Freizeitkleidung hatte, musste er sich an den wacheeigenen Verkleidungen bedienen. Mit schwerem Herzen tauschte er seine Taschenbesetzte braune Weste gegen eine taschenlose Schwarze und wechselte auch den Helm, da die angebrachte Lupe wohl zu auffällig gewesen wäre. Als er dann noch die Dienstmarke in die Hosentasche steckte, fühlte er sich fast wie ein anderer Zwerg.
Auf dem Weg hinaus begegnete er Lilli Baum, die abschätzig den Kopf schüttelte.
Für einen Moment war er versucht, die Situation zu erklären, doch dann entschied er sich dazu, Kanndras Vorschlag folge zu leisten und den anderen zu beweisen, dass die neue Zeitung nicht von ihm stammte, anstatt es jedem einzeln zu erklären.
Sein Weg führte ihn also zur Goldenen Ente.
Die Gastronomie war ein edler Schuppen mit gelb bemaltem Aushängeschild - jene Art von Restaurant, bei der man automatisch davon ausgeht, nur einen großen, vorgewärmten Teller mit einem Salatblatt und einem zur Blume geschnitzten Radieschen zu erhalten. Braggasch fühlte sich automatisch schmutzig und unbedeutend.
Fragen drängten sich auf. Fragen wie: Warum drücken sich zwei Personen, die diese Lokal anscheinend kennen, heimlich im Stall des Wachegebäudes herum? Konnten sich Wächter ein solches Etablissement leisten? Wie sollte er vorgehen? Und vor allem: Was mache ich eigentlich verdammt noch mal hier?
Unsicher steuerte der Späher auf den Eingang zu, doch bevor er die stille Erhabenheit des Gebäudes mit seiner Anwesenheit beschmutzen konnte, trat ein Kellner heraus und versperrte ihm den Weg. Arrogant blickte der schwarz gekleidete Mann mit dem gekämmten, grauen Haar auf ihn herab.
"Hmja?"
Geistesabwesend versuchte Braggasch seinen krausen Bart mit den Fingern zu kämmen, als er antwortete: "Äh... ein schönen Tag!"
Verkniffen lächelte er den Bediensteten an. Dieser zog nur eine Augenbraue in die Höhe, was Burkhards Sohn dazu veranlasste weiterzureden.
"Ich, äh, ich bin Braggasch Goldwart... äh... Läänz Korporal Braggasch Goldwart von der, äh, Stadtwache."
"Tat-sächlich?" Der Grauhaarige machte keinerlei Anstalten beeindruckt zu wirken.
"Ja... äh..." Goldwart räusperte sich nervös. "Ich wollte mich ein wenig, äh, umsehen."
"Hmdas ist un-hmöglich."
"Oh..."
"Ich hmuss sie bitten zu hmgehen. Sie ver-hmtreiben unsere Kundschaft."
"Äh..."
"Hmjetzt."
Schockiert von der Kaltschnäuzigkeit des Mannes trat der Wächter, ohne sich zu verabschieden, den Rückzug an.

Ungläubig lies Kanndra die Zeitung sinken und sah ihren ehemaligen Auszubildenden eindringlich an.
"Du bist abgewiesen worden?"
"Äh... ja..."
"Und das hat dich aufgehalten?"
"Äh..." Verzweifelt blickte Goldwart zu Wänden, Boden und Decke - versuchte zu ergründen, was der Fähnrich meinte.
Ebenjene rieb müde ihre Augen. "Monatelang versuchte ich dich - vergeblich, muss ich dazu sagen - davon abzuhalten in jedes erdenkliche Haus einzubrechen. Nicht einmal die Spinde der Kollegen waren vor dir sicher... und jetzt muss ich erfahren, dass ein unfreundlicher Kellner ausreicht, um dich von wichtigen Erkenntnissen in deinem eigenen Fall abzuhalten? Solche Restaurants haben mindestens einen Hintereingang..."
"Aber, äh, ich wusste doch gar nicht nach, äh, was genau ich suche...."
"Das hat dich bisher nie abgehalten."
"Dann soll, äh, ich noch mal vorbei gehen, äh?"
Kanndra seufzte. "Es geht hier um deine Ehre Braggasch, da werde ich dir keine Befehle erteilen. Ich helfe dir gerne herauszufinden, wer die falsche Zeitung verbreitet hat, aber wenn die Maus sich ihre Gänge nicht selbst gräbt, muss sie in denen leben, die schon da waren."
"Dann müsste sie vielleicht in der, äh, Kanalisation, äh, leben, da gibt es genug Tunnel für eine Maus...", mutmaßte Burkhards Sohn.
"Was ich damit sagen wollte," erklärte Mambosamba geduldig, "ist, dass du dich schon ein bisschen anstrengen musst."
"Ah. Oh. Äh..." Der Zwerg begegnete Kanndras auffordernden Blick. "Dann... gehe ich noch einmal zur, äh, goldenen Gans..."
"Deine Motivation erfreut mein Herz. Ich werde weiterhin diesen Mist lesen. Wusstest du, dass ein recht amüsanter Artikel über Rascaal darin ist?"
"Ich, äh, glaube nicht, das mich das interessiert..."
"Gut so. Ich schlage dir vor jetzt zu gehen."
Braggasch ging.
Kopfschüttelnd fuhr Kanndra mit der Lektüre fort.
Das meiste war wirklich Blödsinn. Es wurde darüber philosophiert, dass Araghast Breguyar gerne kleine Kinder quälte, der Patrizier selbst einmal Pantomime gewesen war und die ganze Wache mit Drogen gefügig und dumm gehalten wurde.
Zwei Artikel jedoch griffen nach den Gedanken des Fähnrichs. Ersterer trug die den wunderschönen Titel: "Wo sind die wahren Beschützer?"
Der Schreiber des kurzen Textes ging anscheinend davon aus, dass die Wache in ihrer Form nicht mehr tragbar wäre. Soweit war dies nichts neues. Doch forderte der Autor seine Leser explizit dazu auf, zu den Waffen zu greifen und das Recht selbst in die Hand zu nehmen. Entweder war er also in großem Maße geistig umnachtet, oder man hatte es mal wieder mit einem Geschäftsmann zu tun, der eine eigene Miliz auf die Beine stellen und damit das Große Geld machen wollte.
Der zweite Artikel, der ins Auge sprang, war ein Pamphlet, welches offen verkündete, es gäbe einen Dieb unter den Rekruten, der die anderen bestehle. Außer den typischen Streichen war der Ausbilderin zwar nichts darüber bekannt, doch kam ihr der Gedanke, dass der Artikel etwas mit dem Selbstmord eines ihrer Schützlinge zu tun haben könnte - wenn es denn tatsächlich ein solcher gewesen war.
Sie beschloss, sich einmal ein wenig bei den übrigen Rekruten umzuhören.

[Kanndra]

Nicht alle Rekruten hielten die GRUND-Ausbildung durch und einige kamen auch zu Tode. Es gab hin und wieder Unfälle und manche starben in Ausübung ihrer Pflicht. Doch Selbstmorde waren eher selten, trotz oder vielleicht gerade wegen der Art von Personen, die Wächter wurden. Die meisten hatten schon zu hart darum kämpfen müssen, am Leben zu bleiben, um es einfach weg zu werfen. Und so löste der Tod von Schattenklinge Kopfschütteln, Entsetzen und Trauer aus. Natürlich war er das Gesprächsthema Nummer eins in der Kröselstraße.
Kanndra wusste jedoch, dass in Gegenwart eines Vorgesetzten die Zunge nicht so locker saß. Sie hatte dem ein oder anderen ein paar beiläufige Fragen zu dem verstorbenen Rekruten gestellt, jedoch nur nichtssagende Antworten erhalten. Das hatte sie nicht anders erwartet und deshalb kam Plan B zur Ausführung.


Die goldene Ente war ein kleines Haus mit einer aufwendig restaurierten Fachwerkfassade. Unter dem Giebel schwang das Wirtshausschild, eine mit gelber Farbe gestrichene, kunstvoll geschnitzte Holzente, leicht im Wind. Auf einer Seite befand sich ein kleiner Platz, auf dem einige Tische mit dazugehörigen Stühlen verteilt standen. Bei dem Wetter und der Uhrzeit [1], waren sie voll besetzt. Auf der anderen Seite lehnte sich das Restaurant an einem weniger schmucken Haus an.
Der Platz war umzäunt, so dass man ihn nicht von der Straße, sondern nur durch das Restaurant hindurch betreten konnte. Zusätzlich dazu spannte sich eine mit einer immergrünen Kletterpflanze bewachsene Pergola über die Köpfe der Speisenden.
Braggasch zögerte. Die Fenster im ersten Stock sahen verlockend aus. Es wäre sicher kein Problem, sie zu öffnen. Seine Kletterkünste hingegen waren, wohlwollend gesprochen, eher mäßig. Die Vorstellung, wie er von Blätterrauschen begleitet einem Gast in den Suppenteller fiel, ließ ihn erschauern. Neben dem Biergarten verlief jedoch eine schmale, von dem überkragenden Geschoss des Nachbarhauses beschattete Gasse. Vielleicht hatte er Glück, und sie führte ihn zum Hintereingang des Gasthauses? Es konnte jedenfalls nicht schaden, sich dort einmal umzublicken.
Er überquerte die Straße und schlenderte so unauffällig wie möglich auf die Gasse zu. Dabei versuchte er, durch den hohen Lattenzaun hindurch die an den Tischen versammelten Gäste zu mustern.
"... doppelte Auflage erreichen."
Die Worte waren ohne Vorwarnung an sein Ohr gedrungen, über den Klangteppich der Essenden hindurch, obwohl nur heiser gezischt. Natürlich konnte es sein, dass der Chefredakteur der Times gerade heute an diesem Ort ein Geschäftsessen hatte. Doch der Lance-Korporal glaubte nicht daran. Er war abrupt stehen geblieben und versuchte nun noch intensiver durch den Zaun zu schauen. Leider konnte er niemanden entdecken, der ihm bekannt vorkam oder ihm einen anderen Anhaltspunkt dafür lieferte, wer die Worte gesprochen hatte. Er spürte nichts, bevor er plötzlich zusammensackte und so sollte er seinen Fehler erst später erkennen. Ein Späher sollte sich eben nie erwischen lassen.

