Die drei !!! Und der Keller des Schreckens

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von Wächter Leopold von Leermach (GRUND), Obergefreiter Robin Picardo (DOG), OG nefer-pa-isis (RUM)
Online seit 28. 12. 2002
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 Außerdem kommen vor: Humph MeckDwarfVenezia KnurblichMalachitLupos DrachenflugIrina Lanfear

Während eurer Ausbildung bei GRUND werdet ihr zu RUM abgestellt. Das könnte interessant werden!

Dafür vergebene Note: 12

...ich fühle es und ich sehe es...wie jemand auf mich zukommt...mich anstarrt,...auf meiner Brust kauert,...mich würgt mit aller Kraft, ...ich will mich bewegen, ...kann nicht. Und jäh wache ich auf... und mache Licht. Ich bin allein."
(Guy de Maupassant: "Le Horla")



***nefer***


Es war ein kühler, nebliger Novemberabend in der bekanntesten Stadt der Scheibe...
Unsere Geschichte beginnt an diesem besagten Abend zu schon recht fortgeschrittener Stunde in den berühmt-berüchtigten Schatten der Stadt.
Inmitten dieser gerade erwähnten - nicht gerade wohnlichen oder gar einladenden - Gegend befand sich eine kleine Kneipe, die vor allem von Untoten, wie auch Igors frequentiert wurde - Das "ad felices non mortuum".

***


An diesem Abend war dieses Lokal auch von einem kleinen unscheinbaren, unsagbar hässlichen [1] Igor besucht worden. Nachdem er seinen freien Abend bei einigen Gläschen Knieweich in geselliger Runde verbracht hatte, erinnerte er sich daran, dass er am nächsten Morgen doch wieder seinem Herrn und Meister zu Diensten zu sein hatte und machte sich - bereits ein wenig angeheitert - auf den Heimweg.
Als er die Kneipe verließ schaute sich der Igor um. Nein, die Schatten waren wirklich keine gute Gegend, voll von Mördern, Dieben und sonstigen Gesindel. Die Straßen waren an diesem Abend neblig und feucht, in den meisten Häusern konnte man kaum ein Lichtlein erkennen, da die Fenster entweder mit Brettern zugenagelt oder die Läden fest verschlossen waren. Selbst die Bettler wagten sich an einem solch unwirtlichen Abend nicht unter ihren Brücken hervor... Aber was sollte der Igor machen, ab und an wollte er doch die wenigen Freunde sehen, die er hatte, und wo sollte er die tun, wenn nicht im "ad felices non mortuum"?
Schlurfend und dabei gekonnt - in bester Igormanier - ein Bein hinter sich herziehend wandte er sich zum Gehen. 'Jetzt fehlt ef nur noch, daf ef zu fneien beginnt...', dachte er bei sich.
Er beschleunigte sein Schlurfen, denn an einem solchen Abend, der eigentlich schon in die Nacht überging, wollte er bald zuhause bei seinen geliebten rostigen Rüstungen, den quietschenden Scharnieren, den sorgfältig gehüteten Spinnennetzen sowie bei seiner Staubsammlung sein. Hach, wie war er doch stolz auf seine Staubsammlung! Kein anderer Igor in der ganzen Stadt besaß eine umfangreichere oder gar ältere...
Beflügelt und abgelenkt von seinen Gedanken an seinem wohl gehüteten Schatz hörte er die spitzen Stiefeln, die weit hinter ihm in der Straße auf dem etwas fehlerhaften Kopfsteinpflaster geräuschvoll zu klappern begonnen hatten, nicht. Die Stiefel gehörten einem... ja, wem bloß? In der Straße, in der sich der Igor mittlerweile befand, war es noch dunkler und düsterer und noch nebliger und feuchter als in den wenigen von den Fenstern oder Kneipenausgängen beleuchteten Teilen der Schatten...
Die Schritte kamen immer näher an den Igor heran. Plötzlich wurde der Igor hellhörig, war da nicht ein Geräusch gewesen? Er blickte sich um, konnte aber in der finsteren Straße niemand entdecken.
'Ich habe wohl einen Knieweich zuviel heute Abend, jetzt höre ich fon Fritte, die gar nicht da find.', dachte er sich. Unwohl war ihm aber dann doch und er beschleunigte sein Schlurfen.
Kaum hatte er sich wieder in Bewegung gesetzt, schlüpfte eine dunkle Gestalt aus einem Hauseingang heraus und nahm die Verfolgung wieder auf. Nun hallten die Stiefel unüberhörbar laut in der engen Straße.
Dem Igor wurde langsam sehr unwohl zumute, hatte er doch noch einiges an Geld eingesteckt... Wenn sein Verfolger nun ein Dieb war?
'Na ja, fo viel habe ich eh nicht zu befürchten, eine Igor umzubringen ift ja fast unmöglich, ef fei de...'
An dieser Stelle brachen seine Gedanken ab und der Kopf des Igor rollte polternd über das Kopfsteinpflaster. Die unbekannte Gestalt bückte sich und hob den abgetrennten Kopf ab.
'Ein sauberer Schnitt...', dachte die Gestalt bei sich und steckte den Kopf in einen Jutebeutel, der an seinem Gürtel hing. 'Nun muss ich nur diese Leiche noch verscharren.', ging es ihm durch den Kopf.
Gerade als er sich bückte und den toten Igor unter den Achseln zu fassen bekam, hörte er Schritte am Ende der Straße. 'VERFLUCHT!', dachte sich der Mörder, ließ den leblosen Körper auf das Pflaster zurückfallen und verschwand in eines der leerstehenden Häuser...

"Heho, und ne Buddel voll -hicks- Rum..." - "Und wir schaufen, bisch wir nicht mehr..." schallte es reichlich falsch durch die leere Straße. Drei Gestalten, die sich gegenseitig stützten, kamen angewackelt...
"Alscho nef, die Kneipe -hicks- ischt echt fein, wirklisch!", lallte eine der drei betrunkenen Gestalten.
"Hab isch dosch geschagt, Robin... Wir Untote -hicks- haben keine schleschten Kneipen, nischt Leo?", antwortete ihm eine der anderen Gestalten nicht minder lallend.
"Schtimmt...", meldete sich die dritte Gestalt ebenso angeheitert zu Wort.
Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich die drei als Wächter. Der Vampir Leo von Leermach, der Mensch Robin Picardo sowie die Mumie nefer-pa-isis hatte heute Abend der Mumie 3.486sten Geburtstag gefeiert. Und wo feiert eine Mumie besser als im "ad felices non mortuum"?
Die Drei schunkelten also die Straße hinunter, als nef vor ihnen am Boden etwas liegen sah.
"Hey, du, wasch -hicks- ischt mit dir?", rief nefer der Gestalt am Boden zu.
Schweigende Stille war die Antwort.
"Isch glaub, dasch ischt einer von der -hicks- Gloschardsch-Gilde. Ihr wischt schon, diesche Penner, die -hicks- überall rumliegen...", meinte Leo.
"Leute, wir schind Wäschter, wenn -hicks- ausch nur Rekruten. Wir müschen nachschehen...", warf Robin ein.
Langsam torkelten die drei auf die Gestalt am Boden zu. Als sie zirka einen Meter vor der Gestalt waren, entkam Leo sein berühmtes "AAAIIIAAAAAAAAAAAIIIIIIIIIIIIIIIIIIH!".
"Dasch ischt ein Igor!", schrie Leo und klammerte sich Hilfe suchend an Robin fest, der ihn angesichts dieser Aktion - er hatte auf einmal Leo auf den Armen! - etwas eigenartig ansah.
Nefer ging näher und bückte sich.
"AHHHH!", entfuhr es der Mumie, die nun schlagartig nüchtern war.
Robin ließ Leo fallen - ja, er hatte ihn noch immer auf den Armen - und eilte der schreienden Mumie zur Hilfe.
"Wa...", weiter kam er nicht.
Leo hatte es derweil geschafft auf seinen eigenen Füßen zu stehen und kam nun vorsichtig näher. Als er den geköpften Igor am Boden liegen sah, machte er am Absatz kehrt und 'entledigte' sich geräuschvoll der vorhin zu sich genommenen Getränke.
"Was sollen wir machen?", fragte eine sichtlich geschockte Mumie Robin.
"Äh... gute Frage. Leo, geht's wieder?", wandte sich Picardo an den Vampir.
"Ja...", entgegnete ihm dieser, während er sich den Mund am Ärmel abwischte.
Nefer hatte sich derweil wieder einigermaßen gefasst und zog ihren Mantel aus und deckte den Oberkörper der Leiche zu. Dann wandte sie sich an ihre Kollegen.
"Hat einer von euch eine Taube mit?"
Verdattert ob der Frage schüttelten die beiden ihre Köpfe.
"Verflucht! Na gut, Leo, du siehst am besten von uns drei im Dunkeln. Lauf zum Wachhaus und hol uns Hilfe! Verstanden?", sagte die Mumie im Stenographietempo.
"Ja... Hilfe holen... ja..." Leo wollte soeben lossprinten, als er sich noch mal umdrehte. "Äh, wo sind wir hier eigentlich genau? Abgesehen von irgendwo in den Schatten?"
"Äh, warte mal..." Nefer drehte den Kopf hin und her und hoffte, ein Täfelchen mit einer Hausnummer und der Straße zu sehen. "Da, hinter auf dem Täfelchen steht's, aber ich kann's nicht lesen."
Leo drehte sich um, ging zum besagte Schildchen, stellte sich auf die Zehenspitzen und kniff die Augen zusammen: "Gute-Laune-Gasse 13! Was für ein Name!"
"Nun mach schon, renn endlich los!", rief Robin dem Vampir zu.
Dieser machte kehrt und wetzte in Richtung Kröselstraße.
"Äh... Robin, was machen wir derweil? Ich hab keine Handschuhe mit, durchsuchen können wir ihn damit nicht.", schaute nefer den Mensch an.
"Na ja, wir könnten nach dem Kopf suchen...", gab dieser zur Antwort.
Die beiden standen auf und suchten die Straße nach einem zufällig herumliegenden Kopf ab, fanden aber außer ein paar erfrorenen Ratten nichts.
"Verdammt! Ich kann nicht einmal erkennen, ob es hier irgendwo Fußspuren des Mörders gibt!", fluchte die Mumie.
"Warten wir halt auf die Spurensicherer von S.U.S.I., es bleibt uns eh nichts anderes über!", resignierte Robin ebenfalls.
Plötzlich hörten die zwei ein leises Tock...
Die Köpfe der beiden Wächter flogen in Richtung des Tocks. Aus einer Haustür sahen sie einen schwarzen Umhang mit dazugehörenden Stiefel flitzen.
'Hinterher!', schoss es den beiden gleichzeitig durch den Kopf. Robin sprintete los, im selben Moment startete nefer, die aber nach ein paar Metern wieder aufgab, da ihr einfiel, dass einer von ihnen am Tatort bleiben musste...

***


Robin rannte, was seine Lungen hergaben, aber jedes Mal, wenn er um eine weitere Ecke bog, sah er, dass der Abstand zwischen ihm und dem 'Umhang' immer größer wurde. Er versuchte einen weiteren Supersprint, als der Umhang apprupt stehen blieb und sich umdrehte. Robin sah zwei weiße spitze, gefährlich glänzende Reißzähne ausblitzen und hörte ein schauriges Lachen, dass ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
"Du erwischt mich sicher nicht!", rief ihm die Gestalt zu und schickte sich an, weiter zu rennen.
Robin starrte dem Umhang nach. Dann nahm er die Verfolgungsjagd wieder auf.
Der Umhang flitzte um die Ecke. Als Robin um ebenbesagte Ecke kam, war die Straße leer. Einfach leer... Der Umhang war verschwunden...
Robin stützte sich auf seine Knie und atmete tief durch und fluchte, dass er den Verfolgten verloren hatte. Dann sah er sich um und bemerkte, dass nefer ihm nicht gefolgt war. Er machte kehrt und versuchte den Weg zum Tatort zurück zu konstruieren...

***


Derweil war Leo beim Wachhaus angekommen. Er schmiss die Tür auf und brüllte in den Raum...
"Ein MORD! Ein MORD ist geschehen! Wir brauchen S.U.S.I. und sonstige kompetenten Leute! Schnell!!!"
Die diensthabenden Wächter starrten ihn nur ungläubig an.
"Verflucht! Wer von euch hat mich nicht verstanden?", fragte er betont ruhig in die Runde.
Keiner schüttelte den Kopf oder verneinte auf sonstige Weise.
"Dann bringt mir einen AUSBILDER her! Und das bitte etwas zackig!", entfuhr es Leo ein wenig laut sowie auch aufbrausend.
Plötzlich herrschte im Wachhaus Bienengeschwirr, jeder der Diensthabenden suchte einen Ausbilder für diesen offensichtlich verrückt gewordenen Vampir, der zudem noch nach Alkohol - einer beträchtlichen Menge Alkohol - stank...

