Das letzte Bellen, Part 2 (Coop)

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von Feldwebel Steingesicht (DOG), Oberleutnant Daemon Llanddcairfyn (DOG), Hauptgefreiter Ikari Gernetod (DOG)
Online seit 03. 06. 2002
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 Außerdem kommen vor: RinceHarryLewtonVenezia Knurblich

Diese Coop handelt in der Zeit, in der Daemon noch Abteilungsleiter der D.O.G. (Nebenbei bemerkt die freizügigste Abteilung von allen) war. Sie knüpft direkt an die Ereignisse des ersten Teiles an und berichtet vom weiteren Hergang der Ermittlungen. Vielleicht wird mit dieser Veröffentlichung ein wenig klarer, wozu der erste 'Part 2' gedient hat.

Dafür vergebene Note: 10

Daemon

Ellenlange Eingangserklärung:
Diese Coop handelt in der Zeit, in der Daemon noch Abteilungsleiter der
D.O.G. (Nebenbei bemerkt die freizügigste Abteilung von allen) war. Sie
knüpft direkt an die Ereignisse des ersten Teiles an und berichtet vom
weiteren Hergang der Ermittlungen. Vielleicht wird mit dieser
Veröffentlichung ein wenig klarer, wozu der erste 'Part 2' gedient hat.

Dies geschah im vorhergehenden Teil:

Die Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten erhält vom
Kommandeur der Stadtwache die Aufgabe, einen mysteriösen Auftrag der
Assassinen zu untersuchen, bei dessen Ziel es sich um ein Gildenoberhaupt
der Stadt handeln muss. Die DOG muss den Auftraggeber finden und den
Anschlag auf einem Fest im Patrizierpalast verhindern.
Während der Untersuchung stößt Harry auf Hinweise auf die Unsichtbare
Universität, doch die Wächter können nichts weiter herausfinden. Als das
Fest stattfindet, kommt es trotz der Überwachung durch die DOG zu einem
Schuss auf Erzkanzler Ridcully, der glücklicherweise kein Ziel findet,
außer Ikari's Arm.
Während der Verfolgung der Attentäter wird Daemon angeschossen und bleibt
verletzt allein in den nächtlichen Straßen Ankh-Morpork's liegen.

***

Wie bin ich eigentlich in diese Situation geraten?

***

11. April, 9:30. Helles Licht.

Wie bin ich eigentlich in diese Situation geraten?
.... Fallen ... Schmerz ... Brennen ... Feuer ... Flammen verbrennen ...
Fleisch
.... Licht ... so hell

Schwarz.