Die Abstellkammer im Erdgeschoss bot ein kleines Geheimnis, von dem nur wenige wussten. Wenn man zwei der leicht defekten Stühle strategisch platzierte, sich selbst darauf stellte und die Lüftungsklappe öffnete, an die man dann heran reichte [2], konnte man alles, was im Waschraum nebenan geschah, deutlich hören.
Kanndra war ganz zufällig darauf gekommen, als sie das Gebäude nach dem Umbau inspizierte und nun leistete ihr das Wissen gute Dienste.
Zuerst hörte sie nur Wasserrauschen, doch dann setzte sich die Stimme von Dankrad Gagorin dagegen durch.
"...war ja schon immer ein wenig seltsam."
"Ja, er hat kaum mal mit einem gesprochen. Schon allein der Name! Schattenklinge, so heißt doch keiner! War bestimmt so ein ausgedachter, um andere zu beeindrucken", antwortete die markante Stimme von Adalgrim Eisele.
Kanndra verlagerte vorsichtig ihr Gewicht, was einen der Stühle dazu veranlasste, ein warnendes Knatschen von sich zu geben.
"In der Zeitung stand was von 'nem Rekruten, der geklaut haben soll. Meint ihr, das war Schattenklinge? Ich meine, irgend einen Grund wird er ja gehabt haben..." Ilja ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen.
Die heimliche Lauscherin beugte sich unwillkürlich ein wenig vor. Jetzt wurde es spannend.
"Naja, ich habe jedenfalls gehört, dass gewisse... Dinge", Adalgrim räusperte sich vielsagend, "in seiner Gegenwart nicht sicher gewesen sein sollen."
"Wir Wächter", widersprach Kiesel. "Wir Dinge machen sicher."
"Was weisst du schon, Felskopp? Und was machst du überhaupt im Waschraum?"
Diesen Moment suchte sich der unterste Stuhl aus, um sich endgültig von einem seiner Beine zu trennen. Kanndra stieß einen überraschten Schrei aus und klammerte sich an der Lüftungsklappe fest, während der Turm unter ihr in sich zusammenfiel. Dann rutschten ihre Fingerkuppen von dem Hebel ab und sie landete unsanft auf den Überresten ihres Horchpostens.
Wenige Augenblicke später öffnete sich zaghaft die Tür und vier nasse, nur notdürftig in ein Handtuch gewickelte Rekruten starrten auf ihre Ausbilderin.
"Äh... alles in Ordnung, Mä'äm?"
"Autsch! Ich glaube, ich habe mir den Knöchel verstaucht. Hilf mir mal jemand auf!"
"Das sein kein Problem."
"NEIN, NI.... Danke!" Kanndra war überraschend sanft von dem Troll hoch gehoben und wieder abgesetzt worden und balancierte jetzt auf ihrem heilen Fuß.
Ilja betrachtete währenddessen nachdenklich die Trümmerlandschaft. Sein Blick ging zu der Lüftungsklappe, zu dem Fähnrich, den Überresten der Stühle und wieder zurück. "Was haben Sie hier überhaupt gemacht?"
"Das geht dich zwar nichts an, Rekrut, aber ich habe hmm... aufgeräumt."
Die Mienen der Wächter sagten ihr, dass sie ihr nicht glaubten. Da würde es wohl bald ein neues Gerücht in der Gerüchteküche geben. Ein Späher sollte sich eben nie erwischen lassen.

Braggasch erwachte davon, dass eine Ratte an seinem Finger nagte. "Aua, verdammtes Vieh, hau' ab!", kreischte er und verscheuchte den Nager mit hektischen Gesten. Der plötzliche Adrenalinschub ließ ihn sich aufsetzen. Erstaunlicherweise hatte er keine Probleme damit. Eine kurze Inspektion seines Hinterkopfes förderte auch keinerlei Beule zutage. Das hätte ihn eigentlich auch gewundert, schließlich war sein Helm von guter Qualität. Doch wie hatte sein Angreifer ihn dann nieder gestreckt?
Eine weitere Untersuchung seines Körpers brachte darin keine Klarheit, nur eine winzige Stelle an seinem Hals schmerzte etwas. Ausserdem hatte er wie durch ein Wunder noch alle Sachen bei sich, die er mitgebracht hatte. Anscheinend hatte niemand ihn hier liegen sehen.
Die Lichter des Gasthauses waren längst verloschen und so lag die Gasse in völliger Finsternis da. Der Zwerg gruselte sich plötzlich. Hier war sowieso nichts mehr auszurichten, also würde er lieber auf schnellstem Wege nach Hause gehen.
Auf dem Weg runzelte er immer wieder die Stirn. Irgendetwas nagte an der Grenze zu seinem Bewusstsein. Eine Kleinigkeit, die er einfach nicht zu fassen bekam. Er seufzte. Morgen wurde hoffentlich ein besserer Tag.

"Apropos", lenkte Kanndra vom Thema ab. "Jemand meinte, Schattenklinge hätte vielleicht gestohlen. Weiß jemand von euch etwas darüber? In seinem Spind war jedenfalls nichts zu finden." Sie starrte Adalgrim intensiv an.
"Naja, stehlen kann man das eigentlich nicht nennen", druckste der Zwerg herum. "Ich meine, das ist wahrscheinlich mehr ein äh... Sammeln."
"Wovon redest du? Werde mal konkret, sonst hast du morgen um sieben Thekendienst."
Adalgrim zuckte die Schultern. "Er soll Schnürsenkel entwendet haben, wann immer er dazu Gelegenheit hatte. Auf jeden Fall sind in letzter Zeit dauernd welche verschwunden. Ich selbst musste mir letzten Monat drei mal neue kaufen."
"Schnürsenkel? Ist das dein Ernst?" Hatte der Rekrut sich wegen etwas so Banalem wie einem Schnürsenkeltick umgebracht? Und wenn ja, wo war dann die "Beute"? Und hatte der Schreiber der falschen Rohrpost davon gewusst oder hatte er nur ins Blaue geraten?

[Braggasch]

"Kannst du, äh, etwas erkennen?", fragte Goldwart die Igorina. Trotz der späten Stunde war er sofort als er das Wachegebäude erreicht hatte hinunter in die ehemalige Zelle gegangen, die Rogi nun als Büro diente. Wie er vermutet hatte war die stellvertretende Abteilungsleiterin von FROG noch anwesend und in Arbeit vertieft gewesen. Nun inspizierte sie den Nacken des Zwergs.
"Alfo Gift kannft du auffliefen, keine Einftiche." Sie drückte hier und dort, bis Braggasch plötzlich zusammenzuckte. "Ah..." Ein weiterer Moment des Drückens verging. "Intereffant. Du haft hier Bleffuren, allerdingf fo fwach, daff man fie kaum erkennen kann. Etwa Daumengrof. Ich fätfe, daff man an diefer Ftelle mit genügend Druck eine Ohnmacht auflöfen könnte."
Burkhards Sohn wackelte besorgt mit dem Kopf. "Ist es denn so, äh, einfach, jemanden, äh, auszuschalten?"
"Auf diefe Art? Ganf und gar nicht. Da muff allef genau abgeftimmt fein. Bifher habe ich nur von den Kämpfern auf dem Achatenen Reich gehört, die diefe Technik beherrfen."
"Äh... interessant..."
Rogi zog eine Augenbraue in die Höhe. "Haft du dich mit einem Achatener angelegt?" [3]
"Zumindest nicht, äh, willentlich."
Die Igorina zuckte mit den Schulter. "Auf jeden Fall kann ich dir kaum helfen. Eine kühlende Falbe müffte den Fmerf lindern. Der winfige Bluterguff müsste in wenigen Tagen abheilen."
Braggasch nickte dankbar. "Äh... muss ich mir sorgen um eventuelle, äh, Folgeschäden machen?"
"Viel mehr Forgen würde mir an diener Ftelle bereiten, waf der Grund dafür ift, daff du einige Feit in Ankh-Morpork liegft und nicht aufgeraubt wirft..."
"Ja... äh..."

