Rekrutensorgen (keine Weihnachtsgeschichte)

Bisher hat keiner bewertet.

von Gefreiter Damien G. Bleicht (SEALS), G Gralon Banks
Online seit 15. 03. 2002
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 Außerdem kommen vor: RinceVidG SchmiedehammerCim Bürstenkinn

Was tun, wenn man nun schon ewig in GRUND abhängt, sich für einen verwöhnten Bengel zum Narren machen lassen muss und am Ende gar der Rauswurf droht? Damien und Gralon, vermutlich die größten Versager in der Geschichte der Wache, bekommen dies am eigenen Leib zu spüren!

Dafür vergebene Note: 12

Hinweis der Verfasser: Diese Coop spukte seit Dezember 2001, als wir beide noch Rekruten waren, in unseren Köpfen herum. Zwei Monate lag sie, nachdem wir sie längst begonnen hatten, dann leider auf Eis. Deshalb sind wir in dieser Geschichte noch Rekruten und deswegen spielt das ganze noch in der "Schneevaterzeit" wie es von einigen seltsamerweise genannt wird. Wir bitten um Verständnis.

Damien G. Bleicht

Winter in Ankh-Morpork. Es ist eine dunkle verschneite Nacht. Am wolkenverhangenen Himmel lassen sich vage die Konturen des Vollmondes ausmachen. Die imaginäre Kamera schweift langsam über schneebedeckte Dächer, als ein markerschütternder Schrei durch die Nacht hallt: "GROOOAAARRRGH!!!" Der Blick der Kamera senkt sich und fällt auf eine schmutzige Straße, in der zwei Gestalten von enormem Körpervolumen durch den Schnee stapfen.
"Pscht!", zischt einer der beiden Schemen, "Du machst noch die ganze Stadt auf uns aufmerksam, du törichter Trampel!"
Die zweite, noch um einiges größere Erscheinung grollt mit einer schrecklichen Reibeisen-artigen Stimme: "Du hast mir ein Kind versprochen!! Will nich' mehr länger warten!!"
"Geduld, Wampus, nur Geduld. Bald ist unsere Zeit gekommen und dann..."
"Nein! Wampus will jetzt!! Hab Hunger!!!"
"Du wirst bald so viele verdammte Kinder für dich allein haben, wie du willst, du gefräßiges Ungetüm!! Wenn die Zeit
reif ist... Schweig jetzt!"
Grummelnd verschwinden die Gestalten im Dunkel der Nacht...


Ankh-Morpork; Neun Uhr dreißig am Silvestermorgen
Es war heller Vormittag, als Kommandeur Rince an die Tür des Rechteckigen Büros klopfte.
"Herein!", rief eine Stimme aus dem Inneren des Zimmers.
Rince betrat den Raum. Der Patrizier stand mit dem Rücken zu ihm am Fenster und blickte hinaus.
"Ah, Kommandeur Rince", sagte er, ohne sich umzudrehen, "Gut, dass du kommst."
"Du hast mich rufen lassen, Herr?"
"Habe ich das? Ach ja, richtig. Bitte komm herüber zu mir."
Rince seufzte. Er kannte dieses "Spiel" des Patriziers. Er stellte sich neben Lord Vetinari ans Fenster. Er wusste, was jetzt gleich folgen würde...
"Sag mir, was siehst du, Kommandeur?"
Na bitte!, dachte der Kommandeur. Er blickte aus dem Fenster. "Die Dächer der Stadt Ankh-Morpork, Herr.", antwortete er.
"Ja", entgegnete der Patrizier geduldig, "Und was siehst du sonst noch?"
"Schnee?", fragte Rince, der immer noch nicht wusste, worauf Lord Vetinari hinaus wollte.
"Rince", sagte der Patrizier, in dessen Stimme jetzt ein leicht gereiztes Vibrieren zu vernehmen war, "Bitte sieh nach unten."
Rince senkte gehorsam den Blick. Auf dem Platz vor dem Patrizierpalast standen einige Leute, die Schilder trugen und etwas für den Kommandeur unverständliches riefen.
"Was fällt dir zu dieser Szene ein, Kommandeur?", fragte der Patrizier in einem gefährlich ruhigen Tonfall.
"Demonstranten Herr?", fragte Rince verwirrt.
"Ausgezeichnet!", lobte das Oberhaupt der Stadt. "Die Frage ist: Wofür beziehungsweise wogegen demonstrieren sie?"
"Ich kann von hier aus leider nicht erkennen, was auf den Schildern steht. Tut mir Leid, Herr."
"Verstehe", entgegnete der Patrizier kühl, "Nun, um deinen Sinnen auf die Sprünge zu helfen..." Er öffnete das Fenster. Nun konnte der Kommandeur die Stimmen der Demonstranten ganz deutlich hören:
"NIEDER MIT DEM DESPOTEN! DAS LEID IN DER STADT KÜMMERT DICH KEIN STÜCK! NIEDER MIT DEM KAPITALIS..."
Lord Vetinari schloss das Fenster wieder.
"Was denkst du jetzt, Kommandeur Rince?", fragte er, immer noch mit einer Ruhe, die das Oberhaupt der Stadtwache verblüffte.
"Ich habe keine Ahnung wovon diese Leute..."
"Doch es stimmt", wurde der Kommandeur vom Patrizier unterbrochen, "Ich habe die... benachteiligten Bürger der Stadt wirklich in letzter Zeit vernachlässigt."
"Herr?"
"Ich hatte eine Unterredung mit dem Oberhaupt eines der neu gegründeten Wohltätigkeitsvereine in Ankh-Morpork.", fuhr der Patrizier fort, "Und zusammen sind wir zu einer interessanten Übereinkunft gekommen..." Ein dünnes Lächeln zeigte sich auf den Lippen des Patriziers. Rince schluckte...

Zornig betrat der Kommandeur das Wachhaus am Pseudopolis-Platz, stampfte die Treppe hoch, rauschte in sein Büro und schlug die Tür hinter sich zu. Kurze Zeit später riss er sie wieder auf und brüllte in den Flur: "SCHMIIIEEEDE!!! SOFORT IN MEIN BÜRO!" Knall!
Die Bürotür des neuen S.E.A.L.S.-Abteilungsleiters öffnete sich und Fähnrich Schmiedehammer rannte über den Flur und betrat schnaufend und außer Atem Rince's Büro.
Der Kommandeur saß an seinem Schreibtisch, sein Kopf war gefährlich rot angelaufen. Ein (metaphorischer) Schweißtropfen rollte Schmiede über die Stirn – Das sah nicht gut aus. Er betrachtete den Kommandeur. Rince lächelte, aber das beruhigte den Fähnrich keineswegs – im Gegenteil.
"Ah, Schmiedehammer", brummte der Kommandeur, "Bitte setz dich."
Schmiede kam der Aufforderung des Kommandeurs nach und setzte sich auf einen Stuhl, der vor dem Schreibtisch des Kommandeurs stand.
"Schmiede, lies dir bitte dies hier durch", sagte Rince und reichte dem Zwerg ein Blatt Papier. Schmiede nahm es verwundert entgegen.
"Ein Wisch des Patriziers?", fragte er.
Rince nickte, "Lies nur", drängte er.
Schmiede las die ersten Zeilen und schlug sich lachend auf die Schenkel.
"Das ist doch ein Witz!", prustete er, verstummte aber als er den finsteren Blick des Kommandeurs sah.
"Schmiede, die Lage ist ernst", sagte Rince, "Bei diesem Auftrag des Patriziers handelt es sich nicht etwa um einen schlechten Scherz, wie du vielleicht glaubst."
Der Fähnrich erschrak. "Soll... Soll das heißen er meint das ernst??", stammelte er ungläubig.
"Ja."
"Er will sich einem wohltätigen Zweck widmen??"
"Nicht er", korrigierte der Kommandeur, "Er hat Ärger mit einigen Moral-Aposteln bekommen und wälzt dieses lästige Problem auf die Wache ab.", seine Miene wurde noch grimmiger, "Außerdem ist es lächerlich, sein Vorhaben als 'Wohltätigen Zweck' zu bezeichnen. Wie du dem Schrieb entnehmen kannst soll ich zwei Wächter losschicken, die verkleidet als Schneevater und Wampus* das Waisenhaus besuchen. Was denkt sich Vetinari eigentlich?! Als hätten wir nichts besseres zu tun!!" Zornig schlug der Kommandeur mit der Faust auf den Tisch. Dann schwieg er für einige Augenblicke.
"Ähm", sagte Schmiede um das bedrohliche Schweigen zu brechen, "Und was habe ich damit zu tun, Sör?" Dem Fähnrich schwante Übles.
"Nun...", grummelte der Kommandeur, "Momentan wüsste ich keinen Wächter, den ich für diese 'Mission' erübrigen könnte... R.U.M. ermittelt gerade in einem wichtigen Mordfall, D.O.G. ermittelt in einem Skandal um die Näherinnengilde (War ja klar!) und F.R.O.G..."
"Ähh, die S.E.A.L.S. haben momentan auch sehr viel zu tun..." sagte Schmiede hastig.
"Hmm...", machte der Kommandeur nachdenklich. Dann hellte sich seine Miene schlagartig auf. "Sag mal...", begann er.
"Ja, Herr?", fragte Schmiede.
"Du hast doch noch ein paar Rekruten drüben in der Kröselstraße, oder?"
Schmiede setzte ein breites Grinsen auf. "Natürlich, Herr! Die Burschen werden meiner Meinung nach nicht genug gefördert! Haben kaum was zu tun. Kein Wunder, dass sie ewig in der Grundausbildung hängen!"
Der Kommandeur rieb sich die Hände, "Na, das können wir doch auf gar keinen Fall zulassen.", sagte er zufrieden, "Schick sofort zwei Tauben an jeweils einen Rekruten und teile ihnen mit, dass sie sich umgehend hier in meinem Büro am Pseudopolis-Platz einfinden sollen!"