****

"Tja, das war's ja dann wohl.", Lewton holte einen Block Papier hervor,
"Wenn Du bitte hier einmal unterschreiben würdest, Chef?", Rince sah den
Werwolf empört an.
"Was soll das denn heißen: Das war's ja dann wohl? Und was soll ich da
unterschreiben?", fragte er.
"Nichts weiter, Kommandeur, nur Deine Bestätigung, dass der Fall jetzt
R.U.M. gehört."
"R.U.M.? Wie kommst Du da drauf?", Rince runzelte die Stirn.
"Das war doch eindeutig ein unlizenzierter Mord. Oder hast Du eine Quittung
bei ihm gefunden? Links unten dann. Vorname reicht."
"Lewton!", rief Venezia vom Bett her, "Jetzt aber Schluss. Er ist nicht tot.
Noch nicht.", fügte sie zweifelnd hinzu.
"Na toll.", ärgerte sich der Werwolf über diese Attacke, "Kann mir irgendwer
erklären, weshalb sich die Knallfrösche hier einmischen? Hier, Rince,
unterschreib einfach."
"Jetzt hör schon auf.", wehrte Rince langsam ab, "Du siehst doch, dass der
Bolzen eventuell vielleicht das Herz wahrscheinlich wohl gar nicht direkt
getroffen hat. Unter Umständen."
"Ich glaube, er atmet noch!", rief Venezia überrascht vom Kopfkissen her.
"Nur eine Reaktion des Körpers, der sich noch nicht an die neue Situation
gewöhnt hat.", winkte Lewton ab und schob dem Kommandeur wieder den
Papierblock unter die Nase.
"Seht nur, es hat aufgehört zu bluten!", freute sich die Gnomin.
"Na also. Der Leib gibt auf. Es ist aus. Unterschreib, Chef.", folgerte der
Werwolf.
"Seine Augen öffnen sich!", Venezia hüpfte aufgeregt auf und ab.
"Nur ein letztes Aufbegehren gegen das Unvermeidliche.", zweifelte der
Hauptmann, "Warte, Rince, Du kannst meine Schreibfeder benutzen."
Daemon öffnete die Augen und sah sich selbst in einem mit roten Satin
bezogenen Bett liegen. Es dauerte eine Weile, bis er erkannte, dass über
dem Bett ein Spiegel hängen musste. Leise stöhnte er.
"Tja.", resümierte Lewton, "Der hat es hinter sich. War ein guter Kerl.
Einfach unten auf der gepunkteten Linie, Rince."
Der Oberstleutnant richtete den Oberkörper halb auf und stützte sich mit den
Ellenbogen auf die weiche Matratze. Venezia setzte zum Sprechen an, doch
der Werwolf schüttelte den Kopf.
"Nur die einsetzende Leichenstarre. Wenn Du jetzt endlich unterschreiben
würdest, Kommandeur?", doch Rince näherte sich statt dessen vorsichtig dem
Bett.
"Alles in Ordnung mit Dir?", fragte er Daemon. Der verzog das Gesicht.
"Autsch.", stieß er aus und fasste sich an die Brust.
"Bist Du... am Leben?", der Kommandeur sah ihn unsicher an.
"Ich denke schon."
"Vielleicht ist er nur untot. Das gilt nicht.", Lewton gab noch nicht alle
Hoffnung auf, einen äußerst lukrativen Fall für seine Abteilung zu
gewinnen. Sicher, er hatte nichts gegen Daemon, ganz im Gegenteil. Manchmal,
wenn die Situation es erforderte, ließ er ihn bei sich übernachten und
zeigte ihm dann sogar seine Postkartensammlung, was er ganz bestimmt nicht
bei Jedem tat. Aber der unlizenzierte Tod eines Offiziers hätte sich gut in
den Akten der Abteilung gemacht. Na ja, er musste eben bis zum nächsten Mal
warten. So schlimm war der Oberstleutnant dann auch nicht.
"Na gut, er lebt also noch.", gab der Werwolf zu, "Wurde Dir vielleicht
etwas gestohlen?", Daemon schüttelte mühsam den Kopf.
"Das wird Dich erst mal eine Weile ruhig stellen.", grinste Venezia, jetzt
wo klar war, dass dem Wächter nichts Ernstes passiert war, fand sie wieder
zur alten Gnomen-Form zurück, "Da wird sich Dein Stellvertreter aber freuen."
"Habt ihr irgendwelche Hinweise gefunden, wer den Anschlag durchgeführt
hat?", fragte Daemon mühsam.
"Mach Dir da drum mal keine Sorgen.", sagte Rince ruhig.
"Hah.", der Oberstleutnant fuhr auf und gab einen leisen Aufschrei von sich,
bevor er wieder in die Kissen zurück sank, "Du denkst wohl,", sagte er
leise, "nur, weil ich hier liege, lasse ich den Fall los, was? Aber da hast
Du Dich geirrt, ich habe hier sogar viel Zeit, um über die ganze Sache
nachzudenken.", er sah ihn stur an.
"Nein.", widersprach der Kommandeur, "Ich meine nur, Du musst Dir da drum
keine Sorgen machen. Du solltest Dich lieber wegen dem Feuer sorgen, das
den halben Patrizier - Palast in Schutt und Asche gelegt hat und während
eines Einsatzes ausbrach, den Du geleitet hast.", Rince sah ihn ernst an,
"Vetinari erkennt die guten Absichten, aber der Verlust von mehreren hundert
Kunstgegenständen, Möbeln und etwa zwei Dutzend Zimmern ist ebenfalls nicht
übersehbar."
"Ikari sollte doch...", begann Daemon.
"Als Steingesicht und Valeriaa im Saal ankamen waren sie froh, ihn noch
retten zu können. Er ist Wächter und kein Feuerwehrmann.", erinnerte ihn
Venezia.
"Mückensturm und Harry?", der Oberstleutnant sah sie fragend an.
"Sind über das Dach vor den Flammen geflohen. Sie haben übrigens auch
gesehen, wohin Du ranntest. Hätten wir Dich später gefunden...", Lewton
ließ den Satz unvollendet.
"Wondie sollte zu Hause sein. Nachdem er gesehen hat, dass man nichts weiter
für Dich tun konnte, ist er gegangen."
"Ich möchte alle so schnell wie möglich hier sehen. Apropos... Wo bin ich
eigentlich?"
"Och."
"Ähm."
"Tja."
"Nun ja."
"Hey.", der Oberstleutnant verzog das Gesicht, "In wessen Bett liege ich
hier?"
"Na ja, Du warst ja noch nicht weit weg... ich meine... Du hast die Beiden
schon nach kurzer Verfolgung gestellt. Und der Brand war schon gelöscht.
Und Lord Vetinari hatte nichts dagegen. Hätte wahrscheinlich nichts dagegen,
wenn wir ihn fragen würden. Er hat nach dem Fest noch gearbeitet und wollte
sowieso nicht schlafen. Und Du warst angeschlagen, Du weißt schon. Und da
dachten wir...", Venezia trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
"Ich liege im Bett des Patriziers?", fragte Daemon entgeistert, "Und er hat
einen Spiegel darüber hängen?", Venezia grinste schelmisch.
"Reingefallen. Wir würden Dich doch niemals in Vetinari's Bett legen.",
Daemon sah forschend zu Rince und Lewton, die noch immer verlegen zu Boden
sahen, "Es ist Frau Palms.", fuhr die Gnomin im Plauderton fort.