Nach einiger Zeit kam die Ausbildungsleitern von G.R.U.N.D.: Leunant Irina Lanfear persönlich. Man konnte unschwer erkennen, dass sie von einem der Nachtdiensthabenden aufgeweckt worden war. Bevor sie sich überhaupt mit dem mittlerweile schon zappelig gewordenen Leo beschäftigte, ging sie erstmal zum Kaffeedämon, der ihr nach einem Vortrag über das Fordern von Kaffee zu einer solch nachtschlafenden Zeit - es war mittlerweile mehr als eine Stunde nach Mitternacht - gehalten hatte, ihr widerstrebende das Gewünschte reichte. Das ganze Geplänkel mit dem Kaffeedämon hatte natürlich noch auf wunderbare Weise zu Irinas Laune beigetragen.
Nach einem ersten Schluck Kaffee wandte sie sich endlich an Leo...
"Und nun erzähl mal...", begann sie sanft. "WAS FÄLLT DIR EIN, MICH UM EINE SOLCHE ZEIT WECKEN ZU LASSEN?", setzte sie grimmig und laut fort.
"Äh. Mä'äm, wir... äh, nefer, Robin und ich waren feiern - nefs Geburtstag..."
"WAS HAT DAS MIT MIR ZU TUN?", schrie ihn die Ausbildungsleitern an.
"Na ja, Mä'äm auf dem Heimweg haben wir einen ermordeten Igor gefunden..."
"Ja und? Hat das nicht Zeit bis MORGEN?"
"Nein, Mä'äm - wenn ich mir diesen kleinen Kommentar erlauben darf - dieser Igor ist KOPFLOS!", widersprach ihr Leo mutig.
"KOPFLOS?" Irina stellte ihren Kaffee ab. "Sagtest du KOPFLOS?"
"Ja Mä'äm, er war noch keine fünf Minuten enthauptet, als wir ihn fanden..."
"Und wo war das?", wollte Irina wissen, die sich angesichts des Falls ein wenig beruhigt hatte.
"In der 'Gute-Laune-Gasse' 13, Mä'äm.", berichtete Leo.
"Lass mich denken... "Irina zog die Stirn in Falten. "Wir müssen S.U.S.I. informieren... War der Mord wenigstens lizenziert?"
"Ich glaube nicht, Mä'äm...", entgegnete Leo.
"Dann brauchen wir auch noch R.U.M.! Du da, ja du Rekrut, schick sofort einen Eildämon zu R.U.M. und S.U.S.I.... Wir brauchen einen Spurensicherer! Sie sollen sich schnellstens an den Tatort begeben. Und DU, Rekrut Leermach, bringst mich zum Tatort!", schleuderte Irina ihre Befehle in den Raum.
Dann verließ sie mit Leo im Schlepptau das Wachhaus...

***


Derweil saß nefer in der Kälte und hatte begonnen - zu ihrer eigenen Beruhigung - mit dem Toten zu reden. Wobei das Gespräch sehr einseitig verlief, da ein Kopfloser sich ein wenig schwer tut, zu antworten.
"Weißt du, es ist verdammt schwer, wenn man verliebt ist, aber die Person keinen Plan hat davon... Hach, wäre mir der doch nie über den Weg gelaufen!", seufzte die Mumie. "Aber nein, der Idiot muss ja auch noch dauernd vor meiner Nase herumlaufen. Und dabei sieht er mich nicht einmal richtig... Immer nur als die nette etwas temperamentvolle Mumie von nebenan... Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?"
Der Igor antwortete nicht.
"Ach ja, du hast ja keinen Kopf mit Ohren mehr... Aber auch egal, dann kann ich Dich wenigstens vollquatschen, ohne dass es dich stört...", lächelte die Mumie den Toten an, jedenfalls versuchte sie es. "Ich wünscht, ich hätte auch einfach nur sterben können, als sie mich damals mumifiziert haben, so wie du jetzt einfach nur tot bist. Bei dir ist nichts schief gegangen! Aber nein, meine werten Herren Totenpriester mussten ja diesen verfluchten Fehler machen... und was hab ich jetzt davon? Unglücklich verliebt bin ich..."
Hinter ihr erklang ein Hüsteln.
"ROBIN! Wie lange hörst du mir schon zu?", fuhr nefer herum.
"Ich bin gerade erst zurück gekommen.", versuchte sich dieser aus der Affäre zu ziehen.
"Und das soll ich DIR glauben?", schnauzte ihn nefer wütend an.
"Ja, wirk...", Weiter kam Robin nicht, denn in diesem Moment kam Leo mit Irina angerannt...

***


Wusch Das Rohrpostsystem der Wache funktionierte auch zu Unzeiten...
"Ja, wer will den um diese Zeit was von mir?", murrte der S.U.S.I.-diensthabende Spurensicherer Lupos Drachenflug. "Ach, nein, wie interessant... Ein kopfloser Igor wurde gefunden... Ja, und wo? Ach, da..."
Lupos packte sein Scherflein zusammen und machte sich auf den Weg...

***


Wusch erklang es zur selben Zeit im Büro von R.U.M.-Schäff Humph MeckDwarf.
"Wer will was?", Humph nahm den Eilbrief vom Rohrpostdämon entgegen. "Ach, ein Kopfloser, ohne Lizenz auch noch... Na, dann schauen wir halt mal..."
Sprach' s und verließ sein Büro...

***


"Nun, ich hoffe, IHR drei habt nichts an Tatort verändert.", meinte Miss Lanfear, nachdem sie sich die Erkenntnisse über den Mord von den drei Rekruten hatte schildern lassen.
"Nein, Mä'äm, haben wir nicht. Nefer hat den Toten nur dem Anstand halber zugedeckt.", gab Robin ihr zur Antwort.
"Gut, dann werden wir jetzt gemeinsam auf S.U.S.I. und R.U.M. warten, danach kommt ihr mit mir auf die Wache und macht eure Zeugenaussagen, verstanden?"
"JA, Mä'äm!", antworteten die drei wie im Chor.

Einige Minuten später kamen Lupos und Humph auch schon angerannt...
"Ach, der Putzdienst von S.U.S.I. und der R.U.M.-Schäff persönlich. Schönen Abend euch beiden!" Irina grinste die beiden an, während die Rekruten artig - auch außerhalb ihrer Dienstzeit - vor den beiden Ranghöheren salutierten.
"Guten Abend, Fähnrich Lanfear. Ein netter Fall, für den ihr mich aufgeweckt habt, aber was machen diese Rekruten hier?", begrüßte Lupos Irina.
"Diese Rekruten hier, mein Lieber, haben die Leiche gefunden!", entgegnete Irina süffisant.
"Ach, nett, nett. Du nimmst sie eh mit zur Zeugenaussage, nicht? Ach ja, guten Abend ebenfalls...", mischte sich MeckDwarf ein."
"Natürlich, was glaubst du denn von mir?" Die Ausbildungsleiterin sah den R.U.M.-Schäff pikiert an. "Also, nachdem ihr beiden ja hier seid, können wir ja nun gehen, nicht?"
"Ja ja, wir machen das schon. Äh, Irina, lass mir nur bitte deine Taube da, könnte sein, dass ich sie brauche.", erwiderte Humph.
Irina reichte Humph die Taube und verabschiedete sich... Lupos hatte derweil schon begonnen, sich mit der Leiche genauer zu beschäftigen. Die drei Rekruten salutierten noch artig vor den Dienstälteren und folgten dann ihrer Schäffin auf dem Fuß.

***


Nachdem Leo, Robin und nefer die Zeugenaussage bei Leutnant Lanfear hinter sich hatten, war die Ausbildungsleiterin der Meinung, die drei sollten nun schleunigst in die Betten kommen, da sie am nächsten Tag sicher noch einige Fragen zu beantworten hätten und die Leute von S.U.S.I. und R.U.M. ebenfalls sprechen wollten.
Alsdann zogen die drei ab, wobei Robin und Leo es vorzogen, im Wachehaus zu nächtigen, nur nefer, die natürlich an ihr geliebtes Getier denken musste, machte sich noch auf den Heimweg...

***


Am darauffolgendem Morgen erschien zeitig in der Früh MeckDwarf bei Irina im Büro.
"Rina, ich brauch ein paar deiner Rekruten für den Igor-Fall gestern. Du weißt doch, wie wenig Leute wir zur Zeit bei R.U.M. sind...", begann er.
"Und an wen hattest du gedacht?", fragte ihn Irina.
"Na ja, nachdem ich diesen Picardo sicher noch ein paar Mal brauche, du weißt schon, wegen Täterprofilerstellung und so, könntest du mir ja doch gleich diese drei geben, nicht?" Humph sah Irina treuherzig an, in der Hoffnung, dass das half.
"Warte, du willst also Robin und nefer?"
"Ja, und den dritten kannst mir doch sicher auch gleich dazugeben..."
"Na ja, unser werter Leo hat leider eine Igorphobie, ich weiß nicht, ob das so klug ist.", erwiderte Irina.
"Ach, der Pschüchologe wird das sicher für eine hervorragende Therapie halten, wenn wir Leermach mit Igors konfrontieren, oder?" MeckDwarf grinste.
"Also gut, ich schick dir die drei im Laufe des Tages rüber...", gab sich Irina geschlagen.
Zufrieden verlies MeckDwarf das Büro der G.R.U.N.D.-Schäffin und machte sich auf dem Weg zurück zum Pseudopolisplatz...

***


Derweil saßen ein verschlafener Robin und ein noch verschlafenerer Leo in der Kantine, als nefer gefolgt von Getier den Raum betrat...


***Robin***



"Morgen nef!", sagte Robin freundlich.
"Guten Morgen nefer!", ergänzte der Vampir.
"Hallo Leo!", antwortete die Mumie, wobei sie den anderen Rekruten nicht beachtete. "Ich hol mir erst mal einen Kaffee. Will sonst noch jemand einen?"
" Äh..., ich.", entgegnete Robin.
"Niemand! Gut!", die Mumie drehte sich um und ging in Richtung des Kaffeedämonen.
"Was ist den der über die Leber gelaufen?", fragte Leo.
"Na ja", erwiderte Robin "ich hab gestern zufällig mitangehört, wie sie unserem kopflosen Igor ihre heimliche Liebe zu jemanden gestand"
"Erzähl weiter." Neugierde blitzte in den Augen des Blutsaugers.
"Viel hab ich nicht mitgekriegt, aber es muss wohl ein Wächterkollege sein. Mann, wenn du und Fähnrich Lanfear nicht gekommen wärt, dann hätte sie mir wohl den Kopf abgerissen und ich meine dies nicht bildlich!"
"Man belauscht auch nicht seine Kameraden!", sagte Leo vorwurfsvoll.
"Ich will hier eines klarstellen! ICH HABE NICHT GELAUSCHT!!!" Robin sprach die Worte so laut aus, dass sich die anderen Wächter im Aufenthaltsraum in ihre Richtung drehten, um zu sehen, was los ist. Nur die Mumie blieb unbeeindruckt und versuchte weiter, dem Dämonen einen Kaffe abzuschwatzen. "Vielmehr bin ich vielleicht zu leise zu nef gegangen und habe etwas mitbekommen, was ich besser nicht hören sollte.", ergänzte Robin kleinlaut. "Aber einem Toten so intime Dinge zu gestehen ist doch auch nicht üblich!"
"Du vergisst wohl, dass sie selber tot ist, besser gesagt untot. Für sie ist es normal mit den Toten zu reden."
"Aber sie muss doch nicht deswegen auf mich sauer sein, ich habe ja nicht absichtlich gelauscht."
"Und, hast du ihr das auch gesagt?"
"Noch nicht, du siehst ja wie sie sich verhält.", brummte Robin traurig.
Die Gruppe verbrachte den Rest des gemeinsamen Kaffeetrinkens schweigend. Es schien so, als ob sich niemand traute, die belastende Stille zu brechen, um womöglich etwas Falsches zu sagen. [2]

Die Tür der Kantine schwang schwungvoll auf und Fähnrich Lanfear lugte in den Raum.
"Nefer, Picardo und Leermach sofort in mein Büro!", und ohne eine eventuelle Antwort der Rekruten abzuwarten verschwand die Ausbildungsleiterin wieder.
Hastig stürzten die drei Wächter die Reste ihres Kaffees hinunter und begaben sich befehlsgemäß zum Ausbilderbüro und klopften an der Türe von Fähnrich Lanfear..
"Herein!", kam es dumpf aus dem Büro.
Die Rekruten betraten das dunkle Zimmer. Fähnrich Lanfear saß wie immer hinter ihrem Schreibtisch der mit einigen Akten, Papieren und Rekrutenbeurteilungen bedeckt war.
"Mä'äm, die Rekruten melden sich wie befohlen, Mä'äm!", meldete Robin.
"Gut! Ich komme gleich zur Sache, wenn es Euch recht ist! Ihr drei seid für die Dauer des 'Igor-Falles' zu R.U.M. abgestellt."
"AAAIIIAAAAAAAAAAAIIIIIIIIIIIIIIIIIIH!", entfuhr es dem Rekruten Leermach, kurz bevor er ohnmächtig wurde.
"Was ist mit ihm?", fragte die Ausbildungsleiterin entsetzt.
"Mä'äm, er hat doch eine Igorphobie. Ich glaube, sein schlimmster Alptraum wurde gerade wahr.", erwiderte nefer, während sie sich über Leo beugte um zu sehen, wie es ihm ging. Robin versuchte derweil den Vampir mit leichten Ohrfeigen wieder zu Bewusstsein zu bringen, hatte aber wenig Erfolg damit.
"Also, erstens den ohnmächtigen Vampir aus meinem Büro und weckt ihn wieder auf! Zweitens meldet ihr Euch bei Oberleutnant MeckDwarf und nehmt bei R.U.M. den Dienst auf. Habt Ihr das verstanden?"
"Jawohl Mä'äm!", antworteten die beiden verbliebenen Rekruten, die inzwischen den ohnmächtigen Vampir zwischen sich genommen hatten und verzweifelt versuchten das Gleichgewicht zu halten.
"Rekrut Leermach wird es sicherlich über seine Angst vor Igors hinweghelfen, wenn er sich ein wenig mit dieser Materie beschäftigt. Ihr könnt abtreten! Macht mir und G.R.U.N.D. keine Schande!", waren die abschließenden Worte der resoluten Ausbildungsleiterin.
Nachdem Robin und nefer das Büro verlassen hatten und unter großen Anstrengungen ihren Kameraden in den Aufenthaltsraum geschleppt hatten, begannen sie, den ängstlichen Blutsauger 'wiederzubeleben'.