"Wirklich nur Schnürsenkel?"
Adalgrim seufzte. Die Ausbilderin fragte nun schon zum vierten mal - glaubte sie, dass sich etwas verändern würde? "Ja, Mäm."
"Bist du ganz sicher, das es nur-"
"Mäm, bitte! Es ist spät und wir müssen morgen wieder früh raus!"
Kanndra straffte sich. "Natürlich, Rekrut. Worauf wartet ihr denn dann noch? Ab mit euch!"
Verwirrt und salutierend verließ das Wachejungfleisch den Raum.
Nachdenklich fuhr sich die ehemalige Späherin durch Haar. Ob sie einen der Püschologen beauftragen sollte, ein Profil über Schattenklinge zu erstellen?
Noch immer gedankenversunken machte sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Büro. Dort begegnete sie Braggasch, der selbiges gerade verlies.
Missbilligend zog Kanndra eine Augenbraue in die Höhe. "Sollte ich fragen, wie du da rein gekommen bist?"
Schüchtern betrachtete Goldwart seine Schuhe. "Ich... äh... habe dich gesucht... Mäm."
"Soso." Schnaubend drückte sie sich an dem Zwerg vorbei in ihren Raum. "Worum geht es? Hast du was herausfinden können?"
"Nicht, äh, wirklich. Ich wurde... äh... behindert."
"Hat dich wieder ein Kellner davongejagt?" Kanndra wusste selbst nicht so recht, ob ihre Wut aus dem wiederholten Einruch Goldwarts in ihr Büro resultierte, oder aus der nagenden Tatsache, dass sie beim Lauschen erwischt worden war.
Braggasch wurde davon jedenfalls verunsichert. "Äh... nein, äh, glaube ich. Jemand hat mich... äh... bewusstlos... gemacht..."
"Gemacht? Du meinst geschlagen?"
"Nein, äh, eher... gedrückt."
"Jemand hat dich bewusstlos gedrückt?"
"Ja, Mäm... äh..."
Mambosamba rieb sich müde die Augen. "Du weißt schon, das das äßerst albern klingt, oder?"
"Rogi sprach von, äh, einer Art, äh, Kampftechnik, Mäm."
"Was für eine Art?"
"Von den Achi... äh, den Acha..." Burkhards Sohn runzelte die Stirn und zuckte dann mit den Schultern. "Von den Leuten aus, äh, dem Achatenen Reich, Mäm."
"Interessant."
"Äh... das habe ich auch gesagt, Mäm. Ich finde es, äh, erstaunlich, das ein öffentliches Gebäude, äh, anscheinend so gut geschützt wird... äh... es kommen wohl nicht einmal Diebe in die, äh, Nähe."
"Und ich frage mich, ob Schattenklinge so etwas konnte."
Verzweifelt versuchte Braggasch einige Sekunden lang den geistigen Schwenk der ehemaligen Ausbilderin mitzuverfolgen, bis er aufgab. "Was, äh, konnte? Äh... und wer ist Schattenklinge?"
"Was: Die Art Kampftechnik, die du meintest. Wenn ja, steckt er vielleicht irgendwie tiefer in dieser ganzen Sache drin, als erwartet. Wer: Ein Rekrut. Er hat Selbstmord begangen, davon musst du doch gehört haben!"
"Ich, äh, war etwas beschäftigt..."
"Richtig." Bedächtig tippte Kanndra sich aufs Kinn. "Lass uns mal gemeinsam zu diesem Restaurant gehen, die Sache beginnt mich wirklich zu interessieren..."

Ein voller Mond leuchtete hell durch die schwache Wolkendecke, als ehemalige Späherin und Späher an das mysteriöse Etablissement heranpirschten. Sie fanden die Hintertür, wie nicht anders erwartet, abgeschlossen. Das Haus tauchte sich in Stille, Lichter waren keine auszumachen, also deutete Kanndra mit leichten Kopfnicken auf die Tür.
Goldwart wählte einen Dietrich der Standartgröße aus einer seiner Brusttaschen, ein dicker, stabiler, aber dennoch biegsamer Draht und ein flaches Röhrchen aus Metall. Den Draht schob er ins Schloss und ruckelte leicht, das Ohr in die Nähe des Schlüssellochs gelegt. Konzentriert zog er ihn wieder heraus und veränderte seine Form, bog einzelne Ecken heraus, so dass sie auf die unterschiedlichen Größen der Kolben im Schloss abgestimmt waren. Den Vorgang wiederholte er einige Male, bis er die passende Form für den Öffnungsmechanismus gefunden hatte, dann schob der das Röhrchen nach und drehte. Mit leichten Klicken öffnete sich die Tür.
Während Braggasch nun einen Schritt zur Seite wich um Schmiere zu stehen, schob sich seine Vorgesetzte an ihm vorbei und betrat das dunkle Hinterzimmer. Wenig später bedeutete sie dem Zwerg, dass die Luft rein war und er ihr folgen sollte. Er schloss die Tür hinter sich und folgte der GRUND-Ausbilderin. Der düstere Raum, in dem sie standen, erwies sich Sinnvollerweise als Lager, in dem verschiedene kostspielige Nahrungsmittel lagerten. Kanndra hatte eine Laterne entzündet, die an allen Seiten abgedunkelt war und ihr Licht nur durch einen winzigen Spalt nach außen abgab, so konnten sie abgehängtes Fleisch, frisches Gemüse und in Fässern mit Eis schwimmende Krustentiere erkennen.
Alle weiteren Durchgänge präsentierten sich unverschlossen.
Dem Lagerraum folgte eine Küche, dann ein schmales Treppenhaus.
Einen kurzen Blick riskierten sie für den uninteressanten Schankraum, bevor sie sich hinauf in den zweiten Stock des Hauses begaben. Wie ein Schatten huschte Mambosamba die Treppe hinauf, Braggasch folgte ihr langsamer und, wie er ärgerlich feststellen musste, auch vergleichsweise lauter. Im oberen Flurabschnitt horchte Kanndra bereits an einer Tür, als Burkhards Sohn dazukam. Unsinnigerweise legte sie warnend den Zeigefinger an die Lippen - aus dem Zimmer war regelmäßiges Schnarchen zu hören.
Eine Durchsuchen der übrigen Räume ergab ein kleines Arbeitszimmer, einen Abort, eine zweite Privatküche und... einen Raum, der bis auf einige Kisten leer war. Die Behältnisse stapelten sich an der Wand. Braggasch zählte gut vierzig Stück.
Neugierig hoben sie gemeinsam den unvernagelten Deckel von einer der Kisten.
Ungläubig hob Kanndra den Blick und sah ihren Begleiter an. "Schnürsenkel?"

[Kanndra]

Vorsichtig schlichen die beiden Späher die Treppe wieder hinunter. Kanndra tastete sich mit den Händen an der Wand entlang. Dabei berührte sie mit den Fingerspitzen einen Bilderrahmen, der sich sofort von der Wand löste und herunter zu fallen drohte. Schnell fing der Fähnrich ihn auf und wollte ihn zurück an den Nagel hängen, als ihr im schwachen Licht der Laterne etwas auffiel. Sie trat mit dem Bild an ein Fenster, um es im Vollmond besser sehen zu können.
"Was äh... ist denn?", fragte Braggasch, der das Zögern der Ausbilderin aufgefallen war.
"Das ist Schattenklinge", flüsterte Kanndra und hielt dem Zwerg die gerahmte Ikonographie unter die Nase.
"Der Rekrut? Der sich äh..."
"Genau der. Das erklärt auch das Schnürsenkellager dort oben."
Ein lautes Knarren von Holz und eine gedämpfte Stimme lenkten sie ab. Hastig hängte Kanndra das Bild zurück, dann eilten sie aus dem Haus.

"In seiner Personalakte ist nichts von der Adresse zu finden. Als Wohnung hat er nur das Wachhaus angegeben."
Braggasch unterdrückte ein Gähnen und nickte müde. Die beiden Wächter hatten sich vor dem Beginn ihrer eigentlichen Schicht noch schnell im Büro der Ausbildungsleiterin getroffen, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen.
Auch Kanndra hatte dunkle Schatten unter den Augen. Viel Schlaf hatte sie in der Nacht nicht mehr bekommen. Zwar schlief ihr Sohn jetzt schon oft durch, doch Benjamin hatte wohl die Aufregung seiner Mutter gespürt und war ziemlich unruhig gewesen. "Trotzdem muss er etwas mit dem Restaurant bzw. dessen Besitzer zu tun haben, sonst würde ja nicht sein Bild dort an der Wand hängen. Ganz zu schweigen von den Schnürsenkeln", führte sie weiter aus. "Ich denke, er hat uns auch nicht seinen richtigen Namen genannt."
"Aber warum äh... hat er das getan? Doch nicht nur wegen äh... der kleinen Diebstähle?"
Der Fähnrich zuckte die Schultern. "Vielleicht wollte er nicht, dass jemand erfährt, dass er Wächter ist. Oder er hatte noch mehr... Sebulon!" Kanndra schlug sich gegen die Stirn und Braggasch zuckte bei dem Ausruf zusammen.
"Äh... wie?"
"Kurz nachdem er anfing, hatte Schattenklinge mich von sich aus nach einem Püschologen gefragt. Zum Kommandeur wollte er nicht..."
"Verständlich", murmelte Goldwart.
"... und deshalb habe ich ihn zu Sebulon geschickt. Ich habe keine Ahnung, ob er auch wirklich zu ihm gegangen ist, aber vielleicht kannst du deinen Freund mal danach fragen?"
Danach machten sie sich daran, eine Liste mit noch offenen Punkten zu erstellen.

Offene Fragen:

-Wer hat die Vorabdrucke gestohlen (Wächter?) bzw. wohin sind sie verschwunden?

-Wer hat sich im Stall der Wache herumgedrückt und heimlich geflüsterte Gespräche geführt? Und warum?

-Wusste der Schreiber der falschen Rohrpost von Schattenklinges Schnürsenkeltick? Und wenn ja, hatte er vor, ihn mit dem Artikel in den Selbstmord zu treiben?