***

"Wondie hat den Weg aber schnell gefunden.", feixte Valeriaa, als sie mit
Steingesicht und Harry das Zimmer betrat, in dem sich der stellvertretende
Abteilungsleiter bereits mit Daemon befand.
"Er muss ihn wohl schon kennen.", grinste der Geist.
"Ja ja, ihr mich auch.", brummte Wiewunderland Jim.
"Gut siehst du aus, Chef.", unterbrach Harry den sich anbahnenden Streit,
"Gar nicht mehr so.. ähm... Du weißt schon..."
"Blass?", fragte Valeriaa.
"Groß?", fragte Steingesicht.
"Besch...?", fragte Wondie.
"... tot.", beendete der Gnom den Satz.
"Also gut. Ich lebe also noch.", sagte Daemon, "Schön, dass ihr euch alle
darüber freut, aber wir haben immer noch einen Fall zu lösen, nicht wahr?
Also, was haben wir?"
Mückensturm betrat den Raum.
"Ist das zu glauben? Sie wollten mich nicht mit meinen Waffen hier herein
lassen.", rief er aufgeregt, "Was, wenn jetzt eine spontane Revolution
ausbricht? Oder die Stadt angegriffen wird? Dann sind wird praktisch
schutzlos.", die Anderen sahen ihn fragend an, "Na ja. Kann doch sein,
oder?", fügte er kleinlaut hinzu.
"Wir sammeln grade unsere Ergebnisse, um mit den Ermittlungen weiter zu
kommen.", erklärte Valeriaa, Daemon nickte dankbar.
"Die Attentäter waren Assassinen, das ist sicher.", sagte der zeitweise
Waffenlose.
"Wieso können wir da sicher sein?"
"Du lebst noch.", antwortete der Oberstfeldwebel, "Wer außer einem
Assassinen könnte auf diese Entfernung so präzise daneben schießen, dich
zwar umzuhauen, aber nicht zu töten?"
"Klingt einleuchtend.", gab der Oberstleutnant zu.
"Außerdem", fügte Mückensturm hinzu, "Hat Harry diese Quittung im Gebälk des
Palastes gefunden."
"Oh.", Daemon nahm das Stück Papier entgegen, "Das ist ein ziemlich sicheres
Indiz, nicht wahr?"
"Die Delegation der Assassinen hat Valeriaa kurz vor dem Anschlag aus dem
Weg geschafft, ich frage mich, weshalb.", fuhr Wondie fort.
"Das werden wir Lord Witwenmacher fragen. Und wir werden noch mehr in der
Gilde
herausfinden.", der angeschlagene Oberstleutnant sah sich um, "Wobei mir
auffällt: Wo ist eigentlich Ikari?"
"Oh.", Valeriaa sah betroffen drein, "Du weißt doch, erst traf ihn dieser
Bolzen und dann versuchte er noch recht erfolglos, das riesige Feuer zu
löschen, naja, er ist grade auf Ersatzteilsuche.", Daemon nickte.
"Sobald er fertig ist, soll er Wondie dabei helfen, die einzelnen Gilden zu
untersuchen. Wir haben die ganze Zeit falsch herum gesucht, die Zauberer
waren nicht die Auftraggeber der Assassinen, sondern die Opfer.", er griff
unter sein Kopfkissen und holte eine Liste hervor, "Ihr Zwei werdet diese
Leute aufsuchen und herausfinden, wer was gegen die Unsichtbare Universität
hat.", er gab den Zettel an Wiewunderland Jim weiter.
"Aber das sind ja praktisch alle Gildenoberhäupter der Stadt.", entfuhr es
dem Hauptgefreiten.
"Es gibt viel zu tun.", grinste sein Vorgesetzter zurück, "Bericht heute
Abend.", fügte er hinzu. Er betrachtete die Quittung in seinen Händen und
warf sie der Werwölfin herüber.
"Valeriaa.", das Papier schwebte zu Boden, bevor die Feldwebelin reagieren
konnte, "Du gehst zu Witwenmacher. Nach gestern Abend wird er kein so
großes Geheimnis mehr um die Sache machen. Frag ihn, weshalb Du in die
Kammer gesperrt worden bist und von wem dieser Auftrag kommt.", Valeriaa
nickte, "Und dann versuch rauszufinden, welcher Assassine den Auftrag
übernommen hat, mit dem habe ich persönlich noch etwas zu bereden."
"Alles klar.", bestätigte sie und hob die Quittung auf, "Ziemlich
undeutlich, die Unterschrift, könnte jeder in der Gilde gewesen sein.",
analysierte sie stirnrunzelnd, "Ich werde Witwenmacher fragen."
"Gut, dann ist ja klar, was ansteht und wir warten auf Eure Ergebnisse.",
schloss Daemon die Besprechung im Schlafzimmer der größten Näherin der
Stadt ab, "Noch irgendwelche Fragen, Anliegen, Beschwerden? Ich stelle fest:
Kei..."
"Harry's ist größer, als meiner.", unterbrach ihn Mückensturm.
"Ähm... ich bin nicht sicher, ob ich Dich richtig verstehe.", gab der
Oberstleutnant zu.
"Na, die Webel. Wir haben alle einen bekommen, rechtzeitig zum Fest, aber
Harry seiner ist viel größer, und dass, obwohl er ein Gnom ist.",
beschwerte sich der Oberfeldwebel.
"Nun.", antwortete Daemon, "Ich bin sicher, Steingesicht hat noch mehr davon
im Lager, ihr werdet die Zeit nutzen und einen anderen für dich
heraussuchen, okay?"