"L........Le.......Leo......, Leo,.........., LEEEOOOO!!", die Worte wurden von einem unangenehmen Gefühl auf Leopolds Wange begleitet. Offensichtlich schlug ihn jemand. Sanft, aber trotzdem spürbar. Langsam öffnete er die Augen. Das verschwommene Bild gewann nur langsam an Schärfe. Er erkannte die besorgten Gesichter seiner Kameraden.
"Was für ein Alptraum!! Ich habe geträumt, dass Lanfear uns zu R.U.M. abstellt, damit wir den Fall des toten Igors untersuchen."
"Leo, das war kein Traum!", sagte Robin mitleidvoll.
"AAAIIIAAAAAAAAAAAIIIIIIIIIIIIIIIIIIH!"

***


Nachdem die Robin und nefer dem Vampir klargemacht hatten, dass dies kein Scherz oder eine Bitte ihrer Schäffin war, machte sich das Trio auf den Weg durch das kühle Ankh-Morpork zum Pseudopolisplatz. Die Rekruten entschlossen sich, den Weg über die Ulmenstrasse zu nehmen, immer am östlichen Rand der Schatten entlang. Dies war, obwohl helllichter Tag und sie der Stadtwache angehörten sicherer für ihre Gesundheit [3]. Sie gaben ein, selbst für Ankh-Morpork, seltsames Bild ab. Eine Mumie, ein menschlicher Wächter und ein in dicke Decken gehüllter Vampir, von dem von Zeit zu Zeit, kleine graue Rauchwölkchen aufstiegen, wenn eine Körperstelle unabsichtlich, ans Sonnenlicht trat.
"Autsch, Aua, Autsch", jammerte Leo.
"Jetzt stell dich nicht so an!", knurrte die sichtlich genervte Mumie. "Du wolltest doch schließlich Wächter werden!"
"Aber es tut so weh!"
"Da musst du jetzt durch!", kommandierte Mumie.
Nach einer Weile bogen sie in die Sirupminenstrasse ein, um von dort zur Glatten Strasse zu gelangen. Der Fußmarsch verlief ebenso schweigend (Wenn man von dem jammernden Vampir absah), wie die Kaffeepause am Morgen.
Nefer würdigte Robin keines Blickes, ja sie wich seinen sogar aus.
Getier trottete ruhig neben den Wächtern her und schien die Spannung in der Gruppe zu spüren.
Nachdem sie die Pons-Brücke, einer der Übergänge zur Götterinsel, überquert hatten, kam schon kurze Zeit später das Wachhaus in Sicht. Der Unterschied zwischen dem Wachhaus in der Kröselstrasse und dem am Pseudopolisplatz konnte man nur mit dem von Tag und Nacht beschreiben.
Was für ein Gegensatz! Der helle offene Platz mitten in kulturellem Umfeld zu dem dunklen schwarzen Haus in den düsteren Stadtteil, der die Schatten genannt wurde. Unbewusst nahmen die Rekruten eine andere Körperhaltung ein. Sie gingen aufrechter und schauten sich nicht mehr so oft nach potentiellen Beutelschneidern oder anderen Verfolgern um.
Dies war das Ziel aller Rekruten, wenn sie ihre Grundausbildung in den Schatten lebend überstanden.

Langsam, beinahe ehrfürchtig, betraten sie das Wachhaus und fragten sich zum Abteilungsleiter Oberleutnant Humph MeckDwarf durch.

***


Währenddessen irgendwo in Ankh-Morpork

"IGORS, IIIIIIGOOOOOORS! Ich muss sie alle töten! Alle töten! Sie sind wider der Natur! Ich muss sie alle töten! Töten!", sagte die dunkle Gestalt und ein schrilles Lachen hallte von den dunklen Kellerwänden wieder. Fanatische, aber auch angstvolle Gefühle schienen ihm die Seele in seinem Leib zu zerreißen. Panik keimte in ihm auf, aber ein kurzer Blick auf seine Trophäen beruhigte ihn wieder.
Ein Gedanke formte sich in seinem geplagten Geist und trat deutlich an die Oberfläche des dunklen Sees seines Selbst.
"Der Wächter muss auch dran glauben!"
Die Person saß an einem alten Schreibtisch aus dunklem Eichenholz, der sich hervorragend in die dunkle Szenerie des großen Kellerraumes einfügte. Massive Eichenvitrinen säumten die grobgemauerten Wände und einige Regale komplettierten die Einrichtung des Raums. Unstetes Licht eines zweiarmigen Kerzenleuchters wurde von den feuchten Wänden wiedergespiegelt.
Seine Hand griff zu einer Schreibfeder, die er in rote Tinte tauchte [4]. Mit ruhiger Hand beschrieb er ein altaussehendes Stück Pergament. Von Zeit zu Zeit hielt er beim Schreiben inne und fuhr nach kurzem Überlegen mit einem irren Glanz in den Augen fort sein Werk zu vollenden. Als er mit dem Brief fertig war, legte er ihn sorgfältig auf einen bereitgehaltenen Kieselstein und umwickelte diesen mit den Papier. Peinlich genau umschlang er das Machwerk mit einem Faden, dessen Enden in einer hübschen Schleife mündeten. Zwei, drei Mal warf er den Stein in die Höhe, um das Gewicht und die Flugeigenschaften zu prüfen. Sacht lies er das Ganze danach in seiner Umhangtasche verschwinden.
'Das wird im wahrsten Sinne ein Volltreffer', dachte der dunkle Mann.
Er war der Schrecken der Igors, der Chupa d'Igor von dem sie in dunklen Nächten nur flüsternd sprachen. Der schlimmste Alptraum, den die Igorheit je erlebt hatte. Er war Banihal Schlecktor! Und sein Ziel war grauenhaft!

***


"Sir! Rekrutin nefer-pa-isis meldet sich mit zwei Kameraden wie befohlen, Sir!", sagte die Mumie schneidig.
"Ah, die G.R.U.N.D.-Rekruten! Herzlich willkommen bei R.U.M., dem Raub-und-unlizensierten-Mord-Dezernat der Stadtwache.", begrüßte sie MeckDwarf. "Wir haben zur Zeit einen personellen Engpass an Ermittlern. Deshalb habe ich Euch für diesen Fall angefordert. Zeugen und Ermittler in Einem! Nicht schlecht, was?!"
Leopold begann nach der kurzen Einführung des Abteilungsleiter wieder verdächtig blass zu werden, schien sich jedoch von selbst wieder zu fangen. "Als erstes werde ich Euch ein Büro für die Zeit bei R.U.M. zuweisen. Danach habt Ihr Gelegenheit Euch 'häuslich' einzurichten. Robin, dich brauche ich etwas früher zur Profilerstellung. Du warst doch der Einzige, der dem Täter sozusagen Auge in Auge gegenüberstand?"
"Ja Sir! Leider Sir!", erwiderte Robin geknickt.
"Wieso leider? Das ist doch wunderbar! Wir haben einen Augenzeugen!", antwortete der Abteilungsleiter von R.U.M. enthusiastisch.

Nachdem die Wächteraspiranten ihre sieben Sachen in das zugewiesene Büro gebracht hatten, machte sich Robin daran, zu Oberleutnant MeckDwarf zu gehen und die Täterprofilerstellung endlich hinter sich zu bringen.
"Also nef, ich gehe dann los zum Oberleutnant.", sagte Robin.
Die Mumie würdigte den Wächter keines Blickes. Sie hob nur die Ankh-Morpork-Times, an der sie gerade las, ein wenig höher, um ihm nicht in sein Gesicht zu sehen. "Na gut, wenn es das Fräulein Prinzessin nicht interessiert!", konterte Robin hilflos. "Leo! Ich bin bei MeckDwarf!"
"Ist gut Robin.", antwortete der, von dieser Szene etwas irritierte, Blutsauger.
Robin verließ das Büro und schloss die Türe etwas lauter als er es eigentlich beabsichtige.

'Sie redet nicht einmal mehr mit mir! Was kann den ich dafür, dass Sie dem Opfer Ihren Herzschmerz mitteilen muss. Und dann noch so laut. .............Ich frage mich wirklich, in wen Sie verschossen ist!..... Leo vielleicht?.......Hm, ich werde schon noch rausfinden!

***


Robin brachte die Profilerstellung, so gut es ging, hinter sich. Man hatte extra einen Zeichner kommen lassen, um ein Phantombild des Mörders zu erstellen. Er wurde von den 'Profilern' so in die Zange genommen, dass ein Unbedarfter hätte annehmen können, dass er der Hauptverdächtige in diesem Mordfall war.
Das Ergebnis dieser Prozedur war eine Kohlezeichnung eines durchschnittlichen, schwarz gewandeten Vampirs. An der Seite des 'Steckbriefes' waren die Eigenschaften und Merkmale, die Robin aufgefallen sind, vermerkt.
Robin betrachtet lange das Ergebnis dieser Arbeit und kam nach einer Weile zu dem Schluss, dass dieser Blutsauger für ihn wie jeder andere in Ankh-Morpork aussah; mit dem kleinen Unterschied, dass dieser Vampir einen Igor getötet hat und er einen Blick ihm zuwarf, der Robin in der besagten Nacht das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Er kehrte zu seinen Kameraden in das ihnen von MeckDwarf zugewiesene Büro zurück und erzählte ihnen alles über die Profilerstellung. Nefer sprach, wenn überhaupt, nur das Nötigste mit ihm. Danach machten sie sich auf, ihr Büro in eine Ermittlungszentrale zu verwandeln. Getier hatte es sich bereits in einer Ecke des Raumes gemütlich gemacht und döste vor sich hin. Ein große Pinwand, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatte, wurde herbeigeschafft und auf ihr das Bild des Täters, sowie eine Ikonographie des Opfers angebracht.
Leo befestigte eine Stadtplan von Ankh-Morpork an der besagten Wand und markierte die Stelle des Mordes mit einer Stecknadel [5].
Nachdenklich standen die drei vor der Pinwand und betrachteten das Ergebnis ihrer Arbeit.
"Ich denke, wir sollten für heute Schluss machen. Die Nacht bricht herein und wir alle hatten gestern ziemlich viel Aufregung. Was haltet ihr davon?", fragte Robin seine Kameraden.
"Gute Idee!", sagte Leo begeistert.
"Hmpff..!", war der einzige Laut, den die Mumie von sich gab.
"Ich werte das als Zustimmung.", Robin versuchte die Mumie nicht weiter zu reizen und fuhr scheinbar unbeeindruckt fort, "Wenn noch jemand Lust hat, könnten wir heute Abend noch Einen im Eimer heben, oder?"
"Nein, danke!", war die spitze Antwort der Rekrutin.
"Sei mir nicht böse Rob, aber ich habe heute Abend schon was anderes vor, morgen vielleicht!", entgegnete der Vampir.
"War ja nur ein Vorschlag.", erwiderte Robin enttäuscht.

Die drei Rekruten verschlossen ihr Büro und machten sich auf, ihren Dienst für den heutigen Tag zu beenden.
Allerlei Verabschiedungsformeln wurde mit den einzelnen Wächter im Herausgehen ausgetauscht.

Robin öffnete die Türe des Wachhauses. Kalte Luft schlug ihm entgegen und nahm ihm kurzzeitig den Atmen. Der Winter stand unmittelbar vor den Toren von Ankh-Morpork, wie ungebetener Familienbesuch an den Seelenkuchentagen. Man konnte den herannahenden Schnee bereits in der Luft riechen, was in dieser Stadt eigentlich eine erstaunliche Leistung war.
Die Sonne war bereits untergegangen.
Dies geschah in dieser Zeit immer früher, was den nachtliebenden Individuen sehr zum Vorteil gereichte. Rob ließ seinen Blick über den Platz hinüber zur Oper streifen, wo sich einzelne Kutscher bereits aufmachten, ihren Dienst an der begüterten Gesellschaft von Ankh-Morpork aufzunehmen. Die Oper würde in wenigen Stunden ihre Pforten öffnen und den einzelnen Fuhrmännern helfen, ein wenig Geld für sich und ihre Familien zu verdienen.

Ein ungutes Gefühl machte sich plötzlich in dem Rekruten breit, dass ihm ein Kribbeln, ähnlich des eines elektrischen Schlages, durch den Körper jagte.
Er riss die Augen auf und....... alles um ihn herum versank in tiefe, dunkle Schwärze.