Ungefähr eine Viertelstunde später...
Der Kommandeur trommelte ungeduldig mit den Fingern auf seinem Schreibtisch.
"Wieso dauert das so lange, Schmiede?", fragte er genervt.
"Nur Geduld, Sir", sagte Schmiede beschwichtigend, "Ich habe eine Taube an die Rekruten Damien G. Bleicht und Gralon Banks geschickt. Sie müssten gleich..."
Jemand klopfte vorsichtig an die Tür.
"Herein!", bellte der Kommandeur.
Die Tür wurde geöffnet und ein dünner junger Mann trat ein. Er trug ein schwarzes Hemd, eine schwarze Hose und einen langen schwarzen Lederumhang. Die strähnigen schwarzen Haare hatte er ordentlich zur Seite gekämmt. Doch was die eigentliche Aufmerksamkeit des Kommandeurs beanspruchte war das kreideweiße Gesicht des Jungen.
"Ah, Damien, wie ich sehe hast du meine Nachricht bekommen."
"Junge, bist du to...", begann Rince.
"Nein", zischte Schmiede ihm zu, "der Schein trügt manchmal, Herr."
"Aber er ist..."
"Pscht! Verärgere ihn nicht. Er ist schrecklich, wenn er wütend ist."
"Was tut er dann?", fragte der Kommandeur fasziniert.
"Nichts.", entgegnete Schmiede, "Das ist ja das Schlimme."
Der Rekrut beobachtete nervös, wie sich der Kommandeur und der Fähnrich flüsternd unterhielten. Schließlich wandten sie sich Damien zu. Rince lächelte.
"Setz dich, Rekrut.", sagte er freundlich.
Damien nahm sich einen Stuhl und setzte sich. Unbehagen regte sich im Kommandeur. Dieser Rekrut erschien ihm seltsam.
"Nun...", schaudernd nahm Rince zur Kenntnis wie Damien ihn interessiert aus schwarz umrandeten Augen ansah, "Um gleich zum Thema zu kommen..."
Er wurde erneut durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen.
Rince seufzte. "Herein!", rief er inzwischen etwas genervt. Erneut wurde die Tür geöffnet und der zweite Rekrut, Gralon Banks, trat ein.
"Ah", sagte der Kommandeur und entspannte sich, "Scheinbar sind wir nun endlich vollzählig."
Gralon richtete einen fragenden Blick auf den Ausbilder. Schmiede seufzte. "Setz dich am besten. Dies könnte länger dauern..."

"Und denkt daran, Rekruten", sagte Kommandeur Rince, als er seinen Vortrag beendet hatte, "Ihr seid die einzigen, die diesen wichtigen", er ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen, "Spezialauftrag ausführen können. Es gibt niemand anderen, der für diese Mission in Frage käme."
Ja, weil alle anderen was Besseres zu tun haben, dachte Schmiede und erschrak sofort über diesen zynischen (wenn auch wahrheitsgetreuen) Gedanken.
Stolz ließ Gralons Brust anschwellen. Die Worte des Kommandeurs hatten ihre Wirkung getan, das musste Schmiede ihm lassen. Er blickte zu Damien um seine Reaktion auf die "Mission" zu sehen.
Unbehagen regte sich im Fähnrich, als sein Blick auf die bleiche wächserne Miene Damiens fiel, die gefährlich ausdruckslos blieb. Das war so eine Eigenart des Rekruten: Es war schwierig, einzuschätzen, was er gerade dachte. Es konnte sein, dass er sich gar nichts dachte, dass er nur überlegte, wann er endlich Dienstschluss haben würde um in die nächste Kneipe zu gehen. Und doch... Dieser starre schwarz umrandete Blick ließ einen nicht mehr los, auch wenn Damien dies vielleicht nicht mit Absicht machte.
Der Kommandeur klatschte in die Hände. "Gut! Wenn nun alles geklärt ist, können wir ja anfangen, euch einzukleiden!"

Schmiede schauderte. Feinfühlig wie er war, hatte der Kommandeur natürlich eine "exzellente" Wahl getroffen, was die Verteilung der Rollen betraf: Damien wurde in ein Schneevater-Kostüm gesteckt, während Gralon als Wampus gehen sollte. Kritisch beäugte Rince das weite rot-weiße Gewand, das schlaff an Damiens knochigem Leib herunter hing.
"Schmiede hol noch einige Kissen", sagte er, "Ich glaube wir müssen die zwei noch ordentlich, ausstopfen bevor wir sie auf die Straße lassen können."
Ha, schöner "Spezialauftrag", dachte Gralon, dem inzwischen dämmerte, dass hier eine lästige Drecksarbeit auf ihn und Damien abgewälzt wurde. Er kam sich ziemlich albern vor, mit diesen zwei Hörnern aus Pappe auf seinem Kopf.
Schmiede hatte inzwischen die Mäntel der Rekruten so gut es ging mit Kissen ausgestopft. Der Kommandeur ging skeptisch um die beiden Wächter herum und beobachtete, wie einige Kissen wieder auf den Boden fielen.
"Stopf sie noch ein bisschen tiefer rein", wies er Schmiede an, "Der Wampus ist der fetteste Mann, den du dir vorstellen kannst!"
Ein verschmitztes Grinsen huschte über Schmiedes Gesicht. Dann könnte der Di... der Kommandeur ja selbst gehen, dachte er, wurde aber sofort wieder ernst als er Rinces misstrauischen Blick auf sich ruhen spürte.
"Worauf wartest du noch?", zischte dieser, "Beeil dich, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!"
Als die Rekruten endlich (mehr oder weniger) fertig eingekleidet waren, musterten der Kommandeur und der Fähnrich kritisch ihr "Werk".
"Sooo...", murmelte der Kommandeur nachdenklich, "Jetzt müssen wir noch sehn, ob ihr eure Rollen auch richtig rüberbringt.", er wandte sich an Gralon, "Also los Rekrut. Zeig mir den fürchterlichsten Wampus, den die Welt je gesehen hat!"
Gralon zögerte. "Ähm..."
"Na brüllen, Junge", sagte Rince genervt, "Der Wampus erschreckt die Kinder mit seinem markerschütternden Schrei!"
"Ähm, groar?"
"Neineineineinein!", ärgerte sich der Kommandeur. "Du klingst ja wie ein verschüchtertes Kätzchen! Hör mir gut zu..." Er holte tief Luft und sein beachtlicher Körperumfang nahm sogar noch ein bisschen zu. Dann riss er die Tür auf und brüllte in den Flur:
"AAAAANNDIIIIEEEEAAAAARRBEEEIIIIIT!!!!!"
Ja, das kann unser Chef gut, Leute anbrüllen, dachte Schmiede.
Zufrieden schloss der Kommandeur die Tür wieder und wandte sich wieder dem Rekruten zu.
"Nimm dir ein Beispiel daran", sagte er stolz und klopfte sich auf die Brust.
Gralon salutierte hastig und ein Kissen fiel zu Boden. "Zu Befehl, Sör! Ähm, Sör?"
"Ja, was ist denn noch?"
"Soll ich dabei den, ähm, gleichen Text benutzen, wie Sie, Sör?"
"Was? Äh, nein ein schlichtes "ROOAR" oder "RRAARGH" oder auch nur ein einfaches Gröhlen genügt völlig. Wichtig ist, dass du ordentlich Krach machst, dann sind dir Aufmerksamkeit und Respekt gewiss." Rince lächelte und hoffte, dass niemand bemerkte, dass er soeben eines seiner wichtigsten Erfolgsgeheimnisse verraten hatte.
"So, und nun zu dir, ähm..."
"Damien Bleicht, Sör."
"Damien. Schenk mir ein fröhliches "HoHoHo!""
Damien runzelte die Stirn. "Sör?"
"Na, das Lachen des Schneevaters, Mann! Wer hat jemals von einem Schneevater ohne schallendes Lachen gehört?"
Damiens Miene verfinsterte sich. Das Lächeln verstieß gegen eines seiner wichtigsten Prinzipien (wie er es nannte). Nicht, dass er von Natur aus verstockt oder verklemmt wäre, er hatte einfach bisher nicht viel (eigentlich gar nichts) zu Lachen gehabt und sah keinen Grund, warum er jetzt plötzlich damit anfangen sollte.
"Komm schon", sagte der Kommandeur, als Damiens Gesicht unbewegt blieb, "Ist doch nicht so schwer! Ich mach es dir vor: HOHOHO!!", ließ er es durch den Raum schallen, "Na?"
Dünne Falten bildeten sich auf Damiens Stirn. Wenn er ehrlich war, wusste er wirklich nicht, wie er es anstellen sollte. Derartige Laute waren ihm fremd. Er wollte einen Versuch wagen...
"Du schaffst es", sagte der Kommandeur, als sich Damiens Gesichtsmuskeln strafften. Die Anstrengung war ihm deutlich anzusehen, als sein Kehlkopf unsicher zu vibrieren begann.
"Ja, weiter so, tu es", wurde er von Schmiede angefeuert.
Damiens Gesicht wurde zu einer schmerzerfüllten Grimasse, als er es schaffte zwischen zusammengebissenen Zähnen einige zischende Laute hervorzubringen: "Hsss, hsss, hsss..."
Der Kommandeur und der Fähnrich sahen sich an.
"Ähh... Das war hervorragend!", behauptete Rince, "Ja, sehr... eindrucksvoll. Damit schaffst du es bestimmt, die Aufmerksamkeit der Kinder auf dich zu lenken." Wenn sie nicht schon vorher schreiend weggerannt sind, dachte er und ein Schauer lief ihm über den Rücken. "Also gut, Rekruten!", fuhr er mit fester Stimme fort, "Das muss an Vorbereitung genügen. Hier habt ihr einen Beutel mit Mandarinen und Mandeln, dessen Inhalt ihr unter den Waisenkindern verteilen werdet. So und nun solltet ihr..." Er unterbrach sich, als plötzlich eine Taube friedlich durch das Fenster segelte. Sie drehte gemütlich eine Runde über dem Schreibtisch des Kommandeurs, ließ einen versiegelten Briefumschlag auf den Tisch fallen und verschwand wieder, genauso schnell wie sie gekommen war, durchs Fenster (natürlich nicht ohne vorher im Flug ihren Darm zu entleeren).
Erstaunt blickte der Kommandeur auf den vor ihm liegenden Umschlag. Sein Blick fiel auf das Siegel des Patriziers. Zögernd öffnete er den Umschlag und las stumm das Schreiben, das sich in seinem Inneren befand.
Er blickte wieder auf und musterte die verkleideten Rekruten unsicher. "Ähh, Planänderung, Jungs."

Silvestermittag, zwölf Uhr dreißig
Missmutig stapften die Rekruten in ihrer lächerlichen Verkleidung die Treppe hinunter. Diese "geringfügige" Änderung ihres Auftrages verbesserte ihre Stimmung nicht gerade. Offenbar hatte eine der wohlhabendenderen Familien, die offensichtlich gute Beziehungen zum Patrizier unterhielt, von dem Unterfangen Wind bekommen. Ein gewisser Lord Dude hatte den Wunsch geäußert, dass der "Schneevater" und sein "Gehilfe" doch bitte auch zu ihm und seiner Familie kämen, um seinem kleinen Sohn, der erfreulicherweise am Silvestertag auch noch Geburtstag hatte, sowie einigen zur "Party" eingeladenen Knirpsen, eine Freude zu bereiten. An der Haustür würden sie natürlich vom Hausherren persönlich einige selbstgekaufte Geschenke erhalten, die sie vor der "Bescherung" in ihrem Sack verstauen konnten, um den kleinen Wonneproppen dann damit zu "überraschen". Da der Lord versprochen hatte eine angemessene Summe springen zu lassen hatte der Kommandeur den Rekruten befohlen vorher der Villa der Familie Dude einen Besuch abzustatten. Um die Waisenkinder konnten sie sich ja noch später kümmern, es würde ja bestimmt nicht lange dauern, hatte der Kommandeur gesagt. Also verließen "Schneevater" und "Wampus" hastig das Wachhaus, während sie die erstaunten Blicke einiger anwesender Wächter auf sich ruhen fühlten.