***

11. April, 10:30. Ermittlungen.

"Und Du bist sicher, dass es in Ordnung ist?", Ikari beäugte unschlüssig die
Unterseite seines Oberarmes, was mit einigen Verrenkungen verbunden war.
"Ja.", bestätigte Wiewunderland Jim zum wiederholten Mal, "Es sieht gut aus."
"Weißt Du, so habe ich diese Sachen noch nie gelöst.", der Zombie knibbelte
nervös an der Stoffbahn.
"Du kannst doch nicht jedes Mal, wenn was an irgendeinem deiner Finger
ist..."
"Dreck unterm Nagel, zum Beispiel.", unterbrach Ikari.
"... Den ganzen Arm ersetzen.", beendete der Hauptgefreite.
"Warum denn nicht, hat doch bis jetzt immer funktioniert.", beharrte der
Zombie.
"Hör zu.", Wondie blieb stehen, "Es war nur ein ganz kleiner Bolzen. Ein
Verband reicht vollkommen. Du kannst nicht einmal verbluten, worum machst
du dir überhaupt Sorgen?", er holte die Liste mit den Gildenoberhäuptern
hervor, "Und jetzt los, wir haben genug zu tun.", die beiden Wächter
machten sich auf den Weg, die Gilden der Stadt aufzusuchen.

"Verdammt.", fluchte der Obergefreite, "Wer sind all diese Leute?", sah noch
einmal auf die Liste. Die Alchemistengilde und die Gilde der Anwälte hatten
sie bereits besucht, doch es standen noch viele Namen auf dem Zettel.
"Einige der Gilden haben vor Kurzem neue Oberhäupter bekommen. Und bei
manchen war der Name bisher recht uninteressant. Bis der Oberstleutnant
anfing, das Dienststellen - Archiv aufzustellen und alles und jeder genau
dokumentiert werden musste.", erklärte Wiewunderland Jim.
"Ich frage mich, wozu Daemon all diese Berichte benötigt."
"Und hast du bemerkt, wie verdammt heiß es immer im Boucherie ist?", der
Hauptgefreite grinste schelmisch.
"Ich weiß nicht genau, was du damit zu sagen vers...", begann der Zombie.
"Vielleicht auch gar nicht so wichtig.", winkte Wondie ab, "Wer ist der
Nächste?", Ikari kniff die Augen zusammen und entzifferte mühsam die
Schrift des Abteilungsleiters. "Leonard Laibchen. Er ist der Boss der
Bäckergilde."

