Gute Nachbarn, schlechte Nachbarn

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von Gefreiter Amok Laufen (RUM), Hauptgefreite Kathiopeja (SUSI)
Online seit 15. 07. 2007
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 Außerdem kommt vor: Daemon Llanddcairfyn

Ein seltsamer Diebstahl wird begangen und natürlich soll RUM dem ganzen nachgehen. Als ob Arbeit an sich nicht schon schlimm genug wäre, müssen Amok und Kathi auch noch zusammen arbeiten, was nicht unbedingt leicht ist.

Dafür vergebene Note: 11

Der Anfang dieser Coop entstand Ende 2005. In genau diesem Zeitraum spielt sie auch. Wundert euch also nicht, dass Dae noch Abteilungsleiter von RUM ist bzw. Kathi noch Gefreite und Ermittlerin etc..


[Amok Laufen]

Gedankenverloren starrte der Anwerber auf seinen Schreibtisch. Er schien durch den Aktenberg hindurchzuschauen, der sich vor ihm auftürmte und schon viel zu lang darauf gewartet hatte endlich bearbeitet zu werden. Doch Amok hatte ihn bis jetzt ignoriert und es schien, als würde ihm das noch eine Weile gelingen.
Müde ließ er seinen Blick zum Fenster gleiten und stütze den Kopf auf die Hand. Die Sonne stand hoch am Himmel und von draußen erklang der selbe, schäbige Krach wie jeden Tag- von dem Gestank ganz zu schweigen, der Amok neben den vielen Menschen und anderen Wesen am meisten anwiderte.
Er biss die Zähne aufeinander und atmete tief durch.
Amok entschied sich für heute nichts mehr zu machen. Er hatte zwar auch noch nicht das geringste getan, aber das störte ihn im Moment nicht weiter. Er dachte daran wer er war, und versuchte herauszubekommen, wieso er es war und wieso er war. Der Anwerber wusste, würde er noch weiter darüber nachdenken, würde er diesen Ekel spüren, der ihn letztendlich nah ans Fenster herangetrieben hätte, wo er sich gefangen gefühlt hätte, des Gestankes halber, der von der Straße kam und ihn dann von allen Seiten her einhüllte. Es war hoffnungslos- vielleicht sollte er nicht mehr denken.
Plötzlich klopfte es. Langsam blickte der Anwerber zur Tür und wartete einen Augenblick. Sein Inneres verkrampfte sich. Es klopfte? An seiner Tür?
Hoffentlich ist es kein Kind! Hoffentlich ist es kein Kind!
Unbewusst verharrte er in Stille und er schloss flehend die Augen.
Bald klopfte es wieder, nun heftiger und Amok meinte sogar gehört zu haben, wie jemand laut fluchte. Dann öffnete sich die Tür plötzlich einen Spalt.
"Hallo?", raunte eine männliche Stimme, dessen Besitzer unmöglich jemand anderes sein konnte, fragend.
"Sir." Erleichtert stand Amok von seinem Stuhl auf und deutete einen Salut an
Die Stirn des Vorgesetzten verzog sich in merkwürdige Falten, als er das Chaos sah, was auf dem Tisch des Anwerbers herrschte. "Ein beachtlicher Aktenberg, Gefreiter."
Der Anwerber würdigte die Blätter keines Blickes.
"Ach...", sprach Amok grinsend und stütze sich an seinem Schreibtisch ab.
"Sieht mehr aus, als es ist. Das ist doch meist so."
"Nun ja... Manchmal auch nicht.", sagte Daemon zweifelnd, "Habe ich dir schon einmal gesagt, dass du das Fenster auch ruhig zumachen kannst?"
Amok war verwirrt. Er war es gewohnt, dass der Abteilungsleiter immer etwas neben sich zu stehen schien, aber dieser machte immer wieder einen etwas unheimlichen Eindruck auf ihn.
"Wie dem auch sei. Ich habe Aufträge, nein- Ich habe einen Auftrag für dich. Wir wollen dich ja nicht gleich überfordern. Wir alle sind von Zeit zu Zeit etwas überarbeitet. Da macht man die kuriosesten Dinge nicht wahr?" Daemon zwang sich zu einem Grinsen und Amok verstand wohl, was ihm sein Vorgesetzter damit sagen wollte, da er ein weiteres mal verzweifelt zu dem Berg schielte.
"Das kann ich nicht beurteilen."
"Jedenfalls habe ich dir die Akte bereits zukommen lassen..."
"Ich verstehe." Amok tat es Dae gleich und ließ seinen Blick nun endlich über den Schreibtisch gleiten. Irgendwo ist sie schon... irgendwo...
Mit einer ruckartigen Bewegung, die Amok zusammenschrecken ließ, wandte sich der Vorgesetzte wieder seinem Anwerber zu. "Es ist wirklich keine Schande sich einmal Zeit für sich zu nehmen. Unsere Püschologen können..."
"Danke für ihre Besorgnis.", unterbrach ihn Amok. "Aber ich denke noch bin ich fähig zu arbeiten. Ich kann doch die Abteilung nicht allein lassen." Auch wenn sie mich nicht wirklich braucht, dachte der Anwerber.
"Nun gut- dann wünsche ich dir viel Erfolg bei dem Fall. Und noch etwas: Ohne geübten Ermittler wirst du wohl kaum im Stande sein den Fall zu lösen. In der Akte steht mit wem du zusammenarbeitest."
Amok salutierte und Daemon verließ den Raum.
Zusammenarbeiten- Amok hasste es zusammen zu arbeiten. Zusammenarbeit hielt ihn meist nur auf, doch was sollte er tun? Er wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, doch warum schon so bald?
Der Anwerber fasste sich ein Herz. Vielleicht war es ganz gut in Kontakt mit der Außenwelt zu treten. Sein Inneres tobte vor lachen.
Er wühlte in dem Aktenberg herum und ließ sich, als er die Richtige gefunden hatte, in seinen Stuhl sinken. Amok überflog die ersten Seiten.
Kathiopeja stand auf dem Blatt. Darunter war der Fall geschildert. Er hatte diesen Namen noch nie gehört und hoffte, dass die Ermittlerin- es handelte sich doch um eine Dame?- nicht halb so kompliziert war, wie ihr vollständiger Name erschien, wenn man ihn zum ersten mal las. Amok schlug die Akte zu und machte sich auf den Weg, auch, wenn das bedeutete, dass er nach draußen musste.


[Kathiopeja]