Sie waren gerade ins Freie getreten, als ihnen der Obergefreite Cim Bürstenkinn entgegen kam. Als er die beiden in ihrer Aufmachung sah, blieb er stehen, musterte sie erstaunt, als könne er nicht glauben was er da sah und brach schließlich in schallendes Lachen aus.
"Wie seht ihr denn aus?", brachte er prustend hervor, "Habt ihr den Beruf gewechselt, oder was?"
"Wir sind in einer Spezialmission vom Patrizier unterwegs", behauptete Gralon trotzig, "Top Secret."
"Ah ja, verstehe", sagte Cim kichernd und wischte sich eine Lachträne aus dem linken Auge, "Ihr ermittelt nicht zufällig in der Gilde der Narren und Clowns?"
"Treib's nicht auf die Spitze, Bürstenkinn", ertönte Damiens seltsam monotone Stimme.
Lachend näherte sich Cim dem Rekruten. "Och, Pale", sagte er, "Wer wird denn gleich so frostig reagieren? Lach doch mal! Es ist Sylvester und..." Er verstummte, als er Damiens starren, durchdringenden Blick spürte. "Na schön", sagte er schließlich und versuchte krampfhaft, sein Kichern zu unterdrücken. "Ich gehe jetzt, habe noch zu tun. Ich werde gebraucht aufgrund einiger seltsamer Morde, die in der letzten Nacht, begangen wurden."
"Morde?", fragte Gralon erstaunt.
"Ich glaube, ich habe euch bereits zuviel verraten", sagte Cim, der es plötzlich ziemlich eilig zu haben schien. "Dies ist nur Sache der vollständig ausgebildeten Wächter. Außerdem seid ihr ja mit eurem", er lächelte wieder, "Spezialauftrag beschäftigt. Äh, ich glaube, ich sollte jetzt wirklich gehen", sagte er, als er von den Rekruten mit finsteren Blicken bedacht wurde. Schnell eilte er ins Wachhaus.
Einige Sekunden lang blieben Gralon und Damien stumm am Pseudopolisplatz stehen.
"Ähm, ich glaube wir sollten uns jetzt um unseren... Auftrag kümmern. Hast du die Adresse?"
Gralon blickte auf einen kleinen Zettel in seiner Hand. "Hm, Snobgasse 12b. Weißt du wo das ist?"
Damien nickte. Eines der wohlhabenderen Viertel von Ankh. "Gehen wir."
Sie fanden sich vor einer sehr großen Villa wieder. Hierbei handelte es sich scheinbar um eine solche Familie, die schon seit der Erbauung der Stadt in Ankh-Morpork lebten und entsprechenden "Einfluss" hatten. Im Klartext: "Wenn meinen Wünschen nicht nachgekommen wird, bin ich leider nicht mehr gewillt, entsprechende Gelder in die Stadtkasse fließen zu lassen"
Zögernd benutzte Damien den prunkvoll verzierten Türklopfer. Während sie darauf warteten, dass jemand öffnete, sahen sie sich um. Jedes der vornehmen Häuser war, anlässlich des bevor stehenden Sylvesterfestes bereits festlich mit Leucht-Dämonen, Girlanden und anderem Schnickschnack geschmückt.
Die Tür wurde geöffnet und sie blickten in die leicht herablassenden Gesichtszüge eines drahtigen, älteren Mannes in Butleruniform.
Er richtete misstrauisch einen Blick auf die beiden, zugegebenermaßen in ihrem derzeitigen Aufzug nicht gerade vertrauenserweckend wirkenden, Gestalten und säuselte dann in frostigem Tonfall: "Kann ich den Herren behilflich sein?"
Bevor einer der Rekruten etwas erwidern konnte, ertönte eine Stimme hinter dem Diener.
"Ah, die Herren Wächter, pünktlich wie bestellt, wie ich sehe!" Ein Mann mittleren Alters in einen vornehmen Morgenrock gekleidet erschien neben dem Butler. "Ist schon gut, Casimir, die Gentlemen wurden von mir eingeladen, du kannst dich entfernen."
Gehorsam aber mit deutlich erkennbarer Missbilligung im Blick verschwand Casimir in einem der vielen Flure des Hauses. Der Mann, zweifellos handelte es sich um den Herrn des Hauses, winkte die beiden Rekruten zu sich ins Haus hinein. Sie folgten ihm durch einen langen Flur, bis Lord Dude plötzlich die Tür zu einer kleinen Seitenkammer aufriss und die Rekruten hastig hinein zerrte.
"So", seufzte der Lord, "Auf diese Weise bemerken sie uns nicht."
Damien musterte den Lord. Strahlten sein Blick und seine Haltung vorher noch Würde und Überlegenheit aus, so wirkte er jetzt plötzlich gehetzt, ausgelaugt und mit den Nerven völlig am Ende. Trotz seines hohen Standes spiegelte sein Gesicht die Leiden eines jeden Familienvaters wieder. Der Lord lehnte sich erleichtert gegen die Tür, Schweiß lief ihm über die Stirn und er atmete heftig. Als er wieder zu Atem gekommen war, wandte er sich den beiden Rekruten zu. Als er sprach klang seine Stimme bei weitem nicht mehr so würdevoll und gebieterisch, wie kurz zuvor noch an der Eingangstür. Es war ein eher jammeriger, gepeinigter Tonfall zu hören.
Der Lord warf sich Damien an den Hals. "Helft mir!", wimmerte er, "Sie sind nicht aufzuhalten!"
"Wer?", hakte Gralon nach.
"Sie!", brach es aus dem Lord heraus und seine Hand schloss sich um Gralons Unterarm, "Die Brut! Sie treiben mich in den Wahnsinn!!"
Ja, das ist nicht zu übersehen, dachte Damien. Er blickte in die Augen des Lords und zuckte unwillkürlich zusammen. Dies war der Blick des Gepeinigten, der Blick eines Mannes, der unsagbares Leid über sich ergehen lassen musste, für den jede Hoffnung verloren war. Welcher Dämon war imstande so etwas mit einem Mann anzustellen?
"Herr", redete Damien langsam auf den Lord ein, "Von wem sprichst du?"
Lord Dude fasste sich wieder ein wenig. Seine Stimme vibrierte, als er zu sprechen begann. "Von ihnen! Von meinem Sohn Rodney und seinen Geburtstagsgästen. Oh, ich wünsche euch, dass ihr niemals ein Kind bekommt, dessen Geburtstag genau auf Sylvester liegt! Es ist schrecklich. Rodneys Ansprüche... sie steigen Jahr für Jahr...", der Lord flüsterte jetzt, "Er ist unersättlich. Wenn er nicht kriegt, was er will... dann macht er einem das Leben zur Hölle! Und er sieht alles, wirklich alles!! Ich habe das Gefühl, dass er jeden meiner Schritte verfolgt!!! Könnt ihr euch das vorstellen?! Ein sechsjähriges Kind!!!!" Schockiert stellte Damien fest, dass der Lord bereits die Drei-Ausrufezeichen-Schwelle überschritten hatte. Es musste wirklich schlimm um ihn stehen. Lord Dude fuhr fort, "Und meine Frau unterstützt den ganzen Wahnsinn noch! Sie bekräftigt seine Gier Tag für Tag!! Und jedes Jahr lädt sie seine schrecklichen Freunde ein!!!!! Er steckt sie an!!!!!!" Sechs Ausrufezeichen! "Ich halte das nicht mehr länger durch!!!!!!!" Sieben! "Ihr müsst mir helfen!!!!!!!!" Acht Ausrufezeichen!
Erschöpft ließ der Lord die Hände von Damiens Kragen sinken. Er sprach jetzt nicht mehr, dafür war nun ein wimmerndes Schluchzen zu hören.
Nun, da für kurze Zeit Stille in der kleinen Kammer herrschte, konnten die Rekruten Geräusche vernehmen, die durch den Flur hallten. Sie hörten das Lachen von Kindern, doch es war ein seltsames Lachen. Es klang nicht etwa fröhlich und vergnügt, sondern vielmehr boshaft und habsüchtig. Die Wächter schauderten. Worauf hatten sie sich da bloß eingelassen?
"Äh, also gut", sagte Damien etwas unsicher, "wo sind die, ähm, Geschenke für die... Kleinen?? Wir wollen sie doch nicht warten lassen."
Der Lord blickte ihn dankbar an. Er rückte seinen Morgenmantel zurecht, strich sich die Haare glatt und wandte sich dann einer ziemlich großen Kiste zu, die sich in einer Ecke des Raumes befand. Als er sie öffnete starrten die Wächter ungläubig hinein.
"So viel bekommt er zu Sylvester??", fragte Gralon erstaunt.
Der Lord zuckte mit den Schultern. "Es kommt schließlich auch noch sein Geburtstag hinzu", sagte er kummervoll.
"Das müssen gut 40 Päckchen sein!"
"Ich weiß", erwiderte der Lord seufzend, "Meine Frau legte schon immer Wert darauf, dass ihr Liebling "versorgt" ist."
"Gralon, wo ist der Sack?"
"Hier!", Gralon hielt den leeren Beutel hoch. "Meinst du, das passt alles da rein?"
"Nun, es müsste klappen." In Damiens Augen blitzte es. Er hatte eine Idee.
Gralon schwante übles. "Was hast du vor?"
"Oh, diesem Mann muss geholfen werden, nicht wahr?", sagte Damien mit einem unheilvollen Unterton in der Stimme, "Und genau das werden wir tun.", er blickte an seiner Schneevater-Kluft herunter. "Immerhin ist Sylvester." Er räusperte sich kurz und fügte dann ein "Hsss, hsss, hsss!" hinzu.
"Ähm, an deinem Lachen musst du noch etwas arbeiten", kommentierte Gralon.
Damien ging nicht darauf ein. "Mein Lord?", fragte er mit fester Stimme, "Gehst du voraus?"
Der Lord schluckte. "Also gut", sagte er kleinlaut.
Damien und Gralon strafften die Gestalt und rückten ihre Verkleidungen zurecht. Gralon warf sich den nun prall gefüllten Sack über die Schulter.
Der Lord öffnete zaghaft die Tür und spähte in den Flur hinaus. "Die Luft ist rein", flüsterte er, die Anspannung war ihm deutlich anzuhören.
Sie verließen die Kammer und Lord Dude führte die Wächter durch einen langen Gang. Das grausame Lachen der Kinder wurde immer lauter, je weiter sie durch den Flur gingen. Die Wächter wussten, dass diese Mission schwerer werden würde, als sie gedacht hatten. Damien hatte nie an die Existenz von Stereotypen wie "Das Gute" oder "Das Böse" geglaubt, doch jetzt, da er dieses schreckliche Lachen vernommen hatte, wusste er, dass zumindest "Das Böse" existierte. Der Gang wurde breiter und heller und schließlich standen die drei Männer vor einer breiten Tür. Das Lachen der Kinder war jetzt ganz nah.
"So", krächzte der Lord, "Wir sind da. Hinter dieser Tür liegt das Wohnzimmer.", er legte Damien und Gralon jeweils eine Hand auf die Schulter. "Wie ich mich freue, dass ihr hier seid!", sagte er fröhlich, "Eure Anwesenheit gibt mir Kraft! Gemeinsam werden wir diese Sache durchstehen!"
Schockiert über diese Drohung wandten sich die Rekruten der Tür zu. Der Lord ging voraus und öffnete die Tür. Er gab den Wächtern ein Zeichen, kurz zu warten und betrat den Raum.
