Unser Mann in 4711

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von Hauptgefreiter Cim Bürstenkinn (SEALS), W Fakim el Serif (GRUND)
Online seit 08. 06. 2002
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 Außerdem kommen vor: Humph MeckDwarfRinceDaemon LlanddcairfynAtera

Antike Religionen geben sich ein Stelldichein, und Freunde werden zu Verrätern.

Dafür vergebene Note: 12


---CIM---

Freiherr Erich Lordners Hand verkrampfte sich zur Faust, und verwandelte den Brief, den er eben gelesen hatte zu einem Papierball. Alles war nun in Gefahr, seine Familie, sein Vermögen, und natürlich sein Leben. Er wusste, dass diese Leute keine leeren Drohungen von sich gaben; wusste von anderen, die geglaubt hatten, sie könnten ihrer Bestrafung entgehen, und nun sanft am Boden des Ankhs vor sich hin moderten.
Vielleicht war das die einfachste Möglichkeit? Ein Ausweg? Er hatte alles notwendige zu Hause. Ein kleines Fläschchen Zaunrübenextrakt würde ihn binnen 3 Stunden töten, und ein paar zerriebene Samen des Bilsenkrautes würden den ganzen Prozess noch dazu mit hübschen Visionen verschönern.
Leider hatte er eine Verantwortung gegenüber seiner Familie, und an der würde sich das Korps schadlos halten, sollte er überraschend aus dem Leben scheiden. Sein Sohn war immer noch abgängig, und er wagte sich gar nicht auszumalen was mit ihm passiert war.
Egal welche Konsequenzen es haben mochte, er musste es tun!
"Ähäm." Josef der alte Diener der Lordners räusperte sich diskret, um die Aufmerksamkeit seines Herrn auf sich zu ziehen.
"Was gibt's, Josef? Sagte ich nicht, dass ich nicht gestört werden will?", Lordner fuhr herum, und sah seinen Butler entnervt an.
"Gewiss, Sir! Ich erachte es nur als meine Pflicht Sie daran zu erinnern, dass der Lebensgefährte Ihrer Tochter einen Termin hat, und seit ungefähr 51 Minuten und 35 Sekunden in der Bibliothek auf und abgeht. Ich fürchte, der Marmor könnte auf Dauer unter seinen rohen Stiefeln Schaden nehmen."
Auch das noch. Als hätte er nicht genug Probleme, bildet sich seine Tochter auch noch ein, sie müsse eine Beziehung mit einem Wächter beginnen. Einem hartnäckigen Wächter, wohlgemerkt, denn Lordner hatte sich seit Wochen geweigert ihn alleine zu empfangen.
Es reichten schon die familiären Anlässe, bei denen sein Kind darauf bestand diesen Kerl mitzunehmen. Schon wollte er ihn wegschicken lassen, als sein Blick auf das Stück Papier in seinen Händen fiel.
War es möglich? Vielleicht konnte er ein Problem lösen. Vielleicht war die Wache doch nicht so unnütz, wie ... aber nein.
Der Zorn des Korps würde mindestens auf seine Tochter zurückfallen.
"Danke, Josef! Ich gehe schon zu ihm!" Der Alte verbeugte sich, und verließ das Zimmer, knapp gefolgt von Lordner.
Seine Tochter hatte in der Auswahl ihrer Männer leider einen etwas seltsamen Geschmack.
Die kriminelle Veranlagung ihres Ersten führte dazu, dass ein paar eifrige Skorpione sie zur Witwe gemacht hatten, nachdem klar wurde, dass er an einem Racheakt gegen Vetinari beteiligt gewesen war (siehe "Timara").
In Folge warf sie sich sofort in die Arme des Wächters, der ihren Mann Tost dingfest gemacht hatte. Wenn er an die Blicke der anderen Adeligen der Stadt dachte, an das Gerede und den versteckten Spott, wurde Lordner immer übel. Einzig die Lanfears, selbst mit einer Tochter geschlagen, die ihre Zukunft im Dienste der Stadt sah, war es nicht zum Scherzen zumute.
Durch die offene Bibliothekstür sah er ihn auf und abgehen. Sein dunkler Teint verriet seine Herkunft, seine breiten Hände wiesen darauf hin, dass sie zum Führen eines Pfluges geschaffen waren.
"Verehrter Herr Lordner! Sir! Nein, das ist Quatsch..", schien er sich auf das kommende Gespräch vorzubereiten, und Lordner hätte beinahe lachen müssen, wäre ihm die ganze Angelegenheit nicht dermaßen zuwider.
"Sehr verehrter Schwiegervater in spe! Ob das zu aufdringlich ist?", führte der Kerl seinen Monolog fort, und das Wort "Schwiegervater" wühlte etwas in Lordner auf, das ihn aus der Beobachterrolle riss.
"BÜRSTENKINN!"
Der junge Mann fuhr herum, und sah aus als hätte er heimlich in den Boudoir-Aufzeichnungen von Frau Lordner gestöbert.
"Sir! Es ist.."
"DU KANNST DIR ALL DAS SPAREN, UND ICH MÖCHTE DICH EXPLIZIT DAVOR WARNEN MICH SCHWIEGERVATER IN SPE ZU NENNEN! IST DAS KLAR?"
Lordner hatte ob dieser Frechheit einen hochroten Kopf, und funkelte Bürstenkinn, der gerade 10 Zentimeter kleiner geworden war, zornig an.
"Aber Sir! Ich liebe Ihre Tochter, und sie .."
"..WIRD HOFFENTLICH NOCH IRGENDWANN VERNÜNFTIG WERDEN, UND SICH EINEN STANDESGEMÄSSEN BRÄUTIGAM SUCHEN."
Der Papierfetzen in Lordners Hand war einem Druck ausgesetzt, der gute Chancen auf eine Karbonisation eingeräumt hätte, wäre er nicht vor der Vollendung des Prozesses achtlos zu Boden geworfen worden.
Nun war es an Lordner, mit gegeneinander gespreizten Fingern, in der Bibliothek auf und ab zu gehen.
"Hör mir zu, Bürstenkinn. Ich glaube ja, dass Du ein guter Junge bist, und ein Mädchen Deines Standes durchaus glücklich machen kannst. Wieso suchst Du Dir nicht eine nette Kellnerin, oder eine Magd – einfach jemand der auf Deinem Niveau steht, und gründest mit ihr eine Familie? Timara ist ein anderes Leben, und eine andere Gesellschaft gewohnt, und ich hätte auch gerne, dass es so bleibt. Darüber hinaus, wäre ich Dir dankbar, wenn Du kommenden Freitag dem Geburtstagfest meines Sohnes fern bleiben könntest. Wir konnten einige höher stehende Persönlichkeiten für das Fest gewinnen, und ich würde eine Blamage gern vermeiden."
Cims Hände zitterten, er kämpfte mit jeder Faser seines Körpers gegen die Verwandlung. Er spürte wie der Berserker in ihm danach schrie, seine Hände in das Blut dieses alten Holzkopfes zu tauchen, und danach gierte, seine Hände durch die alten Eingeweide hindurch um dessen Wirbelsäule zu schließen und zuzudrücken.
Mühsam verkrampften sich seine Hände ineinander, als wolle jede die andere davon abhalten, den Vater der Geliebten für seine Worte zu entleiben.
"Ich gehe jetzt wohl besser, Sir!", presste er mühsam zwischen den Zähnen hervor, und spürte wie der Druck langsam nachließ.
"Da bin ich ausnahmsweise mal Deiner Meinung, Bürstenkinn. Lebe wohl, aber wenn es geht außerhalb meines Blickfeldes!"
Cim wollte ohne ein weiteres Wort gehen, sah seine am Boden liegende Vorbereitung für dieses Gespräch und hob sie auf. Als er bei Lordner vorbeikam, sah er ihm dennoch tief in die Augen, und sprach langsam und ruhig:
"Sir, ihr habt mich auf eine harte Probe gestellt, und beinahe wäre ich daran gescheitert. Vergesst dennoch bei anderen Leuten nicht, dass die Hände von einfachen Leuten, ein edles Leben im Affekt sehr schnell beenden können, wenn die hochwohlgeborene Zunge sich nicht im Zaum hält!"
"Willst Du mir drohen, Bürstenkinn?" kam es verächtlich, wenngleich nicht ganz überzeugend über die dünnen Lippen des Adeligen.
"Guten Tag, Sir!", entgegnete Cim, und verließ das Anwesen.
"Das wird ein Nachspiel haben!", rief ihm Lordner nach, doch auch er wusste, dass er es dieses mal ziemlich übertrieben hatte.

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Rince stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen vor dem Patrizier, und war in den Endzügen seiner kurzen Ansprache: "...und deshalb bitte ich Dich um die Mittel, um eine erweiterte Ausbildung, und mehr Personal in der Stadtwache möglich zu machen. Sir, meinte ich."
Vetinari sah kopfschüttelnd auf die Zahlen vor sich, antwortete ohne Rince anzusehen.
"Mein guter Mann, wir stecken ungeheure Mittel in die Ausbildung von Rekruten, die es sich dann doch anders überlegen. Wir zahlen Informanten für nutzloses Wissen Unsummen, und die laufenden Kosten für das bestehende Wachpersonal wachsen in uferlose Höhen."
Er stand auf und fixierte ihn, mit leicht verärgertem Blick.
"Hier muß eine Trendwende einkehren. Bis auf weiteres gibt es einen Aufnahmestop in der Stadtwache. Überleg Dir weiter ein paar Leute in die Frühpension zu schicken, und jene die überhaupt keine Leistung bringen zu entlassen. Du wirst sehen, wie viel Geld uns dann übrig bleibt."
"Sir!", sagte Rince steif und mit geröteten Ohren.
"Achja, noch was", Vetinari fischte ein Schreiben von seinem Schreibtisch, "Ridcully hat mich gebeten für die Ehren- und Schutzgarde der klatschianischen Delegation die übermorgen kommt, zu sorgen. Das tue ich hiermit. Ich nehme an, das ist ein Fall für die FROGS! Aber jetzt möchte ich Dich nicht weiter aufhalten. Guten Tag, und ich höre von Dir!"
"Sir!", Rince drehte sich um und warf die Tür laut und vernehmlich ins Schloß.
"Hat sich was mit den FROGS. Du kriegst Rekruten, und sonst niemanden!", knirschte er und sah den ihm entgegen kommenden Drumknott wütend an.

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"Du verdammter, elendiger, hoffnungsloser Vollidiot!", schimpfte Cim laut, als er auf dem Weg zurück zur Stadt war. "Schwiegervater in spe! Ha! Eher fließt der Ankh in die andere Richtung, bevor das noch mal über meine Lippen kommt! Los reite weiter, verdammte Mähre!"
Jähzornig trieb er seinem Pferd die Fersen in die Flanken, und als er sich bei der sinnlosen Bestrafung des treuen Tieres ertappte wandelte sich seine Wut in Hoffnungslosigkeit.
Wie sollte er das jemals Timara beibringen? Konnte er von ihr verlangen sich zwischen Familie und ihm zu entscheiden? Und wenn – wie würde diese Entscheidung ausfallen?
Zwei Rekruten die Cim nicht kannte hielten am Deosil-Tor Wache, und begannen ordnungsgemäß und mit zackigem Gruß mit ihrer Meldung. "Keine besonderen Vorkommnisse, Sir", doch Cim winkte müde ab, und ritt weiter zum Pseudopolisplatz.

Ohne Gruß ging Cim am Tresen vorbei, und würdigte den dort sitzenden Wächter gerade mal eines knappen Blickes. Bei der Stiege drehte er sich um, und rieb sich die Augen.
"Daemon?"
"Solltest Du irrtümlicher Weise der Meinung sein, jetzt wäre ein Witz angebracht, könnte es sein, dass meine Rache furchtbar ausfällt."
"Oh werter Oberleutnant! Niemals würde es mir in den Sinn kommen, den Wächter zu verspotten, der die wichtige Aufgabe des Tresendienstes wahrnimmt. War SIE schon da heute?"
"Jep. Zweimal. Bisher hatte ich aber Glück, weil sie nur Anzeigen erstatten wollte, und kein Lokalaugenschein notwendig war! Das habe ich alles Mückensturm zu verdanken. Mein geliebter Abteilungsleiter hatte die kreative Idee, dass die Offiziere den anderen Wächtern als Beispiel vorangehen, und freiwillig Tresen schieben sollten. Er hat mich gleich als ersten [1] freiwillig gemeldet. Ich darf gar nicht daran denken, welche Auswirkung das auf meinen laufenden Fall hat.. "
Cim kämpfte dagegen an, konnte es aber nichts mehr unterdrücken.
"Rince sagte mal, dass jeder Wächter nach seinen Fähigkeiten eingesetzt wird. Wann sagtest Du, hast Du Torwache? Du weißt schon, die Stadt vor eindringenden Wildschweinen bewachen und ..." Daemon holte mit seiner liebsten Kaffeetasse aus, und überschüttete sich mit der braunen Brühe. Sicherheitshalber rannte Cim die Stufen zu seinem Büro nach oben, und warf die Tür hinter sich zu. Unten brüllte ein sehr erboster Olt. irgendwelche Befehle, die Cim selbst beim besten Willen ( den er nicht hatte) nicht verstehen konnte.
Er stand vor dem Wandspiegel der von Zwergenhelmen, Schilden und Äxten gesäumt war, und sah einen recht zerrütteten Hauptgefreiten, der froh war, dass seine 12-Stunden-Schicht jetzt begann, und er nicht nach Hause musste.