Kathi befand sich mitten in einem Streitgespräch mit dem Gnom Marven.
"Das ist mein Kaffee. Ich hab kein Problem, mein Essen mit dir zu teilen und da es nicht anders geht, bekommst du auch ein Bett bei mir, aber bei Kaffee hört die Freundschaft auf!", sagte sie. "Du bist sowieso noch viel zu jung dafür."
Und gerade, als er ihr widersprechen wollte, klopfte es.
Die beiden Streitenden sahen erst sich und dann die Tür an, von der dieses Geräusch kam. Unsicher, weil mitten aus dieser Unterhaltung gerissen, sagte die Klatschianerin "Herein?" und es klang eindeutig mehr nach einer Frage.
Vorsichtig öffnete sich die Tür und eine blasse Gestalt blickte in den Raum. Beide Wächter waren sichtlich irritiert von dem Bild des Gegenübers.
Da war einerseits Kathiopeja, mit ihrem silbernen Haar, der gebräunten Haut, den blauen Augen und der recht kleinen Gestalt. In der Tür stand nun ein schwarzhaariger, ebenso schwarzäugiger, blasser und großer Wächter. Nein, nicht nur ein Wächter, wie die Ermittlerin feststellte, er war sogar von RUM. Warum kannte sie ihn nicht?
Gefreiter, dachte sie. Er muss noch neu sein. Was er wohl will? Sie betrachtete wieder seine Augen, die kurze Zeit abwesend schienen. Amok Laufen führte ein schnelles Gespräch mit sich selbst, dass in etwa so ablief:
"Ob sie das ist?"
"Das ist sie."
"Hmm... ja, sie könnte es sein."
"Das ist sie."
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es ist."
"Das ist sie."
"Die Chancen stehen wirklich gut, dass sie es ist. "
Und so kam der Gefreite auf den ersten, fast genialen Satz den diese beiden wechselten:
"Kathiopeja?", wollte er von der Wächterin vor ihm wissen.
"Ähm... ja", erwiderte die Angesprochene noch immer unsicher. Sie tastete nach ihrer Kaffeetasse. Ahh... da war sie, ihr Halt. Schnell nahm Kathi einen Schluck und fand ihre Selbstsicherheit wieder. "Und wen darf ich in meinem bescheidenen Büro begrüßen?"
"Amok Laufen, Gefreiter bei RUM."
Seine Kollegin grinste ihn an. "Stell dir vor, das konnte ich, wenn auch nach langem Überlegen, an deiner Uniform erkennen. Aber ich gebe zu, ich bin da im Vorteil. Als Ermittlerin..."
"Würdest du deine Aufmerksamkeit wohl wieder mir zuwenden, wenn du damit fertig bist mit dem Gespenst zu flörten?", wollte der Gnom in einem vorwurfsvollen Tonfall wissen.
Kathi rollte mit den Augen.
"Und diese kleine Nervensäge hier ist Marven. Er meint zwar immer, er käme alleine klar, aber im Endeffekt muss ich mich doch immer wieder um ihn kümmern.", meinte sie und deutete auf den grauäugigen Gnom, der sich über einen Keks hermachte.
"Ich.. also.. äh.. wir.. tja...", begann der eigentlich redegewandte Wächter. "Es gibt da so einen... Fall. Und wir sollen ähm... ermitteln."
"Vermutlich soll ich ermitteln und du..." Sie betrachtete ihn, fand aber kein Anzeichen für eine Spezialisierung. "...und du sollst deine Arbeit machen."
"Er ist Anwerber", mischte sich Marven ein.
Amok warf ihm einen Blick zu, der Arroganz und Skepsis vereinte.
Auch Kathiopeja blickte zu ihrem kleinen Freund. "Woher weißt du das denn?"
Der Gnom kletterte auf die Schulter des Anwerbers. "Och.. ich bin gut informiert, wenn es ums Wachhaus geht."
Kathi schüttelte den Kopf. "Von mir aus... Also, worum geht's denn da? Ich weiß ich hab irgendwo einige Notizen zu einem Fall, den ich mit jemand anderem bearbeiten sollte. Aber das ist bestimmt schon zwei Wochen her. Entsprechender Wächter sollte sich auch eigentlich bei mir melden."
Der Mittellländer grinste. "Das tue ich ja jetzt."

***

Die Ermittlerin hatte sich etwas von einem Diebstahl und eine dazugehörige Adresse aufgeschrieben, doch als ihr Kollege erläuterte worum genau es ging, konnte sie es nicht fassen.
"Es wurde was gestohlen?", fragte sie bestimmt schon das fünfte mal.
"Ein Fisch.", antwortete Amok, der langsam glaubte zu wissen, warum sich das Verbrechen in Ankh-Morpork so schnell vermehrte. Wenn alle Ermittler so schwer von Begriff waren, konnte es gar nicht anders sein.
"Also gut, ich weiß, ich nerve, aber ich möchte nur ganz sicher gehen, dass ich dich richtig verstehe. Es wurde ein Fisch gestohlen."
"Ja.", seufzte der Anwerber gelangweilt.
"Und die Wache soll dem nachgehen."
"Ja."
"Warum?"
"Was, warum?", wollte der schwarzhaarige Wächter wissen, der in seiner Fantasie eine ordentliche Diskussion entstehen sah.
"Warum sollten wir bei so etwas ermitteln?", erläuterte Kathi ihre Frage.
Damit waren seine Träume von einer philosophischen Auseinandersetzung um das große 'Warum?' geplatzt.
"Ähm.. also.. der Fisch kann Fragen beantworten."
"Was, der redet?", meldete sich Marven zu Wort.
Langsam hatte der Gefreite genug von diesen einfältigen Wesen.
"Nein, er hatte Steine mit Buchstaben unter Wasser." Er sah in die verwirrten Gesichter der beiden Anwesenden und fuhr fort: "Dann stellt man ihm eine Frage und er schwimmt nacheinander zu den einzelnen Buchstaben. So ergibt sich dann die Antwort."
"Ah ja...", meinte Kathiopeja und blätterte in der Akte, die sie ihrem Kollegen abgenommen hatte um nachzuprüfen, ob er nicht vielleicht verrückt geworden war. "Und der Fisch heißt wirklich Winnifred?"
"Offensichtlich, immerhin steht es da."
Marven erinnerte sich an etwas. "Hey, der stand doch in der Times, oder?"
"Weiß nicht, die les ich nie.", sagte die Klatschianerin wirsch.
"Also wir müssen dann wohl zu seinem Besitzer. Die Adresse ist ja nur eine halbe Stunde von hier." Sie seufzte und füllte sich ihre Tasse mit Kaffee. Irgendwas aufmunterndes brauchte sie bei diesem Fall.

***


Bertolt Arnolfini, Besitzer und Manager des Wunderfisches, war mehr als überrascht die Wache vor seiner Tür stehen zu haben.
"Was wollt ihr denn hier?", fragte er schlecht gelaunt.
Kathi, die ihrem Kollegen klar gemacht hatte, dass er dem Besitzer die Verzögerung erklären sollte, sah Amok auffordernd an.
Der wiederum fand die Situation mehr als unangenehm.
Aber, sagte er sich selbst nach einigen Sekunden, es handelt sich schließlich nur um einen Fisch.
"Also hören Sie,", begann er "wir sind hier wegen dem Diebstahl ihres Fisches zu ermitteln."
Die Stimmung des Mannes änderte sich sofort. Er unterbrach den Anwerber, als dieser einen neuen Satz anfangen wollte.
"Mein Winni! Mein Winni! Mein geliebter Winni!", schluchzte er.
Innerlich verdreht Kathiopeja die Augen. Wie konnte jemand so ein einem Fisch hängen? Und selbst wenn man ihn so gern hatte, warum bestrafte man ihn dann mit einem Namen wie Winnifred?
Die Ermittlerin schüttelte den Kopf, steckte ihren Kaffee in die Tasche und notierte sich dann den Stimmungsumschwung Arnolfinis.
Der kann ja bald mit mir mithalten., dachte sie. Irgendwie war der Gedanke aufmunternd.
Allerdings schon merkwürdig, warum er sich nicht bei der Wache oder Times gemeldet hat, als er bemerkte, dass wir der Sache nicht nachgehen...
Es waren zehn, vielleicht zwanzig Sekunden vergangen. Bertolt schluchzte noch immer und Amok sah sich hilfesuchend um. Er war kurz davor, einen dämlichen Witz zu reißen. Doch bevor es dazu kam, änderte sich die Laune des Bestohlenen erneut.
"Wie können Sie es wagen, mich solange warten zu lassen? Er wurde vor zwei Wochen gestohlen! Zwei Wochen! Die Diebe sind bestimmt schon lange über alle Berge! Und so was nennt sich Wache! Einfach so zu tun, als wäre das nie passiert."
"Hören Sie, wir sind doch hier, wir tun also nicht so, als gäbe es dieses schwere Verbrechen nicht. Wenn Sie dann bitte zu weinen und schreien aufhören könnten, beginnen wir mit den Ermittlungen. War SUSI schon da?"
Der Mann starrte Kathi an. "Welche Susi? Ich kenne keine Susi."
Sie seufzte "Offensichtlich nicht. Wir brauchen also gar nicht auf Spuren zu hoffen. Die sind so oder so nicht mehr auffindbar."
Die Ermittlerin nahm einen Schluck Kaffee. Beide Wächter standen noch immer vor der Haustür.
"Dürfen wir reinkommen? Wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen."
Arnolfini war augenscheinlich nicht begeistert von dem Vorschlag, ließ sie nach einigem nervösen Gestammel aber trotzdem ein. Kathiopeja bemerkte seine Nervosität, als sie in sein Haus traten. Drinnen erwartete sie ein bekannter Geruch. Er war nicht ausgeprägt, allerdings leicht aufdringlich. Die Klatschianerin war sicher ihn zu kennen, doch in diesem Moment wollte ihr einfach nicht einfallen woher.