"So, Kinder!", vernahmen sie seine Stimme, "Ich glaube, wir bekommen besonderen Besuch!"
Der Schneevater und sein Gehilfe, der schreckliche Wampus, betraten den Raum. Schneevater-Damien blickte sich um. Es war ein großer heller Raum, mit großen Fenstern, durch die helles Tageslicht fiel. Sein Blick schweifte über die prunkvolle Einrichtung, verharrte kurz auf dem prächtig geschmückten Sylvesterbaum und fiel schließlich auf die Anwesenden. Zuerst einmal: Kinder! Viele Kinder! Doch wer von ihnen war der kleine Rodney? Auf einem Stuhl, umringt von vielen Kindern, konnte der Schneevater eine dickliche Frau mit aufgetürmtem Haar ausmachen. Sie trug ein vornehmes Gewand. Zweifellos handelte es sich um Lady Dude. Und nun sah er es, das Geburtstagskind: Auf Lady Dudes Schoß saß ein kleiner fetter Junge, es war das dickste Kind, das Damien je gesehen hatte. Auf dem Kopf trug der Junge einen kleinen spitzen Hut aus Papier. Schneevater-Damien blickte in das feiste Gesicht des Jungen. Seine kleinen glänzenden Äuglein verschwanden fast in dieser Masse aus Gewebe. Etwas in Damien verkrampfte sich als er den Gesichtsausdruck des Kindes sah. Es war der Ausdruck von unersättlicher Gier, das Gefühl, niemals zufrieden zu sein, das sprichwörtliche Fass ohne Boden. Damiens Blick fiel auf die Lady. Sie war in eine Aura unverblümter Autorität gehüllt – Diese Autorität galt offenbar für jeden, außer für den kleinen Rodney. Selig beäugte sie ihren kleinen Wonneproppen. Dann blickte sie auf und sah Damien und Gralon. Genau genommen sah sie folgendes:
Zuerst einmal einen jungen Mann, der zwei kleine Hörner aus Pappe auf dem Kopf trug, offensichtlich eine Menge Kissen unter sein fleckiges Hemd gestopft hatte, in einer Hand eine Pappmache-Salami hielt und mit der anderen einen großen prall gefüllten Leinenbeutel trug. Die andere Gestalt wirkte noch merkwürdiger. Diese Gestalt trug das klassische rot-weiße Gewand des Schneevaters, samt der traditionellen roten Zipfelmütze mit dem weißen Bommel, doch bot sie deswegen noch lange keinen freundlicheren Anblick. Auch diese Person hatte anscheinend versucht, sich ein angemessen fülliges Erscheinungsbild zu geben und hatte sich deswegen den Mantel mit Kissen ausstopfen wollen. Dieser Versuch war jedoch gründlich fehlgeschlagen – der Blick der Lady schweifte kurz über einige auf dem Boden verstreut liegende Kissen – und das weite Gewand hing schlaff und traurig an einem sehr dünnen Körper hinunter. Das Gesicht dieses "Schneevaters" war größtenteils von einem vergilbten falschen Bart verdeckt. Das einzige was von seinem Antlitz zu sehen war, war eine schmale kantige Nase und zwei dunkle starrende Augen, umrandet von dunklen Ringen. Abscheu kochte in der Lady hoch. Ihr kleiner Rodney-Liebling hatte etwas Besseres verdient als diese zwei grässlichen Männer, noch dazu an seinem Geburtstag und obendrein Sylvester! Doch anstatt ihrer Empörung Luft zu machen setzte sie ein strahlendes Lächeln auf und streichelte ihrem Sohn den Kopf.
"Na, schau mal wer da extra für mein kleines Schatziputzi gekommen ist!", säuselte Lady Dude. Bei diesen Worten bedachte sie die beiden Besucher noch einmal mit einem durchdringenden Blick, jedoch ohne ihr strahlendes Lächeln zu unterbrechen. Seid gewarnt, lautete die stumme Botschaft, wenn ihr dies hier vermasselt, wird es euch teuer zu stehen kommen!
Rodney, der immer noch feist auf dem Schoß seiner Mutter thronte, bedachte die Neuankömmlinge mit einem misstrauischen Blick, als könne er sich den Grund ihres Erscheinens nicht erklären. Schließlich warf er seiner Mutter einen grimmigen Blick zu und kläffte mit einer tiefen rotzigen Kinderstimme: "Wer sind diese Clowns? Sie gefallen mir nicht! Ich will, dass sie abhauen!"
Etwas wie Verzweiflung stahl sich in Lady Dudes Züge. "Aber Rodney, Liebes", beschwichtigte sie, "Merkst du es denn nicht? Der Schneevater und sein Gehilfe sind heute eigens für dich hierher gekommen, um dich (und vielleicht auch deine dir unwürdigen Freunde) mit Geschenken zu beglücken." Ein ängstliches, dafür aber umso breiteres, Lächeln schloss sich diesen Worten an.
"Hmm", machte Rodney. Dann sprang er vom Schoß der Lady und stapfte auf die beiden Wächter zu. Aus seinen kleinen blitzenden Augen musterte er die beiden argwöhnisch. "Das ist nicht der Schneevater!", sagte er schließlich, "Das ist nur ein doofer, halb verhungerter Blödmann mit einem falschen Bart! Und der daneben ist genauso ein Blödmann! Der hat nicht einmal einem falschen Bart, und sieht überhaupt nicht furchterregend aus! Alle fürchten sich vorm Wampus!", sagte Rodney mit Kenner-Stimme. "Und außerdem ham' die Blödmänner noch gar nichts gesagt!" Er stellte sich vor Damien und blickte mit seinem breiten Bulldoggen-artigen Gesicht zu ihm hoch. "Hey, Blödmann!" rief er und grinste feist, "Bist du stumm?"
Damien blickte das Kind – das Kind, wie er immer wieder betonte, es ist nur ein dummes Kind - durchdringend an. Dann ging er in die Hocke, bis sein Gesicht auf einer Höhe mit dem von Rodney war. "Na, mein Junge, bist du auch das ganze Jahr artig gewesen, hm?", sagte der Schneevater, und mehrere Kinder zuckten ängstlich zusammen, als sie seinen unheimlich ruhigen und monotonen Tonfall vernahmen.
"NeineineinNEIN!", ärgerte sich Rodney. "Du machst das ganz verkehrt! Der Schneevater hat ein laute fröhliche Stimme und klingt nicht, als wäre er gerade einer Gruft entstiegen, so wie Du!"
Gebannte Stille füllte den Raum. Damien ließ langsam seine Fingerknöchel knacken, ohne den durchdringenden Blick von Lord und Lady Dudes Sohn abzuwenden. Einige der anwesenden verdrehten die Augen, als sie das schaurige Geräusch vernehmen mussten.
"Ach, ist dem wirklich so?", sagte Damien in unverändertem Tonfall. "Es scheint, als hätte ich noch eine Menge zu lernen."
"Na, und ob!", quäkte der Junge, der sich nun bestätigt fühlte, "Außerdem lacht der Schneevater immer fröhlich! DU wirkst wie ein Trauerkloß!"
Damien strich sich nachdenklich über den falschen Bart. "Wirklich?"
"Ja!"
"Oh", der Schneevater überlegte kurz. "Weißt du, ich beherrsche tatsächlich ein lautes, fröhliches Lachen", sagte er schließlich.
"Ach ja?", fragte Rodney herausfordernd.
"Ja", sagte Damien leise. Er richtete sich auf und ließ den roten Mantel von den Schultern gleiten. Darunter kam seine schwarze Kluft zum Vorschein. Der falsche Bart verschwand ebenfalls. Die Kinder kreischten laut auf, als sie Damiens bleiche, wächserne Miene erblickten. Nur die rote Zipfelmütze behielt er auf dem Kopf, was einen seltsamen Kontrast zu seinem restlichen Erscheinungsbild ergab.
Rodney war wie gelähmt vor Schreck, als bleiche knochige Finger vorzuckten und ihn am Kragen packten. Die Lady richtete sich auf. "Wie kannst du es wagen...", schrie sie, verstummte jedoch gleich wieder, als sie in seine starren Augen blickte. Damien zog das Kind zu sich hoch, bis das schwabbelige Gesicht auf einer Höhe mit seinen kreideweißen maskenhaften Gesichtszügen war.
Wie kann er so etwas nur tun?!, dachte Gralon erschrocken, Er wird sich einen Bruch heben!
Dann passierte einige Sekunden nichts mehr. Die gesamte Szene wirkte wie erstarrt: Im Zentrum des Raumes Damien, der den verängstigten Rodney hielt, rundherum die restlichen Kinder, Gralon und die Lady und der Lord, die dem ganzen mit offenen Mündern zusahen.
Doch dann passierte plötzlich etwas. Etwas, das Gralon nie für möglich gehalten hätte. In Damiens Gesicht veränderte sich nun etwas: Zuerst war es kaum erkennbar. Damiens Mundwinkel zuckten minimal. Dann krochen sie langsam – sehr, sehr langsam – nach oben, wie in Zeitlupe, doch unaufhaltsam. Es wirkte fremd, ja geradezu grotesk, wie ein Fremdkörper in Damiens sonst immer so ernstem Gesicht. Seine Mundwinkel krochen weiter nach oben, inzwischen konnte man nunmehr von einem Grinsen sprechen. Und, bei den Göttern, dieses Grinsen würde Gralon niemals vergessen, keiner der Anwesenden würde diesen grauenvollen Anblick vergessen! Und nun, ohne sein breites Grinsen zu unterbrechen, gab Damien Laute von sich:
"Hsss, Hsss, Hsss!", zischte er.
Die Kinder schrieen. Sie alle schrieen, selbst Gralon riss instinktiv den Mund auf, um seiner Kehle ein gellendes Kreischen entfliehen zu lassen, bevor er begriff, dass Leute in seinem Alter eigentlich nicht so schreckhaft sein sollten. Das laute Kreischen dauerte an, es hätten nur noch Donner und Blitze gefehlt, um die Szene atmosphärisch zu untermalen.
Der Lärm fand ein abruptes Ende, als Damiens Mundwinkel wieder in die gewohnte, waagrechte Position zurückschnellten. Doch seine Finger blieben immer noch fest um Rodneys Kragen umklammert. Er zog den Jungen, der inzwischen leise wimmerte, etwas näher zu sich heran.
"Leider muss ich feststellen, dass du seeehr ungezogen gewesen bist, mein kleiner", flüsterte Damien. "Doch dafür habe ich ja meinen guten Freund Wampus mitgebracht, nicht wahr?" Mit einer schnellen Bewegung wandte er den Blick Gralon zu. "Wampus, walte deines Amtes!", sagte er fest.
"Wie... Wie bitte?", entfuhr es Gralon.
"Na die Salami in deiner Hand, meinst du die führst du zum Vergnügen mit dir? Gib diesem Kind die Tracht Prügel, die es verdient!"
Lady Dude sprang auf. "Das geht zu weit!!", kreischte sie, wurde jedoch von ihrem Mann zurück auf den Stuhl gepresst. Lord Dude lächelte. Auf einen solchen Moment hatte er so lange gewartet!
"Aber... ich kann doch nicht...", stotterte Gralon. Was sollte er tun? Damien bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick.