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"Na ihr kleinen hässlichen Scheisserchen!"
Ein hühnenhafter Mann mit tiefliegenden Augen und Händen wie Abort-Deckeln stocherte mit seinem Stock in einem sumpfigen Tümpel herum, und sah den schlängelnden Bewegungen darin gebannt zu. Rund um den Schlamm schien der Stein manchmal durchsichtig zu sein, und hin und wieder pressten sich Augen, oder Klauen dagegen, als wären sie im Boden der Höhle gefangen.
Ein zweiter Mann saß in der Höhle auf einem stuhlförmig gewachsenen Stein, sah seinem Kollegen gelangweilt zu und drehte an einer Zigarette.
"Du solltest sie nicht erschrecken, Jan. Die Tierchen sind soviel Zuwendung nicht gewöhnt!"
"Ha!", stieß der Hühne hervor, "Hast Du Dir die Viecher schon mal angesehen, Pete? Die scheinen nur aus Fängen und Klauen zu bestehen. Wenn hier wer erschrickt dann ich."
Pete überprüfte ein letztes Mal die Form seines Glimmstengels, und steckte ihn sich dann zufrieden in den Mund.
"Du wirst schon wissen was Du tust. Dein Vorgänger dachte übrigens auch, er könnte mit den Nerokins herumalbern!" Er zündete sich ein Streichholz an seiner Fußsohle an, und saugte den blauen Rauch gierig in seine Lungen.
"Und was ist mit ihm geschehen?", fragte Jan, der nun ein seltsames Gefühl bekam und Pete aufmerksam ansah.
"Weißt Du, eigentlich sind wir nicht hier, damit niemand den Monstern was antut. Vielmehr ist es unsere Aufgabe zu verhindern, dass sie sich überfressen. Sie reagieren sehr empfindlich auf Berührungen und auf Körperwärme, und sie haben eine Reihe von seltsamen..."
Plötzlich schien das Wasser zu kochen, ein Strudel bildete sich, und Jan wurde blitzschnell von einem Tentakel in den gebildeten Strudel gezogen. Gleich darauf war das Wasser wieder ruhig.
"..Fertigkeiten! Aber ich nehme an, das weißt Du mittlerweile schon besser!"
Ein einzelner Tentakel mit einem einzelnen Auge und einem hässlichen vor Schlamm triefenden Maul voller spitzer Zähne ragte aus dem Schlamm.
"Du solltest Dir Gedanken machen, ob Du bei der Weitergabe von wichtigen Informationen wirklich den richtigen Zeitpunkt erwischst!", kam Jans Stimme zum letzten mal, und dann versank der Tentakel wieder im Schlamm. Breit grinsend schnippte Pete seine Kippe in den Schlamm, und sah zu wie sie weggeschnappt wurde.
"Wo ist Jan?"
Wurde direkt in sein rechtes Ohr geflüstert, ohne dass Pete auch nur einen Schritt gehört hätte.
Kurze Zeit später begann sein Herz wieder zu schlagen, und er konnte "Er...er hat es nicht geschafft." stammeln und auf den Schlamm zeigen.
Jan hasste den Agenten. Er mochte generell keine Klatschianer, aber der war nicht nur ekelig, sondern unheimlich.
"Es war ohnedies Essenszeit!", sagte der Mann trocken, mit einer Stimme die jeder Emotion beraubt war, und die harten Konsonanten extra betonte, während die Vokale viel zu kurz kamen.
"Sollte es noch ein Kollege von Dir "nicht schaffen", bist Du die nächste Mahlzeit. Das Verschwinden von zu vielen Söldnern weckt Misstrauen."
Er ging zum Schlamm, und als er die Hand hineinsteckte, stockte Pete erneut der Atem. Er sah zu wie langsam ein Tentakel am Arm empor kroch, und sich an das Ohr des Agenten saugte. Irgendeine Art von Kommunikation schien stattzufinden, denn er nickte regelmäßig, als würde er Anweisungen von der Kreatur bekommen.
Endlich löste sich der Tentakel wieder, und fiel mit lautem Platschen in den Schlamm zurück.
"In zwei Tagen ist es soweit!", sagte er und putzte sich mit einem Taschentuch den Schlamm aus dem Gesicht. "In etwa einer Stunde wird ein Ersatz für Jan da sein. Bereite alles vor, und mache keine Fehler mehr!"
"Und wie sollen wir die Nerokins in das Faß bekommen, Sir?", fragte Pete dem Blick des Agenten vorsichtshalber ausweichend.
Mit einem zutiefst spöttischen Blick bewies dieser nun, dass er ein Gesicht hatte, und keine Maske darüber. "Du kannst die Nerokins nirgendwo hinbekommen, wenn sie nicht wollen, und zufällig wollen sie in dieses Faß." Und mit einem Blick der unmöglich zu deuten war, aber Unheil versprach ging er mit "Wir sehen uns!" Eine Drohung wie Pete fand.
Mit zittrigen Fingern machte er sich wieder daran eine Zigarette zu drehen, und dachte zum ersten Mal in seinem Leben darüber nach einen wirklichen Job zu suchen. Er hielt sich an der Tatsache fest, dass er den Agenten nicht darauf aufmerksam gemacht hatte, dass seine Wache-Uniform ebenfalls völlig vom Schlamm verdreckt war.

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Cim saß am Steg des Geschichtenerzählers (siehe "Ideamon , Teil 2"), der nun seit einigen Monaten leer war. Gonzo hatte ihm einen jungen Rekruten mit dem schmeichelnden Namen Hüseyin el Katar für die Streife zugeteilt, der gelassen und konzentriert neben ihm herging. Cim weigerte sich trotz der knappen zwei Meter die der Rekrut in die Höhe ragte ihn so zu nennen, und verlieh ihm den Namen "Kat" (sein erster Einfall "Hussilein" war an 2 Meter hohen Drohgebärden gescheitert).
Eigentlich mochte der Hauptgefreite den dynamischen Neuzugang, allerdings war Gesellschaft Gift für seine aktuelle Stimmung. Kat spürte das offenbar, und bot an, die Runde getrennt zu gehen, und nun wartete Cim auf die Rückkehr seines Schützlings.
Gelangweilt suchte er in seinen Taschen nach Zigaretten, fand aber nur den Tabak der sich wohl auch kauen ließ, aber wenig erfreulich schmeckte.
Gerade bildete sich ein blumiges Schimpfwort auf seinen Lippen, als seine Finger das Papierknäuel fanden auf dem er seine "Ich halte um die Hand Ihrer Tochter an"-Rede notiert hatte. "Zumindest für etwas bist Du gut." beruhigte er den Zettel, glättete ihn ein wenig und riss ein Stück ab, das groß genug für eine Zigarette war.
Als er endlich rauchte, entfaltete er in einem Anflug von Selbstironie das Papier, und wollte schon "Sehr verehrter Schwiegervater in spe" lesen, als sich ihm ein gänzlich anderer Text darbot.


Geschätzter Freiherr Lordner!
Gewiss habt ihr die Verpflichtung die Ihr eingegangen seid nicht vergessen, und werdet bei der bevorstehenden Veranstaltung nicht zögern Eure Schuld zu begleichen.
Aus diesem Grund muss ich Euch auch nicht damit drohen, Eure Familie, die Freunde Eurer Familie, die Haustiere Eurer Familie und zuletzt Euch selber einem qualvollen Ende zuzuführen.
Es ist von immenser Wichtigkeit, dass das Faß mit dem klatschianischen Wein gegen eines ausgetauscht wird, dass Euch unsere Vertrauten geben werden. Je unauffälliger ihr den Austausch durchführt, desto besser für Euch.
Damit Ihr Euch über die Ernsthaftigkeit unseres Anliegens nicht hinwegtäuscht, haben wir Eurem Sohn ein wenig erläutert was die Konsequenzen einer Zuwiderhandlung sind.
Ich bin mir sicher Ihr werdet ihn bald finden.

In der Hoffnung die Bedeutsamkeit dieser Sache klar gemacht zu haben,
verbleibt für das Korps ...


Panisch dämpfte Cim die Zigarette aus, und entrollte das Papier wieder. Leider klebte der Name gerade irgendwo an einer Kapillare und bemühte sich die Funktion seiner Lunge zu stören. Einzig ein " el " war übrig geblieben, was auf einen klatschianischen Namen schließen ließ. Offenbar war sein Schwie.. der Vater von Timara in eine sehr ernste Sache verwickelt. Kein Wunder, dass er für sein Anliegen gerade kein offenes Ohr hatte.
"Hier bin ich wieder, Cim!", Kat war die Treppen von der Strasse auf die Anlegestelle herunter gesprungen, und hätte Cim beinahe in den Ankh befördert.
"Tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat, aber ich musste erst noch 3 Straftäter ins Gefängnis bringen."
Cim sah den Rekruten verblüfft an. "Und wen hast Du da inhaftiert?"
Etwas peinlich berührt kam "Tja, das werden sie uns hoffentlich selber sagen, wenn sie wieder aufwachen. Ihr wisst ja, ich bin leider etwas stürmisch im Kampf, und sie haben den Fehler gemacht sich nicht gleich zu ergeben."
Der SEALS-Wächter wollte sich wegen der näheren Details nicht aufhalten, und marschierte zielstrebig zum Pseudopolisplatz.
"Kat! Du beendest die Streife alleine. Ich muss ins Wachhaus und was nachsehen." Und mit einem kritischen Blick auf seine Rüstung : "Und wasch Dir den Dreck von der Uniform. Ein Wächter läuft nicht so rum. Nein, nicht mit Ankh-Wasser."
Es war an der Zeit etwas im Archiv nachzuschlagen.

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"8:00 Die Stadtwache empfängt die Klatschianische Delegation bei den Toren. Es folgt der Zug durch die Stadt, wobei darauf geachtet wurde, dass die Läden geschmückt, die Näherinnen in ihren Häusern sind. Die Diebes- und Assassinengilde bekommen für diesen Tag eine Ausgleichszahlung, und dürfen nur Unlizenzierte jagen.
9:00 Uhr offizielle Begrüßung der Klatschianischen Delegation in der Unsichtbaren Universität durch Sie.
9:15 ....Sir? "
Für Vetinari war dieses Thema weit mehr als ein einfacher Besuch des Magiereferenten in der UU. Warum gab es keinen offiziellen Besuch in seinem Palast? "Die Anwesenheit des Patriziers ist erwünscht!", stand da auf der Einladung. Diese Sandschlucker waren so freundlich ihn in seiner Stadt zu "erwünschen". Er war schon versucht gewesen, freundlich abzulehnen, aber Ridcully war wohl klar, dass ihm diese Vorgangsweise gegen den Strich ging, und hatte ihm den Agendavorschlag zur Abstimmung geschickt.
"Rede weiter! Ich war in Gedanken!"
Mit einem seltsamen Blick fuhr Drumknott fort:
"9:15 Ansprache des Erzkanzlers.
9:17 Ansprache des Klatschianischen Magiereferenten. Übergabe der Gastgeschenke
10:30 kurze Pause mit klatschianischen Odalisken-Tänzen
11:00 Kooperationen übers runde Meer, Vortrag des Prokuristen der Handelsgilde"
Vetinari war aufgestanden, und ging rund um den leicht nervös werdenden Sekretär. Etwas war hier faul, aber was? Sein Geheimdienst hatte nichts gemeldet. Seine Informanten wussten nichts. Offenbar war es wirklich ein Besuch im Dienste der Wissenschaft.
"11:30 Festmahl in .. Sir?"
Vetinari hatte sich umgedreht, und sah aus dem Fenster "Ich will Dich nicht länger aufhalten, Drumknott! Sicher hast Du viele wichtige Papiere zu ordnen."
"Sehr wohl, Sir!" Der Sekretär wusste wann sein Termin vorüber war. Deshalb war er auch immer noch Sekretär.