"Robin! Robin! Alles in Ordnung?", waren die ersten Worte, die er vernahm.
Benommen setzte er sich auf.
Ein inzwischen guter Bekannter, nämlich ein heftiges Stechen im seinem Kopf, begrüßte ihn als Zweiter. Langsam tasteten seine Finger zu seiner Schläfe. Ein metallischer Geschmack machte sich in seinem Mund breit und er wusste sofort, was dies bedeutete.
Langsam versuchte er zu erforschen, wo er blutete. Sein schwarzes Haar war feucht, von der Flüssigkeit, die nur Blut sein konnte. Seine Finger zuckten an einer Platzwunde an seiner Stirn zurück. Irgendetwas hatte ihn getroffen. Erst jetzt öffnete er seine Augen und sein Blick erfasste den der besorgten Mumie.
"Wa.., was ist geschehen?", gab er verwirrt von sich.
"Ein schwarzer Reiter preschte am Eingang vorbei und warf dir etwas an den Kopf.", sagte die Mumie, die mit Hilfe ihres EHKM dabei war, den Rekruten notdürftig zu versorgen.
"Ich hab's gefunden!", rief Leopold , der sich ein paar Schritte von der Szene entfernt hatte, aus und präsentierte mit spitzen Fingern einen mit Papier umwickelten Stein.

Vorsichtig führten die zwei Kameraden den benommenen Rekruten wieder zurück ins Wachehaus und erstatteten Bericht, nachdem sie Rob fachmännisch versorgt hatten.

Humph MeckDwarf betrachtete zuerst nachdenklich die Rekruten und dann das Wurfgeschoss.
"Picardo! Sie werden es überleben! Das Ding muss zuerst in die Spurensicherung!", bestimmte MeckDwarf. "Ihr habt hoffentlich nicht zu viele Spuren verwischt!"

***


Zwei Stunden später hielten sich das Ergebnis der Spurensicherung in den Händen.
MeckDwarf lief kopfschüttelnd durch den Raum.
"Picardo, haben Sie irgendetwas bei der Profilerstellung vergessen zu erwähnen, oder wie soll ich mir das hier erklären?", der Abteilungsleiter von R.U.M. hielt ein Pergament in die Höhe, auf dem mit roter Tinte geschrieben stand:

Du bist der Nächste!!!!!
Mach dich auf dein Ende gefasst Wächterlein!!!!!
Jetzt haben nicht mehr nur die Igors dieser Stadt zu zittern, sondern auch du!!
Das Ende ist nahe!
DEIN ENDE!



***Leo***



"Nein Sir, wirklich nicht, ich habe nichts vergessen.", stammelte Robin, der immer noch unter immensen Kopfschmerzen litt.
"Gut, gut...", murmelte der Leiter der Abteilung und stützte seinen Kopf zum Nachdenken auf seine Hand.
Nach einigen wenigen Minuten schaute MeckDwarf zu den immer noch erwartungsvoll dastehenden Rekruten auf.
"Was sucht ihr noch hier? Abgetreten! Ihr macht so viele Schichten, bis ihr diesen Kerl habt! Verstanden Rekruten?", donnerte er so überraschend heraus, dass die Rekruten zusammenzuckten und man wenn man ganz genau hingehört hätte von Leopold ein "Aiii..." zu hören war, was er jedoch schnell herunterschluckte.

***


Die Lederhandschuhe waren in all den letzten Tagen zu guten Freunden des Vampirs geworden. Langsam und bedacht zog er sie über seine Hände. Er zog so fest das seine Hände nun unnatürlich lang aussahen.
"Ssssooooo issssst esssss guuuut!", stöhnte er in einem Selbstgespräch.
Doch für ihn war es kein Selbstgespräch, er wusste, dass sie bei ihm waren, seine Freunde, Schutzengel - er war nie allein.
Sein Blick fiel auf den kleinen Holztisch, der das einzige wirkliche Möbelstück hier in diesem Raum darstellte.
Auf dem Tisch lag der Kopf des Igors, den er erst kurz zuvor als Trophäe seines letzten Jagdzuges mitgenommen hatte. Das Blut, welches vor kurzem noch aus der großen Wunde unterhalb des Kinns gelaufen war, war nun bereits angetrocknet und geronnen.
Banihall tauchte ein Stück Stoff in eine Pfütze auf dem Boden und wischte mit liebevoller Zärtlichkeit die kleinen Spritzer aus dem Gesicht des Toten.
Zornig schmiss er den Lappen jedoch schnell wieder weg, als er der Meinung war, das Lachen des Igor vernommen zu haben.
"NEEEEIIIIIIIIIIIIIIIN, NIIIIIIEEEEEMMMAND LACHT ÜBER MICH", dröhnte es durch die Gewölbe.
Mit seinem Arm wischte er voller Zorn den Kopf vom Tisch und stieß dabei auch die Kerzen um, die eben noch wie zum Zwecke eines Gebetes um den Kopf herum drapiert waren.
Das Zischen der Flammen, die in der Pfütze erloschen, brachte nicht nur Dunkelheit sondern auch Stille.
Nach wenigen Sekunden unterbrach jedoch ein Schluchzen diese.
"Es tut mir leid, mein Schatz, ich wollte dir niemals wehtun.", entschuldigte sich Banihall bei dem am Boden liegendem Kopf.
Behutsam hob er das Haupt auf und legte es an seinen anbestimmten Platz zurück.
Banihall zog den Mantel fester, schnappte sich sein Schwert und verlies die Gewölbe um ein neues Opfer zu suchen.

***


"Wo fangen wir denn jetzt an?", fragte Leopold seine beiden Kollegen, als sie die Straße betreten hatten.
"Am Tatort werden wir wohl oder übel nichts mehr finden.", entgegnete Robin, der sich immer noch den schmerzenden Kopf hielt.
"Der Täter kam mit Sicherheit auch aus dem "ad felices non mortuum", vielleicht sollten wir uns da einmal umhören.", tat nefer ihre Gedanken kund.
"Ja eine gute Idee, nefer!", stimmte ihr der Vampir zu.
"Robin, für dich ist es wohl besser wenn du dich einmal in den Schatten umhörst. Nimm am besten die Zeichnung mit. Weißt du, sie reagieren etwas komisch wenn man in das ad felices kommt und Fragen stellt. Und dann noch mit einem Menschen...", befahl nefer.
"Ja sicher, du wirst Recht haben, ich höre mich in den Schatten um. Wir treffen uns in drei Stunden im Büro ja?"
"Ja, in drei Stunden", antwortete die Mumie.
Leopold nickte.

***


Langsam und entschlossen ging er die lange dunkle Gasse entlang.
Seit Wochen hatte er sein Opfer studiert. Er wusste genau, was er jetzt tat und wo er gerade war. Dass seine Planungen korrekt waren erfuhr er gerade jetzt, als der Igor, der das Opfer darstellen sollte, soeben leicht angetrunken in die Gasse schlenderte.
Das Messer in der Hand des Mörders blitze ab und zu grell im Mondlicht auf. Die Schritte des Opfers hämmerten in seinem Kopf, als würde der Igor jede Windung seines Gehirns einzeln begehen.
Langsam begann das Zittern und das Unwohlsein. Adrenalin schoss durch die Venen und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
Alles schien wie in Zeitlupe zu geschehen.
Langsam hob er das Messer - gleich sollte es geschehen - erneut das Gefühl des Messer zu spüren, wie es in das Fleisch eindrang und sich unbarmherzig seinen Weg suchte.

JETZT!

"Du haft deinen Ruckfack vergeffen, Igor!", dröhnte eine dem Mörder unbekannte Stimme durch die Gasse.
Das Ziel der mörderischen Begierde drehte sich um und torkelte die Gasse zurück.
Völlig unbeholfen und immer noch mit erhobener Klinge stand der Mörder da und wusste nicht wie ihm geschah. Schnell zog er seinen Mantel fester und lief. Er wusste nicht wohin, er wollte einfach nur weg!
Seine Füße trugen ihn jedoch nur halb so schnell wie sein Oberkörper wollte und so ließ es sich nicht vermeiden, dass er mitten aus dem Lauf in eine große Pfütze fiel.
Minutenlang blieb er liegen, dachte über seine Niederlage nach und vergoss einige wenige Tränen.

***


Quietschend öffnete Leopold die Tür der Taverne und trat wegen des Qualms und Geruchs sofort wieder ein paar Schritte zurück.
"Da sind wir also!", stellte er fest, nachdem die Wolke aus komischen Gerüchen vorbeigehuscht war.
"Ja... wieder einmal... aber denk nicht daran, etwas zu trinken klar?!", sprach die Mumie mit befehlender Stimme.
"Was denkst du denn von mir?"
"Ich sag es ja nur!"
Der Raum war relativ voll mit den Untoten der Schatten und brachte einen dementsprechenden Lärmpegel mit sich.
"Tja. Und wo fangen wir an?", fragte der Blutsauger.
"Beim Wirt würde ich vorschlagen!"
"Ja, das wollte ich auch gerade vorschlagen!", Leopold grinste.
Gemeinsam gingen die beiden Wächter zum Tresen und lehnten sich locker dagegen.
"Hey!", sprach die Mumie den dicken Vampir hinter dem wackeligem Holzgestell an.
"Was ist, Mumie?", antwortete dieser trocken.
"Wir sind Wächter!"
"Man sieht's!"
"Ähm, ja äh wir hätten eine Frage"
Leopold suchte derweil die Zeichnung in den Taschen seiner Uniform.
"Kennen Sie diesen Mann? Leo...die Zeichnung,...LEO?" Die Mumie drehte sich mit einem grimmigen Gesichtsausdruck ob der vermasselten Tour um.
"Ja, ich such doch schon!", entschuldigte der verwirrte Vampir sich.
Nefer schüttelte den Kopf und drehte sich kurz wieder zum Wirt.
"Einen Moment noch bitte!"
"Ja sicher, ich habe ja auch Zeit, ist ja kaum jemand hier!", antwortete der dicke Mann sarkastisch.
"HA!", kam es aus Leopolds Ecke. "Ich hab sie! Hier, nefer!"
Er reichte die Zeichnung zur Mumie und diese hielt sie dem Wirt vor die Nase.
"Und...haben Sie ihn schon mal gesehen?"
"Nicht aus dieser Entfernung, Lady!", sagte dieser und drückte die Hand der Mumie ein Stück zurück.
"Hmmmm..."
"Was nun, kennen Sie ihn?"
"Könnte gut sein, ich glaube, ich erinnere mich nicht mehr genau! Wollen Sie etwas trinken, liebe Wächter?", sagte er mit einem schmierigem Lächeln auf den Lippen.
"Nein Sör, wir sind im Dienst!", antwortete Leopold schnell und entschlossen.
"Zwei Wasser!", gab nefer dazu.
"Wasser ist mir ausgegangen!"
"Dann nehmen wir nichts!", antwortete Leopold erneut als erster.
"Gib uns zwei Tränentreiber!", gab nefer erneut dazu.
Der Wirt lächelte und schüttete aus einer schwarzen Flasche eine grünliche Flüssigkeit in zwei Gläser.
"Aber nefer, du hast....", fing der Vampir an einen Satz zu formen.
"Sei still und trink!", befahl diese.

***


Nach drei Stunden und 18 Gläsern Tränentreiber [6] kamen die beiden mit einer Adresse bewaffnet in ihr Büro des Wachhauses.
"Robün wür haben ne Adresse ergattertertert!", säuselte Leopold, als er den Raum betrat.
Er wurde jedoch ruckartig still, als er bemerkte, dass Robin nicht da saß.
"WAHHHHH" kam ein Ruf hinter den beiden Betrunkenen auf - wie ein Messerstich tief ins Herz.
"AAAAAIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEHHHHHHHHHHHHHHHH!", kam eben so erschreckend wie berechnet die Antwort des Vampirs.
"PLOP"
Nefer, die sich so erschrocken hatte, dass sie sich an Leopold festhalten musste, fiel zu Boden. Leopold, der sich so erschrocken hatte, dass er, wenn er es nicht schon wäre, sterben hätte müssen, hing an der Gardinenstange herab und atmete schnell. Er hatte sich verwandelt.
"Was habt ihr denn? Und vor allem du?", fragte der Mensch und deutete auf die an der Gardinenstange hängenden Fledermaus.
Nefer zog sich langsam an einem Stuhl hoch und hatte nun schwere Probleme mit ihrem Kreislauf (oder mit was auch immer Mumien da Probleme haben).
Sie stand vor Robin und kam sich vor, als würde sie auf einem Boot stehen.
Sie hob die Hand und... "KLATSCH" gab Robin eine Backpfeife.
"Wie kannst du unsch scho erschräkken?"
Leopold kletterte die Gardinenstange entlang, verlor das Gefühl für den Halt und plumpste runter auf den Tisch.
Und welcher Augenblick wäre besser gewesen, als dieser jetzt, um sich zurückzuverwandeln?
"PLOP"
"KRACH, SCHEPPER, REISS, DONNER und KNALL"
Da lag er nun der edel gekleidete von Leermach.
"Robün daf war nüscht nätt!", waren seine letzten Worte, bevor er den Kopf erschöpft auf die Reste des Schreibtisches fallen ließ.