* Eine Version des Schneevater-Mythos ist folgende: Am Sylvestermittag besucht der Schneevater zusammen mit seinem Gehilfen Wampus die Kinder. Die braven Kinder bekommen von ihm Süßigkeiten; die Unartigen überlässt er dem Wampus. Der Wampus ist unglaublich fett und sein Gesicht ist fast vollständig von einem struppigen schwarzen Bart verhüllt – Nur zwei kleine, bösartig blitzende Äuglein starren die verschreckten Kinder durch dieses Gewirr aus Haaren an. Auf dem Kopf trägt er zwei schwarze Hörner. Der Wampus wird auf die ungezogenen Kinder losgelassen, welche er mit einer riesigen koscheren Salami verdrischt.
Diese "schöne" Geschichte dient vielen eifrigen Männern als Geldquelle, die sich von genervten Eltern anheuern lassen, um die Familie verkleidet als Schneevater und Wampus zu besuchen – Wobei anders als in der Erzählung die Kinder, unabhängig davon ob sie brav waren oder nicht, (von den Eltern bezahlte) Geschenke erhalten. Schließlich zahlen die Eltern gut.


Gralon Banks


Gralon stand vor einer schwierigen Entscheidung. Auf der einen Seite, eigentlich direkt neben ihm, stand Damien G. Bleicht, dessen erwartungsvoller Blick immer zwischen dem Kind und Gralon Banks kreiste. Dies machte Gralon noch nervöser, denn er fühlte sich nicht gerne beobachtet, dann seufzte der Rekrut. Lady Dude schaute Gralon ängstlich an, so konnte dieser doch nicht den Familienschatz bedrohen, gar schlagen. Lord Dude hingegen konnte es sich nicht verkneifen zu schmunzeln. Diese Situation war überraschend schön. Zum ersten Mal triumphierte Dude vor seinem Kind und seiner Frau. Selbst als Rodney geboren wurde, wollte er immer den seltensten, teuersten, einfach besten Schnuller, der auf der ganzen Scheibenwelt produziert wurde. Lord Dude musste ihn aus Klatsch importieren lassen und wie er endlich ankam, war der Luxusschnuller Rodney zu schnöde geworden. Es war einfach köstlich. Lord Dude würde diese Situation am besten täglich wiederholen lassen. Wie heute hatte er sich in seinem ganzen Leben noch nicht gefreut. Der Lord wollte diese Situation einfach genießen. Sein Kind stand direkt vor Wächter Wampus, der die Wurst in seiner Hand hielt. Vor ihm Rodney, dessen ängstliches Gesicht künstlich geschaffen wurde, denn er wusste, dass er damit bis zu diesem Zeitpunkt alles erreicht hatte und musste erst lernen, wie mehr oder minder schwer es war, sich richtig zu ängstigen. Die anderen Kinder bildeten einen Halbkreis um ihren Anführer und warteten auf weitere Kommandos.

Gralon überlegte, was er mit der Pappsalami machen sollte. Klar, am liebsten hätte er den dicken Rodney damit versohlt, aber das gehörte nicht zum Auftrag von Rince. "Ähm....Dam, ich meine Schneevater! Ist dieses fette Ding wirklich ein Kind. Nicht eine Stahlfigur, oder etwas von den Zauberern erschaffenes. Will nämlich keinen Ärger bekommen...", flüsterte er den letzten Teil Damien in das Ohr.
Damiens Blick erboste sich. Er war zwar für Gralon schon kalt genug, doch gefiel es ihm gar nicht, was die Pupillen Bleichts machten. Sie drehten sich nicht und so könnte man den Blick mit einer Holzstatue nicht unterscheiden. Jedoch war es in Gralons Gedanken sehr unwahrscheinlich, dass Damien eine Figur wäre.
"Hsss...Hsss...Hs.....Frag ihn doch einmal!", mit düsterer Ironie lachte der Schneevater über den gefräßigen Rodney Dude, der sich allmählich wirklich bedroht fühlte. Die Stimmung war einfach drückend. Die Beine der anderen Kinder schlotterten. Hätten sie einen eigenen Mechanismus, vielleicht sogar ein eigenes Gehirn, dann wäre dieses riesige Zimmer nur noch mit fünf Personen gefüllt.
Rodney's Mutter fühlte sich betrogen, verärgert und gleichzeitig von ihrem Mann im Herzen geschlagen worden zu sein. Sie sah sich in einem schlechten Film, der der Realität glich, wie Ankh-Morpork's Gestank den Duft – oder Gestank, wie man es will – Schnappers Achseln. Sie wagte sich mit kleinen Schritten vor, bis sie sich hinter ihrem "Schätzchen" näherte und vor seinem Rücken, als Bewachung, stehen blieb. "Was fällt dir eigentlich ein. Mein Schätzchen wird nicht geschlagen, nicht von dir, nicht von irgendwem und schon gar nicht von einer Salami."
Der Gesichtausdruck Rodneys änderte sich schlagartig. So hatte er nun ein fieses Grinsen im Gesicht stehen und schlug demonstrativ seine Hände ineinander.
Es artete wirklich stufenweise zu einem "Bandenkrieg" aus. Auf der einen Seite Schneevater und Lord Dude und die andere Seite vertrat Lady Dude samt Kindern.
Gralon blickte wieder auf seine Salami, was sollte er denn jetzt tun? Der kleine ist wirklich rotzfrech, urteilte er mit einem herabblickenden Ansicht auf den pummeligen Sohn der Dame Dude. Die imaginäre Kamera zeigte Damien, der mit seinem Blick weiter auf Rodney verharrte. Zwischenzeitlich hatte es wieder angefangen zu schneien und die Schneeflocken taumelten vom Himmel zur Erde und ließen den Boden anfangen zu glänzen. Paradox, wenn man durch das Fenster nach innen in die Villa Dude hineinschaute.
"Worauf wartest du denn, Wampus?", etwas Ungeduldiges lag in der Stimme des Schneevaters Damien. Gralon blickte seine Salami abermals an, die jetzt noch kleiner und leichter wirkte, als vorhin. Selbst seine Augen spielten ihm schon einen Streich. "Lasst uns gehen, zwei gefräßige und gierige Idioten sind vermeintlich zu viel für mich."
Frau Dude wurde es zuviel und sie ging schon wieder einige Schritte vor. "Wenn sie nicht in den nächsten drei Sekunden mein Haus verlassen...."
"Dann?", unterbrach Gralon sie neugierig.
"RAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAUS!", die Fenster bewegten sich und die Mauern wurden zum Zittern verdammt. Selbst Damien schlotterten für eine kurze Zeit die Füße und er ging zur eigenen Sicherheit knapp einen halben Fuß rückwärts, doch die Ironie und der Hass gegen Familie Dude kletterte wieder durch die Speiseröhre empor mit dem Ziel rückwärts zum Mund zu gelangen und dort in die Freiheit gelassen zu werden.
"Das Waisenhaus wird sich sicher über die Massen an Geschenke freuen..."
"Aber Mama, ES IST MEINS! MEINS!!! DIESE DUMMEN FIGUREN DÜRFEN DAS EINFACH NICHT!", quiekte die Stimme des zerknirschten Rodneys, den Blick auf Lady Dude gerichtet.
"Ach, Rodney liebes. Lass diese Nichtnutze gehen. Ich werde dir sofort Unmengen an Geschenken kaufen, herzallerliebster.", versuchte sie Balsam in die nicht vorhandenen Wunden zu schütten.
Die zwei Wächter waren ja fast gerührt und blickten auf diese ja so ergreifende Szene.
"Habt ihr nicht gehört, verschwindet aus meinem Haus!"
"Ich bringe die beiden nach draußen!", klang die Stimme des Lords, der versuchte seine Freude zu unterdrücken und stattdessen traurig zu klingen. Es gelang ihm jedoch nicht wirklich.
"Gut, du dummer Wampus!", quengelte das rotzfreche Balg.
"Du fettes Biest duzt mich bestimmt nicht!", sprach Gralon, bevor Damien ihn an das Kostüm packte und nach draußen zog.

"Übrigens nochmals vielen, vielen Dank!", freute sich der Hausherr [1]. "Hat mir viel Spaß gemacht und vielleicht würden sie so etwas mal wieder machen?"
Wie auf Kommando schüttelten die beiden Wächter heftigst die Köpfe, so waren ihnen die Geschehnisse längst zu Kopf gestiegen und waren froh, bald wieder aus den Haus zu sein. Da konnte es ja nur besser im Waisenhaus werden, welches als nächste Station auf ihren Spezialauftrag stand.

Ziemlich klein lag es da: Mitten in der Stadt stand das Waisenhaus und ragte gar nicht zwischen den andern Häusern heraus, obwohl es bekanntlich ja mehr Kinder beherbergte, als das schon zu riesige Anwesen der Familie Dude. Eine alte, vermoderte Hauswand und viele staubige Fenster machten es einmalig. Die beiden schlenderten trotzdem frohen Mutes zur Tür des Waisenhauses. Damien trug die Geschenke, welche die beiden noch von den Dudes hatten, in dem Sack immer noch auf dem Rücken. Das würde einen Hexenschuss geben, den er noch nie erlebt hatte, wusste Damien schon bevor die Wirkung eingetreten war. Die Tür öffnete sich.
"Tolle Technik!", staunte Gralon nicht schlecht.
"Wie meinst du?"
"Naja, bevor wir eingetreten sind öffnet sich die Tür, ganz von selber!", schwärmte Rekrut Banks über diese Technik.
"Gralon? Siehst du nicht, dass die Tür aufgemacht wurde?", Damien runzelte die Stirn, so das zum ersten Mal, seitdem Gralon mit ihm zusammen auf ihrer besonderen Streife waren, Falten sein Gesicht prägten.
Die überraschende Antwort Gralons war ein "Oh!", denn ein wenig war es ihm auch peinlich, etwas dämlich gegenüber seinen Mitwächter Damien dazustehen.