Cim stapfte die Stufen zum Archiv hinunter und trat die Tür auf.
Inmitten der Aktenberge, der Berichte von hunderten Fällen und Fällchen musste etwas über die Sache zu finden sein. Aber wo?
"Kann ich Dir helfen, Hauptgefreiter?", wurde er gefragt und fuhr herum. Hinter ihm stand Fakim, ein Dauerrekrut der seinen Dienst etwa mit ihm gemeinsam begonnen hatte, und offenbar keinen besonderen Ehrgeiz hatte. Dennoch bewies er eine auffällige Ausdauer, wenn es um das Archiv ging. Er verbrachte Wochen hier drinnen - wenn es dienstlich nicht möglich war, opferte er seine Freizeit.
"Bist Du eigentlich immer hier, Fakim?"
"Nein, Sir, Oberleutnant Gonzo meinte, ich solle mehr ermitteln und weniger hinter staubigen Akten hängen, und deshalb bin ich jetzt nur noch außer Dienst hier!"
"Hast Du in der letzten Zeit irgendwas über das "Korps" gelesen?", fragte Cim, der nicht näher auf das traurige Privatleben des Rekruten eingehen wollte.
"Korps? Hmmm, da war diese Sache in Quirm vor 2 Jahren, der Gefreite Vabii war aber offenbar nicht mehr in der Lage seinen Bericht zu beenden. Meinst Du das?"
Cim konnte nicht anders: "Hast Du Dich schon mal gefragt, ob die Wache wirklich das Richtige für Dich ist?"
Doch Fakim war ehrlich erstaunt "Nun Sir, sicher weißt Du, dass ich in anderen Verhältnissen geboren worden bin, aber ich finde das Leben als Wächter sehr erbaulich! Kann ich Dir sonst noch irgendwie helfen?"
Enttäuscht zog Cim wieder ab, wenn dieser Kerl nichts darüber wusste, dann gab es auch nichts zu wissen im Archiv.
Auf der Treppe begegnete er Sidney. "Hi Sid! Gratuliere zum Korporal! Heftig gefeiert?"
Wie zur Antwort rieb er sich mit der linken Hand am Hinterkopf. "Frag nicht. Was treibt Dich denn eigentlich in die Tiefen des Archivs? Ziehst Du wieder über die Berichte von Kollegen her?"
"Ach, ich war auf der Suche nach Hinweisen bezüglich einer Gruppe die sich "Korps" nennt, leider ergebnislos."
Das etwas verbraucht wirkende Gesicht mit den roten Augen und den dunklen Ringen darunter wurde kurzzeitig nachdenklich, verzog sich aber gleich wieder schmerzhaft.
"Ich bin leider nicht ganz Herr meiner Erinnerungen, aber ich könnte schwören, dass Daemon da was erwähnt hat. So und jetzt werd ich es mir auf ein paar Akten gemütlich machen, und nüchtern werden!"
Doch Cim war schon auf dem Weg in die Springstrasse.
Kurze Zeit später klopfte es an Daemons Büro, und nach einer knappen Aufforderung trat der Hauptgefreite ein.
Betretenes Schweigen bestimmte den Raum. Der Oberleutnant dürfte die Szene am Tresen wohl noch nicht vergessen haben.
"Nun, ich gebe zu, Du hast Nerven, Hauptgefreiter! Dir ist hoffentlich klar, dass ich ein Exempel statuieren muss?"
"Ähh, ja es tut mir leid, aber ich hatte gehofft, es würde Dich interessieren, dass ich einen Hinweis bezüglich des Korps habe.. Sid meinte, Du würdest gerade in dieser Richtung ermitteln."
"Es gibt keine Hinweise auf das Korps, und gut zu wissen, dass Sid so freimütig über meine Fälle plaudert. Was glaubst Du zu wissen?"
Cim hatte leider noch nicht so weit gedacht. Wie sollte er mit der Tatsache umgehen, dass sein ...dass Timaras Vater in ein Komplott verwickelt war, dessen Ausmaße er nicht einmal kannte. Was würde Timara sagen, wenn er ihren Vater in den Knast bringen würde...
"Nun?", fragte Daemon ungeduldig, und fixierte den Omnier, der offenbar an irgendetwas kaute.
"Ich.. ich habe einen ... anonymen Hinweis erhalten. Angeblich plant das Korps den Austausch von zwei ähhh also von zwei Fässern..", stotterte Cim und die Reaktion des Offiziers war ihm schon klar, bevor er zu Ende gesprochen hatte.
"Ohh. Das sind ja dann die ganz Bösen, nicht wahr? Da erwartet sich jemand einen guten Tropfen Rotwein, und nachdem er das Faß ansticht, zeigt sich, dass da doch tatsächlich Bier drinnen ist. Vielleicht sollten wir noch Frog einschalten, oder doch zumindestens die Händlergilde? Oder hast Du die Fässer vielleicht schon gefunden und beide ausgetrunken? Ist bei Euch Seals ja nicht so unüblich...."
"Vergiss es!" sagte Cim, und drehte sich mit der Absicht zu gehen um.
"Stillllgestanden, Hauptgefreiter!" donnerte Daemon, und Cim blieb auch tatsächlich stehen.
"Ich werde gar nichts vergessen, am allerwenigsten werde ich die Szene beim Tresen vergessen, und nachdem Dich das Korps ja offenbar brennend interessiert, werde ich Dich zur Belohnung auch an den laufenden Ermittlungen beteiligen. Ja, das werde ich tun."
Cim sah ihn zwar nicht, aber irgendwie spürte er das böse Grinsen im Gesicht seines Vorgesetzten.
"Doch jetzt komm erst mal mit!", Daemon winkte ihm zu, und führte ihn zu den Zellen. Schon von der Außentür hörte er einen Mann stöhnen, und undeutliches Zeug reden.
"Der Agent! Ich weiß von nichts. Nicht mehr schlagen. Vater!"
Cim wollte gerade einen schlechten Witz über Folter bei Verhören loswerden, als ihm jeder Witz im Hals stecken blieb. Auf der Pritsche lag Marius der Bruder von Timara. Vielmehr lag dort, der Teil der die heftigen Schläge mit harten Gegenständen überstanden hatte. Er blutete aus zahlreichen Kopfwunden, sein Gesicht zeigte alle Farben des Regenbogens, und einige Zähne fehlten. Cim stürzte zu ihm hin und wollte schon seine Hand nehmen, als er sah, dass alle Finger gebrochen waren.
"Wer hat Dir das angetan, Marius?", flüsterte er, als zuerst ein Tumult beim Eingang in den Zellentrakt zu hören war, und dann Erich Lordner in der Begleitung von 3 Leibwächtern auftauchte.
"Lass Deine dreckigen Hände von meinem Sohn, Bürstenkinn. Anstatt ihn vor Überfällen zu schützen werft ihr ihn auch noch in eine mit Ungeziefer gefüllte Zelle. Das wird ein Nachspiel haben!"
"Sir, Abteilungsleiter MeckDwarf wird jede Minute hier sein, um Euren Sohn zu verarzten.", versuchte Daemon den Freiherrn zu beruhigen. Leider vergeblich.
"Vergessen Sie das, Oberleutnant! Ich habe meine eigenen Ärzte. Eure bisherigen Leistungen reichen mir!" Und mit einem giftigen Blick, wies er seine Helfer an, den Stöhnenden hinauszutragen.
"Netter Kerl, das!", sagte Daemon und spuckte aus. Der Brief in Cims Westentasche schien wie Feuer an seiner Brust zu brennen.

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Der Boden bestand aus den Knochen unzähliger Skelette aller bekannter Rassen und einiger anderen die bereits seit Jahrtausenden ausgestorben waren.
Darauf standen 3 Stühle, ebenfalls aus Knochen gefertigt, rund um einen Tisch, der aus Knochen bestand. Darauf lagen die Körper von 3 männlichen und 2 weiblichen Menschen. Ihre Bauchhöhlen waren geöffnet und eigentlich hätten sie tot sein müssen; und doch starrten sie verblüfft auf die Klauen der schrecklichen Wesen die hin und wieder eines der Organe aus ihren aufgeschnittenen Oberkörper rissen.
Empusas, der Daeva der Kerkerdimension 32A, saß auf dem größten der drei Stühle, und nagte gelangweilt an einer Leber, die dunkles Blut verspritzte, dass auf dem Dämon verdampfte oder im Boden versickerte.
Er hatte ein eisernes Bein an dem der Huf eines Esels befestigt war, und Hörner ragten aus seinem Kopf. Rot leuchtende Augen saßen nur knapp über einem schrecklichen Maul, das mehrreihig mit Zähnen besetzt war. Sein Schwanz zuckte nervös hin und her, und traf wie zufällig ab und zu einen der rundumstehenden Sklaven, der dann verstümmelt davonkroch.
"Wie ich diese Stühle hasse.", verlautbarte er mit dröhnender Stimme und übertönte kurz die ständig präsenten Schmerzenschreie die den Sklaven zu ihrer Unterhaltung abgerungen wurden. "Wenn wir erst in 4711 sind, sitze ich nur noch auf Polsterfauteuils, oder einem weichen Diwan."
Culsu, eine kleinere auf seltsame Art und Weise weiblich wirkende Ausgabe von Empusas, aber über und über mit glänzendem Blut bedeckt nickte heftig "Ich werde endlich ein Bad nehmen, und die Blutkrusten der letzten Jahrtausende abwaschen. Die Zungen der Sklaven verbrauchen sich zu schnell, und bekleckern mich mehr mit Blut, als es zu beseitigen. Ich verstehe nicht, dass Ahriman in den Kerkerdimensionen nicht wenigstens Wasser erzeugen konnte. Immerhin stammt er doch direkt von Zurvan ab, oder? Da sollte ein wenig Flüssigkeit doch kein Problem sein."
"Schweig!" zischte Mithocht, ein beschuppter Kerl, der auf einem kleineren Stuhl saß, und dessen Körper den der Sklaven nicht überragte, aber eine Stimme hatte, die Berge erzittern ließ. "Nenne hier nicht den Namen des Herrn aller Kerker. Oder willst Du alles gefährden? Die Nerokins die wir nach Ankh-Morpork gebracht haben, sind nur in der Lage zu einer der Kerkerdimensionen Verbindung aufzunehmen. Und wenn es nach mir geht sollte, das 32A sein, und nicht 01.
Culsu duckte sich unter den Worten und sah nervös über die Schulter, ob bereits Ahrimans Daevas hinter ihr standen.
"Wie verlässlich schätzt ihr unseren Agenten in 4711 ein?", fragte Empusas seine beiden Untergebenen und Mithocht schien ein wenig im flackernden Flammenschein zu wachsen.
"Herr! Er ist so verlässlich wie ein Sterblicher nur sein kann. Unsere Priester haben ihn für diese Aufgabe seit der Geburt konditioniert, und ihm selber ist erst seit Kurzem die Tragweite seiner Aufgabe, und die Größe der potentiellen Belohnung klar. Alles verläuft nach Plan, die Nerokins werden wie geplant eingesetzt werden."
"Wer war Zuchtmeister der Nerokins?", fragte der Daeva, und riß einer Sklavin beiläufig ein Ohr ab.
Mithocht grinste, stand auf und hob die Hände nach oben "Azi Dahaka! Dein Typ wird verlangt!" Sofort begann sich vor ihm eine Wolke zu bilden, in der sich die Form eines Menschen abzeichnete.
"Geht das nicht ein wenig ritueller? ", seufzte Empusas, und kaute missmutig auf dem Ohr herum.
Endlich stand ein in Leder gekleideter Mensch vor ihnen, und verbeugte sich.
"Ihr habt gerufen, hochwerte Devs!"
Mithocht klopfte ihm heftig auf die Schulter "Schön, dass Du vorbeischaust! Erzähl uns wie Du die Nerokins in die jenseitige Welt gebracht hast, und wie sie vorbereitet wurden!"
Erneut verneigte sich der Mann.
"Hohe Devs, die Nerokins wurden in 200 Generationen auf dieses Ziel hingezüchtet. Ihre Struktur leidet unter den Einflüssen der Scheibenwelt oder 4711 wie wir diese Gestade nun nennen, und nur vulkanischer Schlamm kann sie davor schützen. Wenn sie sich bedroht fühlen, beginnen sie panisch alles um sich zu fressen und suchen nach anderen Ihrer Art, um sich fortzupflanzen. Ist die magische Aura dicht genug, sind sie im begrenzten Maße in der Lage Dimensionen zu überwinden, und kurzzeitige Portale zu öffnen. Hierbei darf ich auf erfolgreiche Versuche mit 84D hinweisen. Es ist nun zwingend notwendig die Nerokins auf beiden Seiten zu töten, nachdem diese das Portal geöffnet haben, aber bevor sie es überwunden haben. Damit bilden die toten Körper der Nerokins ein bestehendes Portal zwischen den beiden Dimensionen. Soweit meine Aufgabe Herr. Der Nerokin-Samen wurde durch ein ähnliches Tor auf 14B geschleust, das allerdings -für uns nutzlos- im All endet, jedoch war es möglich den Samen so zu positionieren, dass er in der Atmosphäre von 4711 geriet, und dort von unserem Agenten im Schutze des Schlammes großgezogen wurde. Soweit mein Antwort!" Erneut verbeugte er sich.
Mithocht erzeugte nun das Abbild einer großen Tafel, auf der in leuchtender Schrift "PHASE1" stand.
"In Phase 1 werden sicherheitshalber weitere Nerokin-Samen nach 4711 geschickt. Manch einer wird sagen, das wäre eine nutzlose Sicherheitsmaßnahme, aber immerhin hängen die Pläne von einem Jahrtausend an dieser Aktion.
Phase 2 sieht die Entsendung von Azi Dahaka und einigen Agenten vor, die in der Lage sind unbemerkt unter den Wesen von 4711 zu leben.
In Phase 3 wird Culsu selbst in Begleitung von etwa 200 Grabwächtern hinüberwechseln. Die Untoten in 4711 sind zu einer Perversion ihrer Bestimmung geworden! Sie sind mit Sterblichen befreundet, arbeiten mit ihnen, und denken zumeist nicht im Traum daran, deren Blut oder Innereien zu essen. Culsu wird den Schatten der Nacht über die Stadt legen, und all jenen befehlen, zu ihrer wahren Aufgabe zurückzukehren, und das Chaos in Ankh-Morpork zu entfesseln.
In Phase 4 endlich werden wir, Ihr Lord Empusas und meine Wenigkeit, die Schwelle übertreten und gemeinsam mit all Euren Kämpfern aus Ankh-Morpork die Bastion unseres Eroberungszuges bauen.
Danach wird die Verbindung durchtrennt, und den anderen Devs und Daevas die Möglichkeit genommen uns zu folgen."
Selbstgefällig ließ er die Tafel wieder verschwinden, und wartete scheinbar auf Applaus.
"Sehr gut vorbereitet, Mithocht. Wie werden die Yazata dieser Welt reagieren? Werden sie uns nicht bekämpfen? Immerhin gedenken wir ihre Gläubigen abzuschlachten!"
"Seid unbesorgt Herr", antwortete nun Culsu, und Mithocht ließ sie gnädig antworten "Liegt erst mein Schatten über 4711, werden die Götter keinen Einfluss in Ankh-Morpork mehr haben. Einzig die Priester von Ohrmzad könnten gefährlich sein, doch sie sind selten und sollte ein solcher in der Stadt gelebt haben, wird der Agent ihn bereits eliminiert haben."
Empusas nickte zufrieden. "Ihr seid sehr überzeugend, und ein Erfolg versprechendes Team. Seid Euch meines Wohlwollens sicher, wenn all dies so umgesetzt wird, und ..", sein Blick traf jeden einzelnen seiner Untergebenen "seid Euch ebenso meines grenzenlosen Zornes klar, sollte etwas schief gehen."
Etwas beklommen, gingen die Devs davon, und hofften, dass der einzige Schwachpunkt, der Agent, seine Sache richtig machte.