***


Nachdem die Rekruten das Büro aufgeräumt hatten - Es gab dort viele Schränke, in denen sie die Reste verstauten - und den Tisch wieder repariert hatten (Wobei sich Robin als echter Heimwerkerkönig rausstellte, der viele Tricks kannte, ein fehlendes Teil eines Schreibtisches durch Bierdeckel zu ersetzen), saßen sie erschöpft, jedoch auch wieder nüchtern im Büro.
Die Frage, weswegen nefer und Leopold so betrunken waren, hatten sie gerade geklärt und Robin beschaute den Zettel, auf welchen eine Adresse hingekritzelt war... angeblich die des vermeintlichen Mörders.
"Also wollen wir?", sprach der Mensch die beiden Kollegen an, die sich auf Grund der Lautstärke den Schädel hielten.
"Äh, na ja also ehrlich gesagt hatte ich mir ausgemalt, mich etwas hinzulegen um den Kater los zu werden!", antwortete nefer.
"Ja, so was in der Art dachte ich mir auch...", gab Leopold auch seinen Kommentar dazu ab.
"Also wollt ihr, dass ich allein in die Höhle des Löwen gehe?", murmelte Robin.
"Naja weißt du, er ist bestimmt nicht mehr dort und würden wir mitkommen, wären wir eher Hindernisse als Hilfe... da bin ich mir ganz sicher!", rechtfertigte sich Leopold.
"Ja gut, also werde ich allein dort hingehen!", sprach der Mensch, nahm seinen Schlagstock und machte sich auf den Weg.
Die anderen beiden nickten und standen ebenfalls auf.
"Du kannst bei mir im Schlafsaal schlafen nef, dann brauchst du nicht extra bei diesem Wetter noch raus zu gehen und Platz ist bei mir mehr als genug.", meinte der Vampir.
"Ähm, na ja also ...wenn du auch eine Decke für mich hast... dann denke ich kann ich dieses reizenden Angebot annehmen."
Nickend und mit einem breitem Grinsen auf den Lippen machte sich Leopold auf den Weg in den Schlafsaal... nefer folgte.

***


Als bald lag die Mumie dick eingemummelt in eine gemütliche Federdecke auf einer schön gepolsterten Unterlage und genoss die Wärme, die unter der Decke herrschte.
Auch Leopold, der ohne all diese luxuriösen Dinge hinter ihr lag, genoss diese Wärme, denn er hatte seinen Hand unter der Decke auf nefers Schulter gelegt, um der Mumie etwas näher zu sein.
Ja, ihr lest richtig!
In den letzten Tagen, in denen sie zusammen gearbeitet hatten, hatte Leopold immer mehr Gefühle für die hübsche Mumie entwickelt. Eigentlich war er sich sicher, dass er keine Chance hatte bei der Bandagierten. aber... die Geschichte, die Robin ihm erzählt hatte, war ein Lichtblick [7] für ihn.

***


Robin hatte den Weg bis zur beschriebenen Adresse schon hinter sich gebracht und stand nun vor einem großen Haus, das anscheinend recht alt war.
Die Fenster waren zugenagelt, die Glasscheiben der Haustür eingeschlagen und dicker, knotiger Efeu wucherte über die Hauswand hinein in die Fenster.
Frost hatte sich auf den dunkelgrünen Blättern gebildet und eine Eule schrie irgendwo in der Nähe.
Robin begutachtet die Tür, sah jedoch weder eine Gefahr, noch ein Hindernis in ihr und betrat das ungemütlich aussehende Haus.
Auch drinnen sollten seinen Erwartungen des Klischee "Haus eines Vampir" erfüllt werden.
Eine dicke Staubschicht hatte sich in den letzten Tagen auf dem Boden gebildet und spiegelte nun wie Perlmutt das Mondlichtes wieder, welches durch die kleinen Schlitze der Bretter fiel.
Auch die Luft schien mit kleinen silbernen Dingern erfüllt zu sein, denn auch sie spiegelte aufgrund des Lichtes.
'Auf was hab ich mich da bloß eingelassen... dachte sich Robin, als er sich im Haus umsah...


***nefer***



Der Rekrut schlich durch die großen hohen Räume, die alle über und über mit Spinnweben verhangen waren. Staub lag zentimeterdick auf den spärlichen, jedoch exquisiten Möbeln. Die alten Holzdielen unter seinen Schuhen knarrten und ächzten bei jedem Schritt. Von draußen erschall der heulende Ruf eines Totenvogels. Ab und zu konnte man auch das leise Trippeln kleiner Pfoten auf den Dielen hören. Die Ratten der Stadt hatten wohl auch dieses Haus zu einer ihrer Hochburgen erklärt. Alles in diesem - von außen unscheinbaren und verwahrlosten - Haus deutete daraufhin, dass es seit Monaten nicht mehr genutzt worden war.
Aber wieso hätte dann der Wirt des "ad felices non mortuum" seinen beiden Kollegen gegen teures Geld (nefer hatte etwas von 3 AM$ pro Glas gefaselt) diese Adresse geben sollen. Dieser Wirt war kein Mann, der sich gerne Feinde machte, oder gar Gäste verlieren wollte.
'Und nefer möchte ich nicht als Feindin haben, sie kann sehr ungemütlich werden... Zumal ist sie ein guter Gast in dieser Lokalität!', dachte Robin und vor seinen Augen erschien das Bild der Mumie, wie sie leicht angeheitert wieder einmal zu singen begann und eigentlich nur mehr Blödsinn vor sich hinbrabbelte. Nefer war sonst nie peinlich, außer sie war betrunken!
Robin hatte mittlerweile das Haus von oben nach unten durchkämmt, war über und über mit Spinnweben verziert und seine Nase juckte des Staubs wegen, den er beim Durchsuchen ausgewirbelt hatte. Jedoch war ihm nichts Besonderes aufgefallen, außer dass es im Erdgeschoss verdächtigt nach Lösungs- und Konservierungsmittel roch.
'Hätte ich Getier dabei, wüsste ich, woher dieser Geruch kommt...', schoss es ihm durch den Kopf.
Nachdem der kleine Hund aber auf der Wache war, schnäuzte sich Robin, hob selbst seine Nase in die Luft und versuchte den Ursprung des Geruchs auszumachen. Je höher er die Nase hob, desto flüchtiger wurde der Geruch. Also versuchte es Robin in Bodennähe. Er gab ein eigenartiges Bild ab - ein Wächter, der auf den Knie am Boden herumrobbte und schnüffelte, als halte er sich für eine Werwolf und keinen Menschen!
Aber die "Schnüffelei" war von Erfolg gekrönt. Robin fand ein kleines Loch im Boden, so als hätte sich eine Maus durch das Holz und das Erdreich gegraben. Von dort kam also dieser Geruch!
Robin stand wieder auf und überlegte.
'Wenn das hier so eine Art Abzug darstellen würde, dann müsste darunter ein Keller sein.', folgerte er.
Der Rekrut beschloss, sich das Haus einmal von außen anzusehen, vielleicht ließ sich ja etwas finden...

Der Garten war verwildert und sah aus, als ob er einer Gespenstergeschichte entsprungen sei. Er wirkte gruselig durch die kahlen, skelettartigen, hohen Sträucher und Bäume, die im Mondlicht silbern glänzten. Zudem war es eisig kalt, sodass der Rekrut seinen Atem wie Nebelfetzen vor sich erkennen konnte.
Robin schlich durch den Garten, in der Hoffnung, ein Fenster oder einen Zugang zu dem verhofften Keller zu finden. Aber dort war nichts, außer einem vermodert wirkendem Holzschuppen. Der Mensch sah sich im Garten um. Dabei fiel sein Blick auf einen frisch aufgeschütteten Erdhügel, der eine verdächtige Form hatte. Robin ekelte sich bei dem Gedanken, woran ihn diese Form erinnerte, aber das konnte es in diesem Garten unmöglich sein! Dazu wirkte er zu verlassen.
Trotzdem ließ der Gedanke, der sich mit der Form des Hügels einstellte, Robin keine Ruhe. Kurzerhand zog er sein Schwert aus der Lederscheide und begann damit in dem Erdhügel herum zu stochern...
Die Erde war relativ locker, also hatte der Rekrut keine Mühe, sie mit seinem Schwert wegzukratzen. Bald jedoch kniete sich Robin neben den Hügel und begann mit den bloßen Händen weiter zu graben, weil er sich erhoffte, damit schneller zu sein.
Langsam aber stetig verkleinerte sich der Hügel, als Robin plötzlich zurück zuckte. Er hatte gerade irgendetwas Schwammiges und Weiches gespürt. Instinktiv langte er wieder nach seinem Schwert und grub damit weiter. Eine leblose Hand kam zum Vorschein.
Der Rekrut war kurz davor, sich sein Abendessen noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, grub aber weiter, in die Richtung, in die er den Kopf vermutete...
Kurz darauf sah man ihn durchs Morgengrauen in Richtung Wache laufen, so schnell ihn seine Beine tragen konnten! In diesem Erdhügel war ein Igor - ein kopfloser Igor - verscharrt!


***


Aufgeregt und völlig außer Atem kam Robin ins Wachehaus zurück. Er musste unbedingt seinen beiden Kollegen von seinem Fund berichten. Zudem hätte er keine Sekunde länger alleine in diesem Haus - auf diesem Friedhof - zubringen wollen.
Er stürmte also mit folgenden Worten ins Büro: "HEY! Ich hab was gef...!"
Robin blieb apprupt in der Tür stehen. Das Büro war verwaist. Ob die beiden vielleicht einen Kaffee trinken waren? Oder Frühstücken?
Er machte sich daran, die Kantine aufzusuchen, aber dort war außer gebrauchtem Geschirr und der Köchin, die keine Auskunft erteilen konnte, nichts zu finden.
'Kann das sein, dass die zwei noch immer ihren Rausch ausschlafen?', fragte sich der Rekrut.
Also beschloss er, erst einmal Leo wecken zu gehen, denn in seiner Euphorie hatte er vergessen, dass der Vampir der Mumie angeboten hatte, ebenfalls im Wachhaus zu übernachten.
Robin marschierte also ins erste Stockwerk, geradewegs auf den Schlafsaal zu. Als er an der Tür ankam, hielt er inne. Von drinnen war leisen Schnarchen zu hören. Irgendwoher kannte Robin genau diese Art von Schnarchen! Es wollte ihm aber partout nicht einfallen, woher! Vorsichtig drückte er die Türklinke hinunter, um nicht aus Versehen jemanden zu wecken, den er nicht wecken wollte. Robin steckte den Kopf zur Tür rein und sah sich im Raum um.
Nichts!
Oder halt - DOCH!
Er spürte eine Stich irgendwo in der Herzgegend. DAS dürfte doch nicht wahr sein!
Dort, in einem der Betten, lagen nefer und Leo. Robin konnte das Gesichte der Mumie nicht erkennen, denn diese hatte sich in Leos Arm gekuschelt und drückte sich im Schlaf eng an den Vampir. Am Bettende lag friedlich der kleine Hund der Mumie, von ihm kam auch dieses - Robin wohlbekannte - Schnarchen!
Der Rekrut schluckte.
'Ach so, so ist das also...', dachte er sich.
Leise wollte Robin gerade wieder die Tür schließen, als Getier den Kopf hob. Der kleine Kerl erkannte den Bürokollegen seines Frauchens, sprang vom Bett und tapste auf ihn zu.
Robin ging in die Knie und streichelte Getier übers Fell.
"Na, du hast wohl Hunger? Und raus musst du wahrscheinlich auch mal wieder, nicht?", flüsterte Robin leise dem kleinen Hund zu. Dieser wedelte freudig mit seinem Schweif und schleckte Robin über die Hand.
"Na, dann komm mal mit...", und brav trottete Getier hinter dem Rekrut nach...

Kurze Zeit später erwachte die Mumie.
"Oh Isis, mein Schädel! Nie mehr rühr ich Tränentreiber an!", murmelte nefer benommen.
Sie setze sich auf und sah sich um. Himmel, wo war sie?
'Ach ja, ich bin ja im Schlafsaal. Und wer ist DAS da?'
Die Mumie drehte sich um und schaute Leo verschreckt an. Langsam dämmerte es ihr. Der Vampir hatte ja vorgeschlagen, sie solle hier im Wachehaus schlafen anstatt noch bis zu ihrer Wohnung am Hide Park zu laufen. Aber, wo war ihr Hund geblieben?
Nefer schwang die Beine aus dem Bett und schob sanft Leos Arm von ihrer Hüfte, um den Vampir nicht zu wecken. Dann machte sie sich auf die Suche nach ihrem Hund...

Robin war derweil mit dem Kleinen Gassi gegangen und hatte in der Küche eine Schüssel mit Fleischresten aufgetrieben. Das lag wohl daran, dass sich die Köchin für den treuherzigen Blick Getiers beigeisterte.
Getier lag nun friedlich eingerollt neben dem Sessel des Rekruten und döste wieder vor sich hin. Robin hatte die Beine auf den Tisch gelegt und kritzelte an seinem Bericht über das Haus mit dem Friedhofsgarten herum. Eigentlich hätte er seinen Fund bei diesem Haus ja melden sollen, aber Robin wollte im Moment keine Seele sehen. Irgendwie ging ihm der Anblick der Mumie so schlafend in Leos Arm nicht aus dem Kopf. Robin ertappte sich bei dem Gedanken, dass er sich wünschte, anstelle des Vampirs dort gelegen zu haben.
'Verfluchte Weiber!', schoss es ihm durch den Kopf. 'Warum muss ich ausgerechnet so eine depressive, labile, liebeskranke Mumie als Bürokollegin erwischen! Ist doch nur zum Sorgen machen mit ihr.'
Die Tür ging auf und eine noch etwas verschlafene nefer betrat das Büro.
"Morgen...", murmelte sie.
"Ja, morgen! Na, gut geschlafen? In Leos Arm?", fragte Robin gehässiger, als er beabsichtigt hatte.
Die Mumie sah ihn verdattert an. "Sag mal, spinnst du?"
"Äh, entschuldige nef, war nicht so gemeint...", versuchte sich Robin aus der Misere zu reden, als er sah, dass die Mumie gerade dabei war, einen ihrer schrecklichen Wutanfälle zu bekommen.
"DU, du bist...", donnerte sie los. Aber dann brach sie mitten im Satz ab und wurde ganz leise. Sie sah Robin an, grinste amüsiert und fügte fast tonlos hinzu: "...eifersüchtig?"
Robin schüttelte energisch den Kopf.
"Nein! Ich sicher nicht! Wieso sollte ich? Glaubst du, mir würde soviel an einem Haufen Bandagen wie dir liegen, dass ich eifersüchtig wäre?"
Der Mumie starrte ihn mit offenem Mund an. Dann schloss sie ihn wieder und schluckte hörbar...
"Wenn dir soviel an Kollegen liegt...", presste sie unter zusammen gebissenen Zähnen hervor, "...dann kannst du in diesem Fall doch sicher auf meine Mitarbeit verzichten! GETIER! Komm, wir gehen!"
Wütend schnappte die Mumie den kleinen Hund und stürmte zur Tür hinaus...