"Hallo, hier!", winkte eine hübsche Dame die beiden Wächter zu sich. "Aber leise, die Kinder warten oben."
Die Beiden tasteten sich nach vorne und erstarrten fast beim Anblick der Frau.
"Mein Name ist übrigens Karla Biuty, die Besitzerin dieses Waisenhauses. Ich finde es ganz toll, dass sie etwas für die Kinder tun, vielen Dank!", und schüttelte die Hände der beiden Wächter.
Überaus erfreut wandte sich sowohl Gralon als auch Damien zu Frau Biuty, wahrscheinlich eine ausreichende Entschädigung für den vorherigen Besuch.
"Hallo.", schoss es gleichzeitig aus den Mündern der beiden Wächter, die kleiner wirkten, als vor ein paar Minuten, wie sie sich einen Konflikt mit den Dude-Terroristen leisteten.
Die Frau fühlte sich geschmeichelt, brach aber die kleine Romanze schnell ab, denn die Kinder standen ja im Mittelpunkt des Abends.
"Lasst uns gehen, die Kinder warten schon sehnsüchtig auf den Schneevater und seinen treuen Gehilfen Wampus."
"Naja!", entgegnete Gralon und fuchtelte mit seiner Pappsalami herum. "Nachher werfe ich dieses verdammte Ding an die Seite."
Die drei betraten das kleine Haus. Die Blicke der Geschenkboten trafen immer wieder morsche Türen, staubige Fenster und Spinnenweben an den Fenstern. Das krasse Gegenteil des Gut Dudes. Auch hier war den beiden nicht wohl, wenn auch auf einer viel sympathischeren Weise. Ein Mittelding wäre genau richtig gewesen, die Kinder in der Villa, oder so. Sie gingen durch einen schmalen Flur, der nicht mal Platz bot, dass Damien neben Gralon gehen konnte, deswegen mussten sie in einer Reihe gehen. Nicht lange dauerte es, dass Frau Biuty stoppte. "Dahinter ist unser Gemeinschaftsraum, der indem die Kinder warten. Sie freuen sich schon so, seid Tagen ist nur etwas über den Schneevater zu hören."
"Und was ist mit Wampus?", erkundigte sich der Nachmach-Wampus.
"Die Kinder haben Angst vorm Wampus, denn sie fürchten sich vor der Salami."
Gralon wirkte etwas betrübt, denn er musste immer den gelben Johannes [2] spielen.
Spottend lachte Damien: "Augen zu und durch!"
"Nicht! Sonst stößt du dir den Kopf!", warnte ihn Gralon.
Karla Biuty öffnete die Tür und ein kleiner Lichtstrahl fiel auf ihren Körper. Welch eine schöne Frau, betrachtete Gralon sie.
Fast zwanzig Kinder saßen in Reih und Glied. Sie schauten ihre Heimleiterin an. Da trat der Schneevater hervor und zauberte ein Lächeln auf die Wangen der Verstoßenen.
"Kinder, begrüßt doch mal den Schneevater und seinen treuen Gefährten Wampus!", lächelte die Leiterin, deren Aufmerksamkeit jetzt nur noch "ihren" Kindern galt.
"Hallo Schneevater!", musste sich Gralon aus zwanzig Köpfen anhören. Kinder waren eh nichts für den jungen Rekruten. Genauso wenig wie er mit Frauen etwas anfangen konnte, so wollte er nichts mit Kindern anfangen.
"Hsss....hssss.....hsss...der Schneevater ist gekommen, wollen wir denn mal schauen, was er für euch mitgebracht hat?", die Kinder standen auf, liefen zum Schneevater hervor und staunten über die Gestalt, die jetzt wirklich Realität war. Unterdessen schaute sich Gralon den Gesellschaftsraum etwas genauer an. Ein Raum, der nicht durch seine Größe hervorstach, sondern durch seine Liebe zum Detail. Die Kinder hatten gebastelt, etliche Bilder vom Schneevater und den bösen Wampus aufgehängt. Sie hatten die Tische dekoriert und die Fenster mit Farben bemalt. Ein freudiger Raum, den die Kinder des Waisenhauses zusammengestellt hatten. Würde nicht eine Finanzspritze vom Patrizier gut tun, um das Haus auch von außen glänzen zu lassen. Selbst Gralon erfreute sich an diesem Raum, soviel Liebe die in ihm (den Raum) gesteckt wurde, hatte er noch nie zuvor gesehen. Selbst seine Mutter schenkte ihn früher in den ganzen Jahren nicht soviel Liebe, als er heute an einem einzigen Ort miterleben konnte. Frau Biuty versuchte den Kindern alles zu geben, um die Schmerzen zu lindern. Sie konnte sie wahrlich nicht heilen, doch schaffte die Frau es sie zu verkleinern. Die Kinder freuten sich einfach enorm Besuch zu haben. Sie standen selten im Mittelpunkt, und wenn, dann war es, wenn andere Kinder ihnen ihr monatliches Taschengeld ausraubten. Sofort wurde Gralon wieder eingeholt von der Realität der Wampus vom Schneevater zu sein.
"So wie heißt du denn?", ein kleiner Junge saß auf Damiens Schoß, der sich es in einem Stuhl bequem machte. Nein, er versuchte sich im Stuhl bequem zu machen, denn dieser war so unbequem und gab dabei noch komische Töne ab.
"Ich heiße Ernst Haugust von Hännoper."
"Ja, woher hast du denn diesen adligen Namen, mein Junge?"
Der Junge erzählte gerne und scheinbar fand auch Damien Spaß an diesem Teil seiner Arbeit. Besser als irgendwelchen Papierkram zu erledigen, oder wieder von Humph sich rumkommandieren zu lassen, schmunzelte G. Bleicht.
Der kleine Junge strahlte wie er konnte und blickte den Schneevater zufrieden an. "Mein Vater war früher einmal ein reicher Mann, bevor er leider starb. Weißt du, dass ich mich das ganze Jahr schon freue, das du vorbeikommst, und du bist ja noch toller, als ich mir das wirklich vorgestellt habe. Toll, in den Büchern steht immer noch etwas vom fröhlichen Schneevater mit einem rosa Gesicht, aber du siehst trotzdem viel besser aus!"
"Dann wollen wir mal schauen, was der Schneevater für dich mitgebracht hat!", Damien schaute in seinem Sack die vielen Geschenke, welche eigentlich für Rodney Dude bestimmt waren, an und nahm das erstbeste aus dem gefüllten Sack. Schnell zeriss der entzückte Junge das Geschenkpapier. Er hatte soeben vom Schneevater Essen erhalten. Süßigkeiten in ungeahnten Formen prägten dieses gigantische Geschenk. Etwas enttäuscht blickte der Junge wiederum hinauf zum Schneevater. Hätte ich mir denken können, ging durch Damien's Kopf und zückte diesmal ein kleineres Geschenk heraus.
"Stimmt, ich hatte noch etwas vergessenen. Ich werde alt.", versuchte sich Damien über die Runden zu retten. Hoffentlich würde so etwas nicht wieder bei den andern Kindern passieren.
Ernst Haugust schritt jenes Mal etwas langsamer. Man hätte denken können, dass sich das Paket bewegen würde, in Märchen hingegen könnte so etwas sein, aber nicht hier in Ankh-Morpork. Man hätte auch denken können, dass man ein Winseln im Paket hörte. Doch glauben wollte es man nicht. Bis der Junge das Paket vorsichtig öffnete und einen Papierkneul auf Halbhöhe hatte. Nein, es war kein Papierkneul, sondern eine magere Schnauze von einem Hund, der auf wackligen Beinen zum Vorschein kam. Ein Quieken nannte dieser sein Bellen und begrüßte seinen neuen Herrn. Strahlend drückte das Kind den Schneevater und wich von dessen Schoß auf den Boden. Spielend mit dem mickrigen Hund, der fortan den Namen Hasso trug. Es gab schon mal kleine Hunde, sie waren auch nicht so beliebt, doch der neue Hit aus Lancre war eben so ein Bonzai-Hund, wie diese ihn zu nennen pflegten, und erfreute sich auch großer Beliebtheit in Ankh-Morpork.
Frau Biuty atmete tief ein, blickte Gralon in die Augen. Er zuckte erneut mit den Schultern, denn einen Hund hätte auch er nicht erwartet. Süßigkeiten waren zwar nicht so besonders toll, aber das Lord Dude Hunde importieren ließ, um seinen Sohn zufrieden zustellen, kam ihm nicht in den Sinn. Selbst Damien, den nicht viel vom Hocker riss, zuckte kurzeitig zusammen, als der kleine von Hännoper das Geschenk öffnete. Ein Kind nach dem anderen verführte Damien mit den Geschenken und immer stand Gralon daneben. Er spielte mit seinem nutzlosen Beiwerk, der Pappsalami, herum und setzte sich neben die fröhlichen Kinder, die sich alle mit ihren Präsenten versuchten zu identifizieren. Sie rückten ein Stück an die Seite, in Anbetracht das Wampus neben ihnen saß. Der hingegen wartete darauf, dass Damien mit seiner Aufgabe fertig war.
Als es denn wirklich soweit war und der Schneevater seinen Dienst beendet hatte, schlossen die beiden, wieder in Begleitung mit Madam Biuty, die Tür.
"Hs.....hat mir gefallen bei ihnen!", nickte Damien zuversichtlich. "Wie sind denn so die Umstände hier im Waisenhaus?"
"Sie sehen, drei Kinder teilen sich ein äußerst kleines Zimmer; sie bekommen sehr wenig Freizeitgeld und die Miete für das Haus drückt ganz schön. Ich bin froh, dass der Patrizier wenigstens ein bisschen uns geholfen hat, und euch beiden Engel geschickt hat. Nochmal vielen, vielen Dank!"
Die beiden erröteten, als sie einen kleinen Kuss, auf ihre Wange bekamen. Na, okay Gralons Backen erröteten, aber bei Damien war das etwas undefiniertes, das man so hätte beschreiben können: Die Backen färbten sich ein wenig dunkler, doch diese Situation hielt nur für einen kurzen Moment an und die Wangen wollten wieder in ihre Ursprungsfarbe zurück, so erbleichte er wieder. Die beiden Wächter gingen nach draußen, wo es angefangen hatte dunkel zu werden.
"So ich danke nochmals!", zufrieden bedankte sich Frau Biuty ein letztes Mal.
Gralon hatte schon eine Zeit nichts mehr gesagt und sein Mund war trocken. Um wieder ein angenehmeres Gefühl zu bekommen, spielte er ein wenig mit dem Speichel im Mund, danach verabschiedete er sich: "Tschüss! Und nun wird das Teil verschwinden!", er trat mehrere Male auf die Salami, die nicht einmal eine Chance hatte sich zu wehren, oder gar zu fliehen.
"Ich hoffe, dass der Patrizier sich bald mehr um das Waisenhaus kümmern wird!", sagte Damien, der nun mehr als vorher vom Dasein des Waisenhauses überzeugt war. Schneevater und Wampus wollten nun schnell nach Hause, das Hause, welches von den Bürgern Stadtwache von Ankh-Morpork genannt wurde. Der Geruch des Ankhes verschwand allmählich wieder und es wurde für Fremde fast erträglich. Damien und Gralon waren so etwas gewöhnt.