"Gib acht auf das Korsett! Das hab ich von einem sehr lieben Kunden geschenkt bekommen." –"Die Schuhe sind fast neu, und in unserer Größe gibt es kaum vernünftige mit so hohen Absätzen" –"Das Kleid ist nicht mehr ganz neu, aber Du musst es deshalb nicht extra ruinieren!"
In Cims Kopf dröhnten die Anweisungen von Lieselotte und das Bild das er in ihrem Spiegel gesehen hatte, verfolgte ihn immer noch.
"Nein, Sir tut mir leid, ich bin auf dem Weg zu einem anderen Kunden.", zirpte Cim im vergeblichen Versuch weiblich zu klingen, und wackelte eilig weiter um Daemon nicht aus den Augen zu verlieren.
"Merke: Verspotte keinen Offizier der freiwillig Tresendienst macht!", notierte sich Cim geistig, und die Chancen sich diesen Satz zu merken wurden mit jedem Schritt in den Bleistift-Absätzen besser.
Plötzlich standen zwei, recht schmutzige, recht große Kerle vor ihm, und grinsten ihn dreckig an.
"Hallo Kleines! Wärs Du in'eressiert an ner kleinen Bonusrunde?", fragte der eine lallend, und leckte sich die Lippen.
"Tja, tut mir leid, Jungs, aber ich muss dringend zu einem Kunden. Termingeschäft, wenn ihr versteht.", antwortete ein fiepsender Wächter, und versuchte sich an den Beiden vorbeizudrängen.
Ihrer Alkohol-Fahne trotzend, hatte der eine sie plötzlich blitzschnell von hinten gepackt, während der andere mit einer Leibesvisitation begann, die nur in Cims Fall relativ unverfänglich war.
"Na gib zu das gefällt D..ooooh.. Du verdammte...ohh". Der letzte Teil des Satzes ging in je einem Stöhnen pro Tritt unter. Bevor der Mann hinter ihm begriff was passierte traf ihn ein recht harter Hinterkopf auf der Nase, und schickte ihn verblüfft zu Boden.
"Vielleicht wird Euch der Begriff Termingeschäft künftig etwas mehr sagen! Schönen Abend noch, Leute!", zirpte Cim.
Er musste zu Daemon aufholen, der sicher schon ziemlich weit.... weg war. Die Strasse war leer; nur eine einsame Pferdekutsche raste mit einem Affentempo davon. Angesichts des miserablen Straßenzustandes in der Kurzen Gasse war dies eher wagemutig, und ein Kutscher war nur wagemutig, wenn er musste, oder etwas zu verbergen hatte.
Cim war sich 100-prozentig sicher, dass Daemon in diesem Wagen und in der Klemme saß.
Er begann hinterherzulaufen, ohne auf sein ungewohntes Schuhwerk acht zu geben, und überknöchelte mit dem linken Bein. Wie ein Peitschenhieb fuhr der Schmerz hindurch, und er landete unsanft auf der matschigen Strasse.
Die Kutsche rollte unaufhaltsam weiter, und er hatte keine Chance.
"Kann ich ihnen helfen Lady?", fragte eine bekannte Stimme, und Cim sah in Kats ehrliches Gesicht.
"Wächter el Katar! Eben ist eine Kutsche mit überhöhter Geschwindigkeit davongefahren. Es ist von extremer Wichtigkeit für die Wache und die ganze Stadt, dass wir herausfinden wohin sie fährt. Mach Dich sofort auf den Weg, und lass Dich durch nichts abhalten sie zu finden!"
Endlich dämmerte dem Rekruten, wer unter der Perücke steckte, und er brüllte das "Ja Mä.. ich meine Sir!" bereits im Laufen.
Bald war auch er außer Sicht, und Cim humpelte mühsam Richtung Pseudopolisplatz. Er würde die Hilfe von MC bereitwilliger annehmen als Lordner.


"Geschätzter Lord Voucher! Mir sind die Sorgen der Kaufmannsgilde zu Ohren gekommen, und ich bin gerne bereit Euch auszuhelfen!", Freiherr Lordner ging vor dem Kamin langsam auf und ab.
Das Fass war da, von den Behörden geprüft, und gefüllt mit hochgradigem, klatschianischem Rotwein. Leider war der entsprechende Händler der Ansicht, dass er nur für den Transport, nicht aber für Lagerung und Bewachung der Ware zuständig war.
"Ihr könnt das Fass gerne in einem meiner Lagerhäuser zwischenlagern, und übermorgen früh, wenn die Delegation eingetroffen ist, wieder abholen. Immerhin ist man das seiner Stadt, und den guten Beziehungen zu Klatsch schuldig!"
Voucher sah erleichtert aus. Tatsächlich war kein anderes Gildenmitglied bereit gewesen, die Ware umsonst 30 Stunden aufzubewahren und zu bewachen, und es wäre beinahe soweit gekommen, dass Voucher dies auf seine Kosten erledigen hätte müssen.
"Freiherr Lordner! Eure Loyalität wird dem Patrizier zur Kenntnis gebracht werden, und ich zweifle nicht daran, dass ihr eine spezielle Auszeichnung für Euren Großmut erhalten werdet."
Niemand merkte den kalten Schweiß auf Lordners zitternden Händen, denn er versäumte es seine Handschuhe auszuziehen.
Die Warnung war deutlich gewesen, und sein Sohn würde den Rest seines Lebens für sein Zögern zahlen müssen.
"Ich darf mich nun verabschieden, meine Herren! Dringende Geschäfte verlangen meine Aufmerksamkeit", er hörte nicht mehr auf die johlenden Glückwünsche, die Grüsse und Verabschiedungen sondern rannte aus dem Gildenhaus.
Wie verabredet steckte er die Karte in den "Briefkasten" in der Stadtmauer und hetzte sein Pferd wieder nach Hause.
Die Wachen waren bereits angewiesen, zwischen 2:00 und 3:00 Uhr, ein anderes Gebäude zu besuchen. Wenn sie zurückkehrten, war das Fass ausgetauscht. Die Frage wodurch, brannte allerdings in ihm. Er hatte Angst vor dem was da kommen konnte.

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Als Daemon wieder aufwachte, fand er seine Hände und Beine vollständig gefesselt. Seine Augen klebten vom darüber gelaufenen Blut zusammen, und er hatte einige Mühe die Lider zu öffnen.
Als er es schaffte, fiel sein Blick auf den Stein unter ihm, der seltsam durchsichtig war, und schemenhafte Fratzen und Krallen-bewehrte Klauen zu zeigen schien.
"Dachte schon ich hätte Dich ganz ausgeknipst!", tönte es fröhlich von der Wand der Höhle, wo ein total verdreckter Kerl saß, der ihn zuvor auch niedergeschlagen hatte. "Guten Morgen Wächter! Ohoh"
Der Schlamm im Tümpel neben Daemon schien mit einem Mal zu brodeln, Blasen stiegen auf, und irgend etwas schien sich sehr schnell darin zu bewegen.
Sein Aufpasser war aufgesprungen, und gab ihm nach kurzem Zögern einen Tritt der ihn ein Stück auf die Seite warf, um dann gleich wieder an die Wand zurückzuweichen.
Sekunden später schlug ein mächtiger Tentakel auf die Stelle wo Daemon eben noch gelegen hatte, und zog sich schnüffelnd wieder in den Schlamm zurück.
"Du hast Glück, dass der Agent verboten hat die Nerokins weiter zu füttern. Angeblich werden sie sonst frühzeitig geschlechtsreif, und wir brauchen die Aura..."
"Das genügt jetzt, Pete!", sagte die leicht abgehackte Stimme wie üblich ohne Vorwarnung. "Wir wollen unseren Gast doch nicht sinnlos mit Informationen voll stopfen, oder?"
Daemon war immer noch benommen, doch irgendwie kam ihm diese Stimme bekannt vor. Als es ihm gelang den Blick zu fokussieren fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. "DU! Ich kenn Dich! Du bist.." Ein weiterer Tritt unterbrach den Oberleutnant in seiner Widersehensfreude.
"..offenbar jemand anderer als Du bisher dachtest.", sagte der Agent und spuckte ihn an.
"Kneble ihn, und sorge dafür, dass jemand vom Korps sich um ihn kümmert. Aber es darf hier kein Blut vergossen werden, bevor die Nerokins weg sind. Ist das klar?"
"Ja Herr!", beeilte sich Pete zu sagen, und stopfte Daemon einen nicht ganz hygienisch aussehenden Teil seiner Garderobe in den Mund, und verschnürte den Stoff mit einem Seil.
"Morgen wird sich diese Stadt von Grund auf ändern! Schade, dass Du nichts mehr davon mitbekommen wirst!", damit ging er ebenso leise wie er gekommen war.
Einige Stunden später tauchten drei vermummte Gestalten auf, die ein riesiges Faß auf einem Wagen hinter sich herschleppten.
Pete, aber auch Daemon versuchten instinktiv so weit wie möglich von dem Tümpel wegzukommen, als die Vermummten einen gutturalen Gesang anstimmten, der unmöglich etwas Gutes bedeuten konnte.
Plötzlich hoben sich die Tentakel aus dem Schlamm, krochen auf das geöffnete Faß zu, und als das Monster sich völlig aus dem Tümpel erhob stockte selbst Daemon der Atem.
Ein riesiger Fleischball, scheinbar nur aus wabbeliger Gehirnmasse bestehend, schwebte über dem Stein. In den Ball eingebettet waren hunderte Augen und Tentakel, die mit großen, ausfaltbaren Mäulern und spitzen Zähnen ausgestattet waren. Die Vermummten blieben neben dem Fass stehen, und sahen zu, wie sich das Monster langsam in das Fass senkte. Dann begannen sie mit großen Eimern Schlamm nachzugießen, und befestigten endlich den Deckel.
Ohne ein weiteres Wort, aber immer noch leise summend fuhren sie den Wagen mit seiner Last wieder aus der Höhle, und Daemon wartete auf das Exekutionskommando.