***


"Mein Liebling, mein Schätzchen!", flüsterte es leise durch das feuchte Gewölbe.
Banihall saß im Kerzenschein an seinem Tisch und war gerade dabei sein letztes Opfer zu präparieren. Er hatte nach seinem Versagen nochmals den Igor abgepasst und diesmal wurde sein Hartnäckigkeit belohnt! Vorsichtig wischte er mit einem in Terpentin getränkten Lappen die letzten Blutspuren vom Kopf des Igors.
"Mein Kleiner, nun bist du zuhause! Denn ihr seid nur bei MIIIIIIIR zuhause!" Banihall lachte hysterisch auf und warf seinen Kopf in den Nacken. Man konnte seine Reiszähne im Schein der Kerzen aufblitzen sehen.
"So, mein Liebling, nun bist du schön!" Er betrachtete den Kopf vor sich auf dem Tisch. Zärtlich griff er nach einer Bürste und strich das spärliche Haar des Igors in die von ihm gewünschte Richtung. Dann langte er nach eine weißen, schmierigen Paste, die in einem Topf vor ihm stand. Er pappte das Zeug über das Haar des Igors. Wenige Minuten später konnte nichts mehr die Haare verändern, Banihalls Kleber hielt bombenfest. Er hatte ihn eigens für seine Präparate entwickelt. Denn schließlich sollten sie auch in Formalin, in welches er sie anschließend einlegte, so erhalten bleiben, wie ER es wünschte.
"Ach, mein Engelchen!", der Vampir seufzte fast verliebt, "Irgendetwas an dir passt noch nicht!"
Er runzelte die Stirn, überlegte und begann zu lächeln. Dann griff er hinter sich in eines seiner Regale und holte ein Messer hervor.
"DAS fehlt noch!", grinste er vor sich hin.
Sanft schabte er mit dem Messer über die toten, steifen Wangen und das Kinn des Igors. Er rasierte ihn lediglich!
Als Banihall das Messer wieder weglegte, stand er auf und betrachtete selbstzufrieden sein Werk. Alsdann hob er den Kopf auf und drapierte ihn in einem Einmachglas, welches er mit Formalin auffüllte.
Er schritt die Regale seines Kellers ab und suchte nach der passenden Stelle, wo er den Kopf aufbewahren konnte. Als er diese entdeckt hatte, stellte er vorsichtig das Glas ins Regal und zog ein kleines goldenes Schildchen aus seiner Hosentasche. Er tupfte etwas von seinem Kleber auf und brachte es unter dem Glas am Zwischenboden des Regals an.
"So, mein lieber Jonas Gori! Nun gehörst du mir, für immer!!!"
Wieder warf der Vampir den Kopf in den Nacken und lachte. Er drehte sich im Kreis und sein Blick fiel dabei auf die unzähligen Gläser mit den Köpfen, die sich in seinen Regalen befanden.
Banihall Schlecktor, der Massenmörder der Igors!
Plötzlich blieb Banihall apprupt stehen und auf seinem Gesicht erschien ein grausames Grinsen. Heckte der Verrückte einen neuen Plan aus? Hatte er sein nächstes Opfer schon im Visier?
Der Vampir ging zurück zu seinem Tisch und griff nach einer Mappe, die dort lag. Er schlug sie auf und seine Augen begannen zu leuchten.
"Und DU, mein Lieber, bist der Nächste, der die Freuden des Leids erfahren muss!", grinste er schmierig und hob eine Ikonographie gegen das Licht.
Es war ein Bild von Robin...

***


Am späten Nachmittag betrat Leo frisch das Büro.
"Morgen Robin!", begrüßte er seinen Kollegen mit einem Grinsen auf den Lippen.
Dieser blickte vom Schreibtisch auf, gab aber keine Antwort.
"Na, was hast du denn?", wollte der Vampir wissen.
"Nichts!", knurrte im der Mensch entgegen.
Leo blickte sich im Büro um. Vereinzelt lagen noch Splitter vom Schreibtisch herum, sonst machte es einen recht ausgeräumten Eindruck. Aber irgendetwas fehlte!
"Getier! Wo ist Getier? Und wo ist unsere Mumie?", fragte Leo.
"Unsere Mumie? Du meinst wohl DEINE Mumie!", giftete ihn Robin beim Gedanken an den Streit mit der Mumie vorhin an.
Der Vampir starrte seinen Kollegen fassungslos an. "Sag mal, bist du übergeschnappt?"
"Halt deinen Mund! Ich hab euch doch gesehen - im Schlafsaal!", schnauzte ihn Robin an.
Leo betrachtete den Menschen auf merksam.
"Ja, und? Ich hab nichts mit ihr!", verteidigte sich der Vampir.
"Aber du hättest wohl gerne!"
"Und du wohl auch!"
"Nein, ich mach mir nur Sorgen um sie. Das ist alles." Robin schlug die Augen nieder und widmete sich wieder seinem Bericht.
Leo setzte sich ihm gegenüber und zog seinen Kopf in die Höhe.
"Robin? Was ist los?" Der Vampir begann sich zu sorgen.
"Ich hab mit ihr gestritten, hab ihr fürchterliche Dinge an den Kopf geworfen. Daraufhin meinte sie, ich könnte sicher auf ihre Hilfe in diesem Fall verzichten und ist abgerauscht!", berichtete Robin kleinlaut.
"Und wo ist sie jetzt?", wollte Leo aufgebracht wissen.
"Ich weiß es nicht...", antwortete ihn sein Kollege.
"Du hast sie also so einfach gehen lassen, du hirnverbrannter Idiot? Wenn du wüsstest...", knurrte Leo.
"Wenn ich was wüsste?", hackte Robin nach.
"Unsere Mumie redet im Schlaf... Ich weiß, welch irre Dinge in ihrem Kopf vorgehen, was ihr größter Wunsch ist, wer diese heimliche Liebschaft ist.", berichtete der Vampir mit trauriger Stimme.
"So? Wovon träumt sie denn etwa?", fragte der Mensch nach.
"Robin, du kennst sie besser als ich, du teilst doch mit ihr ein Büro.", begann der Vampir. "Sie ist hochgradig suizid, teilweise, weil sie sich nach ihrer Familie sehnt, teilweise wegen einem Mann namens Mennoch. Wenn ihr echt einen argen Streit hattet, trau ich ihr alles zu.", endete Leo betrübt.
"Ich Idiot!", rief Robin aus und sprang von Sessel hoch. "Komm Leo, wir müssen sie schleunigst finden, ich hab genug gesagt, dass sie ihre Worte, die ich immer als Scherz aufgefasst habe, ernst macht. Außerdem habe ich was Grausiges entdeckt und ich brauche euer beider Hilfe!"
"Und wo sollen wir suchen?", schaute der Vampir seinen Kollegen erstaunt an.
"Na, in allen Kneipen, die sie frequentiert. Ich wette mit dir um nen halbenß Dollar, dass sie bevor sie Blödsinn anstellt irgendwo sitzt und sich Mut antrinkt!"

***


Der Rekrut sollte recht behalten...
Nefer saß in einer kleinen, schäbigen Kneipe, nicht weit vom "ad felieces non mortuum" und schüttete wahllos Alkohol in sich hinein. Das war eine der schlechten Eigenschaften, die sie an sich hatte, nämlich sich sinnlos zu betrinken, wenn sie mal wieder keine Lösung für irgendetwas wusste.
Getier hatte sich unter dem Tisch zusammen gerollt und schlief.
"Hey Wirt, noch scho einen!", rief die Mumie in die Gaststube.
Ein dicklicher, glatzköpfiger Mann mit weißer Schürze erschien mit einer Flasche an ihrem Tisch in der dunkeln Ecke.
"Lady, sie sollten nichts mehr trinken!", sagte er, während er ihr Glas ein weiteres Mal füllte.
"Wiescho nischt? Ich bezahl ja schlieschlisch dafür!", knurrte ihn die Mumie an und knallte einige weitere Scheine auf den Tisch. "Dasch schollte doch reischen!"
"Mä'äm, dass reicht völlig, aber Sie haben genug. Das ist das letzte Glas, dass ich Ihnen gebe.", antwortete der Wirt und steckte die Scheine in seine Brusttasche.
"Ja ja, verfluchte Männer!", murmelte die Mumie und kippte das Glas leer.
Dann erhob sie sich schwankend und pfiff nach ihrem Hund. Wankend verließ sie das Lokal.

Draußen hatte es derweil zu schneien begonnen. Dicke Flocken fielen vom Himmel, und nefer fror erbärmlich. Sie hatte in ihrer Wut ihren Umhang und ihren Schal im Büro liegen gelassen. Langsam wankte sie die Straße entlang.
"Verfluchte Männer! Ein Haufen Bandaschen bin isch für ihn! Isch hab geglaubt, er wär ein Freund. Kreuzverdammtesch Leben! Esch ischt eh allesch egal, keine Schorge, ihr habt misch nie mehr am Halsch!", Tränen liefen ihr über die Wangen.
Die Mumie erreichte die Straße, in der sie vor einigen Tagen den Igor gefunden hatten...

***


Robin und Leo hatten derweil so ziemlich alle ihnen bekannten Lokale abgesucht. Nirgends waren sie fündig geworden.
"Vielleicht sollten wir auch noch die kleinen Spelunken abgrasen?", fragte Leo leicht entmutigt.
"Ja, das sollten wir..."

Kurze Zeit später betraten sie eine kleine schäbige Bar. Sie gingen zur Theke und lehnten sich dort lässig an.
"Hey Wirt, war heute eine Mumie bei Ihnen zu Gast?", fragte Robin den kleinen dicklichen Mann mit der weißen Schürze.
"Selbst wenn, was ginge euch das an?", wollte dieser wissen.
Leo zog eine Ikonographie der Mumie aus der Tasche und legte sie auf den Tresen.
"Weil diese Mumie zufällig unsere Freundin ist.", knurrte Robin und legte seine Dienstmarke neben das Bild.
Der Wirt betrachtete das Bild lange und ausführlich. Auch musterte er die Dienstmarke, und hätte wohl am liebsten drauf gebissen, um sich zu überzeugen, dass sie echt war.
"Ja, diese Mumie war heute hier. Hat was von 'verfluchten Männer' und 'Verdammtes ewiges Leben' gefaselt und literweise Vergissalles in sich reingeschüttet. Hatte auch so nen kleinen Hund dabei, so was Untotes. Sie ist aber vor zirka einer Stunde, kurz nachdem es zu schneien begonnen hat, gegangen. Ich hab ihr nichts mehr zu trinken gegeben, deshalb...", berichtete der Wirt.
Robin und Leo blicken sich an.
"Danke!", antworteten die Rekruten und verließen die Kneipe.

Draußen sahen sie sich lange an und um, konnten aber keine Spuren der Mumie oder ihres Hundes entdecken.
"Was machen wir jetzt?", wollte Leo wissen, während er seinen Umhang fester um sich zog.
"Ich fürchte, wir müssen MeckDwarf Bericht erstatten...", murmelte Robin.
Die beiden machten sich auf den Weg zurück zum Wachhaus am Pseudopolisplatz...

***


"Na, kleine Mumie, hast du Angst?"

***


Als die beiden Rekruten das Wachehaus am Pseudopolisplatz wieder erreichten, wurden ihnen als erstes mitgeteilt, dass sie sich schleunigst bei MeckDwarf zu melden hätten.