***


Der Mann konnte mehr als nervig sein. Er benahm sich seltsam und war dazu bockig wie ein kleines Kind.
Immerhin wussten sie nun, dass Bertolt seinen Fisch gern hatte und ihn natürlich nie von sich selbst stehlen würde, Menschen oft zu ihm kamen um Fragen zu stellen und nicht klar war, woher der Fisch diese Fähigkeit hatte.
"Hören Sie, was sollen diese ganzen Fragen?"
Kathiopeja lachte und ein wenig Hysterie klang darin mit. "Glauben Sie, wir beschäftigen uns freiwillig mit diesem sinnlosen Fall? Der Diebstahl eines Fisches, welche Wunderkräfte er auch immer hatte, hat eigentlich keine Priorität in einer Stadt wie Ankh-Morpork! Ich weiß noch nicht mal, warum ich mich darum kümmern soll. Da wir leider keine Spuren haben, müssen wir einfach überlegen, wer der Täter sein könnte. Und selbst wenn wir einen finden sollten, was ich bezweifle, werden wir ihn wohl nicht überführen können."
Arnolfini sah sie aus großen Augen und mit einer Menge Unverständnis an. Doch die Klatschianerin fuhr fort.
"Ich gebe zu, es war keine Glanzleistung so lange mit dem Start der Ermittlungen zu warten (an dieser Stelle blickte sie zu Amok). Aber was glauben Sie, wer wir sind? Finden Sie sich damit ab, dass ihr kleiner Liebling verschwunden bleibt. Tut mir Leid, das so klar sagen zu müssen aber ich halte nichts von Lügen."
Ihr Kollege war sichtlich überrascht. Hatte sie die Nerven verloren? Oder arbeitete sie immer so?
Der Bestohlene hingegen schaute sie kalt an. "Sie scheinen sich auch keine große Mühe machen zu wollen. Bei einem so unbedeutenden Diebstahl. Ich muss wohl darauf Acht geben, dass sie ihre Arbeit gut machen. Und ich weigere mich, meinen Winnifred als verloren zu sehen. Ich bin mir sicher, die Times interessiert sich für die Arbeitsmethoden der Wache."
Damit geleitete er zwei verdutzte Wächter nach draußen.
Auf der Straße wandte sich Amok der Ermittlerin zu. "Musste das sein?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Wir haben ein paar Namen, müssen sie überprüfen und werden wahrscheinlich nichts finden. Das ist kein wichtiger Fall."
"Das sah Daemon offensichtlich anders.", murmelte der Anwerber.

***


Wache ermittelt nicht, weil Fall zu unbedeutend

Daemon sah über seinen Tisch hinweg zu seinen beiden Untergebenen.
"Nun?", fragte er.
"Sir, Sie wissen, die Times übertreibt gern.", meinte Amok
"Das stimmt, Gefreiter. Allerdings würde wohl kaum ein gewisser..." er blickte auf die Zeitung. "...Bertolt Arnolfini zur Times gehen, sich darüber beschweren, dass die Wache erst gar nicht kam und ihm dann erklärte, dass eine Ermittlung sinnlos ist und er sich gar keine Hoffnung machen soll, wenn nichts davon stimmen würde!"
"Sör..."
"Ich rede jetzt, Gefreite!" er seufzte. "Euch beiden ist klar, dass ihr diesen Fall besonders gründlich behandeln müsst? Die Times erwartet auch eine Stellungnahme von uns und die Wache dürfte bei allen Tierbesitzern viel unbeliebter sein als gestern."
Einen Moment war Stille.
"Ich gebe zu, der Diebstahl eines Fisches ist nicht aufregend und wenn es keine Spuren gibt auch ziemlich aussichtslos. Aber ich rate euch, eine Lösung für diesen Fall zu finden. Eine Gute. Und jetzt an die Arbeit!"
"Aber.."
"Ich sagte an die Arbeit!"
Beide salutierten und verschwanden so schnell es ging aus dem Büro des Abteilungsleiters. Es gab eine stille Übereinkunft zwischen ihnen, die sie sofort zum ersten Namen auf der Liste gehen ließ. Es war einer der Nachbarn Arnolfinis.


[Amok Laufen]

"Du solltest dir angewöhnen sauberer zu schreiben.", murmelte Kathi, als sich die beiden gerade auf dem Weg zu ihrem ersten vermeidlichen Zeugen befanden. So langsam fühlte sich die Ermittlerin unwohl. Es nervte sie, dass Dae so reagiert hatte, es nervte sie, dass sich nun auch noch die Times einmischte und es nervte sie ebenfalls, dass sie sich mit so einem jämmerlichen Fall herum schlagen mussten.
"Ich kann es lesen... das reicht mir.", antwortete Amok genervt.
"Aber wir arbeiten zusammen."
Ihr Weg führte sie durch die verwinkeltsten Gassen der großen Stadt und Amok konnte sich nicht daran erinnern, dass sie vorhin auch schon eine so weite Strecke hinter sich gelassen hatten.
"Sind wir hier vorhin wirklich langgelaufen?", harkte der Anwerber ungläubig nach.
"Was? Ich bin da lang gelaufen, wo du hin gelaufen bist..."
"Und ich bin da hin gelaufen, wo du lang gelaufen bist. Ich dachte du kennst den Weg?!"
"Ich?", Kathiopeja prustete- verkniff sich jedoch einen Kommentar. Dann schüttelte sie den Kopf und atmete tief durch, während sie den Blick zu Boden gleiten ließ.
"Wie dem auch sei- jetzt müssen wir jedenfalls erst mal wieder zurück."
"...und wohin?"
"Was weiß ich!", die Ermittlerin schien nun leicht gereizt.
"Sei doch nicht so gereizt."
"ICH BIN NICHT GEREIZT!"
Stille folgte und beide standen zu Boden starrend in der engen, dunklen Gasse, als Kathi ruckartig ein kleines, silbernes Fläschchen aus einer ihrer Taschen zog. Sie nahm einen kräftigen Schluck und kniff die Augen zusammen, als sie ihren Kopf energisch schüttelte.
Amok blickte auf. War es das, für was er es hielt? Er dachte an die alten Zeiten, indem die Menge an Alkohol, die er zu sich nahm, unwichtig war und nun musste er mit jemanden zusammenarbeiten, die dasselbe Problem hatte wie ehr in früheren Zeiten?
"Was ist?", fragte er- unsicher, wie er unauffällig auf das Thema zu sprechen kommen sollte.
"Ich hasse kalten Kaffee.", antwortete die Ermittlerin kühl.
Amok sog die Luft scharf über die Unterlippe ein und schloss beruhigt die Auge. Die Frage, wieso sie trotzdem den Kaffee trank, stellte er sich erst gar nicht.
"Hör zu..."
"Warte...", sagten beide Zeitgleich.
Der Anwerber gab der Ermittlerin unmissverständlich zu verstehen, dass sie fortfahren sollte. Doch sie schwieg energisch und Amok erkannte die Dickköpfigkeit seiner Kollegin.
"...wir sollten ruhig bleiben. Wie du schon gesagt hast, bedeutet der Fall nicht alles. Wenn wir uns jetzt auch noch streiten führt das zu nichts. Wir sollten versuchen zusammen zu arbeiten.", sagte Amok mit ruhiger Stimme.
"Ich weiß.", gab Kathi zu. "Machen wir weiter."
"Also wieder die Straße hinunter? Ich glaube die Abbiegung kam mir bekannt vor.", bot Amok an.
"Auf deinen Orientierungssinn verlass ich mich lieber nicht. Ich würde vorschlagen du fragst lieber jemanden.", lachte die Ermittlerin und um die Sache nicht noch einmal hochzuspielen machte er kehrt und ging vor.
Kathiopeja jedoch, blieb noch ein Weilchen stehen. Amok hatte nicht mitbekommen, dass sie schnell die eine Hand hinter ihren Rücken verschwinden ließ. Immer noch zitterte sie stark und erst, als die Ermittlerin sie innig musterte, fand sie zu ihren gewohnten Stillstand zurück.
"Kathi?", rief Amok ohne sich umzudrehen.
"Ist ja gut!", antwortete Kathi in ihrer gewohnten charmanten Art und Weise und verdrängte viel mehr als sie vergaß, dass sie mitten in einen Teufelskreis zu rennen begann.