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"Leg Dich einfach hin, Cimilein." MeckDwarf legte seine Hand auf Cims beleidigten Knöchel und es fühlte sich an, als hätte er seinen Fuß in einen Ameisenhaufen gesteckt.
Um sich abzulenken kramte er noch einmal den Brief heraus und studierte ihn zum zweihundersten Male.
"..verbleibt für das Korps" und das Papierstück mit "el" drauf. Cim erstarrte.
Er kannte einen der el in seinen Namen hatte, er war sogar erst vor kurzem mit ihm Streife gegangen. Hüseyin el Katar war erst wenige Wochen bei der Wache. Seine Vorgeschichte wahrscheinlich eine Lüge. Und ausgerechnet ihn hatte Cim gebeten nach Daemon suchen zu lassen. Abrupt richtete er sich auf, und MeckDwarf fiel überrascht von seinem Hocker.
"Ich muß weg, MC! Danke fürs Heilen", und bevor der Abteilungsleiter noch Einspruch erheben konnte, war der SEALS-Wächter schon aus der Tür gehastet.
Endlich rümpfte der Leutnant die Nase, und sagte eingeschnappt "Ist ja Dein Bein, aber beschwer Dich dann nicht, wenn Du wieder humpelst!"
Kurze Zeit später klopfte es an der Tür von Irina Lanfear, die gerade zwei Rekruten, Zerogh und Durstiger Groba, eine Standpauke über Pflichterfüllung hielt.
"Streife, meine Herren, ist nicht dazu da, um junge Damen zu belästigen, sich vollaufen zu lassen, und dann ein paar Leute im Wirtshaus zu verprügeln, sondern zum Schutz der Bürger.
Sollte mir noch einmal so was zu Ohren kommen, hat das Konsequenzen. IST DAS KLAR?"
"JA , Sör!" – "Ja, Mäm!"
"Gut wegtreten, und hör auf mich "Sir" zu nennen, Groba!"
Cim lehnte belustigt an der Tür, und konnte nicht anders als applaudieren. "Sehr eindrucksvoll, Rina! Hast Du kurz Zeit?"
"Eigentlich nicht. Sechs Rekruten, und nebenbei den Monatsbericht zu erstellen ist heftig. Worum geht's?"
"Eben um einen Deiner Rekruten. Was hältst Du von Hüseyin el Katar? Oder vielmehr was weißt Du von ihm?", Cim war sich sicher, dass, sollte der Kerl überhaupt eine Zukunft haben und unschuldig sein, niemand ihn bei diesem Namen nennen würde.
"Ach der. Ein Einäugiger unter einer blinden Rasselbande. Sehr bemühter junger Kerl. War vorher Leibwächter. Hast Du ein Problem mit ihm?"
Cim wurde unsicher "Ich weiß nicht. Kann es ein, dass er in die Wache eingeschleust wurde, und in Wirklichkeit für jemand anderen arbeitet?"
Rinas Augenbrauen schossen nach oben, und verhinderten, dass ihr die entstandenen Falten über die Augen rutschten. "Also das kann ich mir nicht vorstellen. Obwohl, er ist so bemüht ein Vorzeige-Wächter zu sein.... Ich werd ihn mal interviewen, dann kann ich Dir mehr sagen. Hast Du sonst noch irgendwelche Hinweise?"
"Nein, nein ich denke nicht. Schon ok.", sagte Cim und ging ohne sich zu verabschieden wieder aus dem Zimmer.
Er verdächtigte nicht gerne Kollegen, aber er musste der Sache wohl selber auf den Grund gehen, und diese blöde Kutsche finden.
Entschlossen trat Cim wieder auf die Strasse, und rannte einen sehr alten, kleinen Mann in einer Mönchskutte um.
"Verzeiht Herr, aber ich bin in Eile", sagte Cim während er dem Gefallenen wieder aufhalf.
"Du irrst.", ächzte der Mann, während er sich den Staub vom Gewand klopfte "Du bist nicht in Eile. Du hast sogar noch etwa 23 Stunden Zeit um den Priester zu finden. So ca. gegen 9:30 wirst Du in Eile sein, aber wenn Du Dich bemühst, kannst Du ihn und die Stadt retten!"
"Was faselst Du Alter? Ich muß das Leben eines Kollegen retten, und habe jetzt keine Zeit für irgendwelche Spielchen.", er wandte sich um und wollte gehen.
Doch plötzlich umklammerte der Greis mit einer Kraft, die er nicht haben dürfte, Cims Unterarm. "Ich tue das nicht gerne, und Lu-Tze wird mich wegen der plumpen Einflussnahme schelten, aber Dein Kollege ist in Sicherheit, bzw. wird er es bald sein. Finde den Priester des Gottes Ohrmzad und rette ihn. Sonst ist alles verloren."
Cim sah immer noch ungläubig auf seinen Arm, den der Mönch zwar nun losgelassen hatte, auf dem aber frische Blutergüsse auftauchten. "Wer bist Du, Alter?"
"Unwichtig. Hier hast Du ein kleines Gebetsbuch der Religion des Priesters, vielleicht hilft es Dir bei der Suche! Bring es dann für mich zurück, denn ich habe es schon eine Weile. Jetzt muss ich aber, sonst verpasse ich den Aufstand in XXXX". Er trollte sich langsam davon, und Cim war sich sicher, dass er bei diesem Tempo den Kontinent in etwa 2000 Jahren erreichen würde. Dennoch hatte der Kerl mit einer Selbstsicherheit gesprochen die nicht zu ignorieren war. Aber er konnte nicht leichten Herzens einen Kollegen in der Klemme sitzen lassen. Nachdenklich sah er auf den Titel, der in verblassenden Buchstaben von "Ohrmzads Weisheit" sprach.
"Hi Cim! Na, hängst Du wieder auf der Strasse rum?", hörte Cim seine Abteilungsleiterin fröhlich aus dem Wachhaus kommen.
Er drehte sich um, und sah sie eindringlich an.
"Ähh, also das war als Scherz gedacht. Du weißt schon wegen Deinem Näherinnen-Outfit von vorher ... Cim?"
"Schäffin, hättest Du vielleicht kurz Zeit? Ich weiß Du hast jetzt wichtigere Aufgaben, aber es geht um Daemons Hals..."
Fünfzehn Minuten später war Atera auf der Suche nach einer Kutsche die es sehr eilig gehabt hatte die Stadt zu verlassen, und Cim betrat den Tempel der niederen Götter.

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"Aaalso Rekruten!" Ein recht zorniger Gnom marschierte auf dem Schreibtisch hin und her, umringt von der beinahe vollständigen Grund-Mannschaft.
"Wie ihr ja wisst, schanzen uns die anderen Abteilungen immer jede Drecksarbeit zu, die nur irgendwo auftaucht. Und ich bin mir sicher, dass ihr nach der Grundausbildung genauso nett zu GRUND sein werdet. Insofern ist es also beinahe wieder fair.
Unser geliebter Kommandant hat den Auftrag erhalten, der morgen früh eintreffenden Delegation aus Klatsch Geleitschutz zu geben. Das bedeutet im Wesentlichen zu verhindern, dass irgendwelche Antipat.. Andipas.. Gegner der klatschianischen Führung Attentate ausführen, oder faules Obst nach den Delegierten werfen. Beides könnte unterschiedlich dramatische Beziehungsschwankungen zwischen Ankh-Morpork und Klatsch verursachen, und das wollen wir ja nicht.
Eure Aufgabe wird es also sein, die Herrschaften vom Hafen abzuholen, in die UU zu geleiten, dort zu warten bis das Geschwafel aufhört, und dann vor ihrem Hotel herumzustehen bis sie sich wieder vertschüssen.
Sollte es wider allen Erwartungen zu Ausschreitungen kommen, werden die in Bereitschaft befindlichen Kollegen der anderen Abteilungen gerufen.
Wer will heute mein Träger sein?"
Als Antwort kam undeutliches Murmeln, begleitet von betretenen Blicken auf den Boden. "Ich Sir, wenn ihr gestattet!"
Ein erleichtertes Raunen ging durch die Runde, dass sich wieder ein Dummer gefunden hatte, der dem Oberleutnant als Esel diente.
"Schön, Fakim. Dann lass uns gleich den Festsaal der UU inspizieren. Bücken bitte!" Auf dem Rücken des Rekruten sitzend, wurde Gonzo aus dem Zimmer getragen. "Nicht vergessen, morgen 7:30 seid Ihr alle beim Hafen! Dann erfolgt die weitere Einteilung!"
Als er außer Hörweite war, ging kurz das Gemurre wieder los. Endlich hatte Groba die rettende Idee. "Eimer?" Mit lautstarker Zustimmung zog der Stolz der Stadtwache ab, um sich ordentlich für den morgigen Tag zu stärken.

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Es war bereits dunkel. Erich Lordner hatte versucht die Gewissensbisse zu ignorieren - sich einzureden, dass alles ok war, und keine echte Gefahr bestand.
Doch dann drängten sich ihm Bilder von seinem Sohn auf. Von unter Stiefeln zermanschten Fingern, von zu Brei geschlagenen Augen, die ihn laut anklagend anschrieen.
Endlich gab er den Kampf auf, und zog sich an. Er verließ das Haus ohne jemand zu informieren, und eine halbe Stunde später stand er vor seinem Lagerhaus.

Cim hatte in den vergangenen Stunden jeden Tempel, jedes Gebetshaus besucht und auch jeden Propheten befragt, den er finden konnte. Leider wusste niemand etwas über einen Gott Ohrmzad, geschweige denn von einem Priester dieser Religion.
Langsam drängte sich ihm der Verdacht auf, dass er einem relativ bescheuerten Scherzbold in die Arme gelaufen war, und umsonst das Leben seines Kollegen riskierte.
Missmutig ließ er sich neben dem Ankh nieder und schlug das handgeschriebene Gebetsbuch auf, in dem er völlig überraschender Weise Gebete fand.
"Oh ewiger Ohrmzad, Dein Haus ist die Welt, Dein Dach das Universum, unendlich gleich Dir. Deine Priester gleichen Bauern, denn wie Du fördern sie das Leben, Deine Gläubigen suchen das Licht, denn zum Licht wollen sie werden. Sieh herab auf Deine Gemeinde, und bewahre ihr Leben. Stoß hinab die Verdammten in die Domäne Deines verwerflichen Bruders."
"Wie toll! Wie absolut toll! Das ist ja schon beinahe eine Visitenkarte."
Cim widerstand der Versuchung das kleine Büchlein möglichst weit weg zu werfen, als er auf dem Einband eine laufende Nummer und den recht eindeutigen BUU-Stempel fand.
Das Ding war aus der Bibliothek der Unsichtbaren Universität! Und irgendjemand musste es dorthin gebracht haben.
Sofort rannte er los, und stürmte kurze Zeit später durch die Bibliothekstür.
Gleich darauf sah er die Welt aus Fledermausperspektive, weil er an den Beinen gehalten, knapp über dem Boden baumelte.
"Ugh!", sagte der Bibliothekar und presste den Finger gegen die wulstigen Lippen. Zur Verdeutlichung begann er damit ihn bei den Beinen zu schütteln.
"Eees iiist driingennd! Laaas miiich ruuunter, iiich weerde aaauuuuch siiicher ruuuhig seeiiin."
Unsanft landete Cim auf dem Boden, wurde aber für den weiteren Krach nicht zur Rechenschaft gezogen.
"Hör mir zu!", flüsterte der Wächter vorsichtshalber, und fischte das Buch aus seinem Rucksack. "Ich muss unbedingt wissen, woher dieses Buch stammt!"
Vorsichtig nahm der Affe das Buch und sagte einmal laut "Uuuugh!!!" Dann winkte er Cim hinter sich her, und ging durch eine Tür auf der "Quellenkunde" stand.
In einem eigenen Raum gab es offenbar Bücher, die nichts anderes enthielten als die Geschichte, die Herkunft von Büchern und die Beschaffenheit von Büchern. Nicht zu vergessen die Indizierung dieser Informationen nach verschiedenen Kriterien.
Eine schier endlose Zeit suchte der Orang-Utan in den Regalen, kletterte herum und fischte endlich einen breiten in zerbröckelndes Leder gefassten Band heraus, der den Titel "Vermisst" trug.
Nach kurzem Blättern, fand er den richtigen Eintrag und zeigte ihn Cim.
"Ohrmzads Weisheit: einziger schriftlicher Nachweis der beinahe unbekannten Religion um die Gottheit Ohrmzad. Dieses Buch wurde der UU 1645 von einem in seinen Reihen als extrovertiert geltenden Priester übergeben, der den Glauben nach eigenen Aussagen mit dieser Veröffentlichung beflügeln wollte.
1820 wurde es von einem nicht näher identifizierbaren alten Mann ausgeborgt und in Folge nicht mehr zurückgegeben. Der Kult um Ohrmzad ist angeblich ein weltweiter. Die relativ schwache Ausprägung in der Stadt Ankh beschränkt sich auf ein Anwesen, das dem Hohepriester Zoroaster gehört."
Der Bibliothekar verstaute den Index wieder, und schüttelte Cim herzlich die Hand. Daraufhin trug er das Buch wie einen Schatz um es in eines der entlegeneren Regale zu stellen.
"Na toll. Jetzt habe ich ja den Namen eines Priesters, der vor ca. 200 Jahren gelebt hat. Wie praktisch, wie hilfreich."
Es war mittlerweile finstere Nacht geworden, dennoch beschloss er einen letzten Blick in das Wache-Archiv zu werfen, bevor er das ganze vergaß und die Kutsche, Daemon und Atera suchte.

Erich Lordner ging vor seinem Lagerhaus auf und ab. Sein Gewissen und seine Vorstellungskraft machten ihm zu schaffen. "Wer weiß welche Teufeleien in dem Fass da drinnen stecken!", dachte er sich einerseits, und versuchte gleich wieder beruhigend "Ach wird wohl nur ein harmloser Scherz sein." hinterher zu schießen. Ein Scherz wegen dem sein Sohn beinahe umgebracht worden wäre?
Er beschloss sich das Fass einfach einmal von außen anzusehen. Das konnte ja nicht schaden. Immerhin war das sein Lagerhaus, und seine Leute bewachten es. Zielstrebig aber so leise wie möglich schloss er die Tür auf, und hörte gerade noch die letzten Gesprächsfetzen.
"War es wirklich notwendig die Aufpasser alle zu töten?", fragte eine weibliche Stimme.
"Wären sie 10 Minuten später zurückgekehrt, nicht. Aber welche Rolle spielt das? Wenn die Nerokins die Verbindung zu 32A aufgebaut haben, werden sich alle Lebenden wünschen, sie wären schon vorher getötet worden. Die Devs machen angeblich sehr hässliche Sachen mit ihren Sklaven! Und Sklaven werden sie alle sein!"
"Außer uns, hoffe ich!", sagte die Frau wieder, mit leiser Furcht in der Stimme.
"Dafür wird der Agent schon sorgen. Er gehört schon jetzt halb zu ihnen, und ist genauso schlimm wie die Priester. Ich bin auf jeden Fall zuversichtlich."
Lordners Hand zitterte wie Espenlaub. Er bemühte sich, den Schlüssel nicht fallen zu lassen, und drehte sich langsam um. Er musste die Behörden warnen, die Wache alarmieren. Etwas Schreckliches war hier im Gange, und er trug die Schuld daran.
Als er nach der Türschnalle greifen wollte, stieß seine Hand gegen einen großen Mann, in einem schwarzen Kampfanzug.
Ohne jedes Wort, zog dieser in einer fließenden Bewegung das Schwert aus der Schneide und durch die Kehle des alten Lordner, der röchelnd die Hände gegen den Schnitt presste und am Boden zusammenbrach.
"Ich hatte Recht.", sagte er zu seinen zwei Kollegen, "Wir hatten Ungeziefer."