- - - Übergabe - - -



***
Der Bäckermeister wischte seine mehligen Hände an einer ehemals weißen
Schürze ab. Die Waschbemühungen seiner Ehefrau hatte sie mit der Zeit immer
grauer werden lassen.
Im Gegensatz zu der Assoziation die sein Name bei den Wächtern hervor rief,
war Leonard ein schlanker Mann von nicht mehr als dreißig Jahren. Jim trat
an den Tresen des Bäckerladens, der den vorderen Bereich des gildeeigenen
Gebäudes einnahm.
"Guten Tag, Obergefreiter Gernetod und Hauptgefreiter Wiewunderland, von der
Stadtwache, Abteilung D.O.G. Wir hätten gerne Euren Obermeister
gesprochen." begrüßte Jim den Meister.
"Worum geht es denn?"
"Wir hätten Ihn gerne persönlich gefragt."
Der Meister zog seine Stirn in Falten.
"Als Schnüffler solltet Ihr eigentlich wissen mit wem Ihr redet"
"Oh Verzeihung, wir .. ähh.. naja wir sind auf der Suche nach einem
Attentäter." Jim hatte inzwischen irgendwie den Faden verloren.
"Attentat? Hat Frau Wichtig sich wieder über die Brötchen der Zwergenbäcker
beschwert? Da müsst Ihr zu Goldig Schammott, dem Gildemeister der
Zwergenbäcker."
Ikari sah auf die Liste mit den Gildeoberhäuptern "Die Zwergen habe eine
eigene Bäckergilde?"
"Die Zwerge haben für fast jede Menschengilde eine Entsprechung"
"Oh!" Ikari faltete die Liste auseinander und sah dass noch mal so viele
Namen auf den Innenseiten des gefalteten Blattes standen. "Und die
Trolle?", fragte er vorsichtig während er untersuchte ob sich das Blatt
nicht doch noch einmal auseinander falten ließ.
"Nein." Leonard stützte sich auf den Tresen seines Ladens, "Aber was ist nun
mit dem Attentäter, handelt es sich um den Brand während des Festes im
Palast?"
"Ja, Ich nehme an du konntest es nicht übersehen" antwortete Jim ihm.

**
Valeriaa packte den pickligen Assassinen - Schüler an den Nasenflügeln und
zog sein Gesicht krachend gegen den Rahmen des Gucklochs im Gildentor.
"Naua! Waosch wisst tu?"
"Du bringst mich jetzt sofort zu Lord Witwenmacher oder ich verpasse dieser
Tür ein kopfförmiges Loch." sagte sie ganz ruhig.
Die Tür öffnete sich und Valeriaa schlüpfte hinein und griff den Jungen am
Kragen.
"Mit dieser Reaktionsgeschwindigkeit wirst Du bestimmt nicht alt in diesem
Beruf."

***
Steingesicht beobachtete amüsiert, wie sich Mückensturm durch den hinteren
Teil seines Kellerachives wühlte.
"Ohh die Kiste mit Schnürsenkeln kannst Du gleich dort drüben abstellen,
Obergefreiter, wo sie gerade in der Hand hast."
Mückensturm hustete und spuckte staubigen Speichel aus.
"Seit einer halben Stunde nun darf ich hier aufräumen, ich werde das Gefühl
nicht los, dass du selber gar nicht weißt, wo du die Webel hingelegt hast."
"Aber natürlich, gleich in dem Regal dort hinter den ganzen Kisten." der
Geist versuchte nicht zu grinsen. "Dort habe ich sämtliche großen Webel
hingeräumt als sie aus der Mode gekommen waren, ich konnte ja nicht ahnen,
dass sie mal wieder modern werden.......ach wo du einmal dabei bist kannst
du die Kaffeetassen gleich dort oben ins Regal stellen." Steingesicht
deutete auf eine Punkt irgendwo in den Tiefen seines Archivs.

***
Valeriaa öffnete die Tür zum Büro des obersten Assassinen so heftig, dass
kleine Mörtelstückchen an den Angeln abbröckelten. Wortlos knallte sie ihm
den Zettel auf Tisch.
Der Lord sah von dem Uhrwerk auf, an dem er bastelte und betrachtete den
Zettel.
Nach einigen schweigsamen Sekunden, die nur durch das ungleichmäßige Ticken
des defekten Uhrwerks und leise rieselndem Mörtel gestört wurden,
schüttelte der Assassine den Kopf.
"Tut mir leid, selbst wenn ich das Signum kennen würde...."
"Ich glaube der Patrizier sieht das ein wenig anders, er ist ziemlich
verärgert darüber, dass ein Teil seines Palastes abgebrannt ist. Aber das
stört ihn glaube ich noch weniger als die Tatsache, dass ein Anschlag in
seiner unmittelbaren Gegenwart verübt wurde."
Lord Witwenmacher betrachte den Zettel von allen Seiten so als suche er nach
einer Lösung seines Problems auf der Rückseite.
"Nein."
Valeriaa startete ihren letzten Versuchsballon, obwohl sie im Bluffen nie
gut war.
"Ich könnte mir vorstellen, dass er über die Auflösung der einen oder andern
Gilde nachdenkt, und ich glaube er hat dabei ganz bestimmte Leute im Auge,
die ihm in der letzten Zeit unangenehm aufgefallen sind."
Der Lord nahm eine Akte, die vor ihm auf dem Tisch lag und schob sie
Valeriaa hin.
A.F.F.E stand in breiten Lettern auf dem Schutzumschlag "Abteihlung für
fairtrauliche Ehrlädigungen" stand in kleinen Buchstaben darunter.
"Es gibt da eine Gruppe von Assassinen die sich zum Teil meiner Kontrolle
entziehen."