Amok grinste in sich hinein. Zwar hatte er seiner Kollegin gesagt, er hätte jemanden nach dem Weg gefragt, doch hatte er sich entschieden das Risiko einzugehen von Kathi umgebracht zu werden und lieber seinem Orientierungssinn vertraut.
"Siehst du.", begann die Ermittlerin wesentlich ruhig und gefasster als zuvor. "Man muss nur fragen."
"Ja.", grinste Amok noch breiter, woraufhin Kathi ihm einen ängstlichen Blick zuwarf. Sie kannte ihn zwar noch nicht lange, wusste aber schon, dass er nicht gerade oft Gelegenheiten zum Grinsen nutze.
"Alles in Ordnung?", wollte sie unsicher wissen.
"Hm? Oh ja, alles klar. Wir sind da.", Amok deutete auf die bekannte Häuserreihe.
"Wie lautet der Name?"
Kathiopeja kniff die Augen zusammen und bewegte die Lippen, als würde sie gerade versuchen ihr erstes Wort überhaupt zu lesen .
"Das weißt du besser.", sagte sie schließlich und reichte Amok den Zettel.
"Franz Seelig", sagte Amok schlicht. Meistens konnte er selbst nicht alles lesen, was er schrieb. Es genügten häufig die Anfangsbuchstaben der Wörter, damit er sich daran erinnerte, was er schrieb. Wenn er sich auch sonst nichts merken konnte, dann wenigstens, was er sich mal irgendwo notiert hatte.
"Und die Hausnummer?", wollte Kathi wissen.
"Hausnummer?" Amoks Augen weiteten sich. Sein Herz schlug schneller und er rang bald nach Luft. Scheinbar wusste die Ermittlerin nichts von der Phobie ihres Kollegen. "Ich hasse Hausnummern.", sagte er so kühl wie möglich.
Kathiopeja verdrehte die Augen stillschweigend. "Also gut, so lang ist die Straße ja auch nicht." Sie warf einen Blick den Weg hinunter, der gesäumt von Häusern war.
"Warte mal.", Kathiopeja hielt plötzlich an. "Wenn wir schon einmal hier sind, können wir doch gleich noch andere Bewohner befragen, oder? Je mehr desto besser."
"Stimmt, da hast du recht.", nickte Amok ihr zustimmend zu. "Am besten wir fangen gleich hier an..." Und sie klopften an der ersten Tür.

"Danke und einen schönen Abend noch.", verabschiedete sich Kathi von der alten Dame, die den Wächtern auf äußerst nette Art und Weise eine Stunde lang darüber Auskunft gegeben hatte, dass sie keine Ahnung hatte um was es ging. Sie war nun schon der vierte Zeuge gewesen und trotzdem hatten die beiden noch nichts herausgefunden, was ihnen nützlich gewesen wäre.
"...was ist?", wollte die Ermittlerin wissen, als sie in Amoks Gesicht blickte, welches noch bleicher wirkte als sonst. "Alte Frauen machen mir Angst..."
"Dir macht alles Angst, was nett zu dir ist.", merkte Kathi stichelnd an. Sie liefen eine Weile, bis Kathi schließlich der Name ins Auge viel, den die beiden eigentlich gesucht hatten.
"Franz Seelig.", las sie vom Namensschild ab. "Hier ist es wohl."
Amok nickte und die beiden gingen die wenigen Treppenstufen hinauf, die zur Tür hinführten.
Vorsichtig klopfte Kathiopeja an der hellbraunen Tür, die mit einer übertrieben künstlich aufgetragenen Maserung von allen Türen am meisten auffiel.
Der Hausbesitzer schien sich Zeit zu lassen, denn erst nach einer langen Zeit des Wartens und zweimaligen Klopfens öffnete jemand.
Es war ein Herr- gekleidet in schwarz mit einem weißen Hemd. Über dem Handgelenk hatte er einen weißes Tischtuch, welches keinerlei Falten aufwies, gelegt.
Der Mann hatte kaum Haar. Nur vom Rand seines Kopfes wuchsen ein paar schwarze Strähnen, die der vornehm aussehende Mann über den weißen Schädel gekämmt hatte.
Seine Haut war blass, fast so blass wie die Amoks.
"Kann ich ihnen helfen?", sagte er ruhig. Dabei recke er die übergroße Nase in die Höhe und musterte die beiden Wächter mit halb gesenkten Augenlidern, unter welchen die braune Farbe der Augen nur zu erahnen war.
Die beider Kollegen wechselten schnell ein paar hektische Blicke.
"Guten Tag. Wir sind von der Stadtwache Ankh-Morpork.", begann Amok.
"Zweifelsohne.", unterbrach der Mann den Anwerber und bemühte sich nicht, den abwertenden Tonfall zu überspielen.
Der Anwerber atmete Tief durch. Unter anderem hasste er es, wenn sich jemand wichtiger, als er selbst fühlte. Am liebsten hätte er sofort kehrt gemacht und hätte sich um einen ignoranten Abgang bemüht.
Kathi schien zu ahnen, was in Amok vorging und griff ein.
"Mein Name ist Kathiopeja und das hier ist mein Kollege Amok Laufen.", sie schlucke und wartete auf die Reaktion des eingebildeten Alten. Doch er blieb unverändert still und hatte die Augen nun gänzlich geschlossen.
"Zur ihrer allgemeinen Sicherheit ist es nötig, dass wir ihnen ein paar Fragen stellen. Dürften wir vielleicht herein kommen?"
Der Mann öffnete die Augen wieder und senkte den Kopf etwas. Seine Lippen bleiben still, selbst wenn er sprach und daran änderte sich auch jetzt nicht das geringste.
"Bedaure, aber ich glaube, Herr Seelig würde es nicht gut heißen, wenn er sehen würde, welche Gäste ich herein bitte."
Kathi traute ihren Ohren nicht.
"Heißt das, er ist nicht da?", wollte Amok wissen.
Der Alte wandte seinen Blick zu dem Anwerber und blieb weiterhin kühl. "Nein, der Herr ist nicht im Haus."
"Könnten sie uns dann vielleicht ein paar Fragen beantworten?", harkte Kathi nach.
Der Mann nickte nach einer Weile widerwillig und wartete.
"Kennt ihr... Herr.", Amok stockte. Die Wortwahl kam ihm merkwürdig vor, was sich auch in seinem Tonfall widerspiegelte. Er begann den Satz von neuem.
"Kennt Herr Seelig seinen Nachbarn Herrn Bertolt Arnolfini?"
"Sicher. Er ist sein Nachbar.", der vornehme Alte interessierte sich scheinbar nicht dafür, dass er vor sich eine Ermittlerin und einen Anwerber der Stadtwache Ankh-Morpork hatte, denn seine Stimme klang von Wort zu Wort überheblicher.
"Und...", fragte Kathi weiter nach, "...wissen sie etwas über das Verhältnis der beiden? Waren sie befreundet?"
Der Mann kniff die Augen zusammen und musterte die Gefreite scharf.
"Worauf wollen sie eigentlich hinaus? So weit ich weiß, gibt es nichts ungesetzliches, was mein Herr getan haben könnte, oder bin ich da etwa falsch informiert meine Herren?"
Die Ermittlerin weitete die Augen etwas und Amok blickte verschwiegen zu Boden.
"Hören Sie.", begann sie erneut. "Es geht uns hier doch wirklich nur um ihre Sicherheit."
"Natürlich", der Mann rollte mit den Augen. "Das einzige, was ich ihnen noch sagen kann ist, dass mein Herr in letzter Zeit nicht mehr hier war."
"Bitte?" Amok wurde neugierig. "Und da haben sie ihn nicht als vermisst gemeldet?"
Er kassierte einen mahnenden Blick. "Der Herr ist oft für längere Zeit außer Haus. Meistens ist er neben an, bei dem von ihnen erwähnten Nachbarn und arbeitet mit ihm an neuen Projekten. Der Herr ist Architekt müssen sie wissen."
"Ist ihr Herr schon den ganzen Tag 'außer Haus'?" Fragte Kathi und bemühte sich, sich der Sprach des Mannes anzupassen und zitierte gekonnt. Im zitieren war sie gut, wie Amok feststellte.
"Ja. Wenn sie mich nun entschuldigen würden. Ich habe noch wichtiges zu tun. Zum Beispiel muss ich die Tür schließen."
"Natürlich.", Amok verstand die Anspielung genauso wie Kathi und beide nickte dem Herren verabschiedend zu.
"Wir danken ihnen für ihre Hilfe.", beendete Amok die Befragung und erntete als Verabschiedung ein gelangweiltes 'Ja ja' auf was das Knallen der Tür folgte.
Die beiden schlenderten die Treppe hinunter.
"Was ist?", wollte der Anwerber wissen, als er sah wie sehr Kathi angestrengt über etwas nachdachte.
"Irgendetwas ist da, was mich bei dem Kerl nicht in Ruhe lässt."
"hm...", brummte Amok und schien zu überlegen. "Bei Herrn Seelig oder dem Sam da?"
"Bei beiden... ich würde vorschlagen, dass wir erst einmal ins Wachehaus zurück gehen und dann weiter sehen."