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Erneut ging Cim die Treppen in das Archiv hinunter, und es war nicht mehr überraschend wer ihm entgegen kam.
"Hallo Fakim! Schläfst Du eigentlich hier?", fragte er den Rekrut, und fing unwillig in Papierstapeln zu blättern an.
"Guten Morgen, Cim. Ich schlafe nur sehr wenig! Kann ich Dir behilflich sein, oder willst Du nur in Papier wühlen?"
Cim wusste, dass er entweder die nächsten zweihundert Stunden hier verbringen oder Fakim fragen musste.
"Tja, eigentlich ist es eine private Sache. Eine Freundin von Timara ist mit einem gewissen Zoroaster verlobt, und ich habe ein seltsames Gefühl bei dem Kerl. Wollte nur nachsehen, ob wir irgendwas über ihn haben."
Cim hatte keine Ahnung warum er Fakim anlog. Immerhin war der Junge fast so lange bei der Wache wie er selbst. Aber die Erfahrungen mit Kat hatten ihn wohl paranoid gemacht.
"Hmm mal sehen. Ich hab mal vor einiger Zeit ein Personenregister angelegt." Er zog einen ordentlich aufgebauten Ordner aus einem Regal und fing zu lesen an. "Wüstenrose, Wurm, Zitzewitz, Zoroaster! Da haben wir ihn. Ist aber eine normale Ruhestörung gewesen. Anhand dieser Aktenzahl hier, sollte es vor vier Jahren gewesen sein." Fakim kramte eine Weile in Regalen und drücke Cim dann einen Ordner in die Hand. "Ich muß jetzt aber wirklich weg! Viel Glück!"
"Danke und viel Spaß!", rief Cim dem Rekruten hinterher.
"Den werd ich sicher haben!", kam die Antwort bereits von der Strasse.
Cim nahm den Ordner ungläubig entgegen, und tatsächlich hatte ein gewisser Gefreiter Wolf auf Zoroasters Anwesen beim "Bachlosen Weg" im Ankh-Teil wegen lautstarkem Rezitieren ermittelt, und es bei einer Verwarnung belassen.
Cim nahm das Blatt mit der Adresse mit und stellte den Ordner zurück.
"Mal sehen wie man mit etwa 200 Jahren aussieht...", und machte sich auf den Weg. Auf der Strasse hatte er gerade noch Zeit ein leises Geräusch zu hören, bevor für ihn das Licht ausging.

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Daemon lag alleine, gefesselt, geknebelt und seid vielen Stunden in der Höhle. Ein Teil von ihm hoffte noch immer darauf, dass sie nicht kommen würden, aber bisher war alles zu genau geplant, zu klar gelaufen, als dass er Angst bekommen hätte können hier zu verdursten.
Wie als Antwort kamen Schritte näher, keineswegs lautlose sondern unbesorgte und selbstbewusste.
Es waren zwei Männer und eine Frau. Sie trugen dunkle eng anliegende Kampfanzüge und ihr Kopf war bis auf einen Sehschlitz bedeckt.
Gern hätte Daemon jetzt zumindest gehöhnt "Mann, müsst ihr hässlich sein! Hat Eure Mama Euch das gestrickt?" aber nicht einmal das war ihm vergönnt. Er musste einfach zusehen, wie sie ihre langen zweischneidigen Klingen aus der Scheide zogen, und auf ihn zukamen. Es gab kein Geplaudere, kein "reden wir darüber warum das Böse doch siegen kann" das sein Ende vielleicht noch hinauszögern hätte können. Die Frau kam auf ihn zu hob das Schwert – und sackte neben Daemon zusammen. In ihrem Hinterkopf steckte ein zugegebener Weise gut gezielter Armbrustbolzen.
Die beiden Männer wirbelten herum, und fixierten den Punkt von dem wohl der Schuss gekommen sein musste. Vorsichtig aber schnell und geschmeidig näherten sie sich im Schutze der Unebenheiten in der Höhle von zwei Seiten dem gemeinsamen Ziel.
Panisch robbte Daemon auf dem Boden herum, und brachte seine Hände zu der Waffe der frisch verstorbenen die neben ihr am Boden lag und versuchte seine Fesseln zu durchtrennen. Bald blutete er vom Kontakt mit der Rasiermesser-scharfen Klinge, aber er fühlte auch das Seil dünner werden.
Er hörte jetzt Kampflärm, wer immer ihm zu Hilfe geeilt war, steckte jetzt in der Klemme.
"Ihr verdammten Bastarde, Euch werd ich geben! Nehmt das! Und das!" Wer zur Hölle war das? Endlich spürte er wie der Widerstand des Seiles endgültig nachließ, und seine taub gewordenen Hände frei wurden.
Eiligst setzte er sich auf, und durchschnitt die Fußfesseln. Er stand auf, wog das Gewicht der Waffe nachdenklich, und versuchte nebenbei seine Blutzirkulation in Armen und Beinen wieder in Gang zu bringen.
Da sah er einen ihm unbekannten Rekruten wie einen Derwisch mit der Klinge tanzen. Er blutete aus zahlreichen Wunden, aber seine Gegner waren sowohl von der Heftigkeit als auch von der Bedingungslosigkeit seiner Angriffe derzeit noch recht verwirrt, und versuchten mehr ihn auf Abstand zu halten, als ihn anzugreifen. Daemon kämpfte vergeblich gegen das Seil an, das den Knebel in seinem Mund hielt, und ließ es dann sein. Stattdessen klopfte er dreimal laut vernehmlich mit der Klinge auf den Steinboden – genug um die Aufmerksamkeit einer der beiden Vermummten auf sich zu lenken.
Daemon war sich bewusst, dass er in seiner gegenwärtigen Konstitution kein besonders erschreckender Gegner war, aber immerhin hatten die Gestalten mit gar keinem gerechnet.
Er warf alles an Erfahrung in den Kampf was ihm in seiner Wachezeit zuteil wurde, und versuchte einfach zu überleben, der blitzschnell kreisenden Klinge des Mörders zu entgehen, und seinem Retter gleichzeitig den Rücken freizuhalten.
Nach unzähligen Schlägen und dem einmaligen Versuch einer Finte, der ihm eine breite Wunde auf der rechten Schulter einbrachte, fühlte er endlich seine steifen Muskeln erlahmen. Sein Kreislauf, durch das lange Martyrium am Steinboden bereits angeschlagen, zauberte bunte Blitze vor seine Augen, und er konnte den Schlägen seines Gegners nur noch instinktiv folgen.
Da ertönte plötzlich ein Siegesschrei, und der nächste Schlag blieb plötzlich aus. Verschwommen sah er noch, wie sein Gegner auf den Rekruten zuging, dann wurde es schwarz und er sank zu Boden.
Er wurde erst wieder wach, als Blut, das Blut des jungen Wächters auf ihn tropfte als dieser versuchte seinen Knebel zu öffnen.


Atera hatte sich nicht damit aufgehalten nach einer Kutsche herumzufragen, sondern hielt sich gleich an die Personenbeschreibung des Rekruten.
Sie hatte sich relativ erfolgreich von Informant zu Informant durchgehangelt, und betrat nun die Höhle aus der oder in die frische Wagenspuren führten.
Die Höhle war schlecht von einigen Fackeln beleuchtet, aber sie sah Körper liegen, und einen Mann in Wächteruniform der sich soeben über Daemon beugte.
Cim hatte recht gehabt. Dieser Kerl arbeitete für wen immer, aber nicht für die Wache.
Laut schreiend stürmte sie auf ihn zu, um ihn von seinem dreckigen Geschäft abzuhalten. Ihr Schwert hielt sie wie eine Lanze und bevor der Rekrut seine Waffe erheben konnte, stieß sie zu.
"NIICHT!", rief der am Boden liegende Offizier der endlich seinen Knebel losgeworden war. Doch es war zu spät. Es machte "Klonk".
Atera spürte das Gewicht des Schwertes kaum. Atera spürte das Gewicht ihres Armes kaum. Verblüfft sah sie den Rekruten an, der nach wie vor stand und außer einer kleinen Delle im Brustpanzer, und einer Unzahl von kleinen Wunden am ganzen Körper keinen namhaften Schaden genommen hatte.
Als sie zu Boden sah, entdeckte sie auch gleich darauf ihren Arm.
"Muss das Ding endlich mal ordentlich annähen..", murmelte sie, und half Daemon mit der anderen Hand auf.
"Was ist hier wirklich geschehen? Cim meinte Hüseyin wäre ein Verräter." Atera setzte sich hin, und nähte ihren Arm zum zweimillionsten Mal an.
"Hier irrt der Hauptgefreite.", begann Daemon erschöpft zu erzählen. "Dieser Kerl hier, den Du so motiviert aufspießen wolltest, hat drei Korps-Kämpfer erledigt, die mich gerne zum Frühstück gehabt hätten. Wäre er nicht gewesen, könntest Du jetzt hier meine Stücke zusammensuchen.
Dennoch liegt unser übereifriger Kollege nicht ganz schief, denn in der Tat gibt es einen Verräter! Und wir sollten uns beeilen um ihm das Handwerk zu legen. Außerdem wird wahrscheinlich gleich ein Fass in die UU gerollt, dessen Inhalt aus der Welt einen sehr unangenehmen Ort machen könnte. Wie spät ist es? Wie lange brauchen wir in die Stadt?"
"Etwa 6:30 Uhr! Und ich schätze mal ca. 2 Stunden. Aber wer ist es?", fragte Atera genervt.
Daemon hob geheimnisvoll die Augenbrauen, und sagte "Rate".
"Daemon!"
"Du hast es nicht einmal versucht."
"DAEMON sag es jetzt".



Majestätisch bewegte sich die Galeere durch den Ankh. Die im Takt eintauchenden Ruder schoben sie unaufhörlich über die zähe Masse, und so näherte sich das Klatschianische Delegationsschiff dem Pier. Oberleutnant Gonzo saß auf Fakims Schulter, und sah zu wie Seile ans Ufer geworfen und vertäut wurden. Neben ihm stand ein Faß mit drei Metern Durchmesser, das sehr seltsam roch. Aber immerhin kannte sich Gonzo mit klatschianischem Wein nicht wirklich aus. Die Landebrücke wurde aufgelegt, und die Sänfte des Delegierten an Land getragen, wo bereits die gesamte Mannschaft von GRUND aufgestellt war.





Cim wachte auf, als sein angeschlagener Kopf gegen einen Holzbalken stieß, der neben ihm trieb. Er brauchte ca. fünf Sekunden bis er realisierte wo er sich befand. Ohne hastige Bewegung griff er nach dem Balken, und schaffte es sich daran festzuhalten. Als er sich umdrehte, sanken seine Beine in die zähe Brühe des Ankh-Wassers. Er befand sich bereits knapp außerhalb der Stadt, und der Auftrieb des in der Stadt "angereicherten" Wassers ließ langsam nach. Da fiel ihm wieder ein, wohin er eigentlich wollte, und schwamm hastig ans Ufer, wo er feststellte, dass seine Waffen, aber noch viel wichtiger der Zettel mit der Adresse weg war. Es war bereits heller Morgen, und er hoffte panisch, dass ihm die anderen, wer sie auch sein mochten, nicht zuvor gekommen waren.

Das Haus und der dazugehörige Garten waren wunderschön, und verdienten es nicht "Bauernhof" genannt zu werden. Dennoch stand das auf einem aus Edelholz geschnitzten Schild gleich neben dem Eingangstor.
Zwischen den Beeten führten kleine Wege konzentrisch zu einem Pavillon in dem ein alter Mann saß, und schrieb.
"Verzeiht, Herr!", rief Cim über den Zaun. Er bekam keine Antwort, wenn man die drei Pfeile die an seinen Ohren vorbeizischten nicht als solche wertete, und öffnete schnell das Tor und sprang in Deckung – und schien in einer anderen Welt zu sein.
Die Geräusche der Stadt, die Cim üblicher Weise gar nicht mehr hörte, fielen hier durch ihre Abwesenheit auf. Es gab keinen Lärm von Rädern auf Kopfsteinpflaster, keine Händler die schlechte Ware viel zu laut und teuer anpriesen, und es gab keine Streitereien und Raufhändel. Es gab nur Harmonie. Vögel zwitscherten, der Wind rauschte in den Blättern der hochaufragenden Laubbäume, und das Blättern des Mannes war beinahe ein störender Lärm hier.
Da sah er die drei Bogenschützen, die nach wie vor auf ihn feuerten, doch ihre Pfeile hörten irgendwo über dem hölzernen Gartenzaun auf zu existieren.
"Komm näher, Wächter! Setz Dich zu mir!" Selbst die Stimme des Mannes schien ein Teil der Natur zu sein, und fügte sich in das Gesamtbild wie ein Kieselstein der im Bach lag.
Cim ging vorsichtig auf dem schmalen Pfad zum Pavillon und setzte sich leise auf die überdachte Bank.
Nun sah er auch, dass der Mann an etwas zeichnete. Es war eine Pflanze und sie strotzte so vor sattem Leben, dass sie den Eindruck erweckte im nächsten Moment vom Papier zu hüpfen.
Zoroaster, Cim hatte keine Bedenken mehr, es könnte jemand anderer sein, hatte ein glattes, freundliches Gesicht, und verstrahlte doch den Hauch der Ewigkeit und unvorstellbaren Alters.
"Herr", flüsterte er leise, "Ich bin hierher geschickt worden, um Euch zu schützen! Wovor und warum wurde mir leider nicht gesagt. Aber ich nehme an die Schützen vor Eurem Garten haben damit zu tun. Es war ein sehr seltsamer und doch überzeugender Mönch."