-Ist einer oder mehrere Achatener in den Fall verwickelt? (Braggasch's Ohnmacht)

-Was hat Schattenklinge mit der "Goldenen Ente" zu tun? (Schnürsenkel/Bild)


"Und natürlich die Frage aller Fragen: Wer hat eine falsche Rohrpost gedruckt? Und aus welchem Grund?"
"Und wo?"
Der Fähnrich zeigte mit dem Stift auf ihren Kollegen. "Guter Punkt. So viele Möglichkeiten wird es da nicht geben, oder? Du bist da der Experte."
Braggasch wackelte unentschlossen mit dem Kopf. "Offiziell äh... nicht. Wieviele private äh... Druckerpressen es gibt, weiß ich äh... natürlich auch nicht. Viele können es aber äh... auch nicht sein."
"Am besten machst du eine Liste mit denen, die dir einfallen. Die werden wir dann wohl abklappern müssen, um zu sehen, ob wir etwas rauskriegen. Vielleicht kennt der eine oder andere Drucker auch weitere Möglichkeiten."
Der Zwerg zog eine dünne Akte hervor. "Eine weitere Frage ist äh... zumindest schon geklärt. Ich habe den äh... Bericht der Gerichtsmediziner äh... mitgebracht. Schattenklinge hatte äh... keinerlei Abwehrverletzungen oder so. Es sieht aus als äh... wäre es ohne Zweifel Selbstmord gewesen."
Kanndra überflog den kurzen Bericht und nickte dann. "Ja, so verstehe ich das auch. Wenigstens haben wir es nicht auch noch mit einem Mörder zu tun." Sie seufzte. "Können wir uns heute mittag zum Pflastertreten treffen? Ich bringe auch noch ein paar Rekruten zur Unterstützung mit. Aber vorher habe ich noch eine Stunde Kommunikationstraining, du weißt schon, Taubenquälen."

"Nein, Frieda! Die Tauben werden nicht am Schwanz festgehalten! Heb' sie wieder auf und packe sie dabei unter dem Bauch. So! Dann streichele sie ein wenig und gib ihr zum Trost ein paar Körner."
Die vier Rekruten, die sich im Taubenschlag versammelt hatten, hielten trotz der Enge respektvollen Abstand zu der Stelle, an der Schattenklinge gehangen hatte. Friedas verdutzte Taube, die jetzt zwei Federn weniger an ihrem Schwanz hatte, kannte diese Scheu jedoch nicht. Sie hatte sich von ihrem Schreck schnell erholt und pickte jetzt genau dort herum, worum die Wächter einen Bogen schlugen.
Den anderen erklärte die Ausbilderin gerade, wie sie vorsichtig das Bein der Tauben strecken sollten, um eine Nachrichtenkapsel daran zu befestigen.
"Nicht mit Gewalt daran ziehen. Wenn ihr eure Finger so darum wölbt..."
"Kooomm, tuck, tuck, tuck", versuchte Rekrutin Katz ihren Vogel zu locken. Doch der kümmerte sich nicht darum, sondern pickte und scharrte weiterhin herum.
"... und hier ein wenig Druck ausübt, merken die Tauben schon, was ihr wollt. Sie sind schließlich darauf trainiert."
Während der Rest ihre Aufmerksamkeit zwischen den Erklärungen Kanndras und den Tauben in ihren Händen aufzuteilen versuchte, entschloss Frieda sich zu einem Überraschungsangriff, stolperte dabei jedoch über einen Käfig. Die abermals erschrockene Taube flatterte auf den nächsten Stapel und damit aus der Reichweite der Rekrutin.
"Also gut, dann helft erstmal Katz, Selina wieder einzufangen", unterbrach Kanndra ihren Vortrag resigniert. Aaron, Tonk und Ron Wanderdüne setzten ihre Vögel zurück in die Käfige und fingen an, mit Hockern, Stangen und guten Worten ihrer Kollegin zu Hilfe zu kommen. Die Ausbilderin besah sich das ausbrechende Chaos amüsiert. Tonk winkte mit einem Blatt Papier durch die herumfliegenden Federn. "Das lag unter dem Käfig dort drüben. Es äh... sieht aus wie... hm, ein Abschiedsbrief." Die plötzlich eintretende Stille senkte sich schwer auf den Raum.

Braggasch saß in seinem Büro und schrieb die letzte Druckerei auf seine Liste. Er dachte noch mal kurz nach, aber mehr fielen ihm beim besten Willen nicht ein. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und warf einen Blick aus dem Fenster. Sollte er es jetzt mal bei Sebulon probieren? Eigentlich gab es da auch noch die eine oder andere Fallakte zu bearbeiten. Aber etwas hielt ihn davon zurück, eins von beiden zu tun. Etwas, dass schon einige Zeit an seinem Unterbewusstsein knabberte. Seit seiner Ohnmacht, um genau zu sein. Er konnte es einfach nicht fassen. Eine ganze Zeit lang saß er da, sah auf die Straße hinaus und versuchte, sich zu erinnern. Dann entschloss er sich, doch erst diesen Bericht zu schreiben, auf den Valdimier schon wartete. Er hatte gerade erst drei Zeile geschrieben, als jemand vor seinem Büro stehen blieb, der sich mit einem Anderen unterhielt. Die Worte klangen nur gedämpft in den Raum, aber sie waren auch völlig belanglos. Dem Gehirn des Lance-Korporal brachte die körperlose Stimme den entscheidenden Anstoß zur Erinnerung. Er schlug mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch und rief aus: "Der Kellner!"
Das war es: derjenige, der in der dunklen Gasse von einer doppelten Auflage geschwafelt hatte, hatte die selbe Stimme wie der aufgeblasene Kellner! Nur das er bei geheimen Verschwörungstreffen anscheinend auf die zusätzlichen h's in den Worten verzichtete.

Ich dachte, Ankh-Morpork sei sicher. Doch er hat mich gefunden. Soll alles wieder sein wie in Bes Pelargic? Diesmal fliehe ich dorthin, wohin mein Bruder mir nicht folgt.

[Braggasch]

"Dieser, äh, eine Rekrut..."
"Welcher eine Rekrut, Goldi?"
"Äh... du weißt schon, der mit dem seltsamen Namen... äh... Schwarzschwert?"
Sebulon seufzte und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. "Ich habe wirklich viel zu tun, will dir aber natürlich helfen, deshalb sei doch so freundlich, zügele deine Aufregung und versuche so wenig Zeit wie möglich mit Erklärungen in Anspruch zu nehmen."
Goldwart wollte schon etwas erwidern, folge dann jedoch dem Rat des Püschologen und dachte einige Sekunden angestrengt mit zusammengekniffenen Augen nach. "Schattenklinge. Äh. Selbstmord. Püschologisches Gespräch. Mit dir."
"Na also.", lächelte Samax Sohn und ging zu seinem Schreibtisch. Er kramte einen ordentlichen Ordner heraus und begann ihn zu durchforsten, während der Späher ungeduldig daneben stand.
"Hier haben wir es. Schattenklinge." Der Zwerg las einige Sekunden still. "Ja, ich erinnere mich. Ein... seltsames Gespräch. Eine Grundlegende Abneigung gegen Waffen... hat die Wache verlassen, soweit ich weiß.
"Äh... was?"
"Was, was?"
"Er hat sich umgebracht, äh, Gürtel!"
Sebulon stutzte. "Das kann ich mir nicht vorstellen, Yukur war absoluter Gegner jeglicher-"
"Wer ist, äh, Yukur?"
"Du hast doch nach ihm gefragt!"
"Habe ich nicht, äh. Ich wollte etwas, äh, über Schattenklinge wissen. Und du hast den Namen vorhin auch selbst noch, äh, gesagt!"
Der Püschlogoge blinzelte, blickte zu Boden, dann wieder auf und murmelte: "Mist, falsches Hosenbein..."
"Was?"
"Also Schattenklinge, ja?", lenkte Samax Sohn schnell ab. "Natürlich kann ich mich daran erinnern, aber ich fürchte, es wird dir nicht viel helfen. Seinen richtigen Namen verriet er nicht. Hatte Angst, große Angst sogar. Wovor genau, konnte ich nicht feststellen, doch es hatte augenscheinlich nichts mit der Wache zu tun, deshalb habe ich ihn für den Dienst freigestellt. Hm. Das einzig wirklich auffällige war, dass er nichts, aber auch gar nichts von sich oder seiner Vergangenheit erzählen wollte... aber ich konnte keinerlei kriminelle Neigungen oder Geistesstörungen feststellen, wenn du darauf anspielst."
Braggasch, der seinen Freund noch immer skeptisch musterte, nickte langsam. "Gut. Äh... danke, Gürtel."

Langsam lies Lilli Baum die kurze Notiz sinken und kratzte sich am Kinn.
"Was meinst du? Ist dir aufgefallen, dass Schattenklinge um sein Leben fürchtete?", fragte Kanndra ihre Kollegin.
Die Rekrutenausbilderin schüttelte den Kopf.
Mambosamba lies sich auf einen der Stühle im Büro ihrer Gesprächspartnerin sinken. "Eben, das Gefühl hatte ich auch nicht. Aber was könnte ihn dazu veranlasst haben, so große Angst zu haben, dass er einen Selbstmord vorzieht?"
Der Korporal zuckte mit den Schultern.
"Noch dazu vor seinem eigenen Bruder?"
Wieder ein Schulterzucken.
"Ist dir mal aufgefallen, dass es unglaublich anstrengend ist, mit dir zu reden, wenn dein Dämon nicht anwesend ist? Wo steckt der eigentlich?"
Lilli seufzte und kramte nach einen Stück Papier. Wie sie es hasste, auf diese Art der Kommunikation zurückzugreifen. Sie begann zu schreiben.
Die ungeduldige Kanndra stand auf und begann damit, die Einrichtung zu begutachten.
Schließlich erregte die Kollegin ihre Aufmerksamkeit durch Klopfen auf die Tischplatte und hielt einen Zettel hoch. Darauf stand: 'Pärsöhnliches'
Die ehemalige Späherin blinzelte. "Ja. Danke.", damit nahm sie ihren Rundgang wieder auf. "Es wurmt mich... wir graben an der Stelle! Man bringt sich nicht einfach so um!"
Lilli setzte sich.
"Nein. Es gibt Gründe, und zwar sehr gute Gründe. Emotionale Gründe, meistens. Aber dafür muss erst einmal etwas vor fallen, was Emotionen verursacht."
Baum betrachtete ihre Kollegin interessiert, wie sie durch ihr Büro tigerte.
"Eine Liebesgeschichte können wir natürlich ausschließen.", fuhr Kanndra fort. "Sein grund war Angst... aber auch Angst muss erst einmal erzeugt werden... Die Zeitung!"
Mambosamba drehte sich zu ihrer Kollegin um. "Deshalb hatte er die Zeitung dabei! Vielleicht wollte er uns ein Zeichen geben?"
Die Sitzende bewegte die Hand in zweifelnder Art, indem sie die aufgefächerten Finger wedeln lies.
"Er las die Zeitung", spann der Fähnrich die Idee weiter, "und entdeckte darin etwas, dass ihm Angst einjagte. Etwas, das mit seinem Bruder zu tun hatte!"
Lilli nickte zögerlich.
Kanndra strahlte. "Danke, du hast mir sehr geholfen!" Dann eilte sie aus dem Büro.