"Sieht nach einem Ritual, oder ähnlichem aus!", schloss Cim Bürstenkinn, als er die Leiche einer älteren Dame begutachtete. Rince persönlich hatte Cim diesen Fall zugeteilt, denn, wie er sagte, war Rum gerade zu beschäftigt. Außerdem machte Cim Bürstenkinn immer auf ihn einen guten Eindruck, so wollte der Kommandeur einmal testen, wie Cim sich bei einem größeren Fall machte. Weiterhin hatte Cim Verstärkung von dem erfahrenen Aragorn, seines Zeichens SEALS-Verkehrsexperte, Unterstützung bekommen. Frau Humpeldick war eigentlich immer eine nette Frau gewesen. Sie kümmerte sich um Nachbarn, deren Tiere und war auch sonst eine wahrlich gutmütige Person. Solch Tat hatte sie nicht verdient. Umso schrecklicher war dieser unlizensierte Mord, der nicht nur die SEALS Abteilung quälte. Cim Bürstenkinn hatte so etwas wirklich noch nie gesehen, wenn er so etwas geträumt hätte, dann würde er wohl für verrückt erklärt werden. Doch da lag sie und neben ihm stand Aragorn, der sich Notizen machte. Rince hatte ihm wirklich einen schweren Fall aufgebrummt. Keine Spuren, nichts war zusehen, nur das dort Frau Humpeldick lag, an ihrem Arm war eine Schnitt und die Genitalien waren komplett verschwunden.
Cim stand vor der Dame und suchte nach Leuten, die für eine Tat mit solchem Ausmaß in Frage hätten kommen. Wenn, waren es sehr wenige und diese würde bestimmt keiner der Wächter kennen. Es musste ein Neuling sein, der noch nie so etwas begangen hatte, oder ein Zugereister, bedachte der Obergefreite.
Ein junger Mann, mit nach hinten geflochtenen Haar, schritt in den Raum geradewegs auf Cim zu, jedoch ohne der Leiche einen Blick zu schenken. Es war ein junger Rekrut, der durch diese Feuertaufe gehen musste. Selbst SEALS war zu beschäftigt noch mehr Leute zu schicken. Und der einzige, der noch helfen konnte war eben dieser Rekrut, den Cim befohlen hatte, den Anblick der Toten meiden zu sollen. Aus diesem Grunde schickte der Obergefreite den jungen Debütanten zu den Nachbarn, um etwas über die Tote und ihre Feinde herauszufinden.
"Sir, alle Nachbarn haben mir vermittelt, dass Frau Humpeldick eine äußerst beliebte Nachbarin sei, verzeihen Sie war. Sie hatte keine Feinde oder anderes, die sie tot sehen wollten!"
"Mh....", Cim fasste sich mit den Fingern an den Mund und überlegte. "Es wäre auch komisch gewesen, wenn man sie einfach töten wollte, dann würde man kein Ritual draus machen...Nein, es muss irgendjemand sein, der Frau Humpeldick gar nicht, oder wenn flüchtig kannte."
Ein anderer Mann trat ins Bild. Seine Haare waren schon grau und er hatte scheinbar vorher an der Leiche untersucht, so hatte er einen Notizzettel, Handschuhe mit Blut und einen Koffer. Auch er näherte sich Bürstenkinn und schilderte die Sachlage:
"Todeszeitpunkt 18.40 – 19.00. Keine besonderen Spuren an der Leiche. Die Todesursache ist, wie Sie sehen, nicht zu erkennen. So etwas abscheuliches kann wirklich nur ein Geisterkranker getan haben.", auch den Mann plagten noch viele Fragezeichen. "Aber sind wir nicht alle irgendwie krank?", zynisch lachte der ältere Herr, verabschiedete sich vom Tatort.
"Was euch betrifft...", Cim betrachtete alle andern Leute, die am Tatort arbeiteten. "...legt euch schlafen, solange ihr könnt. Diese Nacht dürfte wohl ziemlich spaßig werden. Also bleibt im Gebäude...in Bereitschaft!"
Die anderen, vor allem Menschen, legten, wenn auch nicht sehr erfreut, die Arbeit nieder, um ins Wachehaus auf den Pseudopolisplatz zurückzukehren. Und Cim hatte Recht, es würde eine lange Nacht werden...

Nur noch um drei Ecken dann waren sie endlich zurück in der Wache und konnten diese ekligen Klamotten ausziehen. Zwar war Gralons Zivilkleidung nicht gerade schön anzusehen, aber um vieles schöner als das Kostüm von Wampus. Die Kleidung wurde schwer und zum allen Elend wurden sie von jedem auf der Straße ausgemustert. Der Schneevater und "sein" Wampus erregten an diesem Abend fast noch mehr Aufsehen, als irgendwelche Aufstände von Vampiren.
Plötzlich schritt ein etwas dickerer Herr aus einem Haus. Er rannte auf und ab, fluchte und trat gegen eine Mülltonne.
"ICH WOLLTE KINDER, NEIN ANSTATT DESSEN HABE ICH EINE ALTE FRAU BEKOMMEN: MIT MIR KANN MAN ES JA MACHEN!", fluchend schritt die Person fort. Ihm folgte eine weitere Person, die durch seinen etwas dickeren Anzug trotzdem viel dünner erschien. Sie lief in die gleiche Richtung und wollte den anderen Mann besänftigen.
"Jetzt warte, du wirst schon deine Kinder bekommen!!!", waren die einzigen Worte, die zu Damiens und Gralons Ohren schwebten und so hörbar wurden.
Gralon wankte etwas benommen weiter. "Findest du das nicht auch sehr komisch?"
"Wirklich. Was will der mit Kindern??? Und außerdem, was ist mit der alten Frau, von der die erste Person sprach?"
"Wollen wir uns nicht quälen und zur Wache zurückgehen, okay?"
"Ja, schließlich war der Tag hart genug!", stimmte Damien zu.
"In Ankh-Morpork ist einfach alles komisch!", schloss Gralon, um seinen Gedanken zufrieden zu stellen. Allerdings wusste Gralon, dass dieser Gedankenzug es nicht zufrieden stellte. In der Wache angekommen konnten einige Rekruten einfach nicht verkneifen zu lachen, als sie die beiden Kollegen in Kostümen sahen. Mörf Zweibelbrink, der derweilen vor dem Kamin Platz genommen hatte, verschwand mit einem roten Kopf und ziemlich komischen Gesten aus dem Sichtfeld der kostümierten Wächter. Gralon und Damien blickten wieder auf, knirschten mit den Zähnen und machten sich dann auf direktem Wege zu dem Schlafsaal der Rekruten, um so nicht mehr ins Gespött zu kommen. Schon nach kurzer Zeit hatten sich die Wächter umgezogen, waren in die Betten gekrochen und versuchten zu schlafen. Gralon drehte sich einige Male und verkroch sich unter der Bettdecke, das jetzt so aussah als würde ein dickes Schwein unter der Bettdecke liegen, aber schaffte es in keinster Weise irgendwie einzuschlafen, weil er immer an diese dicke Person, welche den beiden auf dem Rückweg zur Kröselstraße begegnet war, denken musste.
"Damien?", fragte Gralon nervös. "Bist du noch wach?"
"Was ist denn?", nervend fragte Damien sich jetzt, ob er noch das Kindermädchen von Gralon spielen sollte.
"Ich kann nicht schlafen."
Warum musste immer Damien die Niete ziehen. Lag es an seinem bleichen Gesicht, oder wurde er einfach nicht gemocht. Was hatte er so schlimmes vollbracht, damit er mit Gralon Banks zusammenarbeiten musste. Es ging ihm immer wieder durch den Kopf, wie auf Rince Zunge ein Grinsen lag, als er den Namen Gralon Banks aussprach.
"Ich kann nicht einschlafen, Damien. Mir geht immer wieder dieses Bild durch den Kopf, als der dicke Narr durch die Straße lief. Äh, ich meine ich träume nie schlecht, aber wir haben es doch gesehen?", Gralon versuchte im Dunkeln irgendwo das Gesicht Bleichts zu erspähen. "Und dann kam noch eine so komische Person.......Dann.....hat Cim nicht etwas von komischen Morden gesagt?"
Damien seufzte, als er Gralons Verdacht gehört hatte. "Ja, aber das eine hat doch nichts mit dem anderen zutun, du kennst doch die Bürger Ankh-Morporks. Ehrenhaft und seriös.", lächelte Damien.
"Lass uns zu Cim gehen. Ich will hier nicht so liegen, ohne zu wissen was los ist. Zwar bin ich manchmal ein Schisshase, aber zusammen können wir das lösen. Dann braucht Cim Bürstenkinn nicht mehr arbeiten."
Damien seufzte abermals, als er diese bekloppte Idee hörte, jedoch wusste er, dass er in wenigen Sekunden nachgeben würde und die beiden auf dem Weg zum Pseudopolisplatz sein würden.
"Spinnst du? Weißt du, wie ich mir vorgekommen bin, als Cim uns in diesem Kostüm gesehen hat? Jetzt sollen wir seinen Fall übernehmen? Bei den Göttern! Außerdem sagte er selber, dass erfahrene Wächter daran arbeiten sollten, selbst Rince würde nur spöttisch Grinsen und uns zum Tresendienst für mehrere Wochen eintragen! Und woher willst du wissen, das die Leute etwas mit den Mord zu tun hatten..."
"Aber....", Gralon senkte den Kopf. "Dann reden wir einfach so mit Cim? Bitte!!!"
"Meine Güte, dann los. Bis mir die Tränensäcke am Kinn hängen.", gab Damien mit einer gewissen Härte nach, obwohl dies auch nichts bei Rekrut Banks nützen würde.
"Danke.", Gralon wanderte im Dunkel umher, auf der Suche nach Damien, stürzte dabei und viel ziemlich unsanft auf den Boden.
Jetzt waren sie wieder auf den Strassen Ankh-Morporks, um zu versuchen den Fall an sich zu reißen oder wenigstens mit Cim ihn zu lösen. Hätten sie gewusst, was da auf sie zukommen würde, dann hätten sie gewünscht niemals der Wache beigetreten zu sein.