Kathi ging zum Kaffeedämon, während Amok sich auf den harten Stuhl niedergelassen hatte. Er zeichnete mit seinem dünnen Finger die Maserung des Holzes nach, während er wartete, dass seine Kollegin zurückkam. Kathi indessen, schaute sich hektisch um. Sie musste sich sicher sein, dass sie niemand sah, während sie ihren silbernen Flachmann aus ihrer Brusttasche holte. Ganz vorsichtig und mit etwas Mühe, goss sie den brühend heißen Kaffee in das Fläschchen und schraubte dieses anschließend fest zu. Sie kicherte triumphierend, denn sie hatte nichts von dem kostbaren Getränk verschüttet.
"Kaaathiiii....", Amok hatte den Kopf gelangweilt auf die Rückenstütze gelegt, so, dass sein Nacken abgeknickt wurde und er die dunkelbraune Decke anstierte. Er hasste es zu warten, denn das gab anderen Macht über ihn.
Eilig verstaute Kathi den Flachmann, ließ sich die Tasse wieder auffüllen und kehrte zum Tisch zurück.
Genüsslich nippte sie am Kaffee und stellte das Getränk dann zufrieden grinsend ab.
Der Anwerber musterte ihre Mimik angewidert.
"Wie kann man nur so viel Kaffee trinken? Tust du eigentlich noch etwas anderes?"
Kathi verengte die Augen zu Schlitzen und warf ihrem Kollegen giftige Blicke zu.
"Kannst du anderen nicht ein bisschen Spaß und Freude am Leben gönnen nur, weil du selbst so etwas nicht kannst!?"
Amok schwieg verbissen.
"Ich hab mir auf dem Weg hier her ein paar Gedanken gemacht.", merkte Kathiopeja plötzlich an und nahm noch einen kräftigen Schluck.
"Dieser Sam hat doch gesagt, dass der Seelig den ganzen Tag weg gewesen wäre... Als wir aber bei Ardolfini waren..."
"...war er allein.", vervollständigte Amok ihren Satz und schaute ihr überrascht in die Augen. "Das heißt Arnolfini hat..."
Kathiopeja schüttelte den Kopf und hielt die Hand in einer abweisenden Geste nach oben. "Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Aber es ist in jedem Fall besser, wenn wir noch mal mit diesem Arnolfini reden."
"Aber wieso sollte er denn so etwas tun? Das ergibt übergibt überhaupt keinen Sinn!"