***

"Es tut mir leid, aber da kann ich euch beim besten Willen nicht weiter
helfen," sagte Leonard Laibchen "Wer sollte schon ein Motiv haben auf die
Zauberer ein Attentat zu verüben. Sie zahlen immer pünktlich und großzügig
ihre Rechnungen und ich sage euch die sind meistens ziemlich hoch. Nur wenn
man nicht rechtzeitig zu den Mahlzeiten Brot auf die Tafel bringt, kann es
passieren, dass man als Frosch endet. Aber Frösche beauftragen keine
Assassinen."
Jim betrachte die Auslagen mit den Backwaren.
"Ich hätte gern ein paar von den Gennuanern dort"
Die beiden Wächtern verließen den Laden und die Tür schloss sich klingelnd
hinter ihnen.
Wondie bot Ikari einen Gennuaner an, doch dieser lehnte dankend ab.

***

"Ich habe sie" rief Mückensturm triumphierend und zog eine alte Holzkiste
aus dem Gewirr von alten Spinnweben, defekten Stühlen und Dingen die man
besser nicht näher beim Namen nennen sollte.
"Igitt!" Steingesicht verzog sein Gesicht, so schmutzig wie du bist,
bekommst Du keinen Webel von mir. Geh dich erst mal waschen!"
"Aber, aber....."
"Nix ist, Webel gibt es nur zu einer sauberen Uniform."

***

Valeriaa setzte sich und drehte den Umschlag zwischen den Fingern.
"Jemand kann sich Deiner Kontrolle entziehen?"
Der oberste Assassine fing an zu schwitzen und kleine glitzernde
Schweißtröpfchen rannen ihm wie muntere Bergbächlein den Nacken hinunter.

- - - Übergabe - - -

Ikari Gernetod

"Wo, beim Offler, soll ich jetzt eine saubere Uniform herbekommen?" zeterte
Mückensturm.
Steingesicht blieb unbeeindruckt "Was weiß ich, vielleicht gehst du zu den
DOGs und fragst mal ob eine der Damen..."
"Steingesicht, bitte!"
"Es bleibt dabei, ohne Sauberkeit kein Webel! Ich achte sehr auf Sauberkeit!"
Mückensturm malte mit der Stiefelspitze auffällige Symbole in den Staub "Ja,
das sehe ich!"

Lord Witwenmacher war nervös, anders konnte Valeriaa sich die
Schweißperlchen auf seiner Stirn nicht erklären... es war nicht gerade sehr
heiß in dem Zimmer des Gildenoberhaupts.
"Jemand kann sich deiner Kontrolle entziehen?" fragte sie noch mal "Jemand
von deinen Leuten, die hier auf dem Gelände ihrer... Beschäftigung
nachgehen?"
"Nun ja" schwitzte Witwenmacher weiter "diese Gruppe von Assassinen könnte
man als Spezialeinheit bezeichnen."
"Spezialeinheit? Soll heißen sie bringen nur spezielle Leute um?"
"Nein... ja... nicht spezielle an sich... speziell vertrauenswürdige
Leute..."
"Aha! Nun, das erklärt alles!" Valeriaa blickte leicht gelangweilt auf die
Akte in ihrer Hand "Gut, und wo sind diese speziellen Assassinen?"
"In der Splitterstrasse!" antwortete Witwenmacher ziemlich schnell
"Splitterstrasse? Gildenmitglieder der Meuchler in der Splitterstrasse und
nicht hier?"
"Ja!"
"Aha!" Valeriaa verlor langsam die Geduld "Und warum sind die speziellen
nicht hier?"
"Platzmangel!" schwitzte Witwenmacher weiter
"ich verstehe... nun denn, danke für die Information, wir sehen uns!"
Valeriaa wandte sich zum gehen
"Schneller als du denkst!" zischte Witwenmacher hinterher... aber das hörte
nur noch die leicht lädierte Tür