Leise kicherte Zoroaster in sich hinein. "Sie mischen sich also immer noch in das Schicksal ein. Gut zu wissen, und besser als wären sie nur teilnahmslose Beobachter. Du fragst Dich sicher was das für eine Religion sein kann, von der niemand etwas weiß, und die keine Anhänger hat. Stimmts?"
"Ihr wart schwer zu finden Herr, hättet Ihr nicht vor ähh einiger Zeit gegen die damals gültige Ruhezeitbestimmung verstoßen, wäre das hoffnungslos gewesen."
Erneut kicherte der Priester "Ja, ich gebe zu, dass einem alle hundert Jahre die ganze Harmonie und die Schönheit auf die Nerven geht. Vor etwa vier Jahren um 2:30 morgens war es wieder so weit. Ich bin vor die Tür gegangen, und habe mal mächtig die Sau rausgelassen. Dein Kollege war sehr verständnisvoll, und war mit dem Versprechen, dass ich für mindestens 100 Jahre keine Nachtruhe mehr brechen würde, zufrieden."
Zoroaster stand auf. "Aber kommen wir zu Deinem Auftrag. Es ist kaum notwendig mich hier vor irgendetwas zu beschützen, denn mein Gott wacht hier über mich. Auch gehe ich niemals irgendwo anders hin, denn der Bauernhof liefert mir alles was ich zum Leben brauche. Bleibt die Frage, was der Mönche gemeint haben kann."
Er hob die Hand, und kurze Zeit schwiegen selbst die Vögel und der Wind, während er die Augen schloss und etwas zu suchen schien.
"Ja, da ist etwas seltsam. Eine dunkle Präsenz wie ich sie seit Jahren nicht mehr in unserer Stadt gespürt habe. Aber es ist undeutlich und verschwommen. Oh. Die drei Meuchler vor dem Tor tragen ein seltsames Zeichen, und in der Unsichtbaren Universität...WAS IST DAS?"
Zoroaster riss die Augen auf und sah Cim an als wäre er eine giftige Schlange. "Ahriman kommt wieder in diese Welt!"
"Tja, das ist das Werk der verdammten Händlergilde mit ihren Broschüren. Sie locken dauernd irgendwelche..", es hätte eigentlich ein harmloser Scherz sein sollen, und vielleicht Ausdruck, dass Cim nicht verstand worum es hier ging, doch Zoroaster schien das nicht lustig zu finden.
Er packte Cim beim Hals, hob ihn hoch und brüllte: "Glaubst Du das ist lustig? Wenn es lustig wäre, hätte ich selbst einen Witz gemacht. Ahriman ist das Böse, der Zwilling und doch das Gegenteil meines Herrn, ein Sohn des Schöpfers, und der Herr der Kerkerdimensionen. Findest DU das witzig?"
Erst jetzt schien er zu realisieren, dass Cim leicht blau angelaufen war, und ließ ihn wieder herunter. "Tut mir leid Junge, Du kannst ja nichts dafür. Tatsache ist, wir müssen zur Unsichtbaren Universität. Ich muss das verhindern! Warte hier, ich packe noch ein paar Sachen zusammen. Überleg Dir einstweilen wie wir an den Meuchlern vorbei kommen."
Er rauschte ab und verschwand im Haus.
"Na toll.", war vorerst das einzige was Cim einfiel.

--

Ateras Pferd war mit drei Passagieren zu kaum mehr als einem gemütlichen Trab in der Lage, aber es war undenkbar, dass ihre zwei erschöpften Kollegen auch noch laufen mussten. Nach zwei Stunden erreichten sie endlich das Deosil-Tor in der Stadtmauer von Ankh-Morpork, das heute scheinbar unbewacht war.
Die ganze Stadt war auf den Beinen, und es war kaum ein Weiterkommen möglich. Die Königsstrasse war Mittelpunkt eines speziellen Marktes in dem klatschianische Spezialitäten angeboten wurden und Horden von Leuten waren in beide Richtungen unterwegs. Endlich beschlossen die drei Wächter zu Fuß weiterzugehen. Daemon und Kat waren zwar noch ein wenig zerknautscht, hatten sich aber wieder erholt. Es war jetzt 8:45 und sie hatten noch ein gutes Stück durch die brodelnde Stadt vor sich.
Sie schwammen beinahe durch den Menschenstrom, als Daemon plötzlich erstarrte und seinen Blick auf einen Kerl fixierte, der etwas abseits des Trubels an einer Hauswand lehnte und gemütlich rauchte.
"Atera, geh mit Kat alleine in die UU. Ich muss mich um einen alten Bekannten kümmern, der mich vor kurzem ein paar Mal zu oft getreten hat."
Die Abteilungsleiterin nickte stumm, und ging mit Kat weiter. Daemon bemühte sich gar nicht sich anzupirschen, oder vorsichtig zu sein. Pete war so vom Schutz der Menge überzeugt, dass sein Herz kurz stehen blieb, als ein sehr zorniger Oberleutnant ihm die Füße wegzog und ihm das Schwert (noch dazu ein Korps-Schwert) an die Kehle hielt.
"Du wirst mir jetzt in allen Details erzählen was das Korps ist, wo das Korps ist und was Euer Ziel ist. Andernfalls wirst Du Dir wünschen die Nerokins hätten dich erwischt."
Pete wog kurz seine Chancen ab, eventuelle Grausamkeiten von Kreaturen der Kerkerdimensionen gegen sehr sichere Grausamkeiten von einem Mitglied der Stadtwache und begann zu erzählen.

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Atera und Kat stürmten auf den Eingang zu und die Rekruten ließen die frühere Ausbildnerin und den Kollegen natürlich durch.
Schon war die Tür des Festsaales in Sicht, als ihnen plötzlich vier der Korps-Kämpfer den Zutritt verweigerten, mit gefährlich kreisenden Schwertern, und offenbar zu allem bereit.
"Ich hab keine Lust mich mit Euch herumzuprügeln, und kostbare Zeit zu verschwenden. REKRUTEN! SOFORT ZU MIR."
Von den rund 30 Rekruten waren 10 für die Außenabsicherung des Gebäudes eingeteilt. Froh über eine Abwechslung kamen sie hereingestürmt, und was ihnen an Erfahrung fehlte machten sie durch Überzeugung und Anzahl wett.
"Macht mir den Weg frei, Wächter. Es geht darum Verrat und ein Komplott niederzuschlagen!"
Die Korps-Kämpfer wurden von den Wächtern zu Boden gedrückt, und Atera ging schnell durch die Tür, und warf sie hinter sich zu, als sie bemerkte, dass weitere Kämpfer in schwarz kamen.
"..und so hoffe ich weiterhin auf gute Zusammenarbeit mit den klatschianischen Kollegen, und freue mich schon aufs Festmahl!"
Tosender Applaus war die Antwort des Auditoriums, denn jeder war dankbar für die kurze Rede. Genauso hatte jeder schon Angst vor der Rede der Händlergilde, die wie ein Berg zwischen dem Festessen und ihnen lag.
"Dieses Fass ist eine Falle!" rief Atera, und zog sofort alle Blicke auf sich. "Und DU", sie zeigte auf Fakim, auf dessen Schulter nach wie vor Gonzo saß, "bist ein elender Verräter. Ergreift ihn!"
Kurze Zeit herrschte Unsicherheit wer zu ergreifen war, Gonzo oder Fakim, und noch bevor sich diese gelegt hatte, warf der Rekrut den Ausbildungsleiter in die Menge und rannte zu dem Faß.
"Flieht!!", schrie Atera, "In dem Fass sitzt eine schreckliche Kreatur!"
Die Würdenträger der Stadt stolperten übereinander, nur die Fakultätsleiter behielten die Nerven. Ridcully schnappte sich Vetinari und verschwand, gemeinsam mit ein paar anderen hohen Herren die genug Verstand hatten.
Fakim löste die Verriegelung des Fasses und befreite die Nerokins die in einer Woge von Schlamm in den Saal fielen.
Suchend, schnüffelnd fuhren hunderte Tentakel im Raum herum, auf der Suche nach magischem Blut. Der Boden des Festsaals war mittlerweile endgültig durchsichtig und zeigte den Blick auf einen weiteren Stamm von Nerokins deren Tentakel teilweise suchend am Stein kratzten und teilweise in lautlos schreienden Sklaven steckten.
Einige der Studenten, die nicht an den Tentakeln vorbei zur Tür kamen, versuchten sich vergeblich an der Translokation und wurden schnell zu Opfern.

---FAKIM---

Fakim stand die ganze Zeit gemütlich dort und lachte. "Es hat geklappt. Keiner von Euch tollen Wächtern hatte auch nur die Spur einer Idee, was passiert ist, und genauso wenig könnt ihr euch jetzt dagegen wehren."
In Atera stieg ein unermesslicher Zorn auf. Sie zog ihr Schwert und ging auf den Korps-Agenten zu. Sie wollten diesen Verräter nicht warnen, sie wollte ihn von hinten töten, weil er nichts anderes verdient hatte.
Sie holte aus, doch ein Tentakel traf sie am Bauch und biss sich fest – um gleich wieder spuckend loszulassen, sich einzurollen und rauchend zu verdorren.
"Ah, untotes Blut schmeckt Deinem Spielzeug wohl nicht.", sagte sie wieder Fakim zugewandt, der nun allerdings bewaffnet vor ihr stand.
"Atera, ich will Dir kein Leid zufügen. Du wirst eine von denen sein, die von der neuen Ordnung mehr als profitieren werden. Bei Cim muss ich mich noch extra bedanken. Er war so nett, und hat mir die entscheidenden Hinweise gegeben, wer sich gerade mit uns befasst, und wo der einzige Mann in der Stadt ist, der uns jetzt noch stören könnte. Ich fürchte nur, er ist mittlerweile tot, und kann sich darüber nicht mehr so recht freuen.
So Dummheiten wie Ehrgefühl, Mitleid oder Pflichterfüllung werden auch Dir in ein paar Minuten nicht mehr so wichtig sein."
Während seiner gesamten Rede, hatte Atera wild auf ihn eingeprügelt, doch Fakim hatte die Schläge ohne wirkliche Anstrengung abgewehrt.
"Dir wird ich zeigen was..", begann Atera, doch da hob Fakim die linke Hand.
"Ahh. Es geht los. Gleich wirst Du Dich viel wohler fühlen!"
Fakim griff in seine Tasche und warf eine Phiole mit grüner Flüssigkeit auf die Nerokins die im aufsteigenden Rauch und unter lautem Heulen verendeten.
Es war kein Blitz, sondern vielmehr das Gegenteil eines Blitzes. Atera fühlte sich von einem Schatten geblendet, der die Nerokins plötzlich einhüllte, und fühlte wie ein Schwarm kleiner Projektile an ihr vorbeischoß, gefolgt von einem ..."Was immer das war"... das aber schnell wieder verging.
Plötzlich sprangen ein paar Wächter aus dem Schatten, die Atera bislang noch nicht kannte. Dann kam Vetinari, danach Ridcully. Allesamt mit einem Schwert bewaffnet mit dem sie die ohnedies noch von Korps-Kämpfern bedrohten Wächter attackierten.
Sie musste etwas tun. Gonzo versuchte sein möglichstes Ordnung in die Reihen der Rekruten zu bringen, und sicherte so ihr Leben – für eine Weile zumindest. Denn es sah nicht gut aus für sie. Da wurde die Tür aufgebrochen, und es kamen wie auf ein Kommando FROGS, DOG, RUM und SEALS – Wächter in den Saal geströmt, und metzelten die Feinde souverän dahin. Mit einem Schlag hatte sich das Blatt gewendet – und dann kam Culsu.