Ist ein Dieb unter den Rekruten?

Es ist unbestreitbar: Dinge verschwinden! Es sind Kleinigkeiten, dennoch zieht es große Kreise - wer von den armen Rekruten hat schon das Geld, dauernd und dauernd wieder Neues zu kaufen? Das geht doch nicht! Aus den eigenen Schränken. Um zehn Uhr abends und auch anderzeits. Wirklich unverzeihlich! Was passiert als nächstes? Wird das Stroh aus dem Stall gestohlen? Passt gut auf die Rekruten auf, einer von ihnen könnte demnächst mit euren Habseligkeiten herumlaufen!


In seiner Eile wäre Braggasch beinahe in seine Ausbilderin gerannt, doch eine umfassende Ausbildung und lange Zusammenarbeit ermöglichten, dass sich der Zwerg rechtzeitig fallen lies, während Kanndra intuitiv in die Höhe sprang. Das Ergebnis war eine Art Bocksprung.
Der Rekrut am Tresen klatschte höflich.
Die beiden Späher ignorierten ihn geflissentlich, drehten sich zueinander um und sagten gleichzeitig:
"Ich hab es!"
"Ich, äh, hab es!"
"Was?"
"Was... äh?"
"Was hast du?"
"Äh... was hast du?"
"Ich?"
"Oder ich?"
"Moment."
"Äh... gerne."
Mambosamba atmete einmal aus und wieder ein, dann sagte sie: "Ich erzähle dir erst, was ich herausgefunden habe, und wenn ich fertig bin, erzählst du es mir, ja?"
"Ja.", nickte Goldwart.
"Es verhält sich folgendermaßen: Wenn ich mich nicht sehr täusche, dann hat jemand Schattenklinge über die Zeitung eine Botschaft zukommen lassen. Eine Botschaft, die nur derjenige verstehen konnte, der von seinem Tick wusste."
"Und, äh, wer?"
Die Dienstgradhöhere reckte triumphierend den Finger in die Höhe. "Sein Bruder!"
"Wieso?"
"Wir fanden einen Abschiedsbrief, es passt alles zusammen!"
Burkhards Sohn streckte verzweifelt die Hände zur Seite. "Äh... was passt zusammen?"
"Hör doch zu! Schattenklinges Bruder hat ihm eine Nachricht zukommen lassen, dass er ihn um zehn Uhr im Stall treffen würde. Das war es, was Pit gehört hat. Indem er in der Zeitung von dem Schnürsenkeltick erzählt hat, konnte er den Rekruten erpressen. Er sagte ihm, dass er noch weitere Geheimnisse über Zeitung ausplaudern könnte, verstehst du?"
Braggasch kratzte sich am dünnen Bart. "Äh... und wozu hat er ihn erpresst?"
"Das..." Kanndra stockte. Ihre Begeisterung schwand. "... weiß ich noch nicht."
"Und warum erwähnte er die, äh, Goldene Ente?"
"Nun... auf jeden Fall ist es eine gute Spur."
Goldwart grinste. "An die ich, äh, anknüpfen werde."
"Ach?"
"Ja. Nachdem ich bei, äh, Sebu war, wollte ich die Druckgeschäfte abgelaufen, wie du, äh, gesagt hattest. Äh... aber vorher hab ich noch bei Stefan Stubbs , dem Mann, der mir die, äh, Utensilien für die Presse verkauft hat. Weißt du, er hat jetzt eine ganz neue Methode erfunden, um die Tinte zu trocknen, indem er eine Art riesiges Gebläse-"
"Komm bitte zum Punkt."
"Äh... ja. Er, äh, hat schon ganz am Anfang erzählt, dass erst letztens eine ganze Druckerpresse gekauft worden war. Das ist, äh, ungewöhnlich. Die sind nämlich eigentlich zu teuer, um am Stück gekauft, äh, zu werden. Und noch dazu weil ich ja erst letztens eine instand gesetzt habe - also sind es zwei auf einmal. Im Druckgeschäft kommt es normalerweise nur vor, dass, äh, Eine Presse alle drei Jahre in Betrieb genommen wird, wäre ja auch zu umständlich, die ganze Feinmechanik muss ja gewartet werden, und so viele Spezialisten gibt es in Ankh-Morpork auf diesem Gebiet noch nicht, deshalb habe ich ja auch einige Probleme, weil die Sicherungsraspe immer wieder Probleme-"
"Braggasch."
"Entschuldigung. Äh. Also auf jeden Fall hat Stubbs gesagt, dass der, äh, Käufer mit großen, äh, goldenen Münzen bezahlt hat. Da bin ich natürlich hellhörig, äh, geworden und habe ihn so lange gefragt, bis er mir den Namen genannt, äh, hat."
Kanndras Lächeln kehrte zurück. "Große goldene Münzen? Ein Achatener?"
"Genau!", bestätigte der Zwerg. "Und er heißt Tzi'Fi'Rung, äh, mit Nachnamen!"
"Wer ist das?"
"Oh, äh, ja, das hatte ich ja noch nicht erzählt. Ich hab mal Méne nach der Goldenen Ente gefragt. Äh... und er sagte, der neue Besitzer hieß so! Also Tzi'Fi'Rung!" Braggasch strahlte stolz.
Seine Ausbilderin nickte. "Dann wissen wir ja, wohin uns unser nächster Weg führt."
Gemeinsam verließen sie das Wachegebäude.

Als sie vor der Goldenen Ente ankamen, stand diese lichterloh in Flammen.
Ein etwas angesenkter Kellner stand mit einer Frau gleichen Alters in Kochschürze und einem jungen, kräftig aussehenden Burschen davor und schaute bekümmert auf die Reste seines Etablissements.

[Kanndra]

Als sie näher kamen, sahen die Wächter, dass sowohl die Frau als auch der junge Mann mandelförmige Augen hatten. Deshalb wandte sich Kanndra zuerst an den Jüngsten.
"Herr Tzi'Fi'Rung?"
Die Augen nicht vom Feuer nehmend, antwortete dieser gedankenlos mit "Ja?"
Der Fähnrich hatte allerdings den Eindruck, dass er dieses Geständnis unter anderen Umständen nicht so schnell abgegeben hätte. Das schien auch dem Mann zu dämmern, denn er sah die Repräsentanten der Stadtwache jetzt deutlich ärgerlicher an. "Was wollen Sie?"
Kanndra räusperte sich. "Rekrut Schattenklinge war Ihr Bruder, nicht wahr?" Als keine Reaktion ihres Gegenübers erfolgte, fuhr sie fort: "Wir müssen Ihnen mitteilen, dass Ihr Bruder verstorben ist. Das tut uns sehr Leid. Er... hat Selbstmord begangen."
Tzi'Fi'Rung rührte sich noch immer nicht. Vielleicht wurden seine Augen ein kleines bisschen schmaler, doch das war bei den flackernden Schatten auf seinem Gesicht schwer zu sagen. Die Frau jedoch schluchzte auf und presste die Hand dann gegen ihren Mund, als wollte sie die Gefühlsäußerung wieder hinein schieben. Dennoch entfuhren ihr weiterhin jammernde Laute. In diese hinein, glaubte Kanndra schließlich doch noch eine Äußerung des jungen Restaurantbesitzers zu vernehmen. "Feigel Hund!"
"Wie äh... bitte?", fragte Braggasch. Also hatte er es auch gehört.
"Wil haben Ihnen nichts zu sagen. Gehen Sie!" Tzi'Fi'Rung hatte seine Fassung scheinbar wieder gefunden, verlor sie in der nächsten Sekunde jedoch wieder, als er die Köchin anfuhr. "Und du, höl auf zu heulen!" Dabei stieß er sie hart gegen die Schulter, so dass sie ins Straucheln geriet und gegen die Ausbilderin fiel.
"Mittelnacht an Piel siebeneinhalb", hauchte die Frau, als Kanndra versuchte, sie aufzufangen. Ihr Ton klang drängend und ihre Augen beschwörten die Wächterin, nichts zu sagen.
Zum Glück übernahm der Zwerg jetzt das Ruder. "Wir hätten da aber äh... noch ein paar Fragen. Zum Beispiel wie äh... ist das passiert?" Sein Blick wanderte zurück zu dem brennenden Haus, das jetzt von den Nachbarn verzweifelt versucht wurde zu löschen, ehe das Feuer auf ihre Häuser überspringen konnte.
"Ein... Küchenunfall. Zahlt die Fail-Sichelung."
"Und ist es äh... richtig, dass Sie vor Kurzem eine äh... Druckerpresse gekauft haben? Mit dreifach Druckwerk, doppelten Anpressdruck, Rotations..."
"Nein."
"Ich glaube, es ist jetzt besser wenn Sie Herrn Tzi'Fi'Rung seinem Schmerz über seinen Verlust überlassen." Der Kellner, der sich bisher zurückgehalten hatte, trat den Wächtern nun in den Weg und machte deutlich, dass er es nicht mehr lange freundlich sagen würde.
"Nun gut. Dann lass uns gehen, Braggasch. Aber wir sprechen uns noch!"
Ein wenig überrascht folgte der Zwerg seiner Kollegin.
"Wir haben später noch ein Date mit der Köchin", informierte ihn diese, nachdem sie sich ein paar Schritte entfernt hatten. "Ich hoffe, die kann uns einiges erklären."
Goldwart nickte. Dann grinste er. "Ist dir äh... aufgefallen, dass der äh... Kellner schon wieder seine h's äh... verloren hatte?"