"Maria Kleinwuchs, neun Jahre alt.", Aragorn versuchte möglichst den Worten Cims zu lauschen und dabei die wichtigsten Punkte zu notieren.
Eine kleine Menschenleiche lag am Boden, die hastig mit Kreide umrandet wurde. Eine ältere Dame, deren Aussehen sehr gepflegt wirkte, versuchte sich wahrscheinlich zu Tode zu heulen.
"Ich war doch nur fünf Minuten draußen, frische Luft schnappen...wer tut denn so etwas?", bemühte sich die Frau zu rechtfertigen.
"Wenn wir das wüssten, Frau Kleinwuchs. Wir müssen von einem Serientäter ausgehen, man sieht fast keinen Unterschied zur anderen Toten, außer vielleicht die Größe. Wir werden uns bemühen, den Täter zu erwischen.", Cim hatte keine Hoffnungen. Wie auch, ohne irgendwelche Spuren, Zeugen. Man musste die bekannte Nadel im Heuhaufen suchen, doch diese Nadel war noch eine viel kleinere als die anderen Exemplare und der Heuhaufen gab sich nicht sehr klein.
"Wir müssen einen Plan ausdenken, die weiblichen Bürger der Stadt beschützen."
"Cim, wie wollen wir das tun? Knapp zehn Wächter sollen Tausende von Frauen beschützen?", überlegte Aragorn, dem auch nicht sehr wohl war. "Ich weiß, wir können fast nichts tun, wenn uns nichts darauf hinweist.", gab er resigniert nach.

Gralon und Damien, ungeschminkt und in natura, betraten das Wachehaus am Pseudopolisplatz und schauten sich anfangs ordentlich nach der Einrichtung ihrer Kollegen an.
"An die Seite...", wurden sie von Fähnrich VidG Schmiedehammer angezischt.
"Entschuldigung, weißt du wo Cim Bürstenkinn sich aufhält, Sir?"
"Ja, am Tatort eines Mordes...nichts für euch Rekruten. Übrigens war vorhin eine aufgebrachte Lady Dude hier und hat sich über euch beschwert.", Schmiede grinste. "Gut gemacht, Jungs."
"Äh, ich dachte sie hätte sich beschwert? Du müsstest du jetzt mit uns schimpfen, zur Sau machen?", fragte Gralon den schmunzelnden Zwerg erstaunt.
"Familie Dude sind Prolls. Sie können mal spüren wie das ist.", Schmiedehammer blickte hinauf in die glasklaren Augen Damiens. "Gut gemacht, Damien. Auch du Gralon...hätte ich euch gar nicht zugetraut, Jungs."
Damien nickte bestätigend. "Wann wird denn der Obergefreite zurückkehren?"
"Rekruten, geht schlafen. Er ist an einem wichtigen Fall dran. Er hat keine Zeit mit euch zu reden."
Wieder öffnete sich die Tür der Wache, als Aragorn und Cim Bürstenkinn in das Vorzimmer eintraten, sich schüttelten und in die Runde blickten.
"Na, da ist er.", seufzte Fähnrich Schmiedehammer. "Bringt ihn aber nicht allzu lange von der Arbeit ab."



[1] Wenn man nach diesen Geschehnissen das Wort Hausherr bei Lord Dude noch in die Hand nehmen kann. Also würde Hausherr insofern passen, wenigstens bei normalen Menschen. Das wirft natürlich wieder die Frage auf, was normale.......usw.
[2] Man munkelt, dass in manchen Orten auf der Scheibenwelt gelber Johannes in schwarzer Peter geändert wurde.


Damien G. Bleicht

Cim blickte zuerst seinen Abteilungsleiter Schmiede, dann die beiden Rekruten verwundert an.
"Hallo Cim.", sagte Damien und wieder einmal wünschte Gralon, dass der Tonfall seines Mitrekruten nicht so unerträglich ruhig gewesen wäre.
Cims Blick pendelte zwischen dem besorgten Gesichtsausdruck Gralons und Damiens finsterer Miene hin und her. Er erinnerte sich kurz an den Augenblick, als er die beiden in ihren lächerlichen Kostümen gesehen hatte und überlegte schon, ob er einen lustigen Kommentar dazu geben sollte, entschied sich dann aber dagegen. Dieser mysteriöse Fall hatte ihm pünktlich zum Jahreswechsel gehörig die Stimmung verdorben.
"Verdammt, was wollt ihr?", gab er stattdessen genervt zurück, "Ich habe jetzt keine Zeit für euch, Rekruten!"
"Bitte, es dauert nicht lange!", bat Gralon mit einem Hauch von Verzweiflung in der Stimme.
"Hört mal.", sagte Cim so freundlich wie es ihm momentan möglich war, "Ich hatte einen langen Tag und vermutlich wird die Nacht auch nicht mehr viel besser werden. Warum lasst ihr mich also nicht einfach..."
"Sind das die Unterlagen zu diesen Morden?", fragte Gralon und blickte neugierig auf eine ziemlich dicke Aktenmappe, die Cim sich unter den Arm geklemmt hatte.
Cim zog hastig die Mappe weg. "Ich wüsste nicht, was euch das angeh...", begann er.
"Bitte Cim, wir haben nur ein paar Fragen, wegen deines Falls.", wurde er von Damiens ruhiger Stimme unterbrochen.
Cim riss ungläubig die Augen auf. "Ihr habt Fragen??? Der Fall wirft mir schon genug Fragen auf, da muss ich nicht auch noch..."
Abermals wurde Cim unterbrochen und die Rekruten erzählten ihm von der Begegnung mit diesen zwei seltsamen Männern und Gralons – zugegeben durch keinerlei Beweise gedeckten – schrecklichen Verdacht.
Cim gelang es, seiner Kehle ein verächtliches Lachen zu entlocken. "Und deshalb kommt ihr zu mir? Wegen einer völlig haltlosen Vermutung raubt ihr mir kostbare Zeit, in der der Mörder vielleicht schon sein nächstes Opfer gefunden hat?! Jungs, ihr habt vielleicht Nerven!"
Gralon stammelte nur noch. "Aber wir..."
Cim winkte forsch ab. "Rekruten, ich bitte euch, geht nach Hause und wartet darauf, dass der fröhliche dicke Mann im roten Mantel euch eure Geschenke bringt." Er blickte kurz in Damiens starre Augen. "Obwohl es inzwischen wohl eher "der grimmige bleiche Bursche im roten Mantel" heißen müsste.", fügte er hinzu und konnte sich ein Grinsen nur mühsam verkneifen.
Damien blickte zu Gralon, dem die Verzweiflung nun deutlich anzusehen war. Der bleiche Rekrut bemerkte, dass die Lippen seines Gefährten zu beben begannen und für einen Moment schien Gralon Banks zu überlegen, was er jetzt tun sollte. Doch als Cim sich umwandte um zu gehen, sprang Gralon plötzlich ohne Vorwarnung vor und riss dem verdutzten Obergefreiten einfach die Mappe mit den Fallunterlagen aus der Hand.
"He, was soll...", begann Cim.
Schmiedehammer rief fassungslos: "Rekrut Banks, du kannst doch nicht einfach..."
Cim rannte auf Gralon zu, der panisch "DAMIEN!!" rief und die Mappe dem bleichen Rekruten, der gar nicht wusste wie ihm geschah, zuwarf. Damien fing sie verdutzt auf und blickte verwirrt auf die Unterlagen in seiner Hand. Schmiede und Cim gingen auf Damien zu.
"Gaaanz ruhig, Rekrut Bleicht.", sagte Schmiede in beruhigendem Tonfall, "Gib mir einfach die Mappe..."
Ja, gib sie ihm, flüsterte die Stimme der Vernunft, Gib ihm die Mappe, dann hast du nichts zu befürchten. Dies war einzig und allein Gralons Idee, du hast damit nichts zu tun. Jener Ratschlag erschien Damien plausibel und richtig. Er wollte schon Anstalten machen dem Fähnrich einfach die Mappe in die Hand zu drücken, als sich plötzlich eine andere Stimme in seinem Kopf zu Wort meldete: Du lernst es nie, nicht wahr? Tust brav alles, was man dir sagt, ja? Und wenn Gralon nun Recht hat mit seiner Vermutung und wir einfach eine Chance an uns vorbeiziehen lassen, diesen Fall zu lösen und allen zu beweisen, dass wir nicht die Versager sind für die uns so gut wie jeder in der Wache hält? Ich sage, krall dir die Mappe und mach dich aus dem Staub so schnell es geht!
Damien war entsetzt über diesen Vorschlag. Um so schockierter war er, als er feststellte, dass seine Füße einen Schritt zurück traten.
"Rekrut Bleicht? Ich habe dir einen Befehl gegeben!", brachte Schmiede hervor.
Damien trat einen weiteren Schritt zurück und hörte sich selbst sagen: "Tut mir leid Fähnrich..."
"Was fällt dir ein?!?!", rief Schmiede, "Cim, schnapp dir die Mappe!!"
Selbst du hast eine Stärke, nicht wahr?, sagte der inzwischen verhasste Teil Damiens, LAUF!
"Gralon?", sagte Damien aus dem Mundwinkel, als Schmiede und Cim näher kamen.
"Ja?"
"LAUF!!"
Damien wirbelte herum und rannte durch die Vorhalle des Wachhauses.
"Lass ihn nicht entkommen!!" brüllte Fähnrich Schmiedehammer.
Na, diese Worte kennen wir doch, dachte Damien genervt. Er hielt genau auf den Ausgang zu, als Cim ihm in den Weg sprang. Doch Damien war schon zu oft von blutrünstigen Männern durch dunkle Gassen gehetzt worden, als dass er sich davon aufhalten ließe – Furcht verleiht Flügel. Hastig rollte er sich ab und kam blitzschnell hinter dem Obergefreiten wieder auf die Beine. Er rannte auf Gralon zu, packte diesen bei der Hand und zog ihn hinter sich her, durch die Tür des Wachhauses. Ein verärgerter Schmiede stapfte ihnen einige Schritte durch den Schnee nach, doch sie waren schon zu weit entfernt, als dass er sie noch eingeholt hätte.
"PASST AUF, WENN WIR EUCH ERWISCHEN!!!", schrie er ihnen hinterher, "IHR WERDET SUSPENDIERT, HÖRT IHR?!?!! MACHT EUCH AUF WAS GEFASST!!!"

Damien hörte die zornigen Schreie nur noch als hallendes Echo. Er rannte durch die verschneiten Straßen, zerrte Gralon, der Schwierigkeiten hatte, mitzuhalten.
"Du Narr!!", schrie er immer wieder und wusste dabei nicht einmal, ob er damit Gralon oder sich selbst meinte, "DU VERDAMMTER NARR!!"

FORTSETZUNG FOLGT...



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