"Wer ischt der nächschte Name auf der Lischte?" fragte der mampfende Jim -
die Gennuaner schienen köstlich zu schmecken.
"Goldig Schamott" antwortete der Obergefreite während er eine stinkende
Zigarette anzündete "Aber kauf dir dort besser keine Gennuaner."
"Warum nischt?"
"Sollen nicht die weichsten sein! Schon mal ein Zwergenbrot an den Kopf
geknallt bekommen? Ich hab anschließend drei Stunden nach meinem Kopf
gesucht!"
"Oh, das tut mir Leid..."
"Der Kopf lag auf der stinkenden Kruste vom Ankh, schleimige Würmer haben
angefangen sich hineinzubohren, Ratten bissen ganze Fetzen der verfaulten
Haut ab, und... Jim?"
Ikari guckte sich fragend nach dem Hauptgefreiten um, der seinen Mageninhalt
gerade in dem Straßengraben entleerte.
"Die Gennuaner liegen wohl schwer im Magen?" fragte der Zombie mit
aufrichtiger Unschuldsmiene.
"Ikari?"
"Ja, Hauptgefreiter?"
"Klappe halten!"
Ikari riss sich seine Lippen vom Mund und hielt sie in der Hand den
Hauptgefreiten vor die Nase.
"Und nimm um Offlers Willen nicht alles wörtlich!" sagte Jim, während er
sich erneut über den Straßengraben beugte.
"Wiewunderland! Gernetod!" rief plötzlich eine schnell näherkommende Stimme.
"Oh, Feldwebel Valeriaa" Ikari salutierte zackig und hob fluchend den Arm
wieder vom Boden auf. Jim salutierte noch leicht spuckend hinterher.
"Kommt mit!" sagte Valeriaa achselzuckend "wir müssen ein paar spezielle
Leute suchen!"

Mückensturm lief fluchend durch die Strassen von Ankh-Morpork, dicht gefolgt
von dem immer noch grinsenden Steingesicht.
"Und es ist wirklich nötig jetzt eine neue, saubere Uniform zu holen?"
fragte Mückensturm mit bebender Stimme.
"Aber ja" grinste der Geist "nachdem du das ganze Archiv geputzt hast bist
du ja noch schmutziger als zuvor... es soll doch nicht schon wieder neuer
Schmutz rein!"
"Warum werd ich das Gefühl nicht los, du hast das geplant?"
"Geplant? Wer? Ich? Oh, sie mal, drei Kollegen!"
Mückensturm kniff die Augen zusammen, was zwei Staubflocken nutzten um von
den Augenbrauen auf die Nasenspitze zu wechseln.
"Feldwebel Valeriaa, Hauptgefreiter Wiewunderland, Obergefreiter Gernetod...
was stehen die hier rum und plauschen?" fragte Mückensturm.
"Man sollte sie fragen!" antwortete Steingesicht schnell, der über den
Themenwechsel nicht unerfreut war.

"Wir müssen sofort in die Splitterstrasse!" erklärte Valeriaa, mit wild
fuchtelnden Armen.
"Und was soll dort sein?" fragte Steingesicht.
"Wahrscheinlich der Schlüssel zum Ganzen!" antwortete Valeriaa.
"Schlüssel? Ich brauch auch einen neuen Schlüssel zu meinem Spind, den hab
ich..."
"Ikari, sie meint einen anderen Schlüssel!"
"Oh!" der Zombie nickte enttäuscht.
Valeria erklärte in knappen Worten alles, was Gernetod zu weiteren Fragen
reizte... nachdem er dann seine Arme wieder eingesammelt hatte, und
Valeriaa ein mürrisches "tschuldigung... war ein Reflex" gemurmelt hatte,
konnte es endlich losgehen.