Tock, tock
"Ja?", kam es dumpf aus dem Büro des Oberleutnant.
Robin und Leo traten ein. Sie salutierten und begrüßten den R.U.M.-Schäff.
"Na endlich taucht ihr beiden auf! Ich hab schon die gesamte Wache nach euch absuchen lassen!", murrte ein schlecht gelaunter MeckDwarf.
"Sir, wir... äh... wir müssen Ihnen etwas erzählen.", begann Robin unsicher.
"So, was denn?", fragte MeckDwarf interessiert nach.
"Nun, Sir, wir haben gestern durch einen unserer privaten Informanten eine mögliche Adresse des Mörders herausgefunden.
Anschließend wurde das Haus untersucht, wobei mir ein penetranter Geruch nach Formalin auffiel. Leider war der Ursprung des Geruchs nicht erroierbar, aber im Garten fand sich bei der Suche danach ein frisch aufgeschütteter Hügel, der sehr eigenartig wirkte. Beim Umgraben des Hügels kam ein toter kopfloser Igor zum Vorschein...", berichtete Robin sehr sachlich. "Nun, Sir, wir haben den Bericht darüber verfasst. Aber dann kam es leider zu einem kleinen Disput zwischen uns, in Zuge dessen nefer wutentbrannt das Wachehaus verlassen hat. Wir wollten Ihnen aber natürlich gemeinsam von dem Fund berichten.
Daher haben sich Leo und ich zuerst auf die Suche nach unserer Kollegin gemacht, aber sie ist mit ihrem Hund einfach wie vom Erdboden verschluckt." Robins Stimme wurde dabei immer leiser.
MeckDwarf hörte sich das alles geduldig an und nickte immer wieder mit dem Kopf. Es war wohl das Glück der Rekruten, dass Robin den Bericht über das Haus und den Fund bereits geschrieben hatte, und ihn somit MeckDwarf vorlegen konnte. Denn dies schien den Abteilungsleiter ein wenig in seiner Rage zu beruhigen.
"Ihr seid mir ein Haufen! Und so was will Wächter werden! Ihr müsst lernen, euer Privatleben nicht mitten in einem Fall auszudiskutieren!
Aber das ist nicht der Grund, warum ich euch rufen ließ. Nein, auch nicht die fehlende Berichterstattung!", winkte MeckDwarf ab. "Ich muss sagen, eure Geschichte erklärt somit einiges, aber wozu groß reden, lest selbst."
Der R.U.M.-Schäff hielt ihnen ein Stück altes Pergament sowie einen Ohrring hin. Die beiden Rekruten erkannten sofort die rote Tinte - Banihall! Und der Ohrring stammt eindeutig von nefer!
Robin wurde beim Lesen leichenblass und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Auch von Leo war sämtliche Farbe gewichen.
"Das kann nicht wahr sein...", dachte Robin laut und starrte immer wieder auf die Buchstaben, Worte, Sätze, mit denen das Pergament überzogen war.

WÄCHTERLEIN!
Ich habe etwas, was Dir wohl am Herzen liegt...
Als Beweis habe ich dir ein Stückchen von ihr mitgeschickt,
natürlich, ohne ihr weh zu tun... NOCH NICHT!
Ich schlage Dir einen Tausch vor...
DEIN Leben gegen IHRES!
Überlege gut, ich melde mich wieder...
Banihall



***Robin***


"Oh mein Gott!! Das ist alles meine Schuld! Hätte ich ihr nicht so blöde Sachen an den Kopf geworfen, dann wäre sie noch hier und wir würden zusammen den Fall lösen!", jammerte Robin und Verzweiflung keimte in dem Wächter auf, wie Unkraut in einem schlecht gepflegten Garten.
"Niemanden trifft irgendwelche Schuld!", mischte sich MeckDwarf ein "Sie ist eine erwachsene Mumie und wusste, was sie tat! Viel wichtiger ist jetzt, dass wir sie heil aus dieser Sache herausholen. Hat jemand verwertbare Vorschläge?"
"Na ja, ein bisschen Schuld hat er doch an der Sache!", ergänzte der Vampir vorwurfsvoll.
MeckDwarf beachtete den Ausspruch des Vampirs nicht weiter und ergänzte "Als Erstes sollten wir abwarten bis Banihall Verbindung mit uns aufnimmt.", sagte Leo.
"Und dann?", fragte der Abteilungsleiter von R.U.M., um zu sehen, welchen Lösungsansatz die Rekruten aufzeigten.
"Wir sollten ihm eine Falle stellen!", platzte Rob heraus.
"Gute Ansätze! Aber ihr seid hier um zu lernen, deshalb sage ich euch, wie wir es machen werden. Wir warten nicht, bis der Mörder die Initiative ergreift, sondern tun es selber! Wenn wir die Hände in den Schoss legen und den Killer das Vorgehen überlassen, dann haben wir verloren!", referierte Humph, ganz in seinem Element.
"Mir fällt da noch was ein, Sir!" Robin erhob sich aufgeregt aus dem Sessel. "Den toten Igors fehlte doch allen der Kopf, oder?"
"Ja, das ist eine Tatsache!", sagte Leo und in seiner Stimme Schwang ein wenig Ironie mit.
"Und mir fällt gerade ein, was ich in diesem 'Geisterhaus' gerochen habe!"
"Picardo! Kommen Sie auf den Punkt, wir haben nicht Ewigkeiten Zeit ihren kriminalistischen Ergüssen zu horchen!", brummte MeckDwarf ungeduldig.
"Formalin!", sagte Robs mit einem triumphierenden Grinsen in seinem bartstoppeligem Gesicht.
Robin kannte den Geruch von Formalin nur zu gut.
Ja, man konnte durchaus sagen, dass er den Geruch hasste. Während seiner Ausbildung bei seinem Vater, hatte er immer die unseelige Aufgabe, 'interessante Lehrobjekte' die sein Vater aus Patienten geschnitten hatte, in gerade dieser stinkenden Flüssigkeit einzulegen und für die Nachwelt haltbar zu machen.
"Formalin!?", wiederholten die beiden Zuhörer ohne den verwundenen Gedankengängen des Wächternovizen folgen zu können.
"Ja genau! Ich habe Formalin gerochen und ein wenig Spiritus, wenn ich mich recht entsinne."
"ROBIN!", entfuhr es einem inzwischen leicht genervten Leopold von Leermach.
"OK! OK! Ich meine nur..... fehlende Köpfe müssen doch konserviert werden. Eine solche Konservation wird mittels Formalin gemacht! Ich denke, das 'Gruselkabinett' unseres Herrn Schlecktors befindet sich im Keller des Hauses, in dessen Vorgarten ich den kopflosen Igor ausbuddelte. Weiterhin bin ich mir sicher, dass wir dort auch nefer finden werden!", triumphierte Robs.
"Hm ...., sehr gut Picardo! An dieser Analyse ist was dran!", erwiderte Humph MeckDwarf "Ich glaube es ist jetzt an der Zeit den Kommandeur zu unterrichten und ein F.R.O.G.-Team zu alarmieren."
MeckDwarf begab sich hinter seinen Schreibtisch und verfasste zwei kurze Notizen. Die Pergamente übergab er einem kleinem Dämonen, der verärgert aus einer durchsichtigen Röhre schaute.
"Die eine zum Kommandeur und die andere zu Leutnant Knurblich!", bestimmte Humph.
Mit missmutigem Gesichtsausdruck übernahm der kleiner Rohrpostüberbringer die Nachrichten und verabschiedete sich, mit einem unverständlichem, aber definitiv unflätigen Wort. Robin konnte schwören, dass der Daemon beim Betreten des Rohrpostsystems, ihnen noch seine kleine Zunge rausstreckte.
"Und wir gehen jetzt runter in die Eingangshalle des Wachhauses und bauen dort die Einsatzzentrale auf. Besorgt ihr schon mal ein Kartenbrett und einen Bauplan des fraglichen Gebäudes! Ich kümmere mich derweil um den Kaffee. Stellt genügend Stühle für ein Briefing auf und stellt Euch ebenfalls auf kurze Lagevorträge ein!", kommandierte Humph MeckDwarf.
"JAWOHL, Sir!", erklang es gleichzeitig aus den Mündern der Rekruten.

***


"Ein Mumienschädel fehlt mir noch in meiner Sammlung!"
"Hmpff...."
"Ich weiß gar nicht, warum ich mich immer nur auf diese abartigen Igors konzentriere!", zischte Banihall.
"...Hmmmmpf...."
"Du bist ja ein richtiges kleines Wildpferd, meine Liebe! Ich bin mir sicher, dass du ruhiger wirst, wenn ich mit meiner Spezialbehandlung an dir fertig bin!"

Angstvoll weiteten sich die Augen der Mumie, als sich eine behandschuhte Faust ihrem Gesicht näherte. Die Faust wäre für nefer nicht das größte Problem gewesen. Wesentlich mehr Sorgen bereitete ihr, dass im Kerzenlicht bläulich blitzende Skalpell in gerade dieser Hand.

"Mal sehen, was ich an Verschönerungen an dir vornehmen kann! Wuahahahahaha!
Banihall malte sich gedanklich aus, wie schön sich der haltbargemachte Mumienkopf auf dem Regal neben seinen anderen 'Errungenschaften' machen würde.
Jaaaa, er war der Meister der Angst und des Entsetzens. [7a]

***


"Ruhe bitte! .......RUHE sagte ich!", rief MeckDwarf in den vollen Eingangsraum des Wachhauses.
Inzwischen hatten sich ein F.R.O.G.-Einsatzteam, deren Abteilungsleiterin und Kommandeur Rince eingefunden.
Alle fanden so langsam ihren Platz und horchten nun aufmerksam den Ausführungen des Abteilungsleiters von R.U.M. zu.
"Meine Damen und Herren, verehrter Kommandeur! Ich beginne mit meinen Ausführungen. Rekrutin Nefer-pa-isis, eine zur Zeit zu R.U.M. abgestellte Rekrutin, wurde von einem gewissen Banihall gekidnappt. Der Haken an der Sache ist aber nicht nur die Entführung, sondern dass unser Kidnapper anscheinend die Köpfe seiner Opfer 'sammelt'! Bei seinen Opfern, wir haben bisher zwei, handelte es sich ausnahmslos um Igors!"
"Ieek!", tönte es von einem Stuhl, an dem ein weiblicher Igor mit Sanitätstasche saß.
"...Ähm... Weiter im Text: Wir vermuten den Mörder in diesem Haus.", MeckDwarf drehte sich zu dem eilig aufgestellten Kartenbrett und deutete mit seinem Stift auf die ebenso schnell besorgte Blaupause des Gebäudes. "Weitere Ausführungen über die Fakten des Falles werden Sie jetzt von den ebenfalls zu R.U.M. abgestellten Rekruten Leermach und Picardo hören. Robin, Sie beginnen!"
"Sir! Also.....", Robin stockte kurz. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und begann mit zitternder Stimme seinen Ausführungen. "Wir haben bis jetzt zwei Drohbriefe von dem Täter erhalten."
"Die Analysen von S.U.S.I. sagen aus, dass beide mit Blut geschrieben wurden.", ergänzte von Leermach.
"Der Erste war eine Drohung, die an mich gerichtet war. Wir vermuten, dass es dem Täter doch nicht so recht war, dass ich ihn in der Nacht des ersten Mordes gesehen habe."
"Der Zweite, war sozusagen, dass Bekennerschreiben zur Entführung von nef.... entschuldigung, Rekrutin nefer-pa-isis. Hierin fordert er Robins Leben gegen ihres!", hakte der Vampir ein.
"Das bringt mich zu einem weiteren Punkt meiner Ausführungen, die folgendermaßen lauten: Meiner Einschätzung nach werden wir nicht darum herum können, mich als Lockvogel einzusetzen... wozu ich natürlich selbstverständlich bereit bin." Robin war froh, diesen Auftritt hinter sich zu haben und hoffte, genügend heroisch gewirkt zu haben.
Er machte sich ohne Zweifel Sorgen um seine, inzwischen liebgewonnene Kameradin und Freundin, wollte aber auch nicht wie ein kompletter Idiot vor dem Kommandeur dastehen.
Die Rekruten hatten ihren Auftritt, so gut es in der kurzen Zeit ging, eingeübt und mit MeckDwarf besprochen.
"Wir vermuten die Leichenteile und nefer im Keller des Anwesens! Rekrut Picardo fiel ein starker Formalingeruch auf, als er sich im Haus aufhielt, der aus einem Loch aus dem Boden drang. Der Haken bei der Sache war nur, dass Robin keinen Kellereingang im oder am Haus ausfindig machen konnte.", endete der Hasensauger.
"Hmm, das ist wohl der Grund dafür, warum Humph die Anwesenheit der F.R.O.G.- Truppe von Nöten hielt.", ergänzte nun Leutnant Knurblich, die Abteilungsleiterin von FROG. " Ohne einen Späher, der den Eingang zum Keller findet und Triffinsziele, die die Ausgänge überwachen, wäre diese Mission von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Zusätzlich würde auch ein M.U.T.- Schütze am Haupteingang des Gebäudes meiner Ansicht nach nicht schaden!", und ergänzte Ihre Ausführungen: "Ich denke, dass Schnelligkeit und Initiative die Schlagworte für diesen Auftrag sind. Schnell müssen wir bei der Feinausarbeitung des Zugriffplans sein, und wir sind genötigt, als erste die Initiative ergreifen, um nefer und Robin heil aus dieser Geschichte zu holen.
Man konnte deutlich erkennen, dass die kleine Gnomin völlig in ihrem Element war und eine Menge von ihrem Tschob verstand.

Gemurmel erhob sich im Saal. Kommandeur Rince nickt zustimmend als er alles hörte.

Angestrengt nachdenkend und mit einer Hand das Kinn reibend besah sich der Schäffin der FROG's die Blaupause.
"Die Einzelheiten sind zwar noch nicht ausgegoren, aber ich und mein Truppführer zerbrechen uns über den Rest noch unsere Köpfe.
"Picardo?", fragte der Humph Meck Dwarf, "Sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie den Lockvogel spielen wollen?"
"Sör! Nefer würde dasselbe für mich tun, Sör! Das ist Ehrensache!", endete der Rekrut, aber innerlich nagte der Zweifel an ihm, der sich wie ungebetener Schädling über den Wintervorrat einer armen Bauernfamilie machte.