Nachts war es bereits empfindlich kühl, besonders an Stellen, die dem Wind ausgesetzt waren. Deshalb hielten sich die beiden Wächter im Windschatten eines Lagerhauses, das dunkel neben ihnen aufragte, Pier siebeneinhalb fest im Blick.
"Langsam leide ich unter Schlafmangel", flüsterte Kanndra ihrem Kollegen zu. "Und mein Mann war auch nicht gerade begeistert. Ich hoffe, dass lohnt sich hier."
Darauf wusste Goldwarts Sohn nichts zu erwidern, ging es ihm doch genauso. In einvernehmlichem Schweigen starrten sie weiter in die Dunkelheit. Bis Mitternacht war es noch etwa eine Viertelstunde. Wenn man sich auf konspirative Treffen einließ, war es sicherer, frühzeitig einzutreffen. So konnte man eventuelle Gegner beim Aufbau einer Falle noch auf frischer Tat ertappen. Doch heute Nacht war alles ruhig. Die nächste Hafenkneipe lag weit genug entfernt und auch andere nächtliche Tätigkeiten schienen sich in anderen Bereichen abzuspielen. Dafür traten Geräusche wie das verstohlene Rascheln von Ratten im Müll um so deutlicher hervor.
"Ich habe übrigens noch mal über die Erpressung-per-Zeitung-Theorie nachgedacht. Da passt noch nicht alles zusammen. Schließlich wurde die Zeitung erst nach dem Gespräch im Stall ausgelegt. Schattenklinge konnte die Nachricht also erst hinterher lesen, es sei denn..."
"er ... äh hat ein Vorabexemplar bekommen. Vielleicht zusammen mit äh... einer Drohung, noch mehr davon zu äh... veröffentlichen, wenn er nicht tut, äh... was sein Bruder will."
"Richtig. Schattenklinge weigert sich und die Drohung wird wahrgemacht. Was wiederum den Rekruten in den Selbstmord treibt. Trotzdem ... ein wenig aufwendig, findest du nicht?"
"Da kommt sie", wisperte der Zwerg statt einer Antwort und zeigte auf einen Schatten am Fluss.
Sie winkten die Frau heran, die sich rasch zu ihnen gesellte. Nervös schaute sie sich um. "Ich habe nicht viel Zeit."
"Wir möchte hier auch nicht die ganze Nacht verbringen. Also, was wollten Sie uns sagen, Frau ...?"
"Nennen Sie mich Mi-Lu." Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und schaute sich erneut um. "Del, den sie Schattenklinge nennen, heißt ... hieß Nagato Tzi'Fi'Lung. El wal nicht del lichtige Bludel von meinem Helln, Tosifu Tzi'Fi'Lung, sondeln nul adoptielt. Sein Adoptivvatel ist ein gloßel Velblechel in Achtenem Leich. El hat Nagato gezwungen, auch Velblechen zu begehen, abel el wal ein gutel Junge, del das nicht mehl wollte."
"Er ist nach Ankh-Morpork gekommen und hat sich hier versteckt, doch sein Bruder hat ihn aufgespürt und ihn erneut dazu bringen wollen, Verbrechen zu begehen?"
Mi-Lu nickte. "Deshalb hat el sich umgeblacht."
"Wissen Sie äh... was sie mit der falschen Zeitung äh... bezwecken wollen?"
"Nein, ich weiß nul, dass sie in Lagelhaus 55 an Piel 2 gedluckt wild. Abel volsicht..."
"Mi-Lu?" Der Fähnrich rüttelte die Frau sanft an der Schulter, als sie nicht weitersprach. Deren Augen wanderten zu der Wächterin, bevor sie brachen. Dann sackte sie in sich zusammen. In ihrem Rücken stak ein Armbrustbolzen, genau in Höhe des Herzens eingedrungen. Sofort gingen die Späher hinter dem Müllhaufen in Deckung.
"Der Schuss muss von äh... da gekommen sein", der Lance-Korporal deutete zu einem Kistenstapel. Er stand in der Nähe des Wassers und bot als einziges in der Richtung ausreichenden Sichtschutz. Kanndra nickte, während sie gleichzeitig ihre Armbrust lud und entsicherte. "Dann mal los."
Ihre Waffen fest umklammert, huschten die Späher schnell über die freie Fläche, suchten die Deckung der Kisten und nickten sich zu, ehe sie jeder an seiner Seite das Hindernis vorsichtig umkreisten. Am Ende sahen sie sich wieder in die Augen.
"Er ist weg. Verdammt!"
"Was äh... machen wir jetzt?"
Beide sprachen es gleichzeitig aus. "Lagerhaus 55!"
Kanndra überlegte einen Moment. "Wenn du nicht zufällig eine gut versteckte Taube dabei hast, läufst du zur Klackerstation im Fährenweg und benachrichtigst die FROGs. Achja, und SUSI wegen der Leiche. Ich gehe schon mal vor."
Der Tonfall des Fähnrichs signalisierte Goldwart, dass er einen Befehl erhalten hatte und deshalb besser nicht widersprach. Also salutierte er nur und machte sich auf den Weg.

Tosifu Tzi'Fi'Rung war schlechter Laune. Nicht nur, dass er in diese stinkende Stadt reisen musste, um seinen ungeliebten Bruder zurück in den Schoß der Familie zu holen, er hatte diesen Auftrag auch noch versiebt. Sein Vater war darüber bestimmt nicht erfreut. Das Einzige, was er jetzt noch tun konnte, war wenigstens in der anderen Sache nicht zu versagen. Die Ausdehnung ihres Machtbereiches auf Ankh-Morpork würde ihn milde stimmen und den Verlust von Nagato schnell vergessen machen. Der Brand des Restaurants war ein Rückschlag gewesen, den sie einstecken mussten. Sie hatten jedoch damit gerechnet, dass es nicht einfach werden würde und die ansässigen Verbrecherbanden sich nicht von ihnen die Butter vom Brot nehmen lassen wollten. Der Verrat von Mi-Lu hatte ihn jedoch wütend gemacht. Sie gehörte schon so lange zu ihrer Organisation, wie er denken konnte. Sie war fast so etwas wie eine Mutter gewesen für ihn und seinen Adoptivbruder. Außerdem wurmte ihn, dass er nicht wusste, was sie den Wächtern erzählt hatte. Er hätte die beiden auch umlegen sollen. Erst das Geräusch der Druckerpresse, dass er beim Näherkommen vernehmen konnte, munterte ihn wieder auf. Damit würden sie es schaffen. Und bald würde diese Stadt ihnen gehören, einschließlich der Wache.
Er klopfte an das Tor zum Lagerhaus und nannte die Parole. Als Zugoto ihm öffnete, schlüpfte er schnell hinein.
"Wo ist deine Waffe?"
"Wo wohl du Idiot, im Fluss natürlich. Und jetzt müssen wir hier abhauen, also fangt an, abzubauen."
"Klar, Boss." [4]

Kurze Zeit später erreichte auch Kanndra das Lagerhaus und verschaffte sich erst einmal einen Überblick. Sie konnte hören, dass die Presse lief, also waren auch Leute dort drin. Einfach reinstürmen fiel damit flach. Doch jedes Gebäude, auch die bewachten, hatten eine Schwachstelle. Man musste sie nur finden. Plötzlich stoppte das Geräusch der Maschine und das Eingangstor flog auf. Männer begannen, Kisten herauszuschleppen und sie auf einen Karren in der Nähe zu verladen.
Kanndra grinste. Das machte die Sache in gewisser Weise einfacher und zeigte außerdem, dass sie ins richtige Nest gestochen hatten. Ein schneller Blick enthüllte ihr, dass so viele Kisten in dem Lager standen, dass eine Fuhre nicht ausreichen würde. Das wiederum verschaffte ihr Zeit.
Sie wartete, bis der Karren beladen und abgefahren war, dann schlich sie zu einer kleinen Tür an der Seite. Mit etwas Glück war sie nicht mehr bewacht.

[Braggasch]

Zwar war der Klackerturm um die späte Uhrzeit nicht mehr besetzt, doch Braggasch hatte mit den Mechanismen wenig Probleme. Viel schwieriger war es für ihn die passenden Worte für eine kurze Meldung zu finden. Lange Geschichten zu erdichten, ja, aber möglichst viele Informationen in möglichst knappe Sätze zu fassen? Das übernahmen normalerweise die Leute, die für das Klackern ausgebildet worden waren.
Hektisch entschied sich der Zwerg für:
Lagerhaus 55 - STOP - Achatanismen - STOP - Unterstützung - STOP - Mord - STOP - LKR Goldwart
Das müsste reichen. Hastig verließ der Späher den Klackerturm wieder und machte sich auf die Suche nach dem passenden Lagerhaus.