---CIM---

Cim sah dem Priester der sich mit zwei riesigen Säcken abmühte, kopfschüttelnd zu.
"Wie glaubst Du, werden wir in endlicher Zeit mit Deinen beiden Toiletten - Täschchen zur UU kommen?", fragte Cim, der die naheliegendste Möglichkeit nicht sehen wollte.
"Schaffst Du das nicht? Ich wollte einfach für alle Eventualitäten vorbereitet sein." Nachdenklich musterte er die beiden Säcke.
"Glaubst Du es ist übertrieben, ein Mittel gegen Masern und Schnupfen mitzunehmen?" Cim nickte heftig.
"Stressbedingte Überreaktion des Immunsystems? Nikotinabhängigkeit?"
"Womit glaubst Du eigentlich haben wir es hier zu tun? Bist Du Notarzt oder Hohepriester?", fragte Cim aufgebracht. Er wollte endlich wissen wie es seinen Freunden ging, und ob Kat nun wirklich zum Verräter geworden war.
"Also gut, wenn Du meinst.", resignierte Zoroaster, und begnügte sich mit einem kleinen Jutesack, den er an den Gürtel band.
Vor dem Eingangstor hatten sich nun gut sichtbar drei Kerle in schwarzen Kampfanzügen positioniert. Sie waren recht selbstsicher, und sie hatten allen Grund dazu.
Plötzlich sah er seinen Verdacht bestätigt. Er sah Kat auf die drei zuschlendern und er ... schlug ihm die Faust voll ins Gesicht?
Gleich darauf sprang Daemon aus dem Gebüsch und griff den Zweiten an.
Nach kurzem Zögern, sprang Cim auf, und rannte aus dem "Bauernhof" und der Rest der Welt stürmte beinahe betäubend auf ihn ein.
Nichtsdestotrotz konnte er nun seiner Wut freien Lauf lassen. Er dachte daran was bisher passiert war, dachte an seinen Schwager, an die Entführung von Daemon (und vielleicht ein bisschen auch an sein letztes Treffen mit Timaras Vater) und spürte wie Nebel aufstieg, wie Tränen aus Blut aus seinen Augen rannen und er jemand bezahlen lassen wollte.
Er hatte kein Schwert und er wollte auch keines. Er stürmte los, und schlug den verbleibenden Kämpfer einfach unbarmherzig auf Kopf und Körper. Relativ enttäuschend stellte dieser fest, dass seine Metallwaffe wirkungslos an dem Berserker abprallte, bekam aber keine Chance mehr jemand davon zu berichten.
Kurze Zeit später lagen alle drei Korps-Kämpfer tot auf der Strasse.
"Zoroaster! Können wir gehen?", rief Cim und formte die Worte überdeutlich mit dem Mund, damit sie auch lesbar wurden.
"Wer ist der Kerl eigentlich?", fragte Daemon. Und eigentlich wollte Cim eine ausführliche Erklärung abgeben, doch plötzlich zog absolute Dunkelheit über die Stadt, wie ein Schirm breitete sich eine dunkle Wolke aus, die ihren Ursprung in der UU hatte.
"Nun, Zoroaster ist der Kerl, der das Licht wieder anknipsen kann."

Sie rannten durch die Strassen, die sich plötzlich geleert hatten, und beachteten anfangs die Gestalten nicht, die mitten am Weg stehen geblieben waren, und auf irgendetwas lauschten.
"Sie haben Culsu geschickt", rief der Hohepriester etwas außer Atem. "Und er fordert nun ein, was ihm gemäß den Regeln gehört: den Gehorsam der Untoten."
Sowohl Cim als auch Daemon waren abrupt stehen geblieben.
"Bleib stehen!", befahl Cim, und Zoroaster gehorchte erstaunt.
"Was meinst Du mit –den Gehorsam der Untoten-? Die halbe Wache besteht aus Untoten."
Zoroaster kratzte sich am Kopf "Nun, es ist ja wohl klar, dass die Untoten nicht gerade von der Natur vorgesehen wurden. Ihr Dasein ist auf grausame Weise verlängert worden, und sie kämpfen gegen jegliche Lebewesen die.. ihr sagt sie sind Wächter? Mag es sein, dass mein Plan sie alle zu zerstören nicht Eure Zustimmung finden wird?"
"Viele der Untoten sind Freund von uns, Vorgesetzte, Kollegen die ihre Pflicht im Dienste der Allgemeinheit tun, und wahrscheinlich gerade ihr Leben aufs Spiel setzen.", sagte Daemon eindringlich. "Also was hast Du sonst auf Lager?"
Zoroaster setzte sich auf den Boden, und begann in einem kleinen Buch ähnlich dem in der Bibliothek zu blättern.
Er spürte die bohrenden Blicke der beiden Wächter, sah zu ihnen auf und sagte "Mich.", und an Cim gewandt "Ich hab keine Ahnung wann, und warum, aber Du wirst offenbar den neuen Hohepriester finden. Bringe ihn in den Bauernhof, er wird dort willkommen sein, und weitere Instruktionen finden.
Lebt wohl."
Damit fing er an Gebete in einer seltsamen Sprache zu rezitieren. Cim war sich sicher, dass er nichts Derartiges in dem kleinen Buch gesehen hatte. Von einem Augenblick zum nächsten war er verschwunden, und ein Blitz jagte Richtung UU. Daemon und Cim sahen sich an, zuckten mit den Schultern, und schlenderten dem Blitz hinterher.

--

Zu sagen "Das Blatt hat sich gewendet", wäre nicht nur von der Zeit her falsch. Vielmehr war das Blatt zerrissen, und durch einige weitere Blätter ergänzt worden.
Culsu stand inmitten des Schattens und schickte ihre Grabwächter, widerliche Kreaturen mit Kiefern so groß wie ein Rinderkopf aus, um die Wächter zu erledigen. Gleichzeitig sorgte sie dafür, dass ihr Mantel des Befehls sich über der Stadt ausbreitete. Sie spürte jeden einzelnen der Untoten auf, und gab jedem von ihnen drei Befehle: "Gehorche, Töte, Iss!"
Atera wirbelte von einem Moment zum Nächsten herum und schlug auf ihre eigenen Rekruten ein.
Diese steckten einige Wunden ein, bevor sie realisierten, dass die "SEALS-Schäffin" wohl die Seiten gewechselt hatte.
Viele Wächter lagen bereits verwundet oder bewusstlos da, doch scheinbar legten ihre Feinde extrem darauf Wert niemanden zu töten, auch wenn dies ihre eigenen Verluste verstärkte. Hätten die Rekruten gewusst was ihr angedachtes Schicksal war, dass sie recht interessante Kriegsbeute darstellten, hätten sie wohl noch engagierter gekämpft.
Als alle Hoffnung verloren war, als der Festsaal bereits schwarz von den widerlichen Kreaturen war, schlug mit einem gewaltigen Knall ein Blitz durchs Fenster und traf just genau den Schatten und die darin wartende Culsu.
Inmitten des erdrückenden Schattens schwebte eine strahlende Figur, und kleine gleißende Protuberanzen züngelte nach den Grabwächtern, die es wagten sich ihr zu nähern.
"DU HÄTTEST DICH NICHT AUS DEINEM LOCH WAGEN SOLLEN, CULSU! DIESE LEUTE, UNTOT ODER NICHT, GEHÖREN DEM LICHT! DIESEM LICHT!", rief der schwebende Mann und verwandelte sich in eine grell leuchtende Kugel, von der zuerst auf Culsu dann auf jeden einzelnen Grabwächter kleine Lichtbögen übersprangen. Die Kreaturen schrieen ihre Quallen hinaus, und begannen zu rauchen und zu brennen. Die Dämonin sprang durch die Nerokins hindurch, und gleich darauf wurde die Passage in einem gewaltigen Blitz ausgelöscht. Gemeinsam mit der leuchtenden Kugel, und dem Hohepriester.
Noch immer hielten alle den Atem an, die Wolke zog sich zurück, die Dunkelheit löste sich auf, und ein paar sehr verwirrte Wächter stellten fest, dass sie mit den Kollegen kämpften, und die Gegner langsam durchsichtig wurden und verschwanden.
Atera sah rund um sich, einen Kreis von bewusstlosen Rekruten, und sagte leise "Sehr unpädagogisch.". Da fiel ihr ein, dass sie eigentlich auf der Jagd nach Fakim war. Doch natürlich war der längst verschwunden. Doch es gab es ein paar dutzend Leute deren Wunden verarztet werden mussten, nebst etwa einem halben Dutzend Studenten der Universität die tot waren, und weggebracht werden sollten.
Sie hatten knapp gewonnen, niemand kannte die ganze Geschichte, und das war eine Weile auch noch gut so.

Epiloge:

Wache: Rede von Vetinari.
"Die Wache hat in selbstlosem Einsatz die Stadt, und vielleicht die ganze Scheibenwelt vor verheerenden Schaden bewahrt. Ihr Wert für die Gesellschaft ist nicht zu beziffern, und so freut es mich im Besonderen, dass ich verlautbaren darf, dass alle geplanten Einsparungsmaßnahmen betreffend der Stadtwache von Ankh-Morpork fallen gelassen wurden.
Ausbildungs- und Sachbudgets werden wie von Kommandeur Rince gefordert erhöht.
In diesem Sinne "Carpe Fabricate"
Knapp 200 gerührte Augenpaare waren auf den Patrizier gerichtet. Nur Rascaal beugte sich zu Rince zog eine Augenbraue nach oben, und sagte "Ich wette der Alte hat in einer Woche vergessen was passiert ist. Weiß er eigentlich, dass der Verräter seit Monaten in der Wache war?".
Rince grinste breit. "Nein, und das wird auch so bleiben. Das wird die teuerste Woche seines Lebens!" und sie stimmten in den allgemeinen Applaus mit ein.

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"Und ihr seid sicher, dass ER nun in 4711 ist?", fragte Empusa während er den am Steintisch liegenden Mithocht langsam ausweidete.
"Ja Herr! Ich spürte seine Präsenz genau.", antwortete eine Culsu die am gesamten Körper Verbrennungen hatte, und ihren blutroten Teint gegen ein schorfiges Braun tauschen musste.
"Der Priester hat sich also selbst geopfert.", sinierte Empusas, "Und wahrscheinlich wusste Ahriman von Anfang an, was wir vorhaben. Er hat uns wie Marionetten behandelt. Aber gut, mal sehen, wie viele der Kerkerdimensionen wir unter unsere Kontrolle bringen können, wenn er nicht da ist.", philosophierte Empusas, was seine Untertanen als gutes Zeichen nahmen, sah man von Mithocht einmal ab.

-

Fakim saß in seinem unterirdischen Unterschlupf, den nicht einmal das nicht mehr existente Korps gekannt hatte, und starrte auf einen der Nerokin-Samen die er erwischt hatte. Niemand vom Korps lebte mehr. Die Wache hatte ganze Arbeit geleistet. Und es war ihm nicht einmal gelungen einen alten Priester töten zu lassen. Er wusste wie man in 32A mit Versagern umging, und beschloss das Agentendasein an den Nagel zu hängen. Dennoch hatte er keine Ahnung was er sonst weiter machen sollte. Er musste sich sogar eingestehen, dass ihm das Archiv der Wache fehlte. Vielleicht sollte er die Stadt verlassen, und ein neues Leben beginnen?
"Lass mich Dir eine Geschichte erzählen!", raunte ihm eine Stimme zu, die nur in seinem Kopf zu hören war. Und Fakim hörte zu.

-

"Ja Schatz, Dein Vater ist als Held gestorben. Er wollte all das verhindern!"
Es war nicht notwendig Timara nähere Hintergründe zu erzählen, fand Cim, aber sie nahm die Nachricht sehr tapfer auf. Immerhin war das Verhältnis der beiden auch schon seit längerer Zeit nicht rosig gewesen.
"Ich war kurz vorher ja noch bei ihm, und er hatte meinem Antrag zugestimmt.", brach es aus Cim heraus, und sah sie gespannt an.
"Wieso machst Du meinem Vater einen Antrag?", fragte Timara scheinheilig, aber ihre Miene hellte sich auf.
"Willst Du mich heiraten, Timara Lordner?"
Ein breites Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, und mit einem eindeutigen "Vielleicht" tanzte sie davon. Cim machte gar keinen Versuch zu verstehen was in ihr vorging, und folgte ihr um das Thema genauer zu erörtern.
[1] Eigentlich war das so: Mückensturm wollte endlich seinen Leutnant bekommen, und wollte Rince damit auf sich aufmerksam machen, dass er die tolle Idee hatte die Offiziere die nicht Kommandant oder Abteilungsleiter sind, könnten doch mit gutem Beispiel voran gehen, und Tresendienst machen. Rince, kreativen Ideen gegenüber immer aufgeschlossen, meinte -Gute Idee, aber auch die Abteilungsleiter sollen mitmachen. Du fängst an.- Im Versuch aus der resultierenden Zwickmühle zu entkommen, konterte Mücke, -Gerne, aber ich hoffe es macht Dir nichts, dass der DOG-Jahresbericht dann noch ein Weilchen warten muss, ich habe mir morgen dafür reserviert, und komme erst wieder nächsten Monat dazu.-
Da Rince mit dem Bericht schon länger prahlen wollte, und er einige gute Argumente für Vetinari brauchte, kam man von der Idee Abteilungsleiter für den Tresen einzusetzen wieder ab, und bekam am nächsten Tag tatsächlich rechtzeitig seinen Bericht, den Mücke seit einer Woche fertig hatte, aber klugerweise noch zurückgehalten hatte.
Allerdings hatte Mücke nun die ehrenvolle Aufgabe einen Offizier zu bestimmen, und das war beinahe genauso schlimm wie selbst Tresen schieben. Die Reaktion von Lewton oder gar Rascaal vor Augen, hörte er in seinem Büro plötzlich wüsten Lärm, und als er nachsah prügelte Daemon gerade auf den Kaffeedämon ein.
-Ahh Daemon!-, offenbarte sich die Lösung. -Da Dir offenbar gerade langweilig ist, wirst Du Dich sicher freuen, einen Spezialauftrag von Rince zu übernehmen-. Daemon redete eine Weile weder mit Rince noch mit Mücke, aber sonst war die Idee gut, auch wenn Mückensturm heute noch immer Fähnrich ist....




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