Sie waren schneller angekommen als vorher, was wahrscheinlich daran lag, dass sie sich beeilt hatte, da es bereits anfing dunkel zu werden und die nächtliche Kälte bereits deutlich zu spüren war. Amok neigte dazu langsam durch die Gassen zu schlendern, irgendwie vermittelte ihm die Nacht leicht das Gefühl betrunken zu sein, oder sich der ganzen Atmosphäre hingeben zu müssen.
Kathi hatte Mühe, ihn an der Schulter weiterzuschleifen, doch als sie das Haus Arnolfinis erreicht hatten, kehrte Amoks Aufmerksamkeit glücklicherweise wieder zurück.
"Da sind wir.", sagte Kathi, als die beiden Kollegen vor der Tür ankamen.
Amok nickte und ging als erster die wenigen Stufen hinauf.
Er klopfte.
Sie warteten.
Er klopfte wieder.
Nichts.
"Herr Arnolfini?", rief Amok durch die Stille der Nacht. "Hier ist noch einmal die Stadtwache Ankh-Morpork. Tut uns Leid, dass wir sie zu so später Stunde noch stören, aber wir müssen ihnen leider noch ein paar Fragen stellen- öffnen sie bitte die Tür."
"Das hat doch keinen Sinn.", warf Kathi ein. "Wahrscheinlich weiß er, dass wir es wissen."
"Sie schon wieder!", ertönte plötzlich eine bekannte Stimme.
"Sam...", sagte der Anwerber trocken und schlug müde die Lider nieder.
"Ich habe ihnen bereits ausdrücklich..."
"Das ist im Moment völlig egal.", unterbrach die Ermittlerin den Butler. "Es besteht ein Verdacht gegen Herrn Anolfini und dem müssen wir nachgehen. Das ist unsere Pflicht."
"Nur leider macht uns dieser Arnolfini ein paar Schwierigkeiten.", ergänzte Amok kühl.
"Das ist noch lange kein Grund die ganze Stadt wach zu brüllen."
'Sam' schien wie ausgewechselt. Wahrscheinlich war seine Arbeit für heute erledigt gewesen, denn er trug eine gewöhnliche Leinenhose und ein normales Oberteil auch seine vornehme Ausdrucksweise war plötzlich verschwunden.
Er schien zu überlegen. "Ich gebe zu, dass auch mir die ganze Sache langsam unheimlich wird."
Kathi und Amok tauschten fragende Blicke.
"Was meinen sie?", wollte der Anwerber wissen.
"Wenn mein Herr in diesem Haus ist- wieso öffnet dann niemand? Einen Moment"
'Sam' verschwand und bog in das Haus seines Herren ein.
Auf einen weiteren, eingehend fragenden Blick Kathiopejas reagierte Amok mit einem müden Schulterzucken.
Der Butler kam zurück- in seiner Hand funkelte etwas.
"Mein Herr hat von Herrn Anolfini diesen Schlüssel bekommen. Wieso weiß ich nicht. Wahrscheinlich, falls ihm eine Idee kommt, an der er sofort arbeiten müsste oder so etwas..."
'Sam' zögerte nicht und öffnete die Tür mit dem Schlüssel.
Die beiden Kollegen standen still und Amok überließ Kathi den Vortritt.
Drinnen war es dunkel und es stank erbärmlich nach Schweiß und dreckigem Wasser. Hier schien es einen anderen Nebel zu geben, als den der draußen herrschte, doch trieb dieser hier einem hundert mal so stark die Tränen in die Augen.
Angewidert hielt sich Amok die Hand vor Mund und Nase während Kathi zu würgen schien.
"Was ist das nur für ein widerlicher Gestank?"
Plötzlich erkannte die Ermittlerin den Gestank wieder, der ihr schon am Vormittag so bekannt vorkam.
Es war der Mief eines verwesenden Körpers. Auf keinen Fall wollte Kathi auf eine halbverweste Gestalt treffen. "Vielleicht ist es nur ein Zombie?" Doch Amok schüttelte den Kopf, als er es ebenfalls bemerkte.
Die drei- 'Sam', Kathiopeja und Amok- gingen weiter durch den Flur und erkannten einen Hinterausgang, der wahrscheinlich in einen Garten führte.
Plötzlich ertönte ein Geräusch, als würde Metall gegen einen Knochen prallen und kurz darauf erklang lautes Fluchen.
"Verdammt!" Der Sprecher schien sich selbst zur Ruhe zu zwingen, denn die Lautstärke seiner Stimme nahm urplötzlich ab.
Dann erklangen eindeutig die Geräusche eines Spatens.
Kathi überlegte nicht lange und stürmte schnurstracks zum Hinterausgang, mit einer einen Hand überprüfend, ob sie ihre Waffe bei sich trug.
"Mist!", fluchte der Mann wiederholt, als er Kathi erblickte, welche durch die Dunkelheit nur die Stimme ausmachen konnte und diese blitzschnell Arnolfini zuordnete.
Die Tür knallte auf und Amok folgte seiner Kollegin.
"Stehen bleiben!", rief die Gefreite, doch mit was sollte sie drohen? Es blieb ihr nichts anderes übrig als die Verfolgung aufzunehmen, während Amok zu dem Loch schritt, welches der Täter eben ausgebuddelt hatte.
Vor seinen Füßen lag ein klumpen, so groß wie ein Mensch- eingewickelt in Papier. Der Anwerber ahnte, auf was er hinabblickte und kniete sich zögernd hin. Mit langsamen Bewegungen drehte der das Bündel um und öffnete das Papier dort, wo er ein Gesicht vermutete.
Seine Vorahnung hatte ihn nicht getäuscht, denn er blickte in das Gesicht eines Toten. Die Wangen waren eingefallen und ein paar Maden verließen gerade die Nase.
"MEIN HERR!!", dröhnte plötzlich die Stimme von 'Sam' los, welcher soeben das Haus durch die Hintertür zum Garten hin verlassen hatte und nun zu der Leiche angerannt kam. Amok wusste, dass es besser gewesen wäre den Butler davon abzuhalten, seinem Herren ins tote Gesicht zu blicken, doch der Anwerber selbst war gefesselt von dem Anblick, der sich ihm bot.
Noch nie hatte er etwas derartiges gesehen und er machte eine gewisse Schönheit in dem aus, was er erblickte. Ein flüchtiges Lächeln überflog sein Gesicht und er stellte den Kopf schräg und das Bild besser fixieren zu können. Plötzlich hörte er die wütenden Schreie Kathis, die ihn aus der wundersamen Atmosphären rissen und ihn in die Richtung ihrer Herkunft folgen ließen.
"Lasst mich sofort los! Habt ihr denn nicht gehört?? Stadtwache Ankh-Morpork! Wie oft denn nun noch?"
Eine Frau und drei Männer, einer davon trug einen Ikonographen, blockierten der Ermittlerin den Weg. Die Frau trug einen braunen Hut unter welchem ihren weiß-blonden Haare herausragten, die sie sich im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden hatte.
Ebenso braun wie ihr Hut war die Hose -ein wenig dreckig, was die Dame jedoch nicht minder elegant wirken ließ. In der Hand trug sie einen Stift und einen Block und auf ihren Lippen hin ein schräges Lächeln.
"Wir wollen ihnen doch nur ein paar Fragen stellen und sie ja gar nicht weiter belästigen. Aber vielleicht liegt der Wache auch gar nichts daran ihren Ruf wieder etwas aufzubessern. Ihr Vorgesetzter würde sich das aber sicher Wünschen."
"WOHER WOLLEN SIE WISSEN, WAS MEIN VORGESETZTER MEINT?", kreischte Kathi. Wenn sie etwas hasste, dann, wenn ihr bei der Lösung eines Falls derart im Wege stand- im wahrsten Sinne des Wortes.
"Was ist hier los?", mischte sich nun auch Amok ein.
"Na endlich jemand, mit dem man reden kann.", sagte die Frau und ihr falsches Grinsen wurde breiter. Sie leckte sich über Zähne, als würde sie sich auf eine saftige Story freuen.
"Darf ich mich vorstellen?"
"Nein.", antwortete Amok kühl. "Wir sind gerade dabei einen Fall aufzuklären und was sie hier betreiben ist Behinderung der Stadtwache bei der Lösung eines Falls, insbesondere bei der Verfolgung eines Täters! Wenn sie uns weitermachen lassen, dann können wir vielleicht von einer Strafe absehen, anderenfalls..."
"Mein Name ist...", unterbrach die Frau Amok, als würde sie ihn gar nicht hören. "...Gundula. [1] Ich schreibe für die Times."
Sie streckte Amok ihre Hand unter die Nase- sie reichte an seine Größe lang nicht heran- doch dieser betrachtete die Journalistin nur abfällig und verschränkte die Arme.
Die Dame schien die Geste zu verstehen und verzog ihr Gesicht giftig.
"Ich mache hier nur meine Arbeit und das alles würde für uns alle wesentlich leichter und schneller vonstatten gehen, wenn SIE ein wenig kooperieren würden. Aber von der Wache ist man ja auch nichts anderen gewohnt." Sie kritzelte etwas in ihren Block und wies den Mann mit dem Ikonographen mit einer flüchtigen Handbewegung an, ein Bild zu machen.
"Nichts anderes gewohnt?" Kathis Augen weiteten sich, nachdem sie kurz geblinzelt hatte. gewaltig vor Wut und schienen aus ihren Höhlen hervorzutreten.
"Kathi!", versuchte Amok sie noch zu beruhig, doch sie hörte ihn bereits nicht mehr. Der Kaffee in ihr weckte uralte Instinkte.
"Ich zeig dir gleich wie die Wache..." und sie stürmte auf die Journalisten zu, halb schreien, und Amok fürchtete sich etwas vor ihrem Anblick.
Sofort warf sie die Reporterin zu Boden, welche große Mühe hatte sich die Verrücktgewordene vom Leib zu halten. Einen Moment passte sie nicht auf und die Ermittlerin schlug der Frau mit der Faust ins Gesicht.
"Hilfe!", stammelte Gundula und fuchtelte wild mit den Armen herum, als ihre zwei Kollegen ihr zu Hilfe eilten und die stinksaure Ermittlerin von ihrer Vorgesetzten rissen.
Die Journalistin erhob sich schnell und tätschelte die gepuderte Nase, aus welcher Blut rann.
Immer noch schlug Kathi in der Luft herum, als ihr plötzlich ein silbernes Fläschchen aus der Tasche glitt und auf dem Boden aufschlug.
Schlagartig verstummte Kathi und blickte fassungslos hinab. Auch Amok weitete die Augen, teils interessiert, teils erschrocken. Gundula grinste und blickte zuerst die Flasche und dann Kathi an, welche sofort wusste, was die Journalistin aus dieser Situation alles machen konnte.
"BILD!", befahl Gundula in gebieterischem Ton, worauf ein helles Blitzen und aufsteigender Rauch folgte.
"Das war nicht unser letztes Treffen!", giftete die Frau Kathi und Amok an und ließ auch noch ein Bild von ihrer blutenden Nase und Kathiopeja selbst machen, deren Haare zerzaust und Kleidung verrutscht und dreckig war.
"Das verspreche ich ihnen.", ergänze die Journalistin, grinste hämisch und winkte ihre Kollegen heran.
"Wir sehen uns wieder.", sagte sie noch und verschwand mit ihrem Gefolge.
Kraftlos sank Kathi auf die Knie, setzte sich auf ihre Beine und blickte verloren auf den silbernen Flachmann. Amok tat es ihr gleich und ließ sich neben ihr nieder, bevor er ihr freundschaftlich die Hand auf die Schulter legte.
"Das alles...", stammelte Kathi und ihre Augen füllten sich mit Tränen der Wut und der Trauer. Mehr konnte sie nicht sagen.