***Leo***


Malachit hob langsam den Kopf, ein wenig sah es so aus als hätte er auf Grund des Gewichtes wirklich Probleme dies zu tun, aber es war normal.
"Ma'am, wann es losgehen?", fragte er langsam mit tiefer grummeliger Stimme.
Venezia warf noch einen letzten Blick auf die Karte und stemmte dann die Hände in die Hüften.
"Hm, also wenn keiner mehr Fragen hat, halte ich es für sinnvoll wenn wir FROGs uns auf dem Weg absprechen. Die Vorgehensweise wird sicher so ähnlich sein wie immer.
Zaddam, Malachit, Rogi, Kanndra und Araghast, ihr seid im Team.
Der Rest passt auf das Büro auf und kümmert sich um andere Sachen!"

Ein kollektives: "JAWOHL MA'AM!" wurde kund getan und Stühle quietschend nach hinten geschoben.
Malachit hatte ein leichtes Grinsen auf den steinigen Lippen.
"Ich M.U.T. holen ja, Veni?"
Die Wergnomin nickte.

Nach einer kurzen Zeit der Ausrüstungskontrolle und Aufrüstung standen alle wieder im Vorraum der Wache.

"Glaube solange nicht benutzt wurden. Endlich wieder nutzen ich.", gab der Troll mit einem noch breiterem Grinsen bekannt.

Venezia rieb sich das Kinn.
"Ja also wenn alle fertig sind dann....geht’s los würd ich sagen! Los, ihr beiden, zeigt uns den Weg!", sprach sie die beiden Rekruten an, welche sich schnell daran machten, der Aufforderung der Gnomin nachzukommen.

***


Auf dem Weg durch die Stadt sahnte der Trupp von Wächtern oftmals komische Blicke ab.
Leopold betrachtete stetig die M.U.T. Malachits.
Zaddam Boschnigg wirkte angespannt, er hatte gerade eine kleinere Diskussion mit seinem Zieldämonen hinter sich, welcher sich darüber aufgeregt hatte das der Triffinsziel ihn geweckt hatte.
Venezia Knurblich, band die Haarbänder fester und schnürte die Uniform.
Rogi, war damit beschäftigt, sich den Darminhalt ihrer Taube von der Schulter zu wischen, um kein als zu schlechtes Bild abzugeben.
Kanndra, hatte sich etwas von der Gruppe entfernt und schaute sich in der Umgebung um.
Araghast, ...pfiff ein fröhliches Lied.
Und Robin - Robin hatte die Hosen gestrichen voll.

***


"D...d..da ist es Ma'am!" stotterte Robin als die Mannschaft vorm Haus stand.
Venezia Knurblich rieb sich erneut das Kinn.
"Am besten ist es, wenn Kann..."
"Ich bin auf dem Weg!"
"Äh ok alles klar."

Kanndra schlich durch die Haupttür des Hauses, die einen kleinen Spalt offen stand.
Das Haus war innen dunkel und kein Geräusch war zu hören.
Kanndra betrachtete die Wände und Böden sehr genau.
Nach wenigen Minuten lautlosem Rumgesuche nickte sie einmal zu sich selbst und machte sich auf den Weg in den Garten.


***


"Ma'am? Alles klar, ich habe zwei Eingänge gefunden, durch die wir von zwei Seiten aus Eindringen können.
Es handelt sich um eine kleine, versteckte Klappe, im Boden des Flures im Erdgeschoss und um eine lose Steinplatte im Garten."
"Sehr schön!", kommentierte Venezia.
"Ich mich stellen in Garten und drücken ab, wenn Bösewicht kommen raus?, freute sich Malachit.
"Ich werde durch den Hintereingang im Garten, gehen und mich von hinten anschleichen.
Ihr müsst ihn dazu bringen, sich nicht zu nah an der Geisel zu bewegen.", äußerte Zaddam, der Triffinsziel.
"Gut, gut. Kanndra. Du gehst hinter dem Rekruten hinterher. Rogi, Araghast, Leopold ihr bleibt bei mir. Wir warten mit Mala draußen."
Wiedereinmal war ein gemeinschaftliches "Jawohl Ma'am!", zu vernehmen.

***


Robin atmete tief ein, bevor er die Klinke der Tür ergriff.
Er öffnete sie, ging ein paar Schritte rein und...
"ICH BIN DA DU MISSGEBURT, HOL MICH, WENN DU MICH WILLST!"
Er hatte selbst nicht damit gerechnet, dass er fähig war, so etwas in diesem Tonfall zu sagen.
Kanndra stand mit einem etwas erschrockenen Gesichtsausdruck hinter ihm.
Dann schüttelte sie den Kopf und schlich sich an Robin vorbei.
Ein Rumpeln und Scheppern war von unten zu hören.
"Äh warte kurz, Wächterlein!"
RUMPEL SCHEPPER
"So kleinen Moment noch!"
KNIRSCH, KNACK, KICHER
Robin hockte vor dem kleinen Loch, durch das er den Geruch wahrnahm und schaute runter.
Unten stand eine in einem schwarzen Frack gekleidete, ihm bekannte Gestalt und sortierte einige Dinge umher.
Dann zog er einen Hebel.
Robin dachte nach...zu langsam...er fiel!

***


Als Robin die Augen wieder aufschlug stellte er fest, dass er nicht lang ohnmächtig gewesen sein konnte.
Banihall ging langsam auf ihn zu.
In seiner Hand befand sich ein langes Messer, welches vor kurzem wohl noch in Gebrauch war.
Blut tropfte zähflüssig von der Klinge.
Er stach zu.
Daneben!
Robin rollte sich zur Seite und ergriff den Arm des Vampirs!
Er schmiss ihn über seine Schulter und ein ungesundes Knacken aus der Richtung der Schulter des Vampirs war zu vernehmen.
Zaddam saß angespannt auf einem kleinen Sims und zielte.
Wenn er jetzt schießen würde, könnte er trotz seines ausgezeichneten Dämons nicht sicher sein, den Vampir und nicht Robin zu treffen.
Seine Augen waren überanstrengt und brannten.
Robin rang mit dem Vampir und unterlag.
Wenige Zentimeter fehlten noch zwischen den Zähnen Banihalls und Robins Kehle.
Robin spürte den kalten Atem aus dem Hals den Vampirs.
Kanndra sprang aus dem Flur herunter und lief auf die beiden Kämpfenden zu.
Der Boden des Raumes war nass und dreckig und die Kleider der Kämpfenden waren mittlerweile völlig durchnässt.
Robin drückte mit letzten Kraft den Oberkörper des Blutsaugers nach oben.
Zaddam schoss.
Wen würde der Pfeil treffen?
Kanndra, die gerade auf dem Weg gewesen war dem Rekruten zu helfen?
Robin, der vollkommen erschöpft auf dem Boden lag?
Oder Banihall, dessen Oberkörper sich nun langsam wieder zu Robin herabsenkte?
Wie in Zeitlupe bohrte sich der Pfeil durch die stickige Luft im Raum.
Und fand sein Ziel.
Banihall schrie auf.
AAAAAAAAAAAARGH!!!
Der Pfeil hatte ihm im Oberkörper getroffen und sich tief in sein untotes Fleisch gebohrt.
Der Druck auf Robins Arme wurde schwächer und verging ganz, als Banihall sich in eine Fledermaus verwandelte.
Robin erhob sich so schnell er konnte und ging zur ohnmächtigen nefer.
Banihall flatterte in Richtung Hinterausgang, so wie es geplant war.
Zaddam ließ das kleine, schwarze Tier mit einem Grinsen auf den Lippen an sich vorbeifliegen.

***


Mala unterhielt sich draußen mit Leopold.
"Weißt du Veni sagt ...das Glauben versetzen Berge!", waren seine letzten Worte bevor Veni etwas kreischte was so klang wie "MALA SCHIEß!"
Leopold erschreckte sich so, dass es für ihn nur noch eines zu tun gab:
AAAAIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEHHHHHHHHHh
Und wie das bei einer Kettenreaktion nun einmal so ist, erschreckte sich Mala nun auch.
Uhhhhhhhhhhhhhhhhh
Und drückte aus Versehen ab.
"Huch!"

Der M.U.T. Bolzen flog mit rasender Geschwindigkeit auf den Eingang zu.

Banihall freute sich, trotz blutender Wunde über die gelungene Flucht.

Dann sah er den Bolzen und ein leises, auf Fledermäusisch gesprochenes "Ach du ..." war zu hören.

BATSCH!

Der Bolzen, schlug in die Wand und der Staub des Vampirs rieselte zu Boden.

"Veni, Malachit haben Mist gebaut!" sagte der Troll mit gesenktem Kopf und grummeliger Stimme.
"NEIN! Im Gegenteil, du hast ihn gefasst!", freute sich die Wergnomin.
"Mala haben gefasst?", hinterfragte der Troll die Freude.
Venezia hüpfte fröhlich und sammelte dann den Staub auf.

Alle waren nun wieder Draußen, bis auf zwei...
Robin trat aus dem Ausgang, mit einer leblos scheinenden Mumie, auf dem Arm.
"NEFER!", entkam es Leopold erschrocken.
"Es ist okay sie ist nur ...ohnmächtig!"
"Rogi?", kam ein mit einem fragendem Hinterton unterlegter Befehl von Venezia.
"Jaa, Ma'am! Wird gemacht!"
Rogi nahm ihre Tasche und packte verschiedene Gerätschaften aus.
"Hm es scheint...als bräuchte sie nur ein paar neue Binden und etwas Ruhe. Am Besten wird es sein, wenn ihr sie mit zur Wache nehmt und euch dort etwas um sie kümmert."
"Wenn sie wieder okay is dann bringt sie mal bei mir vorbei!", sagte Venezia mit einem breitem Grinsen auf den Lippen.
Araghast der zuvor jeden Schritt den, der Täter machen würde durchdacht hatte, stand neben dem Fläschchen mit Vampirasche.
"Ma'am, wäre es nicht ratsam ihn erst einmal zu vernehmen? Ich könnte das tun und ein Protokoll aufnehmen!"
Venezias Blick wanderte Prüfend an Araghast hoch.
"Na gut, sei jedoch vorsichtig, klar?"
"JA, MA'AM!"
Rogi verband nefer und schickte eine Taube vor die Wachkollegen über den Vorfall zu Informieren.
"FROGS?... Ab in das Hauptquartier!", befahl Venezia.
"Ihr zwei...drei...kommt zurecht?", fragte sie dann die Rekruten.
"JA, MA'AM! DANKE, MA'AM!" sangen Robin und Leopold.

***


Der bösartige Vampir wurde für alle Ewigkeiten in die Hallen des Patrizier Palastes in eine Flasche gesperrt.
Er hatte lange, lange Zeit um verschiedene Flüche auszusprechen.
Vielleicht würden sie eines Tages ihr Ziel treffen.

Robin und Leopold pflegten nefer gesund.

F.R.O.G. durfte sich erneut über einen erfolgreichen Einsatz freuen.

Malachit durfte Glauben einsetzen und hatte großen Erfolg.

Zaddams Zieldämon durfte sich einen Tag Urlaub nehmen.

Araghast vernahm Banihall, welcher jedoch nichts zu sagen hatte (Außer Flüche).

Rogi kämpfte mit viel Tauben...na ihr wisst schon... auf der Uniform.

Kanndra hatte sich bei diesem mutigen Sprung, (welcher ihr später noch gedankt wurde) das Bein verstaucht und durfte sich somit eine Woche am Schreibtisch ausruhen.

Manche Menschen die es des nachts wagten, an der alten Villa vorrüber zu gehen, berichteten von Geräuschen die klangen wie ein seeeehr hungriges Baby.
Als die Wache ein weiteres mal zu einem Einsatz wegen ein paar Hausbesetzer gerufen wurde, welche sich in der alten Villa verschanzt hatten, entdeckten sie nur noch eine kleine Decke und eine blutige Babyflasche.

Und wenn sie Heute nicht gestorben sind, dann tun sie` s vielleicht Morgen!
[1] jedenfalls für Lebende!

[2] in dieser Situation wäre auch ein Satz "Gibst du mir mal den Zucker rüber." oder "Was für ein schöner Tag" falsch gewesen. Manche Situation erfordern einfach diese Art der Stille. Die Stille begibt sich dabei auf einen Drahtseilakt zwischen Peinlichkeit und blanker Depression. Der geneigte Leser wird wissen, wann er sich in einer solchen Situation befindet und sollte auf keinen Fall versuchen die Stille künstlich zu unterbrechen. Vertraut mir, ich weiß wovon ich rede!

[3] In Ankh-Morpork lernte man immer schnell. Begriffsstutzigkeit führte in der Regel zu einem raschen Ableben.

[4] Der Betrachter dieser Szene kann natürlich nur hoffen, dass es sich hierbei auch wirklich um Tinte handelte

[5] Ja! Ein paar kriminalistische Grundsätze und Handlungsweisen werde den Rekruten in G.R.U.N.D. auch beigebracht

[6] Der seinen Namen aufgrund seines hohen Alkoholgehaltes verdiente

[7] Blöde Wortwahl bei einem Vampir

[7a] Und er hatte seiner Meinung nach eine der schönsten Kopfsammlungen auf der Scheibenwelt




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