Fahrig verstaute Tosifu Tzi'Fi'Rung weitere, frisch gedruckte Exemplare der falschen Rohrpost in einer dafür vorgesehenen Kiste. Seine Männer waren mit dem Karren auf dem Weg zur Goldenen Ente um dort von Janbroh, ihrem "Kellner", entgegen genommen zu werden. Lautlos fluchte der Achatener. Gerade jetzt hätten sie Mi-Lus helfende Hand gut gebrauchen können. Das dreimal verfluchte Weibsstück! Er hätte ihre Weichherzigkeit und Doppelzüngigkeit schon bemerken müssen, als sie den blonden Wächter, der sie belauscht hatte, nicht wie befohlen beseitigt, sondern nur betäubt hatte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sicher waren es ihre mütterlichen Gefühle Nagato gegenüber, die sie langsam aber sicher korrumpiert hatten. Sie hatte schon gegen den Auftrag des großen Tzi'Fi'Rung, seines Adoptivvaters, protestierst, dem elenden Bruder nach zu reisen. Lasst ihn doch in der stinkenden Stadt, wenn er dort glücklich ist!, hatte sie gesagt. Dennoch war sie mit gekommen, hatte das teure Restaurant gemeinsam mit Janbroh und ihm, Tosifu, von den Vorbesitzern übernommen, um sich eine Basis zu schaffen, hatte genau wie die beiden die falsche Zeitung entworfen. Mehr noch: Sie war es gewesen, die darauf bestanden hatte Nagato, oder wie er sich genannt hatte: Schattenklinge, in der Wache aufzusuchen, um ihn zu überreden wieder nach Hause zu kommen.
Tosifu horchte auf. Deutlich hatte er das leise Quietschen der metallenen Tür des Lagerhauses vernommen. Seine Männer konnten unmöglich schon wieder zurück sein!
Hastig verbarg er sich hinter einigen Kisten.
Durch das Halbdunkel der Halle erspähte der Achatener durch einen Spalt hindurch die Wächterin, die mit Mi'Lu geredet hatte. Die Möglichkeit, sich abzureagieren, kam ihm gerade Recht. Grinsend zog er einen Dolch aus dem Gürtel, da er ja seine Armbrust im Fluss versenkt hatte.

Unter Kanndras Druck öffnete sich die Tür quietschend. Vorsichtig spähte sie in die Lagerhalle, feststellend, dass hier zwar noch einige Lichtquellen brannten, doch niemand zu sehen war.
Vorsichtig, mit der treuen Armbrust im Anschlag, schlich sie in das Gebäude hinein, die Kisten als Deckung gegen möglichst viele Seiten nutzend. Nach zwei Minuten des Horchens war sie sich sicher, alleine in dem großen Raum zu sein.
Sie richtete sich auf.
Noch in der Bewegung hörte sie ein schabendes Geräusch, welches sie sofort wieder in Deckung gehen lies. Routiniert gelang es dem Fähnrich, den Ursprung des Geräuschs auszumachen. In einer Ecke des Lagerhauses schob sich langsam eine weitere Tür auf, die jedoch mit manchen Kisten zugestellt worden war. Schabend rutschten die Holzbehälter über den Boden.
Ein Kopf wurde durch den geschaffenen Spalt gesteckt. Kanndra erkannte die leichte Spiegelung des Mondlichts auf einem Helm.
"Barggasch?", rief sie flüsternd
"Äh...", kam es zögernd zurück.
"Gut."

Mit ein wenig Kraftanstrengung schob der Zwerg die Tür weit genug auf, um hindurch zu passen. "Ist, äh, sonst noch jemand hier?", hauchte er in das Halbdunkel.
"Ich glaube nicht.", antwortete seine ehemalige Ausbilderin von der anderen Seite der Halle 55 her.
Goldwart nickte und betrat den Raum. Auch er hatte die Armbrust schussbereit. Zusätzlich dazu hatte er noch seinen Nagelwerferdolch geladen, der schon ewig nicht mehr zum Einsatz gekommen war. "Äh... ich kam von der anderen Seite des, äh, Gebäudes. Da dachte ich mir, es wäre einfacher, wenn ich, äh, direkt... Kanndra?"
Die Späherin antwortete nicht.
"Äh... Mäm?"
Unsicher hob Burkhards Sohn die Waffe und tappste durch die Düsternis. Seine leisen Schritte waren das einzige Geräusch, dass er wahrnehmen konnte.
Bis:
"Hiel endet dein Weg, Wächtel."
Braggaschs Augen rollten nach rechts. Undeutlich konnte er den jungen Kerl erkennen, den sie schon beim brennenden Restaurant getroffen hatten, welcher einige Schritte entfernt, halb verborgen hinter einer großen Kiste stand, und einen Dolch wurfbereit hielt.
"Glüß deine Göttel, wenn du sie siehst.", brummte Tosifu kalt.
Eine Bolzenspitze legte sich an die Schläfe des Achateners. "Zwerge haben keine Götter." Kanndras Tonfall stand dem des Fremdländers in nichts nach. "Waffe senken, Tzi'Fi'Rung, oder es wird dir Leid tun."

Zwei Tage später...
Stocksteif standen Fähnrich und Lance-Korporal vor dem Schreibtisch Araghast Breguyars, während dieser langsam und zum wiederholten Male den Bericht überflog.
Braggasch Augen rollten abermals zu seiner ehemaligen Ausbilderin, in der Hoffnung auf ein beruhigendes Zwinkern oder etwas ähnliches, doch Kanndra starrte stur gerade aus.
Der Kommandeur streckte sich.
"Nur um ganz sicher zu gehen, wer hat diesen nicht unerheblichen Einsatz befürwortet? Ich kann mich nicht erinnern, etwas entsprechendes Unterschrieben zu haben."
Die beiden Späher schwiegen vorsichtshalber.
"Nicht nur, dass eine Frau zu Tode gekommen ist.", fuhr Araghast ruhig fort. "Ich habe aufgrund einer äußerst ungenauen und verwirrenden Klackernachricht sämtliche FROGs, sowie einen Großteil von RUM und SUSI los geschickt, damit sie einen gefesselten Verdächtigen und einige überraschte Lagerarbeiter am Hafen vor fanden. Weder Valdimier, noch Romulus, noch Laiza waren sehr erbaut darüber."
Kanndra räusperte sich. "Die Ausgangslage war nicht klar, Sör, es hätte weitaus schlimmer kommen können."
"Aha. Jedenfalls erreichte mich eine Nachricht, dass der Patrizier Meldung von einigen einflussreichen Persönlichkeiten aus dem Achatenen Reich erhalten habe, die eine sofortige Überstellung der Gefangenen forderten."
Goldwart riss die Augen auf. "Aber, äh, Sör, äh, sie wollen doch nicht..."
"Sie sind bereits auf dem Weg."
"Äh... oh."
Breguyar blickte abermals in die Akte. "Laut euren Nachforschungen ist also ein gewisser Nagato Tzi'Fi'Rung, Ziehsohn einer bekannten kriminellen Größe des Achatenen Reiches, unter dem Namen Schattenklinge nach Ankh-Morpork und in meine Wache gekommen, um den Fängen seines Vater zu entfliehen. Dieser sandte Nagatos Adoptivbruder, Tosifu Tzi'Fi'Rung, mit einigen Handlangern, namentlich Janbroh und Mi'Lu, hinter dem verlorenen Spross her um diesen zu überzeugen zurück zu kehren. Die drei erwarben ein nicht unerheblich teures Lokal, sowie ein Lagerhaus und eine Druckerpresse. Mi'Lu drang in das Wachegebäude ein und versuchte Schattenklinge wieder auf ihre Seite zu ziehen - der Gehilfe unserer guten Frau Piepenstengel konnte eines dieser Gespräch wohl unbeabsichtigt belauschen. Unter anderem lagerte Mi'Lu die gestohlenen Schnürsenkel in ihrem Lokal, ein Zeichen des guten Willens, doch Nagato wollte nicht zurück. Daraufhin setzten sie das Mittel der Erpressung, haha, mittels einer Druckerpresse, ein. Der junge Rekrut wählte den Ausweg des Selbstmordes. Da dies natürlich nicht an die Öffentlichkeit ging, wusste die angereiste Delegation des Achatenen Reiches nichts davon und hielt an ihrem Plan fest, bis eure Nachforschungen euch zu ihnen trieben, ihr es Tzi'Fi'Rung mitteiltet und dieser darauf hin recht fluchtartig samt Presse die Stadt verlassen wollte." Der Kommandeur fuhr sich über das Kinn. "Habe ich das soweit alles verstanden?"
Braggasch nickte, Kanndra fügte hinzu: "Ein Großteil erfuhren wir erst durch Janbrohs Geständnis. Der übrigens ehemaliger Ankh-Morporker war."
"Ihr habt es euch natürlich nicht nehmen lassen, das Verhör ebenfalls persönlich durchzuführen... Gut. Dann gratuliere ich euch zu einem eigenständig abgeschlossenen Fall und weise euch ausdrücklich darauf hin, mir das nächste mal Bescheid zu sagen! Mi'Lus Tod hätte verhindert werden können."
"Ja, Sör."
"Natürlich, äh, Sör."
"Ich hoffe, dass es sich von selbst versteht, den entsprechenden Artikel in der echten Rohrpost, der ohne Zweifel kommen wird, so zu verfremden, dass weder das Achatene Reich noch der Patrizier etwas daran auszusetzen haben, nicht wahr?" Die Augen des Kommandeurs fixierten Goldwart.
Dieser wandte sich hin und her. "Aber Sör, äh, die Pressefreiheit..."
"Nicht wahr?"
"Äh... könnte ich nicht ein bisschen..."
"Nicht wahr?"
"Ja, Sör."
"Gut. Wegtreten."