"Alkoholkranke Ermittlerin greift Journalistin an!"...

...war am nächsten Morgen auf der ersten Seite der Times zu lesen. Daneben ein Bild der vermeidlichen Täterin selbst. Neben dem Artikel verteilt waren der Flachmann und die schwerverletzte Journalistin abgebildet.


[Kathiopeja]

Daemon warf die Zeitung ungehalten auf seinen Schreibtisch. Zornig musterte er die beiden RUM-Mitglieder.
"Könnt ihr mir sagen, wie man bei einem Fall bei dem es um einen gestohlenen Fisch geht, mit so einer Schlagzeile in die Times kommen kann!? Erklärt es mir! Bitte." Das letzte Wort klang ein wenig verzweifelt.
"Nun.. Sör.. Also erstmal bin ich nicht alkoholkrank. Da ist nur Kaffee drin, wirklich."
"Danach habe ich dich nicht gefragt, Gefreite!", wies er seine Untergebene zurecht.
"Es war eine Verkettung ungünstiger Umstände.", erwiderte die Klatschianerin ein wenig kleinlaut.
Ihr Kollege hielt sich aus der Diskussion heraus und beschränkte sich darauf, einen Punkt an der Wand zu fixieren.
"Ich sollte euch wohl von diesem Fall abziehen."
"Sör, bitte! Wir stehen kurz vor der Lösung! Arnolfini, der den Fischdiebstahl gemeldet hat, hat offensichtlich seinen Partner umgebracht. Er ist zwar geflohen, aber wir kriegen ihn schon. Ein FROG observiert das Haus die ganze Zeit über. Wenn wir Glück haben, kommt Arnolfini noch einmal zum Tatort zurück."
Der Hauptmann starrte sie ungläubig an. "Gefreite, ich dachte du weißt, dass diese Theorie, Täter kehren immer an den Tatort zurück Unsinn ist."
Kathiopeja zuckte mit den Schultern. "Für gewöhnlich ist der Tatort aber auch nicht das Heim des Mörders."
Daemon schüttelte den Kopf. "In Ordnung, ihr habt bis heute Abend Zeit, wenn ihr dann nicht euren Bericht und diesen Andolini zur Hand habt, übernimmt jemand anders. Und seht zu, dass ihr das mit der Times geklärt bekommt. Die Wacheleitung kann nicht hinter euch her räumen, wenn ihr solchen Unfug macht."
Kathi wurde klar, das die Standpauke damit vorerst beendet war. Sie stupste Amok an, der noch immer die Wand ansah.
"Hm?"
Doch die Gefreite antwortete nicht. Sie nahm den Ärmel des Wächters und zog ihn mit sich.
"Danke, Sör.", meinte sie, an der Tür angekommen.
"Ach, Gefreite?"
"Ja?"
"Gib mir den Flachmann."
"Aber..."
"Das war ein Befehl." Daes Stimme klang nicht danach, dass sie eine Diskussion anfangen sollte.
Unwillig kramte sie ihn aus der Uniform, ging zurück zum Schreibtisch des Abteilungsleiters und stellte den Flachmann samt Inhalt auf den Tisch. Dann zerrte sie Amok Laufen so schnell es ging aus dem Raum.
Der Hauptmann wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, schraubte das Gefäß auf und nahm einen Schluck.
Einen Moment verzog er das Gesicht missfallend. "Der ist ja kalt."

***

Kathi ließ ihren Kollegen erst wieder los, als sie ihre Bürotür hinter sich geschlossen hatte.
Grummelnd ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen, während Amok ein wenig teilnahmslos das Chaos auf ihrem Schreibtisch betrachtete.
"Und jetzt?", wollte sie von dem Anwerber wissen.
Der deutete auf einen Zettel, der ganz oben auf dem Stapel aus Akten lag.
"Da steht was von wegen, wir sollen zu SUSI kommen."
Die Ermittlerin griff nach dem Zettel und las ihn laut vor.
"'Bitte kommt in die Gerichtsmedizin, es ist wichtig. Schriftlicher Bericht über den Toten folgt. Gez.: Rea Dubiata' Naja.. wenn sie meint, sie müsste unbedingt ein persönliches Gespräch mit uns führen, sollten wir da wohl mal hin."
Der Gefreite nickte. "Ja aber.. sag mal, wie heißt der Tote noch mal? Ich kann mir Namen immer so schlecht merken."
Kathiopeja kramte in ihren Aufzeichnungen. "Ähm.. Seelig. Franz Seelig."

***

Rea erwartete die beiden bereits.
"Seid ihr die zwei, denen ich den teilweise verwesten Mann verdanke?"
Die Ermittlerin nickte.
"Ist denn die Todesursache so geheimnisvoll?", wollte Amok wissen. Seine Stimme klang leicht gelangweilt.
"Nein, es besteht gar kein Zweifel, dass dieser Mann mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen wurde. Viel interessanter jedoch ist, dass er einen oktarinen Schimmer um sich trägt."
"Oktariner Schimmer?", fragten Amok und Kathi fast gleichzeitig völlig ahnungslos.
Die Gerichtsmedizinerin nickte. "Ja, das heißt, er hat zu Lebzeiten wohl viel mit Magie zu tun gehabt."
Überraschend schnell schob die Klatschianerin sich hinter ihren Kollegen.
"M-magie?", wiederholte sie fragend. "Woher willst du das wissen?"
"Nun ja.. ich bin eine Hexe, ich kann so etwas sehen."
Die Gefreite riss die Augen weit auf. In Zukunft würde sie sich von dieser Frau fern halten. Sie rückte ein Stückchen weiter von Rea und der Leiche weg, zerrte den Anwerber als Schutzschild jedoch mit.
"Um genau zu sein, hat er die Magie wohl sogar selbst gelenkt.", klärte die Gerichtsmedizinerin weiter auf. "Er scheint es seit längerer Zeit sogar sehr intensiv getan zu haben, sonst könnte ich das Oktarin nicht so lange nach seinem Tod sehen."
"Ist das dann alles?", wollte Kathi hinter Amoks Rücken wissen.
"Ja, ich dachte, es interessiert euch."
"Danke."
Kathiopeja rannte fast aus der Gerichtsmedizin. Mit Magie wollte sie wirklich nichts zu tun haben.