Die Splitterstrasse war schnell gefunden... alle Strassen Ankh-Morporks
splitterten irgendwie in diese Strasse.
Vor dem vermeintlichen Hauptquartier der speziellen Meuchler blieb die
kleine Gruppe Wächter stehen.
"Hier riechts nach Popcorn!" stellte Mückensturm fest.
"Da hängen bunte Plakate an der Hauswand!" sagte Steingesicht.
"Es gehen ne Menge Leute aus und ein!" wunderte sich Ikari.
"Das soll das Quartier von speziellen Meuchlern sein?" fragte Jim skeptisch.
"Ähm... bestimmt alles nur Tarnung!" war Valeriaa überzeugt.
"Die Tarnung ist wirklich gut!" bemerkte Jim, als ein Trenchcoat mit 3
Jungen drin an ihm vorbei stolperte.
"Ich weiß nicht, wir... hey, was machst du da?"
Die Wächter fuhren herum - ein schwarz gekleideter Mann mit einem seltsamen
Kasten stand hinter ihnen... das heißt er stand nicht lange, denn jetzt
lief er ziemlich schnell ins Gebäude.
"Hinterher, Wächter!" rief Valeriaa, und die Gruppe setze sich in Bewegung.
Der Eingang war breit genug um die Wächterschar problemlos durchzulassen,
wenngleich Ikari auch als Teppich missbraucht wurde - Zombies müssen immer
für irgendwas gut sein!
"Wo ist er hin?"
"Da, durch die Tür!"
"Welche Tür?"
"Die neben der Popcorn Maschine!"
"Rein!"
Die Tür wurde aufgedrückt und die Wächter standen in einem Büro - in einem
seltsamen Büro! Es war sechseckig und ein riesiges Panoramafenster zeigte
Panorama - nämlich "Pan-o-rama", den Schlachthof von Ankh-Morpork. Ein sehr
großer und sehr schwarzer Schreibtisch stand in der Mitte des Zimmers,
davor ein Assassine, der sich eben das Gestammel eines anderen Assassinen
anhörte.
"Das ist der Kerl!"
"Ergreift ihn!"
"Verhaftet ihn!"
"Verprügelt ihn!"
"Ikari, bitte!"
"Verzeihung, Mückensturm!"

Die beiden Assassinen wirkten nicht überrascht - sie machten auch keine
Anstalten sich zu wehren, im Gegenteil! Der Schreibtisch-Hocker erhob sich
und ging auf die Wächterschar zu!
"Schließlich habt ihrs doch noch gemerkt, ich muss sagen, das Material ist
Gold wert!"
Die Wächter zeigten ehrliche Verwirrung.
"Häh?"
"Wie?"
"Was?"
"Warum?"
"Material?"
"Natürlich Material! Was glaubt ihr denn warum das sonst alles passiert ist?"
Die Verwirrung wuchs weiter - der Assassine redete weiter:
"Natürlich war der Unfall von Leutnant Daemon äußerst bedauerlich! So was
war nicht beabsichtigt! Aber the Show must go on, sagte auch mein Boss!"
"Welche Show?" fragte Valeria verzweifelt
Der Assassine sprach mit Elan weiter: "Na, Real-Live-Klicker! Das wollen die
Leute sehen! Echte Äktschn! Echte Verfolgungsjagden! Echte stinkende
Leichen!"
Ikari räusperte sich, woraufhin eine kleine, unfein duftende Wolke durchs
Büro schwebte.
Einen Augenblick lang herrschte gespannte Stille - dann trat Mückensturm
sehr nahe an den Assassinen heran.
"Und der Anschlag auf Ridcully? Das Feuer im Palast?"
"Alles Teil der Show!" sagte der Assassine "Wir sind speziell für so was
geschult!"
"Und welcher hirnverbrannte Idiot denkt sich so etwas aus?" schrie Mücke den
Assassinen an.

"Ich!"

Der Patrizier von Ankh-Morpork schien durch die Wand gekommen zu sein. Er
bedachte Mückensturm mit einem schmalen Lächeln.
"Es tut mir sehr Leid um den Unfall mit deinem Vorgesetzten... wie geht es
ihm jetzt?"
"Ähm.. nun... er ist bei Bewusstsein!" stammelte Ikari, dem der Patrizier am
nächsten stand.
"Das ist sehr erfreulich!" sagte der Patrizier "Dieser Klicker wird ihn wohl
zum Helden machen!"
"Ich glaube eher er wird dann zum Helden wenn er dir die Gurgel umdreht!"
flüsterte Valeriaa unhörbar.
"Nun, ich denke das wäre alles!" sagte der Patrizier, und wandte sich noch
mal an die Wächter: "Der Klicker wird ein Erfolg werden, für das
gelangweilte Ankh-Morpork! Ich bin euch wohl was schuldig! Irgendwann mal!"

Zurück im Wachhaus:
Die Gruppe Wächter schilderte den Hergang - Rince murmelte etwas, machte sich
Notizen, und legte schließlich seinen Stift zur Seite.
"Nun, ich denke ich werde um eine Audienz bei Lord Vetinari bitten!
Ansonsten wünsche ich einen üblichen Bericht für die Akten!"
"Ja, Sir!" Die Wächter salutierten.
"Eines Tages" dachte Rince "werde ich auf die Sache zurückkommen - eines
Tages ist es gut, beim Patrizier einen Gefallen offen zu haben!"

ENDE



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