Schweigend saßen sie in Braggaschs Büro. Die Standpauke hatte ihren Enthusiasmus ein wenig gedämpft.
Von unten dröhnte das Glockenspiel der Standuhr herauf.
Kanndra erhob sich. "Zeit für mich zu gehen... Was mir gerade einfällt: Hattest du die Vorabdrucke der echten Rohrpost eigentlich im Lagerhaus 55 finden können?"
"Äh... ja."
Mambosamba nickte zufrieden.
"Ich denke, sie, äh, wollten mich nur aufhalten, äh, eine Zeitung zu schrieben, die die, äh, falsche Rohrpost entlarvte...", mutmaßte der Zwerg.
Freundschaftlich klopfte ihm der Fähnrich auf die Schulter. "Jetzt ist ja alles vorbei. Es hat mich gefreut, mal wieder mit dir zusammen gearbeitet zu haben, Braggasch."
"Mich auch...", erwiderte der Zwerg gedankenverloren. Kurz bevor sie sein Zimmer verlassen hatte, hielt er sie noch einmal zurück: "Was war eigentlich mit dem, äh, Brand?"
"Der Brand?"
"Äh... der Goldenen Ente"
"Ach der..." Sie zuckte mit den Schultern. "Wir können nur vermuten."
"Ja..."
Abermals wandte sie sich zum Gehen, abermals lies seine Stimme sie wieder umdrehen.
"Äh... Kanndra?"
"Ja?"
"Danke."
Goldwarts ehemalige Ausbilderin lächelte. "Nicht der Rede wert."
[1] es war acht Uhr abends, so dass sich die frühen Abendesser, die noch nicht fertig waren mit den späten Abendessern, die noch gar nicht begonnen hatten, mischten

[2] vorausgesetzt, man war ein durchschnittlich großer Mensch

[3] Feinstich bewies an dieser Stelle, dass sie über außerordentliche Selbstsicherheit verfügte, da selbst führende Wissenschaftler nicht sicher sind, wie sie die Bewohner des Achatenen Reiches eigentlich nennen sollen: Achate? Achatianer? Ach? Und so nennt man sie in allen schriftlichen Unterlagen einfach Bewohner des Achatenen Reiches. Oder vermeidet gänzlich jegliche Erwähnung...

[4] Übers. aus d. Achat.

Zählt als Patch-Mission für den Späher-Patch für Braggasch Goldwart
Zählt als Patch-Mission für den Späherin-Patch für Kanndra



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Feedback:

Von Valdimier van Varwald

05.04.2010 21:34

für KanndraDie Bewertung steht jetzt mal für euch beide.Eine sehr schöne Geschichte, deren einziger Schwachpunkt das gewisse Maß an Geradlinigkeit war. Euer Schreibstil lässt eigentlich keinen Raum fürs Meckern und jeder von euch hat es geschafft, mich auf seine eigene Weiße gut zu unterhalten. Ribbon würdig auf jeden Fall, nur für die ganz große Nummer hätte ich mir den einen oder anderen Plot Twist mehr gewünscht.

Von Sebulon, Sohn des Samax

05.04.2010 21:34

für Braggasch GoldwartSiehe Kanndras Feedback.Aber, mein lieber Braggasch, deine Rechtschreibung und dein Satzbau ... *seufz**nimmt dir den Helm ab und wuschelt dir durch die Haare*Lass diese von Kanndra ruhig beim nächsten Mal korrigieren ...

Von Sebulon, Sohn des Samax

05.04.2010 21:34

für KanndraIch hatte das zweifelhafte Vergnügen, die hintere Hälfte der Coop vorzulesen. Fühlte mich wie bei Loriot. Nicht nur wegen der häufigen Inhaltsangaben (Ja, man kann die Geschichte in EINEM Stück lesen), sondern auch wegen Formulierungen wie "während dieser langsam und zum wiederholten Male den Bericht -überflog-".Ändert nix daran, dass ich die Geschichte spannend fand.Werde sie noch ein zweites Mal lesen müssen, um zu verstehen, weshalb man die völlig unbekannte Rohrpost benutzte, um den Patrizier zu denunzieren, bzw. wie die gefälschte in die Wache kam.Prädikat: Gut und besser. :)(Zweites Lesen: Eigentlich ist der ausführende Bösewicht wenig gezeichnet, oder? Ich erfahre mehr über die Motivationen von Schattenklinge als über ihn. Und: Handelt da Kanndra nicht etwas, nun ja, unbedacht, als sie Heldin spielt und ohne Deckung in das Lagerhaus 'stürmt'?... wo mir gerade auffällt, dass mir die Überwältigungsszene nicht klar ist. Also warum wird der Achatene überwältigt, wo er doch vorher Kanndra genau beobachtet ...?)

Von Sillybos

06.04.2010 23:50

Eine schöne Geschichte, die ich gerne gelesen habe. Die Anmerkungen kann ich nachvollziehen und größtenteils auch bestätigen. Daher will ich nur auf ein paar Kleinigkeiten eingehen, die mir aufgefallen sind (wie immer natürlich nur meine persönliche Meinung):



Bei der zweiten Szene beim Gasthaus (von Kanndra geschrieben) ist der Ort wesentlich detaillierter beschrieben als beim ersten Mal (von Braggasch geschrieben). Das hat mich irritiert, so als ob Kanndra die erste Beschreibung nicht ausgereicht hätte. Mein Vorschlag wäre: wer eine neue Lokalität einführt, beschreibt sie hinreichend gut und gründlich, andernfalls wird er von seinem Partner nochmal drauf hingewiesen.



Das Goldwartsche "Äh". Ok, es ist Braggaschs Markenzeichen und darf auch oft verwendet werden, aber dennoch sollte man es nicht willkürlich setzen, finde ich. Warum "äh"t man? Zum Beispiel:

- weil man den Gedanken, den man gerade ausspricht, noch nicht zu Ende gedacht oder noch gar nicht begonnen hat (besonders zu Satzbeginn bzw. nach einem Füllwort - "Warum?" "Weil, äh...")

- weil man nach einer treffenden Formulierung / einem passenden Wort sucht ("Das nennt man, äh...")

Aber man "äh"t nicht mitten im Sprechfluss (zumindest habe ich das noch nicht erlebt) und in vorgefertigten Floskeln ("Los, hier äh lang!"). Klingt in meinen Ohren unnatürlich.



Der Begleitsatz und die Frage: wer spricht? Die Person ist meistens klar, aber wie bezeichnet man sie? Da gibt's meistens mehrere Möglichkeiten. Zum Beispiel könnte ich statt "Sillybos" auch schreiben:

b) der Oberfeldwebel

c) der Philosoph

d) der Ephebianer

e) der Tatortwächter

Wann verwendet man welchen Ausdruck? Nehmen wir folgende Sätze (wer findet die richtige Zuordnung?):

1) "Bei der Leiche fanden wir keine Spuren", sagte ...

2) "Gefreiter, komm sofort in mein Büro", befahl ...

3) "Das erinnert mich an meine Heimat", sagte ...

4) "Ich will die Wahrheit!" rief ...

Das sind Extrembeispiele, wo der Begleitsatz genau zu einer Bezeichnung passt. Aber genauso sieht man auch, dass man den Sprecher nicht beliebig nennen sollte. Worauf ich hinaus will: Abwechslung in der Bezeichnung des Sprechers ist zwar gut und schön, aber manchmal wirkt sie erzwungen und lenkt vom Lesefluss ab. Für die Geschichte ist es z.B. ziemlich unerheblich, wer Braggaschs Vater ist. Dann lieber ein "Braggasch" zuviel, dafür liest es sich flüssiger.



Nichtsdestotrotz eine ribbonwürdige Geschichte, Gratulation zu der schönen Coop! :)

Von Braggasch Goldwart

07.04.2010 16:08

Danke für die helfende Beurteilung, die wörtliche-Rede-Komma-oder-nicht Sache habe ich bisher ignoriert, weil ichs anders schöner fand - habe aber nun meine Meinung geändert und werde es in Zukunft besser machen.



Aber: Das 'Äh' ist meine Sache und meiner Meinung auch völlig frei setzbar, da jederzeit in einem Satz der dazu gehörige Gedanke einen Aussetzer haben kann. Zu meinem Leidwesen merke ich das an mir selber. :D

Von Kanndra

08.04.2010 10:20

Vielleicht sollte man dazu anmerken, dass wir die Multi-Methode angewendet haben, uns also nicht abgesprochen haben und die Geschichte erst beim Schreiben entstanden ist. Das erklärt die Geradlinigkeit und vermutlich auch die "Inhaltsangaben".

Die Beschreibung des Gasthauses hat mir für die Szene tatsächlich nicht gereicht, weshalb ich sie noch mal gestaltet habe. Ich finde es aber nicht schlimm, wenn Erklärungen erst später im Text auftauchen. Meiner Meinung nach muss der Leser nicht gleich über alles im Bilde sein ;).

Die Äh`s setze ich immer nach Gefühl... Wobei mir (zu spät) aufgefallen ist, dass sie in den ersten Geschichten von Braggasch noch nicht so häufig vorkamen. Der Sprachfehler scheint also eher schlimmer zu werden statt besser ;)

Von Braggasch Goldwart

08.04.2010 12:39

Ohje, wirklich? :D



Ist mir gar nicht aufgefallen.

Habe bisher hauptsächlich darauf geachtet, von einem "... äh..." zu einem ", äh," zu kommen, was ja definitiv geringeres Zögern enthält. Das es mehr wird, war eigentlich nicht Sinn der Sache. ^^

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