***

Auf dem Weg zurück zum Büro sahen die beiden aus der Ferne, wie eine junge braun gelockte Frau in grüner Uniform an ihre Tür klopfte. Als niemand sie herein bat, drehte sie sich um und war schon fast verschwunden, ehe Kathi reagieren konnte. Sie kannte die Kollegin nicht, erkannte aber, dass es sich um einen Feldwebel handeln musste. In Anbetracht dieser Tatsachen rief sie, während sie ihre Schritte beschleunigte und Amok mit sich zog: "Feldwebel FROG!"
Das FROG-Mitglied drehte sich zu ihr um.
"Ich heiße Kanndra und erwarte für gewöhnlich, dass man mich mit meinem Namen anspricht. Aber da wir uns noch nicht kennen, Gefreite, kann ich dieses mal darüber hinweg sehen."
Die Ermittlerin nickte eifrig. "Ja, tut mir leid. Aber, Mä'äm, Sie haben eben an meiner Bürotür geklopft. Ich dachte, es könnte wichtig sein."
Kanndra betrachtete erst die beiden RUM-Mitglieder und dann einen Zettel in ihrer Hand. "Gefreite Kathiopeja und Gefreiter Amok Laufen?"
Der Anwerber übernahm nun das Wort. Er bestätigte die Frage der Späherin mit leisem Gemurmel.
Der Feldwebel zuckte die Schultern und sah noch einmal auf die Nachricht.
"Hier steht was davon, dass Max euren Gesuchten festgenommen hat und der nun in den Zellen sitzt. Eigentlich sollte ich solche Nachrichten nicht überbringen, aber es lag eben auf dem Weg."
Kathi, die die letzten Worte gar nicht mehr bewusst wahr genommen hatte, sah die FROG überrascht an. "Was? Das ist ja großartig! Danke! Komm schon, Amok, wir müssen zu den Zellen!"
Mittlerweile daran gewöhnt ihren Kollegen immer mit sich zerren zu müssen, nahm sie seinen Arm.

***

Sie vernahmen diesen Mann nun schon eine ganze Weile und zu Kathis Freude verstrickte er sich immer weiter in Lügen.
"...war mir natürlich klar, dass sie glauben würden, ich hätte ihn umgebracht. Ich musste ihn doch unter die Erde bringen!"
"Mussten sie das.", wiederholte Amok nachdenklich.
"Vorhin haben sie das noch ganz anders dar gestellt."
Die Ermittlerin ging zu dem kleinen Dämon, den sie nach einem kurzen Streitgespräch dazu brachte die richtige Stelle wider zu geben.
"..wissen Sie? Und daher musste ich ihn begraben, er war nun mal ein Freund und wollte bestimmt nicht durch eure Leichenschnibbler auseinander genommen werden!", erklang die Stimme des Verdächtigen aus dem Kasten in dem der Dämon saß.
Verzweiflung breitete sich immer weiter auf dem Gesicht von Arnolfini aus.
"Ja, ich wollte ihm einerseits den Gefallen tun, ein Begräbnis zu bekommen und andererseits wollte ich nicht, dass sie mich für den Mörder halten."
"Hör mal, der Mann war schon lange tot! Gestorben ist er etwas zu der Zeit, als dein kleiner Fisch verschwand. Also jetzt erklär uns schon, was das alles zu bedeuten hat! Das macht es nicht nur uns leichter, sondern auch dir." Kathiopeja schlug mit der Faust auf den Tisch.
"Hör mal, es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis unsere Gerichtsmediziner den entscheidenden Beweis dafür gefunden haben, dass du deinen Partner umgebracht hast."
Der Ermittlerin fiel etwas ein.
"Eine unserer Gerichtsmedizinerinnen ist eine Hexe, ihr bleibt absolut nichts verborgen."
Innerlich hoffte Kathi, dass sie den Mann gerade anlog. Ihr schauderte bei der Vorstellung mit dieser Frau in einem Raum zu sein. Das konnte den Toten in den meisten Fällen aber relativ egal sein, wie sie zugab. Die Gefreite fuhr fort, als sie sah, wie sich der Schrecken weiter auf Arnolfinis Gesicht ausbreitete.
"Und was glaubst du, macht Vetinari mit Leuten wie dir, die mordend in seiner Stadt herum rennen und nichtmal mit der Wache kooperieren?"
An dieser Stelle war eine Künstlerpause vorgesehen, die allerdings durch ein leises Summen von Amok unterbrochen wurde. Er war nicht für Verhöre geschaffen. Nichteinmal für das Dasein als Wächter, wenn man es ganz genau nahm.
"Wenn ich..", begann der Verdächtige und seine Stimme klang gebrochen. "Wenn ich auspacke, helft ihr mir dann?"
"Nun", Kathiopeja wollte nicht ja sagen, aber es war wohl die einzige Möglichkeit, ihn zum Geständnis zu bringen. "wir können dich zumindest etwas unterstützen.", räumte sie ein.
"Also.. also gut."
Bertolt Arnolfini war ein einziger Haufen Elend. Seine Augen verquollen, die Hände zitterten, der Blick war auf den Boden gerichtet.
"Ich sag euch alles."

***

Der wichtigste Teil des Schriftstückes, das der Mann verfasste, lautete:
Und als das Geschäft mit dem Fisch nicht mehr so gut lief, musste ich mir etwas einfallen lassen. Ich dachte, es wäre eine gute Idee der Times die Geschichte zu verkaufen, Franz hätte den Fisch die ganze Zeit ohne mein Wissen gelenkt, was natürlich nicht so war, und ich wäre jetzt erst dahinter gekommen, aber er kam hinter meinen Plan und wir haben uns gestritten. Dabei ist es dann passiert. Wir haben uns geschlagen und er wollte mich die Treppe herunter schubsen, da hab ich den Kerzenständer genommen und zugeschlagen.
Ich dachte, wenn der Fisch verschwindet, fällt es nicht so sehr auf, dass Franz weg ist. Immerhin war mein kleiner Winni ein Star. Ohne Franz konnte ich doch sowieso nichts mehr mit ihm anfangen. Wie sollte ich Ankh-Morpork erklären, dass mein Fisch seine Kräfte verloren hat?
Jedenfalls habe ich die Leiche im Keller versteckt, um sie zu vergraben, wenn nicht mehr so viel Rummel herrscht.


Kurz nachdem der Mörder das Schriftstück unterschrieben hatte, verließ die Ermittlerin das Wachhaus, anstatt mit dem Geständnis in ihr Büro zu gehen und den Fall zu den Akten zu legen. Verwirrt lief der Anwerber ihr hinterher.
"Wo willst du denn hin?", fragte er.
"Zur Times."
"Was? Aber wieso das denn?"
"Die Geschichte mit dem komischen Fisch interessiert diese Reporterin bestimmt. Ich tausche sie gegen die Wiederherstellung meines guten Rufs."

***

Am nächsten Morgen stand auf der ersten Seite der Times groß die Überschrift:

Mörder des Wundergoldfisches gefasst!
Er brachte nicht nur das großartige Tier, sondern auch seinen Nachbarn um


Klein, aber immerhin ebenfalls auf dem Titelblatt war eine Zurechtstellung des Vortagesreport, worin es hieß:

"Der Angriff einer Wächterin auf die Times-Reporterin geht lediglich auf ein großes Missverständnis zurück, an dem auch die Times ihren Anteil trägt. Außerdem möchten wir klar stellen, dass es sich bei besagter Wächterin nicht um eine Alkoholikerin handelt. In dem Flachmann befand sich ausschließlich kalter Kaffee, wie die Times selbst überprüfte."

[1] natürlich ein Künstlername




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Feedback:

Von Thask Verschoor

01.08.2007 21:41

für Amok Laufen</b><br><br>Hab die Coop komplett gelesen und ich muss sagen sie hat mir gefallen. Sie war nicht zu lang und auch nicht zu kurz und vor allem die Anfangszenen hatten einen guten Scheibenwelthumor. Zu beanstanden habe ich nichts.

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